der ganzen Chronik

June 14, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Chronik Heyen

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1.1

Vorwort / Grußworte

Vorwort der Arbeitsgruppe Chronik Als zum Jahresanfang 2003 die Idee zur Zusammenstellung von Texten und Urkunden zum Dorfgeschehen zu einer Art Chronik geboren wurde, fand sich bald ein kleiner Kreis von an dem Projekt Interessierten zum Informationsaustausch zusammen. Nach einer ersten Sichtung der Sammlungen unserer „Dorfchronisten“ Friedel Peter, Albrecht Rother und Hermann Wiemann kam der Arbeitskreis, dem neben den Genannten auch Manfred Duttmann, Peter Klatt, Ernst Struckmeier und Michael Zieseniß angehörten, schnell zu der Einsicht, dass sich die von ihm zusammen zu stellende Sammlung von Beiträgen zur Ortsgeschichte nicht in der Wiedergabe von Dokumenten zur Wirtschaftsführung und Abschriften aus den Kirchenbüchern beschränken dürfte. Vielmehr sollte die Chronik möglichst viele Facetten des dörflichen Lebens über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit hinein widerspiegeln. Ausgehend von der Namensgebung des Ortes, der Beschreibung seiner Lage und seiner ersten urkundlichen Nennung sollte das Leben in Heyen und in seiner Umgebung in der Vergangenheit zur Gegenwart dem Leser an Hand der Texte, Bilder und Dokumente deutlich werden. Der Alltag auf dem Lande erforderte zu allen Zeiten von den Menschen durch deren Gebundenheit an die Obrigkeit ein großes Maß an Anpassung und Beharrlichkeit. Grund und Boden mussten immer wieder gegen alle möglichen Angriffe der Natur und auch gegen äußere Feinde verteidigt werden. Kriegs- und Friedenszeiten führten zu einem Auf und Ab in den Lebensverhältnissen jeder einzelnen Familie. Der Fortschritt in der Wirtschaftsführung wird in den Abschnitten zur Landwirtschaft im Wandel verdeutlicht. Das Wachsen und der Niedergang verschiedener Wirtschaftsunternehmen vor Ort ist ebenfalls in Beiträgen behandelt. In einem weiteren Teil sind die heute und früher in Heyen wirtschaftenden Höfe in Bildern unter Angabe der auf ihnen über Generationen lebenden Familien erfasst. Das Höfesterben ist auch in Heyen weit fortgeschritten. Drei der fünf zur Zeit noch betriebenen Landwirtschaften werden mit ihren unterschiedlichen Betriebsschwerpunkten vorgestellt. Allen Gewerbebetrieben ist ebenfalls der Platz zur Darstellung ihrer Wirtschaftsschwerpunkte gegeben worden. Die Bedeutung der Schule und der Kirche bis zur Schließung bzw. Verlegung der beiden das Dorfleben prägenden Einrichtungen nach Halle wird in den Beiträgen der in Heyen wirkenden Lehrer und Pastöre deutlich. Durch die Aufgabe des Grundschulstandorts Heyen und der Auflösung der Pfarrstelle Heyen-Esperde sind kulturelle Kristallisationspunkte verloren gegangen. Die Vereine und Verbände haben ebenfalls den Weg ihrer Entwicklung mit Darstellung zum Vereinsgeschehen und Protokollauszügen aufgezeigt. Durch

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Chronik Heyen bebilderte Beiträge über nicht mehr aktive Vereine wird die Erinnerung an diese wach gehalten. Natürlich bedarf die Darstellung der wichtigsten Ereignisse der Ratsarbeit der politischen Gemeinde eines eigenen Kapitels. So sind an Hand der Protokollauszüge wichtigen Weichenstellungen seit der Nachkriegszeit bis heute nachvollziehbar.

Die vorliegende Chronik ist eine Gemeinschaftsarbeit. Viele Bürgerinnen und Bürger aus Heyen und Umgebung haben durch eigene Beiträge und auf Befragen wichtige Einzelheiten zu den namentlich kenntlich gemachten Textbeiträgen geliefert. Bildgestaltung und Layout lang in den Händen von Michael Zieseniß. Der „Arbeitskreis Chronik“ bedankt sich bei allen Beteiligten für die ihm gewährte Unterstützung. Folgende Sponsoren haben die Erstellung der Chronik durch eine Spende unterstützt: Lehrinstitut für Akupunkt-Massage nach Penzel Heyen, Sparkasse Weserbergland - Direktion Bodenwerder, Volksbank Hameln-Pyrmont - Zweigstelle Bodenwerder, und weitere, die nicht genannt werden wollen.

Gemeinsame Aufnahme des Arbeitskreises Chronik und Mitglieder der Arbeitsgruppe „Historischer Markt“ sowie weitere Mitglieder des Festausschsses der 1000 Jahrfeier.

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Chronik Heyen

1.2

Grußwort des Bürgermeisters

In den Tausend Jahren ihrer wechselvollen Dorfgeschichte haben die Einwohner von Heyen Höhen und Tiefen erlebt. Kriegerische Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen machten das Leben auf dem Lande nicht immer einfach. Die Veränderungen in Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stehen für eine flexible Anpassung der Menschen an den steten Wandel des Lebens im Dorf. Ausführlich werden in den folgenden Abschnitten diese Veränderungen aufgezeigt und ich kann heute schon voraussagen, dass sich auch in Zukunft ein Wandel nicht aufhalten lässt. Um so mehr freue ich mich und bin dankbar zugleich, dass es die Menschen stets geschafft haben, mit den wenigen Mitteln, die zur Verfügung standen, eine intakte Dorfgemeinschaft zu erhalten. Das rege Verbands- und Vereinsleben, wie es in dieser Aufzeichnung noch ausführlich geschildert wird, ist die Basis für das Dorfleben über die 1000-Jahrfeier hinaus. Mit Bravour haben die Einwohner Heyens gemeinsam die Nöte der Nachkriegszeit gemeistert. „Alteingesessene“ und die Vertriebenen aus den Ostgebieten, zusammen mit den Evakuierten aus den zerbombten Städten haben auf engstem Raum zusammengelebt. Es ist schön, dass Heyen für einige zur neuen Heimat geworden ist. Die Zusammenstellung dieser Chronik wurde möglich, weil sich schon seit Jahren Einwohner mit ihren Erinnerungen, insbesondere an mündliche Überlieferungen, in das Dorfgeschehen eingebracht haben. Hier ist Wilhelm Steinbrink zu erwähnen, der in vielen Gesprächrunden seine geschichtlichen Erfahrungen gern kundgetan hat. Die einzelnen Berichte forderten ein hohes Maß an Zeitaufwand von jedem, der Beiträge verfasst hat. Mein Dank gilt dem Arbeitskreis „Chronik“, und hier besonders Hermann Wiemann, Friedel Peter und Albrecht Rother. Vom 4. bis 6. Juni dieses Jahres feiert Heyen die 1000ste Wiederkehr seiner ersten urkundlichen Erwähnung. In umfangreichen Planungsgesprächen bereiten die Arbeitskreise „Festausschuss“ unter Vorsitz von Matthias Wiemann und „Historischer Markt“ unter Vorsitz von Hannelore Maaß, das Jubiläumsereignis vor. Ihnen danke ich für den großen Arbeitseinsatz. Heyen wird sich seinen Gästen in einer festlichen Atmosphäre präsentieren. Möge das Jubiläum bei Jung und Alt als schönes und freudiges Ereignis in guter Erinnerung bleiben. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieser Chronik eine lehrreiche Lektüre und eine kurzweilige Unterhaltung zugleich.

Reinhard Meyer Bürgermeister

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Chronik Heyen

1.3

Grußwort des Landkreises

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Chronik Heyen

1.4

Grußwort der Samtgemeinde Bodenwerder

1000 Jahre Gemeinde Heyen – ein stolzes Geburtstagsjahr, zu dem die Samtgemeinde Bodenwerder ganz herzlich gratuliert und die besten Wünsche übermittelt. Der Ort Heyen über die Jahrhunderte viele Höhen und Tiefen durchlebt und sich bis heute behauptet. Die vorbildliche Dorfgemeinschaft und das große ehrenamtliche Engagement der hier lebenden Menschen bei den verschiedensten Veranstaltungen und Aktivitäten, findet immer wieder weit über die Grenzen der Samtgemeinde Gehör und Anerkennung. Ob die Tage des Wohlbefindens oder die Maifeiern, ob Bingo oder die jährlichen Neujahrsempfänge, in Heyen stehen die Menschen zueinander, was sich auch positiv auf die Dorferneuerung auswirken wird. Heyen hat sich zu einem modernen lebendigen Dorf entwickelt, in dem auch die Wirtschaft u. a. mit dem Lehrinstitut APM, der Gärtnerei Sporleder und der Tischlerei Diekmann, die immer wieder Spitzenkräfte ihres Fachs ausbildet, zu dem Ort stehen. Die Menschen in Heyen haben sich ihren eigenen Charakter bewahrt und das starke Eigenleben und die dörfliche Gemeinschaft im guten Sinne weiterentwickelt, was so machen Nachbarn beeindruckt und auch manchmal neidisch macht. Dennoch werden alle an der Feier teilnehmen, ein schönes Zeichen von Zusammengehörigkeit und Heimatbewusstsein innerhalb unserer Samtgemeinde. Ich wünsche der Gemeinde Heyen auch weiterhin eine selbstbewusste, aktive kommunale Selbstverwaltung und ein fröhliches und harmonisches Jubiläumsfest.

Herbert Bröckel Samtgemeindebürgermeister

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Chronik Heyen

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Der Name Heyen

Hegen wird in früheren Veröffentlichungen oft als ”Heim des Hego” bezeichnet. Sollte Hegen nicht einfach von hegen kommen? Ein Ort, der gehegt und gepflegt wurde! Namensformen und Schreibweisen: 1197 wurde nach dem e ein y zugefügt, aus Hegen wurde Heygen. 1304 entstand unter Weglassung des H Eygen. 1310 Heyen, 1320 Eyhem u. Heyghem, 1547 Heyne, 1759 Heien u. 1859 Heyen. Ein Hego ist ein oder mehrere Siedler die sich zum Schutz mit einem Zaun umgeben. Textquellen: 1004 1017 1025 1039 1197 1304 1310 1313 1316 1320 1320 1340 1359 1400 1461 1545 1547 1759 1859

Hegen Hegen Heigen Heigen Heigen Eygen Heyen Heyen Heyen Eyhem Heyghem Heyghem Heyghem Hoyen Heyen Heien Heyne Heien Heyen

(DH II 87) ebda 362 (DK II 19, DH III 7) (Westf. UB II S. 255) (Sud I, S. 109) (UB Br, IV Nachtr. 292 und mehrfach 1. Hälfte 16 Jh. (Westf. UB X 312, 507) (Sud I, S. 115) (Sud I, S. 111) (Gesch. v. Hake, S. 33) (UB Hameln, I 494 und mehrf. 15.-16. Jh.) (Kopb) (VII B Hs 17) (Gesch. v. Hake, S. 87) (ER 214) Mi 16. u. 18. Jh. (Calenb. UB III 942) ( G.L.V. ) ( Sep. )

Historische Landkarte aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg

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Chronik Heyen

2.1

Das Wappen von Heyen

Am 20. Juni 1975 wurde vom Gemeinderat der Beschluss gefasst, Heyen mit einem Wappen auszustatten. Die amtliche Wappenbeschreibung lautet: „In Rot über grünen, silbern gebördeltem Dreiberg ein goldenes, senkrecht und waagerecht geteiltes, über Kreuz gebundenes, jeweils an den Enden gewinkeltes Kreuz.“

Das Kreuz steht für die Kapelle auf dem Heiligenberg. Der grüne Berg stellt den Ringwall dar.

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Chronik Heyen

2.2

Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte.

(Dr. Jochen Lepper)

Die erd- und landschaftsgeschichtlichen Prozesse, die den heutigen Naturraum um den Heiligenberg geprägt haben, reichen erdgeschichtlich bis in das jüngere Erdaltertum (Paläozoikum) zurück: In diesem jüngeren Erdaltertum (Paläozoikum), vor ca. 300 Millionen Jahren und damit lange bevor wir Menschen unseren Planeten Erde besiedelten, wurde im Zuge der von Süden nach Norden voranschreitenden varistischen Faltengebirgsbildung das Gebiet des heutigen Mittleren Weserberglands erstmals landfest. Bald darauf ebneten jedoch Verwitterung und Abtragung die zuvor entstandene Faltengebirgslandschaft wieder ein, sodaß ein anschließender Meeresvorstoß von Norden kommend bis weit nach Süden vordringen konnte. Damit entstand im jüngsten Erdaltertum zur Zechstein-Zeit ein kontinentales Nebenmeer, welches weite Teile des heutigen Mitteleuropas bedeckte. Im Gebiet des heutigen Mittleren Weserberglands setzten sich aus dem Meerwasser unter vorherrschend heiß-trockenen Klimaverhältnissen und darauf zurückzuführenden hohen Verdunstungsraten eine sich mehrfach wiederholende Abfolge von Eindampfungssedimenten bestehend aus Karbonaten (Kalk und Dolomit), Kalzium-Sulfaten (Anhydrit), Steinsalz und schließlich leicht löslichen Kalisalzen sowie Toneinschaltungen ab. Unmittelbar vor der Zeitenwende Erdaltertum/-mittelalter (Paläozoikum/Mesozoikum) zog sich dann das Meer zunächst wieder nach Norden zurück und es folgte zur anschließenden Buntsandstein-Zeit, dem ältesten Abschnitt der Trias, wiederum eine Festlandsperiode. Weitläufige Flußsysteme transportierten zu dieser Zeit von den südlich gelegenen Abtragungsgebieten große Sand- und tonig-schluffige Schlammmassen in den Ablagerungsraum der Hessischen Senke. Infolge saisonaler, monsunartiger Niederschläge kam es auch zur vorübergehenden Ausbildung stehender Gewässer nicht nur in Form von kleinen Tümpeln sondern auch von weiträumigen aber relativ flachen Binnenseen. Der Südostteil des Heiligenbergs ist im Wesentlichen aus Sedimenten der Solling-Folge (dem höchsten Abschnitt des Mittleren Buntsandstein) aufgebaut. Deren Sandsteine wurden teils als Gleithang-Sedimente windungsreicher Fließgewässer, teils als Rinnensedimente abgelagert. Eingeschaltet finden sich auch feingeschichtete Sand-Ablagerungen von Überflutungsebenen und gelegentlich von Totarmgewässern. Die Nordost-Abdachung des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg bilden schließlich die Tonigen Grenzschichten der Solling-Folge, deren Schluffablagerungen in weitläufigen Überschwemmungsebenen abgesetzt wurden. Zur Zeit des jüngeren, d.h. Oberen Buntsandstein, auch Röt genannt, folgten darauf Verdunstungs- und Schlammabsätze einer zeitweilig austrocknenden, weit über Norddeutschland hinausreichenden Binnensenke, die sich -ähnlich wie im Zechstein -- aus Sulfat-, örtlich auch Steinsalzablagerungen, vor allem aber aus unterschiedlich gearteten kalkigen Tonsteinen, sog. Mergeln, zusammensetzen. Eine neuerliche Meeres-Überflutung des Germanischen Trias-Beckens zur Muschelkalk-Zeit führte zur Ablagerung mehr oder weniger flachmariner Kalkschlämme mit eingeschalteten karbonatreicheren Lagen, die durch einen hohen Anteil von Fossilbruchstücken (sog. Schillkalke) gekennzeichnet sind. Im Zuge einer (neuerlichen) Eindampfungsphase während des Mittleren Muschelkalk, wiederum vergleichbar der Entwicklung im Zechstein und Oberen Buntsandstein, wurden erneut Sulfat-Ablagerungen ausgeschieden. Auf diese folgen nochmals mächtigere normalmarine Schillkalke und schließlich eine dünnschichtige Wechsellagerung von Mergeln und Kalken, die den Abschluß des Muschelkalk gegen die überlagernde Schichtfolge des Keuper bildet. Vom Keuper, dem jüngsten Zeitabschnitt der Trias, sind im näheren Umfeld des Heiligenberges nur die untersten Schichtanteile in Form von lokalen Erosionsrelikten erhalten. Unter amphibischen Ablagerungsbedingungen wurde zu dieser Zeit eine wechselhafte Folge von Flußsanden mit dünnen kohligen Einschaltungen , schlammigen Hochwasserabsätzen, tonige Seesedimente bis hin zu kalkig-dolomitischen Ablagerungen eines Flachmeeres abgesetzt. Die darauf folgenden Schichten des Mittleren und Oberen Keuper sowie die des Jura und der Kreide wurden im Bereich des heutigen Heiligenbergs zwar ebenfalls abgelagert, in der Folgezeit jedoch wieder abgetragen. Sie finden sich heute verbreitet im Lipper Keuperbergland links der -8-

Chronik Heyen Weser, der Jura im Bereich der Ithbörde und der Schichtrippe des Ithkamms und schließlich die Kreide in der Münsterländer Kreidemulde sowie im Kern der Hilsmulde. Infolge der Auflast von diesen jüngeren Deckschichten und unter dem Einfluß des geologischen Faktors „Zeit“ verfestigten sich die Ablagerungen des Buntsandstein im Wesentlichen zu Sandsteinen, Ton- und Schluffsteinen, die kalkigen Meeresabsätze des Muschelkalk hingegen zu Kalk- und Mergelsteinen und die jüngeren Ablagerungen nach und nach entsprechend. Gegen Ende der Oberkreide und damit um die Zeitenwende Erdmittelalter/-neuzeit (Mesozoikum/Känozoikum) wurden dieser ursprünglich horizontal abgelagerte Schichtenstapel von Sedimentgesteinen zwischen Stadtoldendorf am Nordrand des Sollings und Kassel im Süden sowie zwischen Bad Karlshafen und Hardegsen zu einer weitgespannten aber schildförmig flachen, in sich jedoch untergliederten Gewölbestruktur verstellt. An deren Nordrand drang emporquellendes Zechstein-Salz an einer langgezogenen Schollengrenze, die sich von Lüthorst über Rühle – Bodenwerder bis Hameln erstreckt (Hameln-Elfas-Überschiebung) und welche die Solling-Pyrmont-Großscholle von der Hils-Großscholle trennt, in ein höheres Stockwerk, dem Schwächelager der Salinar-Schichten des Oberen Buntsandstein, ein. Mit diesem Salzeinschub wurden Teile der zur Hils-Großscholle gehörenden Dachscholle (Südwest-Abschnitt des Heiligenberges) auf der flach ansteigenden Überschiebungsbahn über dem einspießenden Salzkeil „huckepack“-artig von Nordosten nach Südwesten verfrachtet und die in deren Stirnbereich verbreiteten Muschelkalk-Schichten aus ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung nach Südwesten verkippt (nordwestlicher Abschnitt vom Heiligenberg zusammen mit dem anschließenden Hopfenberg). Mit diesen -- endogen ausgelösten (d.h. erdinnenbürtigen) -- Prozessen der Salzbewegung einhergehend wurden infolge exogener Einwirkungen nach und nach die bis dahin abgelagerten jüngeren Deckschichten ab Mittlerem Keuper im Solling und Vogler mit dem angegliederten Heiligenberg bis auf den Mittleren Buntsandstein heruntergreifend wieder abgetragen und die zerlappte Steilstufe und einzelne Zeugenberge des Unteren Muschelkalk in der Umrahmung der Buntsandstein-Aufwölbung herauspräpariert. Im Verlauf des Pleistozän (Eiszeitalter) schnitt der sich mehrfach verlagernde Weserlauf mäanderförmig in diese verkippten Schichtfolgen ein. Im Wechsel mehrer Kalt- und Warmzeiten schotterte der Fluß während der Kaltzeiten bei zunächst mangelnder Transport- bzw. Erosionsleistung Terrassen-Kiese und –Sande auf, in die er sich unmittelbar darauffolgend jeweils bis auf ein tiefer gelegenes Talboden-Niveau wieder einschnitt und dabei die landschaftsprägenden Talmäander zwischen Bevern und Hajen einschließlich des ehemaligen Umlaufberges, dem Schiffberg zwischen Hehlen und Bröckeln herausmodellierte. Während der Warmzeiten hingegen war die Flußaktivität allgemein gering. Den Abschluß der jüngsten und flächenhaft erhaltenen Weser-Terrasse, der Weichsel-zeitlichen Niederterrasse, bildet zwischen Heiligenberg und Hehlen ein hier örtlich außergewöhnlich mächtig entwickelter Komplex von Vulkan-Asche-Horizonten eines 12 900 Jahre zurückliegenden explosiven Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in der Eifel, der ca. 240 km von Bodenwerder entfernt liegt. Während der Fall-Out der Asche-Wolke im Weser-Leine-Bergland in der Regel zur Ablagerung einer nur wenige Zentimeter dicken Ascheschicht führte, wurden diese bei Bodenwerder mit Ausklingen der letzten Eiszeit, der Weichsel-Kaltzeit, oberflächlich zumindest lokal abgetragen und im Wesertal in einem örtlich 140 cm erreichenden Schichtpaket von ca. 1 mm großen Bimspartikeln vom Wasser wieder zusammengespült. Die Auelehme im Bereich der flachen Talniederung der Weser und die Altarmablagerungen am Fuß des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg sowie örtliche Quellkalk-Bildungen und mächtige Hangschutt-Decken am Fuß vom Heiligenberg sind die jüngsten Ablagerungen der geologischen Gegenwart, des Holozän. Auf der Grundlage der hier nur in groben Zügen zu skizzierenden erdgeschichtlichen Entwicklung, die sich am Heiligenberg-Hopfenberg- Bergrücken in einer Vielzahl von Aufschlüssen nachzeichnen lässt, ist zusammenfassend festzustellen, dass dieser Bergrücken in der Trias-9-

Chronik Heyen Landschaft des Mittleren Weserberglands geradezu eine klassische „Trias-Quadratmeile“ repräsentiert: Hier können nicht nur alle wichtigen Schichtabschnitte des höheren Buntsandstein und Muschelkalk in natürlichen Felsanschnitten und in von Menschenhand geschaffenen Steinbrüchen studiert werden, sondern auch die komplizierten Lagerungsverhältnisse im Grenzbereich zwischen der Solling-Pyrmont-Großscholle und der Hils-Großscholle beispielhaft erläutert werden.

Der Südhang des Heiligenberges bei Heyen. (Foto: Dr. Jochen Lepper) - Die Weser am Fuß des Prallhanges ist durch die flache Talaue verdeckt. Der Bergrücken des Heiligenberges ist durch eine im Gesteins- und Vegetationsbestand deutlich erkennbare, von Osten (Bild: Rechts) nach Westen (Bild: Links) flach ansteigende Verwerfung, die im Foto schwarz nachgezeichnet ist, aufgeteilt: Ost-Scholle des Heiligenberges: im Wesentlichen aufgebaut aus den Schichten der Solling-Folge (Mittlerer Buntsandstein) mit dem ehemals in mehreren Steinbrüchen gewonnenen Bausandstein und der (im Bild: Rechts) deutlich erkennbaren Abraum-Halde. Wie in diesem Steinbruch und weiterhin in Buntsandstein-Anschnitten erkennbar, fallen diese Schichten nach Nordnordosten, d.h. in Richtung auf den Ith-Kamm, der hinter dem Heiligenberg-Rücken - von diesem verdeckt - liegt, hinein. West-Scholle: Westlicher Teil des Heiligenberg-Rückens mit anschließendem Hopfen-Berg, der allerdings bereits links außerhalb des Bildes liegt; aufgebaut aus Muschelkalk-Schichten (z.B. erkennbar im Felsanschnitt links im Bild). Diese Schichten fallen gegensinnig zum Buntsandstein halbsteil nach Südwesten (d.h. im Bild nach vorne-links) ein.

Weiterführende Schriften und Schlüssel-Literatur: BALDSCHUHN, R., FRISCH, U. & KOCKEL, F. (1996): Geotektonischer Atlas von NW-Deutschland.- 8 S., 24 Anl.; Hannover. HENNINGSEN, D. & THIEM, W. (2000): Laacher-See-Bimstuffe in einem Quartär-Profil bei Hehlen südlich von Hameln/Weser. - N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 218: 285-306; Stuttgart. HERRMANN, A., HINZE, C. & STEIN, V. (1967): Die halotektonische Deutung der ElfasÜberschiebung im südniedersächsischen Bergland.- Geol Jb., 84: 407-462; Hannover. HOLLÄNDER, R. (2000): Vom Salzkeil zur Decke – Struktur und Entwicklungsgang der VoglerHomburgwald-Decke.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 142: 78-148; Hannover. KOCKEL, F. (1984): Erläuterungen zu Blatt Hannover (C 3922) 1:100 000.- Geotekt. Atlas Nordwestdeutschland: 34 S., 32 Anl.; Hannover (Unveröff.). KOCKEL, F. (1986): Erläuterungen zu Blatt Holzminden (C4322) 1:100 000.- Geotekt. Atlas Nordwestdeutschland: 21 S., 20 Anl.; Hannover (Unveröff.). LEPPER, J. & MENGELING, H. (1990): Geologische Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark Solling-Vogler 1:100 000; Neuhaus - Hannover. LEPPER, J. (1991): Beiheft zur Geologischen Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark Solling-Vogler 1:100 000. - Beih. Ber. naturhist. Ges. Hannover, 10: 51 S.; Hannover. REIMANN, M. (1987): Geologie, Petrographie und Vergipsung der Zechsteinsulfatvorkommen von Stadtoldendorf und Osterode/Harz.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 129: 57-84; Hannover.

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Chronik Heyen

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Vorgeschichte

(Kurt Wiemann)

Heyen liegt zwischen Ith und Weserbergland am Rande der Ithbörde. Im Süden des Dorfes führt eine Straße über die Weserbergkette, die hier Heyer Holz heißt, zur Münchhausenstadt Bodenwerder an der Weser. Während das Oberdorf hügelig ist, da es von Ausläufern des Heyer Waldes umgeben wird, liegt das Unterdorf und die Feldmark zum größten Teil in der Ebene. Die Feldmark reicht weit in die Ithbörde hinein bis an die Felder des Dorfes Bremke am Fuße des Ith. Dorthin führt auch die aus dem Oberdorf kommende Bodenwerdersche Straße, die im Unterdorf Ithstraße (Esperder Straße) heißt. An ihr liegen die meisten Häuser, so dass das Dorf in der Ebene ein Straßendorf darstellt. Das Oberdorf dagegen ist ein Haufendorf. Hier hat die Siedlung, die sich 1004 als Hegen (Heim des Hego) erwähnt wird, begonnen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass man im Oberdorf Keller bauen konnte. Im Unterdorf, wo es die neueren Höfe und Häuser gibt, finden sich keine unterirdischen Keller, denn der Grundwasserspiegel liegt zu hoch. Die Grenze zwischen Oberdorf und Unterdorf bildet die Landesstraße L424, die die Bodenwerdersche Straße im rechten Winkel schneidet. Die benachbarten größeren Orte an dieser Straße sind im Osten Halle und die Raabestadt Eschershausen am Ith, im Westen Börry und die Rattenfängerstadt Hameln an der Weser. Die Kreuzung im Dorf heißt heute Thie, denn früher ist dort einmal der Thingplatz gewesen. Halle und Heyen haben an der karolingischen Heerstraße gelegen. Immer, wenn Kriegszüge unsere Heimat durchzogen, war Heyen betroffen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf durch eine einquartierte kaiserliche Truppe und durch die Schweden, die anschließend in die Gegend kamen, völlig ausgeplündert und zerstört. Die Einwohner waren vor den verrohten Sitten der Tillyschen Soldaten und vor dem Schwedentrunk zu Verwandten und Bekannten in andere Dörfer geflohen. Erst allmählich trauten sie sich wieder an die Heerstraße heran und begannen aufzubauen. In späteren Zeiten befanden sich an der Feldmarksgrenze auf der Landesstraße im Westen und der Ithstraße (Esperder Straße) im Norden Schlagbäume und Zollhäuschen, denn Heyen war der letzte Ort im Braunschweigischen. Bei der Auseinandersetzung über die Ländereien 1856 lagen 17 Morgen 87 Quadratruten im Preußischen. 1943 wurde der Heimatkreis Holzminden gegen den Kreis Goslar unter dem Verwaltungsbezirk Braunschweig und Regierungsbezirk Hildesheim ausgetauscht. Heyen, Kreis Holzminden, gehörte zum Regierungsbezirk Hildesheim und heute zum Regierungsbezirk Hannover. Heyen war in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhundert stand das Dorf unter der Gerichtsbarkeit des Amtes Wickensen, Bauern mussten Korn- und Fleischzehnt an 10 verschiedene Gutsherren (Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwerder, H. Graf von der Schulenburg u.a.) zahlen. Im 18. Jahrhundert hatte das Grenzdorf des Herzogtums Braunschweig an der damals verhältnismäßig viel befahrenen Heerstraße Einbeck - Hameln eine Zollstation. Bis zur Auseinandersetzung 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen.

3.1

Besiedlung in Heyen

(Friedel Peter)

Um 200 – 400 nach Christi entstanden erste Streusiedlungen mit sogenannten „Blockfluren“, die man gemeinsam bestellte. Die Siedler schlossen sich zusammen und wählten oft einen erhöhten Platz, damit bei viel Regen das Wasser abfließen konnte. In Heyen war es das Viereck Gönne, Twetje, Hauptstraße und Kampstraße. Auch musste ein Bach oder eine Quelle für Trinkwasser in der Nähe sein. Dafür sorgte der kleine Bach, der durch den Pfarrgarten fließt. Nutzbare Äcker, Wiesen und Wald, die den Einwohnern Nahrung lieferten, waren auch vorhanden. Zum Schutz umgaben sie diesen Platz mit einem Wall, Graben oder einer Hecke. Auf diesem Thingplatz (Versammlungsplatz) wurde einige hundert Jahre später bei der Christianisierung eine Holzkirche errichtet. Jahre später wurde die Holzkirche durch eine Steinkirche ersetzt. In Heyen aus schlecht geschichtetem ganz verputztem roten Sandstein. - 11 -

Chronik Heyen Baujahr vermutlich um 1250. Der Thingplatz hatte der Kirche mit umgebendem Friedhof zu weichen. Die Häuser der Siedler gruppierten sich um diesen Dorfmittelpunkt. Mit steigender Einwohnerzahl wurden weitere Grundstücke südlich der Hauptstraße bebaut. Danach wurden die Flurstücke nördlich der Hauptstraße besiedelt. Bis zu der Land- und Flurvermessung 1759 war Heyen auf 58 Häuser angewachsen. Bei der zweiten Land- und Flurvermessung 1865 sind 69 Häuser angegeben. In der Gründerzeit 1890 bis 1910 sind viele alte Fachwerkhäuser abgerissen und durch neue Ziegelsteinhäuser, einige mit Mörtel verputzt, ersetzt worden. Es wurden auch neue Grundstücke erschlossen und bebaut. Bis 1940 war Heyen auf 90 Wohnhäuser angewachsen. Die größte Bautätigkeit hat es aber ab 1945 gegeben. Die Einwohnerzahl in Heyen hatte sich von 436 Personen in 1939 durch die vielen Vertriebenen aus den Ostgebieten und Evakuierten aus den bombardierten Städten des Rheinlandes auf 841 Personen am 01.04.1948 erhöht. Es herrschte große Wohnungsnot und auch für die vielen Kinder reichten die Schulräume nicht mehr aus. Der Gemeinderat sorgte für Bauland an der Dasper Straße für Bauwillige und auch für einen Schulbau mit Lehrerhaus. Erste Bauherren waren Otto Warnecke und Heinrich Willmer. Heinrich Willmer konnte am 7.11.1953 Richtfest feiern. Die Einweihung der Schule und des Lehrerhauses fand am 15.12.1955 statt. Das Baugebiet wurde sehr gut angenommen, es wurden 79 Häuser bis zum Herbst 2003 gebaut. Im Altdorf sind einige Häuser auf Grund von Straßenbaumaßnahmen oder Baufälligkeit abgerissen worden. Im Herbst 2003 stehen in Heyen 172 Wohnhäuser.

3.2

Die erste urkundliche Nennung des Dorfes Heyen (Hegen)

Die beiden Schwestern Frederuna und Imma, Töchter des Billunger Grafen Wichmann I und Nichten des Sachsenherzogs Hermann Billung, gründeten um 960 das Kloster Kemnade und richteten es ein. Sie brachten ihr gesamtes Erbe u. a. aus Hegen in den Besitz des Klosters ein. Demnach hat Hegen schon 960 bestanden. Die erste urkundliche Nennung geht aus der bekannten Königsurkunde aus dem Jahr 1004 hervor. In Hinblick auf das im Jahr 2004 anstehende Jubiläum kann mit der Übersetzung des Originaldiploms der urkundliche Nachweis für das 1000jährige Bestehen geführt werden.

König Heinrich II. nimmt das von den Schwestern Frederuna und Imma mit Hilfe des Grafen Gero gegründete Nonnenkloster Kemnade, dem die Gründerinnen ihre im folgenden aufgeführten Besitzungen geschenkt haben, in seinen Schutz und verleiht ihm die Freiheit von Gandersheim, Quedlinburg und Herford mit dem Vorbehalt, dass das Kloster bis zum Tode der Stifterinnen in deren Besitz bleibe, sowie die Immunität und das Äbtissinnenwahlrecht Magdeburg 1004 November 2.

(Original im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv, Münster)

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Chronik Heyen

3.3

Übersetzung der Königsurkunde

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Heinrich1, von göttlich-günstiger Gnade König. Die Gesamtheit aller der heiligen Kirche Gottes und Uns Getreuen - gegenwärtigen und zukünftigen - möge erfahren, dass die Frau Frederuna, ehrwürdige Äbtissin, und ihre Schwester Gräfin Imma mit Unterstützung des Grafen Gero² ein gewisses Kloster - geweiht zu Ehren der heiligen Gottesgebärerin und ewigen Jungfrau Maria - eingerichtet haben, dem sie ihr ganzes Erbe: Keminetan, Hegen, Barigi, Tundiriun, Othere, die in Tilithi gelegen sind, Uarstan in Auga, Rothe in Wikanafelde, Bardenwik, Hotnannessun, Wittdorf, Britlingi, Biangiburdiburg, Addunesdorf, Hatherbiki, Bodanhausen, Sutherburg in Bardanga, Claniki in Drevani, Wigmannesburstal, Bennedesdorf in Mosidi, Widila, Waldersidi, Kokerbiki in Heilanga, Holana, Aun, Setila in Hogtrunga, Hepstidi, Sinigas und alle hier vorerwähnten Güter, die aber in der Grafschaft Herzog Bernhards3 gelegen sind, in dankbarster Absicht übertragen haben. Weil die Bittstellerinnen an Unsere königliche Majestät herangetreten sind und gebeten haben, dass Wir dasselbe Kloster in Unseren Schutz aufnehmen und ihm den Vorrang solcher Freiheit und solcher Rechtsausstattung gewähren möchten, den Gandersheim, Quedlinburg und Herford zu besitzen scheinen, sei der Gesamtheit aller Getreuen bekannt gemacht, das Wir dieses auf Bitten des Bischofs Dietrich von Minden4 vollzogen haben. Dazu haben Wir festgesetzt, dass das genannte Kloster und die Abtei mit Unserer Zustimmung auf Lebenszeit unter der Leitung der erwähnten Äbtissin und ihrer Schwester, der Grafin, bleiben soll. Nach dem Tod dieser beiden aber soll dieselbe Abtei auf ewig Unserem öffentlichen Recht unterstehen. Außerdem wollen Wir aber, dass keine höhergestellte oder mindere Person unseres Königtums in derselben Abtei einen Gerichtstag abhalte, ihr irgendeine andere Beeinträchtigung zufüge oder eine öffentliche Abgabe erhebe, es sei denn der Vogt der Äbtissin und der Nonnen5. Dazu haben Wir aus Unserer königlichen Macht der Abtei auch zugestanden, dass die Nonnen desselben Klosters die Erlaubnis haben sollen, nachdem die Äbtissin gestorben ist, eine andere dafür geeignete zu wählen Und damit die kraft Unserer Autorität ausgestellte Urkunde durch alle Zeit gültig bleibe, haben Wir diese mit eigener Hand vollzogen und befohlen, dass sie mit Unserem Siegel gekennzeichnet werde. Zeichen des Herrn Heinrich des unbesiegbaren Königs. Egilbert, Vizekanzler des Erzkaplans Willigis6 hat es gezeichnet. Gegeben am 4. Tag vor den Nonnen des November im Jahr [nach] der Fleischwerdung des Herrn, zweiter Indiktion, aber im dritten Jahr des Königtums Herrn Heinrichs II, geschehen in Magdeburg. Erläuterungen: 1) Heinrich II. aus dem Hause der Liudolfinger, deutscher König seit 1002, Kaiser seit 1014, 1024. 2) Gero II. (993-1015>, Graf und Markgraf in der östlich von Saale und Mulde gelegenen Ostmark, der späteren Niederlausitz. 3) Herzog Bernhard I. von Sachsen aus dem Hause der Billunger (973-1011). 4) (1002-1022). 5) Klassische, vollständige Immunitätsbeschreibung: Exemtion von der weltlichen Gerichtsgewalt, Verbot der Gewaltanwendung (districtio) und der Steuererhebung (exactio) durch die weltliche Macht. Diese Aufgaben nahm der Vogt des Klosters in dessen Auftrag wahr. 6) Erzbischof Willigis (975-1011) von Mainz, als solcher Erzkanzler des Reiches. (Kleine Randbemerkung: König Heinrich II, zuvor Bayernherzog, konnte die zerstrittenen deutschen Stämme auf sich vereinigen. Im Jahre 1014 zum Kaiser gekrönt, machte er die verwaltungskundigen Bischöfe zu Beamten seines Reiches. Zu der Abhängigkeit der Reichsabteien soll er erklärt haben: ”Es ist nötig, dass die Kirchen viele Güter besitzen, denn, wem viel gegeben ist, dem kann auch viel genommen werden.” Auf der Synode von Pavia (1022) tat er sich mit dem Papst zusammen, um die kanonische Vorschrift des priesterlichen Zölibats zur Durchführung zu bringen und die Kirche vor Vermögensverlusten durch Priesterkinder zu schützen.) (Knaurs Weltgeschichte v.1935, Seite 346)

3.4

Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ?

(Quelle: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den westf. Landen 1542-1544, Jg. 1896)

Im Jahre 1146 wurde die Äbtissin Judith v. Nordheim wegen ihres weltlichen, verschwenderischen Lebenswandels abgesetzt und aus dem Kloster Kemnade entfernt. Kaiser Konrad III schenkte im Jahre 1147 dieses Kloster dem Kloster Corvey, das Benediktinermönche unter einem Propst nach - 13 -

Chronik Heyen Kemnade brachte. Sie blieben bis 1168. Im Jahre 1194 wurde das Kloster mit Nonnen aus Gehrden neu besetzt. Ein Propst leitete weiterhin das von Corvey abhängige Ordenshaus. 1542 wurde es erstmals zwangsweise reformiert, kam von 1593 bis 1620 noch einmal in den Besitz von Corvey und fiel nach langen Auseinandersetzungen an die Herzöge von Braunschweig. Die Königsurkunde blieb in Corvey und kam von dort in das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv in Münster.

3.5

Grenze und Grenzsteine

Die Feldmark von Heyen grenzt im Norden an Esperde, Nord-Osten an Bremke dann Wegensen, Kreipke, Linse, Kemnade, Hehlen, (Linke Weserseite) Daspe, Hajen und im Westen an Brockensen. Die Grenze mit Esperde und Brockensen ist auch Kreisgrenze Holzminden und Hameln/Pyrmont, gleichzeitig auch die Landesgrenze Braunschweig und Hannover.

Aus der Zeit des ehemaligen Herzogtums Braunschweig und Königreich Hannover stehen noch 20 Grenzsteine mit folgenden Ordnungszahlen:

Ordnungszahlen 99 104 105 106 107 110 111 113 115 117

Ordnungszahlen 120 121 127 *** 130 131 *** 134 *** 138

Die mit „***“ gekennzeichneten Steine sind vorhanden, aber die Ordnungszahlen nicht mehr zu lesen. Stein Nr. 99 ist noch mit der Zahl 1909 versehen.

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Chronik Heyen

4

Herrschaftshäuser im Mittelalter

(Hermann Wiemann)

4.1

Die Herrschaft Homburg

Die Homburger hatten unter dem Grafen Siegfried IV aus dem Geschlecht der Nordheimer die zwischen Eschershausen und Stadtoldendorf gelegene Homburg verwaltet und waren nach dessen Tod mit dem Gau Wilkanafelde belehnt worden. Nach dem Verzeichnis der Schnede der Niderborde und Oberen Borde der Herrschaft Homburg aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Nds. Staatsarchiv in Hannover-Calenberg Br. 1 Nr. 1012) lag Heyen am Rande der Niderborde, also im Bereich der Homburger. Bodenwerder konnten die Homburger bereits 1245 erwerben. Als der vorletzte Homburger Siegfried (1300 - 1383) nach einer langen erfolgreichen Regierungszeit verstarb, wurde er im Kloster Kemnade beigesetzt. Mit dem Tod seines Sohnes Heinrich starb nach 8 Generationen das Geschlecht der Homburger aus. Damit endete 1409 die Herrschaft der Homburger über 37 Ortschaften in der Oberen- und Niderborde.

4.2

Familiennamen in der Herrschaft Homburg im Jahre 1400

Wenige Jahre, bevor die Herrschaft der Homburger auf die Welfenherzöge überging, fand eine Beschreibung des herrschaftlichen Besitzes statt. Das Original befindet sich im Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel (Sign. HsVII B Nr. 17). Im Amt Homburg werden unter Heyen folgende Namen genannt.: Henke, Kegelen, Tile Uppendorpp, Henke Romer, Hoiemeiger, Cord Vredeken, Hinrik Stuffeldes, Brinkmann, Godeke Hildebrandes, Godeke Lutzen, Brinkmann Oyemeiger, Alstem, Bartoldes, Tileken Tuffeldes, Henneke, Kunnen, Soffeke Oyemeigers.

4.3

Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel

Das Obereigentum des Grund und Bodens lag in den Händen des Landesfürsten. Seine Lehnsund Erbzinsleute waren Ritter, Klöster und Städter. Viele Grundherren verpachteten ihren Grund und Boden und lebten von den Zinsen. Sie verkauften oder verpfändeten oft den Boden, den der Landesfürst als sein Eigentum ansah. Das Land der wenigen freien Bauern fiel nach dem Aussterben eines freien Bauerngeschlechts an den Landesfürsten zurück. Aus dem Interessenkampf zwischen Landesherren und den Ständen zogen die Bauern nicht selten Vorteile. Die Stände achteten darauf, dass der Herzog die Steuerkraft nicht übermäßig in Anspruch nahm, der Fürst setzte den Grundherren Schranken gegen willkürliche Zinserhöhungen. Der Herzog wollte, leider noch erfolglos, dem Bauernstand ein erbliches Besitzrecht gesetzlich sichern, um ihn leistungsfähig zu erhalten. Als Vertreter der absoluten Fürstenmacht zog Heinrich der Jüngere (1514 - 1568) in die Hildesheimer Stiftsfehde, die ihm die erwünschte Herrschaft brachte. Die revolutionären Bauernbewegungen (Thomas Münzer) als Folge der Reformation und die Unabhängigkeitsgelüste der Stadt Braunschweig machten dem Herzog zu schaffen. Die unzufriedenen Adeligen, die sich aus den Pfandverschreibungen verdrängt sahen, schlossen sich dem Protestantismus und dem Schmalkaldischen Bunde an, während Heinrich der Jüngere an der katholischen Kirche festhielt. Er wurde im offenen Kampf mit den Schmalkaldern zeitweise aus seinem Lande vertrieben. Der schmalkaldische Bund wurde 1547 bei Mühlberg (Elbe) zerschlagen.

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Chronik Heyen Als Frieden in das Land einzog, zentralisierte der zurückgekehrte Heinrich mit Hilfe seines Kanzlers Münsinger v. Frundeck die Domänenverwaltung und konzentrierte die Rechtssprechung auf die Person des Fürsten. Heinrich der Jüngere ließ 1542 aus den Steinen der zerstörten Homburg das Amtshaus Wickensen erbauen. Dieser Fürst hat für Heyen eine besondere Bedeutung, denn er hielt 1529 das letzte große Gogericht zwischen Heyen und Brockensen ab. Der Sohn Heinrich d. J. Herzog Julius (1568 - 1589) konnte als sparsamer Landesvater in einer Friedenszeit wirken. Heinrich Julius (1589 - 1613) war ein prunkliebender Herr, der die Arbeit des Regierens seinen Räten überließ. Der schwächliche Friedrich-Ulrich (1613 - 1635) brachte durch seine Günstlingswirtschaft in wenigen Jahren das Erbe der Väter in wirtschaftlichen Ruin, bevor der Dreißigjährige Krieg begann und die Tätigkeiten eines Jahrhunderts vernichtete. Der dreißigjährige Krieg begann 1618 mit dem Aufstand Böhmens und endete 1648 mit dem Westfälischen Frieden. Deutschland hatte durch Krieg und Seuchen ein Drittel seiner Bevölkerung verloren, das Reich war zersplittert, wirtschaftlich und kulturell verwüstet. Die Einwohner Heyens haben damals unter den verrohten Tillyschen Soldaten arg gelitten. Nach dem Sieg Napoleons 1807 wurde das südliche Niedersachsen und Braunschweig dem Königreich Westfalen zugeteilt, das Napoleon für seinen Bruder Jerome geschaffen hatte. Die Bevölkerung wurde durch hohe Geld- und Naturallieferungen ausgepresst, bis 1813 mit der Schlacht bei Leipzig die französische Herrschaft zu Ende ging. Hannover wurde 1814 zum Königreich deklariert. Das Land Braunschweig trat 1866 dem Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 selbständiger Bundesstaat im Deutschen Reich. Nach der Gründung des Landes Niedersachsen am 01.11.1946 verlor das autonome Herzogtum Braunschweig endgültig seine Selbständigkeit. Seit der Gründung des Herzogtums Braunschweig - Lüneburg im Jahre 1235 durch Kaiser Friedrich II. bis 1918 haben nach einer Aufstellung von J. König 38 Herzöge das Land regiert, zerteilt und zerstückelt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass sich heute viele ehemalige „Braunschweiger“ doch in erster Linie als Niedersachsen fühlen. Das ist auch begründet, denn in der Ithbörde lebten die Engern, ein kleiner Sachsenstamm. Aber die Haarfarben der Menschen verraten, wie sehr auch die Niedersachsen im Laufe der Zeit von allen Seiten „aufgemischt“ wurden. Nach 1945 brachten Vertriebene, besonders Schlesier, Ostpreußen und Ausländer eine neue „Blutauffrischung“ der Niedersachsen.

4.4

Wechselvolle Herrschaftszeiten in Heyen

(Peter Klatt)

Über Jahrhunderte waren die Ländereien von Heyen lehnspflichtig unter den im Weserbergland herrschenden weltlichen und kirchlichen Parteien aufgeteilt. Als kirchliche Lehnsherrschaften traten die Äbte bzw. Bischöfe von Corvey und die Diözese Minden sowie das Kloster Kemnade hervor. Im weltlichen Bereich folgte auf die Herrschaft der Billunger die der Eversteiner und Homburger und danach ab 1410 die Herrschaft der Calenberger und Braunschweiger Herzöge, die ihre Liegenschaften durch das Amt Wickensen, dessen Gebäude nach Abbruch der Homburg aus deren Steinen errichtet worden sind, verwalten ließen. Im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig von Hermann Kleinau (1967) sind die Zusammenhänge unter "Heyen" stichwortartig zusammengestellt. Das Kloster Kemnade erhielt 1004 - 1039 königliche Bestätigungen für die aus dem Besitz seiner billungischen Gründerinnen stammende "Villa" in Heyen. 1197 kaufte das Kloster einen ihm von Corvey weg genommenen Hof mit 8 Hufen Land, Vieh und der Holzgrefschaft unter Abfindung der Corveyschen Lehnsleute zurück. 1 Hufe umfasste 30 Morgen. Der „große Hof“ des Klosters wurde ab 1298 verpachtet. Den Rodezehnt im Walde Sundern erhielt das Kloster Kemnade vom Bischof von Minden geschenkt.

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Chronik Heyen Der Bischof von Minden schenkte dem Kloster ferner 1310 den Zehnten, allerdings nur bis 1340. Danach fiel eine Hälfte des Lehens an die Familie v. Hake. So wurde Ernst Hake mit diesem halben Zehnten 1461 vom Bischof von Minden belehnt. Am 1. April 1475 belehnte Bischof Heinrich von Minden “Hermann Haken", als den Ältesten, u. a. wiederum mit "dem halben Zehnten zu Heygen". Im Schlossarchiv Hämelschenburg befindet sich die Urkunde Nr. 23, in der Bischof Wulbrand von Minden den halben Zehnten zu Heyen im Jahr 1428 erstmalig an Diderike (IV.) Clencken verleiht. Seit jener Zeit blieben viele Einwohner von Heyen dem Haus Klencke bei wechselnden Lehnsverhältnissen und Verpfändungen über 4 Jahrhunderte lehnspflichtig. Der Abdruck der in Mittelniederdeutsch abgefassten kunstvollen Urkunde mit ihrer Übersetzung ist im nachfolgenden Abschnitt dieser Chronik nachzulesen. Das wirtschaftliche Auf und Ab jener Zeit spiegelt sich auch in der Familienchronik der Familie von Hake wider. So ist mit dem Datum 23. April 1482 der folgende Eintrag zu lesen: "Hermann und Bruno v. Beverungen, Gebrüder, bekennen, dass die Voreltern ihres lieben Oheims Dietrich Hake vor Zeiten einen halben Zehnten zu Heygen in der Herrschaft Homburg versetzt haben, welchen ihr seliger Vater erwarb und wiederversetzte. Jetzt habe Dietrich Hake diesen halben Zehnten wieder eingelöst und ihnen ihre rückständige Forderung daran, nämlich 150 Gulden, erstattet, worüber sie hiermit quittieren". Von diesem Lehen, das 552 Morgen Land mit der entsprechenden Zahl von Hofstellen umfasste, zog die Familie Hake noch 1759 den Zehnten ein. Die andere Hälfte erhielt 1440 und 1441 das Stift Hameln. Es war wohl der Teil, den die vom Bischof von Minden belehnten Klencke 1462 dem Stift verpfändeten. 1547 verpfändete die Herrschaft Klencke ihren Zehnt über einige Jahre weiter an das Kloster Loccum. Das Kloster hatte zwischen 1580 und 1759 die Zehnteinahmen von 529 Morgen Landfläche. Im Jahr 1759 zog das Amt Wickensen zusammen mit der Pfarre Hehlen (nach Steinacker die Pfarre Halle) den doppelten Zehnten von weiteren 111 Morgen ein, die die "vormalige Wankensche Feldmark" umfassten, d. h. die nordöstlich von Heyen gelegene Flur der Wüstung Wockensen. Um 1545 hat in Heyen ein dem Hägerjunker v. Zerßen gehörendes Hägergut existiert, das später unter die Verwaltung des Amtes Wickensen gefallen ist. Das Kloster Kemnade hatte auch nach dem Einzug des Zehnten durch die Diözese Minden vor Ort Besitzungen. So erhielt es 1580 und noch 1759 den Zehnt von 235 Morgen. Der Bischof von Minden vergab daneben in Heyen Lehen an seine adeligen Gefolgsleute. So erhielt bereits 1304 Herr v. Ohsen den Zehnt von 4 Hufen, um 1320 Herr von Wolde den Zehnt von 7 Hufen. Der "hofesche Mann" (Hofmann) Dyderik Hake wurde vom Abt Dietrich von Corvey 1359 mit Ackerflächen von drei Hufen und dazugehörigen Hofstellen belehnt. Die Herrschaft Homburg belehnte bis 1410 die Herren v. Elze und v. Halle jeweils mit zwei Hufen, die diese danach dem Kloster Kemnade übergaben. Als Calenbergsches Lehen erhielt der Herr v. Bevern 1491 acht Hufen Land. Die Pfarre besaß 1542 einen Meierhof mit vier Hufen . Ein Teil des Landes war früher Kemnader Kalandsgut. In Kemnade existierte wohl vom 13. bis in das 16te Jh. hinein die gildenmäßig organisierte in Frankreich, den Niederlanden und in Norddeutschland weit verbreitete religiöse Kalandsbruderschaft zur Unterstützung bedürftiger Genossen. Ihre Zusammenkünfte am Monatsersten (lat. Kalendae) arteten später an vielen Orten, möglicherweise auch in Kemnade, in üppige Gelage aus, deshalb erhielten die Kalandsbrüder auch den Beinamen "Festbrüder". Zum Kloster Kemnade gehörte noch 1548 Landbesitz von 235 Morgen. 1637 hatte Herr v. Münchhausen 3 Meierhöfe und 11 Kothöfe als Calenbergsches Lehen. Den Grafen von Spiegelberg gehörten im 16. Jahrhundert mehrere Ackerhöfe mit 2 oder 3 Hufen Ackerfläche und einige Kothöfe, die 1759 in den Besitz des Fürsten von Waldeck übergingen.

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Chronik Heyen In diesem Jahr besaß die Familie Klenke den Zehnten von 529 Morgen (ab 1435 einen halben Zehnten, der allerdings verpfändet war). Von der 2077 Morgen umfassenden Flurfläche des Ortes war nur ein geringer Teil, nämlich 55 Morgen, frei von Lehns - und Frondiensten. 463 Morgen waren Rotland und 132 Morgen gegenüber mehreren Herrschaftsparteien lehnpflichtig (nach Steinacker). Wie haben aber die Menschen aus Heyen unter den wechselnden Herrschaften gelebt? Zur Erläuterung der Lebensverhältnisse ist ein Exkurs in die Geschichte notwendig: Unter der fränkischen Herrschaft gerieten die bis zu diesem Zeitpunkt freien Bauern in vollständige Abhängigkeit ihrer kirchlichen oder weltlichen Grundherren. Die zum Heerbann verpflichteten freien Bauern konnten sich dieser Belastung nur durch Aufgabe ihrer Eigentumsrechte an den Adel entziehen. Der Adel übernahm seinerseits den Schutz seiner Untertanen unter Einziehung ihrer Besitzungen, die er als Lehen mit verbrieften Nutzungsrechten an diese zurück gab. Aus diesem Abhängigkeitsverhältnis entwickelte sich die mittelalterliche Leibeigenschaft, die ihre rigideste Ausprägung auf den Gütern östlich der Elbe erfuhr. Im Weserbergland wurde die Leibeigenschaft im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft der Braunschweiger Herzöge relativ früh abgeschafft. Seit 1597 (mit dem Salzdahlumer Landtagsabschied) galten auch in unserem Raum die besitzrechtlichen Bestimmungen des Meierrechts: Danach verblieb das Obereigentum an Grund und Boden bei den Landesherrn, den Rittern oder Klöstern; den Bauern (Meiern) war dieses aber in einer relativ gesicherten und unbeschränkt vererblichen Zeitpacht überlassen (Siehe hierzu Tacke, 1951: Der Landkreis Holzminden). Leistungen und Abgaben durften über das im Erbregister festgelegte Maß nicht gesteigert werden (Siehe hierzu Tacke 1943 : Die Entwicklung der Landschaft im Solling. In: Neue Folge Band 13, Schriften der wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens, Provinzial - Institut für Landesplanung und Niedersächsische Landes - und Volksforschung Hannover- Göttingen (Hrsg.), Oldenburg i. O.). Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Höfe infolge ihrer sich unterschiedlich entwickelnden Wirtschaftskraft neu eingestuft: Meier wurden vom fränkischen Hof ursprünglich eingesetzt, um den "Zehnten" an die Grundherren abzuführen. Später forderten die Landes - und Grundherren die Abgaben und Dienste zentral ein und übertrugen die Durchführung ihren Vögten, denen sie zugleich die niedere Gerichtsbarkeit einräumten. Die Frondienste trugen gerichtsherrlichen Charakter und lagen als Realpflicht auf den Höfen. Meierhöfe wurden nach ihrer Wirtschaftskraft in Vollmeier und Halbmeier eingeteilt. Köter waren ursprünglich nach ihrem Wohnhaus, der Kate oder Kote, benannt. Im Laufe der Zeit hatten jedoch auch sie Land erworben, wobei wahrscheinlich ist, dass dies nach der Rodung neuer Landstücke erfolgte, da bei Neurodungen alle Einwohner am Landgewinn beteiligt waren. Ende des 17. Jahrhunderts kam zu der Klassifizierung Groß- und Kleinköter die Klassifizierung der Eggeköter als pferdebesitzende Köter dazu, die statt mit der Hand Dienste mit Gespann verrichten mussten. Die Kleinköter stellten innerhalb der bäuerlichen Struktur die unterste Stufe dar. Als Kuh oder Schweinehirten besaßen sie anfänglich nur ihr Haus. Später verfügten jedoch auch sie über etwas Land und einige Stück Vieh. In der Regel waren sie gezwungen zusätzlich ein Handwerk auszuüben. Im 18. Jh. wurden die Kleinköter ohne Land in der Regel als Brinksitzer bezeichnet. Als Anbauer wurden neuangesiedelte, ebenso in der Regel landlose Familien bezeichnet, deren Ansiedlung im 18. Jh. durch zahlreiche Landesherren gefördert wurde. Auch die landlosen Anbauer und Brinksitzer hatten in der Regel das Recht (bisweilen gegen Bezahlung), einige Stück Vieh in der Dorfherde mitzutreiben, was bei den ansässigen Landwirten aufgrund der Weideknappheit häufig auf Widerstand stieß. Entsprechend der Klassifizierung der Höfe wurden die Dienste an den herrschaftlichen Höfen festgelegt: Ein Ackermann dient mit Pferd und Wagen, Eggen und Pflügen von Petri Kathedrale (22.02.) bis Jacobi (22.06.) in 14 Tagen 3 Tage, von Jacobi bis Michaelis (22.09.) wöchentlich 2 Tage, von Michaelis bis Petri Kathedrale wöchentlich einen Tag, ein Halbspänner halb so viel.

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Chronik Heyen „Ein Großköter gleich dem Ackermann nur mit der Hand, wenn Pferde dann mit der Eggen, auch im Notfall anspannen und fahren muss. Der Kleinköter, der teils gar wenig, teils gar kein Land gehabt, das ganze Jahr gleich 48 Tage" (Zitat nach Freist, W.: Lichtenhagener Chronik (1978). Die Arbeitsverhältnisse in der Landwirtschaft waren überaus hart. So betrug die Arbeitszeit der Bauern im Sommer 12 Stunden von 5 Uhr bis 19 Uhr bei einer zweistündigen Mittagspause, die vor allem der Fütterung der Arbeitspferde diente. Im Winter wurde 10 Stunden von 6 bis 16 Uhr gearbeitet. " Um ein Feld gehörig zu pflügen, werden 2 Gespanndienst gebraucht, die an einem Tag im Frühjahr bei Hafer und Gerste 1 1/2 Morgen umbrechen, im Herbst aber und, um das Land aus der Brache zu pflügen, nicht mehr als ein Morgen schaffen. Wenn es ordentlich zurecht gemacht ist, schafft ein Gespann in gleicher Zeit 5 - 6 Morgen zum Eggen. Bei Handdiensten rechnet man als Tagesleistung 1/2 Morgen, mit der Hafersense aber wohl 1 1/2. Zwei Mann schaffen beim Binden, Einlegen und Aufstellen 3/4 Morgen" (Zitat des Landvermessers Trabert im Amt Ottenstein von 1768). Genauere Informationen über die Landnutzung im heimischen Raum sind aus Aufzeichnungen über Erträge und Einkünfte abzuleiten, die von fürstlichen Amtshaushalten und deren Vorwerke bis 1700 vorliegen. Die fürstlichen Ämter blieben bis Ende des 15.Jh. an die Häuser der früheren Territorialherren gebunden und waren sowohl Verwaltungssitze als auch Wirtschaftsbetriebe. Im 16. Jh. wurden die Amtswirtschaften in der Regel von den Burgen getrennt und als Vorwerke an landwirtschaftlich günstigere Standorte verlegt. Diese Amtswirtschaften entwickelten sich im Laufe der Zeit zu landwirtschaftlichen Großbetrieben, die den Markt belieferten (Tacke, 1943, S. 160 f.). Noch Ende des 16. Jh. wurden die Ackerflächen nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft bewirtschaftet, wobei im 1. Jahr Roggen als Winterung und im 2. Jahr Hafer bzw. Gerste als Sömmerung in der genannten Reihenfolge die wichtigsten Getreidearten waren. Im 3. Jahr lag das Feld brach. Zu jener Zeit gab es im braunschweigschen Weserbergland eine Reihe wüst gefallener Gemarkungen (z.B. Wockensen in der Nähe von Heyen), die jedoch nach und nach wieder in Kultur genommen wurden. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Ackerflächen. Gleichzeitig kam es u. a. im Amt Wickensen im Zeitraum zwischen 1540 und 1580 zu einem steten prozentualen Anstieg von Wiesen, Ängern und Hudekämpen auf feuchten, vormalig ackerbaulich genutzten Standorten der Weseraue. Dies erfolgte zur "Verbesserung des Amtsvorrates an Butter, Käse, auch Haltung mehreren Viehs" (Zitat aus Fürstenberger Erbregister von 1585. In Tacke1943, S. 167). Die Amtswirtschaften umgaben ihre Ländereien mit Hecken, Zäunen und Gräben. Die Zäune wurden im 16. Jh. vornehmlich aus Weidenruten von Kopfweiden geflochten. Hecken- und Weidenpflanzungen wurden auch für die Dorffeldmarken 1539 per Verordnung vorgeschrieben. So sollte dem "Forstfrevel nach Holzzäunen" begegnet werden. Nach dieser für den braunschweigischen Weserdistrikt geltenden Verordnung musste jeder Ackermann jährlich "ein Schock ", jeder Köter "ein halbes Schock" Weiden in der Feldmark seines Dorfes auspflanzen, "weil diese Pflanzungen den gänzlich verwüsteten Gehölzen und dem gemeinen Wesen zur Erhaltung der Knicke und Weller sowie zur Schattung sehr förderlich seien" (Verordnungssammlung Nr. 71 . In: Tacke 1943, S. 169). Nach einer Verordnung von 1548 sollten "Dorfknicke" das Acker - und Wiesenland "gegen den Anlauf des Viehs" sowie die Siedlungen “gegen Unbekannte und Verdächtige zu Ross und zu Fuß" (Verordnungssammlung Nr. 135. In: Tacke 1943, S. 169 f.) schützen. Der Ertrag der Feldfrüchte war nach heutigen Maßstäben sehr mager. So lag die Ernte bei dem 3,5- bis 6-fachen der Aussaat. Fungizide, Herbizide und Insektizide waren unbekannt. Mangelfaktor war bis ins 18. Jh. hinein zudem der Dünger. So reichte der zur Verfügung stehende Stalldung, der von der Zahl der im Winter durchgefütterten Tiere abhing, nur für eine begrenzte Anzahl von Ackerflächen aus. Mist war folglich knapp. Auf Grund der begrenzten Mistmenge kam dem nächtlichen Pferchen der Schafe auf den abgeernteten Feldern eine hohe Bedeutung zu. So waren alle fürstlichen oder privaten Schäfereien in der Regel verpflichtet, sämtliche Fluren der Feldmark des Dunges wegen in einer zeitlich festgelegten Reihenfolge zu begehen.

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Chronik Heyen Neben dem begrenzten Dünger und den Missernten beschränkten zudem die arbeitszeitlichen Belastungen durch Hand- und Spanndienste, die auf den umliegenden Vorwerken (Grohnde, Hehlen, Wickensen) zu leisten waren, die Möglichkeiten im Ackerbau. So arbeiteten die Bauern, wie bereits an anderer Stelle beschrieben, in der Regel die jeweils best geeignete Zeit für die Bestellung oder Ernte auf den Amtsfeldern. Tacke (1943, S. 106) beschreibt diese missliche Situation so: "Hatte der Bauer dann an den dienstfreien Tagen endlich auch auf seinen eigenen Äckern das Korn geschnitten und die Garben aufgerichtet, so durfte er es nicht eher einfahren bis der Zehntmeister erschienen war und den Zehnten erhoben hatte.“ Oft genug musste er untätig zusehen, wie "hernach schlecht Wetter einfiel", der Herbstregen tage- und wochenlang ohne Aufhören vom Himmel fiel und die karge Frucht seiner sauren Arbeit auf den Feldern verrottete und verkam. Bis zu den Agrarreformen Mitte des 19. Jh. wurde der Wald von den Einwohnern des Dorfes vielfältig genutzt. Die Grasflächen des Hudewaldes dienten Rindern, Schweinen und auch Pferden als Weide. Mit Bucheckern und Eicheln konnten Schweine gemästet werden. Das Herbstlaub wurde von landlosen Häuslingen als Schaffutter oder als Einstreu genutzt. Ziegen durften nicht im Wald weiden. Auf geschätzten 600 - 700 Morgen Holzweide, einschließlich der Flächen am Weserhang, konnten etwa 30 - 40 Schweine in den Heyener Wald getrieben werden. Nach dem Zeitzeugnis des Vermessers Johann J. Butenmeister, der 1761 im Rahmen seiner Tätigkeit eine Dorfbeschreibung des Ortes Kaierde anfertigte, durften z. B. die Halbspänner je vier, die Großköter je drei, die Kleinköter je zwei und die Häuslinge und der Schulmeister je ein Schwein in den Wald (2200 Morgen) eintreiben. In Heyen konnten diese hohen Zahlen pro Hausbesitzer auf Grund der beschränkteren Waldweide sicher nicht erreicht werden. In Folge der Ablösungsverhandlungen der Spezialseparation von 1865 -1868 mit den jeweilig zuständigen Herrschaften wurden alte Huderechte im Wald aufgegeben. Danach wurde der Wald als Interessentenforst weidefrei in ungeteiltem Besitz der 7 Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, der 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe, 4 Kleinkothöfe, 13 Bringsitzerstellen und der Schule bewirtschaftet. Aus dieser Forstinteressentenschaft entstand die Forstgenossenschaft Heyen in der zur Zeit gültigen Rechtsform. Für Brinksitzer und Kleinköter stellte der Flachsanbau und die anschließende Verarbeitung zu Leinwaren über einen langen Zeitraum eine wichtige Einkommensmöglichkeit dar. Offenbar gedieh der Flachs in der Heyener Feldmark so gut, sodass verschiedene Familien durch den Flachsverkauf und dessen Verspinnung zu Garn mit anschließender Verwebung zu Tuch ein erträgliches Einkommen erzielten konnten. Verschiedene Einwohner des Dorfes gingen deshalb dem Beruf des Leinewebers nach, wie man aus der in der Chronik abgedruckten Steuerliste entnehmen kann. Neben den vom Grundherren aufgebürdeten Naturalzehnten und den zu leistenden Hand - und Spanndiensten mussten alle Einwohner des Dorfes eine Kopfsteuer an die Obrigkeit, in diesem Fall an den Herzog von Braunschweig, nach den jeweiligen Erfordernissen des Herrschers entrichten. Diese Steuer lag in der durch den (schreibkundigen) Pastor Brase aufgestellten Liste maximal bei 2 Reichstalern für den offenkundig reichsten Einwohner von Heyen, der als Großköter vor Ort eine Branntweinbrauerei betrieb. Für das zwölfjährige Kind einer armen Familie mussten immerhin noch 3 Mariengroschen (1 Mgr. = 1/12 Rtlr.) aufgebracht werden. Von den erfassten steuerpflichtigen 233 Personen aus Heyen wurden im Jahr 1678 insgesamt 89 Taler und 24 Mariengroschen erhoben (Siehe dazu auch die Liste von Pastor Brase aus seiner Amtszeit (1648 1680)). Diese Kopfsteuer stellte für die Menschen eine erhebliche Belastung dar, weil Bargeld für die noch weitgehend als Selbstversorger wirtschaftenden Dörfler schwer zu beschaffen war. So verdiente ein Tagelöhner pro Arbeitstag 6 Groschen, ein Handwerker hingegen 8 Mgr. An Hand der für die Steuererhebung aufgestellten Listen konnte die Obrigkeit darüber hinaus die Bevölkerungsentwicklung in ihrem Herrschaftsbereich kontrollieren, somit dienten diese Listen einem weiteren wichtigen Zweck. Ab 1753 trat in verschiedenen Ländern Norddeutschlands eine Änderung in der Regelung der seit 1597 rechtlich geregelten Frondienste ein. Diese Dienste wurden im Laufe der folgenden Jahrzehnte in verschiedenen Orten in eine Geldabgabe (Dienstgeld) umgewandelt. Die davon betroffenen Großbetriebe (Domänen) mussten ihre Arbeitsverfassung ändern, d. h. an die Stelle - 20 -

Chronik Heyen ihrer Fröner freie Landarbeiter aller Kategorien setzen. Dies führte zu einer Verminderung des Guts- (Domänen-) Landes, also zu einer Verstärkung des bäuerlichen Elements. Die napoleonische Zeit brachte darüber hinaus in Ansätzen Umwandlungen des Meierrechts in Eigentumsrecht an Grund und Boden. Nach dem Sturz Napoleons kam es jedoch zu einer Wiederherstellung der alten Verhältnisse, weil man in der wieder errichteten grundherrlichen Verfassung ein ehrwürdiges Symbol der nach einer Periode des Umsturzes glücklich wieder hergestellten Ordnung sah. Bereits vollzogene Ablösungen wurden vom nachträglichen Konsens der Grundherren und der Zustimmung der staatlichen Stellen abhängig gemacht. Erst die Julirevolution von 1830, die in Teilen der bäuerlichen Bevölkerung zu Unruhen führte, brachte den Ablösungsprozess ins Rollen. In unserem Raum engagierte sich u. a. Leopold von Klenke ab 1842 als Landtagsabgeordneter im Königreich Hannover bei der Lösung der Bewertungsprobleme der Dienste und Zehnten. Dabei ging es um die Umwandlung von Naturalabgaben und Zehnten sowie der Hand- und Spanndienste in festzusetzende Geldrenten auf freiwilliger Einigung oder amtlicher Festsetzung zwischen Grundherren und Lehnspflichtigen. Diese Geldrenten konnten schließlich durch die Zahlung eines Einmalbetrages abgelöst werden. Federführend bei den Verhandlungen war sicherlich die herzogliche Kammer (Siehe hierzu Jahns, W. Jahrbuch für den Landkreis Holzminden, Band 15/16 (1997/98), S 36 - 37). Durch die unterschiedliche Bewertung in der Ertragskraft der Ländereien ergaben sich unterschiedlich hohe Ablösebeträge für die Höfe, die im Mittel zwischen 6 und 12 Talern pro Flächeneinheit (1 Morgen) lagen. Bei einer abzulösenden Gesamtfläche von ca. 2400 Morgen waren von den Bauern in Heyen überschlägig 15000 Taler aufzubringen. Nach dem Ablösungsrezess von 1840 hatte allein der Vollmeier Friedrich Urkunde über die Ablösung einer Dienslast des Großköther H. Hölscher, Nr. 53 Wilhelm Zeddies für seinen 36 ha Hof 850 Taler, 18 Gutegroschen und 5 Pfennige zu zahlen. "Gemessen an Einkommen und Kaufkraft der damaligen Zeit war dies eine sehr hohe Belastung, die sich nur ertragen ließ, weil die herzogliche Leihanstalt langfristige Kredite gab, die nur mit wenigen Talern im Jahr getilgt werden mussten." (Jahns, S 37). Dem Vertragswerk mit F. W. Zeddies ist zu entnehmen, dass die Zehntabgabepflicht mit der Zahlung der letzten Rate erst 1873 gelöscht worden ist. Über Art und Umfang der von Heyener Bauern zu leistenden Hand- und Spanndienste auf den umliegenden Domänen gibt es wohl keine vollständig Aufstellung mehr. Es ist jedoch unstrittig, - 21 -

Chronik Heyen dass diese Dienstleistungen vielen Einwohnern abverlangt worden sind. Zur Berechnung des Ablösekapitals wurde der Wert der Hand- und Spanndienste bzw. des dafür entrichteten Dienstgeldes und die Anzahl der tatsächlich abgeleisteten Arbeitstage zu Grunde gelegt. “Dazu wurden die Arbeitstage der letzten 12 Jahre addiert und der Mittelwert gebildet. Von diesem Kapital musste noch der Wert der Pröne abgezogen werden und schließlich wurde das Ergebnis mit 25 multipliziert" (Siehe dazu W. Jahns, S. 41). Ein Vollmeier, der laut Vertrag 89 Spanndiensttage im Jahr zu leisten hatte, musste je nach tatsächlichen Gegebenheiten (abgeleistete Arbeitstage bzw. gezahltes Dienstgeld) vor Ort zwischen 250 - 470 Talern für die Aufhebung dieser Dienstlast aufbringen. Einzelheiten der Berechnungsmodalitäten sind bei W. Jahns (S. 42 - 43) nachzulesen.

4.5

Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv

Lehenbrief Bischof Wulbrands von Minden für Dietrich Klencke Gen. Quarter

(II.)

Originaltext: Wü Wulbrand von godes gnaden Bischopp to Minden bekennet unde betugen openbare in dussem breue vor uns und unse nakomelinge da wii hebbet belenet unde belenen jeggenwordich in dussem breue Diderike Clencken anders geheten Quartere unde syne rechten eruen to cynen rechten eruen Manlene erffliken tobesitkende myd dussen nabescrevenen guden de uns und unsem Stichte vorlediget synd van dodes wegen Hinrikes van Osen seliger dechtnisse myd dem halven Tegheden to heygen myd eynem houe und dren houen landes unde syner tobchoringe uppe deme haghen to Euesvorde den tegheden over achte houe uppe dem vorbenompten haghen, twe holt de geheten synd de Sundern unde de Remenbreden to Osen de hefft achte morgen landes unde vordmer myd allen gude de uns unde unsem Stichte van (eingefügt) hinrikes vorbenompten dodes wegen vorlediget synd. Unde wii und unse nakomelinge willet unde schullet dussen vorbenompten Dyderike und synen rechten eruen dusser vorgenenten gude unde lenwarschopp eyn thichtich unde eyn bekand here wesen wodre war unde wobakend on des behoff is und se da van uns esschende synd. Dusses to tughe hebbe wy on unse Ingeseghel vor uns unde unse nakomelinge witliken to dussem breue laten hangen Datum anno domini m° cccc° xxviii° Dominica die post festum omnium sanctorum.

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Chronik Heyen Übersetzung: Wir, Wulbrand, von Gottes Gnaden Bischof zu Minden, bekennen und bezeugen offenbar mit diesem Brief für uns und unsere Nachfolger, dass wir belehnt haben und mit diesem Brief gegenwärtig belehnen den Dietrich Klencke (anders genannt Quarter, h.h. der Vierte dieses Namens in seiner Generation der Familie) und seine Erben zu einem rechten Erbmannlehen erblich zu besitzen und mit diesen nachfolgend beschriebenen Gütern, die uns und unsern Stifte erledigt sind wegen des Todes Heinrichts v. Ohsen seligen Gedächtnisses: Mit dem halben Zehnten zu Heyen, mit einem Hofe und drei Hufen Landes und seiner Zubehörungen auf dem Hagen zu Esperde, dem Zehnten über 8 Hufen auf dem selben Hagen, dem Zehnten über die Grohnde und dem Zehnten über den Ilsenberg auf dem vorgenannten Hagen, zwei Gehälze, die der Sunder und die Remenbreite zu Ohsen genannt sind, die 8 Morgen Land umfassen, und weiterhin mit allen Gütern, die uns und unserem Stift von des vorgenannten Heinrichs Todes wegen erledigt sind. Und wir und unsere Nachfolger wollen und sollen diesem vorgenannten Dietrich (Klencke) und seinen rechten Erben dieser vorgenannten Güter und Lehnswahrschaften ein rechter und bekennender Herr sein, sooft, wo und wie ihnen das erforderlich sein und sie das von uns erheischen. Zum Zeugnis dessen haben wir unser Siegel für uns und unsere Nachfolger wissentlich an diesen Brief hängen lassen. Gegeben im Jahre des Herrn 1428, am Sonntag nach Allerheiligen (7.November 1428).

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Chronik Heyen

5

Historische Stätten, besondere Orte und Ereignisse

(Quelle: Friedrich Schreiber und Hans Hölscher)

Es ist auffallend, dass in einem engen, nur wenige Quadratkilometer umfassenden Bezirk nahe bei Heyen mehrere historische Stätten zu finden sind, die seit langem Historiker und Heimatforscher beschäftigen. Es sind dies I. II. III. IV. V.

der Heilige Berg mit einer Ringwallanlage, in deren unmittelbarer Nähe die Reste einer mittelalterlichen Kapelle, die Reste einer Burganlage, der Lauenburg, eine Gogerichtsstätte nahe der Straße Heyen – Brockensen, ein altes Kultzentrum am Eichberg.

Es ist anzunehmen, dass mindestens zwischen einigen von diesen Beziehungen bestehen und dass sie im Zusammenhang betrachtet werden müssen. Vieles ist noch ungeklärt und harrt weiterer Forschungsarbeit. Neue Erkenntnisse könnten z.B. durch Ausgrabungen gewonnen werden. Es erscheint in einem ersten Schritt sinnvoll, eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen Urkunden, Quellen und Veröffentlichungen vorzunehmen, die sich mit den genannten Objekten befassen. Das soll im Folgenden geschehen.

5.1

Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, Heyen, Brockensen

Von den sächsischen Gauen, der Kirchlichen Verwaltung und von der Eversteinischen und Homburger Herrschaft bis zu den Ämtern der welfischen Herzöge. Wenn auch die Grenzen der sächsischen Gaue nicht einwandfrei festzustellen sind Grenzen im heutigen Sinne gab es ohnehin nicht -, so lässt sich doch belegen, dass der Raum um Heyen zum Gau Tilithi gehörte. Dieser Gau umfasste etwa das Gebiet beiderseits der Weser von Polle bis Rinteln. Da nach der Christianisierung die Grenzen der Diözesen häufig denen der sächsischen Gaue folgten, oft mehrere Gaue umfassend, kann man sich ungefähr ein Bild von der Ausdehnung der Gaue machen, denn die Diözesangrenzen sind um 1000 genau festgelegt. Zwei Grenzbeschreibungen der Diözese Hildesheim von den Jahren 1007 und 1013 belegen die Grenzen zum Bistum Minden. Da nun das Bistum Minden neben anderen auch den Gau Tilithi einschloss, verfügen wir gerade in dem südöstlichen Teil des Gaues, dem Grenzgebiet Minden-Hildesheim, über verhältnismäßig viele und brauchbare Quellen über die Grenzen, die sich als naturgegeben Grenzen (Gebirgskämme) z.T. bis an die Gegenwart erhalten haben.

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Chronik Heyen So steht fest, dass Heyen mit den unmittelbar angrenzenden Gebieten im südöstlichen Zipfel des Gaues Tilithi und später, nach der Einführung des Christentums, im Archidiakonat Ohsen des Bistums Minden lag. Im 12. Jahrhundert stoßen in diesem Gebiet die Interessen der Grafen von Everstein und die der Herren von Homburg aufeinander. Der Sturz Heinrichs des Löwen begünstigte die Machtbestrebungen dieser beiden Dynastien. Indem die Homburger nach der Verdrängung der Grafen von Spiegelberg (1238) sich im nordwestlichen Teil des Iths (Lauenstein) festsetzten, wurde ihnen der Zugang ins Wesertal südlich von Hameln ermöglicht. Damit waren sie bis in die Nähe der eversteinischen Burg Ohsen vorgedrungen. Um 1245 erwarben sie durch einen Vergleich mit Corvey Bodenwerder und drangen von hier aus weiter vor in den Raum Hehlen, Daspe, Heyen, Brockensen. Ein Beweis für das gute Einvernehmen mit den welfischen Landesfürsten, das die Homburger immer wieder pflegten, ist die später angeführte Urkunde (Kap. IV/4), die ihnen das Recht zur Abhaltung des Gogerichtes in diesem Gebiet gab. Mit dem Erlöschen beider Dynastien in Jahre 1409 fielen die Herrschaften an die welfischen Herzöge. Nach dem Wickenser Erbregister gehörten Hehlen, Daspe und Heyen zum Amt Wickensen, Hajen und Brockensen dagegen zum Amt Grohnde. Wenn man in Betracht zieht, dass sich die Besitzverhältnisse oft änderten, so kann festgestellt werden, dass die Amtsgrenzen des Herzogtums den alten Interessengrenzen zwischen den Homburgern und Eversteinern entsprachen. Auch heute noch verläuft die Grenze der Kreise Holzminden und Hameln zwischen Heyen und Brockensen (siehe Skizze). Hiermit ist das Wesentliche über die Territorialgeschichte gesagt, das zur Auswertung der folgenden Zusammenstellung von Bedeutung ist.

5.2

Die alte Gogerichtsstätte zwischen Heyen und Brockensen

(Zusammenstellung zum Gohgericht aus „Der Kreis Hameln, von F. Meissel 1897)

Herzog Heinrich der Jüngere hielt 1529 das letzte große Gogericht für die Herrschaft Homburg. Dafür wurden die Gerichtsbänke noch einmal neu aufgemauert. Im Gefolge des Herzogs befanden sich die fürstlichen Räte: Kanzler Dr. König, Kurt v. Beltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v. Baumbach, Hans Grevendorf und der Pfandinhaber des Hauses Homburg Wilken Klenke. Allen Knaben oder Adelspersonen (Grone, Bevern, Hake, Frenke, Werder) wurde durch den Herzog alle Gerichtsbarkeit aberkannt, doch sind den Junkern die hegerischen Gerichte über ihre hegerischen Güter und die Strafgelder für Bluttaten und Faustschläge auf ihren umzäunten Höfen erlaubt. Auf einer Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert ist die Gogerichtsstätte auf dem Weinberg bei Heyen eingezeichnet. Die alte Gogerichtsstätte lag zwischen Heyen und Brockensen unterhalb der Straße. Die Flur heißt ”Im steinernen Ort”. In dem Verzeichnis der Schnede der Niderborde und Oberen Borde der Herrschaft Homburg (Mitte 16. Jahrhundert) hat Ludeke Müller wohnend zu Heyen, bezeuget: .....vom Soel an bis zu dem Rauhestück, von da auf nach den Richtebänken (steinerne Sitzbänke) zu, da hinter her, das Seine Fürstliche Gnaden Pferden holden kan, von da an bis an die Zwiel Rigge, die Zwiel Rigge hinunter bis auf die Ilse usw. Die Gogerichtsstätte lag also am Rande der Niderborde. Die steinernen Richtebänke sind erst bei der Separation in der Mitte des 19.Jahrhunderts entfernt worden und haben zumeist beim Bau von Kanälen Verwendung gefunden. Das Gelände war früher ein Feuchtgebiet. Brockensen hieß 1555 in den herrschaftlichen Lehnbriefen Bruchhausen. (Brockhusen). Zwischen dem letzten Landgericht durch den Herzog 1529 bis zur Errichtung des Amtshauses Wickensen liegen 13 Jahre. Ob ein Beauftragter des Herzogs in dieser Zeit einmal auf dem Weinberg ein Gericht gehalten hat, kann bisher nicht nachgewiesen werden. Der Richter könnte den Weinberg mit seinen trockenen Weiden durchaus als Richtstätte bevorzugt haben.

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Chronik Heyen Im Jahre 1529, am Mittwoch nach dem Ulircitage hielt Herzog Heinrich d.J. von WolfenbüttelBraunschweig auf dem Anger bei Brockensen ein großes Gohgericht für die Herrschaft Homburg. Der Herzog war selbst dabei gegenwärtig. In seinem Gefolge befanden sich die fürstlichen Räte: Kanzler Dr. König, Kurt v. Veltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v. Baumbach und Hand v. Grevendorf; dann der Pfandinhaber des Hauses Homburg, Wilken Klenke. Als vor das Gohgericht gehörig waren erschienen: Gunzel von Grone als Stellvertreter des Grafen von Spiegelberg, der Pfandinhaber des Hauses Grohnde – Johann von Münchhausen, vertreten durch seinen Vogt, und drei andere Männer; Der Homburgsche Adel, namentlich Friedrich von Werder usw.; die Stadt Hameln, repräsentiert durch ihren Bürgermeister Friedrich von Münster; die Stadt Bodenwerder mittels Deputierten, des Bürgermeisters Hans Wedig und Sekretärs Kurt Trope. Als Bankvogt saß zu Gericht der von Herzog dazu bestellte Karten Bodenthal, Burgvogt zu Eschershausen, ihm zu beiden Seiten saßen der fürstliche Rat v. Baumbach als Abgeordneter des Herzogs, Berend v. Ludingen als Alters-Deputierter des Adels, und Bürgermeister v. Münster als von den Städten Hameln und Bodenwerder bestellt. Prokurator des Herzogs, der die fürstlichen Anträge zu stellen hatte (Vorsprach), war Hans Schaper aus Salzhemmendorf. Carsten Segerdos, Bürger zu Bodenwerder, war Bote des Gerichts. Die Weistümer (Gerichtsaussprüche nach Gewohnheitsgesetzen), welche dann auf Antrag des Herzogs eingebracht wurden, waren folgende: 1)

Es stehe in dem Willen des Landesherren, das Gohgericht so oft abzuhalten oder abhalten zu lassen, als er es für gut findet. 2) Das Gericht werde von dem Herzoge oder dessen Repräsentanten, dem Inhaber des Schlosses Homburg, geboten oder ausgeschrieben. 3) Die peinliche, wie die Wrogen-Gerichtsbarkeit in der ganzen Herrschaft sei ausschließlich dem Landesherrn, dem Herzoge als rechtmäßig Erben des Hauses Homburg zuständig. 4) Alle Zivil- Rechtssachen gehören vor das Gohgericht; die Vollstreckung der Urteile, alle Pfändungen und Verhaftungen gebühren allein dem Landesherren. 5) Die Insassen und Unterthanen der Herrschaft seien verpflichtet, behuf der Bauten am Schlosse Homburg und dessen Höfen und Vorwerken so oft es nötig. Burgvestdienste zu leisten. 6) Es sei anerkannt, dass dem Herzoge als Inhaber der Inhaber Burg Homburg alle unmittelbare obrigkeitliche Gewalt in der Herrschaft Homburg zustehe. 7) Auch seien die Insassen verpflichtet und bereit, die bisherigen sechs Forhndiensttage ferner abzuleisten, weil und insofern der Herzog sie bei ihren Rechten lasse. 8) Würde jemand vor dem Gohgericht das Urteil anfechten und drohen, sich auf das Urteil dreier Beamte zu berufen, so soll derselbe Brüche bezahlen, deren Betrag von der Gnade des Fürsten abhänge. 9) Jeder, der von altersher von dieser Gohgericht gehöre und aufgefordert worden sei, zu erschenen, dennoch vorsätzlich daran wegbleibe, verfalle in eine Brüchte von drei Pfund Geldes. 10) Es sei dem Wissen nach nicht herkömmlich, dass dem Adel nach dem Ermessen des Fürsten ein Prokurator bestellt werde. 11) Es wurde auf Antrag des Adels dem Gerichte die Frage vorgelegt, ob der Gohgräfe den Vorsitz in dem Gohgerichte selbst führen müsse, worauf das Urteil erfolgte, dass dies nur dann der Fall, wenn er gegenwärtig sei. 12) Auf fürstlichen Antrag erfolgte dann der Ausspruch des Gerichtes, dass der Gohgräfe den Burgvogt zu Eschershausen zu seinem Stellvertreter bestimmen könne. Noch wurde entschieden, dass der Adel den vom Fürsten ernannten Gohgräfen unbedingt anzuerkennen habe. Ferner wurde auf fürstlichen Antrag die herkömmliche Verpflichtung bestätigt, dass dem Gohgräfen als dessen Gebühr vom Ackermann ½ Himten Roggen und vom Köthner ½ Himten Hafer, wenn dieser keinen Roggen habe, zu geben und dass diese Abgabe auch von den wüste gewordenen Höfen zu entrichten seien. Schließlich wurde noch der Ausspruch erlassen, dass der Adel auf jedesmaliges Anfordern des Gohgräfen zur Besetzung der Schlösser und Amthäuser burgverpflichtet sei.

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Chronik Heyen

Ein Gohgericht ist hier lange nicht gehalten worden, denn es mussten „die verfallenen Gerichtsbänke“ auf dem Anger bei Brockensen erst wieder hergestellt werden. Der alte Gau Tilithi ist natürlich seit undenklichen Zeiten aufgelöst, nicht einmal sein Name wird hier genannt. Darum umfasst dieses Gericht bei weitem auch nicht jenen alten Gau; die verschiedenen Herrschaften, worin er zerfallen ist, bilden ebenso viele Justizbezirke. Daher die Vermehrung der Gohgerichte und der Dingsstätten, verglichen mit denen zur Zeit der Karolinger. Fast gegenüber der alten Gogerichtsstätte liegt unterhalb des Eichbergs das kirchliche Grundstück ”Im Seelenkamp”. War hier in alten Zeiten einmal eine Beerdigungstätte? Alte Leute erzählten folgende Geschichte: Ein Raubritter forderte von einem Pfarrer, der zu Fuß unterwegs war, die Herausgabe des Opfergeldes. Als der Pfarrer sich weigerte, erschlug der Räuber den Geistlichen. Seither heißt das Land, auf dem der Mord geschah, Seelenkamp.

5.3

Ringwall

Die Ringwallanlage am Heiligen Berg könnte von Widukind gebaut worden sein, nachdem er 782 am Süntel ein fränkisches Heer vernichtet hatte. Die meisten Heimatforscher sehen in der Ringwallanlage eine altgermanische Verteidigungsstätte (Fliehburg). Ein Ringwall von länglich - runder Form, der größte Durchmesser etwa 120 m lang. liegt auf der Burgkamp genannten, südöstlichen, aus rotem Sandstein bestehenden Kuppe des bewaldeten Heiligen Berges, der südlich Heyen. von der Weser trennt. Die oben ziemlich flache Kuppe fällt steil nach der Weser, allmählicher nach Heyen zu ab. Deutlicher als der Wall ist der Graben, der aber auch über dem steilen Weserhange fast ganz verläuft. An dieser Seite ist der eingeschlossene Raum von zahlreichen Gruben durchsetzt. Ein Holzweg durchschneidet den ganzen Wall in der Richtung von NW nach SO. Das Material ist der dünnschichtige rote Sandstein, wie er hier zutage tritt. Am Ringwall (nach Steinacker) Bergabhange nach Heyen zu, nordöstlich unter dem Ringwalle, befand sich früher auf einer jetzt vor dem Walde liegenden, etwa fünf Morgen großen Ackerfläche eine abwärts gerichtete, halbkreisförmige, niedrige Umwallung aus zusammengehäuftem Bruchsandstein mit Lehm. Ein Stück davon verläuft noch vom Waldrand ab geradlinig den Berg hinauf. - 27 -

Chronik Heyen

5.4

Die Kapellenruine / Kirchenruine

(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)

Auf der Höhe des Heiligen Berges liegen die restlichen Grundmauern einer wahrscheinlich im 11. Jahrhundert erbauten Kapelle, von der das Kloster Kemnade noch 1506 Einnahmen aus Opfern verzeichnete. Im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen konnten 1986 die Grundmauern restauriert werden. Rest der Kapelle im Jahre 2000

Etwa 200 m nordöstlich vom Ringwall entfernt, stehen die 1985 restaurierten Grundmauern einer alten Kirche. Das Kulturdenkmal ist auf der Höhe des Heiligenbergs am Rande eines künstlich geebneten Plateaus, in Ost-West Ausrichtung, angelegt worden, Kirche und Plateau wurden von einer heute noch in Spuren sichtbaren Trockenmauer eingegrenzt. Die einzige schriftliche Überlieferung datiert in das Jahr 1506. Danach erhielt das Kloster Kemnade Einnahmen aus Opfer „up dem hylghen barge in vigilia ascensionis.“ Die erste Grabung wurde 1896 mit dem Ziel einen Grund-rissplan zu erstellen, durchgeführt. Nach den Ergebnissen der 1985 vorgenommen archäologischen Untersuchung lassen sich drei Bauphasen an der Kirchenruine nachweisen: 11. bis 12. Jh. Zunächst hat nur ein kleiner viereckiger Bau existiert. Es wird angenommen, dass es sich um eine Art Taufraum handelte, nur für Täufer und Täufling, während die Angehörigen außerhalb standen. Der an der Westseite des Kirchenschiffes errichtete Raum kommt dafür in Betracht. Er weist in Lehm gesetztes Mauerwerk mit abgetreppten Außenseiten auf. Der Eingang lag auf der Westseite. 12. bis 13. Jh. An den viereckigen Bau wurden in einer zweiten Bauphase Kirchenschiff, Chor und Apsis angefügt. Das Mauerwerk ist in Zweischalenbauweise mit Mörtel errichtet worden. Die Innenwände waren verputzt, möglicherweise auch die Außenwände. Der Fußboden war mit roten Sandsteinplatten ausgelegt, das Dach mit dem gleichen Material gedeckt. 17. Jh. Die Umbaumaßnahmen der dritten Bauphase dienten der Nutzung zu profaneren Zwecken. Das zeigen die in das Kirchenschiff gesetzten Räume und der an die Südwestseite angebaut Raum. In Verbindung damit wurde ein alter Eingang zugesetzt und neue Durchgänge durch altes Mauerwerk gebrochen. Ein Raum wurde an der Südwestseite ins Kirchenschiff hineingebaut, Spuren eines zweiten waren im Ansatz noch erkennbar, Ein weiterer Raum war an die südliche Außenseite des in der ersten Bauphase errichteten Mauerwerks ohne Verzahnung angesetzt. Auf dem Boden lagen wie im Kircheninneren Platten aus rotem Sandstein, das Bodenniveau war allerdings höher. Im 19. Jh. Einwohner des Ortes Heyen trugen das Mauerwerk ab, um Gesteinsmaterial zum Hausbau zu verwenden. Außerhalb ist zwischen der Nordseite des vermutlich ältesten Mauerwerks und der Westseite des Kirchenschiffes eine Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt worden. - 28 -

Chronik Heyen Im Vorfeld westlich der Kirche liegt ein künstlich eingeebneter Geländeabschnitt. Dieser wird von einer in Resten noch erkennbaren Trockenmauer aus rotem Standstein eingegrenzt. Die Trockenmauer verläuft an die Steinsetzung mit Ofen anknüpfend in westlicher Richtung und knickt dann halbbogenförmig zum im Süden liegenden Steilhang ab, um dort zu enden. Eine Fortsetzung der Mauer findet sich auf der Ostseite der Kirche, wo diese auf der nördlichen Seite am Übergang vom Chorraum zur Apsis angefügt ist und ebenfalls in anderer Richtung bogenförmig zum südlichen Steilhang verläuft. Die Funde, hauptsächlich Gefäßscherben von grauer und gelber Irdenware des Spätmittelalters und bleiglasierter Irdenware der frühen Neuzeit streuten über die ganze Grabungsfläche, vereinzelt konnten auch stark oxydierte Metallreste und Glasstücke geborgen werden. Die spätmittelalterliche Keramik wurde besonders entlang der nördlichen Längsmauern der Kirchenruine gefunden, Gefäßscherben gleicher Zeitstellung liegen aus dem Kirchenschiff und dem Chorraum vor. Das Material aus der frühen Neuzeit konnte überwiegend im Umfeld der Mauerzüge der dritten Bauphase geborgen werden. Zum Fundinventar zählen auch drei frühmittelalterliche Gefäßscherben, die an der nördlichen Außenmauer der Kirche zum Vorschein kamen. Sie sind durch ihre Magerung kaum von vorgeschichtlicher Keramik zu unterscheiden. Doch trägt eines der Stücke ein Stempeldekor, der die vorgenannte, zunächst grobe zeitliche Bestimmung rechtfertigt.

5.5

Ruine der Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg

(Quelle: Pastor Guthe, Dielmissen 1786)

An einem Ausläufer des Hohen Knapp findet man im Heyener Forstgenossenschaftswald die Burgstelle der Lauenburg, von der geschichtlich nichts überliefert wurde. Heimatforscher nehmen an, dass sie von den Edelherren von Homburg zur Beherrschung der Weserschiffahrt erbaut wurde. Nachdem 1245 durch einen Vergleich mit Corvey Bodenwerder (Bodos Werder) an die Homburger fiel, konnte die Weserschiffahrt von der Weserinsel aus kontrolliert werden. Die Lauenburg wurde überflüssig, blieb daher unvollendet und war später nach Vermutungen von Pastor Guthe (1786) ein Schlupfwinkel für Straßenräuber. Im Holzmindischen Wochenblatt vom 18ten März 1786 veröffentlichte Pastor Guthe aus Dielmissen eine "Nachricht von der alten Lauenburg im Amte Wickensen". Zunächst zitiert er die Büschingsche Erdbeschreibung des niedersächsischen Kreises: „Ohnweit Heyen im Heger Holze (soll heißen: Heyener Holze) ist nach Linse zu ein kleiner Berg, welcher „Lauenburg“ genannt wird, weil ehemals ein Schloss, Namens Lauenburg, darauf gestanden hat, von welchem noch ein Überrest zu finden ist." "In dem Heyer Holze raget ein länglich runder Berg hervor, der jetzt mit vielem Gebüsche bewachsen ist ..., und an der Nordseite ein sehr tiefes Tal hat ... An der Morgenseite hängt er mit dem Berge über Kreipke so zusammen, dass man auf dem Rücken desselben, der nur einige Schritt breit ist, nahe bis an die Oberfläche des runden Berges gehen kann, von dem ich eigentlich reden will. Die Oberfläche dieses Berges ist länglich-rund, die größte Breite 60 Fuß und die Länge, so weit er bemauert gewesen ist, 100 Fuß. Unter dem Graben, der ihn umgibt, geht er noch etwa 100 Fuß nach der Weser zu schräg bergab. Um diesen runden Hügel, den ich eben beschrieb, gehen die Überbleibsel einer Mauer, die hin und wieder noch einige Fuß hoch, und 2 Fuß breit ist, woran man aber das Tempus edax rerum (entspricht "Zahn der Zeit") deutlich wahrnimmt. Viele Steine davon lassen sich auch mit den Händen abreiben. Die Mauer ist mit einem tiefen Graben umgeben, der durch die Rudera (Trümmer) etwas verschüttet ist. In dem bemauerten Platze findet sich eine Höhlung, davon man vorgibt, dass sie ein Eingang in einen Keller sei, worin man noch vor wenigen Jahren die Türschwelle erkennen konnte. Er fiel mit der Zeit zu und ist jetzt bewachsen." - 29 -

Chronik Heyen

Plan der Lauenburg - Institut für Kartographie der Univ. Hannover 1988

Funde an der Lauenburg (Quelle: Dr. Christian Leiber, Holzminden)

Im vorgenannten Beitrag des Holzmindischen Wochenblattes von 1786 beschreibt Konrad Guthe, Pastor in Dielmissen, erstmals die Reste der Lauenburg und regt die Ausgrabung derselben zur Klärung noch offener Fragen an. Etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1893, wird die Burgstelle unter Leitung des Kreisbauinspektors Julius Osten untersucht. Dabei kommt es zur wohl weitgehenden Freilegung des bereits genannten Mauerzugs, der an der Ostseite partiell noch eine Höhe bis zu 2 m besessen haben soll. Auf dem südlichen Teil des Burgplateaus finden sich noch Spuren von längs- und quergezogenen Grabungsschnitten, die wahrscheinlich auch dieser Grabung zuzuordnen sind. Die Beobachtung von verkohlten Balken und einer mächtigen Bauschuttschicht sowie die geborgenen Fundobjekte wie "Pfeilspitzen" und "Schleudersteine" wurden von den Ausgräbern als Beleg dafür herangezogen, dass die Burg bewohnt war. Neuere Oberflächenbegehungen des Burgplatzes in den letzten beiden Jahrzehnten haben nur zur geringfügigen Vermehrung des Fundmaterialbestandes geführt. Im Südteil der Burgfläche stellenweise konzentriert auftretender verziegelter Hüttenlehm gab neben den Feststellungen von 1893 Anlass zu der Vermutung, dass die Lauenburg einem Angriff zum Opfer gefallen sein könnte. Es besteht aber auch die Möglichkeit der absichtlichen Zerstörung nach ihrer Aufgabe. Endgültige Klarheit kann nur eine erneute wissenschaftliche Grabung bringen. Da schriftliche Überlieferungen, die Auskunft über die Erbauer, die Nutzer und das Alter der Lauenburg geben, fehlen, sind wir bei der zeitlichen Einordnung auf die wenigen vorliegenden Bodenfunde angewiesen. An Hand der vorhandenen Keramik lässt sich der Zeitraum grob auf das 12./13. Jahrhundert eingrenzen. Als potentielle Bauherren in Betracht kommen die Edelherren von der Homburg, die ungefähr seit 1183 danach strebten, ihr Territorium bis an die Weser auszudehnen. Dieses gelang ihnen spätestens 1245 mit der Besitzübernahme von Bodenwerder. Die chronologische Einordnung der Keramik bietet gleichzeitig einen Datierungsanhalt für den auf der Lauenburg gefundenen Messerscheidenbeschlag. Diese Altersbestimmung bewegt sich in dem zeitlichen Rahmen, der auch für andere dreieckige Scheidenbeschläge aus dem oben genannten Verbreitungsgebiet angegeben wird. Die Burganlage als Fundort stützt die Beobachtung, dass auf Grund der besonderen Fundorte Messerscheiden mit derartigen Ortbändern als eine Art Statussymbol wohl nur im Besitz einer privilegierten Gesellschaftsschicht

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Chronik Heyen zu finden waren. Vorrangig sind solche Stücke nämlich auf Burgen, in Städten mit wichtigen Handelsplätzen, in Klöstern und in Gräbern aufgetreten. Der Fundort, die Lauenburg, liegt heute unter Waldbedeckung auf einem kammartigen Ausläufer des hohen Knapp, relativ dicht an der Kreisstraße 10, die von der Ortschaft Linse nach Heyen führt. Die der Geländesituation angepasste langovale Burganlage wird an den gegenüberliegenden Schmalseiten durch künstlich in den Bergrücken eingetiefte Gräben begrenzt. Die Ausmaße können mit etwa 50 m Länge und ca. 30 m größter Breite angegeben werden. Gegenwärtig noch oberirdisch sichtbare Reste einer bis zu 1,5 m dicken, in Mörtel gesetzten Kalksteinmauer umgeben den höherliegenden nördlichen Teil des Bauwerks. Der bemerkenswerte Neufund von der Lauenburg gehört Leider schreitet die Zersetzung der Mauer durch zur Gruppe der zwischen dem Niederrhein und dem das Wurzelwerk des dort anzutreffenden Ostseegebiet weitverbreiteten dreieckigen Messerscheidenbeschläge aus Buntmetall. Baumbestandes fort. Westlich der gegenwärtig an der Lauenburg vorbeiführenden Kreisstraße lassen sich im Wald noch deutlich Relikte eines alten Hohlwegesystems beobachten, das bergabwärts auf die Weser zuläuft und in eine ehemalige Furt mündet.

5.6

Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg

(Quelle: Hans Berner, Amt Grohnde)

Vom Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg und dem Platz der heiligen Eiche am Eichberg bei Heyen. Die als Anlage beigefügte Skizze lässt erkennen, dass am Südabhang des Eichberges die Flurgrenzen von Brockensen und Hajen in ganz schmalen Ausläufern und in größerer Breite die Flurgrenzen von Heyen und Daspe sich treffen. Dieser Schnittpunkt führt die Flurbezeichnung "der Predigtstuhl". Auf und um den Eichberg herum finden sich die Flurbezeichnungen: der Teufelspfuhl, eine Grube mit erkennbar künstlich abgestochenen Rändern auf der Höhe des Berges, das Hünenfeld, Begräbnisstätte der Hakelberg, alte Bezeichnung für Warten, den wilden Jäger, die Richtbänke der Dagort und auf einer Karte von 1782 der "Platz, wo die heilige Eiche gestanden". Alles dies lässt mit Sicherheit auf eine vorchristliche Kult- und Versammlungsstätte schließen. Solche Kultstätten waren mehreren Stämmen oder kleineren Gemeinwesen gemeinsam, wobei jedes dieser Gemeinwesen Wert darauf legte, auf eigenem Grund und Boden zum Heiligtum zu kommen. (Köterberg) Und es ist weiter bekannt, dass die christlichen Missionare vorzugsweise an alten Kultstätten predigten, um die Überlegenheit des Christentums über die heidnischen Götter besonders hervorzukehren. Der Predigtstuhl ist die Stelle, an welcher erstmals gepredigt worden ist. Am Predigtstuhl am Eichberg liegt unter Dornenhecken Steingeröll, aus welchem vor Jahrzehnten der Hofbesitzer Meyer, Frenke 2, einen leider verloren gegangenen Stein mit eingegrabenen (soll wohl heißen "abgebildeten") Menschenfüßen geborgen hat. Am Eichberge war danach ein sächsisches Heiligtum für die daran grenzenden Ortschaften Hajen, Brockensen, Heyen und Daspe, die also bei der Bringung des Christentums schon bestanden. Frenke früher Vranki, ist, wie der Name ergibt, eine fränkische Siedlung, in welcher wohl der fränkische Beamte seinen Sitz nahm. Ihm wurde der Kultbezirk des Eichberges, der ja vorher als Heiligtum zu keiner Gemeinde gehört hatte, als Königswald zugeteilt. Daraus erklärt sich, dass noch heute das ganze Massiv des Berges zu Frenke gehört. Die erste Predigt wird wohl mit dem Frankenzug von 782 zusammenhängen, so dass wir die Entstehung der Dörfer Hajen und Brockensen vor diese Zeit legen können."

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Chronik Heyen

5.7

Die Klus

(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)

Über Klusen und Kausner bestehen zumeinst nur sehr verschwommene Vorstellungen. Ihre Zeit liegt – zumindest in den protestantischen Gebieten – mehrere Jahrhunderte zurück. Sie sind vorreformatorisch und die Reformation schnitt ihnen den Lebensnerv ab. Die mündliche Überlieferung ist längst abgerissen, und so haben sich im Volksmund bestenfalls Flur- und Straßennamen mit dem Begriff „Klus“ erhalten: Klusberg, Klusfeld, Klusgarten u.a. Kaum jemand weiß sie zu deuten. In den katholisch gebliebenen Bereichen, d. h. in den Diözösen Hildesheim und Paderborn und im Eichsfeld haftet der Name „Klus“ noch oft an Kapellen. Die landläufige Vorstellung von einem Klausner ist etwa die: Ein Klausner ist ein Mann, eine Art Mönch, auf jeden Fall ein frommer Christ, der sich von der bösen Welt in die Einsamkeit z.B. in die Abgeschiedenheit des Waldes zurückzieht, um sich dort religiösen Gedanken hinzugeben, um in Gebet und mystischer Versenkung Gott nahe zu sein, um sich in einem Leben ohne Sünde die ewige Seligkeit zu erwerben. So denkt man sich einen Klausner, und im Idealfall mag diese Vorstellung wohl richtig sein – aber was ist im Leben schon ideal? Die Klus in Heyen wird in dem Buch „Reformatorische Kirchenvisitation“ von Kayser (1542-1544) erwähnt: „1568 ist die Kirche vorlängst umbgefallen gewesen, aber jetzo durch die Männder wieder gebauet worden und ist das Kirchenamt derweil in der Claus bei dem Eselsborne (Heidebach) gehalten. Dazu gehört nichts, die hat ein Mann aus Stadtoldendorf in alten Jahren gebauet mit Nahmen Hans Kip, der hat dazu gebeten.“ Danach muss die Klus wohl etwa 2 Kilometer nordostwärts von Heyen in dem durch die Dörfer Heyen, Esperde, Bremke und Wegensen gebildeten Viereck gelegen haben. Das Hans Kip für seine Klus den Platz bei einer Quelle ausgewählt hatte, ist verständlich, denn Wasser gehört zu den primären Lebensnotwendigkeiten, und der Standort der meisten Klusen befindet sich in der Nähe des Wassers. Mehr lässt sich über die „Klus“ nicht aussagen. Es erhebt sich aber die Frage, ob nicht bei der Kapelle auf dem Heiligenberg ein Klausner gelebt hat, auch wenn an ihr nicht der Name „Klus“ haftet. Es ist bei den Ausgrabungen an der Kapelle 1985 An der Westseite des Kirchenschiffs eine Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt. Es kommt noch hinzu, dass die Kirche bei der Christianisierung heidnische Kultplätze in christliche umwandelte. Daher errichtete sie auf Bergen, bei Felsen, in heiligen Hainen und bei Quellen Kapellen, die von einem Priester oder Mönch betreut wurden. Dieser lebte als Einsiedler bei der Kapelle und die Kirche gewährte ihm den Lebensunterhalt, sie stattete ihn mit einem „Beneficium“ aus.

5.8

Wüstungen und umliegende Gemeinden der Vergangenheit

Mit dem Begriff „Wüstungen“ bezeichnet man untergegangene oder aufgegebene Siedlungen und Wohnplätze. Entgegen der vielfach geltenden Auffassung entstanden diese Wüstungen nicht durch den 30jährigen Krieg (1618-1648). Sicherlich wurden in dieser Zeit viele Häuser, Höfe und Ortschaften zerstört, jedoch sind diese meist in kurzer Zeit wieder aufgebaut worden. Überwiegend entstanden die Wüstungen bereits im Mittelalter. Zwar ist die Begründung zum Teil auch in den ständigen Fehden des 14. und 15. Jahrhunderts zu finden, jedoch überwiegend waren sie wirtschaftlich bedingt. Die intensiven Bemühungen im Mittelalter, besonders im Hochmittelalter (9. bis 13. Jahrhundert), das Landesinnere durch Rodung und Kolonisation zu erschließen, führte zu zahlreichen Fehlgründungen. Schlechte Bedingungen für Ackerbau und Verkehrswege, ganz besonders in Wald- und Bruchgebieten, zwangen Siedler zur Aufgabe. Ein weiterer Grund für die Entstehung von Wüstungen lag in den häufig auftretenden Seuchen im Mittelalter.

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Chronik Heyen Die Wüstungen Lauenburg, Ringwall und Kapelle, sind auf den Heyer Flurstücken noch zu erkennen, von den anderen, im Folgenden beschriebenen Wüstungen ist heute nichts mehr zu erkennen, nicht mal die genau Lage ist noch bekannt. Dissihausen / Dischershausen (Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)

Wüstung etwa 0,65 km nordwestlich von Wegensen, wo 1763 die Dorfstelle „Auf den GnadenHöfen“ und angrenzend „Das Tischer Feld“ ansässig waren. Zur Flur gehörte das Hägerland der späteren Feldmark Wegensen das sich damals meist im Besitz Auswärtiger befand. Als die eigentlichen Hägermänner sind genannt: 2 Bauern aus Wegensen, ein Bauer aus Tuchtfeld, 3 Bauern aus Dohnsen. Diese hatten auch die herrschaftlichen Gefälle (Einnahmen) von der Länderei, südlich der Dorfstelle Wanne „Am Frankel-Bache“ einzutreiben. Namenschreibweisen über Jahrhunderte: 1545 Desingehusen, Dessinghusen 1546 Disihausen 1625 Dissihausen 1763 Tischershausen, Dischershausen 1800 Dischershausen

(ER 214) (ER 217) (DB Nr. 407) (Hassel-Bege II S 310)

Wockensen (Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)

Wüstung wohl nordöstlich auf der Flur in Heyen. Nach anderer Annahme erinnert daran der Wöckener Weg in Bisperode. Die Lage bei Heyen wird aber wahrscheinlich gemacht durch 1580 bei zahlreichen Höfen in Heyen aufgeführte Ländereien auf „Wochendisch Landt“ oder „Wochensch Land“ oder „Sunderland“. Die Flurbereinigung von 1759 nennt die „Wauckensche Feldmark“ und Zins von Sunderland. Ein doppelter Zht an Amt Wickensen und Pfarre Halle war 1759 (aa0) von 111 Mg der Flur Heyen zu entrichten.

6

Sagen über die historischen Stätten

(Quelle: A. Teiwes „Sagen des Kreises Holzminden”)

Über die vorgenannten Stätten sind vor langer Zeit die nachfolgenden Sagen entstanden, die auch Hinweise auf Mönche und Raubritter enthalten:

6.1

Das Kloster auf dem Heiligenberg

Südlich von Heyen, etwa eine viertel Stunde von dem Dorfe entfernt, liegt der Heiligenberg. Auf diesem soll früher ein heiliges Haus, ein Kloster gestanden haben. Alte Leute haben noch die Ruine von demselben gekannt, auch werden im umliegenden Lande zuweilen noch Mauerreste gefunden. Der Sage nach war es ein Mönchskloster. Zu der Zeit, als auf der nahegelegenen Lauenburg die Ritter Räuberei trieben, trat einer der Klosterbrüder mit jenen heimlich in Verbindung. Als das endlich die frommen Mönche entdeckten, verbannten sie ihn aus dem Kloster. Voll Haß und Grimm kam er dreimal um Mitternacht und verwünschte das Stift samt seinen Bewohnern. Nach einiger Zeit verfiel das Kloster. Seitdem sah man oft auf dem Berge einen Ritter mit einem langen, goldenen Schwerte in der Hand und einem goldenen Helm auf dem Haupte, reitend auf einem Schimmel. Es wird gesagt er müsse mit seinem langen, goldenen Schwerte das verwünschte Kloster bewachen.

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Chronik Heyen

6.2

Das Riesenfräulein

Südlich von Heyen zeigen Gräben und Schutthaufen die Stelle an, wo vor alters die Lauenburg lag. Auf dieser Feste wohnten einst Riesen. Eines Tages ging das Riesenfräulein spazieren und kam auch unten ins Wesertal. Da trat es mit einem Schritte über den Strom und war nun im Kemnader Felde. Hier sah es einen Bauern der seinen Acker pflügte. Dem Mädchen gefiel das niedlich Ding, es bückte sich und tat den Mann samt Pflug in seine Schürze.Voller Freuden eilte es nach der Burg zurück. Hier öffnete es die Schürze und stellte seinen Fund auf den Tisch. Dann holte es eilig Vater und Mutter herbei und rief: Seht, was ich mir mitgebracht habe! Dort unten musste ich über ein Wässerlein treten, und da fand ich dieses Spielzeug! Der Vater aber sagte mit ernster Miene: Das ist kein Spielzeug für dich! Trag es schnell wieder zurück aufs Feld! Wenn nicht das Volk der Zwerge schafft mit dem Pflug im Tal, so darben auf dem Berg wir Riesen bei dem Mahl! Das Riesenfräulein machte zwar eine betrübte Miene, aber es brachte alles wieder an seinen früheren Ort.

6.3

Die Jungfrau von der Lauenburg

Einst hütete ein Schäfer in der Nähe der Lauenburg, die ehemals auf steiler Höhe an der Weser lag, seine Herde. Da bemerkte er eine schöne Schlüsselblume in der Nähe, ging hin und pflückte sie ab. Mit einem Male stand die weiße Jungfer vor ihm und winkte ihm, zu folgen. Der Schäfer folgte ohne Zaudern dem Burgfräulein, das so freundlich und gütig aussah. Es führte den erstaunten Schäfer in ein prächtiges Schloß, das er zuvor nie gesehen hatte. Da waren viele herrliche Zimmer, angefüllt mit Kostbarkeiten, Gold und edlen Steinen. Und überall forderte die Jungfrau ihn auf, sich was auszusuchen und mitzunehmen. Der Schäfer tats. Zuletzt führte sie ihn in ein Bürgermeister Reinhard Meyer mit Spielgruppe der „Jungfrau von der Lauenburg“: Maren Kliche, Maike Diekmann und Hannelore Maaß unterirdisches Gemach, da stand ein großer Kessel ganz mit Gold angefüllt, und daneben lag ein Bund Schlüsselblumen oder, wie andere sagen, ein Sträußchen Vergißmeinnicht. Hier sprach die Jungfrau: Du kannst mich erlösen! Nimm Dir soviel von dem Schatze, wie Du willst, aber vergiss das Beste nicht! Da glaubte der Schäfer, was er bis jetzt beigesteckt, sei nichts gegen das, was er hier vor sich sah, kramte seine Taschen wieder aus und füllte sie von neuem mit dem Golde aus dem Kessel. Die Blumen aber sah er gar nicht. Dann wandte er sich zum Gehen. Traurig folgte ihm die Jungfrau bis ans Tor, da sprach sie: Das Beste hast Du vergessen. Nun muss ich noch lange warten! Erst muss ein Rabe eine Eichel verlieren, aus der ein Eichbaum wachsen wird. Aus dem Baume muss eine Wiege gemacht werden, und das erste Kind, das darin schlafen wird, das erst kann mich erlösen, wenn es klüger ist, als Du es warst.! Als der Schäfer hinausging, schlug ihm die schwere eiserne Tür den einen Hacken ab. Mit furchtbarem Getöse versank das Schloss hinter ihm in die Erde. Die Wunde am Fuße aber wollte nimmer heil werden, und das Gold, was er mit heimgebracht, reichte kaum hin, um Doktor und Apotheker zu bezahlen. Ist auch mal ein Schäfer gewesen, der folgte ihrem Rufe, ging hin und wollte die Jungfrau erlösen. Darüber war sie froh, sagte, er brauche sich gar nicht zu fürchten und solle nur dreist mitgehen. Aber er dürfe sich nicht umdrehen, was auch hinter ihm geschehen möge. Alsbald kam ein Wagen mit brennenden Dornen gefahren, dem ein Hund voranlief. Da sah sich der Schäfer doch um, und alles war verschwunden. - 34 -

Chronik Heyen

7

Eigentumsverhältnisse im Laufe der Geschichte

(Hermann Wiemann)

Eigentümer der meisten Ländereien des Dorfes Heyen waren Kirche und Adelige. Die Pfarre besaß 1542 einen Meierhof mit 4 Hufen (ein Teil davon) früher Kemnader Kalandsgut. Zur Ausstattung des Klosters Kemnade 959/65 gehörte Grundbesitz im Orte, 1197 waren bei seiner curtis 8 Hufen und eine Holzgrafschaft, 1298 stand seine magna curia Vogtei der Homburger. Diese schenkten dem Kloster 1309 eine Hufe. 1316 erwarb es den Novalzehnten des Waldes Sunder beim Orte von einem Gottfried von Minden, 1410 2 Hufen Homburgisches Lehen der v. Halle, und 1442 erbte es vom Kanonikus Aemilius Precht in Hameln die Hälfte eines Meierhofes mit 3 Hufen, dessen andere Hälfte die Kalandsbrüderschaft in Kemnade bekam. 1548 besaß das Kloster 7 Meierhöfe. Das Bonifaciusstift in Hameln hatte 1455 2 Hufen aus der Erbschaft Aemilius Prechts und erwarb 1 Hufe von den Hakes. Diese hatten schon 1359 3 Hufen vom Domküster in Minden erhalten. Gerhard v. Werdingshusen (siehe diese Wüstung) verpfändete 1448 einen Meierhof. 1637 waren 3 Meier- und 11 Kothöfe kalenbergsches Lehen der v. Münchhausen, früher v. Bevern. Ein Ritter Bernhard von H. erscheint als Zeuge in Homburgischen Urkunden 1226 und 1253. Vom Zehnten besaßen Hakens bereits 1340 einen Teil als mindensches Lehen, der 1759 552 Morgen umfasste. Ein anderer Zehnt in Heyen war um 1320 mindensches Lehen Lamberts von Osen, 1759 besaßen Klenkes einen Zehnten über 529 Morgen (schon 1435 ½ Zehnt, den sie damals verpfändet hatten). Kemnade (schon 1548) über 235 Morgen. Vom Rest des damals 2077 Morgen großen Ackerlandes der Flur waren 55 Morgen frei, 463 Rotland, der Zehnte von 132 Morgen zersplittert und einen doppelten von 111 Morgen bezogen die Pfarre in Halle und das Amt Wickensen. Diese 111 Morgen waren die „vormalige Wankensche Feldmark“, d. h. die Flur der Wüstung Wockensen, nordöstlich von Heyen, deren Lage zuerst von Rustenbach (Häger, aaO. S. 588 a). festgestellt worden ist. Die Gerichtsbarkeit von Heyen als eines Homburgischen Dorfes gehörte dem Amte Wickensen, niedere Börde. Im Mittelalter hatte sich eine Abhängigkeit des Bauern von der Grund- und Gutsherrschaft entwickelt, die zur Hörigkeit (bei Heirat oder Erbfall) Erbuntertänigkeit (Leibeigenschaft und Frondienst) führte. In Frankreich führte 1789 die französische Revolution zur Beseitigung der Knechtschaft. Unter dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I versprach das Edikt des Freiherrn vom Stein den Bauern Befreiung ab Martinstag 1811. Wenn auch Freiherr von Hardenberg wesentliche Einschränkungen verordnete, war die Ablösung schwerer Lasten nicht mehr aufzuhalten. In Heyen erfolgte diese Ablösung größtenteils um 1840. Wie die Landvermessung unter Leitung von Georg Christian Geitel aufzeigt, waren die Ländereien in kleine Flächen zerstückelt. Die Flurbereinigung von 1865 bis 1868 brachte mit der Neuverteilung des Landes allen landwirtschaftlichen Betrieben bessere wirtschaftliche Größenanordnungen.

7.1

Kopfsteuer aus dem Jahre 1678

(Friedel Peter)

Im Jahre 1678 ließ Herzog Rudolf August kurzfristig einen außerordentliche Steuer im Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel ausschreiben, um das Defizit im Militärhaushalt zu decken. Die lokalen Obrigkeiten hatte die Steuerpflichtigen in Listen zu erfassen und die Beträge der fürstlichen Kriegskasse abzuliefern. Mit Ausnahme der Geistlichkeit und der Militärs waren alle Personen steuerpflichtig, sofern sie über 12 Jahre alt waren. Die letzte Steuer dieser Art war erst 1672 erhoben worden. Die Kopfsteuerliste gibt uns Berufe und Personenzahl über 12 Jahre aus dem Jahr 1678 an: (Th = Taler, Mg = Mariengroschen, Pf = Pfennig, 1 Th = 36 Mg, 1 MG = 8 Pf.)

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Chronik Heyen

Vollmeier: Harmen Wessel Johan Sehlmeyer

1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Tochter 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater auf der Leibzucht 12 Mg, dessen Tochter 6 Mg.

Hinrich Müller

1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 12 Mg und Mutter 6 Mg, Leibzüchter.

Harmen Sagebiel

1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Häusling Hinrich Schleumer 9 Mg.

Hinrich Sagebiel d.N. der Nieder

1 Th, Frau 18 Mg, 3 Söhne je 9 Mg, 2 Töchter je 9 Mg. 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 12 Mg, Mutter 9 Mg, Leibzüchter, deren Tochter 4½ Mg.

Harbordt Hennecken

Hinrich Sagebiel

Halbmeier: Frantz Riecken

1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Mutter auf der Leibzucht 12 Mg, deren Tochter 6 Mg.

18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Tochter 6 Mg, Magd 9 Mg.

Harmen Waßmann

18 Mg, Frau 9 Mg, Mittelknecht 24 Mg, Tochter 6 Mg, Leibzüchter 12 Mg, dessen Tochter 4½ Mg.

Johann Sagebiel

18 Mg, Frau 9 Mg, Knecht 1 Th, Magd 9 Mg, Vater 12 Mg, Mutter 6 Mg, Leibzüchter, deren Sohn 6 Mg. 18 Mg, Frau 9 MG, 2 Ackerjungen je 9 Mg, 2 Mägde 9 Mg Vater und Mutter Leibzüchter 18 Mg.

Tielcke Sunnemann

Großköther: Hanß Heinrich Tappen Relicta Hanß Ellermann

18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Töchter je 6 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne, einer ist Leinewebergeselle 15 Mg, Magd 9 Mg.

Hinrich Wesel Leineweber

1 Th, Frau 12 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter.

Johann Ahrenß Brandweinbrauer Johann Dauwes

2 Th, Frau 18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohne 6 Mg, Tochter 6 Mg, Häusling, Schmied 1 Th, Frau 12 Mg.

Hinrich Langen Hinrich Rosenthal

18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg, Junge 9 Mg, Tochter 7 Mg, Magd 9 Mg.

Jobst Krauß Brandweinbrauer Ernst Homeyer Johann Meyer

2 Th, Frau 18 Mg, Sohn 6 Mg, Tochter 6 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, Ackerjunge 9 Mg, Magd 9 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter, deren Sohn 3 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Sohn 6 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg.

Hinrich Wilmer Schmied Johann Groven Leineweber Holtorff Rennebaum

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Chronik Heyen Henni Fricken

Frau 18 Mg, dessen Mutter Leibzüchter 9 Mg, deren Tochter 3 Mg.

Johann Pieper Leineweber Harmen Pipenschneider Hinrich Müller

1 Th, Frau 12 Mg, Junge 4½ Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg. 18 Mg, Frau 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter.

Hinrich Fricken

18 Mg , Frau 9 Mg, Tochter 6 Mg, Vater 9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter, deren Tochter 3 Mg.

Hinrich Böcker Leineweber

1 Th, Frau 12 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg, 2 Mägde je 9 Mg.

Curdt Bartramb

18 Mg, Frau 0 Mg, Magd 9 Mg, Mutter auf der Leibzucht 9 Mg, deren Tochter 3 Mg.

Friedrich Rosenthalß Hanß Arnecken Leineweber Hinrich Müllers Tochter Ernst Ahrenß Kleinköther: Hanß Sieden Hanß Flotaw, Krüger Curdt Arnecken, Relicta

Relicta 18 Mg, Tochter 3 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Häusling 9 Mg. 9 Mg, Sohn 3 Mg, Tochter 3 Mg. blind und arm 0, Frau 0, Tochter 0 9 Mg, Frau 4½ Mg, Mutter auf der Leibzucht 9 Mg. weinig Sellung 1 Th, Frau 12 Mg, Schwester 6 Mg 9 Mg, 2 Töchter je 3 Mg, Sohn, Leinewebergeselle 12 Mg

Brinksitzer: Hinrich Küster, Schneider Harmen Wedekindt, Leineweber Henny Löhding, Leineweber Jobst Schrader Johan Busten, Leineweber Lüdecke Dauweß Hanß Brockmann, Schneider Jobst Ahrens, Leineweber Hanß Arnecken, Leineweber Johann Hinrich Böcker, Schneider Stoffel Rosenthal, Krüger

1 Th, Tochter 6 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg, 2 Töchter je 6 Mg, Sohn 6 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg, Leinewebergeselle 9 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg, Magd 9 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg. 9 Mg, Frau 4½ Mg, Sohn 3 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg, Sohn 6 Mg, 3 Töchter je 6 Mg. 1 Th, Frau 12 Mg. vörigen gleich 1 Th, Frau 12 Mg

Sonstige: Kuhirt Schweinehirt Herrn Pastoris Schulmeisters Sohn

12 Mg, Frau 6 Mg, Sohn Leinewebergeselle 9 Mg. 12 Mg, Frau 6 Mg. 2 Mägde je 9 Mg ist ein Schneidergeselle 9 Mg.

Steuer aus Heyen Steuerpflichtige Personen: 233

89 Th 24 Mg

Diese Daten wurden seinerzeit von Pastor Johannes Brase (in Heyen 1648 bis 1680) erfasst.

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Chronik Heyen

7.2

Landvermessungen 1759

Herzog Carl I. von Braunschweig – Wolfenbüttel hatte 1746 eine Generallandvermessungskommission eingesetzt, um Orte und Feldmarkten des Fürstentums durch erfahrene Offiziere und Landvermesser erstmals flächendeckend vermessen, beschreiben und in einheitlichem Maßstab 1:400 darstellen zu lassen. In der Zeit wurde auch die Feuerversicherung eingeführt. Dadurch war es nötig die Häuser mit Haus Nr. (Assekuranz Nr.) zu versehen. Auch ein gemauerter Schornstein wurde vorgeschrieben. Es wurde in Heyen von Norden nach Süden links an der Dorfstraße mit Hausnummer 1, jetzt Esperder Straße 18, begonnen. Es folgten der Reihe nach die Häuser an der Esperder Straße, Hagenstraße, Hauptstraße, Kampstraße, Gönne, Twetje und wieder Esperder Straße rechte Seite bis Hausnummer 58, jetzt Esperder Straße 31. Danach ging die Hausnummernfolge weiter ohne Rücksicht auf die jeweilige Lage, nur bestimmt durch die Reihenfolge des Bauens. So stand neben dem Haus mit der Nummer 58 das Haus mit der Nummer 94. Der Hausnummern-Wirrwarr wurde in den Jahren 1977 bis 1978 beendet. Die Straßennamen wurden amtlich festgelegt entsprechende Namenschilder aufgestellt. Hof- und Landbesitzer bei der Generallandvermessung von 1759 Haus-Nr. A B C D 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

Landbesitzer 1759 Die Kirche Die Gemeinde Der Pfarrmeierhof Conrad Arneckes wüster Hof Jürgen Bohnes Witwe Johann Heinrich Klenke Heinrich Jürgen Kraus Barthold Heinrich Sagebiel Johann Ellermann Johann Heinrich Meyer Iten Hof Johann Friedrich Henneke Harm Ricke Franz Ricke Otto Gabriel Henneke Hans Heinrich Sagebiel Heinrich Müller Johann Harm Wessel Jürgen Arnecke Carl Flotho Carl Flotho Heinrich Maaß Witwe Johann Heinrich Meyer Iten Hof Johann Hölscher Hans Hermann Wessel Johann Heinrich Lange, Witwe Christian Rosenthal Jakob Schaper Ackerhof Jakob Schaper Kothof Wilhelm Meyer Johan Meier Conrad Willmer - 38 -

M.

R.

F.

13 4 125 2 10

59 12 80 27 30 7 3 87 62 80 88 48 24 78 108 29 115 108 7 38 107 101 4 48 19 51 23 62 72 25 98

29 0 40 93 0 0 72 24 40 78 77 74 90 40 47 99 85 0 0 78 48 48 98 0 50 38 44 60 97 93 72

6 53 63 26 78 109 77 47 81 126 132 11 15 11 11 10 36 29 12 102 22 43 53 21

Chronik Heyen Haus-Nr. 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

Landbesitzer 1759 Pfarrwitwen Haus Gemeinde Backhaus Heinrich Hermann Ricke Conrad Flentge Johann Lange Johann Wessel, Witwe Harm Spar Christoph Schleuter Hans Mund Die Pfarre Johann Wilmer Harm Meier Die Schule Christoph Thiele Jürgen Böcker Heinrich Wessel Conrad Gramann Johann Arnecke Harm Lange Jürgen Gesterling Heinrich Müller Heinrich Sagebiel Heinrich Harm Becker Conrad Sagebiel Johann Heinrich Möller sen. Franz Seelmeier Johan Harm Lange Philipp Sievers Heinrich Christoph Sagebiel Johann Heinrich Müller jun. Johann Heinrich Hölscher

Feldmarkbesitzer aus anderen Orten: Kreipke Christian Eickhoff Conrad Eilert Wegensen Caspar Beyer Christoph Bock Tuchtfeld Heinrich Sander Wickensen Amt Vogtei Daspe Friedrich Flotho Bente Esperde Hans Jürgen Brünig Johann Sagebiel Friedrich Brand Caspar Breier Johann Jobst Wähling Christian Gruppe Harm Aderns Wilhelm Goemann Jobst Falke Brockensen Johann Ahrens Friedrich Schütte Barthold Grupe - 39 -

M.

123 15 3

7 4 31 16

87

29 19 15 166 27 23 77 25 129 40 25

2 1 2 1 1 1 1 15 1 6 1 1 1 4 1 9 1

R.

F.

4 6 35 71 60 3 6 6 40 30 64 85 109 5 3 42 5 23 3 5 69 88 63 21 17 6 114 20 9 30 23

84 0 70 54 48 38 0 40 31 69 95 0 60 28 60 86 40 58 38 4 96 85 74 24 79 44 44 46 25 42 55

18 86 90 85 75 34 40 45 40 32 103 12 19 44 116 118 80 107 41 109

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Chronik Heyen Haus-Nr.

Landbesitzer 1759

Johann Stelmer Der Odingsche Hof Harm Grupe Johan Harm Wessel Johann Heinrich Grupe Bodenwerder Herr v. Münchhausen Sonstige Surplus Holzung Der Anger - Privat Hude Das große Bruch - Koppel Weide Auf dem Steven - Koppel Weide Die Dorfstelle wurde Hofstelle Heerstraße Feldwege Fußwege Gutgerechnet Die Weser Graben GESAMTFLÄCHE

M.

R.

F.

1 106 5 85 2 17 1 73 2 41 44 70

0 0 0 0 0 0

7 550 116 64 6 7 24 68 1 17 73 10 3347

70 12 0 85 15 82 38 36 0 20 73 23 9

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 80

Die Beschreibung der Feldmark des Dorfes erfolgte im Jahr 1759. Vermessen und in einigen Orten verbreitet von Ernst August Brauns, dieser Vermessung Subdelegirten Commishario und Georg Christian Geitel als Ingenieur. Anmerkung vom Zehnten dieser Feldmark 1. Davon gehören dem Herrn von Klenke 2. Herrn von Hake 3. Das Amt Wickensen oder vielmehr das Kloster Kemnade 4. Amt Wickensen und die Pfarre zu Halle in commun, NB jeder ziehet das 5te Bund dafür aber geben die wegen solchen Landes kein Zins. 5. Die Pfarre zu Halle allein 6. Barthauers zu Berkel oder Frenke 7. Herr Graf v. Schulenburg zu Hehlen 8. Herr v. Münchhausen zu Bodenwerder 9. Waldhausen zu Hameln 10. Das Amt Ohsen Summa 11. Dazu Rottland 12. Frey Summa Sumarum

529 Mg. 91 Ruten 552 Mg. 21 Ruten 235 Mg. 83 Ruten

111 Mg. 23 Mg. 8 Mg. 16 Mg. 31 Mg. 28 Mg. 26 Mg. 1563 Mg. 463 Mg. 55 Mg. 2082 Mg.

4 Ruten 97 Ruten 17 Ruten 70 Ruten 72 Ruten 79 Ruten 6 Ruten 60 Ruten 88 Ruten 45 Ruten 73 Ruten

NB. Der Klencke und Hakesche sind Sack Zehenden, wofür jährlich rein Korn gegeben wird, von Wickensen und Halle aber wird derselbe in Natura gezogen. Was den doppelten Zehnten, nämlich Wickensen und Pfarre zu Halle giebet, ist alles Land, so zu der vormaligen Wanckenschen Feldmark gehöret. Gibt keinen Meierzins, wegen obigen Zehnten, ist aber notwendig als Meierland zu rechnen.

- 40 -

Chronik Heyen

7.3

Lastenablösung Zeddies von 1840

(Jürgen Zeddies)

Die folgende Niederschrift zeigt als Beispiel auf, wie der Frucht- und Fleischzehnte abgelöst wurde: Nachdem von dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) und "Consorten“ zu Heyen auf die Ablösung des den Gebrüdern von Hake zu Hasperde und Grohnde zu Heyen zustehenden Frucht- und Fleischzehntrechtes und von der herzoglichen Landes - Ökonomie - Commission der Kammer - Assessor SPOHR zu Holzminden durch das Rescript vom 17.02.1840 mit der kommissarischen Leitung der Ablösungsverhandlungen beauftragt worden, nun auch die letzteren bis zum Abschlusse der Geschäfte gediehen sind, so ist unter den Interessenten, als: I. den Pflichtigen 1) dem Vollmeier Conrad Falke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 12 durch die Ehestiftung vom 13.10.1830 2) dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) für sich und in väterlicher Gewalt seiner Tochter aus erster Ehe, Minna (hier ist Wilhelmine gemeint), 10 Jahre alt, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Brandvers. Nr. 13 durch die Ehestiftung vom 09.04.1826, 3) dem Vollmeier Friedrich Sagebiel, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 51 durch die Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838, 4) der Pfarre zu Heyen, wegen des Hofes Nr. 37, vertreten durch den Pastor Stegmann, legitimiert durch die von dem herzoglichen Consistorium unterm 28.03.1840 ausgestellte Vollmacht, 5) dem Halbmeier Conrad Ricke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr.9, durch die Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838, 6) dem Kleinköther Ludwig Battmer, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 27 durch die Ehestiftung vom 30.01.1811 mit Zustimmung seiner Ehefrau, Wilhelmine geb. Klenke sämtlich zu Heyen vertreten durch den aus ihrer Mitte erwählten „Mandatar“ den unter 4 aufgeführten Pastor Stegmann, legitimiert durch das Commisions - Protokoll vom 16.06.1840 II. den Berechtigten 1) dem Oberforstmeister Anton Christoph Friedrich Wilhelm Ludwig von Hake zu Hasperde und dem 2) Georg Ernst Adolf von Hake zu Grohnde, legitimiert als rechtmäßige Inhaber der Zehntberechtigung durch den herzoglich braunschweigischen Lehnbrief vom 24.12.1832 und die letztwillige Verfügung des zu Ohr verstorbenen Barons Johann Christoph Georg Adolph von Hake vom 15.04.1838, vertreten durch den Advokaten Dr. August Hampe zu Holzminden, legitimiert durch die Vollmacht vom 30.04.1840. § 1: Gegenstand der Ablösung Die eingangs genannten Provocanten sind verpflichtet, von den zu ihren Höfen gehörenden Äckern jährlich auf Martini den im nachstehenden Verzeichnisse aufgeführten Frucht- und Fleischzehnten an die Gebrüder von Hake zu entrichten: Hof

Name des Pflichtigen

Größe

Fruchtzehnte / Himten

Nr. 12 13 51 37 9 27

Mg.Rt. Weizen Conrad Falke 101/36 5,66 Friedr.Wilhelm Zeddies 94/28 6 Friedrich Sagebiel 105/109 5,66 Pfarre 114/95 6 Conrad Rieke 69/7 3 Ludwig Battmer /92 Summe 86/7 26,33

Roggen 24,66 24 25 24 18 0,33 116

1 Himten = 31,14 Liter

- 41 -

Gerste 10,66 12 11 12 6 0,33 52

Fleischzehnte Hafer Mark/Pfennig 27,3 9/4 27 9/8 27,3 9/4 27 8/0 18 9/4 126,66

121/8

Chronik Heyen Die Abgaben müssen von Seiten der Pflichtigen 2 Stunden weit von Heyen und monatlich bis an die Weser bei Hagen - Ohsen geliefert werden. § 2: Gegenleistung Nach der Angabe der Pflichtigen gebührt ihnen bei der Ablieferung der Zehntgefälle eine Mahlzeit von Warmbier, Brot, Butter, Käse, Bier und Brandtwein, die Berechtigten erkennen aber die Verbindlichkeit diese zu verabreichen nicht an. § 3: Öffentliche Abgaben Von dem Sack (Frucht-) zehnten wird an die Staatskasse der gesetzliche Zehntsatz zu 2 2/3 jährlich von jedem zehntpflichtigen Morgen Acker entrichtet. § 4: Kündigung der Verhältnisse Die in §1 erwähnten Abgaben sollen Martini 1839 zum letzten Male abgeführt und nun auf ewige Zeiten aufgehoben sein. § 5: Berechnung des Ablösungskapitals Die dafür von den Pflichtigen zu zahlenden Ablösungskapitale sind durch die nachstehende Berechnung ermittelt, in Betreff deren die Interessenten durch gütliche Vereinbarung festgesetzt haben, dass: - die Körner nach dem neuen Braunschweigischen Himten, - als Erhebungs- und Vermarktungskosten 2 Prozent von dem Werthe der Körner zum Ansatze gebracht werden und - die in § 2 erwähnte Gegenleistung auf welche die Pflichtigen verzichtet unberücksichtigt gelassen werden soll. Es folgt die Berechnung der Ablösungssumme nach dem Prinzip: Produktpreis minus 10% Preisermäßigung minus 2% für Erhebung und Vermarktung, kapitalisiert mit 25. Zeddies hatte danach zu zahlen 850 Thaler, 18 Gutegroschen, 5 Pfennig. (Falke 839, Sagebiel 847, Pfarre 844, Rieke 555 und Battmer 9 Thaler). § 6: Künftige Erhebung des Zehntschatzes Außer den Ablösungskapitalen fällt den Pflichtigen die Bezahlung des im § 9 genannten Zehntschatzes von Martini 1839 an zur Last. § 7: Bezahlung und Verzinsung der Ablösungskapitale Der Vollmeier ZEDDIES verspricht das ihm zur Last fallende Ablösungskapital Martini 1840 zu zahlen, dagegen sollen die Übrigen bis zu einer beiden Teilen vorbehaltenen halbjährigen Kündigung an den pflichtigen Höfen bestehen bleiben - Die sämtlichen Kapitale sind von Martini 1839 bis dahin 1840 mit vier vom Hundert, dann aber ist der noch bleibende Rest getroffener Übereinkunft gemäß, mit 3 1/2 vom Hundert jährlich zu verzinsen. § 8: Bestimmung wegen der Kosten Jeder Teil hat die Kosten seiner Legitimation und seiner Vertretung bei den Ablösungsverhandlungen selbst zu tragen, dagegen fallen die übrigen Kosten zur Hälfte den Berechtigten und zur anderen Hälfte den Pflichtigen zur Last und soll die Verteilung des Kostenanteils der Letzteren unter diese nach Verhältnis ihres Beitrages zu dem ganzen Ablösungskapitale stattfinden. Die Contrahenten erkennen diesen Recess in allen Punkten für richtig an und haben denselben durch Unterschrift vollzogen. So geschehen Holzminden, den 13.8.1840 gez. A. Hampe Dr.

- 42 -

Chronik Heyen

7.4

Rezess der Spezialseparation in Heyen

(Hermann Wiemann)

Bei der Separation 1865 – 1868 hat die Gemeinde Heyen an Landfläche 3257 Morgen und 60 Ruthen. Die Insel in der Weser am Plessen ist 3 Morgen, 64 Ruthen. Sie wurde bei der Weserregulierung 1873 – 1875 ausgebaggert. Die Ablösung der Bauern hatte schon einige Jahre früher begonnen. Die Zehntpflicht und die Hand- und Spanndienste wurden abgelöst. Auch abgelöst wurde der Gemeinde-Kuhhirt, Schweinehirt und Gänsehirt. Das Recht der Domäne Grohnde mit einer Schafherde von 600 Schafen wöchentlich einen Tag in der Feldmark von Heyen zu hüten wurde beendet. Die Dreifelderwirtschaft wurde aufgegeben. Um eine erfolgreiche Landwirtschaft zu betreiben mussten größere Flurstücke entstehen. Die Flurstücke, Feldwege, Gräben, kleine Bäche (der Frankelbach) wurden neu geplant und angelegt.

Spezialseparation von 4 Oktober 1865 bis 27 Februar 1868 Teilnehmer:

Pastor Wilhelm Runge Gemeindevorsteher Friedrich Lindemann I. Die Gemeinde Heyen vertreten durch: Vollmeier Conrad Sagebiel Großköter Ludwig Meyer Großköter Christoph Willmer II. Königlich preußische Domäne Grohnde III. Königlich preußische Gemeinde Brockensen IV. Königlich preußische Gemeinde Esperde V. Gemeinde Kreipke

Haus Nr. 30 Haus Nr. 25 Haus Nr. 38

Zweck der Auseinandersetzung: I. Die Aufhebung der Weideberechtigung, welche der königlich preußischen Domäne Grohnde in Gemeinschaft mit der Gemeinde Brockensen, sowie ferner der Gemeinde Esperde und der Gemeindeheit Kreipke auf einzelnen Teilen der Feldmark Heyen zugestehen. II. Die Prozentuale Auseinandersetzung der Gemeinschaftsgenossen zu Heyen hinsichtlich ihrer sämtlicher Hude und sonstiger gemeinschaftlichen Verhältnisse. A. Die Feldmark in Heyen, Besitzungen bei der Separation: Lt. Vermessung 1759 An Ländereien incl. Surplusland An Wiesen An Hofräumen An Gärten An Koppelweiden An Privatweiden In Summa Die Forst Heyen

M 2082 136 17 61 70 216 2585 539

R 73 101 42 115 100 0 70 60

Umrechnungserklärung: M (Morgen) 1

R (Ruten) = 120

ha (Hektar) 1

M (Morgen) = 4

- 43 -

ha (Hektar) 1

qm = 10.000

Chronik Heyen

Hof und Landbesitz bei der Separation 1865: Vollmeierhöfe Heinrich Rose (Erben) Friedrich Falke Friedrich Zeddies Friedrich Henneke Conrad Sagebiel Friedrich Sagebiel Carl Sagebiel

Haus-Nr. 7 12 13 23 30 51 56

Halbmeierhöfe Friedrich Sporleder Conrad Ricke Falke Ludwig Sporleder

Haus-Nr. 8 9 11 43

Großkothöfe August Timmerman Conrad Sagebiel Karl Möller Conrad Sagebiel Friedrich Seelemeyer Friedrich Söffge Friedrich Becker Heinrich Möller Heinrich Möller Ludwig Göhmann Ludwig Wessel Friedrich Meyer Heinrich Pieper Ludwig Meyer Wilhelm Grave Anton Willmer Anton Willmer Hermann, Friedrich u. Heinrich Möller Friedrich Weber Carl Voges Heinrich Hölscher Ludwig Battmer Conrad Sievers Friedrich Möller Friedrich Möller

Haus-Nr. 3 4 5 6 10 14 16 17 18 19 20 21 22 25 26 38 39 48 49 52 53 54 55 57 58

Kleinkothöfe Friedrich Bode Friedrich Bode Conrad Flentge Conrad Flentge

Haus-Nr. 1 27 31 59

Brinksitzer Karl, Heinrich Christoph Klenke Wilhelm Schmidt (Erben) Wilhelm Schmidt (Erben) Ludwig Maß Conrad Scherfenberg Friedrich Lindemann Friedrich Müller Ludwig Eickhoff Heinrich Bock Wilhelm Möller Heinrich Lange Georg Waßmann (Erben) Karl, Heinrich Becker Wilhelm Keller

Haus-Nr.

Anbauer Heinrich Meyer Wilhelm Göhmann Heinrich Wessel Friedrich Brakhahn Die Kirche Heinrich Engelke Heinrich Iselhorst Heinrich Sagebiel Conrad Müller Conrad Müller Wilhelm Grupe Die Schule

Haus-Nr. 28 41 60 61 62 63 64 65 66 67 69 40

- 44 -

2 15 32 33 34 35 36 42 44 45 46 47 50 68

Chronik Heyen B.

C.

D.

E.

F.

G.

H.

I.

Die Feldmark Heyen grenzt: a. gegen Norden an die Feldmark Brockensen und Esperde (Provinz Hannover) b. gegen Osten an die Feldmarken Bremke, Wegensen und Kreipke, c. gegen Süden an die Feldmarken Linse und Kemnade, von welcher letzteren solche durch die Weser getrennt ist, d. gegen Westen an die Feldmarkten Daspe, Hajen und Brockensen Die Gemeinheitsgenossen übten die Weide mit Rindvieh, Schafen, Schweinen und Gänsen dergestalt aus, dass jede dieser Viehgattungen für sich in gesonderten Herden vor gemeinschaftlichen Hirten gehütet wurde. Die Pferde haben die Weide allerdings auch begangen, sind aber meistens nur nachts in die eingefriedigten Anger eingetrieben. Außer der Gemeinheit Heyen waren auf geringen Teilen der Feldmark Heyen noch einige andere Interessenten zur Benutzung der Weide berechtigt, und zwar: a. auf den Ackerstücken Nr. 369 bis 376 der 9ten Wanne Brachfeld, sowie auf den Ackerstücken Nr.428 bis 454 der 1. Wanne Sommerfeld zusammen auf einer Fläche von 34 M. und 71 R., soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt, außer der Gemeinheit Heyen: 1. die Gemeinde Brockensen mit sämtlichen Viehgattungen täglich und 2. die königlich preußische Domäne Grohnde mit einer Schafherde von 600 Stück wöchentlich einen Tag. b. Auf den Ackerstücken Nr. 700 bis 745 der 10ten Wanne Sommerfeldes, zusammen 56 M. 47 R. enthaltend - wovon die Stücke Nr. 736 und 745 15 M. 50R. betragend zur preußischen Hoheit ausgeschieden sind - soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt, außer der Gemeinheit Heyen die Gemeinheit Esperde, beide mit allen Viehgattungen gleichzeitig. c. Die Gemeinheit Kreipke zur alleinigen Beweidung der beiden Ackerstücke Nr. 1202 und 1203 und der Hälfte der beiden Ackerstücke Nr. 1196 und 1200 der Karte und außerdem in Gemeinschaft mit der Gemeinheit Heyen zur Beweidung der Ackerstücke Nr. 976 bis 1001, soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt; beide Gemeinheiten mit allen Viehgattungen gleichzeitig. Die letzte bezeichnete gemeinschaftliche Weide stand früher außer der Gemeinheit Heyen der Gemeinheit Wegensen zu, letztere hat aber bei Gelegenheit der Wegenser Separation dieses ihr zustehende Mitweiderecht der Gemeinheit Kreipke cadirt. Die Dorf- und Feldgärten, das Ackerstück Nr.1209 der Karte, die sämtlichen Feldbüsche und Holzungen und die von Münchhausensche Wiese auf den Plessen Nr. 1280 und 1281 der Karte sind der Behutung nicht unterworfen. Die übrige Ackerländerei war hudepflichtig und wurde nach den Regeln des Dreifeldersystems mit fest durchgängiger Besommerung der Brache bewirtschaftet. Die Hutung im Winterfelde begann durchschnittlich am 15. August und der Umbruch der Winterstoppel wurde in der Regel zwischen Michaeli und Martini bewirkt. Die Aberntung des Sommerfeldes war in der Regel am 15. September soweit fortgeschritten, dass die Hutung in diesem Felde beginnen konnte. Diese dauerte bis zu dem im nächsten Frühjahr eintretenden Umbruch der Stoppeln. In der Brachfeldstoppel nahm die Hutung ihren Anfang, sobald einzelne der Hutung zugängliche Stücke abgeerntet waren, der Umbruch der Stoppeln in diesem Felde erfolgte jedoch bald nach der Aberntung. Die Wiesen, mit Ausnahme der oben bezeichneten weidefreien Wiesen des Gutsherrn von Münchhausen, waren sämtlich zweischürig und der Behutung vom 29. September bis 1. Mai unterworfen. Die Anger waren das ganze Jahr hindurch mit dem Vieh betrieben, außerdem dienten dieselben aber auch noch zur Anpflanzung von Weidenbäumen und zur Anlegung von Flachsrotten und Erdfängen. Die auf der Feldmark belegenen Feldbüsche und die unter Nr. 133 der Karte aufgeführte Interessentenforst sind weidefrei und befinden sich letztere in ungeteiltem Besitz der 7 Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, der 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe, 4 Kleinkothöfe, 13 Brinksitzerstellen (2, 32, 33, 34, 35, 36, 42, 44, 45, 46, 47, 50 und 68), der Schule, welche Interessenten an den Erträgen gleichmäßig teilnehmen. In dieser Forst werden einzelne Flächen zu Lehm- und Steingruben zu Gunsten der sämtlichen Einwohner benutzt, und wird sowohl dieses Verhältnis, als das oben angegebene Teilnahmeverhältnis an der Forst unverändert beibehalten. - 45 -

Chronik Heyen K.

L.

M.

N.

O.

P.

An gemeinschaftlichen Grundstücken waren vorhanden, der Garten Nr. 103 und die Ackerstücke Nr. 894, 907, 928 und 929 der Karte und partizipierten hieran: a. der Kothof Nr. 57 mit 12/538 b. der Halbmeierhof Nr. 43 mit 20/538 c. jeder der 7 Vollmeierhöfe, der Pfarrmeierhof und die Halbmeierhöfe Nr. 8, 9 und 11 mit 46/538 Ein Teil der Ackergrundstücke ist dem Amte Wickensen zehntpflichtig, ein anderer Teil aber diesem und der Pfarre zu Halle fünfpflichtig gewesen, diese Zehntlast ist im Jahre 1838 zur Ablösung gekommen. Auf den Ackergrundstücken der V. Wanne des Winterfeldes bestand zur Zeit der Einleitung der Separation noch ein dem Gutsbesitzer von Münchhausen zu Bodenwerder gehöriges Zehntrecht, welches aber vor Ausführung der Separation ebenfalls zur Aufhebung gebracht ist. Der Kuhhirt erhielt jährlich 45 und der Schweinhirt 48 Hintem Roggen, der Lohn des Gänsehirten bestand in 1 Guthegroschen pro Stück der ihm vorgetriebenen Gänse. Die Inhaber der geistlichen Institute sind von einem Beitrag hierzu befreit gewesen, während die übrigen Gemeinheitsgenossen hierzu nach der Stückzahl des von ihnen gehaltenen Viehs concurrirt haben. Die Haltung der Bullen und Kämpen hat unter den Besitzern der Reihenhöfe abgewechselt und haben dieselben als Entschädigung hierfür die sog. Ochsen- und Kämpenwiese Nr. 1269 und 1274 der Karte genutzt. Eine eigentlich Schäfereigerechtigkeit hat vor Heyen nicht bestanden, erst vor einigen Jahren ist eine Schäferei eingerichtet und der Hürdeschlag davon zu Gunsten der Gemeindekasse verpachtet. Sonstige vorzugsweise Verpflichtungen und Berechtigungen rücksichtlich der Schäferei haben nicht stattgefunden. Die Gemeindekasse hat außer der vorbezeichneten Einnahme noch die Pacht der sog. Hilgenwiese Nr. 1276 der Karte und die von den Neuanbauern zu entrichtenden Hauszinse und Weidegelder bezogen.

Vermessung und Bonitierung Die Feldmark Heyen ist in den Jahren 1856 und 1857 durch den jetzigen Landes-OeceonmieRegistrator Hinkel vermessen und enthält nach dem aufgestellten Vermessungsregister: Lt. Vermessung 1856 und1857 M R Hof, Baustellen, Gärten im Dorfe 75 60 Gärten im Feld 21 84 Acker 2042 26 Wiesen 166 20 Angern 240 59 Holzungen 586 43 Wegen 50 115 Steinbrüchen 84 Gräben und Gewässer 73 48 In Summa 3257 59 In dieser Fläche sind 15 M. 64 R mit enthalten, welche ursprünglich zur Feldmark Heyen gehörten und der Gemeinheit Heyen hudepflichtig, in späterer Zeit aber zur Königlich Preußischen Hoheit ausgeschieden sind. Bei der Vermessung sind die Grenznachbarn zugezogen und sind dabei Zweifel über die Grenzen der Grundstücke nicht vorgekommen. Die Bonitierung ist durch beeidigten Sachverständigen Grupe aus Amelungsborn und von Schulz aus Altendorf ausgeführt und sind dabei die Acker in 9 Klassen, die Wiesen in 9 und die Anger in 9 Klassen zerlegt. Die Dorf und Feldgärten sind je nach ihrer Benutzungsart zu Acker- oder Wiesenklassen mit eingeschätzt. Die Resultate der Vermessung und Bonitierung sind von den Beteiligten als richtig anerkannt. - 46 -

Chronik Heyen Die Werte der verschiedenen Bodenarten und der Weide, nach welchen die Auseinandersetzung der Interessenten erfolgt, sind nachfolgend ermittelt und von den Interessenten anerkannt: I. Acker )* Klasse Ggr. pro Morgen 1 200 2 180 3 160 4 130 5 95 6 50 7 25 8 15 9 10

II. In den Wiesen )** Klasse Ggr. pro 1 Morgen 1 180 2 160 3 130 4 105 5 75 6 50 7 25 8 15 9 10

III. In den Angern Klasse Ggr. pro 1 Morgen 1 200 2 180 3 160 4 130 5 100 6 70 7 40 8 25 9 10

)* mit Einschluss der Ackerweide, deren Wert in allen Klassen zu 5 Ggr. pro Morgen angenommen ist. )** unter Voraussetzung gänzlicher Schonung, einschließlich der Weide welche zu 0,09 der obigen Werte ermittelt ist.

Auseinandersetzung (zwischen der Gemeinheit Heyen und den auswärtigen Hutungsinteressentschaften)

Über die Auseinandersetzung zwischen der Gemeinheit Heyen und den auswärtigen Hutungsinteressentschaften sind nachstehende Vereinbarungen getroffen: a)

b)

c)

Die Gemeinde Brockensen incl. königlichen Domäne Grohnde erhält für das ihr zustehende Mithuderecht die Weide auf den Plänen der Brockenser Interessenten, angenommen zum Werte der Stoppelweide von dem 12 M, 83 R betragenden Grundbesitze der Interessenten aus Brockensen auf der Feldmark Heyen 63,50 Ggr. die Gemeinde Esperde erhält für das ihr zustehende Mithuderecht die Weide auf den Plänen der Esperder Forensen, angenommen zum Werte der Stoppelweide von dem auf der Feldmark Heyen belegenen 35 M 91 R betragenden Grundbesitze der Interessenten aus Esperde . 178,80 Ggr. Die Gemeinheit Kreipke erhält für das ihr von der Gemeinde Wegensen cadirte Mitweiderecht auf der Feldmark Heyen 71/422 von dem Werte der betreffenden gemeinschaftlichen Ackerweide auf 30 M 103 R – 26,00 Ggr. und außerdem für das ihr zustehende Alleinhuderecht auf 6 M 103 R Ackerland den Wert dieser Stoppelweide – 34,30 Ggr., also überhaupt 60,30 Ggr.

Beispiel einer Hof-Zersplitterung (Zeddies) An diesem Beispiel ist erkennbar, wie die Ländereien eines Hofes zersplittert waren: Vermessungs- und Bonitierungsregister von Heyen, Grundstücke des Vollmeier Friedrich Zeddies (1857). Das Verzeichnis enthält alle Grundstücke des Hofes Nr. 13 mit folgenden Angaben: 1.

2.

Größe in Morgen und Ruten - eine Rute wird in Meyer's Lexikon als Längenmaß von 4,67 m (Hannover) angegeben = 21,8089 m² - aus dem Verzeichnis ergibt sich, dass 120 Ruten einen Morgen ergeben, also 2617 m² (der preußische Morgen betrug allerdings nur 2553,2 m² ). die Bonitierung der Flächen in 9 Klassen, wobei Dalbreite und Sandwinkel z.B. in Klasse 2 u. 3, die Hagengrund Klasse 5 u. 6 bonitiert ist. Gärten sind durchweg besser bonitiert, was auch darauf schließen lässt, dass das beste Land in Klasse 1 gehört.

- 47 -

Chronik Heyen 3.

4. 5.

Abgabepflichten für einige wenige Grundstücke an: Amt Wickensen; das Land am Steinbruchswege Amt Wickensen und Pfarre Halle, das Land über der Hagengrund Pfarre Halle, das Land auf den Steinhaufen von Münchhausen (kein Land des F. Zeddies). Flächen zur gemeinsamen Nutzung (Almende): Im Seelenkampe Heyen – Brockensen, im Steinernen Orth Heyen – Brockensen, im Mistcamp Heyen - Esperde Flächennutzung des Hofes Zeddies Nr. 13 um 1857: Hof- u. Gebäuderaum Gärten am Hofe Gärten im Felde Acker Wiesen

1 1 129 5

M M M M

75 20 5 46 71

R R R R R

= = = = =

1636 3053 2726 33,86 1,46

m² m² m² ha ha

Die Gesamtgröße des Hofes betrug 36,06 ha. Die Zahl der Teilstücke betrug etwa 30 bis 35. Die durchschnittliche Schlaggröße ca. 1 ha mit bis zu 5 Parzellen. Die Flurbezeichnungen haben sich bis heute nicht geändert. Die Grundstücke Zeddies waren über die ganze Heyener Flur verstreut. Das Kulturartenverhältnis gliederte sich auf dem Acker wie folgt: 10,94 ha Brache (31%), 11,22 ha Sommerung (32%), 11,70 ha Winterung ( 34%) Grundstücksverzeichnis Hof Zeddies – Nr. 13 um 1857: BRACHE Über den Höfen Bei dem Kreipker Born Vor den Bülten Am Bornsieke Vor dem Rosenwinkel Vor dem Kühlwege Im Bruche Im steinernen Orth Über der Hagengrund SOMMERFELD Im Seelenkampe Auf der Höhe An dem Teufelspfuhle An der Höhe Über dem Sieke Im Teufelsphuhle Vor dem Kühlwege Auf dem Kniforth Der Mistcamp Unter den Wiesen Auf den Steinbrüchen Am Steinbruchswege

1,326 ha 0,349 ha 0,1963 ha 0,9203 ha 0,3053 ha 1,134 ha 1,1646 ha 1,926 ha 3,3607 ha

2,336 ha 1,806 ha 0,8135 ha 0,7371 ha 0,6019 ha 1,1646 ha 0,3598 ha 1,0032 ha 0,543 ha 1,0163 ha 0,4885 ha 0,3424 ha

WINTERFELD Die Dallbreiten Im Sandwinkel An der Sunder In der Hagengrund Auf der Laushaube Vor den Bülten Auf dem Katzengraben Die Wiesen Cämpe In den Wasser Cämpen

1,062 ha 2,674 ha 0,3969 ha 0,2878 ha 2,2615 ha 0,4536 ha 3,3585 ha 0,8004 ha früher Wiese 0,41 ha früher Wiese

WIESEN Cämpe Vor dem Mistkampe

0,796 ha 0,6673 ha

Wenige Jahre später erfolgte die Seperation (1865-1868). Dabei wurden dem Hof Zeddies (Nr.13), drei arrondierte Flurstücke zugewiesen: Dallbreite; Sunder und Bülte. Dem entsprechend erfolgte die Zusammenlegung zersplitterter Grundstücke auch für alle anderen Höfe der Gemarkung Heyen.

- 48 -

Chronik Heyen

7.5

Flurnamen in der Feldmark Gruppe Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Feldmark Wald Wald Wald Wald Wald Wald Wald Wald Wald Wald Wald

Nr 1 2 3 4 5 6 7 7a 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 24 a 25 26 27 28 29 30 30 a 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Bezeichnung Der Anger Die Wasserkämpe Neben dem Wiehwege Über dem Wiehwege Auf dem Steinhaufen Am Steinhaufenwege In der Hagengrund Über der Hagengrund Auf dem Hillgen Anger In der Kreuzgrund Über der Frankelbeeke Am Kniester Auf der Sunder An der Sunder Im Sandwinkel Die Sandkämpfe Die Dalbreite Auf der Laushaube Vor den Bülten Auf den Katzengraben Am Kollberge Bei dem Kreipker Born Über den Höfen Am Bornsiek Vor dem Rosenwinkel Der kleine Knapp Am Heiligenberge Der Plessen Vor dem Buchensiek Vor dem Kühlwege Über dem Sieke Auf dem Kieforth Auf dem Dasper Berg Im Teufelspfuhle Bei dem Teufelspfuhle Der Weinberg Über der Straße Im Ochsensiek An der Höhe Auf der Höhe Im Seelenkamp Im steinernen Ort Im Bruche Die Bornkämpe Der Rhien Vor dem Mistkamp Die Flachsrotten Unter den Wiesen Der Mistkamp Papenbusch Popenberg Hohe Knapp Linser Grund Lauenburg Heiligenberg Weserhang Über der Kühlbreite Weißer Stein Hopfenberg Dunegrund

Hinweise zum Flurnamen Grasland, früher Gemeindehude Nasses, feuchtes Land

Steiniger Acker mdl. Heidbreite

mdl. Am lüttschen Holte-Buschwerk Abgesonderter Wald des Landesherren

mdl. Kreipker Stieg mdl. Kohlhöfen mdl. Bornbrink Dünne Bodendecke Vorchristlich Ringwall christlich Kapelle Buchenwald, feuchtes Gebiet Berghang zum Norden, wenig Sonne mdl. Lindenstuken Quelle: Zusammensetzung mit Teufel abseits gelegene, verrufene Flure Weinanpflanzungen im Mittelalter mdl. Dönewenden Quellgebiet mdl. Breitenlaub Altes Kirchengrundstück Alte Go-Gerichtsstätte Ehem. Sumpfiges Ödland Ehem. Sumpfiges Ödland mdl. Ochsenwinkel / sumpfig Hier wurde Flachs gerottet

242,0 m über NN Reste einer Burganlage Reste einer Kapelle

Beginn des Kalksteins Hopfenanbau an einigen Stellen bewiesen Steile, dunkle Grund

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Chronik Heyen

8

Kriege und die Nöte des Landvolkes

(Hermann Wiemann)

Besonders in den Jahren 1639 bis 1642 drangsalierten die im Land herumziehenden schwedischen Truppen unter dem Obristen Königsmark das Landvolk im Bezirk des Amtes Wickensen, zu dem auch Heyen gehörte. Sie verbrauchten die Lebens- und Futtermittel und richteten große Schäden an. Über Generationen hinweg ist die Erinnerung an den Schwedentrunk (Jauche) erhalten geblieben. Durch Kriege, Seuchen und Krankheiten starben, besonders während des 30jährigen Krieges, ganze Familien aus. Die im Mittelalter in mehreren Wellen auftretende Pest (schwarzer Tod) wurde immer wieder durch Ratten, die mit Schiffsladungen ins Land kamen, eingeschleppt. War die Seuche erst einmal durch Flöhe auf Menschen übertragen, verbreitete sie sich schnell durch Tröpfcheninfektion zur Epidemie. In unserer Gegend wütete sie besonders 1613. Verlassene Höfe und Siedlungen bezeichnete man als Wüstungen. In der ehemaligen Wankenschen Feldmark, nordöstlich von Heyen, lag die Wüstung Wockensen und nicht weit davon, in der Nähe von Wegensen, die Wüstung Dischershausen. Über Jahrhunderte konnte bei kriegerischen Überfällen der wuchtige, ungefähr quadratische Kirchturm eine letzte Zufluchtstätte für die Dorfbewohner sein. Der einzige Zugang führt über eine äußere, schmale, überdachte Sandsteintreppe mit 13 verhältnismäßig hohen Stufen. Wenn die Tür verbarrikadiert wurde, war der Turm nicht einnehmbar. Die durch Kriege, Seuchen und Krankheiten entstandenen Lücken in der Bevölkerung konnten durch große Kinderzahlen immer wieder aufgefüllt werden. Die nachgeborenen Söhne mussten als Arbeiter auf den Höfen bleiben, ein Handwerk erlernen oder in die Fremde ziehen. Es kam immer wieder zu Auswanderungswellen gen Osten oder in die „Neue Welt“ (Amerika oder Kanada). In dem Heyener Familienbuch findet man gelegentlich Vermerke wie: „nach Amerika ausgewandert“. Die Verluste des zweiten Weltkrieges konnten durch Zuzug der Vertriebenen aus dem ehemals deutschen Ostgebieten ausgeglichen werden. In den letzten Jahren vor der Jahrtausendwende kehrten Nachkommen der deutschen Bauern, die im 18. Jahrhundert von der Zarin Katharina II an der unteren Wolga angesiedelt und im zweiten Weltkrieg nach Kasachstan verschleppt wurden, nach Deutschland zurück. In Heyen wurden vorübergehend etwa 10 Familien aufgenommen.

Einweihung des Kriegerdenkmals im Jahre 1922

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Chronik Heyen

8.1

Die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Heyen

(Friedel Peter)

1922 bewilligte die Forstgenossenschaft Heyen den Bau eines Ehrenmals im Buchensiek. Auf einer Tafel vor dem Ehrenmal stehen alle Namen der im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 gefallenen Soldaten aus Heyen. Nach dem 2. Weltkrieg 1939 - 1945 wurde das Ehrenmal mit zwei Tafeln erweitert. Sie enthalten die Namen der Opfer dieses Krieges aus Heyen und von Angehörigen der Vertriebenen, die das Schicksal nach Heyen verschlagen hat.

8.2

Weltkrieg I - 1914-1918 Wehrm. Serg. Wehrm. Msk. Grend. Drag. Msk. Gefr. Grend. Gefr. Gefr. Msk. Gefr. Kan. Msk. Ers.Res. Gefr.

Friedrich Willmer Friedrich Möller Otto Marmann Karl Waßmann Wilhelm Sporleder Karl Sagebiel Hermann Reese Karl Schmidt Rudolf Hundertmark Karl Sorge Friedrich Willmer Heinrich Möller Karl Willmer Karl Scharpenberg Friedr. Timmermann Hermann Möller Wilhelm Sagebiel

R.I.R. 73 Drag. R23 L.d.w. IR 78 I.R. 45 I.Garde R. Drag. R.13 Füsil. R.35 I.R. 74 4 Gard. R. Füsil. R.90 R.I.R. 73 I.R. 77 F.1.d.Art.46 F.s. Art.24 I.R. 412 I.R. 92 I.R. 92

25.09.1914 28.09.1914 02.12.1914 16.07.1915 12.08.1915 19.08.1915 07.07.1916 07.10.1916 01.09.1916 10.09.1916 12.04.1917 Sep 1917 07.08.1918 24.08.1918 13.09.1918 07.11.1918 27.09.1918

Reims Frankr. Belgien verm. Laz. Duisburg Kolno Russl. Wjielkje Rußl. Feldl. Tambow Rußl. Somme Frankr. Feldl. IX.A.K. Fi7ank. Roisel Frankr. Somme Frankr. Arrancy Frankr. Flandern Belg. verm, Feldl.3 Frankr. Feldl.324 Frankr Oise Frankr. Maroille Frankr. Cambray.Frankr.

Außerdem fiel Otto Wessel am 08.03.1918, der nicht am Ehrenmal aufgeführt ist.

8.3

Weltkrieg II - 1939 – 1945 Wachtm. Gefr. Gefr. Major Uffz. Gefr. Ogfr. Gefr. Pz. Grd. Gefr. Gefr. Gefr. Gefr. Fl.Hpt.Ing. Uffz. Gefr. Ogfr. Ogfr. Ogfr. Ofldw. Gefr. Gefr.

Werner Klatt Wilhelm Grupe Rudolf Grupe Jürgen Clemens Günther Wulf Hermann Meyer Hermann Sporleder Otto Maaß Friedrich Grave Walter Ricke Friedrich Klingenberg Heinrich Flentje Wihelm Sporleder Wilhelm Hundertmark Kurt Reisewitz Robert Grupe Friedrich Willmer Hugo Kuhnt Heinrich Schmidt Richard Petersen Hermann Möller Ernst Müller

25.06.1941 02.09.1941 10.12.1941 05.01.1942 12.08.1942 08.02.1943 Feb 1943 07.05.1943 02.07.1943 Aug 1943 06.09.1943 04.10.1943 23.11.1943 03.12.1943 20.12.1943 26.05.1944 Jun 1944 Jun 1944 13.08.1944 20.08.1944 23.08.1944 Aug 1944

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Rußl. Rußl. Rußl. Rußl. Rußl. Rußl. Verm. Rußl. Verm. Rußl. Rußl. Rußl. Verm. Rußl. Verm. Österreich Rußl. Deutschl. Rußl. Deutschl. Rußl. Verm. Rußl. Verm. Ungarn Verm. Rumänien Verm. Rumänien Verm. Rumänien Verm.

Chronik Heyen Ogfr. Ogfr. Ogfr. Gefr. Gefr. Ogfr. Ofldw. Uffz. Ogfr. Gefr. Gefr. Fldw. Ogfr. Ltn. Ogfr. Uffz. Gefr. Ogfr. Ogfr. Ogfr. Gefr. Ob.w.m. Uffz. Ogfr.

Herbert Möller Herbert Battmer Friedel Lindemann Friedrich Bode Fritz Pude Wilhelm Meyer Wilhelm Lemke Georg Eiffler Wilhelm Fischer Karl Sorge Wilhelm Fredebold Friedrich Hillmer Walter Blechert Bernhard Lübke Hermann Schmiking Wilhelm Wessel Heinrich Möller Kurt Just Friedrich Sporleder Karl Battmer Friedrich Zeddies Walter Luer Bruno Hollstein Alfred Romahn

03.09.1944 23.09.1944 Sep 1944 Sep 1944 18.11.1944 29.11.1944 11.12.1944 20.12.1944 Dez 1944 01.01.1945 15.01.1945 29.01.1945 03.02.1945 Feb 1945 04.03.1945 09.03.1945 16.03.1945 Mrz 1945 Mrz 1945 21.04.1945 12.07.1945 06.08.1943 20.03.1944 Dez 1945

Frankr. Holland Rumänien Verm. Belgien Ungarn Rußl. im Balkan Deutschl. Kurland Verm Lettland Polen Verm. Deutschl. Verm. Deutschl. Deutschl. Deutschl. Rußl. Verm. Deutschl. Kurland Rußl. Verm. Deutschl. Verm. Deutschl. Rußl. Verm. Rußl. Rußl. Verm.

folgende Kriegsopfer sind nicht auf dem Denkmal verewigt: Rudolf Maaß, 16.01.1944 Wilhelm Möller, 1945

Hermann Möller, 30.01.1944

Das Kriegerdenkmal wurde 2003 in einer 72-Stunden-Aktion der Landjugend mit seiner umliegenden Fläche aufgearbeitet und restauriert, außerdem wurden die Kreuze rechts und links hinzugefügt.

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Chronik Heyen

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Chronik Heyen

8.4

Luftkrieg über Heyen

(Hermann Wiemann)

Tiefflieger beschossen im April 1944 ein vor unserem Dorf liegendes Transformatorenhaus (östlich) und setzten dabei eine in der Flugrichtung (West nach Ost) liegende Scheune in Brand, die total ausbrannte. Die Grundmauern der Scheune von Hausnummer 5 (heute Esperder Straße 12) stehen noch heute teilweise. Oft überflogen große Bomberverbände auf kürzestem Weg aus Amerika, Kanada und England kommend unser Gebiet in nordöstlicher Richtung, um Hannover, Magdeburg und den Großraum Berlin anzugreifen. Zunächst erfolgten die Luftangriffe auf deutsche Städte nur nachts. Man hörte dann das Dröhnen der großen Bombergeschwader mit dem eigenartigen, singenden Unterton. Später kamen die Bomberverbände auch tagsüber. Sie flogen in großer Höhe bei ca. zehntausend Metern, die Maschinen glänzten silbern in der Sonne. Manchmal konnte man beobachten, wie einzelne deutsche Jäger in Tarnfarbe, die ein viel härteres Motorengeräusch hatten, die Bomberverbände von unten anflogen und einzelne Maschinen abschossen. Auf das schnelle MG-Feuer der Jäger antworteten die langsamen Bordkanonen der Bomber. An einem Sommertag am 26.Juli 1943 griff eine deutsche Jagdstaffel einen Bomberverband an, der sich im Angriff auf die Conti-Werke in Hannover befand. Dabei wurden zwei Bomber abgeschossen. Der eine verlor schnell an Höhe und stürzte mit heulenden Motoren und eine starke Rauchfahne nach sich ziehend bei Dohnsen in ein Haferfeld am Ith, der andere Bomber ging hinter dem Ith nieder. Bei diesem Angriff wurden u.a. das Opernhaus, die Marktkirche, das Leineschloß, das Polizeipräsidium und das Cafe Kröpke zerstört. Am 05. Januar 1945 ereignete sich abends um ca. 20.00 Uhr ein Flugzeugabsturz auf Heyener Gebiet an der Grenze zu Daspe.

Die Suche nach Überlebenden blieb nachts ohne Erfolg. Am nächsten Tag zeigten sich auch hier die weit auseinander liegenden Trümmer. Ein Motor lag auf einem Feld am Waldrand auf dem Hopfenberg, weitere Teile fand man im Wald. Das Hauptwrack am Südhang des Weißen Steines war total ausgebrannt. Ein weiterer Motor des viermotorigen kanadischen Halifax-Bombers lag etwas weiter, ca. sechzig Meter vor der Weser. Es wurden nur zwei sehr große Soldaten tot aufgefunden. Sie wurden in der Scheune eines Bauern aufbewahrt, bis der Stellmachermeister Reese zwei massive Holzsärge angefertigt hatte. Nach der Beisetzung auf dem Heyener Friedhof bedeckten Mädchen die Gräber mit frischen Tannenzweigen und Blumen. Bald zierten auch Holzkreuze mit den Namen der Gefallenen die - 54 -

Chronik Heyen Grabstätten. Die Einwohner Heyens sahen in diesen zwei jungen Serganten in erster Linie tote Mitmenschen und nicht mehr die Feinde, die Tod und Verderben brachten.

Anfang Juli 1945 erschienen zwei amerikanische Offiziere bei Bürgermeister Loges. Sie erkundigten sich nach dem Absturz des Flugzeugs und gedachten auf dem Friedhof vor den Gräbern im stummen Gruß ihrer Kameraden. Einer reichte dem Bürgermeister die Hand und bedankte sich für die geschmückten Grabstätten. Bei der späteren Ausgrabung und Überführung der sterblichen Überreste nach Kanada wurde der Gemeinde nochmals dafür gedankt, dass die Beisetzung der Toten in festen Särgen erfolgt war.

8.5

Das Kriegsende in Heyen

(Tagebuch Rosemarie Schild geb. Loges)

Rosemarie Loges, die Tochter des damaligen Bürgermeisters August Loges, schrieb in einem Tagebuch folgendes über den 5. April 1945, den Tag der Besetzung durch die Amerikaner: Am Morgen wachte ich durch eine wilde Schießerei auf. Bald darauf erfuhr ich von den Leuten auf der Straße, dass die Panzer bei Tündern über die Weser gesetzt seien. Die Einwohner von Heyen waren eifrig dabei, Lebensmittel zu vergraben. Was noch an Nährmitteln in den Kaufhäusern vorrätig war, kam zur Verteilung, u.a. auch pro Familie ein halbes Kilogramm Butter. In dem Lebensmittelgeschäft Wulf herrschte Hochbetrieb. Gearbeitet wurde nicht, überall standen die Einwohner zusammen und erzählten und beratschlagten. Auf dem Thie waren Soldaten angetreten und wollten abmarschieren.

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Chronik Heyen Am Nachmittag brachten wir unsere Koffer in den Keller zu Bodes. Gegen Abend bekamen wir noch zwanzig SS-Leute zur Einquartierung. Sie wurden in Scheunen untergebracht. In der Dämmerung tauchten zwei Soldaten auf, die nicht mehr laufen konnten. Sie erhielten bei Möllers Quartier, einer aß bei uns zu Abend. Herr Sporleder Nr. 3 war am Nachmittag zum Bückeberg gewesen und hatte die Lage erkundet. Er sagte, alle Straßen dort seien mit Panzern besetzt. In der Dunkelheit fuhren die zwanzig SS-Soldaten mit einem Wagen nach Linse. Unsere Einquartierung, der Soldat mit den wunden Füßen, war auch schon fort. Die Leute liefen alle in die Keller. Das Brummen wurde immer stärker, schließlich wollten auch wir (Leni und ich) in den Keller zu Möllers Nr. 90 gehen. Plötzlich ertönte im Dorf ein Lautsprecher: „Einwohner von Heyen, viele amerikanische Panzer sind im Anrollen. Leistet keinen Widerstand, sonst richten wir unsere Rohre auf euer Dorf, in einer halben Stunde wird es vernichtet sein. Geht alle zurück in eure Wohnungen, verhaltet euch ruhig und hisst die weiße Flagge. Soldaten, die im Dorf sind, haben sich ruhig zu verhalten und das Weitere abzuwarten!“ Wie eine Bombe schlugen die Worte ein. Ein ganz unruhiges Gefühl beschlich mich in diesem Augenblick. Das, worauf man jahrelang gehofft hatte, stürzte plötzlich wie ein Häufchen Asche zusammen, denn an einen Einmarsch der Amerikaner hatten wir nie geglaubt. Wir gingen daher alle in unsere Wohnungen. Es war stockdunkel und regnete in Strömen. Manche Leute hängten Bettlacken aus dem Fenster, andere auch nur ein Handtuch. Wir hörten nur das Rattern der Panzerketten und den Motorenlärm, sehen konnten wir nichts.

8.6

Schwierige Nachkriegsjahre

(Hermann Wiemann)

Anfang 1944 musste der bisherige Bürgermeister und Ortsbauernführer Hundertmark Soldat werden. Hermann Wiemann sen. weigerte sich zuerst, dieses unbeliebte Amt zu übernehmen. "Entweder Sie werden Ortsbauernführer oder Sie werden ebenfalls eingezogen", stellte ihm der Ortsgruppenleiter der NSDAP und Kreisbauernführer August Bock aus Wegensen, ein Ultimatum. Die Ortsbauernführer hatten für die Einhaltung der Planwirtschaft, für die Sollerfüllung und Ablieferung der landwirtschaftlichen Produkte zu sorgen. Dabei entstanden auch wirtschaftliche Schwierigkeiten bei den Bauern, die wenig ernteten oder zu viele Lebensmittel für andere Produkte eintauschten. Nach der Besetzung wurden die meisten Ortsbauernführer durch die Militärregierung in ihren Ämtern belassen. Die Erfassung von Nahrungsmitteln, die sich in den Kriegsjahren bewährt hatte, sollte beibehalten werden. Durch Abtrennung der Ostgebiete mussten die westdeutschen Bauern etwa 15 Millionen Menschen mehr ernähren. Ein harter Winter 1945/46 verschlimmerte die Lage. Ende 1945 erfroren tonnenweise Kartoffeln in den Eisenbahnwaggons, weil sie zu spät auf Anordnung der Militärregierung beschlagnahmt und verladen wurden. Der "Kohlenklau" ging um. Selbst aus Eisenbahnwaggons wurden Kohlen entwendet. Bäume wurden in den Gärten umgesägt und Möbel zerhackt. Die Züge waren ungeheizt und der Strom musste zeitweise abgestellt werden. In vielen Schulen fiel der Unterricht wegen Heizungsmangel aus. Der Tauschhandel machte sich breit. In der Britischen Zone begann im März 1946 die Kinderspeisung aus alliierten Verpflegungslagern und Einfuhren. Der nächste Winter 1946/47 wurde noch eisiger. Treibstoff und Kohlen fehlten. Die Industrie konnte nicht arbeiten, die Verkehrsmittel und der Unterricht an den Schulen mussten stark eingeschränkt werden. Im Sommer 1947 machte eine geringe Ernte, verursacht durch Trockenheit, die Ernährungslage nochmals schwieriger. Hermann Wiemann sen. trat 1948 von dem Amt des Ortslandwirts zurück.

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Chronik Heyen Immer mehr Bauern entzogen sich der vollständigen Ablieferungspflicht. Nur über Kompensation kamen sie an die notwendigen Betriebsmittel heran. Die Einwohnerzahl unseres Dorfes hatte sich durch Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Heimkehrer aus der Gefangenschaft fast verdoppelt. Der aus dem Osten kommende Nachbar Rösler bekam Arbeit im Steinbruch. Der Lehrer Kupfer arbeitete einige Jahre auf dem Bauernhof Feuerhake, bis er in den Schuldienst übernommen wurde. Mit der Zeit konnten viele in den erlernten Beruf zurückkehren. Noch nie zuvor gab es soviel junge Leute in den Dörfern. Im Nachbardorf Esperde waren jeden Sonnabend Abend abwechselnd in den Sälen zweier Gastwirtschaften Tanzveranstaltungen. Bis zu Beginn des Krieges gab es noch Klassengesellschaften in den Dörfern. Bei den Schützenfesten saßen die Bauern der Meierhöfe an einem Tisch, an einem anderen die Großkötner und Kötner. Die Brinksitzer waren ebenfalls unter sich. Entsprechend wurde auch in vielen Fällen geheiratet. Erst durch die Kriegsheimkehrer und besonders durch die Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten, die in landwirtschaftliche Betriebe einheirateten und sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischten, verschwand weitgehend der Standesdünkel. Der aus dem Osten kommende alte Herr Pollak fragte 1946 die Eheleute Wiemann, was er machen solle. Sein Vermieter habe „schwarzgeschlachtet“, er müsse ihn doch anzeigen. Meine Eltern antworteten ihm, er solle sehen, dass er etwas abbekomme. In Heyen wurde während des ganzen Krieges niemand angezeigt. Selbstversorger mit Fleisch und Wurst mussten ein ganzes Jahr mit dem hausgeschlachteten Schwein auskommen. Daher wurde viel Dosenwurst hergestellt, Schinken und Speck mit Salz gepökelt und dann geräuchert. Damit sich die Mettwürste lange hielten, konnte nur in den Wintermonaten bei kalter Witterung hausgeschlachtet werden. Die Hausschlachter standen auch nur im Winter zur Verfügung, in der übrigen Zeit waren sie Maurer oder Steinbrucharbeiter. Ein Schwein sollte zwei Tage vor dem Wiegen kein Futter bekommen. Trotzdem war es nicht nüchtern, wenn es Einstreu (Stroh) fraß. Wie problematisch die Gewichtsfeststellung bei lebenden Tieren war, zeigt folgende Geschichte: Hermann Wiemann hatte ein Schwein auf die Viehwaage gebracht, wo es amtlich gewogen werden sollte. Als er feststellte, dass es für die Fleischzuteilung etwas zu schwer war, legte er schnell ein paar kleine Steine hinter die Gewichte der Dezimalwaage. Der alte Stellmacher Möller bescheinigte als amtlicher Vertrauensmann das Gewicht und bemerkte beim Weggehen: "Mit den nötigen Steinen kommt es ja hin“. Er hatte also den Schwindel nicht übersehen. Wenige Stunden später war das Schwein geschlachtet. "Wenn das Schwein am Haken hängt, wird der erste eingeschenkt“. Inzwischen war auch der Fleischbeschauer Wilhelm Waßmann dazugekommen. Gesprächsthema waren die Steine, mit denen Herr Wiemann die Waage manipuliert hatte. "Wir wollen doch mal den Kot aus den Därmen gegen die Steine aufwiegen", meinte jemand. Dabei stellte sich heraus, dass die Steine nicht einmal für das Wiegen des Kotes ausreichten. Alle einheimischen Einwohner, ob Steinbruch-, Land- oder Werftarbeiter, bewirtschafteten einige Morgen eigenes Land oder Pachtland der Kirche. Sie ließen das Ackerland von Bauern bestellen und das Getreide in der Ernte mit einer Lohndreschmaschine dreschen. Als Gegenleistung halfen sie in den Arbeitsspitzen auf den Höfen. Die Erträge dieses Nebenerwerbs reichten für die Selbstversorgung mit Kartoffeln, Brotgetreide und Futter für die Haustiere aus. Weizen musste grundsätzlich abgeliefert werden. Einen Rest behielt jeder Weizenbauer zurück. Bei den Mühlen in den Nachbardörfern konnten kleine Mengen gegen Mehl getauscht werden. Das ging viele Jahre gut, bis ein Müller angezeigt und bestraft wurde. Für die amtlich festgesetzte jährliche Versorgungsmenge Roggenbrot konnte der Selbstversorger die dafür erforderlichen Kilogramm Roggen über den Getreidehändler an eine Mühle liefern. Die

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Chronik Heyen Selbstversorger legten in den Läden der hiesigen Bäckereien Anschreibebücher vor, in denen die Anzahl der abgeholten Brote, gegen eine geringe Backgebühr, registriert wurden. Fast alle Leute hielten Hühner. Anstelle der fehlenden Wärmelampen nutzte man Pferdemist für die Aufzucht der Küken. An die hölzernen kleinen Kükenhäuser wurden mit Blech abgedichtete Holzkisten angebaut und mit frischem Pferdemist bepackt. Die bei der Verrottung entstehende Wärme heizte das Kükenhaus. Manche Städter holten Kuhmist von den Bauern, um damit Tomaten, Kohl und andere Pflanzen zu düngen. Meine Frau erlebte damals auf einer Schulfahrt, wie sich im Gepäcknetz des Busses ein Deckel von einem Eimer mit Mist löste und der Inhalt die Fahrgäste beschmutzte. In dieser Zeit versuchte jeder so gut es eben ging über die Runden zu kommen, vor allem für das tägliche Brot zu sorgen. Die Bauern mussten in den Nachkriegsjahren einen gewissen Schwund hinnehmen. Damals wurde das Wort "stehlen" durch das Wort "organisieren" ersetzt. Die Landwirte konnten nachts nur selten die Feldfrüchte bewachen. Einige Verbraucher fuhren nachts mit Fahrrädern auf die Felder, breiteten neben einer Raps- oder Getreidestiege ein Laken aus, stellten ein Fahrrad umgedreht auf Sattel und Lenkstange und betätigten das Pedal mit der Hand. Wenn dann ein Raps- oder Getreidebund mit den Schoten bzw. Ähren an die Speichen des sich drehenden Hinterrades gehalten wurde, fielen die reifen Körner auf das Laken. Das Getreide wurde notfalls in der Kaffeemühle gemahlen oder das Rapsöl mit umgebauten Wurstmaschinen aus den Samen gepresst. Kartoffeln wurden mit dem Kartoffelroder ausgeschleudert, in Körbe aufgesammelt und dann auf die in Abständen neben den Kartoffelreihen stehenden Wagen oder in Säcke geschüttet. Manche Verbraucher gingen auf den abgeernteten Kartoffelfeldern stoppeln, d.h. sie suchten liegen gebliebene Kartoffeln. Ich sah dabei eine Frau, die mit einem Handwagen vier bis fünf Säcke mit Kartoffeln speziell von der Stelle des Ackers holte, an der sie bei der Ernte aufgelesen hatte. Der Bauer H. hatte einige hundert Zentner Zuckerrüben für den Abtransport auf seinem Hof gelagert. Eines Abends ertappte er Frau D. mit einem Korb voller Rüben. "Du dicker, fetter Bauer hast genug, und wir haben nichts", schimpfte sie ihn aus. Herr H. war weder dick noch fett. Er hat die Beschimpfung humorvoll hingenommen und später noch oft davon erzählt. Mir ist nicht bekannt, dass in Heyen irgend jemand wegen Lebensmitteldiebstahl angezeigt wurde. Es hätte ohnehin nichts genützt, denn für das Geld, das evtl. als Strafe gezahlt werden musste, gab es vor der Währungsreform nicht viel zu kaufen.

8.7

Kampf gegen den Hunger

Am Kriegsende 1945 verließen Millionen ausländischer Arbeitskräfte die landwirtschaftlichen Betriebe. Sie mussten aus deutschen Beständen bevorzugt ernährt werden, sofern sie nicht in ihre Heimat zurückkehrten. Der Westen Deutschlands wurde mit Flüchtlingen und Vertriebenen überflutet. Zu den 4,5 Mio. Einwohnern Niedersachsens kamen 2,2 Mio. hinzu. Um den Ausfall der Ostgebiete deutlich zu machen, sei auf eine Informationsschrift des 1949 geschaffenen Bundesernährungsministeriums mit folgenden Zahlen verwiesen: Vor 1939 erzeugte Ostdeutschland: Getreide 5,94 Mill. t Hackfrüchte 14,54 Mill. t Zuckerrüben 3,53 Mill. t Hülsenfrüchte 0,19 Mill. t Butter 0,19 Mill. t

= = = = =

58,2% 69,6% 74,6% 171,7% 78,5%

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d. Gebietes v. 1949 d. Gebietes v. 1949 d. Gebietes v. 1949 d. Gebietes v. 1949 d. Gebietes v. 1949

Chronik Heyen Der Rindviehbestand der Ostprovinzen machte 37,9% und der Schweinebestand 47% des Altreichs aus. Der „Eiserne Vorhang“ hat 48,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und 55% des Ackerlandes, die das Deutsche Reich von 1937 besaß, vom Westen abgetrennt. Die Militärregierung verhinderte mit einer weisen Entscheidung die ganz große Katastrophe. Der Reichsnährstand, der im Krieg so gut funktioniert hatte, wurde als einzige NS-Organisation beibehalten. Die schwierige Ernährungssituation konnte nur mit Hilfe der Sachkunde der ehrenamtlichen Organe des Reichsnährstandes gemeistert werden. Den Kreis- und Ortslandwirten wurden verantwortungsreiche Aufgaben aufgebürdet. Die im Krieg eingeführten Lebensmittelmarken mussten für die Erhaltung des Grundbedarfs der Bevölkerung beibehalten werden. Schwer- und Schwerstarbeiter sowie stillende Mütter erhielten Zulagen. Die Zuteilung über Lebensmittelmarken wurde der unzureichenden Versorgungslage angepasst. Ortslandwirte, Gemeindeverwaltungen und Kirchen bemühten sich, den Flüchtlingen Grabeland für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Tabak zur Verfügung zu stellen. So entstanden in Heyen an allen Seiten des Dorfes zusätzliche zusammenhängende Garten- und Grabeflächen. In der Landwirtschaft fehlten Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Traktoren und Maschinen waren im Krieg gealtert und reparaturanfällig geworden. Bereits im August 1945 lief in Hannover der 100. eisenbereifte Hannomag - Schlepper vom Band. Mit Bezugscheinen und Lebensmitteln für die Werkskantine bekamen zwei Bauern aus Heyen einen solchen Schlepper. Inzwischen arbeiteten Fachleute an einer Umgestaltung der Erfassung und Ablieferung landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Anbauplanung und Erfassung nach Getreidewerten). Nach dem Kontrollratsgesetz von 1945 konnten Betriebsleiter, die nicht so wirtschafteten, wie es zur Sicherung der Volksernährung notwendig war, durch Treuhänder ersetzt werden. Gleiches konnte auch aus politischen Gründen geschehen. Am 1. Juli 1947 wurde August Block aus Banteln Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Niedersachsen. In seiner Rede am 15. Aug. 1947 vor den Kreislandwirten in Hannover machte er die Probleme und Schwierigkeiten in seinem Verantwortungsbereich deutlich. Mit zunehmenden Abstand vom Zusammenbruch des 3. Reiches wurde die Auflösung des Reichsnährstandes immer öfter gefordert, wobei auch Beschimpfungen von Bauernvorstehern vorkamen. Der Landtagsbeschluss, die Aufgaben der Kreis- und Ortsbauernschaften den Kreisen und Gemeinden zu übertragen, löste starke Unruhe aus. Er schwächte die Autorität der Kreis- und Ortsbauernvorsteher und den Ablieferungswillen der Landwirte zum Nachteil der Verbraucher. Die Landwirte konnten Betriebsmittel soweit das überhaupt möglich war - nur durch verbotene Tauschgeschäfte beschaffen. Minister Block bestätigte die bisherigen Kreis- und Ortsbauernvorsteher in ihren Ämtern und stellte ihnen im Kreis einen Beirat und in der Gemeinde den Ortsernährungsausschuss zur Seite. Hierdurch sollten einerseits Gemeindevertretungen und Verbraucher beteiligt, andererseits aber auch die Ortsbauernvorsteher unterstützt werden. Die Erfassung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurde neu geordnet, indem für jeden Betrieb ein Gesamtablieferungssoll in Getreidewerten festgesetzt wurde. Jeder Betriebsleiter musste ein Ablieferungsbuch führen. Die Getreidewertauflage je ha war überwiegend höher als die bereits erzielten Erträge. Wegen der verringerten Viehhaltung mussten Futterbau- und Grünlandflächen in Acker umgewandelt werden. Besonders die Ablieferung von Schweinen blieb erheblich hinter dem Soll zurück, so dass verstärkt in die Rinderbestände eingegriffen werden musste. Die britische Militärregierung stellte bei einer Überprüfung in Heyen Überbestände an Vieh gegenüber der amtlichen Zählung vom 03.06.47 fest. Die Landwirte konnten straffrei falsche Angaben berichtigen, ansonsten musste ihnen bei Nichterfüllung des Ablieferungssolls die Hausschlachtung gesperrt werden.

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Chronik Heyen

8.8

Auswanderer aus Heyen vor 1900

(Friedel Peter)

Die Auswanderungswelle um die Mitte des 19 Jh. erfasste auch Heyen. 18 Personen fassten den Entschluss nach Nordamerika auszuwandern. In der Auswanderung sahen viele Menschen die einzige Möglichkeit, ihrer ausweglosen wirtschaftlichen Notlage zu entkommen. Zu dieser Notlage kam es durch den starken Bevölkerungszuwachs, eine zu geringe Lebensmittelproduktion, und mangelnde Verdienstmöglichkeiten verschlechterten die Lebenssituation vor allem in klein- und mittelbäuerlichen Schichten aber auch bei etlichen Handwerkern. Es gab auch politische Gründe die Heimat zu verlassen. Der Umbruch der Gesellschaftsordnung, die Revolution 1848, bei der sich einige zu sehr für die Einheit und Freiheit Deutschland einsetzten, gerieten leicht in Verdacht „staatsverrätersicher Betätigung“, und hatten mit Zuchthausstrafe zu rechnen. Oft mit nicht viel mehr als einer Schiffspassage ausgestattet und eingepfercht auf den nur provisorisch eingerichteten Zwischendecks der Ozeandampfer wagten sie die Überfahrt in ferne Kontinente. Die Auswanderung verarmter Bevölkerungsgruppen wurde im Herzogtum Braunschweig, wie auch in anderen deutschen Staaten, behördlich begünstigt. Städte und Gemeinden waren gesetzlich zur Armenversorgung verpflichtet. Vielfach zogen es die Behörden daher vor, einmalige Beträge für eine Schiffspassage zu gewähren, statt jahrelang Unterstützung zahlen zu müssen. Durch die repressive Sozialpolitik gerieten viele Menschen mit den Behörden in Konflikt. So war eine freie Wahl des Wohnortes ebenso untersagt, wie eine Verheiratung ohne behördliche Genehmigung. Registrierte Auswanderer zwischen 1844 und 1863 aus Heyen: Name Meyer Voges, Heinrich Carl Friedrich Christian Lange, Friedrich Henneke, Joh. Georg Friedrich Ludwig Lange, Conrad sen. Lange, Conrad Lange, Louise geb. Müller Lange, Heinrich Lange, Minna Sagebiel, Heinrich Voges, Christian Conrad Anton Meyer, Heinrich Möller, Conrad Voges, Johanne Wolters, Heinrich Wolters, Marie Bode, Carl Voges, Anton

Alter 22 J 25 J

geb. 1828 geb. 1835 geb. 1821 geb. 1796

geb. 1839 geb. 1844

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Beruf Ziel Schneidergeselle Amerika Fleischergeselle U.S.A. Amerika Amerika Leibzüchter Amerika Brinksitzer Amerika

Datum 25.07.1844 23.08.1848 30.03.1848 15.04.1852 1849 12.06.1853

Dienstknecht

1854 19.04.1854 9.04.1858 1859 1860 24.04.1860

Leibzüchter

Arbeitsmann Schlachter

Amerika Amerika Amerika Amerika Amerika Amerika

Amerika 23.07.1863 Minnesota

Chronik Heyen

8.9

Auswanderer nach dem 2ten Weltkrieg

(Friedel Peter)

Nach dem verlorenen Krieg 1940-1945, und den danach erfolgten Vertreibungen aus den Ostgebieten, hatten viele Leute für ihre Zukunft in Deutschland keine Hoffnung auf ein geordnetes Leben. Ähnlich wie 100 Jahre früher sahen sie in der Auswanderung in ein anderes Land die einzige Möglichkeit auf ein besseres Leben. Amerika, Afrika und auch Australien waren die Ziele der Auswanderer. Von den Einwohnern aus Heyen waren es auch die Vertriebenen, die die Überfahrt und einen Neuanfang in einem weit entfernten Land wagten. Familie Kaysler

Vorname Geburtstag Zuzug Wegzug Leopold 16.08.1883 05.08.1946 27.12.1948 Leopold 31.07.1921 18.06.1946 18.07.1949 Helga 06.11.1923 04.07.1945 18.07.1949 Wegener Hildegard 03.02.1900 03.08.1945 18.07.1949 Hollstein Franz 21.09.1910 31.03.1949 05.11.1950 Ingeborg )* 10.05.1921 07.06.1945 05.11.1950 Sahm Auguste 31.12.1894 27.04.1948 09.04.1951 Kurt 25.08.1934 27.04.1948 09.04.1951 Holtemeyer Klemens 13.10.1911 01.04.1951 12.06.1952 Frieda 06.04.1916 01.04.1951 08.11.1952 Wolfgang 09.08.1941 01.04.1951 08.11.1952 Klitscher Hermann 17.12.1922 26.05.1954 Hanna 06.09.1921 Ewald 03.09.1942 Hannelore 29.12.1944 Ruth 21.10.1948 Peleikis Marie 18.08.1935 10.05.1946 16.09.1953 Gerhard 24.08.1938 07.04.1946 13.06.1960 Zwei Brüder sind aus dem Flüchtlings-Auffanglager in Kiel 1946 nach Kanada ausgewandert

Ziel Windhuk

Windhuk Windhuk USA Chicago Kanada Alberta Kanada SüdburgOst

Kanada

)* Nach dem Tod ihres Mannes Franz, ist Ingeborg Hollstein mit ihren Kindern und ihrer Mutter, Hildegard Wegener, am 01.04.1964 nach Heyen zurück gekommen.

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Chronik Heyen

9

Allgemeines zur Landwirtschaft

(Hermann Wiemann)

In den früheren Jahrhunderten konnten Natureinwirkungen wie Dürre, Hochwasser, Dauerregen in der Erntezeit, Hagel, Blitzschlag und Feuer bei der Landbevölkerung Elend und Hungersnöte auslösen. Nach dem Siebenjährigen Krieg Ernte mit dem Kornbinder 1930 (1756-63) veranlasste Friedrich der Große (Alte Fritz) die Einführung der Kartoffel, die über Spanien aus Südamerika kam und zu einem Volksnahrungsmittel wurde. Fast ein Jahrhundert später führte Liebig (1803-73) die künstliche Düngung ein. Die Dreifelderwirtschaft (2 Jahre Getreide, 1 Jahr Brache im Wechsel) konnte durch den Anbau von Hackfrüchten (Kartoffeln, Rüben, Leguminosen) und den Einsatz von Kunstdünger aufgegeben werden. In der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden Hagel- und Feuerversicherungen. Nach einem großen Brand in Wolfenbüttel verfügte Herzog Julius die Brandversicherung. Alle Häuser Heyens mussten bei der Braunschweigischen Brandkasse versichert sein. Sie sorgte dafür, dass sichere Feuerstätten und Schornsteine gebaut wurden. In Heyen war das Land nördlich der Straße nach Hameln feucht und nass. Das Schilf reichte im Bruch bis an das Dorf heran. Die Flächen unterhalb des Dorfes in Richtung Esperde "Die Anger" waren Wiesen und Weiden auf denen das Vieh gehütet wurde. Durch die Anlage breiter Gräben und Dränagen ist nach und nach dieses Grünland in wertvolles Ackerland verwandelt worden. Im Jahre 1914 wurden in Heyen die Stromanlagen gebaut. Mit Kornernte auf dem Hof Sporleder, Esperder Str. 16 Einführung der Elektrizität setzte die Mechanisierung der Landwirtschaft ein. Nun konnten Dreschmaschinen, Schrotmühlen, Häckselmaschinen u. a. von Elektromotoren angetrieben werden. Bis in die Nachkriegszeit hinein erfolgte das Ausmisten der Ställe, das Aufladen des Stalldungs und das Auseinanderstreuen auf dem Feld durch Handarbeit. Jeder gefüllte Sack an der Dreschmaschine musste auf die Dezimalwaage gehoben und auf der Schulter über eine Treppe auf den Wagen getragen werden. Auch der Kunstdünger wurde in Säcke gefüllt, aufgeladen und im Feld mit der Hand gestreut. Die ersten Kettenstreuer, Flügelmäher und Selbstbinder mussten von echten Pferdestärken gezogen werden, bevor die Trecker kamen.

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Chronik Heyen Das Kühe Melken und Heben der Milchkannen erforderte viel Kraft. Die große Erleichterung kam mit Einführung der Melkmaschine und elektrisch gekühlter Sammelbehälter.

Ernte von Futterrüben 1935

9.1

Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867

(Die Eigennamen sind frei gewählt)

Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 20.6.1867. Gegenwärtig: Herr Amtsrichter Schilling und der unterzeichnete Protokollführer. Es erschienen heute der Vollmeier August Ahrens Hof Nr. 69 in Heyen und bat, eine letztwillige Erklärung von ihm aufzunehmen. Nachdem man sich durch die angestellte Unterredung überzeugt hatte, dass Comparent sich im vollen Gebrauch seiner Geisteskräfte befinde, wird dem Antrag statt gegeben und derselbe trägt hiernach vor: Ich heiße wie bemerkt und bin mit Anna, geborenen Schulze verheiratet. In dieser Ehe sind mir 2 Töchter, nämlich Minna, 22 Jahre, und Marie, 13 Jahre alt, geboren. Diese meine obengenannte Ehefrau und meine beiden Töchter setze ich zu Erben meines dereinstigen Nachlasses unter folgenden Bedingungen ein. Meine Frau soll das Recht haben, meinen Vollmeierhof Nr. 69 solange zu bewirtschaften als sie will, vorausgesetzt, dass sie nicht wieder heiratet. Geschieht letzteres, so soll sie den Hof meiner jüngsten Tochter Marie abtreten, sobald diese das 21. Lebensjahr zurückgelegt hat und soll deren Ehemann nach dem Tode meiner Frau keinen Anspruch auf irgend eine Leibzucht haben. Sobald meine Ehefrau entweder freiwillig oder mit dem eben genannten Zeitpunkte den Hof abgibt, soll sie das Recht haben, sich eine entsprechende Leibzucht vorzubehalten und den Hof alsdann meiner jüngsten Tochter Marie übergeben. Sobald meine Tochter Marie den Hof annimmt, soll dieselbe an meine Ehefrau Eintausend Taler und an meine Tochter Minna Zweitausend Taler zahlen. Für den Fall, dass Minna verheiratet gewesen, aber ohne Leibes-Erben zu hinterlassen alsdann vielleicht verstorben sein sollte, soll meine Tochter Marie nur verpflichtet sein, an den überlebenden Ehegatten ihrer Schwester Eintausend Taler zu zahlen.

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Chronik Heyen Für den Fall, dass meine Tochter Marie nach Annahme des Hofes verheiratet und ohne LeibesErben zu hinterlassen versterben sollte, soll der überlebender Ehegatte verpflichtet sein, innerhalb eines Jahres nach dem Tode seiner Frau Zweitausend Taler an meine Tochter Minna oder deren Erben herauszuzahlen. Von meinem vorhandenen sonstigen baren Vermögen soll meine Tochter Minna am Tage ihrer Hochzeit oder mit zurückgelegtem 25. Lebensjahr Dreitausend Taler sowie einen standesgemäßen Brautwagen, 2 Kühe und ein Rind erhalten, alles übrige bare Vermögen soll aber meiner Ehefrau zur freien Verfügung zufallen. Der Armen- und Wegebesserungskasse vermache ich 20 Taler und zwar jeden zur Hälfte. Hiermit beschloss Testator seinen letzten Willen, bestimmte, dass wer denselben irgend anzufechten sich unterfangen sollte, bis auf den Pflichtteil enterbt sein solle, bat denselben in gerichtlichen Verwahrsam zu nehmen und ihm einen Dispositionsschein darüber zu erteilen und nach seinem Ableben zu eröffnen. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben August Ahrens A. Schilling in fidem A. Rastenbach.

9.2

Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag

(Die Eigennamen sind frei gewählt)

Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag vom 31.10.1876 über das vom Übernehmer dem Abgebenden zu gewährende Altenteil. Nach einem Testament vom 20. Juni 1867. Die Namen sind geändert (Datenschutz). Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 31.10.1876.Gegenwärtig: Amtsrichter Rägener, Protokollführer Ruhtenbach. Es erschienen: 1. Die Witwe des Vollmeiers August Ahrens, Anna, geborene Schulz 2. deren Tochter, die Ehefrau des jetzigen Vollmeiers Friedrich Meyer, Marie geborene Ahrens, 22 Jahre alt, aus Heyen. 3. die Ehefrau des Vollmeiers Köhler, Minna, geborene Ahrens, 31 Jahre alt, aus Latferde, welche nachfolgenden Hofverlass- resp. Ehekontrakt zur Gerichtlichen Ausfertigung vortrugen: §2 Die Witwe Ahrens (1) und die Ehefrau Köhler (3) erkennen nun auf Grund des vorgedachten Testaments damit an, dass ihre jüngste Tochter, resp. Schwester Marie Anerbin des väterlichen Vollmeierhofes geworden sei und übertragen mit dem Bemerken, dass dieselbe bereits den Hof zu Jacobi dieses Jahres übernommen, das Eigentum desselben auf die genannte Anerbin. Die Zubehörung des Hofes bestehen, wie damit anerkannt wird, aus den in dem Rezesse von Heyen aufgeführten Ländereien zu … Morgen, 38 Ruten. Mit übertragen an dieselbe ist zugleich das gesamte Haus-, Hof- und Wirtschaftsinventar, jedoch vorbehaltlich der noch näher zu gedenkenden Mobilien. §3 Die Ehefrau Meyer, die Abtretung dieses Hofes acceptierend, verpflichtet sich: I. die von dem Hof zu entrichtenden Lasten und Abgaben zu tragen, wobei bemerkt wird, dass ein Ablösungscapital zu 94 Talern, 19 gute Groschen und 4 Pfennig auf die auf Kreipker Feldmark belegenen Grundstücke noch eingetragen, jedoch längst gelöscht ist. II. An Ihre Mutter, die Witwe Ahrens, nachfolgende Leibzucht zu präsentieren A

Zur Wohnung die kleine Stube an der östlichen Seite des Hauses, die beiden Kammern an der westlichen Seite, und zwar zum ausschließlichen Gebrauche, sowie den Mitgebrauch der Rauch-, Luft- und Speisekammer, der Küche und des Feuerherdes, des Kellers und den nötigen Raum auf dem Kornboden.

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Chronik Heyen B

Die freie Ausfütterung zweier von der Leibzüchterin auszuwählender Kühen, welche in der Reihe der Kühe der Hofannehmerin ihren Stand haben und, falls sie abgängig werden, durch gleich gute ersetzt werden sollen. Auch sollen der Leibzüchterin die von den Kühen fallenden Kälber verbleiben. Ebenso hat die Hofannehmerin das Melken der Kühe sowie das Buttern frei zu besorgen.

C

Das dritte Stück im Gemüsegarten, sowie den 3 Theil des Gartens beim Hause nach Auswahl der Leibzüchterin, welches frei zu düngen, zu graben und zu bestellen ist.

D

jährlich 150 Mark Taschengeld, 8 Malter Roggen, 2 Malter Weizen, 6 Malter Gerste, 2 Malter Bohnen, 3 Himten Saat, 1 Himten Erbsen, 1/3 Himten Linsen, ein fettes Schwein, nicht unter 200 Pfund schwer, zu Weihnachten 2 fette Gänse, zu Martini 20 Pfund Rindfleisch und 10 Rinderwürste, gleichfalls zu Martini 4 Paar junge Hähne oder Tauben, im Sommer den 4. Teil sowohl des grünen als auch des trockenen Obstes, 12 Sack Kartoffeln bester Sorte, 12 Bothen gereinigten Flachses mit samt der Hede von der besten Sorte, 4 Schock Eier, und zwar vierteljährlich ein Schock, 6 Pfund Wolle nach freier Wahl, frei Wäsche und Ausbesserung derselben, den erforderlichen Bedarf des gehörig zerkleinerten Holzes zum Heizen und Kochen, freie Vergnügungsfahrten nach Bestimmung der Leibzüchterin frei Aufwartung in gesunden und kranken Tagen.

E

Freies, standesgemäßes Begräbnis.

Endlich behält sich die Leibzüchterin den Mitgebrauch des sämtlichen Küchengerätes, sowie die frei Auswahl der für ihre Leibzuchtswohnung nötigen Möbeln und Betten, welche ihr Eigentum sein sollen und worüber sie sich freie Disposition vorbehält, reserviert sich auf die Vorräte an Leinen und Drill. Die Contrahenten acceptierten nochmals die einander gemachten Zusagen und Verzichte und beantragen resp. bewilligen die Umschreibung des Hofes auf den Namen der Ehefrau Meyer. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben gez. 4 Unterschriften in fidem gez. Ruthenbach

9.3

Niederschlagsmengen in Heyen 1958 bis 2003

(gemessen von Fritz Simon – bis 1962 und Albrecht Rother - 1962 bis heute)

Jahr Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez GES 1958 51 63 23 36 87 139 102 66 37 65 12 51 732 31 33 32 396 1959 61 25 30 25 20 24 34 81 1960 81 35 23 51 130 25 126 157 25 98 51 121 923 1961 96 65 31 120 86 67 99 60 32 63 76 107 902 1962 87 66 33 65 63 40 122 67 48 12 19 63 685 1963 10 23 75 45 64 80 39 109 65 17 116 10 653 1964 21 52 18 66 53 26 34 66 56 46 53 51 542 1965 71 23 54 103 87 95 104 89 27 34 58 130 875 1966 22 54 70 62 84 147 124 84 16 46 89 96 894 1967 42 68 71 43 110 79 95 55 58 46 71 72 810 1968 54 20 83 35 58 66 72 110 89 58 20 11 676 7 35 78 4 639 1969 54 25 51 71 71 88 58 97 - 65 -

Chronik Heyen Jahr 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Mittel

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt 20 90 64 78 59 52 94 82 89 75 46 31 11 39 24 127 23 68 53 25 15 5 45 56 76 113 71 107 43 10 21 58 38 74 55 59 55 40 54 80 55 36 31 11 48 89 77 32 42 102 59 21 90 56 88 62 72 37 55 33 119 13 16 32 70 28 61 27 64 23 49 60 30 58 35 118 68 72 37 34 43 20 86 19 106 68 63 88 137 20 35 15 78 45 80 63 97 99 57 14 31 65 32 97 30 149 103 94 76 42 49 37 110 24 108 162 74 85 72 96 64 60 60 70 58 56 101 16 79 89 35 84 119 98 52 18 35 28 34 102 47 19 37 139 52 83 27 77 86 43 11 46 53 83 113 94 72 49 21 116 80 70 58 67 50 72 65 95 63 52 71 30 54 102 72 87 69 59 49 63 103 18 7 61 99 33 77 36 17 41 64 45 4 56 47 69 61 78 45 99 45 54 26 76 26 55 92 49 59 10 40 7 25 53 49 50 65 48 33 35 81 64 29 57 62 66 19 123 118 28 5 62 86 45 130 47 112 74 123 26 117 94 69 58 33 117 113 55 112 98 85 42 60 39 53 45 92 20 4 44 12 18 63 24 63 117 37 123 11 101 49 46 101 76 124 35 8 61 61 14 88 105 107 128 84 53 95 147 49 72 54 55 66 70 42 70 52 47 69 66 108 28 31 56 98 41 39 41 56 65 81 76 41 103 50 34 181 32 65 129 34 77 93 48 186 78 39 108 97 24 28 38 25 25 31 53 62 91 57

46

55 55

66

74 74

70

60

57 mm mm mm mm mm

Durchschnitt

1958 bis 1965 1966 bis 1975 1976 bis 1985 1986 bis 1995 1996 bis 2003

714 696 741 749 777

Durchschnitt

1958 bis 2003

734 mm

- 66 -

Nov 52 49 52 42 66 47 75 111 4 80 61 84 43 68 39 36 29 56 78 33 106 99 78 30 75 46 89 60 89 35 38 46 109 33 59

Dez 25 53 9 73 124 23 20 49 95 83 64 83 67 70 23 64 139 47 111 71 67 65 80 118 72 28 46 65 18 117 53 85 78 50

GES 780 549 602 649 713 643 548 721 749 746 844 984 674 730 731 685 841 762 735 586 740 570 727 855 952 720 640 737 989 729 668 850 1044 557

65 734

Chronik Heyen

10 Höfe in Heyen 10.1

Großkötner Nr. 3 - Sporleder

(heute: Esperder Str. 16, Wilhelm Sporleder)

1648 1718 1719 1752 1827 1853 1935

bis bis bis bis bis bis bis

1718 1719 1752 1825 1853 1935 heute

2 Generationen Arendes Heinrich Jacob Möller v. Nr. 2 durch Kauf Johann Heinrich Kraus heiratet d. Ww. Möller 3 Generationen Kraus Christian Hoppe durch Einheirat 2 Generationen Timmermann 2 Generationen Sporleder

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Chronik Heyen

10.2

Halbmeier Nr. 9 - Petermann

(heute: Hagenstraße 2, Wilhelm Petermann)

1660 1720 1966

bis bis

1720 1966

3 Generationen Waßmann 6 Generationen Ricke kaufte Wilhelm Petermann den Hof

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Chronik Heyen

10.3

Vollmeier Nr. 12 - Diekmann

(heute Esperder Straße 4, Klaus Diekmann)

Chronik über den landwirtschaftlichen Betrieb Diekmann Der Landwirt Albert Diekmann, geb. 17. April 1899, kaufte im Jahre 1937 den Hof Nr. 12 Heyen (Vollmeierhof Falke). Dieser Hof war seit 1933 an Heinrich Lohmann verpachtet.

Neben der Hofstelle umfasste der Hof eine Fläche von ca. 25 ha. Albert Diekmann stammte aus der Senne bei Paderborn, verkaufte den dortigen landwirtschaftlichen Betrieb, um der Wehrmacht das Feld für einen Truppenübungsplatz zu überlassen. Aufgrund der sehr sandigen Bodenverhältnisse in der Senne, war die Verlagerung in den Bereich Heyen eine Verbesserung. Erst Anfang der 40iger Jahre war der Hof dann pachtfrei und konnte von Albert Diekmann bewirtschaftet werden. Er siedelte mit Frau Minna, seiner Mutter und seiner ledigen Schwester Frederike nach Heyen um. Die Ehe war kinderlos. Im Zuge der weiteren Erbfolge holte Albert Diekmann nacheinander seine ledigen Nichten Paula und Helene Wittenborn nach Heyen. Leider kam es aber mit diesen nicht zu einer einvernehmlichen Hofweitergabe. Darum entschied Albert Diekmann seinen Neffen Gustav Wittenborn mitsamt seiner Frau Olga und den drei Kindern Rolf, Gisela und Klaus zu adoptieren. Dies geschah am 1. April 1957. Die gesamten Familie Gustav Wittenborn übernahm den Namen Diekmann und siedelte samt der Mutter Marie Wittenborn, geb. Diekmann, von Heepen (bei Bielefeld) nach Heyen über. Im Jahre 1957 verstarben sowohl die Mutter, als auch die ledige Schwester Frederike. Ab 1. Juni 1957 wurde der Hof dann von Gustav Diekmann, geb. 31. August 1924, bewirtschaftet, der diesen zunächst von Albert Diekmann gepachtet hatte. Im Jahre 1967 wurde der Hof dann an Gustav Diekmann übergeben.

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Chronik Heyen Im Jahre 1972 verstarb Albert Diekmann. Seine Frau Minna arbeitete noch weiterhin, wie schon Ihr ganzes Leben täglich viele Stunden auf dem Hof, und verstarb 4 Jahre später.

Der heutige Betriebsinhaber Klaus Diekmann übte sich in jungen Jahren als Gespannführer

Ebenfalls 1972 schloss Klaus Diekmann, geb. 15. März 1954, seine landwirtschaftliche Lehre ab, und arbeitete dann nach einer einjährigen Anstellung in Garbsen, auf dem elterlichen Betrieb. Im Jahre 1973 wurde die alte Fachwerk-Scheune auf dem Hof abgerissen und dafür ein Kuhstall mit Plätzen für 30 Kühe, 10 Anbindestände für Rinder und Laufställe auf Vollspaltenboden für 30 Stück Jungvieh errichtet. Damit begann die Spezialisierung auf Milchproduktion, die nach Meinung von Gustav und Klaus Diekmann eine wichtige Voraussetzung war, um den - flächenmäßig recht kleinen - Betrieb, für die Zukunft zu überlebensfähig zu machen. Klaus Diekmann besuchte in den Wintern 1973/74 und 1974/75 die landwirtschaftliche Fachschule in Hameln, mit dem Abschluss als „staatlich geprüfter Wirtschafter“. Im Anschluss daran folgte die Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister, die Klaus Diekmann im Jahre 1977 mit Erfolg abschloss. Die Kuhherde wurde beständig ausgebaut und bestand 1978 bereits aus 40 Milchkühen und entsprechender Nachzucht. Die bis zu diesem Jahr betriebene Bullenmast wurde aufgegeben. Die Schweinehaltung wurde ebenfalls in den Vorjahren bis auf den Eigenbedarf eingestellt. Im Juli 1980 wurde der Hof dann von Gustav Diekmann an Klaus Diekmann verpachtet. Von da an wurden auf dem Hof Diekmann auch Lehrlinge in der Landwirtschaft ausgebildet. Außerdem wurde im Jahre 1980 eine 600 qm große Fahrsilo-Anlage errichtet. Im Jahre 1980 wurde von der zuständigen Alterskasse, für die in Kur befindliche Olga Diekmann, eine Betriebshelferin auf den Hof geschickt. Diese hat den Hof bis heute nicht wieder verlassen. Im Juni 1981 heiratete Klaus Diekmann mit der Hauswirtschaftsleiterin Annette Brunke, geb. 12. Januar 1959, eben genau diese Betriebshelferin. Der Kuhbestand wurde 1983 auf 50 Milchkühe und entsprechendes Jungvieh erweitert. Es wurde behelfsmäßig in den Spaltbodenställen gemolken. Der Schweinestall wird seit dem für die Kälber genutzt. Am 4. Mai 1983 wurde Sohn Cord geboren, als erstes von vier Kindern. Auf die Töchter Maike, geb. 18. Februar 1987, und Gesa, geb. 15. November 1988, folgte dann am 12. März 1991 Sohn Lennart. - 70 -

Chronik Heyen

Am 2. April 1984 wurde die Milch-Quoten-Regelung eingeführt, ein wichtiger Tag für jeden Milchviehhalter. Als Berechnungsgrundlage für die neue Milchquote galt die Milchmenge aus dem Jahr 1983, welche aber betriebsindividuell gekürzt wurde. Damit wurde eine Reduzierung des Milchkuhbestandes notwendig, in unserem Fall von 50 auf 43 Milchkühe. Im Jahre 1991 konnte Klaus Diekmann die Milchbetriebe von Willi Strüver (Brockensen) und Wilhelm Ahlbrecht (Kreipke) sowie die Ländereien der Höfe Wessel und Petermann aus Heyen, pachten. So konnte der Milchviehbestand wieder erhöht werden. Es wurde ein neuer Boxenlaufstall auf dem Hof in Heyen errichtet. Dieser bietet nun Platz für 70 Milchkühe und verfügt über einen modernen Doppelvierer-Autotandem Melkstand, in dem 8 Kühe zugleich gemolken werden. In den Folgejahren konnten aus den umliegenden Gemeinden und aus Heyen selber noch weitere Milchquoten dazu gepachtet und gekauft werden. Damit wurde der Bestand auf heute 85 Milchkühe und 90 Kopf Jungvieh erweitert. Dafür wurde im Jahre 1995 noch ein neuer Schlafbereich für die Milchkühe gebaut. Bis in das Jahr 1975 wurden die Kühe jedes Jahr im Sommer täglich auf die Weide getrieben und im Stall gemolken. Im Jahre 1976 wurde im Döhnewenden vor dem Eichberg ein Sommermelkstall als Durchtreibe-Melkstand errichtet. Dieser wurde bis 1982 für den gesamten Milchkuhbestand genutzt. Seither stehen die Kühe wieder auf dem Hof in der Esperder Straße. Für die Sommerstallhaltung wurde im Jahre 1983 ein neuer Schlepper mit Fronthydraulik und Frontmähwerk angeschafft, mit dem bis 1991 die entsprechende Frischgrasmenge täglich geholt wurde. Seither wird ganzjährig Silage gefüttert. Die Milchleistung einer Durchschnittskuh hat sich seit 1957 von ca. 3800 kg pro Jahr auf nunmehr 8000 und mehr kg pro Jahr gesteigert. Das entspricht etwa einer Menge von fast 30 Litern pro Tag. Das Ziel liegt bei einer Produktion von 10000 kg pro Jahr. Mit den dazu gepachteten Ländereien wird heute eine Fläche von ca. 180 ha bewirtschaftet. Die Erledigung der verschiedenen Feldarbeiten wird an andere Landwirte vergeben: Landwirt Rother erledigt den Pflanzenschutz und die Düngung. Die Erntearbeiten werden komplett von anderen mit entsprechenden Großmaschinen erledigt. Lediglich die Grünlandpflege und das Ausbringen der Gülle erledigen wir selbst. Derzeit wird der Hof von Klaus Diekmann und einem Lehrling, unter tätiger Mithilfe der Familie bewirtschaftet.

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Chronik Heyen

10.4

Vollmeier Nr. 13 - Zeddies

(heute: Esperder Straße 2, Jürgen Zeddies)

1663 1827 1943 1950

bis bis bis bis

1827 1943 heute 1983

5 Generationen Möller und 6 Generationen Wessel 4 Generationen Zeddies Jürgen Zeddies Ria Heinrichs, verw. Zeddies, Joachim Heinrichs Interimswirt

Das Luftbild von 1958 zeigt im Vordergrund das Wohnhaus, das 1907 von Friedrich Zeddies (geb. 1873) errichtet wurde. Links daneben, die Fachwerkscheune, heute über 300 Jahre alt und unter Denkmalschutz.

Nach 6 Generationen Wessel gab es 1826 keinen männlichen Hoferben. Vom Stammhof der Familie Zeddies in Grohnde (das Wohnhaus ist im Museumsdorf Detmold wieder aufgebaut) heiratete Johann Friedrich Wilhelm in Heyen ein. Aus der Ehe gingen ein Sohn hervor, der mit 10 Jahren an „Lungenschlag“ starb und eine Tochter, die nach Kemnade heiratete. Dies war der Zeddies, der mit den Hofbesitzern Falke, Sagebiel und anderen Heyener Bauern die in früheren Kapiteln beschriebene Ablösung vom Frucht- und Fleischzehnten vereinbarte. Aus 2. Ehe gingen weitere Kinder, darunter der nächste Hoferbe (1844-1907) hervor. Dessen Hofnachfolger Friedrich Zeddies ( 1873-1947) ist vielen Heyener Bürgern noch bekannt. Er heiratete eine Tochter des Landwirts Karl Sagebiel, Vollmeier Nr.: 56 (später Hollstein), und er erbaute das große Wohnhaus, Esperder Straße 2, im Jahr 1907. Sein Sohn Friedrich heiratete 1940 Marie Henneke. Sie bauten das alte Wohnhaus um und errichteten die Einfamilienhäuser im Gartenweg 4 und 6. Friedrich Zeddies (1913-1945) wurde an der Ostfront verwundet, erreichte über verschiedene Lazarette Wildbad im Schwarzwald und verstarb dort erst 2 Monate nach Ende des Krieges an relativ leichten Kriegsverletzungen wegen mangelhafter ärztlicher Versorgung in der französisch besetzten Zone. Marie Zeddies, geb. Henneke, verw. Zeddies, heiratete 1949 Joachim Heinrichs. - 72 -

Chronik Heyen Sie erweiterten den Vollmeierhof durch Zupacht von 36 auf 80 ha. Sie stellten den Hof früh auf Mähdrusch, Gemüseanbau und Fleischrinderhaltung um und verpachteten 1983 an GünterWilhelm Henneke.

Luftbild des Hofes aus den 90er Jahren

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10.5

Großkötner Nr. 16 - Becker (heute: Gartenstraße Nr. 2, Friedrich Becker)

1673 1857

bis bis

1857 heute

7 Generationen Floto (Flotow) 5 Generationen Becker

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10.6

Großkötner Nr. 25 - Meyer

(heute: Kampstraße 5, Friedrich Meyer)

1648 1702 1731

bis bis bis

1701 1731 heute

2 Generationen Meyer Johannes Sagebiel aus Kemnade 7 Generationen Meyer

Dieser Großkothof zählt zu den ältesten landwirtschaftlichen Familienanwesen in Heyen. Nach den Aufzeichnungen im Kirchenbuch wird der Betrieb seit 1648 - bei nur einer Unterbrechung - jetzt in der 10. Generation von der Familie Meyer (Kamp-Meyer) bewirtschaftet. Ludwig Meyer, geb. 1812 hat als Kommissionsmitglied im Recess in Sachen, die Specialseparation von Heyen betreffend von 1868 mitgewirkt. An eigenen Ländereien sind etwa 12,5 ha, und durch Zupachtung, wurden zuletzt etwa 25 ha Ackerfläche und Grünland bewirtschaftet.

Ein Schwerpunkt des Betriebes war die eigene Veredlung der Erzeugnisse. Das Getreide wurde zum großen Teil verfüttert. Schweinezucht und Schweinemast, Milchviehhaltung und das Mästen von einigen Bullen pro Jahr, ließen auch diesen kleinen Hof rentabel führen.

Friedrich Meyer und seine Ehefrau Ilse, geb. Klocker, führten den Erbhof bis 1989. Werner Meyer auf der Fahrt zum Feld.

Der erste Trecker, ein 15 PS Deutz-Hochrad wurde 1954 angeschafft. Diese Investition brachte eine große Erleichterung, denn die Flächen wurden bis dahin mit zwei Pferden beackert. Aufgrund der rasanten Entwicklung in der Landwirtschaft konnte der „Kleinbetrieb“ nicht weiter bewirtschaftet werden. Die Eigenflächen sind heute verpachtet.

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Chronik Heyen

10.7

Vollmeier Nr. 30 - Klatt

(heute: Hauptstr. 9, Gerlinde Klatt, geb. Feuerhake)

1663 bis 1827 bis 1904 bis seit 1976

1827 1904 1976

5 Generationen Möller 3 Generationen Sagebiel 2 Generationen Feuerhake Familie Klatt

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Chronik Heyen

10.8

Vollmeier Nr. 23 - Henneke

(heute: Hauptstr. 1, Günter-Wilhelm Henneke)

1648 1668 1705 1718 1723 1733 1757

bis bis bis bis bis bis bis seit

1668 1704 1718 1723 1733 1757 1827 1827 1827

2 Generationen Ahlswede 2 Generationen Seelemeyer Hans-Hermann Oppermann aus Lütgenade Joh. Christoph Ellermann Hans Heinrich Hundertmark Hans Heinrich Sagebiel 3 Generationen Schaper heiratete Friedrich Henneke (Hof Wessel Nr. 7) Caroline Schaper 4 Generationen Henneke

Der Hof Henneke um 1960

In der Viehzucht spielte die Pferdezucht die wesentlichste Rolle. Wenn sie infolge der Mechanisierung auch an Bedeutung eingebüßt hatte und immer weniger Stuten „zugelassen“ wurden, so gab es doch Züchter, die bei der Stange blieben. Das Landgestüt Harzburg unterhielt in Heyen eine Deckstation mit drei Kaltbluthengsten und ein Warmbluthengst. Im Verhältnis 1:3 waren in der Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde vorhanden. Aus vielen Dörfern der Umgebung kamen die Bauern mit ihren Stuten nach Heyen. Es wurden durchschnittlich im Jahr 200 Stuten gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von 60 werden also 120 Fohlen geboren.

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Chronik Heyen

Die Pferde werden beschlagen

Jährlich im Juli fanden Stuten- und Fohlenschauen statt. Dann war Heyen Mittelpunkt aller Pferdefreunde des Ortes und der Umgebung.

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10.9

Vollmeier Nr. 56 - Hollstein

(heute: Angela Narten, Esperder Str. 17)

12 Generationen Sagebiel 1 Generation Hollstein

Aufnahme aus der Zeit um 1900 Personen von links: Carl Sagebiel mit Ehefrau, Sohn und beiden Töchtern

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10.10 Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß (heute: Gönne 7 und 10, Wilhelm und Marco Zieseniß)

1668 1712 1776 1897

bis bis bis bis

1710 1776 1897 heute

Jobst Schrader 2 Generationen Mund 4 Generationen Müller 4 Generationen Zieseniß

Nach dem Krieg, im Jahre 1945, kaufte Erich Zieseniß den Hof Nr. 38 (5 Generationen Willmer seit 1688), und führte ihn mit der Brinksitzerstelle Nr. 36 zusammen. Das Wohnhaus von Nr. 38 wurde abgerissen und an gleicher Stelle ein Stall errichtet. Nach dem Tod von Erich Zieseniß (1962), wurde der Betrieb von seinem Sohn Wilhelm Zieseniß weitergeführt. 1966 heiratet Wilhelm Zieseniß die Bankkauffrau Karin Zieseniß, geb. Mönkemeier, die neben ihrer Tätigkeit für die Spar- und Darlehnskasse Börry in der Landwirtschaft mitarbeitete. Nachdem zunächst noch Milchwirtschaft mit bis zu 12 Kühen betrieben wurden, spezialisierte sich der Betrieb um 1975 auf die Nachzucht von Ferkeln, die zur Mast an andere entsprechende Betriebe abgegeben wurden. Der Betrieb umfasste zu diesem Zeitpunkt 10 ha eigene und ca. 20 ha gepachtete Flächen, auf denen zum größten Teil Getreide und Rüben angebaut wurden. Das Getreide wurde dabei auf dem Hof zu Futtermittel verarbeitet. 1996 wurde der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, die Hofstelle wurde an den jüngeren Sohn Marco Zieseniß übergeben. Dieser führt darin, gemeinsam mit Torsten Hage, einen Betrieb für die Montage von Bauelementen. - 80 -

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10.11 Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm (heute: Esperder Straße 19, Karl-Heinz Ohm)

1706

1971

bis

1874

6 Generationen Möller nach Aussterben dieser Linie Möller kam der Hof durch Erbschaft zu Nr. 43 (Lemke, Gönne 14) kaufte Hermann Ohm sen. Grundstück mit Gebäuden.

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10.12 Großkötner Nr. 53 - Klingenberg (heute: Esperder Straße 11, Wilhelm Klingenberg)

1669 bis 1703 bis 1763 bis 1895 bis

1703 1761 1895 heute

2 Generationen Fricke 2 Generationen Seelmeyer 4 Generationen Hölscher 3 Generationen Klingenberg

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10.13 Großkötner Nr. 54 - Battmer (heute: Esperder Straße 13, Karl Battmer)

1675 1702 1759 1770 1849

bis bis bis bis bis bis

1674 1702 1758 1767 1848 heute

Jost Möller Heinrich Bock 3 Generationen Busse Heinrich Hermann Lange 2 Generationen Busse 4 Generationen Battmer

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10.14 Anbauer Nr. 73 - Garve (heute: Kleine Straße 10, Eckhard Garve)

Der 1878 in Hunzen geborene Heinrich Hermann Konrad Garve zog 1900 nach Heyen, um dort in der Landwirtschaft zu arbeiten. 15 Jahre später konnten das Grundstück und Haus der heutigen Hofstelle in der Kleinen Straße erworben werden. Allerdings begann Konrad Garve erst in 1935 mit dem Aufbau eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebes. Ein Kuhstall und ein Pferdestall wurden an das Haus angebaut. Heinrich Hermann Konrad Garve verdiente damals seinen Lebensunterhalt mit Steinbruchund Fuhrarbeiten und war auf dem eigenen Hof dankbar für die Hilfe seines Sohnes Heinrich Garve, sen., geboren 1909 in Heyen. Der Aufbau ging kontinuierlich weiter, 1936 konnte der erste Hektar Kirchenland hinzu gepachtet und ein weiteres Grundstück zur Erweiterung der Hoffläche erworben werden. Während der Kriegsjahre übernahm Heinrich Garve, sen. die Vor dem Hof 1925: v.l.: Elfried Arndt geb. Möller (2 Jahre), Oma Garve, Tante Fiederike, Bewirtschaftung des Heinrich Grave jun. (ca. 16 Jahre – geb. 1906), Heinrich Garve sen. im Tor. Betriebes und weiterer, bis 1945 befristet gepachtete, 2,5 ha von der Familie Friedrich Sagebiel, Heyen. Anfang der 50er Jahre konnte dann die Fläche von 9,5 ha Ackerland von Familie Friedrich Lücke auf Erbpacht übernommen werden. Die Familie von Heinrich Garve, sen. wuchs und 1958 wurde das Wohnhaus renoviert und im Anschluß gleich eine Scheune mit zwei Garagen auf der Hofstelle errichtet. Gemeinsam mit seiner Frau Emma und den Söhnen Heinrich, jun., Dieter, Gerhard und Werner wurde 1961 auch noch ein Laufstall für die Mast von 15 Bullen errichtet. Darüber hinaus vergrößerte man die Milchviehhaltung auf 16 Milchkühe und begann mit der Sauenhaltung. In den folgenden Jahren wurde die Außenwirtschaft mit der Zupachtung von Ländereien erweitert und der Maschinenpark den Erfordernissen angepaßt. 1962 wurde der erste Schlepper mit einer Hydraulik und, in Kooperation mit einem zweiten

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Chronik Heyen Landwirt, ein selbstfahrender Mähdrescher angeschafft. Mitte der 60-er Jahre konnte Heinrich Garve sen. weitere 1,5 ha Ackerland erwerben. 1969 übernahm der älteste Sohn, Heinrich Garve, jun., geboren 1937 in Heyen, den landwirtschaftlichen Betrieb und konnte im selben Jahr gleich das Nachbargrundstück (Jacob) mit Gebäuden kaufen. Die Gebäude wurden abgerissen und das eigene Haus um den Anbau eines ‚zweiten‘ Hauses erweitert. Zu Beginn der 80-er Jahre konnten wieder 1,25 ha Land gekauft werden. Das Interesse an der Landwirtschaft und die Maßgabe der Sicherung des Haupterwerbs durch die Landwirtschaft, führten in 1983 die Entscheidung zur Spezialisierung auf Sauenhaltung herbei. Bereits 1 Jahr später wurde mit dem Bau des modernen 100er Sauenstalls auf Gülle begonnen. Die ganze Familie war an dem Aufbau tatkräftig beteiligt, nach Fertigstellung wurden das Milchvieh und die Bullenmast aufgegeben und auch diese Ställe zu weiteren 20 Abferkelplätzen umgebaut. Im Mai 1987 erkrankte Heinrich Garve, jun. schwer und verstarb im Alter von 51 Jahren im Mai 1989 an den Folgen seiner Erkrankung. Der Betrieb wurde noch vor seinem Tod, auf Wunsch der Familie, am 01. Juli 1988 an seinen jüngeren Sohn, Eckhard, verpachtet. Heute umfaßt der Betrieb ca. 160 Sauen und bewirtschaftet eine Fläche von 62 ha.

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Chronik Heyen

10.15 Großkötner Nr. 49 - Wiemann (heute: Twetje 1, Matthias Wiemann)

1675 1679 1710 1738 1740 1854 1926

bis bis bis bis bis bis bis

1679 1706 1733 1740 1854 1926 heute

Hermann Pieperschnieder Fiet Zeddies von Börry Hans Heinrich Piepenschnieder Joh. Heinrich Piepenschnieder 4 Generationen Sagebiel 2 Generationen Weber 3 Generationen Wiemann

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10.16 Vollmeierhof Nr. 51 - Rother (heute: Hauptstraße 12, Fam. Rother)

1664 1876 1903 1916 1930 1952

bis bis bis bis bis bis seit

1876 1903 1916 1930 1952 1984 1984

sechs Generationen Sagebiel August Ludwig Rudolph Hundertmark Friedrich Wilhelm Rudolf Hundertmark Ernst Friedrich Wilhelm (aus Holzen) Rudolf Hundertmark Albrecht Rother Eckard Rother

Der Hof Rother, Heyen, Hauptstr. 12 (Luftbild v. 1975)

Anspannung 1910 auf dem Hof Hundertmark (heute: Rother)

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10.17 Halbmeier Nr. 43 - Lemke (heute: Gönne 14, Ottmar Lemke)

1712 1843

um bis bis seit

1677 1843 1883 1944

Joh. Heinrich Sünnemann Familie Wessel Ludwig Sporleder 3 Generationen Lemke

Hof Lemke Gönne 14 in den 60er Jahren.

Hof in der Hagenstraße – früher Winkelbauer, Wilhelm Sporleder Nr. 8

Der Betrieb wurde erstmalig 1677 in der Chronik erwähnt, damaliger Besitzer war Joh. Heinrich Sünnemann. Von 1712 bis 1843 bewirtschaftete die Familie Wessel den Betrieb. Von 1843 bis 1883 bewirtschaftete Ludwig Sporleder den Hof, 1883 übernahm sein Sohn, Heinrich Conrad Ludwig Sporleder die Landwirtschaft. Dessen Tochter heiratete Friedrich Meyer aus - 88 -

Chronik Heyen Heyen. Deren Tochter Emma Meyer heiratete im Juli 1944 Wilhelm Lemke aus Bessinghausen, so wurde aus dem Halbmeierhof 43 der Betrieb Lemke. Wilhelm Lemke erlag im Dezember 1944 seinen Kriegsverletzungen. Im Juni 1945 heiratete, sein aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrender Bruder, Otto Lemke, die Witwe Emma Lemke. Otto Lemke musste in den Nachkriegsjahren wie viele Betriebe von null an beginnen. Nach und nach nahm er alle zum Betrieb gehörenden Flächen wieder in die Bewirtschaftung. Die Bewirtschaftung der Flächen erfolgte mit Pferden und dem ersten Schlepper, einem Deutz mit 30 PS und Gitterrädern. Zu diesem Zeitpunkt bis ungefähr Mitte der sechziger Jahre gab es mehrere Angestellte auf dem Betrieb, so z.B. das Flüchtlingsmädchen Martha, die als Magd arbeitete und der Betriebsleiterin zur Hand ging. Dem Betriebsleiter halfen mehrere Angestellte bei der Außenwirtschaft so z.B. H. Denker als Gespannführer und K. Müller. Wie auch auf anderen Betrieben gab es zahlreiche Saisonhelfer, die in arbeitsreichen Zeiten mitarbeiteten. Mit einsetzender Mechanisierung auf dem Hof wurden auch die Arbeitskräfte weniger, so gab es ab Mitte der sechziger nur noch stundenweise eingesetzte Helfer auf dem Betrieb. Die einsetzende Mechanisierung hatte auch zur Folge, dass Maschinen mit anderen Betrieben zusammen angeschafft oder überbetrieblich eingesetzt wurden. 1969 wurden die Kühe auf dem Betrieb abgeschafft, einer der Gründe hierfür war der schlechte Milchpreis. Anstatt der bis dahin gehaltenen Kühe entschied sich der Betriebsleiter dafür Ammenkühe zu halten.1973 brannte die Scheune auf dem Hof ab. In den folgenden Jahren entstand eine fast vollständig neue Hofstelle. Zuerst der Neubau eines Wohnhauses mit anschließendem Abriss des alten Wohnhauses. Ein neuer Maschinenschuppen entstand an der Stelle wo das alte Wohnhaus gestanden hatte. Die Ammenkuhhaltung wurde von der Bullenmast auf Grund höherer Rentabilität abgelöst.

Lieferung von 50 Ztr. Futtermittel bei Glatteis in der Twetje

1986 gab Otto Lemke den Betrieb an seinen Sohn Ottmar Lemke ab. Die Betriebsgröße belief sich zu diesem Zeitpunkt auf 44 ha Ackerland und 4 ha Wiese. Es wurden 16 Mastbullen und über Sommer zusätzlich noch 60 Mastschweine gehalten. Auf Grund des stark sinkenden Einkommens in der Landwirtschaft und fehlender Zupachtflächen entschied sich Ottmar Lemke den Betrieb im Nebenerwerb zu bewirtschaften. Hauptberuflich ging er weiter seiner Tätigkeit als Betriebsschlosser nach. Sein Ziel war es, den Betrieb zu vergrößern und zu modernisieren, um ihn später im Vollerwerb zu führen. Nach der Übernahme des Betriebes wurde der Mastbullenbestand nach und nach auf Grund fehlender Kostendeckung abgestockt.

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Chronik Heyen Anstelle der Bullen wurden Mastschweine aufgestallt, die gemästeten Ferkel stammten zum größten Teil aus Heyener Beständen. Die Schweine wurden auf Stroh gemästet, da ein Umbau der Altgebäude auf Gülle nur mit einem erheblichen Kostenaufwand hätte realisiert werden können. Die Zahl der Mastplätze wurde stetig ausgebaut von 90 im Jahr 1987 auf 130 im Jahr 1988. Der elterliche Betrieb der Ehefrau von Ottmar Lemke, Anita Lemke geb. Hielscher, in Dohnsen wurde 1988 gepachtet, die Größe des Betriebes betrug 19 ha. Weitere Altpachtverträge dieses Betriebes, über 9 ha, wurden ebenfalls übernommen. 1989 gingen die Flächen in Dohnsen in den Besitz von Anita Lemke über. Somit hatte der Betrieb Lemke 1989 eine Eigenfläche von 67 ha, davon 6 ha Grünland. Die Zupachtfläche betrug 13ha. In den folgenden Jahren wurden die Maschinen modernisiert. Es wurden neue Schlepper angeschafft, die die 100 PS Grenze überschritten. Ein neuer Drescher mit 4,30 m Schneidwerk wurde angeschafft, um die anfallenden Arbeiten im Nebenerwerb zu bewältigen, ohne außerbetriebliche Arbeitskräfte einzusetzen. Des Weiteren wurde die Schweinemast in Heyen kontinuierlich um weitere 60 Vormastplätze erweitert. 1996 konnte der Betrieb weitere 30 ha Ackerland dazupachten. Der Betrieb hatte jetzt eine Größe von 106 ha und einen Viehbesatz von 160 Mastschweinen. Trotz der zugepachteten Flächen entschied sich der Betriebsleiter dafür, den Betrieb weiter im Nebenerwerb zu bewirtschaften. Gründe für diese Entscheidung sind: Stagnierendes bzw. rückläufiges Einkommen in der Landwirtschaft, ständig wechselnde Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft, hoher Investitionsbedarf auf Grund des schnellen Wachstums. Der Betrieb Lemke hat in der 400 Zeit von 1996 bis heute noch 300 weitere Flächen und einen 200 Schweinemaststall in Bremke 100 dazugepachtet. Im Wirtschafts0 jahr 2003 beträgt die Fläche 123 1986 1987 1989 1996 2003 ha und der Viehbestand beläuft sich auf 360 Mastplätze. Der Betrieb wird, wie heute üblich, auf Grund der zu hohen Nebenkosten für Schlagkraft der Maschinen, nur mit Familienarbeitskräften bewirtschaftet.

150 100 50 0

Mastplätze Fläche (ha)

Helfer und der großen

Seit Mitte 2002 ist der Sohn Tobias Lemke als Wirtschafter auf dem Betrieb angestellt. Sein Ziel ist es, den Hof in Zukunft wieder im Vollerwerb zu bewirtschaften.

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Chronik Heyen

10.18 Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute (von Peter Klatt)

Mit dem Landhandelsgeschäft in Heyen ist der Name der Familie Scharpenberg untrennbar verbunden. Rudolf Scharpenberg, der Vater des letzten Inhabers des Betriebs "Landhandel Scharpenberg", war als junger Mann zunächst in der Landwirtwirtschaft beschäftigt und danach nach Erwerb des Kanal- und Weserpatentes als Schiffsführer tätig. Nach der Verheiratung mit Emma Ebeling aus Brockensen im Jahr 1923 musste er auf Wunsch seiner pflegebedürftigen Eltern ganz nach Heyen zurückkehren.Ebenfalls 1923 baute er einen Dreschschuppen, in dem er Lohndrusch stationär betrieb. Später eröffnete er zusammen mit seinem Schwager Fritz Sorge einen Fuhrbetrieb. Der Geschäftsbereich umfasste stationäre und mobile Lohndruscharbeiten auf den Feldern und Höfen mit 2 Dreschmaschinen und Holzsägen mit einer fahrbaren Bandsäge. Als Zugmaschine für das Fuhrgeschäft wurde Ende der 30iger Jahre ein 28iger Deutz, Baujahr 1936 eingesetzt. Beim Lohndreschen tätigte der Betriebsinhaber die ersten Abschlüsse in den Bereichen Getreidehandel und Handel mit landwirtschaftlichen Bedarfsgütern (Dünger, Saatgut, Futtermittel, usw.) mit den Landwirten. Nach dem Krieg trat Sohn Rudolf (geb. 1925) in die Firma seines Vaters ein. Vor dem Krieg hatte er bei der Firma Reese in Bodenwerder Landhandelskaufmann gelernt. Nun konnte er das Landhandelsgeschäft mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen ausbauen. Im Januar 1951 starb er bei einem Verkehrsunfall. Sein jüngerer Bruder Heinrich musste die Ausbildung zum Bauingenieur an der Bauschule Holzminden kurzfristig abbrechen und umgehend Aufgaben in der Geschäftsführung des elterlichen Betriebes übernehmen. 1952 wurde ein weiterer Schuppen gebaut und im alten Dreschschuppen ein Lager eingerichtet, weil durch betriebliche Entwicklungen in der Landwirtschaft kein weiterer Bedarf an stationärem Lohndrusch bestand. Der neue Schuppen wurde 1954 - 1956 zum Silolager mit einer Durchlauftrocknung (Trocknungskapazität 1,5 t/h) ausgebaut.

Dreschschuppen erbaut 1954

1955 verheiratete sich Heinrich Scharpenberg mit Ruth Sörgel aus Heyen. 1958 erfolgte die Geschäftsübernahme vom Vater. Von diesem Zeitpunkt an weitete der tatkräftige Inhaber das Landhandelsgeschäft ideenreich aus. 1960 wurde das erste massive Silo mit einer Lagerkapazität von 500 t in 15 Zellen errichtet.

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Chronik Heyen 1964 folgte das 30 m hohe Betonsilo mit einer Lagerkapazität von 700 t. Zeitgleich wurde die Trocknungskapazität durch eine moderne 6 t/h - Trocknung erhöht. Da die Lagerkapazität immer noch nicht ausreichte, mussten zusätzlich Flachlager (ca. 850 t) angelegt werden. 1970 - 1971 wurde die Niederlassung in Emmerthal gegründet. In ihr erfolgte vor allem der kostengünstigere Umschlag der in Waggons angelieferten Dünge- und Futtermittel. 1975 wurden noch 2 Stahlsilos mit je 1000 t Lagerkapazität (Weizen) mit der das Ortsbild prägenden Höhe von 35 m gebaut. Bei Ausnutzung aller Lagermöglichkeiten konnten nunmehr über 6000 t Getreide und Dünger eingelagert werden. Landhandel um 1970

Nach einer schweren Erkrankung der Inhabers wollte er das Landhandelsgeschäft nicht mehr in alleiniger Verantwortung in alter Form fortführen. Keiner der drei Söhne von Ruth und Heinz Scharpenberg mochte in das Geschäft mit der Perspektive der Betriebsführung und der späteren Geschäftsübernahme eintreten. Deshalb wurde der Betrieb von Heinrich Scharpenberg am 1.07.1978 an die Wirtschaftliche Landhandelsvereinigung, kurz "WLV", verkauft. Der Konzentrationsprozess im Landhandel war damit nicht abgeschlossen. Die WLV gibt es seit drei Jahren auch nicht mehr im Raum Bodenwerder. Ab dem 1.01.2001 werden ihre Lagerhäuser in Kemnade und Heyen von der Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG betrieben.

Landhandel um 1990

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Chronik Heyen

11 Besondere Flurstücke in Heyen 11.1

Die Sunder

Massives Stallgebäude auf der Sunder am Wegenser Weg, um 1830 gebaut, 1978 abgerissen. Letzter Eigentümer: Friedrich Meyer, Kampstraße 5.

Ausspann auf der Sunder

Um Zeit und den Weg zum Hof und zurück (ca. 6 km) in der Mittagszeit zu sparen, erhielten die Pferde in einer Steinkrippe im Stall ihr Kraftfutter. Den Gespannführern wurde rechtzeitig das Essen – in der Regel ein guter Eintopf – zum Feldstall gebracht. In der Heyener Feldmark gab es noch zwei weitere Ausspannställe.

11.2

Der Rhien

(Hermann Wiemann)

Etwa 0,8 km nordwestlich von Heyen befindet sich ein 2,9 ha großes Biotop, das vom Landkreis Holzminden als besonders geschützter Bereich gemäß § 28a NNatG ausgewiesen ist: Großflächiges Feuchtgebiet (Niedermoor) mit hoch anstehendem Grundwasser auf anmoorigem Untergrund. Teilfläche 1 mit Röhrichten, Seggenriedern etc.; Teilfläche 2 mit ErlenBuchenwald bewachsen. Innerhalb der Flächen wechselnde Dominanzbestände. Im 30-jährigen Krieg soll im Moor das Pferd eines Reiters eingesunken und nicht wieder herausgekommen sein.

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Chronik Heyen

Bis etwa 1935 gab es eine Moorstelle, in die ein Mann eine lange Bohnenstange hineindrücken konnte, ohne auf Grund zu kommen. Diese Gefahrenstelle wurden mit einer Betonplatte abgedeckt und Erde darüber geschoben. Versuche, Teile des Moores zu dränieren, sind aber immer wieder fehlgeschlagen, weil sich die Rohre nach wenigen Jahren zugesetzt haben.

Das Feuchtgebiet wird von einem großen Graben geteilt, der das Wasser der westlich von Heyen gelegenen Feldmark aufnimmt und in die Ilse ableitet. Im Landkreis Holzminden befindet sich nur im Solling ein weiteres Niedermoor.

11.3

Der Weinberg

(Hermann Wiemann)

Wahrscheinlich wurde in früheren Zeiten am Südhang des Weinbergs Wein angebaut. Es ist durchaus möglich, an geschützten Lagen Weinreben zu ziehen und in guten, sonnenreichen Jahren von den Trauben trinkbaren Wein zu produzieren. Noch bis etwa zum zweiten Weltkrieg pflegte Wilhelm Wessel, auch Rosengärtner genannt, etwa 30 bis 50 Weinstöcke am südwestlichen Hang des Bornbrinkes.

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Chronik Heyen

Nach Aussagen von Friedrich Weber pflanzte vor 100 Jahren (um 1900) der Pastor Adolf Runge, Pfarrer zu Heyen und Frenke, auf dem Weinberg Kirschen und Zwetschenbäume. Von Hermann Wiemanns Vater, der 1927 die Plantage pachtete, wurden weitere 40 Zwetschenbäume gepflanzt. Die Kirschen, überwiegend frühe, weiche Sorten, werden heute weitgehend von Staren „geerntet“. Von dem heute überalterten Baumbestand werden leider zunehmend Jahr für Jahr einige Bäume von Winterstürmen zerbrochen.

11.4

Weinanbau in Heyen

(Wilhelm Meyer)

In Heyen wurde vor über 100 Jahren ein Weißwein gekeltert. Am sonnigen Südhang des Bornbrinks – vor dem Großen Knapp – reiften die Trauben an stämmigen Rebstöcken heran. Dieser kleine Weinberg mit seiner Obst- und Kirschenplantage wurde noch bis 1957 vom Landwirt Wilhelm Wessel, geb. 1889, bewirtschaftet.

Aquarell von Wilhelm Wessel

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Chronik Heyen Das Aquarell bestätigt den Weinbau in Heyen. Es wurde 1902 von Wilhelm Wessel, geb. 1868 in Heyen, gemalt. Der Hobbymaler, ein Onkel des o. g. Bornbrinkbesitzers, war Lehrer in Braunschweig. Er verstarb 1944. Rechts im Vordergrund wachsen die Rebstöcke. Im Tal liegt idyllisch das Oberdorf von Heyen mit dem Wehrturm der St. Ursula Kirche. Das Original befindet sich im Haus Dasper Str. 5 bei Familie Loch / Willmer. Wilhelm Wessel hatte den Betrieb von seinem Vater übernommen und pflegte mit Sorgfalt und Freude den Weinberg weiter. Bei mäßigen Erträgen erzeugte er fruchtige Weißweine. Etwa 200 Flaschen pro Jahr. Der liebliche Rebensaft wurde stets gelobt. Mein Vater, ein Cousin des Winzers, berichtete mir früher einmal, dass er in seinen jüngeren Jahren oft zur Weinprobe eingeladen wurde. Einen sogenannten Drei – Männer – Weserwein (wenn einer ihn trank, müssen ihn zwei andere stützen, damit der Trinker den sauren Wein ertragen konnte) soll es bei Wessels, Bacchus sei Dank, nicht gegeben haben. Die Eheleute Wessel haben 1960 den Besitz in Heyen verkauft und sind nach Goslar am Harz übersiedelt, da der einzige Sohn im 2. Weltkrieg gefallen war.

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Chronik Heyen

12 Unwetter in Heyen 12.1

Hochwasser Esperder Straße 1936

Nach einem starken Regenschauer stand die Esperder Straße unter Wasser.

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Chronik Heyen

12.2

Unwetter in der Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955

Aufräumarbeiten in der Kampstraße. V.l. Hans Roth, ?, Heinz Battmer

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Chronik Heyen

13 Gemeinde Heyen 13.1

Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10

Auflistung der Standesbeamten in Heyen (soweit bekannt) Standesämter gab es seit 1876. Anfangs hatte Heyen kein Standesamt und gehörte von 1876 bis 1879 zum Standesamt Halle. 1880 bekam Heyen ein eigenes Standesamt. Die Standesbeamten waren:

April Feb. März Juli April Feb. Sept.

1883 1897 1901 1936 1947 1962 1962

bis bis bis bis bis bis bis bis

März Jan. Feb. Juni März Jan. Aug. Dez.

1883 1897 1901 1936 1947 1962 1962 1972

Friedrich Grave Rudolf Hundertmark Wilhelm Sagebiel Carl Sagebiel Wilhelm Wessel Erich Zieseniß Rudolf Hundertmark (Vertreter) Albrecht Rother

Seit der Gebietsreform wird das Standesamt Heyen, seit dem 1.1.1973, wie auch alle anderen Standesämter der Samtgemeinde Bodenwerder, von der Samtgemeindeverwaltung weiter geführt.

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Chronik Heyen

13.2

Wasserversorgung in Heyen

(Albrecht Rother)

Bis zum Bau der zentralen Wasserleitung für Heyen in den Jahren 1936 bis 1938 musste die Bevölkerung für das benötigte Wasser im Ort selbst sorgen. So befanden sich bis dahin auf allen Gehöften und vor Häusern meist eigene Brunnenanlagen. Das Wasser wurde mit an Ketten befestigten Eimern aus den tiefen Brunnen mit der Hand „hochgedreht“. Später konnte mit Schwengelpumpen das Wasser gefördert werden. Vereinzelt wurden auch, nachdem die Elektrizität ihren glorreichen Einzug gehalten hatte, auf den Höfen selbsttätige elektrische Pumpanlagen gebaut. Sie pumpten das Wasser aus den Brunnen in große, meist auf den Böden befindliche Fässer. Aus diesen floss dann das Wasser im freien Fall zu den Abnahmestellen in Haus und Stall. Bei großer Trockenheit und im Notfall wurde auch Wasser aus dem an der Dasper Straße bei den „Kinderbrunnen“ entspringenden Wasserlauf entnommen. Das ganze Jahr über führt noch heute dieser Graben Wasser und plätschert durch den Pfarrgarten und weiter von Süd nach Nord entlang der Dorfstraße durch den ganzen Ort. Die Beeke (der Bach) war oberflächig offen. An mehreren Abschnitten waren Stauschieber eingebaut. So konnte das Wasser als Viehtränke und als Löschwasserentnahme genutzt werden, ebenso aber auch als Brauchwasser im Haus. Für Feuerlöschzwecke befand sich auf einem damaligen Gemeindegrundstück vor dem alten Spritzenhaus in der Esperder Straße (jetzt Familie Herzog, Esperder Str. Nr. 7) ein Wasserreservoir. 1878 verkaufte die Gemeinde dieses Grundstück an den Holzhändler und Brinksitzer Gömann. Der neue Eigentümer baute ein Wohnhaus auf das Grundstück. Im nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass der Verkauf kein guter Weg war. Die Löschwasserversorgung war nun gefährdet, da die Anstauungen im Dorfbach nicht ausreichten. Um die Wasserversorgung im Oberdorf zu sichern, bauten in den Jahren 1859/60 einige Bewohner im Oberdorf eine Wasserleitung in eigener Regie. Vom oben erwähnten Bachlauf an der Dasper Straße wurde ein Teil des Wassers in meterlangen Tonrohren aufgefangen, abgeleitet und zu anfangs drei Zapfsäulen, den sogenannten Posten (Pfosten), zugeführt. Die Posten befanden sich auf den Grundstücken Sporleder (heute Lemke, Gönne 14), Willmer (heute Tischlerei Zieseniß, gegenüber Gönne 10) und dem Pfarrhof (Gönne 5). In Satzungen mit genauen Bestimmungen wurden die Aufgaben und Pflichten der Nutznießer dieser Wasserleitung festgelegt. Federführend war der damalige Pastor Runge. Seit 1926 wird aus dieser Leitung die damals neuangelegte Löschwasser-Zisterne (Fassungsvermögen 36 m³) gespeist. Sie befindet sich noch heute in voller Funktion und liegt an der Gönne / Einmündung Twetje. Die Posten wurden um etwa 1955 abgebaut. 1927 beklagten sich die Bewohner im Dorfausgang nach Esperde in einem Schreiben an die Gemeinde über die schlechte Qualität ihres Wassers und baten für Abhilfe zu sorgen. Alle Bemühungen der Gemeinde, eine einheitliche und gemeindeeigene Wasserversorgung zu bekommen, blieben leider ergebnislos. Eine Lösung brachte erst der anfangs erwähnte Bau der Wasserleitung. Nach Gründung eines überörtlichen Wasserverbandes um 1930, zu dem zwölf Ortschaften gehörten, wurden dann in den Folgejahren Hochbehälter und zentrale Wasserleitungen gebaut. Der Gründung des Verbandes gehörten die Orte Dielmissen, Halle, Heyen, Hunzen, Kirchbrak, Kreipke, Lüerdissen, Ölkassen, Scharfoldendorf, Tuchtfeld, Wegensen und Westerbrak an. Heyen wird vom Hochbehälter in Kreipke versorgt. Der Verband wurde zunächst vom Landkreis Holzminden geleitet. Nach Kriegsende 1945 kam es mehrfach zu Engpässen in der Wasserversorgung. Durch Zuzug von Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen, durch Aufstockung der Viehbestände, durch wachsende Ansprüche der Bevölkerung in Hygiene und besonders wegen unkontrollierbarer, leichtsinniger und unüberlegter Wasserentnahme entstand ein großer Mehrverbrauch. Die dadurch, besonders in den trockenen Sommermonaten, bedingte Wasserknappheit führte nicht

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Chronik Heyen selten zu Disputen und Differenzen zwischen Bevölkerung und den verantwortlichen Angestellten des Verbandes. Mit dem Einbau von Wasserverbrauchszählern, den Wasseruhren, verringerte sich zusehends der Wasserverbrauch. In den Jahren wurde die Wasserversorgung jedoch stets ausgeweitet und das Rohrnetz verbessert, so dass die Versorgungsstörungen stark rückläufig sind. 1961/62 wurden die Brunnen Wabachtal (an der Straße Kirchbrak / Ölkassen) und Kirchbrak erschlossen. Der heutige Wasserverband Ithbörde in Dielmissen wurde 1973 von den Samtgemeinden Bodenwerder und Eschershausen gegründet und versorgt die Orte in diesen Gemeindegebieten und darüber hinaus. Ständige Fusionen mit anderen Gemeinden haben den Wasserverband zu einem bedeutsamen Wirtschaftsunternehmen geformt. Heute wird auch die Abwasserentsorgung mit betreut.

Wasserentnahme aus dem Brunnen auf dem Hof Zeddies um 1926

Seit dem Bau eines großen Hochbehälters im Hils bei Kaierde 1975, kommt es im Einzugsgebiet des Wasserverbandes Ithbörde/Weserbergland (WVIW) zu keinen nennenswerten Engpässen in der Wasserversorgung mehr. Anmerkung: unser Wasser hat den Härtegrad um 8, ist für alle Haushaltsmaschinen gut geeignet, und es schmeckt vorzüglich.

13.3

1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in Heyen nach dem Krieg

(Reinhard Meyer)

Auszüge aus dem Protokollbuch der Gemeinde Heyen: Erster Beschluss am 22.3.1946: „Wurde der Bürgermeister vom Gemeinderat beauftragt, den Schulrat in Holzminden zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in der Gemeinde Heyen wieder zu besetzen.“ Auch in den weiteren Protokollen wurde später noch auf die Einstellung einer Lehrerkraft hingewiesen. Aufgrund der Raumnot, sowohl in der Schule als auch an Wohnraum, konnte nur ein lediger Lehrer eingestellt werden. Beantragt wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein lediger katholischer Lehrer, der auch den katholischen Religionsunterricht übernehmen konnte, für den bisher jemand aus Bodenwerder angefordert worden ist, der auch bezahlt werden musste. 06.04.1946

In den Schulvorstand wurde Hermann Battmer wiedergewählt, für Wilhelm Waßmann und Hermann Möller Nr. 90 wurden Karl Tiele und Karl Fischer neu gewählt. Auf Veranlassung des Bürgermeisters wurde den Gemeindearbeitern der ortsübliche Lohn der auswärtigen Industriearbeiter gewährt. 70 Pf. pro Stunde, bei Wassergräben aufmachen ein Zuschlag von 25%.

17.04.1946

Es wurde ein Haushaltsplan vorgelesen und ohne jegliche Einwendungen für gut befunden.

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Chronik Heyen 29.04.1946

Kindergarten: ..... wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass kein Raum für den in Frage kommenden Kindergarten zu beschaffen sei, weil alle Räume für die zu erwartenden Ostflüchtlinge bereitgehalten werden mussten.

07.05.1946

Da das Brennholz im Heyener Wald nicht ausreicht, werden in der Ottensteiner Forst Brennholzeinschläge vorgenommen. Nur wer bereit war, sich an diesen Arbeiten zu beteiligen, hatte Anspruch auf Brennholz. Als Arbeitslohn wurden pro Tag 5 Reichsmark gezahlt. Für die Beförderung der Leute durch Traktoren wurden 8 Reichsmark bezahlt.

24.05.1946

Beratung des Haushaltsplans 1946/47: ... die für die Fürsorge, Feuerwehr, Schule und einige kleinere Posten angesetzten Beträge sollen gekürzt und die dadurch gewonnenen Summen dem Wegebaukonto zugeführt werden. Im Übrigen wurde der Haushaltsplan einstimmig angenommen. Die Haushaltssatzung wurde folgendermaßen festgelegt: Grundsteuer für land- und forstwirtschaftlichen Betrieb: Hebesatz 140 v.H. für die übrigen Betriebe: Hebesatz 85 v.H. Gewerbesteuer nach dem Gewerbeertrag und dem Gewerbekapital: Hebesatz 280 v.H.

16.07.1946

Festsetzung der Fuhr- und Arbeitslöhne am Neuen Wege: ... wurden die Fuhrlöhne pro Tag für 1 Pferdegespann auf 14,50 Reichsmark festgelegt, für Traktor pro Tag 40 Reichsmark. Die Stundenlöhne durchschnittlich 60 Pfg., diese vom Gemeinderat festgelegten Löhne sollen in Zukunft nicht bindend sein, ein Pflichttag wird jedem von den Arbeitstagen nicht bezahlt, diejenigen Personen, die nicht an der Arbeit geholfen haben, sollen 1 Tag in der Gemeinde arbeiten oder 2 Tage den in Frage kommenden Lohn an die Gemeinde erstatten.

16.08.1946

Einstellung der Gemeindeschwester: ... die Einstellung einer Gemeindeschwester wurde vom Gemeinderat abgelehnt, zur Begründung gab der Bürgermeister folgende Auskunft: bei der jetzigen schwierigen Finanzierung des Kreises sowie der Gemeinden, wäre es nicht möglich, hierzu noch Gelder bewilligen zu können. Antrag vom Sportverein Heyen wegen Beschaffung eines Sportplatzes: ... zur Schaffung eines Sportplatzes wurde vom Gemeinderat der Plan des Besitzers Friedrich Wessel unter dem Dorfe in Vorschlag gebracht. Der Bürgermeister will den Besitzer Friedrich Wessel über den Beschluss des Gemeinderates in Kenntnis setzen. Das Obst an den Gemeindestraßen soll abgepflückt werden und dann durch die Verkaufsstelle verteilt werden.

04.10.1946

Wahl des Bürgermeisters und dessen Vertreter: ... wurde der bisherige amtierende Bürgermeister Fr. Sorge einstimmig wiedergewählt und als dessen Stellvertreter der Landwirt Wilhelm Sporleder. Wurde als Schreibkraft Heinz Loges bestimmt. Als Aufwandsentschädigung wurden pro Jahr festgesetzt: Bürgermeister: Schreibkraft: Kassenverwalter: Standesbeamter:

500 Reichsmark 1320 Reichsmark 600 Reichsmark 120 Reichsmark

Heinrich Seelemeyer Erich Zieseniß

Nachtrag: ... wurde für eine Fahrt nach Holzminden 15 Reichsmark festgesetzt. Darüber hinaus kann keine höhere Forderung gestellt werden. 05.12.1946

... wurde Wilhelm Hilmer als Ortsjugendbetreuer vorgeschlagen. ... zum Erwachsenenausschuss wurden Probst Namenhauer, Lehrer Rothkamm, Josepf Völlings und Elfriede Arndt vorgeschlagen. ... zum Ausschuss für Arbeitseinsatz wurde Wilhelm Tiele für die Gewerkschaft, Fräulein Jutta Lenz für das Familienwerk und Hermann Reese, Stellmachermeister, für das Handwerk, gewählt. Die Vorgeschlagenen wurden auch gewählt. - 102 -

Chronik Heyen

13.4

Protokoll über die Gemeinderatssitzung

(22.03.1946 – 8:00 Uhr – abends - in der Wohnung des Bürgermeisters)

Abschrift: Tagesordnung. 1. Pkt. Betr. Beschlussfassung einer Lehrkraft 2. Pkt. Antrag auf Grabenreinigung unterm Dorfe 3. Pkt. Beschlussfassung wegen Pflasterung der Straße beim Bürgermeister sowie Bürgersteigbelag mit Platten in „Im Breite“. 4. Pkt. Bürgermeisterwahl 5. Pkt. Verschiedenes Zu Pkt. 1

Wurde der Bürgermeister vom Gemeinderat beauftragt, den Schulrat in Holzminden zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in der Gemeinde Heyen wieder zu besetzen.

Zu Pkt. 2

Wurde vom Gemeinderat beschlossen, die Grabenreinigung zwischen den Weiden von Henneke und Grave vor zu nehmen> Henneke u. v. (und vom) Graveschen Hofe jetziger Pächter Heinrich Lohmann sollen in Kenntnis gesetzt werden, um einige Tage mit zu helfen, dass die Grabenreinigung schnell durchgeführt werden kann.

Zu Pkt. 3

Wurde die Pflasterung und der Bürgersteigbelag mit Platten von Seiten des Gemeinderats genehmigt und soll so schnell wie möglich Erledigung finden.

Zu Pkt. 4

In Vorschlag zum Bürgermeister wurde Friedrich Sorge gebracht. Unter der Voraussetzung, dass ihm eine Hilfskraft bis auf weiteres gestellt wird, eine örtliche Aussprache mit der Kreisverwaltung wird erwünscht.

Zu Pkt. 5

Vom Gemeinderatsmitglied Fr. Sorge wurde der Antrag gestellt, in der Gemeinde noch 2 Mann zu beschäftigen, die mit an den Wegen u. Gräben arbeiten, um die Wege und Ländereien trocken zu legen, dieser Antrag wurde vom Gemeinderat einstimmig bejaht. In Erwägung wurde die Kanalisierung am Graveschen Grundstück gebracht, es wurde beschlossen einen Bassin anzulegen, um bei Feuerausbruch auch Wasser entnehmen zu können. v.g.u.u. (vorgelesen genehmigt und unterschrieben) Heinrich Seelemeyer Schriftführer

13.5

Aug. Loges Bürgermeister

Aus dem Protokollbuch der Gemeinde Heyen ab 1946

22.03.1946

Friedrich Sorge wird Bürgermeister nach August Loges (siehe Protokoll im Anhang)

06.04.1946

Erich Zieseniß wird Standesbeamter, Stellvertreter Karl Battmer

06.02.1947

Schulvorstand: Wiederwahl Hermann Battmer, Karl Tiele und Karl Fischer Neue Gehälter: Bürgermeister 400,00 Mark, Schreibkraft 1.320,00 Mark, Kassenverwalter 600,00 Mark und Standesbeamter 200,00 Mark jährlich. - 103 -

Chronik Heyen

02.04.1947

Haushaltsplan: 37.661,79 Mark im ordentlichen Haushalt und 10.000,00 Mark im außerordentlichen Haushalt.. Steuern: Grundsteuer A 150 %, Grundsteuer B 85 % und Gewerbesteuer 280 %.

25.04.1947

Fritz Sorge wird ab 1.7.47 für 10 Jahre Gemeindedirektor und Wilhelm Sporleder für 10 Jahre Bürgermeister, Stellvertreter: Hermann Möller Nr. 77, Wilhelm Tiele wird Gemeinderatsmitglied

08.07.1947

Wohnungsausschuss: Wilhelm. Sporleder (Nr. 3), Platzeck, Hermann Möller (Nr. 77) und H. Schmidt (Nr. 57). Der Name von Erich Zieseniß erscheint als Ratsmitglied.

04.09.1947

Finanzausschuss: Wilhelm Sporleder, Fritz Sorge, Wilhelm Tiele und Rudolf Scharpenberg jun. Wilhelm Kurlbaum wird als Ratsmitglied erwähnt. Ortsernährungsausschuss: als Erzeuger der Ortslandwirt Hermann Wiemann, Bürgermeister Sporleder und H. Lohmann, als Verbraucher Gemeindedirektor Sorge, Wilhelm Tiele und Wilhelm Kothe. Beratendes Mitglied Otto Winkler. Wiemann erscheint als Ratsmitglied.

06.11.1947

Schöffen: Heinrich Spraktis und Karl Battmer, Geschworene: Hermann Meyer (Nr. 25) und Hermann Möller (Nr. 90), H. Seelemeyer und Karl Battmer erscheinen als Ratsmitglieder. Insgesamt 7 Ratsmitglieder.

28.11.1947

Verbraucherausschuss: Wilhelm Sporleder (Nr. 3), R. Platzeck (Nr. 78), Hermann Tiele (Nr. 70), Wilhelm Tiele (Nr. 46) und Helene Winkler (Nr. 23).

23.02.1948

Für Hermann Wiemann wird Heinrich Lohmann Ortslandwirt. Kontrollausschuss für das Speisekammergesetz: Wilhelm Sporleder, Hermann Möller Nr. 77 und R. Platzeck.

19.04.1948

Antrag von Fritz Wessel auf Verlängerung der Jagdpacht wurde abgelehnt bis neue Bestimmungen über die Jagdverpachtung herausgegeben sind. Basener erscheint als Ratsmitglied.

11.10.1948

Hermann Möller und W. Baxmann erscheinen als Ratsmitglieder. Beschluss: Einberufung einer Jagdinteressenten-Versammlung, die dabei einen Jagdvorstand zu bilden hat.

13.12.1948

Wilhelm Sporleder wird zum Bürgermeister wiedergewählt. Heinrich Lohmann wird Stellvertreter. Ernährungsausschuss: Friedrich Feuerhake, H. Lohmann und Wilhelm Sporleder als Erzeuger und Otto Winkler, Wilhelm Tiele und Fr. Sorge als Verbraucher. Wohnungsausschuss: O. Basener, W. Pollack und R. Platzeck als Vertreter der Neubürger, W. Hilmer , W. Sporleder und H. Seelemeyer als Vertreter der Einheimischen.

03.03.1949

Herbert Kienitz wird für Platzeck zum Flüchtlingsbetreuer gewählt. Diekmann und Basener erscheinen als Ratsmitglied ??

12.05.1949

Herr Heineke erscheint als Ratsmitglied. Grundsteuer A von 140 % auf 165 %, Grundsteuer B von 85 % auf 110 % und Gewerbesteuer von 280 % auf 300 % erhöht.

09.06.1946

Ludwig Möller wird in die Brandschaukommission gewählt

29.06.1949

Heineke tritt zurück, Diekmann erhält das Mandat.

23.09.1949

Vorschlag für Schöffen; Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag für Geschworene: Karl Möller (Nr. 61) und Wilhelm Sporleder (Nr. 8). Einstimmiger - 104 -

Chronik Heyen Misstrauensantrag des Gemeinderates gegen den Wohnungsausschuss. Neuwahl bei der nächsten Sitzung. 10.01.1950

Franz Hollstein erscheint als Ratsmitglied Wiederwahl von Wilhelm Sporleder zum Bürgermeister und H. Lohmann zum Stellvertreter. Wohnungsausschuss: A. Diekmann, O. Basener, W. Hilmer, H. Kienitz, Fr. Hollstein und Wilhelm Sporleder.

30.03.1950

Wilhelm Wulf erscheint als Ratsmitglied. Wiederwahl des Schiedsmannes H. Möller (Nr. 90) bis 31.3.53 Wiederwahl des Stellvertreters E. Zieseniß bis 31.3.53.

05.05.1950

Wilhelm Sporleder (Nr. 3) wird als Gemeindebrandmeister bestätigt.

08.05.1950

Beschluss: Neubau einer Schule

02.06.1950

Wohnungsausschuss wird aufgelöst, der gesamte Rat übernimmt die Aufgabe.

03.10.1950

Schöffen und Geschworene wie bisher wieder vorgeschlagen

18.10.1950

Beschluss: Für den Schulneubau evtl. Friedrich Wessel und Wilhelm Sporleder (Nr. 8) zu enteignen. (Gebäude am Neuen Weg Hof- und Gartenland ?).

11.12.1950

Wiederwahl Wilhelm Sporleder zum Bürgermeister. Wiederwahl Heinrich Lohmann zum Stellvertreter

31.03.1951

Bildung eines Steuerausschusses: Gemeindedirektor Sorge, Rudolf Hundertmark, Karl Sorge (Nr. 80) und Karl Tiele (Nr. 41)

24.04.1951

ab 1.4.51 erhält der Gemeindedirektor mtl. 140,00 DM, der Kassenwart mtl.105,00 DM, der Standesbeamte jährl. 225,00 DM

25.06.1951

Der Gemeindearbeiter Wilhelm Waßmann bekommt 1,15 DM/Std. Anschaffung einer Bundesflagge für die Schule wird beschlossen.

25.10.1951

Mit 7 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen soll nach Fertigstellung der Straße (welcher?) eine Abschlussfeier veranstaltet werden, Höchstbetrag: 225,00 DM, Landrat, Oberkreisdirektor und Baurat sollen eingeladen werden.

07.12.1951

Frau Lameck erhält für die Schulreinigung mtl. 20,00 DM. Hundesteuer: 1. Hund = 8,00 DM, 2. Hund = 12,00 DM, jeder weitere Hund 18,00 DM. Wilhelm Sporleder zum 4. Male Bürgermeister und Heinrich Lohmann Stellvertreter.

01.02.1952

Friedrich Wessel bekommt für den Sportplatz jährlich 80,00 DM Pacht. Ausschuss für Wohnraumabgabe: Fr. Feuerhake, Wilhelm Sporleder, Carl Fischer und Karl Tiele.

18.04.1952

Schwesternstation erhält für 1952 einen einmaligen Betrag von 75,00 DM. Wulf, Hilmer, Hollstein, Lohmann und Tiele sind Ratsmitglieder.

09.07.1952

Diekmann und Basener Ratsmitglieder. Vorschlag Schöffen: W. Henneke und H. Wiemann. Vorschlag Geschworene: Karl Möller und W. Sporleder (Nr. 8). Schulreinigung: Frau Lameck 25,00 DM/Monat Wahl eines Schulausschusses: Hilmer sowei die Lehrer Weber, Kupfer und Kwittek.

11.09.1952

Wahlleiter Heinrich Lohmann, Vertreter August Peter

01.12.1952

Neue Ratsmitglieder werden eingeführt. Danach muss zwischen dem 31.10. und 1.12.52 eine Wahl stattgefunden haben. Ratsmitglieder: Wilhelm Sporleder, Hermann Reese, W. Wulf, H. Maaß, A. Loges, R. Hundertmark, M. Dragon, Basener - 105 -

Chronik Heyen und Tiele. Basener leitet als ältestes Ratsmitglied die Bürgermeisterwahl: Wilhelm Sporleder Wiederwahl zum Bürgermeister, Hermann Reese Stellvertreter. 16.02.1953

Beschluss: Schulneubau durchzuführen. Ab 1.4.52 Grundsteuer A 185 %, B 135 % und Gewerbesteuer 300 %.

15.03.1954

Ratssitzung erstmalig bei Gastwirt Dröge. Die Handarbeitslehrerin, Frau Tilla Sorge, erhält 3,20 DM/Std., ca. 80 Std. im Jahr werden veranschlagt. Ausschuss zur Verhütung von Schaden durch Bespritzung der Pflanzen: Vertreter der Landwirtschaft Rudolf Hundertmark und Vertreter von Obst- und Gartenbau: Helmut Sporleder. Bau eines Feuer-Löschwasser-Bassins wird geplant.

01.04.1954

Ordentlicher Haushaltsplan: 54.922,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Außerordentlicher Haushaltsplan 185.000,00 DM in Einnahme und Ausgabe.

09.07.1954

Vorschlag Schöffen: Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag Geschworene: K. Möller und Wilhelm Sporleder

29.07.1954

Schulneubau wird vergeben: Maurerarbeiten Schule: Beye, Hajen, Lehrerhaus: Böker, Hehlen, Zimmerarbeiten Schule: Sievers, Börry, Lehrerhaus: Krohne, Dohnsen Steinarbeiten: Wiegand, Westerbrak Dachdeckerarbeiten: Mönkemeier, Schmiedearbeiten: Battmer, Klempnerarbeiten: Wellner, Börry

15.10.1954

Für das Richtfest der Schule stellt die Gemeinde 500,00 DM zur Verfügung. Ab 1.1.54 erhält der Gemeindediener 1,35 DM/Std.

13.12.1954

Bürgermeister Sporleder und Vertreter Reese: Wiederwahl. Der bisherige Jagdpächter Wilhelm Henneke erhält die Jagd für weitere 9 Jahre. Preis 500,00 DM/Jahr. Preissteigerungen und Währungsschwankungen müssen einkalkuliert werden.

25.04.1955

Basener und H. Maaß im Finanzausschuss. Wegebauausschuss: W. Sporleder, Reese, Hundertmark und Tiele

20.05.1955

Reese und Basener im Verwaltungsausschuss, Tiele Stellvertreter.

10.12.1955

Rudolf Hundertmark wird stellvertretender Standesbeamter

04.04.1956

Gemeindedirektor erhält ab 1.4.56 im Monat 170,00 DM Aufwandsentschädigung, Gemeindediener Waßmann ab 1.7.56 1,60 DM/Std.

06.08.1956

Erich Zieseniß wird Schiedsmann, Vertreter Hermann Maaß.Schöffen: Henneke und Wiemann, Geschworene: Karl Möller und W. Sporleder (3)

16.11.1956

16.11.56 Ratsherr Hermann Reese sen. ist verstorben Ratsmitglieder (?): Wilhelm Sporleder, Ludwig Lindemann, Basener, Maaß, Hundertmark, Hilmer, Loges, Hermann Möller. Bürgermeister: Wilhelm Sporleder, Vertreter L. Lindemann. Fritz Sorge für 6 Jahre zum Gemeindedirektor gewählt. Verwaltungsausschuss: Bürgermeister Sporleder, Basener, Maaß. Wegebauausschuss. Bürgermeister Sporleder, Hundertmark, Hilmer. Finanzausschuss: Bürgermeister Sporleder, Hundertmark, Loges. Hermann Möller erstmalig Ratsherr.

29.05.1957

Haushaltsplan: 50.590,00 DM in Einnahme und Ausgabe

24.01.1958

Sirene soll angeschafft werden

17.03.1958

Haushaltsplan: 54.480,00 DM in Einnahme und Ausgabe Hundesteuer: 12,00 DM/Jahr - 106 -

Chronik Heyen

11.07.1958

Antrag Rother wegen Räumung des Grenzgrabens 360 (Rhien). Gemeinde verpflichtet sich, 50 % der Kosten zu übernehmen, siehe 26.2.59 und 30.3.60. Schöffen und Geschworene wie bisher.

23.09.1958

Friedrich Wessel erhält den Sportplatz zurück.

22.10.1958

Schulleiter Weber wird Ratsherr.

15.04.1959

Haushaltsplan: 61.149,00 DM in Einnahme und Ausgabe.

11.09.1959

Gemeindediener Waßmann erhält ab 1.9.59 1,90 DM/Std. Zieseniß als Schiedsmann und Hermann Maaß als Vertreter für 3 Jahre gewählt.

16.12.1959

Gemeindedirektor erhält 200,00 DM/Monat Beschluss: Wenden, Drehen und Befahren bei Feldarbeiten auf Gemeindewegen wird verboten.

30.03.1960

Grundsteuer A 200 %, B 150 % und Gewerbesteuer 300 %. Haushalt: 65.940,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Zum Antrag Rother (11.7.58): Zur Räumung und Unterhaltung des Grenzgrabens 360 (Brockensen – Rhien) übernimmt die Gemeinde 50 % der Kosten.

16.08.1960

Schöffen Henneke und Wiemann Geschworene: Wilhelm Sporleder und Karl Möller. Für die Kommunalwahl am 23.10.60 wird H. Seelemeyer Wahlleiter und W. Henneke Vertreter. Waßmann erhält ab 1.8.60 2,00 DM/Std.

28.09.1960

Wahlausschuss-Beisitzer: G. Weber, H. Loges. G. Diekmann, A. Stelzer, H. Wiemann und August Peter. Wasserverband übernimmt Pfingstangergraben. (Diese Aussage ist falsch. Richtig muss es heißen: Beitritt zum Ilse-Hamel-Verband. Der Verband übernimmt die Unterhaltung des Grabens von Plantage Scharpenberg am Wegenser Weg bis zur Einmündung in die Ilse.)

29.12.1960

Weber wird Ratsherr. Standesbeamter erhält 0,50 DM pro Einwohner und Jahr. Steuersätze bleiben, Haushalt 69.776 DM in Einnahme und Ausgabe. Beschluss: Twetje auszubauen.

14.02.1961

Für Wahlen am 19.3.61 derselbe Wahlausschuss.

06.04.1961

Ratsherr Lenz verpflichtet die Ratsherren: Sporleder, Loges, Erich Maaß, Hundertmark, Hollstein, Sorge, Franz und Köhls.

13.07.1961

Gemeindedirektor Sorge wird Vertreter der Gemeinde beim Gruppenwasserwerk Ithbörde. Für die Bundestagswahl am 17.9.61 bildet der Gemeinderat den Wahlausschuss.

20.12.1961

Steuersätze unverändert, Haushalt: 70.110 DM in Einnahme und Ausgabe.

17.04.1962

Köhls wird Protokollführer. Albrecht Rother wird vorgeschlagen. R. Hundertmark bleibt Stellvertreter.

30.05.1962

Gemeindearbeiter erhält 2,50 DM/Std.

12.07.1962

Karl Sporleder wird Ratsmitglied. Schöffen: E. Hollstein und H. Wiemann Geschworene: Wilhelm Sporleder und Karl Möller

15.08.1962

Die Fa. Wittkop, Hameln, soll bis 20.10.62 die Twetje ausbauen.

- 107 -

zum

Standesbeamten

Chronik Heyen 09.10.1962

Ein Plan für die Ortskanalisation soll erstellt werden. Karl Sporleder wird Schiedsmann.

08.11.1962

Beschluss: Pfingstangerweg (Kuh-Damm) auszubauen. Vergabe am 6.8.63 an Fa. Josef Hinzmann, Hameln für 46.000 DM bis 1.10.63 fertig.

21.12.1962

Nach dem Tode von Heinrich Seelemeyer wird Heinrich Spraktis Nachfolger als Kassenverwalter. (Bewerber waren Spraktis, O. Holzbrink, Karl Sporleder, Herbert Sporleder, Fredebold).

06.02.1963

Standesbeamter erhält 30,00 DM / Jahr für Dienstzimmer.

01.04.1963

Gemeindedirektor erhält 2.820,00 DM / JahrStandesbeamter erhält 0,75 DM / Jahr / Einwohner. Herr Lang hat sich als Gemeindearbeiter beworben.

01.10.1963

Zu seinem 70sten Geburtstag überreicht der Oberkreisdirektor Rudolf Jeep, dem langjährigen Gemeindedirektor Friedrich Sorge, den Ehrenteller des Landkreises Holzminden. Friedrich Sorge war auch Mitbegründer des Männergesangvereins „Liederkranz“ und Gründungsmitglied des Sportvereins.

10.04.1964

Beschluss: Ausbau Knappweg 600 m und Wegenser Weg 1.300 m.

17.07.1964

Schöffen: Ewald Hollstein und Friedrich Meyer. Geschworene: H. Wiemann und A. Rother

27.09.1964

Kommunalwahlen: Im Rat: Fritz Sorge. R. Hundertmark, Friedrich Feuerhake, G. Arndt, H. Fredebold, W. Köhls, K. Sporleder, W. Dröge und E. Hollstein.

16.10.1964

Fritz Sorge Bürgermeister und Gemeindedirektor Verwaltungsausschuss: Sorge, Feuerhake (stellv. Bürgermeister) und Hundertmark. Finanzausschuss: Köhls, K. Sporleder und Hollstein Schulausschuss: Fredebold, Dröge, Arndt und Köhls, Vertreter der Elternschaft: A. RotherVertreter der Lehrer: H. KüchemannWegebauausschuss: Hundertmark, Hollstein und ArndtFeuerhake wird Vertreter der Gemeinde beim Wasserbeschaffungsverband. A. Rother wird Protokollführer

09.11.1964

Hundertmark und Sorge (Vertreter Hollstein) werden Vertreter der Gemeinde im Ilse-Hamel-Verband.

17.02.1965

Nach dem Tod von Fritz Sorge (10.2.65) kommt Wilhelm Hilmer in den Rat. Wahl des Bürgermeisters: Dröge (5 Stimmen), Hundertmark (2 Stimmen), K. Sporleder (2 Stimmen).

22.05.1965

Neue Hauptsatzung tritt in Kraft. Für den 1. Beigeordneten Feuerhake wird W. Hilmer Vertreter und für den 2. Beigeordneten Hundertmark wird K. Sporleder Vertreter.

17.07.1965

Herbert Sporleder wird Kassenverwalter. Beschluss Zweckverbandes des Kreises Holzminden beizutreten.

10.12.1965

K. Sporleder wieder Schiedsmann

09.02.1966

Beschluss: Heizung im Lehrerwohnhaus zu bauen. Der Kassenverwalter erhält 175,00 DM / Monat, bisher 150,00 DM / Monat.

23.01.1967

Beschluss über Ableitung des Abwassers vom Haus Feuerhake Nr. 95 (Conradi).

- 108 -

der

Müllabfuhr

des

Chronik Heyen 13.04.1967

Haushaltsplan 67: 184.600,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Zuschuss an Vereine: Feuerwehrkapelle 450,00 DM, Gesangverein 150,00 DM, Schützenverein 150,00 DM und Landjugend 150,00 DM.

30.09.1967

Beratung über die Mauer von Köhls in der Gönne.

13.05.1968

Rest des Wegenser Weges soll ausgebaut werden. Firma Klie erhält den Auftrag. Wahlleiter für Kommunalwahlen im September: Heinrichs, Stellvertreter Köhls.

04.10.1968

Nach der Wahl scheiden aus dem Rat aus: Köhls. Hollstein und Fredebold. Neu kommen dazu: Warnecke, Holzbrink und Breitenfeld. Dröge wieder Bürgermeister und Gemeindedirektor. Feuerhake und Hundertmark werden Beisitzer (Verwaltungsausschuss). Finanzausschuss: Holzbrink, Hilmer und K. Sporleder. Wegebauausschuss: Hundertmark, Warnecke und Arndt Schulausschuss: Breitenfeld, Hilmer und K. SporlederJugend-, Kulturund Verschönerungsausschuss: Sporleder, Holzbrink und Arndt. Protokollführer A. Rother.

23.01.1969

Erlass einer Straßenreinigungssatzung

27.08.1969

Beschluss Bültenweg auszubauen

26.11.1969

Kinderspielkreis wird geplant

26.02.1970

Außerordentlicher Haushalt für 1970: 50.000,00 DM und ordentlicher Haushalt 157.258,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Karl Sporleder Schiedsmann, Hermann Maaß Vertreter

26.06.1970

Beschluss ab 1.7.70 Anschluss an Ringschule Halle mit Klasse 1 – 4. Heyen bleibt Schulort.

12.11.1970

Bau der Friedhofskapelle. Maurerarbeiten Fa. Sauerland, Bodenwerder, Zimmerund Stellmacherarbeiten Fa. Reese, Heyen, Dachdeckerarbeit Karl Mönkemeier, Heyen, Fliesenarbeit Karge, Dölme.

28.01.1971

Thema Samtgemeinde erstmalig zur Debatte

11.02.1971

Haushalt 71: 166.450,00 DM in Einnahme und Ausgabe

09.06.1971

Samtgemeinde erscheint richtiger als Einheitsgemeinde

15.03.1972

Entgegen dem Beschluss des Innenministers will die Gemeinde Heyen als selbständige Gemeinde der Samtgemeinde Bodenwerder angeschlossen werden.

15.12.1972

Beschluss: Feuerwehrfahrzeug anzuschaffen

11.10.1972

ordentlicher Haushalt 138.000,00 DM.

1973:

Friedhofskapelle in Heyen

250.728,00

- 109 -

DM,

außerordentlicher

Haushalt:

Chronik Heyen 02.07.1974

Beschluss: Vermögen der Feldmarkinteressentschaft an die politische Gemeinde zu übertragen. Damit auch Ende der Feldmarkinteressentschaft Heyen. Schöffen: W. Hilmer und W. Zieseniß Geschworene: A. Rother und K. Sporleder

14.11.1974

Verwaltungshaushalt 74: 227.850,00 DM, Vermögenshaushalt: 113.500,00 D-Mark

30.01.1975

Grundsteuer A 200 %, B 180 % und Gewerbesteuer bleibt.

20.06.1975

Verwaltungshaushalt 200.950,00 DM, Vermögenshaushalt: Ratsmitglieder erhalten für 1975: 75,00 DM

08.12.1975

Grundsteuer A 220%, Verwaltungshaushalt 76: 251.800,00 DM, Vermögenshaushalt 178.900,00 DM, Der Gemeindedirektor erhält 500,00 DM / Monat

09.06.1977

Planierschild gekauft

02.03.1984

Grundsteuer A 240 %, B 220 %, Gewerbesteuer 300 %

13.6

211.400,00

Gemeindevorsteher und Bürgermeister 1854 1895 1901 1915 1919 1931 1933 1943 1947 1946 1964 1976

-

1865 1901 1914 1918 1930 1933 1943 1946 1964 1964* 1976 heute

Friedrich Lindemann Wilhelm Sagebiel Nr. 6 Carl Sagebiel ? Friedrich Bode Friedrich Wilhelm Rudolf Hundertmark August Loges Wilhelm Sporleder Nr. 3 Friedrich Sorge Wilhelm Dröge Reinhard Meyer

*12.01.1870 *12.02.1888 *17.05.1905 *28.04.1894 *27.04.1896 *01.10.1893 *23.09.1913 *06.07.1946

* Anfangs Bürgermeister und Gemeindedirektor

- 110 -

+ 17.10.1930 + 25.04.1967 + 13.03.1988 + 22.05.1971 + 18.09.1966 + 10.02.1965 + 18.03.1992

DM,

Chronik Heyen

13.7

Die Gemeinde Heyen in der Samtgemeinde Bodenwerder

(SGOAR Tillner)

Von der Gemeinde Heyen wurden bis zum 31. Dezember 1972 im kommunalen Bereich sowohl die Aufgaben des eigenen Wirkungskreises als auch die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises kommunalrechtlich in voller Eigenverantwortung wahrgenommen. Mit Wirkung zum 01. Januar 1973 stellte der Nds. Landtag durch sein Gesetz vom 20. November 1972 zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Holzminden die Weichen für die Gebiets- und Verwaltungsreform in Bodenwerder und Umgebung. Das zitierte Gesetz bestimmt in § 7 Abs. 5 folgendes: „Für den Fall, dass die nach den Absätzen 1 bis 4 gebildeten oder erweiterten Gemeinden sowie die Gemeinden Heyen und Pegestorf, die für die Bildung einer Samtgemeinde erforderliche Hauptsatzung mit genehmigungsfähigem Inhalt nicht innerhalb von 4 Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes vereinbart und der Aufsichtsbehörde vorgelegt haben, wird der Minister des Innern ermächtigt, sie durch Verordnung zu einer Gemeinde Bodenwerder zusammenzuschließen, die die Bezeichnung „Stadt“ führt.“ Aus der zitierten Rechtslage folgt, dass seinerzeit die Gemeinde Heyen zum Zusammenschluss in einer Stadt Bodenwerder nur die Alternative hatte, sich für die Bildung einer Samtgemeinde zu entscheiden. Nur mit dieser Möglichkeit konnte die Gemeinde Heyen in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben. Nachdem die Stadt Bodenwerder und die Gemeinden Halle, Hehlen, Heyen, Kirchbrak und Pegestorf die Bildung der Samtgemeinde Bodenwerder beschlossen hatten, trafen sie am 13., 20. und 26. Oktober 1972 zur organisatorischen Vorbereitung der Samtgemeinde eine Vereinbarung, in der u.a. folgendes geregelt war: Bis zur erstmaligen Wahl des Samtgemeinderates setzte sich der Übergangssamtgemeinderat wie folgt zusammen: -

aus 15 Ratsherren der erweiterten Stadt Bodenwerder aus 6 Ratsherren der erweiterten Gemeinde Hehlen aus 5 Ratsherren der erweiterten Gemeinde Halle aus 3 Ratsherren der erweiterten Gemeinde Kirchbrak aus einem Ratsherrn der Gemeinde Heyen aus einem Ratsherrn der Gemeinde Pegestorf

Der Übergangssamtgemeinderat hatte also 31 Mandatsinhaber. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Samtgemeindedirektors bis zur Wahl des regulären Samtgemeinderates durch die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger wurde der Stadtdirektor der Stadt Bodenwerder, Erich Hansmann, beauftragt. Am 13. und 20. Oktober 1972 sowie am 04. Januar 1973 wurde die Hauptsatzung der Samtgemeinde Bodenwerder unterzeichnet, die der Landkreis Holzminden als zuständige Kommunalaufsichtsbehörde am 10. Januar 1973 genehmigt wurde. Nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt für den Landkreis Holzminden am 26. Januar 1973 trat die Hauptsatzung am 27. Januar 1973 in Kraft. Damit war die neue Samtgemeinde Bodenwerder gebildet. Die Hauptsatzung der Samtgemeinde Bodenwerder hatte in § 1 folgende zwei Bestimmungen: - 111 -

Chronik Heyen

1.

2.

Die Stadt Bodenwerder und die Gemeinden Halle, Hehlen, Heyen, Kirchbrak und Pegestorf bilden eine Samtgemeinde als eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit dem Recht der Selbstverwaltung. Das Gebiet der Mitgliedsgemeinden bildet den Samtgemeindebereich.

Mit der Bildung der Samtgemeinde Bodenwerder war es erforderlich geworden, dass dieses neue kommunalpolitische Gebilde entsprechend den Vorschriften der Nds. Gemeindeordnung auch eine Hauptsatzung erhielt. Diese Hauptsatzung wurde dann am 13. Oktober 1972 beschlossen. Neben anderen Bestimmungen war in der zitierten Hauptsatzung auch geregelt, welche Aufgaben den Mitgliedsgemeinden obliegen und welche von der Samtgemeinde zu erfüllen waren. Insbesondere waren die Mitgliedsgemeinden zuständig für: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

den Erlass der Haushaltssatzung die bauliche Gestaltung des Ortes und die Pflege des Ortsbildes den Erlass von Bebauungsplänen die Beschlussfassung über Erschließungen nach dem Bundesbaugesetz (jetzt Baugesetzbuch) die Unterhaltung und die Erneuerung der Gemeindestraßen, -wege, -plätze sowie der Wirtschaftswege die Unterhaltung von Gewässern, soweit die Gemeinde dazu verpflichtet war die Angelegenheiten des Kur- und Fremdenverkehrs die Geschäftsführung von Realverbänden die Verwaltung von Stiftungen nach Weisung des Stifters die Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen die Anlage und Unterhaltung von Sportstätten, soweit sie nur einer Gemeinde dienen die Anlage und Unterhaltung von Kinderspiel- und Bolzplätzen die Errichtung und Unterhaltung von Kindergärten, Kinderspielkreisen und Kinderhorten die Förderung des Vereinswesens die Pflege der Ortsgeschichte und die Errichtung von Heimatmuseen die Ehrung von Bürgern und Einwohnern die Vorhaltung von Grund und Boden für ihre Aufgaben

Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass die Mitgliedsgemeinden auch nach der Bildung der Samtgemeinde für die Aufgaben ihres eigenen Wirkungskreises allzuständig waren. Durch die Samtgemeinde waren fortan die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises aller Mitgliedsgemeinden einschließlich derjenigen Aufgaben, die den Gemeinden mit einer der Einwohnerzahl der Samtgemeinde entsprechenden Einwohnerzahl oblagen, zu erfüllen. Des Weiteren hatte nunmehr die Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 Satz 1 NGO folgende Aufgaben des eigenen Wirkungskreises der Mitgliedsgemeinden in eigener Verantwortung zu erledigen: 1. 2.

3. 4. 5. 6. 7.

die Aufstellung der Flächennutzungpläne die Trägerschaft der allgemeinbildenden öffentlichen Schulen nach Maßgabe des Nds. Schulgesetzes, die Erwachsenenbildung und die Einrichtung und Unterhaltung der Büchereien, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen die Errichtung und Unterhaltung der Sportstätten, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen und der Gesundheitseinrichtungen sowie die Altenbetreuung die Aufgaben nach dem Nds. Brandschutzgesetz den Bau und die Unterhaltung der Gemeindeverbindungsstraßen die in § 8 Nr. 2 der Nds. Gemeindeordnung genannten Aufgaben die in § 22 b NGO normierte Aufgabe

Von besonderer Bedeutung war seinerzeit, dass die Samtgemeinde mit ihrer Bildung für ihre Mitgliedsgemeinden die Kassengeschäfte zu führen hatte. Außerdem war die Samtgemeinde - 112 -

Chronik Heyen verpflichtet, für ihre Mitgliedsgemeinden die Gemeindeabgaben zu veranlagen und auch zu erheben. Schließlich ist für die erwähnte Aufgabenverteilung auch noch zu erwähnen, dass die Samtgemeinde nach ihrer eigenen Hauptsatzung verpflichtet war, ihre Mitgliedsgemeinden bei der Aufgabenerfüllung zu unterstützen; die Mitgliedsgemeinden konnten sich in Angelegenheiten von grundsätzlicher oder besonderer wirtschaftlicher Bedeutung der fachlichen Beratung durch die Samtgemeinde bedienen. Die vorgenannte Aufgabenverteilung wäre unvollständig, wenn nicht darauf hingewiesen würde, dass die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 letzter Satz NGO außerdem noch folgende Aufgaben des eigenen Wirkungskreises übertragen haben: 1. 2. 3. 4.

Schaffung der kulturellen Einrichtungen, die für das Gesamtgebiet der Mitgliedsgemeinden Bedeutung haben Bodenvorratspolitik für die Aufgaben der Samtgemeinde Aufgaben im Flurbereinigungsverfahren Aufgaben nach dem Nds. Ausführungsgesetz zum Abwasserabgabengesetz einschl. der Zahlung und Abwälzung der Abwasserabgabe

Mit der Bildung der Samtgemeinde ging auch einher, dass diese berechtigt war, mit 2/3 Mehrheit des Samtgemeinderates gegen den Willen einer Mitgliedsgemeinde deren Aufgaben zu erfüllen, wenn dies notwendig war, um einem Bedürfnis der Samtgemeindeeinwohner in einer dem öffentlichem Wohl entsprechenden Weise zu genügen. Die Samtgemeinde Bodenwerder zählte am 31. Dezember 1972, 12.805 Einwohner, wovon damals 592 in der Gemeinde Heyen lebten.

13.8

Die jüngere Geschichte in der Kommunalpolitik

(Bürgermeister Reinhard Meyer)

Die Protokollauszüge zeigen nach meiner Erkenntnis klar auf, nach welchen Prioritäten die früheren Ratsmitglieder die Probleme in unserem Heimatdorf angegangen sind. Grabenräumen und Wegebau nicht nur, aber besonders auch, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und um die Bearbeitung der Felder und Wiesen schnell wieder optimieren zu können. Man erwartete ja eine große Flüchtlingsbewegung, die auch in Heyen ihre Auswirkungen besonders auf Arbeit und Verpflegung haben würde. Männer im Alter von 16 bis 60 / 65 Jahren wurden zu Arbeitseinsätzen verpflichtet. Wer seinem Einsatz nicht nachkam, dem wurden lt. Protokoll die Essenmarken teilweise gestrichen. Um 1950 hatte Heyen etwa 800 Einwohner, von denen wohl die Hälfte Flüchtlinge waren. Arbeit wurde hauptsächlich auf den landwirtschaftlichen Betrieben geboten. Aber auch die hiesigen Steinbrüche am Weserberge gaben den Heyener Bürgern Arbeit. Zusätzlich haben die Männer und Frauen in den Spitzenzeiten wie Ernte, Heueinfahren und Rübenroden in der Landwirtschaft mitgeholfen. Als Lohn bekamen sie häufig das Pferdegespann des Landwirts für die Bearbeitung des eigenen Feldes, Heinrich Bock, Sprecher der Aussiedler aus Russland, Januar 1993 Naturalien (Obst, Gemüse, Zucker) oder Futter für die Ziegen, Schweine oder für die Kuh zuhause. Auch das noch sehr stark - 113 -

Chronik Heyen

975-Jahrfeier der Gemeinde Heyen mit Vorstellung des Gemeindewappens (17.08.1979) Hinter dem Pult v.l.: Landrätin Martha Warnecke, Bürgermeister Reinhard Meyer, Renate Meyer, Samtgemeinde Bürgermeister Rudolf Lönneker, Oberkreisdirektor Rudolf Jeep. Vordergrund rechts: Altbürgermeister Wilhem Dröge

ausgeprägte Handwerk bot Arbeitsplätze. Die Wege- und Grabenränder in der Gemarkung wurden an die Familien der Nebenerwerbsbauern verpachtet. Die schon über Jahrzehnte meist an die gleichen Familien verpachteten Streckenabschnitte waren begehrte Grünflächen für Gras- und Heuertrag. Ich erinnere mich noch an die letzte Verpachtung der Wegund Grabenränder um 1960 in der Gastwirtschaft Dröge. Bürgermeister Sorge leitete die Versteigerung der Parzellen und forderte zur Abgabe der Angebote auf. Alles lief reibungslos, bis Hermann S. aufgefordert wurde, den bisherigen Pachtpreis um 50 Pfennig zu erhöhen. Dazu war Hermann S.

990-Jahrfeier der Gemeinde Heyen mit Weihung der Gemeindefahne (09.07.1994)

nicht bereit. Die Nachfrage nach Grünflächen war aber nicht mehr so groß. Nach kurzer Diskussion über den Pachtpreis schlug der Bürgermeister vor: Hermann, du kannst zum alten Preis pachten, gibst uns dafür aber eine Runde Korn aus. Hermann S.: „Dat will ick wohl maken, schenk einen inn, up meine Rekenung“. Somit ging die letzte Verpachtung der Wegeund Grabenränder für alle Seiten zufriedenstellend zu Ende. Heute muss die Gemeinde Kosten und Mühen aufwenden, diese Grünflächen zu pflegen. Der Gemeinderat im Jahre 2004 v. l.: Hermann Sporleder, Michael Zieseniß, Hannelore Maaß, Matthias Wiemann, Reinhard Meyer, Peter Klatt, Manfred Duttmann, Manfred Kliche, Jürgen Tiele (Protokollführer) Eckhard Rother

- 114 -

Chronik Heyen Die Industriearbeiter fuhren nach Bodenwerder und fanden bei den Werften und der neuangesiedelten Firma Rigips Arbeit. Ebenso wurde Hameln für viele zur neuen Arbeitsstätte.

Blick auf Heyen von der Kühlbreite

Für die Ratsarbeit war weiterhin die Wohnungsnot das größte Problem. Außerdem galt es, das vorhandene Gemeindeland in Gartenparzellen aufzuteilen, um möglichst vielen Familien ein kleines Stück Ackerland zum eigenen Anbau von Obst und Gemüse zur Verfügung stellen zu können. Neben dem Straßenbau und der Unterhaltung von Feldwegen und Gräben befasste sich der Rat schon 1950 mit dem Neubau einer Schule. Diese war am „Neuen Weg“ vorgesehen. Grundstücksverhandlungen mit den beiden Eigentümern waren jedoch sehr schwierig und konnten nicht zum entscheidenden Abschluss gebracht werden. Danach wurde dann an der „Dasper Straße“ ein neues Baugebiet erschlossen. Es handelte sich um beackertes Kirchenland der hiesigen Kirchengemeinde. Der Erwerb erfolgte durch Tausch und Zuzahlung. Insgesamt kann aber festgestellt werden, dass es sich stets um sehr preiswertes Bauland gehandelt hat. Hier entstand bereits 1954 der Rohbau eines neuen Schulgebäudes. Der Schulbetrieb wurde nach den Herbstferien 1955 aufgenommen.

Arbeitskreis Dorferneuerung v. l.: Hermann Sporleder, Matthias Wiemann, Wilfried Fredebold, Karl-Heinz Flentge, Lars Pfohl, Eberhard Böhm, Rüdiger Hollstein, Uwe Lindemann, Reinhard Meyer, Annette Diekmann, Manfred Kliche, Willi Köhls, Tobias Lemke, Michael Zieseniß, Claus Kienitz.

- 115 -

Chronik Heyen Sofort haben sich in diesem Gebiet auch Interessenten für den Bau eines neuen Eigenheimes gefunden. Heute hat sich das daran anschließende Wohngebiet „Vor dem Kühlweg“ zu einem schmucken Ortsteil entwickelt. Diesen gilt es, durch die weitere Bebauung entlang der Dasper Straße zum Ortskern hin, mit dem historischen Dorf zu verbinden. Seit 1980 entstehen an der Dasper Straße neue Wohnhäuser. Mit der Gebietsreform 1973 traten für die kommunale Selbstverwaltung einschneidende Veränderungen ein. Das Schulund Feuerwehrwesen, Aufgaben der Friedhofsverwaltung, der Wasserversorgung und der Abwasserbeseitigung wurden der Samtgemeinde Bodenwerder übertragen. Durch diesen Zusammenschluss konnte Heyen an die Schmutzwasserentsorgung Emmerthal angeschlossen werden. Diesen hohen finanziellen Aufwand hätte die Gemeinde Heyen nicht allein schultern können. Von 1978 bis 1981 wurde unter zum Teil schwierigen baulichen Erschwernissen das Abwassernetz verlegt. Im Zusammenhang mit diesen Tiefbauarbeiten nutzte die Gemeinde die Gelegenheit, zusammen mit dem Landkreis Holzminden und der Straßenbauverwaltung Hameln, verkehrssichernde Straßenausbauten durchzuführen. So konnten insbesondere die Kreuzung Am Thie und die Kampstraße (K 8), von dieser Kreuzung aus, in Richtung Gönne ausgebaut werden. Die Landesstraße 424 wurde in Richtung Halle ausgebaut, 1999 kam der Streckenabschnitt in Richtung Hameln hinzu. Seit 1978 hat die Gemeinde die ehemalige Schule wieder zurückerhalten. Der Rat entschied sich für eine Umnutzung dieses Gebäudes und richtete das Dorfgemeinschaftshaus ein. In mehreren Umbauphasen renoviert, stellen sich die Gemeinschaftsräume heute in einer ansehnlichen Vielfalt dar. Gemeindefeste, Familienfeiern und Sport- / Gymnastikgruppen nutzen das Haus. Einrichtungen für die Jugend (Landjugendraum und Schützenraum) bieten ansprechende Aufenthaltsmöglichkeiten für die Heyener Jugend. Das ehemalige Lehrerhaus, ebenfalls 1954/55 gebaut, ist an zwei Familien vermietet. Die Mieteinnahmen decken die Kosten für die Bewirtschaftung dieses Hauses und für das Dorfgemeinschaftshaus.

- 116 -

Chronik Heyen In den vergangenen 25 Jahren konnte die Gemeinde Heyen trotz umfangreicher Investitionen stets einen ausgeglichenen Etat ausweisen und auch noch Rücklagen bilden. Das jährliche Haushaltsvolumen von rund 250.000 EURO im Verwaltungshaushalt und 50 bis 100.000 EURO im Vermögenshaushalt kann aufgrund der sich stets veränderten Finanzausgleichsdaten in 2003 erstmals nicht mehr ohne Kreditaufnahme ausgeglichen werden. Die Bemühungen der Kommunalen Spitzenverbände, den Finanzausgleich neu zu überdenken, blieben bisher ergebnislos. Ich hoffe und wünsche mir, dass die übergeordneten Entscheider einsehen mögen, dass sie gerade die Kommunen, als letztes Glied in der Verwaltungskette, nicht „ausbluten“ lassen können. Sind es doch die Gemeinden vor Ort, die direkt auf die Menschen in Stadt und Land stoßen. Hier erwarten die Einwohner den Kontakt zur Politik, zu den Politikern, bei denen sie ihre Alltagssorgen vortragen und ihr Herz ausschütten können. Hier kennt jeder jeden, anonyme Verwaltung ist bei den Gemeinden noch ein Fremdwort. Und so sollte es auch bleiben. Der sich zur Zeit im Bau befindliche Windpark „Esperder Bergland“ in den Gemarkungen Heyen und Halle (Kreipke/Wegensen) sorgte in den letzten drei Jahren der Ratsarbeit für kontroverse Diskussionen unter den Ratsmitgliedern. Der auch in der Bevölkerung stark umstrittene Windpark stieß fraktionsübergreifend auf heftigen Widerstand bei den Gemeinde-Abgeordneten. In Bürgerversammlungen wurde das Für und Wider fast kämpferisch unter einander wortstark ausgetragen. Die lokalen Zeitungen berichteten immer wieder ausführlich über dieses Thema. Erst am 21. November 2002 traf der Rat mit vier Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen die Entscheidung über die Zustimmung des Windparkbaus. Im Gebiet der Gemeinde Halle waren zu diesem Zeitpunkt bereits vier von den insgesamt 11 Anlagen aufgestellt. Zur Zeit läuft noch ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Hannover über das Zustandekommen von Vereinbarungen der Gemeinden Heyen und Halle mit dem Investor, der Winkra Hannover, über Entschädigungsleistungen. Die Gemeinderäte der beiden Gemeinden wurden inzwischen vollständig entlastet. Der endgültige Ausgang des Verfahrens, besonders in Bezug auf die Kreisverwaltung, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Es stehen allerdings inzwischen alle 11 Anlagen. Mit der Aufnahme Heyens in das Förderprogramm Dorferneuerung des Landes Niedersachsen laufen zur Zeit die umfangreichen Arbeiten zur Aufstellung des Planes über geeignete Maßnahmen zur Erneuerung, Erhaltung und möglicher Wiederherstellung von alten Infrastrukturen des Dorfes. In zahlreichen Arbeitskreissitzungen tragen interessierte Heyener Bürgerinnen und Bürger mit großem Interesse die Ideen zur Umsetzung der geforderten Ziele zusammen. Gern nehme ich die Gelegenheit an dieser Stelle wahr, allen ganz herzlich für die Mitarbeit zu danken. Ich wünsche mir, dass Heyen in Zukunft auch finanziell ausgestattet sein möge, die Gegenfinanzierung für die Förderung aus Landes- und EU-Mitteln leisten zu können.

- 117 -

Chronik Heyen

13.9

Hausnummernumstellung in Heyen

In den Jahren 1977/78 wurden in Heyen die alten Hausnummern, mit deren Vergabe zur Landvermessung um 1759 begonnen wurde, durch neue Straßennamen und Hausnummern ersetzt. Alte Nummer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41

Neuer Straßenname Esperder Straße Kleine Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Neuer Weg Esperder Straße Hagenstraße Hagenstraße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Hauptstraße Gartenweg Gartenweg Hauptstraße Hauptstraße Hauptstraße Hauptstraße Hauptstraße Kampstraße Hauptstraße Kampstraße Kampstraße Kampstraße Kampstraße Kampstraße Kampstraße Hauptstraße Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne Gönne

Nr. 18 8 16 14 12 1 10 6 2 8 6 4 2 4 1 2

3 6 1 5 3 4 7 2

9 2 3 4 6 8 10 5

11 12 - 118 -

Besitzer / Bewohner Rüdiger Heise Bernd Kowalski Wilhelm Sporleder August Girke Michael Zieseniß Jens Kuhrt Michael Wessel abgerissen um 1980 / Neubau: Röhken Wilhelm Petermann Manfred Range Michael Rennen Klaus Diekmann Jürgen Zeddies Ria Heinrichs Jörg-Rüdiger Kubisch Friedrich Becker abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke) abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke) Karl-Heinz Schwarz Ruth Scharpenberg abgerissen um 1980 ( H. Bode) Fröhlich Else Sporleder Eberhardt Böhm Friedrich Meyer Walter Wessel Hildegard Sporleder abgerissen um 1980 (Gerlinde Klatt) abgerissen vor 1900 (Gemeindehaus) Gerlinde Klatt Willi Köhls David Stone Elfriede Allert Rudi Wessling Uwe Lindemann Wilhelm Zieseniß Pfarrhaus abgerissen um 1960 (W. Zieseniß) abgerissen um 1980 (W. Zieseniß) Axel Teubert Karl Tiele

Chronik Heyen 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 a 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90

Gönne Gönne Twetje Twetje Twetje Twetje Twetje Twetje Twetje Hauptstraße Hauptstraße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Hagenstraße Esperder Straße Esperder Straße Gönne Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Esperder Straße Kleine Straße Esperder Straße Kleine Straße Kleine Straße Gönne Kleine Straße Esperder Straße Kleine Straße Esperder Straße Kleine Straße Kleine Straße Neuer Weg Neuer Weg Neuer Weg Neuer Weg Hauptstraße Kampstraße Neuer Weg Esperder Straße Gönne Gartenweg Esperder Straße Esperder Straße

14

5 3 4 1 2 12 10 11 13 15 17 19 31 4 1 3 27 25 23 20 21 1 5 4 6 1 10 7 22 12 14 13 15 9 11 2 19 7

9 35 - 119 -

abgerissen um 1900 (Karl Tiele) Ottmar Lemke abgerissen um 1970 (Karl Tiele) abgerissen um 1965 (Friedel Peter) Friedel Peter Günter Fredebold Hermann Sporleder Matthias Wiemann Hans Herbert Brockmann Eckhard Rother Jürgen Tiele Wilhelm Klingenberg Karl Battmer Werner Schulz Heinrich Narten Karl-Heinz Ohm Herbert Tischner Simone und Ingo Petermann Manfred Berg Claus Kienitz Kirche Max Wölfle Lars Pfohl Angela Narten Hermann Ohm Martin Bartnik Heinrich Schmidt Peter Siever Siegfried Manske Georg Schild Karl-Heinz Flentge Eckhard Garve Joachim Herzog abgerissen vor 1960 (E. Garve) Gerrit Reinecke Egon Brockmann Dietrich Meyer Heinz Diekmann Ursula Ritterbusch Elke Wiese Wilhelm Meyer Andrè Willmer Dieter Pude Klaus Möller Teilabriss 1988 (Feuerwehrhaus) abgerissen vor 1970 (Friedhofshaus) abgerissen um 1960 (Trafohaus) Sigrid Rother Erika Möller

Chronik Heyen 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 45 * 58 b * 111

Neuer Weg Neuer Weg Esperder Straße Esperder Straße Hauptstraße Gartenweg Gartenweg Neuer Weg Dasper Straße Gönne Dasper Straße Gönne Esperder Straße Neuer Weg

4

Raiffeisen Landhandel abgerissen um 1950 (Trafohaus) 37 Karl-Heinz Heise 33 Friedrich Keller 14/14a Gerlinde Klatt 6 Jürgen Zeddies 4 Jürgen Zeddies Landhandel 3 Ralf Siever Gärtnerei 5 Willmer / Loch 16 Frank Diedrich 92 Wilhelm Baxmann 17 Heinz und Ruth Scharpenberg

Anmerkung: Bei Abriss oder Unbewohnbarkeit eines Hauses wurde die Haus Nr. an ein anderes Haus vergeben. Weitere Haus Nr. Gegenüberstellungen sind nicht nötig, da die weiteren Hausnummern in alten Urkunden oder Schriften nicht vorkommen.

13.10 Auflistung der Häuser im Baugebiet „Vor der Kühlbreite“ Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Dasper Straße Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Fliederweg Tannenweg Tannenweg Tannenweg Tannenweg Tannenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg

1 1A 2 3 4 5 6 7 8 9 11 1 2 3 4 5 6 7 8 10 12 14 16 1 2 3 4 6 1 2 3 4 5 6

Gemeinde Heyen, ehem. Lehrerwohnhaus Gemeinde Heyen, Dorfgemeinschaftshaus Lüder, Holger Siever, Ralf Müller, Hilmar u. Susanne Loch, Irmgard u. Siegmund Mairose, Helmut u. Angelika Wichmann, Bernhard u. Bärbel Weber, Matthias u. Tanja Meyer, Anni Hue, Wilhelm u. Ilse Loges, Regina Breitenfeld, Günther u. Wilma Roth, Gertrud Hilmer, Uwe Breitenfeld, Heinz u. Kriemhilde Vasel, Helmut u. Ilse Kohlenberg, Horst u. Annegret Maaß, Hannelore Franz, Ludwig u. Edelgard Ortmann, Erich u. Lina Hielscher, Herbert u. Hedwig Walter, Kerstin Semper, Manfred u. Elfi Dröge, Lieselotte Breitenfeld, Stefanie Hage, Olaf Pude, Hans-Joachim u. Hildegard Graf, Günther u. Margot Kosak, Gerhard u. Gertrud Krüger, Heinz u. Hildegard Ahrens, Dieter u. Gisela Köhls, Günter u. Karin Brandt, Jens u. Gundula - 120 -

Chronik Heyen Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Birkenweg Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Lärchenblick Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Kühlweg Willy-Penzel-Platz Willy-Penzel-Platz Willy-Penzel-Platz Willy-Penzel-Platz

7 8 9 10 10A 11 12 14 1 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 17 19 21 23 3 5 7 8 9 10 11 12 14 16 18 1 2 3 5

Goldener Winkel Goldener Winkel Goldener Winkel Goldener Winkel Knapp

1 3 5 7 1

Meißner, Kurt u. Bärbel Hollstein, Rüdiger u. Gisela Behne, Ingrid Wild, Werner u. Katharina Drüner, Heinrich Schrauder, Manfred u. Elfriede Struckmeier, Ernst u. Pielenz, Ute Strey, Käthe Köhls, Günter u. Karin Lutter, Erika Schmidt, Karl u. Edeltraud Köhls, Günter u. Karin Zimpel, Klaus u. Edith Arndt, Friedel u. Julia Kresse, Reinhard u. Sylvia Pude, Hans-Joachim u. Hildegard Ahrens, Dieter u. Gisela Fredebold, Wilfried u. Ilse Fiedler, Adolf u. Ursula Albrecht, Wilhelm u. Christa Fiedler, Andreas u. Nicole Volkmer, Erhard u. Ingrid Prelle, Reinhard u. Elisabeth Wille, Karl u. Elfriede Junker, Robert u. Margret Meyer, Reinhard u. Renate Ebeling, Ingrid Meyer, Wilhelm Behrens, Wolfgang u. Ursula Kliche, Manfred u. Dagmar Tiller, Peter u. Dorothea Wulf, Peter u. Marlis Köhls, Günter u. Karin Schulz, Norbert u. Edeltraud Gründemann, Bernd u. Erika Kühnel, Dietrich u. Sigried Fischer, Gerhard u. Roswitha Oswald, Erbengemeinschaft – Pyramide Köhls, Günter u. Karin Köhls, Günter u. Karin – Gesundheitszentrum Sporleder, Schäfer, Krause – M.A.I. Appartement Haus Natschke, Joachim u. Elke Hochmann, Michael u. Anette Knaub, Viktor u. Irina Thomsen, Guido u. Katja Meyer, Gerhard und Bärbel

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Chronik Heyen

13.11 Häuserinschriften – Stand 1988 (Friedel Peter)

Hauptstraße Nr. 6 : Scharpenberg, Wohnhaus Ziegelstein Inschrift Steinplatte Giebelseite: Ludwig Wessel - Wilhelmine Wessel geb. Warnecke - geb. d. 12ten Mai 1863 Hauptstraße Nr. 7: Lebensmittelladen aus Sandstein Inschrift in einer Steinplatte im Giebel: Wilhelm Pieper, Frieder. Pieper geb. Battmer, 1890 Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Wohnhaus aus Ziegelstein Inschrift in einer Eisenplatte im Giebel: C. Sagebiel - Carolin Sagebiel - geb. Örke - 1875

Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Scheune aus Fachwerk, Inschrift in der Giebelseite: Gott segne Korn, Stroh und Kraut Dazu dies Haus ist erbaut. Gerichtet den 3o May 1787 Johann Heinrich Müller Ilse Marie Sagebiel - Anno 1787 Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Scheune aus Fachwerk, Inschrift in Giebel: Die Früchte aus dem Feld woll Gott der Herr uns segnen Mit Schutz für´s Feuers Noth Gesundheit uns bekronen AO-1798 - Johan Herman Sagebiel Engel Maria Louise Müllern Inschrift in der Längsseite: Gerichtet D. 28 Mai 1788 Vor dem Abriss 1997

Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Stall aus Ziegelstein Inschrift in einer Steinplatte in der Längsseite: Mit Gott erbaut im Jahre 1890 Rudolph Hundertmark Marie Hundertmark geb. Sagebiel

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Chronik Heyen

Kampstraße Nr. 1 : Gastwirtschaft Wetterfahne: Die Jahreszahl 1901 in der Wetterfahne wurde bei der Renovierung 1984 in 1984 geändert. Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Wohnhaus Fachwerk, Wohnhaus: Inschrift in der Giebelseite: Anno 1747 Wer Got vertraut hat wol gebaut in Himmel und auf Erden Jakob Schaper Anne Cathrine Seelmeyer

Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Scheune aus Ziegelstein Inschrift in einer Steinplatte in Giebel: Heinrich Battmer – Karoline Battmer geb. Hille – 1891 Kampstraße Nr. 3a : Ehrhard, Wohnhaus aus Fachwerk Inschrift in der Längsseite: J. H. Friedrich Schmidt und Wilhelmine gebohrene Brockmann den ziten NOFR. Anno 1821

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Chronik Heyen

Kampstraße Nr. 5 : Meyer, Wohnhaus aus Fachwerk Inschrift in der Giebelseite: Gott bewahre dieses Haus und alle die da gehen ein und aus,kurz alles Glück was nur zu erdenken, Das wollen Gott in diesen neuen Hause uns schenken, den 6ten Juni Anno 1807 Auf Gott und nicht auf meinen Rath, will ich mein Glück bauen, und der der mich erschaffen hat, mit ganzen Selen trauen.

Kampstraße Nr. 5 : Scheune Ziegelstein, Inschrift in einer Steinplatte im Giebel: Mit Gott erbaut - Friedrich Meyer - Lina Meyer geb. Wessei - 1909

Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Wohnhaus Ziegelstein, Inschrift Steinplatte in der Längsseite: F. Grave gerichtet 1903 Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Scheune aus Fachwerk, Inschrift in der Giebelseite Dir 0 Gott gib uns deinen Segen alle Wege wenn wierzu Felde und Hause gehen so las uns deinen Segen sehen Gerichtet den 5 April Anno 1793 Heinrich Christian Meihr - Engel Marie Zovie Hölscher

Kampstraße Nr. 2 : Sporleder, Wohnhaus Fachwerk Inschrift im Balken über Eingang: Luc. X. Friede sey in diesem Hause Johannes Langen - Anna Franke - Ao. MDCXVIII - 124 -

Chronik Heyen Gönne Nr. 5 : Pfarre, Wohnhaus verputzt Inschrift Über dem Eingang: Eingang und Ausgang segne Gott

(Zeichnung: Friedrich Lindemann)

Gönne Nr. 8 : Lindemann, Wohnhaus aus Fachwerk: Inschrift in der Längsseite: Wer Gott vertraut hat wol gebaut im Himmel und auf Erdengerichtet den 4ten Juny Anno 1823 Gönne Nr. l0 : Zieseniß, Scheune aus Ziegelstein Inschrift in einer Steinplatte im Giebel: Mit Gott erbaut v. Ch. Willmer u. W. Willmer geb. Meyer - ger. am 24 Mai 1866 Gönne Nr. 16 : Reese, Wohnhaus aus Fachwerk Inschrift Über der Seitentür: Gott kehre bei uns ein, beschütz Feld und Haus,gieb Segen und Gedeihn, treib Unglück von uns aus. Inschrift über dem Eingang: gebauet von Wilhelm Möller gerichtet am 17ten Juli 1863 Esperder Str. 4 : Diekmann, Stall verputzt Balken von Scheune, die dort stand, eingemauert: An Gottes Segen ist alles gelegen Johann Friedrich Falke - Engelmarie Zovie Henneken (Anno 1799 -1974) Esperder Str. 6 : Möller, Wohnhaus Fachwerk Inschrift in der Längsseite über dem Eingang: 1889 Esperder Str. 8 : Range, Scheune aus Fachwerk Inschrift in der Giebelseite Über dem Tor: Hans Heinrich Seilmeir - Lowise Henken - Anno 1782 - 125 -

Chronik Heyen

Esperder Str. l0 : Wessel, Wohnhaus verputzt Über Eingang Fachwerk Auslucht Inschrift: Bewahr dat Hus, Herr, wat wie but un dä, da heir gaht in un ut. Erbaut von Heinrich Wessel und dessen Ehefrau Johanne geb. Munzel 1912

Esperder Str. l0 : Wessel, Scheune aus Fachwerk Inschrift in der Längsseite über dem Tor: Mit Gott erbaut, von Friedr. Wessel u. Marie Wessel geb. Sagebiel. Juli 1923 (Der Balken mit der Jahreszahl 1753 wurde von abgerissenen Scheune wieder eingebaut.) Esperder Str. 11 : Klingenberg, Wohnhaus aus Fachwerk Inschrift in der Giebelseite: Dem Ausgang und dem Eingang mein den laß Dir Gott befohlen sein. Der Segen des Herrn machet Reich ohne Mühe

Esperder Str. 11 : Klingenberg, Scheune aus Fachwerk Inschrift in der Längsseite über dem Tor: Mit Gott erbaut Heinrich Hölcher geb. Klingenberg, gebaut den 11ten Mai 1867 Esperder Str. 13 : Battmer, Wohnhaus aus Fachwerk Inschrift in der Giebelseite: Mit Gott erbaut den 7ten Juni 1861 - 126 -

Chronik Heyen Esperder Str. 14 : Gierke, Wohnhaus aus Ziegelstein: Über Eingang. Jahreszahl 1902 aus Eisen Esperder Str. 14 : Gierke, Scheune aus Fachwerk Inschrift über dem Tor in der Giebelseite: Mit Gott erbaut von Carl Lücke und Caroliene Lücke geb. Sagebiel gerichtet den 31ten Mai 1877 Esperder Str. 15 : Franz, Scheune aus Fachwerk Inschrift im Giebel über dem Tor: Mit Gott erbaut von Christian Schrader und Caroline Schrader geborne Brinkmann gerichtet den 4ten Juni 1868 Esperder Str. 17 : Hollstein, Wohnhaus aus Ziegelstein Inschrift Steinplatte im Giebel: Gebauet von C. Sagebiel 1886 Esperder Str. 17 : Hollstein, Scheune aus Fachwerk Inschrift in der Giebelseite: Mit Gott erbaut von Carl Sagebiel und Johanne geb. Cors den 3ten Juni 1852 Esperder Str. 19 : Ohm, Scheune aus Fachwerk Inschrift in der Giebelseite über dem Tor: Wer Gott vertraut hat wol gebaut, im Himmel und auf Erden. gerichtet den 2ten Mai 1898 - Johann Friedrich Müller - Hanne Caroline Ricke Esperder Str. 23 : Waßmann, Wohnhaus unten Ziegelstein, oben Fachwerk Längsseite: An Gottes Segen ist alles gelegen Ludewig Wasmann, Luise Renzihausen - Anno 1834 Twetje Nr. 1 : Wiemann, Wohnhaus mit Scheune aus Fachwerk Inschrift über Scheunentor: Erbaut von Friedrich Sagebil und Wilhelmine Sagebiln gerichtet den Ilten July 1845

Das alte Pfarrhaus aus der Gönne (Nr. 37) wurde in der Twetje 1 (Nr. 49) wieder aufgebaut

Twetje Nr. 2 : Kurlbaum, Wohnhaus, Stall & Scheune Fachwerk Inschrift Türen Innenhof Stallgebäude: Dieses Gebäude hat erbaut Johann Friedrich Ivdewic Becker, und Johanna Loise Beckern gebohrene Korsen Gerichtet Anno 1817 den 26 ten Juli vS.'

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Chronik Heyen

14 Kirche (Hermann Wiemann)

Am Ende des 30ig-jährigen Krieges waren alle Kirchenbücher vernichtet. Die Pastoren Pagendarm (1713-1749) und Müller (1749-1781) haben genaue Beschreibungen der Gebäude, der Ländereien und aller Sachgegenstände angefertigt. Die folgenden Ausführungen entstammen den Heyener Kirchenbüchern. Heyen, dessen Filiale Frenke ist, hatte um 1150 bereits eine Kirche, deren Collatur damals dem Kloster Corvey zustand, wobei gesagt wird, dass Heyen in Myndensi diocesi (Wiegand, Archiv III. 3. S. 8) liege. Bodo, edler Herr von Homburg, schenkte 1309 dem Kloster Kemnade duas casas solventes Sedecim solidos annuatim et unum mansum in Heyen (Zeitschrift für Niedersachsen 1853. - S. 147).

Die (nach Pastor Guthe - Dielmissens Bericht von 1774 in Hassels Kollektaneen) der hl. Ursula geweihte, nach Osten gerichtete Kirche, aus schlecht geschichtetem, ganz verputztem Bruchstein mit Balkendecke und Plattendach, besitzt ihr jetziges Ansehen wohl seit einer Wiederherstellung von 1825, hat aber auch noch mancherlei Mittelalterliches bewahrt. Die Grundform und der Bericht des Corpus Bonorum von 1751 (Pastor Martin Müller) deuten auf einen romanischen Kern der Anlage mit ungefähr quadratischem Turm, etwas breiterem, wohl immer flach gedecktem Schiff, an - 128 -

Chronik Heyen dem Spuren kleiner, rundbogiger Fenster bei einer Wiederherstellung 1875 zum Vorschein kamen, und eingerücktem, rechteckigem Altarhause, das mit einem "unförmlichen", 1767 abgerissenen Bogen sich einst gegen das Schiff öffnete. Der Turm hat im Untergeschoß ohne Verbindung mit dem Schiffe ein von W nach O gerichtetes spitzbogiges Gewölbe mit flachbogigen Eingängen im W (jetzt zugesetzt), das über dem Erdgeschoß durch eine massive Freitreppe mit Fachwerkaufsatz zugänglich ist; unter der jetzigen Glockenstube sind ehemalige, breite rundbogige Öffnungen zu erkennen, eine vor dem Kirchendache und gegenüber, je zwei an der Nord- und Südseite. Die jetzige Glockenstube unter vierseitigem Zeltdache hat noch je zwei ähnliche Schallöffnungen an der Nord- und Südseite, davon die beiden westlichen, jede mit Teilungssäule, deren Hammer unmittelbar unter dem Bogen ohne Doppelarkade ruht. Die stark verwitterten Säulen haben nach oben verjüngten Schaft, Würfelkapitäl mit Halsring, ein ähnliches, größeres und umgekehrtes als Base. - Die Mauern von Schiff und Chor haben einen jüngeren, etwa vier Fuß hohen, innen zurückgesetzten Aufsatz aus Backstein, dazu einige äußere Mauerverstärkungen und vor den beiden Ostecken unsymmetrische Strebepfeiler. Die Tür ist an der Südseite des Schiffes. Die Fenster, eines in jeder Wand des Altarhauses und je zwei in den Längswänden des Schiffes, sehr hoch und breit, sind rechteckig, darüber am Schiffe halbkreisförmige für die Priechen. Ein noch 1881 an der Westseite des Turmes vorhandener Kopf ist, vielleicht nur unter dem Putze, verschwunden. Der Ostgiebel besteht aus Fachwerk. Im Inneren Empore vor den Längswänden des Schiffes und im Westen. Altarkanzel, der Tisch massiv, darüber fünfseitige Kanzel zwischen zwei korinthischen Pilastern, vor dem Tische beiderseits Brüstung mit Pfeiler, der links einen nicht gebrauchten Behälter in Urnenform für ein Taufbecken trägt, rechts ebenso als Opferstock. (Bis 1749 stand auf dem viereckigen Altarstein ein "hölzernes Postament mit den vier Evangelistenbildern nebst zwei Säulen von zwei Fuß zwei Zoll Höhe und zwei Blindflügeln." Dann wurde in diesen Aufsatz eine Kanzel eingefügt. An einem besonderen Armenkasten stand: Wer den armen Hat gutes gethan, der wird seinen lohn empfahen. Ano 1718). Ein Taufstein wurde 1766 entfernt (vermutlich als die jetzige Altarkanzel aufgestellt wurde) und diente auf dem Hofe Nr. 7 (Wessel) als Pferdetränke (1957 kehrte er in die Kirche zurück). An seinen sieben Seiten Engelsköpfe, Gehänge und Namen. Der Fuß ebenda unter dem Gossensteine. Der Taufstein war nach dem Corpus Bonorum drei Fuß sechs Zoll hoch und trug den Spruch Act. 2: Lasse sich ein jeglicher tauffen auf den Nahmen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, dazu die Namen der Schenker Hinrich Wasman, Ana SporIeder. 1660. Der vom Großköter Hinrich Rosenthal geschenkte Deckel hing an einem Wendehaken. Silberner Kelch, 19,8 cm hoch, mit sechsteiligem Fuß, an ihm Umschrift in Antiqua: Der Kirchen zu Heyen anno 1663 Wicht 22 Lott. Stempel: Hildesheimer Beschau (wachsender Adler über gevierteiltem Schild mit 49), Meistermonogramm C K. - Glaskelch erst 1841 angeschafft. Ovale zinnerne Oblatenbüchse mit vier Füßen. Zwei Tischleuchter aus Gelbguß, 29 cm hoch. Umschrift am Fuße in Antiqua: Anna Francke, I. L. S. Witwe, hat noch diese Leuchter zur Ehr Gottes in die Kirchen Zu Heyen geben. Ano 1638. Zwei zinnerne Henkelvasen, 27,5 cm hoch, Rumpf leicht eingeschnürt, Henkel mit Hermenfigur, am Rumpfe graviert bei i. Geor(g) Carl Floto über Barockschild mit Helm und als Zier zwei Flügel, im Schilde: G. C. F. 1753; bei 2. Judit Sabien Flothon mit gekröntem Schilde, das J. S. F. 1753 umgibt. Eine Marienfigur aus Holz, auf dem Halbmond, das Kind auf dem Arme, "in einem mit valvis versehenen offenen Gehäuse" (Corpus Bonorum) kam bei der Wiederherstellung 1825 auf den Boden, und wurde bei der folgenden 1875 von den Maurern als Trog verbraucht. Nach mündlichen

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Chronik Heyen Überlieferungen soll sich diese jetzt in der Kirche zu Bremke befinden. Glocken. I. 99 cm breit, ohne Krone 74 cm hoch. Am Halse aufrecht stehende Akanthusblattreihe, darunter ein Band mit Ranken und Eicheln. Noch tiefer an der Flanke einerseits unter einem Kopfe in Antiqua: Da Prediger war Herr Johann Martin Müller / hat auf eigene Kosten die Heyische Gemeine / diese Glocke giesen lassen in Braunschweig / von Johann Peter Greten 1754, andererseits unter Kopf und zwei Rosetten und über einem Kruzifix, unter dem eine Figur kniet: Mein Klang rufet: komt an diesen Ort, Komt, komt und höret Gottes Wort. Umgegossen aus einer 1726 von Joh. Dietrich Lampe in Hildesheim für 293 Rthlr. verfertigten, daran der Spruch: Temporibus guoniam placet inservire futuris, Campana haec nostro serviet usque bono. Hinc ad tinitum molis concurrite sacrum, Ut capiant mentes dogmata sancta Dei. II. 92 cm breit, ohne Krone 73 cm hoch. Am Halse breites Rankenornament mit der mehrfach wiederholten Traube von Kanaan, die zwei Männer an einer Stange über der Schulter tragen. An der Flanke einerseits: Diese Glocke hat die Gemeine Heyen auf eigene Kosten gießen lassen, andererseits über einem Kruzifix: Mein Klang ruft hier auch eben so, Komt, höret, singet und seyd froh. An ihrer Stelle 1751 eine kleinere 1 ¼ Ellen breite Glocke vom Meister Christoph Kleiman, Glockengießer von Lemgo, und mit dem Spruche: Komet her, lasset uns dem Herrn frolocken, und jauchzen dem Hort unsers Heils.

14.1

Bauliche Veränderungen

In den Kriegs- und Nachkriegsjahren sind an der Kirche nur die nötigsten Unterhaltungsarbeiten durchgeführt worden. Im Jahr 1965 wurden in einem ersten Bauabschnitt die Turmkrönung aufgearbeitet und die Dachflächen des Turmes mit Sandsteinplatten neu gedeckt. Der gesamte Außenputz musste erneuert und mit einem Anstrich versehen werden. 1966 erhielt das Kirchenschiff ein neues Dach aus Hohlziegeln, eine Blitzschutzanlage (einschl. Turm), neue Dachrinnen mit Fallrohren und eine Regenwasserleitung. Auch der Außenputz wurde erneuert und gestrichen. Bei der Gesamtinnenrenovierung im Jahr 1967 wurden die Wände neu geputzt, Decke und Wände neu gestrichen, Fußboden, Altar, alle Fenster erneuert und zusätzlich ein glasgemaltes Chorfenster eingesetzt. Die Kanzel und Holzaufbauten waren durch starken Holzwurmbefall baufällig geworden. - 130 -

Chronik Heyen Der Kirchenvorstand mit Pastor Reichert entschloß sich zu einer völligen Neugestaltung des Innenraumes. Der Pastor wollte nicht mehr von "oben herab" predigen. Die neue Kanzel wurde an der Nordwand vor den Bänken angebaut. Bei dem Abbau der Seitenemporen (Priechen) entdeckten Handwerker auf den Holzkassetten der Seitenverkleidungen mit Erdfarben gemalene Bilder und Ornamente, die durch mehrere Farbschichten verdeckt waren. Nach der Restaurierung wurden die Kassetten mit Holzrahmen versehen und dann an der Kanzel, am Lesepult und vor der erweiterten Orgelempore angebracht. Die schlichte, hell und freundlich wirkende Kirche erhielt noch im gleichen Jahr durch Spenden einen Kronleuchter aus Messing.

Beim Abbruch des alten Altars kam die verdeckte, mit einem schlichten romanischen Kreuz gezierte Altarmensa aus dem 12/13. Jahrhundert zum Vorschein. Der Stein hängt nun an der Südwand neben dem neuen Altar aus geschliffenen Sandsteinblöcken. Daneben steht der aus der gleichen Zeit stammende Taufstein. Feuchtigkeitsschäden machten 1995 neue Sanierungsarbeiten erforderlich. Eine neue Gasheizung ersetzte die alten Ölöfen.

Altarmensa aus dem 12ten Jahrhundert – Taufstein aus gleicher Zeit - 131 -

Chronik Heyen

14.2

Volumen primum

(Hermann Wiemann – Auszüge aus Hauptbuch der Kirche zu Heyen)

.......In welchem Jahr und auf wessen Vergünstigung und von wem hiesige Kirche erbaut worden, kann man wegen Ermanglung der Urkunden nicht melden. So muss man denn auch mit Stillschweigen übergehen das Jahr und den Tag der Einweihung beider, des Kirchhofs und der Kirche. Nach bloßer Mutmaßung mag sie der hl. Marien gewidmet sein, weil man noch bis in diese Stunde in der Ecke von der Südwand auf dem Chor ein groß Marienbild mit dem Jesuskind und zwar in einem offenen Gehäuse 6 Fuß hoch und 3 Fuß breit bewahret. Vor 30 Jahren und darüber hat man hier alljährlich den 4. Sonntag nach Michaeli eine sog. Kirchmeß gehalten, daran man verschiedene Kleinigkeiten auf dem Thie St. Ursular Kirche Heyen - Nordansicht feilgeboten, wobei das junge Volk fröhlicher Dinge gewesen. Das Dorf heißet Heyen und begreift in sich 53 Wohnhäuser, so große als kleine. Anno 1569 gefolglich zu den Zeiten der Kirchenreformation in diesem Lande soll es gewesen sein unter der Herrschaft Homburg, mithin hat dero Zeit der Super-intendens zu Halle Jacobus Jovius, welcher unter dem von Herzog Julio zu Braunschweig -Lüneburg verordneten General- Superintendenten M. Nicolas Ezbenio gestanden, die Inspektion darüber gehabt, Die Kirche samt Kirchhofe hat man auf der Höhe des Dorfes angelegt. Der Kirchhof ist 132 Fuß lang und 128 Fuß breit. Derselbe hat eine große und kleine Pforte mit Türen. Patronus sind des Herrn Abt zu Corveys Hochfürstliche Gnaden. Mit Zehenden, Meyerhöfen, Gärten, Teichen und Holzungen ist hiesige Kirche gar nicht versehen, wohl aber mit KirchenMeyer-Ländereien, Eigenland, Wiesen, Hof und Geldzinsen. (Namen, die im Zusammenhang mit den aufgeführten Wiesen und Ländereien genannt werden: Sagebiel ,Weßel, Waßmann, Lange, Sander ,Willmar ,Steinbrink, Möller, Meyer, Ricken, Flentge, Schaper, Becker, Lange, Schmidt, Lockstehl) Im Corp bon. v.1751 werden auf Seite 66 genannt: Die Vollmeyer Sagebiel, Henneke u. Ricke, der Halbmeyer Sagebiel, die Großköters Sagebiel, Möller, Meyer, Wessel, Hölscher, Siever, Henneke, Klenke, Ellermann, Meyer, Krauß, Hölscher, Arneke u, Sagebiel. Der Kleinköter Flentge, der Kirchhöfer Becker.

14.3

Ländereien

Was die jura und Gerechtigkeiten der Kirchen anlanget, so findet sich eben nichts Sonderbares, ohne das die Kirchen-Wiesen von allen oneribus publicisfrei seien dass zwei Morgen Kirchen-Meyerland auf der Steinbreiten, so bei Hinrich Meyer Kohthof gehören, nur vom Zehenden eximiret seien. Übrigens haben alle Kirchenländereien keine sonderbare jura und Freiheiten – …man kann keine documenta an Licht stellen, viel weniger von dero Verschreibung, welche zweifelsohne ergangen, etwas Gewisses melden, weil bis dato die Briefe und Urkunden, so davon handeln, niemanden zu - 132 -

Chronik Heyen Gesichte oder Händen kommen sind. Zum Teil sind diese Kirchenländereien noch bei den Höfen, wo bei sie vor 200 Jahren und darüber gewesen. (Die Lage der Ländereien wird aufgeführt.) Einnahmen dieser Kirche von dem Kirchen-Meyer-Lande: Weil diese Einnahme nicht jährlich einerlei, sondern erst alle 3 Jahre gleich ist, so muss sie von 3 Jahren zusammengezogen werden. Diese dreijährige ungleiche Einnahme in drei gleiche Teile gebracht, und ein Jahr dem anderen zugute gerechnet wird… Was den Pfarrer zu Heyen an sich anlanget, so hat derselbige außer einem Baumgarten und kleinen Kohlgarten kein Pfarrland, keine Wiesen, Kempe noch sonst bares Geld. Es gehört aber dabei ein Meyerhof, etwa von 90 1/2 Morgen Landes, etliche Wiesen und etliche vom Lande gemachte Gärten. Dieser Meyerhof ist mit seiner Länderei vor langen Jahren von einem Meyer, wie andere Meyerhöfe bewohnt gewesen. Und hat der Meyer dem Pastori loci von allem diesem Lande alljährlich den dritten müssen in seine Scheune fahren. …sind die Gebäude nach und nach heruntergekommen, der Meyer gestorben und weil niemand wegen der darauf haftenden schweren Onerum sich wieder daran geben wollen, ist endlich der Hof ganz wüste worden, so dass jetzo auf demselbigen von dem alten Gebäude nichts mehr stehet. Ein kleines Häusgen hat Jacob Schlüter darauf gebauet … so ist dem Pastori frei gestellet, den Hof entweder selbst anzunehmen und der gnädigsten Herrschaft die onera davon abzustatten, oder aber denselbigen an gewisse Leute in der Gemein(d)e zu verpachten, seinen dritten davon zu heben, und jenen die onera davon abtragen zu lassen. Auch kommt von der onerensen Pfarr.-Meyerhofsländerei noch ein Zehender, welcher nach Ohr an den Herrn v. Hake muss eingeliefert werden, darzu Pastor den dritten geben muss. (Das Hauptbuch enthält eine Aufstellung der Kirchenländereien u. der Pächter). Von einem Stück Landes im Meßkampen gibt der Brock-Müller vor Esperde der hiesigen Pfarre das eine Jahr, wenn es mit Roggen besät ist, 3 Himbten Roggen, das andere Jahr, wenn es mit Sommerkorn bestellet ist, 3 Himbten Hafer, das dritte Jahr aber, wenn es brache liegt, nichts. Diese zweijährige Einnahme, die ungleich ist, muss, weil das dritte Jahr nichts einkommt, in drei gleiche Teile geteilet werden, auf das man jährlich davon etwas gewisses anschlagen kann. Recapitulativ aller Kircheneinnahmen (Seite 24 Corp.bon. v. 1725) Von dem Kirchen-Meyer -Lande, dessen Einnahmen nicht jährlich einerlei, sondern wegen der Ungleichheit von 3 Jahren zusammenzuziehen ist, kommt alle Jahre ein: 16 Thl. (Thaler), 32 gl. Diese dreijährige Einnahme in drei gleiche Teile gebracht täte also Pachtzins:

jährlich von verpachteten Lande von Wiesenzins von Hofzins von Kapitalien alle Einnahmen zusammen

5 Thl. 22 gl. 5 1/3 ch 2 Thl. 18 gl. 11 Thl. 9 gl. 6 ch 15 gl. 4 ch 17 Thl. 4 gl. 36 Thl. 33 gl. 7 1/3 ch

Holzungen: Liegende Gründe von Holzungen sind nicht bei der Pfarre, sondern es empfängt Pastor jährlich Deputat Malter Holz aus dem Vogler Walde, zwei Meilen von Heyen, nämlich 26 Malter, welche nach dem jetzigen vergrößerten Maaß 5 Fuß lang, 4 Fuß breit und hoch sein müssen. Nach der kleineren Zahl hat Pastor sonst 44 Malter bekommen. Diese 26 Malter müssen, nach hergebrachter Weise, alle und jede hausgesessenen Einwohner, die mit Ackergeschirr versehen, jährlich dem Pastori auf den Pfarrhof fahren. Anschlage Lohn und Voranweisung giebet Pastor 3 Thl und 3 gl. Dieses Geld ist gesteigert worden im Jahre 1765 auf 5 Thl und 2 gl, 1769 ist es nochmal gesteigert worden auf 6 Thl und 18 gl. Ungewisse Einnahmen -

Tauf-, Begräbnis-, Beicht-, Confirmations- und Einsegnungsgebühren. - 133 -

Chronik Heyen -

Kirchenbußgebühren: einen Thaler wenn ein Hurer oder Hure soll Kirchenbuße tun. Testimonial-Gebühren. wenn der Bräutigam oder Braut in eine andere Gemein(d)e sich verheiratet. Für ungewisse Einnahmen werden 40 Taler, für alle Einnahmen zusammen im Jahr 214 Taler veranlagt. Die Stühle werden beweinkaufet, von den Glocken kommt nichts.

Gleich wie Pastor von den 9o Morgen des Pfarrmeyerhofes den dritten Haufen von der in dem Winter- und Sommerfelde gewachsenen Fucht empfänget, also erhält auch die Witwe den dritten Haufen aus gedachten Feldern von den zum Witwentum gelegten 9 Morgen, nämlich von 3 Morgen aus dem Winterfelde, von 3 Morgen aus dem Sommerfelde, die übrigen 3 Morgen liegen brach, daraus sie gleich wie der Pastor nichts zu heben hat (Seite 54). Geldeinnahme ist nicht vorhanden, als das Pfarrwitwengeld. Die Witwe hat 3 Kühe frei auf der gemeinen Weide, jede zu 18 Mgl gerechnet = 1 Thaler 18 gl. Mastfreiheit hat die Witwe nicht. Ferner hat die Witwe frei 9 Tonnen Bier. von accife und Steuer 4 Thl,18gl. Ordinäre Ausgaben Der Superintendent 1 Thl, der Amtmann 1 Thl, Pastori loci präsent. Geld 1 Thl, zur Formirung der Kirchenrechnung 1 Thl, zur fünfmaligen Abschreibung derselben 25 gl, dem Schulmeister die Gebühr 2 Thl, 4 gl, dem Kirchenvorsteher 1 Thl, für die Lichter zu machen 12 gl, das Pfarrwitwengeld 18 gl. Zusammen: 8 Thl, 23 gl.

14.4

Meyerbrief Corp. bon. 1751

Infolge dessen, was unter dem 27 März 1749 noch ist verordnet worden, wird nachgesetztes beigefügt: Bei der Heyischen Pfarre ist nur ein Pfarr-Meyergut von 2 Hufe Landes, welches die Qualität der Pacht nicht hat, und hat solches Joh. Hermann Ricken hier in Heyen in Besitz, der alljährlich davon seine Prastanda an die Pfarre liefert. Vide pag. 44 num. 5. Der letzte Meyerbrief des obgedachten Pfarr-Meyergutes ist ausgefertigt von dem sel. H. Pagendarm d. 12 Oktober 1746, welcher also lautet : Ich, M. Hermann Heinrich Pagendarm, jetziger Pastor in Heyen und Gutsherr des PfarrMeyer-Hofes daselbst, verkünde und bekenne hiermit, dass, nachdem der Halbspänner in Heyen Joh. Hermann Ricken, Pfarrmeyer daselbst, der bis dahin seinem Pfarr-Meyerhofe wohl vorgestanden, und solches auch ins Künftige tun wird, mich ersuchet, ihm einen Meyerbrief zu erteilen, ich keine Bedenken getragen, ihn als einen Pfarrmeyer anzunehmen, und ihn in den Besitz der sämtlichen Pfarr-Meyer-Güter und allen was dazu gehört, zu lassen und zu bestätigen. Ich setze ihn demnach Kraft dieses in den gänzlichen Besitz des Meyerhofes, und was dahin als ein Zubehör kann gerechnet werden, dass er denselben, wie bisher getan, gebrauchen und nutzen soll, und versichere ihm, in diesem Besits zu schützen. Dagegen verspricht er, wie solches auch in dem unter uns Aipulirten auch von hochfürstl. Justiz-Kanzlei confimirten Vergleich vom 5ten Sept. 1746 bestimmt ist, nicht allein von seinem Pfarr-Meyerhofe mir als seinem Gutsherrn zur rechten Zeit, wie bisher gewöhnlich gewesen, auf hiesige Pfarre jährlich zu liefern, vermöge des Kontrakts bei guten Jahren 4 Malter Roggen, 5 Malter Hafer, 2 Malter Gerste, 2 Malter Weizen, desgleichen 6 Hühner, 6 Stiege Eier, und 2 Mgl Hofzins, sondern auch diesen Meyerbrief mit 1 Thaler und 18 Mgl zu lösen und selbigen alle 9 Jahre mit 1 Taler zu 36 Mgl zu erneuern. Und wie ich glaube, dass er jederzeit den obgedachten Vergleich erfüllen, und sich als Pfarr-Meyer gebührend bezeigen werde, so versichere ich ihm auch, dass er mich dem Vergleich alle Wege gemäß gegen ihn bezeigen werde, und erteile ihm daher diesen Pfarr-Meyer-Brief und angebohrenen Patschaft besiegelt. Heyen, im Amte Wickensen d. 18. Oktober 1746 Hermann Heinrich Pagendarm, Pastor in Heyen. - 134 -

Chronik Heyen Dieser Meyer-Brief ist zum andern mal von mir als jetzigen Pastore J.M. Müller erneuert worden den 18. Oktober 1764 Erläuterung: (1 Braunschweiger Thaler =288 Pf.=24 gute Gr.=36 Mariengroschen nach Währungstabellen von 178o/9o. Helmut Jäger, Methodisches Handbuch f. Heimatforschung in Niedersachsen, Lax 1965) Johann Hermann Rieken (1697-1761) bewirtschaftete den Hof Nr. 8 im Winkel (Hagenstraße). Letzter Bewirtschafter des Hofes war Heinrich Friedrich Wilhelm Sporleder (geb. 1896), genannt „Winkelbauer“.

14.5

Aus der Chronik des Pfarramtes ab 1907

(vom Kirchenrat Adolf Runge)

16.01.1907 25.01.1907

02.02.1907

02.03.1908

28.04.1908

10.09.1908

Dez. 1908

Gemeinderatswahl Reichstagswahl, bei welcher 89 Stimmen auf von Damm (wirtschaftliche Vereinigung), 9 auf Kerk (Fortschritt), 1 auf Salwer (Sozialdemokrat) fallen. Reichsstichwahl, bei welcher von Damm 103, Salwer 3 Stimmen erhalten. Vollmeier-Altenteiler Heinrich Sagebil Nr. 30, 73 Jahre alt, seit Dez. 1879 durch Erneuerung seitens des Königlichen Konsistoriums zu Münster als Patron der Kirche zu Heyen Mitglied des Kirchenvorstandes (KV), stellvertretender Vorsitzender im KV, auch Deputierter desselben zum Schulvorstand. 9.00 Uhr Schultermin mit Adolf Runge war von 1882 bis 1930 Pastor für Heyen Konsistorialpräsident Sievers und und Frenke. Er wurde 1920 Spezial-Super-Intendent von Baurat Pfeifer. Darüber ergangene Halle und 1922 zum Kirchenrat ernannt. Niederschrift: Wolfenbüttel, den 29.04.1908: „Gestern hatten sich die o.g. nach Heyen begeben, um das dortige Schulhaus einer Besichtigung zu unterziehen. Das Schulgebäude besteht aus einem älteren Wohnhause aus Fachwerk mit seinem Anbau an der Nordseite, ebenfalls aus Fachwerk, in dem sich die Schulklasse befindet. Unmittelbar an den Klassenanbau sind an der nördlichen Giebelseite die Aborte für Lehrer und Schulkinder mit einer Grube angebaut. Die Klasse hat zweiseitige Beleuchtung und reicht für die vorhandene Schülerzahl nicht aus. Schulvorstand und Gemeinderat beabsichtigen daher, den Abortanbau zu beseitigen und nach dieser Richtung den Klassenraum zu erweitern. Da der Grund und Boden aber durch die Abortgrube voraussichtlich stark verseucht sein wird, so muss die Durchführung dieses Projekts davon abhängig gemacht werden, dass seitens des zuständigen Physikers die geplante Erweiterung als zulässig erklärt wird...“ Verhandlung mit Sanitätsrat Dr. S. aus Eschershausen wegen Schulbaues. Gemeindevorsteher gegenwärtig. Für den Bau Bedingung, dass an der Nordseite des alten Schulzimmers 2 m nach außen, 2 nach innen sowie 2 m seitwärts und 2 m tief ausgegraben, der Erdboden fortgeschafft, die Höhlung mit frischen Kalksteinen ausgefüllt und oben mit einer Betonschicht verschlossen wird. wurden von der Ww. Wedekind aus Harderode 480 Röhren bezogen. Diese wurden von Großköter F. Weber angefahren. Sie wurden von Arbeiter Hermann Sagebiel gelegt. Wegen der Kirchenwiesen wurden 53 M verausgabt. 1907 u. 1908 zus. 190 Mark. - 135 -

Chronik Heyen 1909

Weil seit dem 3. Juni wegen der Schulreparatur, die am 1. Juni ihren Anfang nahm, der Schulunterricht im kleinen Saal des Pieperschen Gasthauses stattfand, der Saal aber anderweitig benutzt werden musste, wurden jetzt schon die Sommerferien begonnen… 26. Okt. Nach Schluss der Herbstferien Ingebrauchnahme des neuen Schulzimmers. Sitzung des Schulvorstandes, des Kirchenvorstandes und Gemeinderates in der Schulstube. Besichtigung des Schulzimmers, des erweiterten Vorraumes, der neuen Arbeitseinrichtungen und des neuen Holzstalles. Vergleich zwischen dem Schulbau von 1909 und der 1869 an der gegenwärtigen Stelle eingerichteten Schulstube (Weihnachten 1869 bezogen). 19.06.1909 Besuch Sr. Hoheit des Herzog-Regenten Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg in zweiter Ehe mit Prinzessin Elisabeth von Stolberg - Roßla. 18.09.1910 Spaziergang mit den konfirmierten Mädchen nebst den eigenen, erwachsenen Töchtern auf den Eckberg. 11.09.1910 Spaziergang mit den konf. Knaben über den Hohen Knapp über Halle. Die Ausflüge nahmen einen befriedigenden Verlauf. 17.–18.07.10 Bundes-Schützenfest in Heyen. Schießstände waren auf dem Pieperschen Acker vor dem Kühlwege mit Schussrichtung nach dem Walde zu angelegt. Dez. 1910 Der Brschwg. Landtag beschließt Einbeziehung aller Patronalsgeistlichen unter das neue Gehaltsgesetz und bewilligt die erforderlichen Mittel. 16.03.1911 Der Totengräber, auch Gemeindediener, früher zugleich Nachtwächter, August Sagebiel gestorben. 05.05.1911 Lehrer Schulze von Anbauer W. Flentge wegen Überschreitung des Züchtigungsrechtes an seinem Sohn Friedrich verklagt. Strafe: 3 Mark. Juni 1911 Hitze und Dürre. Bach im Pfarrgarten versiegte. Von überallher hörte man von ausgetrockneten Brunnen. 13.08.1913 Die unverehelichte Johanne Wilmer wurde von 30 Frauen für den Hebammendienst gewählt. Sept. 1913 Der auf dem Eckberge erbaute Bismarckturm wird unter großer Beteiligung eingeweiht. 02.03.1914 …wird der in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in Heyen eingetroffene Totenwagen für seinen Zweck geweiht. 01.04.1914 Inkrafttreten des neuen Gemeindeschulgesetzes vom 05.04.1913, durch welches eine vollständige Neuordnung getroffen ist. 18.03.1914 Aufstellung der Masten für das Ortsnetz, der Drähte für die Licht u. Kraftanlagen seitens des Elektrizitätswerks Wesertal. 1914 Der Krieg - Wie es zu demselben infolge der Ermordung des österr.-ungarischen Thronfolgers und seiner Gemahlin, aber mehr noch wegen der gegen Deutschland getroffenen Vereinbarungen zwischen Frankreich, Russland und England gekommen ist, wird ebenso wie das, was sich im Laufe des Krieges begeben hat und noch begeben wird, am besten in Geschichtswerken nachzulesen sein. 06.02.1917 Der von Börry kommende Inspektionsbote bringt die Nachricht mit vom Eintritt der Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen Deutschland. 13.10.1918 Die Ablieferung unserer kleinen Glocke zum Besten der erfolgreichen Verteidigung ist am vorigen Mittwoch durch zwei Leute der Glockengießerei Radler u. Söhne in Hildesheim erfolgt. Gewicht der Glocke 478 kg. In 9. Kriegsanleihe belegt im Nennwert von 2.200 M.(Telegramm aus Braunschweig, den 08.11.1918). Seine Königliche Hoheit der Herzog hat auf Verlangen des Arbeiter und Soldatenrates zur Verhütung unmittelbar großen Unheils für sich und seine Nachkommen auf den Thron verzichtet und die Regierung in die Hände des Arbeiter- und Soldatenrats gelegt. 29.04.1919 Infolge Benachrichtigung der Firma Radler, dass die kleine abgelieferte Glocke noch unversehrt ist und zurückgekauft werden kann, beschließt der KV, bei der Kreisdirektion wegen der Rückgabe der Glocke vorstellig zu werden und den Wiedereinbau der Glocke durch Radler bewirken zu lassen. 01.10.1919 Wiedereinbau der von Großköter Fr. Klingenberg in Heyen zusammen mit einer Glocke der Kirchengemeinde Harderode aus Hildesheim zurückgeholten kleinen Glocke mit einer neuen Läutevorrichtung , mit Stahlwalzenlagern zu 684,– M, die bei der Heyer Spar- und Darlehenskasse angeliehen werden sollen. - 136 -

Chronik Heyen 21.12.1920

Durch Lehrer Schulze mit den Schulkindern ein Märchenabend im Saal der Pieperschen Gastwirtschaft veranstaltet. 07.04.1922 Kirchenvorstand beschließt, für die Kirchengemeinde Heyen bei der Heyener Sparund Darlehenskasse ein Konto der laufenden Rechnung bis 5000 M eröffnen zu lassen. Herr Sagebiel übernimmt die Bürgschaft dafür. 22.03.1922 Gründungsversammlung für den Evang. Elternbund Heyen. 1922 Seit einigen Jahren ist die Besoldung unserer ev. Geistlichen eine derart unzureichende, dass in die Pfarrhäuser des ganzen Landes die bitterste Not eingezogen ist und bereits viele Pfarrer, nur um ihre Familien durchbringen zu können, Nebenbeschäftigungen suchen müssen. Die Beerdigungen geschehen nach dafür vorgeschriebenen Formularen. Ihre Zeit ist in der Regel nachmittags 3 Uhr. Die Handlung beginnt gewöhnlich im Sterbehause mit Leichenrede und schließt am Grabe. … Bei der Bestattung von Selbstmördern ist die Kirche nicht beteiligt, insbesondere findet weder Sterbe- noch Begräbnisgeläut statt. ohne Datum (Archiv Heyen 201) ......dass der Kirchengemeinderat in Heyen beschlossen hat, die beiden Stücke Kriegsanleihe, welche für den Erlös aus dem Verkauf der im Jahre 1918 enteigneten Glocke angekauft wurde, und deren Annahme beim Rückkauf der Glocke die Kreiskommunalkasse in Holzminden ablehnte, zu verkaufen. 08.06.1923 An den Deutschen Reichstag zu Berlin. Betrifft Bittschrift aus dem Kirchenkreise Halle im Lande Braunschw. wird um die Wiederherstellung des gesetzlichen Schutzes für den am Mittwoch vor dem letzten Trinitatissonntage von der Brschwg. ev. luth. Landeskirche gemeinsam mit anderen Landeskirchen Deutschlands gefeierten Bußtag untertänigst gebeten.

14.6

Aus der Chronik der Kirchengemeinde Heyen

(Kirchenrat Theodor Clemens)

Am 12. April 1930 schloss in seinem 80. Lebensjahr der Kirchenrat Adolf Runge, Pfarrer zu Heyen (u. Frenke bis 1924) die Augen für immer für diese Welt. Er starb nach einer Amtszeit von 50 Jahren, davon 48 hier in Heyen. Die Amtsbrüder in der Umgebung übernahmen nun die Vertretung und all die Pflichten im Amt für Heyen. Im Sommer wandelte sich in den folgenden Jahren das stille, vereinsamte Pfarrhaus in ein bewegtes, lebhaftes Jugendheim um.. So gingen die Jahre 1930-35 dahin. Anfangs vertrat die neue Regierung nach dem 30.01.33 die kirchlichen Belange, soweit es nötig war. Dann aber setzten Schwankungen und gar Angriffe ein, sogar in gewisser Beziehung auch in der ev.-luth. Kirche selber. Es war die Zeit des schwankenden Übergangs zu Neuem, und zwar ging der Weg durch Unklarheiten, Widerspruch, ja in manchen Kreisen durch Angriff, jedenfalls durch Überraschendes und Rätselhaftes: "Was soll daraus werden?" Es schlug der Strom der Zeit seine Wellen auch in ein kleines, ja in das kleinste Dorf. Da bat der Kirchengemeinderat wieder um einen Pfarrer. Das Landeskirchenamt versprach zu helfen. Freilich, einen Pfarrer in das hiesige Kirchenamt einzusetzen, ging aus den bekannten Gründen der Kleinheit einer Gemeinde nicht an. Man sandte deshalb einen Vikar, den Kandidaten der Theologie Wesemann aus dem Wolfenbütteler Prediger-Seminar für die Zeit 1936 bis 1937. Wesemann lebte sich hier schnell ein, und die Gemeinde war dankbar, nun eine vorläufig bleibende Stütze und Leitung für und bei sich zu haben. Nach Ablegung des 2. Examens des Genannten kam der Kandidat Schlutter, gleichfalls aus dem Wolfenbütteler Prediger-Seminar, auf ein Jahr, wie H. Wesemann. Auch er fand hier volles Vertrauen. Beide haben hier fleißig gewirkt. Beide haben, wie sie bekannten, hier in der Stille des Dorfes, in der Schönheit des Gartens und der hiesigen Gegend, vor allem in der pfarramtlichen Arbeit an und in der Gemeinde, sich recht wohl gefühlt. Ergänzung: Beide Vikare sind auf dem Felde der Ehre gefallen. Wesemann 1945, Schlutter 1941.

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Chronik Heyen Nun kam ein selbständiger Pfarrer in das hiesige Pfarramt, an Jahren und wohl auch an Erfahrungen gereift, es ist dies, der dieses berichtet, Kirchenrat Theodor Clemens, geboren in Braunschweig, 18. Dez. 1873. Er hatte zuletzt in Wolfenbüttel neun Jahre amtiert. Der Genannte dachte in jener Zeit daran, wegen eines hartnäckigen Gallensteinleidens, sich nach seinem 65. Lebensjahr pensionieren zu lassen. Das Landeskirchenamt hatte starke Bedenken, hierzu bereit zu sein. Es schlug ihm zu seiner Entlastung die Teilung der Gemeinde vor und, weil er das nicht wollte, schließlich die Übernahme einer anderen, weit kleineren Gemeinde, z.B. Heyen vor. Nach einiger Überlegung und nach einem Besuch in Heyen und Umgebung willigte er ein, er nahm den Vorschlag an. Zu Heyen wurde, um dem Gesetze bezüglich der Seelenzahl zu genügen, Esperde hinzugelegt als Filiale der Gemeinde. Im Juli 1938 zog er mit seiner Familie hierher. Ein neuer Anfang in ländlicher Stille und anheimelnder Enge und nachbarlicher Traulichkeit eines reizvoll gelegenen Dorfes. Weserstrom, nahe Berge, bunter Wald, weites, fruchtbares Tal und ein nett und freundlich erneuertes Haus. Jetzt ging es an die Arbeit. Alles in einem übersehbaren Kreis und an manche Stunde füllende Gartenarbeit, die ihn näher mit der fleißigen Bevölkerung verband. In demselben Jahr 1938 kam die ernste, aufregende Erwartung eines Krieges aus dem Südosten her. Als diese düstere Wolke zur Erleichterung aller sich verzogen hatte, kam wirklich 1939 der alle Kräfte der Nation anspannende, wirkliche Krieg, zuerst mit Polen, dann mit Frankreich und England und schließlich auch mit Russland. Zunächst glänzende, schnell aufeinanderfolgende Siege, dann auch Rückschläge und Rückzüge. Das furchtbare Ereignis, eine schreckliche Tragödie mit schwersten, entscheidenden Folgen: "Stalingrad". Und von da an Rückzüge und Verluste von Ländern und Nationen usw. Es ist hier nicht der Ort, all das, Anfang und Ende des Krieges, ausführlich zu beschreiben. Der Krieg wurde durch Terrorangriffe bei Tag und Nacht auf die Städte, ja auch auf Dörfer erschreckend, zerstörend, unsagbares Elend der Bewohner hervorrufend, getragen. Welch ein Jammer, Schaden, welch eine Not! Dann kam der angstvoll von vielen erwartete Zusammenbruch im blühenden Frühling 1945. Man erspare mir, dieses Ende zu beschreiben in seinem Anfang und Fortgang. Deutschland war von seinen Feinden besiegt. Die Opfer an Blut und Leben bei unseren, d.h. Heyens Kriegern, Vätern, Söhnen, Gatten und Brüdern sind folgende: (In der Aufzählung findet man auch den einzigen Sohn des Kirchenrats Clemens, Major Jürgen Clemens, gefallen am 05.01.1942). Im September 1945 ist unter den hiesigen Mitgliedern der Wehrmacht etwas ungewöhnliches, höchst erfreuliches geschehen: Am 25.02.1943 wurde der Heldentod von Karl Fischer offiziell gemeldet. Wir trauerten um ihn als Gatten, Vater und tüchtigen Meister seines Handwerks. Da kam im September diesen Jahres die telegrafische Nachricht eines Kameraden, dass Karl Fischer unterwegs sei auf der Fahrt in die Heimat. Es wichen dann auch die letzten Zweifel an der Wirklichkeit dieser Nachricht: Tatsächlich, er erschien hier, sehr erholungsbedürftig, ja krank von den Anstrengungen der langen Heimfahrt und der unzulänglichen Ernährung in Sibirien. Am anderen Sonntag wurde dem Heimgekehrten ein herzlicher Gruß in allgemeiner Freude entboten, ihm den Todgemeldeten und "wiederlebendig gewordenen". Am 28.11.1945 wurde Kirchenrat Clemens in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Er schreibt: Ich grüße Euch zum Abschied mit den Worten des Apostels Römer 12/12: "Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet". Ein herzliches Gottbefohlen! An Euch alle für alle Zeit.

14.7

Während des Krieges und nach dem Krieg

(Pastor Bruno Welz)

Der so lange (6 Jahre) und folgenschwere, überaus leidvolle und unglückliche Krieg wirkte auf das kirchliche Leben im Gottesdienst und besonders im Konfirmandenunterricht ungünstig ein. Infolge des Arbeitskräftemangels wurde beides, namentlich das letztere, hindernd beeinflusst. Der genannte Unterricht fiel häufig aus, weil die Kinder zur Hilfe in der landwirtschaftlichen Arbeit herangezogen wurden. Auch der politische Dienst der Jugend wirkte ungünstig, einmal durch Zeitraub in der Woche, sodann leider auch durch die oft kirchenfeindliche Beeinflussung der - 138 -

Chronik Heyen leitenden Kräfte. Die Männer, zum großen Teil in der Wehrmacht draußen, mussten ihren Frauen die Arbeit, die manchmal schwere Feldarbeit, überlassen. So fanden sie oft keine Zeit zum Gottesdienstbesuch wie auch zur Abendmahlsfeier. 1947. Dem Spezialvikar von Heyen, Herrn Pastor Jung aus Halle, wurde die Verantwortung für die Heyener Gemeinde neben seinem Amte zu groß. So entschloss sich das Landeskirchenamt Hannover dazu, hierher einen Vertreter zu senden, der im April 1946 sein Amt antrat. Es war dies Propst Namenhauer, Flüchtling aus Finnland, ein belesener, kluger Mann, dessen Predigten die Gemeinde gern hörte. Um die Gemeinde hat er sich seiner Krankheit wegen nur wenig kümmern können. Recht bald mussten die Nachbarpastoren helfend einspringen. Pastor Jung aus Halle und später der Flüchtlingspastor Bruno Welz, der Schreiber dieser Zeilen, der hier am 03.04.1947 seinen ersten Abendmahlsgottesdienst hielt. In den September 1947 fällt die Rückkehr der im 2. Weltkrieg abgelieferten großen Kirchenglocke, die von der Gemeinde mit großer Freude heimgeholt und empfangen wurde. Beide Glocken rufen die Gemeinde nun wieder, wie in alter Zeit. Von der ganzen Gemeinde betrauert ging am Heiligen Abend 1947 unter dem Geläut der Christabendglocken Herr Kirchenrat Clemens nach langer Krankheit im Pfarrhaus heim. Die Gemeindemitglieder rühmen seine große Gütigkeit und Kinderliebe, sowie seine Treue in Hausund Krankenbesuchen. Am 15. Feb. 1948 wurde Pastor Welz aus Hehlen durch Superintendent Buttler, Bodenwerder, im Gottesdienst der Gemeinde Heyen in sein Amt als Pastor eingeführt, nachdem er am 21.Jan. 1948 von Herrn Landesbischof D. Lilje "auf die erledigte Pfarrstelle in Heyen - Esperde" berufen war. Am 28. Feb. 1948 zog die Familie Propst Namenhauer (fünf Personen) ins Pfarrhaus Nieder - Börry ein, am 02. März hielt die Familie Welz ihren Einzug in das Pfarrhaus zu Heyen. Am 19. April 1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in Heyen. Die Anregung hierzu ging aus von dem aus der Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, der selbst ein Schüler des "Posaunengenerals" Pastor Kuhlo war. Am 18. Juni wird die Währungsreform angekündigt. Für die Reichsmark war nichts mehr zu kaufen. Der Landmann und Industrielle hortete Waren, so er konnte. Ware war wertbeständig. Wer etwas ohne Bezugschein kaufen wollte, musste dies auf dem "Schwarzen Markt" tun. "Schwarzhändler" gab es in Stadt und Land. Die meisten Dinge des täglichen Gebrauchs kosteten mindestens das 10fache ihres Friedenswertes auf dem schwarzen Markt, sofern sie überhaupt erhältlich waren. 9. Juli 48 Probst Namenhauer wird in Börry begraben. 01.08.48 Erstes Auftreten des Posaunenchors im Pfarrgarten (Festes der Äußeren Mission). 18.02.49 Seit 1946 unter Probst Namenhauer besteht in Heyen eine Ev. Diakonissen-Station mit der ersten Schwester Christine Klebsch (Arbeitsbereich: Krankenpflege). 13.03.49 Volkstrauertag wird wieder gehalten. Esperde noch 61 Kriegsvermißte, Heyen 46. 22.05.49 Am 31.03.1949 haben wir uns vom Kreiskirchenrentamt in Holzminden gelöst und dem neu errichteten Kreiskirchenrentamt Bodenwerder angeschlossen (Superintendent Buttler). 24.10.49 Diakonisse Christine Klebsch wird abgelöst. Schw. Anna Schmidtke tritt Siedlung mit Schule vom „Kleinen Knapp“ – Foto: Küchemann Juni 1959 an ihre Stelle. 12.01.50 Heyen bewilligt dem Pastor jährlich 75,– DM Fahrkosten und beschließt mit Esperde, dem Pastor sofort zur Erleichterung seines Dienstes ein Leichtmotorrad (98 ccm) zu kaufen. 16.01.50 Kreiswohnungsamt Holzminden macht Wohnungs- und Hausdurchgang. Die Wohnungsnot ist nach wie vor sehr groß, da durch Vertreibung aus dem Osten bis zur - 139 -

Chronik Heyen Oder-Neiße-Linie und Bombardierung, vor allem der Großstädte, viel Wohnraum benötigt wird. Darum Wohnungs-Zwangswirtschaft in Deutschland. 12.06.50 Hagelfeiergottesdienst in Heyen. 1950 Martha u. Luise Sagebiel laden alle lebenden Teilnehmer der Konfirmations – Jahrgänge 1900 u. früher zur Goldenen Konfirmation ein. 75 Jubilare kommen. Sie spenden 2 große Altarleuchter mit Widmung. 1951 Die pol. Gemeinde sucht Baugelände für Baulustige und für eine neue Schule. Da sonst in der Gemeinde kein Baugelände hergegeben wird, entschließt sich der Kirchenvorstand auf dem Tauschwege Pfarrland herzugeben.

Konfirmation am 11.März 1951 in Heyen: Untere Reihe von links: Pastor Welz, Gerhard Schramm, Dieter Lenzewski, Herbert Sporleder, Horst Zimmermann. Zweite Reihe: Hans-Gerd Kammler, Dieter Rotkamp, Helmut Rösler, Friedrich Willmer. Dritte Reihe: Rita Schrammek, Marga Möller, Helga Fischer. Vierte Reihe: Maria Peleikis, Christa Dyballa, Margret Baxmann, Anni Meyer, Elfriede Zieseniß. Obere Reihe: Christa Pfeffer, Marta Lyrath, Brunhilde Fleischmann, Ilse Fischer.

10.03.52 Schwester Schmidke zieht in neue Wohnung Haus Nr. 10. Pastor versucht auf dem Kreiswohnungsamt die Genehmigung nachzuholen. 17.03.52 Schwester Schmidke muss wieder ausziehen. Schwesternstation ist ohne Wohnung. Die pol. Gemeinde hilft nicht. Ausrede „Wir können nicht“. 30.05.52 Schwester Schmidke kehrt in ihr Mutterhaus Lemförde zurück. Kreis und Gemeinde verstecken sich hinter Paragraphen. …den Kontrakt mit dem Mutterhaus haben wir gelöst. 01.01.53 Neue Gesangbücher in Augenschein genommen. 07.11.53 Der Posaunenchor spielt zur Einweihung des neu erbauten Hauses von Schumacher Heinrich Willmer auf der Diekbreite. 27.11.53 Wie im Vorjahr schickt auch dieses Jahr unsere Frauenhilfe an bedürftige Familien unseres Patenkreises in der Ostzone (Oberseifersdorf im Kreis Zittau) Päckchen, am 18.11. gingen 4 Päckchen mit 23 Pfund ab. Heute schickten wir 18 Päckchen à 4 Pfund Inhalt: Fett, Zucker, Wurst, Gummiband, Textilien, auch Kaffee-Siebe – alles Dinge, die dort nicht erschwinglich bzw. überhaupt nicht im ausreichenden Maße käuflich sind. 18.01.54 Der alte Taufstein aus dem Jahre 1625 wird vom Hofe Nr. 7 (Fr. Wessel) zur Säuberung auf den Pfarrhof gebracht. - 140 -

Chronik Heyen 26.05.54 Abfahrt der Familie Hermann Klitscher, Heyen Nr. 10, um von Bremen aus nach Canada auszuwandern. 26.05.54 Vormittags Aufstellung des Taufsteins in der Kirche an der Stelle, auf die ihn schon die Väter 1625 gesetzt hatten: gegenüber dem Eingang unter der Nord-Prieche. 04.06.54 Herr Wilhelm Geitel, Bodenwerder, Textil-Kaufhaus, stiftet der Kirche Heyen 2 LäuferStücke in das Chor der Kirche Heyen. Sein Ahne war von 1781 bis 1841 – sechzig Jahre – hier Pastor! 07.06.54 Herr Landessuperintendent Laasch, Hannover, weiht den alten Taufstein von 1625 neu ein. 16.06.54 Erster Spatenstich zum Schul-Neubau Heyen. 14.07.54 Wir tragen den 96jährigen Opa Wilhelm Pieper, Heyen Nr. 14, zu Grabe. 16.08.54 Der Orgelbaumeister Wiegmann, Hameln, beginnt mit dem Einbau eines Orgelmotors in der Kirche Heyen. Bislang haben die Konfirmanden für etwa 40,– DM jährlich die Bälge getreten.

Goldene Konfirmation 1980 – Gruppenbild mit Pastor Erwin Lask

01.09.54 Die Schwesternstation Heyen, die seit dem 24.10.1949 ruhte, wurde heute mit Einverständnis von Kirche und Gemeinde neu besetzt mit Schwester Christine Klebsch. 30.04.55 Um 19.30 und 23.30 Uhr zwei Unwetterkatastrophen mit schweren Auswirkungen. Heyen ist besonders schwer heimgesucht. Die Wolkenbrüche schwemmen die Saaten von den Feldern, klatschen den Acker zementartig fest, reißen das Pflaster der Hauptstraße von unten her, vom unterirdischen übervollen Bachbett, und von oben auf, überfluten das Leute-Haus von Feuerhake (gegenüber Gasthof Dröge), reißen den Pfarrzaun an der Straße nach Bodenwerder fast vollständig um. Der Bach im Pfarrgarten war zum reißenden Strom geworden und brachte vom Nachbarn einen Stein von 6 bis 8 Zentnern etwa 30 Meter weit mit. Der Schaden für unsere Landwirtschaft ist groß. 05.06.55 Kreisposaunenfest in Heyen. Alle Bläser (etwa 76) sind in Privatquartieren zum Mittagessen in Heyen und Esperde. Herrliches Wetter. Die Chöre spielen in den Gottesdiensten und nachmittags zu einem Festnachmittag auf dem Weinberg. Die Festansprache auf dem Weinberg hält Landessuperintendenten Laasch, der sinngemäß mit etwa folgenden Worten begann: „In meinem Leben habe ich schon von vielen Kanzeln gesprochen. Auf solch einer herrlichen Kanzel wie diese, habe ich noch nicht gestanden.“ Dabei ging seine ausgestreckte Rechte über die Weite der Weserberge und des Ith. 15.12.55 Einweihung der neuen Schule und des Lehrerhauses. 03.01.56 Unter der Leitung von Frau Welz entsteht ein „Kreis Junger Frauen“.(23 Frauen) 15.06.56 Die elektrischen Läutemaschinen für die Glocken in Heyen werden eingebaut. Eine Glocke wird gedreht, die auch einen neuen Klöppel erhält.

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Chronik Heyen

25.08.56 Die Keller´sche Scheune (Maschinenschuppen) außerhalb des Dorfes links an der Straße nach Brockensen wird umgeweht. Allein im Pfarrgarten wirft der Sturm acht Bäume um. Alles Obst liegt am Boden.

Goldene Konfirmationen 1985: Stehend v.l. Lieselotte Dröge, Hildegard Eiffler, Gerda Franz, Hildegard Bode, Hermann Maaß, Irmgard Willmer, Marie Hollstein, Pastor Wolfgang Ebel, Emmy Lemke, Heinrich Möller, Anneliese Hundertmark, Melitta Mittendorf, Martha Hilmer. Sitzend v.l. Wilhelm Möller, Wilhelm Steinbrink, Joachim Heinrichs, Fritz Timmermann, Karl Grupe, Wilhelm Klingenberg, Paul Klettke, Rudolf Schönheit, Gerhard Arndt.

30.08.56 Das Landeskirchenamt hat zum neuen Superintendenten unseres Kirchenkreises Bodenwerder den Pastor Heinrich Brümmer ernannt. 10.11.57 Plötzlicher Heimgang von Pastor Welz am 10.11.1957 wurde ich (Hermann Reichert) am 20.04.1958 in mein Amt als Pfarrvikar eingeführt. 1967 Hermann Reichert gibt aus familiären Gründen sein Amt auf. 22.09.67 Pastor Erwin Lask übernimmt die Pfarrstelle Heyen/Esperde 1971 Am Reformationstag im Jahre 1971 wurde die neue Friedhofskapelle in Heyen eingeweiht. Seit dem 1. Jan. 1973 liegt die Verwaltung des Friedhofs in kommunaler Hand (Samtgemeinde). 29.02.85 Wir verließen Heyen und zogen in unser Haus in Hameln (Ruhestand).

hinten v.l. Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch (Sorge), Gertrud Hammerl (Hilmer), Ludwig Lindemann. vorne v.l.: Gertrud Biermann (Seelemeyer), Marie Albrecht (Maaß), Elfriede Arndt (Möller), Marie Uhlit (Sporleder), Wilhelm Waßmann, Willi Köhls, Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich.

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Chronik Heyen

14.8

Abschrift einer Tafel in der Kirche

(Friedel Peter)

Notitia: Pastorum Heyensium et Frenkensium Post Purgatam A Luthero Religionem. 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Johannes Bolenius Agressum est Pastoratum Frenkensen Petrus Detmari Anno 1600 Pastoris Munus in Ohsen Obtinuit Justus Mesenkamp Andreas Düvelius Ludolphus Colemeier Hermann Brauns

1570 – 1590 1588 1599 1600 – 1612 1612 – 1626 1626 – 1643 1643

12.

Permutavit Hoc Officium cum Dignitate Praesulis Ahlshusenis Johannes Brase Conradus Aodolphus Düpolicus Hermanus Henricus Pagendarm Osnabrügens Nat. Suscepit Pastoratum Heyensem Johann Martin Müller Aug. Christ. Lud. Geitel Nat. Ottensteinae (in Locum) Mülleri Pastoratum Heyensem et Frenkensem Rite Suscepit 1841; 1843 in Bodenwerder Wilhelm Stegmann

13. 14.

seit 1850 Superintenden wurde 1856 als Superintendent nach Königslutter versetzt Ludwig Runge Adolf Runge (seit 1923 Kirchenrat)

1856 – 1881 1882 – 1930

15. 16.

In seiner Amtszeit wurde 1926 die Verwaltung von Frenke an Heyen abgetreten. Theodor Clemens, Kirchenrat Bruno Welz, Pastor

1938 – 1945, 1947 1948 – 1957

7. 8. 9. 10. 11.

Nicht auf der Tafel vermerkt sind: Vikar Wesemann Vikar Schlutter Probst Namenhauer Hermann Reichert Erwin Lask Wolfgang Ebel Bernd Dauer

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1647 1648 – 1680 1680 – 1713 1674 1713 – 1749 -1781 1755 1781 1841 – 1856

1936 – 1937 1937 – 1938 1946 – 1948 1958 – 1967 1967 – 1985 1985 – 1987 1988 – 1996

Chronik Heyen

14.9

Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, Heyen seit 1997

(Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich)

Das einschneidende Ereignis für die Kirchengemeinde Heyen in diesen Jahren war sicherlich der Verlust der eigenen Pfarrstelle. Die Kirchengemeinde Heyen war bis dahin mit der Kirchengemeinde Esperde unter einem Pfarramt verbunden und wurde von Pastor Bernd Dauer pfarramtlich betreut. Durch die in diesen Jahren einsetzenden Kürzungen wurde bereits seit 1996 überlegt, den Kirchenkreis Bodenwerder, der, damals mit etwa 20.000 Gemeindegliedern der Kleinste in unserer Landeskirche war, aufzulösen. Im Frühjahr 1997 wurden die Pfarrstellen Heyen und Halle vakant. Für Heyen zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt bereits der Verlust der Pfarrstelle ab und trotz vieler Bemühungen seitens der Gemeindeglieder und des Kirchenvorstandes konnte dieses nicht abgewendet werden. Daraufhin wechselte Pastor Dauer nach Börry in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Pastor Carsten Mork, der Inhaber der Pfarrstelle Halle ,wechselte als Dozent für Konfirmandenarbeit an das RPI in Loccum. Die Planung sah vor, mit der Auflösung des Kirchenkreises Bodenwerder gleichzeitig eine Angleichung der Kirchenkreis- mit den Landkreisgrenzen vorzunehmen. Infolgedessen wurde die pfarramtliche Verbindung zwischen Heyen und Esperde aufgehoben. Esperde wechselte mit den Kirchengemeinden Grohnde, Hajen und Frenke in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Der Restkirchenkreis Bodenwerder ging im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder auf. Dies bringt für Heyen und auch für Halle gewissen Schwierigkeiten mit sich, sind doch die Menschen aus unseren Gemeinden grundsätzlich nach Hameln orientiert. Zum einen ist die Entfernung nach Hameln kürzer, zum anderen besuchen die Schüler die Hamelner Gymnasien und viele Einwohner haben in Hameln ihren Arbeitsplatz. Außerdem ist Hameln als Stadt weitaus attraktiver als Holzminden. Aufgrund der Neustrukturierung der Kirchenkreise musste der Kirchenvorstand Heyen im Frühjahr 1997 der Umwandlung der Pfarrstelle Heyen in eine Dauervakanz zustimmen. Seit Mai 1997 wurde der Vertretungsdienst von Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich aus Grünenplan wahrgenommen. Obwohl die Vakanz in Halle schon länger andauerte als in Heyen, wurde im Landeskirchenamt beschlossen, das Besetzungsverfahren so lange auszusetzen, bis die rechtlichen Grundlagen für die Pfarrstelle Halle/Heyen geschaffen waren. Ergebnis: Heyen ist weiterhin selbständige Kirchengemeinde ,jedoch mit Halle unter einem Pfarramt verbunden. Pfarrsitz ist Halle. Beiden Kirchenvorständen sollte die Möglichkeit gegeben werden, den neuen Inhaber der Pfarrstelle gemeinsam zu wählen. Deshalb zog sich das Besetzungsverfahren lange hin. Die Pfarrstelle Halle/Heyen wurde nach der Wahl durch die Kirchenvorstände mit Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich besetzt. Ihre Einführung fand am 1. Advent in Halle und am 2. Advent in Heyen in Festgottesdiensten statt. Ein Jahr darauf standen die Pfarrstellen Kirchbrak und Halle/Heyen wieder zur Disposition. Dies scheiterte jedoch am großen Widerstand der Kirchengemeinden, die auch von den Kommunen unterstützt wurden. Zur Sicherung der Pfarrstellen wurde die WeserVogler Region gegründet, der die Kirchen und Kapellengemeinden Kirchbrak, Rühle-Dölme und Hunzen, sowie Halle/Heyen mit Dohnsen, Linse, Tuchtfeld, Wegensen und Kreipke angehören. Auf der anderen Weserseite wurde ebenfalls eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den Kirchengemeinden Hehlen- Hohe- Brökeln und Bodenwerder gegründet. Während die Arbeitsgemeinschaft Weserbergland für mehr Gemeindeglieder zuständig ist, muss in unserer Weser-Vogler Region der hohen Anzahl von Predigtstätten und Kirchen- und Kapellenvorständen Rechnung getragen werden. Nach einer Gemeindeberatung hat sich die Zusammenarbeit der beiden Arbeitsgemeinschaften zufriedenstellend entwickelt. Aufgrund der niedrigeren Gemeindegliederzahl übernehmen die Pastoren Pasewark und Hutter-Ulbrich einseitig Vertretung in der anderen Region. Die bis dahin leerstehende Pfarrdienstwohnung konnte an Familie Rolf und Martina Hilmer vermietet werden. In der Region Weser-Vogler sind mittlerweile die Pfingstmontagsgottesdienste als Regionalgottesdienste zu einer festen und geschätzten Einrichtung geworden. Die Gottesdienste finden an besonderen Orten statt (Rittergut von Grone, Maschinenhalle der Familie Frank - 144 -

Chronik Heyen Hermann Krohne, in Dohnsen, Kirchbrak auf dem Hof von Familie Daus) Anschließend wird gemeinsam gegrillt und ein Kaffeetrinken schließt die Veranstaltung ab. Darüber hinaus wird ein Rahmenprogramm geboten wie Ortsführung, Wanderungen und Spielangebote für Kinder, wo sich insbesondere die Damen des Kindergottesdienst-Teams Heyen mit viel Engagement einbringen. In unserm Dorf ist den letzten Jahren der Himmelfahrtsgottesdienst am Schützenhaus zu einer festen Einrichtung im Kalender der Kirchengemeinde geworden. Der Kindergottesdienst der Kirchengemeinde nimmt einen hohen Stellenwert ein. Die Vorkonfirmanden können anstelle des Hauptgottesdienstes bis zum Osterfest im darauffolgenden Jahr den Kindergottesdienst besuchen. Die Christvesper wird maßgeblich vom KindergottesdienstTeam gestaltet. Die Damen üben in jedem v.l. Hermann Wiemann, Luise Wiemann, Georg Schild, Hanna Garve, Rosemarie Schild, Elfriede Jahr mit den Kindern Arndt, Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch, Ria Heinrichs, Margret Bartnik, Peter Klatt. und Vorkonfirmanden das Heyer Krippenspiel ein, das dann zur Aufführung kommt. Ebenso veranstaltet der Kindergottesdienst jedes Jahr gemeinsam mit dem Kindergottesdienstteam aus Börry eine Freizeit, die immer gut besucht ist. Neben dem schon lange bestehenden Kindergottesdienstteam, das aus den Damen Julia Arndt, Dagmar Kliche, Katja Meyer und Heidrun Dauer, stehen mit Maike Diekmann und Sandra Natschke nach erfolgreich besuchter Gruppenleiterschulung, auch schon ehemalige Kindergottesdienst-Besucherinnen als Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Der Weltgebetstag wird jährlich von einem Team vorbereitet. Nach dem gut besuchten Gottesdienst in der St. Ursula-Kirche treffen sich die Frauen anschließend im Pfarrhaus, um die Speisen des Landes, aus dem die Weltgebetstagsordnung kommt, zu probieren. Einmal im Monat trifft sich der Heyer Frauenkreis mit Pastorin Hutter-Ulbrich. Die Vorbereitung liegt bei Frau Anni Meyer und Frau Lina Ortmann. Es werden aktuelle Themen aus Theologie, aber auch aus anderen Bereichen diskutiert und natürlich wird gerne gesungen. Im Mai, beim letzten Treffen vor der Sommerpause, wird immer ein Ausflug unternommen. Ziele waren Ottenstein, Schloss Hämelschenburg und das Museum für Landtechnik in Börry. Im Jahr 2000 wurde ein neuer Kirchenvorstand gewählt, der sich wie folgt zusammensetzt: Vorsitzende Frau Julia Arndt, Frau Ilse Fredebold, den Herren Martin Bartnik, Klaus Diekmann, Uwe Lindemann, Manfred Range und Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich. Die monatlichen Kirchenvorstandssitzungen finden gemeinsam mit dem Kirchenvorstand Halle abwechseln im Pfarrhaus Heyen und seit Herbst diesen Jahres im neuen St. Petri Gemeindehaus in Halle statt. Die Zusammenarbeit innerhalb der Kirchenvorständen ist gut und die

Kirchenvorstand im Jahr 2004 v.l.: Ilse Fredebold, Manfred Range, Uwe Lindemann, Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich,Klaus Diekmann, Julia Arndt, Martin Bartnik

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Chronik Heyen Damen und Herren des Kirchenvorstandes und auch aus der Mitarbeiterschaft treffen sich einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Busausflug und zu einer Wanderung zwischen den Jahren. Den Küsterdienst versieht Frau Margret Bartnik, als Organistinnen tun Frau Martina Sudhof Werner und Frau Gudrun Ahlswede-Klüger Dienst. Für die Gestaltung von Festgottesdiensten steht auch der Posaunenchor Halle unter der Leitung von Hans-Jürgen Hilmer zur Verfügung und verleiht den Gottesdiensten durch die Bläsermusik eine besonders festliche Atmosphäre. In den letzten Jahren konnten auf Grund der zahlreichen Spenden und des freiwilligen Kirchenbeitrages eine neue Bestuhlung für den Gemeinderaum im Pfarrhaus angeschafft werden, im letzten Jahr wurde der Raum renoviert. Auch die Beleuchtung der Kirche wurde passend zum Kronleuchter erneuert. Das Sorgenkind des Kirchenvorstandes ist schon seit einigen Jahren die Furtwängler Orgel von 1871. Nachdem Mitte der 60iger Jahre die Kirche saniert wurde, wurde damals auch die Orgel entsprechend dem damaligen Stand der Technik saniert. Nach fast 40 Jahren sind nun Schäden in der Dichtigkeit der Windladen aufgetreten und eine Reinigung ist auch erforderlich. Darüber hinaus halten die Fachleute eine Grundsanierung( Rückführung der Mechanik, und Rückbau später eingebauter Registers auf den Urzustand) für erforderlich. Dies bringt jedoch derart hohe Kosten mit sich, dass es illusorisch erscheint, dieses Riesenvorhaben in Angriff zu nehmen. Der Kirchenvorstand ist um eine Lösung bemüht, welche die Orgel weiterhin spielfähig hält, aber auch finanziell tragbar ist. Die große Lösung wird zum jetzigen Zeitpunkt sicher unmöglich bleiben und muss späteren Generationen vorbehalten bleiben. Das Nahziel ist die Sicherung der Pfarrstelle Halle/Heyen über die nächste Kürzungsrunde 2008 hinaus

14.10 Der Friedhof in Heyen Bis 1891 - Die Verstorbenen wurden bis 1891 auf dem Kirchhof (rund um die Kirche) beigesetzt. Im März 1886 (Archiv Heyen 201) Verlegung des Kirchhofes auf den vom Gemeinderat ausersehenen Platz. Der Berichterstatter der herzoglichen Kreisdirektion hält besonders wegen des breiten Kommunikationsweges, der zum neuen Friedhof führen würde, den ausersehenen Platz für günstig. „... bildet sie (die Gönne) seit uralten Zeiten den Kirchweg für den für den größten Teil der Gemeinde, auch die Toten sind diesen Teil des Weges hinaufgetragen , obwohl derselbe in seinem unteren Teile viel steiler war. Bei der Lage des jetzigen Kirchhofes hat man, obwohl man auch ein anderes Terrain mit in Erwägung gezogen hat, doch dem Platze des jetzigen Friedhofes um seiner friedlichen und schönen Lage willen, den Vorzug gegeben“ Friedhof um 1900

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Chronik Heyen 16. Februar 1891 – Einweihung des neuen Friedhofs. „... Hohenherz. Kons. beehre ich mich, hiermit unter Anschluss eines gem. Protokolls des hiesigen Kirchenvorstandes und Gemeinderates vom 20. Januar 1891 zu berichten, dass der neue Begräbnisplatz für die Gemeinde Heyen in gemeinschaftlicher Sitzung zur Benutzung als Kirchhof und zur Verwaltung überwiesen worden ist.“ Am selben Tage wurde unter Mitwirkung des Schülerchores, sowie unter Beteiligung des Kirchenvorstandes und des Gemeinderates der neue Begräbnisplatz feierlich eingeweiht, und darauf zum ersten Male zum Begräbnis des betagten Witwers Heinrich Flentge in Gebrauch genommen. 2. März 1914 (Chronik des Pfarramtes) – Der in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in Heyen eingetroffene Totenwagen für seine Zwecke eingeweiht. In 1968 – Abriss des Wagen- und Gerätehauses (s. Bild Aussegungshalle, Abschnitt „Während des Krieges und nach dem Krieg“). Neubau der Friedhofskapelle. Der kirchliche Friedhof kommt in kommunale Verwaltung.

14.11 Posaunenchor Heyen (Aus dem Kirchenbuch)

Am 19. April 1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in Heyen. Die Anregung hierzu ging aus von dem aus der Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, der selbst ein Schüler des ‘Posaunen-General’ Pastor Kuhlo war. Diese Aufzeichnung hat Reinhard Meyer zum Anlass genommen, nach 50 Jahren einmal Rückschau zu halten auf einen Klangkörper, der gerade in den schwierigen Jahren des Wiederaufbaus, in Heyen für eine festliche und fröhliche Stimmung gesorgt hat. Durch sie konnte man vom harten Alltagsleben aus- und entspannen. In kürzester Zeit Auf dem Weinberg mit Blick auf die Straße nach Bodenwerder (heutige Siedlung – 1955) verstanden es die Gründer unter der Leitung des damaligen Ortsgeistlichen, Pastor Bruno Welz, den Posaunenchor zu einem stattlichen Klangkörper auszubauen. Vorrangig wurden Kirchenlieder und Volkslieder gespielt, vierstimmig: 1. und 2. Trompete, Tenor und Bass. Anlässlich des Festes der „Äußeren Mission“ am 1. August 1948 im Pfarrgarten, hatte der Posaunenchor seinen ersten öffentlichen Auftritt. Weitere Auftritte folgten insbesondere bei Gottesdiensten, als musikalische Glückwünsche zu ‘runden’ Geburtstagen bei älteren Einwohnern, so ab 70 und älter, oder aus Anlass von Goldenen Hochzeiten. Ein Kreisposaunenfest richtete der junge Chor (inzwischen 18 Mitglieder) am 5. Juni 1955 aus. Mehr als 70 Bläser aus dem Kirchenkreis Bodenwerder und Umgebung versammelten sich unter

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Chronik Heyen Leitung des Kreiskantors Lilje, in Heyen zu einem gemeinsamen öffentlichen Konzert auf dem Weinberg. Die gemeinschaftliche Chormusik war stets geprägt von Harmonie und Frohsinn. Besonders wurden Freundschaften zu Nachbarchören gepflegt. Ebenso zur hiesigen Feuerwehrkapelle, mit der gemeinsame Übungsabende durchgeführt wurden. Anfang der 60er Jahre jedoch verringerte sich die Bläserzahl erheblich, da ein Großteil, bedingt durch berufliche Wohnungswechsel, Heyen verlassen haben. Sechs Bläser (die „RestPosaunenchor begleitet den Festzug auf dem ersten großen Erntefest der neugegründeten Landjugendgruppe Heyen (Herbst 1955) Chorgemeinschaft“) fanden im Posaunenchor Halle einen neuen Wirkungskreis. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer - selbst langjähriges, aktives Mitglied im Heyener Posaunenchor, schaut heute noch gern auf die Anfänge des Heyener Chores zurück und so mancher Übungsabend lässt nicht selten Erinnerungen an die Anfänge des Heyener Chores wach werden. Das Repertoire hat sich in den Jahren auch dahingehend verändert, dass neben der klassischen Kirchenmusik und den Volksliedern immer mehr konzertante Melodien und auch Marschmusik gespielt wird. Schwerpunkt bleibt aber auch in Zukunft die festliche Kirchenmusik. Am Sonntag, 19. April 1998 wurde mit einem festlichen Konzert im Dorfgemeinschaftshaus in Heyen an den Gründungstag erinnert. Ehrengäste waren Ilse Welz, Ehefrau des 1957 verstorbenen Pastor Bruno Welz, deren Sohn Martin mit Frau Maria, Pastor in Hämelschenburg und heute schon im Ruhestand. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer konnte besonders auch Superintendent Dietrich Erdmann mit Ehefrau und Frau Pastor Hutter-Ulbrich mit Familie begrüßen. Nicht zuletzt wurden zahlreiche „Ehemalige“ willkommen geheißen. Bei Kaffee und Kuchen wurden im gut besuchten Saal alte Freundschaften gepflegt und zahlreiche Erinnerungen ausgetauscht.

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Chronik Heyen

15 Die Schule in Heyen Im Jahre 1626 besetzte Tilly die Stadt Bodenwerder. Als seine Horden auch in der Ithbörde ihr Unwesen trieben, sind wahrscheinlich die meisten Aufzeichnungen und Kirchenbücher des Pfarramtes Heyen verlorengegangen bzw. vernichtet worden. Die nachfolgenden Auszüge von den Aufzeichnungen der Pastoren Pagendarm (1713-1749) und Müller (1749-1781) in den Heyener Kirchenbüchern geben u. a. einen Einblick in die Tätigkeiten und Einkünfte der Pastoren und Lehrer. Der Pastor war früher oft der einzige Schriftgelehrte im Dorf. Er verfasste Bittschriften und Anträge an Behörden und Ämter für den Bürgermeister und die Einwohner, er wirkte in allen wichtigen Gremien mit und war der Vorgesetzte des Lehrers (später Vorsitzender des Schulausschusses).

Volksschule Heyen mit Lehrer Schulze, etwa 1910

Die Anfänge der Schule gehen auf die Reformation zurück. Herzog Julius von BraunschweigWolfenbüttel verfügte 1569 zunächst den zweimaligen Unterricht in der Woche in Katechismuslehre, Lesen und Schreiben. Im Jahre 1734 kam die Schulpflicht für alle Kinder von 6 bis 12 Jahren. Allerdings blieben im Sommer die Schulen geschlossen, weil die Kinder bei ihren Eltern mitarbeiten mussten. Der Schulmeister durfte, sofern er sich nicht selbst als Handwerker ernähren konnte, in der Ernte 6 Wochen als Tagelöhner arbeiten. Pastor und Schulmeister bekamen noch keine Gehälter. Sie lebten von der Landwirtschaft, den Abgaben und Gebühren aus dem Dorf. Als die Lehrer nach dem neuen Gemeindeschulgesetz ab 1.4.1914 nicht mehr von der Kirche abhängig waren, blieben viele weiterhin aus alter Tradition Kantor ihrer Kirchengemeinde.

15.1

Einnahmen der Schule

In der folgenden Abschrift aus den Heyener Kirchenbüchern sind die Einnahmen der Kirche und Schule von Heyen aufgeführt. Die Geldangaben sagen uns wenig. Die Währung und die Schulverhältnisse sind mit der heutigen Zeit nicht vergleichbar. Die Natural- und Geldleistungen zeigen aber, dass das ganze Dorf stets bemüht war, einen Pastor und einen guten Schulmeister am Ort zu halten.

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Chronik Heyen Auf Michaelis : 1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern kommt ein an reinen Korn 6 Malter Roggen , 4 Malter Gersten, 1 Malter und 4 Himbten Hafer, wie auch 4 Schock Stroh. Die 6 Malter Roggen, den Himbten zu 18 gl tun : 18 Thaler. Die 1Malter und 4 Himbten Hafer, den Himbten zu 7 gl = 1 Thl, 34 gl. Die 4 Schock Stroh = 4 Thaler. 2. Von dem Quartal - Opfer 2 gl, welche Pastor auszahlt. 3. Von der Kirchen vor Wein zu holen, vor die Uhr zu stellen, vor Uhr und Glockenschmier, vor Tauf- und Altartücher reinigen: 2 Thl u. 4 gl. Auf Weihnachten: 1. Von 11 Ackersleuten und 29 Kötern kommt ein: Von einem jeden ein Brot und eine Wurst, bringet zusammen 4o Brote und 4o Mettwürste. Sind aber einige vor-handen, welche Wurst und Brot nicht aufbringen können, so bezahlen sie das Brot mit 2 gl und die Wurst mit 2 gl. Diese Einnahme zu Geld geschlagen, bringet 4 Thl 16 gl. Die Ackersleute müssen bei Einlieferung ihrer Brote und Würste ein jeder noch 1 Pfennig dabeischießen. Weil nun derselben 11, so bringet solches 11 ch. 2. Von den Kirchhöfern, an der Zahl 13, gibt jeder alle Jahr 1 gl - Fazit 19 gl , 4 ch. 3. Von der Kirche: 1/4 Pfund Wachs in Natura Fazit: 4 gl, 4 ch. 4. Von dem Quartalopfer, welches Pastor auszahlt: 2 gl. Auf Ostern: 1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern 4 Schock Eier = 3o, diese Eier werden in der Gemeinde als eine Pflicht gesammelt. 2. Von jedem Schulkinde kommt ein an Schulgeld, 18 gl an Holzgeld, dieses beläuft sich ungefähr auf 19 bis 2o Taler, doch sind darinnen nicht alle Jahre gleich. 3. Das Quartalsopfer 2gl, so Pastor auszahlet. Summa insgesamt : 6o Taler, 7 gl u. 3 ch. Ungewisse Einnahmen: 1. Bei der Leiche eines Kindes wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, vor d. Geläute 2 gl, 2. Vor einer großen Leiche wird bezahlet vor dem Gesang 18 gl, vor dem Geläute 2 gl.. 3. Wenn eine Hochzeit einfället, wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, wird ein Schniwstuch gegeben. 4. Wenn ein Kranker berichtet wird, kommt ein: 4 gl. 5. Wenn ein eheliches Kind getaufet wird: 2gl. 6. Wenn ein uneheliches Kind getaufet wird: 18 gl. 7. Vor ein Kind, das nach der Copulation zu frühe geboren, und darauf getaufet wird: 9 gl. Diese ungewiße Einnahme mag sich wohl jährlich selten höher erstrecken als 5 bis 6 Taler, welches daraus erhellet, weil von Michael 1746 bis Michael 1747 von dieser ungewissen Einnahme nur 4 Taler und 16 gl einkommen seien. Um nun wegen der Ungleichheit der Jahre etwas Gewisses zu determiniren, setze : 6 Taler. Freiheiten an Hut und Weide Bei der Schule sind 2 Kühe und ein Rind frei, jede Kuh gerechnet zu 18 gl tut: 1 Thl. Das Rind macht: 9 gl. Mastfreiheiten hat der Schulmeister nicht. Ferner hat der Schulmeister frei 16 Schafe, die keinen Schafschatz geben. Recapitulativ aller Einnahmen: 1. Die gewiße Einnahme: 6o Taler, 7 gl , 3 ch; 2. Die ungewiße Einnahme: 6 Taler; 3. Freiheiten an Hut und Weide: 1 thl, 9 gl.; Summa summarum : 67 Taler, 16 gl, 3 ch. Weil zu dieser Einnahme noch einkommt 4 Taler Holzgeld, so ist nun die jährliche Einnahme 72 Taler, 27 gl und 4 ch. Am 20.Mai 1873 wurde auf Seite 91 im Corp.bon v.1751 eingetragen: Die von versch. Hofbesitzern in Heyen alljährlich auf Michaelis, Weihnachten und Ostern zu entrichtenden Abgaben, bestehend in Roggen usw. sind laut unterm 2. April 1873 bestätigtem Dokument abgelöst, also erloschen. Doch haben noch nicht alle abgelöst.

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Chronik Heyen Erläuterungen: Weinkauf war ursprünglich ein freiwilliges Geschenk in Wein für die Tafel des Gutsherrn, später eine Gebühr u. a. für die Stühle (Plätze) in der Kirche. Meier (aus lateinisch Major = der Größere, magnus = groß) - ursprünglich kein Familienname, sondern ein vom Grundbesitzer durch einen Meierbrief eingesetzter Gutspächter, später in Niedersachsen Eigentümer eines größeren Hofes. 1 Taler = 36 Mariengroschen (Mgl) = 24 Gutegroschen, 1 Mariengroschen (Mgl) = 8 Pfennige, (ch) 1 Gutegroschen = 12 Pfennige, 1 Gulden = 24 Mariengroschen = 16 Gutegroschen. (Münzsystem um 1835 im Herzogtum Braunschweig) 1 Malter Korn = 3 Scheffel = 6 Himten. 1 Himten = ca. 20 kg Roggen oder Weizen, = ca. 18 kg Gerste, = ca. 12 kg Hafer. 1 Elle = 2 Fuß = 24 Zoll = 57 cm, 1 Rute = 16 Fuß = 4,5 m, 120 Quadratruten = 1 Morgen

15.2 §1 §2 §4 §6 §7 §9 § 10 § 13

Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736 Das Schulgebäude errichten und unterhalten die Gemeinden Der König gibt freies Bauholz, Türen und Fenster und Kachelöfen werden von den Opfergeldern angeschafft. Jede Kirche zahlt zum Unterhalt des Schulmeisters jährlich vier Taler. Dagegen helfen die Schulmeister beim Kirchendienst mit. Zu seinem Unterhalt werden dem Schulmeister eine Kuh, ein Kalb, ein paar Schweine und etwas Federvieh frei auf der Weide gehalten. Dazu bekommt er vom König einen Morgen Land. Jedes Schulkind gibt ihm jährlich, es gehe zur Schule oder nicht 1/6 Taler. Ist der Schulmeister ein Handwerker, so kann er sich schon ernähren; ist er es nicht, so wird ihm erlaubt, in der Erntezeit sechs Wochen lang auf Tageslohn zu gehen. Der zweite Kingelbeutel (Opfersack) ist für den Schulmeister.

Volksschule Heyen 1934 Obere Reihe v.l.: Herbert Battmer, Wilhelm Möller, Hermann Reese, Herbert Maaß, Herbert Möller, Fritz Peter, Rudolf Grupe 2. Reihe v.o.: Lehrer Werner Wachsmut, Hermann Fredebold, Wilhelm Steinbrink, Hermann Sporleder, Ludwig Lindemann, Wilhelm Wessel, Rudolf Scharpenberg, Hermann Möller, Heinz Flentje, Friedrich Grave, Friedel Lindemann. davor: Wilhelm Waßmann, Marie Maaß, Emmi Reese (Flentje), davor: Gerda Hartmann (Franz), Irmchen Möller (Willmer), Ruth Nolte (Holzbrink) 2. Reihe v.u.: Heinz Loges, Fritz Sporleder, Hermann Möller, Walter Ricke, Karl Sorge, Heinz Möller, Wilhelm Maaß, Wilhelm Fredebold, Elfriede Möller (Arndt), Ursel Sorge (Ritterbusch), Margarete Sagebiel, Hilde Sporleder (Bode), Ria Waßmann, Lina Klingenberg, Luise Sagebiel. Untere Reihe: Hermann Wiemann, Herbert Sporleder, Friedrich Battmer, Helmut Sporleder, Walter Fischer, Friedrich Meyer, Ilse Waßmann (Hüne), Ria Sporleder (Ulit), Gisela Waßmann, Marie Maaß, Edith Waßmann (Borchers), Waltraut Zimmermann (Barzier), Gertrud Seelemeyer, Gertrud Hilmer

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Chronik Heyen

15.3

Schulgebäude

Schulhaus Nr. 40 (bis 1869), heute Gönne 11 (Schul- und Lehrerhaus) 1667 – 1815 wohnten hier 5 Generationen Ahrens 1815 Christian Ludwig Fischer aus Hameln wurde versetzt nach Salder, dann kam Carl Vespermann aus Behrensen, der 1836 wegen schlechten Lebenswandels abgesetzt wurde. 1836 – 1857 Wilhelm Schlütter 1858 wurde der Sohn gleichen Namens als Lehrer, Küster und Organist eingeführt.

Altes Schulhaus aufgenommen um 1988

Schulhaus Nr. 52 in der Hauptstraße 10 (Tiele) 1869

bezog Lehrer Schlütter das neue Schulhaus, welches der Großkötner Voges an die Gemeinde verkauft hat und von hier fortzog. Die Gemeinde baute das Schulhaus an das Wohnhaus an.

Schulhaus in der Dasper Straße (Dorfgemeinschaftshaus) 15.12.1955

wurde die neue Schule eingeweiht. Bis 1979 blieb die Grundschule in Heyen, danach wurde das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus.

Schule (1955 – 1979) mit Lehrerhaus, aufgenommen 1960

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Chronik Heyen

15.4

Als Dorfschulmeister in Heyen

(Erinnerungen von Hermann Küchemann)

In der Verfügung des Regierungspräsidenten in Hildesheim vom 20. März 1959 heißt es: „Ich beauftrage Sie mit Wirkung vom 1. April 1959 mit der Verwaltung einer Schulstelle an der Volksschule in Heyen, Kreis Holzminden, und ordne hiermit Ihren Umzug gemäß Nr. 22 DVU zum UKG an.“ Als ich mich bei dem Schulleiter in Heyen, Herrn Gerhard Weber, Umzug in die neue Schule 1955 mit Lehrer Herbert Kupfer meldete, musste ich erfahren, dass die Wohnung in dem ebenso wie die Schule recht neuen Lehrerhaus noch durch meinen Vorgänger Herrn Herbert Kupfer bewohnt war. Daher besorgte mir Herr Weber für die Übergangszeit eine Bleibe bei der Familie Bode in der Ortsmitte, wo ich fürsorglich aufgehoben war. Erst am 2. Mai 1959 konnte ich meine Frau und den gesamten Hausrat nachholen und die inzwischen teilrenovierte Lehrerwohnung beziehen. Das neue Schuljahr hatte inzwischen begonnen. Mit Herrn Weber, dem Schulleiter, vereinbarte ich, dass ich die erste Klasse mit den fast 30 Kindern der Jahrgänge 1 bis 3 übernehmen sollte, die zweite Klasse mit etwa gleicher Schülerzahl in den Jahrgangsstufen 4 bis 8 bei Herrn Weber verblieb. Doch übernahm dieser in meiner Klasse den Religions- und Musikunterricht, ich dafür in Klasse 2 den Naturlehre- und Sportunterricht. Den Handarbeitsunterricht erteilte Frau Runne aus Halle, bis meine Frau auf Drängen des Schulrats am 2. Juni 1959 diese Aufgabe übernahm und bis zum 30. September 1961, dem Beginn des Mutterschutzurlaubs für unser zweites Kind, behielt. Die Nachfolge übernahm Frau Emmy Flentge. Bald hatte ich mich von der Theorie auf die Praxis des Unterrichts auch mit den besonderen Schwierigkeiten des Abteilungsunterrichts eingestellt und fand mit den Kindern und über diese auch mit den Eltern einen vertrauten Umgangston, gab es doch für mich als ehemligen Forstbeamten mit den naturverbundenen Landmenschen viele Gemeinsamkeiten. Der Unterricht selbst wurde durch jahrgangsübergreifende Abmarsch zum Schulanfängergottesdienst 1959 – Lehrer Gerhard Weber Bücher erleichtert, die Kinder waren noch nicht durch das damals erst aufkommende Fernsehen „verdorben“ und hingen vertrauensvoll an „ihrem“ Lehrer, wobei seltene Ausnahmen die Regel bestätigten. Zur Entwicklung und Festigung dieser persönlich - 153 -

Chronik Heyen menschlichen Bindung führte ich in der letzten Stunde am Sonnabend eine Erzählstunde ein, in der die Kinder ihre besonderen Erlebnisse berichten konnten. Ging ihnen der Stoff aus, erzählte ich von interessanten Erlebnissen mit Tieren und Pflanzen aus meinem früheren Beruf, was auf große Anteilnahme stieß und uns noch mehr verband. In diesem Zusammenhang darf ich auch unseren Hund -Fides, ein Setternicht vergessen, der die Kinder anzog, wo immer er sich sehen und streicheln ließ. Doch mindestens ebenso verbindend wirkten die Gespräche mit meiner Frau im Handarbeitsunterr icht, wenn die Hände zwar beIn der Pause auf dem Schulhof schäftigt, Zunge und Ohren aber frei waren. Deutlich verstärkte sich diese Folge nach der Geburt unseres Sohnes. Wenn der Kinderwagen auf dem Rasen in der Sonne stand, sammelte sich schnell eine Traube anteilnehmender Kinder um ihn, Rufe der Begeisterung wurden laut, und besonders die Mädchen hätten am liebsten das kleine Menschlein in ihren Armen gewiegt. Da musste ich schon mit heimatkundlichen Wanderungen und Informationsbesuchen an den Arbeitsplätzen der Väter (Steinbruch, Bäckerei, Tischlerei, etc.) aufwarten. Engere Verbindungen zu den Eltern und den übrigen Dorfbewohnern konnte ich knüpfen über meine Mitgliedschaft im Gesangverein, über meine Arbeit für die Ländliche Erwachsenenbildung (Organisieren von Vorträgen, Filmvorführungen usw.) und meine Mitarbeit im Kirchenvorstand, was alles sich für einen „Dorfschulmeister“ zwingend anbietet. Wir konnten die Gemeinde gewinnen, die dürftige Ausrüstung mit Sportgeräten aufzustocken durch Anschaffung des „Lüneburger Stegels“ und zweier Matten sowie die Aufstellung einiger Pausenhofgeräte, duch die das Spielen am Geländer des Treppenaufganges zum Schulhof aufhören konnte. Nach der Pensionierung des Schulleiters Weber und seinem Wegzug aus Heyen, kam Frau Seebaß an die Schule und nahm sich besonders der Mädchen beim Sport und dem samstäglichen Duschen an. Ich übernahm dafür den Jungensport sowie die Einführung des Werkens, das wir mit primitiven Mitteln, aber mit großer Begeisterung begannen. Nach 7 (sieben) gern durchlebten Lehrerjahren verließ ich mit meiner Familie Heyen, um eine freiwerdende Lehrerstelle in Lauenberg bei Dassel am Solling, der Heimat meiner Frau, zu übernehmen. Hier hatten wir inzwischen auch ein eigenes Heim errichtet. Ich danke Heyen und seinen Menschen für Jahre glücklicher Gemeinsamkeiten.

15.5

Erinnerungen an meine Tätigkeiten an der Grundschule

(Jürgen Steffen)

Im Januar 1969 nach den Weihnachtsferien übernehme ich den Unterricht an der damaligen Grundschule Heyen. Zu jener Zeit war diese Schule schon einklassig, das heißt, ein Lehrer hatte gleichzeitig mehrere Schuljahre in einer Klasse zu unterrichten. In meinem Fall waren das anfangs - 154 -

Chronik Heyen das 1., 2. und 4. Schuljahr. Das 3. Schuljahr fehlte damals wegen der Umstellung der Jahreszeugniserteilung vom Frühjahr auf den Sommer. Vom 5. Schuljahrgang an besuchten die Heyer Schüler die Hauptschule im benachbarten Börry oder gingen auf Realschulen oder Gymnasien. Das Schulgebäude bestand damals aus dem Lehrerzimmer und zwei Klassenräumen, wobei einer der Räume zusätzlich einen Gruppenraum hatte, der vom Hauptraum durch eine Glasfensterfront abgetrennt war. Hier ergaben sich gute Möglichkeiten, Gruppenunterricht gleichzeitig in beiden Räumen zu praktizieren. Die Wanderung auf dem Knapp Fensterwand erlaubte ja fortwährende Aufsicht über alle Arbeitsgruppen. So konnten die einzelnen Schuljahre je nach Notwendigkeit immer wieder gleichzeitig an unterschiedlichen Aufgabenschwierigkeiten oder anderen Stoffgebieten arbeiten. Der zweite Klassenraum stand für den Sportunterricht zur Verfügung. Hier oder zum Teil auch draußen auf dem Schulhof wurde unter anderem am Lüneburger Stegel mit verschiedenen Aufbauvarianten Sport betrieben. (Anmerkung von Reinhard Meyer: dieses Sport- und Turngerät wird jetzt noch in der Grundschule in Hehlen eingesetzt.) Und der Schulhof mit seiner großen Grasfläche lud in den Pausen geradezu zu verschiedenen Bewegungsspielen ein, wobei das Fußballspiel in der Beliebtheitsskala ganz vorn stand, und nahezu alle Mädchen waren dabei immer mit von der Partie. Nicht selten wurde ich als Lehrer auch zum Mitspielen eingeladen. Umfangreiche Kellerräume auf der Ebene des Schulgebäudeeinganges boten die Möglichkeit, einen Spielkreis einzurichten (April 1970). Mit dem Besuch dieser Einrichtung wurden gute Voraussetzungen für den sich anschließenden Schulbesuch geschaffen. Ich erinnere mich gern an die Zeit meiner Tätigkeit in Heyen. Meine Familie und ich wurden damals mit offenen Armen aufgenommen und dankbar haben wir die stete Hilfe und In der Pause auf dem Schulhof Unterstützung der zuständigen Gemeinderatsvertreter angenommen. Ich fand bei ihnen immer ein offenes Ohr, wenn es galt, Probleme zu meistern. Gern denke ich aber auch daran zurück, wie aufgeschlossen die Eltern der Schulkinder meinen Vorstellungen begegnet sind und mich immer wieder unterstützt haben. In Erinnerung ist mir auch das Bestreben, meine Familie und mich in die Dorfgemeinschaft einzubeziehen und uns auf verschiedene Weise am Dorfleben zu beteiligen. So wurde ich oft zu Gemeinderatssitzungen eingeladen, für mich eine Möglichkeit, Einblicke in kommunale Vorgänge der Gemeinde zu gewinnen. Der Gemischte Chor konnte meine Frau und mich sehr bald als aktive Mitglieder führen. In jenem Kreis habe ich mehrere Jahre lang den Chor bei Veranstaltungen am Kriegerdenkmal zum Volkstrauertag dirigiert, weil der hauptamtliche Dirigent, Herr Kupfer, dann immer wegen seiner Organistentätigkeit in Pegestorf verhindert war.

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Chronik Heyen In Erinnerung ist aber auch die Tatsache, dass die Dorfbevölkerung bei Unternehmungen verschiedener Art sich immer ganz aktiv einbrachte. So denke ich beispielsweise an eine Gemeinschaftsveranstaltung verbunden mit einem Umzug, an der auch die Schule beteiligt war. Dabei zogen unsere Schüler, die zum Teil als Gallwespen verkleidet waren, ein größeres Flugzeugmodell hinter sich her, wobei Bezug genommen wurde auf die damals in der Heyer Feldmark durchgeführte Schädlingsbekämpfung aus der Luft. Bei der Herstellung dieses Flugzeuges habe ich dankenswerterweise intensive handwerkliche Unterstützung aus der Elternschaft gehabt, und eine solche Unterstützung war wirklich kein Einzelfall. Gegenwärtig sind mir aber auch zahlreiche Veranstaltungen auf Dröges Saal, wobei die Schule immer ein fester Bestandteil der Programmgestaltung war. Auf Veranlassung der Schulaufsicht wurden im Laufe meiner Tätigkeit in Heyen vorbereitende Gespräche aufgenommen, um Möglichkeiten abzuklären, ob und wie man sich der damaligen Ringschule Halle anschließen könnte. Und dieser Anschluss wurde bald danach durchgeführt. Das hatte zur Folge, dass die einzelnen Jahrgänge allein für sich unterrichtet werden konnten. Auf der anderen Seite mussten aber auch von da ab Schüler bestimmter Jahrgangsstufen zum Unterricht nach Halle fahren. Ich konnte mit dem für mich ausgewählten Schülerjahrgang noch längere Zeit in Heyen bleiben. Gern habe ich von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Im Dezember 1973 bin ich mit meiner Familie nach Kirchbrak in mein dortiges Elternhaus gezogen. Die Zeit in Heyen wird mir mit allen ihren vielen positiven Erfahrungen stets in Erinnerung bleiben.

15.6

Auszüge aus den Jahrbüchern der Schule Halle

(Friedrich Hase)

Schuljahr 1970/71 Über dieses Schuljahr wird es viel zu berichten geben. Mehrere vollzogene und geplante Vorhaben werden es sicher zu einem ganz wichtigen Jahr in der Schulgeschichte Halle werden lassen. Schon im letzten Vierteljahr des vergangenen Schuljahres hatten die Verhandlungen über den Beitritt Heyens zu unserer Ringschule feste Formen angenommen. Rund 240 Jungen und Mädchen werden wir im neuen Schuljahr an nunmehr 4 Standorten unterrichten. Bisher waren in Heyen in einer nicht mehr zeitgemäßen Grundschule in den Jahrgängen 1 bis 4 diese Kinder in einer Klasse von Jürgen Steffen unterrichtet worden. Nun schloss sich Heyen unserer Ringschule an. Aber nicht nur ein Lehrer und die Schüler der Unterstufe kamen hinzu (die Klassen 5 bis 9 aus Heyen werden auslaufend in Börry unterrichtet), wir gewannen für unsere Schule auch zwei Klassenräume in einem modernen Gebäude hinzu. Und so sieht nun unsere Schule im neuen Schuljahr 1970/71 aus. Wir haben: 2 erste Klassen mit 41 Schülern in Halle (Haase) 1 zweite Klasse mit 38 Schülern in Dohnsen (Frau Loos) 2 dritte Klassen mit 43 Schülern in Heyen (Frau Solf, Herr Steffen) 2 vierte Klassen mit 49 Schülern in Linse (Fam. Mohlitz) 1 6./7. Klasse mit 30 Schülern in Halle (Frl. Fricke) 1 8. Klasse mit 23 Schülern in Halle (Herr Adolph) 1 9./9s. Klasse mit 18 Schülern in Halle (Herr Solf) insgesamt also 10 Klassen mit 242 Schülern!! Außer den genannten Klassenlehrern unterrichten noch an unserer Schule Hauptlehrer i.R. Ludwig Sagebiel, der sich nach Erreichung seines 63. Lebensjahres noch einmal mit 13 Stunden zur Verfügung stellte und die nebenberuflichen Lehrkräfte Erna Sagebiel aus Linse mit 2 Stunden, Gerda Dittmer aus Halle mit 4 Stunden, Helga Harting aus Dohnsen mit 2 Stunden und Hanna Haase mit 6 Stunden. Wie schon in Vorjahr brauchen wir aber immer noch Mehrstunden, um den Unterricht einigermaßen versorgen zu können. Herr Steffen in Heyen behält seine erste Lehrstelle, da er ja auch die ganze Verantwortung für diese Schule trägt. Wie überhaupt unser ganzer Ringschulverband nur deshalb funktioniert, weil sich jeder voll verantwortlich fühlt. So betrachtet Familie Mohlitz ihren Schulstandort absolut als den Ihren, auch für Frau Loos ist Dohnsen ihre - 156 -

Chronik Heyen Schule. Neben den 4 Klassenräumen in der Schule benutzen wir auch noch den Raum an der Schule.

Zeitungsausschnitt

Im August 1970 gibt der Haller Gemeinderat dann endgültig grünes Licht für den Bau unserer Turnhalle. Bevor die Gelder bald nur noch für den Bau des Schulzentrums in Bodenwerder verbraucht werden, will man den Bau nun noch sichern. 360.000 DM wird sie kosten, aber die Mittel sind alle gesichert, die Zuschüsse vom Land, vom Kreis und dem Kreissportbund stehen zur Verfügung, die Kredite aus der Schulbaukasse des Kreises und auch die örtlichen Kredite des Schulzweckverbandes, dem Heyen übrigens unverzüglich beigetreten ist, sind bei den Kassen abrufbar. Gustav Helmer hat uns das benötigte Land verkauft, zwar nicht da, wo wir es eigentlich haben wollten, nämlich der Schule gegenüber, sondern über der Schule auf dem Hang. Und wir mussten mehr kaufen als eigentlich notwendig, aber nun denken wir natürlich auch an einen Neubau von wenigstens drei Klassenräumen, die sich dann an die Halle anschließen sollen. Und hinter der Turnhalle wird dann auch noch Platz sein für Sportanlagen für die Leichtathletik. Der Bau beginnt zügig. Wenn es mit dem Winter nicht gar so hart wird, können wir in einem Jahr in unsere Halle einziehen, meint unser Architekt und Bauleiter. Im August 1970 wird der bisherige Hauptlehrer Fred Haase zum Rektor ernannt. In einer kleinen Feierstunde vollzieht Schulrat Klaus Chromow diese Beförderung. Nun muss es natürlich eine Konrektorstelle dazu geben, um die sich Günter Adolph bewirbt. Am 12.01.1971 wird Herr Adolph in sein Amt eingeführt. Einen ausführlichen Bericht über diese Amtseinführung findet sinch wieder in einem Pressebericht des Täglichen Anzeiger Holzminden (TAH); Aus einer weiteren Presseverlautbarung über eine Sitzung des Schulzweckverbandes geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt neben dem Zweckverband, dem neben Halle noch die Gemeinden Tuchtfeld, Hunzen, Kreipke und Wegensen angehören, die Orte Heyen und Dohnsen ihre Schulen finanziell noch allein unterhalten, obgleich wir die Schüler bunt durcheinander gewürfelt haben. Hier soll aber spätestens im nächsten Jahr eine Änderung eintreten. Vor allem in Linse steht die Belastung dieser kleinen Gemeinde mit zwei Klassen in keinem rechten Verhältnis zur eigentlichen Kinderzahl aus Linse. Schuljahr 1971/72 Nach der Faktorenberechnung müssten wir für jetzt 284 Schüler 270 Sollstunden haben, tatsächlich sind es aber mit Stunden der Laienlehrkräfte und mit Mehrstunden nur 236 Ist-Stunden, die Unterrichtsversorgung ist also nur zu 90% erfüllt. Schuljahr 1972/73 304 Schüler in 11 Klassen, wobei die Lehrerversorgung immer noch unbefriedigend ist. Aber organisatorisch hat sich einiges getan. In der Schule in Heyen haben wir - 157 -

Chronik Heyen einen dritten Klassenraum hinzu gewonnen, und in Halle ist nicht nur die Turnhalle benutzbar, auch drei neue Klassenräume stehen zur Verfügung. So konnten wir den Schulstandort Dohnsen aufgeben. Als weiterer Schulort – aber nicht Standort – in Bremke hinzu gekommen. Die Grundschüler – bisher einklassig unterrichtet von Konrad Edelmann – kommen zu uns, die Hauptschüler gehen zunächst weiter nach Bisperode. Schuljahr 1973/74 Gebietss- und Verwaltungsreform in Niedersachsen. Bildung von Samt- und Einheitsgemeinden. Halle ist Einheitsgemeinde (mit Dohnsen, Kreipke, Hunzen, Tuchtfeld und Wegensen), Linse wird Ortsteil von Bodenwerder, Heyen selbständige Gemeinde. Alle Einheitsgemeinden aber gehören zu Samtgemeinde Bodenwerder. Die Samtgemeinde ist nun Schulträger für die Grundschulen Halle, Bodenwerder, Hehlen und Kichbrak. Das ist jedenfalls die Planung. Die Hauptschulklassen aber werden in Zukunft in das noch zu errichtende Schulzentrum Bodenwerder gehen. Schulträger der Zentren ist der Landkreis. Der Schulzweckverband Halle wird aufgelöst. In unserer Schule, noch mit den Hauptschulklassen wird die höchste je erreichte Schülerzahl registriert, nämlich 346. Schuljahr 1974/75 Immer noch schlechte Lehrerversorgung. 335 Schüler in diesem Schuljahr, 8 Grundschulklassen, 5 Hauptschulklassen, drei Grundschulklassen sind in Heyen untergebracht. Dort ist Jürgen Steffen immer noch Chef. Schuljahr 1975/76 Während in Bodenwerder der Schulneubau beginnt, der in zwei Jahren die Real- und die Hauptschule aufnehmen soll, steigen die Probleme bei uns immer weiter. Drei Klassen in Heyen, das nehmen die Eltern ja noch hin, aber zwei Klassen in Kellerräumen (Werkraum im Keller, Kellerraum im neuen Pfarrhaus) entrüstet die Eltern. Dazu das beim Schulfest im vorigen Jahr vom SK-Bürgermeister Diesing gegebene Versprechen, in Halle würden noch drei weitere Klassenräume gebaut. Dies verlangt der Schulelternrat nun auch. Aber was soll aus diesen Räumen werden, wenn das Zentrum in Bodenwerder fertig ist? dann kommt Kirchbrak nach Halle und Halle bleibt in der Grundschule zweizügig, wie es das Schulgesetz ja verlangt. Dies gibt einen Proteststurm in Kirchbrak. Alles in der Schwebe. Schuljahr 1976/77 Letztes Jahr als große Schule. Am Ende dieses Jahres werden wir die Hauptschulklassen nach Bodenwerder abgeben, nur die letzte Klasse 9 soll bis zur Entlassung in Halle bleiben, so der Wunsch der Eltern. Neu ist, das auch Schulstandorte mit nur einer Jahrgangsklasse in der Grundschule erhalten bleiben. Das sichert auf jeden Fall den Fortbestand unserer Schule. Über Kirchbrak wird weiter gestritten. Frage ist, ob die Samtgemeinde sich die Grundschule Kirchbrak wird leisten können. Unruhe gibt es auch im Kollegium, alle wollen Grundschulklassen, damit sie nicht im nächsten Schuljahr nach Bodenwerden müssen. Schuljahr 1978/79 Kleine Grundschule Halle, plus 9. Schuljahr. Sonst sind die Hauptschulklassen nun in Bodenwerder. Wir haben noch sieben Grundschulklassen, davon drei in Heyen. Linse brauchen wir nicht mehr. Unsere lange geplanten und lange verzögerten neuen Klassenräume sind endlich fertig. Auch die Räume der alten Schule an der Halle Kirche brauchen wir nicht mehr. Weitere Stichworte dazu: - Entlassung der letzten Hauptschulklasse im Juni 1978 - Keine Raumprobleme mehr, fast 100%ige Lehrerversorgung - Da wir in Zukunft nur noch jeweils eine Klasse pro Schuljahr haben werden, wird auch auf den Schulstandort Heyen bald verzichtet werden können. - Immer noch ungelöst die Frage Kirchbrak. Schulentwicklungsplan des Landkreises beinhaltet die Auflösung Kirchbraks. - Die Orientierungsstufe ist in Bodenwerder installiert. Ich halte nicht viel davon. Die Guten werden unterfordert, die Schwachen aber – das ist viel schlimmer – überfordert. Ich fürchte bei diesen Schulunlust. Schuljahre 1980/81 bis 1989/90 Die zunächst noch zweizügige Grundschule wird von Jahr zu Jahr kleiner und ist schließlich nur noch einzügig. Der Zusammenschluss mit Kirchbrak kommt nicht zustande, er scheitert am heftigen Widerstand der Kirchbraker. Allmählich bessert sich auch die Unterrichtsversorgung, wir haben sogar einmal ein Schuljahr mit über 100%. Organisatorisch ist vieles sehr viel einfacher geworden. Dadurch, dass uns nun 6 Klassenräume in Halle zur - 158 -

Chronik Heyen Verfügung standen, dazu ein Werkraum im Keller, brauchten wir schon bald die Räume in Heyen nicht mehr. Und – OH WUNDER – für die Heyer war das gar nicht das Problem, das ich befürchtet hatte. Ich glaubte, es käme großer Protest wie damals in Bremke, wenn die Schule geschlossen würde. Doch hatten die Heyer längst an die Verwendung der Räume als Dorfgemeinschaftshaus gedacht und der dritte Raum konnte nun von der Landjugend genutzt werden. Da sich nun alles auf den Schulort Halle konzentrierte, war natürlich auch die Schulbusbeförderung der Kinder unkomplizierter. So war, als ich 1989 aus Krankheitsgründen aus dem Dienst ausscheiden musste, aus einer großen, oft unübersichtlichen Schule eine kleine, aber sehr lebendige Grundschule geworden.

15.7

Kindergarten Heyen

Als erste Gemeinde des Raumes Bodenwerder und der nördlichen Ithbörde eröffnete Heyen im April 1970 den gut organisierten und vorbereiteten und vor allem auch räumlich ausgezeichnet untergebrachten Kinderspielkreis. Zu diesem großen Tag der vorschulpflichtigen Jungen und Mädchen konnte Bürgermeister Wilhelm Dröge nach der Einstimmung durch Lehrer Jürgen Steffen - er sang mit seinen Schulkindern für die künftigen ABC-Schützen - zahlreiche EhrenKinderumzug um 1950 gäste aus dem Landkreis und die Eltern der Spielkreiszöglinge wie die drei „Tanten“ Else Sporleder, Margot Rischmüller und Marina Steffen herzlich willkommen heißen (Zitat aus dem T.A.H. Holzminden vom 17.04.1970). An diesem pädagogischen Auftakt nahmen teil: • Oberamtmann Holland von der Kreisverwaltung • Geschäftsführer von Campe und Frau Bitter vom Landvolkverband • Frau Abel und Herr Krusche vom Arbeitsamt-Nebenstelle Holzminden • Herbert Kupfer, Schulleiter in Pegestorf (früher Lehrer in Heyen) als Leiter der LEB (Ländliche-Erwachsenen-Bildung) und Initiator der Spielkreise • Frau Ria Heinrichs vom Landfrauenverein • Frau Inge Haupt als Kreiskindergärtnerin und verantwortliche Ausbilderin und Betreuerin der Leiterinnen und Helferinnen in den Spielkreisen. Der Kinderspielkreis fand in den Untergeschossräumen der ehemaligen Schule, dem heutigen Dorfgemeinschaftshaus, sein Zuhause. Die anfangs aufgetretene Skepsis konnte schon bald ausgeräumt werden. Mit Interesse sahen sich die Gäste und Eltern in den neuen Räumen um und konnten sich von der geschmackvollen, bunten Ausstattung der Spielheimat und der anheimelnden gediegenen Einrichtung überzeugen. Die Idee der Kinderspielkreise wurde zuerst im Landkreis Wesermünde „geboren“. Die LEB des Kreises Holzminden nahm diese Anregung sofort auf. In Heyen bildete sich spontan ein Beirat, der sich aktiv bei der Raum- und Geldbeschaffung mit einschaltete. Bürgermeister Dröge -so stand es im Protokoll- gab zur Entstehung dieser segensreichen Einrichtung den Startschuss mit den Worten „am Geld soll und darf es nicht scheitern“. Es begann mit einem Erprobungsjahr. Durch die Einbeziehung der vorschulpflichtigen Jungen und Mädchen sollte das Schulgebäude wieder eine umfassende Begegnungsstätte für Eltern und Kinder und ein neuer Dorfmittelpunkt werden. Schon vom Kleinkindalter an, in dem Fundamente - 159 -

Chronik Heyen aller Bildung und Sozialerziehung gelegt werden, sollte die Hebung des Bildungsstandes auf dem Lande gefördert werden. Man erhoffte sich von der Spielkreiseinrichtung eine Verbesserung des Bildungsgefälle zwischen Stadt- und Landkindern. Man freute sich über die schon lang erwartete vorschulpflichtige Ausbildung und Betreuung der Landkinder. So konnten das Interesse und die Begabung der Kinder geweckt und aufgebaut werden.

Kindergartengruppe um 1985

Die Räumlichkeiten wurden in der Vergangenheit stets verbessert und erweitert. Seit August 2002 ist der Kinderspielkreis zu einem Kindergarten umstrukturiert worden. Dadurch erhöht sich die Betreuungszeit von bisher drei auf vier Stunden. Statt bisher 20 Kinder können jetzt 25 Kinder betreut werden. Besucht wird der Kindergarten nicht nur von Heyener Kindern. Eltern aus den umliegenden Dörfern nutzen die hiesige Einrichtung und bringen täglich ihre Sprösslinge nach Heyen.

Ehrung zum 25jährigen Bestehen 1995

Leiterinnen der Kinderspielkreis- und Kindergarteneinrichtung in Heyen: Else Sporleder, Heyen Ingrid Volkmer, Heyen Ilse Fredebold, Heyen Monika Rieger, Bodenwerder Antonia Pfohl, Heyen Cornelia Wagner-Tilch, Breitenkamp Verena Laker, Bodenwerder Susanne Köhls, Bodenwerder Neben den Leiterinnen - Frau Volkmer war mehr als 13 Jahre Leiterin - haben stets ein bis zwei Helferinnen die Betreuung der Kinder mit übernommen. Besonders sind hier Gisela Ohm (20 Jahre, von 1973 - 1993) und Gertrud Kosak (seit 1990) zu erwähnen. Kinderzahlen: 1976/77 - 28 Kinder 1981/82 - 10 Kinder 1990/91 - 21 Kinder 1998/99 - 19 Kinder 2003/04 - 20 Kinder

Leiterin: Ingrid Volkmer mit Annelise Koppenhagen u. Ruth Weßling Leiterin: Ingrid Volkmer mit Gisela Ohm Leiterin: Antonia Pfohl mit Gisela Ohm u. Ilse Fredebold Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak, Vertr.: Susanne Müller

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Chronik Heyen

16 Verbände 16.1

Der Reichsbund

(Ernst Struckmeier)

Der Reichsbund wurde schon im ersten Weltkrieg 1917 ins Leben gerufen, um in Deutschland den vielen schwer verwundeten Kameraden und Witwen mit ihren Kindern zu helfen. Diese Organisation lebte fast in jeder Gemeinde nach dem zweiten Weltkrieg wieder auf, so auch in Heyen. Ein langjähriger erster Vorsitzender war Hermann Fredebold, zweiter Vorsitzender Gerd Arndt, Kassierin Martha Pude. Nach dem Tode von Hermann Fredebold löste sich der Verein in Heyen auf, die Mitglieder wurden von den Ortsgruppen Bodenwerder und Hajen aufgenommen.

16.2

Der Heimkehrerverband

(Ernst Struckmeier)

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Chronik Heyen

Der Heimkehrerverein wurde im Jahr 1954 in Heyen gegründet. Der erste Vorsitzende war Ludwig Franz. Der Verein löste sich jedoch nach Wegzug der Flüchtlinge bald wieder auf. Die Mitglieder wurden vom Verein in Bodenwerder aufgenommen.Erwähnenswürdig ist, dass hier ein Vereinsaustausch mit den Heimkehrern aus Frankreich (Soteville) jährlich stattfindet. Soldaten die im Krieg auf einander geschossen haben, fallen sich bei jedem Treffen vor Freude um den Hals. Beide Vereine haben ein Ziel: „NIE WIEDER KRIEG“

16.3

Der Drainageverband Heyen

(Albrecht Rother)

Die Gesamtfläche der Gemeinde Heyen beträgt ca. 832 ha, davon sind ca. 11,5 ha Wasserfläche in der gesamten Breite der Weser. Das Oberflächenbild des Geländes ist vielseitig. Von einem ebenen und tiefergelegenen Gebiet im nördlichen Teil der Flur zu den Nachbarn Esperde und Brockensen hin bis etwa zur Dorflage steigt dann das Gelände langsam an. Dieses erwähnte Gebiet im nördlichen Raum hat früher immer unter stauender Nässe gelitten, am Rhien ist der Boden teilweise anmoorig. Wegen geringer Vorflut konnte das Wasser nicht ablaufen. Nach alten Überlieferungen soll die Straße nach Esperde manchmal ein kleiner Bach gewesen sein. An beiden Seiten der mehr einem ausgefahrenen Weg gleichenden Straße sah es manchmal wie in einem Moor aus. Eine landwirtschaftliche Nutzung war deshalb besonders in regenreichen Jahren sehr schwierig. Die Landbesitzer haben sich aber immer bemüht, die Ländereien trocken zu bekommen und den Acker zu kultivieren. Die vorhandenen Gräben wurden tiefer gelegt, neue Gräben ausgehoben und der Acker sogar stellenweise den damaligen Möglichkeiten entsprechend dräniert. Geringe Erfolge wurden sichtbar. Kleine Flächen am Rhien und an der Ilse, an der Grenze zu Brockensen und Esperde, sind auch heute noch versumpft und nicht nutzbar. Es ist deshalb verständlich, wenn die Bauern bei der Separation in den sechziger Jahren des 19ten Jahrhunderts versuchten, möglichst viel Land auf den höher gelegenen Flächen zu bekommen. Diese waren damals mit Handarbeit und Pferdebespannung gut zu bewirtschaften. Die schnell fortschreitende Entwicklung und Mechanisierung im landwirtschaftlichen Bereich nach Kriegsende 1945 zwangen zum Umdenken. Die Hanglagen waren mit immer größer werdenden Maschinen und Traktoren schlecht zu befahren und zu bewirtschaften, das Augenmerk richtete sich mehr und mehr auf die ebenen Flächen. Deshalb griffen die Heyener Landwirte sofort zu, als die Gründung eines Drainageverbandes in Heyen die Möglichkeit zur Trockenlegung vieler Flächen in den nassen Ländereien anbot. Staatliche Zuschüsse und günstige Kredite mit niedrigen Zinsen förderten das Projekt. So fand am 24.09.1956 eine Versammlung zur Gründung des Drainageverbandes Heyen statt. Anwesend waren von den Interessenten die Landwirte Karl Battmer, Friedrich Feuerhake, Ewald Hollstein, Rudolf Hundertmark, Hermann Meyer, Friedrich Wessel, Hermann Wieman und Landwirtin Emmy - 162 -

Chronik Heyen Lemke – vertreten durch einen Bevollmächtigten. Dazu kamen Pastor Welz für die Ev. Kirchengemeinde Heyen, Gemeindedirektor Sorge, Arbeiter Ludwig Möller und Dr. Kosak vom Versuchsund Beratungsring. Die offiziellen Stellen waren Vertreten durch Regierungsoberbauinspektor Müller, für die Außenstelle Holzminden des Wasserwirtschaftsamtes Hildesheim, sowie Oberregierungsrat Dr. Floto und Kreisinspektor Holland für den Landkreis Holzminden. Der Plan, das Mitgliederverzeichnis und die Satzung haben vom 05.09.1956 bis 20.09.1956 bei der Gemeindeverwaltung ausgelegen, Einwände wurden nicht erhoben, die Gründung des Drainageverbandes Heyen wurde einstimmig beschlossen. Zum Vorstand wurden einstimmig gewählt: Vorsteher Rudolf Hundertmark 1. Beisitzer Friedrich Feuerhake 2. Beisitzer Ewald Hollstein Der Verband hatte zur Aufgabe: 1. Gewässer und ihre Ufer auszubauen und in ordnungsgemäßem Zustand zu halten 2. Grundstücke zu entwässern. Aufsichtsbehörde sind das Wasserwirtschaftsamt Hildesheim und der Landkreis Holzminden. Zu Beginn der praktischen Verbandsarbeit müssen zunächst die Vorfluter in Richtung Ilse ausgebaut werden, um den Wasserabfluss zu gewährleisten. Hierzu werden die Anlieger entsprechend der anliegenden Flächen veranlagt. Über ein Darlehen bei der Norddeutschen Landesbank wird der Ausbau finanziert. Nach einem Tilgungsplan über mehrere Jahre zahlen dann die Mitglieder über den Verband das Darlehen zurück. Im Verlauf der nächsten Jahre werden dann in 9 Bauabschnitten insgesamt 137 ha dräniert. Die Mitgliederzahl steigt auf 16. Als 4 Landwirte in Bremke (Dornette, Kaufmann, Leweke und Schmidt) ihre Flächen ebenfalls dränieren wollen, aber keinen eigenen Verband gründen können, treten diese auf Anraten des Landkreises dem Drainageverband Heyen bei, und die Aufgaben werden vom Verband (Vorsteher) übernommen. Somit werden in Heyen ca. 86 ha. und in Bremke ca. 51 ha entwässert. Die ersten Bauabschnitte werden in mühsamer Handarbeit von der Fa. Willi Jörges in Portenhagen, Kreis Einbeck durchgeführt, bis dann der Einsatz von Baggern bei den weiteren Bauabschnitten die Arbeit vereinfacht und erleichtert. Die Abrechnung erfolgt wie bei den Vorflutern über Kredite bei der Stadtsparkasse Bodenwerder. Die Mitglieder zahlen ihre Beiträge in langjährigen Raten an den Verband, der dann die Tilgung der Kredite übernimmt. In der Versammlung am 28.12.1981 tritt der alte Vorstand Hundertmark, Feuerhake und Hollstein zurück und neu gewählt werden: Vorsteher: Albrecht Rother, 1. Beisitzer: Günter-Wilhelm Henneke, 2. Beisitzer: Gustav Diekmann. Dieser Vorstand bleibt bis zur Auflösung des Verbandes am 30´.05.1994 im Amt. Nach Fertigstellung des neunten und letzten Bauabschnittes bleibt dem Verband die Aufgabe, für die Unterhaltung der Anlagen zu sorgen und die finanzielle Abwicklung zwischen Mitgliedern und Banken zu überwachen. Während der ganzen Zeit wird die Arbeit des Verbandes von einem Angestellten des Wasserwirtschaftsamtes überprüft und entsprechende Berichte angefertigt. Es wurden niemals Beanstandungen erhoben. Im Juli 1993 wurden die letzten Zahlungen der Mitglieder fällig und damit kommen die letzten Einnahmen für den Verband. Verpflichtungen bei Banken und andere Verbindlichkeiten bestehen nicht mehr, so dass alle finanziellen Aufgaben des Verbandes abgewickelt sind. Alle baulichen Maßnahmen sind abgeschlossen und weitere neue nicht zu erwarten. Der Verband hat seine Aufgabe erfüllt und eine Auflösung wird erörtert. In der Versammlung am 19.05.1994 beschließt die Versammlung den Verband aufzulösen. Mit Schreiben vom 30.05.1994 genehmigt der Landkreis die Auflösung. Den finanziellen Überschluss bei der Auflösung erhält zur Hälfte die Gemeinde, die damit die Unterhaltung der Vorfluter übernimmt, die andere Hälfte wird an die Mitglieder entsprechend ihrer Anteile an der Dränage ausgezahlt. Für die weitere Unterhaltung der Dränagen und den Abfluss des Wassers wird von nun an jeder Landbesitzer selber verantwortlich.

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Chronik Heyen

16.4

Die Forstgenossenschaft Heyen

In Heyen besteht seit alters her die Forstgenossenschaft (Holzinteressentenschaft). Sie besitzt 133 ha, von denen sich 126 ha in Kultur befinden. An der Wirtschaftsfläche der Gemeinde war der Wald jedoch mit 20 %, d.h. mit 175 ha, beteiligt. Das besagt, dass 42 ha Privatwald vorhanden sind. Über 30 ha gehören einem Landwirt und liegen im Ith. Der Rest sind Flächen am Rande der Feldmark, deren Rodung und Kultivierung sich für die Besitzer nicht lohnte. So erklärt es sich, das einige Landwirte Wald besitzen. Jeder Interessent bekam 1 Anteil und gleichviel Brennholz. Für 900 -1200 Mark konnte ein weiteres Anteil gekauft werden. Im übrigen ging es mit der Besitzvergrößerung so wie beim Ackerland. Durch Erbschaft, Heirat usw. kamen mehrere Anteile in einen Betrieb, so das es heute Betriebe mit 3 und sogar 5 Anteilen gibt. Sie bekommen jedes Jahr bei der Brennholzverteilung 3- bzw. 5mal soviel, müssen sich an den Kulturarbeiten aber auch 3- bzw. 5fach beteiligen. Früher wurde das Holz im Winter gemeinsam geschlagen, und in 20 Jahren war man wieder an der alten Stelle. Es gab also nur Stangenholz, wie es in 20 Jahren nachgewachsen war. Man rechnete noch nicht aus, was die weiten Wege kosteten und wie man einen größeren Gewinn haben könnte. Später ging man aber dazu über, im Mai, wenn der Saft in die Bäume steigt, die Eichen zu schlagen und die Borke zu gewinnen. 2 Sorten Borke, die sich dann im Walde gut vom Stamm lösen ließ, wurden an die Gerber in Linse und Hehlen verkauft. Heute verfügt Heyen bereits über gute alte Eichen- und neuere Fichtenbestände. Viele Stellmacher und Tischler der Umgebung bezogen Heyer Eichen, besonders für Wagenräder und Särge. Die Fichtenbestände lieferten Grubenholz, das bisher nach Gütersloh verkauft wurde. Die Forstgenossenschaft trägt sich gerade so, denn die Kasse kann die Kulturarbeiten von den Einnahmen durch die Verkäufe und den Pachtzins der Steinbrüche bezahlen. Die Steinbrüche, die mit 7 ha in der Forst liegen, müssen 8–10 % vom Umsatz Pacht bezahlen. Die Waldarbeit wird zumeist in der arbeitsärmeren Zeit von den in der Landwirtschaft Beschäftigten unter Aufsicht eines Angestellten der Interessentenschaft verrichtet. Wenn Arbeitsspitzen auftreten, werden auch andere Hilfskräfte hinzugezogen.

Generalverammlung 2003 mit Ehrungen Ilse Fredebold , Friedrich Meyer, Wilhelm Zieseniß, Eckhard Rother, Michael Zieseniß, Karl-Heinz Stohmeyer, Jochen Matthaei, Willi Ohm, Reinhard Meyer.

Auszüge aus den Protokollbüchern vom 01.01.1894 bis 1932 und ab 1933: 22.05.1895 Die Holzjagd soll auf 6 Jahre vom 24.06.95 – 23.06.01 an hiesige Forstinteressenten meistbietend verpachtet werden, jedoch nicht unter 80,00 Mark pro Jahr.

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Chronik Heyen 24.03.1897 Der Antrag des Forstaufsehers Möller, ihn mit einer Sicherheitswaffe zu versehen, fand die Zustimmung der Versammlung, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass eine Schusswaffe nicht zu wählen ist. Die Genehmigung zur öffentlichen Tragung einer Hieb- und Stichwaffe soll seitens des Vorstandes durch den Oberförster eingeholt werden. Der Gastwirt Wilhelm Pieper stellt die Anfrage auf Überlassung von Terrain am Weißen Stein zum Versuch des Weinbaues. Die Versammlung steht dem Wunsch von Pieper sympathisch gegenüber, gibt demselben jedoch anheim, seinen Wunsch näher zu präzisieren und dann dem Vorstand vorzutragen. 31.01.1900 Vorstandswahlen für die Zeit vom 01.02.00 - 01.02.06: Vorsitzender Rudolf Hundertmark (Wiederwahl), 2. Vors. W. Sagebiel und 3. Stellmacher Hermann Möller. Vertreter: C. Sagebiel, Carl Willmer und Friedr. Meyer Nr. 21. Rechnungsführer Großköther Heinrich Battmer vom 01.02.00 – 01.02.06. Gehalt 30,00 Mark jährlich. 23.03.1906 Der Antrag einiger Forstgenossen, die Forstgenossenschaft möge Mitglied bei der Spar- und Darlehnskasse werden, wurde nach langer Beratung abgelehnt. 05.04.1907 Die Schuljungen haben zum Osterfeuer eine Esche ohne Erlaubnis abgehauen. Von einer Bestrafung der Schuljungen soll noch einmal Abstand genommen werden. Wilhelm Brockmann hat ohne Erlaubnis 2 Stöcker zu Stielen abgehauen. Er will 1 Mark in die Forstkasse bezahlen, wenn er nicht angezeigt wird. Er braucht aber nur 50 Pfg. zu zahlen. 09.06.1908 Für den verstorbenen Großköther Carl Willmer wird August Henneke als Stellvertreter gewählt. Feuerwehr, Kriegerverein und Schützenverein dürfen sich zu Festlichkeiten das erforderliche Grünlaub aus dem Walde holen, die Haukosten haben die Vereine an den Forstaufseher zu zahlen. 23.11.1911 7 Frauen aus Bodenwerder haben verbotenerweise Eicheln im Forst gesammelt. Die Versammlung will dieses Mal Gnade vor Recht ergehen lassen und von einer Anzeige und Bestrafung absehen. 15.01.1912 Neuwahl des Vorstandes für die Zeit vom 01.02.1912 - 01.02.1918. Der Vorsitzende Rudolf Hundertmark lehnt eine Wiederwahl ab. An seiner Stelle wird August Feuerhake gewählt. 2. und 3. Vorsitzender bleiben Wilhelm Sporleder und Hermann Möller. Wiederwahl der Vertreter K. Sagebiel, Aug. Henneke und Friedr. Meyer. Rechnungsführer Heinrich Battmer (Wiederwahl). Der Holzaufseher C. Sorge soll beauftragt werden, an der neuen Chaussee über dem Plessen nachzugraben, ob sich dort Kies befindet. 15.03.1913 Der Allgemeinen Aktiengesellschaft Berlin wird die Genehmigung zur Aufrichtung von Masten durch den Heyer Wald erteilt. 17.03.1915 Dem Antrag einiger Interessenten wegen Futtermangel die Sauen bzw. jungen Stangenschweine in den Buchensiek zu treiben, wurde stattgegeben. 17.11.1916 Die durch Aufseher Carl Sorge angezeigten Personen wegen unerlaubten Sammelns von Himbeeren sollen bestraft werden. 09.04.1919 Die Arbeitslöhne werden neu festgesetzt. Männliche Arbeiter 4 Mark, für das Holzfällen 4,50 Mark, Frauen 3,50 Mark und Kinder 2 Mark (pro Tag). 24.01.1922 Die Forstgenossenschaft stellt der Gemeinde unentgeltlich einen Platz für die Aufstellung eines Ehrenmals für die Kriegsgefallenen zur Verfügung. 15.11.1924 Die Forstgenossenschaft bewilligt dem Korbmacher Hermann Tiele die zu seinem Gebrauch benötigten Haselstöcke aus dem Wald. Zu zahlen hat er 2/3 des von anderen Korbmachern durchschnittlich gezahlten Preises. - 165 -

Chronik Heyen

01.01.1925 Bis 31.12.1944 Pachtvertrag mit der Fa. J. Davin Linse. Bei der Einstellung von Brucharbeitern sind nach Möglichkeit Einwohner von Heyen zu berücksichtigen. In der Erntezeit sind den zur Feldarbeit erforderlichen Brucharbeitern für die Einbringung der Ernte frei zu geben. 13.01.1932 Pachtvertrag mit der Fa. Steinindustrie Wiegand in Westerbrak über die vor Jahresfrist von Fa. Davin und von Heinrich Borchers (Bodenwerder) betriebenen Steinbrüche. 12.01.1933 Aug. Feuerhake bleibt Vorsitzender, August Henneke wird in den Vorstand gewählt (01.02.1933 – 10.02.1939). Heinrich Battmer Rechnungsführer vom 01.02.1933 – 01.02.1939. Friedrich Zeddies, Jagdpächter. 18.09.1934 Forstaufseher Carl Sorge tritt in den Ruhestand. Hermann Maaß ab 01.10.1934 Forstaufseher. 01.10.1936 Kriegskameradschaft Heyen erhält den Platz zum Kleinkaliberstand im Buchensiek vom 01.10.1936 – 01.10.1956 zum Pachtpreis von 2,50 Mark jährlich. 01.01.1939 Steinbruch an Fa. Loges, Fr. Sporleder und H. Flentje bis 01.01.1949 verpachtet. Verpachtung des Steinbruchs Borchers an Friedrich Flentje in Kemnade bis 31.12.48. 16.12.1940 Rechnungsführer Heinrich Battmer stellt sein Amt zum 31.01.1941 zur Verfügung. Er ist 90 Jahre alt und hat das Amt 50 Jahre geführt. 28.02.1942 Für das verstorbene Vorstandsmitglied Friedrich Grave wird Karl Battmer bis 01.02.1945 in den Vorstand gewählt. Erich Zieseniß wird Rechnungsführer vom 01.02.1942 – 01.02.1948 mit jährlich 100 Mark. Da Erich Zieseniß wegen Einberufung zur Wehrmacht die Kasse nicht führen kann, wird Karl Sporleder mit der Kassenführung während des Krieges beauftragt. 11.02.1943 An die Kriegerwitwen und sonstige Bedürftigen in der Gemeinde soll je ein Haufen Holz verteilt werden. 28.02.1945 August Henneke lehnt wegen Krankheit die Wiederwahl ab. Karl Battmer wird Vorsitzender, Friedrich Meyer Nr. 43 und Wilhelm Sporleder Nr. 3 werden 2. und 3. Vorsitzende. 03.03.1949 Zum Wiederaufbau der zerstörten Marktkirche (Hameln?) Genossenschaft ein Lärchenstamm von 1,05 fm gespendet.

wurde

von

der

11.04.1951 Vorstandswahl 01.02.1951 – 31.01.1957: 1. Vorsitzender Rudolf Hundertmark (Sohn), 2. Vorsitzender Wilhelm Henneke und 3. Vorsitzender bleibt Wilhelm Sporleder Nr. 3. 08.04.1953 Auf das Vorkaufsrecht des Anteils der Geschw. Griese, früher Schrader Haus Nr. 55, verkauft an Wilhelmine Hartmann, geb. Sagebiel Nr. 55 für 2500 D-Mark wird verzichtet. 27.07.1954 Rechnungsführer Erich Zieseniß erhält ab 1954 eine Vergütung von 150 DM. 06.04.1955 Der Schützenverein erhält den Platz zum Ausbau eines Schießstandes. Pro Anteil werden 200 DM ausgezahlt. 20.07.1957 Forstaufseher Hermann Maaß erhält statt bisher 250 DM jetzt 300 DM Lohn.

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Chronik Heyen 25.03.1959 Die Wiese und das angrenzende Ackerland von Hermann Reese auf dem Lindenstuken (etwa 18 ar) sollen für 3000 DM gekauft werden. Die Anschaffung einer Motorsäge wird beschlossen. Für die Hilfe beim Löschen des Waldbrandes unterhalb des Steinbruchs Loges erhalten die Steinbrucharbeiter 1 Kiste Bier (20 Flaschen) und 1 Flasche Doppelkorn als Anerkennung. Hermann Maaß erhält für 15 Jahre Tätigkeit als Forstaufseher als Anerkennung 100 DM. 18.05.1962 Für den verstorbenen Rechnungsführer Erich Zieseniß, wird Wilhelm Zieseniß gewählt. Für den verstorbenen Wilhelm Henneke kommt sein Sohn Günter-Wilhelm in den Vorstand. Ankauf einer 2. Motorsäge wird beschlossen. 23.03.1963 Für Anfang Juli wird eine Grenzbeziehung beschlossen. Hermann Käse (Kreipke) kann für 10 DM jährl. Wasser für seine Vieh aus der Quelle im Linser Grund nehmen. 19.03.1966 Wiederwahl des Vorstandes vom 01.01.64 - 31.12.19. Für den wegen Krankheit ausgeschiedenen Wilhelm Sporleder Nr. 3 wird Karl Mönkemeier in den Vorstand gewählt. 15.11.1968 Hermann Maaß ist nach einem Betriebsunfall 1966 Invalide geworden. Wilhelm Zieseniß wird Nachfolger und Hermann Maaß wird ab 01.01.1969 Kassenführer. 28.12.1972 Die neue Satzung wird ausgegeben. 19.12.1977 Vorstandswahlen 1977 – 1983: Rud. Hundertmark Wiederwahl zum 1. Vorsitzenden. Günter-Wilhelm Henneke scheidet als 2. Vorsitzender aus, für ihn kommt Wilhelm Zieseniß, Karl Mönkemeier bleibt Schriftführer. Hermann Maaß tritt aus Krankheitsgründen als Rechnungsführer zurück, Hermann Fredebold wird neuer Rechnungsführer. 09.12.1982 Rudolf Hundertmark tritt aus Gesundheitsgründen als 1. Vorsitzender zurück. Wilhelm Zieseniß wird 1. Vorsitzender und Albrecht Rother 2. Vorsitzender. 16.07.1985 Erweiterte Vorstandssitzung: je Anteil werden 400 DM bis zum 30.09.1985 ausgezahlt. 11.12.1986 Albrecht Rother scheidet auf eigenen Wunsch nach Hofübergabe als 2. Vorsitzender aus. Als Nachfolger wird sein Sohn Eckhard Rother zum 2. Vorsitzenden gewählt. 10.12.1987 Karl Mönkemeier scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus. Neu als 3. Vorsitzender und Schriftführer wird Reinhard Meyer gewählt. 25.01.1990 Das Forstjahr wird von bisher 01.10. -.30.09. auf das Kalenderjahr vom 01.01. – 31.12. umgestellt. Vorstandswahlen: 1. Vors. Wilhelm Zieseniß, 2. Vors. Eckhard Rother, 3. Vors. und Schriftführer Reinhard Meyer, Ersatzmann Fr. Meyer (Wiederwahl) und Hermann Sporleder (Neuwahl), Kassenführer Hermann Fredebold. 19.02.1993 Hermann Fredebold tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Neuer Rechnungsführer wird Hermann Wiemann. 22.01.1998 500 DM je Anteil werden ausgezahlt 01.02.2002 Hermann Wiemann tritt als Kassenführer zurück. Kassenführer wird das Vorstandsmitglied wird Reinhard Meyer. 06.02.2003 Ab 01.01.2003 erhält der 1. Vorsitzende 100 EUR + 30 EUR für Porto und Telefon, der Rechnungsführer 150 EUR. + 15 EUR. Neuwahl des Vorstandes: 1. Vorsitzender Eckhard Rother, 2. Vorsitzender und Stellvertreter Michael Zieseniß, Schriftführer und Rechnungsführer Reinhard Meyer. Wilhelm Zieseniß wird Ehrenvorsitzender.

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Chronik Heyen

16.5

Die Jagdgenossenschaft Heyen

(Albrecht Rother)

Schlägt man im Lexikon unter „Jagd“ nach, liest man da folgendes: „Jagd, Weidwerk, Aufsuchen, Nachstellen, Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere nach den Regeln des Jagdrechtes und des Jagdbrauchs. Mit der Jagd ist die Hege verbunden. Die Jagd- und Schonzeiten des Wildes sind gesetzlich bestimmt.“ Die Jagd gehört zu den ältesten Formen der Nahrungsgewinnung. Durch die Ausbildung und Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht verlor die Jagd ihre lebenswichtige Rolle, behielt aber immer noch eine große Bedeutung. Die Ausübung der Jagd wurde mehr und mehr das Vorrecht der „Herren“. An den „Höfen und Edelsitzen“ bildete sich eine zunftmäßige Jägerei mit strengen Bräuchen und eigener Sprache heraus. Die Entwicklung des neuen deutschen Jagdrechts beginnt im Jahre 1848. Damals wurde die Berechtigung zur Jagd – bis dahin ein Privileg der Landesherren – mit dem Eigentum am Grund und Boden verbunden. Der Gesetzgeber sieht folgende Voraussetzungen für die Jagdausführung vor: Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen (Wild), zu hegen, auf sie Jagd auszuüben und die sich anzueignen. Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden. Die Mindestgröße von Eigenjagdbezirken beträgt 75 ha (ein Besitzer, zusammenhängende Fläche). Eine Jagdgenossenschaft zu bilden, welche die Einzelflächen einer Gemarkung zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk zusammenfasst, der mindestens 150 ha groß ist. Der Jagdausübende muss eine Jägerprüfung abgelegt haben. Die Jagdgenossenschaft Heyen wählt einen Jagdvorstand, der die Genossenschaft gerichtlich und außergerichtlicht vertritt. Solange die Jagdgenossenschaft keinen Jagdvorstand gewählt hat, werden die Geschäfte des Jagdvorstandes vom Gemeindevorstand übernommen (§9). Die Jagdgenossenschaft untersteht hinsichtlich der Wahrnehmung ihrer Aufgaben der Jagdbehörde (Landkreis). Sie nutzt die Jagd in der Regel durch Verpachtung. Der Pachtvertrag ist schriftlich abzuschließen. Pächter darf nur sein, wer einen Jagdschein besitzt und schon vorher einen solchen während dreier Jahre in Deutschland besessen hat. Jährlich ist von den Pächtern ein Abschussplan aufzustellen, der vom Vorstand und der Aufsichtsbehörde genehmigt werden muss. Damit soll ein gesunder Wildbestand aller heimischen Tierarten in angemessener Zahl erhalten bleiben. Von der Gesamtfläche der Gemeinde Heyen sind heute 800 ha jagdbare Fläche, davon 620 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 148 ha Wald, 12 ha Wasserfläche (Weser) und 20 ha Ödland und sonstige Flächen. Zur Jagdgenossenschaft gehören ca. 90 Mitglieder mit Einzelflächen von 21 qm (Rotten) bis 134 ha (Forstgenossenschaft). In den Jahren nach dem Krieg 1945 hat sich die Jagd sehr verändert. Die jährlich um Weihnachten herum durchgeführten Jagden (Feld- und Waldjagden), an denen sich viele Einwohner als Treiber beteiligen, brachten in den 50iger Jahren manchmal Tagesstrecken von 100 Hasen und mehr. Auch Rebhühner bevölkerten damals in großer Zahl die Fluren. Bei den Treibjagden dürfen 2 Namen nicht unerwähnt bleiben: Bis 1972 hatte „Obertreiber“ August Sorge das Sagen, abgelöst wurde er altersbedingt dann von Wilhelm Zieseniß, der bis heute noch genau Buch führt, welcher Jäger welches Wild erlegt hat. Bedingt durch waldbauliche und landwirtschaftliche Veränderung ist der Bestand des Niederwildes sehr zurückgegangen. So wurde bei der Treibjagd im Jahre 2001 kein Hase geschossen, dagegen haben Reh- und Schwarzwild zugenommen, der zunehmende Raps- und Maisanbau bietet diesen Tieren eine gute Nahrungs- und Deckungsmöglichkeit. Auch Fasanen gibt es nur noch wenige, während der Abschuss von Füchsen und Schwarzwild zunimmt. 1999 wurden 33 Füchse und 4 Stück Schwarzwild erlegt. Statistisch gesehen wurden in den letzten Jahren durchschnittlich je 100 ha Jagdfläche 2,80 Stück Rehwild geschossen. - 168 -

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Jagdjahr 87/88 88/89 89/90 90/91 91/92 92/93 93/94 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04

Hasen 24 24 21 28 23 6 11 9 2 2 2 1 7 6 4

Kaninchen 5 15 17 17 8

Enten Fasan Taube Eichelhäher 4 5 10 1 2 6 6 8 4 4 12 13 11 3 14 1 4 8 8 10 3

5

5

4

7 3 5 5

5

Fuchs 12 15 17 23 29 36 32 39 31 ? 33 ? 21 21 13 25

Dachs Schwarz Reh Davon -wild Fallwild 7 23 7 26 9 1 28 11 3 1 27 12 1 25 8 1 28 5 28 11 7 1 25 8 3 19 7 2 3 20 10 6 19 9 2 4 23 10 9 22 11 1 1 22 6 5 15 28 16 12 6 27 15 4 13 25 8

Jagdstrecken in Heyen von 1987 bis 2004

Über Jagdgenossenschaft, Pächter und Jäger in Heyen aus der Zeit vor dem Krieg konnten keine schriftlichen Unterlagen gefunden werden. Es gibt nur einige mündliche Überlieferungen. Danach lag die Verpachtung und Aufsicht wahrscheinlich bei der Gemeindeverwaltung. Als Jäger in Heyen sind in Erinnerung: Wilhem Pieper und Sohn Hermann Pieper, August Henneke, Friedrich Zeddies, Adolf Zeddies, Karl Sagebiel, Friedrich Lücke, Friedrich Klingenberg, August Feuerhake, Friedrich Wessel, Hermann Wiemann sen. und einige andere. In der Sitzung des Gemeinderates am 19.04.1948 kommt die Jagdverpachtung erstmalig zur Sprache. Es soll mit der Verpachtung gewartet werden, bis neue Bestimmungen herausgegeben worden sind. In der Sitzung am 11.10.1948 beschließt der Gemeinderat eine JagdinteressentenVersammlung einzuberufen und dabei einen Vorstand zu wählen. Erinnerungen über eine Jagdverpachtung gibt es erstmalig in einer Versammlung im Jahre 1949, wobei Gemeindedirektor Fritz Sorge die Jagd an Wilhelm Henneke verpachtet. In der Versammlung der Jagdgenossenschaft am 07.12.1963 wurde die Jagdgenossenschaft mit einer Satzung wieder formell ins Leben gerufen. Der Gemeindedirektor Friedrich Sorge als Geschäftsführer des Jagdvorstandes leitete die Versammlung. Neben vielen Jagdgenossen waren anwesend Herr von Campe als Geschäftsführer des Landvolkverbandes Holzminden und Herr Lindenberg als stellv. Kreisjägermeister des Kreises Holzminden. Zum Schriftführer wird Willi Ricke ernannt. Bei der Wahl zum Vorstand wurden Friedrich Feuerhake zum Vorsitzenden und Fritz Sorge sowie Willi Ricke zu Beisitzern gewählt. Die Versammlung war damit einverstanden, dass die Jagd nur an Einheimische verpachtet werden soll. Als Pächter bewerben sich Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein und Heinz Scharpenberg. Der Vorstand der Jagdgenossenschaft Heyen ab 1963: Vorsitzender Friedrich Feuerhake 07.12.1963 - 03.06.1970 Albrecht Rother 04.06.1970 – 18.04.1995

Wilhelm Sporleder 19.04.1995 – heute

Beisitzer Fritz Sorge 07.12.1963 – 10.02.1965 Karl Mönkemeier 20.03.1965 – 02.07.1985 Wilhelm Sporleder 03.07.1985 – 18.04.1995 Ottmar Lemke 19.04.1995 - heute - 169 -

Beisitzer Willi Ricke 07.12.1963 – 23.03.1968 Friedrich Becker 24.03.1968 – 09.04.1996

Wilhelm Zieseniß 10.04.1996 – heute

Chronik Heyen

Jagdpächter nach dem Kriege 1945: Zeitraum Pächter Pachtpreis 1948 1954 Wilhelm Henneke 13.12.1954 - 31.03.1961 Wilhelm Henneke 500 DM 01.04.1964 - 31.03.1973 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein, 1.630 DM Heinrich Scharpenberg 01.04.1973 - 31.03.1982 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein, 2.100 DM Heinrich Scharpenberg 01.04.1982 - 31.03.1986 Wilhelm Lindemann, Dr. Jürgen Zeddies, 6.456 DM Heinrich Scharpenberg 01.04.1986 - 31.03.1995 Dr. Jürgen Zeddies, Ewald Hollstein, 8.070 DM Gerhard Meyer 01.04.1995 - 31.03.2004 Klaus Diekmann, Reinhard Meyer, 9.600 DM Dr. Jürgen Zeddies 01.04.2004 - heute Klaus Diekmann, Reinhard Meyer, 5.200 Eur Dr. Jürgen Zeddies Am 26.10.1994 tritt die Jagdgenossenschaft Heyen dem Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachen e.V. bei. Das Interesse an der Jagd ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. Mehrere, besonders jüngere Einwohner haben die Jägerprüfung bestanden und können nun im guten Einvernehmen mit den Pächtern zur Jagd gehen. Zur Zeit gibt es in Heyen etwa 16 zur Jagd „befugte Jäger“. Neben den 3 Jagdpächtern dürfen noch 7 weitere Jäger aktiv jagen. Alle zur Jagd berechtigten Jäger haben sich im Jahr 1986 zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen und sorgen für eine ordnungsgemäße Jagdausübung. Sie sind aber nicht nur Jäger, sondern führen auch viele Pflege- und Hegemaßnahmen in Feld und Wald durch. Alle Jagdeinrichtungen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Auf die in den letzten Jahren angelegten Hecken und Hegebüsche zum Schutze des Niederwildes und der Vogelwelt wird besonders geachtet.

16.6

Die Jagd in Heyen

(Claus Kienitz)

Vor dem Krieg wird die Jagd in Heyen von einheimischen Landwirten ausgeübt. Die Landwirte Feuerhake, Henneke, Klingenberg, Lücke, Friedrich Wessel, Wilhelm Wessel, Hermann Wieman und Friedrich Zeddies waren daran maßgeblich beteiligt. Dazu kam als Gast Adolf Zeddies aus Köln. Nach dem Krieg lag die Jagdhoheit bei den englischen Besatzern. Erst ab 1949 konnte die Jagd wieder von einheimischen Jägern ausgeübt werden. Wilhelm Henneke war nach dem Krieg der erste Pächter der Jagd, hinzu kam bald Jochen Heinrichs. Als helfender Jungjäger war ab 1950 Claus Kienitz mit dabei, der 1951 die Jägerprüfung ablegte. - 170 -

Chronik Heyen Ende der 50iger und in den 60iger Jahren kamen Ewald Holstein, Wilhelm Lindemann, Willi Meyer, Werner und Wilhelm Meyer, Heinz Scharpenberg und danach Gerd und Reinhard Meyer sowie Jürgen Zeddies dazu. Später reihten sich Klaus Diekmann, Peter Klatt, Alexander und Carsten Klatt, Ludwig Lindemann, Karl und Matthias Schmidt, Herbert Tischner und Hans-Joachim Pude sowie Eckehard und Hartwig Garve in die Schar der Heyener Jäger ein. Im Jahr 1986 wurde die Heyener Jägerschaft gegründet, mit dem Ziel, allen Heyer Jägern eine Jagdmöglichkeit zu geben. Heute besteht die aktive Heyer Jägerschaft nach der Pacht der Jagd wieder für 9 Jahre ab 2004, aus den Pächtern Klaus Diekmann, Reinhard Meyer und Jürgen Zeddies, sowie den Jägern Eckhard und Hartwig Garve, Claus und Niklas Kienitz, Peter, Alexander und Carsten Klatt, Wilhelm Meyer, Gerhard Meyer, Hans-Joachim Pude, Karl und Matthias Schmidt. Inaktive Mitglieder sind Ludwig Lindemann und Herbert Tischner. Waren in den 50iger Jahren und auch noch Anfang der 60iger Jahre große Feldjagden mit hohen Strecken die Regel, wurden danach durch den Rückgang der Niederwildbesätze kleinere Jagden in Wald und Feld mit wesentlich geringeren Strecken durchgeführt. Mehr und mehr stellte sich das Schwarzwild auch in unserem Revier ein. Wurde Ende der 80iger Jahre gelegentlich eine Sau gestreckt, so ist dies in den letzten 10 Jahren regelmäßig der Fall. Die höchsten Jahresstrecken waren 2001 mit 17 Stück und 2003 mit 20 Stück Schwarzwild. In Heyen haben wir einen guten und gesunden Rehwildbestand. Leider wird in jedem Jahr fast die Hälfte des Abschussplanes durch Wildunfälle auf den Straßen erfüllt. Versuche, dies zu reduzieren sind bis jetzt weitgehend gescheitert. Der Hasenbesatz zeigt eine langsame Aufwärtsentwicklung. Bei den Rebhühnern ist nur noch ein Restbestand von 2 Brutpaaren vorhanden. Fasanen wurden in den letzten 3 Jahren von Claus Kienitz ausgesetzt. Die Entwicklung verläuft positiv. Die Heyener Jägerschaft hat aber auch in den letzten 10 Jahren, besonders durch die Initiative von Claus Kienitz, etliche Biotope und Heckenpflanzungen angelegt, die nicht nur dem Wild, sondern auch der übrigen Tierwelt Unterschlupf und Nahrung bieten. Auf den Rotten, am Messkamp, in Bockskuhle am Weinberg, am Kniester, am Angerweg und zuletzt am Sunderweg wurden Anpflanzungen vorgenommen. Außerdem sorgen auch einige Wildäcker, die gesondert angelegt wurden, für reichhaltige Äsung des Wildes. Die Überlassung dieser Fläche durch einige Jagdgenossen zeigt auch das gute Verständnis zwischen den Verpächtern und den Heyener Jägern. Ein Höhepunkt des Jagdjahres ist die stets um die Weihnachtszeit stattfindende Gesellschaftsjagd in Heyen. Bis in die 90er jahre des letzten Jahrhunderts wurde vor allem auf Hase, Füchse, Rebhühner und Fasanen in der freien Feldmark gejagd. Seit Mitte der 90er Jahre wird die Gesellschaftsjagd gemeinsam mit dem Revier Daspe in den Weserbergen durchgeführt, wobei vor allem Wildschweine und Rehe geschossen werden. Für etwa 40 Heyener und eingeladene auswärtige Jäger, mehr als 10 Treiber und dem regelmäßig teilnehmenden Vorstand der Jagdgenossenschaft, ist die Treibjagd mit dem traditionellen „Schüsseltreiben“ im Gemeinschaftshaus immer ein besonderes geselliges Ereignis. Wie der Wildbesatz auf die Veränderung des Lebensraumes reagiert, zeigt die von Wilhelm Zieseniß geführte Streckenstatistik der Heyener Gesellschaftsjagden.

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Chronik Heyen

Jagdstrecke von 18 Stück Schwarzwild, bei der revierübergreifenden Jagd (Heyen-Daspe) im November 2003

16.7

Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft

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Chronik Heyen

Bei der örtlichen Schweinekasse versicherten die Mitglieder ihre Schlachteschweine. Wenn zum Beispiel bei der Hausschlachtung ein Schwein vom Fleischbeschauer nicht freigestempelt wurde, ersetzte die Schweinekasse den entstandenen Schaden. Aus den Protokollbüchern der noch bestehenden Schweine Versicherungs-Gesellschaft: Unter dem Vorsitz des damaligen Gemeindevorstehers W. Sagebiel wurde am 22. März 1891 in der „Schoppeschen Gastwirtschaft“ zu Heyen von 68 Bürgern eine „Schweine VersicherungsGesellschaft“ gegründet. Hierüber liegt eine Genehmigungsurkunde der „Herzoglichen KreisDirektion Holzminden“ vom 29.April 1891 vor. Das Ziel dieser Versicherungs-Gesellschaft war es, Schweine gegen Krankheit zu versichern, um im Falle einer Nichtverwertbarkeit eine Ersatzbeschaffung vornehmen zu können. In der Generalversammlung am 25. Februar 1900 beschlossen die Mitglieder einstimmig, eine Viehwaage mit 1000 kg Zugkraft anzuschaffen.

Die Waage stand bis 1946 in einem Schuppen neben der Scheune der Gastwirtschaft Kurlbaum, Twetje Nr. 2 (vormals Schoppe/Gründungslokal), dann auf dem Grundstück des Landwirts Heinrich Bode Nr. 21 (vormals Hofsitzer Friedrich Meyer). Sie ist im Museum für Landtechnik und Landarbeit in Börry, Landkreis Hameln-Pyrmont, zu besichtigen.

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17 Vereine

17.1

Der Kriegerverein

(Hermann Wiemann)

Der 1873 gegründete Kyffhäuserbund war die Dachorganisation der Kriegervereine. Anstelle des offiziellen Namens ,,Dt. Kriegerbund’’ (ab 1910 ,,Deutscher Reichskriegerbund’’) sprach man landläufig vom Kyffhäuser- oder Kriegerverein. Bei früheren Einstellungsgesprächen kam oft die Frage: ,,Haben sie gedient, wo und bei welcher Truppe? ’’ Wer gar im Regiment des Fragestellers Soldat war, konnte mit einer bevorzugten Einstellung rechnen. Noch im 2. Weltkrieg fragte bei Musterungen der Militärarzt: ,,War ihr Vater Soldat, bei welcher Truppe? ’’ Der Sohn kam dann oft zur gleichen Truppengattung wie der Vater. Jeder Soldat wurde nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst (Wehrpflicht) Mitglied im Kriegerverein. Die Vereinsmitglieder trugen blaue Schirmmützen. Die Vereinsfahne mit der Inschrift: ,,Üb Aug und Hand fürs Vaterland’’ ist nach Kriegsende nicht wieder zum Vorschein gekommen.

1. Reihe von unten (v.l.): 2. W. Pieper, 3. C. Sagebiel, 6. Heinrich Wessel, 9. Bode, 10. Sporleder, 11. Lange 2. Reihe (v.l.): 4. Friedrich Meyer 3. Reihe (v.l.): 2. Karl Battmer, 3. Sporleder (Schneider), 6. Zieseniß, 9. Ludwig Waßmann, 11. Karl Waßmann, 13. Wessel 4. Reihe (v.l.) 5. Wilhelm Battmer (Ottenstein), 6. Lücke, 7. Grave.

Die folgende Geschichte wurde überliefert: 1933 veranstaltete der Kriegerverein ein Zeltfest zu dem alle benachbarten Vereine eingeladen waren. Nach dem Dorfumzug bildeten die Vereine auf dem Thie einen Halbkreis um ein Rednerpult. Der Vorsitzende sollte die Ansprache halten. Doch als er vor den vielen Menschen stand, brachte er kein Wort heraus. Bürgermeister Friedrich Wilhelm erkannte sofort die Situation. Er ging zum Rednerpult, schob den Vorsitzenden sanft beiseite und hielt aus dem Stegreif eine überzeugende Rede. Nach 1933 waren nur noch die Teilnehmer des ersten Weltkrieges (1914-18) Mitglied im Kriegerverein, der während des letzten Krieges (1939-45) völlig einschlief. Nach dem verlorenen Krieg bestand kein Interesse den Verein wieder aufleben zu lassen.

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Schützenfest ausgerichtet vom Kriegerverein 1928 - Ansprache Friedrich Wilhelm auf dem Thie

17.2

Schützenverein Heyen von 1884 e.V.

Schützenverein 1884 - 1976 (Hermann Wiemann)

Nach Gründung des Schützenvereins im Jahre 1884 unterwarfen sich die Mitglieder einer strengen Satzung. Alle wichtigen Daten und Ereignisse sind im Protokollbuch aufgezeichnet. Das erste Protokoll des Schützenvereins Heyen hat folgenden Wortlaut: Protokoll über die Sitzung des Schützenvereins in der Behausung des Gastwirtes W. Pieper am 7. Juli 1885 abends von sieben bis zehn Uhr. Punkt I: Herabsetzung des Schussgeldes betreffend wurde dahin beschlossen, dass statt 10 Pf. pro Schuss nur 5 Pf. pro Schuss von Mitgliedern des Vereins zu erheben sind. Punkt II: Das Fehlen der Mitglieder in Versammlungen betreffend wurde dahin beschlossen, dass für jedes unentschuldigte Fehlen eines Mitgliedes bei Versammlungen (außer Schießen) ein Strafgeld von 25 Pf. in die Schützenvereinskasse zu bezahlen ist. Wilhelm Sagebiel (Protokollführer), Heinrich Wessel (Vorsitzender) In dem nächsten Protokoll über die Satzung in der Schoppe´schen Gastwirtschaft am 15.07.1886 ist festgehalten: Punkt I: Das Eintrittsgeld ist für das Rechnungsjahr 1886-1887 von 3 auf 4 Mark festgesetzt. Punkt II: Jeder Entschuldigung wegen Fehlen bei Versammlungen muss ein genügender Grund beigegeben werden. Am 09. Juli 1888 wurde beschlossen: Betreffend die Königswürde der auswärtigen Mitglieder. Es scheint das Abholen eines auswärtigen Mitgliedes als Schützenkönig aus einer Wohnung seines Ortes mit der Ausnutzung des Schützenfesttages nicht vereinbar, weil ein derartiges Abholen zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Es wurde nun einstimmig beschlossen, dass für den Fall ein auswärtiges Mitglied die Königswürde erwirbt, er eine Wohnung im hiesigen Orte zu wählen hat, aus welcher seine Abholung erfolgen soll. Eine Ablehnung der Königswürde kann weder hiesigen noch auswärtigen Mitgliedern stattgegeben werden. W. Sagebiel (Protokollführer), August Henneke (Vorsitzender). - 175 -

Chronik Heyen

Das Protokoll vom 6.8.1888 enthält den Beschluss, das Schussgeld von 5 auf 2 Pf. zu ermäßigen. Am 19.4.1891 wurde beschlossen, von dem Oeconom Klingenbiel zu Esperde, jetzt in Brüggen und dem Lederfabrikanten P. Ludewig zu Bodenwerder die rückständigen Beiträge durch Postauftrag einzuziehen. Die beiden Restanten sollen von der Maßnahme benachrichtigt werden. In einem Protokoll vom 19.03.1910 ist eine Besprechung über ein Bundesfest niedergeschrieben: Der Gastwirt Pieper stellt den Platz für die Festzelte gratis zur Verfügung. Die Miete für das Tanzzelt bezahlt der Verein. Der Wirt übernimmt das Schankzelt, die Beköstigung der Leute beim Auf- und Abbau der Festzelte und der Musik, die zudem noch 8 Glas Bier für jeden Musiker pro Tag gratis erhält. Auch die Beleuchtung an sämtlichen Tischen hat der Wirt in der üblichen Weise zu stellen. Im August 1911 konnten 90 Mark in der Heyener Spar- und Darlehnskasse zinslich angelegt werden. Im Protokoll vom 08.04.1924 steht: Munitionsfrage: Vorhanden sind ca. 90 volle Patronen und 190 leere Hülsen, letztere sollen von Walter Paul, Hameln, gereinigt und gefüllt werden. In der Niederschrift vom 04.04.1925 heißt es unter Punkt 5: Munition und Gewehre: Das Laden der Gewehre übernimmt wie im letzten Jahr Friedrich Hartmann. Der von Hartmann geforderte Betrag von 42 Mark für Füllen der leeren Hülsen (pro Stück 1 Pf.) wurde bewilligt und Hartmann unter gleichen Bedingungen für das kommende Wirtschaftsjahr verpflichtet. Gleichzeitig erklärt derselbe sich bereit, die Waffen und Munition aufzubewahren und zu reinigen. Protokoll vom 12.06.1926: Punkt I: Anschaffung einer Schützenkette: Der seit Jahren bestehende Wunsch, anderen Schützenvereinen es gleich zu tun, auch eine Schützenkette zu besitzen, wurde heute einstimmig der Beschluss gefasst, die Anschaffung einer solchen vorzunehmen. Herr Wundke aus Bodenwerder wohnte der Versammlung bei und wurde mit der Lieferung einer Kette betraut. Nachdem der Verein die vorliegenden Muster besichtigt hatte, wurde eine Kette im Wert von 80 Mark gewählt. (...) Punkt III: Hierzu wurde der Beschluss gefasst, dem Schützenkönig eine Schützengruppe um 1926 Medaille zu verleihen. Am 11.4.1930 wurde in der Gastwirtschaft Kurlbaum die Erneuerung des Schießstandes, Bau einer Schießscharte und Abschluss einer Haftpflichtversicherung mit der Nordstern beschlossen. Doch immer mehr Schützen forderten die Anlage eines neuen Schießplatzes. Der Schießstand am Großen Knapp, rechts vom Weg in Richtung Kirschenplantage, entsprach nicht mehr den Vorschriften. Es wurde von rechts über den Weg hinweg nach links in den Wald geschossen. Wegen des mühsamen Anstiegs nahm man für den normalen Ausschank nur "Kurze" mit. Der kürzlich verstorbene Dr. Kurlbaum erinnerte sich: "Wenn mein Vater bei besonderen Schießen den Ausschank hatte, lieh er sich vom Nachbarn Hundertmark einen Wagen mit Pferdegespann, um die Getränke zu transportieren." Am 24.05.1930 schrieb Schriftführer Hermann Reese: In einer bei Gastwirt Stoffregen stattgefundenen Versammlung wurde man sich einig, bei Auffindung eines geeigneten Platzes den Bau auszuführen. Mehrere Mitglieder fanden im Buchensiek den geeigneten Platz, und bereits am - 176 -

Chronik Heyen 1. Mai wurde der erste Spatenstich getan. Durch eifrige Arbeit gelang es, den Stand bald herzurichten, und am 9. Mai 1930 wurden die Probeschüsse getan. Die Forstinteressentenschaft verpachtete den nötigen Platz für jährlich 5 RM. In der Woche vom 11. bis 17. Mai 1930 wurde der Schießstand von der Kreisdirektion durch Regierungsrat Floto, einen Baurat und den Hauptmann der Schutzpolizei abgenommen und für das um den 18. und 19. Mai stattfindende Schützenfest freigegeben. Im nächsten Protokoll ist unter Punkt 3 zu lesen: Es wurde beschlossen, 3 RM Extrabeitrag zu erheben. Schütze W. Kurlbaum leiht dem Verein zur Tilgung seiner laufenden Baurechnungen 350 RM. Selbige sind mit 8 % zu verzinsen. Eine Versammlung am 10.06.1934 beschloss den Ankauf einer Scheibenbüchse für 120 RM, ebenso die Herstellung von Tischen und Stühlen aus vorhandenen Brettern und die Planierung des Platzes. Die fehlenden Mitglieder sollen 1 RM je Kopf pro Tag bezahlen. Am 20.06.1934 wurde der Jahresbeitrag auf 12 RM je Kopf festgesetzt. Dann folgt der Beschluss, einheitliche Jacken und Hüte anzuschaffen, die jeder aus eigener Tasche zu bezahlen hat. Mit einem Protokoll vom 18.02.1939 endet dieses Protokollbuch und mit Ausbruch des 2 Weltkrieges die Tätigkeit des Vereins. Als am 17.03.1955 acht alte Schützenvereinsmitglieder und 22 Interessenten die Neugründung des Schützenvereins beschlossen, waren nur noch die Fahne und die Königskette vorhanden. Die Gewehre mussten am Kriegsende bei den Amerikanern abgegeben werden. Auf dem Schützenplatz wuchsen bereits Bäume, die Holzbude und der Stand waren verfallen. 1. Vorsitzender wurde Friedrich Feuerhake, der auch die Initiative für die Neugründung ergriffen hatte und schon Vorsitzender des alten Schützenvereins war. Weitere Daten und wichtige Ereignisse: 16.04.55

Ankauf des ersten KK-Gewehres

04.06.55:

Aufnahme eines Kredites von 1.200 DM für den Erwerb eines neuen Schützenhauses. Räumung des Schützenplatzes von Bäumen durch die Forstgenossenschaft. Abbruch eines Holzhauses in Hameln, Transport und Wiederaufbau in eigener Leistung unter Leitung von Hermann Möller. Er wurde zum ersten Ehrenmitglied ernannt.

05.08.56

Ankauf der ersten Luftbüchse für Jungschützen

01.05.57

Erstes Königschießen (W. Lindemann)

30.04.58:

Beschluss über die Änderung der Satzung: Eintragung des Vereins als e.V.

04.05.58

Erstes großes Preisschießen mit sieben Vereinen mit hundertzwölf Schützen in Heyen

26.07.58

Einführung von Schulterstücken und Schützenschnur

30.05.59

bis 31.05 - 75-jähriges Bestehen (Zeltfest). Die Vereine Bodenwerder, Börry, Bremke, Daspe-Hehlen, Dohnsen, Pegesdorf und Nettelrede nahmen am Vergleichsschießen teil. Sieger: Bodenwerder/Heyen (Ringgleichheit). Die Festzelte waren an beiden Tagen voll besetzt.

4.10.59

Ein Rehbock wurde in sieben Teile (Preise) zerlegt und ausgeschossen. Eine alte Tradition, ein Kalb, ein Schwein oder Wild auszuschießen, wurde damit fortgesetzt.

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Chronik Heyen

1960

Anschaffung eines automatischen Anzeigers. Bisher hatte Heinrich Denker in der Deckung (Betonbunker) die Schüsse angezeigt.

1962

Anbringung einer zweiten Zugscheibe. In diesem Jahr war ein Schützenfest, an dem die Vereine Bodenwerder, DaspeHehlen, Bremke, Dohnsen und Börry teilnahmen. König wurde R. Ritterbusch. Zwei Tage wurde lange und ausgiebig gefeiert.

20.02.64

Schützenbruder Willi Köhls wurde 1. Vors., Friedrich Feuerhake Ehrenvorsitzender.

1964:

In diesem Jahr stiftete Schützenbruder Hermann Möller das erste Luftgewehr, eine Diana 27, für die Jugendabteilung.

20.06.65

v.l.: Ewald Hollstein, Hermann Möller (Schützenkönig 1963), Friedrich Hartmann

Schützenfest (Zeltfest), 80-jähriges Bestehen des Vereins. Die Schützenvereine Bodenwerder, Börry, Daspe-Hehlen und Halle nahmen teil. Werner Garve trug die erste Jungschützenkönigskette, die Schützenbruder Wilhelm Sporleder 1964 als erster Jungkönig gestiftet hatte. Friedrich Willmer wurde Jubiläums-Schützenkönig.

v.l.: Wilhelm Hue, Ludwig Lindemann, Lothar Britzke, Werner Garve, Richard Ritterbusch, Wilhelm Sporleder, Heinrich Aldag, Hermann Möller, Fritz Lachmann, Willi Köhls, Karl Mönkemeier, Heinrich Denker, Friedrich Willmer, Heinrich Bode.

1965:

Kauf eines neuen Jungschützen.

automatischen Anzeigers sowie eines Luftgewehrs für die

1968:

Nachdem im Schützenhaus mehrfach eingebrochen wurde, erwarb der Verein einen gebrauchten Panzerschrank zur Unterbringung der Gewehre.

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Chronik Heyen

6.08.71

Schützenbruder Günter Henneke wurde 1. Vorsitzender des Vereins. Nach der Ernte konnten das Stromkabel und die Wasserleitung durch die Grundstücke Drüner, Struckmeyer und die Ackerfläche von Walter Wessel zum Schützenhaus verlegt werden. Alle Schützenbrüder waren über ein Losverfahren dazu verpflichtet worden , jeweils 10 laufende Meter Kabelgraben in Feld und Wald bis zum Schützenhaus 80 cm tief auszuheben. Die Verhandlungen zur Durchführung dieser für den Verein bedeutsamen Baumaßnahme wurden vom 1. Vorsitzenden Günter Henneke geführt.

13.07.71

Das erste Volkskönigsschießen wurde mit 110 Teilnehmern veranstalltet. Volkskönig: Reinhard Meyer. Volkskönigin: Hannelore Baxmann. Die Scheiben und Ehrenteller wurden von Bürgermeister Wilhelm Dröge überreicht.

1972

Anschaffung einer neuen Scheibenzuganlage für zwei Schießstände.

01.02.75

Ehrung der Altersschützen August Sorge, Friedrich Feuerhake, Rudolf Hundertmark und Friedrich Lachmann.

06.03.76

Horst Bauer übernahm den Vorsitz im Schützenverein.

14.05.76

Erwerb eines Gasofens für das Schützenhaus.

Die folgenden Verse wurden zu dieser Zeit in geselliger Runde gern gesungen: „Das Dörfchen Heyen“ (Melodie: Wo die Nordseewellen) Wo die Weser eine große Schleife zieht, wo die Königszinne und der Eckberg grüßt, wo man fährt zu Berge durch den Wald hinaus, da liegt meine Heimat, da bin ich zu Haus. Wo das kleine Dörfchen Heyen liegt, wo man Schweine und die schwarzen Stiere zieht, wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus, da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus. Wo es ab und zu im Walde widerhallt, wenn die Schützenbrüder auf die Scheiben knall´n, dann wird es gemütlich bei uns im Verein, das ist unser Dörfchen, das ist unser Heyen. Erstes Volkskönigschießen 1971

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Chronik Heyen Schützenverein 1977 - 2004 (Peter Klatt)

1977 wurde Horst Bauer als erster Vorsitzender wiedergewählt und Klaus Möller übernahm das Amt des zweiten Vorsitzenden. 1978 wurde das Schützenhaus durch einen Anbau mit zeitgemäßem Sanitärtrakt erweitert. Trotz aller Eigenleistungen fielen Sachkosten in Höhe von 14000 DM an, die zur Verschuldung von 8400 DM führten. Über den Weg zum Abtrag dieser Schulden wurde in der Jahreshauptversammlung am 20.01.1979 heiß diskutiert. Der Niederschrift über die Jahreshauptversammlung am 26.01.1980 ist zu entnehmen, daß das Jahr 1980 als Jubiläumsjahr (25- jährige Wiederkehr der Wiedergründung nach dem Krieg) gestaltet werden sollte. Horst Bauer berichtete über die Anschaffung einer zweiten elektrischen Zuganlage, die von einem anonymen Spender bezahlt wurde. Im Kassenbericht konnte KW Herbert Sporleder auf den Rückgang des Schuldenstandes auf 6100 DM dank verschiedener Sonderzahlungen verweisen. In dieser Versammlung wurde die Anzugsordnung bis ins Detail (u.a. Art der Schulterstücke, Erwerb der Schützenschnur und Eicheln) erörtert und festgelegt. Anschließend wurde die Anschaffung einer neuen Fahne beschlossen. Diese von Schützenbruder Ewald Hollstein vorfinanzierte Fahne wurde auf den Umzügen des Jubiläumsschützenfestes vom 4. - 6. Juli 1980 zum ersten Mal von Fahnen-träger Erich Conradi dem Schützenverein vorangetragen. Von besonderer Brisanz erwies sich die Bekanntgabe, daß zum 1.01.1980 12 Frauen dem Verein beigetreten seien. Als erster "Betreuer" dieser Damenabteilung wurde Schützenbruder Dieter Pude gewählt. 1980 mußte sich der Verein mit Fragen der Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt beschäftigen. Bei der Erörterung des Für und Wider traten in verschiedenen Mitgliederversammlungen unterschiedliche Positionen zu Tage, die in der Gegenüberstellung "Unabhängiger Traditionsverein - Sportverein in kommunaler Abhängigkeit" ihren Ausdruck fanden. Insbesondere die entschädigungslose Übertragung des Vereinsvermögens auf die Kommune im Falle der Vereinsauflösung bereitete Unbehagen. In der am 19.08.1980 anberaumten Mitgliederversammlung wurden die notwendigen Beschlüsse zur Satzungsänderung einstimmig gefasst. Damit war der Weg zur Gewährung von Förderungsmitteln bei Bauvorhaben durch den Landessportbund eröffnet. Horst Bauer gebührt besonderer Dank für seine umsichtige Führung in dieser Phase, so konnte der Verein 1980 insgesamt 11 neue Mitglieder gewinnen. Damit gehörten dem Schützenverein nunmehr 16 Schützenschwestern und 81 Schützenbrüder an. Am 17.01.1981 wählten die Schützendamen Erika Range als Leiterin der Damenabteilung, ihre Stellvertreterin wurde Ilse Möller. Auf der Jahreshauptversammlung am 24. Januar konnte Horst Bauer die Anerkennung der Gemeinnützigkeit des SV Heyen durch das Finanzamt Holzminden bekanntgeben. Leider kam Ende des Jahres neues Ungemach auf den Verein zu. Die am 21.10.1981 erfolgte "Sicherheitstechnische Überprüfung " durch das Ordnungsamt des Kreises Holzminden führte zur Schließung des Schießstandes. Mit der Beseitigung der Baumängel wurde umgehend begonnen, sodass bereits im Dezember die Freigabe des Schießstandes erfolgen konnte. An den erheblichen Kosten beteiligte sich die Gemeinde Heyen mit einer Spende in Höhe von 250 DM. Horst Bauer bedankte sich für diesen Beitrag auf der Jahreshauptversammlung am 23.01.1982 in der Gaststätte " Alt Heyen" und erklärte,dass der Schützenverein auch weiterhin darum bemüht sei, das kulturelle Leben in der Gemeinde mitzugestalten. Anschließend gab der 1. Vorsitzende bekannt, daß er aus gesundheitlichen Gründen ab 1983 nicht mehr für den Vorsitz zur Verfügung stehe. Zur Jahreshauptversammlung am 29. Januar 1983 im Vereinslokal "Alt Heyen " versammelten sich 12 Schützenschwesten und 46 Schützenbrüder. Die Versammlung beschloss dem scheidenden Vorsitzenden einen gravierten Wandteller als Dank und Anerkennung für dessen Leistungen in der Vereinsführung zu überreichen. Die anschließende Wahl des neuen Vorstandes gestaltete sich als schwierig, weil sich zunächst niemand als Kandidat für den Vorsitz zur Verfügung stellen wollten. Schließlich wurden Peter Klatt zum ersten Vorsitzenden und Erika Ranke zur zweiten Vorsitzenden gewählt. In das Jahr 1983 fiel der Aufbau einer Jugendabteilung durch die Schützenbrüder Wilhelm Klingenberg und Klaus Möller. - 180 -

Chronik Heyen Am 28. Januar 1984 wurden die Mitgliedsbeiträge wie folgt festgesetzt: Mitgliedsbeitrag 60 DM, Ehepaare 100 DM bezahlen, Schüler und Jugendliche ohne eigenes Einkommen die Hälfte. Am 2. Februar 1985 zog der Vorstand im Rahmen der Jahreshaupversammlung eine insgesamt positive Bilanz über das vergangene Jubiläumsjahr. Neben den Aktivitäten zur Vorbereitung des Schützenfestes waren verstärkte Anstrengungen zur Erstellung einer Festschrift erforderlich. Diese Aufgabe hatten Erika Range und Heinrich Aldag übernommen. Durch gezielte Anzeigenwerbung konnte so für den Verein ein Überschuß erwirtschaftet werden. Wenn auch das JubiläumsSchützenfest im ersten Septemberwochenende von besonders kaltem und regnerischem Wetter überschattet wurde und der Festumzug am Sonntag regelrecht ins Wasser fiel, waren die anderen Festveranstaltungen recht gut besucht. Am Sonntag konnen 20 Gastvereine willkommen geheißen werden. Für Stimmung sorgten die Feuerwehrkapelle Heyen, der Posaunenchor Halle und ein Spielmannszug des Carnevalvereins Hameln. Nach Jahren konnte der Kassenführer erstmalig einen positiven Kontostand vermelden. Neben allem Trubel kam 1984 die Arbeit am Projekt "Luftgewehrstand" nicht zu kurz. So stellte der 1. Vorsitzende einen an den Gemeinderat gerichteten Antrag auf Bereitstellung eines geeigneten Raumes im Dorfgemeinschaftshaus zur Errichtung eines Luftgewehrschießstandes. Der erste Vorsitzende konnte der Versammlung berichten, dass nach Aussagen des Kreisbauamtes einem Umbau des Bodens zu einem Luftgewehrstand keine bautechnischen Gründe entgegenstünden. Da der Gemeinderat lt. Schreiben von Bürgermeister Meyer das Projekt unterstützen wollte, mußte sich der Vorstand um die Finanzierung kümmern. Die Gewährung von Förderungsmitteln des Landessportbundes waren an die Mitgliedschaft im Kreissportbund gebunden. Nach einer eingehenden vereinsinternen Diskussion wurde schließlich in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 31. Mai 1985 die Gründung der Sportschützenabteilung einstimmig beschlossen. Nach der Vorlage der Baugenehmigung am 19.07.85 wurde im Benehmen mit dem Bürgermeister der Antrag auf Gewährung eines Kreiszuschusses gestellt. Im Jahresbericht am 31.01.1986 konnte der erste Vorsitzende der Versammlung den höchsten Mitgliederstand in der Vereinsgeschichte mit 110 Mitgliedern melden. Die Arbeiten am Luftgewehrstand schritten 1986 zügig voran. Innerhalb eines halben Jahres wurden 730 Arbeitsstunden im Dorfgemeinschaftshaus von engagierten Schützenschwestern und Schützenbrüdern geleistet. Allein durch diese Eigenleistungen konnte in der am 14. Februar 1987 im Gasthaus Damrau abgehaltenen Jahreshauptversammlung durch den Kassenführer Herbert Sporleder eine "ausgeglichene und solide Geschäftsentwicklung" vorgetragen werden. Die Vorstandswahlen am 14.02.1987 erbrachten Veränderungen in der Besetzung einiger Positionen. Horst Kohlenberg wurde 1. Jugendleiter, Klaus Möller 2. Jugendleiter. Jürgen Mittendorf und Henner Aldag standen als Fahnenträger zur Verfügung. In das Amt des Schriftführers wurde Detlef Warnecke gewählt. Am 24.März 1987 wurde der Luftgewehrstand mit dem 1. Übungsschießen in Betrieb genommen. Die vorherrschende Disziplin war 1987 "stehend-freihand". Neben den Aktivitäten der Jugendabteilung (26 Übungstage) lief der Schießbetrieb auf den KK- Stand in der bewährten Form ab. In der Jahreshauptversammlung am 4. Februar 1989 wurde über Sanierungsmaßnahmen des KKStandes beraten. Die Deckung mußte unbedingt erneuert werden. Der Wunsch auf die Ermöglichung des "Liegend-Schießens" führte zu der Forderung nach der Erweiterung des Schießraumes auf vier Bahnen. Nach den neuen Auflagen sei eine Überdachung und seitliche Verschließung der ersten 10 Meter aus Sicherheitsgründen erforderlich. Am 9. Februar 1990 mußte der 1. Vorsitzende die Schließung des KK- Standes auf Grund von Sicherheitsmängeln bekannt geben. Damit wurde der Ausbau unumgänglich, da nur in diesem Fall Zuschüsse zu erwarten waren. Nun hatte der Vorstand bereits im September 1989 die erforderlichen Anträge auf des Weg gebracht. Die Zusage der Gemeinde Heyen, ihren Part im Rahmen der Drittel-Regelung zu tragen, lag bereits vor (6000,00 DM als Zuschuß, 6000,00 DM als zinsloses Darlehn), sodass der Antrag des Vorstandes auf Durchführung der Ausbaumaßnahmen als Vier-Stände-Anlage in der Jahreshauptversammlung deutliche Zustimmung fand.

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Chronik Heyen Auf der Jahreshauptversammlung am 9. Februar 1991 konnte bereits über die weitgehende Beendigung des 1. Bauabschnitts im November 1990 (Abriß der Blenden, der Deckung und Neuaufbau der Deckung) berichtet werden. Die Baumaßnahnen wurden in erster Linie von Wilhelm Klingenberg organisiert, ihm wurde für seinen Einsatz besonders gedankt. Am 2.11.1991 wurde Richtfest gefeiert. Für die ordnungsgemäße Durchführung der Zimmermannsarbeiten hatte Schützenbruder Ingo Sporleder gesorgt. In außerordentlichen Mitgliederversammlungen am 26. April und am 26 Juni 1991 im Gasthaus "Alt Heyen" wurde die überarbeitete Satzung des Schützenvereins einstimmig beschlossen. Die Änderungen waren auf Veranlassung des Finanzamts und des Amtsgerichts zum Erhalt der Gemeinnützigkeit notwendig geworden.

Schützenverein 1984 (hinten von links) Horst Bauer, Rudolf Hundertmark, Ernst Schmidt, Detlef Warnecke, Friedrich Willmer, Heinrich Aldag, Willi Köhls, (2te von hinten) Fr.-W. Dröge, Wilhelm Dröge, Friedel Feuerhake, Rainer Lewin, Heinz Scharpenberg, Richard Ritterbusch, M. Conradi, J. Ortmann K.-H- Ohm, W. Meyer (3te von hinten) Erich Conradi, Bernhard Wiechmann, Reinhardt Prelle, Jürgen Mittendorf, Ralf Siever, Elisabeth Prelle Birgitt Willmer, Petra Heisner, Klaus Möller, Herbert Sporleder, Wilhelm Klingenberg, Ludwig Franz, Günter-W. Henneke, Christine Battmer, Dieter Meyer, Heinz Sobottka, Rudi Weßling, Manfred Range, Friedrich Feuerhake (vorne von links) Hans J. Pude, Ute Mittendorf, Dieter Pude, Iris Friedrich, Silvia Wessel, Hildegard Pude, Hermann Wiemann, Henner Aldag, Erika Range, Peter Klatt, Margret Damrau, Bärbel Wiechmann, Claudia Aldag, Annegret Kohlenberg, Horst Kohlenberg

Im Rechenschaftsbericht der Jahreshauptversammlung am 12.02.93 ging der Vorsitzende auf die besonderen Verdienste einiger Mitglieder beim Umbau des KK-Standes ein. Die bronzene Verdienstnadel erhielten die Schüler Sascha Conradi (40 h) und Sven Klingenberg (88 h) sowie die Schützenbrüder Reinhard Prelle (88 h), Carsten Klatt (90 h) und Peter Klatt (160h). Die silberne Verdienstnadel erhielten die Schützen Bernhard Wiechmann (306 h), Horst Kohlenberg (365 h) und Erich Conradi (707 h). Wilhelm Klingenberg wurde mit der goldenen Verdienstnadel für die Ableistung von 1028 Arbeitsstunden geehrt. Bei den anstehenden Wahlen ergaben sich einige Änderungen in der Besetzung. Da Schrift-führer Detlef Warnecke und Kassenwart Herbert Sporleder ihre Ämter aus persönlichen Gründen nicht fortführen konnten, mußten diese neu besetzt werden. Zum neuen Schriftführer wurde am 12. Februar 1993 Schützenbruder Joachim Natschke gewählt, die Kassenführung wurde Schützenschwester Annegret Kohlenberg anvertraut. Das Amt der Damenleiterin übernahm Ilse Möller von ihrer Vorgängerin Annegret Kohlenberg. Alle übrigen Ämter und Funktionen wurden weiter geführt. In der Jahreshauptversammlung am 12. Februar 1994 ging es im Wesentlichen um die Vorbereitung des 110- jährigen Jubiläums des Schützenvereins, das zusammen mit der 990Jahrfeier der Gemeinde Heyen und dem 40-jährigen Bestehen der Landjugend gefeiert werden sollte. Als Vorsitzender des Festausschusses gab Henner Aldag einen kurzen Bericht über den Stand der Vorbereitungen des für den 8.- 10. Juli 1994 geplanten Jubiläumsfestes. Im November stiftete die Versicherungsagentur Meyer die notwendigen Mittel zur Anschaffung eines wettkampftauglichen Luftgewehrs für die Schüler- und Jugendabteilung. Damit waren die Voraussetzungen für die erfolgreiche Beteiligung der jungen Mitglieder an Wettbewerben auf Vereins- und Kreisebene deutlich verbessert.

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Chronik Heyen

Schützenverein 1994

In der Jahreshauptversammlung am 18.02.1995 dankte der 1. Vorsitzende der Festkom-mission unter der Leitung von Henner Aldag für ihren Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung des Festes. Auf Beschluß der Versammlung wurde außerdem die Sperrfrist zur Erlangung der Königswürde von 3 auf 5 Jahre herauf gesetzt. Damit sollte einer größeren Zahl von Vereinsmitgliedern die Möglichkeit zur Gewinnung der Köngswürde eröffnet werden. Für 40jährige Vereinszugehörigkeit wurden anschließend die Schützenbrüder Friedrich Feuerhake, Joachim Heinrichs, Peter Klatt, Willi Köhls ,Ludwig Lindemann, Friedrich Meyer, Wilhelm Meyer und Hermann Wiemann geehrt. Am 10. Februar 1996 standen wiederum Vorstandswahlen an. Ursula Klingenberg wurde für die aus persönlichen Gründen ausscheidende Erika Range zur 2. Vorsitzenden gewählt, Melanie Klingenberg wurde Damenleiterin. Die Schützenbrüder Ralf Siever und Erich Conradi wurden Fahnenträger. Außerdem wurden die Beiträge maßvoll erhöht (Einzelmitgliedsbeitrag von 60 auf 70 DM, Ehepaare von 100 auf 120 DM und Konstanz des Schülerbeitrags von 20 DM). In der Jahreshauptversammlung am 14.02.1997 wurden Wilhelm Baxmann und Wilhelm Hue für 40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Im Laufe des Jahres sollte mit der Entsorgung des Eternitdachs des Schützenhauses ein weiterer Schritt der Sanierungsmaßnahmen begonnen werden. Leider ließ die in Aussicht stehende Mittelbewilligung des Kreissportbundes auf sich warten, die Gemeinde Heyen hatte bereits ein zinsloses Darlehn in Höhe von 4000 DM zur Verfügung gestellt. Zur Jahreshauptversammlung am 13. Februar 1998 lagen die Zusagen vor, sodass mit der Dachsanierung des Sanitärbereichs begonnen werden konnte. 1998 wurde außerdem der Erweiterungsbau erstellt und bereits nach der Himmelfahrtswanderung zu einem Gottesdienst, den Frau Pastorin Hutter-Ulbrich abhielt, genutzt. Das Amt des Jugendleiters übernahm Schützenschwester Martina Ohm von Schützenbruder Horst Kohlenberg. Als 2. Fahnenträger wurde Schützenbruder Dirk Wiechmann gewählt. Der Mehrzweckbau, der als Heimstatt der Teilnehmer am Himmelfahrtsgottesdienst Anklang gefunden hatte und der bereits vorher im Rahmen der traditionellen WinterTreibjagd von Jagd-gästen zur Einnahme des Mittagsessens genutzt wurde, diente beim IthPokal-Schießen der Damen als Raum zur Aufstellung einer

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Chronik Heyen ansprechenden Kaffeetafel. Seine offizielle Einweihung sollte in angemessenem Rahmen erfolgen. Dazu bot sich die anstehende Feier zum 20-jährigen Bestehen der Damenabteilung , die am 30 09.2000 stattfand, an. In seiner Ansprache bedankte sich der 1. Vorsitzende im Namen des Vorstandes bei allen Helfern, die zur termingerechten Fertigstellung der Anlage beitrugen. Namentlich waren es die Schützenbrüder Erich Conradi, Peter Klatt, Wilhelm Klingenberg, Sven Klingenberg, Klaus Möller, Horst Kohlenberg, Karlheinz Ohm, Manfred Range , Kai Range, Ekhard Rother, Ingo Walter, Patrik Schulz und Bernhard Wiechmann. Sachspenden gingen von den Familien Klingenberg, Kohlenberg, Ohm und Range sowie von Schützenschwester Antje Schomburg und der Firma Steinert-Holz ein. Präsident Jürgen Sienk überbrachte die Glückwünsch des Kreisschützenverbandes und verlieh der 2. Vorsitzenden Erika Range die bronzene Ehrennadel des Niedersächsischen Sportschützenverbandes für besondere Verdienste um ihren Verein. Neben den Geldgeschenken der Gäste anläßlich des Jubiläums der Damenabteilung erhielt der Verein zum Jahreswechsel drei Spenden. Diese Spenden sollten den Grundstock zur Anschaffung eines Luftgasdruckgewehres für die Schüler- und Jugendabteilung (Kosten 2700 DM) verwendet werden. Eine Spende des Instituts für Akupunkt-Massage nach Penzel, Heyen füllte schließlich die Finanzierungslücke und führte umgehend zur Anschaffung des Sportgeräts. Im Jahresbericht am 3. Februar 2001 dankte Peter Klatt noch einmal allen engagierten Schützenschwestern und Schützenbrüdern für ihren Einsatz sowie allen Spendern für ihre Beiträge und wies darauf hin, dass die im Jahr 2000 vollendete Schießanlage alle Erfordernisse zur Gestaltung eines lebendigen Vereinslebens erfülle und auch einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des dörflichen Gemeinschaftslebens leiste. Die Schützen hätten neben der Wahrnehmung aller für sie wichtigen Termine im sportlichen Vergleich mit befreundeten Nachbarvereinen (Lindenkohl-Pokal der Damen in Bodenwerder, Ith - Pokal der Damen, Ith-Weser Frontansicht Schützenhaus 2004 Wanderpokal, Samtgemeinde- Pokal, Vergleichsschießen mit den Schützenvereinen Börry, Dohnsen und Daspe - Hehlen) und der offiziellen Termine des Kreisschützenverbandes (u.a. Delegiertenversammlung des Kreisschützenverbandes, Kreisanschießen, Kreiskönigsschießen, Kreisschützentag mit Ball, Kreisabschießen und der Beteiligung an den Rundenwettkämpfen mit bis zu vier Mannschaften) stets auf Präsenz bei allen dörflichen Festen der örtlichen Vereine großen Wert gelegt. Leider sei die Beteiligung der Heyener Gruppen und Vereine an den vom Schützenverein für die Dorfgemeinschaft angebotenen Veranstaltungen (u.a. Ostereierschießen, Himmelfahrtswanderung mit anschließendem Gottesdienst und Grillen, Volkskönigschießen und Vereinsvergleichsschießen) seit Jahren rückläufig. Am 23.06.2001 nahm der Schützenverein mit einer großen Abteilung in phantastischen Kostümen am Festumzug anläßlich der 850- Jahrfeier der Nachbargemeinde Esperde teil. Die Vorbereitung dieses Ereignisses bereitete allen Beteiligten besonderen Spaß. Auf der Jahreshauptversammlung am 16. Februar 2002 standen wieder Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. Änderungen ergaben sich nur auf folgenden Positionen: Jugendleiterin wurde Angela Petermann, als Stellvertreterin fungierte Martina Ohm. Nach der Euro-Einführung mußten auch die Beiträge von DM auf Euro umgestellt werden. Auf Grund des einstimmigen Beschlusses der Versammlung sollten Einzelmitglieder 37 Euro, Ehepaare 63 Euro, Schüler und Jugendliche bis 18 Jahre 11 Euro und Jugendliche von 18 - 21 Jahre 16 Euro ab 2002 bezahlen.

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Chronik Heyen Am 12. Januar 2003 erhielt der 1. Vorsitzende die Verdienstnadel in Silber des Niedersächsischen Sportschützenverbandes im Rahmen der Delegiertenversammlung des Kreisschützenverbandes. Die Auszeichnung wurde für seine 20-jährige Vorstandstätigkeit verliehen. Auf der nachfolgenden Jahreshauptversammlung am 14. Februar 2003 bedankte sich Peter Klatt bei seinen Mitstreitern dafür, dass sie ihm über all die Jahre mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätten. Alle Schützenschwestern und Schützenbrüder, die in diesem Zeitraum verantwortlich Aufgaben im Verein übernommen hätten, hätten ebenfalls einen Anteil an der Ehrung verdient. So habe zum Beispiel Wilhelm Klingenberg das Amt des Waffen - und Gerätewarts über 20 Jahre inne. Im Tagesordnungspunkt Mitgliedsentwicklung konnte der 1. Vorsitzende auf die Eintritte von Katharina Aldag und Nick Gebauer in 2002 und Thomas Bingel, Dietmar Heiduck sowie Mel Stone ab 2003 hinweisen. Am 1.01.2003 hatte der Schützenverein 92 Mitglieder. Höhepunkt des Schützenjahres 2003 war das Königsschießen in Verbindung mit dem Vergleichsschießen der Vereine und dem Volkskönigschießen am 30. August. Die Proklamation der Majestäten wurde stimmungsvoll von der Feuerwehrkapelle unter Leitung ihres Kapellmeisters Isenberg umrahmt. Auf dieser Veranstaltung erhielt der 1. Vorsitzende die Goldene Ehrennadel des Kreissportbundes. Silberne Ehrennadeln konnten die 2. Vorsitzende Erika Range, Schriftführerin Ursula Klingenberg, Kassenführerin Annegret Kohlenberg, Waffen- und Gerätewart Wilhelm Klingenberg und Schützenbruder Horst Kohlenberg für besondere Verdienste um den Schützenverein in Empfang nehmen. 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980

Schützenkönige Wilhelm Pieper August Feuerhake Wilhelm Pieper August Feuerhake Fr. Stoffregen Karl Battmer Friedrich Wessel Hermann Battmer Friedrich Feuerhake Friedrich Lindemann Hermann Reese Friedrich Hartmann August Henneke Friedrich Klingenberg Wilhelm Lindemann Fritz Keller Joachim Heinrichs Wilhelm Meyer, Esp. Ewald Hollstein Richard Ritterbusch Hermann Möller Friedel Feuerhake Fritz Willmer Willi Köhls Peter Klatt Hermann Wiemann Günter-W.Henneke Ludwig Franz Willi Meyer Werner Meyer Hermann Wiemann Klaus Möller Wilhelm Hue Willi Köhls Friedrich Feuerhake Joachim Ortmann Heinz Sobottka Günter-W.Henneke

1981 1982 1983 1984 1985 1986 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

Schützenkönige Dieter Pude Dietmar Friese Hermann Wiemann Jürgen Mittendorf Rainer Lewin Dieter Pude Joachim Ortmann Klaus Möller Wilhelm Klingenberg Horst Kohlenberg Dieter Pude Klaus Möller Wilhelm Klingenberg Bernhard Wiechmann Jürgen Mittendorf Michael Conradi Karl-Heinz Ohm Horst Kohlenberg Alexander Klatt Sven Klingenberg Patrick Schulz Manfred Range

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993

Schützenköniginnen Ursula Klingenberg Christine Battmer Gabriele Ohm Hildegard Pude Bärbel Wiechmann Ute Mittendorf Elisabeth Prelle Christine Battmer Gabriele Ohm Hildegard Pude Annegret Kohlenberg Erika Range Ilse Möller Elisabeth Prelle

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1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

1885-1887 1888-1890 1891-1894 1895-1898 1899-1901 1902-1903 1904-1906 1907-1908 1909-1914

1921-1923 1924-1927 1928-1933 1934-1937 1938-1939

1955-1963 1964-1969 1970-1974 1975-1981 1982-1983 1983-heute

Schützenköniginnen Hildegard Pude Melanie Klingenberg Ursula Klingenberg Gabriele Ohm Ilse Möller Annegret Kohlenberg Bärbel Wiechmann Kerstin Walter Martina Ohm Angela Petermann

Vereinsführung Heinrich Wessel August Henneke Friedrich Ricke Carl Sagebiel Karl Battmer Wilhelm Möller Friedrich Lindemann August Henneke Rudolf Hundertmark Friedrich Zeddies Kriegsbeginn 1.8.14 Neuaufnahme 30.3.21 Karl Battmer Friedrich Wilhelm Friedrich Lindemann Hermann Reese Friedrich Feuerhake Kriegsbeginn Neugründung 17.3.55 Friedrich Feuerhake Willi Köhls Günter-W.Henneke Horst Bauer Klaus Möller Peter Klatt

Chronik Heyen

17.3

Freiwillige Feuerwehr Heyen

Die Wehr Rückblick: Das Braunschweigische Feuerhilfegesetz, erlassen im Jahre 1874, war damals „vorbildlich im ganzen Reich“. Es verpflichtete alle Dörfer und Städte im Herzogtum Braunschweig zur Aufstellung und Unterhaltung von Feuerwehren. Wo sich keine freiwilligen Wehren bilden konnten, mussten Pflichtfeuerwehren den Brandschutz übernehmen. So wurde, wie in vielen anderen Orten auch, in Heyen im Jahre 1875 die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Die vorliegenden schriftlichen Unterlagen über die Entwicklung der Wehr datieren von 1895. Protokolle liegen seit 1925 – aus der Zeit des 50jährigen Bestehens – vor. Dieses Fest wurde gebührend begangen. Das Leitwort zum 50jährigen Bestehen lautete:

Das alte Gerätehaus (abgerissen um 1973)

Der Glaube nur hat Kraft, der sich zur Tat aufrafft, Gebetet heißt nicht: die Hand im Schoß, Beim Beten lass dem Pflug nicht los, dann bist du fromm und deutsch! Nach diesem Grundsatz gelobten damals die folgenden Vorstandsmitglieder freiwilligen Feuerwehr Heyen und verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift: Friedrich Lücke Hauptmann Friedrich Lindemann Friedrich Wilhelm Schriftführer Hermann Battmer Friedrich Möller Gruppenführer Carl Steinbrink

ihren Dienst in der Kassierer 1. Spritzenmeister Gruppenführer

Wir die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Heyen, wollen uns bemühen, dem Vorbild unserer Vorgänger nachzueinfern und versprechen, dem Leitgedanken der Freiwilligen Feuerwehr: „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ immer nach zu streben. Nach den Aufzeichnungen ergaben sich per 14. September 1895 folgende Gliederungen in der Wehr: Ordnungsmannschaft 1. Abt 20 Männer Ordnungsmannschaft 2. Abt 38 Männer Die erste Stammrolle der Freiwilligen Feuerwehr wurde am 14. Mai 1908 angelegt. Mit der Ordnungsnummer 1 ist Wilhelm Pieper eingetragen. Hieraus kann man schließen, dass Wilhelm Pieper der erste Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr war. In der Aufstellung der Ordnungsmannschaft vom 14.09.1895 wird Wilhelm Sporleder, Halbmeier, als Spritzenmeister erwähnt.

Das alte Gemeindehaus mit hinten angebautem Feuerwehr-Geräte-Haus

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Chronik Heyen Bis zur Gebietsreform 1973 gehörte die Freiwillige Feuerwehr Heyen zum Unterkreis VII im Landkreis Holzminden, dieser umfasste die Orte der Ithbörde, bis hin nach Bessingen. Seit 1973 ist die Wehr als Ortswehr Heyen der Samtgemeinde Bodenwerder angegliedert und zählt zur Unterabteilung Halle, neben Bodenwerder, Hehlen und Kirchbrak, einer von vier Feuerwehrstützpunkten in der Samtgemeinde. Die Löschwasserversorgung in Heyen 1926: In der Gönne wurde eine Zisterne mit 36 m² Fassungsvermögen für Löschwasser gebaut. 31.08.1930: Kreisbranddirektor Hundertmark ließ um 2 Uhr die Heyer Wehr alarmieren und besichtigte dieselbe sowie das Spritzenhaus und sämtliche Feuerlöschgeräte eingehend. 1936 bis 1938: Im ganzen Dorf wird eine zentrale Wasserleitung verlegt. Es kamen die ersten LöschwasserDas aktuelle Feuerwehrhaus mit Gerätehaus (2004) hydranten in das Dorf. Der letzte Oberflur-Hydrant in der Hagenstraße wurde im Frühjahr 2002 abgebaut. Jetzt stehen 30 neuangelegte Unterflur-Hydranten zur Löschwasserversorgung zur Verfügung. 1979: Auf dem Platz des inzwischen abgerissenen Spritzenhauses an der Esperder Straße wird eine Löschwasser-Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 150 m² gebaut, diese liegt zum Teil noch mit auf dem Gartengelände der Familie Klingenberg. Löschgeräte: Nach der Handdruckspritze wurde der Wehr am 6. März 1938 die erste Motorspritze übergeben. Diese Motorspritze leistete ihren Dienst bis 1960 und wurde durch eine neue Tragkraftspritze ersetzt. Diese Tragkraftspritzen standen jeweils auf einem gummibereiften Einachshänger und wurden mit einem Trecker zu den Einsatz- und Übungsorten gefahren. 1973: Am 6. April 1973 übergab die Gemeinde Heyen ihrer Freiwilligen Feuerwehr ein Tragkraftspritzenfahrzeug vom Typ Ford-Transit. Dieses Fahrzeug bietet, neben der notwendigen feuerwehrtechnischen Ausrüstung Platz für eine Staffel (6 Einsatzkräfte). Dieses Fahrzeug ist bis heute (2004) noch in Betrieb und wird von den Kameraden liebevoll in Stand gehalten. In 1993 erhielt die Wehr ihre dritte Motorspritze. Es ist eine TS8/8 der Marke Rosbauer mit einer Nennleistung von 800 Litern/Min bei einer Wassersäule von 8 bar. Schlüsselübergabe von Bürgermeister Wilhelm Dröge an Brandmeister Ludwig Franz

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Chronik Heyen Die Einweihung des Gerätehauses mit einem angegliederten Unterrichtsraum, einer Küche und Toilettenräumen erfolgte am 16. September 1972. Dieses Haus wurde an das alte Gemeindehaus „Kleine Straße 2“ angebaut. Die ehemaligen Stallgebäude wurden hierfür abgerissen. In einer großen Eigenleistungsaktion wurde 1988 das Feuerwehrhaus auf Initiative von Bürgermeister Reinhard Meyer und unter Aufsicht des damaligen Samtgemeindebrandmeisters Heinz Düsterwald renoviert. Heute kommen hier alle drei Wehrgruppen zum Dienst und Unterricht zusammen. Hauptmann, Führer, Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Heyen In der Kaiserzeit und bis zum „Tausendjährigen Reich“ war die amtliche Bezeichnung für den ersten Feuerwehrmann: Feuerwehr-Hauptmann. Nach der Gleichschaltung der Vereine und anderen Zusammenschlüssen im Jahre 1933 wurde aus dem „Feuerwehr-Hauptmann“ ein „Feuerwehr-Führer“. Bei der ersten Jahreshauptversammlung nach dem Krieg, am 01.04.1950, Besatzungsmächte ein „Feuerwehr-Brandmeister“ gewählt:

1925 1926 1937 1950 1959 1968 1977 1996 2004

Wilhelm Pieper Friedrich Bode Friedrich Lücke Hermann Meyer August Sorge Wilhelm Sporleder Joachim Heinrichs Ludwig Franz Hermann Ohm Günter Fredebold Andreas Damrau

wurde

auf

Richtlinie

der

Haus Nr. 5 Haus Nr. 19 Haus Nr. 3

Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Heyen (Wilfried Fredebold)

Gründung: 20.Februar 1927 Nachdem aufgrund des Braunschweigischen Feuerhilfegesetzes aus 1874 bereits im Jahre 1875 in Heyen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, kam beim 50-jährigen Stiftungs- fest am 4. Januar 1925 der Wunsch auf, eine Blaskapelle zu gründen. Am 20. Februar 1927 war es dann soweit: Auf einer Feuerwehrversammlung wurde das Feuerwehrmusikchorps gegründet. Zwölf Musikinteressierte verpflichteten sich, in dem Musikchorps mitzuwirken. Gründungsmitglieder: Wilhelm Baxmann, Friedrich Brockmann, Friedrich Bode, Wilhelm Hilmer, Wilhelm Maaß, Karl Möller, August Pflughaupt, Heinrich Seelemeyer, Wilhelm Siever, Friedrich Sorge, August Sorge, Erich Zieseniß Die Instrumente mit einem Anschaffungspreis von 480,-- RM wurden mit einer Anleihe, die in fünf Jahresraten zurückzuzahlen war, finanziert. Leider ist nicht mehr bekannt, bei wem die Anleihe aufgenommen wurde. Die musikalische Ausbildung lag seinerzeit in den Händen von Karl Sorge, der seine Fähigkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellte.

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Chronik Heyen

Gründungsprotokoll (Übersetzung am Ende dieses Abschnitts)

Der erste öffentliche Auftritt erfolgte dann am 7. Januar 1928 anlässlich der 25-jährigen Wehrzugehörigkeit des Feuerwehrkameraden Friedrich Lindemann. Folgende Musikstücke wurden aufgeführt: Lobe den Herren Preis und Anbetung Das treue deutsche Herz Auch der zweite Einsatz des Musikchorps ist noch aus den Protokollen zu ersehen: am 14. April 1928 feierte der Feuerwehrkamerad Karl Steinbrink seine Silberhochzeit. Leider ist nicht bekannt, ob das Repertoire bis dahin erweitert wurde oder ob dieselben Musikstücke zum Vortrag kamen. Am 3. Juni 1928 unternahm das Musikchorps eine Dampferfahrt von Bodenwerder nach Höxter. Es ist anzunehmen, dass es sich um das erste gemeinsame Vergnügen handelte. Leider sind aus den nachfolgenden Jahren keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden, aber mündliche Überlieferungen besagen, dass die Kameraden seinerzeit aktiv und rege gewesen sind. Auch beim Feiern. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges konnte der Spielbetrieb nicht aufrecht erhalten werden. Bei der ersten Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Heyen nach dem Krieg, am 1. April 1950, fanden sich erneut Musikinteressierte, um die Feuerwehrkapelle wieder aufleben zu lassen.

-1952-

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Chronik Heyen

Die Bedingungen waren vielleicht noch schwieriger als 1927, denn das Geld war knapp und die Instrumente hatten teil-weise „Liebhaber“ bei den Besatzungsmächten gefunden. Im Jahre 1952 gehörten folgende Kameraden der Feuerwehrkapelle an: Gerhard Arndt, Wilhelm Baxmann, Friedrich Fischer, Wilhelm Fischer, Karl Möller, Hermann Möller, Wilhelm Linczewski, Reinhold Linczewski, Heinrich Seelemeyer, Karl Sorge, Friedrich Sorge, Wilhelm Steinbrink, Erich Zieseniß. Aus den Protokollbüchern ergeben sich immer wieder Hinweise, dass aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr im Laufe der Jahre finanzielle Unterstützung geleistet wurde. Sei es durch direkte Bezahlung von Instrumenten oder zur Verfügung Stellung etwaiger Überschüsse aus Veranstaltungen. Selbst vor Erhebung von Sonderbeiträgen schreckte man nicht zurück (siehe Versammlung am 17. Januar 1959). Auch wurde bereits auf der Versammlung am 3. April 1951 beschlossen, die Mitglieder der Feuerwehrkapelle von der Beitragszahlung freizustellen. Dieser Beschluss hat bis heute Gültigkeit. Mit welchen alltäglichen Problemen sich befasst werden musste, macht eine Protokollnotiz ebenfalls vom 17. Januar 1959 - deutlich, in der beschlossen wurde, dass das Heizmaterial für die Übungsabende von der Wehr gestellt wurde. Zusätzlich hatte sich der Feuerwehrkamerad Reese bereiterklärt, Holz und Hobelspäne zur Verfügung zu stellen. In den Jahren 1959 bis 1964 wurde aufgrund einer geringen Anzahl von Bläsern gemeinsam mit der Feuerwehrkapelle aus Börry musiziert.

ca. 1961 Karl Möller, Heinz Battmer, Heinrich Brockmann (Börry), Wilhelm Steinbrink, Jakob Schweissgut (Börry), Günter Breitenfeld, Friedrich (Pitze) Grupe, Hermann Möller, Herr Leiss, Fritz Fischer, Karl Müller, Georg Schild

Auf der Generalversammlung am 23. Januar 1965 wurde die Feuerwehrkapelle wiedergegründet. Unter Stabführung von Wilhelm Steinbrink fanden sich Musiker, um wieder als Feuerwehrkapelle Heyen aufzutreten. Hierbei handelte es sich um die Kameraden: Günter Breitenfeld, Friedrich Grupe, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Dieter Kramer, Horst Manzke, Hermann Möller, Friedel - 190 -

Chronik Heyen Peter, Hans-Hermann Reese, Wilhelm Sporleder, Erhard Volkmer, Helmut Willmer und Wilhelm Zieseniß.

1966/1967 Dieter Kramer, Siegmar Maaß, Wilhelm Steinbrink, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Günter Breitenfeld, Friedrich (Pitze) Grupe, Horst Manzke, Hermann Möller, Hans-Hermann Reese, Martin Bartnik, Erhard Volkmer, Wilhelm Zieseniß, Fritz Fischer, Friedel Peter, Helmut Willmer, Wilhelm Sporleder. Interessierter Nachwuchs: Dietrich Scharpenberg und Dirk Volkmer

An dieser Stelle muss das Wirken des Kapellmeisters Wilhelm Steinbrink gewürdigt werden, der dieses Amt von 1965 bis 1975 innehatte. Durch sein Engagement verstand er es, auch Jugendliche in die Feuerwehrkapelle einzubringen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er es wie kaum ein Zweiter verstand, Begeisterung und Bereitschaft zu wecken. Vom Vorblasen in Steinbrinks Wohnzimmer, über musikalische Ausbildung in der Dorf- schule, bis zum Eintritt in die Feuerwehrkapelle verging kaum ein Jahr und es waren wieder Mitbläser gewonnen. Dieses war in erster Linie aber auch der Mentalität Wilhelm Steinbrinks zu verdanken. Für „seine“ Feuerwehrkapelle tat er fast alles. So passierte es schon mal, dass ein Jugendlicher zu ihm kam und fragte: „Onkel Steinbrink, wie bläst man diesen Ton?“ Schon legte er seine Malerutensilien beiseite und eine Sonderunterrichtsstunde fand ihren Anfang. Besonders gern erinnern sich die Teilnehmer auch an gemeinsame Veranstaltungen. So hatte Wilhelm Steinbrink keine Vorbehalte, mit sechs Jugendlichen eine Zweitagesfahrt in einem Kleinbus nach Rüdesheim zu unternehmen. Was dieses bedeutet, kann jeder nachvollziehen, der einmal mit einem Haufen Flöhe unterwegs gewesen ist. Aber trotz „Drosselgasse“ und „Asbachbesichtigung“ kamen alle wohlbehalten wieder in Heyen an. Nach Amtsübergabe gehörte Wilhelm Steinbrink noch Jahre der Feuerwehrkapelle als Mitbläser an und war dieser bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden. Ab den 70er-Jahren konnte sich die Feuerwehrkapelle kontinuierlich bis zum heutigen Feuerwehrmusikzug entwickeln. Verschiedene Dirigenten verstanden es, das Repertoire stetig zu erweitern und dabei die Ansprüche - den Fähigkeiten der Bläser angepasst - zu erhöhen. Das nicht mit allen Dirigenten eine langzeitige Zusammenarbeit möglich war, liegt in der Natur der Dinge. Dirigenten: 1927 1952 -

1952 1956

1966 -

1972

Karl Sorge Wilhelm Lenzewski und Friedrich Fischer Heinz Hoffmann - 191 -

Chronik Heyen Juni Okt. Jan. Sept. März Aug. Nov. Okt. März

1972 1972 1974 1974 1979 1979 1992 1993 1997

-

Sept. Okt. Juni März April Okt. Juni Sept.

1972 1973 1974 1979 1979 1991 1993 1996

Herr Sürig Gerhard Blickwedel Herr Stenzel Franz Thöner Siegfried Rothenburger Bernd Dormann Heiner Westerhoff Hans-Jürgen Hilmer Karl-Heinz Isenberg

Obwohl es im Laufe der Jahre personelle Veränderungen gab, haben es die Kapellenleiter immer wieder verstanden, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus muss man feststellen, dass der Musikzug im Gegensatz zu den Anfangszeiten, kommerzialisiert wurde, indem die Finanzierung der nicht unbeträchtlichen Kosten - von den Zuschüssen der Gemeinde Heyen abgesehen - ausschließlich aus den diversen Auftritten und Veranstaltungen bestritten wird. Kapellenleiter: Jan. 1965 Jan. 1973 Okt. 1973 Jan. 1976 Jan. 1978 März 1990 Dez. 1999 Nov. 2002 -

Dez. Sept. Dez. Dez. Febr. Nov. Okt.

1972 1973 1975 1977 1990 1999 2002

Wilhelm Steinbrink / Günter Breitenfeld Wilhelm Zieseniß / Wilhelm Steinbrink Wilhelm Steinbrink / Hans-Hermann Reese Hans-Hermann Reese / Wilhelm Sporleder Wilhelm Sporleder / Wilfried Fredebold Wilfried Fredebold / Ulrich Pfohl Ulrich Pfohl / Matthias Wiemann Matthias Wiemann / Hermann Sporleder

1997 Wilfried Fredebold, Friedel Arndt, Friedel Peter, Wilhelm Sporleder, Wilhelm Zieseniß, Stefan Arndt, Uwe Lindemann, Heino Müller, Timm Fredebold, Günter Fredebold, Heinz Diekmann, Ulrich Pfohl, Rolf Keller, Siegmar Maaß, Bernd Kowalski, Matthias Wiemann, Karl-Heinz Isenberg (Auf dem Foto fehlen: Rüdiger Heise, Achim Peter, Hermann Sporleder, Erhard Volkmer)

Neben den zahlreichen Verpflichtungen und Auftritten, wurde die Geselligkeit zu keiner Zeit vernachlässigt. Auf den jährlichen Wintervergnügen und Ausflügen wurde ausgiebig gefeiert und jeder Teilnehmer erinnert sich gern an die gemeinsam verlebten Stunden. Besonders erwähnenswert sind die gegenseitigen Besuche mit der Freiwilligen Feuerwehr Beilrode (Sachsen) zu der seit 1992 eine partnerschaftliche Beziehung besteht.

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Chronik Heyen Jugendmusikzug Im März 2001 konnte, auf Initiative von unserem Mitbläser Heinz Diekmann, ein Jugendmusikzug gegründet werden. Bereits nach kurzer Ausbildungszeit war unser Nachwuchs in der Lage, beim erstmals im Dorfgemeinschaftshaus durchgeführten Adventskonzert mitzuwirken und erntete reichlich Applaus. Mit derzeit vierzehn Jugendlichen ist Heinz Diekmann, der auch die Leitung des Nachwuchsorchesters übernommen hat, bemüht, die Grundlagen für ein Fortbestehen unseres Musikzuges zu schaffen. Besonders zu erwähnen ist die Tatsache, dass nicht nur die herkömmlichen Blasinstrumente Verwendung finden, sondern mit viel Elektronik gearbeitet wird, was den Jugendlichen bedeutend mehr Anreize bringt. Wir alle hoffen, dass unser Jugendmusikzug eine gedeihliche Entwicklung nimmt und in absehbarer Zeit ein Zusammenschluss erfolgen kann. Übersetzung Gründungsprotokoll Protokoll über Anschaffung eines Musikchors in der Freiwilligen Feuerwehr zu Heyen. Punkt I Punkt II

Die Anschaffung der Instrumente geht auf Kosten des Vereins Die Anschaffungskosten für die Instrumente betragen 480,-- RM (einschließlich Porto). Dieselben werden im Wege einer Anleihe bestritten. Die Anleihe ist in jährlichen Ratenzahlungen bis zu 5 Jahren abzutragen. Punkt III Verpflichtungen der in Betracht kommenden Musiker: I. Jedes Mitglied des Musikchors hat sich auf 5 Jahre zu verpflichten. II. Jedes Mitglied ist für sein Instrument haftbar. III: Sollte ein Mitglied diesen beiden vorgenannten Bedingungen nicht nachkommen und durch vorzeitiges Austreten den Verein schädigen, insofern, dass der Verein gezwungen ist ein anderes Mitglied ausbilden zu lassen, hat dasselbe einen Schadensersatz von 50,-- RM zu entrichten. IV. Jedes Mitglied hat dem Dirigenten Folge zu leisten V. Nichtbefähigte sind von den vorgenannten Bedingungen entbunden VI. Die Musik steht nur der Wehr zur Verfügung und übt ihre Tätigkeit innerhalb des Vereins aus. VII. Politische Märsche nebst Lieder werden nicht eingeübt. VIII. Der Dirigent, Karl Sorge, hat sich bereit erklärt, die Einübung unendgeldlich zu machen. Heyen den 20. Februar 1927 Der Vorstand: Fr. Meyer, H. Meyer, Fr. Lindemann, A. Loges, Fr. Möller Wilhelm Hilmer Heinrich Seelemeyer Friedrich Sorge Wilhelm Maaß

Erich Zieseniß Karl Möller Wilhelm Siever Wilhelm Baxmann

Die Jugendfeuerwehr Heyen

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August Pflughaupt Friedrich Brockmann August Sorge Friedrich Bode

Chronik Heyen Die deutsche Jugendfeuerwehr ist in über 15.000 Jugendgruppen mit mehr als 220.000 Mitgliedern im Alter von 10 – 18 Jahren organisiert. Die Jugendfeuerwehr Heyen wurde am 02.04.1993 mit 16 männlichen und drei weiblichen Jugendlichen gegründet. Sie war damit die vierte Jugendfeuerwehr in der Samtgemeinde Bodenwerder. Die Heyener Ortswehr freute sich über das große Interesse der Jugendlichen, denn von 21 Ortswehren in der Samtgemeinde hatten erst drei Wehren eine Jugendfeuerwehr. Nach der Gründungsversammlung übernahm der sehr aktive Jugendwart Dirk Winter die Ausbildung, setzte aber auch in der Freizeitgestaltung der Jugendlichen Schwerpunkte und sorgte dadurch immer wieder, dass die Stärke von ca. 18 Aktiven durchgehend bestand hatte. Bei der Gründungsversammlung erhielten als erstes Jugendkommando folgende Mitglieder das Vertrauen: Jugendwart: Dirk Winter Stellvertreter: Andreas Damrau Jugendsprecher: Stefan Arndt Gruppenführer: Fabian Tiller Schriftwart: Stefan Fredebold Die gute Ausbildung der Jugendfeuerwehr Heyen dokumentieren die Teilnahmen am Bundeswettbewerb der Der Deutschen Jugendfeuer-wehren mit Noten von 1,1 bis 1,7. Gern beteiligte sich die Heyener Jugendfeuerwehr an den Kreiszeltlagern der Jugendfeuerwehren des Kreises Holzminden. Aber auch zahlreiche Urkunden belegen die Ausbildungserfolge der Jugendfeuerwehr. 2003 feierte man mit der Ausrichtung des „Spiel ohne Grenzen“ sein zehnjähriges Bestehen. Das Jugendkommando 2004: Jugendwart: Kai Brockmann Stellvertreter: Marco Duttmann Jugendsprecher: Mirko Milutinovic und Mareike Tiele Schriftführerinnen: Jennifer Lindemann Die Jugendfeuerwehr Heyen hat sich bewährt und ist heute ein fester Bestandteil des Dorflebens.

17.4

Der Reit- und Fahrverein Heyen-Esperde

Der Reit- und Fahrverein - gegründet 1949 (Klaus Meyer / Hermann Wiemann)

Die Reitervereine des Kreisverbandes Hameln-Pyrmont gingen aus der ländlichen Reiterei hervor. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Pferde in der Landwirtschaft im Arbeitseinsatz. Außer dem Verein Heyen-Esperde gab es in der näheren Umgebung die Vereine Bisperode, Benstorf-Oldendorf, Bremke, Börry, Emmerthal, Aerzen, Bad Pyrmont und Hameln. Die

Bento – erfolgreiches Reitpferd unter Wilhelm Hilmer

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Chronik Heyen Reitlehrer hatten zum größten Teil noch in der Reichswehr gedient und ihre Ausbildung in der Kavallerieschule Hannover bekommen. Jeder Verein veranstaltete fast jedes Jahr ein Turnier. Die Turniere wurden rege vom Publikum besucht. Rings um den Turnierplatz wurden Gummiwagen mit Bänken aufgefahren, von denen die Besucher das Turniergeschehen gut beobachten konnten. Die ersten Mitglieder des 1949 gegründeten Reitervereins waren lt. Kassenbuch aus Heyen: Wilhelm Wulf, Willi Hilmer, Gustav Fischer, Wilhelm Klingenberg, Friedrich Meyer, Ewald Holstein, Rudolf Scharpenberg, Robert Grupe, Helmut Möller, Helmut Baxmann, Albrecht Rother, Richard Niebisch und Hermann Wiemann. Hinzu kamen aus Esperde: Heinrich Diekmann, Werner Spier, Heinz Hobein und Rudi Seifert, sowie aus Brockensen: Erhard Becker und Fritz Strüver, aus Halle: Karl Sagebiel, aus Kemnade Irmgard Stöcken und aus Börry: Fritz Klenke. Schon bald kamen aus Esperde und Heyen zahlreiche Mitglieder hinzu. Neben dem Sportplatz am Rhienweg wurde der Reitplatz eingerichtet. Durch Eigenarbeit entstanden nach und nach die Hindernisse, die für die Ausbildung und Übungen der Reiter und Pferde erforderlich waren. Im Kassenbuch sind Ausgaben für Haftpflicht 38,90 DM, für GruppenUnfallversicherung 70,60 und Pferdeversicherung 233,30 DM verzeichnet. Der erste Reiterball fand im Januar 1950 und ein Reiterfest am 2 Juli in Heyen statt. Startgelder entrichteten die Reitervereine Bisperode, Holzminden, Bremke, Ottenstein und Hemmendorf, außerdem die Herren Leppel, Fricke und Siever. Die Preise wurden von Firmen gespendet. Am 18.05.1952 nahmen am Reitturnier in Heyen die Reitervereine Emmerthal, Bremke, Holzminden, Bisperode, Ottenstein und Banteln teil. In diesen Jahren fand besonders das Formationsreiten des Reitervereins Heyen - Esperde großen Beifall der Zuschauer. Während des Reitturniers 1954 in Heyen, machte die Turnierleitung über Lautsprecher bekannt, dass Helmut Rahn das Siegtor bei der Fußballweltmeisterschaft geschossen hatte. Das gab ein unwahrscheinliches „Hallo“ auf dem ganzen Turnierplatz. Zum Turnier angereist wurde mit Kutschwagen, an dem noch zwei Pferde angebunden wurden; Übernachtungen fanden meistens in leeren Kuhställen statt.

Die Mannschaft der Springreiter V.l.: Heini Grupe aus Heyen auf Hertha, Willi Hillmer aus Heyen auf Bento, Fritz Klenke aus Börry (als junger Mann viel zu früh verstorben), Klaus Meyer aus Esperde auf Hexe, Hans-Heinrich Lockstedt aus Dohnsen, Herbert Sporleder.

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Chronik Heyen Die wichtigste Prüfung auf den Turnieren war die A-Vielseitigkeit. Sie bestand aus A-Springen, Geländeritt und A-Dressur. Die Geländeritte waren sehr schwer, zwölf Kilometer mit 15-20 Hindernissen. Auf dem Geländeritt gab es ein oder zwei Zeitstrecken. Es siegte der Schnellste in den Zeitstrecken, wenn er alle Hindernisse genommen hatte. In den Zeitstrecken wurden Schikanen eingebaut. In Heyen zum Beispiel ein Gatter mit einer Tür, die vom Pferd herab geöffnet werden musste. Bei dem großen Turnier in Ohr musste in der Zeitstrecke 50 m in der Emmer lang geritten werden; die Emmer war dort 50 cm tief. Viele Reiter scheiterten schon hier, weil viele Pferde nicht ins Wasser wollten. Der Reiterverein Heyen-Esperde war mit einigen Mitgliedern besonders erfolgreich bei den Geländeritten. Zur damaligen Zeit fand die Reiterei beim Publikum noch sehr viel Interesse, weil viel mehr Leute damals mit der Landwirtschaft verbunden waren und weil es außer Fußball keine anderen Veranstaltungen gab. Die größte und vierte Pferdeleistungsschau des Reitervereins Heyen - Esperde konnte am 7. und 8 Juli 1956 in Heyen mit 86 Pferden durchgeführt werden. Durch viele Niederschläge war der übliche Turnierplatz nicht brauchbar, so dass der Sportplatz der Gemeinde herhalten musste. Am Sonnabend um 13 Uhr begann der Geländeritt, anschließend Dressurprüfung Kl. A, Ausscheidungsspringen Kl. A und Eignungsprüfung für Zweispänner. Um den Teilnehmern einige frohe Stunden zu bereiten, veranstaltete der Verein am gleichen Abend einen Reiterkommers und Reiterball in dem Saal der Gastwirtschaft Wulf. Am Sonntag begann bereits um 8.30 Uhr die Dressurprüfung Kl. L, um 9.30 Uhr die Eignungsprüfung für Einspänner und um 10.30 Uhr die Jugendreiterprüfung. Nachmittags ging es um 13 Uhr weiter mit den Hauptprüfungen für Zweispänner, um 14 Uhr Dressurprüfung Kl. L, dann folgten Jugendjagdspringen, Einspänner Hauptprüfung, Jagdspringen Kl. L, Dressur Kl. A Hauptprüfung, Mehrspanner mit Viererzügen und Geschicklichkeitsspringen. Die ländlichen Reiterturniere mussten nach der Frühjahrsbestellung, wenn die Pferde nicht zu sehr durch landwirtschaftliche Arbeiten vor Ackergeräten und Wagen beansprucht wurden, stattfinden. Es war beachtlich, welche Leistungen Pferde vollbringen konnten, die harte körperliche Arbeit gewohnt waren. Sie wurden von ihren Reitern zum Turnierplatz geritten oder vor Kutschwagen gespannt. Personenkraftwagen mit Pferdetransportanhängern standen damals noch nicht zur Verfügung. Der Reiterverein Heyen - Esperde war in allen Disziplinen, auch in Dressurreiten und Quadrille, erfolgreich und konnte bei den Pferdeleistungsschauen in Hameln (Ohr), Emmerthal, Ottenstein, Bisperode (Diedersen), Wallensen, Bremke, Holzminden, Aerzen und Börry viele Preise für sich verbuchen.

Der wiederbelebte Reiterverein (Heike Schweizer)

An alle interessierten Reiter und Pferdefreunde! Wie es sich sicher schon herumgesprochen hat, ist Dank der Initiative der Familie Peter und Christa Fischer aus Esperde ein Reiterdorf geworden. Alte Tradition lebt wieder auf und so wuchs der Entschluß, in Esperde einen Reit- und Fahrverein ins Leben zu rufen. "Zur Gründungsversammlung am Dienstag, den 9. August 1977, um 20.00 Uhr im Gasthaus Grupe in Esperde laden wir herzlich ein! Mit freundlichen Grüßen Die Esperder Reiter

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Chronik Heyen Dass es soweit kam, war einzig und allein dem Engagement der Familie Fischer zu verdanken, die 1974 in der Kniepstr. 2 ein Haus kaufte und mit den Pferden „Ferry" und „Fuchsi" einzog. Die Scheune wurde zu einer kleinen Reithalle ausgebaut und der Garten fungierte als „Paddock". Interessierte Esperder Kinder wollten Reitunterricht nehmen und Frau Fischer konnte nicht "nein" sagen... An diesem Abend wurde mit 40 Gründungsmitgliedern folgender Vorstand beschlossen: Peter Fischer (Esperde) 1 Vorsitzender Klaus Meyer (Esperde) 2 Vorsitzender Christa Fischer (Esperde) Sportwart Ernst Struckmeier (Heyen) Kassenwart Inge Sporleder (Bessinghausen) Schriftführung Das war der offizielle Startschuß für den Reit und Fahrverein Esperde und Umgebung. Große Pläne wurden geschmiedet! Der Hof Gerling sollte gepachtet und dort in Eigenarbeit die Halle zur Reithalle und der Stall zu Pferdeboxen ausgebaut werden. Ebenfalls war eine kleine Jagd im Herbst geplant. Die erste Herbstjagd startete am 13. September 1977 mit 35 Pferden auf dem Hof Gerling über eine 15 km lange Strecke mit 13 festen Hindernissen. Anschließend Tanz und Erbsensuppe in der Reithalle. Am 27. Dezember 1977 folgte das erste Weihnachtsreiten in der neu fertiggestellten Reitanlage auf dem Hof Gerling. Das 100. Mitglied konnte an diesem Tag begrüßt werden Mairitt 1977

Der Verein hatte einen enormen Zulauf! Dreißig bis vierzig Jugendliche aus Esperde und Umgebung erhielten regelmäßig Reitunterricht bei Frau Fischer. Gleichzeitig sorgte Familie Fischer auch für einen guten Kontakt zu den Nachbarvereinen Bodenwerder, Emmerthal und Klein Berkel. Gemeinsame Jugendtreffs in Klein Berkel und Esperde sowie Wanderritte mit Übernachtung auf dem Gut Schönhagen bei Barntrup wurden organisiert. Ende 1977 standen in Esperde bereits wieder 17 Pferde. Bis 1985 gehörte zu den jährlichen Höhepunkten des Vereinslebens ein "Ritt in den Mai", eine Herbstjagd oder ein Reitertag, das Weihnachtsreiten und ein Ball auf der Grohnder Fähre. Am Weihnachtsreiten erfreute sich meist das gesamte Dorf. Es waren zwischen 150 und 200 Zuschauer in der Halle versammelt. Nebenher wird natürlich jede Gelegenheit für gemeinsame Ausritte genutzt. Am 9.Januar 1979 startete der Verein mit dem Pferdeschlitten und der Reiterschwadron zum Grohnder Fährhaus. Außerdem fand man sich regelmäßig im Monat zum „Klönschnack“ zusammen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte man der Ausbildung der Jugendlichen. Im Jahre 1980 konnte der Verein 30 Platzierungen und 6 Siege verzeichnen. Einige Reiter starteten sogar auf Landesebene. Der Reitunterricht wurde nach wie vor maßgeblich von Christa Fischer übernommen. Außerdem engagierten sich - 197 -

Weihnachten 1984

Chronik Heyen immer mehr Jugendliche wie Resi Fischer und Heike Meyer um die Betreuung des Nachwuchses. Im Jahre 1988 wurde der Gerlingsche Hof an die Familie Hölscher (Zirkus Fliegenpilz) verkauft. Der Verein musste seine Anlage verlassen. Ohne festen Anlaufpunkt und die guten Ausbildungsmöglichkeiten kam das Vereinsleben zum Erliegen. Der Vorstand entschied sich, den Verein formell zu erhalten. Es fanden gemeinsame Ausritte statt und in Heyen wurde ein Areal mit Sand- und Springplatz gepachtet. Die Turnierreiter trainierten nun im Winter als Gastreiter in umliegenden Vereinen und im Sommer in Heyen. Während dieser Zeit war die Mitgliederzahl auf 50 Mitglieder gesunken; erst 1994 erholte sich der Verein mit einem neuen Vorstand langsam von dem Verlust der Reitanlage. K.-H. Heise aus Heyen ließ die Tradition der Klönabende in seinem Reiterstübchen wieder aufleben. Am 1. Sonntag nach dem 1. Mai fand erneut der „Mairitt“ statt, und im September veranstaltete der Verein auf dem Reitplatz in Heyen einen Reitertag oder Reiterspiele. In Börry besteht eine Voltigiergruppe unter Leitung von Michaela Franz. Für die Kinder werden Weihnachts- und Osterfeiern veranstaltet. Leider kann immer noch kein Reitunterricht erteilt werden, da eine Reitanlage die Basis für kontinuierliche Arbeit ist. Trotz der einfachen Möglichkeiten besteht der Verein wieder aus über 100 Mitgliedern. Der Schwerpunkt liegt heute in der Freizeitreiterei, wobei es auch talentierte Dressur- und Springreiter gibt, die auf L- und M-Ebene agieren. Die Freizeitreiter nehmen regelmäßig an Pferderallyes oder Geschicklichkeitsturnieren erfolgreich teil. Für die Zukunft wünscht sich der Verein natürlich eine eigene Reitanlage oder zumindest „Ein Dach über den Kopf“, um mehr Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit zum Reiten geben zu können. Reitergemeinschaft Heyen im Reiterverein Heyen –Esperde von Sept. 79 bis 18.02.91 (Ernst Struckmeier März 2003)

Da der Ritt nach Esperde zur Reithalle mit den Kindern und Jugendlichen auf der öffentlichen Straße bei Wind und Wetter beschwerlich und gefährlich war, bildeten wir in Heyen eine Reitergruppe. Mitglieder waren: Heinz Garve, Manfred Range, Bernd Kowalski, Wilhelm Baxmann, Ernst Struckmeier, Fred Krause, Karl-Heinz Heise, Karl-Heinz Wiedbrauk und Karl Battmer. Mit Ewald Hollstein schloss Ernst Struckmeier einen Pachtvertrag ab. Zwei Morgen für eine Pacht von 280 DM im Jahr. Es wurden im September 1979 ein kleiner Vorstand gebildet. 1. Vorsitzender : Bernd Kowalski Schriftführer/Kassenwart Ernst Struckmeier Platzwart: Heinz Garve Jeder zahlte 100 DM in die Kasse, um den Platz herrichten zu können. Holz lieferte Günter Henneke kostenlos aus seinem Walde. Sprünge wurden bei Karl Battmer mit großer Hilfe von Vater Mittendorf gebaut. Es war eine gute Gemeinschaft. Alle fassten an. Auch Heu und Stroh wurde gemeinschaftlich erworben, mit großer Hilfe von Heinz Garve. Kostenlosen Reitunterricht gab Wilhelm Hilmer. Eine zusätzliche Unfallversicherung wurde bei Herrn Mietschke in Hameln abgeschlossen. Die Gemeinde Heyen unterstützte uns mit 200 DM. Außerdem bildeten die Erwachsenen eine Kegelgruppe. Das Spielgeld kam in die Reitkasse. Karl-Heinz Heise, im Kreis Holzminden und Hameln als Dr. Attacke bekannt, sammelte schon seine ersten Siegerschleifen. Eckhard Garve, Simone Kowalski, Ute Struckmeier und Angela Baxmann legten am 24. Mai 1979 mit Erfolg in Springe ihre erste Reiterprüfung (Reiterpass) ab. Am 21. Oktober 1981 wurde eine Herbstjagd erfolgreich durchgeführt. Der ganze Reiterverein Heyen-Esperde und der Reiterverein Bodenwerder nahmen daran teil. Bernd Kowalski, der nicht gerne Reden hielt, bekam von Ernst Struckmeier den Rat: „Du musst Dir vorstellen, vor Dir sind nur Kohlköpfe, dann ist das Reden - 198 -

Chronik Heyen leichter.“ Somit rief Bernd: „Ernst, Du kannst jetzt die Rede halten. Die Kohlköpfe sind aufgesessen.“ Baxmanns sorgten mit Kaffee und Kuchen für einen gemütlichen Abschluss. Dieter Pape, Wilhelm Klingenberg und Wilhelm Petermann traten später ein und zahlten jeweils einen Einstand von 150 DM. Ab dem 1 Oktober 1985 zahlte der Reiterverein Esperde 100 DM für die Mitbenutzung der Reitanlage. Als später der Reiterhof Esperde an Circus Fliege verkauft wurde, verblieb dem Reitverein Heyen-Esperde nur noch der Platz in Heyen. Am 1. Oktover 1985 lösten die Heyener die Reitgemeinschaft auf. Bernd Kowalski übergibt die Verträge an den Reitverein-Vorsitzenden Wolfgang Fröhlich in Esperde. Heike Schweizer, die jetzige 1. Vorsitzende, hat nun alles in guter Hand und hat schon etliche reiterliche Veranstaltungen in Heyen und Jagden mit Hundemeuten von ihrem Hof aus, mit großem Erfolg durchgeführt.

17.5

Die Landjugendgruppe Heyen

Auf Initiative des Landvolkverbandes wurden Anfang der 50er Jahre des 20.Jahrhunderts bundesweit Landjugendgruppen gebildet. Der Landvolkverband wollte die Landjugend unter seine Obhut nehmen, sie unterstützen und ihr neue Perspektiven geben. Für den Landkreis Holzminden formierten der Landvolkgeschäftsführer Lungershausen und sein junger Mitarbeiter Hengst die Gruppenbildungen.

Renate Damrau, Willi Meyer

Magret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde Feuerhake

In Heyen wurde die Landjugendgruppe am 29. Dezember 1954 gegründet. Zwölf interessierte Jungen und Mädchen aus allen Bevölkerungsschichten des Ortes trafen sich im Vorraum auf Dröges Saal. Erinnert man sich an die ersten Treffen der jungen Gruppe, so dürfen Namen wie Karl Sporleder, Hermann Wiemann, Christa Meyer¸ Robert Grupe, die Brüder Hermann und Heinz Battmer nicht fehlen. Bereits beim vierten Treffen hatten sich schon über zwanzig Mitglieder eingefunden. Zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten zählten das Einüben eines Theaterstückes und das Zusammenstellen einer Volkstanzgruppe. Mit dem öffentlichen Auftreten beim Erntefest im Herbst - 199 -

Chronik Heyen 1955 erreichte die Landjugendgruppe eine breite interessierte Zuschauerkulisse aus nah und fern. Organisatorisch formierten sich die Landjugendgruppen im Kreis Holzminden bald zu übergeordneten Bezirksgruppen. Heyen zählte zur Gruppe „Ithbörde“, die von Dielmissen im Osten bis Bessingen im Westen alle Ortsgruppen einschloss. Erster Vorsitzender dieser Bezirksgruppe wurde Karl Sporleder aus Heyen.

Von links nach rechts: Christa Meyer, Waltraud Petersen, Renate Damrau, Margret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde Feuerhake, Wilhelm Zieseniß, Ludwig Franz, Lehrer Herbert Kupfer, Dieter Lübke, Hans Roth, Willi Meyer, Heinz Battmer, Heini Grupe.

Aufgrund der regen Aktivitäten stieß die Gruppe beim Rat der Gemeinde stets auf offene Ohren, wenn es darum ging, geeignete Räumlichkeiten für die wöchendlichen Treffen zu finden. So entstand unter dem Vorsitz von Gerhard Meyer das erste Landjugendheim. Durch den Umbau einer alten Wohnbaracke in der Nähe des heutigen Feuerwehrhauses, entstand ein schmuckes Jugendheim. Über zehn Jahre konnte dieses genutzt werden. Nachdem die Schule für Unterrichtszwecke nicht mehr gebraucht wurde, bezog die Gruppe 1978 einen Klassenraum im heutigen Dorfgemeinschaftshaus. Diesen Raum hat die Gemeinde 1997 mit einem erheblichen finanziellen Aufwand zum heutigen Jugendraum umgebaut und mit neuem Mobilar und einer Küchenzeile ausgestattet.

Wochenendfahrt nach Schleswig-Holstein, Treffen mit einer dortigen Landjungendgruppe

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Chronik Heyen Jugendgruppen, so auch die Landjugendgruppe Heyen, haben naturbedingt eine schnelllebige Zusammensetzung in der Altersstruktur. So führten in den nunmehr 50 Jahren ihres Bestehen eine große Anzahl Jungen und Mädchen als Vorsitzende oder als Vorsitzender die Gruppe. Ein Überblick über die wechselvolle Geschichte zeigt, dass die Landjugendgruppe Heyen, noch eine von drei aktiven Gruppen im Landkreis – die Bezirksgruppe wurde bereits schon vor vielen Jahren aufgelöst – ist. Sie zählt zu den Aktivposten in der Heyener Vereinsgeschichte. Theaterspielen und Volkstanz, das jährliche Abbrennen eines Osterfeuers und seit einigen Jahren wieder die Durchführung des Ernteballs, sind nur einige der Aktivitäten im Jahresplan der Gruppe. Hinzu kommen Studienfahrten innerhalb Deutschlands und nach England. Mit der Englandgruppe erfolgten mehrmals Besuche und Gegenbesuche. Die Fahrt zur Grünen Woche in Berlin hat einen festen Bestand im Jahresprogramm. Beim Wettbewerb „Treckergeschicklichkeitsfahren“ werden stets fordere Plätze erreicht. Mehr oder weniger regelmäßig werden musische Treffen wie einst mit der Beatformation, mit der Rock’n Roll Tanzformation und jetzt ganz aktuell mit den Let’s Fets Tanzmädchen durchgeführt. Zu weiteren Aktivitäten zählen Fahrradtouren, Schwimmen, Kinobesuche, Spiele im Freien und vieles mehr. Teilgenommen wurde auch an drei bundesweit durchgeführten 72-Stunden-Aktionen der Landjugend. Dabei wurden 1995 eine Teichanlage im Pfarrgarten angelegt, 1999 vier Begrüßungsschilder an den Dorfeinfahrtstraßen aufgestellt und 2003 das Ehrenmal an der Straße nach Bodenwerder renoviert und die gesamte Anlage neu gestaltet.

Die Landjugend 2003

Heute zählt die Landjugendgruppe Heyen etwa 30 Mitglieder. Der Gruppenabend findet regelmäßig einmal die Woche am Donnerstag statt.

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Chronik Heyen

17.6

Mai-Club Heyen von 1990 e.V.

(Wilfried Fredebold)

Es gibt aber auch Mitbürger, die stehen auf dem Standpunkt: "Wenn es am Schönsten ist und alle aufhören, dann kann man ruhig noch weitermachen!" Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass wir am 01. Mai 2000 das 10-jährige Bestehen unseres Mai-Club´s feiern konnten. So fanden sich ein paar Unverdrossene, die beschlossen, den Nachmittag gemeinsam ausklingen zu lassen. Da Petrus sein Füllhorn an Sonnenschein ausgeschüttet hatte, bot es sich an, unter freiem Himmel weiter zu feiern. Wer stellt seinen Garten zur Verfügung? Karl Schmidt! Schnell wurden Tische und Bänke herbeigeschafft und die Party konnte beginnen. Wie sollte man feiern? Alkohol war ja bereits reichlich vernichtet worden, also musste zuerst einmal Kaffeeklatsch gehalten werden. Da ja Kaffee allein sehr trocken ist, wurde schnell aus Linse eine "Schwarzwälder - Kirschtorte" und vom hiesigen Bäcker – an der Hintertür – Kuchen besorgt. Die Stimmung steigerte sich und die Idee wurde geboren, einen Mai-Club zu gründen. Die Gründungsmitglieder: Julia + Friedel Arndt, Gisela + Egon Brockmann, Renate Heise, Inge + Bernd Kowalski, Edeltraud + Winfried Pfaff, Edeltraud + Karl Schmidt, Irmchen Willmer. Nach dem Motto "Je mehr, je besser" wurden schnell noch ein paar Nachbarn geworben, die als erste Neuzugänge dem frisch gegründeten Verein beitraten. Dass die Gründung des Mai-Club´s ordentlich begossen wurde, versteht sich von selbst. Am 25. August 1990 fand dann die erste ordentliche Sitzung des Mai-Club´s im Gasthaus "Alt Heyen" statt. Beitragsfragen, Veranstaltungen und Fahnenbeschaffung wurden diskutiert. Auch die Aufstellung eines Mai-Baumes wurde bereits in Erwägung gezogen. Veranstaltungen sollten durchgeführt werden. Aus den Protokollen lässt sich lesen, dass man vorerst unter sich bleiben wollte. So fanden die ersten Mai-Feiern jeweils im kleineren Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es fanden sich immer Mitglieder, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Auch wurden bereits "MaiBäumchen" - immer an anderen Stellen – aufgestellt und statt einer Fahne wurden Wimpel angeschafft. Wie es nun mal so ist, gesellten sich im Laufe der Jahre immer mehr Interessierte zum kleinen Kreis hinzu und die Mitgliederzahl stieg von Jahr zu Jahr. Anlässlich des Zeltfestes 1994 stellte sich der Mai-Club erstmals als Vereinigung der Öffentlichkeit vor. Daraus ergab sich nochmals ein Mitgliederschub. Stimmen nach einer "professionellen Führung" wurden laut. Es blieb nichts anderes übrig, als einen regulären Vorstand ins Leben zu rufen. Das "Management" wurde professionell! Aus der ehemals lockeren Vereinigung war ein Verein geworden. Gewählter Vorstand, Konzepte für Veranstaltungen, Kassenführung – eben alles, was ein Verein braucht. Mehrtagesfahrten, Feten/Feiern, Zusammenkünfte und Versammlungen wurden durchgeführt. Im Jahre 1995 dann der Durchbruch. Der erste "Tanz in den Mai" wurde veranstaltet. Die Halle der Tischlerei Diekmann wurde kurzerhand mit viel Arbeitsaufwand zum Festsaal umfunktioniert. Zum Tanz spielte die ortsansässige Band "Blue Birds" auf. Jeder, der an der Veranstaltung teilgenommen hat, wird sich wohl noch gern daran erinnern. Hier sei gestattet, darauf hinzuweisen, - 202 -

Chronik Heyen dass die gesamte Veranstaltung - Ausschank, Verkauf von Speisen, Sekt-Bar - von Mitgliedern des Mai-Club´s organisiert und ausgeführt wurde. An der Tradition des "Tanz in den Mai" wurde bis dato festgehalten. Den ausführenden Mitgliedern darf an dieser Stelle einmal ein besonderes "Danke" für die übernommenen Arbeiten gesagt werden. Im Jahre 1997 wurde dann der "Mai-Baum" auf dem Buswendeplatz aufgestellt. Die Unterstützung durch die ortsansässigen Firmen machte es möglich, dieses Wahrzeichen der Mai-Tradition in seiner bekannten Form zu erstellen. Mit der Erstellung des Mai-Baumes hat der Mai-Club - neben dem Pachtzins - die Verpflichtung für die Pflege des Platzes übernommen. Mit den ebenfalls vom Mai-Club aufgestellten Ruhebänken und der Bepflanzung rund um den MaiBaum ergibt sich ein doch sehr ansprechendes Gesamtbild, womit der Mai-Club seinen Betrag zur Verschönerung unseres Dorfes leistet. Nach den positiven Erfahrungen mit den diversen Veranstaltungen wurde 1998 das "Kuhfladen-Bingo" erstmals von Ostfriesland nach Heyen importiert. Obwohl Bedenken bestanden, ob vieler Veranstaltungen am Himmelfahrtstag, wurde das Kuhfladen-Bingo zu einem vollen Erfolg, was dazu führte, diese Attraktion regelmäßig durchzuführen. Soviel aus der Vergangenheit! Unser Mai-Club hat sich in vielen internen und öffentlichen Veranstaltungen als Zusammenschluss lustiger und feierfreudiger Mitglieder gezeigt. Auch für die Zukunft soll dieses so bleiben. Wir sind immer bemüht, unseren Anteil an einer funktionierenden Dorfgemeinschaft zu übernehmen.

17.7

DRK-Ortsverein Heyen

(Susanne Wiemann, Gisela Ohm)

1940

Die ersten Ausbildungen in „Erster Hilfe“ erfolgten bereits 1940. Ausgebildet wurden Elfriede Arndt, Marie Kleine, Ruth Holzbrink und Hildegard Bode. Später kam noch Charlotte Zimpel dazu, die ebenfalls bereits 1943 ausgebildet wurde.

1948

Der Ortsverein Heyen wurde etwa 1948 gegründet, ein genauer Gründungstermin liegt nirgends vor. Es ist allerdings bekannt, dass die Ortsvereine damals durch die Kreisvorsitzende der Frauenarbeit Antonie Jeep ins Leben gerufen wurden, diese war auch hier in Heyen bei der Gründungsversammlung in Saal der Gastwirtschaft Wulf anwesend. Frau Jeep gab damals allen anwesenden Mitgliedern das Leitwort mit auf den Weg: „Ich will jeden Tag etwas Gutes tun, denn ich werde des Weges nie mehr kommen.“ Bei der Gründung waren es ca. 25 - 30 Mitglieder. Herr Wilhelm Sporleder, damaliger Bürgermeister, wurde 1. Vorsitzender, Frau Hilde Keller 2. Vorsitzende.

1951

Weitere Ausbildungen folgten 1951. Zu dieser Zeit bestand schon eine kleine Bereitschaft aus 9 Helferinnen unter Führung von Elfriede Arndt.

1968

Albrecht Rother wurde zum Schriftführer gewählt. Seit dieser Zeit liegen erstmalig Jahresberichte vor. Karl Sporleder löste 1968 Hewig Molzahm in der Kassenführung ab.

1969

In dieser JHV des Ortsvereins wurde Hilde Keller 1. Vorsitzende, Wilhelm Hilmer 2. Vorsitzender. Der vorher bestandene Krankenpflegeverein wurde am 31. Dez. 1968 - 203 -

Chronik Heyen aufgelöst. Daraus wurden mehrere Mitglieder im DRK aufgenommen. Bei der Auflösung dieses Krankenpflegevereins hatte Frau Arndt den Medikamentenschrank übernommen und sich bereiterklärt, im Bedarfsfall "Erste Hilfe " und Krankenpflege zu leisten. 1972

Frau Gisela Ohm wird zur neuen Schriftführerin gewählt.

1976

Auf der JHV 1974 war die Kreisbeauftragte des Jugendrotkreuzes Frau Schreiber aus Breitenkamp zu Besuch, sie schlug vor, aus der bestehenden Bläsergruppe eine Rotkreuzgruppe zu gründen. Die Bläsergruppe hatte sich, trotz Unterstützung des Ortsvereins, nicht lange gehalten und wurde 1976 aufgelöst. Die Betreuung des JRK hatte anfangs Frau Arndt übernommen.

1977

Das JRK bestand aus 39 Kindern und Jugendlichen, die in der Gruppe I (18 Jugendliche) von Lothar Hielscher und in der Gruppe II (21 Kinder) von Hartmut Ortmann betreut wurden.

1978

Petra Sporleder wurde Gruppenleiterin. Seit Jan. 1978 hat das JRK auch einen Gruppenraum im Dorfgemeinschaftshaus. In der JHV wurden unseren aktiven Bereitschaftsmitgliedern Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink und Charlotte Zimpel die Auszeichnungsspange für über 35 Dienstjahre verliehen. Außerdem wurde Erika Möller die Auszeichnungsspange für über 25 Dienstjahre verliehen. Die silberne Ehrennadel für ausgebildete aber nicht mehr aktive Mitglieder für mehr als 25jährige Mitgliedschaft erhielten Hilde Keller, Marie Hollstein, Marie Kleine, Hildegard Bode und Johanna Lübke. Als Mitglieder wurden Frau Luise Becker, Margarete Dragon, Barbara Romahn, Anneliese Henneke, Ria Heinrichs, Lieselotte Dröge und Herr Dr. Wilhelm Kurlbaum geehrt.

1979

Rüdiger Hollstein übernahm Ende Okt. Gr. I und Silke Brandt Gr. II.

1981

In der JHV. am 29.01. 1981 überreichte Oberkreisdirektor i. R. Rudolf Jeep, Mitglied des DRK-Landespräsidiums, Hilde Keller, für 30jährige Tätigkeit als zweite und erste Vorsitzende eine Ehrenurkunde für die DRK-Ehrenmitgliedschaft im DRK-Ortsverein Heyen, ausgestellt vom Landesverband Niedersachsen im Auftrag des Präsidiums und Vorsitzenden Dr. Heinke. Mit dieser besonderen Auszeichnung waren aber auch noch andere Ehrungen für Mitglieder mit 25 und mehr Jahren aktiver Treue verbunden. Kreisgeschäftsführer Kohlstedt überreichte silberne Ehrennadeln an: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Charlotte Zimpel, Erika Möller, Rosemarie Schild und Marie-Luise Meyer. Frau Keller gehörte jetzt unserem Ortsverein als Ehrenvorsitzende an. In dieser Versammlung wurde Elfriede Arndt als 1. Vorsitzende gewählt. 2. Vorsitz: Wilhelm Hilmer, Schatzmeister: Karl Sporleder, Schriftführer: Gisela Ohm, Vertreter des JRK: Silke Brandt. Beisitzer: Renate Peter, Lydia Hage, Anni Meyer, Ruth Holzbrink. Am 13.05.1981 wurde bei der Jahreshauptvers. des DRK-Kreisverbandes in Buchhagen unsere Ehrenvorsitzende Hilde Keller geehrt. Ebenfalls unsere passiven Mitglieder: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Erika Möller und Charlotte Zimpel. Silke Brandt ist jetzt alleinige Gruppenleiterin.

1982

Am 27.06.1982 wurde beim Feuerwehrfestumzug zum 1. Mal die von Charlotte Zimpel gestiftete Rotkreuzfahne mitgetragen.

1985

Bei der JHV am 21.03.1985 kandidierte Karl Sporleder nach 17 Jahren nicht mehr für das Amt des Schatzmeisters. Frau Julia Arndt wurde als neue Schatzmeisterin gewählt.

1986

Frau Arndt lässt die Mitglieder wissen, dass sie in Zukunft nach 18 Jahren die Krankenpflege aus familiären Gründen nicht mehr ausüben kann. Dafür ist jetzt die Sozialstation in Bodenwerder zuständig.

1988

Am 27.08. feierten wir das 40jähriges Jubiläum des Ortsvereins.

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Chronik Heyen 1990

Ehrungen für 50 Dienstjahre im DRK: Arndt, Holzbrink, Zimpel. Ehrungen für 50 Jahre Mitgliedschaft: Kleine, Lübke, Dröge, Bode. Auf der JHV des DRK-Kreisverbandes Holzminden in Buchhagen wurden diese Damen im großen Rahmen mit Dokumenten und Auszeichnungsspangen bzw. Broschen in Gold geehrt.

v.l. Marie Kleine, Hildegard Bode, Johanna Lübke, Lieselotte Dröge, Charlotte Zimpel, Ruth Holzbrink, Elfriede Arndt

1992

Am 09.03. wurden 25 Mitglieder für 25jährige Mitgliedschaft im DRK-Ortsverein Heyen geehrt, die durch eine Werbeaktion des Landesverbandes Hannover 1967 geworben wurden.

1994

Am 15.03. wurden 21 Mitglieder für 25jährige Mitgliedschaft im DRK Ortsverein Heyen geehrt, die vorwiegend aus dem Krankenpflegeverein übernommen wurden.

1995

Am 13.03. wurde JRK - Leiterin Silke Notbohm für 15 Jahre geehrt. Am 10.01. wurde die Senioren-Gymnastik-Gruppe unter der Leitung von Hannelore Maaß gegründet.

1997

Als 1. Vorsitzende erhielt Frau Josephin Henneke das Vertrauen. Unsere langjährige Vorsitzende Frau Elfriede Arndt schied nach 16 Jahren Vorstandsarbeit mit vielen Dankesbekundungen aus. Ebenfalls ausscheidende langjährige Vorstandsmitglieder: Renate Peter 22 Jahre, Lydia Hage 16 Jahre, Anni Meyer 16 Jahre, Bärbel Meißner 9 Jahre.

1998

zählte unser Ortsverein 120 Mitglieder. Am 05.06. war der 1. öffentliche Auftritt der Gymnastik-Gruppe in Buchhagen beim Treffen aller DRK-Gymnastik- u. Tanzgruppen des Kreises Holzminden. Am 11.07. feierten wir das 50jährige Bestehen des DRK-Ortsvereins Heyen rund um das Dorfgemeinschaftshaus. Kreisgeschäftsführer Münstermann ernennt die Frau der 1. Stunde, Elfriede Arndt, zum Ehrenmitglied des DRK-Ortsvereins Heyen.

1999

Am 25.09. hat die Gymnastik-Gruppe an einer Großveranstaltung für Seniorengymnastik und -tanz in der Stadionsporthalle in Hannover teilgenommen (ca. 4000 Teilnehmer).

2000

Herr Holtz (Kreisgeschäftsführer DRK) wird die besondere Ehre zuteil, langjährige Mitglieder zu ehren: Die große Ehrennadel in Gold mit Treue-Urkunde für 60jährige Zugehörigkeit erhielten: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Charlotte Zimpel, Marie Kleine, Lieselotte Dröge. Außerdem finden dieses Jahr wieder Neuwahlen statt. Die 1. Vorsitzende J. Henneke und die 2. Vorsitzende S. Wiemann u. die Schriftführerin G. Ohm werden wiedergewählt. Schatzmeisterin Julia Arndt steht nach 15 Jahren für dieses Amt nicht mehr - 205 -

Chronik Heyen zur Verfügung. Karin Zieseniß wird als neue Schatzmeisterin gewählt. Als Beisitzerinnen werden im Block einstimmig wiedergewählt: Dagmar Kliche, Birgit Lindemann, Doris Lindemann und Edeltraud Schmidt. Neu dazu kommt Julia Arndt. 2002

Frau Gisela Ohm wird für 30jährige Schriftführer-Tätigkeit geehrt. Im August findet ein Joga-Kurs unter der Leitung von Frau Maaß für DRK-Mitglieder und andere Interessierte statt.

2003

Bei der JHV nimmt die 2. Vorsitzende Susanne Wiemann das Amt der Schriftführerin in Personalunion an, da Frau Gisela Ohm dafür nicht mehr zur Verfügung steht. Gisela Ohm wird als neue Beisitzerin gewählt.

Die "Rote Kreuz" - Gruppe ist in all den Jahren ihres Bestehens sehr aktiv gewesen und ist es immer noch. Regelmäßig werden Blutspenden durchgeführt (2 mal jährlich). Seit 1968 machen wir mit unseren Senioren eine Busfahrt. Dieses Jahr fand die Fahrt erstmals im Dezember statt, da der Weihnachtsmarkt in Uslar und ein Ausflugslokal in Volpriehausen besucht wurden. Früher wurden auch Theaterbesuche organisiert. Außerdem werden zweimal im Jahr Altkleider gesammelt. Sehr beliebt sind auch die Fahrradtouren. Dieses Jahr ging es zur Hämelschenburg. Jedes Jahr am Samstag vor dem 3. Advent werden die Mitglieder und Senioren zu einer gemütlichen Adventfeier eingeladen. Vorträge wurden organisiert und Fahrten zur Versuchsküche nach Wesertal unternommen. Die Frühjahrs- und Herbstsammlungen werden durchgeführt. Erste Hilfe Kurse und Kurse über Krankenpflege wurden angeboten. Bei runden Geburtstagen wird den Mitgliedern gratuliert und ein Besuch abgestattet. Jedes Mitglied bekommt an seinem Geburtstag eine Karte. Außerdem engagiert sich die Ortsgruppe immer wieder für soziale Dinge wie z.B. die Aktion "Kinder in Not". Dazu wurde ein Bazar veranstaltet. Vorher fanden zahlreiche Bastelnachmittage statt. Durch den Bazar konnte ein stattlicher Scheck übergeben werden. In diesem Jahr wurde die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" unterstützt. Die Seniorentanzgruppe ist auch sehr rührig und erfreut immer wieder mit ihren Tänzen. Am dörflichen Vereinsgeschehen nimmt das DRK gerne teil sei es z.B. an Umzügen oder Ausrichten von Kaffeetafeln usw. und es ist immer zur Stelle wenn Hilfe gebraucht wird. Das JRK bastelt und spielt nicht nur bei den Gruppentreffen sondern lernt Verbände anlegen und sonstige Dinge in "Erster Hilfe". Sie sammeln für das Müttergenesungswerk. Früher richteten sie gemeinsam mit dem Kinderspielkreis Kinderfeste aus. Die Kinder und Jugendlichen machen zusammen Fahrten und Ausflüge.

17.8

Der Gemischte Chor

1946 gründete Lehrer Rothkamp einen Jugendchor. Er konnte nur kurze Zeit den Chor leiten. Wegen einer Erkrankung musste er aufgeben und zog nach Hameln. Sein Nachfolger wurde Herbert Kupfer. Nach Unterlagen von Kurt Wiemann gehörten folgende Personen diesem Gemischten Chor Heyen an: Sopran:

Dahm, Ruth Lindemann, Magdalene Sörgel, Ruth Tiele, Eleonore

Fischer, Helene Maywald, Ottilie Sporleder, Grete Winkler, Hanna

Lenzewski, Gertrud Schureg, Hanna Spraktis, Johanne

Alt:

Battmer, Anneliese Schilde, Gerda

Klocker, Ilse Sorge, Frieda

Mathieu, Renate Sporleder, Johanne

Tenor:

Borsch, Bertold Kranich, Ewald Rother, Albrecht

Gemballa, Karl Lindemann, Wilhelm Wiegand, August

Köhls, Willi Peleikis, Erwin Wiegand, Otto

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Chronik Heyen Bass:

Battmer, Friedrich Meyer, Fritz Möller, Helmut Sporleder, Helmut Wiemann, Kurt

Bönisch, Franz Meyer, Werner Müller, Fritz Sporleder, Karl

Die Vorstandswahl am 11.04.1948 hatte folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender: Friedrich Battmer Schriftführer: 2. Vorsitzende: Gertrud Hillmer Kassenverwalter: Notenwartin:

Kienitz, Proth Meyer, Wilhelm Schultze, Wilhelm Wiemann, Hermann

Kurt Wiemann Karl Sporleder Renate Mathieu

Es wurden nach und nach 25 alte deutsche Volkslieder eingeübt und gesungen. Die Noten dazu mussten zunächst auf vorgedrucktem Notenpapier geschrieben werden. Die Spielgruppe des Gemischten Chores verfügte über weitere Mitglieder. Aus 1948 liegen noch die Programme von 3 Theateraufführungen mit folgenden Terminen vor: 25.01.48 - 25.04.48 - 07.11.48 Die hierzu festgehaltene Kritik weist u.a. auf den großen Beifall hin, den Proth Kienitz, Berthold Borsch, Otto Wiegand und Herbert Kupfer beim Publikum erzielten. Bei einer Theateraufführung von Einaktern am 25.01.48 wirkten mit: Friedrich Battmer, Kurt Wiemann, Renate Mathieu, Berthold Borsch, Karl Sporleder, Wilhelm Meyer, August Wiegand, Hermann Wiemann, Otto Wiegand, Wilhelm Schultze, Gerda Schilde, Anneliese Battmer, Helmut Sporleder, Eleonore Tiele, Otti Maywald, Gertrud Lenzewsky, Karl Gemballa, Hermann Fredebold, Ilse Klocker und Proth Kienitz. Der Gemischte Chor konnte sich auf Dauer nicht halten, weil viele Mitglieder durch Heirat, Berufswahl usw. aus Heyen fortzogen.

17.9

Turn- und Sportverein „Frischauf“ Heyen von 1922 e.V.

Der alte Verein (Friedel Peter)

Bannerweihe 6. Mai 1923 Hinten stehend von links: Karl Bock, Karl Tiele, Fritz Sorge, August Sorge, Friedrich Flentje, Karl Sporleder. Mittlere Reihe von links: Hermann Sorge, Wilhelm Brockmann, August Peter, Karl Möller. Vorne sitzend: Erich Zieseniß, Gustav Flentje, Wilhelm Tiele

Ein Protokollbuch aus der Zeit der Vereinsgründung ist nicht mehr vorhanden. Die Vereinsfahne aus dem Gründungsjahr 1922 ist noch vorhanden. Die Vereinsgründer sind auf einem Foto bei der Fahnenweihe am 6. Mai 1923 festgehalten.

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Chronik Heyen Nach dem Spruch von Turnvater Jahn „In einem gesunden Körper ist auch ein gesunder Geist“ wollten sich einige Männer sportlich betätigen. Die Turnübungen fanden auf dem Saal der Gastwirtschaft Pieper statt. Für das Geräteturnen fehlte das Geld zur Anschaffung der Turngeräte. Das Turnen wurde nach kurzer Zeit eingestellt. Für das Fußballspielen fehlte die nötige Wiese. Die Landwirte hatten kein Verständnis für Fußballspiele am Sonntag, kamen doch Montags Knechte öfter mit Muskelkater oder lädierten Körperteilen zur Arbeit. So war es nicht einfach einen geeigneten Spielplatz zu finden. Der Landwirt Friedrich Wilhelm stellte nach einigen Gesprächen einen Platz auf dem Weinberg zur Verfügung. Sollte das Gras zur Abweidung der Tiere genutzt werden, mussten die beweglichen Tore auf einer abgeweideten Wiese aufgestellt werden. So mancher Spieler hatte mit den Hinterlassenschaften der Tiere mehr zu kämpfen als mit dem Fußball. Es wurde an den Meisterschaftsspielen und an Fußballturnieren teilgenommen. 1926 wurde in Bremke ein Fußballturnier besucht. Am 28.02.1926 wurde in Polle gegen den F.C. Polle gespielt: 0:2. Bei einem Fußballturnier in Wallensen wurde mitgespielt. Zu den Spielen nach auswärts musste mit Fahrrädern gefahren werden. Bei Beginn des II. Weltkrieges wurden die Fußballspiele eingestellt, aber schon 1946 wurde zu einem Spiel in Bremke mit Trecker und Anhänger gefahren. Der Fußballverein erlebte einen großen Aufschwung. Es gab eine Jungend, eine Erste und eine Zweite Mannschaft., ab 1950 eine Schülermannschaft. Ich hatte das Glück 1952 an einer 14 Tage dauernden Fußballschule in Barsinghausen teilzunehmen.

Stehend von links: Herbert Hinze, August Sorge (Vereinsgründer von 1922), Gustav Fischer, Heinrich Bode, Wilhelm Hilmer. Knieend: Bruno Welz (Pastor in Heyen), Hermann Schaper, Gerhard Arndt. Vorne sitzend: Gerhard Schramm, Friedrich Sorge (Vereinsgründer von 1922 und Vorsitzender), Heinrich Willmer.

Bei einem Pokalturnier in Bodenwerder wurde die I Mannschaft Pokalsieger. 1949 bekam der Fußball der Fußballverein einen Sportplatz. Bei der Einweihung des neuen Sportplatzes fand ein Pokalturnier statt. Als Auflockerung der Veranstaltung spielte eine alte Herrenmannschaft. In dieser Mannschaft spielten. Zu diesem Spiel ein mündlicher Bericht von Wilhelm Hilmer, der eine Kriegsverletzung hatte: „10 Minuten nach Spielbeginn ging ich zum Schiedsrichter: Sie müssen abpfeifen, ich habe mein Glasauge verloren, das müssen wir suchen. Nach weiteren 10 Minuten hatte die Sucherei Erfolg und das Spiel konnte weitergehen.“

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Chronik Heyen Einen großen Erfolg konnte die I Mannschaft 1951 feiern, als sie in ihrer Spielklasse Kreismeister wurde.

Stehend von links: Friedrich Sorge, Siegfried Grawunder, Josef Schlüter, Wöstmann, Willi Fischer, Josef Bertram, Fitz Sorge, Ewald Kranich, Rudolf Schönheit, Hermann Schumann, Kwittek. Kniend v. l.: Wilhelm Waßmann, Josef Rudoll, Willi Grawunder. Vor der ehemaligen Gemeindeverwaltung bei Famillie Sorge.

Als Mitte der 50iger Jahre viele Spieler beruflich sich veränderten und aus Heyen wegzogen und einige Spieler sich anderen Vereinen anschlossen, musste der Vorstand den Spielbetrieb abmelden und den Fußballclub auflösen. Die Wiedergründung 1982 - 1991 (Jürgen Tiele)

Am 26.11.1982 erfolgte die Wiedergründung des Turn- und Sportvereins der ursprünglich 1922 ins Leben gerufen und in den 50er Jahren „eingeschlafen“ war. Es begann mit der Spende einer Tischtennisplatte durch die Gemeinde 1980, um die sich schnell eine Trainingsgemeinschaft von „Hobby-Ping-Pong-Spielern“ (Zitat: Dieter Pude) versammelte. Der am Gartenweg geschaffene „Bolzplatz“ ermöglichte den Fußballern die Ausrichtung von Turnieren mit „Hobby- und Thekenmannschaften“. Eine aktive Damenturngruppe geleitet von Elsbeth Tiele, fand den Weg in den neuen Verein. Der Verein entwickelte sich sehr positiv, so stieg die Mitgliederzahl von 48 bei der Gründungsversammlung über 88 bei der ersten Jahrenshauptversammlung auf über 100 Mitglieder im Jahr 1986. Zahlreiche Aktivitäten wurden bereits 1983 durch den TSV neu in das Dorfleben eingebracht; genannt seien hier das „Spiel ohne Grenzen“ für die Heyer Vereine, mit dem von Wilhelm Lindemann gemalten Wappenpuzzle und der „Volks- und Trimmlauf“. Im sportlichen Bereich wurde in der Sparte Tischtennis mit dem Kauf eines 2ten Tisches schnell eine Anzahl von 20 Jugendlichen gewonnen, die unter Leitung von Dieter Pude das Spiel mit dem kleinen weißen Ball erlernten. Bereits im Herbst 1984 nahmen jeweils eine Mädchen- und Jungenmannschaft am Punktspielbetrieb im Kreis Holzminden teil. In der Saison 1989/1990 waren 5 Mannschaften (Damen, Herren, Jungen, Schüler und Schülerinnen) zur Punktejagd gemeldet. Herausragende Athletin der Sparte Tischtennis war von 1982 bis 1990 Katrin Meyer. Neben zahlreichen Vereinsmeistertiteln, Auszeichnungen als Sportlerin des Jahres 1984, 1989 sowie der Mädchenmannschaft 1988, gewann sie sowohl im Mädchen-, als auch im Jugend- und Damenbereich zahlreiche Titel auf Kreisebene. Höhepunkte waren die Kreismeisterschaft der - 209 -

Chronik Heyen Mädchen in der Kreisliga 1987/1988 (Katrin Meyer, Simone Steffen, Ute Steinhoff, Janina Lutter und Carmen Lachmann) und die Meisterschaft in der Damenkreisklasse 1988/1989 (Katrin Meyer, Simone Steffen, Ute Steinhoff, Elke Steinhoff). Mit einer Herrenmannschaft wurde zur Saison 1984/1985 der Punktspielbetrieb in der Sparte Fußball aufgenommen. „Heimspielort“ in der Kreisklasse B war der Sportplatz im Kälbertal in Bodenwerder. Die Trikots dazu wurden gestiftet von der Firma Akupunkt-Massage nach Penzel. Die beste Platzierung während des 3jährigen Spielbetriebs gelang in der Saison 1985/1986 mit dem fünften Tabellenplatz. Erinnert sei hier an die treuestens Fans Hermann Möller und Georg Schild, die bei nahezu jedem Spiel dabei waren. Aber auch Rolf Hilmer und Friedrich Keller (Spartenleiter), Jochen Ortmann (Schiedsrichter) und Uwe Hilmer (Betreuer) verdienen es. Als Spieler seien erwähnt Henning und Dietrich Scharpenberg (Sportler des Jahres 1985), Bernd Ahrens und zeitweise 4 mal Keller (Hartmut, Rolf, Matthias und Frank).

Stehend v.l.: Ralf Bäsmann, Matthias Keller, Thorsten Bartnik, Frank Keller, Rolf Hilmer, Dietrich Scharpenberg, Bernd Ahrens, Joachim Ortmann. Hockend v.l.: Jürgen Tiele, Rolf Keller, Siegfried Manzke

Durch persönliche Veränderungen (Beruf, Heirat, Kinder und Wegzug), aber auch einer sich ändernden Lebenskultur (Fernsehen, Video, Disco usw.) wurde der Verein am 22.5. 1991 aufgelöst.

17.10 Gesangverein Heyen (Friedel Peter)

Es hat schon vor 1920 einen Zusammenschluss sangesfreudiger Männer gegeben. Diese Singgemeinschaft war nicht als Verein eingetragen und sang auch nicht regelmäßig. Sangesfreunde waren Vollmeier, Halbmeier und Großköthner. Dirigent war Lehrer Schulze. Als nach dem Krieg 1914 – 1918 einige Arbeiter mitsingen wollten wurde ihnen das verweigert. Sie gründeten darauf hin am 10.11.1920 einen Verein. Dieser Verein wurde bei dem deutschen Sängerbund angemeldet und bekam eine Vereinssatzung. Er nannte sich: Männergesangverein Liederkranz Bei der Gründung des Vereins fanden sich 17 Sangesbrüder bereit Singabende regelmäßig zu besuchen. Erster Vorsitzender wurde Hermann Möller (Haus Nr. 77). Als Schriftführer fand sich Friedrich Hartmann bereit das Amt zu übernehmen. Zum Kassierer wurde Wilhelm Hilmer gewählt – in der beginnenden Inflationszeit keine leichte Aufgabe. Einige Zahlen aus dieser Zeit können das beweisen: Im Jahr 1921 erhielt der Dirigent 100,00 Mark. Im Jahr 1922 erhielt der Dirigent: 500,00 Mark. Im Jahr 1923 wurde eine Vereinsfahne bei Malermeister Bedey und Söhne für 65.000,00 Papiermark bestellt. - 210 -

Chronik Heyen Eine wichtige Person im Musikverein ist der musikalische Leiter. Für diese Aufgabe konnten die Sangesbrüder den Musiker Karl Sorge, auch aus Heyen, gewinnen. Karl Sorge leitete mit Umsicht und Können diese Aufgabe bis in die 50iger Jahre. Danach folgten die Lehrer Lampe, Koch, Kupfer und Weber, die Musiker Neumann und Meyer, bis Lehrer Kupfer das Amt des Dirigenten für längere Zeit von 1964 bis 1974 übernahm. Von 1975 bis 1988 stand Lehrer Haase dem Verein als Dirigent zur Verfügung. Die Vereinsfahne wurde in den Grundfarben Schwarz, Rot und Gold gefertigt. Die Jahreszahl der Vereinsgründung 1920, der Fahnenweihe 1923 und der Leitspruch des Gesangvereins: „Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“ sind eingestickt. Bereits im Jahre 1927 hatte der Verein 33 aktive Sänger. Zu den geselligen Höhepunkten zählte im Winter das Tanzvergnügen. In den 30iger Jahren wurden bei diesen Tanzvergnügen mit viel Erfolg einige Theaterstücke aufgeführt. Nach 1945, als viele Personen aus den zerbombten Städten des Rheinlandes in Heyen Zuflucht und Notunterkunft gefunden hatten, haben Kappenfeste und Karnevalveranstaltungen stattgefunden. Zum 30, 40, 50 und 60-jährigen Bestehen wurden gut besuchte Zeltfeste gefeiert. Ein aufregendes Jahr war 1939. Die Vereinsfahne (Schwarz, Rot, Gold) sollte auf „Führerbefehl“ in Schwarz, Weiß und Rot geändert werden. Das sollte aber nach dem Willen der Sänger auf keinen Fall geschehen. Aus diesem Grund musste die Fahne jede 2te Nacht bei einem anderen Sangesbruder übernachten. So bekamen die Abholer der Fahne jedes Mal zu hören: „Eck hebbe se nicht“. Als diese Angelegenheit doch zu brenzlig wurde, blieben die beiden letzten Herbergseltern (A. P. und H. S.) zwei Nächte auf Ihrer Arbeitsstelle (Steinbruch) und die Fahne wurde abgeholt. Nach 1945 kam die Fahne, zur Freude der Sangesbrüder, wieder im alten, unveränderten Zustand zum Vorschein. Am 9.12.1939 wurden die Singabende, aus Mangel an aktiven Sängern, bedingt durch die Einberufung zum Militär, bis auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Bei der ersten Jahreshauptversammlung nach dem Krieg am 11.10.1947 wurde den im Krieg gefallenen Sangesbrüdern Heinrich Schmidt, Robert Grupe und Friedrich Willmer in einer Trauerminute gedacht. Unter Punkt 4 wurde beschlossen: „Die Singabende sollen am 18.10.1947 wieder beginnen.“

Gesangverein auf dem Feuerwehrfest 1958

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Chronik Heyen

Große Nachwuchssorgen hatte der Verein in den 60iger Jahren. So beschlossen die Sänger auch Frauen in ihren Verein aufzunehmen. Am 7.11.1964 wurde aus dem Männergesangverein Liederkranz ein Gemischter Chor Liederkranz. Zehn Jahre später wurde, wieder wegen wenig aktive Mitglieder, mit Linse und Buchhagen eine Singgemeinschaft eingegangen. Diese Singgemeinschaft dauerte von 1975 bis 1988. Auf der Jahreshauptversammlung am 16. Januar 1988 wurde beschlossen, den Gemischten Chor Liederkranz wegen zu wenig aktiven Sängerinnen und Sängern ruhen zu lassen. Das Protokollbuch und die Vereinsfahne wurden im Gemeindebüro abgegeben.

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Chronik Heyen

18 Wirtschaft in Heyen – Handel und Handwerk

18.1

Die Handwerker in Heyen

(Hermann Wiemann)

Fast alle einheimischen Einwohner, ob Handwerker, Steinbruch-, Werft- oder Landarbeiter, bewirtschafteten bis in die Nachkriegszeit einige Morgen eigenes Land oder Pachtland der Kirche. Die Erträge dieses Nebenerwerbs reichten für die Selbstversorgung mit Kartoffeln, Brotgetreide und Futter für die Haustiere aus. Die Wegränder in der Feldmark waren verpachtet und wurden für Ziegen und andere Haustiere Alte Schmiede Battmer vor dem 2ten Weltkrieg, abgerissen Ende 1970 gemäht. Wer nicht selbst mit Pferden oder Kühen wirtschaften konnte, ließ die Bestellungsarbeiten von Bauern verrichten. Als Gegenleistung konnten die Bauern Hilfe bei den Erntearbeiten erwarten. Wer in der Ernte die Lohndreschmaschine der Fa. Scharpenberg benutzen wollte, musste die Zeit rechtzeitig auf einer Schiefertafel neben der Dreschmaschine anschreiben. Bargeld war knapp, es wurde wenig verdient. Das Anschreiben beim Bäcker, die umständliche Verrechnung Brot-Mehl-Roggen wurde erst in den Nachkriegsjahren aufgegeben. Schmiedemeister Battmer bewirtschaftete mit zwei Pferden einen Kötnerhof, Schneidermeister Sporleder und Stellmachermeister Reese ackerten mit Kühen. Battmer schrieb seine Rechnungen am Jahresende zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn die Schmiede geschlossen blieb. Die Bauern bezahlten Rechnungen in der Regel erst nach der Ernte, wenn sie das mit der Dreschmaschine gedroschene Getreide, Kartoffeln und Rüben verkaufen konnten. Stellmacher, Schuhmacher, Sattler und Schneider mussten oft bis nach der Ernte warten, bis ihre Forderungen beglichen wurden. Daher kommt wohl auch das Sprichwort: ,,Herein, wenn es kein Schneider ist’’. Die Handwerker waren bemüht, sich billige Arbeitskräfte zu beschaffen, die bei ihnen Kost und Unterkunft erhielten und nicht viel Bargeld verdienten. Früher half der Pastor Lehrlinge aus einem kirchlichen Waisenhaus zu vermitteln. In einem Kirchenbuch der Pfarre Heyen ist folgender Antrag aufgezeichnet: An den Vorstand der Pestalozzistiftung zu Hannover: ...beehre ich mich die ergebenste Mitteilung zu machen, das zu Ostern 1888 der Schmied Heinrich Battmer und der Schneider Heinrich Sporleder hierselbst, jener einen Schmiedelehrling dieser einen Schneiderlehrling, aus den Zöglingen der Pestalozzistiftung zu haben wünschen und erlaube ich mir, die Bitte auszusprechen falls sich zu Ostern 1888 solche finden, die die betreffenden Handwerke lernen wollen, das Begehren der genannten Handwerksmeister zu berücksichtigen. Heyen, d. 21.11.87 Hochachtungsvoll und ergebenst A. Runge, Pastor - 213 -

Chronik Heyen Im Jahre 1951 lernten im Landmaschinenbetrieb Keller fünf, in der Schmiede Battmer zwei und in der Stellmacherei Reese drei Lehrlinge. Im gleichen Zeitraum sind noch folgende Handwerker zu nennen: Bäckereien Wilhelm und Karl Baxmann, Malerbetriebe Lindemann und Steinbrink, Dachdeckerei Mönkemeyer, Tischlerei Fischer, Gärtnerei Sporleder, Sattlerei August Maaß, Schuhmacher August Sorge und Heinrich Willmer, Frisör Flentge, Schneiderinnen Marta und Liesbeth Sagebiel und Schmiedemeister Schramm, der in Esperde baute und dort eine Schmiede einrichtete. Fritz Sorge verkaufte und reparierte u.a. Fahrräder. Auch Heinrich Keller verdiente sein Geld als Fahrlehrer, auch er reparierte und verkaufte Fahrräder, aber auch Motorräder. Letztlich müssen auch die Hausschlachter im Nebenerwerb Fritz Möller, Rudi Schönheit und später Friedrich Willmer genannt werden. In der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde fast nur mit Holz geheizt und gekocht. Die Bauern verfügten über Kreissägen mit denen das Brennholz geschnitten wurde. Wer keine Kreissäge hatte, vereinbarte mit dem selbstständigen Zimmermann Hermann Möller (Säge-Möller) einen Termin. Er kam dann mit einer selbstgebauten fahrbaren Bandsäge, die von einem alten DeutzMotor angetrieben wurde. Seine erste fahrbare Säge hatte kein Getriebe. Die Schaltung bestand aus einem Hebel, der den Treibriemen vom Leerlauf auf die Riemenscheiben der Säge oder der Hinterachsenantriebswelle drückte. Im Oberdorf musste immer ein Helfer einen Klotz zur Hand haben, damit das Gefährt beim Anhalten nicht zurück lief. In den Nachkriegsjahren bekam das Fahrzeug einen anderen Unterbau mit Getriebe und Bremse.

18.2

Die Steinbrüche

(Reinhard Meyer)

Wie es erdgeschichtlich zu den Buntsandstein-Aufschichtungen in der Heyener Gemarkung gekommen ist, lässt sich im wissenschaftlichen Bericht von Dr. Jochen Lepper, Hannover, nachlesen. Die Steinbrüche am Südhang des Weserberges waren der Rohstofflieferant für die steinverarbeitenden handwerklichen Kleinindustriebetriebe. Die Steinbrüche wurden von der Arbeiter im Steinbruch mit ihrem Handwerkszeug Forstgenossenschaft Heyen an die Betreiber jeweils auf Zeit verpachtet. Eine Fläche von 7 ha umfasste das Steinbruch-Areal. 8 bis 10 v.H. des erzielten Umsatzes betrug der Pachtzins. Eine Bedingung des Pachtvertrages war, dass sich die Pächter verpflichten mussten, den Steinbrucharbeiter in den Sommermonaten für Erntearbeiten bei den Bauern freizustellen. Im Protokollbuch der Forstgenossenschaft ist nachzulesen, dass 1925 eine Verpachtung an J. Davin, Linse, erfolgte. 1939 wurde an August Loges, Friedrich Sporleder und Heinrich Flentje, jeweils aus Heyen, verpachtet. Ein Steinbruch wurde an Friedrich Flentje aus Kemnade verpachtet. Die an den steilen Berghängen gebrochenen Felsblöcke wurden zu Gehwegplatten und Pflastersteinen verarbeitet. Außerdem waren Mauersteine und Mauerverblender sehr begehrte Steinprodukte. Der Abtransport der Fertigprodukte erfolgte mit Loren über eigens hierfür verlegte Feldbahngleise, im Steinbruch und am Weserhang. Anfangs wurden die Steine auf Schiffe verladen und bis nach Bremen geliefert. Zuletzt nutzte man den beweglicheren LKW Abtransport. - 214 -

Chronik Heyen Um 1950 bot die hiesige Steinbruchindustrie viele Arbeitsplätze. Die Steinbrucharbeiter wurden täglich von Ihren Frauen, in den Ferien von ihren großen Kindern, mit Mittagessen versorgt. Im Henkelmann brachte man die Portionen zur Mittagspause in den Steinbruch. Auch Luise S. brachte eines Tages ihrem Vater das Mittagessen zu Fuß in den Steinbruch. Zusammen mit anderen Kindern hatte sie großen Spaß an diesem Pflichtgang. Der Henkelmann wurde gern um die Hand durch die Luft geschleudert. Dabei löste sich plötzlich der Deckel vom Topf und der stets so schmackhafte Linseneintopf landete im Eichenlaub. Schnell sammelte Luise die Suppe mit beiden Händen wieder auf. Es blieb nicht aus, dass auch reichlich Eichenlaub mit in den Topf gelang. Abends erkundigte sich Mutter Minna bei ihrem Mann Ludwig nach dem Mittagessen. Ludwig daraufhin: die Linsen haben wieder sehr gut geschmeckt. Aber das nächste Mal musst du nicht so viele Lorbeerblätter mitkochen. In unregelmäßigen Abständen fanden die Steinbrucharbeiter noch Zeit, sich mit ihren Frauen auf Ausflügen von der harten Arbeit zu erholen. So fanden Busfahrten statt, von denen eine nach Hamburg führte. Als die großen Firmen in Bodenwerder, Hameln und Umgebung expandierten, lockten sie auch die Steinbrüchler mit hohen Löhnen und leichterer Arbeit aus Heyen in ihre Betriebe.

Betriebsausflug der Steinbruchbelegschaft

Es kam zu großen Produktions- und Absatzschwierigkeiten. Die Betonindustrie konnte Gehwegplatten und Mauersteine in großen Mengen viel preiswerter produzieren. Die Natursteinprodukte waren bald nicht mehr gefragt. Seit etwa 1970 werden in Heyen keine Steine mehr gebrochen.

Ein Wellenstein vom Weserhang des „Heiligen Berges“, gefunden 1987 entstanden vor ca. 225 Mio Jahren.

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Chronik Heyen

18.3

Keller Landmaschinen

(Friedel Peter)

1898 baute der Anbauer und Tischler Heinrich Keller in der Kleinen Straße ein Wohnhaus mit Nebengebäuden zum Unterstellen einer Dreschmaschine für Lohndrusch. Zum Antrieb der Dreschmaschine wurde ein Lokomobil genommen. Für die Beheizung des Lokomobils war Kohle nötig, aus diesem Grunde wurde auch ein Kohlenhandel angefangen. In der Zeit als kein Lohndrusch nötig war, schraubte Heinrich Keller mit Helfern Grasmäher zusammen. Die Grasmäherteile wurden in vormontierten Baugruppen angeliefert.

Sohn Friedrich Keller, geb. 06.12.1896, begann eine Schlosserlehre in der Blankschmiede in Osterbrak. Nach der Lehrzeit arbeitete Friedrich in der größer werdenden Schlosserei seines Vaters. Mitte der 30iger Jahre wurde das Lohndreschen aufgegeben. Friedrich Keller im Gespräch mit Kunden in Ottenstein

Eine immer größer werdende Vielfalt in der Landmaschinentechnik wie Flügelmäher, Mähbinder, Dreschmaschine, Schlepper, Melkanlagen u.a. wurde verkauft und instand gesetzt und gehalten.

Hermann Ohm mit Gesellen und Kunden

Nach dem Kauf des Flurstücks Nr. 67/22 im Jahr 1935 konnte die erforderliche Werkstatt mit Ersatzteillager gebaut werden.

Einsatz des ersten verkauften Miststeuers, Bauer Ewald Hollstein, Fahrer Heini Grupe

Marie-Luise, Tochter von Friedrich Keller und seiner Frau Wilhelmine, heiratete 1948 Friedrich Müller. Friedrich Müller übernahm nach Abschluss der Meisterschule im Schlosserhandwerk die fachliche Leitung der Werkstatt. Als Meisterstück fertigte er einen Kronleuchter. Dieser Kronleuchter fand seinen Platz, bis zur Renovierung 1967, in der Kirche zu Heyen. Nach schlimmer Krankheit starb Friedrich Müller 1958. 1950 bis 1953 wurde eine Schmiede, mit zwei darüber liegenden Wohnungen und eine Schlepperwerkstatt in Betrieb genommen. Eine Tischlerei, überdachte Stellplätze, eine Waschanlage für Maschinen und ein neues Büro folgten einige Jahre später. Der Landmaschinen- 216 -

Chronik Heyen Fachbetrieb beschäftigte in der Zeit 22 Personen. Der Kundenkreis umfasste die Kreise Hameln, Holzminden, Alfeld, Hildesheim und Detmold. Eine zweite Ehe schloss die Witwe Marie-Luise Müller mit Heinz-Dieter Meyer. Heinz-Dieter Meyer unterstütze seinen Schwiegervater in allen geschäftlichen Angelegenheiten. Im Jahre Schlepperwerkstatt – Friedel Peter, Hermann Steffen 1972 eröffnete die Firma Keller, unter Leitung von Heinz-Dieter Meyer, zusätzlich zum bestehenden LandmaschinenFachbetrieb eine KFZ Werkstatt. 1976 feierte die Firma Keller mit einer Ausstellung ihr 75iähriges Bestehen. Sohn Dietrich Meyer sah seine Zukunft in der KFZ Branche, das war für Heinz-Dieter Meyer die Entscheidung, den Landmaschinen-Fachbetrieb ab seinem 60sten Geburtstag an die Firma Steinbrink, Bremke, zu verpachten.

Paul Zimpel beim Einstellen einer Einspritzpumpe am Einspritzpumpen-Prüfstand.

18.4

Erinnerungen an die Post in Heyen

(Peter Klatt)

Vergilbte Postkarten wecken Erinnerungen an die Poststelle Heyen: Alte Briefe und Postkarten , die beim Kramen in Schubladen eher zufällig ans Tageslicht gefördert werden, wecken häufig Erinnerungen an vergangene Tage. Sie erzählen darüber hinaus ihre eigene kleine Geschichte, die Geschichte der Postsendungen im Wandel der Zeit. Postkarten sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Die ersten Postkarten wurden in Österreich ab 1869, in Preußen ab 1870 verschickt. 1890 wurden auch Ansichtskarten, die sich bald zu beliebten Sammlerobjekten entwickelten, zugelassen. Aus der Sammlung der Postkarten, die nach Heyen i. Br. bzw. von Heyen aus versendet wurden, sind zwei interessante Beispiele abgebildet. - 217 -

Chronik Heyen

Die älteste Karte von 1900 an Herrn Wilhelm Pieper ist eine offizielle Postkarte, die für Mitteilungen aller Art ohne Beachtung des Briefgeheimnisses diente. Damals wurde die Karte in der Poststelle Halle mit einem Eingangsstempel versehen. Die zweite aus Heyen von Marie Sagebiel an Marie Pieper vor 1910 versendete Bildpostkarte zeigt eine frühe Ansicht der Pieperschen Gastwirtschaft. Zwar hatte Heyen eine Postannahmestelle in der Regie des jeweiligen Betreibers der Gastwirtschaft am Thie, die Postsachen wurden aber zunächst von der zentralen Poststelle in Halle von dem dort angestellten Briefträger per Fahrrad nach Heyen gebracht und bis 1948 auch ausgetragen. Wilhelm Dröge übernahm am 1.10.1953 alle Postdienste von der Postannahme bis zur Postverteilung von Wilhelm Wulf. Zu den verantwortungsvollen Aufgaben gehörte die monatliche Barauszahlung von Invaliden -, Witwen - und Waisenrenten bis in die fünfziger und sechziger Jahre hinein. Das Kassieren der Rundfunkgebühren und nach dem fulminanten Siegeszug des öffentlich rechtlichen Fernsehens der höheren Fernsehgebühren gehörte ebenfalls zu den Aufgaben des Posthalters. Nach Aufgabe der Gastwirtschaft nahm Wilhelm Dröge die Poststelle mit in sein am Tannenweg gelegenes Haus. Von dort aus waren er und seine Frau Lieselotte bis zum Erreichen des Rentenalters 1984 für die Postdienste zuständig. Für den Umzug der Postannahmestelle aus der Mitte des Dorfes in die Siedlung fand sich im Unterdorf zunächst wenig Verständnis. Nachfolgerin als Posthalterin wurde Frau Charlotte Zimpel, welche die Postannahmestelle bis 1987 betreute. In diesen Jahren stieg die Zahl der täglich von Heyen aus verschickten Briefe , Päckchen und Pakete im Vergleich zu den Nachbargemeinden stark an, weil die Massage- Praxis von Willy Penzel ihre Aktivitäten deutlich steigerte. Die Dienstleistungen der Poststelle umfassten u.a. den Empfang und die Aufgabe Telegrammen, die Versendung von Wertbriefen, die Bearbeitung von Postanweisungen, Kassieren von Nachnahmen, das Führen der Postsparbücher, Ausstellen von Zahlkarten vieles mehr. Allerdings hatten Banken und Sparkassen zwischenzeitlich für die Verbreitung bargeldlosen Zahlungsverkehrs gesorgt und mit der Bearbeitung von Daueraufträgen einen der bislang erbrachten Postdienstleistungen überflüssig werden lassen.

von das und des Teil

Die Nachfolge von Frau Zimpel trat 1987 Frau Ruth Wessling an. Vorher hatte sie schon als Vertretung (1985 - 1987) gearbeitet. Ruth Weßling leitete die Poststelle am Tannenweg bis 1995. Anschließend stand die Postangestellte Ruta Hochmann aus Dohnsen als sogenannte "Springerin" für die täglichen Schalterstunden zur Verfügung. Nach Schließung die Poststelle Heyen im Jahr 1998 werden alle Postdienste von der Poststelle in Bodenwerder betreut.

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Chronik Heyen

18.5

Entwicklung der Spar- und Darlehnskasse seit 1904

(Willi Köhls)

Als einer der wenigen Mitwirkenden zur Erstellung o.a. Chronik wurde mir die Aufgabe vom Festausschuss aufgetragen, über die Gründung und Entwicklung der örtlichen Bank zu berichten. Hierzu kam mir glücklicherweise meine Sammler- und Aufbewahrungsleidenschaft zu Hilfe, nämlich auf keinen Fall wertvolle und wichtige Dokumente vorzeitig durch den Reißwolf zu drehen oder der Müllverbrennung zuzuführen. Diese Dokumente wurden in dem Hause Sporleder / Köhls bis zum heutigen Tage in dem dort befindlichen Panzerschrank verwahrt, der auch nach der Umsiedlung der Spar- und Darlehnskasse Heyen / Halle / Eschershausen an dem Standort steht, wie bei Beginn der Bankgeschäfte im Jahre 1936. Die Gründungsversammlung fand in der Gastwirtschaft Kurlbaum unter der Leitung des damaligen Pastors W. Runge statt. Das Statut schrieb vor, dass nur „unbescholtene Personen“ mit Wohnsitz in Heyen die Mitgliedschaft erwerben konnten. Der zu erwerbende Geschäftsanteil betrug 10 Reichsmark. Anwesend waren, mit o.g. Vorsitzenden, 16 weitsichtige Bürger des Ortes Heyen, diese gründeten am 22. März 1904 den: „Heyener Spar- und Darlehnskassen- Verein eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht“.

Die Originalfassung der ersten Satzung, mit der Benennung der 16 Gründungsmitglieder sowie Eintragungstext des Herzoglichen Amtsgerichtes Eschershausen: Diese wurden vom o.g. Schriftführer, Pastor Runge von Nr.1 bis Nr. 16 (unter gez.) namentlich, mit Standes- (Berufs-) Angabe, unter dem „Gründungsprotokoll“ aufgeführt

„Dass vorstehendes Statut eine gleichlautende Abschrift von dem in den Akten des unterzeichneten Gerichts, den Heyener Spar- und Darlehnskassenverein, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in Heyen betr. Blatt 7 bis 16 befindlichen Original – Statut ist, wird mit dem Bemerken bescheinigt, dass die Genossenschaft am 2.April 1904 Band I Blatt 14 des hiesigen Genossenschaftsregister eingetragen ist . Eschershausen, den 2. April 1904 Herzogliches Amtsgericht Gerichtsschreiberfrau Wilkening

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Chronik Heyen Die bei der Gründung gewählte Form: „... mit unbeschränkter Haftpflicht“ wurde im Jahre 1941 in (e.G.m.b.H.) = beschränkte Haftpflicht umgewandelt. Die Beschränkung, nur Mitglieder mit Wohnsitz im Orte Heyen, wie sie bei der Gründungsversammlung im Jahre 1904 im Statut festgelegt war, wurde im Jahre 1941 in die Form umgeändert, dass es im Jahre 1941 im Statut hieß: “die Beschränkung zum Erwerb der Mitgliedschaft auf Personen mit Wohnsitz Heyen wurde geändert auf „ Heyen und Umgebung“ Ab Gründungsjahr 1904 bis zum Jahre 1934 wurden die Bankkunden vom damaligen Gastwirt Wilhelm Kurlbaum betreut. Im Jahr 1935 übernahm der in der Gastwirtschaft Pieper tätige Gastwirt Eggers für ein Jahr die Stelle des Rechners, anschließend wurde eine Neubesetzung erforderlich. Ab 1. Januar 1936 ging das Amt des Geschäftsführers auf Hermann Sporleder – dem Vater der Margarete Sporleder (spätere verheiratete Köhls) über. Margarete Sporleder war im Jahre 1936 gerade einmal 8 Jahre alt, half ihrem Vater in den Bankgeschäften, so gut sie es schon in diesem Alter konnte. Die Abwicklung der Währungsumstellung (von Reichsmark auf Deutsche Mark) zum 20. Juni 1948 (die sogenannte Währungsreform) wurde schon gemeinsam mit ihrem künftigen Ehemann (Willi Köhls) abgewickelt. Hierdurch hat sich dieser die ersten Kenntnisse für seinen späteren Beruf angeeignet. Erwähnenswert ist außerdem noch, dass laut Statut das Warengeschäft betrieben werden sollte. Da aber keine Lagerräumlichkeiten im Besitz der Bank waren, beschränkte sich dieses Geschäft nur auf den Einkauf von Dünge- und Futtermitteln, die sofort an die Landwirtskunden ausgeliefert wurden. Es wurde aber zum Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln und Ausbringung dieser eine Pferdegespannspritze angeschafft. Im Jahre 1954 wurde im Orte Heyen in angepachteten Räumlichkeiten ein Kalthaus errichtet.(Es war das erste Kalthaus im weiteren Umkreis der Kreise Holzminden und Hameln- Pyrmont). Die Geschäftsführung für dieses Kalthaus wurde ebenfalls vom Bank- Geschäftsführer Köhls ausgeführt. Die Tätigkeit für die noch immer selbständige Spar- und Darlehnskasse Heyen ging mit dem Tage der Fusion mit der Nachbar- Spar- und Darlehnskasse Halle für Willi Köhls zu Ende, indem er dort als hauptamtlicher Bankleiter angestellt wurde. Hierdurch bedingt wurde aus der ehemals selbständigen Spar- und Darlehnskasse Heyen eine Nebenstelle der Spadaka Halle. Diese Geschäftsstelle in Heyen, die auch von der Volksbank Eschershausen weiterbetrieben wurde, blieb bis zum Ruhestand von Willi und Margarete Köhls am 31. Dezember 1985 bestehen. Man kann also rückblickend sagen: 50 Jahre Bankstelle in Heyen von 1936 bis 1986, im Hause Sporleder - Köhls, unter der Führung von Hermann Sporleder und später seiner Tochter Margarete Köhls. Da Willi Köhls nach dem Auszug der Bankenzweigstelle aus dem Hause Köhls die Notwendigkeit eines eigenen Bankgebäudes im Orte Heyen erkannte, bemühte er sich ein halbes Jahr vor seinem Ruhestand darum, dass die Bank an einem zentralen Ort in Heyen ein schmuckes Bankgebäude erstellte. Die Volksbank Halle war zwischenzeitlich durch eine Verschmelzung zu einer Zweigstelle der Volksbank Eschershausen geworden. Dieses Gebäude kann noch heute im Dorfmittelpunkt in Augenschein genommen werden. Nur, was daraus gemacht wurde, bzw. daraus geworden ist, darüber kann sich jeder Heyener Bürger selbst seine Gedanken machen.

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Chronik Heyen

18.6

Das Gasthaus zur Linde

(Hermann Wiemann)

Am Ausgang des Dorfes Heyen liegt das ehemalige Gasthaus zur Linde, das mit einer Scheune des Nachbarn Rother einen gefährlichen Straßenengpass bildete. 1999 wurde die Scheune abgerissen und die Gefahrenstelle entschärft. Von 1675 bis 1739 wohnten hier 2 Generationen Rosendahl. Es folgte durch Einheirat H. Becker aus Westerbrak. In 6 Generationen waren dann alle Beckers Schmiedemeister und Krüger. Das Gebäude trägt im Innenhof am Stallteil die Inschrift: Dieses Gebäude hat erbaut Johann Friedrich Ludewic Becker und Johanne Loise Beckern gebohrene Korsen. „Gerichtet Anno 1817 den 26 ten Juli vS.“ Wilhelm Becker verließ Heyen und wirkte als Oberingenieur in Halle an der Saale. Die Gastwirtschaft hatte er verpachtet an Schoppe, den späteren Inhaber des Hotels „Goldener Anker“ in Bodenwerder. Wilhelm Becker überließ sein Besitztum 1896 einer Nichte geb. Brockmann aus Hajen, die Friedrich Wilhelm Kurlbaum aus Bisperode heiratete. Kurlbaum konnte die Landwirtschaft aufgeben, denn er war mit der Gastwirtschaft, dem Lebensmittelgeschäft und der Geschäftsführung der Spar- u. Darlehnskasse Heyen völlig ausgelastet. Die beiden Gastwirte Pieper und Kurlbaum übernahmen auf dem Schießstand des Schützenvereins im Wechsel den Ausschank. Sie stellten für Zeltfeste den Platz und die Theke. Als Ella, die Tochter des Gastwirts Kurlbaum, am 20.7.1935 in Heyen den Kaufmann Schulz aus Hannover heiratete, erhielten sie ein außergewöhnliches ,,Polterabendgeschenk’’. Jugendliche stellten in der Nacht Leitern an das Haus. Dann nahmen sie auf dem Hof Wiemann einen Flachtenwagen auseinander, hievten die beiden Wagengestelle auf das Hausdach und banden sie fest. Der Wagen wurde auf dem Dach wieder vollständig zusammengesetzt und mit Stallmist beladen. Am Hochzeitstag war die Bescherung zu bestaunen. Der Gastwirt musste nun wohl gute Miene zum bösen Spiel machen, wollte er nicht die Jugendlichen als Gäste verlieren. Ob ein Fass Bier ausreichte das Dach wieder ,,frei zu kaufen’’, vermag ich nicht zu sagen. Im Oktober 1936 wurde diese Ehe wieder geschieden. Nach dem Tod des Gastwirtes Kurlbaum führten seine Frau mit Tochter Ella Laden und Kneipe weiter. Die Geschäftsführung der Spar- und Darlehnskasse übernahm Schneidermeister H. Sporleder. In der Kriegszeit 1939 bis 1945 war nicht viel zu verdienen. Im Laden gab es Zuteilungen auf Lebensmittelmarken und in der Kneipe nur Molkebier oder ein warmes Getränk mit Waldmeistergeschmack. Nach dem Krieg kehrte der jüngere Bruder von Ella, Dr. Wilhelm Kurlbaum, aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Er versprach seiner Mutter auf dem Sterbebett für seine Schwester zu sorgen, obwohl diese den Besitz erbte. Kurlbaum konnte zu seinem früherem Arbeitgeber, einer Versicherung in Leipzig, nicht zurück. So entschloss er sich als Gastwirt und Kaufmann in Heyen zu bleiben. Die Einnahmen in der Nachkriegszeit waren recht gut, denn die Einwohnerzahl des Dorfes hatte sich durch Ausgebombte und Vertriebene fast verdoppelt. Nach dem plötzlichen Tod seiner älteren Schwester Ella konnte Dr. Kurlbaum das Besitztum vom Tierschutzverein, dem Ella lt. Testament alles vermacht hatte, zurückkaufen. Hier soll einmal der alte ,,Tante Emma’’ Laden beschrieben werden. Durch die Haustür betrat man einen Flur, der praktisch schon zum Laden gehörte. An der rechten Seite neben der Tür zur Gastwirtschaft hingen an der Wand Kuhketten, Kälberstricke, Spaten, Forken, Drahtkörbe, Rattenund Mausefallen und andere Dinge. In der Ecke, neben der Haustür, stand ein Petroleumfass mit - 221 -

Chronik Heyen einer Pumpe. Man konnte jeweils einen Liter in einen Glasbehälter hochpumpen und durch öffnen eines Hahnes in die mitgebrachte Flasche abfüllen. Auf der linken Seite des Flures befand sich ein Tresen mit einer Schüsselwaage. Erbsen, Linsen, Zucker, Salz, Mehl, Nudeln usw. wurden aus Schubkästen mit einer kleinen Schaufel entnommen und in Tüten oder mitgebrachte Gefäße für die Kunden abgewogen. Nur wenige Waren wie z.B. Maggisuppen, Puddingpulver, Backpulver usw. waren fertig abgepackt. Auch Salzheringe, die in einer Tonne mit Eis lagerten, waren zeitweise zu haben. Da es gelegentlich auch Apfelsinen, Bananen, und andere Früchte aus warmen Ländern (früher Kolonien) gab, nannten sich solche Läden Kolonialwarenhandlung. 1964 verpachtete Kurlbaum an Frau Inge Hollstein. Nachfolger waren ab 1969 Mende bis 1973 und ab 1975 Helmut Damrau der 1983 die frühere Gastwirtschaft Pieper übernahm. Dr. Kurlbaum starb 1995 unverheiratet mit 95 Jahren. Das Fachwerkhaus Twetje 2 wurde unter Denkmalschutz gestellt.

18.7

Das Gasthaus am Thie – „Pieper“

(Peter Klatt)

Gastwirtschaften gehörten immer zum Dorfleben, sie waren die Treffpunkte für Unterhaltung und Information sowie für die Entfaltung von Lebensfreude und die Erfahrung von Trauer in der dörflichen Gemeinschaft. Stammtische wurden rege besucht und die Übungsabende des Gesangvereins fanden stets ein sachverständiges Publikum bei Bier, Korn und blauem Dunst. Dorfpolitik wurde stets an der Theke, bisweilen mit missionarischem Eifer, gemacht. Höhepunkte der Geselligkeit aber waren die obligatorischen Skatturniere, die Schüsseltreiben der Jäger und Treiber nach erfolgreicher Treib- oder Drückjagd und die diversen Bälle, die in festgelegter vom jeweiligen Jubiläum eines Vereins bestimmten Reihenfolge die dunklen Monate des Jahres auflockerten. Das alte Gasthaus Pieper bis 1901

Familienfeiern von der Taufe über die Konfirmation bis zur Verlobung, dem Polterabend und der Hochzeit, Silberhochzeit, bisweilen auch der goldenen Hochzeit sowie herausragenden Geburtstagen von Honoratioren wurden seit jeher in Gastwirtschaften mit Festmahlen und adäquaten Getränken unter Beteiligung aller Freunde und Verwandten ausgerichtet. Nach einer Beerdigung wurde immer dann zum Kaffeetrinken in die Gastwirtschaft eingeladen, wenn die eigenen Räumlichkeiten für die Aufnahme der Trauernden aus Familie, Freundeskreis und Vereinen nicht ausreichte. Nach Kaffee und Zuckerkuchen gab es häufig belegte Brötchen mit Bier und auch härtere Getränke. In der Gastwirtschaft Pieper wurden die Heyener über Generationen gastronomisch versorgt. Das an der Dorfkreuzung am Thie im Jahr 1902 erbaute repräsentative Gasthaus ersetzte das alte Fachwerkgebäude, in dem Wilhelm Pieper ab 1885 mit seiner Ehefrau Friederike, geborene Battmer, seine Gastwirtschaft zusammen mit einem Kolonialwarenladen und Ausspann betrieb. Viele Kunden kauften die Dinge des täglichen Bedarfs zu jener Zeit "auf Buch" und bezahlten je nach ihrer Kreditwürdigkeit wöchentlich oder monatlich das "Angeschriebene". Der "Abendtrunk" - 222 -

Chronik Heyen Bier wurde noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts frisch vom Fass gezapft und in einer Kanne von den Kindern oder den Mägden in die umliegenden Häuser geholt. Flaschenbier in der heute üblichen Abfüllung mit Kronkorken bzw. Schnappverschluss gab es um die Jahrhundertwende noch nicht. Wilhelm Piepers Vater Heinrich, aus Kemnade stammend, übernahm nach seiner Heirat mit der aus der Gastwirtschaft Nr.22 stammenden Johanna Ricke den von seiner Frau ererbten Familienbetrieb. Nach seinem frühen Tod heiratete seine Witwe wieder und betrieb mit ihrem zweiten Mann "Söftje" die Gastwirtschaft so lange weiter, bis ihr aus erster Ehe stammender Sohn Wilhelm (geb. 1.05.1858) diese im Jahr 1885 zusammen mit seiner Ehefrau Friederike, geborene Battmer, übernehmen konnte. Piepers 1901 bis 1902 errichtetes Gasthaus an gleicher Stelle Gasthaus erwarb bald in der Region einen großen Bekanntheitsgrad, zumal der repräsentative Neubau mit Schankraum, Klubzimmer, Küche und Saal allen gastronomischen Ansprüchen der Zeit entsprach. Für Übernachtungen standen einige Fremdenzimmer zur Verfügung. Der Laden war durch eine ca. 3,5 Meter breite Ladentheke zum Flur hin geöffnet, Nach Ladenschluss konnte er durch eine Rolljalousie abgetrennt werden. Wilhelm Pieper betätigte sich als Kaufmann, Gastwirt und Posthalter bis 1928. Seine Landwirtschaft übernahm Schwiegersohn August Henneke, der seit 1910 mit Tochter Marie verheiratet war. Sein Sohn, Hermann Pieper, war als gelernter Kaufmann Geschäftsführer der Firma Reese (Pudding) in Hameln und leitete später das Unternehmen in Düsseldorf. Da sich in der Familie Pieper kein Nachfolger zur Weiterführung des Betriebs fand, mussten Laden und Gastwirtschaft verpachtet werden. Ab 1928 übernahm Familie Stoffregen für 6 Jahre die Weiterführung der Gastwirtschaft, der Post und des Ladens. Von 1934 bis 1938 folgte der Familie Stoffregen die Pächterfamilie August Eggers. Ab 1938 führte Ehepaar Wilhelm Wulf den Betrieb und bewirtschaftete ihn bis 1953. Ab Oktober 1953 pachteten Lieselotte und Wilhelm Dröge die Gastwirtschaft mit Laden und Poststelle von Frau Ria Heinrichs, der Enkelin des Wilhelm Pieper. An den wirtschaftlichen Aufschwung der fünfziger Jahre, der immer mehr Familien einen gewissen Wohlstand brachte, können sich die über Sechzigjährigen sicher noch gut erinnern. Ohne Zweifel profitierte auch die dörfliche Geselligkeit von dieser Entwicklung, da sich die Jugend häufiger den Besuch der Kneipe leisten konnte. Ein Glas Bier kostete damals 25 Pf, ein Flasche Sinalco ebenso viel. Als besonderer Höhepunkt ist dem Verfasser die Übertragung der Fußballweltmeisterschaft 1954 von Bern in Erinnerung, zu welcher der in Heyen lebende Händler Sörgel ein Schwarz- WeißFernsehgerät lieferte, das im Klubzimmer von vielen Gästen umlagert war. Der Fernsehabend beim "Boss" bot über mehrere Jahre Abwechslung und Information für die Jugend und jene Junggesellen, die keine familiären Pflichten hatten. Ein weiterer Höhepunkt mit großer Resonanz und heißen Debatten bei den Thekengästen war die viele Stunden andauernde Übertagung der Mondlandung 1969 von N. Armstrong in Farbe. In den sechziger Jahren zog das Fernsehgerät in alle Wohnstuben ein. Damit verlor der Kneipenbesuch viel an Attraktivität. Das "Pantoffelkino", förderte zwar den Flaschenbierumsatz pro Haushalt, führte aber zu Umsatzrückgängen beim Bierausschank in der Gaststube. Die Verschärfung der Promille-Grenzen für die Fahrer eines Kraftfahrzeugs in den siebziger Jahren führte zu einer weiteren Reduktion des Ausschanks alkoholischer Getränke. Der - 223 -

Chronik Heyen Stammtisch der Heyener Landwirte, Handwerker und Gewerbetreibenden, der als feucht-fröhliche "Dämmerrunde" über den Ort hinaus auch viele Gäste aus den Nachbargemeinden über mehr als zwei Jahrzehnte angezogen hatte, verlor nun seine Anziehungskraft für seine auswärtigen "Mitglieder". Ab 1966 wurde der Laden von Lieselotte Dröge aufgegeben und an Wilgard und Helmut Schmidt verpachtet. 1975 verkaufte die Besitzerin das Anwesen an Ruth Scharpenberg. Nach kurzer Zeit wurde die Scheune des Anwesens aufwändig umgebaut. Parterre wurde ein über 100 m² großer Verkaufsraum zur Selbstbedienung errichtet, in den der Laden von Schmidts aus den beengteren Räumlichkeiten des Haupthauses hin verlegt wurde. Die darüber liegende neue Wohnung bezog Familie Schmidt und wohnte dort bis zur Aufgabe des Ladens im Jahr 1983. Kauffrau Elke Natschke aus Holzminden übernahm anschließend die Pachtung und führte den Laden bis 1995. Danach fand sich kein Pächter mehr für das in Konkurrenz zu den Discountläden der näheren Umgebung stehende Geschäft. Nach Aufgabe der Gastwirtschaft durch Familie Dröge erfolgte der Umbau des Haupthauses mit der Verlegung des Thekenraumes und der Erweiterung der Klubräume. Erste Pächter in den umgestalteten Räumlichkeiten waren Ute und Dieter Tomaszewski, die die Gastwirtschaft bis 1983 führten. Als nächste Pächter der Gastwirtschaft übernahmen Margret und Helmut Damrau ab November 1983 die Bewirtschaftung im Nebenerwerb. Nachteile für die wirtschaftliche Führung des Hauses ergaben aus dem Fehlen eines Saales zur Ausrichtung größerer Feierlichkeiten. Das Dorfgemeinschaftshaus mit seinen besseren Möglichkeiten wurde immer stärker zur Konkurrenz und entzog der Gastwirtschaft einen wesentlichen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis. Die veränderten Konsum- und Kommunikationsbedürfnisse ließen der traditionell geführten Dorfkneipe leider keine Überlebenschance. Am 1.03.1989 schloss das Gasthaus Damrau seine Pforten. Die nachfolgenden Pächter der Gastwirtschaft (Günter Kellner und danach Grit Rietig) gaben jeweils nach wenigen Monaten die Pachtungen auf, sodass ab 1992 der Gaststättenbetrieb endgültig eingestellt wurde. In das Nebengebäude wurden bereits ab 1991 Wohnungen eingebaut. Später erfolgte auch der Umbau der Gasträume zu Wohnzwecken. Das Haus sah in den Folgejahren eine Vielzahl von Mietparteien. Am 1.01.2003 ging das Anwesen in den Besitz von Herrn Wolfgang Fröhlich aus Esperde über.

18.8

Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 -

Der Malerfachbetrieb Lindemann in Heyen kann 2004 sein 120jähriges Bestehen feiern und darf mit Recht stolz darauf sein, dass inzwischen vier Generationen den Beruf dieser Firma und dieses Meisterbetriebes mit Qualitätsarbeit, Vielseitigkeit und Preiswürdigkeit bei zufriedenen Kunden und Auftraggebern nah und fern rechtfertigen konnten. Ob es sich nun um privaten Service handelte, um Inanspruchnahme durch Firmen oder öffentliche Aufträge, die Firma Lindemann erwarb sich in den 120 Jahren ihrer Existenz seit 1884 vielfältiges Vertrauen, ging stets mit der Zeit und kann auch heute mit aktuellen Angeboten und modernstem Service in sämtlichen Malerarbeiten, bei Fassadenanstrichen und Vollwärmeschutz, Teppichbodenverlegung und im PVC-Beläge-Bereich wie in der reichhaltigen Tapeten-Auswahl aufwarten. Und mit der umfangreichen Leistungspalette kann auch stets in vielen Projekten von Kirche und Kommune, Industrie und im Privatbereich der Beweis sorgfältiger und fachkundiger Arbeit verbunden werden.

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Chronik Heyen Da die Gemeinde Heyen 2004 ihren 1000.Geburtstag feiern kann, ist das 120jährige Bestehen der Firma Lindemann auch ein Teil der Ortsgeschichte und darf in diesem Zusammenhang eindrucksvoll gewürdigt werden. So mancher Einwohner der Nordkreisgemeinde weiß sicherlich nicht, dass der Malerfachbetrieb einmal aus einer Drechslerei hervorgegangen ist, die Friedrich Lindemann (geb. am 28.Juli 1857) innehatte. Friedrich Lindemann, der Urgroßvater des jetzigen Meisters Ralf Lindemann, hatte zunächst das Drechslerhandwerk erlernt und arbeitete die ersten Jahre im elterlichen Betrieb. Gefertigt wurden damals vorwiegend Spinnräder und Gerät zur Textilherstellung wie beispielsweise Haspeln. Noch heute kann man im Hause Lindemann, Gönne 9, gediegene Arbeiten des früheren Drechslers Friedrich Lindemann bewundern, der bald erkannte, dass diese Seite des Handwerks keine große Zukunft hatte. Er begann schon in jungen Jahren Landschaften und Portraits zu malen, und einige Exponate wie Zeugen seines vielseitigen Könnens kann man noch heute in Heyen bewundern. Und weil er so gut mit Farbe und dem Pinsel umgehen konnte, entschloss er sich nun zu einer zweijährigen Lehre als Maler in einem Meisterbetrieb in Kemnade. Nach bestandener Abschlussprüfung gründete er 1884 eine eigene Existenz. In der Umgebung von Heyen gab es bald kaum einen Maler, den er nicht ausgebildet hatte. Zahlreiche Gotteshäuser wurden von ihm renoviert, restauriert und gestaltet. Sein Sohn Friedrich (geb. am 25.Juni 1883) lernte im Betrieb des Vaters und besuchte einige Semester die „Private Malerschule“ in Hameln. Er absolvierte am 19.März 1926 die Meisterprüfung und führte die Firma bis zu seinem Tode am 23. November 1935. Sein Vater – nun inzwischen 78 Jahre alt geworden – übernahm wieder die Leitung des Familienunternehmens , und der Großsohn Ludwig (geb. am 31. Juli 1922) erlernte ab 1937 bei ihm das Malerhandwerk. Mit mehreren Gesellen wurde der Betrieb weitergeführt, bis Ludwig Lindemann 1941 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. 1942 starb Friedrich Lindemann im Alter von 85 Jahren, und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges baute Ludwig Lindemann den Malereibetrieb wieder auf. Er besuchte von 1946 bis 1948 die Werkkunstschule Hannover, absolvierte 1948 die Meisterprüfung in Göttingen und führte die Familienfirma bis 1960. Ab 1945 ging sein Bruder Wilhelm (geb. am 12. November 1930) bei ihm in die Lehre und besuchte anschließend die Malerschulen in Lemgo und Buxtehude. Nach der Meisterprüfung am 27. März 1953 im Maler- und Lackierhandwerk übernahm er nun ab 1960 den Betrieb, in dem auch sein Sohn Ralf beim Vater das Malerhandwerk erlernte. Wilhelm Lindemann fungierte bis zu seinem Tode 1984 als stellvertretender Obermeister der Maler- und Lackierer- Innung Holzminden. Nach dem frühen Tode des Vaters war nun der Sohn Ralf (geb. am 22.März 1961) gefordert, die Familientradition ab 1984 fortzusetzen. 1985 bestand er in Hildesheim die Meisterprüfung. Damit ist nun der Betrieb seit vier Generationen in Familienbesitz und präsentiert sich als gesundes Familienunternehmen.

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Chronik Heyen

18.9

Malerfachbetrieb Semper - seit 1972

Der Betrieb wurde im Jahr l972 von Manfred Semper gegründet. In Goslar wurde er zum Maler- u. Lackierer ausgebildet und kam l957 nach Heyen. Nachdem er einige Jahre Erfahrung im In- u. Ausland erworben hat, legte er l969 vor der Handwerkskammer Hildesheim die Meisterprüfung ab. l972 wurde er als selbständiger Handwerksmeister in die Handwerksrolle eingetragen. Familie Semper v. l. Armin, Axel, Elfi und Manfred, Mitarbeiter

In den ersten Jahren arbeitete er allein, nach Festigung der Betriebsstruktur stellte er weitere Mitarbeiter ein und bildete im Laufe der Jahre mehrere Lehrlinge aus. Seine Söhne traten in seine Fußstapfen und legten l995 und l997 ebenfalls vor der Handwerkskammer Hildesheim im Alter von 23 Jahren die Meisterprüfung ab. Der älteste Sohn übernahm l998 die Fa. H. Wittmoser GmbH in Hameln. Der Zweitälteste Sohn übernahm l999 nach Erkrankung des Vaters den elterlichen Betrieb. Beide Brüder arbeiten mit ihren Betrieben eng zusammen. Heute ist der Betreib ein leistungsfähiges Familienunternehmen, welches mit Hilfe von zwei Fachkräften und einem Azubi allen Anforderungen gerecht wird.

18.10 Massivmöbel Diekmann - seit 1986 Die Tischlerei wurde 1986 von Sabine und Heinz Diekmann gegründet. Tätigkeiten waren in den ersten Jahren überwiegend Bautischlerarbeiten und gelegentlich Möbelstücke. Die Werkstatt hatte eine Größe von 100 qm, Die Werkstatt wurde für 1 Meister, 2 Gesellen und 1 Lehrling zu klein. Eine neue Werkstatt mit 540 qm wurde 1990/91 gebaut. Die Produktion wandelte sich immer mehr zur Möbeltischlerei. Die Firma Diekmann Massivmöbel wird durch die Beteiligung an großen und kleinen Messen überregional. Die Möbelfertigung wird zum wichtigsten Standbein. Um die Vermarktung auch außerhalb der Messen professionell durchführen zu können wurde 1995 in Hameln in der Fußgängerzone ein Geschäft für Massivholzmöbel eröffnet. 1999 Planung eines eigenen Ausstellungshauses. Auf der Verbrauchermesse Infa`99 in Hannover mit ca. 1700 Ausstellern, erlebt die Firma Diekmann Massivmöbel ihren bisherigen größten Erfolg im Punkt Öffentlichkeitsarbeit. Der Radiosender NDR 1 und der Fernsehsender N 3 berichten über Möbelstücke die nach den Kriterien von Feng Shui gestaltet wurden.

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Chronik Heyen 2001 Eröffnung eines Ausstellungshauses mit 450 qm Ausstellung. Die Ausstellungsräume werden neben der Warenpräsentation auch für kulturelle Veranstaltungen und Seminare genutzt. Runde Küchen in eckige Räume konstruiert bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung. 2003 Verleihung des Titels Tischlerei des Jahres - am 13.3.2003 wird die Tischlerei Diekmann von einer unabhängigen Jury unter 2000 Tischlereien zur Tischlerei des Jahres gewählt.

18.11 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998 Gegründet wurde der Betrieb in Heyen am 01. September 1998 vom KFZ-Techniker-Meister Dietrich Meyer. Die Gründung erfolgte in Teilen der Gebäude des früheren Familienbetriebes Friedrich Keller GmbH & Co. KG. Mit einem großen Anteil an Eigenleistung und der Hilfe aus Familie und Freundeskreis wurde die Büro- und Betriebsstätte umgebaut, modernisiert und neu eingerichtet. In den ersten 3 Jahren nach der Gründung konnte Dietrich Meyer die anfallenden Aufgaben allein bewältigen. Die Auftragslage entwickelte sich dann aber so positiv, dass bereits Anfang August 2001 ein Geselle eingestellt werden konnte. Anläßlich der Feier zum 3 jährigen Bestehen der Firma MMB im Jahre 2001 konnten im Rahmen einer Ausstellung Neufahrzeuge des Herstellers Peugeot ausgestellt und zum Kauf angeboten werden. Seither werden diese Neufahrzeuge auch über die Firma MMB bestellt und ausgeliefert. Damit ist es in Heyen wieder möglich ein Neufahrzeug zu kaufen, und den vollen Service dazu zu bekommen. Der Tätigkeitsbereich der Firma MMB lag und liegt im Bereich der kompletten Wartungs-, Serviceund Reparaturarbeiten für alle KFZ Fabrikate, mit einer Spezialisierung auf die Fahrzeuge des Herrstellers Peugeot. - 227 -

Chronik Heyen

18.12 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel „Heyen ist der Nabel der Welt“ - sagen APM-Therapeuten, denn - hier in dieser kleinen niedersächsischen Gemeinde im Weserbergland werden seit über 20 Jahren Angehörige aller medizinischen Berufe und Assistenzberufe in APM nach Penzel ausgebildet, werden seit 30 Jahren medizinische Waren und Literatur versandt, werden Patienten seit fast 30 Jahren behandelt und seit 25 Jahren inzwischen über 4.000 Mitglieder betreut. Heyen ist die Weltzentrale der AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel. Willy Penzel, der Pionier der nach ihm benannten AKUPUNKT-MASSAGE wurde 1918 in Wattenscheid geboren. Nach dem Militärdienst arbeitete Willy Penzel im Schiffbau und als Landmaschinenschlosser. Im Weserbergland lernte er seine spätere Frau, Irmgard Steinbrink, verwittwete Meyer, (Heyen, Neuer Weg 11), kennen. Sie heirateten und zogen zunächst nach Bad Pyrmont. Veranlasst durch eine lebensbedrohliche Lebererkrankung seiner Frau, die ärztlicherseits austherapiert war, begann Penzel sich Mitte der fünfziger Jahre mit Medizinliteratur zu befassen. So wurde er auf das Buch des Autors von Puttkamer „Organbeeinflussung durch Massage“ aufmerksam. Die Erkenntnisse aus dem Buch setzte er an seiner jungen Frau um. Die Erfolge waren bemerkenswert. Irmgard Penzel konnte schon wenige Wochen später nach Hause zurückkehren und wurde vollkommen gesund. Sie überlebte ihren Mann um 3 Jahre. Fortan betrieb Penzel seine nichtuniversitäre Fortbildung in medizinischen Disziplinen und besuchte u.a. das Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien. Hier lernte er den „Akupunktur-Papst“ Prof. Dr. med. Johannes Bischko kennen und besuchte einige seiner Vorlesungen und Seminare. Dies alles floss in die Entwicklung seines Behandlungskonzeptes ein, das er Akupunkt-Massage nannte. Die AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel -APM® war geboren. Um die Therapie beim Patienten auch anwenden zu dürfen, liess er sich zum Masseur/med. Bademeister ausbilden und fand in den sechziger Jahren Anstellung in einem Krankenhaus in Bad Pyrmont. Hier hatte er Gelegenheit, seine APM bei einem größeren Kreis von Patienten anzuwenden. Bald schon wurden Kollegen auf ihn aufmerksam und die ersten Fortbildungen begannen. Um den steigenden Schülerzahlen gerecht werden zu können, löste Willy Penzel sein Arbeitsverhältnis mit der Klinik und gründete 1971 sein Lehrinstitut Penzel in Bad Pyrmont. Bald wechselte er in größere Räumlichkeiten im westfälischen Lügde. Die ersten Auslandskurse fanden in Norwegen, der Schweiz und in Österreich statt. Mitte der siebziger Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Heyen bei Bodenwerder, dem Geburtsort seiner Frau. Hier entstand zunächst die Verwaltung und 1983 seine Pyramide (der ägyptischen Cheops-Pyramide nachgebaut), das Lehrinstitut für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel, die zentrale Ausbildungsstätte für Deutschland. 1978 gründete Penzel den Internationalen Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V.. Es wurden in der Folge Untergliederungen in der Schweiz (1979) und in Österreich (1980) gebildet. Als Willy Penzel am 18.04.1985 verstarb, hatte er seinem Nachfolger Günter Köhls bereits die Führung seines Hauses und die Verantwortung für sein Lebenswerk übertragen. Günter Köhls, ältester Sohn von Margarete und Willi Köhls (Heyen, Gönne 2), entwickelte früh Interesse an dem Wirken von Willy Penzel und erkannte sehr bald das Potential, das in diesem bahnbrechenden - 228 -

Chronik Heyen Therapieverfahren steckte und entschied sich gemeinsam mit seiner Frau Karin, Tochter von Lieselotte und Paul Klettke, (Heyen, Gönne 11), für die Arbeit an Penzels Seite. Das Lehrinstitut für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel besuchen heute Schüler aus allen fünf Kontinenten. Es wird hier ganzjährig unterrichtet. In den vergangenen 20 Jahren fanden in Heyen über 1.000 Kurse mit über 50.000 Teilnehmern statt. Im Jahr werden heute etwa 12.000 Übernachtungen in Heyen und den umliegenden Orten gezählt. Seit Bestehen des Lehrinstitutes hier am Ort konnten insgesamt 150.000 Übernachtungen verbucht werden. Überwiegend werden die Gäste in den zahlreichen Privatquartieren in Heyen in familierer Atmosphäre untergebracht. Im Ausland führt das deutsche Lehrinstitut regelmässig Lehrgänge in Österreich sowie in der Schweiz durch. Selbstständige Zweigschulen befinden sich in Israel, Italien, Norwegen, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn. Parallel zu den in Heyen stattfindenden Kursen werden noch bis zu 90 medizinische Lehrgänge (u.a. auch im Bereich Tiermedizin) pro Jahr im In- und Ausland organisiert und personell betreut. In der Heyener Zentrale, die neben der Schule auch noch ein Gesundheitszentrum mit angeschlossener APM-Praxis sowie integrierter selbstständiger homöopathischer Arztpraxis, eine Handels-Gesellschaft, einen kleinen Buchverlag, einen veterinärmedizinischen Schulungsbetrieb und die Geschäftsstelle des Internationalen Therapeutenverbandes AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V., beherbergt, arbeiten inzwischen 22 festangestellte Mitarbeiter und zeitweise etwa 50 freiberuflich Tätige als Lehrassistenten. Seit 1999 wird Heyen als Penzel - Kurort mit der „APM-Kur im Weserbergland“ beworben. In 3 Gästehäusern, den Häusern Wernita I + II sowie den m.a.i. - Appartements in unmittelbarer Nähe zum Gesundheitszentrum werden Gäste in komfortablen 1 und 2 - Bettzimmern untergebracht. 1978 wurde aus der Arbeitsgemeinschaft für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel der Internationale Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V. mit 2 Sektionen in Österreich und der Schweiz. Der Interessen-/Berufsverband hat seinen Sitz in Heyen. Er leistet Fortbildungstätigkeit, Öffentlichkeitsarbeit (u.a Kongresstätigkeit, Vortragsreisen, Veröffentlichungen in der Fachpresse), Berufsberatung, gibt eine Quartalsmitgliederzeitschrift heraus und nimmt 6 Mal im Jahr in Heyen die Prüfung der ausgebildeten APM-Therapeuten ab. Der Verband betreut derzeit über 4.000 Mitglieder. Im Oktober 1993 würdigte die Gemeinde Heyen, im Beisein der Penzel-Tochter Doris Oswald und ihren 3 Töchtern Undine, Diana und Laura, seinen verdienten Bürger Willy Penzel mit der Benennung der Straße im Bereich seiner Schulgebäude in „Willy-Penzel-Platz“.

18.13 Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884 Im Jahre 1884 richtete der Bäckermeister Heinrich Baxmann im Haus Nr. 58b, in der heutigen Esperder Straße, eine Bäckerei ein. Am 5. Mai 1924 verstarb er und sein Sohn Wilhelm Baxmann, geboren am 27.02.1906 übernahm die Bäckerei. Die Bäckerlehre absolvierte er in der Bäckerei des Vaters. Am 5. März 1934 legte er die Meisterprüfung ab. Im Oktober 1934 heiratete Wilhelm Baxmann seine Frau Dora, geborene Wassmann, mit der er dann gemeinsam die Bäckerei und Kolonialwaren führte.

Ansicht des alten Wohn- und Backhauses

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Chronik Heyen

Im Jahre 1965 baute er den ersten elektrischen Backofen ein und das Geschäft florierte. Im Jahr 1938 wurde der Sohn Wilhelm Baxmann geboren, der seine Bäckerlehre von 1953 bis 1956 bei der Bäckerei Wilhelm Vogt in Kemnade machte. Nach der Lehre ging er zurück in den elterlichen Betrieb und machte 1961 seine Meisterprüfung. Am 1. Januar 1971 übernahm Wilhelm Baxmann mit seiner Frau Hannelore, geborene Rakemann, das Geschäft der Eltern. Nach vielen Umbauten und Renovierungen des Wohnhauses, der Backstube und des Ladens wurde der zweite elektrische Backofen 1978 eingebaut. Der Sohn Friedhelm Baxmann machte von 1978 bis 1981 eine Bäckerlehre bei der Bäckerei Wegener in Hameln. Seine ersten Gesellenjahre verbrachte er in der Bäckerei Wedekind in Bodenwerder. Anschließend kam er dann in den elterlichen Betrieb und machte 1985 seine Meisterprüfung. Aus Gesundheitsgründen konnte er seinen Beruf leider nicht weiter ausüben und schulte um. Da war die Tochter von Wilhelm und Hannelore Baxmann zur Stelle. Angela Narten, geborene Baxmann, erlernte von 1989 bis 1991 das Bäckerhandwerk bei Ihrem Vater. Im Jahre 1999 legte sie vor der Handelskammer Hildesheim ihre Meistprüfung ab und führt seither gemeinsam mit den Eltern die erfolgreiche Bäckerei.

18.14 Gärtnerei Sporleder Im Frühsommer 1951 wagte Helmut Sporleder den Schritt in die Selbständigkeit. Der Beginn war ein kleiner Hof mit Feld und Vieh und einem kleinen Grundstück für ein Gewächshaus und einige Frühbeete. Einige Jahre später heiratet er seine Frau Marie-Luise, geb. Lohmann. Gemeinsam wurde in den Aufbaujahren Gemüse produziert, im Gewächshaus sowie draußen auf dem Feld. So nach und nach wuchs nicht nur die Gärtnerei sondern auch die Familie, und aus dem Hofbetrieb wurde eine stattliche Gärtnerei. Ansicht des Wohnhauses

Nachdem Mähdrescher, Kühe und Hühner abgeschafft waren, konnte man der wachsenden Nachfrage nach Blumen gerecht werden. Als das Grundstück an der Gönne vorn und hinten nicht mehr ausreichte, wurde vor etwa 20 Jahren auf dem Grundstück an der Twetje durch Landzukauf und den Bau von Gewächshäusern der Betrieb erweitert. Während dieser Zeit wurden auch die Kinder Julia, Ulrich und Hermann mehr in das Betriebsgeschehen einbezogen. Julia, gelernte Bankkauffrau, übernahm das Büro und Ulrich und Hermann, beide gelernte Gärtner, nach und - 230 -

Chronik Heyen nach den Betrieb. Anfang der 80iger Jahre ging der Betrieb fest an Ulrich und Hermann Sporleder, beide inzwischen Gärtnermeister, über und die Firmengründer Marie-Luise und Helmut Sporleder konnten in den verdienten Ruhestand gehen. Der Betrieb in Heyen umfasst heute 5000 m² beheizter Gewächshausfläche, sowie einer erst vor einigen Jahren neu gebauten Verkaufsfläche mit über 1000 m². Vor knapp 4 Jahren wurde in Bad Münder ein zweiter Betrieb dazu gekauft. Heute ist der Betrieb einer der größten Endverkaufsgärtnereien und mit einem Personalbesatz von 25 Mitarbeitern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in dieser Region. Im Jahre 2002 wurde der Betrieb vom Zentralverband Gartenbau zur 4-Sterne-PremiumGärtnerei ausgezeichnet.

18.15 Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969 Das Versicherungsbüro Meyer besteht in Heyen seit dem 01.05.1969. Als kompetenter Partner in Versicherungsfragen arbeitete Gerhard Meyer nebenberuflich bis zum 31.03.1993 für eine Gesellschaft in dieser Region. Nach dem Fall des Monopolrechts wechselte er 1993 das Unternehmen und gründete zusammen mit seiner Frau Bärbel die Hauptvertretung Meyer. Bis 1993 konnte man aufgrund des Monopols nur in einer begrenzten Region versichern. Da dieser Gebietsschutz weggefallen ist, war es ab dem Zeitpunkt möglich, im weiteren Umland zu arbeiten. Die Agentur Meyer betreut heute Kunden weit über die Ortsgrenzen hinaus. In Zeiten, in denen die Konkurrenz größer und die allgemeine Marktlage schwieriger wird, hat es der aus Heyen stammende Gerhard Meyer immer verstanden, die Kunden, Freunde und Bekannte, vertrauenswürdig mit den Versicherungsleistungen zu überzeugen. Das heißt man nimmt sich gerne die Zeit, um unter dem Gesichtspunkt des individuellen Bedarfs festzustellen, welcher Versicherungsschutz für die Kunden sinnvoll und empfehlenswert ist. Weiter bedeutet das auch, dass der Service eindeutig im Mittelpunkt der täglichen Arbeit steht und nicht erst dann, wenn der Kunde im Schadenfall engagierte Hilfe benötigt. Seit dem Jahr 2000 arbeitet auch der Sohn Andreas Meyer (Bankkaufmann und Versicherungsfachmann) hauptberuflich an der Seite seines Vaters. Die Aufgaben, Anforderungen und Herausforderungen sind vor allem in den letzten 10 Jahren erheblich gestiegen. Aus diesem Grund hat sich die Zusammenarbeit und Aufteilung der anfallenden Arbeiten bis zum jetzigen Zeitpunkt bewährt. Am 01.01.2004 wurde aus der Hauptvertretung die Versicherungs-Ggeneralagentur Meyer.

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Chronik Heyen

18.16 Steuerbüro Gerhard Fischer Nach Ausbildung und Bestellung zum Steuerbevollmächtigen im Februar 1980 wurde im Oktober 1986 die Bestellung zum Steuerberater vom Finanzministerium für Herrn Gerhard Fischer vorgenommen. Dieses berechtigte ihn nun zur beruflichen Niederlassung (zunächst Brockensen – dann ab Fertigstellung des Neubaus im August 1983 in Heyen). Nachdem ein ansehnlicher Mandantenstamm vorhanden war, konnte aus räumlichen Gründen nun ein Umzug nach Bodenwerder gewagt werden. Im November 1989 wurde zunächst am Mühlentor ein Steuerberatungsbüro eröffnet. Als auch diese Räumlichkeiten zu klein wurden, erfolgte ein weiterer Umzug in die Große Straße 21. Hier stehen zur Zeit für 11 Mitarbeiter insgesamt 240 qm Bürofläche zur Verfügung. Das Steuerberatungsbüro Fischer beschäftigt sich mit der Erstellung privater Steuererklärungen und Beratung in allgemeinen Steuerfragen. Für Gewerbebetriebe werden die Buchhaltungen, die Jahresabschlüsse, die Lohnund Gehaltsabrechnungen sowie die betrieblichen Steuererklärungen erstellt. Beratungen in allen Fragen der Existenzgründung und der Rechtsformwahl gehören auch mit zum Gerhard Fischer mit Ehefrau Roswita Leistungsangebot. Zunehmend wird betriebswirtschaftliche Beratung gefordert. Hierzu gehören kreditwirtschaftliche Fragen, sowie die Einstellung der Betriebe auf künftige Ratingbeurteilung der Kreditwirtschaft. Das Büro arbeitet mit der modernen EDV-Netzwerkanlage und bedient sich der DATEV Software. Die Wurzeln des Steuerbüros liegen nach wie vor in Heyen. Hier lebt auch die Familie des Betriebsinhabers.

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Chronik Heyen

19 Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg (Auszüge aus einem Aufsatz von Kurt Wiemann aus dem Jahr 1951)

Heyen ist in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhundert, als das Dorf unter der Gerichtsbarkeit des Amtes Wickensen stand und die Bauern Korn- und Fleischzehnt an 10 verschiedene Gutsherren (Amt Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwerder, H. Graf von der Schulenburg u.a.) zahlen mussten, gehörten zum Dorf 8 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 26 Großköters, 4 kleine Köters und 14 Brinksitzer, also 56 Höfe. Es gab damals 2000 Morgen Land. Bis zur Separation 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen. Die Größenverteilung sah so aus: 7 Vollmeierhöfe (Ackerhöfe) 90–180 Morgen (M), 4 Halbmeierhöfe (Halbspänner) 90–110 M, 26 Großkothöfe 15–70 M, 4 Kleinkothöfe 12–25 M, 14 Brinksitzerstellen 1–13 M, 10 Anbauerstellen 0–2 M. Das Vieh wurde nach den Gattungen gesondert von gemeinschaftlichen Hirten auf Stoppel, Brache, Wiese und Weide gehütet. Die Pferde wurden nur nachts in die eingefriedigten Auen getrieben, die das ganze Jahr hindurch vom Vieh beweidet wurden. Außerdem wurden dort die Flachsrotten angelegt. Die übrigen Ackerländereien wurden nach den Regeln der Dreifeldwirtschaft mit fast durchgängiger Besömmerung der Brache bewirtschaftet. Der Flachsanbau und die Leineweberei spielten eine große Rolle. Davon zeugen heute noch die zum Teil zugefahrenen Rotten und auf alten Hausböden vorhandene „Braken, Ristebocken und Heckeln“. 1951 wurden in über 70 Betrieben in der Größe von 0,5 bis 50 ha über 2000 Morgen Ackerland bewirtschaftet und 600 Großvieheinheiten gehalten. Großbetriebe sind nicht vorhanden. An erster Stelle stehen mit 63,5 % die Kleinbetriebe (0,5–5 ha), an zweiter die kleinbäuerlichen Betriebe (5–20 ha) mit 22,5 %. Die 10 mittelbäuerlichen Betriebe (20–50 ha) nehmen nur 14 % ein, dennoch bewirtschaften diese Betriebe das meiste Land. Die verschiedenen Größenklassen sind dadurch entstanden, dass die Gutsherren die Bauern belehnten, sie selbst Land urbar machten oder zusammen heirateten bzw. unter die Kinder aufteilten. Die Wirtschaftfläche der Gemeinde (Land- und Forstwirtschaft) beträgt heute 852,19 ha. Daran ist die Forst mit 174,53, das Ödland und Umland mit 17,45 ha, die Gebäude- und Hofflächen mit 10,46 ha beteiligt. An Flächen außerhalb der Betriebe kommen hinzu: 41,9 ha Wegeland, 13 ha Gewässer (Weser). Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 585,43 ha und gliedert sich in 484,10 ha Ackerland, 13,76 ha Gartenland, 1 ha Obstanlagen, 11,28 ha einschürige Wiesen, 35,86 ha mehrschürige Wiesen, 3,56 ha gute Weiden und 33,67 ha mittlere Weiden. Das Grünlandverhältnis (Wiesen und Weiden : Acker) beträgt 1:5,7. Aus dem Kulturartenverhältnis kann man die Wirtschaftsweise ableiten. Es besteht aus 58 % Acker, 10 % Grünland, 20 % Wald und 12 % anderen Flächen. Auf dem Acker werden 65 % Getreide und Hülsenfrüchte, 25 % Hackfrüchte und 10 % Ölfrüchte und Klee angebaut, so dass man die hiesige Wirtschaftsweise als Dreifelderwirtschaft mit Getreide-Hackfruchtbau ansprechen kann. Den größten Umfang nimmt also der Getreidebau ein. Im Hackfruchtbau spielt die Zuckerrübe eine besondere Rolle. Die Erzeugnisse des Rübenbaues bilden eine wesentliche Futtergrundlage für die Tiere und ermöglichen eine stärkere Viehhaltung. Die 10 km entfernt liegende Zuckerfabrik Emmerthal stellt aus den jährlich in Heyen angebauten Rüben über 7000 Ztr. Zucker her. Infolge des guten bis mittleren Bodens und einer intensiven Wirtschaftsweise hat das Dorf eine hohe ernährungswirtschaftliche Leistung. Das hat sich besonders in den Jahren der gelenkten Bewirtschaftung gezeigt, als Heyen sein Ablieferungssoll stets vorbildlich erfüllte. In den landwirtschaftlichen Betrieben sind 1951 zehn Schlepper von 11 bis 30 PS vorhanden, die die Wirtschaftsweise erheblich erleichtern. Der Boden ist überwiegend in die 2.–4. Klasse eingestuft, d.h. die Bodenzahlen liegen zwischen 35 und 80. Der leichteste Boden ist der lehmige Sand (lS), der schwerste der lehmige Ton (LT). Im übrigen sind alle dazwischen liegenden Lehmbodenarten vorhanden. Mit einer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge von 750 mm gehört das Dorf in die Zone des abgeschwächten Seeklimas. In diesem Jahr hat es bis jetzt bereits über 1200 mm geregnet. Diese noch nie vorgekommene Niederschlagsmenge beeinflußt die Ernte sehr ungüntsig. Unter den Getreideflächen sieht man in der Feldmark auch zahlreiche - 233 -

Chronik Heyen Vermehrungsflächen zur Saatgutgewinnung. Auch Öl- und Gespinstpflanzen und Zuckerrübensamen werden angebaut. Besonders fallen zur Blütezeit die Rapsfelder auf, die für die 17 Bienenvölker im Dorf von Bedeutung sind. Von den Betrieben sind 25 Pferdehalter, die 88 Pferde, 14 Fohlen bis 2 Jahre und 29 Fohlen bis 4 Jahre im Stall haben. Während im Ackerbau der Getreidebau die wesentlichste Rolle spielt, ist es in der Viehzucht die Pferdezucht. Wenn sie infolge der Mechanisierung heute auch an Bedeutung eingebüßt hat und in den letzten Jahren weniger Stuten „zugelassen“ wurden, so gibt es doch Züchter, die bei der Stange bleiben. Die Einschätzung der hiesigen Züchter zeigt sich darin, dass das Landgestüt Harzburg in Heyen eine Deckstation mit 3 Kaltbluthengsten und 1 Warmbluthengst unterhält. Im Verhältnis 1:3 sind in der Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde vorhanden. Aus vielen Dörfern der Umgebung kommen die Bauern mit ihren Stuten nach Heyen. Es werden durchschnittlich im Jahr 200 Stuten gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von 60 werden also 120 Fohlen geboren. Das beweisen die jährlich im Juli stattfindenden Stuten- und Fohlenschauen. Dann ist Heyen Mittelpunkt aller Pferdefreunde des Ortes und der Umgebung. Das ist aber auch der Fall, wenn sein Reiterverein ein Turnier veranstaltet oder nach anderen Dörfern ausreitet. Selbst zum zweimal in der Woche Gestütsverwalter Fischer mit einem Deckhengst 1942 abends stattfindenden Reiten finden sich mehr Begeisterte ein, als zum Fußball am Sonntag. Kürzlich las man in der Deister- und Weserzeitung: „Bodenwerder pumpt sich zum Schützenfestumzug den Heyer Reiterverein.“ Unter 45 Rindviehhaltern haben 3 Betriebe angekörte Bullen, denen die Kühe des Dorfes angeführt werden. Einige Betriebe betreiben Herdbuchzucht und Bullenaufzucht. Die Jungbullen werden dann auf den Auktionen in Lehrte oder Northeim verkauft. Neben 195 Milchkühen gibt es noch 26 Milch- und Arbeitskühe. Durch die Zahl der 25 Pferdehaltungen ergab sich ja bereits, dass nicht alle Betriebe mit Pferden ackern. Es gibt auch Kleinbetriebe, die kein Spannvieh besitzen und sich das Land von größeren Betrieben bestellen lassen. Es sind das heute die Tagelöhnerfamilien, die früheren Anbauer und auch ein Teil der Brinksitzerstellen, deren Familien stets in größeren Betrieben arbeiteten. Mit 67 Rindern bis 1 Jahr und 97 älteren stellt sich der Gesamtrindviehbestand auf 432. Klee, frisches Rübenblatt, Silofutter, trockene und nasse Schnitzel bilden die Grundlage der Winterfütterung. 1600 l Milch werden durchschnittlich jeden Tag vom Milchfuhrmann zur Molkerei Börry gefahren. Das sind 600.000 l im Jahr, aus denen sich 18.000 t Butter fertigen lassen. „Kühe des kleinen Mannes“ werden 123 im Dorf gehalten. Die Ziegenhalter haben sich im Ziegenzuchtverein zusammengeschlossen und halten genossenschaftlich 2 Böcke. In 105 Schweinehaltungen werden 554 Schweine gefüttert. Mit über 50 Sauen wird gezüchtet. Ein Betrieb hält einen angekörten Eber. Wenn man auch hier wie bei allen Tierarten mehr von Viehhaltung sprechen kann, so spielt doch auch die Viehzucht eine Rolle, und es wird eine ordentliche Züchterarbeit geleistet. Im Durchschnitt aller Größenklassen werden je 100 ha LN (landwirtschaftliche Nutzfläche) 15 Pferde, 21 Rinder, 38 Kühe und 95 Schweine gehalten. Die Schafhaltung ist nicht von Bedeutung, da den Schafen nicht die geeigneten Flächen zur Verfügung stehen, auf denen sie vom Frühjahr

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Chronik Heyen bis spät in den Herbst hinein geweidet werden können. 14 Schafhaltungen haben 18 Schafe, die in den Obstgärten laufen, um das Gras kurz zu halten. Außerdem gibt es noch 1400 Stück Federvieh und 17 Bienenvölker im Dorf, so dass sich der Viehbesatz auf 600 Großvieheinheiten beläuft (1 GVE = 5 dz Lebendgewicht). Das bedeutet, dass auf 1 ha LN etwas mehr als 1 GVE gehalten werden. In der Land- und Forstwirtschaft arbeiten 200 Einwohner. Im Dorfe gibt es mehrere Handwerksbetriebe. 10 Handwerksmeister bilden über 20 Gesellen und Lehrlinge aus, die aus vielen Dörfern der Umgebung nach Heyen kommen. Zur Zeit der Leineweberei spielte das Drechslerhandwerk hier eine große Rolle. Heute ist der größte Betrieb eine Landmaschinenfirma, die 20 Personen beschäftigt. In der Schlosserei lernen 5 Lehrlinge. Fast 200 Schlepper, zumeist vom Typ Deutz, hat der Betrieb verkauft. Daraus wird erkenntlich, eine wie weite Umgebung im Bezug und der Reparatur von Landmaschinen vom Dorf Heyen abhängig ist. Der Wirkungsbereich der Firma geht bis in die benachbarten Kreise Hameln und Höxter. Eine eigene Schmiede und Tischlerei, Tankstelle und Prüfstände machen den Betrieb vollkommen. In den letzten Jahren hat er begonnen, „Gummiwagen“ zu bauen, und es sind bereits über 100 4-t- und 5-t-Anhänger abgesetzt. Dem Landwirt ebenfalls unentbehrliche Handwerker sind der Schmied, der Stellmacher (Radmacher) und der Sattler. In der Schmiede lernen 2, in der Stellmacherei 3 Lehrlinge. Die Stellmacherei verfügt über ein Gatter, das es sonst hier in den Dörfern nicht gibt. Die umliegenden Dörfer sind auch in diesem Handwerkszweig auf Heyen angewiesen. Das Gatter vermag große Holzblöcke in Bohlen oder Bretter zu zersägen. 2 Malermeister schützen mit ihren Lehrlingen wichtiges Volksgut vor dem Verderb und sorgen dafür, dass das „Gesicht des Dorfes“ in Ordnung bleibt. Außerdem gibt es eine Gärtnerei, eine Tischlerei, einen Maurer und einen Friseur. 2 Bäckermeister backen gutes Brot, so dass sie noch nach außerhalb verkaufen können. 2 Schneider und 3 Schneiderinnen sind weiterhin im Dorf ansässig. Dann können noch 2 Gastwirte und Kaufleute, der Lohndrusch und eine Mosterei als Gewerbebetriebe genannt werden. Heyen hat auch Industrie. Wenn die Landmaschinenfirma demnächst noch den Serienbau von kleineren Geräten anfängt, kann man das auch wohl schon Industrie nennen. Aber es gibt bisher nur einen besonders örtlich gebundenen Erwerbszweig, das ist die Steinindustrie. 7 ha von der Forstfläche sind Steinbrüche, hinzu kommen mehrere ha aus der als Ödland angegebenen Fläche. Bei der schon öfter erwähnten Auseinandersetzung wurden die Lehm- und Steingruben in der Forst zugunsten sämtlicher Einwohner genutzt. So ist es heute noch mit den Lehmgruben. Wenn alte Gebäude ausgebessert werden sollen oder auch noch etwas mit Lehmverschlag neu gebaut werden soll, dann holen sich selbst auswärtige Gespanne Lehm aus Heyen ohne Bezahlung. Die Steingruben haben durch das gute anstehende Gestein einen Aufschwung erfahren. Die Wesersandsteinplatten sind weltbekannt. Der Abfall fand stets als Packlage im Straßenbau Absatz, besonders als die Autobahnen gebaut wurden. Damals konnte gar nicht soviel Gestein gebrochen werden, wie verlangt wurde. Platten und Mauersteine wurden vor dem Kriege und werden auch heute wieder bis Holland geliefert. Das bezeichnet die Güte des Gesteins und der geleisteten einheimischen Arbeit. Mehrere Unternehmer haben die Steinbrüche von der Forst gepachtet und beschäftigen über 30 Männer. Heyen hat die größten Steinbrüche. Sie sind im Heyer Holze am Südhang, d.h. an der Weserseite angelegt. Loren befördern die Steine zur Abfahrt mit Lastkraftwagen oder Frachtschiffen zur Weser hinab. Neben den bekannten Platten, die auch heute hier noch auf die Dielen und Flure der Bauernhäuser gelegt werden, werden Mauer- und Pflastersteine gehauen. Die Arbeit, besonders das Behauen der Pflastersteine, die scharfe Kanten haben müssen, ist bestimmt nicht leicht. Mittags sieht man viele Kinder mit Körben aus dem Dorf in das Holz ziehen. Sie bringen ihren Vätern das Essen, wenn diese es morgens nicht selbst mitgenommen haben und am Mittag in den Buden am Feuer erwärmen.

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Chronik Heyen Die Jahresproduktion beträgt 6000 t. Abnehmer sind Straßenbauämter, Städte und Gemeinden. Im Handwerk und der Industrie arbeiten über 150 Einwohner. Die Verkehrslage ist weniger gut. Mit Ausnahme des Transportes auf der Weser, der aber nur für die Steinindustrie in Frage kommt, ist Heyen auf den Straßentransport angewiesen. Die Straßen befinden sich seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand, denn die Regierungen haben kein Geld für die Instandsetzung. Durch die Manöver der englischen Besatzungsmacht wird der Straßenzustand immer noch verschlechtert. An der Landesstraße 424 liegt in Richtung Hameln 5 km weit entfernt die Molkerei Börry, 10 km weit entfernt auf der anderen Seite der Weser die Zuckerfabrik Emmerthal. Die Getreidehandlung beliefert die Wesermühlen in Hameln oder verladet im Hildesheimer Hafen. Bei der schlechten äußeren Verkehrslage ist die Landwirtschaft auf den Handel angewiesen. Der Getreidehändler, der auch Lohndrusch betreibt, ist fast dauernd mit seinen beiden Schleppern unterwegs. Der Kunstdünger wird durch den Händler oder durch die Betriebe selbst aus Bodenwerder bezogen, das selbst eine Düngerindustrie hat. Die nächste Bahnstation ist Bodenwerder-Linse, die 6 km weit entfernt ist. Die Landmaschinen und Ersatzteile müssen vom Landmaschinenhändler von dort abgefahren werden. Dorthin werden vom Handel oder den landwirtschaftlichen Betrieben auch die Kartoffeln zum Verladen gebracht und der Flachs, der für die Flachsröste in Solingen angebaut wird. Der Bahnhof Bodenwerder-Linse C liegt an der Privatbahnstrecke 212 , die von Emmerthal nach Vorwohle führt und mit den Bundesbahnstrecken 212 (Altenbeken–Hameln–Hannover) und 206 (Altenbeken–Holzminden– Kreiensen) verbindet. Omnibuslinien führen ebenfalls in die beiden Kreisstädte, aber immerhin ist die Kreisstadt Holzminden über 30 km und die benachbarte Kreisstadt Hameln 20 km weit entfernt. Heyen ist in beiden Omnisbuslinien Endstation. Dadurch, dass besonders die Linie Hameln–Heyen am Tage 5–6mal befahren wird, ist die Verbindung recht gut. Im Gütertransport müssen zur Überbrückung der schlechten äußeren Verkehrslage stets Gespanne und Schlepper eingesetzt werden. Die schlechte Verkehrslage mag der Grund dafür sein, dass sich in meinem Heimatdorf Handel und Verkehr nicht über die Erfordernisse der anderen einheimischen Wirtschaftszweige hinaus entwickelt haben. Eine seit mehreren Jahrzehnten geplante Eisenbahnlinie von Hameln aus am Ith entlang wurde bisher nicht verwirklicht und wird nun wohl auch noch lange auf sich warten lassen. Das Schwergewicht liegt in unserem Dorf auf der Landwirtschaft, zu der ja auch der größte Prozentsatz der Bevölkerung zählt. Das ist ganz erklärlich, denn für diese Wirtschaft sind die natürlichen Voraussetzungen gegeben. Zwischen Betriebsleitern und Landarbeitern herrscht im Allgemeinen ein patriarchalisches Familienverhältnis. Aus der Landwirtschaft hat sich hier auch Handwerk und Handel entwickelt. Der Bauer braucht die Handwerker, und diese leben wieder davon. Die Erzeugnisse der Landwirtschaft müssen verkauft, Saatgut, Futter- und Düngemittel gekauft werden. Das bietet dem Handel Erwerb. Im Dorf haben sich die anderen Wirtschaftszweige immer auf die Landwirtschaft eingestellt. So ist es richtig und muss es auch bleiben. Dabei hat im Dorf stets Wohlstand und Zufriedenheit unter den Einwohnern geherrscht. Das sieht man schon äußerlich an den schmucken Häusern. Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden sich auch in Zukunft hoffentlich unter der hergebrachten Tradition weiter entwickeln. Der Ackerbau und die Viehwirtschaft sind bestens in Ordnung, Kulturarten- und Anbauverhältnis sind sehr günstig. Die 20 % Wald ermöglichen die Beschäftigung der Landarbeiter auch in den arbeitsarmen Zeiten des Jahres, besonders im Winter, so dass der Spitzenbedarf immer durchgehalten werden kann. Die Pferdehaltung könnte nach der heutigen Lehrmeinung zugunsten der Mechanisierung noch etwas eingeschränkt werden, aber man muss dem Bauern auch etwas Passion zubilligen, die ihm Freude an der Arbeit gibt. Ich muss die bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse als durchaus gesund bezeichnen und wünsche meinem Heimatdorf, dass es auch in Zukunft eine führende Rolle unter den Dörfern der Umgebung behält.

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Chronik Heyen

20 Heyen - quo vadis (Jürgen Zeddies)

Die von Peter Klatt recherchierte Entwicklung der wechselvollen Herrschaftszeiten in Heyen in den letzten tausend Jahren und die Beschreibung der jüngeren Entwicklung bis 1951 von Kurt Wiemann sowie die von der Mehrheit der Heyener Bürger selbst miterlebte Nachkriegsentwicklung führen vor allem zu zwei markanten Feststellungen. Zum einen zeigt der strukturelle, wirtschaftliche und soziale Wandel der Rahmenbedingungen, dass die Menschen und insbesondere die Erwerbstätigen in immer kürzeren Zeitabständen neue Anpassungsaufgaben zu bewältigen haben. Zum anderen belegen die eindrucksvollen Schilderungen der Geschichte Heyens, geprägt von Kriegen, Seuchenzügen, Plünderungen, Ausbeutungen, Frondiensten, Auflehnungen gegen Leibeigenschaft und Abgabepflicht, dass die heutigen Lebensverhältnisse in Frieden, Wohlstand, sozialer Absicherung, Rechtssicherheit und Garantie der Menschenrechte, trotz aller beklagenswerter Missverhältnisse und Einzelschicksale, niemals zuvor in der Geschichte unseres Dorfes einen so hohen Stand erreicht haben. Dass es uns heute so gut geht, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Gnade für die jetzt lebende Generation und wahrlich Anlass, das 1000-jährige Jubiläum des Dorfes dankbar aber auch zuversichtlich zu begehen. Gleichwohl werden zukünftig die treibenden Kräfte der Globalisierung, Technisierung und Ökologisierung tiefgreifende strukturelle Umwälzungen hervorrufen. Dies betrifft vor allem die Landwirtschaft, das Gewerbe und die Siedlungsstruktur sowie den Bezug der Menschen zu ihrem Heimatdorf. Der Charakter des Dorfes, der in den 1000 Jahren seit der Gründung stark agrarisch geprägt war, wird sich deutlich wandeln. Im Folgenden werden auf der Grundlage der Geschichte zukünftige Entwicklungslinien für unser Dorf aufgezeigt. Aufbauleistung der letzten 50 Jahre Ein Rückblick auf die Entwicklung des Dorfes Heyen in den letzten 50 Jahren beeindruckt durch eine vor einem halben Jahrhundert nie für möglich gehaltene Aufbauleistung. In der Landwirtschaft vollzog sich die Entwicklung von überwiegender Handarbeit bei der Pflege und Ernte der Felder über die Abschaffung der Pferdeanspannung zur Einführung der Vollmechanisierung und Automatisierung. Bei der Getreideernte lässt sich diese Entwicklung besonders ein-

Standdrusch auf der Sunder

drucksvoll in Bildern zeigen. Damit ergab sich eine tief greifende Entlastung der schweren Landarbeit und eine Reduzierung des Arbeitsbedarfs von 25- 30 Arbeitsstunden auf etwa 7 je ha bei Getreide und von 180 auf 15 Stunden bei Zuckerrüben. Wichtige statistische Daten der landwirtschaftlichen Entwicklung, die für Heyen weitgehend zutreffen, sind in der Tabelle dargestellt. Moderner Mähdräscher mit enormer Flächenleistung

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Chronik Heyen Entwicklung von Erträgen, Preisen, Verkaufserlösen und Kosten (Vierjahresdurchschnitte): Fruchtart

Zeitraum

Winterweizen 1958 - 62 1978 - 82 1988 - 92 2002 Winterraps 1958 - 62 1978 - 82 1988 - 92 2002 Zuckerrüben 1958 - 62 1978 - 82 1988 - 92 2002

Erträge

Preise (€/dt)

Verkaufs- Variable erlöse Kosten (€/ha) (€/ha)

Deckungsbeitrag DB (€/ha)

(dt/ha) 32,5 53,5 66,1 80,0 22,3 27,5 32,1 38,0 356,9 517,1 526,0 550,0

21,3 26,8 20,8 12,3 33,8 54,5 46,5 23,0 3,8 4,8 5,7 5,8

691 1436 1372 984 755 1499 1493 1207 1573 2829 3281 3206

488 716 671 470 976 782 779 445 1266 1747 2338 2362

203 720 701 859 209 717 715 762 307 1082 943 844

Arbeitszeit (Akh je ha) 25 15 13 7 30 13 13 7 180 50 40 15

Die Erträge konnten bei Getreide mehr als verdoppelt werden. Durchschnittserträge von 8 t Weizen und 10 t Zucker je ha sind eine beeindruckende Leistung. Wegen der ständig sinkenden Erzeugerpreise und kräftig steigenden Betriebsmittelkosten stehen seit etwa 40 Jahren alle landwirtschaftlichen Betriebe vor der Frage „Wachsen oder Weichen?“. Für eine Weiterentwicklung der Betriebe (seit dem Bericht von Kurt Wiemann) entschieden sich bis zum Jahr 2004 nur 5 landwirtschaftliche Betriebe. Demnach sind von damals über 70 Betrieben in gut 50 Jahren mehr als 65 ausgeschieden. In dieser Chronik wird die Betriebsentwicklung der verbliebenen Betriebe sehr eindrucksvoll beschrieben. Sie alle haben aus einer mehr oder weniger begrenzten Ausgangssituation durch geschickte Spezialisierung eine anzuerkennende Aufbauleistung erbracht. Gleichwohl war es für sie alle ein risiko- und arbeitsreicher Weg. Einmal haben sich auch die Heyener Bauern aktiv gegen den Verfall der Erzeugerpreise gewehrt. Mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft Anfang der 60er Jahre sollten die deutschen Getreidepreise im Zeitraum von 4 Jahren von etwa 45 DM/dt auf 40 DM/dt gesenkt werden. Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Landwirtschaft hatte damals ein sog. Professorengutachten zu den Auswirkungen der Preissenkung auf die Einkommen angefertigt. Der Bauernverband rief im Mai 1962 zu einer Kundgebung in Göttingen auf, die zu einer Demonstration gegen die Göttinger Agrarprofessoren ausartete. Erst 20 Jahre später brachen die Erzeugerpreise drastisch ein. Zukünftig werden die deutschen Landwirte zu Weltmarktpreisen produzieren müssen, wobei sie wegen der Wettbewerbsverzerrungen direkte Einkommensübertragungen erhalten, die allerdings deren Leistungen in den Landschaften für die Gesellschaft nicht voll ausgleichen. Während die Erzeugerpreise real weiter fallen und die Verkaufserlöse trotz höherer Erträge weitgehend stagnieren, die variablen Kosten für Betriebsmittel aber um etwa das Vierfache gestiegen sind, benötigt ein Betrieb immer mehr Fläche, um seine laufenden fixen Kosten und Lebenshaltungsansprüche zu decken. Von den bei Kurt Wiemann erwähnten 70 landwirtschaftlichen Betrieben des Dorfes Heyen im Jahr 1951 sind 5 aktive Bewirtschafter übrig geblieben, wovon zwei ihr Haupteinkommen in modernisierter Schweine- bzw. Milchviehhaltung und die anderen drei Betriebe im Marktfruchtbau erwirtschaften. Da die in der Gemarkung Heyen verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche auf etwa 630 ha begrenzt ist, haben die ortsansässigen Betriebe ihre Chancen genutzt, landwirtschaftliche Nutzflächen sowie auch Milch- und Rübenlieferrechte in benachbarten Dörfern zuzupachten. Die bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche der Betriebe umfasst nämlich etwa 730 ha. Die Betriebsgröße liegt zwischen 63 und 250 ha je Betrieb. Die in der Nachkriegszeit aus der Landwirtschaft ausgeschiedenen Betriebe haben den Ausstieg durch Verpachtung ihrer Eigentumsflächen oder durch vorübergehende Bewirtschaftung im Nebenerwerb vollzogen. Dabei zwang die Einführung der Mechanisierung zur gemeinsamen Maschinennutzung in Kooperation. Die relativ großen Haupterwerbsbetriebe (Henneke, Rother, Heinrichs u.a.) bevorzugten Maschinengemeinschaften mit einem Austausch der Maschinen, - 238 -

Chronik Heyen während die kleineren Nebenerwerbsbetriebe (Wiemann, Becker, Meyer, Sporleder, Zieseniß, Petermann und Bode) teilweise auch die gesamte Arbeitserledigung gemeinsam durchführten. Allen Betrieben war es auf diese Weise möglich, ihren Kindern eine angemessene Ausbildung nach deren Vorstellungen angedeihen zu lassen. Die Hofnachfolger besitzen einen hohen Bildungsstand, der den außerordentlich hohen und vielfältigen Anforderungen eines Unternehmers genügt. Die weitgehende Erhaltung und Modernisierung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Hofstellen in Heyen ist eindrucksvoller Beweis einer überzeugenden Aufbauleistung der Nachkriegsgeneration. Es haben sich nicht nur die Durchschnittseinkommen aus der Landwirtschaft, sondern auch die Vermögenssituation und die durch Nebeneinnahmen ergänzten Haushaltseinkommen der ehemaligen und noch aktiven Landwirte auf ein befriedigendes Wohlstandsniveau entwickelt. In Anknüpfung an die Schilderungen von Kurt Wiemann ist feststellbar, dass der Strukturwandel ebenso rigoros über die Gewerbebetriebe hinweggegangen ist. Von 10 Handwerksbetrieben, einer Landmaschinenfirma, 2 Gastwirtschaften und verschiedenen Dienstleistungsund Handelsbetrieben im Jahr 1951 sind nur noch zwei Malermeister, ein KFZ- Betrieb, eine Gärtnerei, eine Tischlerei, ein Bauhandwerksbetrieb, eine Bäckerei und ein EDV- Dienstleister übrig geblieben. Deren Hauptkundschaft bilden heute die rund 185 privaten Haushalte Heyens und Kunden der Umgebung. Im Dorf Heyen gibt es etwa 55 bis 60 Haupt- und Teilzeitarbeitsplätze, während bei insgesamt 250 bis 270 abhängig Beschäftigten und Selbständigen nur jeder 5. Einwohner des Dorfes noch einer Beschäftigung in der Gemeinde Heyen nachgeht. Die erwerbstätigen Bewohner Heyens finden überwiegend in den städtischen Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung Beschäftigung und sind die Hauptstütze des Steueraufkommens der Gemeinde. Nicht landwirtschaftliche Entwicklungszentren, wie es sich mit dem Auf- und Ausbau des Gesundheitszentrums Akupunkt- Massage nach Penzel in Heyen etabliert hat, markieren den Wandel eines Dorfes in eine moderne Zukunftsentwicklung. Rein agrarisch geprägte Dörfer haben keine Zukunftsperspektive. Heyen ist deshalb zum einen auf die Prosperität solcher Unternehmen des tertiären Bereichs und zum anderen auf eine wirtschaftlich attraktive Nutzung seiner Ressourcen angewiesen. Zweifellos gibt es gegen die Nutzung der Windenergie auf Heyener Gemarkung ernst zu nehmende ästhetische, wirtschaftliche und prinzipielle Bedenken, insbesondere die der negativ betroffenen Bürger. Aus der Sicht der wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde Heyen ist diese Ressource ein Glücksfall, die möglicherweise nachhaltiger und langfristiger die Überlebensmöglichkeit des Dorfes beeinflusst als es die die Ortsentwicklung im letzten Jahrhundert prägende Steinindustrie vermocht hat. Die Heyener Steinbrüche gehörten bekanntlich zu den größten und wirtschaftlich ergiebigsten im mittleren Wesergebiet. Die derzeitige wirtschaftliche Situation Die derzeitige wirtschaftliche Situation wird eher pessimistisch eingeschätzt. Hauptursachen dieser Stimmung bei gewerblichen und landwirtschaftlichen Unternehmern sind nicht deren finanzielle Situation, sondern wohl eher die Unsicherheit der Zukunftserwartungen, gekennzeichnet durch hohe Politikabhängigkeit und vor allem bei den Landwirten Selbstzweifel an der Akzeptanz in der Gesellschaft. Indikatoren solcher Unsicherheiten sind anhaltende Arbeitslosigkeit, fortschreitende Aufgabe gewerblicher Betriebe und auch von Dienstleistungsunternehmen im näheren und weiteren Umkreis, Leerstand von Wohnungen und Häusern und sinkende Vermögenswerte von Immobilien einschließlich Grund und Boden. Das zukünftige wirtschaftliche Umfeld Die Einschätzung der zukünftigen Rahmenbedingungen für die Dorfentwicklung lässt sich durch folgende Thesen kennzeichnen:

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These 1: Das gesellschaftliche Umfeld befindet sich im Umbruch, dessen Ende wir noch nicht kennen“ Die Wiedervereinigung Deutschlands hat einen Umbruch ausgelöst, der zunächst vor allem die Finanzausstattung der Haushalte und den Arbeitsmarkt betrafen. Dieser Umbruch wird aber überlagert durch die Globalisierung, die eine dramatische Veränderung der Wirtschaftssysteme hervorruft, einhergehend mit einer tiefgreifenden Veränderung der Produktions- und Handelsstrukturen. Mit der Osterweiterung der Europäischen Union entsteht eine bisher nicht da gewesene Herausforderung. Die Öffnung nach Osteuropa lässt ein Fortbestehen des Wohlstandsgefälles nicht länger zu zwischen 380 Millionen Menschen in der EU mit Durchschnittseinkommen der Mitgliedstaaten zwischen 15.000 Euro und 30.000 Euro/Jahr bei 1.500 Arbeitsstunden/Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zu 300 Millionen Menschen in Mittelund Osteuropa mit einem Durchschnittseinkommen von 1.500 Euro/Jahr bei mehr als 2.000 Arbeitsstunden/Jahr. Offen ist die Frage, ob es eine weitere Welle des Zuzugs arbeitsuchender Erwerbstätiger auch in dörflichen Regionen geben wird oder Produktions- und Beschäftigungsmöglichkeiten in Billiglohnländer abwandern, wodurch noch mehr hiesige Arbeitsplätze in Gefahr geraten würden. These 2: „ Die Zukunftsentwicklungen in der Landwirtschaft sind heute bereits festgelegt“ Bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts wird weltweit mit einer Verdreifachung der Nahrungsmittelnachfrage gerechnet. Bei den für das Dorf Heyen wichtigsten Nahrungsmitteln Getreide, Pflanzenöl (Raps) und Zucker wird es auf dem Weltmarkt zukünftig nachhaltig höhere Preise geben. Bei Getreide und Raps sind die Erzeugerpreise seit Mitte der 80er Jahre auf fast ein Drittel reduziert worden. Bei Zucker sind sie leicht gestiegen. Hier ist allerdings eine deutliche Preissenkung und Reduzierung der Rübenlieferrechte in den nächsten 10 Jahren zu erwarten. Die Betriebe haben die Nachteile der Preissenkung durch enorme technische Fortschritte und betriebliches Wachstum weitgehend aufgefangen. Unter den herrschenden hohen Kosten für Boden (Pacht), Arbeit, Dienstleistungen und Umweltauflagen, erweist sich die Nahrungsmittelproduktion unter den guten bis sehr guten natürlichen Bedingungen in der Gemarkung Heyen als wettbewerbsfähig, vor allem, wenn sie mit hohem Kapitaleinsatz auf hohem Ertragsniveau betrieben wird. These 3: „Vom Bauernhof zum hoch spezialisierten Agrarunternehmen“ In den letzten 50 Jahren sind in Heyen über 90 % der Betriebe ausgeschieden. Dies waren immerhin 65 wirtschaftliche Existenzen. Von den gegenwärtig noch aktiv wirtschaftenden Betrieben werden bereits heute für die Bewirtschaftung der nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen nur noch ein oder mit Viehhaltung zwei Betriebe benötigt. Es hängt ausschließlich von den persönlichen Verhältnissen in den Familien ab, ob und wie lange ein Betrieb noch bewirtschaftet wird. Erfolgreich geht das in Zukunft nur bei hoher Professionalität, natürlich auch im Biolandbau. These 4: „Großmechanisierung, Informationstechnologie und Präzisionslandbau“ Unter den günstigen klimatischen Verhältnissen in Heyen lassen sich Großmaschinen einsetzen, wenn sich der Trend zu größeren Bewirtschaftungsschlägen durch freiwilligen Landtausch fortsetzt. Wenn es Gräben und Wegenetz zulassen, liegen die optimalen Schlaggrößen heute zwischen 10 und 20 ha, bei einer optimalen Schlaglänge von 400 bis 500 m. Dann liegen die maximalen saisonalen Auslastungen von Bodenbearbeitungsgeräten und Sämaschinen etwa bei 1000 ha, von Düngerstreuern und Pflanzenschutzspritzen bei etwa 2000 ha und von Mähdreschern bei bis zu 800 ha. Die Trends und Strukturen der Mechanisierung in Osteuropa, Amerika und Australien geben die Entwicklung der Agrarstrukturen auch in unserer Landwirtschaft vor. Das Dorf Heyen wird mit seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche von gut 600 ha zukünftig in überörtlichem Verbund von Agrarunternehmern bewirtschaftet werden. Diese werden in Arbeitsteilung mit Lohnunternehmern Bewirtschaftungsschläge bearbeiten, die im Durchschnitt mindestens zweimal so groß sein werden wie die derzeit bestehenden Parzellen.

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Chronik Heyen Die Vergrößerung der Feldstücke erhöht die Heterogenität innerhalb der Schläge. Diesem Nachteil wird durch Nutzung moderner Informationstechnologie eines GPS (Global Positioning System) gestützten Präzisionslandbaus Rechnung getragen. Schon heute stehen entsprechend der oben skizzierten Darstellung viele Landmaschinen mit 20.000 km entfernten Satelliten ständig in Verbindung, die sehr exakt die Position auf dem Feld bestimmen. Die Arbeitsmaschinen melden über Sensoren die gemessenen Erntemengen an Getreide oder Ausbringungsmengen an Dünger zum Computer. Dieser wertet die Daten aus und kann wiederum über GPS die Maschinen steuern; beispielsweise die Applikation der Mineraldüngerund Pflanzenschutzmengen nach Pflanzenbedarf und bodenspezifischen Bedingungen. Es wird zukünftig eine raumdifferenzierte Dünger- und Pflanzenschutzapplikation geben, und in der Tierhaltung wird die informationstechnologische Gesundheits-, Fütterungsund Leistungsüberwachung bei computergestützter Stallklimaführung und Managementüberwachung Stand der Technik sein. These 5: „Neue Aufgaben im ländlichen Raum“ Die Landwirtschaft produzierte bisher überwiegend Nahrungsmittel. Es zeichnet sich in der Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein dahingehend ab, die Potenziale der Land- und Forstwirtschaft in Zukunft als Ressource zum Ersatz fossiler Energien (Erdöl, Kohle) und zur Herstellung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen stärker heranzuziehen. Gleichzeitig ist den Anforderungen des Landschafts- und Naturschutzes stärker Rechnung zu tragen. Für beide Anforderungen ist das Dorf Heyen gut mit natürlichen Ressourcen ausgestattet. In den letzten Jahrzehnten mussten naturnahe Biotope (Rhien, Feldgehölze, Feldraine, Hecken, Feuchtwiesen, Weserauen u.a.) zunächst den Mechanisierungserfordernissen der Landwirtschaft weichen. In den letzten Jahren wurden sie teilweise renaturiert, und sie bieten Rückzugsmöglichkeiten für Flora und Fauna, die auf weniger geeigneten landwirtschaftlichen Nutzflächen noch erweitert werden müssen. Im Zuge des Klimawandels werden sich Wetterkatastrophen häufen, und der Hochwasserschutz wird für die Art der Landnutzung eine größere Rolle spielen. Indikator für ein noch intaktes Biotop ist der Wildbestand. In Heyen konnte die Jagd traditionell in Händen der Heyener Jäger gehalten werden. Die Dezimierung der Hasen, Rebhühner, Fasane konnte trotz vielfacher Schutzmaßnahmen nicht verhindert werden, während Rehund Schwarzwild ein geeignetes Biotop vorfindet und sich stark vermehrt hat.

65 Hasen „auf der Strecke“ in den 60er Jahren

These 6: „Gefahren durch Globalisierung“ Die Globalisierung bedroht vor allem die Dörfer. Sie fördert nämlich existierende Wachstumsregionen bei gleichzeitiger Benachteiligung früher agrarisch geprägter Regionen. Wo Fernsehbilder Luxus und Wohlstand städtischer Gesellschaften verherrlichen und dies bis in die - 241 -

Chronik Heyen letzte osteuropäische Hütte senden, und die dortige Gesellschaft in realistischer Armut zeigen, geht die Jugend auf den Weg in das gelobte Land. Und auch die hiesige Dorfjugend verlässt den Heimatort. Damit wird allmählich mit der alten Tradition gebrochen, dass Haus und Hof stets im Besitz und in Nutzung der alteingesessenen Familien bleiben. Die Beziehungen der Menschen mit ihrem Dorf und seinen Traditionen und das Investitionsverhalten nehmen andere Gestalt an. Leitlinien zukünftiger Entwicklung Anders als in den west- und süddeutschen Gebieten mit positiver dezentraler Wirtschaftsentwicklung ist es in großen Teilen Niedersachsens nicht gelungen, in stärker agrarisch geprägten Gegenden Industrien und Dienstleistungen anzusiedeln und die Arbeitsplätze auch für die Jugend des Dorfes örtlich zu sichern. Unter Zuhilfenahme ausländischer Arbeitskräfte haben sich in Niedersachsen nur wenige Wachstumszentren entwickelt. Große Verkehrsachsen führen an Heyen vorbei, dafür bleibt dem Dorf die ländliche Prägung und eine hohe Erholungsfunktion der Natur erhalten. Davon allein wird allerdings kein Dorf überleben. Deshalb müssen zukünftige Bemühungen immer auch darauf gerichtet sein, Investoren anzulocken, die Arbeitsplätze und Steuerkraft schaffen. Zuzug junger Familien, die in Heyen Eigentum schaffen, gute Ausbildung des Heyener Nachwuchses und dessen Bindung an Heyen, selbst wenn sie sich beruflich weg orientieren, müssen Ziele und Programme der Zukunft sein. Das, was von den jetzt prosperierenden Unternehmen in Heyen und den unermüdlich renovierenden Privatinvestoren geleistet worden ist, kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden.

Erneuerbare Energie Atomenergie

Fossile Energie

Prognose über den globalen Energiebedarf

Es liegt in der Hand der Bewohner selbst, ob und wie sich das Dorf an die Zukunftsszenarien anpassen wird. Die gesamte Dorfgemeinschaft aber auch alle Einwohner sind gefordert, die Attraktivität des Dorfes weiter zu verbessern. Die Möglichkeit der Teilnahme am Dorferneuerungsprogramm ist ein weiterer Glücksfall für die Dorfentwicklung. Es bietet die Chance, den dorfprägenden Charakter zu bewahren und zu verschönern, Leerstand zu beseitigen und brachgefallene Baulücken zu revitalisieren. In der rasanten Entwicklung der Nachkriegszeit wurden die Gefahren einer bedingungslosen Nutzung technischer Fortschritte für die Umwelt und Gesellschaft, einhergehend mit offenen Stoffkreisläufen zunächst nicht erkannt. Den Schilderungen von Kurt Wiemann ist zu entnehmen, dass das ganze Dorf Heyen noch ein geschlossenes System darstellte. Alle Nahrungsmittel, Dienstleistungen, Brennmaterialien, Wolle, Leinen, Getränke usw. wurden vor Ort erzeugt. Auf Dorfebene waren die Energie- und Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen. Die dann rasant durchgreifende Öffnung der Stoffkreisläufe hat Schäden an Grundwasser, Klima und Biodiversität provoziert. Für eine Wiederherstellung der Nachhaltigkeit- freilich auf breiterer räumlicher Ebene- werden zunehmend Fördermittel zur Verfügung gestellt. In Heyen bieten sich Anknüpfungspunkte an das Gesundheitszentrum. Gesunde Ernährung ist ein Problem- und Entwicklungsbereich, der unter Nachhaltigkeitszielen Zukunftsperspektiven bietet. Die land- und forstwirtschaftlichen Ressourcen bieten aber auch einen weiteren viel versprechenden Ansatzpunkt. Seriöse Schätzungen stimmen - 242 -

Chronik Heyen darin überein, dass in etwa 15 Jahren die fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas weltweit und regional wesentlich knapper und damit deutlich teurer werden. Die Abbildung zeigt die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energie als Ersatz für fossile Energieträger. Heyen trägt bereits jetzt durch Anbau von Raps als Rohstoff für Biodiesel auf Stilllegungsflächen erheblich zur Nutzung regenerativer Energien bei. Neue technische Verfahren zur effizienten Nutzung anderer biogener Kraftstoffe aus Getreide und Zuckerrüben sowie der Verwertung von Holz und Holzabfallprodukten sind in der Entwicklung. Begünstigt werden die nachwachsenden Rohstoffe in unserer Region durch um bis zu 30 % höhere Erträge infolge des CO2- Anstiegs in der Atmosphäre. Heyen als Energiedorf: Windkraft, Holz und Biotreibstoffe aus Raps, Rüben und Getreide wäre ein überzeugendes Konzept. Von derzeit rund 40 ha still zu legenden Flächen der Heyener Landwirte werden bereits 20 ha mit Raps für Biodiesel genutzt, wovon etwa 25 PKW mit Treibstoff für je 15000 Jahreskilometer versorgt werden können. Dieses Potenzial ließe sich von der gleichen Fläche bei Herstellung von Bioethanol (Benzinzusatz) aus Getreide und Zuckerrüben mindestens verdreifachen, also auf 150 PKW.

Dank gilt unseren Vorfahren Besinnen wir uns auf die wechselvolle Geschichte von der Geburtsstunde unseres Dorfes Heyen an bis zur Gegenwart, bleibt ein starkes Gefühl der Dankesschuld an unsere Vorfahren. Einige Familien sind seit Existenz des Dorfes hier ansässig. Sie haben seither mehr als 30 Generationen lang aufgebaut, verteidigt, gelitten, gearbeitet, unsinnige Feldzüge ertragen und doch immer an die Zukunft geglaubt. Damit hatten sie schließlich recht; denn das Dorf hat alle Herausforderungen überlebt.

Grenzbeziehung 1924 obere Reihe (v.l.): Herr und Frau Timmermann, Feldmann, Piper, ??, Grave, Lindemann, ??, ?? 2. Reihe von oben (v.l.): Frau Bode, Ebeling, Herr und Frau Klingenberg, Lehrer Schulze, Marie Henneke, Fritz Bode, August Henneke, Sorge (Förster), dahinter 7 Unerkannte 3. Reihe von oben (v.l.): Johanne Timmermann, Wilhelm Baxmann, Hermann Sporleder, Wilhelm Wessel, Karl Battmer, August Feuerhake, Lange Marie Greinert, Zieseniß (Schuster), Karl Steinbrink. 2. Reihe von unten (v.l.): Fritz Möller, Waßmann, Fredebold, Ricke, Heinrich Keller, Emmy Meyer (Lemke), Friedrich Meyer, Hermann Battmer, Fritz Feuerhake, Erich Zieseniß untere Reihe (v.l.): Herbert Sporleder, Erich Maaß, Willi Hilmer, Liesbeth Timmermann, ??, Fritz Willmer

- 243 -

Chronik Heyen

Nachwort Ein Dorf brauchst du, und wäre es nur, Damit du es hin und wieder gern verlässt, Ein Dorf- das bedeutet: du bist nicht allein, du weißt, in den Menschen, in den Pflanzen, in der Erde lebt ein Stück von dir, das, auch wenn du selbst nicht da bist, bleibt und auf dich wartet.

Cesare Pavese (ital. Schriftsteller 1908 – 1950)

- 244 -

Chronik Heyen

Inhaltsverzeichnis 1

Vorwort / Grußworte 1.1 1.2 1.3 1.4

2

5

6

8

Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, Heyen, Brockensen Die alte Gogerichtsstätte zwischen Heyen und Brockensen Ringwall Die Kapellenruine / Kirchenruine Ruine der Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg Die Klus Wüstungen und umliegende Gemeinden der Vergangenheit Das Kloster auf dem Heiligenberg Das Riesenfräulein Die Jungfrau von der Lauenburg Kopfsteuer aus dem Jahre 1678 Landvermessungen 1759 Lastenablösung Zeddies von 1840 Rezess der Spezialseparation in Heyen Flurnamen in der Feldmark

Kriege und die Nöte des Landvolkes 8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6 8.7 8.8 8.9

15 15 15 16 22

24 24 25 27 28 29 31 32 32

33 33 34 34

Eigentumsverhältnisse im Laufe der Geschichte 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5

11 12 13 13 14

15

Die Herrschaft Homburg Familiennamen in der Herrschaft Homburg im Jahre 1400 Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel Wechselvolle Herrschaftszeiten in Heyen Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv

Sagen über die historischen Stätten 6.1 6.2 6.3

7

Besiedlung in Heyen Die erste urkundliche Nennung des Dorfes Heyen (Hegen) Übersetzung der Königsurkunde Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ? Grenze und Grenzsteine

Historische Stätten, besondere Orte und Ereignisse 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8

7 8

11

Herrschaftshäuser im Mittelalter 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5

1 3 4 5

6

Das Wappen von Heyen Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte.

Vorgeschichte 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5

4

Vorwort der Arbeitsgruppe Chronik Grußwort des Bürgermeisters Grußwort des Landkreises Grußwort der Samtgemeinde Bodenwerder

Der Name Heyen 2.1 2.2

3

1

Die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Heyen Weltkrieg I - 1914-1918 Weltkrieg II - 1939 – 1945 Luftkrieg über Heyen Das Kriegsende in Heyen Schwierige Nachkriegsjahre Kampf gegen den Hunger Auswanderer aus Heyen vor 1900 Auswanderer nach dem 2ten Weltkrieg - 245 -

35 35 38 41 43 49

50 51 51 51 54 55 56 58 60 61

Chronik Heyen

9

Allgemeines zur Landwirtschaft 9.1 9.2 9.3

10

Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867 Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag Niederschlagsmengen in Heyen 1958 bis 2003

Höfe in Heyen 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6 10.7 10.8 10.9 10.10 10.11 10.12 10.13 10.14 10.15 10.16 10.17 10.18

11

13

14

93 93 94 95

97

Hochwasser Esperder Straße 1936 Unwetter in der Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955

Gemeinde Heyen 13.1 13.2 13.3 13.4 13.5 13.6 13.7 13.8 13.9 13.10 13.11

14.2 14.3 14.4 14.5 14.6 14.7 14.8 14.9 14.10 14.11

97 98

99

Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10 Wasserversorgung in Heyen 1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in Heyen nach dem Krieg Protokoll über die Gemeinderatssitzung Aus dem Protokollbuch der Gemeinde Heyen ab 1946 Gemeindevorsteher und Bürgermeister Die Gemeinde Heyen in der Samtgemeinde Bodenwerder Die jüngere Geschichte in der Kommunalpolitik Hausnummernumstellung in Heyen Auflistung der Häuser im Baugebiet „Vor der Kühlbreite“ Häuserinschriften – Stand 1988

Kirche 14.1

67 68 69 72 74 75 76 77 79 80 81 82 83 84 86 87 88 91

93

Die Sunder Der Rhien Der Weinberg Weinanbau in Heyen

Unwetter in Heyen 12.1 12.2

63 64 65

67

Großkötner Nr. 3 - Sporleder Halbmeier Nr. 9 - Petermann Vollmeier Nr. 12 - Diekmann Vollmeier Nr. 13 - Zeddies Großkötner Nr. 16 - Becker Großkötner Nr. 25 - Meyer Vollmeier Nr. 30 - Klatt Vollmeier Nr. 23 - Henneke Vollmeier Nr. 56 - Hollstein Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm Großkötner Nr. 53 - Klingenberg Großkötner Nr. 54 - Battmer Anbauer Nr. 73 - Garve Großkötner Nr. 49 - Wiemann Vollmeierhof Nr. 51 - Rother Halbmeier Nr. 43 - Lemke Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute

Besondere Flurstücke in Heyen 11.1 11.2 11.3 11.4

12

62

99 100 101 103 103 110 111 113 118 120 122

128

Bauliche Veränderungen Volumen primum Ländereien Meyerbrief Corp. bon. 1751 Aus der Chronik des Pfarramtes ab 1907 Aus der Chronik der Kirchengemeinde Heyen Während des Krieges und nach dem Krieg Abschrift einer Tafel in der Kirche Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, Heyen seit 1997 Der Friedhof in Heyen Posaunenchor Heyen - 246 -

130 132 132 134 135 137 138 143 144 146 147

Chronik Heyen

15

Die Schule in Heyen 15.1 15.2 15.3 15.4 15.5 15.6 15.7

16

17.3

17.4 17.5 17.6 17.7 17.8 17.9 17.10

161 161 162 164 168 170 172

174

Der Kriegerverein Schützenverein Heyen von 1884 e.V. Freiwillige Feuerwehr Heyen Der Reit- und Fahrverein Heyen-Esperde Die Landjugendgruppe Heyen Mai-Club Heyen von 1990 e.V. DRK-Ortsverein Heyen Der Gemischte Chor Turn- und Sportverein „Frischauf“ Heyen von 1922 e.V. Gesangverein Heyen

Wirtschaft in Heyen – Handel und Handwerk 18.1 18.2 18.3 18.4 18.5 18.6 18.7 18.8 18.9 18.10 18.11 18.12 18.13 18.14 18.15 18.16

149 151 152 153 154 156 159

161

Der Reichsbund Der Heimkehrerverband Der Drainageverband Heyen Die Forstgenossenschaft Heyen Die Jagdgenossenschaft Heyen Die Jagd in Heyen Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft

Vereine 17.1 17.2

18

Einnahmen der Schule Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736 Schulgebäude Als Dorfschulmeister in Heyen Erinnerungen an meine Tätigkeiten an der Grundschule Auszüge aus den Jahrbüchern der Schule Halle Kindergarten Heyen

Verbände 16.1 16.2 16.3 16.4 16.5 16.6 16.7

17

149

Die Handwerker in Heyen Die Steinbrüche Keller Landmaschinen Erinnerungen an die Post in Heyen Entwicklung der Spar- und Darlehnskasse seit 1904 Das Gasthaus zur Linde Das Gasthaus am Thie – „Pieper“ Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 Malerfachbetrieb Semper - seit 1972 Massivmöbel Diekmann - seit 1986 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884 Gärtnerei Sporleder Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969 Steuerbüro Gerhard Fischer

174 175 186 194 199 202 203 206 207 210

213 213 214 216 217 219 221 222 224 226 226 227 228 229 230 231 232

19

Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg

233

20

Heyen - quo vadis

237

- 247 -

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