Das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten: Die zukunft hat

May 2, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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m:convisions Sonderausgabe 06/Dezember 2007 Schutzgebühr 5,– €

Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche

Mannheim: Weltweit einen Schritt voraus Rosengarten erstes Kongresszentrum mit neu entwickelter, innovativer Konferenztechnik. METROPOLREGION: Geballtes Wissen Den Erfolg des Software-Konzerns SAP wiederholbar machen. MARKT: Einem Erfolgsgeheimnis auf der Spur Generationen-Gespräch im Modehaus-Imperium „engelhorn“. WISSEN: Technischer Fortschritt macht effizient Weitreichende Veränderungen im Geschäft mit den Hauptversammlungen.

Das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten: Die zukunft hat begonnen

Standpunkt

m:convisions 06/Dezember 2007

Dreimal Ja. Die Zukunft der Kongressbranche

Die neue Dimension der Bewunderung 22.000 qm für sinnliche Momente und Sternstunden Wenn sich Grenzen auflösen und neuer Raum entsteht für Menschen, für Emotionen und für Geschichten, dann wissen Sie, dass Mannheims neue Erlebniswelt vor Ihnen liegt: m:congress center Rosengarten Mannheim – die neue Dimension im Kongress- und Veranstaltungsmanagement. 22.000 qm Freiraum über dem Mehr. Ab 1. Dezember 2007. Exklusiv in Mannheim!

Ja, wir sind fertig geworden – obwohl viele gezweifelt haben; ja, wir sind stolz auf das neue Haus und ja, wir sind sicher, dass die Konzeption, die Architektur und die neue Technik den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bescheren.

Jetzt informieren unter +49 (0)621 4106 -123/-125 oder www.mcon-mannheim.de

Ein Blick zurück. Wir wussten immer, dass sich die Kongressbranche erneuern muss. Es wird ge­baut – landauf, landab. Wir sind fertig damit. Die Zukunft der Kongressbranche: Wir eröffnen. Wir sind mittendrin. Mitten in Deutschland, mitten in Europa; wir sind spezialisiert und wir sind als m:con ein Dienstleistungsunternehmen, das immer offensiv den vollen Service als Paket verkauft hat. Wir wollen immer das Maximum für unsere Kunden und der Erfolg gibt uns Recht. Wir haben schon früh verstanden, dass sich der Anspruch und die Anforderungsprofile an Kongresse und Tagungen ganz neu definieren. Michel Maugé Geschäftsführer m:con Mannheim und Honorarkonsul der Republik Frankreich

Mit der Entscheidung für das neue Haus haben wir eine weitere Dimension geschaffen, um der Zukunft Raum zu geben. Das Ergebnis ist sichtbar, spürbar, greifbar und zu erleben. Ab sofort. In einer ganz anderen Form. Unverwechselbar und einmalig. Mit dem Wandel zur Informations- und Wissensgesellschaft und den damit verbundenen neuen Chancen wird ein neuer konzeptioneller Rahmen sichtbar. m:con und der neue Rosengarten sind das passende Angebot dafür. Wir vermitteln bei unseren Veranstaltungen Wissen, wir sind beauftragt diese Wissensgesellschaft mit unseren Möglichkeiten zu verzaubern und zu begeistern, um am Ende schlauer, zufriedener und motivierter zu sein. Wir sind nicht einfach der Veranstalter Ihrer Veranstaltung – wir sind vielmehr ein Spezialistenteam mit Verantwortung für Ihren Erfolg. Für den Erfolg Ihrer Veranstaltung, die Sie uns anvertrauen. Unser neuer Rosengarten erfüllt in seiner Größe, seinen technischen Möglichkeiten und mit seinem stilistischen Anspruch alle Anforderungen, die wir brauchen, um Menschen zu begeistern. Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes das Licht angemacht. Der Rosengarten ist offen, weit und lichtdurchflutet. Der Rosengarten ist in seiner neuen Ausstrahlung eine Bühne auf 5 Sterne Niveau. Sie alle sind herzlich eingeladen diese Plattform zu genießen – und zu nutzen. Willkommen, um mit uns zusammen einen Meilenstein in der Geschichte von Mannheim zu feiern. Willkommen in der Zukunft. Willkommen im neuen Rosengarten, Ihr

Michel Maugé

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Inhalt

m:convisions 06/Dezember 2007

Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche m:convisions

Standpunkt

Die neue Dimension der Vielfalt 22.000 qm grenzenlose Möglichkeiten

m:con-Geschäftsführer Michel Maugé über die Zukunft der Kongressbranche. 03

ROSENGARTEN Das Haus: Moderner Glasbau trifft historischen Sandstein

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz führt die Stadt in eine neue Zeit. Zukunft wird Realität.  35

Der Aufsichtsratsvorsitzende: „Kongress- und Kulturzentrum der Spitzenklasse“

Das „neue“, erweiterte m:con Congress Center Rosengarten: Veranstaltungszentrum der Zukunft. 08

Die Menschen: Helden zwischen Stahl, Beton und Glas 7 aus 617: m:con visions stellt Helden der Baustelle vor.

Der Oberbürgermeister: „Wir wollen noch besser werden“

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Der Architekt: „Ohne Herzblut geht es nicht“ „Ein Kongresszentrum muss im Prinzip ein Alleskönner sein.“ Architekt Andreas Schmucker und seine Vision. 20

Die Überflieger: Ihre Hightech-Stühle sind Kunst Intelligentes Sitzen: Jürgen Dreher und Günter Kopf designen Highteck-Sitzmöbel.  23

Der Techniker I: „Idealer Raum für das Lernen“ Ulrich Zimmermann von „theater projekte, daberto + kollegen“ ist der Techniker: Respekt vor der großen Aufgabe.  26

Der Techniker II: „m:con-Technik ist einen Schritt voraus – weltweit“ Das m:con Congress Center Rosengarten setzt innovative Konferenztechnik ein, begeistert sich Andreas H. M. Martin von Brähler ICS Konferenztechnik.  29

Überzeugter Befürworter des Erweiterungsbaus: Rolf Schmidt, Mannheimer Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der m:con – Mannheimer Kongress und Touristik GmbH.  39

Der Kunsthistoriker: Über eine Jugendstilanlage, die gar keine ist Der Mannheimer Friedrichsplatz wird als „schönstes erhaltenes Jugendstilensemble Europas“ gefeiert. Ein Irrtum, wie der Heidelberger Kunsthistoriker Dr. Christmut Präger klarstellt. 40

Die Künstlerin: Skulpturen von erhabener Schönheit Im Leben von Jutta Lutz ist alles Kunst – daraus entstehen herrliche Skulpturen, die kürzlich anlässlich einer Ausstellung bei „engelhorn acc/es“ zu bewundern waren. 

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Renovieren, erweitern, neu bauen: Hotel-Boom Schlaflos in Mannheim? Von wegen: die Hotels in der Quadratestadt haben renoviert und das Zimmerangebot erweitert.  44

„Magnete von internationaler Strahlkraft“ m:con visions stellt drei weltweit heraus ragende Konzerthäuser vor. 

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Der Banker: „Strategie der Vorwärtsverteidigung“

M:CON News 

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„Ab fünf Millionen Euro wird es interessant.“ Dirk Schuldes über das „sehr prestigeträchtige Projekt“ in Mannheim.  30

Exportschlager m:con-Software

Der Chef: Kämpfer mit „Vision into Conventions“

Kein Weg ist zu weit für die Präsentation: internationaler Besuch aus Dubai. 

Geschäftsführer Michel Maugé. Seine große Vision wird jetzt Wirklichkeit.  32

Der Ministerpräsident: „Rosengarten symbolisiert Mannheimer Aufbruchstimmung“ Günther H. Oettinger eröffnet das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten, Baden-Württemberg fördert die Erweiterung mit 10 Millionen Euro. 34

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WISSEN Emotionen – „Reiz“-Thema für die Kommunikation? Richtig angesprochen lässt sich der Komsument gerne erobern, Professor Hans H. Bauer und Diplom-Kauffrau Christine Knackfuß über Emotionen im Alltag. 

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Inhalt

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SERVICE Event-Ticker Kongress-Ticker

„Politik sollte junge Ärzte motivieren, in Deutschland zu bleiben“ Interview mit Professor Dr. Gerd Heusch und Konstantinos Papoutsis von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. 

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Potenziale integrierter Kommunikationsdienste

METROPOLREGION Geballtes Wissen in Hochschule und Fabrik

IT-Professor Dr. Matthias L. Hemmje über leistungsfähigere Verfahren und individuell orientierte Kommunikationstechnologien.  64

Die älteste Universität, der größte Chemiekonzern – und Nobelpreisträger im Dutzend: Mannheim, Heidelberg und das Umland haben eine ganze Menge zu bieten.

Jugend denkt Zukunft: Die Party 2020

„Die Erfolgsstory SAP lässt sich wiederholen!“

Ein RFID-Chip im Arm für permanente Zutrittskontrolle, eine Lounge mit erhöhtem Sauerstoffgehalt und eine frei schwebende DJ-Kanzel: Die Party der Zukunft. 

Gespräch mit SAP-Vorstand Claus E. Heinrich, dessen besonderes Interesse der „Wissenschaftsregion“ Rhein-Neckar gilt. 101 68

Hauptversammlungen werden effizienter Gesetzesänderungen sowie der technologische Fortschritt verändern die Durchführung dramatisch, sagt Professor Dr. Wolfgang Blättchen. 

Heidelberger Ruperto Carola ist Elite-Universität Der Start von Professor Dr. Bernhard Eitel war exzellent. Ein Gespräch mit dem neuen Rektor.

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Struktur des Lebens als Gebäude

MARKT „Aktionäre erwarten im Mittelpunkt zu stehen“

Im neuen Schulungszentrum des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie werden Forscher aus aller Welt diskutieren. 

Mannheim ist im Ranking der „HV-Locations“ auf Platz 2. „m:con visions“ hat sich bei den Vorstandschefs umgehört.  74

Hier drücken Manager die Schulbank

„engelhorn“ – einem Erfolgsgeheimnis auf der Spur

Sie ist nicht öffentlich-rechtlich. Und dennoch ist die Mannheim Business School ein Kind der Universität Mannheim. 

Seit 117 Jahren erfolgreich und beliebt: die „engelhorn“-Chefs um einen Tisch versammelt. Ein Generationen-Gespräch.  84

Forschungspreis: Zellen sollen Fehler korrigieren

Perspektiven 88

Show-Produzent mit Leidenschaft und Herzblut Michael Brenner holte in den vergangenen 20 Jahren TopActs wie das Queen-Musical „We Will Rock You“ und Klassiker wie „West Side Story“ nach Deutschland und ganz Europa. Eine Erfolgsgeschichte, die in Mannheim begann.  92

MAGAZIN Tagen wie bei Königs Charme eines Gebäudes: Slot Zeist neues Mitglied der HCCE  94 seite 0

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Für ihre Arbeitsweise und die dabei gewonnenen Erkenntnisse haben zwei Heidelberger Professoren den mit 250.000 Euro dotierten Lautenschläger-Forschungspreis erhalten.  112

Daniel Hopp: „Stehplätze und Bratwurst!“ Ihm ist das Kunststück gelungen, mit der SAP Arena der Metropolregion Rhein-Neckar internationales Niveau zu bescheren und dem hiesigen Understatement gerecht zu werden. 

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Die Zukunft der Kongressbranche Impressum

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Die neue Dimension der Anziehungskraft 22.000 qm Leistungsstärke mit Full-Service

Rosengarten

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Rosengarten

Das Haus Moderner Glasbau trifft historischen Sandstein Von Panja Schollbach

Die Vision ist Wirklichkeit geworden: Nach einer Rekord- Umbauzeit von zweieinhalb Jahren präsentiert sich das „neue“, erweiterte m:con Congress Center ab 1. Dezember 2007 Gästen und Kongressteilnehmern als Veranstaltungszentrum der Zukunft. Auf großzügigen und lichtdurchfluteten 22.000 Quadratmetern erfüllt das Kongresszentrum höchste Ansprüche an High-Tech-Standards, Tagungsatmosphäre, Ausstellungskomfort und Kundenservice. Stolze Größe: 22 Meter Raumhöhe misst das lichtdurchflutete Kongresszentrum vom Fußboden bis zum Oberlicht.

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Detailverliebt: Ornamente schmücken die Fassade des historischen Rosengarten-Gebäudes.

Sandstein-Bau: der Rosengarten war von dem Berliner Architekten Bruno Schmitz geplant und von 1899 bis 1902 errichtet worden.

„Mit dem erweiterten m:con Congress Center Rosengarten bereichern wir die bundesdeutsche Kongresslandschaft um eine neue, eindrucksvolle Dimension“, betont m:con-Chef Michel Maugé. „Die lichtdurchfluteten Foyers und Tagungsräume im neuen Haus schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die durch das exklusive Niveau der Technik ergänzt wird.“ Das außergewöhnliche Haus – sowohl der Alt- als auch der Neubau sind Stahlskelette, wie man sie vom Pariser Eiffel-Turm kennt, jedoch im historischen Gebäude mit Sandstein ausgefüllt, im neuen mit ultramodernen Glaselementen – zählt heute zu den größten in Deutschland. Unter den Top-Destinationen rangiert Mannheim bundesweit auf Rang vier hinter den Kongress-Städten Berlin, Frankfurt und Hamburg. Die Verkehrsanbindung könnte idealer nicht sein: Dank ICE ist man vom Flughafen Frankfurt genau so schnell in Mannheim wie von London / Heathrow in London City. 53 Millionen Euro kostete der Erweiterungsbau des Kongresszentrums, in dem mehr als 850 Veranstaltungen jährlich stattfinden – Tendenz steigend. Mit dem erweiterten Kongresszentrum hatte die Mannheimer Planungsgesellschaft Schmucker und Partner vor allem eines im Blick: die Multifunktionalität. „In Zukunft gibt es fast nichts, was hier nicht veranstaltet werden könnte“, versichert Architekt Andreas Schmucker. „In den Lastenaufzügen können sogar große Limousinen in die oberen Stockwerke transportiert werden“. Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Neben einer üppigen Veranstaltungsfläche bleibt noch zusätzlicher Raum für kreative Ideen. „Wir punkten mit Multifunktionalität, nicht mit Raumgröße“, ergänzt Schmucker. Die moderne, anspruchsvolle und zugleich funktionale Glaskonstruktion beheimatet auf zusätzlichen zehntausend Quadratmetern Fläche zehn neue Seminarräume sowie einen großen Hörsaal für 500 Teilnehmer im dritten Stockwerk, ausgestattet mit High-Tech vom Feinsten: Drei-Chip-Monitore, leistungsstarke Beamer, eine brandneue Digi-Vote-Abstimmungstechnik, rednergesteuerte Kameras und Dolmetscherkabinen.

Die feinen Ledersitze im Hörsaal sorgen für exklusive Lernatmosphäre. Alles ist, wie man so schön sagt, State-of-the-art. Auch 1.500 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche sind hinzugekommen und drei neue Veranstaltungssäle entstanden. Durch die neuen räumlichen Kapazitäten können nun mehrere Veranstaltungen gleichzeitig im Haus stattfinden. Ein Novum in Mannheim. Rolltreppen führen in die oberen Etagen des Glasbaus mit dem sensationellen Ausblick auf die Mannheimer Jugendstilanlage. Für Andreas Schmucker ist das die „Schokoladenseite“ des Gebäudes. Auf der gleichen Ebene entstanden auch vier multifunktionale Räume, die zusammengenommen eine Fläche von 1.500 Quadratmetern bilden – sie sind einzeln voneinander abtrennbar. Im rechten Seitenflügel stehen weitere zwölf Konferenzräume auf insgesamt 600 Quadratmetern zur Verfügung. Ein maßgeschneidertes Kongress-Konzept, das viel Platz bietet für neue Ideen, wissenschaftlichen Austausch und Innovation für Veranstaltungen mit bis zu 9.000 Teilnehmern pro Kongress. Das m:con Congress Center ist seit Jahren Veranstaltungsort für wissenschaftliche und medizinische Fachkongresse und Tagungen, Hauptversammlungen deutscher DAX-Unternehmen, Parteitage oder auch musikalische Events. Mit der Gründung der m:con 1991 investierte die Gesellschaft in Technik und Gebäude bis heute über 90 Mio. Euro. Auch in den kommenden Jahren werden vor allem in der Medientechnik weitere große Investitionen folgen. Neben den lichtdurchfluteten Foyers ist die Wandlungsfähigkeit der künstlichen Beleuchtung eines der architektonischen Stilelemente. Diese ist mit Computertechnik steuerbar und in der Lage, optimale Lichtverhältnisse für jeden Anlass zu schaffen: Tagsüber unterstützt sonnenähnliches Licht die nüchterne Kongress-Atmosphäre, für attraktive Abendveranstaltungen lässt sich mit der neuen Technik im Handumdrehen goldenes oder blaues Licht zaubern. Ein Kongresszentrum für innovative Ideen, authentische Events und außergewöhnliche Momente – multifunktional wie die Ansprüche seiner Kunden. seite 0

Rosengarten

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Rosengarten

Die Menschen Helden zwischen Stahl, Beton und Glas Von Panja Schollbach

617 Menschen haben dafür gesorgt, dass aus dem Kongresszentrum am Rosengartenplatz 2 das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten Mannheim werden konnte. Sie sind Architekten, Bauleiter, Stahlbauer, Maurer, Maler, Elektriker, Verwaltungsangestellte und vieles mehr. Während die einen Visionen haben, diese zu Papier bringen, prüfen, koordinieren, berechnen und finanzieren, lassen die anderen auf der Baustelle aus eben diesen Visionen Realität werden. Stellvertretend für alle stellt „m:con visions“ sieben „Helden der Baustelle“ vor.

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Rosengarten

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Schwerstarbeit: Für den gewaltigen Rohbau wurden 2.500 Tonnen Stahl verbaut. 30.000 Schrauben halten die Stahlkonstruktion zusammen. Für einen 40 Tonnen schweren Stahlträger musste die Straße gesperrt werden.

Der Oberbauleiter: Peter Keller



Spätestens ab 2. Dezember wird Peter Keller, Ober-Bauleiter des Mannheimer Kongresszentrums, nachts wieder ruhig schlafen können. Nach fast zwei Jahren. „Die Eröffnung des Kongresszentrums am 1. Dezember wird noch mal spannend. Erst wenn alles geklappt und technisch funktioniert hat, der Strom nicht ausgefallen ist – dann entspanne ich mich“, sagt Peter Keller. Der Architekt des Mannheimer Planungsbüros Schmucker & Partner trägt nichts tig gebaut wurde und der Baufortschritt gemäß dem Terminplan Geringeres als die Gesamtverantwortung für die Großbaustelle erfolgt– der ganz normale Wahnsinn eben!“ Wenige Tage vor dem des m:con Congress Centers Rosengarten, die ihm mit dem behörd- Ende der Bauarbeiten stand fest, dass die Marmor-Lieferung aus lichen Baufreigabeschein erteilt wurde. Auf dem roten Punkt des Österreich nicht rechtzeitig eintreffen würde. Die Firma hatte die Scheins prangt sein Name. „Wir haben die Verantwortung für die Fristen ignoriert. In solchen Momenten bleibt der Ober-Bauleiter Sicherheit auf der Baustelle. Als die Gerüste im September abgebaut cool und reagiert entschlossen: Kurzerhand wurde ein Mannheiwurden, habe ich angefangen, wieder tiefer zu schlafen“, erzählt mer Unternehmen mit dem Transport beauftragt und holte den Peter Keller. „Es ist ein irrer Druck, der auf einem lastet“. Die exklusiven Stein für die WC-Anlagen im Zwischengeschoss aus Arbeiten auf dem 22 Meter hohen Gerüst bergen trotz hoher Sicher- dem benachbarten Ausland. Das kostet Nerven. „Am Bau klappt heitsanforderungen die größten Risiken auf der Baustelle. „Ich nie alles, sonst bräuchte man uns Bauleiter nicht. Was schief gehen bin ein Überzeugungstäter und will mit den Kollegen ein wun- kann, geht schief“, meint Peter Keller, halb im Scherz. Einmal pro derschönes Haus bauen. Das motiviert mich, dann weiß ich, dass Woche trafen sich alle Firmen, die am Erweiterungsbau beteiligt waren, zur Baubesprechung. „Die Fachplaner müssen wie ein sich die Hektik gelohnt hat“, resümiert der 54-Jährige. Seit März 2006 gab es keinen Tag, den er nicht auf der Bau- riesengroßes Orchester koordiniert werden, damit sie vernünftig stelle verbrachte. Als Bauleiter vor Ort musste Peter Keller auf zusammenspielen.“ Um Dampf abzulassen und Stress abzubauen, alles ein Auge haben – vom ordnungsgemäßen Stahlbau über die joggt Keller regelmäßig auf Langstrecke am Neckar entlang. Waschtische der Toilettenräume bis hin zum richtigen Einbau Richtig durchatmen wird Peter Keller erst Anfang Januar, der Steckdosen. „Meine Bauleiter und ich sind für alles zuständig dann werden auch die m:con-Mitarbeiter ihre neuen Büros im und müssen dafür sorgen, dass die Pläne und Vorgaben 1:1 in der neuen Kongresszentrum beziehen können. vorgesehenen Qualität umgesetzt werden“, so Keller. „Wir machen Der Erweiterungsbau faszinierte Keller streckenweise sehr: Qualitätskontrollen, Maßprüfungen und schauen, ob alles rich- „Wie die gewaltigen Stahlträger an Kränen herumgeschwebt sind seite 12

Die neue Dimension der Wirtschaftkraft 22.000 qm Business und Perspektiven

Rosengarten

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Der Bauplan: Am Ende der Arbeiten sah er etwas mitgenommen aus.

und der Rohbau errichtet war, das war sehr beeindruckend“, erzählt Keller. Obwohl der Architekt selbst schwindelfrei ist und für Bauabnahmen auf Stahlträgern und Gerüsten herumklettern muss, begeisterte ihn die Arbeit auf dem hohen Gerüst. “Die Handwerker schraubten und bohrten im hohlen Luftraum, der kreuz und quer von Rolltreppen durchzogen war.“ Auch nach dem Ende des Erweiterungsbaus hat Peter Keller noch alle Hände voll zu tun: „Das Projekt wird mich noch eine Weile begleiten, denn wir rechnen für den Bauherren das Haus mit allen beteiligten Firmen ab“, erklärt Keller. „Da brauchen Sie einen langen Atem“. Aber den hat der Ober-Bauleiter ja bereits während der vergangenen zwei Jahre bewiesen.

Der Bauleiter: Joachim Kille



Joachim Kille hat das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten förmlich wachsen sehen. Als verantwortlicher Bauleiter für Rohbau und Fassade der Firma Diringer und Scheidel verfolgte und verantwortete der 52-Jährige jeden Bauabschnitt des Kongresszentrums vor Ort. „Es ist ein sehr außergewöhnliches Bauvorhaben“, so das Resümee des Bauleiters. „Die größte Herausforderung bestand darin, die Bauarbeiten bei laufendem Veranstaltungsbetrieb auszuführen.“ Ein hohes Maß an Koordination und detaillierten Absprachen mit Veranstaltern und dem Betreiber m:con seien in den heißen Bauphasen unverzichtbar gewesen. Mit Beginn des Rohbaus im März 2006 verbrachte Kille jeden Tag und einen Großteil der Wochenenden auf der Baustelle. „Zu der Zeit wurde es richtig hektisch. Der Stahlbau und die Fassaseite 14

denarbeiten waren sehr kompliziert“, so Kille. 4,5 Millionen Euro kostet laut Kille allein die Fassade des Gebäudes. „Das macht man nicht alle Tage“. Zehn Monate nach dem Rohbau-Beginn nahm der Erweiterungsbau des Kongresszentrums Gestalt an, erinnert sich der Bauleiter: „Der schönste Moment für mich war, als Ende Januar 2007 der Stahlbau komplett fertig war und man erstmals erkennen konnte, wie toll das Gebäude aussehen wird.“ Die Bauarbeiten an der Fassade des erweiterten m:con Congress Center Rosengarten dauerten dennoch ein Jahr länger als eigentlich geplant: Eine der Zulieferfirmen hatte sich laut Kille „übernommen“, so dass das Fassadenglas nicht termingerecht eingesetzt werden konnte. Als es dann soweit war, krönten die Fassadebauer innerhalb von sechs Wochen das Gebäude mit der charakteristischen Glasoptik: Mit Hilfe von speziellen Saugnäpfen waren die über 500 Kilogramm schweren und vier Zentimeter dicken einzelnen Glasscheiben in die Rahmen eingesetzt worden. Eine komplizierte und filigrane Arbeit, die Umsicht verlangte. „Wir haben natürlich Spezialglas verwendet – im unteren Scheibenbereich ist das Glas besonders widerstandsfähig, im oberen Bereich wurde Sonnenschutzglas eingesetzt,“ erklärt Kille. „Das Licht wird gefiltert, Strahlung und Wärme abgehalten“. Der Hörsaal wird im Januar mit Jalousien bestückt. „Die Großzügigkeit der Foyers hätte ich mir so nicht vorgestellt, das ist wirklich enorm. Mein persönliches Highlight ist der neue Hörsaal mit seinen tollen Ledersesseln“, meint Kille begeistert. Für die jetzt wieder frei verfügbaren Wochenenden plant Joachim Kille Erholung. Vielleicht Fahrradfahren. „Mit dem Fahrrad fahre ich manchmal über die Alpen, dabei entspanne ich am besten“.

Der Statiker: Werner Clemens



Werner Clemens hat seit 2005 hunderte Stunden auf der Baustelle verbracht. Der Statiker des Mannheimer Ingenieurbüros Herzog und Partner hat den Erweiterungsbau aus Stahl und Beton exakt berechnet, die Lasten geprüft und praktikable Lösungen für das gigantische Gewicht gefunden. „Ich war zu einhundert Prozent in die Bauarbeiten eingespannt, mit vielen Überstunden und wenig Urlaub.“ Der 50-Jährige ist einer von acht Mitarbeitern der Firma Herzog und Partner – darunter Bauingenieure, Konstrukteure und Zeichner – die mit der Statik des Baus beauftragt waren. Allein 300 Mal sei er seit Baubeginn im Sommer 2005 auf der Baustelle gewesen. „Nach über zwei Jahren wächst man mit dem Gebäude zusammen und kennt jeden Winkel“, meint Clemens. Die Grundlagen der statischen Berechnungen stehen noch in seinem Büro: 31 Aktenordner gefüllt mit Bestandsunterlagen des „alten“ Gebäudes, Plänen und statischen Berechnungen. „2004 haben wir uns fast ein Jahr lang mit Machbarkeitsstudien und Vorüberlegungen beschäftigt, haben geprüft, was geht und was

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nicht“, erklärt Clemens. Das Ergebnis war, den Pfeilern in der Tiefgarage im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle zu geben – die Hauptrolle nämlich. Eine einzelne Stütze hält nun über 200 Tonnen Gewicht des „neuen“ Kongresszentrums. „Auf den Stützen der Tiefgarage ruht der komplette Oberbau mit seinen 22 Metern Höhe“, erzählt der Statiker begeistert. „Das hält!“ Das Besondere: „Auf diese Weise haben wir nicht einen Kubikmeter Beton für Fundamente gebraucht.“ Im Sommer 2005 waren zunächst die Stützen in der m:conTiefgarage verstärkt und zusätzliche Stützen eingezogen worden. „Das ist die beste und kostengünstigste Lösung gewesen, außerdem wird die Tiefgaragenfunktion nicht unnötig beeinträchtigt“, sagt Clemens. Auch in den Foyers stehen schlanke Pfeiler. Eine elegante Lösung, wie der Statiker meint. „Die größte Herausforderung war es, die Lasten so zu steuern, dass die Stützen nicht in den Sälen stehen“. Die großzügigen Foyers boten reichlich Platz – und praktisch sind die Stützpfeiler obendrein: Sie verbergen sämtliche Anschlüsse für die Ausstellungstechnik, die in die Pfeiler integriert wurden. Einmal während der Bauarbeiten fuhr dem Statiker dann doch ein Schrecken in die Glieder: Mitten in einer Bau-Besprechung wurde er vom Reinigungspersonal wegen eines vermeintlichen Risses im Boden alarmiert. „Das hat sich dann als Fehlalarm entpuppt“, erklärt Clemens. Der Bodenleger hatte die Bodenplatten im Foyer auf einer Seite etwas höher verlegt, während die andere Seite noch unbearbeitet war. „Das sah aus wie ein großer Riss“, lacht Clemens, der ein echter Fan des Erweiterungsbaus ist. „Mir gefallen am besten die Lufträume im Foyerbereich und die Rolltreppen.“

Rekord-Bauzeit: In nur zweieinhalb Jahren war der Erweiterungsbau des m:con Congress Center Rosengarten fertig.

Überbreite zum m:con Congress Center Rosengarten gebracht worden. Dafür gab es sogar „Begleitschutz“: Die Polizei eskortierte die Stahlträger bis zur Baustelle. „Das schwerste Einzelteil war ein Fachwerkträger, der vierzig Tonnen wiegt“, erzählt Kipp. „Für die Montage gab uns die Stadt Mannheim die Genehmigung, die Straße zu sperren.“ Kein Wunder, denn beim Abladen des Kolosses waren mehrere Spezialkräne und Lkw im Einsatz. Ein Team von zwölf Männern leistete Schwerstarbeit bei der insgesamt rund zehn Monate andauernden Montage bis Januar 2007. Um die gewaltigen Der Stahlbau-Ingenieur: Thomas Kipp Stahlträger zu befestigen, mussten rund 60.000 Löcher gebohrt und 30.000 Schrauben eingesetzt werden. Der Bauingenieur Thomas Kipp hatte die wohl „Der Clou war natürlich, dass das Kongresszentrum im Hoch„schwerste“ Aufgabe auf der Großbaustelle: Der betrieb weitergelaufen ist“, meint Kipp. So kam es vor, dass 25 42-Jährige Projektleiter der Stahlbaufirma Don- Tonnen Gewicht unbemerkt über den Köpfen der Kongressges GmbH plante und überwachte die Montage teilnehmer schwebten. Ein Highlight für Kipp: „Beim ersten der gigantischen Stahlbaukonstruktion, die Bauabschnitt mussten wir einen 25-Tonnen-Stahlträger in zwei das „Skelett“ des Erweiterungsbaus ist. „Für Teilen über dem Gebäude zusammen schrauben“, erzählt Kipp. die Konstruktion haben wir 2.500 Tonnen Stahl verbaut“, erzählt „Beide Elemente wurden von den gegenüberliegenden Seiten Kipp. „Das ist eine ziemlich große Menge – auch für unsere Verhält- mit Spezialkränen über das Gebäude gehoben, bei viel Wind in nisse.“ Der Diplom-Ingenieur arbeitet seit zehn Jahren für die Darm- Position gebracht und schließlich in der Mitte verschraubt. Das städter Stahlbau-Firma Donges. Kipp war von Beginn an in das Projekt war wirklich ein spektakulärer Moment!“. Die Kräne standen „Ausbau 2007“ eingebunden. „Meine Aufgabe war es auch, dafür zu 50 Meter vom Geschehen entfernt – da war vor allem Fingersorgen, dass die Stahlträger rechtzeitig in Mannheim sind.“ spitzengefühl nötig. Nach dem Startschuss für den Stahl-Rohbau im März 2006 fuhr Kipp bewahrt auch bei schwierigen Aktionen wie diesen einen Kipp ein bis zwei Mal pro Woche die rund 50 Kilometer auf die Groß- kühlen Kopf: „Es darf eben nichts passieren“, sagt der Ingenieur baustelle in die Quadratestadt. „Das Kongresszentrum war wegen lapidar. Strenge Arbeitsvorschriften sollen die Beteiligten schütder Logistik eine sehr komplizierte Bauaufgabe: Wir mussten in zen: Wird am Gebäude gearbeitet, darf kein Monteur darunter enger Absprache mit allen Beteiligten die Kran-Einsätze koordi- stehen. „Wenn eine Schraube mit einem Durchmesser von drei nieren und die gesamte Stahlmontage planen“, berichtet Kipp. In Zentimeter runter fällt, gibt es ein dickes Loch“, meint Kipp. den riesigen Hallen des Unternehmens waren die tonnenschweren Stahlelemente gefertigt und teilweise als Schwertransport mit



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Rosengarten

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Das „neue“ Kongresszentrum bei einem Gala-Event auf der Baustelle. Insgesamt besuchten rund 3.000 Gäste die m:con-Baustellenführungen.

Telefunken ins Haus, 1979 wurde er als Veranstaltungstechniker im damals noch städtischen Rosengarten angestellt. Schanze arbeitete in der Licht- und Tonregie. „Die Jahre waren ein Traum für mich“, meint Schanze. „Ich würde heute alles wieder so machen wie damals“. Der Privatier in spe kann sich heute sogar noch an das Handwerker-Essen erinnern, das es zum Abschluss der Bauarbeiten im Musensaal gab: Rouladen, Rotkraut und Kartoffelpüree. Die vergangenen zehn Jahre seien durch mehr Stress geprägt gewesen: „Die Veranstaltungen sind komplizierter und die Veranstaltungsdichte und die Ansprüche der Veranstalter höher geworden“, erzählt Schanze. „Die Entscheidung, das Gebäude zu erweitern war absolut richtig – wir hatten zu wenig Räume, um große Veranstaltungen parallel laufen zu lassen.“ Das Konzept des Erweiterungsbaus und dessen Umsetzung begeisterte ihn vom ersten Moment an: „Die Kunst, dem historischen Bau einen modernen anzugliedern, ist zu 100 Prozent gelungen.“ In den vergangenen Monaten war sein Arbeitstag auf der Baustelle von technischen Abnahmen, Mängelprüfungen oder Inspektionen bestimmt. „Das ist eine vielseitige Tätigkeit, die nie langweilig wird“, so Schanze. Rückblickend lobt Schanze vor allem das Verhältnis seines Arbeitgebers zu den Kunden: „Das m:con Congress Center ist keine Kongressfabrik. Das Verhältnis zu den Kunden ist sehr persönlich“, meint Schanze. Die feierliche Eröffnungs-Gala des m:con Congress Centers Rosengarten markiert einen Wendepunkt für das Kongresszentrum – aber auch für „Mister Rosengarten“, der nicht gerne in den Ruhestand geht: „Die Kollegen werden mir fehlen. Ich brauche Menschen um mich herum, das hatte ich im Rosengarten immer.“ Von Bauarbeiten hat Schanze trotz der Mega-Baustelle „Rosengarten“ nicht genug – sein Leben als Privatier startet er mit der Renovierung des eigenen Hauses.

Mister Rosengarten: Gernot Schanze

Der Techniker: Peter Seib

Gernot Schanze ist nach 28 Jahren im Unternehmen bei m:con eine Institution und besser bekannt unter dem Namen „Mister Rosengarten“. In den vergangenen Monaten war Schanze als m:con-Baubeauftragter der Ansprechpartner vor Ort. Die Großbaustelle war sein letztes Projekt. Seit seiner Pensionierung am 1. September stand „Mister Rosengarten“ „seinem“ Kongresszentrum als Berater zur Verfügung. „Der Rosengarten war meine Welt“, schwärmt der 65-Jährige, der jahrelang Leiter der Haustechnik im m:con Congress Center Rosengarten war. „Der Abschied tut mir sehr leid, denn der Rosengarten bedeutete für mich eine hundertprozentige berufliche Erfüllung. Ohne Wenn und Aber“, resümiert Schanze. „Wenn man jetzt im Fundament steht und das Haus wachsen sieht, das ist fantastisch“. Gernot Schanze hegt eine ausgeprägte Liebe zum Kongresszentrum – in den vergangenen 35 Jahren ist sie stets gewachsen. Bereits 1972 kam er als Vor-Ort-Haustechniker des Unternehmens AEG

Der Veranstaltungstechniker Peter Seib plante federführend die neue Technik des m: con Congress Center Rosengarten. „Wir arbeiten hier nach dem Motto: Geht nicht? Gibt’s nicht!“, betont Seib. „Das gilt auch für das Kongresszentrum: Wir haben heute das modernste technische Equipment, das der Markt zu bieten hat.“ Die Planung der Veranstaltungstechnik für das 22.000 Quadratmeter große Kongresszentrum war umfangreich – die Aktenordner füllen drei laufende Meter auf dem Sideboard in Seibs Büro. Der 52-Jährige hat langjährige Erfahrung, seit 1974 arbeitet er als Veranstaltungstechniker im Haus. Die monatelange Installation der High-Tech war nicht immer einfach: „Das Schwierigste war, den Altbau mit dem Erweiterungsbau zu verbinden“, erzählt der zweifache Vater. „Allein über den Mozartsaal laufen haufenweise Querverbindungen, die neu verknüpft werden mussten.“ Jetzt können Veranstaltungen aus dem Mozartsaal reibungslos in die neuen Säle des Erweite-



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Die neue Dimension der Begeisterung 22.000 qm Sternstunden und sinnliche Momente

Rosengarten

 06/Dezember 2007

Die neue Dimension der Perspektive 22.000 qm wachstumsstarke Aussichten

rungsbaus übertragen werden. Die jährlichen Hauptversammlungen großer DAX-Unternehmen und Kongresse mit mehreren tausend Teilnehmern profitieren von den neuen Video- und Tonleitungen zwischen den einzelnen Räumen und großen Sälen. Außerdem gibt es 1.500 Telefonanschlüsse im Kongresszentrum, sie sind über das Haus verteilt. „Wenn Parteitage stattfinden, wissen wir vorher nie, wo das Pressezentrum hinkommt“, erklärt Seib. „Da kann es passieren, dass wir 100 Telefonanschlüsse auf einen Schlag brauchen.“ Die Rekordzahl von 160 Telefonleitungen bei einer Aktionärsversammlung wurde bislang nicht getoppt. Das Entscheidende ist eben, auf alles eingestellt zu sein, weiß Seib. Der Techniker hat Vorsorge getroffen und so können Veranstalter, Tagungs- und Kongressgäste zukünftig auch 300 ISDN-Anschlüsse nutzen. Im Außenbereich des Gebäudes plante Seib neue und zahlreiche Anschlüsse aus Glasfaser für die TV-Übertragungswagen und Tourbusse von Musikbands. Auch die erweiterten Foyers, die als Ausstellungsflächen dienen, verfügen über Unmengen von Strom-, Video-, Telefon-, oder Medienanschlüsse. Alles präzise auf den Punkt geplant: „Bei Veranstaltungen müssen wir in den Foyers zukünftig noch höchstens zehn Meter Kabel verlegen“, erzählt Seib stolz. Die neue Ausstellungstechnik etwa ist in den Stützpfeilern der Foyers verborgen. Auch für die Techniker selbst bringt das neue Haus große Vorteile. Durch die vielen verschiedenen Räume fallen zeitraubende Rüstzeiten weg, Auf- und Abbau von verschiedenen Veranstaltungen laufen parallel. „Es wurden alle Voraussetzungen geschaffen, um den Technikern das Leben leichter zu machen“, so Seib. „Alles, was wir anfassen, ist in der Regel sehr schwer. Einzelne Kabel können bis zu 40 Kilogramm wiegen“. Als ein besonderes Highlight empfindet Seib daher die neuen, großen Lastenaufzüge, die vom Keller bis in die dritte Gebäudeetage führen. „Das ist wirklich herrlich.“

Der Objektmanager: Michael Schwarz



Michael Schwarz ist Objektmanager des „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten: Seit November 2006 verantwortet der 45 Jahre alte Mitarbeiter der MVV Energiedienstleistungen GmbH, die einen Teil des Facility Managements im m:con Congress Center Rosengarten übernommen hat, eine der wichtigsten Schnittstellen zwischen Technik und Verwaltung. Mitten im Baustellenbetrieb hat Michael Schwarz vor einem Jahr sein Büro bezogen und sich an die Arbeit gemacht. „Wir haben eine einjährige Start-Up-Phase hinter uns“, erklärt Schwarz. „Nachdem wir das Objekt frisch übernommen hatten, war es unsere Hauptaufgabe, das Haus kennen zu lernen und auf den ‚normalen’ Betrieb hinzuarbeiten.“ Keine einfache Aufgabe: Das permanente Zusammenspiel von Bauarbeiten und Kongressbetrieb stellte Schwarz und seine Mitarbeiter täglich vor neue Herausforderungen.

Glasklar: Ein Kongresszentrum der Superlative mit 22.000 Quadratmetern Platz für Tagungen, Kongresse und Events.

Ein langjähriger Vertrag zwischen dem Dienstleister WISAG, dem Energieversorger MVV und der m:con regelt das Facility Management im Kongresszentrum. „Die WISAG ist zuständig für die Gebäudetechnik, Bestuhlung, Reinigung und den Pfortendienst.“ Den größten Teil der Wartung übernehmen Schwarz und seine acht Mitarbeiter – darunter fünf Haustechniker – selbst. „Die meisten technischen Mängel beheben wir selbst, Schäden, die mit dem Bau zu tun haben, erledigen Spezialfirmen“, so Schwarz. Auch für die Wartungen der Rolltreppen und Aufzüge engagiert Schwarz Spezialfirmen. Einmal am Tag ist ein mehrstündiger Rundgang durch das ganze Gebäude fällig. Dann halten Schwarz und seine Mitarbeiter Ausschau nach Beschädigungen oder Mängeln. Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist natürlich vor und während des Kongressbetriebs erforderlich. „Es gibt zwei Blickrichtungen, die wir mit unserer Arbeit versuchen in Einklang zu bringen: Aus Sicht des Betreibers ist die Sicherheit der Gäste und Kongressteilnehmer am Wichtigsten, wie etwa der Brandschutz. Aus Sicht des Veranstalters stehen der Wohlfühlaspekt und die Atmosphäre im Vordergrund“, erklärt Schwarz. Die Sprinkleranlage werde wöchentlich getestet, ebenso die Fluchtwegbeleuchtung und die Belüftungsanlagen. Die Hälfte der Arbeitszeit verbringe er in seinem Büro, die andere Zeit nehmen Organisationsaufgaben und Inspektionen in Anspruch. Auch bei einem Großteil der Bauabnahmen war Schwarz mit von der Partie: „Unsere Aufgabe war es, sicher zu stellen, dass der Bau den Wünschen von m:con entspricht und dass alles funktioniert.“ Schwarz freut sich über die Fertigstellung des Kongresszentrums und den „normalen“ Arbeitsalltag ohne Bauarbeiten. Seine persönlichen Highlights im neuen Kongresszentrum: „Mir gefällt es besonders, dass die Foyers großzügig und lichtdurchflutet sind.“ seite 19

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Der Architekt „Ohne Herzblut geht es nicht“ Von Panja Schollbach

„Ein Kongresszentrum muss im Prinzip ein Alleskönner sein. Multifunktionalität und Flexibilität sind einfach zwingend“, betont Architekt Andreas Schmucker. Ein multifunktionales m:con Congress Center Rosengarten, das war die Vision des 50 Jahre alten Mannheimer Diplom-Ingenieurs. Mit dem 22.000 Quadratmeter großen Erweiterungsbau hat er diese Vorstellung realisiert: „Ein Kongresszentrum muss einen Vortrag genau so perfekt abbilden können wie ein Bankett oder eine Firmenpräsentation, eine Dichterlesung ebenso wie ein Kammerkonzert.“ In Zukunft gibt es fast nichts, was im m:con Congress Center Rosengarten nicht veranstaltet werden könnte, sagt der Generalplaner des Erweiterungsbaus.

Das multifunktionale „neue“ Mannheimer Kongresszentrum entsteht.

Die Glasfassade bietet einen sensationellen Blick auf den historischen Altbau und die grüne Friedrichsplatzanlage.

Andreas Schmucker ist Architekt mit Leib und Seele: „Ohne Herz- in Spanien, Italien und überall in Deutschland besucht. Was er blut geht es nicht“, meint Schmucker. Teamgeist, Leidenschaft dort sah, wurde seinen Ansprüchen an Komfort und Lichtdesign und dazu eine flache Hierarchie seien das Erfolgsgeheimnis des nicht immer gerecht. „In den meisten Kongresszentren hatten Mannheimer Architektenbüros. Es wurde 1932 von Schmuckers die Teilnehmer keine Möglichkeit, in den Konferenzpausen hinGroßvater Wilhelm gegründet. In den vergangenen Jahrzehnten auszuschauen“, sagt Schmucker. „Das ist uns als großes Manko erwarben sich die Mannheimer Architekten internationales aufgefallen“. Gleichzeitig gab es zu wenig Räume und AusstelRenommee im Klinikbau. Zu den größten Projekten der vergan- lungsfläche im bisherigen m:con Congress Center. Das wollten genen Jahre gehört die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik die Planer ändern – das Licht, der Ausblick aus der Glasfassade, Ludwigshafen, das Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn, sowie eine Vielzahl neuer Tagungsräume und drei große Säle wurden das Frau-Mutter-Kind-Zentrum in Berlin-Neukölln. zum wesentlichen Stilmittel des so genannten „Haus-in-HausSchmucker liebt Details aus hochwertigem Material. Der Archi- Konzeptes“. tekt verwirklicht nicht nur Großprojekte. Mit Liebe zum Detail „Es war uns wichtig, auch so genannte Break-Out-Räume für und ausgefallenen Kreativ-Ideen entwirft Schmucker auch Privat- die Kongress-Workshops zu schaffen, und damit viel Platz für villen – das ist selten geworden in der Branche. Viele Entwürfe Arbeitsgruppen“, meint der Architekt. „Wenn man im Manndes Planerbüros sind preisgekrönt: Die baden-württembergische heimer Kongresszentrum in der Pause rausgeht, dann hat man Architektenkammer zeichnete dieses Jahr zwanzig beispielhafte diese tolle Aussicht auf den Friedrichsplatz“, erklärt Schmucker. Bauten aus den Jahren 2001 bis 2007 in Mannheim aus – fünf davon „Die Multifunktionalität des Hauses, das schnelle Umschalten Kreationen aus dem Hause Schmucker und Partner. von Kongressbetrieb auf Abendveranstaltung und die sensatioVor allem in den Erweiterungsbau des Mannheimer m:con nelle Lage am Friedrichsplatz wären eine Herausforderung für Congress Center Rosengarten floss viel „Herzblut“ – angefangen bei jeden Architekten gewesen.“ Die Planung war hart. „Wir haben der Planung des zweieinhalbtausend Tonnen schweren Stahlbaus die größten Probleme beim Bau gehabt, weil es für m:con so gut bis hin zur fein abgestimmten Innenausstattung: Die Lounge ist läuft – die Baumaßnahmen während des laufenden Betriebs waren ein Schmuckdetail des Erweiterungsbaus, ausgestattet mit rotem die Hölle.“ Naturstein, der eigens aus Persien angeliefert wurde. Wie eine Hinter dem Architekten liegen anstrengende Monate, ein Wellness-Oase bildet die Lounge „einen wichtigen Kontrapunkt zu Team aus 25 Mitarbeitern feilte am Konzept: „Wegen der knapdieser coolen und nüchternen Kongresswelt“, erklärt Schmucker. pen Zeit, die wir hatten, waren wir noch mit dem Entwerfen „Wenn man sich zurück zieht um geschäftliche Gespräche zu füh- beschäftigt, als das Bauen schon begonnen hatte“, bekennt der ren und Kaffee zu trinken, muss man sich fallen lassen können“. Architekt. „Wir haben im Untergeschoss die Stützen eingebaut, Viel dunkles Holz, warme Farben, roter Naturstein und goldene das Gebäude ertüchtigt und längst noch nicht gewusst, wie die Wände bestimmen die Atmosphäre. Allein zwanzig Tonnen roter Kaffee-Lounge aussehen wird.“ Ein Glücksfall, dass Schmucker die Travertin wurden hier verarbeitet. Generalplanung des Baus oblag. 100 Profis, vom Statiker über den Für die Planung des Kongresszentrums ist Andreas Schmucker Stahlbau-Ingenieur bis hin zum Bauarbeiter, hörten auf sein Kommit seinem Team quer durch Europa gereist, hat Kongresszentren mando. „Wir als Architekten sind Teamplayer: Ein miteinander seite 20

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Die Möglichkeiten Inspiration für Kommunikation Von Joachim Grafen

Die Vision erlebt ihre bauliche Umsetzung nicht nur in der neuen Kongress-Etage: lichte Weite und schier unglaubliche Blickachsen; Eindrücke, die aus allen Modellen und Renderings doch nur zu erahnen waren. Allein die ästhetischen Möglichkeiten, die sich neben den praktisch-logistischen schon bei einer Ausstellungs-, Catering- oder Bankettplanung ergeben (wo sich die neuen Foyers ja bereits bei Kongressen, Hauptversammlungen und Galas bestens bewährt haben), große Flächen anbieten zu können, ohne gesichtslose „Hallen“ zu präsentieren, integriert und nicht fernab des Kongressgeschehens, dürften einzigartig in Deutschland sein. Ebenso wie die Möglichkeit, Termine im Haus parallel zu besetzen – vorgegeben durch das gleichsam im laufenden Betrieb und nicht am Reißbrett geplante, somit praxisnah durchdachte Architekten-Konzept des Ausbaus, vorgegeben aber auch durch die Baugeschichte des Rosengarten. Seine in nun über 100 Jahren harmonisch an- und ineinandergewachsenen aber dennoch eigenständigen Bauabschnitte ermöglichen es, diversen Veranstaltungen ihre eigene Welt zu bieten. Man weiß sich nicht allein im Haus, tritt einander aber auch nicht auf die Füße und behält die Möglichkeit, sich ganz eigene Event-Atmosphären zu schaffen. Gerade auch für die vielen kulturellen Veranstaltungen, die dem Rosengarten insbesondere als Konzert-Ort weltweit Renomee verliehen haben, eine große Perspektive, stehen sie nun doch nicht mehr in räumlicher „Konkurrenz“ zu den Kongressen und Corporate Events. Letztere wiederum profitieren von einer optimalen technischen Ausstattung und Logistik. Kommunikation wird hier auf höchstem Niveau inspiriert, emotional wie rational. Großartige Möglichkeiten also für das Event-Management im und auch mit dem Team vom m:con Congress Center Rosengarten. Offener, freier und architektonisch reizvoll strukturierter Raum eröffnet allerbeste und faszinierende Perspektiven.

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entworfenes Ganzes ist der Schlüssel zum Erfolg eines Gebäudes. Man kennt die Anforderungen eines Projektes und kann sich das Team perfekt zusammenstellen.“ Das Thema Licht zieht sich durch das gesamte architektonische Konzept. Mit den „Lichtkissen“, die der Architekt zusammen mit den Heidelberger Lichtplanern Belzner Holmes entworfen hat, ist er der Tradition seines Vaters gefolgt, dem Planer des Mozartsaales. Tausende Glühbirnen hatten die Veranstaltungen der vergangenen dreißig Jahre im Rosengarten erhellt – das wird in Zukunft fortgeführt. Nach den Entwürfen von Karl Schmucker senior war 1972 der Mozartsaal gebaut worden. Der Raum zählt auch heute noch akustisch zu den Top-Sälen in Europa, bleibt auch nach dem Erweiterungsbau der größte im m:con Congress Center Rosengarten. Karl Schmuckers Sohn Andreas hat den Saal etwas „entstaubt“, wie er sagt, die Sitze aufgepolstert und neuen Teppich verlegen lassn. Das 70er-Jahre-Inventar ist nach dem Innenausbau ganz verschwunden und hat einem modernen Licht- und Farbkonzept Platz gemacht. Auch hier wird auf Multifunktionalität gesetzt: In das Haus wurden wandelbare Lichtsysteme integriert. „Tagsüber kann man das Kongresszentrum taghell ausleuchten, abends muss man nur auf den Knopf drücken, um eine festliche Beleuchtung zu haben.“ Ausgefeilt ist das Konzept in jeder Hinsicht: „Der Clou am Haus ist, dass sich auf der Zwischenebene – in Höhe des Übergangs zum Dorint Kongress Hotel – das ganze Wege-System des Hauses umdreht“, erklärt Schmucker. Die Teilnehmer betreten das Kongresszentrum zunächst durch den historischen Altbau, den Rosengarten, der vom Wahrzeichen der Stadt, dem Wasserturm wegführt. Die Rolltreppe des Glasbaus führt die Teilnehmer dann direkt wieder auf die historische Anlage zu. Die Glasfassade bietet einen sensationellen Ausblick auf den historischen Platz mit Wasserspielen und Grünanlage. Dieser Faszination erlag auch der Profi: „Das erste Mal mit der Rolltreppe hochzufahren, der Ausblick auf den Wasserturm und der blaue Himmel durch das Glasdach – das war für das ganze Team ein wirklich schöner Moment!“ Erst nach einer reibungslosen Einweihung des neuen Kongresszentrum werde eine große Last von seinen Schultern fallen, meint Schmucker. Eines der Highlights des Erweiterungsbaus hat der 50-Jährige bereits erlebt: „Das Richtfest war erhebend. Es ist auch für uns etwas Besonderes, wenn die großen Gerüste rauskommen“, so Schmucker. „Aufgrund unserer Erfahrung und der Computer- und Arbeitsmodelle können wir uns erst entstehende Gebäude natürlich besser vorstellen als Laien. Aber es ist ein tolles Gefühl, wenn man zum ersten Mal in dieser großen Halle steht und zwanzig Meter nach oben schaut!“ Am besten gelungen, so der Planer, sei die offene Atmosphäre, der Außenbezug und die Multifunktionalität des neuen Kongresszentrums. „Mit dem erweiterten m:con Congress Center Rosengarten wurde eine Immobilie geschaffen, mit der sich m:con am Markt gut positionieren kann.“

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Die Überflieger Kunst, die sich nützlich macht: Hightech-Stühle Von Sabine Latorre (Text) und Jadranka Celik (Fotos)

Möchten Sie mal so richtig intelligent sitzen? Dann nehmen Sie bitte Platz auf dem Stuhl-Modell „Rosengarten“: Jürgen Dreher und Günter Kopf verpassten dem exklusiv designten Sitzmöbel ein kleines, aber feines elektronisches Gehirn – das ist Weltpremiere. Die beiden Herren geben sich locker im schicken schwarzen Anzug, lachen gerne, argumentieren noch lieber und geraten ins Schwärmen, wenn man sie auf ihre neueste Erfindung anspricht: Stühle, die „denken“ können. Oder zumindest auf einem Display Nummern, Logos, Namen oder Fotos anzeigen: „Alles, was man auf einem Laptop eingeben und zum Stuhl funken kann“, erklärt Jürgen Dreher.

hielt uns sogar für verrückt“, grinst Dreher lausbubenhaft. Das aber ist er ganz und gar nicht – ebenso wenig wie Produktmanager Günter Kopf, sein Kollege: „Wir haben unsere Idee innerhalb eines halben Jahres realisiert“, erzählt er. Und jetzt steckt das digitale Know-how im Stuhl-Modell „Rosengarten“ – satte 7750 Mal. Denn so viele Sitzgelegenheiten lieferte Möbelspezialist Hiller nach Mannheim.

Mit seinem lockigen halblangen Haar sieht der geschäftsführende Gesellschafter des Möbelherstellers Hiller aus Kippenheim wie ein Künstler aus. Doch unter dem Wuschelkopf steckt ein cleverer Geschäftsmann: „Wir sind die ersten, die frei stehende Stühle mit einer Elektronik versehen“, erklärt er. Das sei „absolute Weltpremiere“. Natürlich hat man sich die Idee patentieren lassen. Was Michel Maugé, Chef des m:con Congress Center Rosengarten, sofort begeisterte, stieß am Anfang bei Zuhörern auf große Skepsis: „Man

Dabei wusste man hier zunächst nichts von den Raffinessen des Stuhls: Das Modell musste – wie das der Konkurrenten – erst einmal durch seinen Nutzen und seine Optik überzeugen. Ist das Modell stapelbar? Lassen sich die Stühle miteinander verketten? Sitzt man auch bequem? Lässt sich das Polster leicht reinigen? Und – sieht der Stuhl gut, ja außergewöhnlich elegant aus und passt er sowohl in den historischen wie in den modernen Rahmen des Hauses? „Die zeitlose, schlichte Eleganz der Form macht seite 23

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unseren Stuhl durchaus zum Klassiker“, argumentiert Kopf. Fast liebevoll fährt seine Hand an den eleganten Kurven des Möbels entlang. Nur edles Material ist hier verarbeitet: „Edelstahl, Aluminium, hochwertige Baumwolle“, zählt der Manager auf. Alles Hightech, alles funktional: Schließlich soll der Stuhl mindestens zehn Jahre halten. Funktion und Funktionalität haben die beiden Möbelprofis aus der Luftfahrt abgeguckt: „Wir nutzen die gleichen Konturen, die gleiche Formensprache“, sagt Dreher. Also ein „aerodynamischer Stuhl“, quasi aus dem Windkanal? Produktmanager Kopf: „Das Aluminiumprofil des Stuhls erinnert an den Flügel eines Flugzeuges. Da hat uns der Laminarstrom inspiriert.“ Auch in der Konstruktion lehnt man sich an die allerneuesten Techniken der Luftfahrt an: So sind alle Verbindungen geklebt und nichts mehr geschraubt. Nur – was ist daran vorteilhaft? Das zeigen die Herren nur zu gerne. Zum Beispiel ist der Boden uneben, wie das bei Natursteinen oft der Fall ist. Kein Problem: Man setzt sich einfach hin, der Stuhl verdreht sich für den Sitzenden unmerklich und schon stehen alle vier Beine fest auf dem Boden. „Da kippelt nichts mehr“, versichert Kopf. Nach dem Aufstehen springt der Stuhl wieder zurück in seine ursprüngliche Form. Damit der Stuhl aber nicht nur den herben Charme eines praktischen Utensils hat, verlieh ihm der österreichische Designer Michael Morton Neumayr, der inzwischen in New York lebt, das „nötige Etwas“: „Wir arbeiten schon sehr lange mit ihm zusammen, das klappt prima“, meint Dreher. Obwohl der Vorgang schon aufwändig ist: Ständig gehen neben Emails handgemalte Skribbels und die ersten zusammengebauten Prototypen via Flugzeug hin und her. Gleich neun unternehmenseigene Entwickler ließen ihre Ideen ebenfalls in das Objekt einfließen. Das Ergebnis? „Kunst, die sich nützlich macht“, sagt der Chef wie aus der Pistole geschossen. Natürlich musste man sensibel vorgehen, um das designte Kunstwerk am Ende nicht durch die eingebaute Technik – ein Display in der Stuhllehne oder Akkus in den sogenannten „Masterstühlen“ – zu zerstören: „Da hat es viele Diskussionen zwischen uns und dem Designer gegeben“, räumt er ein. Damit die nötige Elektronik möglichst unsichtbar bleibt, sorgten Dreher und sein Team für eine dezente Verschalung. Im Nu dreht der Chef ein Sitzmöbel um: „Sehen Sie? Sogar von unten sieht man dem Stuhl nicht an, was darin steckt!“ Das allerdings sollte man ihm nicht nachmachen. Denn erstens sind die Stühle bei Veranstaltungen miteinander verbunden und zweitens bringt Stuhl „Rosengarten“ satte neun Kilo auf die Waage. Warum ist das zarte Ding denn so ein Schwergewicht? „Na, es muss ja einiges aushalten“, antwortet Kopf. Ein Gewicht bis seite 24

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Weltpremiere: Die zündende Idee für die Hightech-Stühle hatten Jürgen Dreher und Günter Kopf. Das Stühle-Styling kommt aus New

240 Kilo trägt das so leicht aussehende Modell locker. Und käme jemand auf die Idee, auf dem Stuhl (verbotenerweise) zu hopsen, dürfte er auch noch 180 Kilo auf den Rippen haben. Mehr Kopfzerbrechen als die Statik machte den „Stuhlmachern“ aber das Zeitproblem: „Als wir die Bestellung über die 7750 Stühle bekamen, hatten wir noch genau sechs Monate Zeit, um sie zu fertigen“, erzählt Dreher. Unmöglich? Nicht für Möbelhersteller Hiller: Ihre Zulieferer sitzen zum Glück in Deutschland, fast alles wird im Hause selbst hergestellt. Allerdings musste man für viele Details erst eigene Werkzeuge anfertigen, ein kompliziertes und teures Verfahren. Aber am Ende hat alles rechtzeitig geklappt und die beiden Männer sind mit ihrem Werk sehr zufrieden.

Jürgen Dreher ist geschäftsfüh­ render Gesellschafter der Hiller Gruppe in Kippenheim. Sein Kollege Günter Kopf steht ihm als Produktionsmanager zur Seite. Das familiengeführte Unternehmen ist auf äußerst haltbare Möbel spezialisiert. Pro Jahr fertigen die 200 Mitarbeiter 45.000 Tische und 240.000 Stühle. Damit erwirtschafteten sie im Jahr 2006 einen Umsatz von 30 Millionen Euro. Die Fertigung erfolgt ausschließlich in Deutschland und Österreich. Mehr Infos unter www.hiller-moebel.de.

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Der Techniker I „Idealer Raum für das Lernen“ Von Stefan Kern

Noch heute, kurz vor Abschluss der Ausbauarbeiten im m:con Congress Center Rosengarten, merkt man dem Projektplaner für Bühnentechnik, Beschallungsanlage und Projektionstechnik von „theater projekte, daberto + kollegen“, Ulrich Zimmermann, den Respekt vor der großen Aufgabe an. Ganz besonders die Koordinierung der technischen Bauarbeiten und des laufenden Kongressbetriebs war für den Planer und sein Team „herausfordernd und einmalig in unserer über 20-jährigen Unternehmensgeschichte. Das war ohne Frage eine so noch nie dagewesene logistische und bauzeitliche Herausforderung.“



Vor allem der Mozartsaal – von den Baumaßnahmen im „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten eigentlich nur bedingt betroffen – bereitete Ulrich Zimmermann einiges an Kopfzerbrechen. „Dass es hier gelang, den Betrieb aufrecht zu erhalten und die Termine des Bauplans ‚annähernd genau’ einzuhalten“, erfüllt den Projektleiter kurz vor dem Ende der Arbeiten dann doch mit großer Zufriedenheit. Bereits Ende 2003 begannen „daberto + kollegen“ mit den umfangreichen Planungen für den Neubau in Mannheim. Dabei war die Firma aus München für die Planung und Bauüberwachung von drei technischen Bereichen verantwortlich. An Bühnentechnik installierten „daberto + kollegen“ im Arnold-Schönberg-Hörsaal ein Podium inklusive Zuganlage für Scheinwerfer und Dekorationsmaterial. Die Bühne kann mittels eines Gas-FederDruck-Systems per Hand stufenlos über eine Höhe von 90 Zentimetern gefahren werden. „Ideal und einfach für alle Ansprüche der Vortragenden.“ Darüber hinaus wurden Transportlifte in die verschiedenen Säle installiert, um Stühle oder anderes Gerät einfach und ohne großen Zeitverzug transportieren zu können. In Sachen Medientechnik ist Zimmermann vor allem auf die Diskussionsanlage im Arnold-Schönberg-Hörsaal stolz. Genau 432 Diskussionssprechanlagen, jeweils bestehend aus einem Mikrofon und Kopfhörern für die Dolmetscher, sind in dem Raum verteilt, so dass jeder Kongress-Teilnehmer von seinem Platz aus an der Diskussion teilnehmen kann. „Ohne Frage unser technisch seite 26

anspruchvollstes Teilprojekt im Rosengarten.“ Auch deshalb, weil es hier gelang, ein ganz neues und bisher weltweit einzigartiges Login-System zu verwirklichen. Ab Dezember können sich die Kongressteilnehmer mittels eines RFID-Chips an der Diskussionsanlage anmelden, das heißt, dass die jeweilige Diskussionssprechanlage über den Chip den Kongressteilnehmer erkennt und automatisch auf Betriebsmodus geht. „Diese Chips bedeuten in Sachen Effizienz für Kongressabläufe eine kleine Revolution.“ Denn auch die generelle Zugangsberechtigung kann mit diesem RFID-Chip ganz einfach gestaltet werden. „Das manchmal mühsame Suchen und Herauskramen der Zugangsberechtigung entfällt komplett, so dass auch Warteschlangen der Vergangenheit angehören dürften.“ Schwierig ist bei solchen Anlagen immer die Verständlichkeit der einzelnen Gesprächsteilnehmer. Ziel jedes Planers, so Zimmermann, „ist die Gleichmäßigkeit des Lautstärkepegels, damit auch wirklich jeder alles versteht.“ Geplant wurde die Beschallungsanlage für das „neue“ m:con Cogress Center Rosengarten anhand eines aufwändigen Computermodells. Dadurch konnten schon vor Fertigstellung der Räume die Anforderungen und die genaue Aufteilung der diversen Lautsprecher berechnet werden. Trotzdem ist der Planer Zimmermann ziemlich gespannt auf den ersten Praxistest. „Die exakte Berechnung und Planung ist das eine, der Betrieb der Anlage unter realen Bedingungen ist eine ganz andere Sache.“ Fast schon eine Kleinigkeit war dagegen der Bau einer Notfallwarnanlage für das gesamte Haus. Dabei wurden im gesamten m:con Congress Center Rosengarten Lautsprecher installiert, um

Anspruchsvoll und komfortabel: Hightech und bequeme Ledersessel bestimmen den neuen Hörsaal Arnold-Schönberg.

Gäste und Besucher rechtzeitig vor möglichen Gefahren warnen zu können. Auch in Sachen Projektionstechnik zeigte sich der Projektplaner aus München sehr zufrieden von dem erzielten Ergebnis, wurde doch im Hörsaal eine fest installierte Dreifach-Projektion verwirklicht. Mit dieser Anlage, im Grunde ein äußerst aufwändiges Bild-Mischsystem, können verschiedene Bilder – oder auch nur eines – über drei Beamer an die Wand geworfen werden. „Ein entscheidendes Detail“, so der Planer, sei der Mensch doch ein visuelles Wesen und nehme Informationen hauptsächlich über’s Auge auf. „Lernen wird so zu einem Fest für die Sinne!“ Im Gustav-

Mahler- und im Alban-Berg-Saal griffen die Planer auf Bewährtes zurück und installierten ein Projektionssystem, das sich dadurch auszeichnet, dass es einfach auf- und abzubauen ist. Neu im m:con Congress Center Rosengarten ist auch das TürDisplaysystem vor den einzelnen Sälen, das den Kongressbesuchern alle notwendigen Informationen wie beispielsweise die Art der Veranstaltung und die Dauer an die Hand gibt. Es steht außer Frage, dass Ulrich Zimmermann stolz auf das Erreichte ist. „Wir haben hier mit anderen zusammen einen idealen Raum geschaffen, in dem Menschen zusammenkommen und voneinander lernen können.“ seite 27

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Der Techniker II „m:con-Technik ist einen Schritt voraus – weltweit“ Von Sandra Pauli

„m:con ist ein absoluter Trendsetter! Der Rosengarten Mannheim ist weltweit das erste Kongresszentrum, das unsere neu entwickelte, innovative Konferenztechnik nutzt“, begeistert sich Andreas H. M. Martin von der Firma Brähler ICS Konferenztechnik International Congress Service AG.

Die neue Dimension der Innovation 22.000 qm für Wissenschaft und Forschung



„Die m:con-Technik ist nicht nur auf dem neu- Beim Kongressmanagement dient der RFID-Chip ursprünglich der esten Stand, sondern sogar noch einen Schritt Teilnehmerregistrierung und Autorisierung der Gäste. „Wir haben voraus.“ Andreas H. M. Martin muss es wissen: beides miteinander ‚verheiratet’“, so Martin. „Das Ergebnis ist Brähler ICS gehört weltweit zu den führenden ein echtes Hybridsystem, bei dem der Kongressteilnehmer kaum Herstellern von Veranstaltungstechnik. Das noch wahrnimmt, dass er mit dem Kongresshaus interagiert“, Unternehmen mit Sitz in Königswinter bei meint Martin. „Das bietet einen nie da gewesenen Komfort für den Bonn hat eine lange Liste wichtiger und renommierter Kunden Besucher. Mit dem personalisierten RFID-Chip werden Teilnehmer rund um den Globus: Den Hauptsitz der Vereinten Nationen in New in der Konferenzsituation sofort vom System erkannt.“ Personen, York, die Weltbank in Washington, die Europäische Zentralbank in die versehentlich im falschen Saal sind, bemerken dies gleich, da Frankfurt, die e.on-Hauptverwaltung in Düsseldorf oder auch die ihnen das digitale System den Zugang verweigert. Sobald der Konkanadische Regierung – um nur einige zu nennen. Für Global Player gressgast seinen Chip nahe genug an die Sprechstelle heranführt, wie diese könnte das m:con Congress Center Rosengarten in Mann- kann der Teilnehmer identifiziert werden. Der Chip fungiert wie heim künftig Modellcharakter haben: „Die Konferenztechnik im eine Art „Türöffner“ im Haus. Die Vorteile für den Betreiber m:con, Mannheimer Kongresszentrum übertrifft alle bisherigen Projekte der in Zukunft mehrere Veranstaltungen unterschiedlichster Art und ist genau das, was jedes moderne Center an Leistungsumfang gleichzeitig im Kongresszentrum beherbergt, liegen auf der Hand: bräuchte“, versichert Martin. Gerade im Bereich der Dolmetscher- „Der Betreiber m:con hat nur ein einziges Identifizierungssystem technik mit neuen Funktionalitäten und zeitgemäßem Design ist im ganzen Haus, das über Datenbanken verknüpft, letztlich einen Brähler führend, da viele Anregungen aus unterschiedlichsten deutlich verminderten Logistikaufwand und eine BetriebskostenKundenanforderungen eingeflossen sind. senkung bedeutet.“ Die anderen Säle des Kongresszentrums sind Die Firma Brähler ICS schneiderte m:con das digitale Konferenz- ebenso mit einer Grundausstattung mobiler Konferenztechnik aus system „CDSVAN“ (Congress Data System Virtual Audio Network) der CDSVAN-Reihe bestückt. Auf diese Weise muss das Bedienperindividuell auf den Leib. Weltpremiere hat diese Kongresstech- sonal nur auf ein System geschult werden, welches durchgängig nik im neuen Arnold-Schönberg-Hörsaal, der für 500 Teilnehmer im gesamten Haus Verwendung findet. ausgelegt ist. „Das Besondere ist, dass wir unsere bewährte KonInitiiert wurde die innovative m:con-Kongress-Technologie gresstechnik mit der RFID-Technologie verbunden haben.“ Diese vom Betreiber gemeinsam mit den Beratern: „m:con ist mit sei„System-Symbiose“ habe die Herstellerfirma Brähler auf Initiative ner revolutionären Vision und der Frage an uns herangetreten: der Veranstaltungstechniker von m:con erstmals umgesetzt, erklärt Lässt sich das realisieren?“ Ein Jahr lang wurde geplant, bis das Martin. „Es ist genau das richtige Produkt für die Kongressbranche Endprodukt aus der Taufe gehoben werden konnte. Brähler ICS mit ihren sich täglich ändernden Anforderungen.“ erhofft sich nun, dass das brandneue Produkt weltweit zum EinDie in die Hörsaaltische integrierten, volldigitalen CDSVAN- satz kommt und andere Häuser dem Vorbild m:con folgen werKonferenzsprechstellen ermöglichen unter anderem Simultan- den. „Bewährte Technik ist gut – aber es gibt immer noch bessere“, übersetzungen, rednergesteuerte Kameraführung und Abstim- erklärt Martin. „m:con hat sich für eine zukunftssichere Technik mungsfunktionen – vom Teilnehmer per Knopfdruck wählbar. entschieden!“ seite 29

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Der Banker Angetan von der „Strategie der Vorwärtsverteidigung“ Von Pascal Seifenprinz

Die Zahlen, mit denen Dirk Schuldes zu tun hat, haben in der Regel mindestens sechs Nullen: „Ab einem Volumen von fünf Millionen Euro wird es für uns interessant.“ Dirk Schuldes ist Banker. Dass Einfamilienhäuser nicht zu seinem Geschäft gehören, kann man erahnen. Er leitet das Center of Competence für Management-Immobilien bei der Eurohypo. Das Geschäft der größten Immobilienbank Europas beginnt beim Finanzieren klassischer 1.000Quadratmeter-Supermärkte und reicht über Ärztehäuser und Bürogebäude bis hin zu der O2 World in Berlin, der Allianz-Arena in München – oder dem m:con Congress Center Rosengarten in Mannheim. Schuldes: „Das ist für uns ein sehr prestigeträchtiges Projekt.“

Die Eurohypo ging aus der Fusion der seinerzeitigen Hypothekenbank-Töchter der Deutschen Bank, der Commerzbank und der Dresdner Bank hervor. Seit eineinhalb Jahren gehört die Eurohypo zum Commerzbank-Konzern. Das „Center of Competence für Management-Immobilien“ wurde vor elf Jahren gegründet. Schuldes und sein Team kümmern sich um die Analyse und Bewertung von Immobilienvorhaben, bei denen es sehr darauf ankommt, wer die Immobilie später betreiben wird und wie das Betreiberkonzept aussieht. Das sind beispielsweise Hotels, Krankenhäuser, Freizeitimmobilien wie Multiplex-Kinos, Leisure-Einrichtungen, Multifunktionsarenen oder Fitness-Anlagen – oder eben Kongresszentren wie der Rosengarten in Mannheim. Bei m:con hat Dirk Schuldes mit seinem Team die Businesspläne unter die Lupe genommen, sich die Wettbewerber angeschaut und geprüft, wie nachhaltig und sinnhaft die Cash-FlowAnnahmen sind. Dazu kam eine eigene Wettbewerbsanalyse: „Und natürlich haben wir auch auf die Gutachten zurück gegriffen, die für das Projekt ‚neues Congress Center Rosengarten’ vorlagen. Wir haben in der Eurohypo auch einen großen Stab an eigenen Gutachtern, die sehr schnell den Wert einer Immobilie ermitteln. Das ist ein großes Plus, denn damit sind wir in der Bewertung unseren Mitbewerbern meist voraus.“ Das m:con Congress Center Rosengarten wurde seitens der Eurohypo sehr genau unter die Lupe genommen. In die Entscheidung floss auch ein großes Maß an Erfahrung ein, die das Eurohypo-Team vor allem durch die Finanzierung – und Begutachtung – von Kongresshotels hat: „Auch wenn wir nicht alles auf dem Markt finanziert haben, so haben wir fast alle großen Projekte gesehen!“ Der Prozess hin zur Finanzierung des m:con Congress Center Rosengarten war für Dirk Schuldes gleich in mehrfacher Hinsicht seite 30

positiv: „Wir haben selten so eine große Transparenz erlebt, wenn es um den Ist-Zustand eines Unternehmens ging. In Mannheim gibt es keine Bürgschaft, weshalb für uns die Wirtschaftlichkeit, der Businessplan und das Knowhow des m:con-Teams ganz entscheidend war. Dazu kommt die Symbiose mit dem Dorint Kongress-Hotel, die hervorragend funktioniert.“ Das m:con Congress Center Rosengarten hat seine Nische für professionelle Großkongresse im Bereich Wissenschaft und Medizin gefunden und seine Marktanteile gesichert. Nicht viele Kongresszentren in Deutschland werden künftig bis zu 9.000 Teilnehmer so professionell und komplett bedienen können. „Besonders beeindruckend war für uns in Mannheim die Professionalität des m:con-Teams. Die Businesspläne waren sehr präzise, ebenso bekamen wir sehr schnell sehr detaillierte Antworten auf unsere Fragen.“ Von den vorgelegten Unterlagen und Zahlen ist Schuldes noch heute begeistert. Sein Fazit: „In Mannheim weiß man sehr genau, was man tut und warum man es tut.“ Für die Eurohypo ist die Finanzierung des „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten auch ein Prestige-Objekt. „Der Rosengarten ist sicherlich eines der wichtigsten Highlights von Mannheim. Aber es ist nicht nur ein Gebäude, sondern eine Event Location in bester Lage. Die Verkehrsanbindung – auch mit dem ÖPNV – ist ausgezeichnet, Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Die Stadt selbst liegt sehr zentral in Deutschland, Mannheim ist ein Knotenpunkt mit Sogwirkung. Die Immobilie selbst ist ein Eye Catcher, aber auch etwas, wo man gerne hingeht.“ Die technische Ausstattung, vor allem auch im neuen Teil des Hauses, sei durchdacht, insbesondere der High-Tech-Hörsaal: „m:con hat einfach gleich eine ganze Reihe von USP’s zu bieten.“ Dazu komme die Art, wie m:con seine Geschäfte betreibt: „Wir sind angetan von der Strategie der Vorwärtsverteidigung. m:con

„Ein sehr prestigeträchtiges Projekt“, sagt Banker Dirk Schuldes, der Immobilienvorhaben prüft.

dings nur bedingt politische Gründe: „Die Umwegrentabilität ist ein starker Faktor, der ein Kongresszentrum unabhängiger macht von der jeweiligen politischen Coleur. Für uns ist wichtig, dass das Haus regional stark integriert und akzeptiert ist.“ Das sei beim m: con Congress Center Rosengarten schon alleine an der Zahl der Hauptversammlungen abzulesen, die hier durchgeführt werden: „Dies ist sowohl regional als auch überregional ganz wichtig.“ Genau so wichtig ist aber auch der Markt – und vor allem, wie er sich in Zukunft entwickeln wird. „Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an Dienstleistungen, wie sie von m:con angeboten werden, steigt. Das Internet bietet zwar viele Möglichkeiten, die auch in der Kongressbranche Beachtung finden, aber die Faceto-Face-Kommunikation hat einfach eine ganz andere Qualität.“ Schuldes’ Prognose: „Der Markt wird weiter leicht wachsen, ist aber im Wesentlichen verteilt. Deshalb gefällt uns die Strategie von m:con. Ich glaube, am Ende werden vor allem die Stadthallen, die technisch nicht mithalten können, als Verlierer dastehen. Auch wir haben uns natürlich mit dem Thema ‚Ausbau’ gegen ‚Nicht-Ausbau’ beschäftigt. Mannheim ist heute auf Platz vier der Kongressveranstaltungen in Deutschland – und diese Position hat schon heute einen hohen Marktanteil und wird diesen mit der ist nur mit einer Erweiterung des Rosengartens zu halten, das Erweiterung des Rosengartens nicht nur erfolgreich behaupten, haben auch alle Gutachter bestätigt.“ Besonders gefreut hat ihn, sondern noch weiter ausbauen. wie der Betrieb während des Umbaus gelaufen ist: „Dass m:con Für uns ist es extrem wichtig, wie eine Immobilie betrieben trotz dieser enormen Einschränkungen noch zugelegt hat, das ist wird. Wir fragen uns immer: Hat der Betreiber alles im Griff? schon beeindruckend.“ Haben wir eine Mannschaft vor uns, die nicht nur von Visionen Entsprechend fiel auch der interne Bericht seiner Abteilung spricht, sondern diese auch erfolgreich umsetzt? Für Mannheim für die Eurohypo-Gremien aus, die auf dieser Grundlage eine gilt das ohne Zweifel!“ Kreditentscheidung vornehmen. Er mündete ganz offensichtDann klingt Dirk Schuldes plötzlich wie ein Politiker: „Das Con- lich in ein positives Votum. Letztendlich stand der Finanzierung gress Center Rosengarten generiert eine hohe Umwegrentabilität für das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten in Höhe von für Mannheim.“ Dass Schuldes darauf so viel Wert liegt, hat aller- 35 Millionen Euro nichts im Weg. seite 31

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Der Chef Kämpfer mit „Vision into Conventions“ Ein Kaleidoskop von Christian Leistritz

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 06/Dezember 2007

Visonär Michel Maugé: „Mein Lebenstraum ist, so merkwürdig es klingen mag, mein Beruf.“

Visionen ziehen sich durch das Leben des Michel Maugé wie ein roter Faden. Nicht erst, seit er Geschäftsführer im Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten ist, nennt ihn die gesamte Kongress- und Tagungsbranche einen „Visionär“. Dass das von ihm geleitete Unternehmen den Claim „Vision into Conventions“ zelebriert, ist dabei nur konsequent. Seine große Vision wird jetzt Wirklichkeit: Am 1. Dezember eröff- Investment selbst schultert.“ Wie oft ist Maugé schon kritisiert net das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten mit einem worden. Fast muss man fragen, wie es passieren konnte, dass der grandiosen Festakt. Der Oberbürgermeister wird da sein, der Baden-Badener ausgerechnet in einer Stadt landete, die noch bis Ministerpräsident. Aber es wird dennoch die Stunde des Michel ans Ende des letzten Jahrhunderts „Klein-klein“ zur zweiten Maugé. So viele Fragezeichen wurden von so vielen Seiten in den Hymne erkoren hatte. vergangenen Jahren hinter sein Tun gesetzt. Jetzt wird man sehÜber die zahlreichen Gutachten, die von ihm gefordert wurden, en, erleben, begreifen und verstehen, warum er sich seit Jahr- weil man den von ihm formulierten Ansprüchen nicht glaubte – zehnten so für den Kongressstandort Mannheim einsetzt. Das „Muss es denn so groß werden?“ – freut er sich heute, denn sie „neue“ m:con Congress Center Rosengarten ist Michel Maugé’s belegen seine Einschätzungen: „Die für die Bauentscheidung notAusrufezeichen! wendigen Gutachter, aber auch die finanzierende Bank bestätigen Der deutsche Franzose und französische Deutsche zählt zu den uns, dass wir auf dem absolut richtigen Weg sind. Kurz gefaßt: führenden Köpfen seiner Branche, der Convention Industry. Er ist das Risiko, nicht auszubauen, wäre erheblich größer gewesen als ein Macher, ein Opinion Leader. Aber er ist auch ein Fan! Dieser zu bauen.“ Mann liebt Kongresse, das spüren die, die ihm begegnen in jedem Michel Maugé hat das, was man einen „Riecher“ nennt. Er Gespräch und man sieht es seiner Körpersprache an, wenn er spürt die Veränderungen im Markt, wenn ihm noch die Worte mit unbändiger Begeisterung über Visionen, Ideen und Konzepte fehlen, sie zu beschreiben. Wie oft wurde er mit Stirnrunzeln fraspricht. Zu einem führenden Kopf der Branche hat ihn gemacht, gend angesehen, vor allem von Meinungsbildnern, wenn er seine dass er auch in der Lage ist, seine Ideen umzusetzen. Prognosen erläuterte, zum Beispiel im Hinblick auf veränderte Aber wehe er entdeckt ein Event, das man hätte besser Anforderungen an Kongresse: „Sie betreffen die Qualität und die machen können. Darüber kann er nicht hinweg sehen. Wer aus Quantität der Räume. Wir müssen Räume, die zum Lernen geeignet einer Veranstaltung nicht das maximale herausholt, der testet sind, schaffen. Wenn Sie heute die durchaus gängige Anforderung automatisch die Leidensfähigkeit von Michel Maugé. Gelitten für einen IT-Kongress mit 500 Teilnehmern haben, mindestens 25 hat er in den letzten Jahren aber auch darunter, dass „sein“ Kon- Breakout-Räume für bis zu 25 Personen, 3 Plenarsäle für bis zu 300 gresszentrum in Mannheim zwar vieles möglich machte, aber Personen, einen Plenarsaal für bis zu 600 Personen und dann noch eben nicht alles, was hätte möglich sein können. Maugé erinnert einen Bankettsaal für 500 Personen benötigen, dann erklären sich sich: „Wir haben früher immer unter den Raumzuschnitten der Raumzuschnitte, wie wir sie in unserem ‚neuen‘ m:con Congress Siebziger Jahre gelitten. Moderne Kongresse haben heute völlig Center Rosengarten haben werden, fast von selbst.“ andere Anforderungen. Wenn wir die in den letzten fünfzehn So sehr es auch sein Name ist, den man mit dem m:con ConJahren erarbeitete Stellung halten wollen, dann brauchen wir ein gress Center Rosengarten verbindet, so sehr es seine Person ist, die modernes und effizientes Angebot.“ Mit berechtigtem Stolz fügt man um Rat fragt, so sehr weiß er aber auch, dass er sich in den er hinzu: „Wir sind das einzige Kongresszentrum, das dieses hohe letzten 15 Jahren vom Einzelkämpfer zum Teamführer gewandelt seite 32

hat. Es mag die dicke Haut sein, die er sich im jahrelangen Kampf um Unternehmergeist innerhalb einer kommunalen Struktur angeeignet hat, die ihn manchmal daran hindert zu zeigen, wie sehr er sein Team schätzt, wie stolz er auf seine Mitarbeiter ist. Er weiß, dass er auf dem hohen Level von heute nur gut ist, weil seine Mitarbeiter gut sind. Er mag zwar kein Einzelkämpfer mehr sein, aber ein Kämpfer ist er dennoch geblieben. Mit Vehemenz stemmt er sich gegen jeden, der versucht die m:con – immerhin ein Unternehmen, das eine hundertprozentige Tochter der Stadt Mannheim ist – in ein Kommunalverwaltungs-Korsett zu pressen. „In der Politik bringen mich vor allem Intoleranz, Uniformiertheit, billige PRKampagnen, Halbwahrheiten und der Wille, einen für dumm zu verkaufen, sofort auf die Palme.“ Michel Maugé ist wohl der Einzige in Deutschland, dem es gelungen ist, ein kommunales Unternehmen so zu führen, als wäre es privatwirtschaftlich. Der Erfolg gibt ihm Recht. Und dennoch, trotz der zahlreichen Erfolge, die in den letzten Jahren auf das Konto seines Teams und sein eigenes gehen, trotzdem wird er nicht müde, für die „spannendste Branche der Welt“, die Kongressbranche zu werben. „Es scheint noch immer ein völlig falsches Bild von Kongressen zu existieren. Wenn man von 10.000 Teilnehmern spricht, heißt das in der Regel, dass an den jeweiligen Tagen maximal 5.000 bis 6.000 Teilnehmer tatsächlich anwesend sind. In der Summe ist der Veranstalter immer stolz, wenn er die gesamte Teilnehmerzahl melden kann.“ Und auf „sein“ Kongresszentrum bezogen, erläutert er: „Es ist nicht unser Ziel, Kongresse mit 10.000 und mehr Teilnehmern durchzuführen. Für uns ist entscheidender, einen besseren, qualitätsvolleren, großzügigeren und moderneren Rahmen zu schaffen. So bekommt man begeistertere Kunden.“

Kunden begeistern, Menschen begeistern: Das ist die wahre Passion von Michel Maugé. Um ein Haar wäre er der Convention Industry vorenthalten worden. „Ich wollte früher Pfarrer werden. Das war mein Traumberuf!“ Und heute? „Mein Lebenstraum ist, so merkwürdig es klingen mag, mein Beruf.“ Beruf ist für Michel Maugé Berufung. Er liebt und lebt es, Teamführer einer professionellen Kongress-Organisations-Mannschaft zu sein. Er repräsentiert für seine Mitarbeiter, für deren Arbeitsplätze, dafür, dass das „neue“ Kongresszentrum den Status bekommt, den es verdient. Auch deshalb ist er gerne Honorarkonsul der Republik Frankreich geworden. Wenn Sie diese Ausgabe der „m:con visions“ durchblättern, werden Sie viel über Michel Maugé erfahren, viel über den Mann lernen, der hinter dem „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten steht – auch wenn sein Name so häufig gar nicht auftaucht. Diese Ausgabe der „m:con visions“ beschäftigt sich mit Kultur, dem Kongresswesen, dem m:con Congress Center Rosengarten, den 80 Arbeitsplätzen, die darin geschaffen wurden und den Ideen, die von den Menschen im Rosengarten geboren und umgesetzt werden. Und alles dies zusammen genommen ist nicht mehr und nicht weniger als Michel Maugés Lebenswerk.

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 06/Dezember 2007

Der Ministerpräsident „Rosengarten symbolisiert Mannheimer Aufbruchstimmung“

Der Oberbürgermeister „Wo wir schon gut sind, wollen wir noch besser werden“

Von Karl Luha

Von Christian Leistritz (Text) und Jadranka Celik (Fotos)

Er war Ende 20, als er zum ersten Mal das Congress Center Rosengarten in Mannheim betrat: „Das muss 1981 beim Bundesparteitag der CDU gewesen sein. Für mich ist es natürlich aufregend und spannend gewesen, in Mannheim Politiker wie den damaligen Bundesvorsitzenden Dr. Helmut Kohl live zu erleben.“ Heute ist er selbst einer der führenden Köpfe der Union und Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.

Was für ein Jahr für die Stadt Mannheim: Ein neuer Oberbürgermeister wird gewählt. Ein „neues“ Kongresszentrum wird eröffnet. In der Stadtgeschichte bricht ein neues Jahrhundert an. Den Schlusspunkt hinter die Feierlichkeiten zum 400. Geburtstag der Stadt setzt Mannheims neuer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und macht ihn auch zum Anfang einer neuen Zeit: der des „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten.

Günther H. Oettinger wird das „neue“ m:con Congress Center Rosengarten am 1. Dezember gemeinsam mit Mannheims neuem Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz eröffnen. Und er kommt wahrlich nicht mit leeren Händen. Das Land Baden-Württemberg fördert den Ausbau des Mannheimer Kongresszentrums mit zehn Millionen Euro. Für die Landesregierung gab es entscheidende Gründe, diese hohe Fördersumme zu bewilligen. Der Ministerpräsident zu „m:con visions“: „Die Modernisierung und der Ausbau des Kongresszentrums Rosengarten ist ein zentrales Element für die wichtige Wiederherstellung des historischen Charakters des Friedrichsplatzes. Für die Gesamtmaßnahme hat das Land in den letzten Jahren insgesamt über 36 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Der modernisierte Rosengarten symbolisiert in beeindruckender Weise die Aufbruchstimmung der letzten Jahre in Mannheim.“ In Stuttgart misst man Kongresszentren wie dem „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten eine hohe Bedeutung bei, auch für das Land insgesamt. Oettinger: „Der Rosengarten ist in Baden-Württemberg das Kongresszentrum Nummer eins, bundesweit wird seine Bedeutung nur von Berlin, Frankfurt und Hamburg übertroffen. Der Rosengarten ist damit ein wichtiges Zeichen für die gesamte Rhein-Neckar-Region und für die Menschen in der Kurpfalz.“ Stichwort Metropolregion Rhein-Neckar: Welche Bedeutung kommt dem Kongresszentrum nach Meinung des Ministerpräsidenten hier zu? „Mannheim ist das Zentrum der Metropolregion, und deshalb ist es wichtig, dass hier der zentrale und attraktive Veranstaltungsort für die gesamte Metropolregion ist.“ Baden-Württembergs Regierungschef legt aber auch großen Wert auf die positiven Effekte, die ein Kongresszentrum für die Wirtschaft hat: „Deutschland und Baden-Württemberg liegen im seite 34

Zukunft wird Realität – für das Haus und für den Oberbürgermeister, der noch fast die volle Amtszeit von acht Jahren vor sich hat. „m:con visions“ hat Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in das noch nicht ganz fertige Haus eingeladen. Am Beispiel markanter Highlights des „neuen“ Rosengartens erläutert Dr. Peter Kurz, wie er seine Vision von Mannheim in den kommenden Jahren in die Realität umsetzen will – um warum sein persönliches Highlight im Rosengarten-Keller (!) stattfand.

Nach oben: „Mit Mannheim geht es aufwärts!“

Günther H. Oettinger wird den „neuen“ Rosengarten eröffnen.

Für jeweils 100.000 Euro wurden acht Rolltreppen in das „neue“ Congress Center Rosengarten eingebaut. Mit einer Länge von bis zu 22 Metern schaffen sie es, hunderte von Menschen in wenigen Minuten nach oben in die neuen Ebenen zu bringen.

Zentrum Europas. Die Wirtschaft in unserem Lande ist erfolgreich und wächst dynamisch, wir sind ein herausragender Wissenschafts- und Forschungsstandort. Da ist es fast zwangsläufig, dass in Baden-Württemberg zahlreiche Tagungen und Kongresse von nationaler und internationaler Bedeutung stattfinden.“ BadenWürttemberg als Service-Musterländle: „Die Kongresswirtschaft ist Dienstleistung auf höchstem Niveau und wächst überdurchschnittlich. Rund um Kongresse und Tagungen entstehen neue attraktive Arbeitsplätze. Das Congress Center Rosengarten ist dafür ein Beispiel und unser Kongress-Leuchtturm.“ Im Congress Center Rosengarten lässt sich’s jedoch nicht nur gut tagen und konferieren (künftig besser denn je), sondern auch prächtig feiern. Auch das hat der Ministerpräsident schon getestet: „Gerne erinnere ich mich daran zurück, wie ich letztes Jahr beim ‚Ball der Sterne’, der Benefizgala von Radio Regenbogen im Rosengarten in meinen 53. Geburtstag hineingefeiert habe.“

„Wir haben schon seit geraumer Zeit eine wirtschaftliche Aufwärtsbewegung“, so Dr. Peter Kurz, „die müssen wir fortsetzen. Dazu gehört aber, dass wir im Bildungsbereich vorankommmen, die Zahl qualifizierter Schulabschlüsse erhöhen. Es werden zunehmend qualifizierte Arbeitnehmer gebraucht und da sind die Schulabgangsquoten für unsere Stadt einfach noch zu niedrig, daran müssen wir arbeiten.“ Doch nicht nur das. Für Team-Player Kurz ist es wichtig, die Attraktivität der Stadt insgesamt zu erhöhen, das ist für ihn ein Teil des „Wettbewerbs um die besten Köpfe“. Auf seiner Agenda stehen eine ganze Reihe von Themen, die er fortführen und angehen will, darunter auch Stadtmarketing, Imagewandel und Umbau der Verwaltung: „Dabei ist es aber wichtig, dass wir den Fokus auf die Bereiche legen, wo wir gut sind, um diese zu verstärken. Dazu zähle ich neben traditioneller Produktion die Kreativwirtschaft, Medizintechnik und Logistik.“ Das wird ihm jedoch nur mit einer schlagkräftigen Verwaltung seite 35

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gelingen. Deren Umbau hat für ihn deshalb Priorität: „Wir wollen mehr Effizienz und mehr Qualität erreichen, indem wir Kräfte bündeln, die Zusammenarbeit in der Verwaltung und die strategische Ausrichtung stärken. Wir müssen im Rathaus zu einer neuen Unternehmenskultur kommen.“ Nun sind Verwaltungen in der Regel nicht gerade als progressive Innovations-Motoren bekannt, doch Dr. Kurz ist nicht bange: „Ich weiß, dass dieses Vorhaben von vielen im Rathaus mitgetragen wird, viele meiner Mitarbeiter wollen mitgestalten, da bin ich ganz optimistisch.“

Bildung: „Sprache ist der Schlüssel zu allem!“ Bildung in einer neuen Dimension: Mit modernster, zum Teil weltweit einzigartiger Technik wurde der neue 560 Quadratmeter große Arnold-Schönberg-Hörsaal ausgestattet: Vier rednergesteuerte TV-Kameras, Konferenzsprechstellen an jedem Tisch, Dolmetscher- und Abstimmungsanlage. „Mannheim ist eine Stadt der Bildung. Das fängt in der Grundschule an und hört an der Universität noch nicht auf“, erläutert Oberbürgermeister Dr. Kurz. „In Mannheim wird lebenslanges Lernen nicht nur ermöglicht, sondern effektiv gefördert. Mir ist besonders wichtig, dass Bildung nicht nur von denen erworben wird, die sowieso lerninteressiert sind, sondern auch von den so genannten bildungsfernen Schichten.“ Dass möglichst alle Kinder, wenn sie in die Grundschule kommen, gut deutsch sprechen können, ist Dr. Kurz ein besonderes Anliegen. Der Oberbürgermeister verweist darauf, „dass Sprache der Schlüssel zu allem ist.“ Wer dem Unterricht nicht folgen könne, hole diesen Verlust kaum mehr auf. Als OB Kurz noch Bildungsbürgermeister war, initiierte er Sprachförderprogramme – mit Hilfe der Heinrich-Vetter-Stiftung werden diese mit großem Erfolg an Grundschulen, mit der Mercator-Stiftung sogar darüber hinaus realisiert. Kurz’ Ziel: Alle Kinder, die in Mannheim aufwachsen, sollen bei der Einschulung ausreichend Deutsch können. „Die soziale Spaltung ist in Deutschland im Bildungsbereich ganz besonders deutlich.“ Klingt nicht wirklich nach der gerade populären Elite-Förderung. Kurz hält dagegen: „Für mich gibt es keinen Widerspruch zwischen ‚alle mitnehmen, kein Kind darf verloren gehen‘ und ‚Spitzenförderung‘. Jedes Kind muss nach seinen Fähigkeiten und Neigungen gefördert werden. Das steht sogar in unserer Landesverfassung!“ Entsprechend hatte er die Kinder- und Jugendakademie für besonders Begabte mit aufgebaut. „Wer behauptet, man könne nur das eine oder das andere haben, liegt schlicht falsch!“ Aber auch die Hochschul-Bildung ist ihm wichtig: „HochschulEntwicklung ist ein Mega-Thema für einen Standort wie Mannseite 36

Modernes Beleuchtungskonzept: Auf Computer-Knopfdruck lässt sich die Lichtstimmung im gesamten Haus verändern.

heim. Heidelberg ist ganz klar die Wissenschaftsstadt Nr. 1 in der Metropolregion Rhein-Neckar. Aber auch hier in Mannheim haben wir Leuchttürme. Wir müssen aufpassen, dass wir den positiven Trend der letzten Jahre halten und – sowohl was die AusbildungsKapazitäten betrifft als auch die Forschungskapazitäten – nicht zurückfallen.“

Metropolregion: „Vielfalt ist unsere Stärke“ Wie in der Metropolregion Rhein-Neckar ergeben auch auf der neuen GustavMahler-Ebene im 2. Obergeschoss links viele verschiedene Teile ein großes Ganzes. „Gustav Mahler“ gibt’s sowohl als einen Saal mit 1.028 Quadratmetern, aber auch gedrittelt mit 270 bis 480 Quadratmetern.

Mannheim ist ganz klar: „In Europa gewinnen wir nur gemeinsam. „Mannheim ist das Herz der Metropolregion Rhein-Neckar!“ Dr. Eine unserer Stärken ist die Vielfalt der Städte und die Breite der Peter Kurz sagt dies aus voller Überzeugung. Hat er da keine Angst landschaftlichen Reize in der Metropolregion!“ vor Eifersüchteleien oder „Kirchturmdenken“? „Nein, überhaupt nicht. Alle meine Kollegen in den umliegenden Städten und 3rd Place: „Mannheim muss wieder Ausgeh-Stadt werden“ Gemeinden wissen: Was Mannheim schwächt, schwächt auch Das große Stück Lebensqualität inmitten des Kongressalltags bietet die neue die Metropolregion Rhein-Neckar – und umgekehrt.“ Der ehe- Café Lounge: In sieben Lkw-Ladungen wurden 60 Tonnen roter Travertin-Stein malige Sportbürgermeister Mannheims sieht’s eben sportlich: aus Persien angeliefert, der das Fundament für die Sitzelemente bildet. Auf „Es geht hier um einen europäischen Wettbewerb der Regionen. diesen stilvollen Sitzgelegenheiten haben bis zu 40 Personen Platz. Das bedeutet, dass wir hier bei uns die Metropolenfunktion noch viel stärker ausbilden und herausstellen müssen. Und dazu gehört Lebensqualität und Mannheim – noch in den 90er Jahren fiel ganz natürlich ein Oberzentrum.“ Mannheim stelle immerhin dazu vielen nur der Luisenpark ein. Und die Bundesgartenschau. mehr als jeden fünften Arbeitsplatz – insgesamt 160.000 – in der Aber die war auch schon wieder zwei Jahrzehnte lang vorbei. Metropolregion. Für Dr. Peter Kurz ist „Lebensqualität“ politischer Auftrag und „Mannheim ist ein entscheidender und wichtiger Teil der Standort-Faktor. Dazu zählen die Vereinbarkeit von Familie und Metropolregion – aber eben nur ein Teil“, hält der Oberbürgermeis- Beruf, kulturelle und Freizeit-Angebote, Mobilität, Naherholung ter fest: „Wir tragen das bei, was wir besonders gut können. Andere – Schlagworte, die man schon von vielen Politikern gehört hat. Städte und Gemeinden tun das gleiche. Was wäre die Metropol- Doch Mannheims Oberbürgermeister kann hier auch Belege auf region beispielsweise ohne die wunderschönen Landschaften in den Tisch packen, zu jedem Schlagworte mehrere Angebote aufPfalz und Odenwald, Heidelberg mit seinen Touristenattraktionen zählen. Also ein „bestelltes Feld“? „Muss er ja so sehen“, möchte und der Universität oder die Weinregionen an der Bergstraße oder man rufen, „schließlich war er ja jahrelang Kulturbürgermeister.“ der Südlichen Weinstraße.“ Für den Oberbürgermeister der Stadt Doch Dr. Kurz gibt ganz offen zu: „Wir haben da in einigen Bereiseite 37

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Der Aufsichtsratsvorsitzende „Ein Kongress- und Kulturzentrum der Spitzenklasse“ Von Sandra Pauli

Rolf Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender des m:con Congress Center Rosengarten, war von Anfang an ein überzeugter Befürworter des Erweiterungsbaus. „Das Mannheimer Kongresszentrum ist eine architektonische Meisterleistung“, lobt Schmidt. Auf das Gebäude könne die Stadt zu Recht stolz sein: „Durch die funktionale und ästhetische Realisierung ist der Bau zu einem Kongress- und Kulturzentrum der Spitzenklasse geworden.“ chen durchaus noch Nahholbedarf.“ Er nennt die Lebensqualität für die 25- bis 35-Jährigen: „Mannheim muss wieder eine Ausgehstadt werden. Der Status Quo passt nicht zu unserem Anspruch als Musikstadt.“ Was fehlt? „Zum Beispiel eine Musikkneipen-Meile, mit Coffee-Shop neben der Galerie neben dem In-Restaurant.“ Es gibt mehrere Areale, die für Kurz in Frage kommen. Dazu zählen der Bereich Marktplatz / Jungbusch, das Hafengebiet und die Gegend rund um den Alten Messplatz. „Wir dürfen Lebensqualität allerdings nicht nur konsum­ orientiert sehen. Es gehört genau so die Quartier-Entwicklung dazu, aber auch Sicherheitsfragen. Mein Ziel ist: Lebensqualität für alle!“

Prada, Cavalli, Vivienne Westwood, Donna Karan. „Wirtschaftszweige orientieren sich an Orten, die für Menschen ihrer Branche interessant sind. Da haben wir enormes Potenzial. Was früher manche als Nachteil gesehen haben, ist heute unser Vorteil: Die Mischung der verschiedenen Milieus, die es bei uns gibt, macht Mannheim für die Kreativbranche interessant. Neben der Mode gehören dazu beispielsweise die IT-Branche, Spiele-Entwickler, aber auch der Schreiner, der Möbel und Räume nach eigenen Entwürfen gestaltet oder natürlich Architekten.“ In dem Moment muss es in den Ohren von Rosengarten-Architekt Andreas Schmucker laut geklingelt haben…

Willy Brandt: Die Ikone im Rosengarten-Keller Wirtschaft: „Rosengarten machte Mannheim zum Kongressstandort“ 1.187 Quadratmeter neue Ausstellungsfläche stehen im 2. Obergeschoss zur Verfügung, um die Geschäfte der beteiligten Firmen anzukurbeln. So sind sie einer der Motoren eines Kongresses, wie… „…das m:con Congress Center Rosengarten einer der Motoren der regionalen Wirtschaft ist. Es gehört nicht nur zu unseren großen Aushängeschildern. Abgesehen von den Umsätzen, die im Haus, aber durch die Kongressbesucher auch in ganz Mannheim generiert werden, ist es für die Wahrnehmung der Stadt in Deutschland und Europa sehr bedeutend: Es bringt Entscheidungsträger nach Mannheim! Durch das Congress Center Rosengarten ist Mannheim zu einem bedeutenden Kongressstandort geworden“, stellt Dr. Kurz fest. Auch dadurch präsentiere sich Mannheim als Standort für Unternehmen und Arbeitnehmer. Die strategische Ausrichtung der Stadt sieht der Oberbürgermeister vor allem im Definieren von Feldern, in denen sich Mannheim profilieren kann: „Diese gilt es zu fördern.“ Dazu zählt er die Musikwirtschaft mit Musikpark und Popakademie: „Mannheim hat an Anziehungskraft für Firmen deutlich zugelegt.“ Der nächste Schritt sei der Ausbau hin zur Kreativ-Wirtschaft. Als Beispiel nennt er das Mode-Label „schumacher“ im Mannheimer Hafen – einzige deutsche Marke im Hollywood-Blockbuster „Der Teufel trägt Prada“, neben Hermes, seite 38

Eine Stunde haben wir mit Dr. Peter Kurz den noch nicht ganz fertigen „neuen“ Rosengarten „erwandert“. Wir haben einige der neuen Highlights gesehen, längst nicht alle. Besonders begeistert war der neue Oberbürgermeister neben der eindrucksvollen Architektur von den großen Glasflächen, die dem „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten in vielen Bereichen eine Anmutung von „Open Air“ geben. Da mag man kaum glauben, dass sich das persönliche Highlight von Dr. Peter Kurz – abgesehen von der festlichen Übernahme des OB-Amtes vor wenigen Wochen – im Keller des Kongresszentrums abgespielt hat. Es war Anfang der 80er Jahre, Bundestagswahlkampf. Willy Brandt, längst Ikone der Sozialdemokratie, sitzt im „RosengartenKeller“, um ihn Vertreter der Mannheimer SPD – und auch der Student und Juso-Vorsitzende Peter Kurz ist mit am Tisch. „Ich war der Jüngste unter all den Abgeordneten und Parteivertretern und konnte nur gebannt lauschen, wie Willy Brandt den Blick hinter die Kulissen frei gab. Faszinierend an ihm war, wie es ihm gelang, die große Linie vorzugeben, ohne im Alltagsgeschäft zu ertrinken.“ Visionen – ob für Deutschland oder für Mannheim – im m:con Congress Center Rosengarten sind schon viele davon zur realen Zukunft geworden.



Mit den neuen, großzügigen Zusatzflächen Mit dem Rosengarten sind für den gebürtigen Mannheimer habe das Kongresszentrum die Weichen für Rolf Schmidt aber auch eindrucksvolle Kindheitserinnerungen die Zukunft gestellt, betont Schmidt. Unter verknüpft: „Der Rosengarten ist für mich Ort des Tanzstundenseinem Vorsitz gab der m:con-Aufsichtsrat Abschlussballs, der legendären Cola-Bälle, später Ort politischer 2005 grünes Licht für den Erweiterungs- Großveranstaltungen und Parteitage, aber auch gesellschaftbau, für die Pläne engagierte sich Rolf licher Ereignisse“, erzählt der 62-Jährige. In den 50er Jahren Schmidt als Verfechter der ersten Stunde besonders. In den habe die Grünanlage vor dem Rosengarten mit den wunderschövergangenen Jahren trug Schmidt maßgeblich zum Wandel nen Bauten eine ebenso große Rolle im sozialen Leben der Stadt vom Kultur- zum Kongresszentrum bei. Hintergrund war der gespielt wie heute: „Als Kind war die Anlage Ziel sonntäglicher Erfolg versprechende Businessplan, der mit deutlich steigenden Spaziergänge mit den Eltern und Großeltern. Für uns Kinder Umsätzen durch Aufträge und Vermietungen rechnete. „Das bedeutete das ‚Stress’“, erinnert sich der Bürgermeister amüsiert. m:con Congress Center Rosengarten ist eines der erfolgreichs- „Rausgeputzt mit weißen Hemden und Blusen, fein polierten ten Kongresszentren Deutschlands. Die Hauptversammlungen Schuhen und sauberen Strümpfen war das Promenieren in dieser sind Treffpunkte der Aktionäre großer börsennotierter Gesell- Schmuckanlage eher eine Qual.“ schaften wie der BASF, Bilfinger Berger oder Fuchs Petrolub“, In seiner Funktion als Bürgermeister richtet Rolf Schmidt so Schmidt. heute ein besonderes Augenmerk auf den weitläufigen, denkmal„Die Ausbau-Investitionen von rund 53 Millionen Euro wur- geschützten Platz. „Die historische Anlage soll in ihrer ursprüngden von Beratungsunternehmen im Vorfeld eingehend geprüft. lichen Struktur und Gruppierung erhalten und geschützt werden“, Mit 500.000 Besuchern im Jahr ist das Kongresszentrum zudem erklärt er. Bei Renovierungen sei daher eine enge Abstimmung gelebtes Stadtmarketing.“ Die Unternehmensberatung McKinsey mit der Denkmalschutzbehörde erforderlich. „In jüngster Zeit etwa zog den Schluss, dass der bauliche Status Quo für die m: wurden der Atlantenbrunnen und die historische Parkbeleuchcon auf Dauer riskanter wäre als der Erweiterungsbau. 35 Milli- tung, die Pergolen sowie die Treppen aufwändig restauriert“, onen Euro der Gesamtsumme wurden per Darlehen finanziert, erzählt Schmidt. fünf Millionen Euro über ein Contracting mit der MVV Energie Künftig werden die Kongressteilnehmer den Anblick des hisAG und 10 Millionen steuerte das Land Baden-Württemberg als torischen Platzes in vollen Zügen genießen können, ohne das Zuschuss bei. Dies sei nicht nur eine Investition in die Immobi- Kongresszentrum verlassen zu müssen. Die komplett verglaste lie, sondern auch in den Arbeitsmarkt, so Schmidt. Schließlich Fassade des Neubaus bietet einen sensationellen Blick auf die verdankten rund 1000 Arbeitsplätze in Hotel, Gastronomie und Grünanlage mit ihren Jugendstilelementen. Eine architektoEinzelhandel laut Schmidt ihre Existenz dem m:con Congress nische Raffinesse des Entwurfs. Center Rosengarten. „Das m:con Congress Center Rosengarten ist mehr als ein Das Kongresszentrum liegt am schönsten Platz Mannheims: denkmalgeschütztes Gebäude der Jahrhundertwende“, resümiert Die denkmalgeschützte Friedrichsanlage ist eine Grünanlage Schmidt. „Es ist Wirtschaftsfaktor, Jobmaschine, kultureller und mit Wasserspielen und Rasenflächen, in der das Mannheimer gesellschaftlicher Treffpunkt und mit seinen Veranstaltungen Wahrzeichen, der 1889 erbaute Wasserturm, steht. Hier pulsiert für viele erst Anlass in unsere Stadt zu kommen und sich mit das Leben der Quadratestadt. „Für hunderttausende Besucher Geschichte, Kultur und Wirtschaft zu beschäftigen.“ ist der ‚Vorgarten’ unseres Kongresszentrums Erkennungszeichen, ja das Markenzeichen unserer Stadt“, betont der m:con Aufsichtsratsvorsitzende. seite 39

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Der Kunsthistoriker Über eine Jugendstilanlage, die gar keine ist Von Panja Schollbach

Etikettenschwindel in Mannheim? Seit Jahrzehnten wird der Mannheimer Friedrichsplatz als „schönstes erhaltenes Jugendstilensemble Europas“ gefeiert. Ein gewaltiger Irrtum, wie der promovierte Heidelberger Kunsthistoriker Dr. Christmut Präger klarstellt: „Das Jugendstil-Getöne ist falsch“, enthüllt der Wissenschaftler. „Die vermeintliche Mannheimer ‚Jugendstilanlage’ stammt aus dem Neobarock“.

Diese Enthüllung dürfte die Quadratestadt aufschrecken, bezeich- in Deutschland um 1860 und zeichnet sich durch eine „Dynanete doch selbst die Stadtverwaltung den Platz in einer Pressemit- misierung der Architektur“, also bewegte und geschwungene teilung vom März 2007 als „die größte und prächtigste Jugendstil- Formen, oder etwa Blumengirlanden als Fassadenschmuck aus. Schmuckanlage Europas.“ Der Architekt Bruno Schmitz habe sich für die schöne Anlage Der Kunsthistoriker und Bruno-Schmitz-Experte Dr. Christmut Friedrichsplatz die barocke Formensprache des 18. Jahrhunderts Präger will diesen Irrtum endgültig aus der Welt schaffen: „Die zum Vorbild genommen. „Bruno Schmitz war der Jugendstil viel populäre Meinung, dass der Friedrichsplatz eine Jugendstilanlage zu modern. Für den Rosengarten orientierte er sich mehr an ist – noch dazu die „schönste Europas“ – ist schlicht falsch“, erklärt der süddeutschen Architektur des 18. Jahrhunderts als an den Dr. Präger. „Richtiger spricht man von einem großartigen neoba- Jugendstil-Vertretern. Die galten als neumodische Erneuerer“, rocken Platz, bei dessen Gestaltung nur in ganz wenigen Details erläutert Präger, der sich intensiv mit der Biografie und dem Jugendstilformen zu entdecken sind.“ Pünktlich zum 400-jährigen Werk des Berliner Architekten auseinander gesetzt hat. „JugendJubiläum der Stadt Mannheim 2007 war die Prestige-Anlage aus der stil war dem Architekten für einen würdevollen Bau schlicht zu Jahrhundertwende für 1,3 Millionen Euro aufwändig restauriert fortschrittlich.“ Der historische Rosengarten war in den Jahren worden – nach historischem Vorbild. Doch woher stammt der 1899 bis 1903 als größte Halle des deutschen Kaiserreiches errichtet Etikettenschwindel? „Das ist in Mannheim um 1950 aufgekom- worden. Eine Art „Mehrzweckhalle“ der damaligen Zeit, so der men und wird seither immer wieder beschworen – zuletzt sogar Kunsthistoriker. im ‚Mannheim Brockhaus’“, bedauert Präger. Der Ursprung des Ob „Festhalle“ Rosengarten oder m:con Congress Center Rosen„Gerüchts“ habe sich bislang nicht zurückverfolgen lassen. Aber garten: das Sandsteingebäude wurde von jeher als VersammlungsChristmut Präger ist dem Rätsel auf der Spur: „Ich will herausbe- und Tagungsort für Vereine, Kongresse und politische Veranstalkommen, wer das in die Welt gesetzt hat“. tungen genutzt. Die Mannheimer Gesellschaft traf sich hier zu Die zum 300-jährigen Mannheimer Stadtjubiläum von dem festlichen Bällen, die von schönen Deckenlüstern beleuchtet wurBerliner Architekten Bruno Schmitz geplante Anlage wurde 1906 den, zu Ausstellungen oder Konzerten. Das geübte Auge erkennt fertig gestellt. Der Jugendstil-Schwindel trifft auch den histo- die Formensprache der Barock-Epoche bereits an der Gartenanlarischen Rosengarten. Das über hundert Jahre alte Gebäude ist in ge: rund um den Wasserturm sind die Beete in geometrischer Form Wirklichkeit ein Bau im modernisierten Barockstil, ausgestattet angelegt, ursprünglich waren die Bäume kastenartig geschnitten. mit nur wenigen Jugendstilornamenten. „Die meisten Jugend- „Die Formensprache des Jugendstils hat Bruno Schmitz lediglich stilelemente befanden sich im Inneren des Rosengarten-Gebäudes, an einem Detail der Beleuchtungskörper und ansatzweise an den im damaligen Nibelungen-Saal“, erklärt der Epochen-Experte. Frauenköpfen der Pergola-Stützen zur Anwendung kommen las„Aber sie sind heute nicht mehr vorhanden.“ sen“, so Präger. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile des Gebäudes zerstört Mit den neuen Erkenntnissen muss wohl der Mannheimer Städund damit auch der große Nibelungenfries im Nibelungensaal tebaugeschichte ein neues Kapitel hinzugefügt werden. „Ich arbeietwa, Jugendstil-Ornamente, die Lampen oder das typische Mobi- te seit Jahren mit meinen Veröffentlichungen gegen die falsche liar aus dieser Epoche. „Die ganze Fassade ist zwar aus Sandstein. Bezeichnung“, betont der Schmitz-Experte Präger. „Mal sehen, ob Aber Stein und Figuren bedeuten noch nicht Jugendstil“. Der ich noch zu Lebzeiten etwas dagegen ausrichten kann“. Neobarock – eine Wiederaufnahme barocker Formen – begann seite 40

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Rosengarten

 06/Dezember 2007

„Noch heute kriege ich Gänsehaut, wenn ich an den Rosenblätterregen bei der 100-Jahr-Feier des Rosengartens denke.“

Die Künstlerin Skulpturen von erhabener Schönheit



Von Stefan Kern

Veronika Benz, Tourist-Information

„Nach dem Ausbau freue ich mich besonders auf neue, spannende Groß-Events.“

Daniel Metzler, Projektmanagement

„Kongresse können sinnlich sein: Eines meiner prägendsten Erlebnisse im Rosengarten war Xavier Naidoo beim Deutschen Städtetag.“ Joachim Grafen, Marketing „ ... dass ich meinen Mann in der ROGA-Tiefgarage kennenlernte!“ Nicole Böttcher, Projektmanagement

„Mein prägendstes Erlebnis war die Begegnung mit Heinz Rühmann nach seinem Auftritt 1994.“ Susanne Grabau, Marketing „Die neuen technischen Möglichkeiten im Arnold Schönberg Saal sind für mich das Highlight des Neubaues. Ich freue mich schon auf die Durchführung von Veranstaltungen in diesem Bereich.“ Mario Helbing, Veranstaltungstechnik „In meinen fast zehn Jahren bei m:con erinnere ich mich besonders gerne an erfolgreich durchgeführte Veranstaltungen und zufriedene Kunden.“ Iris Merkel, Projektassistenz

„Mein spannendstes Erlebnis im Rosengarten war der SPD-Bundesparteitag 1995 mit dem Sturz von Rudolf Scharping durch Oskar Lafontaine.“

Johannes Dumm, Projektmanagement

„Der Rosengarten bedeutet für mich: Mein Leben seit rund 34 Jahren. Im Rosengarten lernte ich auch meine Ehefrau kennen.“

Peter Seib, Veranstaltungstechnik

„Ich bin von den neuen Dimensionen beeindruckt, von der Weite und den riesigen Foyers mit den Rolltreppen.“

Gabriele Böhler, Marketing

„Ich wünsche mir, in die Arbeit, die Veranstaltungen und das Team hineinzuwachsen.“ Nina Stabe, Projektmanagement

„Mein Rosengarten bedeutet für mich: Ein Arbeitsumfeld, in dem es mir möglich war und ist, mich zu entwickeln, an neuen Aufgaben zu wachsen, zu lernen.“

Rainer Buzengeiger, IT-Leitung & stellv. technische Leitung

„Zu meinen schönsten Erlebnissen gehört die Baustellenbesichtigung mit Gernot Schanze mit dem Blick über die Dächer Mannheims.“

Michaela Wiehl, Projektmanagement

„Der Erweiterungsbau bringt eine höhere Kundenakquise und dadurch für mich persönlich einen sicheren Arbeitsplatz.“

Petra Hanf, Projektmanagement

„Was ist der neue Rosengarten für mich? Flexibilität und Dynamik Ein Ort an dem durch die kreative und professionnelle Dynamik der Mitarbeiter unseren Kunden viele Möglichkeiten und Wege offen stehen, ihre Wünsche und Konzepte individuell und flexibel, in hoher Qualität umzusetzen.“

Im Leben von Jutta Lutz ist im Grunde alles Kunst. Fast ununterbrochen, so die 1960 in Frankfurt geborene Künstlerin, „fließt ein Strom der Inspiration durch mich hindurch“. Mit so herrlichen Folgen wie den Skulpturen, die kürzlich anlässlich einer Ausstellung bei „engelhorn acc/es“ zu bewundern waren.

Hendrikje Knop, Assistentin der Geschäftsleitung

„Durch die eingebaute, hochmoderne Technik in den neuen Sälen werden die Rüstzeiten erheblich reduziert, dies ist ein großes Plus für unsere Kunden.“

Thorsten Hofferbert, Veranstaltungstechnik

„Die Begegnung mit Wolfgang Niedecken, dem Sänger von BAP, gehört zu meinen schönsten Erlebnissen im Rosengarten.“

Tanja Berger, Marketing

„Für die Arbeit im neuen Rosengarten wünsche ich mir, dass alle an einem Strang ziehen, um weitere Erfolge zu erringen.“

Michael Müller, Tourist-Information

„Am häufigsten erzähle ich Außenstehenden von den JugendstilElementen, dem exzellenten Klang im Mozartsaal und den Groß-Kongressen.“

Brigitte Eith, Tourist-Information

„Zu meinen stärksten Eindrücken im Rosengarten zählen viele schöne Konzertveranstaltungen- die ersten davon schon in der Kindheit.“

Gabriele Eiermann, Tourist-Information

„Zuerst erzähle ich meinen Bekannten, dass ich in einem Kongresszentrum arbeite, das weit über Deutschland hinaus bekannt ist.“

Jürgen Geiser, Veranstaltungstechnik

„Ich freue mich darauf, den Rosengarten nicht mehr als geschäftige Baustelle, sondern als vollendetes Bauwerk zu sehen.“

Thorsten Frank, Assistent der Geschäftsleitung

„Besonders freue ich mich auf die staunenden Blicke meiner Kunden, wenn sie den Neubau sehen.“

Daniela Ruckriegel, Projektmanagement

„Die Fassade des Gebäudes gefällt mir besonders gut, die Sonneneinstrahlung und auch die Aussicht.“ Alexander Roßnagel, Projektmanagement

„Das Gebäude ist gut durchdacht, nicht klotzig, behindertengerecht und bietet viel Platz.“

Gabriele Münch, Tourist-Information



Es sind Figuren, die den Betrachter im Blick haben und in eine fremde, aber eben doch fast spiegelbildliche Welt entführen. So abstrakt die gravitätischen, über allem stehenden Figuren auch wirken, das Zwiegespräch zwischen Betrachter und Skulptur setzt fast unmittelbar ein. Und genau das ist für Jutta Lutz die originäre Aufgabe von Kunst: „Durch Kunst wird der Betrachter in eine Diskursschleife über sich und die Gesellschaft, in der er lebt, hineingezogen.“ Angesichts der Formen und auch ihrer Stellung im Raum werden Distanz, körperliche Abgeschiedenheit, aber auch Zuneigung und Sehnsucht erfahrbar. Überdeutlich werden auf ihren Ausstellungen Strukturen, Dynamiken und Verflechtungen des menschlichen Zusammenseins inklusive Alternativen offensichtlich. Die archetypischen Skulpturen, bestehend aus Körper, Hals und Kopf, erscheinen dabei nur aus der Ferne einander sehr ähnlich. Tatsächlich hat jede ihren eigenen Charakter. Auch die Überlänge und Zerbrechlichkeit sind elementare Charakteristika der Figuren, die dem Betrachter etwas über die Gesellschaft, in der er lebt, erzählen und fast so etwas wie einen Beschützerinstinkt auslösen. Als Rohstoffe für ihre Skulpturen verwendet Jutta Lutz hochgebrannten Ton und Porzellan. Das Oberflächenmaterial besticht dabei durch vielfältig eingebrannte Glasurfarben. Ergänzt wird das künstlerische Schaffen durch die manchmal unberechenbare Eigendynamik des Materials. So ist auch die Formulierung, dass sich die Skulpturen intuitiv formen, keineswegs übertrieben. Als hätte das Material einen Willen hin zu einer bestimmten, eigenständigen Form. Die Körper winden sich mal mehr, mal weniger stark und sind von Modellierspuren und Frakturen tief geprägt. Durch feine Unterschiede in Gestalt und Haltung wird dem

Betrachter offenbar, wie selbstbewusst, stolz oder einsam und gebrochen die jeweilige Figur ist. Mit der Reduktion auf das Wesentliche schärft die heute in Mainz lebende Künstlerin die Konzentration des Betrachters auf den elementaren charakterlichen Ausdruck der einzelnen Figur. Nichts lenkt ab vom zentralen Element des Menschseins. Keine Frage, hier wird eine erstaunliche Art der Begegnung, sowohl mit sich selbst als auch mit anderen, zelebriert. Einen ganz anderen Ausdruck fand die Künstlerin mit ihrer Schmuckkollektion. Mit edlen Materialien wie Gold, Silber und Edelsteinen entwirft Lutz faszinierende Kreationen zwischen einem puristisch archaischen und einem fast verspielt sensiblen Stil. Lutz will mit ihrer Kunst nicht einfach gefallen. „Es geht auch darum, über Kunst zu stolpern, über sie nachzudenken, denn Kunst ist auch immer Kommunikation, die etwas will.“

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Renovieren, erweitern, neu bauen Hotel-Boom durch „neuen“ Rosengarten Von Sabine Latorre (Text) und Jadranka Celik (Fotos)

Schlaflos in Mannheim? Von wegen: Um den Ansturm der Kongressbesucher komfortabel beherbergen zu können, haben die Hotels in der Quadratestadt kräftig renoviert und das Zimmerangebot erweitert. Neue Hotels schießen in Kürze wie Pilze aus dem Boden, die Planungen sind bereits fix und fertig. So könnten demnächst rund um den Bahnhof, am Stadteingang beim Planetarium sowie in der prächtigen Innenstadtlage „Q 6“ neue Übernachtungs­ möglichkeiten entstehen. In neuem Glanz erstrahlt zum Beispiel der renommierte Steigen- ren Auge bereits das erweiterte Gebäude vor sich: „Wir schließen berger „Mannheimer Hof“ in der Augusta-Anlage. Mit vier Sternen den vierten, derzeit noch offenen Flügel im Bereich der ZimmergeSuperior ist er jetzt das höchstklassifizierte Hotel am Platz: „Der schosse mittels eines frei über dem Restaurant schwebenden BauAusbau des Kongresszentrum Rosengarten bringt die Business- körpers.“ Weitere Zimmer sollen in einem Dachgeschoss liegen, das stadt Mannheim zunehmend als Kongressstadt ins Gespräch. Wir von der Fassade zurückversetzt ist. Auch bestehende Räume, Foyer, partizipieren natürlich sehr von der Erweiterung. Für uns ist die Restaurant und Banketträume sollen renoviert werden. Doch die starke Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten grundlegend, Erweiterung des Gebäudekomplexes ist nicht so leicht. Dabei geht wenn es um Investitionen im Haus geht“, meint Michael Kühne, es nicht einmal um die 15 Millionen Euro teure Finanzierung des Empfangschef im Steigenberger. Der neue Investor steckte über Projekts, sondern vielmehr um die langwierige Genehmigung des sieben Millionen Euro in die Renovierung der Zimmer, der Lobby, Bauvorhabens. Denn für die Realisierung muss erst der bestehende des Restaurants, der Tagungsräume und der schönen Gartenter- Bebauungsplan geändert werden. Entsprechende Pläne liegen den rasse. Im Zuge der Umbauten erhöhte sich die Zimmerzahl von 168 Behörden bereits vor. „Mit Glück“, hofft Marin, „könnte der Bau auf 175: „Für unsere anspruchsvollen Gäste stehen nun zwei Suiten Ende 2008 fertig sein.“ sowie eine Präsidenten- und eine Juniorsuite zur Verfügung“, so Ein drittes Beispiel ist das Park Inn Hotel am Friedensplatz: Kühne. Zudem verfügt das Hotel jetzt über eine hauseigene Bibli- „Wir freuen uns sehr, dass Mannheim durch den Ausbau des Rosenothek, eine „Business Corner“ sowie ein Fitness-Center. Gibt es gartens einen Spitzenplatz unter den Kongressstädten inne hat. noch mehr Erweiterungspläne für die Zukunft? Der Empfangschef Wir versprechen uns davon natürlich auch eine erhöhte Attraktivilächelt: „Wir haben schon noch Erweiterungskapazität“, verrät tät der Stadt Mannheim. Auf anspruchsvolle Gäste sind wir bestens er. Diese Expansion sei aber noch nicht spruchreif. vorbereitet, da wir unser Haus in allen Bereichen grundlegend 100 neue Zimmer plant das Vier-Sterne-Haus Dorint Kongress- renoviert haben“, versichert Direktor Achim Martin. 2,5 Millionen Hotel am Friedrichsring. Es grenzt direkt an den Rosengarten: Euro verschlang die dreimonatige Renovierung. Jetzt erwarten die Ein überdachter Glassteg verbindet die beiden Gebäude miteinan- Gäste des Vier-Sterne-Hotels 180 blitzblanke komfortable Zimmer, der, so dass Kongressteilnehmer äußerst bequem vom Hotel zur neun Tagungsräume, Gastronomie und ein Außenpool – nicht zu Tagung eilen können. Das Hotelmanagement rechnet mit einem vergessen die 120 kostenlosen Parkplätze. Gästeansturm, da künftig im Rosengarten mehrere Kongresse und Damit ist die Nachfrage nach Nobelherbergen aber längst nicht Großveranstaltungen gleichzeitig abgehalten werden können. erschöpft: „Wir haben sehr viele Anfragen nach geeigneten PlätBisher stehen den Gästen im Dorint neben einem im September zen und Häusern für Hotels“, bestätigt Immobilienhändler Jörg 2006 neu eröffneten exklusiven Wellness-Bereich 287 Zimmer zur Ascheberg. Man prüfe sogar verstärkt die Umwidmung von BüroVerfügung. „Wir hätten sehr gerne wesentlich mehr“, sagt Dorint- gebäuden in Hotels: „Auch wir sind an einigen Gebäuden dran“, so Direktor Amado-Jacques Marin, denn das Übernachtungspotenzial Ascheberg. Kann denn die Stadt so viele Hotels verkraften? Ascheliegt bei 20.000 mehr pro Jahr. Der Direktor sieht vor seinem inne- berg nickt mit Nachdruck: „Oh ja, es ist ein riesiger Bedarf da!“ seite 44

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 06/Dezember 2007

Bauboom in Mannheim, es wird gebaut und modernisiert (von oben): Das LanzCarree, Dorint Kongress-Hotel, Steigenberger und das Areal rund um den Hauptbahnhof. Schaut man genau hin, wird schnell klar: Das erweiterte Kongresszentrum, die große SAP-Arena, die attraktive Innenstadt und der ICE-Knotenpunkt lassen Mannheim geradezu boomen. Das lockt Investoren an. Zum Greifen nahe ist zum Beispiel ein neues Hotel am Bahnhofsvorplatz: Am Willy-Brandt-Platz, direkt an der Wendeschleife der OEG, plant die Immobilien Development GmbH der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein großes Objekt: „Die Gespräche zur Finanzierung laufen und es sieht sehr gut aus“, meint Herbert Finck, stellvertretender Geschäftsführer der LBBW-Tochter. Auch hier widmet man ein Bürogebäude zum Hotel um. Auf dem nahegelegenen Gelände der Post auf der anderen Seite des Bahnhofs gibt es ebenfalls Pläne für ein Hotel der Drei-Sterne-Kategorie. Ein weiteres Wunschobjekt liegt direkt in der Innenstadt. Im Quadrat „Q6“, wo heute ein Parkhaus steht, träumen Planer bereits laut von einer weiteren eleganten Übernachtungsmöglichkeit. „Wir rechnen mit einem Fünf-Sterne-Objekt“, verrät Dr. Wolfgang Miodek von der Wirtschaftsförderung in Mannheim. Da das Parkhaus jedoch für den heutigen Eigentümer ein einträgliches Geschäft ist, liegt die Realisierung vorerst noch in der Ferne. Und noch einen Platz für ein mögliches Hotel gibt es, gleich am Eingangsportal der Stadt neben dem Planetarium. Es geht um das ehemalige Telekom-Hochhaus in der Augusta-Anlage 67, das in den späten 50er Jahren vom Architektenduo Hans Lange und Albrecht Mitzlaff errichtet wurde – damals übrigens das erste Hochhaus der Stadt. Die Fischer Architekten aus Mannheim haben den kantigen Bau bereits durchgeplant und in einer schicken Computeranimation mit viel Glas zu einem Hotelkomplex erweitert: Bei ihrem Entwurf bildet der dann 17-geschossige Turm ein Pendant zu dem Gebäude der Mannheimer Versicherungen gegenüber. „Das Augustator“ nennen es die Planer. Der Eigentümer des Hochhauses, die LBBW Immobilien Development GmbH, fasst zwar eine „Hotelplanung“ ins Auge, hat aber noch Alternativen im Ärmel: „Es sind multiple Nutzungen in der Diskussion, aber noch nicht vor der finalen Entscheidung“, sagt Pressesprecher Andreas Klingler diplomatisch. Dann wird mit Sicherheit ein anderes Projekt das Hochhaus überholen: Das Bauunternehmen Diringer und Scheidel (D&S) investiert knapp 8 Millionen Euro im Entwicklungsgebiet Mannheim 21 („LanzCarree“) südlich des Hauptbahnhofs und baut ein Hotel, das seine Hotel-Betreibergesellschaft Ariva betreiben will. Der Spatenstich erfolgt im Frühjahr 2008. Geplant ist ein Drei- bis Vier-Sterne-Hotel mit 76 komfortablen Zimmern: „Das neue Haus ergänzt den Zimmerbedarf bei Veranstaltungen des Kongresszentrums Rosengarten“, meint Direktor Leandros Kalogerakis. Schon jetzt liebäugelt die Gesellschaft mit weiteren 150 Zimmern „in direkter Nachbarschaft“. seite 45

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 06/Dezember 2007

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Elbphilharmonie, Disney Concert Hall – und ein „Toaster mit Grill“ Mit Millionen-Spenden „Magnete von internationaler Strahlkraft schaffen“ Von Sabine Latorre

Wie ein Leuchtturm soll das umgebaute m:con Congress Center Rosengarten über Mannheim und die Metropol­ region Rhein-Neckar hinaus strahlen und sowohl Kulturfreunde wie auch Tagungsbesucher in die Stadt lotsen. Die gleiche Funktion erhofft man sich in Hamburg von der im Bau befindlichen Elbphilharmonie: Sie soll das neue Wahrzeichen der Stadt werden. So wie die spektakuläre Walt Disney Konzerthalle in Los Angeles oder die Königliche Oper in Kopenhagen. Hier erweist sich der von Multimillionär Mærsk Mc-Kinney Møller gestiftete Bau allerdings als Danaergeschenk: Kaum jemand mag den riesigen Klotz, obwohl man ihm inzwischen eine gute Akustik attestiert.

Auf einem Kakaospeicher mitten im Hamburger Hafen entsteht derzeit ein Konzerthaus mit faszinierender Architektur: Wenn alles nach Plan läuft, krönt den alten Backsteinsockel bald ein gigantischer Musentempel, der wie eine elegante gläserne Welle in den Himmel ragt. „Die Elbphilharmonie wird das Wahrzeichen der Stadt“ schwärmt Kultursenatorin Karin von Welck. Schon früher in ihrer Funktion als Direktorin des Reiss-Museums in Mannheim sorgte sie dafür, dass die Einrichtung über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Ihr Ziel im Zusammenhang mit dem Bau der Elbphilharmonie deckt sich mit den Zielen Michel Maugés, Geschäftsführer des Kongresszentrums in der Quadrate­ stadt: Einen „Magnet von internationaler Strahlkraft“ schaffen.

Strahlendes Juwel im Hafen Die Elbphilharmonie Hamburg Dass man auf dem richtigen Weg ist, steht für Christoph von Dohnányi, Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters und künftiges Residenzorchester der Elbphilharmonie, bereits fest: „Diese Halle wird die Kulturstadt Hamburg verändern. Wir gehen auf etwas ganz Großes zu!“ Der neue Gebäudekomplex soll drei Konzertsäle, ein Hotel mit internationalem Konferenzbereich, 45 Wohnungen, eine Plaza auf 37 Metern Höhe und zahlreiche Parkplätze im Kaispeicher enthalten. Im April legte man den Grundstein, im Sommer 2010 will man die Philharmonie mit einem Festival eröffnen. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 250 Millionen Euro. Woher das Geld kommt? Überwiegend finanziert die Hansestadt den Musentempel, gefolgt von einem Investorenkonsortium und üppigen Spenden der Bürger. Die Begeisterung der Hamburger für ihr musikalisches Juwel ist beeindruckend: Bisher kamen 64 Millionen Euro zusammen: „Da muss man schon von einer Bürgerphilharmonie sprechen“, findet Karin von Welck. seite 46

Die großzügige Finanzierung ist auch nötig, um die Idee der renommierten Schweizer Architekten Herzog & de Meuron zu realisieren. Sie zeichnen schon für andere weltberühmte Bauwerke verantwortlich wie die Tate Modern in London, die Allianz-Arena in München oder das de-Young-Museum in San Francisco. Nach ihren Entwürfen entsteht auch gerade das National-Stadion für die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Die Star-Architekten gestalten das Innere der Elbphilharmonie ebenso imposant wie das Äußere. Im Herzstück, dem Konzertsaal, sitzen die rund 2200 Zuschauer ähnlich wie in der Berliner Philharmonie in geschwungenen Reihen um das Orchester herum. Dort sollen sie klassische Musik, aber auch Jazz-, Welt- und Popmusik genießen. Ein prägendes Element ist der Reflektor an der spitz nach oben zulaufenden Saaldecke: Er sorgt für eine herausragende Akustik und ist gleichzeitig ein Teil der Lichttechnik. Das akustische Konzept stammt von dem Japaner Yasuhisa Toyota, der in der Vergangenheit schon für die Disney Hall in Los Angeles sein großes Talent bewies: Er lässt gerade ein begehbares Modell des großen Saales im Maßstab 1:10 bauen, um darin den Sound zu testen. Toyota richtete bereits 50 Konzertsäle ein und gilt als der beste Akustikplaner der Welt. Neben den drei Konzertsälen ist die Plaza die Hauptattraktion der Elbphilharmonie: „Wie auf einem Marktplatz werden sich Konzertbesucher und Flaneure, Hamburger und Auswärtige hier begegnen“, schwärmen die Planer. Der Blick der Besucher ruht dabei auf dem großartigen Panorama der Innenstadt und des Hafens. Das Innere der Plaza beeindruckt durch eine gewölbte und geometrisch variierende Decke. Um die Plaza herum gruppieren sich Restaurants und Bars. Über geschwungene Treppen erreicht man die bernsteinfarbenen Foyers der Philharmonie. Insider sind sich einig: „Foyer und Säle sind Wunderwelten aus Wellenformen!“ seite 47

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Die spektakuläre Walt Disney Konzerthalle in Los Angeles: Die imposante Architektur von Stararchitekt Frank Gehry lässt niemanden kalt.

„Toaster mit Grill“? Die 2005 eröffnete Königliche Oper in Kopenhagen verfügt über mehr als 1.000 Räume.

Zerdrückter Pappkarton oder geblähte Segel?Die Walt Disney Konzerthalle in Los Angeles Das Werk eines Verrückten? Oder einer der spektakulärsten Bauten der Vereinigten Staaten? Wie auch immer: Die imposante Architektur der Walt Disney Konzerthalle in Los Angeles lässt niemanden kalt. Seit der Eröffnung im Jahr 2003 versuchen Besucher immer wieder, das elegant geschwungene Edelstahlgebäude des kanadischen Stararchitekten Frank Gehry zu interpretieren: Ähneln die windschiefen, verdrehten Flächen mit den rasant geschwungenen und kühn aufschießenden Kanten geblähten Segeln im Wind? Oder eher Schmetterlingsflügeln? Einer Krone? Einer Knospe? Oder gleicht es – wie die Los Angeles Times schreibt – einem im Regen aufgeweichten, silbern gespritzten Pappkarton? Der Architekt selbst bezeichnet sein metallenes Glitzerding jedenfalls als „eine Art Blume“. Der Stararchitekt entwarf auch das Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein und das Guggenheim-Museum in Bilbao. Kritiker werfen ihm vor, die Konzerthalle sei im Grunde eine Kopie des Museums. Das kann Gehry überhaupt nicht leiden. Denn die Pläne für den Musentempel waren weit früher fertig als die des Museums: „Ich kann nichts dafür, dass das Projekt in Los Angeles von allen Seiten torpediert wurde und sich die Realisierung damit um Jahre verzögert hat. Es gab hinter den Kulissen extreme Machtkämpfe. Ich war am Anfang nur ein Zählkandidat, der Lokalmatador, der gut aufs Gruppenbild passte. Ich habe mich dazu überreden lassen, an dem Wettbewerb teilzunehmen und wollte eigentlich mittendrin wieder aussteigen. Aber am Ende hat es dann doch noch funktioniert“, sagt er. Gehry ist oft kantig und unbequem. Aber genial! Ein echter Künstler eben. Wer zum Beispiel meint, den faszinierenden Formen und atemberaubenden Schwüngen seines Werkes in Los Angeles liegt eine akribische Planung zugrunde, der irrt. Anlässlich eines Films, den Regisseur Sydney Pollack kürzlich über Gehry drehte, sagt dieser dem „Spiegel“: „Seine Vorlagen sind nicht etwa akkurate, penible Zeichnungen, sondern entstehen aus Spielereien! Er spielt mit Pappe, Papier, Klebstoff, Röhren. Wie ein Kind. Er sagt ja auch, dass seine Großmutter ihm schon Papierblöcke zum Spielen gab. Das ist das andere, was uns verseite 48

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alle 2265 Zuhörer, als säßen sie direkt am Podium. Bei der Orgel lässt Gehrys Handschrift dann auch noch einmal grüßen: Die hölzernen Orgelpfeifen ragen wie aus einer gigantischen Pommesfrites-Tüte kreuz und quer in den Raum.

„Toaster mit Grill“ Die Königliche Oper in Kopenhagen

bindet: Er ist noch immer ein großes Kind. Und dafür habe ich sehr viel Verständnis!“ Satte 274 Millionen Doller verschlang die neue Spielstätte der Los Angeles Philharmonie während der vier Jahre dauernden Bauzeit. Die Idee und den finanziellen Grundstock dazu lieferte Lillian Disney, die inzwischen verstorbene Witwe von Walt Disney: Sie stiftete 1987 satte 50 Millionen Dollar für den Bau zur Erinnerung an den Zeichentrickmogul. Den Löwenanteil verschlang dabei das erdbebensichere Fundament. Doch Zeit, Geld und Mühe lohnten sich. Nicht nur, weil ein phantastisches Gebäude entstanden ist, sondern auch, weil es das vernachlässigte Downtown-Viertel enorm belebt hat. Heute ist die Walt Disney Konzerthalle quasi das Wohnzimmer der Stadt, der Treffpunkt für Liebhaber von Jazz, Barock und Weltmusik. Das Hören ist hier ein Genuss: Dank der ausgeklügelten Akustik des Japaners Yasuhisa Toyota fühlen sich

„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“, sagt ein altes Sprichwort. An den Zähnen des Pferdes lässt sich nämlich das Alter und damit der Wert des Präsentes ablesen. Das gilt als unfein. Die Dänen haben auch ein Geschenk bekommen, vom reichsten Mann des Landes: Gleich ein ganzes Opernhaus spendierte Mærsk Mc-Kinney Møller, Besitzer der größten Transportfirma der Welt, dem Volk und der Königin Margrethe II. Wert: 335 Millionen Euro. Der Haken an der Sache: Der damals 91-jährige verbot sich jede Einmischung in die Planung des Objekts. Und so entstand 2003 auf Holmen, einem teils naturgeschützten Dockgelände direkt gegenüber von Schloss Amalienborg, dem Sitz der Königsfamilie ein Opernhaus, das die Bevölkerung nicht nur glücklich macht: Mehr als 1000 Räume auf 15 Geschossen, vier davon unter dem Meeresspiegel, und Platz für 1400 Besucher. Zu wuchtig, zu unausgeglichen, geradezu monströs sei der Bau geraten, schimpfen Kritiker. Ein Spottname war auch gleich geboren: „Toaster mit Grill“ tauften die Bürger das Gebäude aufgrund seiner mit großen Sichtblenden eingegitterten Glasfassade. Der dänische Architekt Henning Larsen war mit dem Baufortschritt zunehmend unglücklich: Der Sponsor mischte sich in die bauliche und akustische Gestaltung ein und verzierte zum Entsetzen aller Beteiligten den Zuschauerraum auch noch mit 105000 Bogen Blattgold, um den Modernismus des Architekten zu bremsen. Dieser distanzierte sich pünktlich zur Eröffnung der Oper 2005 von seinem eigenen Bau. Öffentlich verkündete Larsen im dänischen Fernsehen: „Wir haben da einen Kompromiss bekommen, der misslungen ist und auch mich traurig macht.“ Aber obwohl viele in der Oper ein „Danaergeschenk“ sehen, weil es Unglück mit sich bringt, so hat das klotzige Denkmal des Mäzens mit seinem 32 Meter weit auskragenden Dach auch seine guten Seiten: Niemals hätte das dänische Parlament so viel Geld

für den Bau eines Opernhauses genehmigt. Zudem überzeugt die innere Gestaltung. So loben Experten zum Beispiel die Akustik in dem rund 1500 Besucher fassenden, hufeisenförmigen Saal. Auch die von „Waagner & Biró“ entwickelte Bühnentechnik ist phantastisch: Insgesamt gibt es sechs untereinander austauschbare Bühnen, die jeden Inszenierungswunsch ermöglichen. Zudem beeindruckt der wohlproportionierte Zuschauerraum mit seinen mattglänzend holzverkleideten vier Rängen. Das ausschweifende Foyer beeindruckt durch seine weißen Brüstungen und elegant durch den Raum schwebenden Brücken: Sie führen hinauf bis in den vierten Stock. Änderungswünsche hatte der großzügige Milliardär McKinney-Møller übrigens stets entschieden abgelehnt: „Dies ist ein Geschenk, kein Geschenkgutschein“, ließ er das Volk wissen.

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M:CON

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„Respekt – der Mannheimer Rosengarten ist auf Augenhöhe mit Berlin, Frankfurt und Düsseldorf.“

News

News Impressum

Inan Arac, BA-Student

„Bei großen Kongressen herrscht Weltstadtflair im Haus.“

Ruth Jung, Tourist-Information

„Die ansprechende und gut gelungene Kombination von Tradition und Moderne wirkt unaufdringlich, macht aber neugierig.“ Eva Baumann-Stauder, Disposition

„Beim Kardiologen-Kongress beeindruckte es mich besonders, zu sehen, wie mehrere tausend Menschen parallel informiert und geschult werden.“ Anja Mehlhorn, BA-Studentin

„22 Jahre Rosengarten, die letzten beiden Jahren waren die anstrengensten meiner Rosengartenlaufbahn, aber auch die emotional intensivsten.“

Jürgen Heitz, Disposition

„Die Fussball WM 2006 – was für eine Stimmung im Mozartsaal.“

Jana Bernhard, Projektmanagement

„Durch m:con habe ich als Nordlicht die Pfalz kennen und lieben gelernt.“

Stefan Ossenkop, Vertrieb

„Ich bin kein Gärtner, der Rosengarten ist ein Kongresszentrum – das erzähle ich Außenstehenden zuerst.“

Marcus Reis, IT-Services

„Der erste Rausch und Kuss bei Cola Ball, super Konzerte und natürlich meine Frau.“ Hannes Krosta, Projektmanagment

„Für mich ist der Rosengarten ein ganz besonderes Haus mit einem ganz besonderen Flair.“ Ulrike Mertz, Buchhaltung

„Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen, denen ich sonst nie persönlich begegnet wäre, gehören zu meinem prägendsten Erlebnissen.“

Dr. Manfred Müller, Projektmanagement

„Mein Rosengarten bedeutet für mich: interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten in einem faszinierenden Umfeld.“ Isabel Peter, Congress-Service

„Es ist schön, dass alle Veranstaltungen individuell sind und somit alle besondere Erlebnisse darstellen.“

Christine Guth, Projektmanagement

m:con visions Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche. Sonderausgabe zur Eröffnung des „neuen“, erweiterten m:con Congress Center Rosengarten Mannheim.

„Mein Rosengarten bedeutet für mich viel Zeit für viele Erfahrungen im Kongressgeschäft des besten CC Deutschlands.“

Bastian Fiedler, Marketing/Vertrieb

Die Veranstaltungen im Rosengarten beeindrucken mich am meisten.“ Esther Mertlbauer, Ausstellungsservice

„Es werde Licht!“ Isabel Schmittknecht, IT-Services

„Mein Rosengarten bedeutet für mich alles! Mein Leben dreht sich fast nur noch um den Job.“

Benjamin Hoffmann, Veranstaltungstechnik

„An die Betriebsfeiern erinnere ich mich gerne, dort lernt man Kollegen richtig kennen.“

Sandra Kozma, Tourist-Information

„Mein schönstes Erlebnis im Rosengarten war das Seal-Konzert, ein sehr schöner und spaßiger Abend.“

Petra Meiners, Marketing

„Ich freue mich auf unsere neuen Büros – dann werden die Wege wieder kürzer!“

Claudia Morio, Congress-Service

„Für die Arbeit im neuen Rosengarten wünsche ich mir zufriedene Kunden.“

Bettina Häcker, Congress-Service

„Jeder Dienst an der Abendkasse im Rosengarten ist ein echtes Erlebnis.“

Doreen Broda, Tourist-Information

„Ich freue mich besonders darauf, wieder näher am Geschehen zu sein.“

Marius Müller, Marketing

„Besonders gerne erinnere ich mich an die tatkräftige Unterstützung aller Kollegen, die mir die Einarbeitung in meine Aufgaben leicht gemacht hat.“

Matthias Landthaler, Vertrieb

„Der neue Rosengarten bedeutet für mich mehr Arbeit und dadurch einen zukunftssicheren Arbeitsplatz.“

Markus Markovic, Controlling

„Wenn ich über den Rosengarten erzähle, sage ich: Da arbeite ich – ist er nicht schön?“

„Zu meinen stärksten Eindrücken gehören Begegnungen mit tollen Persönlichkeiten wie Robin Gibb und Gernot Schanzes Erzählungen über das Haus.“

Inge Drabold, Tourist-Information

Nadja Ghanemi, Disposition

Milliardäre, die Millionen geben: Mit herausragenden, wahrlich einzigartigen Veranstaltungen wie diesen wird das m:con Congress Center Rosengarten auch 2008 wieder seinen Rang unter Beweis stellen. An reichen Menschen, die von ihrem Vermögen viel abgeben ist die Metropolregion Rhein-Neckar wahrlich nicht arm. Zu den prominentesten dürften sicherlich die Mitbegründer des Software-Konzerns SAP gehören: Hans-Werner Hector (fördert Kunst), Klaus Tschira (Wissenschaft), Hasso Plattner (Software) und Dietmar Hopp (Medizin, Bildung, Sport). Letztgenannter gab im November gemeinsam mit Manfred Lautenschläger, Gründer des Finanzdienstleisters MLP, im m:con Congress Center Rosengarten Einblick in seine Stiftung und die Beweggründe, Gutes zu tun – beim 2. Stiftertag der Metropolregion RheinNeckar. Es ist wohl dem neuen Vorstandsvorsitzenden Professor Claus E. Heinrich zu verdanken (er ist „auch“ Vorstandsmitglied der SAP), dass die beiden Stifter ihr Motto „Tue Gutes und sprich nicht (!) darüber“ ausnahmsweise temporär aussetzten – und sprachen. Beide Stifter sehen es als ihre soziale Verpflichtung, ihren Wohlstand zu nutzen, um das Gemeinwohl zu fördern und unterstützen. Beiden Stiftungen ist zudem ihre regionale Verankerung gemein. Ihre Aktivitäten bezie-

hen sich deshalb größtenteils auf die MRN. „Trotz des internationalen Hintergrundes meiner unternehmerischen Tätigkeit fühle ich mich der Metropolregion Rhein-Neckar sehr verbunden. Hier bin ich geboren und aufgewachsen und hier liegt die Wiege meines Erfolges. Deshalb

Herausgeber m:con – Mannheimer Kongress und Touristik GmbH Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim, Telefon +49.621.4106-0, Telefax +49.621.4106-121 www.mcon-mannheim.de Redaktion tower media GmbH Ketscher Landstraße 2, 68723 Schwetzingen Telefon +49.6202.2797-0, Telefax +49.6202.2797-81 www.tower-media.de Dr. Katrin Bischl, Stefan Kern, Sabine Latorre, Jonathan Leibl, Christian Leistritz (Leitung), Karl Luha, Oxana Olenberger, Lena Orlando, Sandra Pauli, Wilhelm T. Schweizer, Pascal Seifenprinz, Panja Schollbach Gastautoren Prof. Dr. Wolfgang Blättchen; Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje; Joachim Grafen, m:con Redaktionsbeirat Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer, Dekan, Universität Mannheim; Prof. Dr. Hans Rück, FH Worms; Prof. Helmut Schwägermann, FH Osnabrück; Lutz P. Vogt, GCB

gebe ich jetzt gerne etwas an die Region zurück und unterstütze überwiegend hiesige Projekte“, so Dietmar Hopp, dessen Stiftung vor allem in den Bereichen Medizin, Ausbildung an Universitäten und Schulen, soziale Einrichtungen und Jugendsport tätig ist. Hamburg, London, Den Haag, Barcelona, Madrid Köln, – m:con ist als Technik-Dienstleister gefragt wie nie. Der Mannheimer Professional Congress Organizer (PCO) vermietet sein High-TechEquipment an Veranstalter im ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten europäischen Ausland. „Die Nachfrage nach unserer Technik hat stark zugenommen. Noch bis Ende dieses Jahres sind wir alle

Fotos AIPC; Archiv Südliche Weinstrasse e.V.; Association internationale des Palais de congrès (AIPC); Alessandro Balzarin; Sascha Baumann; BB Promotion; Bernhardt + Partner Architektenbüro; BioRegion Rhein-Neckar-Dreieck e.V.; Prof. Dr. Wolfgang Blättchen; Sven Bratulic (m:con); Brähler ICS Konferenztechnik; Jadranka Celik; CropEnergies AG; Dalberto & Kollegen; diephotodesigner.de; EMI Music; Dr. Martina Fuchs (Stadt Mannheim, Fachbereich Bildung); Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung; Edgart Hirth; Eurohypo AG; Fuchs Pertolub AG; Markus Gilliar/GES-Sportfoto; Heidelberger Druckmaschinen AG; Axel Heiter - Fotodesign; Heidelberger Kongress und Tourismus GmbH; Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje; Herbert Schulze, The Rat Pack – Live from Las Vegas; IMEX; Marianne Korten, HCCE; Anne Kreuz – Sondern Fotografie; Mannheim Business School gGmbH; Mannheimer AG Holding; m:con – Mannheimer Kongress- und Touristik GmbH; Melbourne Exhibition and Convention Centre; Metropolregion Rhein-Neckar GmbH; MVV Energie AG; MLP AG; Christoph Münch; Photolab / EMBL; pixelquelle.de; privat (diverse); Pro Arte; SAP Arena Betriebsgesellschaft GmbH & Co. KG; Michael Schwarz; Kay Sommer (m:con); Staatsministerium Baden-Württemberg; Stadtverwaltung Landau; Südzucker AG; tower media GmbH; Tourist Information Worms; Ungerboeck Systems International GmbH; Universitätsklinikum Heidelberg; Wonge Bergmann. Konzeption & Gestaltung M. A. D. Kommunikation GmbH Frankfurter Straße 121, 63067 Offenbach / Main Telefon +49.69.82998-0, Telefax +49.69.82998-11 www.mad-kommunikation.de Artdirektion Michael Hoffmeyer Druck abcdruck GmbH Waldhofer Straße 19, 69123 Heidelberg Telefon + 49.6221.8446-0, Telefax + 49.6221.840600 www.abcdruck.de Vertrieb LANG Industrie Dienst GmbH Lübecker Straße 4-6, 69181 Leimen Telefon +49.6224.9718-0, Telefax +49.6224.9718-50 www.langindustriedienst.de Verantwortlich: Michel Maugé (m:con) Ausgabe 06/Dezember 2007. Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten.

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 06/Dezember 2007

Ungerboeck Systems führt Software gern bei m:con vor Exportschlager m:con-Software – Programm wird nach Dubai exportiert Von Sandra Pauli

14 Tage in Deutschland und Europa unterwegs, um unsere Kunden technisch zu unterstützen“, sagt m:con-Projektleiter Mario Helbing. Zur Verleihtechnik zählen modernste Ton- und Lichtanlagen, Projektionstechnik, digitale Pulte, Kameratechnik, Dolmetscheranlagen oder Regieplätze für Live-Einspielungen. Auch 2008 profitieren wieder zahlreiche Kongresse, Veranstaltungszentren und Tagungshäuser im In- und Ausland von dem m:con-Service. Bei der ANIM, der 25. Arbeitstagung für Neurologische Intensiv- und Notfallmedizin etwa kommt die Mannheimer HighTech drei Tage lang (31. Januar bis 02. Februar) im Wiesbadener Kurhaus zum Einsatz. Bei dieser Veranstaltung und dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) im September in Hamburg (10. bis 13. September) arbeitet m:con eng mit dem PCO AKM Congress Service zusammen. Das mobile Multimedia-Material zeichnet sich nicht nur durch Qualität, sondern auch durch Quantität aus: Mit der Verleihtechnik lassen sich gleichzeitig 20 Säle professionell bestücken.

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Kein Weg ist zu weit für die Präsentation einer innovativen Software: Ein internationaler Mitarbeiterstab der Emirates-Group aus Dubai legte im August eine 6.000-Kilometer – Reise rund um den Globus zurück, um sich über die Software im m:con Congress Center Rosengarten zu informieren. Mit der Eventsoftware EBMS (Event Business Management Software) der US-Firma Ungerboeck Systems International wird in Mannheim schon seit 2003 gearbeitet. Das m:con Congress Center Rosengarten war der erste deutsche Kunde, der die vielfältigen Möglichkeiten des Programms nutzte – neben den Kongresszentren in Melbourne, Paris oder Hong Kong. Heute besteht zwischen beiden Unternehmen eine enge Partnerschaft.

Mit Finanz-Kongressen

und Industrie-Tagungen kommt 2008 noch mehr Abwechslung in den Veranstaltungskalender von m:con: Der „Fonds professionell“Kongress vom 29. bis 30. Januar ist ein Pflichttermin für die deutsche Finanzdienstleistungsbranche. Es werden 3.500 Teilnehmer erwartet. Am 19. Juni lädt PriceWaterhouseCoopers zur „Steuerfachtagung 2008“. Und gleich zwei europäische Industrieverbände halten im Spätjahr 2008 ihre Kongresse im neuen m:con Congress Center Rosengarten ab: Die „European Powder Metallurgy Association“ (EPMA), der europäische Verband für Pulvermetallurgie tagt vom 29. September bis 01.

Oktober in Mannheim, der Kongress „BIO-Europe 2008“ läuft vom 17. bis 19. November. 1.500 Entscheidungsträger der Biotechnologie-, Pharma-und Finanzwirtschaft aus ganz Europa bringt der dreitägige Prozess zusammen. Weiteres Highlight: ein internationales Symposium des Goethe-Instituts am 18. September.

Stark in Kultur ist das m:con Congress Center Rosengarten mit den „neuen Möglichkeiten“ durch die Erweiterung mehr denn je.

der bissigsten Polit-Kabarettisten Deutschlands: Mathias Richling. Mit seiner pointierten Wortakrobatik sorgt Richling am 19. Dezember – Achtung! 2008 sollten sich Musikfans – 2008 für einen garantiert und Konzertliebhaber einige kurzweiligen Jahresrückblick Termine mit Promi-Potenzial im Rosengarten. anstreichen. Die Saison eröffnet der deutsche Schauspieler und gebürtige Mannheimer Uwe Mit erfolgversprechenden Ochsenknecht: Am 14. Januar Kunden-Events startet wirkt er bei einem Chorkon- m:con ins Jahr 2008. zert der Deutschen Staatsphil„Wir haben für das kommenharmonie Rheinland-Pfalz im de Jahr mindestens zwei große Mozartsaal mit. Das deutsche Kunden-Events geplant“, sagt Chanson-Wunder Annett Loui- Vertriebsleiter Bastian Fiedler. san gastiert drei Abende später So soll es beispielsweise eine im Rosengarten. Semino Rossi Neuauflage des exklusiven und lässt schon lange die Herzen erfolgreichen Golf-Wochenender Schlagerfans höher schla- des geben, das m:con in St. Leon gen. Der gebürtige Argentinier Rot für rund 60 Kunden organiund mehrfach ausgezeichnete siert hatte. Als Vorgeschmack Shooting-Star der Schlagerwelt auf die exklusiven Kundenspielt seine Schmuse-Hits am Events veranstaltet m:con am 14. April in Mannheim. Eben- 23. Januar eine Lesung mit Popfalls im Frühjahr präsentiert Literat Benjamin von Stuckdas „BBC Symphony Orches- rad-Barre zum Thema „Wistra“ Werke von Bartók, Stra- sensgesellschaft Deutschland“, winsky und Schostakowitsch. die sich an Professoren aus der Die renommierten, weltbe- Metropolregion Rhein-Neckar kannten Musiker aus Groß- richtet. Dies wird im Übrigen britannien spielen am 25. Mai das erste Literatur-Happening im Mozartsaal. Unterhaltung im neuen Arnold-Schönbergganz anderer Art bietet einer Hörsaal sein.

„Unsere Software EBMS unterstützt Kongresszentren und Veranstalter in sämtlichen Belangen des Eventmanagements und der Organisation“, erklärt Silke Hoersch, Teamleader Marketing & Communication in der Europa-Zentrale von Ungerboeck Systems in Karls-

Teilnehmerregistrierung von m:con wird über EBMS abgewickelt. Die Online-Anmeldungen der Delegierten laufen ebenso über diese Software“, erklärt Marcus Reis, IT-Spezialist bei m:con. Entsprechend der spezifischen Bedürfnisse nutzt jede m:con-Abteilung das Compu-

„m:con gilt als visionäres und eines der führenden Kongresszentren in Deutschland.“ Thorsten Kolbinger Ungerboeck Systems, GM Europe

ruhe. Das Mannheimer Kongresszentrum nutzt die Veranstalter-Software seit Jahren für nahezu alle Geschäftsbereiche: Bei der Verwaltung der Kongress-und Tagungsräume, der Projektplanung, der Teilnehmerregistrierung oder etwa der Adressverwaltung. Bei der Raumverwaltung lassen sich auf einen Blick freie Kapazitäten und Termine erkennen, bei der Adressverwaltung tausende aktuelle Daten speichern und in der Ausstellungsabteilung Standbestellungen koordinieren. „Auch die komplette

terprogramm von Ungerboeck Systems. Einzige Ausnahmen sind die Bereiche Personal, Buchhaltung und Bestellwesen, die über das SAP R3-Programm bearbeitet werden. Durch eine Schnittstelle können wichtige Daten elektronisch allerdings vom SAP- ins EBMS-System übermittelt werden. Ungerboeck Systems International hat sich seit seiner Gründung 1985 mit 500 Installationen und weltweit mehreren tausend Anwendern zum erfolgreichsten Anbieter von Veranstaltungs-Software entwickelt.

Die EBMS-Software des Unternehmens mit Hauptsitz in St. Louis (USA) nutzen Kunden aus unterschiedlichsten Eventbereichen: Kongresszentren gehören zum festen Kundenstamm, aber auch Messen, Universitäten, PCO’s Verbände, Stadien und sogar Opernhäuser. In der südbadischen Europa-Zentrale kümmern sich 30 der weltweit insgesamt 120 Mitarbeiter um die Kundenbelange aus dem deutschsprachigen und europäischen Raum, aus Afrika und dem Nahen Osten. Zu den Hauptaufgaben der Karlsruher Niederlassung gehören die Bereiche Sales und Marketing, Client Services und Support. „In der Vergangenheit leistete m:con als erster deutscher Kunde einen großen Beitrag zum Erfolg von Ungerboeck Systems in Deutschland“, betont Thorsten Kolbinger, General Manager Europe. „m:con gilt als visionäres und eines der führenden Kongresszentren in Deutschland.“ Rund 80 Kunden gibt es inzwischen im deutschsprachigen Raum. Als Partner unterstützt m:con den SoftwareProduzenten auch bei der Präsentation seines Produktes. Die

Delegation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nahm sich extra einen halben Tag Zeit, um sich die Anwendung des Programms in der Praxis zeigen zu lassen. „Die Gäste aus Dubai haben wertvolle Informationen für eine zukünftige Implementierung mitgenommen und waren darüber hinaus von der Professionalität und der Gastfreundschaft der m:con-Mitarbeiter sehr angetan“, erklärt Thorsten Kolbinger. Inzwischen ist der Vertrag in trockenen Tüchern. Im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie von Ungerboeck steht der Wissensaustausch- mit den Geschäftspartnern: „Unsere Partner und unser Unternehmen profitieren sehr stark vom Know-HowTransfer“, betont Kolbinger. „Was unsere Partnerschaft mit m:con betrifft, ist das Feedback ein wesentlicher Teil davon. In den vergangenen Jahren hat m: con aktiv die technische Weiterentwicklung unserer Software mitgestaltet.“ Nur so könne das Produkt auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten und weiterentwickelt werden.

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Richtig angesprochen lässt sich der Konsument gerne erobern Emotionen – ein „Reiz“-Thema für die Kommunikation? von Prof. Hans H. Bauer und Dipl.-Kffr. Christine Knackfuß

Emotionen – unsere ständigen Begleiter. In Marketingforschung und -praxis sind Emotionen derzeit in aller Munde. Nicht ganz zu Unrecht; sind sie doch auch ein ständiger Begleiter im Alltag eines jeden – sei es bei einem Gespräch mit Familienangehörigen, beim Treffen einer Entscheidung oder beim Anhören eines Fachvortrages. Obwohl wir uns unserer Emotionen oft nicht bewusst sind, sind sie immer präsent und beeinflussen unser Verhalten. Dieses Potenzial haben Marketing­manager für sich entdeckt. Sie versuchen, Konsumenten beispielsweise mit „Freude am Fahren“ (BMW), „We love to entertain you“ (Pro7) und dem „AXA-Gefühl“ (AXA) für sich zu gewinnen.

Vermittlung von differenzierten Emotionen und Erlebnissen in Abhängigkeit von Marke und Produkt durch den Einsatz von verschiedenen Farben, Beleuchtungen und Designelementen: MINI auf der Automobilmesse Mondial de l‘Automobile 2006 in Paris: Vermittlung von Modernität, Energie und Leidenschaft durch knallige Farben, helles Licht und trendige Bildmotive. diephotodesigner.de

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Intensive Einbindung der Besucher auf dem MINI-Stand der IAA 2005. Die Betonung des Rennsports stärkt den maskulinen und quirligen Charakter der Marke.

Obwohl Messen und Events ein großes Potenzial bieten, um die eigenen Marken und Produkte emotional zu belegen, bekommt man beim Besuch der meisten Fachmessen und vieler Events jedoch den Eindruck, dass dieser Bereich der Kommunikation die Macht der Emotionen noch nicht für sich entdeckt hat. Diese Veranstaltungen bieten nämlich nicht nur die ideale Plattform, um Produkte zu präsentieren, Kontakte zu knüpfen und Verträge zu schließen, sondern auch eine vortreffliche Möglichkeit, die eigene Marke „emotional aufzuladen“. Ziel dieses Artikels ist es daher, in die Theorie der Emotionen einzuführen und aus wissenschaftlichen Erkenntnissen Empfehlungen für das Kongress- und Eventmanagement abzuleiten.

BMW M3 Konzept auf dem Genfer Automobilsalon 2007: Um die 4. Generation des vor Kraft strotzenden Sportwagens richtig in Szene zu setzen, wird das M3 Concept Car den Messebesuchern auf einer martialisch wirkenden Standfläche aus Stahl und Beton präsentiert. Das Fahrzeug selbst steht im Inneren eines soliden Stahlblocks. In der rechten Wand befindet sich eine Reihe von Einzeldrosselklappen, die von hinten mit rotem Licht beleuchtet werden und ein vergrößerter Drehzahlmesser.

sein, aber Bewunderung empfinde ich nicht gegenüber dem Messestand, sondern gegenüber der Marke und ihren Produkten (Objekt). Emotionen sind akut, das heißt sie entstehen aus einem Moment heraus und sind zeitlich limitiert. Man unterscheidet so genannte emotionale Episoden von emotionalen Dispositionen. Erstere bezeichnen Emotionen, die bei Kontakt mit einem Stimulus auftreten, wie beispielsweise „Susanne fürchtet sich vor der dunklen Gestalt, die sie verfolgt“. Eine emotionale Disposition hingegen beschreibt die grundsätzliche Bereitschaft einer Person mit bestimmten Emotionen auf Stimuli zu reagieren, zum Beispiel „Susanne ist ein ängstlicher Mensch“.

Was sind Emotionen? Emotionen lassen sich aufgrund ihrer Intensität und Valenz voneinander unterscheiden. Die Intensität entspricht dabei dem Aktivierungsgrad einer Emotion. So sprechen wir beispielsweise von starken und schwachen Emotionen. Manche Emotionen sehr ähnlicher Qualität, aber mit einem unterschiedlichen Aktivierungsgrad werden auch semantisch voneinander unterschieden. Dies ist beispielsweise bei den Emotionen „Ärger“ und „Wut“ der Fall. Die Dimension der Valenz hingegen beschreibt die Gefühlsrichtung einer Emotion, das heißt wie gut oder schlecht eine emotionsauslösende Situation für das eigene Wohlergehen bewertet wird. „Freude“ entspricht beispielsweise einer positiven, „Traurigkeit“ hingegen einer negativen Bewertung.

Emotionen sind objektgerichtet. Dies bedeutet, dass für das Auftreten von Emotionen immer ein konkreter Anlass besteht – man ärgert sich, hat Angst vor oder freut sich über etwas. Dabei muss man berücksichtigen, dass der Auslöser einer Emotion (Stimulus) nicht zwingend ihr Objekt sein muss. Ursache der Emotion mag beispielsweise ein unvergleichlicher Messeauftritt (Stimulus)

Emotionen manifestieren sich auf drei unterschiedlichen Ebenen. Hat eine Person eine Emotion, so äußert sich diese nicht nur in der Veränderung ihres subjektiven Erlebens (Gefühl), sondern meistens auch am zu beobachtenden Ausdrucksverhalten wie der Mimik oder Gestik und an Veränderungen neuro-physiologischer Vorgänge wie der Herzrate, dem Blutdruck und der Aktivierung

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Die Schwierigkeit einer Definition belegt ein von Emotionswissenschaftlern häufig verwendetes Zitat: „Emotion ist ein seltsames Wort. Fast jeder denkt, er versteht, was es bedeutet, bis er versucht, es zu definieren.“ Bislang gibt es in der Theorie noch keinen breit akzeptierten Ansatz, der das Emotionskonstrukt ganzheitlich erfasst. In Abhängigkeit von wissenschaftlichen Disziplinen finden sich in der Fachliteratur viele, aber voneinander abweichende Definitionen. Es erscheint uns daher zielführend, sich dem Gegenstand des Interesses durch eine Beschreibung seiner Eigenschaften anzunähern:

Hinter dem Fahrzeug ist ein imposanter Propeller aus einem Windkanal montiert. In einer Endlosschleife lösen die tosenden Geräusche eines beschleunigenden Motors eine „Lichtexplosion“ der Deckenbeleuchtung aus, welche mit den sich öffnenden Ventilen der Seitenwand synchronisiert ist. Der durch den Windkanalpropeller ausgelöste Windstoß, begleitet vom Stroboskop, vervollständigt das Erlebnis von purer Dynamik für den Messebesucher.

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bestimmter Gehirnareale. Da sich Emotionen in der Regel auf diesen drei Ebenen manifestieren, bieten sich diese auch für die Messung dieses Konstruktes an. Stimmungen stehen in einem sehr engen Zusammenhang mit Emotionen und eine Abgrenzung der beiden Konstrukte wird durch die häufig fehlende Differenzierung in der deutschen Sprache erschwert. Jedoch sind sich die meisten Forscher darüber einig, dass sich Stimmungen von Emotionen durch eine geringere Intensität, eine längere Dauer und das Fehlen von Objektgerichtetheit unterscheiden. Stimmungen werden als eine momentane, subjektiv erfahrene Befindlichkeit einer Person oder als eine unterschwellige Dauertönung des Erlebnisfeldes definiert.

Nach dieser Entscheidung muss das Markenmanagement dafür Sorge tragen, dass die „Soll-Emotionen“ durch Kommunikationsaktivitäten konsequent vermittelt werden, um sie langfristig in der Marke zu verankern. Eine besondere Bedeutung kommt dabei Messen und Events zu, bei denen verstärkt Kontakte zwischen Markenvertretern und Konsumenten stattfinden: Emotionen haben sich im Zuge der Evolution entwickelt, um das Überleben in einer komplexen Umwelt zu gewährleisten. Im Gegensatz zu Trieben ermöglichen sie einen viel breiteren Handlungsspielraum, signalisieren aber ebenfalls, ob eine Situation für die betroffene Person gut oder schlecht ist. Menschen sind nicht nur in der Lage, Emotionen zu empfinden und zu signalisieren, sondern auch umgekehrt, sie durch Lesen des Ausdrucksverhaltens anderer zu verstehen. So tragen sie entscheidend dazu bei, dass ein soziales Miteinander funktionieren kann. Daher ist es nicht erstaunlich, dass gerade Situationen, in denen der Konsument mit Vertretern der Marke in direkten Kontakt tritt, intensivere Emotionen auslösen können als die Konfrontation eines Konsumenten mit unpersönlichen Kommunikationsmaßnahmen wie beispielsweise Werbung im Fernsehen. Messen und Events stellen daher ein ideales Instrument dar, um Marken emotional aufzuladen.

Wie entstehen Emotionen? Die kognitiv-evaluative Emotionstheorie hat sich insbesondere mit der Frage beschäftigt, wie Emotionen entstehen. Sie definiert Emotionen als hedonistisch, das heißt in Bezug auf das eigene Wohlergehen positive oder negative Gefühle, die durch kognitive Einschätzung (bewusst oder unbewusst) verursacht werden. Die Befürworter der Einschätzungstheorie gehen davon aus, dass Emotionen Tatsachen- und Werteüberzeugungen voraussetzen und dass unterschiedliche Emotionen auf unterschiedlichen Kombinationen von Wert- und Tatsachenüberzeugungen beruhen. Das Gefühl der Zufriedenheit über eine Schulnote setzt beispielsweise die Tatsachenüberzeugung eines Schülers voraus, mit einer bestimmten Note in einem Test abgeschnitten zu haben und dass er dieses als positiv bewertet. Nehmen wir einmal an, Anton ist ein eher schlechter Schüler und Luise eine sehr gute Schülerin und beide bekommen von einer Mitschülerin mitgeteilt, dass sie in einem Test die Note „3“ erzielt haben. Für den Fall, dass beide ihrer Mitschülerin Glauben schenken, wird Anton diese Tatsache wahrscheinlich als positiv bewerten und mit sich zufrieden sein, während Luise wohl eher enttäuscht sein wird.

Relevanz von Emotionen für die Markenkommunikation. Emotionen und Stimmungen bieten viel Potenzial für die Markenführung, da: wir uns ihrer oft nicht bewusst sind, wir ihr Entstehen kaum willentlich kontrollieren können, sie wesentlich schneller zu einer Urteilsbildung führen als Kognitionen und sie sich auf das Denken und die Informationsverarbeitung auswirken. seite 58

Um das Verhalten von Personen beeinflussen zu können, ist aber eine genauere Kenntnis von Stimmungs- und Emotionswirkungen Voraussetzung. Wie oben bereits erwähnt wirken sich Stimmungen und Emotionen auf das Wahrnehmen, Speichern und Erinnern von Informationen aus und werden selber als „Information“ zur Urteilsbildung herangezogen. Während sich Stimmungen stärker auf die Informationsverarbeitung auswirken, beeinflussen Emotionen beide Bereiche gleichermaßen. Eine Emotion signalisiert der Person, ob ein Sachverhalt oder Einzelgegenstand als gut oder schlecht einzuschätzen ist und motiviert in Abhängigkeit von der Intensität zum Handeln. Durch ihre aktivierende Wirkung stimulieren Emotionen die gesamte Leistungsfähigkeit des Organismus. Bei höherer Aktivierung kann mehr Information aufgenommen, schneller verarbeitet und besser gespeichert werden. Mit anderen Worten: Das Erleben von Gefühlen fördert die kognitive Informationsverarbeitung. Befindet sich eine Person in einer positiven Stimmung (bzw. empfindet vorwiegend positive Emotionen), so richtet sich ihre Aufmerksamkeit eher auf positive Details, befindet sie sich in einer schlechten, dann eher auf negative. Ebenfalls ließen sich bereits stimmungskongruentes Speichern und Erinnern von Informationen experimentell nachweisen. Diese Phänomene werden als „Stimmungskongruenzeffekte“ bezeichnet. Es lässt sich daraus folgern, dass Menschen in guter Stimmung leichter zu überzeugen sind als solche in schlechter. In Abhängigkeit von der Stimmungsqualität ändert sich auch das Informationsverarbeitungsbedürfnis einer Person. Bei guter Stimmung werden Entscheidungen bereits auf Basis weniger Informationen unter Zuhilfenahme des „Bauchgefühls“ getroffen. Eine schlechte Stimmung erhöht hingegen tendenziell die Motivation zur Aufnahme weiterer, die Entscheidung hinausschiebender Informationen. Eine schlecht gelaunte Person achtet stärker darauf, was gesagt wird. Sie will von logischen Argumenten überzeugt werden. Menschen in guter Stimmung ist es wichtiger, wie etwas gesagt wird und wer etwas sagt. Sie hören somit mehr auf ihre Emotionen, während schlecht gelaunte Menschen mehr auf ihre Ratio vertrauen. Durch den Einsatz qualitativ hochwertiger und emotional positiv erleb-

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BMW 1er auf dem Genfer Automobilsalon 2007: Vermittlung von Sportlichkeit, Jugendlichkeit und Lifestyle durch die Verwendung von viel Weiß durchbrochen von orangefarbenen Lichtakzenten sowie einem kantigen und sehr klaren Standdesign.

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Stimmiger Auftritt des Standpersonals auf der IAA 2005 im „Formel 1“-Bereich des BMW-Standes: Spezialisten im Rennanzug gehen aktiv auf die Besucher zu und geben Auskunft zu Fragen.

barer Informationsquellen wie humorvoller Experten können somit Menschen in jeder Stimmungslage leichter überzeugt werden. Aber nicht nur die Funktionen von Emotionen selbst, sondern auch die aktuelle Marktsituation und das geänderte Konsumentenverhalten machen Emotionen für das Marketing interessant. In gesättigten Märkten sieht sich der Konsument meist ausgereiften und somit qualitativ austauschbaren Produkten gegenüber. Eine Differenzierung der Marken über technisch-funktionale Attribute wird somit unmöglich; und Zusatz- und Geltungsnutzen einer Marke gewinnen an Bedeutung. Die Vermittlung emotionaler Erlebnisse durch eine Marke wird immer wichtiger. In der Wissenschaft wird diese Entwicklung als „Trend zum erlebnisorientierten Konsumenten“ oder prägnanter als „Entmaterialisierung des Konsums“ bezeichnet. Dieser Trend wird durch das veränderte Konsumentenverhalten noch verstärkt. In der gegenwärtigen Wohlstandsgesellschaft sind die Grundbedürfnisse der Verbraucher vollständig gedeckt. Verstärkend kommen die - aufgrund verringerter Arbeitszeitintensität - steigende Freizeitverfügbarkeit und das starke Individualisierungsbestreben in einer sozial dichten Gesellschaft hinzu. Aufgabe der Markenkommunikation muss es demnach sein, eine Differenzierung vom zunehmend funktional gleichwertigen Wettbewerb zu erreichen und gleichzeitig dem vermehrten Kundenbedürfnis nach einem Erlebniswert der Marke zu entsprechen. Beides kann durch die emotionale Aufladung der Marke erreicht werden.

Wie kann man durch Kommunikation Emotionen steuern? Um Emotionen erfolgreich wirken zu lassen, gilt es zunächst festzulegen, welche Emotionen im Markenkern verankert werden sollen. Dabei bietet es sich an, solche Emotionen auszuwählen, die sich positiv auf das Kaufverhalten auswirken und den Leistungen der Marke entsprechen. Zu einer Versicherung passen beispielsweise eher Emotionen wie „Erleichterung“ und „Vertrauen“, während ein Sportwagenhersteller eher auf Emotionen wie „Enthusiasmus“ und „Freude“ setzen wird.

Emotionen auf Messen und Events. Aus den oben dargestellten Erkenntnissen lassen sich für alle Phasen des Messe- beziehungsweise Eventmanagementprozesses – Planung, Durchführung und Kontrolle – Handlungsempfehlungen ableiten. Um die Marke durch Messen und Events „emotional aufzuladen“, gilt es zunächst, aus der Markenidentität (Soll-Emotionen) diejenigen Emotionen auszuwählen, die bei einer konkreten Veranstaltung vermittelt werden sollen. Da Emotionen Werteüberzeugungen voraussetzen, ist es zusätzlich notwendig, die relevanten Erwartungen, Bedürfnisse und Werte zu kennen, die zur Bewertung der eigenen Produkte / Marke bzw. der konkreten Veranstaltung von Besucherseite herangezogen werden können. Zur Aufdeckung dieser Parameter bietet sich unter anderem das Studium von Fachliteratur, die Befragung von Experten oder die Durchführung eigener Markforschungsstudien an. Anschließend müssen von dem planenden Eventteam Maßnahmen (Stimuli) zu den Werteüberzeugungen entworfen werden, die die angestrebten Emotionen auslösen können. Generell gilt es zu beachten, dass Menschen heutzutage oft damit beschäftigt sind, Langeweile zu beseitigen und sich durch einen angenehmen Reizpegel Lustgefühle zu verschaffen. Dabei seite 59

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Aktivierungsgrad

spielen insbesondere Motive wie „Erregung“ und „Neugier“ eine Rolle. Bei Planung des Messestandes und des Rahmenprogramms sollte daher sehr viel Wert darauf gelegt werden, ein ganzheitliches, aktivierendes und wenn möglich unerwartetes Erlebnis für den Besucher zu kreieren. Voraussetzung dafür ist natürlich die Übereinstimmung mit der Markenidentität und der Corporate Identity (CI) der Marke. Dafür bieten sich insbesondere Exponate an, die den Besucher aktiv miteinbeziehen und die Vorteile des angebotenen Produktes spielerisch erklären. Durch eine gezielte Anwendung von Bildern, Musik, Filmen, Beleuchtung, Farben und Architektur können besonders gut emotionale Erlebnisse vermittelt werden. Die Elemente dieses „Emotionswerkzeugkastens“ können sowohl dazu benutzt werden, die Stimmung der Besucher positiv zu beeinflussen als auch dazu, konkrete Emotionen zu transportieren. Alle zur Anwendung kommenden „Werkzeuge“ müssen aufeinander abgestimmt sein und auf die Vermittlung derselben Emotionen abzielen. Dabei ist sorgfältig auszuwählen, welche Mittel lediglich dazu verwendet werden, die emotionale Tonalität des Messestandes zu gestalten und durch welche Mittel aktivierende Akzente gesetzt werden sollen.

Durch die Kombination von beiden können fachliche Botschaften nicht nur emotional verpackt, sondern von den Besuchern auch besser erinnert werden. Eine noch größere Bedeutung als den bereits erwähnten Mitteln kommt dem Personal des Messenstandes zu, da es das größte Potential hat intensive Emotionen hervorzurufen. Sein Erscheinungsbild und Verhalten muss vor allem anderen dem festgelegten „Emotions-Motto“ und dem generellen Markenauftritt entsprechen. Hierbei ist es nicht ausreichend das Personal vor dem Event lediglich kurz zu briefen, sondern es bedarf hierfür einer ausführlichen Schulung durch Fachkräfte. Des Weiteren empfiehlt es sich, beim abschließenden „Monitoring“ von Messen und Events nicht nur die Besucherzahlen und die abgeschlossenen Verträge zu erfassen, sondern auch zu kontrollieren, welche Emotionen durch die Veranstaltung tatsächlich vermittelt wurden, also einen Abgleich zwischen a priori festgelegten Soll-Emotionen und Ist-Emotionen vorzunehmen. Richins (1997; Measuring emotions in the consumption experience, in: Journal of Consumer Research, 24, 127-146) hat für MarketingZwecke ein Set an Emotionen entwickelt, das auf alle Konsum­

Tab. 1: Relevanten Marketing-Emotionen und ihre Messindikatoren nach Richins (1997) ins Deutsche übersetzt Emotion

Beschreibende Adjektive

Emotion

Beschreibende Adjektive

Beschreibende Adjektive

Emotion

Mehrdimensionale Messung

Mehrdimensionale Messung

Romantische Liebe

- romantisch - sexy - leidenschaftlich

Überra­schung

- überrascht - erstaunt - verwundert

Liebe

- liebend - sentimental - warmherzig

Wut

- frustriert - wütend - genervt

Friedlichkeit

- ruhig - friedlich

Unzufriedenheit

- unerfüllt - unzufrieden

Eifer

- eifrig

- einsam - Heimweh haben

Einsamkeit

Eindimensionale Messung

Schuld

- schuldig

Zufriedenheit

- zufrieden - erfüllt

Sorge

- nervös - besorgt - angespannt

Optimismus

- optimistisch - ermutigt - hoffend

Furcht

- verängstigt - fürchtend - panisch

Erleichterung

- erleichtert

Freude

- glücklich - erfreut - entzückt

Scham

- verlegen - beschämt - gedemütigt

Stolz

- stolz

Aufregung

- aufgeregt - begeistert - enthusiastisch

Neid

- neidisch - eifersüchtig

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Abb. 1: Relevante MarketingEmotionen im zweidimensionalen Raum in Anlehnung an Richins (1997) Überraschung Wut Unzufriedenheit Sorge Traurigkeit

situationen (Kontakt mit Kommunikationsmitteln sowie Nutzung der Produkte) angewendet werden kann und verbal abgefragt wird. Es setzt auf der subjektiven Erlebnisebene auf. Die Emotionen lassen sich in einem zweidimensionalen Raum in Abhängigkeit der Gefühlrichtung und des Aktivierungsgrades, wie in Abbildung 1 gezeigt, darstellen. In Tabelle 1 sind die zur Messung der konsumrelevanten Emotionen geeigneten verbalen Indikatoren nach Richins (1997) aufgeführt. Schließlich sei noch auf das Kommunikationsmittel „Vortrag“ eingegangen, da dieser sowohl in Bezug auf Emotionen und Stimmungen als auch in Bezug auf Messen und Events eine wichtige Rolle spielt. Bei Vorträgen sollte darauf geachtet werden, die Zuhörer durch die Elemente des zuvor beschriebenen „Emotionswerkzeugkasten“ in eine positive Stimmung zu bringen. Servicepersonal und Vortragende sollten besonders darauf achten, Blickkontakt zu halten und Besuchern stets freundlich und zuvorkommend zu begegnen. Gleichzeitig sollten die Besucher durch eine abwechslungsreiche Programmgestaltung mit emotionalen Akzenten immer wieder aktiviert werden, um ihre Aufnahmefähigkeit hochzuhalten. Vorträge und Reden sollten von Experten mit sympathischer Ausstrahlung durchgeführt werden. Um das Publikum emotional zu fesseln und gleichzeitig der fachlichen Erwartungshaltung der Besucher zu entsprechen, sind sowohl ein ausreichendes Fachwissen als auch gute rhetorische Fähigkeiten notwendig.

Fazit. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Emotionen sowohl durch ihre Wirkung als auch durch die aktuellen Marktanforderungen eine bereits große und zunehmend wachsende Relevanz für die Kommunikation aufweisen. Um Emotionen erfolgreich für die eigene Marke einzusetzen, ist die Markenführung gefordert, Kernemotionen für die Marke festzulegen und konsequent durchzusetzen. Dazu bieten sich insbesondere kommunikative Maßnahmen wie Messen und Events an, in denen direkte Kontakte zwischen Markenvertretern und Konsumenten stattfinden. Die Etablierung eines Emotionsmessinstrumentes in der eigenen Marktforschung erleichtert dabei die Erfolgskontrolle und Maßnahmenanpassung. Nur wenn Emotionen richtig verstanden und eingesetzt werden, ist es möglich, Konsumenten durch die Macht der Emotionen zu erobern.

Angst Scham Neid Schuld Einsamkeit

Eifer Aufregung Freude Stolz Optimismus Zufriedenheit Erleichterung Friedlichkeit Liebe romantische Liebe

Negativ

Positiv Gefühlsrichtung

Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer ist Direktor des Instituts für Markt­ orientierte Unternehmensführung, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL und Marketing II und Dekan der BWL-Fakultät der Universität Mannheim.

Dipl.-Kffr. Christine Knackfuß ist derzeit bei der BMW Group im Bereich Inter­nationale Kommunikationsstrategie tätig und promoviert als externe Doktorandin am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing II der Universität Mannheim bei Prof. Dr. Hans H. Bauer zum Thema „Emotionen im Marketing“.

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Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung Gesundheitspolitik: „Das kommt einer Abstrafung junger Wissenschaftler gleich“ Von Karl Luha

Mit 5.000 Teilnehmern aus 25 Ländern ist die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) jeweils im April der größte medizinisch-wissenschaftliche Kongress im m:con Congress Center Rosengarten. Die DGK selbst ist eine der ältesten und größten medizinischen Gesellschaften in Europa. Im „m:con visions“-Interview sprechen DGK-Präsident Professor Dr. Gerd Heusch und Geschäftsführer Dipl.-Math. Konstantinos Papoutsis über Kongresse, Fortbildung und die Gesundheitspolitik der Bundesregierung.

m:con visions: Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herzund Kreislaufforschung gehört zu den größten medizinischen Vereinigungen in Europa. Damit kommt ihr auch eine große Verantwortung für die Gesellschaft zu. Wie würden Sie diese Verantwortung beschreiben? Prof. Dr. Gerd Heusch: „Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung wurde 1927 gegründet und ist damit die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft mit 6.500 Mitgliedern hat sie sich nicht nur die Erforschung und Bekämpfung von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zum Ziel gesetzt, sondern auch die Aufklärung und Verbesserung der kardiologischen Versorgung unserer Bevölkerung, die Beratung von Politik und öffentlichem Gesundheitssystem, und die Vertretung der berufs- und standespolitischen Interessen ihrer Mitglieder.“ m:con visions: Welche Rolle spielt die Fortbildung von Medizinern für den Praxis- und Klinik-Alltag in der DGK? Heusch: „Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie erfüllt ihre Aufgaben durch die Veranstaltung jährlicher wissenschaftlicher und Fortbildungs-Kongresse, die Veröffentlichung mehrerer Fachzeitschriften in englischer und deutscher Sprache, die einerseits dem wissenschaftlichen Austausch, andererseits der Fortbildung auf hohem Niveau dienen. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie unterhält eine eigene Akademie für Aus-, Fort- und Weiterbildung, die über das ganze Jahr hinweg republikweit strukturierte seite 62

Fortbildung zu allen Teilbereichen der Kardiologie anbietet.“ m:con visions: Was wäre die Convention-Industrie ohne die Medizin-Fortbildung? Dipl.-Math. Konstantinos Papoutsis: „Fortbildung kann nur stattfinden, wenn die Ergebnisse von wissenschaftlichen und klinischen Forschungen vorher präsentiert werden und Innovationen somit den Weg in die Kliniken und Praxen finden. Fortbildung ist stark von der Forschung abhängig, und dies sollte als ein Gesamtbereich betrachtet werden.“ m:con visions: Muss sich die Kongress-Branche bei der Bundes­ gesund­heitsministerin bedanken, weil diese Fortbildung quasi vorschreibt, der Kongressbranche damit gute Geschäfte beschert? Papoutsis: „Auf der einen Seite wird die Fortbildung den Ärzten vorgeschrieben, auf der anderen Seite jedoch wird die wissenschaftliche Forschungsarbeit durch unzumutbare politische Rahmenbedingungen stark beeinträchtigt, was einer Abstrafung junger wissenschaftlich tätiger Ärzte gleichkommt. Wenn die Forschung nicht gefördert wird, dann wird man bald auch keine Fortbildung mehr anbieten können. Die Politik sollte sich Gedanken machen, wie die Rahmenbedingungen für Forscher verbessert werden und wie junge Ärzte motiviert werden können, weiterhin in Deutschland zu arbeiten.“ m:con visions: Worauf legen Sie bei der Auswahl Ihrer KongressDienstleister besonders großen Wert?

Papoutsis: „Es gibt viele Kriterien, die in Betracht gezogen werden. Insbesondere Professionalität, Erfahrung und Zuverlässigkeit sind hervorzuheben. Des Weiteren ist es wichtig, dass unsere Ansprechpartner nicht ständig wechseln und somit eine Kontinuität bewahrt werden kann. Genauso wichtig ist es, einen Dienstleister zu haben, der immer auf dem aktuellsten Stand der Technik ist und uns beratend zur Seite steht, um einen erfolgreichen Kongress durchzuführen. Das sind die entscheidenden Gründe, warum die DGK gerne mit m:con zusammenarbeitet. Wir fühlen uns in guten Händen und können uns voll auf das Know-How und die Erfahrung des Teams verlassen.“ m:con visions: In Mannheim mussten Sie in den zurückliegenden Jahren Zelte bauen, um alle Aussteller unter zu bekommen. Freuen Sie sich auf das neue, „große“ Haus? Papoutsis: „Mit dem Ausbau des Rosengartens sind unsere Wünsche nach mehr Platz erfüllt worden. Die Teilnehmerzahlen unserer Kongresse sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Aufgrund der Erweiterung des Kongresszentrums benötigen wir von nun an weder Zelte noch zusätzliche Räumlichkeiten in den umliegenden Hotels.“ m:con visions: Was wünschen Sie sich von m:con für die Zukunft? Papoutsis: „Kontinuität in den bisherigen Leistungen!“

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Potenziale integrierter Informations- und Kommunikationsdienste Der Kongress im Jahr 2027 Von Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje

Durch die Integration von immer leistungsfähigeren Verfahren der Informationsverarbeitung mit den auf spezielle Nutzer- und Interessengruppen orientierten Kommunikationstechnologien des weiterhin schnell wachsenden Web 2.0 entsteht derzeit für Veranstaltungsinformations-, -publikations- und Kommunikationssysteme ein Potenzial zum Aufbau neuartiger Informationsdienste. Aufbauend auf Methoden der computergestützten inhaltlichen Erschließung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Fachbeiträgen werden zukünftig in noch stärkerem Maße als bisher die Unterstützung der Produktion, Bereitstellung, Verteilung und Langzeitarchivierung derartiger elektronischer Veröffentlichungen sowie Funktionen zur kontinuierlichen Bereitstellung und Zugriffsunterstützung für wissenschaftliche, fachliche und soziale Interessengruppen, Arbeitsgruppen, Netzwerke und zu Unterstützung der Kontaktpflege in wissenschaftlichen Gesellschaften und Fachverbänden allgemein in diesen Systemen realisiert und ausgebaut werden.

ren, besonders im Bereich der wissenschaftlichen Veröffentlichungen und der Fachinformation mehr und mehr Akzeptanz und Verbreitung als professionelles Informations-, Publikations- und Kommunikationsmedium gefunden haben und somit mittlerweile de facto den Standard definieren. Elektronische Informations-, Publikations- und Kommunikationsmechanismen sind mittlerweile für einen Großteil der Mitglieder heutiger wissenschaftlicher Gesellschaften, Fachgesellschaften und Verbände permanent verfügbar und durchdringen somit die tägliche Arbeit in immer größerem Maße. Gleichzeitig wächst damit aber auch das Bedürfnis, die derart mit Hilfe elek-

Ausgangspunkt für neue Kontakte – dynamisch verknüpfte Teilnehmerlisten

Beiträge im Blickpunkt - Einreichung, Begutachtung, Programmerstellung und elektronische Publikation können nicht isoliert betrachtet werden

Stand der Technik – Web-basierte Online-Veranstaltungs­informationssysteme

Pflicht und Kür - Tagesaktuelle Programminformation und Personalisierbarkeit

Aktuell bereits im produktiven Einsatz befindliche Veranstaltungsinformations-, -publikations- und Kommunikationssysteme stützen sich dabei zunächst auf die mittlerweile bewährten informationstechnischen Basisinfrastrukturen des Internet und des World Wide Web sowie der datenbankgestützten elektronischen Publikations- und Informationsverfahren, die in den letzten Jah-

tronischer Informations- und Publikationssysteme entstehenden Inhalte mit den bereits in elektronischer Form existierenden Inhalten anderer sowie den zugehörigen Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufen von wissenschaftlichen Gesellschaften, Fachgesellschaften und Verbänden stärker zu integrieren und vernetzen. Dazu gehören Funktionen zur Unterstützung von Arbeitsab-

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läufen im Umfeld der Publikation wie zum Beispiel automatische Verknüpfung und Anreicherung mit Hintergrundinformation, Funktionen zur dauerhaft zuverlässigen Referenzierung, Indexierung, Verschlagwortung, Klassifikation und Zuordnung zu Fachgebieten sowie abschließend Funktionen zur Unterstützung der Verwaltung und Pflege von Fachgruppen und speziellen Interessensgruppen. Die Inhalte, die im Zusammenhang mit einer Fachtagung oder einer wissenschaftlichen Veranstaltung innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraumes produziert, akquiriert, erschlossen, begutachtet, publiziert, verknüpft, kategorisiert und den Mitgliedern der jeweiligen Gesellschaften und Verbände im Rahmen der Veranstaltung und darüber hinaus dauerhaft zur Verfügung gestellt werden, bieten hierzu einen interessanten Ausgangspunkt. Gleichzeitig stellt die verteilte und kollaborative Produktion sowie die gesicherte und langfristige Nutzung dieser Inhalte aufgrund der kurzen Produktionszeiträume, der langen Nutzungszeiträu-

me und der hohen Anforderungen an die Qualität der informationellen Strukturierung, Referenzierung und Verknüpfung der Inhalte eine echte Herausforderung an die Effektivität, die Effizienz und die dauerhafte hohe Qualität des Publikationsprozesses und der darauf aufbauenden wissenschaftlichen und fachlichen Informationsdienstleistungen sowohl im unmittelbaren Umfeld der Veranstaltung als auch lange darüber hinaus dar. Heutige Veranstaltungsinformationssysteme realisieren in der Regel bereits einen hochgradig integrierten Mix aus datenbankbasiertem Content-Management, dynamischer Workflow-Unterstützung, fortgeschrittener Informations-, Navigations- und Suchfunktionalität sowie dauerhafter Archivierung und langfristiger Referenzierbarkeit der Inhalte. Sie bieten daher bereits jetzt eine Reihe grundlegender Funktionen zur elektronischen Unterstützung der effizienten und flexiblen Organisation von Konferenzen und Kongressen sowie zur Akquisition, Begutachtung, Strukturierung, Publikation, Bereitstellung, Distribution und Nutzung von elektronischer Fachinformation im Kontext von Veranstaltungen und darüber hinaus im Kontext der täglichen Arbeit aller Nutzer dieser Dienste. Die Benutzungsoberflächen der etablierten Systeme basieren dabei in der Regel auf den gängigen Web-Standards, um für alle Anwender Plattformunabhängigkeit und Verfügbarkeit in beliebigen Arbeitsumgebungen zu gewährleisten. Zu den wesentlichen funktionalen Systemmerkmalen von Veranstaltungsinformationssystemen gehört dabei zunächst die Unterstützung der Veranstaltungsorganisation, -information, und -publikation durch online-Dienste zur Verwaltung von Mitgliedern und Arbeitsgruppen Identifizierung von Veranstaltungsteilnehmern, Registrierung von Veranstaltungsteilnehmern Buchung von Hotels und Begleitprogrammveranstaltungen Einreichung von Beiträgen und Vorträgen von Autoren und Vortragenden, Begutachtung, Bewertung, Auswahl und Strukturierung der eingereichten Beiträge durch Programm- und Veranstaltungs-Komitees, Programmerstellung und Publikation der Beiträge und Vorträge Suchmaschinen auf Programm, Beiträgen und Teilnehmerverzeichnissen Unterstützung zur Erstellung von persönlichen Kongressprogrammen Nachrichtendienste für die Teilnehmer und Organisatoren Angebote an Marketing-Aktivitäten für Sponsoren und Verwaltungs- und Administrationsanwendungen für die Organisationsbüros der Veranstalter. seite 65

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Die registrierten Veranstaltungsteilnehmer, die Komitees und die Organisatoren einer zeitgemäß ausgestatteten Veranstaltung verfügen somit bereits heute über auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnittene zugriffsgeschützte Arbeits–, Publikations-, Informations- und Kommunikationsbereiche. Die Veranstaltungsteilnehmer haben so die Möglichkeit, sich jederzeit aktuell und gezielt über das Programm, die Fachbeiträge, die bereits registrierten Teilnehmer und die gebuchten Leistungen zu informieren und können die auf diese Weise personalisierte Information zugriffsgeschützt innerhalb eines personalisierten Bereiches verwalten und dort auch jederzeit erneut abrufen, weiter bearbeiten oder anderweitig weiter nutzen Diese Funktionalitäten bieten also eine hervorragende Grundlage für die zukünftige Integration weiterer fortgeschrittener Systemfunktionalitäten, zum Beispiel zur automatisierten inhaltlichen Erschließung der produzierten Fachbeiträge sowie zur Pflege von Mitgliederprofilen, Interessengruppen, Kontaktnetzwerken, gemeinsamen Arbeitsbereichen und zur langfristigen Archivierung aller Inhalte und aller Prozesse der Zusammenarbeit sowie deren technischer und kontextueller Metadaten.

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Mehrwert durch Personalisierung – Persönliche Veranstaltungsprogramme

Mehr als eine private Mailbox Personalisierte Teilnehmerkommunikation

De facto Standard – fortgeschrittene Suchfunktionen mit dynamischen Links

Im Rahmen von zukünftigen Erweiterungen im Bereich der Funktionalität zur Erschließung und Unterstützung der fortgeschrittenen Nutzung von fachlichen Inhalten bieten sich derzeit vielfältige Ansatzpunkte für den Aufbau und die Verwertung von MehrwertDiensten für existierende und zusätzlichem Nutzergruppen an. So kann beispielsweise auf der Grundlage einer linguistischen Analyse eine automatische Verschlagwortung der wissenschaftlichen und seite 66

fachlichen Inhalte zum Beispiel anhand vorgegebener wissenschaftlicher oder fachlicher Thesauri, Klassifikationen, Taxonomien und Ontologien innerhalb wissenschaftlicher und fachlicher Arbeitsgebiete oder auch anhand bereits existierender wissenschaftlicher bzw. fachgebietsorientierter Organisationsstrukturen, innerhalb wissenschaftlicher Gesellschaften sowie innerhalb fachlich orientierter Verbandsstrukturen vorgenommen werden. Diese teilweise semantischen Meta-Informationen können zukünftig technisch interoperabel mit Hilfe von neuen Wissensrepräsentationstechnologien maschinell gespeichert, mit wissensbasierten und intelligenten Methoden verarbeitet, ausgetauscht und weiterverarbeitet werden. Weiterhin können zum Beispiel auf der Grundlage von Technologien zur persistenten Identifizierung elektronische Adressen an fachliche Inhalte gebunden werden, so dass diese auch über längere Zeiträume zuverlässig technisch adressiert und damit zum Beispiel langfristig referenziert werden können. Abschließend können bibliographische Metadaten und Referenzinformationen automatisch an Suchmaschinen, Digitale Bibliotheken und Zitationsindizes weitervermittelt werden, so dass sie auch in anderen Anwendungskontexten wiederverwendet werden können.

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Neben der Unterstützung von Fachinformationsnutzern beim suchenden oder navigierenden Zugriff auf das derart erschlossene wissenschaftliche oder fachliche Material können darüber hinaus auch die Erstellung von Programmen und Katalogen zur Organisation digitaler Wissenschafts- und Fachbibliotheken mit qualitätsgesicherter Information sowie von wissenschaftlichen und fachspezifischen Indizes im Bereich von elektronischer Medien und für den Bereich der Preprint-Produktion unterstützt werden. Darüber hinaus kann zum Beispiel die Arbeit von Programmkomitees, Arbeitsgruppen und Interessensgruppen in vielfacher Hinsicht unterstützt werden. So können zum Beispiel die manuellen Verschlagwortungen der Publikationen durch die Autoren ersetzt, überprüft oder ergänzt werden. Weiterhin können insbesondere die sehr zahlreichen Publikationen von Großveranstaltungen mit Hilfe einer entsprechenden Klassifikation in die verschiedenen Teile eines fachlichen oder wissenschaftlichen Programms automatisiert eingeordnet und damit quasi ein erster Programmvorschlag zur Feinabstimmung durch das Programmkomitee vom System vorgeschlagen werden. Hierzu könnten grundsätzlich auch unterschiedliche Klassifikationsund Zuordnungsverfahren miteinander kombiniert oder gegeneinander simuliert werden, um auf diese Art und Weise eine optimale Programmgestaltung durch das Komitee mit Hilfe einer inhaltlich gesteuerten Programmstruktursimulation zu unterstützen. Weiterhin könnten bereits existierende fachliche Klassifikationen auf ihre Qualität hinsichtlich einer ausreichenden Abdeckung des Themengebietes sowie einer ausreichenden Aktualität hinsichtlich einzelner thematischer Teilbereiche hin überprüft werden und ggf. die Notwendigkeit von Anpassungen der Klassifikationen zum Beispiel auf neue entstehende Fachgebiete und Themenstellungen vorgenommen werden. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, bei interdisziplinären Arbeitsgebieten eine nebenläufige oder auch eine integrierte Erschließung auf der Grundlage mehrerer Klassifikationen verschiedener Fachgesellschaften, Fachgebiete etc. vorzunehmen, um auf diese Art und Weise die Qualität des Informationsdienstes zu erhöhen bzw. Fachinformationsnutzern und Veranstaltungsteilnehmern einen informationellen Mehrwert zu den bereitgestellten Inhalten anzubieten. Interessante Ansatzpunkte bieten sich auch hinsichtlich der Möglichkeit einer systematischen Cross-Referenzierung fachlicher Inhalte, die somit über manuell von den Autoren erstellte explizite Referenzen zum Beispiel auf inhaltlich verwandte Arbeiten, auf Hintergrundliteratur oder auf Anwendungen vorliegender Inhalte in einem anderen Kontext deutlich hinausgeht. Inhaltliche Trendanalysen sowie fortgeschrittene Formen von automa-

Cross-Media Publishing – Ausgangspunkt für Druckvorstufe und CD-Produktion

tisierten Plagiatanalysen sind auf der Grundlage dieser Methoden ebenfalls grundsätzlich vorstellbar. Die vorgestellten Ansatzpunkte für einen Einsatz von automatisierten Verfahren der inhaltlichen Erschließung fachlicher Inhalte werden im Rahmen der effizienten und flexibeln Organisation von qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Veranstaltungen und anderen Fachveranstaltungen sowie darüber hinaus zur Bereitstellung von wissenschaftlicher Information und Fachinformation allgemein über die Veranstaltung hinaus in den nächsten Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Qualität und Effizienz liefern. Eine frühzeitige Berücksichtigung, schrittweise Integration, Erprobung und Nutzung dieses Potenzials innerhalb von Veranstaltungsinformationssystemen ist somit für die fortgeschrittene Veranstaltungsorganisation ein Gebot der Stunde.

Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje ist seit November 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Multimedia und Internetanwendungen an der FernUniversität in Hagen. Davor hat er Professuren für Medieninformatik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und für Medientechnologie an der Universität in Duisburg vertreten und war als Bereichsleiter am Fraunhofer Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme mit F&E zu Informationssystemen, multimedialen Datenbanken, virtuellen Arbeitsumgebungen, Informationsvisualisierung, visueller Mensch-Maschine-Interaktion sowie Multimedia beschäftigt.

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m:con und Gymnasiasten pflegen Partnerschaft Party 2020: Die Zukunft schon heute spielen Von Pascal Seifenprinz

Ein RFID-Chip im Arm für permanente Zutrittskontrolle, eine Lounge mit erhöhtem Sauerstoffgehalt und eine frei schwebende DJ-Kanzel: Das gehört für Schüler der Klasse 11a des Mannheimer Karl-Friedrich-Gymnasiums zu einer „Jugendparty“. Allerdings nicht heute, sondern in der Zukunft, im Jahr 2020.

m:con hatte sich bereits zum zweiten Mal an dem Projekt „Jugend „Jugend denkt Zukunft“ Schüler der Jahrgangsstufen neun bis denkt Zukunft“ beteiligt, bei dem es darum geht, Wissens- und zwölf. Sie entwickeln mit Unternehmen in fünf Tagen Ideen für Ideentransfer in beiden Richtungen zu pflegen: Die Schüler pro- Produkte und Dienstleistungen für die Welt von morgen und erlefitierten vom Fachwissen des m:con-Teams, die Event-Profis von ben so Innovation hautnah. den Ideen der Jugendlichen. Dahinter steht jedoch der Gedanke, „Jugend denkt Zukunft“ zeigt, wie es gelingen kann, den SchulJugendliche so früh wie möglich an die Kernprozesse heran zu terschluss zwischen Schule und Wirtschaft zu realisieren. Es stellt führen, die in einem Unternehmen ablaufen. eine neue Art des Lernens dar und leistet damit auch einen Beitrag Eine ganze Woche hatten die Elftklässler Zeit, in drei Gruppen für eine moderne Schule. ihre unterschiedlichen „Zukunftsparty“-Ideen zu manifestieren. In der Variohalle des m:con Congress Center Rosengarten war Wenn auch Kreativität groß geschrieben wird, so galt es doch, so der Unterricht so modern, dass mancher Lehrer ins Schwitzen viel Realismus wie möglich in die Zukunftsvorstellung vom Jahr gekommen wäre. Einerseits: „War ja nur ein Spiel.“ Andererseits: 2020 hinein zu packen. Deshalb wurden an den ersten beiden von „War aber schon ziemlich realistisch.“ fünf Tagen aktuelle Trends eruiert und dahingehend bewertet, Dazu gehörte zum Beispiel, dass Projektgruppen gebildet wurwie sie sich wohl auf die Zukunft auswirken würden. Nach der den. Klar, für eine Party braucht man die Party-Veranstalter. Doch konkreten Themen-Bearbeitung ging es an die Umsetzung in Form um das Ganze realistisch werden zu lassen, braucht es auch „Intereines Planspiels und schlussendlich um die Präsentation vor den akteure“. Beispielsweise in einer Marketing-Agentur, die das Event Mitschülern. unter die Leute bringt. Oder die Presse, die sich mal positiv, mal „Jugend denkt Zukunft“ ist ein innovatives Produkt des Bera- negativ über die angenommene Veranstaltung auslässt. Oder die tungsunternehmens IFOK. Im September 2004 fiel der Startschuss kritischen Bürger, eine Art Verbraucherzentrale der Zukunft. für das Innovationsspiel in der Metropolregion Rhein-NeckarDie Jugendlichen waren sich einig, dass zwei heute schon abzuDreieck. Seitdem haben Unternehmen bundesweit mehr als 300 sehende „Trends“ in Zukunft eine sehr bedeutende Rolle spielen Patenschaften für Schulen übernommen. Bundesweite Partner des würden: Dies war zum einen die Migration. Die Gymnasiasten Projekts sind Wrigley, die BASF und Vodafone. Regional unterstützt sahen dies positiv: „Die Welt rückt näher zusammen, Stärken wird „Jugend denkt Zukunft“ von EnBW und m:con. mischen sich, die Zielgruppen werden breiter.“ Andererseits ginZiel auch bei m:con war es, dass junge Leute auf spielerische gen die Jugendlichen aber auch davon aus, dass die IndividualiWeise hautnah Wirtschaft in der Praxis kennen lernen. Sie erleben sierung deutlich zunehmen werde, was durch neue KommuniForschung und strategische Planung als spannende und persön- kations-Möglichkeiten – der PDA wird so selbstverständlich sein, liche Erfahrung. Dabei dreht sich alles um die Fragen: Was wird wie heute das Handy – noch gefördert werde. im Jahr 2020 sein? Wie können wir die Herausforderungen in So kreativ die Namen der Planspiel-Event-Agenturen waren – Zukunft bewältigen? Antworten, besser: Antwortmöglichkeiten „Ultimate Entertainment“, „Ideas for Future“ und „Mega Electrofinden sollen auf diese Fragen im Rahmen des Innovationsspiels nic Celebration“ – so unterschiedlich waren die Party-Konzepte. seite 68

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Eine Hauptversammlung muss gut vorbereitet sein Technischer Fortschritt macht Abwicklung effizienter von Prof. Dr. Wolfgang Blättchen

Die Durchführung einer Hauptversammlung gehört zu den bedeutungsvollsten und nicht zuletzt auch zu den aufwändigsten Pflichtveranstaltungen einer Publikumsgesellschaft, die mindestens einmal im Jahr stattzufinden hat. Gesetzesänderungen sowie der technologische Fortschritt haben den Anspruch in der Vorbereitung und Durchführung einer Aktionärsversammlung in den letzten Jahren dramatisch verändert. Für das Gelingen einer öffentlichen Hauptversammlung ist ein erfahrenes Organisationsteam mittlerweile eine Pflicht.

„Jugend denkt Zukunft“: VIP-Lounge oder Love Area- Mannheimer Elftklässler kreieren Partyspaß für das Jahr 2020.

Da gab es zum Beispiel die Fete, bei der sich der Zutritt zur VIPLounge nach dem Umsatz bemisst. Wer daran kein Interesse hat, kann sich in der Sleeping Area ausruhen, in der O2-Lounge ein paar Liter Sauerstoff extra tanken oder in der Love Area zwischenmenschliche Kontakte pflegen. Ein anderes Konzept setzte auf’s Wasser: Die perfekte Party im „Water Paradise“ war auch die „grünste“ Idee. Umweltschutz wurde hier – in Analogie zur Meereswelt – groß geschrieben. Aber sich diese Öko-Fete „schön trinken“ würde auch nicht gehen: Ein Armband mit Computer-Chip misst permanent den Blutalkoholgehalt. Ab 1,6 Promille gibt’s an der Theke nichts mehr.

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Schöne neue Party-Welt. Genau solche Ideen hatte sich m:con erhofft. Doch was hat man nun als Profesional Congress Organizer und Beitreiber des m:con Congress Center Rosengarten wirklich davon, bei „Jugend denkt Zukunft“ dabei zu sein – abgesehen vom gesellschaftspolitischen Aspekt? Marketing-Chef Bastian Fiedler: „Sicherlich haben die Schüler einige Ideen entwickelt, die – aus heutiger Sicht – alleine schon an physikalischen Gesetzmäßigkeiten scheitern. Aber es waren auch viele Ideen und vor allem Entwurfsansätze dabei, die wir bei m:con in der Veranstaltungs-Entwicklung aufgreifen können. Den ein oder anderen Einfall, wenn auch in abgewandelter Form, wird man sicher bald einmal in einem unserer Veranstaltungskonzepte wieder finden.“

Die Hauptversammlungen der deutschen Publikumsgesellschaften haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen enormen Wandel erlebt. Als Triebfeder ist an erster Stelle durchaus der technische Fortschritt zu nennen. Zu den arbeitsintensivsten und zugleich sensibelsten Abschnitten einer Hauptversammlung zählen die permanente Präsenz- und Abstimmungserfassung. In der Vergangenheit wurden diese komplexen Kernaufgaben manuell mit dem entsprechenden Zeitbedarf und dem nicht zu unterschätzenden Fehlerrisiko durchgeführt. Nur die größeren Publikumsgesellschaften (oftmals DAX-Unternehmen) konnten sich teure und zum Teil eigens entwickelte elektronische Systeme leisten. Heute sind preiswerte und praktikable rechnerunterstützte Abstimmungs- und Präsenzerfassungssysteme bei fast allen öffentlichen Hauptversammlungen zu finden, die solche Prozesse wesentlich effizienter und in Bezug auf mögliche Fehlerquellen sicherer durchführen. Diese Systeme gehören auch zur Standardausrüstung von spezialisierten HV-Dienstleistern, die dem Emittenten heute für überschaubare Pauschalsätze zur Verfügung stehen. Dennoch sind manuelle Präsenz- und Abstimmungsverfahren auch heute noch bei Hauptversammlungen mit weniger als 100 Teilnehmern nicht unüblich. Sie werden aber mit Sicherheit in den nächsten Jahren zunehmend Seltenheitscharakter haben. Neben dem abwicklungstechnischen Aspekt hat der technische Fortschritt auch die inhaltliche Darstellungsform einer Hauptversammlung deutlich attraktiver werden lassen. Multimediale Präsentationstechniken (Videos, Konferenzschaltungen, graphische Simulationen) oder Live-Übertragungen per Internet, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren, zählen heute bei vielen Aktionärsversammlungen bereits zur Regel. Der technische Fortschritt hat in der Summe zu einer erhöhten Effizienzsteigerung in der Abwicklung von Hauptversammlungen

geführt. Das gestiegene Informationsbedürfnis der Anleger hat jedoch den Komplexitätsgrad und damit auch die Aufwendungen für die Durchführung einer Hauptversammlung deutlich steigen lassen. Die heutigen auf den Hauptversammlungen vertretenen Aktionäre haben im Vergleich zur Vergangenheit erfreulicherweise einen deutlich höheren Sachkenntnisstand sowohl bei wirtschaftlichen Themen als auch in Bezug auf ihre Informations- und Zustimmungsrechte als Eigentümer der Gesellschaft. Eine Ursache dafür ist, dass die Transparenzanforderungen bei börsennotierten Gesellschaften (insbesondere in den regulierten Segmenten) in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Die regelmäßige und ausführliche Veröffentlichung von Quartals- und Zwischenberichten sowie die geforderte ausführliche Erläuterung der Jahresabschlüsse hat zu einem gestiegenen Informationsniveau geführt, auf das kaum noch ein Aktionär verzichten möchte. Daneben hat auch die Internettechnologie einen sehr großen Einfluss auf die Informationspolitik der Emittenten, da sie die Verbreitung von Veröffentlichungen (Ad-hoc-Mitteilungen, Jahres- oder Zwischenberichte etc.) ohne größeren zeitlichen und finanziellen Aufwand an die jeweiligen Zielgruppen (Presse, Aktionäre, Finanzanalysten) ermöglicht. Die Vorbereitung und Durchführung einer Hauptversammlung muss sich daher auch an diesen gewachsenen Ansprüchen hinsichtlich eines anlegerfreundlichen Informationsund Transparenzniveaus orientieren. Das Publizieren auf einer repräsentativen Investor Relations Seite des aktuellen Geschäftsberichts, der Tagesordnung, Anträge, Wahlvorschläge sowie der Abstimmungsergebnisse und Redebeiträge im Nachtrag der Versammlung gehören bereits zum „guten Ton“. Ferner haben sich in den letzten Jahren die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Abwicklung einer Hauptversammlung bei Publikumsgesellschaften weiter entwickelt. Die wichtigste seite 71

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 2007 06/Dezember

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Ein erfahrenes Organisationsteam ist zur Durchführung von Hauptversammlungen heutzutage Pflicht.

Computereinsatz hat die Teilnehmer-Registrierung schnell und effizient gemacht.

Video-Walls sind inzwischen fester Bestandteil der jährlichen Aktionärstreffen.

Über einen Mini-Bildschirm wird der Vorstand vom Back-Office auf dem Laufenden gehalten.

jüngste Novellierung innerhalb des Aktiengesetzes erfolgte durch das Ende 2005 in Kraft getretene „Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechtes“ (UMAG), das unter anderem das Prozedere für die Anmeldung zur Teilnahme an einer Hauptversammlung sowie die Legitimation von Aktionären zur Stimmrechtsausübung modernisiert und an internationale Standards anpasst. Statt der bisher üblichen Hinterlegung von Aktien als Voraussetzung für die Teilnahme an der Hauptversammlung wurde eine so genannte „Record-Day-Regelung“ eingeführt, die den Aktienbestand am 21. Tag vor dem Hauptversammlungsstichtag berücksichtigt. Die Einführung dieses „Record-Day“ hat aus heutiger Sicht vermutlich sogar dazu geführt, dass die seit Jahren rückläufige Entwicklung der Aktionärspräsenz auf Hauptversammlungen wieder gestiegen ist. Ein Grund könnte sein, dass ausländische Investoren mit der Einführung des „Record-Day“ in Deutschland ihre Stimmrechte erleichtert ausüben können. Darüber hinaus hat das international übliche „Proxy-Voting“ nun auch in den Hauptversammlung deutscher Aktiengesellschaften Einzug gehalten. Ein Aktionär kann demnach einem von der Gesellschaft benannten Stimmrechtsvertreter, auch auf elektronischem Wege, seine Weisungen zu einzelnen Tagesordnungspunkten übermitteln. Ebenfalls ermöglichte die Gesetzesnovellierung, dass der Versammlungsleiter Rede- und Fragerechte von Aktionären während der Hauptversammlung zeitlich limitieren kann. Im Hinblick auf die in den letzten Jahren stark avancierte Berufsaktionärsschaft, die durch extralange Redebeiträge den Ablauf einer Aktionärsversammlung verzögern bzw. notwendige Beschlüsse behindern will, kann dieses Gesetz sicherlich von Nutzen sein. Dem Versammlungsleiter einer öffentlichen Hauptversammlung, dessen Funktion üblicherweise der Aufsichtsratsvorsitzende übernimmt, kommt eine besondere Bedeutung zu. Dieser

sollte souverän und professionell im Auftreten und vor allem im Umgang mit kritischen Aktionären geübt sein. Eine ungenügende Vorbereitung einer Aktionärsversammlung kann zum einen die Gesellschaft aufgrund von formellen Fehlern viel Geld kosten und zum anderen das Image des Unternehmens und seiner Organe durch negative Pressemeldungen nachhaltig beeinflussen. Es ist daher grundsätzlich zu empfehlen, dass sich der Versammlungsleiter und zumindest auch der Vorstandsvorsitzende mit den organisatorischen Detailfragen der Hauptversammlung sowie den kritischen Themen der Tagesordnung im Vorfeld auseinandersetzen. Börsenneulinge sollten unbedingt Veranstaltungen anderer Gesellschaften besuchen sowie ein professionelles externes Organisationsteam und einen erfahrenen Notar engagieren. Gerade für Neuemittenten stellt die erste öffentliche Hauptversammlung eine besondere Herausforderung dar, da für sie die notwendigen Abläufe in der Vorbereitung und Durchführung sowie die einzuhaltenden formellen Rahmenbedingungen noch neu sind. Eine gewisse Routine stellt sich in der Regel erst nach mehreren real erlebten Durchläufen ein. Daher sind auch die notwendigen zeitlichen und finanziellen Aufwendungen in den ersten Jahren des Börsenlebens überproportional. Wer aus Kostengründen auf eine gründliche und professionelle Vorbereitung verzichtet, sollte sich nicht wundern, wenn es im Nachhinein zu einem bösen Erwachen kommt. Denn auch bei kleineren Unternehmen mit entsprechenden komplexen Tagesordnungen kann heute die Anwesenheit von Berufsopponenten nicht ausgeschlossen werden. Gegen deren kritische Fragen sollten der Versammlungsleiter, der Vorstand sowie der Notar gut gewappnet sein und sich daher vorher gut abstimmen. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, einen erfahrenen „HV-Coach“ zusätzlich einzuschalten, um kritische Szenarien im Vorfeld durchzuspielen.

Auf jeden Fall ist ein verlässliches „Backoffice-Team“ bei einer Hauptversammlung unerlässlich. Ein solches Team besteht in der Regel aus internen und externen Spezialisten auf den Gebieten Rechnungslegung, Controlling, Wirtschaftsprüfung, Gesellschaftsrecht sowie technische „HV-Organisation“. Darüber hinaus sollte sich das Unternehmen rechtzeitig um den passenden Veranstaltungsort kümmern, der den technischen Ansprüchen für eine einwandfreie Durchführung der Versammlung genügen kann. Ein Vororttermin muss rechtzeitig vorgenommen werden, in dem die Einzelheiten des Hauptversammlungsprozesses sowie Besonderheiten der Räumlichkeiten abgestimmt und mögliche Probleme im Vorfeld geklärt werden können. Dazu gehört auch das passende Catering. Ein zeitliches Überschneiden mit anderen, bedeutenden Hauptversammlungen ist ebenfalls rechtzeitig im Vorfeld abzustimmen, um gegebenenfalls erwünschte Pressevertreter für die eigene Veranstaltung zu interessieren oder aber im umgekehrten Fall unangenehme Berufsaktionäre in Terminkonflikte zu bringen. Der technische Fortschritt, die weitergehenden Initiativen des Gesetzgebers und die Harmonisierungsbestrebungen des europäischen Kapitalmarktes werden in den nächsten Jahren einen weiteren Umbruch bei Hauptversammlungen von Publikumsgesellschaften bewirken. Die Umsetzung der EU-AktionärsrechteRichtlinie zur Erleichterung der Ausübung der Aktionärsrechte innerhalb der Europäischen Union ermöglicht im Grundsatz die Abhaltung einer „virtuellen“ Hauptversammlung. Den Aktionären soll es künftig ermöglicht werden, ihre Abstimmung vor dem Stichtag der Hauptversammlung und ohne die Zwischenschaltung eines bisher von der Gesellschaft benannten Vertreters entweder per Brief oder auf elektronischem Wege (E-Mail-Verkehr) zu gestatten. Damit steht es einer Publikumsgesellschaft künftig frei, ein

direktes „E-Voting“ einzuführen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die weiteren noch ungeklärten juristischen Voraussetzungen für die Umsetzung des Frage- und Stimmrechtes an der Hauptversammlung geschaffen werden und somit der Weg für die virtuelle Hauptversammlung frei wird. In Anbetracht dessen könnte bereits in zehn Jahren die „Präsenz-Hauptversammlung“ der Vergangenheit angehören.

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Prof. Dr. Wolfgang Blättchen ist Vorstand der Blättchen & Partner AG, Leonberg – München, und seit 20 Jahren unabhängiger Berater bei Börseneinführungen, weiterführenden Kapitalmarktstrategien und LMBOs. Er ist Mitglied des „Issuer Markets Advisory Committee“ der Deutsche Börse AG und unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Marc O’Polo AG, Stephans­ kirchen. Im Oktober 2002 wurde Professor Blättchen an der SRH Hochschule Calw zum Honorarprofessor im Fachbereich I – Steuern und Prüfungswesen – als Arbeitsbereichsleiter „Finance“ ernannt und ist seit 2006 Prodekan dieses Fachbereichs.

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Hauptversammlungen im m:con Congress Center Rosengarten „Die Aktionäre erwarten zu Recht, im Mittelpunkt zu stehen“ Von Wilhelm T. Schweizer

Hauptversammlungen sind mit die wichtigsten Veranstaltungen eines Unternehmens und gerade in juristischer Hinsicht eine Besonderheit. Doch nicht nur das Aktiengesetz stellt hohe Anforderungen. Die Unternehmen wie auch die Aktionäre haben immer höhere Ansprüche.

Das m:con Congress Center Rosengarten teilt sich im Ranking der meist gebuchten „HV-Locations“ Platz zwei mit dem Kongresszentrum in Düsseldorf bei den Hauptversammlungen von DAX-Unternehmen. „m:con visions“ hat sich bei einigen Vorstandschefs von Aktiengesellschaften, die ihre Hauptversammlung im m:con Congress Center Rosengarten abhalten, umgehört.

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 06/Dezember 2007

Heidelberger Druckmaschinen AG

Fuchs Petrolub AG

Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender

Stefan Fuchs, Sprecher des Vorstandes

m:con visions: Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Veranstaltungsort für Ihre Hauptversammlungen aus? Schreier: „Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat mit der Durchführung der Hauptversammlung in der unmittelbaren Umgebung des Firmensitzes in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Die Erreichbarkeit und die Infrastruktur des Veranstaltungsortes sind daher für uns ein wichtiges Kriterium für die Auswahl. Für uns als regional verwurzeltes Unternehmen ist zusätzlich die Nähe zum Unternehmen bedeutend, da die meisten teilnehmenden Aktionäre aus der Metropolregion Rhein-Neckar kommen. Wir bieten so dem Aktionär eine gewisse Nähe auch zu lokalen Themen.“

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m:con visions: Wie gefällt es Ihnen im m:con Congress Center Rosengarten? Schreier: „Das Team des Rosengartens hat sehr viel Erfahrung mit den besonderen Anforderungen, auch von der rechtlichen Seite, an Hauptversammlungen beziehungsweise deren Organisation und zeigt sich in allen unvorhergesehen Situationen sehr flexibel.“ m:con visions: Welche Bedeutung wird das „neue“, erweiterte m:con Congress Center Rosengarten Ihrer Meinung nach für die Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar künftig haben? Schreier: „Wir begrüßen die Erweiterung und Modernisierung des Rosengartens. Der Ausbau des Congress Centers wird im Netzwerk und im Zusammenwirken mit den anderen Kongresszentren die Attraktivität der Metropolregion vor allem für größere Fachkongresse und Messen erhöhen.“

m:con visions: Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Veranstaltungsort für Ihre Hauptversammlungen aus? Stefan Fuchs: „Wir müssen uns in personeller und technischer Hinsicht hundertprozentig auf unseren Veranstaltungspartner verlassen können. Eine Hauptversammlung setzt gewisse formale Rahmenbedingungen wie beispielsweise eine einwandfreie Tonübertragung in die Foyer-Räume oder eine zuverlässige bauliche Absicherung der Präsenzzone voraus. Wird dies nicht gewährleistet, kann das zu Anfechtungen von Hauptversammlungsbeschlüssen führen, was es natürlich auf jeden Fall zu vermeiden gilt.“ m:con visions: Wie gefällt es Ihnen im m:con Congress Center Rosengarten? Stefan Fuchs: „Das Congress Center Rosengarten ist die ‚gute Stube‘ Mannheims und verbindet Tradition mit modernem Ambiente. Außerdem zeichnet es sich durch seine zentrale Lage in der Stadt und seine gute Erreichbarkeit aus. Die Zusammenarbeit zwi-

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schen unserem HV-Team im Unternehmen und dem m:con-Team hat sich über viele Jahre bestens bewährt. Beide Seiten kennen sich sehr gut und wissen, welche Punkte bei der Vorbereitung und Organisation unserer Hauptversammlungen von besonderer Bedeutung sind. Dabei hat das m:con-Team sein Leistungsangebot in den vergangenen Jahren zunehmend verbreitert und sich als ‚Full-Service-Agentur‘ positioniert.“ m:con visions: Was erwarten Sie sich für Ihre künftigen Hauptversammlungen vom „neuen“, erweiterten m:con Congress Center Rosengarten? Stefan Fuchs: „Das erweiterte m:con Congress Center Rosengarten verfügt über ein weitaus größeres Raumangebot als bisher. Damit wird der Rosengarten über zusätzliche Kapazitäten für neue Veranstaltungsangebote verfügen und seinen Ruf über die Metropolregion hinaus als attraktives Veranstaltungszentrum Mannheims stärken. Dies wird auch den Unternehmen der Metropolregion zugute kommen. Wir bei FUCHS freuen uns auf den vergrößerten Rosengarten insbesondere auch für unsere Aktionäre, denen wir damit am Hauptversammlungstag noch mehr Bewegungsraum in den Foyers bieten können.“ seite 77

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Südzucker AG

MVV Energie AG

Dr. Theo Spettmann, Vorstandsvorsitzender

Dr. Rudolf Schulten, Vorstandsvorsitzender

m:convisions: Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Veranstaltungsort für Ihre Hauptversammlungen aus? Dr. Spettmann: „Als Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar legen wir auch weiterhin Wert darauf, unsere Hauptversammlung an unserem Stammsitz abzuhalten. Der Rosengarten in der wunderschönen Jugendstilanlage um den Wasserturm herum gelegen ist ein Ort, der den Stellenwert dieser Region in hervorragender Weise widerspiegelt.“ m:con visions: Wie gefällt es Ihnen im m:con Congress Center Rosengarten? Dr. Spettmann: „Der Rosengarten ist bei aller Modernität, die er Veranstaltern und Besuchern bietet, eine gewachsene Institution mit einer besonderen Ausstrahlung und unterscheidet sich damit wohltuend von vielen anderen Veranstaltungszentren. Besonders überzeugt das überdurchschnittliche Engagement des m:con-Teams, das neben Technik und organisatorischem Knowhow auch eine kompetente Beratung bietet.“

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m:con visions: Was erwarten Sie sich für Ihre künftigen Hauptversammlungen vom „neuen“, erweiterten m:con Congress Center Rosengarten? Dr. Spettmann: „Die Hauptversammlungen unserer Unternehmensgruppe haben inzwischen eine Größenordnung erreicht, die die Grenzen des bisherigen Rosengartenzentrums aufzeigte. Die Erweiterung des Kongresszentrums, aber auch die damit verbundene Modernisierung werden die Abläufe erleichtern und unseren Gästen ein noch ansprechenderes Ambiente bieten.“

m:con visions: Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Veranstaltungsort für Ihre Hauptversammlungen aus? Dr. Schulten: „Unsere Aktionäre erwarten von uns mit Recht eine Hauptversammlung, in der sie als Eigentümer des Unternehmens im Mittelpunkt stehen. Diese Art der Wertschätzung kommt auch durch den gewählten Veranstaltungsort zum Ausdruck: Die Information für die Aktionäre, aber auch der Service müssen stimmen.“

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m:con visions: Was erwarten Sie sich für Ihre künftigen Hauptversammlungen vom „neuen“, erweiterten m:con Congress Center Rosengarten? Dr. Schulten: „‚Neu‘ sollte natürlich immer einhergehen mit ‚besser‘. Also: Eine noch bessere Betreuung unserer Aktionäre, ein noch reibungsloserer Ablauf der Hauptversammlung und nicht zuletzt mehr Möglichkeiten der Gestaltung.“

m:con visions: Wie gefällt es Ihnen im m:con Congress Center Rosengarten? Dr. Schulten: „Der Rosengarten hat sich als Haus mit Flair und moderner Technik in den vergangenen Jahren bewährt. Auch die Lage im Herzen der Stadt und eben nicht auf der grünen Wiese trägt dazu bei, dass wir als ein in Mannheim und in der Metropolregion Rhein-Neckar beheimatetes und verwurzeltes Unternehmen unsere Aktionäre gerne in den Rosengarten einladen.“

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MLP AG

Mannheimer AG Holding

Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender

Helmut Posch, Vorstandsvorsitzender

m:con visions: Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Veranstaltungsort für Ihre Hauptversammlungen aus? Dr. Schroeder-Wildberg: „Die Hauptversammlung ist die wichtigste Veranstaltung für MLP im Hinblick auf unsere Aktionärinnen und Aktionäre und sie ist mit einer Vielzahl von Vorgaben verbunden. Für uns ist bei der Auswahl des Veranstaltungsortes entscheidend, dass auch die Räumlichkeiten alle Möglichkeiten bieten, diesen Vorgaben optimal nachkommen zu können. Dazu zählen zum Beispiel die einfache und schnelle Erfassung der Teilnehmerzahl, aber auch die ausreichenden Platzkapazitäten oder die verkehrsgünstige Lage des Rosengartens.“

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m:con visions: Wie gefällt es Ihnen im m:con Congress Center Rosengarten? Dr. Schroeder-Wildberg: „In den vergangenen Jahren hat sich ein sehr gutes und professionelles Zusammenspiel zwischen m: con, MLP und den anderen beteiligten Dienstleistern entwickelt, das wir sehr schätzen.“ m:con visions: Welche Bedeutung wird das „neue“, erweiterte m:con Congress Center Rosengarten Ihrer Meinung nach für die Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar künftig haben? Dr. Schroeder-Wildberg: „Das Rhein-Neckar-Dreieck gehört zu den stärksten Regionen in Deutschland und erfüllt sämtliche Anforderungen an einen modernen Wirtschaftsstandort. Als europäische Metropolregion zählt die Gegend zudem zu den internationalen Spitzenregionen und ist Standort vieler erfolgreicher Unternehmen. Es ist sicherlich nicht nur für MLP wichtig, einen attraktiven Veranstaltungsort wie den Rosengarten für Tagungen und Kongresse direkt vor der Haustüre zu haben.“

m:con visions: Nach welchen Kriterien wählen Sie einen Veranstaltungsort für Ihre Hauptversammlungen aus? Posch: „Neben Aspekten wie der Lage des Veranstaltungsorts oder der Raumkapazität spielen bei einer Hauptversammlung vor allem die technische Ausstattung und Realisierung sowie reibungslose Abläufe eine große Rolle. Im Congress Center Rosengarten funktioniert dies alles ausgezeichnet, weshalb wir seit Jahren gerne hierher kommen. Auch für andere Veranstaltungen wie die Jahresauftakttagung mit unseren leitenden Angestellten nutzen wir die Räumlichkeiten.“

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m:con visions: Wie gefällt es Ihnen im m:con Congress Center Rosengarten? Posch: „Wir fühlen wir uns im Rosengarten immer gut aufgehoben. Die Zusammenarbeit mit dem m:con-Team klappt hervorragend. Auch kompliziertere organisatorische Vorgänge wie zum Beispiel die Einlasskontrolle gingen mit Unterstützung des Teams bisher stets problemlos über die Bühne.“ m:con visions: Was erwarten Sie sich für Ihre künftigen Hauptversammlungen vom „neuen“, erweiterten m:con Congress Center Rosengarten? Posch: „Noch mehr technische Möglichkeiten und Flexibilität. Besonders begeistert mich die Glas-Konstruktion des Neubaus. Das erinnert mich an den Erweiterungsbau unserer Mannheimer Versicherung. Auch er hat ein Glasfassade, was nach meiner Überzeugung zu einer offenen, freundlichen Arbeitsatmosphäre beiträgt.“

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Bei einer Hauptversammlung wird das m:con Congress Center Rosengarten ins Corporate Design der Aktiengesellschaft getaucht.

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„engelhorn“ – einem Erfolgsgeheimnis auf der Spur Zwei Lieben, ein Unternehmen – von Generationen gezimmert Von Christian Leistritz

Wie macht diese Familie das nur? Sie sind seit 117 Jahren erfolgreich, sind beliebt, es gibt weder Skandale noch Skandälchen. Sie brillieren durch Ideen und deren Umsetzung. Und selbst wenn eine Idee einmal nicht zündet, wankt nicht das ganze Familienschiff, sondern man besinnt sich auf die gemeinsame Zukunft. Was ist das Erfolgs­ geheimnis der Familie Engelhorn? „m:con visions“ hat die drei „engelhorn“-Chefs um einen Tisch versammelt, sprach mit Senior Richard Engelhorn und den Junioren Fabian Engelhorn und Cousin Andreas Hilgenstock. Ein Generationen-Gespräch.

„Wir waren nicht immer erfolgreich, sonst wären wir Peek & horn hat seinen Sohn so gar nicht ins Unternehmen gedrängt? Cloppenburg!“ Mit einer Understatement-Salve begegnet Richard Kleine Pause. Dann schmunzelt Fabian Engelhorn: „Naja, es war Engelhorn, Senior-Chef des Modehaus-Imperiums „engelhorn“, sicherlich eine sehr intelligente, subtile Form von Führung, die der Frage nach dem Erfolgsgeheimnis: „Um so groß zu werden, man Vater praktiziert hat. Es ist ihm gelungen, mich immer sehr hätten wir aber auch aus der Region weggehen müssen“, schmun- neugierig zu halten. Ich wollte immer wissen, wo der ‚Alte‘ den zelt er und man sieht ihm an, dass so etwas nie in Frage gekom- ganzen Tag ist.“ men wäre. „Wir wollten immer ein Familienbetrieb bleiben. Auch Familienbande gab und gibt es bei Andreas Hilgenstock auch – die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen ist und doch war sein Weg zu „engelhorn“ ein ganz anderer: „Meine dann eine ganz andere.“ Der überwiegende Teil aller Arbeitneh- Mutter ist eine Mannheimer ‚Engelhorn‘, ich selbst bin in Bochum mer in Deutschland sei in Betrieben beschäftigt, die Familien geboren, bin Westfale. Peter Engelhorn war mein Onkel, deshalb gehören: „Die Deutsche Wirtschaft besteht nicht nur aus den war ich auch als Kind sehr oft in Mannheim und Heidelberg.“ Den DAX-Unternehmen!“ direkten Bezug zum Unternehmen, so wie ihn Fabian Engelhorn Familienbetriebe wie „engelhorn“ haben oft eine sehr lange hatte – auf der täglichen Suche, was der Papa so macht – gab es bei Tradition. 117 Jahre sind es bei den Mode-Experten von den Mann- Andreas Hilgenstock nicht: „Aber mir wurde das Unternehmen heimer Kapuzinerplanken. Doch haben sie auch eine Zukunft? immer als etwas vermittelt, das einen sehr hohen Wert, vor allem „Aber sicher, dieses Unternehmensmodell hat auch künftig große auch in ideeller Hinsicht, hat. Das betrifft die Menschen, das Haus, Chancen“, sagt Richard Engelhorn: „Die Menschen, die in einem alles – von Generationen gezimmert. Aber ich hätte auch Nein Unternehmen arbeiten, möchten ihren Chef kennen.“ sagen können. Diese Freiheit hatte ich.“ Im Mix der Vor- und Nachteile eines Familienbetriebs ist es Und wie war’s beim heutigen Seniorchef Richard Engelhorn, für Sohn Fabian Engelhorn die „Politik der offenen Türen“: „Nur wenn er Jahrzehnte zurück blickt in seine eigene Teenager-Zeit? unseren Mitarbeitern ist es beispielsweise zu verdanken, dass „Mein Bruder und ich hatten auch diese Entscheidungsfreiheit. wir nach dem Zweiten Weltkrieg so schnell wieder auf die Beine Ich wollte eigentlich Jurist werden. Das hat mir wegen der Talare gekommen sind. Die Mitarbeiter haben geholfen, das Gebäude einfach mächtig imponiert. Allerdings wäre ich darin wohl nicht wieder aufzubauen.“ so gut gewesen… Ich habe es dann also sein lassen und mich für Warum aber packt jemand wie Fabian Engelhorn mit an, führt unser Unternehmen entscheiden. Aber das ist das Wichtige: Ich – gemeinsam mit seinem Cousin Andreas Hilgenstock die „Famili- habe mich dafür entschieden! Es gibt kaum etwas Schlimmeres, entradition“ fort, bereits in der vierten Generation? „Natürlich als wenn Eltern ihre Kinder zu etwas drängen, wenn den Kindern freuen sich Eltern, wenn die Kinder in ihre Fußstapfen treten“, eine andere Sache vielleicht viel mehr liegt. Die Kinder ärgern sagt Fabian, selbst schon Papa. „Aber, so hat mein Vater es mir sich dann ein Leben lang. Jede Mutter, jeder Vater sollte sich die vermittelt, man muss 40 Jahre Spaß daran haben. Das macht die Frage stellen: ‚Mit was wird mein Kind wirklich glücklich?‘ Das Entscheidung schon wesentlich schwieriger.“ Und Vater Engel- muss die erste Frage sein.“ seite 84

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117 Jahre Erfolg – Grund genug für ein Generationen-Gespräch mit Fabian Engelhorn, Richard Engelhorn und Andreas Hilgenstock (von links).

Das Generationen-Gespräch scheint sich so langsam dem „engelhorn“-Erfolgsgeheimnis zu nähern… „Mein Großvater hatte zwei Söhne; mein Vater und mein Onkel waren jedoch völlig unterschiedlich veranlagt“, fährt Richard Engelhorn fort um dann nach einer kleinen Pause festzuhalten: „Nicht jeder war ein Leben lang glücklich… Eltern haben die Pflicht zu erspüren, was in Kindern drinsteckt.“ „Man hat zwei Lieben: Die Kinder und das Unternehmen. Ganz klar: Die Menschen, die Kinder, sind wichtiger“, betont Richard Engelhorn. „Meine Tochter beispielsweise ist ein tolles Mädchen. Aber sie hat die Veranlagung einfach nicht, das Unternehmen zu führen. Es würde ihr keinen Spaß machen.“ So viel Familie – wie schafft man es da, dem Familienkrach aus dem Weg zu gehen? „Es ist eine Frage der Kultur zu erkennen, dass man eine Firma nur im Frieden gut führen kann. Dazu gehört die verschiedenen Stärken der einzelnen Unternehmenslenker anzuerkennen und sich gegenseitig zu akzeptieren, auch wenn’s einmal schwer fällt. Man muss immer einen Mittelweg finden zwischen der Sache, um die es geht und den Menschen, die beteiligt sind. Und dies ist ein ganz schwerer, gefährlicher Weg.“ Da sind uns in Asien, den USA und Kanada um, schauen, was die Besten sich die drei Engelhorns einig: „Es geht nicht um das Ego des ein- unserer Branche machen und wie sie es machen.“ zelnen“, sagt Fabian Engelhorn und Andreas Hilgenstock ergänzt: Ach ja, die Branche. Für Leser außerhalb der Metropolregion „Der Einzelne muss auch zurücktreten können, das Unternehmen Rhein-Neckar sei vielleicht erwähnt, was „engelhorn“ ist. Man muss im Fokus stehen.“ Richard Engelhorn: „Es sind die Menschen, vergisst dies leicht, denn in der Region dürfte man wohl kaum die das Unternehmen ausmachen!“ jemanden finden, der noch nichts gehört hat von dem FamilienIst das das „engelhorn“-Erfolgsgeheimnis? unternehmen, das seit 1890 das Gesicht der Mannheimer InnenFür Andreas Hilgenstock gehören zu den Erfolgsfaktoren auf stadt prägt und für Menschen aus der Rhein-Neckar-Region und jeden Fall „Neugierde, Liebe zum Detail und das Streben, im Ser- weit darüber hinaus ein echter Magnet ist: Mode im Quadrat auf vice die Besten zu sein.“ Wenn dann noch Glaubwürdigkeit und über 30.000 Quadratmetern Verkaufsfläche, Modehaus, SportSchnelligkeit bei der Umsetzung von Ideen dazu kommt, kann haus, „trendhouse“, „Tommy Hilfiger“-Store, ein vierstöckiges daraus eine Erfolgsgeschichte wie die von „engelhorn“ werden „Boss“-Haus, Wäschehaus und Strumpfhaus, Edel-Accessoires bei „Wir spüren einen ständigen Antrieb uns zu verbessern, eine acc/es, „active town“ im benachbarten Viernheim und seit letzgewisse Rastlosigkeit, permanente Neugier“, verrät Fabian Engel- tem Jahr Speisen erster Klasse im Restaurant „Le Corange“ über horn. „Wir orientieren uns daran, was Menschen heute mögen, den Dächern Mannheims. Das alles ist „engelhorn“ – und mehr. beobachten Wellness-Welle und Spa-Trends, die Freude am Asia- „engelhorn“ ist ein Markenhaus. Vor allem diesem Familienuntischen. Uns treibt eine ständige Unzufriedenheit im positiven ternehmen ist es zu verdanken, dass Mannheim heute eine der Sinne.“ Andreas Hilgenstock: „Eine weitere Grundlage unserer ersten Shopping-Adressen in Deutschland ist – weit vor Städten Arbeit sind auch intensive Marktbeobachtungen, wir schauen vergleichbarer Größe. seite 85

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 06/Dezember 2007

Das moderne Engelhorn-Gebäude an den Mannheimer Planken. Hier bietet das Familienunternehmen Mode von 798 international bekannten Labels an.

Bei „engelhorn“ gibt es die Highlights von 798 Markenlabels, die Richard Engelhorn sieht aber auch schon jetzt positive Verändemeisten davon weltbekannt. „engelhorn“ führt alle Marken selb- rungen in Mannheim: „Das neue Congress Center Rosengarten ist ständig. Auch im „Tommy Hilfiger“-Store und im „Boss“-Haus. sensationell. Den ganzen Gästen, die für Tagungen und Kongresse Heißt: „engelhorn“ kauft sämtliche Marken selbständig ein. Kein nach Mannheim kommen, müssen wir erzählen, was es hier in „Global Player“ diktiert den Mannheimern, wie die Regale, Aus- unserer Stadt und in der Metropolregion Rhein-Neckar noch so lagen und Sortimente zu bestücken sind. Im Gegenteil: „In der alles gibt.“ Regel fragen die Markenartikler bei uns an, ob wir sie nicht listen Richard Engelhorn – er gehört zur dritten Generation der wollen“, schmunzelt Fabian Engelhorn. „engelhorn“-Chefs – ist mit seinem Unternehmen der Region Andreas Hilgenstock erläutert das Geschäftsmodell: „Unser treu geblieben. Wagt und will die vierte Generation den „Sprung“ eigener Name ‚engelhorn‘ ist quasi das Dach, die internationa- in andere deutsche Metropolen? „Wir glauben an unsere Regilen Marken sind die Säulen, das vor allem nach außen Sichtbare. on“, versichert Fabian Engelhorn, „wir sehen hier noch großes Das breite Fundament sind die Marken, die jeder einfach tragen Wachstumspotenzial. Darüber hinaus haben wir aber auch nie den muss.“ Drang verspürt, woanders hinzugehen. Hier bündeln wir unsere Senior Richard Engelhorn hört zu und nickt bestätigend. Er Kraft.“ Mannheim sei für das Modehaus-Unternehmen wie eine lässt sich auch nicht aus der Reserve locken, wenn man ihn nach Dachmarke: „Wenn es der Stadt gut geht, geht es auch uns gut“, seiner Meinung über Textilketten wie „H & M“, „Zara“ oder „New so Mitgeschäftsführer Andreas Hilgenstock. Deshalb lobt er auch Yorker“ fragt – immerhin äußerst erfolgreiche Unternehmen. „Die die neue „Leuchtturmfunktion“, die Mannheim in der Metropolsind gut und tüchtig, werden mehr und mehr zu einer ernst zu region Rhein-Neckar ausübt: „Dazu noch die Pop-Akademie, die nehmenden Konkurrenz. Aber“, und jetzt greift der Unternehmer SAP Arena, das neue Congress Center Rosengarten – das alles trägt mit der jahrzehntelangen Erfahrung wieder zum Florett, „es gibt Mannheim nach außen, das wird sogar Europa bewegen.“ Fabian ja auch den Imbiss und das Drei-Sterne-Restaurant.“ Letzteres aber Engelhorn sieht die Metropolregion Rhein-Neckar wie ein großes meistens nur in den Kapitalen der Welt… „Wir müssen nicht in Orchester: „Die Aufgabe von uns Einzelhändlern ist es, unserer die Welt, wir holen das weltstädtische Niveau nach Mannheim.“ Shopping-Destination europaweit einen guten Klang zu geben.“ Überdies hält er die Region noch lange nicht für vollends erschlosHunderttausende treue Kunden, 1.200 Mitarbeiter, 130 Pensen was das Kundenpotenzial betrifft: „Gehen Sie mal nach Dei- sionäre (die zu treffen sich Richard Engelhorn besonders freut): desheim, dort gibt es inzwischen drei erstklassige Restaurants. An den Kapuziner-Planken geht es um Menschen. Menschen, Deren Gäste sind alle unsere potenziellen Kunden. Diese müssen die zum Teil schon seit Jahrzehnten bei Engelhorn beschäftigt wir nach Mannheim locken.“ sind. Menschen, die sich von kreativen Angeboten begeistern Doch dann legen sich leichte Falten auf seine Stirn, er formu- lassen, gerne hier einkaufen, vom Kunden zum Fan werden. liert Kritik daran, wie Mannheim sich nach außen präsentiert: Menschen, die zur Familie gehören, aber trotzdem nicht in den „Noch gelingt es uns nicht, dass die Leute bewusst nach Mannheim Familienbetrieb gedrängt werden, weil Raum für persönliche kommen und auch mal ein paar Tage hier bleiben.“ Richard Engel- Wünsche und Entwicklungen gestattet wird. Mehr als anderen horn setzt auf den neuen Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz: „Ich ist es den Engelhorns gelungen, sich auf Menschen zu fokussiehabe den Eindruck, dass der neue Oberbürgermeister die Chancen ren, auf deren Wünsche, deren Bedürfnisse, deren Sehnsüchte. ergreift, die sich ihm und Mannheim nun bieten. Dr. Kurz geht Bei der Familie und dem Unternehmen „engelhorn“ steht der die Dinge objektiv und kompetent an. Das sind ausgezeichnete Mensch im Mittelpunkt. Ohne Wenn und Aber. Das also ist das Voraussetzungen für die nächsten acht Jahre.“ Erfolgsgeheimnis… seite 86

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Er holt sich Business-Development-Ideen für die SAP Arena in aller Welt. Und passt sie dem lokalen Markt an. Daniel Hopp: „Bei uns wird’s auch in 100 Jahren noch Stehplätze geben. Und Bratwurst!“ Von Christian Leistritz

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 06/Dezember 2007

Die SAP-Arena, Heimat der „Mannheimer Adler“, mehrfache Deutsche EishockeyMeister. Hier finden seit 2005 Sportevents und Konzerte internationaler Rock- und Popstars statt.

„Madison Square Garden“, „Royal Albert Hall“ – wenn der Kurpfälzer diese Namen hört, formt sein Mund ein staunendes „Oah“, bis er hört, dass sich andere Kurpfälzer tatsächlich diese Sport- und Entertainment-Tempel angesehen haben, um auch hier „was ähnlich Großartiges“ zu realisieren. Genau in diesem Moment bekommt der Kurpfälzer Beklemmungen, Herzrasen, Atemnot. Normalerweise. Daniel Hopp ist das Kunststück gelungen, mit der SAP Arena der Metropolregion Rhein-Neckar internationales Niveau zu bescheren, ohne das besondere Understatement der Menschen von hier außer Acht zu lassen. Er holt sich Anregungen in aller Welt, vor allem den USA, und überträgt sie auf den hiesigen Markt, mischt Weltläufigkeit mit Bodenständigkeit. Das Bemerkenswerte: Diese Symbiose funktioniert. Daniel Hopp zu Recht stolz: „Unsere SAP Arena wurde erst im September 2005 eröffnet, seit dem haben wir schon mehr als zwei Millionen Besucher.“ Der Champion Wladimir Klitschko 2006 nach seinem Sieg gegen den Amerikaner Chris Byrd in der SAP-Arena. Wir sitzen im Konferenzraum. 2. Obergeschoss im Verwaltungstrakt. Große Fensterflächen. Kurz vor dem Interview mit Daniel Hopp geht unser Blick rüber nach Neuhermsheim, ein Stadtteil von Mannheim. Das sieht nicht gerade aus wie Baden-Württembergs zweitgrößte Stadt. Ein Zweifamilienhäuschen reiht sich neben das andere. Badisches Bausparerglück. Hier baut IKEA normalerweise seine Einrichtungshäuser. Und doch: Das ist die eine Seite der SAP Arena. 22. April 2006. Auf der anderen Seite des Globus, Pazifik, HawaiiInsel O’ahu, North Shore, morgens 10.40 Uhr. Draußen hat es 91 Grad Fahrenheit, Hochsommer-Temperaturen, eigentlich bestes Strandwetter, perfekte Welle. Trotzdem wird Fernsehen geguckt. Eine Fernsehübertragung aus der „alten Welt“. Seltenheitswert! Sowas passiert vielleicht einmal alle paar Jahre im US-Fernsehen. Zeitverschiebung exakt zwölf Stunden. In Deutschland ist es dunkle Nacht. Der Pay-TV-Kanal HBO (Home Box Office) zeigt „Wladimir Klitschko vs. Chris Byrd – live from Mannheim, Germany.“ Die US-Kommentatoren plaudern über ihre Erfahrungen mit und in Deutschland, als sie zum ersten Mal in Mannheim, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg hier stationiert waren. Das ist die andere, nüchtern begonnen. Ins alte Stadion der „Mannheimer Adler“, die „Welt“-Seite der SAP Arena. Die man nachts bestaunt, wenn immerhin mehrfache Deutsche Eishockey-Meister, hatte der Zahn man auf einer der deutschen Hauptverkehrsadern, der A 6, an ihr der Zeit sich richtiggehend verbissen. „Adler“-Eigentümer Daniel vorbei fährt, sie nicht als Gebäude, sondern als „Skulptur in blau Hopp entschied gemeinsam mit seinem Vater, dem SAP-Mitbeund violett“ wahrnimmt. Die den mehrfachen deutschen Eisho- gründer Dietmar Hopp, ein neues Stadion zu bauen: „Zu Beginn ckeymeister beheimatet, die Mammut-Produktionen wie „Aida“ der Planungen ging es nur um Kennzahlen. Wir haben am Markt ebenso zeigt wie Depeche Mode, Police und – „Kreisch!“ – Tokio auf Basis von angenommenen Zuschauerzahlen und Logen-VorHotel. In deren VIP-Logen Unternehmensstrategien korrigiert und gaben Informationen abgefragt, um so ein Grobkonzept erstellen Geschäftsabschlüsse besiegelt werden – so wie man das „overseas“ zu können. Daraus haben sich drei Angebote kristallisiert, von seit Jahrzehnten macht. denen wir uns dann recht früh für eines entschieden.“ In die drei Was heute strahlt, Flair verbreitet, Umsätze generiert, die Men- Jahre dauernden Planungen flossen Wünsche und Vorgaben über schen in der Metropolregion Rhein-Neckar stolz macht, hat ganz Funktionalität und Nutzbarkeit ein. seite 88

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„Leuchtturm der Metropolregion“: Die SAP Arena gehört mit rund 100 Veranstaltungen zu den wichtigsten Hallen in Europa.

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Daniel Hopp, Geschäftsführer des Event-Tempels SAP Arena: „Ich wollte VIP-Lounges, die einladend, hell und weitläufig sind.“

Hopp und sein Team sahen sich Hallen und Arenen in aller Welt an, werden eingesetzt, welche Vor- und Nachteile haben sie? Welche 2002 und 2003 vor allem in den USA, anschließend auch in Europa. Prozesse laufen während eines Konzertes, welche im Sportbetrieb Von Beginn der Planungen an war Daniel Hopp klar: „Wir bauen ab? „In der Hamburger Color Line Arena habe ich mir beispielsnicht einfach nur ein Gebäude, sondern es muss auch betrieben weise ein ganzes Spiel der ‚Freezers‘ aus der Gebäudeleitzentrale werden. Wirschaftlich, erfolgreich! Es geht um Musik- und Sport- angesehen, dort wo Alarme und technische Störungen auflauevents, für den kleinen und den großen Geldbeutel. Wir spielen fen. Mein Ziel war, ein Gefühl für solche Abläufe zu entwickeln. auf mehreren Spielfeldern und wollen auf allen erfolgreich sein.“ Wenn im Restaurant auf dem Herd ein Topf überkocht, darf das Gleichzeitig mit den Bauplanungen liefen die für den Betrieb. ja nicht dazu führen, dass gleich die ganze Arena evakuiert wird.“ Viele Ideen wurden geboren, viele auch wieder verworfen. Und Klingt lustig, wäre im Zweifelsfall dann aber erst der wirkliche dennoch entspringt alles, die Planungen, der Bau der Arena, der Schaden. Betrieb, einem einzigen Element. So ist Daniel Hopp. Natürlich hat er seine Berater, aber letzten Am Anfang war das Eis. „Die Arena wuchs praktisch von innen Endes ist er als Geschäftsführer verantwortlich. Deshalb will er nach außen“, erinnert sich Daniel Hopp. „Um die Eisfläche wurden alle Abläufe im Detail kennen – und vor allem auch verstehen. die Zuschauerränge, Kabinen und Logen geplant. Das Catering, Auch, was dahinter steckt: „Nur so lässt sich ein Unternehmen viele technische Details haben sich daraus quasi entwickelt.“ Von meines Erachtes erfolgreich führen.“ Am meisten hat ihm diese Anfang an war klar: Die Arena muss multifunktional, für eine Vorlaufzeit, dieses „Studium an Objekten im Betrieb“ für die PerMehrfachnutzung geeignet sein: „Das ist kein Widerspruch – im sonalplanung gebracht: „Wo ich von fünf Technikern ausgegangen Gegenteil: Vieles ergänzt sich.“ Die Stehplätze beim Eishockey- bin weiß ich heute, dass man eben 20 braucht.“ spiel sind beispielsweise bei einem Konzert der Backstage-Bereich. September 2005 – die SAP Arena wird eröffnet. Ab jetzt zählt’s. Damit ist auch vorgegeben: Die Bühne steht in fast allen Fällen Jetzt zeigte sich, ob die Ideen und Geschäftsmodelle von Daniel im so genannten „Nord-Bereich“. Hopp greifen. Ob die Menschen in der Metropolregion Rhein-NeckGeht man an den Rängen entlang oder schaut man auf den Ver- ar von seinen Ideen genau so begeistert sind wie er selbst. Kurz: anstaltungskalender, merkt man, dass sich die Hopps im Vorfeld Sie sind es. Er selbst würde das wohl so nie sagen, aber: Beispielsnicht nur Sportarenen, sondern auch Konzerthäuser angesehen weise bei der Gestaltung der Logen haben der SAP-Arena-Chef haben müssen. Trotzdem „dreht“ sich alles um die Eisfläche in der und seine Planer alles richtig gemacht: „In anderen Arenen war Mitte. Deshalb, Herr Hopp, Hand auf’s Herz: Hat der Akustiker mir das alles zu gedrückt, zu eng. Bei uns ist es einladend, hell, bei der Planung der SAP Arena sehr geweint? Hopp grinst: „Okay, weitläufig.“ Und das ist nur eine Parallele zum wenige Kilometer wir haben uns schon einen gesucht, der akzeptiert hat, dass es in entfernten „neuen“ m:con Congress Center Rosengarten. erster Linie eine Sportarena werden soll.“ Die SAP Arena gehörte schnell zu den wichtigen Hallen in In Mannheim rollten schon die Bagger, da standen auf Daniel Europa – Daniel Hopp damit zu den führend Hallen-Managern. Hopps Liste immer noch unzählige Fragen: Welche Zugangssysteme Wie sein Kollege, m:con-Chef Michel Maugé, setzt Daniel Hopp auf seite 90

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ein ganzes Portfolio von eventspezifischen Services. Hier wie dort gilt: Aufschließen alleine reicht nicht. Hopp: „Wir bieten das komplette Spektrum an Dienstleistungen, vom Facility Management über die Security bis hin zum Ticketing. Wir können Veranstaltern alles abnehmen!“ Für Daniel Hopp stand es – trotz der ein oder anderen Verzögerung – nie wirklich zur Debatte, eine Sportstätte fern ab von Rhein und Neckar zu bauen. Auch die Zahlen geben ihm Recht: „Wir haben hier rund 100 Veranstaltungen jährlich, sehen uns deshalb schon als einen der Leuchttürme der Metropolregion. Aber ich sehe auch sonst die Metropolregion Rhein-Neckar auf dem richtigen Weg. Wir sind in der Region sehr gut aufgestellt. Das sieht man auch nicht zuletzt daran, wie wir plötzlich verstärkt von der Landesregierung wahrgenommen werden.“ Wie viele führende Meinungsbildner und Multiplikatoren ist auch Daniel Hopp davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, auf die Gewinner zu setzen. Einmal mehr orientiert er sich an den Amerikanern: „Wenn US-Manager zehn Investments zu beurteilen haben, screenen sie die zwei heraus, die die Gewinner sind. Auch wir müssen auf die Gewinner setzen – in der Politik wie in der Wirtschaft und im Sport.“

Daniel Hopp ist vor gut zwei Monaten 27 Jahre alt geworden. Damit ist er sicherlich einer der jüngsten Arena-Manager in Europa. Und damit sicherlich auch einer der am wenigsten fest gefahrenen. Er traut sich, neue Ideen zu entwickeln, ohne Bewährtes per se in Frage zu stellen. Im Idealfall macht’s die Mischung: „Firmenveranstaltungen sind für uns wie für viele Location-Betreiber ein wichtiger Umsatzfaktor. Viele Firmen wollen für zehn bis 200 Teilnehmer Abendveranstaltungen anbieten. Da sind wir in einer guten Nische, die wir konsequent ausbauen wollen.“ Daniel Hopp schaut gerne in die USA, um sich für neue Geschäftsideen inspirieren zu lassen. Ist es tatsächlich so einfach? Man macht’s wie die Amerikaner – und der Laden läuft? Daniel Hopp lacht: „Nein, so einfach ist es natürlich nicht. Auch wenn man sich weltweit Ideen holt: All business is local! Jede Idee muss auf den Markt vor Ort angepasst werden. Man darf die regionalen Gewohnheiten nicht unterschätzen, muss sie respektieren. Bei uns wird’s beim Eishockey auch in hundert Jahren noch Stehplätze geben. Und Bratwurst! Das kennen die Amis gar nicht…“

Die Mannheimer Konzertarena als Publikumsmagnet: Mit 16.000 Besuchern ist die Halle bei Musikshows ausverkauft.

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 06/Dezember 2007

Impresario Michael Brenner Show-Produzent mit Leidenschaft und Herzblut Von Sandra Pauli

Mit seiner Agentur BB Promotion holte der Impresario Michael Brenner in den vergangenen 20 Jahren erfolgreiche Top-Acts wie das Queen-Musical „We Will Rock You“, Klassiker wie „A Chorus Line“, „West Side Story“, „Jesus Christ Superstar“ oder „Die Schöne und das Biest“ auf Bühnen in Deutschland und ganz Europa. Eine Erfolgsgeschichte, die 1987 in Mannheim begann. Inzwischen ist „BB Promotion – The Art of Entertainment“ im Bereich gehobenes Live-Entertainment mit über 90 Mitarbeitern eine der größten und bedeutendsten Agenturen in Europa. „Es ist wichtig, unser Ohr ganz nah am internationalen Tanztheater zu haben“, erklärt der 55-Jährige Veranstalter und Produzent. „Nur so können wir mit unseren Themen immer einen Tick voraus sein.“ Sein Ohr hat er vor allem am New Yorker Broadway. „New York ist die Entertainment-Meile Nummer eins! In seiner Auswahl, der Vielfalt und Einzigartigkeit ist der Broadway unerreicht“, erklärt der musik-und tanzbegeisterte Produzent. In New York engagierte er sich bereits als Co-Produzent des Musicals „The Original Broadway Swing“ sowie der Off-Broadway-Show „Latin Heat“. Im Big Apple holt sich Brenner auch immer wieder neue

Brenner hat das richtige Gespür für den Zeitgeist und den Zuschauergeschmack. „Leidenschaft und Herzblut“ nennt der erfolgreiche Eventmanager und Musicalproduzent sein Credo. Eine 70-Stunden-Woche sei für die 60 Mitarbeiter von BB Promotion eher die Regel als die Ausnahme: „Wer sich für diese Branche entscheidet und dort länger verbleibt, hat sein Hobby zum Beruf gemacht“, ist sich Brenner sicher. In den letzten Jahren holte der Produzent international gefeierte Theater-Performances wie „Stomp“, „The Tap Dogs“ und „Yamato – The Drummers of Japan“ als Gastspiele auf die europäischen Bühnen.

Impresario Michael Brenner: Mit Leidenschaft und Herzblut zum Musical-König.

„Musikalisch und ästhetisch ist das Queen- Musical etwas ganz Neues. Einen Rockfan enttäuscht das Musical ebenso wenig wie einen überzeugten Konzertbesucher. Mir würde nicht viel Besseres einfallen als dieses Musical, außer ein Klassiker wie die ‚West Side Story’ vielleicht“, bekennt der 55-jährige Mannheimer. Die Entwürfe für die Kulissen stammen von dem renommierten Bühnenbildner Mark Fischer, der auch für die Rolling Stones und U2 designte. Die Musicalsparte erlebte im letzten Jahrzehnt enorme Zuwachsraten. „Das Musiktheater hat sich der modernen Musik angenommen und ist damit auf ein breiteres Publikum zugeschnitten“, meint Brenner. Vor allem jüngere Leute begeisterten sich zunehmend für Musicals. Im Gegensatz zu den Tourneeproduktionen richtete sich die Dauer der so genannten Sit-down Musicals

nach der Nachfrage. „Kalkulatorisch planen wir bei einem Musical mindestens ein oder zwei Jahre Spielzeit ein“, so Brenner. „Die Nachfrage bestimmt aber letzten Endes die Lebensberechtigung einer Produktion.“ Das Queen-Musical haben bislang weltweit sechs Millionen Menschen gesehen, 1,5 Millionen kamen allein nach Köln. Dem Sitz der international tätigen Agentur in der Quadratestadt will Brenner treu bleiben – trotz Dependance in Köln: „In Bezug auf die Infrastruktur für unsere Veranstaltungen aber auch hinsichtlich des Erholungswertes für meine Mitarbeiter bietet die Region große Vorteile. Als international tätige Veranstalter sind wir mit dem Frankfurter Flughafen dicht am größten Flughafen des europäischen Festlandes und neuerdings sogar mit dem ICE in wenigen Stunden in Paris.“

Energie geladene Bühnenshow: Die „West Side Story“ ist weltweit ein Dauerbrenner – auch bei BB Promotion.

Eindrücke und Inspirationen für seine Musikproduktionen, die Das Queen-Musical „We Will Rock You“ hat sich seit der Deutschin Deutschland, Europa und natürlich auch und gerade in der land-Premiere 2004 im Kölner Musical-Dome zu einem der größMetropolregion Rhein-Neckar aufgeführt werden. ten Musicalerfolge entwickelt. Es ist auch eines der größten Seit der ersten Stunde ist BB Promotion eng mit dem m:con Erfolge von BB Promotion, ein echter Blockbuster. Als Zuschauer Congress Center Rosengarten verbunden. Jedes Jahr zu Weih- lasse sich nur schwerlich unterscheiden, „ob man im Musical nachten zeigt Brenner die amerikanische Musikshow „Queen oder Rock-Konzert ist“, schrieb ein Kritiker des Magazins „stern“ Esther Marrow & The Harlem Gospel Singers“ – ein Highlight in nach der rauschenden Erstaufführung des Musikspektakels um der Musikstadt, auch für die Mitarbeiter von BB Promotion und 21 Hits der legendären Rockgruppe Queen. Dieses neue Musical ihren Chef. „Der Rosengarten braucht als Kongress- und Veran- ist auch ein Tribut an den sich ändernden Publikumsgeschmack. staltungszentrum den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. „In den vergangenen Jahren ist das Musical-Angebot gewachsen, Mannheim gehört für uns zu den vier attraktivsten Metropolen in das Genre hat sich erweitert und ist breiter gefächert“, erklärt Süddeutschland neben München, Stuttgart und Nürnberg.“ Brenner. seite 92

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Kongresszentrum Slot Zeist Tagen wie bei Königs

EventTicker 10. Dezember 2007 Tim Mälzer begeistert das Publikum mit seinen tollen Rezepten auf seiner „Ham‘se noch Hack Tour 2007“.

Von Lena Orlando

Die Historischen Konferenzzentren von Europa (Historic Conference Centres of Europe, HCCE) haben im Juni dieses Jahres das dritte holländische Mitglied in ihre Reihen aufgenommen: Ausgewählt wurde das Kongresszentrum Slot Zeist in der Provinz Utrecht. Damit gehören den HCCE nun insgesamt 26 historische Kongresszentren in 14 Staaten an. 22. und 23. Dezember 2007 The Rat Pack: Das umjubelte Retro-Revue präsentiert ihr Weihnachtsprogramm „Christmas with The Rat Pack“. Die Doubles von Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. kehren für einige Stunden zurück auf die Bühne und begeistern ihre Fans.

Herrschaftliches Ambiente: Das niederländische Kongresszentrum Slot Zeist verbindet Tradition und Moderne.

Der Charme des historischen Gebäudes verbindet sich harmonisch mit den modernen Ansprüchen und Erwartungen und machen Slot Zeist zu einer idealen Location um erlesene und ausgeklügelte Banketts, effiziente Meetings, Gesellschaften und andere geschäftliche oder private Zusammenkünfte zu veranstalten. Slot Zeist zeichnet sich durch qualitatives Veranstaltungsmanagement aus. „Wir fühlen uns geehrt, Slot Zeist beim Vertrieb, dem Marketing und seinen PR-Aktivitäten zu unterstützen“, erklärte Walter Straub, Präsident der HCCE. Der üppige Barockstil und das königliche Design des holländischen Kongresszentrums Slot Zeist, dessen Geschichte bis ins seite 94

Jahr 1677 zurückreicht, begeistert Besucher und Kongressteilnehmer gleichermaßen. Die Originalausstattung der 22 Konferenzräume auf 600 Quadratmeter erinnert an die Einrichtung holländischer Schlösser. Slot Zeist bietet zudem noch 150 Quadratmeter Ausstellungsfläche in historischem Ambiente. Ein weiteres Highlight ist die unmittelbare Umgebung des Herrschaftssitzes: Zwischen den Meetings können die Teilnehmer die verschiedenen Kunstausstellungen genießen, die regelmäßig organisiert werden oder in den Englischen Gärten lustwandeln, die das außergewöhnliche Anwesen umgeben. Slot Zeist sei ein „Ort mit königlicher Pracht“, lobten die HCCE-

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17. Januar 2008 Annett Louisan: Klein, aber groß angesagt. Mit ihrer feenhaften Stimme startet sie die „Das optimale Leben – live“-Tour und beweist damit, dass auch deutschsprachige Musik in den Charts ganz oben sein kann. 05. Februar 2008 Helmut Lotti: Der belgische Sänger auf Tour für seine neue Album/DVD „The Crooners“ 17. Februar 2008 HIM: Die finnische Rockband mit ihrem neuen Album „Venus Doom“ auf Tour.

Verantwortlichen. Die Vereinigung der Historischen Konferenzzentren wurde 1996 gegründet und gilt als Synonym für höchste Qualität in außergewöhnlichen historischen Tagungsräumen. Die Konferenzzentren sind architektonisch außergewöhnliche Gebäude aus der Zeit vom Mittelalter bis in das frühe 20.

Jahrhundert. Der Anspruch an die Mitglieder ist, dass das Haus mindestens 100 Jahre alt ist und Platz für 250 Besucher bietet. Den HCCE angeschlossen sind neben dem m:con Congress Center Mannheim unter anderem die Central Hall Westminster in London, die Hofburg in Wien und der Staatliche KongressPalast St. Petersburg.

15. März 2008 Das erste Rhein-Neckar Comedy Festival – vollkommen neu und einzigartig in der Metropolregion. Erleben Sie die besten Comedians wie Bülent Ceylan, Chako Habekost, Hennes Bender und Ausbilder Schmidt an einem Abend. 02. April 2008 Kelly Clarkson: Die Gewinnerin der US-Ausgabe von „Deutschland sucht den Superstar“ präsentiert ihr neues Album „My December“ in Mannheim und Köln.

08. April 2008 TAO: Die Kunst des Trommelns. Eingetaucht in eine samtig-schwarze Bühnenatmosphäre, bietet das zehnköpfige Ensemble einen Abend lang spielerische Präzision, perfekte Synchronität und schweißtreibenden Körpereinsatz – wobei die Frauen den Männern in punkto Kraft und Athletik in nichts nachstehen.

02. Oktober bis 05. Oktober 2008 m)))motion, International Dance Masters Mannheim unter dem Motto „Open to the World“ mit mehr als 2.500 tanzbegeisterten Laien und Profis. 18. Okober 2008 Radio Regenbogen „Ball der Sterne 2008“. Die Benefiz-Gala in der Metropolregion Rhein-Neckar. 27. Oktober 2008 Reinhard Mey meldet sich live zurück und geht auf große „Bunter Hund“-Tournee

27. Februar 2008 Dieter Thomas Kuhn: „Die singende Föhnwelle“ auf Tour mit dem Album „Musik ist Trumpf“.

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Wissenschaftsstandort Metropolregion Rhein-Neckar: Wo Forschung und Wirtschaft gemeinsame Erfolgswege erschließen Geballtes Wissen in Hochschule und Fabrik: Die älteste Universität, der größte Chemiekonzern – und Nobelpreisträger im Dutzend Von Christian Leistritz

14 Nobelpreisträger! Was für eine Zahl. Welch geballtes Wissen. Mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger hat die heutige Metropolregion Rhein-Neckar bislang hervor gebracht, viele davon forschten an der ältesten Universität im deutschsprachigen Raum, der 1386 gegründeten, von der Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder gerade zur „Elite-Universität“ ausgezeichneten Ruperto Carola in Heidelberg. Weltruf genießt aber beispielsweise auch die Universität Mannheim. Das ESSEC & MANNHEIM Executive MBA aus deren „Mannheim Business School“ wurde von der Financial Times gerade unter die weltweit 30 besten Programme gewählt. 22 Hochschulen und 25 Forschungseinrichtungen gibt es in der Metropolregion Rhein-Neckar. Professor Dr. Claus E. Heinrich, Mitglied des Vorstands der SAP AG und Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN) hat sich zum Ziel gesetzt, alle Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit den führenden und innovativsten Unternehmen zu vernetzen: „Wir wollen bis 2015 eine der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten Regionen Europas werden. Das gelingt uns nur, indem wir konsequent auf Innovationen setzen. Wissenschaft ist die Basis für jede Form von Innovation.“ Eine der ersten Amtshandlungen von Professor Heinrich war die Gründung eines Wissenschaftsbeirats. Ziel: Forschern aus aller Welt sollen optimale Angebote gemacht werden können. Die Region selbst soll noch stärker als bisher exzellente Wissenschaftler hervorbringen – auf dass sich das Nobel-Komitee bald mal wieder für „einen von hier“ entscheidet.

Geballtes Wissen I – Nobelpreise im Dutzend Die „Nobel-Premiere“ für die Region ist dem Physiker Philipp Eduard Anton von Lenard zu verdanken. Er bekam den Nobelpreis 1905 für seine Arbeiten über Kathodenstrahlen. Ihm folgten seite 96

mehr als ein Dutzend weitere Preisträger. Zu den bekanntesten dürfte Carl Bosch zählen; sein Name ist wie kaum ein anderer mit der BASF AG in Ludwigshafen verbunden. Als Forscher kam er zur „Badischen Anilin- und Soda-Fabrik“, legte eine steile Karriere hin, bis er 1925 den Vorsitz der von Agfa, BASF und Bayer gegründeten IG Farben übernahm. 1931 bekam er den Nobelpreis für das chemische Hochdruckverfahren, das er gemeinsam mit Friedrich Bergius entwickelte. Seitdem können Düngemittel – und Sprengstoffe – unbeschränkt hergestellt werden. Viele sehen in ihm, der auch in die Entwicklung von Nylon und Perlon involviert war, den größten Chemiker des 20. Jahrhunderts. Die BASF ist der größte Chemiekonzern der Welt. Hier werden aus wissenschaftlicher Forschung innovative Produkte. Die Universität Heidelberg ist die weltweit bekannteste Hochschule der Region, gerade mal 20 Kilometer vom Stammwerk der BASF in Ludwigshafen entfernt. Chemiker Carl Bosch war eine Art Wanderer zwischen den Welten, zwischen Heidelberg und Ludwigshafen. Das Museum beispielsweise, das heute an ihn erinnert, steht in Heidelberg. Seit seinem Tod 1940 entfernten sich Ludwigshafen und Heidelberg, BASF und Ruperto Carola, Fabrik und Universität zunehmend. Ende des letzten Jahrhunderts lagen zwischen ihnen Welten. Im Frühjahr 2007 begann ZMRN-Vorstandsvorsitzender Professor Dr. Claus E. Heinrich eine „metropolregionweite“ Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu bauen. Er lud führende Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft zu einem ersten „Wissenschaftsgipfel“ ein. Ziel: Forschung und Entwicklung vernetzen, Innovationen den Weg ebnen, um die Metropolregion Rhein-Neckar zu einem international wettbewerbsfähigen WissenschaftsCluster zu machen. seite 97

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Diese Bemühungen fielen auch deshalb auf fruchtbaren Boden, Wenn Heinrich davon spricht, die Familien von Wissenschaftlern weil Universitäten und Wirtschaft schon mit der Jahrtausend- zu unterstützen, hat er sicherlich nicht sofort Familien wie die wende begonnen hatten, sich wieder anzunähern. Die Universität Kornbergs im Sinn – wenngleich er Erfolge, wie diese sie erreicht Mannheim sorgte beispielsweise für große öffentliche Aufmerk- haben, sicherlich gerne für die Metropolregion verbuchen würde: samkeit, als sie sich die zu renovierenden Hörsäle von Unterneh- Mediziner Arthur Kornberg gehört zu den wenigen Wissenschaftmen sponsern ließ. In der dortigen BWL-Fakultät – aus Unterneh- lern, dessen Filius dem Vater beim Gewinn des Nobelpreises erfolgmersicht eine Art „Insel der Seligen“ – gibt es seit Jahren einen reich nacheiferte. Papa Kornberg bekam ihn 1959, Sohn Roger 2006 regen Wissenstransfer mit der Wirtschaft der Region und darüber – beide für Genforschung. hinaus. Die Universität Heidelberg bekam in diesem Herbst nicht „Hinter jedem Nobelpreisträger steht eine starke Frau“, wurde zuletzt deshalb den „Elite“-Status, weil sie zeigen konnte, dass auf Stockholms Straßen vor allem zu Beginn des letzten Jahrhunund wie sie mit der Wirtschaft zusammen arbeiten möchte. Mit derts kolportiert. Wissenschaftliche Tatsache ist diese Behauptung dem Wissenschaftsbeirat bekommen all diese Bemühungen nun freilich nicht, beschreibt sie doch eher eine „allgemeine Annahme“ ein metropolregionweites Dach. der damaligen Zeit. Für die Ausgezeichneten aus der Metropolregion Rhein-Neckar galt das in den meisten Fällen mit dem Verweis Geballtes Wissen II – Unirektoren, Global Player auf die Gattin, die den Haushalt in Ordnung hielt und sich um und der Minister die Erziehung der Kinder kümmerte. Betrachtet man die Fakten, ist dieses Klischee noch lange Neben Rektoren und Präsidenten der beteiligten Hochschulen nicht überholt. 519 Mal wurden bislang naturwissenschaftliche und Leitern außeruniversitärer Forschungseinrichtungen gehö- Nobelpreise vergeben – nur zwölf Mal an eine Frau, darunter aber ren dem neuen Wissenschaftsbeirat auch führende Vertreter aus gleich zwei Mal an Marie Curie (1903 Physik, 1911 Chemie). Zwei Universitätsräten und Wirtschaft – viele davon global operierende Jahrzehnte später jubelte der Nachwuchs: 1935 bekam Marie Curies Unternehmen – an. Sogar Baden-Württembergs Wissenschaftsmi- Tochter Irène Joliot-Curie den Chemie-Nobelpreis. nister Professor Dr. Peter Frankenberg unterstützt die Arbeit des Die Curie-Frauen – Wegbereiterinnen der Emanzipation in der Wissenschaftsbeirats. Wissenschaft? Wohl kaum. Dennoch sehen sich WissenschaftsDas Ziel: Die Kooperation aller Beteiligten stärken. Professor standorte, auch die Metropolregion Rhein-Neckar vor der SituaHeinrich: „Unsere Beobachtungen erfolgreicher Regionen haben tion, dass es nicht mehr reicht, dem umworbenen Wissenschaftgezeigt, dass Top-Universitäten, die innerhalb einer Region eng ler selbst Anreize zu bieten, sondern auch Fragen beantwortet miteinander zusammenarbeiten und mit der Wirtschaft kooperie- werden müssen wie: Findet sich für den Partner ein adäquater ren, Spitzentalente anziehen und dadurch zu Katalysatoren für Arbeitsplatz? Was ist mit den Kindern? Hat auch der Nachwuchs Innovation werden. Die Gründung des Wissenschaftsbeirats ist ein Möglichkeiten, angemessen gefördert zu werden? wichtiger Schritt, um aus einzelnen exzellenten Institutionen ein Die Antwort der Metropolregion Rhein-Neckar ist das Projekt international führendes Wissenschafts-Cluster zu schaffen und „Dual Career“. Damit wird der Tatsache begegnet, dass die Gewinso das Profil der Metropolregion Rhein-Neckar als Innovations- nung und Bindung von Spitzenforschern in der Vergangenheit region zu schärfen.“ häufig dadurch erschwert wurde, dass es für deren Lebenspartner keine attraktiven Arbeitsplätze gab. Mit der Einrichtung des Geballtes Wissen III – Wissenschaftler mit Anhang „Dual Career“-Programms haben sich die Beteiligten verpflichtet, Lebenspartnern von Top-Talenten entsprechende Möglichkeiten „Unsere Stärke sind die Menschen, die Landschaft, die Lebens- zu bieten. kultur und die zentrale Lage“, zählt Professor Heinrich die VorFür Professor Heinrich gehören dazu aber auch gesamtgesellzüge „seiner“ Metropolregion auf. Er weiß, dass diese Faktoren schaftliche Rahmenbedingungen, die nicht alleine Forscherinnen auch wichtig sind, um renommierte Wissenschaftler für die und Forschern zugute kommen: „Wir brauchen beispielsweise viel Metropolregion zu begeistern. „Aber das alleine reicht natür- mehr Kindertagesstätten. Generell muss Leben und Arbeiten viel lich nicht. Kaum ein Wissenschaftler kommt solo. Wir müssen besser in Einklang gebracht werden können.“ auch den Lebenspartnern, den Familien insgesamt interessante Desweiteren gibt es bei Forschern den Wunsch, enger an die Angebote machen.“ Wirtschaft angebunden zu sein. Dem wird mit dem Ausbau von seite 98

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Teilzeitprofessuren Rechnung getragen. Professoren haben so neben ihrer Tätigkeit an der Universität auch die Möglichkeit, in Unternehmen zu arbeiten.

Geballtes Wissen IV – Weiter machen! „Wenn wir Deutschen etwas entdeckt, wenn wir etwas erforscht haben, dann hören wir zu oft auf“, bedauert Professor Heinrich. „Wir vergessen schlicht, das Projekt weiter zu treiben, es an den Markt zu bringen.“ Beispiel Computer: 1941 entwickelte und baute der Bauingenieur und Erfinder Konrad Zuse in Berlin einen vollautomatischen, in binärer Gleitkommarechnung arbeitenden Rechner mit Speicher und einer Zentralrecheneinheit aus Telefonrelais, genannt „Z3“. Der „Z3“ gilt heute als erster funktionierender Computer der Welt, die von Konrad Zuse erdachte „Plankalkül“ als weltweit erste höhere Programmiersprache. Konrad Zuse erhielt im Laufe seines Lebens viele Auszeichnungen, von denen die breite Öffentlichkeit jedoch kaum Notiz nahm. Reich wurde er mit seiner Erfindung nicht. Erfolgreich mit Computern und Software wurden andere: IBM, Microsoft, Apple – und SAP. In solche „Blockbuster-Sphären“ entschwebt Metropolregion-Netzwerker Heinrich nicht. Vorläufig. Er denkt bei der Vermarktung zunächst an eine Infobörse, die Unternehmen mit Forschern, deren neuesten Erkenntnissen, aber auch deren Grundlagen-Ideen zusammenbringt. „Dazu gehört für mich, seitens der Unternehmen Kapital bereit zu stellen, seitens der Forscher aber auch den Willen zu haben, etwas zu entdecken, das sich vermarkten lässt.“

Geballtes Wissen V – kein Science Fiction! „Wir scheuen den Wettbewerb mit anderen Regionen nicht“, sagt Professor Heinrich. Deshalb nimmt die Metropolregion RheinNeckar im Dezember mit Clustern wie Biotechnologie und Organische Elektronik am Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums teil. „Das wird viel Potenzial in unserer Region frei setzen“, versichert Heinrich. Organische Elektronik? Das klingt aber sehr nach Science Fiction. „Für Science Fiction würde in der Metropolregion Rhein-Neckar sicherlich keiner hohe zweistellige Millionenbeträge bereit stellen“, schmunzelt Professor Heinrich. Zehn Millionen Euro für ein einzelnes Projekt? Wenn Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand arbeiten, ist das keine Seltenheit.

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Beispiel: Organische Leuchtdioden, wie sie gerade bei der BASF entwickelt werden. Sie bieten ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten für Beleuchtungssysteme und verbrauchen dabei deutlich weniger Energie als herkömmliche Leuchtmittel. Diese OLEDs (organic light-emitting diodes) sind nicht dicker als eine Plastikfolie und eignen sich so zur Herstellung von flexiblen Leuchtkörpern: eine echte Revolution. Sie können zum Beispiel als durchsichtige Lichtkacheln, leuchtende Tapeten oder Vorhänge zum Einsatz kommen. Solche Systeme werden schätzungsweise weniger als halb so viel Strom benötigen wie konventionelle Energiesparlampen und sollen deren Lebensdauer erheblich übertreffen. Carl Benz erfand in Mannheim, dem Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar, das Automobil, Karl Freiherr von Drais den Fahrrad-Vorläufer „Draisine“ und Heinrich Lanz die erste automatische Landmaschine, Ingenieur Fritz Huber in Lanz’ Fabrik 16 Jahre nach dessen Tod auch den „Bulldog“. Hans Geiger aus Neustadt in der Pfalz erfand den Geigerzähler, Walter Bruch – ebenfalls von der Weinstraße – das PAL-Farbfernsehsystem. So guckt heute die halbe Welt TV! Und morgen? Professor Claus E. Heinrich: „Unsere Region wurde erst vor zwei Jahren durch den Staatsvertrag zur ‚Metropolregion Rhein-Neckar‘. Wir stehen also gerade mal am Anfang…“

Nobelpreisträger aus der Metropolregion Rhein-Neckar Philipp Lenard, Physik Albrecht Kossel, Medizin Otto Fritz Meyerhof, Medizin Carl Bosch, Chemie Richard Kuhn, Chemie Walter Bothe, Physik Rudolf L. Mössbauer, Physik Hans Daniel Jensen, Physik Karl Ziegler, Chemie Georg Wittig, Chemie Ernst Ruska, Physik Bert Sakmann, Medizin Wolfgang Ketterle, Physik Theodor W. Hänsch, Physik

1905 1910 1922 1931 1938 1954 1961 1963 1963 1979 1986 1991 2001 2005

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KongressTicker 29. bis 30. Januar 2008 Fonds professionell – Kongress der deutschen Finanzdienst­ leistungsbranche mit 160 Fachvorträgen, unter anderem von dem österreichischen Ex-Finanzminster Karl-Heinz Grasser und Templeton-Star-Fondsmanager Murdo Murchison. 28. Februar bis 01. März 2008 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGE-BV), zusammen mit dem 47. Symposium der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Endoskopie und Sonographie. 05. bis 06. März 2008 VDI-K Jahrestagung „Kunststoffe im Automobilbau“. Der internationale Fachkongress gehört zu den weltweit renommiertesten Kongress­ veranstaltungen für kunststofftechnische Lösungen in der Automobilindustrie. 14. März 2008 MVV Energie AG, Hauptversammlung 27. bis 29. März 2008 74. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung, größter deutscher Kardiologenkongress mit mehr als 6.500 Teilnehmern.

16. bis 18. April 2008 20. Finanzsymposium von Schwabe, Ley und Greiner mit 1.800 Teilnehmern. Themen: „SEPA – das perfekte Cash-Management in Europa?“, „Finanzierungsausschreibung - von der Idee bis zur Transaktion“ und „Working Capital – die unternehmensinterne Schatzkammer“. 24. April 2008 BASF AG, Hauptversammlung

06. Mai 2008 Fuchs Petrolub AG, Hauptversammlung 16. Mai 2008 MLP AG, Hauptversammlung 21. Mai 2008 Bilfinger Berger AG, Hauptversammlung

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03. bis 06. Juni 2008 97. Deutscher Bibliothekartag unter dem Motto: „Wissen bewegen. Bibliotheken in der Informationsgesellschaft.“

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Professor Dr. Claus E. Heinrich „Die Erfolgsstory der SAP lässt sich wiederholen!“ Von Christian Leistritz (Text) und Alessandro Balzarin (Fotos)

12. Juni 2008 Mannheimer Holding AG, Hauptversammlung 18. Juli 2008 Heidelberger Druckmaschinen AG, Hauptversammlung 24. Juli 2008 Südzucker AG, Hauptversammlung 25. Juli 2008 CropEnergies AG, Hauptversammlung 17. bis 18. September 2008 Bundestagung der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA). Hierbei präsentieren 60 Fachaussteller ihre Dienstleistungen rund um die Entsorgungswirtschaft. 24. bis 27. September 2008 37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie. Die Experten für Gefäßchirurgie tagen zum Thema „Angiologie: Zentrale Kompetenz“.

„Ein Software-Programm für die Energiewirtschaft entwickeln, das würde mir großen Spaß machen!“ Der Forscher steckt auch nach elf Jahren am Vorstandstisch der Walldorfer SAP AG noch in Professor Dr. Claus E. Heinrich. 1986 hatte ihn SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp von der Uni weg nach Walldorf geholt – allerdings nicht ganz: Seit 1988 ist Heinrich Mitglied der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre und hält weiterhin Vorlesungen im Themenbereich „Supply Chain Management“. Das Software-Flaggschiff SAP R/3 hat der heutige Personalvorstand maßgeblich mit entwickelt.

So richtig im Rampenlicht der breiten Öffentlichkeit steht Professor Heinrich allerdings erst seit Oktober 2006. Seit er die Nachfolge von Dr. Eggert Voscherau, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF AG, als Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar antrat, ist er eines der bekanntesten Gesichter der Region. Der „Wissenschaftsregion“ Rhein-Neckar

gegründet, in dem die führenden Hochschulen und Unternehmen der Region gemeinsam vertreten sind.“ m:con visions: Sie selbst sind ja schon lange auf beiden Seiten aktiv, sind Vorstandsmitglied bei SAP, lehren aber auch an der Universität Mannheim.

29. September bis 01. Oktober 2008 „European Powder Metallurgy Association“ (EPMA) – Kongress des europäischen Verbandes für Pulvermetallurgie mit Themen rund um die Erzeugung und die mechanische Verdichtung metallischer Pulver in Formwerkzeugen. 29. Oktober bis 01. November 2008 42. Fortbildungsveranstaltung der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Mit zahlreichen Hauptvorträgen, Kursen, Seminaren und Symposien ist es einer der größten Bildungs-Kongresse für Mediziner in Deutschland. 15. bis 19. November 2008 BIO-Europe 2008 (Biotechnology Industry Organization) – bis zu 2.000 Teilnehmer treffen sich in 300 abgetrennten Face-to-FaceBereichen zum Austausch von Informationen, zum fachlichen Dialog oder zum Anbahnen neuer Geschäftsbeziehungen.

gilt sein besonderes Interesse. Im Gespräch mit m:con visions verrät er: „Wissenschaft ist für mich der wichtigste Schlüssel zum Ziel, 2015 zu den wirtschaftlichsten und attraktivsten Regionen in Europa zu gehören.“ m:con visions: In welche Richtung wird sich die „Wissenschaftsregion“ Rhein-Neckar in den nächsten Jahren entwickeln? Professor Dr. Claus E. Heinrich: „Wissenschaft und Wirtschaft in der Metropolregion Rhein-Neckar werden viel stärker mit einander kooperieren, viel enger verzahnt sein. Unser Ziel ist, aus der Region das deutsche Silicon Valley zu machen, wo von vornherein Wissenschaft und Wirtschaft miteinander arbeiten. Nur so entstehen Innovationen, nur so entstehen innovative Produkte. Deshalb haben wir vor einigen Monaten einen Wissenschaftsbeirat

Prof. Heinrich: „Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Führungskräfte aus Unternehmen der Metropolregion ihr Wissen an Studierende an Universitäten und Hochschulen weiter geben. Aber auch der umgekehrte Weg ist notwendig. Dazu brauchen wir jedoch eine wesentlich höhere Durchlässigkeit zwischen beiden Bereichen. Jemand, der an der Universität forscht, sollte durchaus auch ein paar Jahre in einem Unternehmen arbeiten können, ohne dass der Weg zurück abgeschnitten ist.“ m:con visions: Sie waren selbst an verschiedenen internationalen Forschungsprojekten beteiligt. Wie groß ist Ihr „Forscherdrang“ heute? Prof. Heinrich: „Der Reiz ist selbstverständlich groß. Aber um mich voll und ganz der Forschung widmen zu können, müsste ich meinen Beruf aufgeben. Das kommt nicht in Frage. Aber vielleicht seite 101

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83.335 Studierende an 21 Hochschulen 25 Forschungseinrichtungen 14 Nobelpreisträger 2.360.986 Einwohner in 293 Städten, Landkreisen und Gemeinden auf 5.637 Quadratkilometer Fläche In Heidelberg wurde mit wenigen hundert Studenten 1386 die erste Universität im deutschsprachigen Raum gegründet. Zahlreiche Auszeichnungen – erst im Oktober wurde die Universität Heidelberg zur „Elite-Uni“ gekürt –, vordere Platzierungen in internationalen Universitätsrankings sowie die hohe Qualität der Forschungslandschaft sorgen für den Weltruf der Hochschulen in der Metropolregion Rhein-Neckar.

Von Dr. Katrin Bischl

Der Start von Prof. Dr. Bernhard Eitel als neuer Rektor der Universität Heidelberg war exzellent: Am 1. Oktober übernahm er die Amtgeschäfte aus den Händen des Juristen Prof. Dr. Peter Hommelhoff, wenig später wurde die Ruperto Carola in die Riege der deutschen Eliteuniversitäten aufgenommen. Jetzt muss sich Prof. Dr. Eitel nicht nur in sein neues Wirkungsfeld einarbeiten, sondern zugleich die Auflagen umsetzen, die mit den rund 30 Millionen Euro jährlichen Fördergeldern gekoppelt sind. „m:con visions“ hat sich mit dem neuen Rektor kurz nach der „Elite“Bekanntgabe unterhalten.

ergibt sich irgendwann die Möglichkeit, über den Zeitraum von einem Jahr eine Software zu entwickeln. Ich könnte mir beispielsweise ein Programm für die Energiewirtschaft vorstellen, das berechnet, wie man Strom – der ja nicht auf Vorrat produziert werden kann, zumindest in größeren Mengen – optimal bereit stellt. Das zu entwickeln würde sicherlich großen Spaß machen. Am nächsten bin

können Innovationen entstehen, nur dann sind solche Erfolge, wie sie der SAP gelungen sind, möglich. Allerdings muss auch die Politik ihren Teil dazu beitragen. Dazu gehört Freiräume zu schaffen, wie sie für Innovationen unbedingt notwendig sind. Das ist aktuell leider nicht immer in ausreichendem Maß der Fall.“

ich der Forschung, wenn ich helfen kann, mein Wissen weiter gebe. Dazu zählt auch meine Erfahrung als Personalvorstand: Mitarbeiter sind der zentrale Erfolgsgarant in einem Unternehmen.“

m:con visions: Wirtschaft und Wissenschaft haben nicht zuletzt mit der Gründung des Wissenschaftsbeirates bewiesen, dass sie Kirchturmdenken beiseite lassen und auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten können. Sollte das die Kommunalpolitik nicht nachmachen? Prof. Heinrich: „Das wäre schön. Man darf aber bei aller Euphorie nicht vergessen, dass die Kommunalpolitik sich oftmals sehr komplexen Herausforderungen stellen muss. Wir haben in der Region exzellente Netzwerke, inzwischen eine hervorragende Kommunikation zwischen der Wirtschaft und dem Verband. Wir haben aus den Randlagen der drei Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen eine zentrale Lage gemacht. Und von der wird man in den nächsten Jahrzehnten in Europa noch viel hören...“

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Heidelberger Ruperto Carola ist Elite-Universität Neuer Rektor will innere Vernetzung vorantreiben

Zahlen und Fakten

m:con visions: Sie sind Vorstandsmitglied bei SAP, dem Unternehmen, das vor 35 Jahren von fünf IBM-Mitarbeitern gegründet wurde und heute mit weltweit 42.700 Mitarbeitern in 50 Ländern und einem Jahresumsatz von fast zehn Milliarden Euro einer der drei größten Softwarehersteller der Welt ist. Kann sich so eine Erfolgsstory wiederholen? In der Metropolregion Rhein-Neckar vielleicht? Prof. Heinrich: „Ja, so eine Erfolgsstory kann sich wiederholen! Aber dazu braucht es Rahmenbedingungen. Wirtschaft und Wissenschaft müssen eng zusammen arbeiten, Wissen untereinander schnell und unbürokratisch austauschen. Nur dann

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Die alte Aula der neuen Elite-Universität Heidelberg. An der ältesten deutschen Universität sollen bis 2008 fast alle Studienfächer auf Bachelor umgestellt werden. Die romantische Stadt zieht jedes Jahr Zehntausende Touristen aus aller Welt an.

„Keine Frage, solch eine Auszeichnung in der Zeit der Amtseinführung ist eine großer Herausforderung“, sagt Prof. Dr. Bernhard Eitel. Denn es muss sich nicht nur die Verwaltung umstellen, was immer der Fall ist, wenn ein „Neuer“ die Geschäfte übernimmt; sondern gleichzeitig muss er „ohne viel Vorlaufszeit“ zusammen mit den beteiligten Professoren und den ausgezeichneten Projekten die vielen Veränderungen vollziehen, die nun erforderlich sind. Auch dem Medienrummel rund um die Universität Heidelberg muss er standhalten. Außerdem befindet sich die Universität Heidelberg in einer Umbruchszeit hinsichtlich der Studienabschlüsse: „Bis 2008 sollen alle Fächer, bis eventuell auf einzelne Ausnahmen, auf den Bachelor umgestellt sein, der den Magister oder das Diplom ersetzt“, benennt Rektor Prof. Eitel eine weitere Herausforderung, die in seine Amtszeit fällt. Und das laufende Geschäft wie Berufungen und hochschulpolitische Aufgaben muss er ohnehin gewährleisten. Auch wenn die Auszeichnung der Universität Heidelberg zur Eliteuniversität in seine Amtzeit fällt, sieht er diese als Verdienst seite 104

vieler: „Fast die Hälfte aller Heidelberger Professoren engagierte sich in Kommissionen und hat maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg.“ Positiv bewertet er das Bekenntnis der Ruperto Carola zur Volluniversität, was die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat (WR) mit dem Elitestatus honorierte. Damit verfolgt man in Heidelberg eine völlig andere Strategie als die Universität Mannheim, die sich ganz auf die Wirtschaftswissenschaften konzentriert. Heute sind die Verantwortlichen in Heidelberg froh, dass sie sich von dem Konzept der „Volluniversität“ nicht haben abbringen lassen, auch wenn es im Vorfeld kritische Stimmen gegeben hatte. Nun soll diese „Zukunftsperspektive“ konsequent umgesetzt werden. „Die innere Vernetzung muss vorangetrieben werden“, benennt Prof. Dr. Eitel ein zentrales Ziel. Ein wesentlicher Bestandteil: interdisziplinäres Forschen und Arbeiten. Die traditionellen Fächergrenzen sollen fallen. Beispielsweise soll es so genannte „Brückenprofessuren“ geben: Ein Mineralologe hält engen Kontakt zum Fachbereich Physik, zum Beispiel um extraterrestische Materie mit der gemeinsamen Kompetenz der beiden Fächer besser erforschen zu können. Oder ein Biochemiker kooperiert mit Medizinern bei der Erforschung von Krankheiten. Ferner sollen nationale und internationale Gastdozenturen die Vernetzung auch weltweit vorantreiben und das Standing der Ruprechts-Karls-Universität im internationalen Vergleich stärken. Den wissenschaftlichen Austausch über die Hochschulgrenzen hinweg zu fördern ist ein weitere Ziel. Wichtig wird auch die Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen, nicht universitären Instituten sein. Mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wird die Universität Heidelberg – so wollen es die international hochrangig besetzten Gutachterkommissionen – gemeinsam forschen. Sie untersuchen molekulare Prozesse, die die Grundfunktionen der Zellen, ihr Wachstum und ihre Ausbildung bestimmen. Auch mit dem Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und dem Max-Planck-

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Der neue Elite-Hochschulrektor Prof. Dr. Bernhard Eitel will interdisziplinäres Forschen und Arbeiten fördern.

Institut (MPI) für Medizinische Forschung soll der wissenschaftliche Austausch intensiviert werden. In gemeinsamen Forschungsprojekten, Kongressen und Foren soll dies geschehen. „Wir sind überzeugt: Die großen Querschnittsthemen der Menschheit können nicht von einem Fach gelöst werden“, unterstreicht Rektor Prof. Eitel. Zwei dieser „Querschnittsthemen“ sollen bereits in naher Zukunft angegangen werden: Erstens „Altern“, zweitens „Menschenwürde“. Dieses vernetzte Arbeiten über Fächergrenzen hinweg könne, so ist sich Professor Eitel sicher, in Zukunft mit dazu beitragen, dass „wissenschaftliche Erkenntnisse sich erfolgreicher umsetzen lassen. Anhand eines Beispiels zeigt er die Bandbreite eines wissenschaftlichen Netzwerks zum Thema „Altern“ auf: Die Grundlagen, die im Gerontologischen Institut vorhanden sind, sollen interdisziplinär ergänzt werden. Mediziner erforschen gesundheitliche Aspekte, zum Beispiel Alzheimer oder Krebserkrankungen bei alten Menschen. Die Sozialwissenschaften thematisieren gesellschaftliche Fragen wie die wirtschaftlichen oder sozialen Folgen von Altern. Selbst die Philosophie lasse sich integrieren: Wie wollen, wie sollen wir mit alten Menschen umgehen? Welche Art von Alters- und Pflegeheimen wünschen wir uns in unserer Gesellschaft? Während die Umsetzung der Themen „Altern“ und „Menschenwürde“ bereits sehr konkrete Formen angenommen hat, sind „Gedächtnis“ oder „Politik“ und „Global Chance“ zunächst erst angedacht worden. Hier erfolgt in Kürze eine Ausschreibung. Wie sieht er die Zukunft der Geisteswissenschaften, die in vergangenen Jahrhunderten den weltweit guten Ruf der Ruperto Carola begründeten, nun aber etwas ins Abseits geraten sind? „Grundsätzlich gibt es an der Universität Heidelberg sehr gute geisteswissenschaftliche Bereiche. Dies hat die Bewilligung des Clusters ‚Asia and Europe in a global Context‘ gezeigt. Alle anderen haben gute Chancen, wenn sie sich strukturell vernetzen“, ist sich Professor Eitel sicher. „Doch sie müssen dies auch tun.“

Neue Ideen, innovative Konzepte und das „sich Öffnen“ für neue, interdisziplinäre Themen seien unbedingt erforderlich. „Der Brückenschlag zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften mit der Medizin und den Naturwissenschaften ist erforderlich, wenn wir das ausgezeichnete Zukunftskonzept umsetzen wollen, was wir auf jeden Fall tun.“ Unerfreulich findet er, dass aufgrund der alter Bestimmungen, die zur Zeit nicht gekippt werden können, die Geistes- und Sozialwissenschaften „Massenfächer“ sind. Positiv bewertet Prof. Dr. Eitel die Auswirkungen des erfolgreichen Abschneidens der Universität Heidelberg bei der Exzellenzinitiative auf die Metropolregion Rhein-Neckar: „Dies bietet eine enorme Chance. Die Metropolregion Rhein-Neckar wird endlich sichtbar – und bald von mehr Menschen wahrgenommen.“ Denn während andere Metropolregionen, wie etwa Berlin-Brandenburg bereits bekannt seien, wisse in Hamburg kaum jemand vom Potenzial der Metropolregion Rhein-Neckar. „Außerdem wird es einen enormen Push nach vorne geben“, sagt er mit Blick auf die bis zu 300 Stellen, die in den kommenden Monaten geschaffen werden. Diese neuen Beschäftigungsverhältnisse werden sich aufteilen auf Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter und technische beziehungsweise technischwissenschaftliche Mitarbeiter. In der Folge dürften sogar noch weitere Stellen entstehen, zum Beispiel durch Projekte und Kooperationen. „Die Universität wird ihre Außenkontakte innerhalb der Region noch verstärken“, benennt Rektor Eitel ein weiteres Ziel, das vergangenes Engagement fortsetzt. „Die enge Zusammenarbeit auszubauen, dies gilt für alle Bereiche; in der Hochschule genauso wie in die Metropolregion Rhein-Neckar hinein.“ Bleibt ihm bei dieser Vielzahl von Aufgaben überhaupt noch Zeit, sich in seinem Fach – der Physischen Geographie – zu engagieren? Er lacht: „Bei einem 14- bis 16-Stunden-Tag ist das schwerlich intensiv möglich.“ Doch alle zwei Woche nutzt er die Mittagspause, um seine Doktoranden zu betreuen. seite 105

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Neues EMBL-Tagungszentrum für Forscher aus aller Welt Einzigartige Architektur: Struktur des Lebens als Gebäude Von Dr. Katrin Bischl

Ein in Europa einzigartiges Zentrum für den internationalen wissenschaftlichen Gedankenaustausch entsteht hoch über Heidelberg. Im Schulungs- und Weiterbildungszentrum „Advanced Training Center“ (ATC) des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL) werden schon in zwei Jahren Forscher aus der ganzen Welt auf höchstem Niveau neue Erkenntnisse und Methoden aus Naturwissenschaft und Medizin diskutieren. Und dies in einem Gebäude mit einem ganz besonderen Ambiente.

Außergewöhnliches Ambiente für 30 Millionen Euro im „Advanced Training Center“ (ATC) in Heidelberg.

Ab 2009 sollen sich im ATC 450 internationale Naturwissenschaftler zu Erkenntnisaustausch und Forschung treffen.

Die Architektur des im Bau befindlichen Gebäudes entspricht der gedrehten Struktur der DNA, der Trägerin der Erbinformation. Zwei Gebäudestränge schlingen sich umeinander nach oben. So entsteht die architektonische Doppelhelix. Es gibt keine abgegrenzten Stockwerke, sondern ein stetig ansteigendes Treppenhaus führt auf der einen Seite hinauf und auf der anderen wieder hinab. „Das wird ideal sein, um wissenschaftliche Poster auszustellen“, erklärt Dr. Matthias Haury, Koordinationsmanager des EMBL-Advanced Training Centers im Gespräch mit m:con visions. Außerdem zeige sich ein Vorteil dieser einzigartigen Architektur: „Die Besucher können gemütlich während eines Rundgangs an den Postern vorbeiflanieren und müssen sich nicht in einen Raum drängen wie oft bei anderen Kongressen.“ Wenn ein Wissenschaftler nicht erst ganz nach oben gehen möchte, sondern auf der anderen Seite des Gebäudes ein interessantes Poster sieht, kann er dieses sofort betrachten: Gläserne Brücken verbinden die verschiedenen Ebenen und machen einen direkten Wechsel möglich.

Wer aber bis nach oben läuft, kann bei einer Tasse Kaffee oder einem kühlen Wasser über das Gesehene diskutieren. Denn im obersten ‚Geschoss’ wird eine Lounge mit Ausgang auf die Dachterrasse entstehen. „Das Gespräch vor und nach dem Kongress ist bekanntlich mindestens genauso wichtig wie der Vortrag selbst; darum werden wird diesen sozialen Aspekt von Tagungen mit einem angemessenen Ambiente unterstützen“, sagt Koordinationsmanager Haury. Rund 30 Meter wird das runde Gebäude am Ende messen; gerade Wände hat es kaum, dafür viele Glaselemente, die viel Helligkeit bieten. Auch durch das Dach wird stets Licht in das Advanced Training Center scheinen. Kein herkömmliches Glasdach soll es werden, sondern eine spezielle aufgeblasene Plastikfolie wird das Dach überspannen. „Auch hier verwenden wir die neueste Technologie“, erklärt Matthias Haury. Über eine Fläche von 16.000 Quadratmeter wird sich das Gebäude erstrecken. Das Auditorium soll einmal Platz für 450 Forscher bieten. „Es befindet sich im Basement, also eigentlich unter der Erde“, erklärt der Koordinationsmanager. Dies war aus statischen

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Koordinationsmanager Matthias Haury: „Wir wollen die internationale Forschungselite nach Deutschland holen.“

Gründen erforderlich. Die filigrane DNA-Struktur kann einen solch großen Raum nicht tragen. In den darüber liegenden Ebenen entstehen 40 Räume. Dort werden die Büros der Training und Konferenz Abteilung, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie die EMBL-Bibliothek untergebracht sein. Die Idee für das originelle Tagungszentrum stammt übrigens aus Heidelberg: Klaus Tschira, Mit-Firmengründer des SoftwareUnternehmens SAP, heute großzügiger Förderer von naturwissenschaftlicher Forschung und bekannter Stifter, entwickelte dieses ehrgeizige Bauprojekt. Ursprünglich wollte er es in Dresden bauen, doch dieses Vorhaben war letztendlich nicht realisierbar. Das Forschungszentrum EMBL wiederum wollte ein Tagungszentrum bauen, da die derzeit vorhandenen Seminarräume und Praktikumsplätze nicht mehr ausreichen. So tat man sich zusammen und vereinigte beide Vorhaben. Das Darmstädter Architektenbüro Bernhardt + Partner überführte die Idee in ein tragfähiges Konzept, verfeinerte die Vorgaben und leitet jetzt die Entstehung dieses „einzigartigen Tagungszentrums“. Die Architektur passt hervorragend zur Zweckbestimmung des Gebäudes: Die so genannten Lebenswissenschaften Molekularbiologie, Strukturelle Biologie, Biophysik, Moderne Gentechnik, Zellbiologie und andere auch medizinisch relevante Fächer stehen im Zentrum der wissenschaftlichen Kongresse und Weiterbildungen, die dort in Zukunft stattfinden sollen. Hierbei setzt man auf Interdisziplinarität, also den fächerübergreifenden Austausch von Erkenntnissen und Methoden. Aber auch Internationalität ist den Verantwortlichen wichtig: „Forscher aus allen Ländern sollen sich hier treffen“, sagt Dr. Haury. „Dieses europäische Konferenzzentrum für den internationalen wissenschaftlichen Austausch soll den Vergleich mit den besten amerikanischen Zentren wie Keystone oder Cold Spring Harbor nicht scheuen“, benennt Dr. Haury ein Ziel des EMBL. Ähnlich sieht das Bundesforschungsministerin Annette Schavan: „Mit einem so modernen und hochwertigen Zentrum wird es uns gelingen, viele der angesehensten wissenschaftlichen Konferenzen und die internationale Forschungselite nach Deutschland zu holen.“ Bundesministerin Schavan war am Tag des Spatenstichs in 2006

nach Heidelberg gekommen und voll des Lobes über die Metropol­ region: „Die Forschungsregion Rhein-Neckar ist einer der Spitzenstandorte in Europa. Unter anderem deshalb, weil es in der Region eine funktionierende Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gibt.“ Knapp 30 Millionen Euro soll das Gebäude kosten. Die Klaus Tschira-Stiftung gGmbH (KTS) wird allein 10 Millionen Euro übernehmen. Der Bund beteiligt sich mit 13 Millionen, und das Land Baden-Württemberg sowie die 19 Mitgliedsstaaten des EMBL tragen ebenfalls zur Finanzierung bei. Neben dem rundgebauten Tagungszentrum mit Auditorium entsteht ein zweites, weitaus weniger spektakuläres Gebäude. In dem rechteckigen Bau mit Flachdach bieten Lernlabors und Praktikumsräume mit 22 und 24 Arbeitsplätzen Forschungsmöglichkeiten für Doktoranten und Wissenschaftler aller Karrierestufen. In Seminaren und Kursen werden dort neue Technologien und Erkenntnisse vermittelt. Ferner will das EMBL in diesem Gebäude Lehrer in naturwissenschaftlichen Themen weiterbilden und Informationsveranstaltungen für die Öffentlichkeit anbieten. Im Obergeschoss wird sich das EMBL Restaurant einrichten, mittags ist es für die Mitarbeiter geöffnet, abends wird den Kongressteilnehmern dort das Abendessen serviert. Tagsüber werden die Kongressteilnehmer mit Fingerfood und Getränken im Helix Foyer nahe des Auditoriums bewirtet. „Unser Essen ist übrigens hoch geschätzt “, freut sich Matthias Haury. Kein Wunder, schabt Koch Klaus Himburg doch Spätzle noch von der Hand und verlässt sich nicht auf Fertigprodukte, wie dies manche Caterer tun. „Darum werden wir auf keinen Fall unsere Küche outsourcen und uns in fremde Hände begeben“, versichert der Koordinationsmanager lächelnd. Übernachtungsmöglichkeiten wird es in dem neuen Tagungszentrum vorläufig noch nicht geben. So werden – wie bisher auch – die Forscher aus aller Welt in der Heidelberger Altstadt übernachten. Shuttlebusse bringen sie zum Tagungszentrum. Dies ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen, da Heidelberg mit seinen historischen Gebäuden und seiner vielfältigen Gastronomie bei Gästen aus aller Welt sehr beliebt ist. seite 107

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„Ranking Darling“ Mannheim Business School Hier drücken die besten Manager die Schulbank Von Karl Luha

Die Revolution residiert in L 5, 6. Das ist die Adresse der „Mannheim Business School“, dem einzigartigen Erfolgsmodell der BWL-Fakultät der Universität Mannheim. Den Grundstein für den Erfolg der betriebswirtschaftlichen Management-Weiterbildung an der Universität Mannheim haben die „Gründerväter“ schon gelegt, als sie die Struktur der Business School schufen: Sie entledigten sich mit der Gründung einer gemeinnützigen GmbH all dessen, was im internationalen Wettbewerb als hinderlich schien. Und der überragende Erfolg gibt dem Modell und seinen Vätern Recht. Größter Schnitt und größter Unterschied zur Universität war und ist: Die Business School ist nicht öffentlich-rechtlich. Und dennoch ist sie ein Kind der Universität, „das Baby des Fachbereichs BWL“, wie ihr Präsident Professor Dr. Christian Homburg im Gespräch mit m:con visions sagt. Schule – Arbeit – Rente. So war das früher. Und heute? „Wenn man sich den Bildungsmarkt im Bereich der Betriebswirtschaftslehre ansieht, so lief bisher alles sehr monolithisch. Doch das ist vorbei“, erläutert Professor Homburg, „‚Lebenslanges Lernen‘ ist gerade für Manager zu einem Imperativ geworden.“ Und so vermittelt beispielsweise der 2004 ins Leben gerufene berufsbegleitende Teilzeitstudiengang „ESSEC & MANNHEIM Modular Executive MBA“ Führungskräften mit durchschnittlich zehn Jahren Berufserfahrung unterschiedlicher Branchen, akademischer Erstausbildung und Nationalität das Rüstzeug für eine Karriere im internationalen Top-Management. Das gilt im Übrigen generell für die Mannheim Business School. Was der Name andeutet, belegt die Liste der Studierenden: Alle „Schüler“ sind bereits gestandene Manager. Voraussetzung, dass sie überhaupt an der Mannheim Business School studieren können: Ein exzellenter Hochschulabschluss, ein internationales Profil und erste berufliche Erfahrungen in einer Führungsposition. Die Ausbildung hat freilich ihren Preis: Die Gebühren für die Studiengänge liegen zwischen 29.000 und 44.000 Euro. „In der BWL-Fakultät haben wir eine sehr dynamische Kultur“, sagt Professor Homburg. „Aber trotzdem waren uns innerhalb der Organisationsstruktur der Universität Grenzen gesetzt. Wir befürchteten, dass wir international zunehmend unsere Konkurrenzfähigkeit verlieren.“ Ein innovatives Modell musste her. „Neu an der Business School ist vor allem die organisatorische Eigenständigkeit. Das Hochschulrecht ist an vielen Stellen schlicht zu unflexibel. Ein Beispiel ist die Vergütung von Mitarbeitern. Hier an der Business School ist diese leistungsorientiert.“ Die Verzahnung mit der Mannheimer BWL-Fakultät bleibt trotzdem gewollt eng. Professor Homburg: „Im akademischen Bereich hat die Fakultät die volle Verantwortung. Die Universität seite 108

vergibt den Abschluss. Was wir abgekoppelt haben, ist die Organisation, die Vermarktung und die strategische Weiterentwicklung der Programme.“ Die Mannheim Business School ist zweifelsfrei ein Erfolgsmodell. In zwei Jahren wird man bei der Kennzahl von 400 Studierenden angelangt sein. Kann dieses Konzept auch auf andere Lehr- und Forschungsbereiche angewendet werden? „Inwieweit andere Fakultäten ähnliche Wege gehen, weiß ich nicht. In der Betriebswirtschaftslehre ist es allerdings die logische Konsequenz, wenn man den Schritt zu einem Vollanbieter in Sachen Bildung geht. In Mannheim sind Business School und Fakultät mit ihrem Programm-Portfolio optimal für den internationalen Wettbewerb gerüstet“, sagt Professor Homburg. Eine Geldpumpe für die Universität sei die Business School aber auf absehbare Zeit nicht. Im Gegenteil. „Wir schreiben derzeit im operativen Geschäft eine schwarze Null. Viel wichtiger ist es, mit diesem Modell eine Reputation als internationaler Spitzenanbieter aufzubauen.“ Dass dies gelingen wird, ist für Homburg selbstverständlich. Eng fühlt er sich mit der Mannheimer Universität und Fakultät wie auch mit der Region verbunden. So lehnte er folgerichtig den Ruf an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster ebenso ab wie den an die Case Western Reserve University in Cleveland, USA. „Ich bin in Mannheim geblieben, weil die Universität strategisch exzellent aufgestellt ist.“ Professor Christian Homburg ist sich der Bedeutung der Mannheim Business School bewusst: „Für die Metropolregion haben wir eine wichtige Rolle. Schließlich bilden wir Top-ManagementNachwuchs aus der ganzen Welt aus, wovon vor allem die Unternehmen in unserer Nachbarschaft profitieren.“ Freilich wird dieses gedeihliche Nebeneinander auch durch die Struktur der Metropolregion gefördert: „Dass hier so viele DAX-Unternehmen seite 109

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 06/Dezember 2007

Fortschritt in der GründerzeitVilla: Präsident Professor Dr. Christian Homburg hat das Erfolgsmodell „Mannheim Business School“ mit auf den Weg gebracht.

ihren Hauptsitz haben, ist ein riesiger Vorteil. Wir stehen mit vielen von ihnen, zum Beispiel BASF, SAP, HeidelbergCement oder MVV in engem Dialog.“ Beste Voraussetzungen also für eine weltweit geschätzte Managementausbildung „Made in Mannheim“: „Wir haben den nicht kopierbaren Vorteil, uns inmitten der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt zu befinden. Daher bin seite 110

ich fest davon überzeugt, dass wir zu den zwei bis drei Business Schools gehören werden, die sich nach meiner Einschätzung in den nächsten zehn Jahren weltweit ganz oben werden platzieren können. Und das, obwohl wir auf einen reifen Markt kamen, der nicht auf uns gewartet hat.“ Professor Homburg ist mit Leib und Seele Wissenschaftler. Vor seiner Hochschullaufbahn war er aber auch in einem weltweit tätigen Industrieunternehmen Direktor für Marketing, Controlling und strategische Planung. Seine Praxiserfahrung und seine unternehmerische Denkweise sind in der täglichen Arbeit an der Mannheim Business School ein Plus: „Man hat ein Verständnis für die ‚Knackpunkte‘, weiß besser und schneller, an welchen Stellschrauben man drehen muss und wie es sich auswirkt. Das Urteilsvermögen ist geschärft, man ist in seinen Entscheidungen und Einschätzungen sicherer.“ Solche Erkenntnisse hat er in der Mannheim Business School, deren Leitung er im November 2006 übernahm, konsequent umgesetzt: „Die Erkenntnis, dass man unsere Produkte auch verkaufen muss, musste sich in der Organisation erst durchsetzen.“ Diese Einsicht ist ein erster Schritt, verkauft ist damit aber immer noch nichts. Homburg: „Klar war für uns: Wir müssen die Teilnehmerzahl steigern. Also haben wir uns konsequent damit befasst, wie die Leute zu uns kommen.“ Erstes Ergebnis: Homburg halbierte (!) den Marketing-Etat. Dies war jedoch keine willkürliche Sparmaßnahme, sondern das Abschaffen der Gießkanne und Konzentration auf das Wesentliche: „Das Internet ist das wichtigste Tor zu uns. Also haben wir alle Homepages neu gestaltet und dafür gesorgt, dass wir in den Online-Portalen und Suchmaschinen präsent sind.“ Schritt 2: „Wenn jemand bei Ihnen aufschlägt, will er gut behandelt werden!“ Also sorgte Homburg dafür, dass die Reaktionszeit auf Anfragen auf ein Minimum sinkt, dass individuelle, passende Antworten gegeben werden. Schritt 3: Verschlankung der Organisation. „Die Anfangs-Konstruktion der Mannheim Business School war sehr komplex – mit zwei Geschäftsführern, Präsidium und Vorsitzendem. Wir haben die Struktur flacher gemacht, gebündelt, Entscheidungswege vereinfacht.“

Hohe Kosten für viel Wissen: Die Gebühr für die Studiengänge beträgt bis zu 44.000 Euro pro Jahr.

Als die Mannheim Business School im Februar 2005 gegründet wurde, sagte Professor Dr. Martin Weber, damals Dekan der BWLFakultät: „Damit haben wir die Flexibilität, die wir brauchen um international konkurrenzfähig zu sein.“ Internationale Konkurrenzfähigkeit: Dieses Ziel kann man als erreicht ansehen. Der „ESSEC & MANNHEIM MBA“ hat im aktuellen weltweiten Ranking der Financial Times Platz 26 belegt, ist damit gegenüber dem Vorjahr um fünf Plätze geklettert. Dieses Ranking gilt immerhin als bedeutendste Bestenliste für Management-Studiengänge. Sogar in einem mexikanischen Ranking wird die Mannheim Business School unter den weltweiten Top 50 gelistet (Wirtschaftsmagazin „Expansión“). Und auch ihr Präsident Homburg ist Darling der Rankings: Das Handelsblatt kürte ihn 2005 zum forschungsstärksten Hochschullehrer im Fach BWL. Von der American Marketing Association erhielt er vier (!) Mal den „Overall Best Paper Award“. Sein Lehrbuch „Marketing Management“ wurde kurz nach Erschei-

nen 2003 in der Rangliste der wichtigsten Wirtschaftsbücher der Financial Times Deutschland auf Rang eins geführt. Unter dem Dach der Mannheim Business School vereinigte die Universität Mannheim im Februar 2005 die MBA-Programme (Master of Business Administration) der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre. 25 Prozent der gemeinnützigen GmbH hält die Universität, 75 Prozent die 1987 von dem Schwetzinger PharmaGroßhändler Herbert Prechel gegründete gleichnamige Stiftung, deren Mitglied alle Professoren der BWL-Fakultät sind. Trotzdem halten die Vertreter der Fakultät das „akademische Heft“ in der Hand. Die Mannheim Business School hat den internationalen Wettbewerb erfolgreich aufgenommen, mit der renommierten Universität Mannheim im Rücken, mit der Flexibilität eines privaten Unternehmens. Diese Mischung ist die eigentliche Revolution.

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Lautenschläger Forschungspreis 2007 Exzellentes Forscher-Teamwork: Zellen sollen Fehler korrigieren Von Dr. Katrin Bischl

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 06/Dezember 2007

„Mediziner arbeiten gemeinsam mit Naturwissenschaftlern wie Biologen, Biochemikern, Genetikern, Chemikern oder Molekularbiologen zusammen und ergänzen sich gegenseitig.“ Professor Dr. Andreas Kulozik „Wir wollen Moleküle entdecken, die die Qualitätskontrollen der Zellen beeinflussen und dafür sorgen können, dass Fehler korrigiert werden.“ Professor Dr. Matthias Hentze

Einzelkämpfer sind out – Teamworker in. Dies gilt auch für Wissenschaftler. Immer öfter kooperieren sie mit Experten aus anderen Fächern oder Institutionen – und finden gemeinsam Antworten auf lange verfolgte Fragen. Für ihre interdisziplinäre, institutsübergreifende Arbeitsweise und die dabei gewonnenen medizinischen Erkenntnisse haben zwei Heidelberger Professoren den mit 250.000 Euro dotierten Lautenschläger-Forschungspreis erhalten: Professor Dr. Andreas Kulozik vom Universitätsklinikum und Professor Dr. Matthias Hentze vom Forschungsinstitut EMBL.

Die beiden Preisträger erhielten den höchst dotierten privat vergebenen Forschungspreis für ihre molekularbiologische Grundlagenforschung zu Erkrankungen der Blutbildung und Blutgerinnung. Sie erforschen bestimmte Prozesse der so genannten Expression von Genen, also der Verarbeitung und Übermittlung der genetischen Information in der Zelle. Hierbei treten Fehler auf, die Krankheiten verursachen – oder aber von der Zelle selbst korrigiert werden, indem eine körpereigene Qualitätskontrolle korrigierend eingreift und damit die Entstehung der Krankheit verhindert. Diese Qualitätskontrolle bei der Blutbildung haben die Preisträger erforscht. Ferner haben sie einen Mechanismus entdeckt, der die Blutgerinnung stört, und auch dessen molekulare Wirkweise dargestellt. Dieser neu entdeckte Mechanismus verursacht eine Thromboseneigung. Eine Besonderheit weist die Arbeitsmethode der Heidelberger Forscher auf, wie Professor Andreas Kulozik verdeutlicht: „Übliseite 112

cherweise werden die Zellen erforscht; erst danach werden diese Erkenntnisse auf Patienten angewendet. Wir gehen andersherum vor: Durch Beobachtung am Patienten haben wir nicht nur den Mechanismus von Krankheitsprozessen aufgedeckt, sondern wir konnten auch aufdecken, wie ein bei der Blutzellbildung wichtiger Prozess funktioniert.“ Dies zeigt auch: Grundlagenforschung und anwendungsbezogene Forschung ergänzen sich gegenseitig. Die beiden Heidelberger Professoren erhielten den Lautenschläger Forschungspreis auch für die Gründung einer fächerübergreifenden Kooperation, der „Molecular Medicine Partnership Unit“ (MMPU) „Mediziner arbeiten gemeinsam mit Naturwissenschaftlern wie Biologen, Biochemikern, Genetikern, Chemikern oder Molekularbiologen zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Jeder bringt seine Kompetenz ein“, erklärt Professor Hentze das Merkmal dieses Joint Venture der Universität Heidelberg und des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL).

Die Verbindung von Medizin und Naturwissenschaften verkörpern die Preisträger in ihrer eigenen Person: Beide absolvierten erst ein Medizinstudium und erwarben sich danach molekularwissenschaftliche Kenntnisse; Professor Hentze in den USA und Professor Kulozik in Oxford. Während Matthias Hentze sich ganz den Naturwissenschaften verschrieb und schon mit 29 Jahren eine Gruppenleiterstelle im EMBL innehatte, blieb Professor Kulozik Mediziner und ist heute Ärztlicher Direktor der Abteilung Kinderheilkunde der Universitätsklinik Heidelberg. „Doch wir verfügen beide über die Kenntnisse der anderen Disziplin,“ benennt Hentze einen wesentlichen Vorteil dieser doppelten Ausbildung. Er ist sich sicher: „Wir verstehen die beiden Welten ganz gut.“ Auch wenn die Idee, Medizin und Naturwissenschaften miteinander zu ergänzen, nicht neu ist, so ist dies doch die Konzeption des MMPU. „Es gibt eine doppelte Projektleiterschaft, in der zwei gleichberechtigte Partner das Projekt leiten und voranbringen“, erklärt Professor Hentze. „Ferner gibt es Tandems, in denen jeweils ein Mediziner von der Universität Heidelberg und ein Naturwissenschaftler aus dem EMBL gemeinsam forschen, so dass immer beide Kompetenzen vorhanden sind.“ Sein Kollege Professor Kulozik ergänzt: „In anderen Projekten arbeiten die Wissenschaftler meist getrennt in verschiedenen Bereichen und tragen danach erst ihre Ergebnisse zusammen.“ Die Anfänge des jetzt ausgezeichneten wissenschaftlichen Teams reichen weit zurück in die siebziger Jahre. Damals lernten sich Hentze und Kulozik währen ihres Medizinstudiums in Münster kennen. 1991 arbeiteten sie erstmals wissenschaftlich zusammen. Seitdem haben sie verschiedene Projekte gemeinsam durchgeführt, obwohl sie in verschiedenen Städten oder Ländern arbeiteten. 2001 kam auch Andreas Kulozik nach Heidelberg, wo Matthias Hentze bereits seit 1989 im EMBL arbeitete. Da stand für beide fest: „Wenn wir erstmals in einer Stadt arbeiten, dann soll daraus etwas Besonderes entstehen“, erinnert sich Professor Hentze.

2002 gründeten sie die Forschungskooperation MMPU. In dieser Pilotphase waren sie das einzige Team. Doch 2004 evaluierte ein international besetztes Gremium das kleine Projekt – und dies so „überragend gut“, dass man sich entschloss das Projekt nicht nur zu verlängern, sondern auch zu vergrößern und vier Teams zu bilden – jeweils mit einem EMBL-Wissenschaftler und einem Mediziner der Universität. Die meisten der vielen Teamtreffen finden im Klinikum im Neuenheimer Feld statt. Auch das Gros der Untersuchungen wird in den dortigen Labors durchgeführt. „Es ist wichtig, dass wir so nah wie möglich an der Anwendung unserer Forschung dran sind,“ sagt Matthias Hentze überzeugt. Untersuchungen, für die spezielle Geräte oder Einrichtungen erforderlich sind, die nur das EMBL besitzt, werden dort durchgeführt; zum Beispiel die Suche nach Eiweißen, wie sie im so genannten Massenspektrometer durchgeführt werden kann. Die 250.000 Euro Preisgeld sollen in die Forschung fließen – so entspricht es dem Willen des Stifters Manfred Lautenschläger, Gründer des Finanzdienstleisters MLP AG, der seit 2001 alle zwei Jahre und in Zukunft sogar jährlich exzellente Forschung unterstützt. Die Entscheidung, wer den Preis erhält, liegt stets bei einem Kuratorium, das mit zwölf international renommierten Wissenschaftlern besetzt ist. Die Heidelberger Preisträger wollen das Geld verwenden, „um einen wichtigen Schritt hin zur Entwicklung eines Medikaments“ auf der Basis der bisherigen Erkenntnisse zu machen. „Wir wollen Moleküle entdecken, die die Qualitätskontrolle der Zellen beeinflussen und dafür sorgen können, dass Fehler korrigiert werden“, umreißt Professor Kulozik das Vorhaben. Finden die beiden Preisträger mit ihren Teams solche Moleküle, kann dies zur Entwicklung eines Medikaments führen. Dann kann ihre Forschung nicht mehr unabhängig von der Pharmaindustrie bleiben, wie Professor Hentze erklärt: „Wenn wir das schaffen, dann suchen wir uns einen Partner aus der Industrie.“ seite 113

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Zukunft der Kongressbranche Perspektiven

„Wir wissen nicht, wie die Kongressbranche in 20 Jahren aussieht – und das heißt, wir müssen flexibel und ansprechbar bleiben. Allerdings können wir an den aktuellen Trends sehen, dass die Ansprüche von Delegierten und Kunden steigen werden. Umweltbelange werden stärker als bisher zum Thema werden und Programme werden variieren – was sogar noch höhere Anforderungen an die Kongresszentren stellt, ein Produkt höchster Qualität abzuliefern. Wir werden auch von allgemeinen Branchenthemen betroffen sein, wie beispielsweise Personalfragen; wir sehen heute Firmen, die sich „vermarkten“ müssen, um neue Mitarbeiter anzuwerben und die bestehenden zu halten. Das wird große Folgen für alle Dienstleistungsbereiche haben, einschließlich der Kongresszentren. Ich glaube, die Kongresszentren der Zukunft werden flexibler werden als Antwort auf die zunehmende Komplexität der Events, die sie beherbergen: „Grüner“ als Reaktion auf die Forderungen seitens der Gesellschaft und der Kunden nach mehr Umweltverträglichkeit, technisch höher entwickelt, um besser von der Sorte von Events zu profitieren, die durch neue Kommunikations- und Präsentationstechnologien ermöglicht werden. Edgar Hirt, Präsident des Internationalen Verbands der Kongresszentren (AIPC) und Prokurist des Congress Center Hamburg

„Die Tagungsbranche produziert heute enorme Abfallberge, angefangen beim Papier über Plastikflaschen, Servietten, Teller und Ausstellungsmaterial, die oft zurückgelassen werden. Die Industrie ist in der einmaligen Situation, über das Durchsetzen von Umweltverfahren wirklich etwas zu bewirken und sie hat eine Verpflichtung, dies auch umzusetzen. International und besonders in einigen Teilen Europas geschieht das bereits, aber in Australasien herrscht in dieser Hinsicht Nachholbedarf. Im Melbourne Exhibition and Convention Centre, Melbournes erstklassigem Tagungsort, unternehmen wir alles in unserer Macht stehende, um unsere Kunden in ökologischen Belangen zu unterstützen und zu schulen. Unser eigenes Handeln ist von Respekt gegenüber der Umwelt geprägt. Unser neues Melbourne Convention Centre, das 2009 eröffnet werden wird, wird eines der grünsten Kongresszentren der Welt werden. Angefangen bei den Baumaterialien bis hin zur Klimaanlage nimmt das Kongresszentrum die Spitzenposition beim Umweltdesign ein. Ein Gebäude wie dieses hat noch einen langen Weg vor sich, Umweltstandards für Kongresse, Meetings und Events zu setzen.“ Leigh Harry, Präsident der International Congress and Convention Association (ICCA) und Leiter des Convention Centre in Melbourne, Australien

Austria Grazer Congress – Convention Center Graz Hofburg Vienna Palais Ferstel, Vienna Palais Niederoesterreich, Vienna

Belgium Flanders Congress & Concert Centre, Antwerp

Finland Helsinki Congress Paasitorni

France Le Palais Beaumont, Pau

Germany Hannover Congress Centrum Kongress Palais Kassel Gürzenich Köln Kurfuerstliches Schloss, Mainz m:con Congress Center Rosengarten, Mannheim Das Kurhaus Wiesbaden Historische Stadthalle Wuppertal

Greece Zappeion Conference & Exhibition Centre, Athens

Ireland Dublin Castle

Italy

„Die Tagungs-und Kongressbranche hat ein gewaltiges Wachstum durchlebt, seit ich vor rund zwanzig Jahren angefangen habe. Alles weist darauf hin, dass sich das Wachstum auf lange Sicht hin fortsetzen wird, bedingt durch verschiedene Faktoren: Das kontinuierliche Entstehen neuer Destinationen in den vergangenen drei bis vier Jahren ist auch auf die Öffnung osteuropäischer Staaten wie Polen, Kroatien, Montenegro, der Slowakei, Slowenien, Ungarn oder Russland zurückzuführen. Hinzu kommen neu entstehende Märkte und Destinationen wie in Afrika, dem Mittleren Osten, Lateinamerika und Asien, die sich weiterentwickeln. Diese Länder beginnen, sich im Meetingund Incentive-Reisebereich stark zu promoten. Ebenso stark investieren sie in die Infrastruktur, um diesen Bereich zu stärken. Beispielhaft dafür sind die enormen Entwicklungen, die auf Sentosa Island in Singapur stattgefunden haben oder auf Macau mit der Eröffnung des „The Venetian Macau-Resort-Hotel“ und in Korea mit ihren hervorragenden Kongressangeboten. Ray Bloom, Vorsitzender der IMEX seite 114

Imagine you were here!

Complesso Monumentale S. Spirito in Saxia, Rome

Malta Mediterranean Conference Centre, Valletta

The Netherlands Beurs van Berlage Concert & Conference Halls, Amsterdam Pieterskerk Leiden Slot Zeist

Russia The National Congress Palace, St. Petersburg

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United Kingdom Central Hall Westminster, London

HCCE office in Amsterdam: +31 (0) 20 618 95 40

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