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INHALT
P. Helmut Bochnick OSB
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P. Helmut Bochnick OSB Grußwort …………………………………..……….…… Br. Andreas Hentschel OSB Fragen ……………………………….…………….......... P. Abraham Fischer OSB Stand der Dinge ……….…………..…………………... P. Werner Vullhorst OSB Das Dorf in der Stadt ………………………..……....... P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB „Komm und sieh!“ …………………………..……....... Br. Benedikt Müller OSB Im Zauber der Familie ……………………..………..... Sr. Gaspara Kashamba Eine Küche und einen Speisesaal …………………. Fr. Amani Nyoni OSB Gut Ding will Weile haben …………………………… Fr. Desiderius Rugemalira AIDS-Station ihrer Bestimmung übergeben …........ P. Jonas Wiemann OSB Die Benediktsregel ………………………….………..... P. Nikolaus Nonn OSB Das Portrait ………………………….……….………..... Redaktion Rund um das Kloster …………………….....……….....
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Titelseite: Das HAUS DER STILLE, aus zwei schlichten Betonkuben und Licht gestalteten Räume, nimmt den Gast auf in ein Ambiente der Askese und der Besinnung, der Stille und der Konzentration. Der Spalt zwischen den beiden Hausteilen verbindet das Treppenhaus mit dem Wohnbereich durch „gläserne“ Brücken. Rückseite: Die räumliche Abgeschlossenheit nach Innen lässt nichts Überflüssiges oder Störendes zu, sondern verweist auf das Wesentliche, das Wahrhaftige. Stille kann erfahren werden als Haltung, welche Wahrnehmung ermöglicht, im Hören auf das Wort, das mich von innen her anspricht: Gottes Wort.
IMPRESSUM
Gruß aus der Abtei Königsmünster
AUSGABE AUGUST 2012
für Freunde, Förderer und Interessenten der (Missions)Arbeit der Mönche der Benediktinerabtei Königsmünster, Meschede und der Kongregation von St. Ottilien
Redaktion: P. Helmut Bochnick OSB (verantwortlich) P. Nikolaus Nonn OSB
Herausgeber: Missionsprokura der Abtei Königsmünster
59872 Meschede; Tel: 0291.2995 -107 / Fax: -110 E-Mail:
[email protected] Internet: http://www.koenigsmuenster.de
Bildnachweis: Archiv Königsmünster,
Roman Weis, S. 7.8,9,10,11,12; Klein und Neumann, S.6f
Druck: Vier-Türme GmbH, Benedict Press, 97359 Münsterschwarzach Abtei
KONTO: Bank für Kirche und Caritas, Pdb. Blz.: 472 603 07 / Kto.-Nr.: 11 560 900 IBAN.: DE 9647 2603 0700 11 560 900 BIC: GENO DEM 1BKC Bei Überweisungen bitte den SPENDENZWECK angeben.
Missionsprokurator
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Liebe Freundinnen und Freunde unserer Abtei und unserer Brüder und Schwestern in der Mission – liebe Leserinnen und Leser! Sommerzeit ist Ferienzeit, und Ferienzeit heißt unter anderem auch Gast-Sein und Geselligkeit genießen. Manch einer mag vielleicht das Alleinsein und das darin Zur-Ruhe-kommen allen Erlebnissen gemeinschaftlicher Art vorziehen, aber auch diese Menschen suchen Genuss in der Freude des Entspannens und in dem Erleben des Besonderen, des Nicht-Alltäglichen. So unterschiedlich, wie die Menschen sind, so unterschiedlich bzw. individuell verschieden definiert sich auch Genuss und Genussverhalten von Menschen. Die den zumeist umtriebigen und Stress-betonten Alltag unterbrechenden, kurzweiligen oder langfristigen (Selbst)-Belohnungen durch sinnliche, emotionale oder geistige Wahr-Nehmungen und Erfahrungen, finden ihren Ausdruck im Wohlbehagen des „Genießers“, z. B. mittels einer „guten“ Tasse Kaffee, einem „sehr guten“ Glas Wein oder einem „ausgezeichneten“ Essen, einer „guten“ Zigarette oder einer „besonderen“ Zigarre (selbst in einer Zeit, in der das Rauchen eher verpönt ist), oder aber im Lesen einer interessanten Lektüre, oder im Hören einer anspruchsvollen Musik. Körperlicher Genuss kann sich ausdrücken in einem tiefen, entspannenden Schlaf, in einer angenehmen Massage oder gar als Teil gelebter Sexualität. Immer ist es das Außer-Gewöhnliche, das Besondere, was Empfindung zum Genuss werden lässt.
In der Regel verstehen wir also unter Genuss eine positive Sinnesempfindung, verbunden mit körperlichem oder geistigem Wohlbehagen. Allerdings werden von Einzelnen auch Empfindungen als Genuss verstanden oder bezeichnet, die Andere eher mit Ekel oder Abscheu quittieren, wie zum Beispiel den Drogen-„Genuss“. Diese eher negative Form von Genuss, löst in den meisten Fällen ein Verhalten aus, das bemerkt oder unbemerkt, den „Genießenden“ in Abhängigkeit zieht und ihm somit schleichend und versteckt den Genuss entzieht und verweigert. Demzufolge entsteht bei den Betroffenen zumeist eine Sucht mit einem daraus resultierenden Verhalten, das nach immer neuen und stärkeren Reizen verlangt. Dies aber entspricht nicht mehr der eigentlichen Bedeutung von Genuss. Genießen ist eine Eigenschaft, die wir uns nur durch wahr-nehmendes Erlernen aneignen können. Hingabe, Liebe und Freude gehören ebenso dazu, wie Aufmerksamkeit, Gelassenheit und Dankbarkeit, soll der Genuss nicht in bloße Befriedigung und Gewöhnung abgleiten.
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In der Regel des Hl. Benedikt taucht der Begriff Genuss nicht auf.
Vorschnell möchte man dem Heiligen unterstellen, weltfremd oder gar feindlich allem „Weltlichen“ gegenüber eingestellt zu sein. Aber bei näherer, aufmerksamer Betrachtung seiner Lebensregel wird deutlich, dass die asketische Haltung Benedikts eher auf ein Streben nach Vollkommenheit hinsichtlich christlicher Tugenden zielt. Weltliches erachtet er nicht grundsätzlich für verderbt und schlecht, sondern eher für unvollkommen und gefährlich, weil einer guten Lebensschulung hinderlich und im Wege stehend. Er weiß, dass die Beherrschung der Gedanken und der Triebe eine disziplinierte Lebensweise voraussetzt. Im freiwilligen Verzicht auf bestimmte Bequemlichkeiten und Genüsse, die der Asket mit seinem Lebensideal für unvereinbar hält, und in der körperlichen, geistigen und geistlichen Ertüchtigung, zeigt er bewusst eine glaubwürdige Alternative auf, die er dem – wie er sagt – „Feind der Seele“, dem Laster des Müßiggangs, gegenüberstellt (Vgl. RB, Kap. 48). Dennoch gibt es einen Hinweis in der Regel Benedikts, der mit Muße, ja vielleicht sogar auch mit Genuss, zu tun hat. Benedikt bittet, drei Stunden täglich freizuhalten für die „lectio“, die Lesung, und meint damit vor allem das Lesen der Hl. Schrift. Muße: Unverzweckte Zeit sich selbst zum Geschenk machen, für den Genuss schlechthin: Die Erfahrung mit dem Wort Gottes. Christoph Wilhelm von Hufeland, ein berühmter Arzt des 19. Jahrhunderts, deutet Muße folgendermaßen: „Muße? Das ist das Gegenteil von Nichtstun. Es ist gesteigerte Empfänglichkeit, ein Tun, das nicht aus dem Zwang der Not kommt, nicht aus der Gier nach Gewinn, nicht aus dem Gebot oder der Pflicht, sondern allein aus der Liebe und der Freiheit. Es ist die anspruchsvollste aller Beschäftigungen, weil sie aus dem Kern unseres Wesens hervorgeht und aus der Freude am Schaffen selbst getan wird. Es ist vor allem die unverwelkliche Fähigkeit zum Staunen und Ergriffensein.“
Staunen und Ergriffensein – eine Eigenschaft, die uns Erwachse-
nen eher abhandengekommen zu sein scheint. In den Augen und auf den Gesichtern von Kindern können wir sie lesen und neu erlernen. Vielleicht besitzen Kinder auch noch am ehesten die Fähigkeit, zu genießen, weil sie das Leben in offener und unvoreingenommener Empfänglichkeit wahr-zu-nehmen in der Lage sind. „Werden wie die Kinder“ – eine Mahnung Jesu, die uns wieder in diese Empfänglichkeit führen will. Nicht zuletzt ist mit dieser Haltung die Empfänglichkeit für die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes gemeint, aus denen heraus alle Dankbarkeit entspringt.
Dankbarkeit aber ist die beste Grundlage und gleichsam auch die eigentliche Berechtigung für jeden Genuss und für jede Muße. Sie lässt uns in allem das rechte Maß finden, wissend, dass alles, was wir genießen dürfen, auf dass es unserem Leben diene, nicht nur uns allein geschenkt ist. Im Blick auf den Anderen und für den Anderen weitet sich unser Herz – und auch unser Genuss. Ihr dankbarer
Fragen Wer nimmt mir den Mantel der Enttäuschung, wer zerreisst das Gewebe meiner Heimsuchung? Ist es nicht die Sonne hinter dem Gewölk? Ist es nicht das Lied aus bedrücktem Herzen? Ist es nicht die Sehnsucht, die den Himmel stürmt? Br. Andreas Hentschel OSB
Bild im Hintergrund: Edelstahlkreuz in der Kapelle im Haus der Stille
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P. Abraham Fischer OSB
Kunstschmied und Seelsorger
Stand der Dinge Manchmal, wenn ich über den Stand unseres Orgelprojektes nachdenke, dann wünsche ich mir ein Wunder: Dass wir auf unserem Klostergelände einen bisher nicht gehobenen Schatz finden, oder dass sich völlig überraschend ein „Großspender“ für das Projekt auftut. Schön wäre es… Wer wünscht sich das nicht für sein eigenes Leben, dass sich Situationen überraschend lösen, dass die Sorgen, dass all das Ringen plötzlich und unverdient ein Ende haben? Am-Ziel-Sein, Ankommen. Meistens sieht die Realität unseres Lebens allerdings anders aus: Je mehr wir uns Erleichterung auf dem Weg wünschen, desto steiler und schwerer scheinen die Anstiege zum Gipfel zu werden.
Vielleicht wäre es ein Weg zu mehr Gelassen-
heit, sich nicht noch weitere „Sorgen zu machen", sondern einfach treu und alltäglich das zu tun und zu realisieren, was ich vermag. Wenn sich da immer mehr Menschen einbinden, so wird − das ist meine feste Überzeugung − auch für unsere ganze Welt gesorgt sein. In MOMO, seinem wunderbaren Märchen für Erwachsene, hat Michael Ende durch den Straßenkehrer Beppo eine Antwort auf genau diese Fragen gegeben: Schon die Art, wie der weise Straßenkehrer mit Sinnen und Ruhe seine Antwort formuliert, kann unserer leistungsorientierten Denkweise Einhalt gebieten. Aber lesen Sie selbst:
55 „Siehst du, Momo, es ist so: Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man." Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen." Er dachte einige Zeit nach: Dann sprach er weiter: "Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein." Und abermals nach einer langen Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig." Das ist Weisheit im Kleinen, Treue im Alltag, quasi ein klösterlicher, kontemplativer Text. Unsere Gesellschaft nennt sich ja manchmal mit Stolz „Leistungsgesellschaft“. Das hat etwas für sich, denn durch diese Einstellung haben sich gewaltige materielle Werte ansammeln können.
431.000,- € ist der Stand des Orgelkontos am 1. Juli 2012. Wenn wir die fehlenden 69.000,- € zusammenbekommen haben, können wir das Instrument bestellen – so der Beschluss des Konventes von Königsmünster. Dann nämlich wären 50% des Anschaffungspreises auf dem Orgelkonto hinterlegt. Am Schluss möchte ich die Weisheit unseres Vaters Benedikt zu Wort kommen lassen. Am Ende des Prolog zur Regel schreibt er über den engen und anstrengenden Weg − nicht nur des Klosterlebens: „Lass dich nicht sofort von Angst verwirren und fliehe nicht vom Weg des Heils; er kann am Anfang nicht anders sein als eng. Wer aber im klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.“ (Prolog 48ff) Mich fasziniert an dieser Passage immer wieder die realistische und unverblümte Darstellung der Lebensfakten, die dann auf einer höheren Ebene beantwortet wird. Benedikt verheißt uns gerade nicht, dass unsere Wege einfacher würden, dass alles schneller gehe, dass Arbeit und Mühsal aus unserem Leben schwinden. Von alledem spricht er nicht.
Bewältigung ist möglich, wenn wir innerlich weit werden. Die Welt ist also für uns so, wie wir sie innerlich bewerten. Wer in Enge und Angst lebt, dem werden alle Wege steinig und steil. Wer mit weitem und liebendem Herzen in die Welt schaut, dem leuchten ihre Wunder entgegen. Insofern sind wir mit unserem Orgelprojekt schon richtig weit…
In der Physik ist Leistung als Arbeitseinheit pro Zeiteinheit definiert. In dieser Definition hat in unserem allgemeinen Bewusstsein interessanterweise die Stellschraube der Zeit die Überhand gewonnen. Arbeit an sich wird dem Zwang der Zeit untergeordnet und nur noch von dort aus bewertet. Wie in Endes MOMO beschrieben, wird Zeit zur knappsten Ressource. Alles soll dann immer schneller gehen, immer effektiver, immer… immer… immer… Doch wenn wir den Blick – wie Beppo der weise Straßenkehrer – einmal um die Zeit-Ebene zurücknehmen, eröffnet sich eine wunderbare Perspektive: Die Arbeit selbst kommt in den Blick, das fertige Werkstück, die innere Zufriedenheit mit dem Geschaffenen. Es ist dann nicht mehr die Ungeduld des „Mehr“ anspornend, sondern die Zufriedenheit mit dem, was ist. Das ist der Unterschied zwischen dem „Haben“ und dem „Sein“.
„Und wie ist nun der Stand des Orgelprojektes?“ – werden Sie liebe Orgelpatin, lieber Orgelpate am Ende meiner Gedanken fragen.
Das große unverhoffte Wunder – da bin ich ehrlich – das steht bisher noch aus. Maßgeblicher aber sind die vielen kleinen Wunder und Gaben. Sie will ich in den Blick nehmen und an dieser Stelle auch im Namen meiner Brüder ausdrücklich „Danke!“ sagen.
Bank für Kirche und Caritas, Paderborn, BLZ: 472 603 07 Kto.-Nr.: 11 560 900
Kennwort:
ORGELPATE
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P. Werner Vullhorst OSB
Seelsorger und Koch
DAS DORF IN DER STADT Jedes Benediktinerkloster ist ein geprägter Lebensraum.
Der Lebensraum Königsmünster begann 1928 in einem kleinen Wohnhaus in der damaligen Innenstadt in Meschede, entfaltete sich dann in einer Villa am Fuße des heutigen Klosterberges, zog bald in ein Fachwerkgebäude um und fand dann seinen endgültigen Ort auf dem Klosterberg, dem sogenannten „Dünnefeld“, ober- und außerhalb der Stadt Meschede. Heute ist die Stadt rund um den Klosterberg herumgewachsen. „Wenn möglich ist das Kloster so anzulegen, dass sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen Werkstätten, damit alle Berufe dort ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche nicht draußen herumlaufen, was ja ihren Seelen keineswegs zuträglich ist.“ (aus der Regel des heiligen Benedikt, Vers 6 und 7 des 66. Kapitels) Der heilige Benedikt möchte durch die Klausur die Brüder und Schwestern seiner Gemeinschaften in einem con-centrierten Leben stützen. Con-centration bedeutet im Sinne Benedikts ein Leben um eine Mitte herum. Die Mitte des mönchischen Lebens ist die Nachfolge Christi und das Leben im Geiste des Evangeliums. Die Klosterkirche steht hierfür. Der gesamte Lebensraum soll sich darum konzentrieren und der Zerfledderung fliehen. Die Klausur des Klosters ist somit ein Lebensraum der Konzentration.
Damit gehört es zum benediktinischen Alltag, nicht aus dem Kloster herauszugehen, um Arbeit zu suchen, sondern die Arbeitsstätten im Kloster anzusiedeln. In Königsmünster war von Anfang an die erste Arbeitsstätte die Schule, die sich nach und nach auf dem Abteigelände ausweitete. Hinzu kamen die verschiedenen Berufe und Tätigkeiten der alltäglichen Versorgung: die Küche und Metzgerei, die Landwirtschaft und die Gärtnerei mit der Apfelmosterei, die Schneiderei, die Bibliothek, die Schreinerei und die Schlosserei, dazu die Elektrowerkstatt, die Werkstatt der Kräutertinktur, die Klosterverwaltung und die Missionsprokura, die Infirmerie und manches mehr. Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg hatten sich diese Bereiche herausgebildet.
Viele Werkstätten waren eher klein – oft nur eine Raumgröße. Doch die Vielzahl dieser Werkstätten, die sich um die Kirche und den klösterlichen Innenbereich der Mönche legte, bildete von Anfang an ein „kleines Klosterdorf“ in der wachsenden Stadt Meschede. Das Gefüge der Werkstätten ist nicht statisch, sondern ist in Bewegung durch die jeweiligen Anforderungen der Mönchsgemeinschaft, der die Werkstätten letztlich dienen. Das Gefüge bleibt auch in Bewegung durch die verschiedenen Talente und Berufe, die sich im Kreis der Brüder zeigen. Berufe, die einzelne Mitbrüder mitgebracht haben, wurden und werden zu Keimzellen von Werkstätten, die in der Abtei noch lebendig sind, nachdem die Mitbrüder nicht mehr leben oder auch unsere Gemeinschaft wieder verlassen haben. In den meisten Werkstätten arbeiten Mönche mit Angestellten zusammen. Damit bilden die Werkstätten und einzelnen Arbeitsbereiche auch immer die gegenwärtige Klostergemeinschaft ab und bleiben in Bewegung, wie Menschen in Bewegung bleiben. Auch in den Mönchen spielt sich die Spannung ab, auf einem seit vielen Jahrhunderten gestalteten Weg der Nachfolge Christi zu sein und zugleich als „Kind der Zeit“ zu leben.
7 das Wursthandwerk mit eigenen Kräften engagiert weiterführen können. Die Küche und die Bäckerei versorgen nach wie vor die Mönchsgemeinschaft und alle Gäste, sowie unsere Schüler, die dieses wünschen. Durch die zunehmenden Zahlen der Essensteilnehmer mussten sich Küche und Bäckerei fachlich immer mehr professionalisieren. Diese Professionalität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglicht uns zudem die Herstellung von Backwaren und Lebensmitteln aus der Küche, die wir im Rahmen des Abteiladens, mancher Klostermärkte und auch im Online-Shop anbieten können.
Der alljährliche Adventsmarkt der Abtei, am
1. Adventswochenende, ist seit Jahren zu dem geworden, was Märkte ursprünglich waren: An einem wichtigen kirchlichen Tag (oft der Kirchweih- oder Patronatstag) trugen die Handwerker und Händler einer Stadt ihre Waren zusammen, um sie anzubieten. Gleichzeitig trugen Speisestände und Schausteller mit ihren Angeboten und Darbietungen zur Freude aller bei. Solche Markttage prägten eine ganze Stadt, ein ganzes Dorf und tun dies auch heute, so auch bei uns in Königsmünster: Wenn der Adventsmarkttermin näherrückt, sind die Mönche und Angestellten, zudem viele Freunde und Freundinnen der Abtei, schon viele Wochen vorher aktiv, um rechtzeitig ihre vielfältigen und hochwertigen Waren und Erzeugnisse den Besuchern anbieten zu können.
Wir laden Sie herzlich ein, sich von diesem Die Schlosserei und die Schreinerei sind zwei Klosterwerkstätten,
an denen deutlich wird, wie sehr sich Zeiten und Situationen auch in unserer Abtei ändern. Ursprünglich dienten beide Werkstätten ausschließlich der Ausstattung der Abtei mit Möbeln und Holzarbeiten, wie auch mit Schlosser- und Schmiedetätigkeiten. Das ist heute nicht mehr vorrangig notwendig und wirtschaftlich in vielen Fällen zudem unsinnig. Vielmehr haben sich diese Werkstätten gewandelt zu Handwerksbetrieben, die in handwerklicher und ästhetischer Professionalität „Abteiwaren“ herstellen. Der gesamte Agrarbereich mit seinen verschiedenen Bereichen ist einem noch stärkeren Veränderungsprozess unterworfen: Während die Gärtnerei und der Viehstall in früheren Zeiten in der Lage waren, die Klostergemeinschaft weitgehend mit eigenen Lebensmitteln zu versorgen, ist dieses schon seit vielen Jahren aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr möglich. Es konnte nur noch ein Teil durch eigene Erzeugnisse beigesteuert werden – das meiste (auch Fleisch und Gemüse) musste zugekauft werden. Zudem waren beide Bereiche von ihrer Bausubstanz her sehr in die Jahre gekommen und hätten kräftige Investitionen gebraucht, die nicht mehr zu rechtfertigen waren. Deshalb wurde vor einigen Jahren bereits die Gärtnerei geschlossen, nun auch die Landwirtschaft. Gleichwohl haben wir noch einen gut funktionierenden Hühnerstall und werden auch weiter Legehühner im Stall und im freien Auslauf füttern und uns an den Eiern freuen. Überlegungen zeitgemäßer und klösterlich stimmiger Agrarformen sind aber durchaus „in den Hinterköpfen“, zumal die grünen Flächen des Klosters dazu einladen…
Gleichwohl hat sich unsere Klostermetzgerei unter der Leitung von
Bruder Antonius und Bruder Ulrich immer mehr dahin entwickelt, für den Klostertisch und auch als Angebot in unserem Abteiladen gute Hausmacherwurst herzustellen. Das hierzu benötigte Fleisch wird inzwischen bei den örtlichen Metzgern eingekauft, bei denen wir die Herkunft der Tiere kennen und verantworten können. Wir sind froh darüber, dass wir
Angebot selbst zu überzeugen und die Markttage, am 1. und 2. Dezember 2012 auf unserem Abteigelände zu besuchen. Wir freuen uns, dann mit Ihnen ebenfalls den Beginn des neuen Kirchenjahres feiern zu können. Das abschließende Konzert, um 18:00 Uhr in der Abteikirche, will Sie in eine – so wünschen wir es Ihnen – besinnliche, vorweihnachtliche Zeit entlassen.
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P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB
Leiter des Gastbereiches
„Komm und sieh!“ – Zu Gast in der Abtei Königsmünster
Heute gelten Klöster als „Anders-Orte“, die im
Kontrast zu Alltag und „Normalwelt“ stehen, aber auch als Orte echten oder ursprünglichen Lebens, die nicht den Zwängen der äußeren Show-Welt entsprechen müssen. Klöster sind für viele Menschen heute Orte der Kultur. Man kann architektonische Monumente, kunstgeschichtliche Kostbarkeiten und künstlerische Darbietungen besuchen, zugleich sind sie Stätten gelebter Spiritualität, wo man zur Ruhe findet, Lebensfragen nachgehen kann und seinen Glauben neu entdeckt oder vertieft. Genau diese Bandbreite von Vorstellungen, Projektionen und Erwartungen erfahren wir, die Mönche der Abtei Königsmünster, bei den Menschen, die zu uns finden. Neben den vielen Gästen (ca. 14.000 Übernachtungen im Jahr), die für einige Tage ins Kloster kommen, nehmen heute viele andere Besucher (ca. 23.000 Tagesgäste jährlich) die Gastfreundschaft der Abtei im Rahmen von Einkehrtagen, Führungen, Eintopfessen, Klostermärkten, Familienfeiern und anderen Tagesveranstaltungen wahr. Wieder andere interessieren sich für die kulturellen Angebote: Abteikonzerte, Abteigespräche, Ausstellungen und Lesungen.
Neben diesen Tagesgästen, die sich zu einem Besuch auf dem Klosterberg einfinden, suchen viele Menschen für einige Tage Zuflucht im Kloster. Sie wollen zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden. Der Welt und ihren vielen Stimmen und Ansprüchen ausgesetzt, fühlen sie sich von den tagesaktuellen Forderungen hin- und hergerissen und sind oft eher bei Anderen und bei Anderem, als bei sich selbst. Sie sind sich selbst fremd geworden. Karl Valentin brachte diese Erfahrung der seelischen Heimatlosigkeit schon vor einigen Jahrzehnten in einem mittlerweile geflügelten Wort auf den Punkt: „Heute will ich mich besuchen, hoffentlich bin ich daheim.“
Sicher liegt in dieser Entfremdungssituation vieler Zeitgenossen ein Grund dafür, dass Klöster immer mehr zu Sehnsuchtsorten der Stille und des Zu-sich-kommens werden, an denen Menschen sich Orientierungshilfen im Umgang mit sich und mit dem Vielen, was sie bedrängt, erhoffen. Schon der äußere Rahmen des Klosters, die klar geordnete Struktur von Raum und Zeit, kann eine erste Hilfe sein und Halt und Orientierung bieten. So hat seit alters her alles Tun und Leben im Kloster seinen festen Ort: einen Ort zum Beten, einen Ort zum Arbeiten, einen Ort zum Essen, einen Ort zum Schlafen, einen Ort zur Begegnung und einen Ort zum Rückzug. Ebenso hat auch alles seine Zeit, wobei der Zeitplan, den der hl. Benedikt vor gut 1500 Jahren in seiner Regel empfohlen hat, von der Jahres- und Tageszeit und dem Rhythmus der Natur abhängig ist. Im Gegensatz dazu ist für viele Menschen heute ein Leben in diesem natürlichen Rhythmus schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr, da viele die Nacht zum Tage machen müssen und manche vom Jahreslauf nicht mehr viel mitbekommen: Die klösterliche Zeitordnung als „AndersZeit“.
99 Der Weisung des heiligen Benedikt folgend,
geht es uns bei all dem sowohl um das seelische als auch um das leibliche Wohl unserer Gäste. Eine erste Möglichkeit, die Abtei kennenzulernen, können die Dichter-Lesungen im Abteiladen sein, sowie die Abteigespräche in der Aula des Benediktinergymnasiums oder auch die Abteikonzerte, die in der Abteikirche stattfinden. Auch der Adventsmarkt, der Abteisommer und der Eintopf am Samstag locken manche Besucher erstmals über die klösterliche Schwelle. Vertiefende Angebote sind dann die OasenWochenenden, natürlich in der OASE, die wie kleine Oasen auf Zeit, zur Erholung und Erfrischung einladen. Hier geht es um einen guten Umgang mit Stresserfahrung, um einen achtsamen Umgang mit sich und um das Baumelnlassen der Seele. Auch das Haus der Stille möchte ein Ort des Zusich-kommens sein. Die Stille wird in den Kursen in unterschiedlicher Weise wahrgenommen: * In den Angeboten zu Kontemplation und ZenMeditation geht es um ein immer tieferes Eintauchen in die Stille als einem Ort der Selbst- und der Gottesbegegnung. * In den verschiedenen Formen der Exerzitien dienen Text-, Musik-, Film und Bewegungsimpulse dazu, sich mit Hilfe eines Mediums in die eigene Stille zu wagen. * In den Yoga-, Tai-Chi-Chuan- und Qi-GongKursen soll durch die achtsame Körperwahrnehmung die Seele zur Ruhe finden und der eigene Leib zu einem Raum der Stille werden.
Vielen Gästen bietet diese klösterliche Grundordnung, in der alles seinen Ort und seine Zeit hat, einen äußeren, schützenden Rahmen, eine Not-Wendigkeit, um die eigene innere Ordnung wiederzufinden. So überrascht es nicht, dass in einer Studie im Gastbereich der Abtei SaintBenoît-du-lac bei Quebec (Kanada) während des Sommers 2003 festgestellt wurde, dass sich über 80% der befragten Gäste entspannt und zufrieden fühlten und den Eindruck hatten, dass diese Erfahrung auch nachhaltig sei und auch auf Dauer eine positive und stärkende Wirkung auf den eigenen Alltag habe. Klösterliche Gastfreundschaft wird von den Menschen, die sich selbst oder ihrem Leben fremd geworden sind, als eine Möglichkeit erlebt, wieder zu sich selbst zu finden – und darüber hinaus auch eine neue Orientierung für ihren Weg.
Die vielen und verschiedenen Menschen, die zu uns kommen,
verbinden mit ihrem Besuch oder Aufenthalt auch unterschiedliche Erwartungen und Wünsche an das Kloster und an die Mönche. Um diesen verschiedenen Bedürfnissen nachzukommen, laden wir auch zu unterschiedlichen Angeboten in den Bereichen von Jugend, Bildung und Kultur, Seelsorge und Spiritualität ein. Mit der neu erschienenen Broschüre „Für unsere Gäste. Informationen und Programm 2012-2013“ möchten wir, die Mönche der Abtei Königsmünster und die Mitarbeitenden des Gastbereiches, Ihnen die Angebote und Möglichkeiten, bei uns Gast zu sein, vorstellen. Während einige etwas mehr über Benedikt und das Mönchtum erfahren wollen und sich für die klösterliche Lebensschule interessieren, um Anregungen für die eigene Lebensgestaltung zu bekommen, schwärmen andere von der Klosterküche und kommen regelmäßig zum samstäglichen Eintopfessen oder möchten mit Freunden oder Kollegen eine Feier im klösterlichen Rahmen veranstalten.
Neben den von uns angebotenen Kursen besteht auch die Möglichkeit, als Einzelgast oder mit einer Gastgruppe in der OASE, der Arche oder im Haus der Stille zu wohnen. Auch hierüber können Sie im neu erschienenen Gastprogramm „Für unsere Gäste. Informationen und Programm“ einiges erfahren. Falls Sie das Programm bisher noch nicht erhalten haben, melden Sie sich beim Gastbüro. Wir senden es Ihnen gerne zu. Sie können es auch als pdf-Datei auf www.koenigsmuenster.de unter OASE/Programm oder Haus der Stille/Programm einsehen. Das Gastbüro erreichen Sie telefonisch montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr. Wir hoffen, dass das neue Programm all jene, die uns gerade kennenlernen, neugierig macht, und all die, die uns schon länger kennen, Neues entdecken lässt.
Herzlich willkommen! – sind Sie alle als unsere Gäste auf dem Klosterberg.
10 Die Arche, heute eines unserer Gästehäuser, wurde um 1930 als „vorläufiges“ Kloster im Fachwerkhaus-Stil errichtet. Heute bietet die Arche
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Das HAUS DER STILLE verfügt über 20 Einzelzimmer mit WC und Nasszelle. Ein Zimmer ist behindertengerecht eingerichtet. Alle Zimmer sind über einen Fahrstuhl zu erreichen. Die Halle, als Raum für größere Gruppen, zwei Sprechzimmer, das Refektorium (Speisesaal), der Kreuzgang und die Kapelle stehen unseren Gästen zur Verfügung.
Alle Zimmer mit WC und Nasszelle, Schreib- und Leseplatz, Ausblick über die Obstwiese, aber ohne Radio, TV, Telefon, oder Minibar.
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ist mit all dem ausgestattet, was ein Seminarbetrieb braucht, und bietet atmosphärisch alles, was Begegnung fördert und ermöglicht. So ist die Spannbreite möglicher Angebote und Inhalte sehr groß.
Die 25 Doppelzimmer, 2 Vierbett-Zimmer und 2 Referentenzimmer mit Dusche und WC, sind schlicht und einfach und haben eine angenehm wohnliche Ausstrahlung. Bei der Anreise brauchen keine Handtücher oder eigene Bettwäsche mitgebracht zu werden, da es uns wichtig ist, dass unsere Gäste ein bezugsfertiges Zimmer vorfinden.
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Br. Benedikt Müller OSB
Sommerzeit – Urlaubszeit, auch in der OASE, denn dort bieten wir die Familienwoche an.
Urlaub für Familien im Kloster – geht das überhaupt?
Es funktioniert sehr gut. Unsere Familienwoche ist eine Einladung zu einem Kursangebot, das sich seit 1992 in dieser Form an junge Familien richtet, die einmal alternativ Urlaub machen möchten. Unterstützt wird dabei unsere Arbeit von engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ehrenamtlich mit einem Mönch durch ein immer wieder neues und spannendes Ferienabenteuer führen.
Koordinator für Jugend und Bildung
Die Welt der Familienwoche verzaubert die Klosterwelten.
Wie darf man sich nun den Familien-Kloster-Urlaub vorstellen? Bei der Familienwoche möchten wir Kindern und Eltern nicht zu viel „vorsetzen“. Wir leben in einer Gesellschaft, die von Hektik, Leistungsdruck in Schule und Beruf, Schnelllebigkeit und Reizüberflutung durch Massenmedien gekennzeichnet ist. Und so ist es gerade in der heutigen Zeit wichtig, Einladungen auszusprechen, die dem modernen Zeitgeist entgegenwirken. Die Familienwoche ist ein solches freizeitpädagogisches Angebot. Familienwoche bedeutet Zeit zu haben, einfach mal die Seele baumeln zu lassen, gemeinsam zu spielen, zu singen, zu tanzen, zu lachen, zu feiern und miteinander zu beten. So unterscheidet sich die Familienwoche deutlich etwa von einem ClubUrlaub mit Animateuren. Wir laden die Familien bewusst ein, sich an der Gestaltung zu beteiligen.
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Zwar gibt es immer ein Rahmenthema, zum
Beispiel „Märchen“ (2011) oder „Zirkus“ (2012), doch ist uns wichtig, dass auch die Familien ihre Wünsche äußern. Schließlich verbringen sie ja ihre kostbare Urlaubszeit im Kloster, und da wäre es doch schade, wenn die Interessen der Familien im Hinblick auf die Programmplanung verfehlt würden. In den vergangenen Jahren haben wir unseren Blick auf „Mehr-Ruhe“ und „Weniger-Aktion“ gerichtet. Dabei hat sich herauskristallisiert: „Weniger ist mehr!“ Und somit kommt die benediktinische Tugend der rechten Maßhaltung auch in der Familienwoche zum Tragen. Das rechte Maß zwischen Animation und Rekreation gilt es immer wieder neu zu erspüren und ausfindig zu machen. So ergibt es sich, dass das Programm in jedem Jahr, schon bedingt durch das Thema und die Wünsche der Familien, ein anderes ist. Der pädagogische Leitsatz Maria Montessoris „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist für mich während der Familienwoche eine wertvolle Orientierung. Es gibt keine getrennten Programme für Kinder und Eltern. Konzeptionell ist es uns sehr wichtig, dass wir, bei allen Aktivitäten mit den Erwachsenen und den Kindern, etwas zusammen unternehmen und erleben. Dadurch wird ermöglicht, dass Kinder und Eltern ausreichend Zeit füreinander haben. Gerade diese kostbare Zeit fehlt ja heute oft im familiären Alltag, bedingt durch Bildungs- und Berufsstress. Trotzdem mache ich immer wieder auch die interessante Beobachtung, dass die Kinder, wenn sie sich erst einmal kennengelernt haben, auch genügend Eigenleben entwickeln, so dass die Eltern durchaus auch für sich und unter sich sein können.
Die Familienwoche verwandelt den ganzen Klosterberg und zieht so manchen Mönch in ihren Bann. Die OASE ist bunt geschmückt, passend zum Thema. Kirchplatz, OASEN-Wiese und Klostergarten werden zum Spiel- und Abenteuerplatz. Nicht alltägliche Geräusche dringen ins eher stille Kloster: Kinderlachen verzaubert die Klosterwelten.
Die OASE hatte sich in einen bunten Zirkus verwandelt. Die Familien mussten sich zunächst den Zugang in die Welt der Artisten und der Tiere mit einer kleinen Zirkus-Vorstellung „verdienen“. Am Montagnachmittag ging es dann auf VACANZI-Schatzsuche, eine weitere große Herausforderung. Das obendrein unfreundliche Regenwetter konnte jedoch die Freude und den Spaß nicht trüben, und so kehrten alle mit reichlich süßer Beute heim. Am Dienstagvormittag passierte es: Ort des Schreckens: der Spielplatz. Dompteuse Vryda Vacanzi war in einen Hasen verzaubert worden. Zum Glück schafften es die Kinder noch rechtzeitig, Vryda wieder zu entzaubern. Und wie? Ist doch klar: durch eine spektakuläre und gefährliche Hasendressur. Doch zuerst mussten Hasenkostüme gebastelt und danach verschiedene artistische Kunststücke eingeübt werden. Aber: „Übung macht den Meister“, und zur großen Freude von Vryda, dem Zirkusteam und den Eltern, glänzten die Kinder mit einer großartigen Darbietung in der Manege. Den Nachmittag nutzten alle mit erkundungsreichen Ausflügen ins Sauerland.
Und am Mittwoch?
Auch in diesem Sommer haben wir uns wieder gemeinsam mit Eltern und Kindern eine Woche lang von einer „etwas anderen Welt“ verzaubern lassen. Am 15.7.2012 war es soweit: ZIRKUS VACANCI / IM ZAUBER DER MANEGE:
Ausgerechnet am Tag des Kinderfestes wurde Vryda Vacanzi in einen traurigen Clown verzaubert. Doch die Erlösung ließ auch diesmal nicht lange auf sich warten: Schnell befreiten die Kinder sie mit dem Lied vom „Gummibären“. Zur Belohnung hieß es für alle Familien: „Herzlich willkommen an Bord“ zu einer Schifffahrt auf dem Hennesee.
15 15 Am Nachmittag startete unser großes VACANZI-Kinderfest auf der Wiese der OASE. Endlich, endlich ein wenig „Sommer-Feeling“ bei Kindern, Eltern und dem Team! Krönender Höhepunkt des Festes war natürlich eine überdimensionale süße und farbenprächtige Leckerei, die unser Küchenteam mit großem Engagement gezaubert hatte. Zirkusdirektor Silvano Vacanzi ließ sich nicht lange bitten und schnitt kurz entschlossen die riesige Torte gleich zu Beginn des Festes vor ebenso riesigen Kinderaugen an.
Nach dem Morgengebet und dem Frühstück starteten wir alle am Donnerstag vergnügt in einen neuen Zirkustag. Und natürlich war auch heute nicht alles so, wie es eigentlich hätte sein sollen. Diesmal war Vryda Vacanzi in eine Schlange verzaubert worden. – Ein Dank an die Kinder, die es mal wieder geschafft hatten, sie zu erlösen. Vryda wünschte sich nun, nach dem ganzen Verzauberungsstress der vergangenen Tage, eine Wellness-Stunde für sich und für das Zirkusteam.
Ein wunderschönes, farbenprächtiges, großartiges Zirkusspektakel und in der Tat: ein ZAUBER DER MANEGE! Schmetterlingstanz, Clowns und Seiltänzerinnen, Akrobat und Gewichtheber, Löwenbändiger und Zebradompteur, Pferde- und Elefantendressur, Schlangenbeschwörerin, Jongleure und Zauberer, und nicht zu vergessen die bravouröse Ein-Frau-Zirkuskapelle, und alle diese unter den kritischen, jedoch überaus wohlwollenden Jurorenaugen, die schlussendlich alle Akteure mit einer Urkunde und vielen Süßigkeiten beschenkten.
Überraschungsgast Pater Michael Hermes OSB gewann im Sturm die Herzen von Klein und Groß mit seinem Sauerland-berühmten Flohzirkus. Die begeisterten Kinder mussten allerdings zunächst ihre ganze Geschicklichkeit aufbringen, um KarlHeinibert, den ausgebüxten Stargast der Flohtruppe, wieder einzufangen. Mit Lupe und Taschenlampe wurde jeder „Winkel“ der Manege abgesucht. Es hat sich gelohnt! Auch Karl-Heinibert gab sein Bestes, nicht zuletzt mit dem dreifachen Salto-Mortale! Mit einem furiosen Finale fand die sensationelle Nachmittagsvorstellung unter Tanz und Gesang ihren Abschluss. Bis in den frühen Morgen soll der Festausklang gedauert haben, denn es gab noch einen Geburtstag zu feiern!
Die Familien haben uns wirklich ein tolles, „sinnliches Verwöhn-Programm“ in die Manege gezaubert. Am Nachmittag machten wir uns auf zum Wildpark nach Warstein. Die Tropfsteinhöhle und der Waldspielplatz standen auf dem Programm. Den Tag beendete ein Abendgebet mit den Eltern in der Abteikirche. Freitag: Unser Tag begann wie jeder Tag, wieder mit der biblischen Geschichte. Bis zum Frühstück war ja noch alles okay – aber dann: Vryda Vacanzi war ein Elefant. Selbstverständlich konnte sie von den Kindern erlöst werden. Den Vormittag nutzten wir noch alle zu einer aufregenden Waldspielwanderung im Kohlwedertal. Als besonderes Highlight genossen wir den nachmittäglichen Ausflug nach Vellinghausen. Auf „Xavers Ranch“ durften die Kinder auf Ponys und Pferden reiten. Eine Nachtwanderung rundete einen erlebnisreichen Tag ab.
Unsere große Zirkusshow, die sich die Familien selber ausgedacht hatten, startete dann am Samstagnachmittag, nach einem ausgiebigen Waffel-Schmaus, dem Schminken und Verkleiden, pünktlich um 17 Uhr.
Mit einen Abschlussgottesdienst und dem gemeinsamen Mittagessen und nicht zuletzt einem Dank an alle Familien, sowie an das Team, mit Silvan Kuhs (Zirkusdirektor Silvano Vacanzi), Theresa Hellinge (Vryda Vacanzi), Cécile Courouble (Angelina Ballerina) und Br. Benedikt (dem alten Zirkuspferd) endete die diesjährige Familienwoche.
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Sr. Gaspara Kashamba
für unsere Schule… Erzieherin und Lehrerin
Inzwischen wurden auch schon die Gräben für die Grundmauern ausgehoben und die Betonbodenplatte gegossen. Diese Arbeiten haben wir Gott sei Dank noch in der Regenzeit abschließen können. So konnten wir das im Überfluss vorhandene Wasser bedenkenlos zum Bauen nutzen. Die erste Hürde ist also genommen. Nun ist die Regenzeit erst einmal wieder vorbei und wir dürfen das kostbare Trinkwasser nicht für den weiteren Bau verschwenden. Also müssen wir uns noch ein wenig mit dem Errichten der Mauern gedulden. Aber die Freude darüber, dass unser Werk voranschreitet, macht es uns leicht, diese Geduld aufzubringen. So vertrauen wir darauf, dass wir dann spätestens im November mit dem nötigen Regen beschenkt werden, aber auch bis dahin weitere Spendengelder empfangen dürfen, die wir ja genauso dringend benötigen, um unser Ziel zu erreichen. Für Ihre treue Unterstützung möchte ich schon jetzt von Herzen danken. Asante sana!
Unser Schulzentrum wächst! Dank der großherzigen Gaben vieler Wohltäter, haben wir Mitte April mit den Vermessungen des Terrains für unsere neue Küche und den Speisesaal beginnen können. Zunächst mussten wir den Bauplatz freilegen, das heißt, in großer Anstrengung Busch und Wald mit Äxten und langen Messern roden. Die Erdbewegungen konnten wir mit Hacken und Schaufeln bewältigen. Das alles war eine ziemliche Plackerei, aber letztendlich gab es doch einigen Menschen Arbeit und Brot, und auch darüber bin ich sehr glücklich und allen dankbar, durch deren Spenden wir unsere Arbeiter haben entlohnen können.
Bitte geben Sie Ihre Spende unter dem
Kennwort: SR. GASPARA
Konto: Bank für Kirche und Caritas, Pdb. BLZ: 472 603 07, Kto.-Nr.: 11 560 900
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Fr. Amani Nyoni OSB
Lehrer und Technischer Leiter der Benedictine Abbey Secondary School of Ndanda
Die neue Sekundarschule der Benediktinerabtei Ndanda im ehemaligen Leprosenhospital / Mwena-Camp.
In den vergangenen zwei Monaten haben eine ganze Reihe Wohl-
täter meinen Aufruf mit der Bitte um Unterstützung unseres großen Anliegens aufgegriffen: Die finanzielle Unterstützung des Aufbaus unserer Secondary-School. Zunächst war ich ein wenig enttäuscht und mutlos, weil eine schnelle und positive, von mir gewünschte Reaktion auf das große Schulprojekt meiner Abtei in Ndanda auszubleiben schien. Nun aber habe ich einmal mehr erfahren dürfen, dass „gut Ding Weile braucht“, wie man in Deutschland sagt. Ich bin sehr dankbar über die bisher eingegangenen Spenden, die mich ermutigen, weitere Schritte beim Aus- und Aufbau unserer Schule zu gehen.
Zunächst ist geplant, weitere Wohnhäuser im Internatsbereich der Schule zu bauen. Die Grundmauern für ein neues Haus sind bereits betoniert. Wenn die Regenzeit einsetzt und wieder genügend Wasser vorhanden ist, kann es mit dem Bau weitergehen. Solange müssen wir uns noch in Geduld üben.
Genauso wichtig wie das Wasser ist aber auch das Geld, das uns
erst ermöglicht, die zurzeit recht teuren Baustoffe, wie zum Beispiel Zement, einzukaufen. Umso dankbarer sind wir allen, die uns finanziell unterstützen. Wir, die Lehrer und das Leitungsteam, sowie die gut 360 Schüler der Secondary-School versprechen, Sie, unsere treuen Wohltäter, besonders bei der Feier der heiligen Messe, in unser tägliches Gebet mit hineinzunehmen. Wir vertrauen fest auf die Hilfe guter Menschen, weil wir wissen, dass eine solch große Aufgabe nur mit dem Interesse und mit der Unterstützung Vieler gelingen kann.
Damian freut sich mit seinem Lehrer Fr. Amani über den Fortschritt des neuen Wohnhauses.
Asante sana! Danke! Bitte geben Sie Ihre Spende unter dem Kennwort: SECO-NDANDA Konto: Bank für Kirche und Caritas,Paderborn, BLZ: 472 603 07 / Kto.-Nr.: 11 560 900
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Father Desiderius Rugemalira
Pfarrer der Pfarrei Maria Königin in Kilimahewa / Tanzania
„Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen. (RB 36,1)“ Mit diesen Worten mahnt der Heilige Benedikt in seiner Regel die Brüder, sich jederzeit mit liebender und aufmerksamer Hingabe um die Kranken zu kümmern. Benedikt weiß, wie wichtig es für jeden Einzelnen ist, dass sich Körper, Geist und Seele in einem harmonischen Einklang befinden. Alles Störende, Verletzte, und Schadhafte will er beseitigt oder geheilt wissen.
In der Sorge um die Kranken sieht er eine heilige Pflicht und er schärft den Seinen ein, diese als Dienst an Christus zu verstehen und zu üben, indem er aus der Hl. Schrift die Worte Jesu zitiert: Ich war krank und ihr habt mich besucht, und: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.
Unser kleines Krankenhaus hat sich seit diesem Jahr (2012) um einen wichtigen Trakt vergrößert. Am 16. März weihte P. Helmut Bochnick OSB, Missionsprokurator der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede, die neue Aids-Station ein und übergab sie ihrer Bestimmung. An der Feier, die nach kräftigen, morgendlichen Regengüssen – ein Segenszeichen des Himmels – erst am frühen Nachmittag gegen 14:00 Uhr stattfinden konnte, nahmen alle Angestellten sowie einige Patienten teil, nicht zu vergessen Herrn Tilman Ott (Architekt) mit seiner Frau Sigrid, sowie P. Beda Pavel OSB und Br. Markus Forster OSB und allen voran, die Schwesterngemeinschaft der Kleinen Schwestern vom Hl. Franziskus unserer Pfarrei Maria Königin (Maria Malkia) in Kilimahewa.
KONTO: Bank für Kirche und Caritas, Paderborn BLZ.: 472 603 07 KTO.: 11 560 900 Kennwort: Kilimahewa
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Die Leitung des Krankenhauses liegt bei den Schwestern Sr. Bernadetha P. Mkalole und Sr. Imakulata F. Mongwa. Ihre aufopferungsvolle Arbeit und ständige Verfügbarkeit rund um die Uhr ist für die vielen Kranken ein großer Segen, was die Krankenhausbilanz der ersten neun Monate des vergangenen Jahres 2011 belegt: Von Januar bis September versorgten die beiden Schwestern, ein Arzt (noch in Ausbildung), die Laborantinnen und Krankenpfleger/innen, 6.678 Kranke mit verschiedenen Krankheiten.
ten wurden wegen AIDS behandelt. 214 Menschen erhielten eine Zahnbehandlung und außerdem wurde die GesundheitsErziehung und -beratung gegenüber Gruppen aber auch gegenüber Einzelnen geleistet.
Der neue AIDS-Trakt ist mit den geleisteten Spenden bezahlt – ein weiterer großer Segen für unsere Pfarrei. Niemals hätten wir die hierfür nötigen Gelder dafür aufbringen können. Von Herzen dankbar sind wir deshalb allen, die für den Neu-
Schreinermeister Andrea ist stolz auf sein Handwerk. Alle Holzarbeiten (Möbel, Fensterrahmen, Türen und Dachstuhl wurden von ihm und seinen Mitarbeitern in der Pfarr-eigenen Schreinerei gefertigt. Untersuchungsraum und Büro (Bilder oben), eins von 6 Krankenzimmern mit je vier Betten.
15.035 Laboruntersuchungen wurden durchgeführt. 1.074 schwangere Mütter nahmen die Krankenhausdienste für eine gute Geburt in Anspruch, 2.644 Kinder erhielten verschiedene Impfungen, 533 Mütter konnten mit unserem Krankenwagen in unser Krankenhaus eingeliefert werden, 25 in Wehen liegende Mütter in das District-Krankenhaus.1.022 Menschen erhielten Aufklärung und Beratung über AIDS und wurden auf die Krankheit hin getestet, davon erwiesen sich 120 Tests als HIV-positiv. 145 Patien-
bau ihre finanzielle Unterstützung geschenkt haben, als auch für den Kauf der so notwendigen Medikamente und nicht zu vergessen für die Löhne aller Mitarbeiter im Staff.
Vertrauend auf Ihre wertvolle
finanzielle Unterstützung auch in Zukunft, sage ich Danke auch im Namen aller Christen der Pfarrgemeinde von Kilimahewa und aller unserer Sorge anvertrauten Kranken, und bin, im Gebet mit Ihnen verbunden, Ihr dankbarer Fr. Desiderius Rugemalira.
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P. Jonas Wiemann OSB
Novizenmeister und Seelsorger
„Kommt einer zu Tisch…“ (RB 43, 13) oder: Vom gemeinsamen Essen
Es ist schon auffällig! Wer schon einmal an einer der Hauptmahlzeiten im Refektorium (Speisesaal) eines Benediktinerklosters teilgenommen hat, der wird schnell den „sakralen“ Charakter dieser Mahlzeit spüren, sich an eine der Gebetszeiten in der Kirche, vielleicht sogar der Eucharistiefeier erinnert fühlen. Wie eine Kirche ist das Refektorium eines Klosters immer geostet, die Sitzordnung ist dieselbe wie in der Kirche, die Tischdiener tragen parallel zu den Messdienern lange weiße Schürzen, es herrscht eine Atmosphäre des Schweigens, man beginnt und endet mit dem Kreuzzeichen und einem Gebet, es wird aus der Hl. Schrift vorgelesen. Schon Benedikt zieht in seiner Regel viele Parallelen zwischen Kirche und Refektorium, zwischen Mahlzeit und Gottesdienst. So ist das 43. Regelkapitel, welches die Bußen für Unpünktlichkeit behandelt überschrieben mit: „Von denen, die zum Gottesdienst und zu Tisch zu spät kommen.“ Beide Formen des gemeinschaftlichen Tuns haben für Benedikt, dass zeigt sich hier sehr deutlich, eine gleiche Wertigkeit. Es ist nicht so, dass zum Gebet alle pünktlich zusammenkommen sollen während man beim Essen ruhig später kommen kann. „Kommt einer zu Tisch nicht vor dem Vers – denn alle sollen gemeinsam den Vers singen und beten und sich zusammen zu Tisch setzen, werde er dafür bis zu zweimal gerügt, wenn er aus Nachlässigkeit oder eigener Schuld nicht pünktlich kommt.“ (RB 43, 13) Der gemeinsame Tisch, das gemeinsame Mahl scheint für Benedikt ein hohes Gut gewesen zu sein.
Die Verbindung zum gemeinsamen Gebet zeigt sich auch darin, dass die Tischdiener mit dem Vers „O Gott, komm mir zu Hilfe!“ ihren Dienst beginnen. Mit genau diesen Gebetsworten beginnt für Benedikt aber auch jede Gebetszeit in der Kirche (vgl. RB 17,3). Was steht im Hintergrund einer solchen Praxis, die dem gemeinsamen Mahl einen so hohen Stellenwert einräumt? Sicherlich ist in erster Linie an die Praxis Jesu zu denken, für den das gemeinsame Mahl immer wieder ein Zeichen für die Gemeinschaft der Menschen untereinander ist, die sich aus ihrer gemeinsamen Beziehung mit Gott ergibt. Wenn ich tatsächlich daran glaube, dass dieser Gott Schöpfer und damit Vater eines jeden Menschen ist, dann ist die Konsequenz daraus, dass die anderen nicht so sehr Feinde und Gegenspieler, als vielmehr Schwestern und Brüder von mir sind. Und dies soll sich im alltäglichen Mahl zeigen und bewahrheiten – also Realität werden! Denn der, mit dem ich esse und meine Nahrung teile, der bekommt etwas sehr Intimes von mir mit und ich stelle mich mit ihm auf eine Stufe. Denn: wir beide sind Empfangende (wenn wir nicht schon längst vergessen haben, dass etwas zu Essen zu haben nicht selbstverständlich auf dieser Erde ist!) und stellen uns wieder neu unter die schöpferische Hand Gottes, die uns weiteres Leben ermöglichen will! In unserer Gesellschaft, die Fast-Food und „individuelles Essen im Vorbeigehen“ immer mehr praktiziert, kann das gemeinsame Mahl nur ein Anstoß sein, diese „geistliche“ Form der Nahrungsaufnahme nicht aus dem Blick zu verlieren und immer wieder Orte und Gelegenheiten dazu zu suchen.
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sich in der Firmkatechese und Jugendarbeit engagierte. Neben diesem Engagement und der Paukerei für die Schule besuchte er die Rheinische Musikschule in Köln, verfeinerte dort sein Klavierspiel und lernte als zweites Instrument Posaune. Dort wurde er auch in Gehörbildung und Musiktheorie unterrichtet. Nach dem Abitur, bei dem er als viertes Abiturfach selbstredend Musik gewählt hatte, leistete er seinen Zivildienst in einem Altenpflegeheim. Seine Dienstzeit endete am 30. April 1985. Das Sommersemester hatte schon begonnen und so galt es für ihn, das halbe Jahr bis zum Wintersemester – und damit bis zu einem Studienbeginn – zu überbrücken. Dieses halbe Jahr verbrachte er als Gast in Königsmünster. Und der Gedanke „Och, bleib doch mal da…“ hat sich bis heute durchgetragen; denn, so sagt Br. Karl-Leo heute: „Ich bin immer noch da!“, wenngleich sein „Da-Sein“ eine ganz andere Richtung bekommen hat. Nach dem Noviziat, das Br. Karl-Leo mit sechs weiteren jungen Männern absolvierte, wollte er eine Ausbildung machen, die einen praktischen Einsatz für die Gemeinschaft in Königsmünster ermöglichen sollte. Daher begann er nach seiner Zeitlichen Profess eine zweijährige Ausbildung zum Hauswirtschafter im Erzbischöflichen Internat für Jungen, dem Collegium Aloysianum in Werl. Ziel dieser Ausbildung war es, irgendwann einmal die Leitung der Abteiküche zu übernehmen.
Br. Karl-Leo Heller OSB
„Och, bleib doch mal da!“ … … das war der Gedanke, der Br. Karl-Leo nach einem halbjährigen Gastaufenthalt in Königsmünster zum Eintritt in unser Kloster veranlasst hat. Br. Karl-Leo wurde 1964 als erstes Kind der Eheleute Heller in Köln-Nippes geboren. Mit seinen drei jüngeren Geschwistern wuchs er in einem gut katholischen Elternhaus auf. Sein Vater stammt ursprünglich aus Schlesien und war in Köln beim Finanzamt beschäftigt. Seine Mutter hingegen war eine waschechte Kölnerin, kommt ursprünglich aus einer Bäckerfamilie, machte aber eine Ausbildung zur Erzieherin. Ja, bei Familie Heller ging es gut katholisch zu, weshalb Leonhard, so der Taufname von Br. KarlLeo, auch die „normale“ katholische Sozialisation durchlief: Er ging in den katholischen Kindergarten seiner Heimatgemeinde, besuchte die katholische Grundschule in Köln-Nippes und ging anschließend auf das heutige Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, an dem er das Abitur ablegte. Natürlich wurde er nach der Erstkommunion Messdiener, war, als er alt genug war, Messdiener-Gruppenleiter und schließlich Obermessdiener. Um mit Konrad Beikircher zu sprechen: „Also völlig normal katholisch.“ Im Alter von 18 Jahren zog es ihn aber aus seiner Heimatgemeinde in die Pfarrei St. Marien fort, wo er
Mit dem Ende seiner Ausbildung fiel die Gründung der Cella St. Benedikt zusammen. Und so zog er im Sommer 1988 mit der Gründungsmannschaft nach Hannover, um an der Fachschule für Hauswirtschaft die Ausbildereignungsprüfung zu erlangen. Nach dem erfolgreichen Abschluss kam die Idee, noch etwas Neues auszuprobieren. Und so begann er 1994 eine weitere Ausbildung an der Schlaffhorst-AndersenSchule in Bad Nenndorf zum Atem-, Sprech- und Stimmtherapeuten. Diese Ausbildung beendete er 1997. Im gleichen Jahr eröffnete er neben der Supervisions-Praxis von P. Dieter, zusammen mit Maria Haupt, die Praxis für Atmung und Stimme im Haus der Cella St. Benedikt. In dieser Praxis arbeitet er nun schon erfolgreich seit 14 Jahren und wird von drei Kolleginnen unterstützt. Neben seiner therapeutischen Tätigkeit hat Br. Karl-Leo Lehraufträge für Gregorianik an den Musik-Hochschulen in Hannover und Detmold und ist deutschlandweit in vielen Konventen als Stimmbildner tätig. Zusammen mit verschiedenen Brüdern aus der Abtei hat er in der „musikalisch-theologischen Werkstatt“ Interessierten Gregorianik, Psalmengesang, Gospelgesang und auch liturgischen Tanz nahegebracht. Schon lange ist er Mitglied im Posaunenchor der (evangelischen) Stadtmission Hannover, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Mit diesem Ensemble hat er eine Reihe von Fahrten unternommen, die unter anderem nachhaltige Kontakte nach Siebenbürgen gezeitigt haben. Aber auch Fahrten nach Moskau, Omsk, nach Pannonhalma und Melk standen auf dem Programm. „Als Kathole bin ich da sogar seit einigen Jahren im Vorstand“, schmunzelt Br. Karl-Leo. Als gebürtigem Rheinländer liegt Br. Karl-Leo natürlich die „fünfte Jahreszeit“ sehr am Herzen. Daher ist es nur verständlich, dass er nach Möglichkeiten sucht, mit befreundeten Musikern „RosenmontagsMucken“ zu machen – und das gelingt ihm sogar in der Landeshauptstadt von Niedersachsen! – Ein weiteres musikalisches Engagement übt er aus, wenn er, wie er selbst sagt, „als Rentner-Keyboarder der Jugendband“ in der Pfarrei St Josef auftritt, auf deren Territorium die Cella St. Benedikt liegt. Gerade die Musik ist ihm als Ausgleich für seine vielfältigen Aufgaben wichtig; denn neben seiner Arbeit als Stimmtherapeut in der eigenen Praxis, den Lehraufträgen und der Stimmbildung trägt er als Cellerar die Verantwortung für die wirtschaftlichen Belange der Hannoveraner Brüdergemeinschaft und kümmert sich als „Hausmeister“ um anstehende Reparaturen. Trotz all dieser vielfältigen Aufgaben ist er „immer noch da!“ – Und das ist auch gut so…
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Abteigespräche 2012
Wozu sind wir auf Erden? Zur Aktualität einer uralten Frage
Die vorläufig formulierten Themen der Abende verstehen sich als Arbeitstitel.
Gottesdienste sonn- und feiertags: 6.45 Uhr Matutin und Laudes 9.30 Uhr Konventamt 11.45 Uhr Mittagshore 17.45 Uhr Vesper mit sakramentalem Segen 20.15 Uhr Komplet werktags: 5.30 Uhr Matutin 6.45 Uhr Laudes 12.45 Uhr Mittagshore 17.45 Uhr Konventamt mit anschließender Vesper 20.15 Uhr Komplet (freitags bereits um 19.40 Uhr) samstags: 5.30 Uhr Matutin 6.45 Uhr Laudes 12.45 Uhr Mittagshore 17.00 Uhr Vorabendmesse (am 1. Samstag im Monat im Gemeinsamen Kirchenzentrum St. Franziskus) 18.30 Uhr Vesper 20.15 Uhr Komplet
Abteikonzerte 07.10.
25.10.
02.12.
Kirchenkonzert mit dem Tambourcorps Freienohl 17.00 Uhr in der Abteikirche Israel Brass Quintett Im Rahmen des Sauerland-Herbst " " 19.30 Uhr in der Abteikirche Abschlusskonzert des Adventsmarktes 18.00 Uhr in der Abteikirche
Werden Sie Orgelpate! Bank für Kirche und Caritas, Paderborn, BLZ: 472 603 07 Konto-Nr. 11 560 900 Kennwort: Orgelpate
Viele, zumal ältere Christen, erinnern sich noch an diese Frage, die sie als Kinder samt der entsprechenden Antwort auswendig zu lernen hatten: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben und ihm zu dienen und dadurch in den Himmel zu kommen.“ So begann der frühere katholische Schulkatechismus. Die Frage berührt und bewegt wie eh und je auch heute das Denken und Fühlen der Menschen. Sie geht als eine Art Menschheitsfrage vielen zu Herzen. Die Antwort aber bleibt selbst für Christen eher „abstrakt“ und wirkt ein wenig befremdlich. Die Bedeutung der Frage scheint offenkundig zu sein, die Bedeutung der Antwort ist nicht ohne weiteres einsichtig. Angeregt durch dieses fromme „FrageAntwort-Spiel“ aus Kindertagen nehmen die diesjährigen Abteigespräche eine biographische Spur auf, die als Suche nach dem Lebenssinn zu lesen ist. 10.09.
Ortrud Grön, Traumforscherin und Therapeutin Glücklichwerden – unsere bleibende Aufgabe Träume als Wegweiser
05.11.
Das vierte Abteigespräch – wie schon angekündigt – mit der Schriftstellerin und Dichterin Ulla Hahn fällt leider aus. Frau Hahn arbeitet am dritten Band ihrer Romantrilogie und hat mitgeteilt, dass sie sich in diesem Jahr ganz dem Schreiben widmet, um den derzeitigen schöpferischen Fluss nicht zu stören oder gar zu unterbrechen. Sie hat aber ihr Kommen für einen späteren Zeitpunkt zugesagt.
Der Vortrag am 10.09. findet um 19.30 Uhr in der Aula des Benediktinergymnasiums auf dem Klosterberg statt. Der Abteiladen bereitet zum Thema einen Büchertisch vor, auf dem auch Publikationen der Referentin angeboten werden. Aktuelle Informationen zu den Abteigesprächen auf unserer Homepage: www.koenigsmuenster.de
Buchempfehlung Unser Abteiladen empfiehlt: Das Preisbuch des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises der deutschen Bischofskonferenz: Anne-Laure Bondoux (Autorin) und Maja von Vogel (Übers.), Die Zeit der Wunder Der Ich-Erzähler Koumaïl erzählt retrospektiv von seiner Kindheit auf der Flucht: Jahre, in denen die einzige Konstante Gloria ist, die ihm immer wieder erzählt, wie sie ihn als Baby zu sich genommen hat. Schließlich werden sie getrennt und Koumaïl kommt allein in Frankreich an. Jahre später gelingt es ihm, die schwerkranke Gloria in einem Spital in Tiflis wiederzufinden. Kurz vor ihrem Tod erzählt sie ihm ein weiteres Mal seine Geschichte: Eine neue Fassung, nämlich die Wahrheit. Im ergreifenden Ende wird deutlich, dass Gloria ihr Leben nur mit dem Neu-Erfinden einer Lebensgeschichte bewältigen konnte, deren Wahrheit kaum erträglich ist. Geradlinig wird hier von furchtbaren Geschehnissen erzählt – aber auch von der Kraft, die Menschen aufbringen, um sie zu bewältigen: Das einzig wirksame Heilmittel gegen die Verzweiflung ist die Hoffnung.
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Klosterladen und Abteimarkt Alte DM
für Aufgaben in Abtei und Mission Wissen Sie, dass sich noch etwa 13 Milliarden DM in Umlauf befinden bzw. irgendwo schlummern? Wissen Sie auch, dass Sie mit der guten, alten DM unsere Aufgaben in Abtei und Mission unterstützen können…? Gerne nehmen wir Ihre DM-Rest-Bestände entgegen.
Wohlfahrtsmarken Das Porto mit Herz
Unser Klosterladen lädt Sie ein: Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 bis 17.30 Uhr. Sonntag von 10.40 bis 11.40 Uhr. Produkte aus Bäckerei, Küche und Metzgerei: Täglich Verkauf von Rohmilchfrischkäse, eingefrorenen Eintöpfen und Marmeladen aus der Klosterküche. Dienstag bis Samstag Verkauf von Brot aus der Klosterbäckerei. Nur am Samstag von 11.00 bis 13.00 Uhr Verkauf von Wurst aus der Klostermetzgerei.
Eintopf-Tag jeden Samstag
Der Erlös der Wohlfahrtsmarken, die von uns verkauft werden, kommt unserem sogenannten Katastrophenfonds zugute. Daraus unterstützen wir soziale Projekte in nah und fern, helfen schnell und unbürokratisch bei Katastrophen oder unterstützen Menschen in sozialer Not.
Helfen auch Sie! Frankieren Sie Ihre Briefe mit Wohlfahrtsmarken! Auskunft und Bestellformulare bei Br. Antonius Fach OSB, Tel.: 0291/2995-104 / e-mail:
[email protected]
Missionshilfe einmal anders Wir sammeln und veräußern Sachen, von denen Sie sich trennen möchten, z.B.: Briefmarken, alte Taschen-, Armband- und Wanduhren, Schmuck, Silberbesteck, Zahngold, CDs, alte Postkarten und Ansichtskarten, Einschreibbriefe, Wertbriefe, Photoapparate, Münzen, Papiergeld, Telefonkarten, Bücher, Exlibris… − Altes und Neues. Lassen Sie uns diese Sachen bitte per Paketpost zukommen. Der Verkaufserlös kommt unseren missionarischen Aufgaben zugute. Für Ihre so wertvolle Hilfe danken wir Ihnen von Herzen. Wir freuen uns über jede Zusendung und danken Ihnen schon jetzt auch im Namen derer, denen Ihre Unterstützung zuteil wird. Schicken Sie Ihre Sachen an: P. Helmut Bochnick OSB, Klosterberg 11, 59872 Meschede, 0291.9021825 (Anrufbeantworter). Bei Haushaltsauflösungen kommen wir auch gerne bei Ihnen vorbei.
Samstags von 11.00 Uhr bis 13.30 Uhr öffnet der Ausstellungsraum unserer Abtei, um frischen Eintopf aus der Klosterküche anzubieten. Für 7,50 € gibt es soviel Sie mögen, dazu Brotscheiben mit verschiedenen Aufstrichen. Im Preis inbegriffen ist ein abschließendes Dessert. Vorangemeldete Gruppen (ab 15 Personen) zahlen für Eintopf und Dessert inklusive Apfelsaft, Apfelmost und Mineralwasser 9,- € pro Person.
„Was soll ich mir wünschen?“ – Runder Geburtstag, Firmenjubiläum, Silberne oder Goldene Hochzeit – und jeder Gast will was schenken. Dabei hab ich doch schon alles! Andere haben noch nicht alles. Die freuen sich noch über Medikamente, Schulbücher, ein warmes Essen… Was tun? Wir nennen Ihnen gerne konkrete Projekte, die Sie in Ihrer Einladung aufführen können – nicht anstelle von Geschenken, sondern als Geschenk als Herzensgabe, die ankommt. Sprechen Sie uns an. Telefon: P. Helmut Bochnick OSB, 0291.9021825 (Anrufbeantworter).
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