Brösel im Pelletlager
February 24, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Haustechnik
Brösel im Pelletlager Die Qualität von Holzpellets Der Pelletkessel im Kindergarten ist installiert, der Probebetrieb gut gelaufen – jetzt muss das Lager gefüllt werden. Hersteller und Lieferanten aus der näheren Umgebung wurden ermittelt und zehn davon angeschrieben, doch bitte ein Angebot für 12 Tonnen Pellets nach DINplus oder Ö-Norm abzugeben. Immerhin gab es Rückmeldung von 8 Herstellern. Doch die Preisunterschiede sind gewaltig: zwischen 165 und 210 € pro Tonne liegen die Preise inkl. Mehrwertsteuer. Nach welchen Kriterien soll nun die Auswahl erfolgen?
Autor: Armin Grebe, Sachverständiger für Gebäudetechnik, Hannover
DIN 51731 Angefragt wurde, wie oben erwähnt, Pellets nach DINplus oder Ö-Norm (Österreichische Pelletnorm) zu liefern. Doch was ist der Unterschied zur Qualitätsangabe „nach DIN 51731“, die zwei der Lieferanten angeboten haben? Diese Anbieter sollten gar nicht erst in die engere Wahl gezogen werden, denn diese DIN ist - leider - zur Einschätzung der Qualität von Holzpellets völlig ungeeignet. Ein ganz wesentlicher Mangel dieser DIN ist der Umstand, dass keine Fremdkontrolle der Produktion stattfindet. Doch dies ist nicht das einzige Manko
der DIN. Die Werte für den Aschegehalt, die Restfeuchte, die Dichte und den Heizwert liegen unter den Forderungen der österreichischen Norm.
Bild 1 Optimale Produktionsbedingungen sind Voraussetzung für optimale Pellets: Nur bei einer ausreichend hohen Temperatur in der Pelletpresse wird das im Holz enthaltene Lignin so heiß, dass die einzelnen Holzfasern miteinander verkleben. Foto: Inco
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Haustechnik Bild 2 Hochwertige Pellets sind unabdingbar für einen störungsfreien Betrieb einer Pelletheizung. Die Zertifizierung und Kennzeichnung mit dem Qualitätszeichen DINplus erfolgt auf der Grundlage der DIN 51731 und der ÖNORM M 7135.
Bild 3 Zusätzlich zu einer hohen Produktgüte der Pellets muss sichergestellt sein, dass die Qualität in allen Bereichen der Logistikkette vom Hersteller bis zum Endverbraucher erhalten bleibt. Der DIN-geprüfte Fachbetrieb sorgt dafür, dass Lagerung, Transport und Beschickung des Lagerraums nach den Anforderungen der entsprechenden ÖNORM M 7136 erfolgen und dazu ausschließlich qualifiziertes Personal eingesetzt wird.
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Ö-Norm und DINplus Die Ö-Norm M 7135 und die DINplus von DIN CERTCO geben Aufschluss darüber, dass auch tatsächlich Qualitätspellets geliefert werden. Bei der DINplus handelt es sich um ein so genanntes Zertifizierungsprogramm, in das seit Frühjahr 2002 Qualitätskriterien aufgenommen wurden, die weit über die Forderungen der DIN 51731 hinausgehen und die im Wesentlichen aus der ÖNorm M 7135 stammen. Hervorzuheben sind bei DINplus die Regelung zur Fremdüberwachung der Produktion durch unangemeldete Kontrollen der Produktionsstätten und die Aufnahme der in der DIN 51731 nicht aufgeführten Prüfung des Abriebs von Holzpellets. Ö-Norm und DINplus können als gleichwertig bezeichnet werden. Noch eine kleine Anmerkung: Nur mit dem Zusatz „geprüft“ ist weder die Nennung der DIN noch der ÖNORM erlaubt! Es muss immer die DIN-Prüfnummer aufgeführt werden. Formulierungen wie „entspricht den Anforderungen der DIN“ oder „höchste Qualität gemäß DIN“ sind kein Beweis für eine erfolgreich bestandene Prüfung!
nicht, um gute Pellets herzustellen. Doch funktioniert es eben wesentlich besser, wenn ein Zuschlagstoff hinzugegeben wird. Hier kann z.B. Kartoffel- oder Maisstärke zum Einsatz kommen, und zwar in einer Größenordnung von ca. 0,2 bis zwei Prozent. „Presslinge ... dürfen nicht unter Verwendung von Bindemitteln hergestellt sein. Ausgenommen davon sind Bindemittel aus Stärke, pflanzlichem Paraffin oder aus Melasse," so der Text der deutschen DIN. Presshilfsmittel dienen in erster Linie der rationellen Produktion, verleihen den Holzpellets aber auch eine höhere Festigkeit und einen damit geringeren Abrieb. Die Beigabe von Presshilfsmitteln in zu hoher Konzentration hingegen kann durchaus dazu missbraucht werden, technische Mängel der Pelletproduktion zu vertuschen, um äußerlich hochwertig erscheinende Holzpellets zu produzieren. Ein Zuviel an Presshilfsmitteln kann zu Problemen bei der Verbrennung führen. So hat Getreide einen niedrigeren Ascheschmelzpunkt als Holz und kann zur „Verschlackung“ der Asche führen.
Bindemittel Fragt man bei den Herstellern nach, so bekommt man oft zu hören: „In Österreich ist ja auch der Einsatz von Bindemitteln erlaubt, die DIN aber verbietet diesen Einsatz“. Doch dies stimmt so nicht ganz. Notwendig ist dieser Einsatz
Äußere Qualitätsmerkmale Die äußeren Merkmale von Holzpellets lassen erste grobe Aussagen über deren Qualität zu. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass das äußere Erscheinungsbild der Holzpellets auch eine höhere Qualität als die
tatsächlich vorliegende vortäuschen kann. Die Oberfläche der Holzpellets sollte glatt, glänzend, und ohne Längsrisse sein. Gemeinsam bedeuten diese drei Merkmale optimale Bedingungen während der Pelletierung. So kann davon ausgegangen werden, dass eine ausreichend hohe Temperatur erreicht wurde, bei der das im Holz enthaltene Lignin so heiß wurde, dass die einzelnen Holzfasern miteinander verkleben konnten. Auf diese Weise erhalten die Holzpellets ihre Festigkeit. Festigkeit Die Festigkeit von Holzpellets ist mit das wichtigste Qualitätsmerkmal. Pellets hoher Festigkeit bieten die Gewähr, dass beim Einblasen in den Lagerraum nur eine minimale Menge an Staub entsteht. Dies erhöht die Betriebssicherheit der Heizung. Feste Pellets haben außerdem ein hohes spezifisches Gewicht und bieten die Voraussetzung für eine effektive Verbrennung. Ein Maß für die Festigkeit der Holzpellets ist der sogenannte Abrieb, d.h. der Feinanteil, wenn die Holzpellets einer bestimmten Belastung ausgesetzt werden. Dieser Abrieb wird in einem speziellen Messgerät, dem „Lignotester“, ermittelt und darf den Wert von 2,3% nicht übersteigen. Dieser Wert wird aber nur bei der Pelletherstellung gemessen und nicht vor Ort im Lagerraum.
Farbe und Geruch Die Farbe der Holzpellets kann ebenso wenig wie der Geruch als absolutes Qualitätsmerkmal angesehen werden. Sie sind daher auch nicht in den Normen aufgelistet. Die Farbe der Holzpellets kann aber als ein Hinweis für die Qualität der Ausgangsstoffe (Späne) und für die Sorgfalt bzw. die Art und Weise der Verarbeitung gelten. Graue Pellets können ein Indiz auf Zersetzungsprozesse sein (Pilze, zu lange Lagerung). Dadurch werden Bestandteile des Holzes wie Lignin und Zellulose abgebaut. Als Folge davon sinkt der Energieinhalt.
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Durchmesser und Länge Holzpellets mit Durchmesser von 6 mm und 8 mm sind am häufigsten anzutreffen. Doch auch 4, 5 oder 10 mm werden auf dem deutschen Markt angeboten. Da Pellets verschiedener Stärke unterschiedlich schnell verbrennen, muss die gesamte Anlage auf einen definierten Typ der Holzpellets eingestellt werden (Pellet- und Luftzuführung). Beim Einsatz von falschen Durchmessern erfolgt einer unvollständige Verbrennung, d.h., der Betreib der Anlage wird unwirtschaftlich. Da es dabei auch häufig zu Störungen kommt, schließen die Kesselhersteller in solchen Fällen die Gewährleistung aus. Die Länge der Holzpellets kann zu einem Problem werden, wenn die Holzpellets über ein Saugsystem gefördert werden. Die Schläuche haben normalerweise einen Durchmesser von 50 mm. Pellets nach DIN können aber eine Länge von 50 mm aufweisen, sodass sie sich im Saugsystem verklemmen können. Die ÖNorm M 7135 beschränkt die Länge der Holzpellets auf maximal 45 mm.
Bei einer unsachgemäßen Trocknung der Späne verändern sich nicht nur die Farbe, sondern auch andere Eigenschaften des Holzes (z.B. die Elastizität). Daher ist oftmals ein sehr hoher Feinanteil zu beobachten, wenn diese Pellets in ein Lager eingeblasen werden. Ungeeignete Qualitätskriterien Es kursieren Qualitätstests, die keine Rückschlüsse auf die Qualität der Pellets zulassen. So können z.B. durch den sog. „Wassertest“ keine Aussagen getroffen werden. Angeblich sollen gute Holzpellets in Wasser untergehen und sich möglichst langsam auflösen. Doch auch Pellets geringer Qualität gehen in Wasser unter und ein langsames Auflösen kann auch auf hohe Gehalte an Bindemitteln zurückzuführen sein. Weitere Qualitätsmerkmale Zu den oben beschriebenen Merkmalen kommen weitere hinzu. Sie sind sowohl in der Ö-Norm als auch in der DINplus festgelegt bzw. begrenzt: der maximale Anteil an Presshilfsmitteln (in %) die Mindest-Rohdichte (in kg/m2)
Bild 4 Schwarze Schafe gibt es immer: eine Lieferung mit überlangen Pellets trotz PVDCodierung. Foto: Armin Grebe
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Haustechnik Bild 5 Bei Pellets mit solch großem Staubanteil sind die Störungen der Schnecke und des Brenners vorprogrammiert. Foto: Silobau Steinecke
Bild 6 Jede noch so gute Pelletqualität hilft nichts, wenn Randbedingungen nicht stimmen. In dieses Lager werden Pellets über geriffelte Rohre ohne Prallplatte eingeblasen. Erhöhter Abrieb und Staubbildung sind die Folge. Foto: A. Grebe
der maximale Wassergehalt (in %) der maximale Aschegehalt (in %) der minimale Heizwert (in kWh/kg) der maximale Gehalt an Schwefel (S), Stickstoff (N) und Chlor (Cl) (in %) auch der maximale Gehalt an Arsen, Cadmium, Chrom, Kupfer, Quecksilber Blei und Zink ist begrenzt (in mg/kg) Die meisten dieser Inhaltsstoffe sind jedoch
nur im Labor zu ermitteln. Dies und die kontinuierliche Qualitätssicherung kosten Geld. Daher ist es verständlich, dass seriöse Firmen nicht unbedingt die günstigsten Preise anbieten. Weitere Normen und Gütesiegel Ö-Norm 7136 Nicht die Pelletqualität beim Verlassen des Werkes ist entscheidend, sondern der Zustand im Lager bzw. beim Eintritt in den Heizkessel. Denn unabhängig
davon, ob der Kunde seine Holzpellets im Direktvertrieb erhält oder ob diese zuvor zwischengelagert wurden, besteht die Gefahr, dass die Pellets durch unsachgemäßen Transport bzw. unsachgemäße Lagerung erhebliche Qualitätseinbußen erleiden. Kriterien, die den sachgemäßen Transport bzw. die sachgerechte Zwischenlagerung von Holzpellets sicherstellen, wurden in der Österreichischen Norm (ÖNorm) M 7136 festgelegt. Neben „Allgemeinen Anforderungen“ werden Anforderungen an ein Zwischenlager, an die Transportfahrzeuge und an das Zustellpersonal definiert. Aber auch On-Bord-Wiegesysteme, Checklisten, Sortenreinheit der Pellets, Schutz vor Nässe und der Betrieb von Absaugeinrichtung wurden dort vereinbart. Inzwischen ist in Deutschland durch DIN CERTCO auf der Basis dieser Norm das Zeichen „DIN Pelletlogistik geprüfter Fachbetrieb“ entstanden. Die wesentlichen Kriterien sind: Die Zwischenlagerung beim Händler muss in geschlossenen Räumen garantiert sein, um die Aufnahme von Feuchtigkeit zu verhindern. Die Fahrer erhalten Schulungen Für einen maximalen Staubanteil von 1% vor dem Transport müssen die Pellets vor dem Verladen auf den LKW noch einmal gesiebt werden. Neue Pellettransporter müssen mit einem OnBoard-Wiegesystem ausgerüstet sein, damit der Kunde die gelieferte Menge vor Ort auch überprüfen kann. Ö-Norm M 7137 „Presslinge aus naturbelassenem Holz - Holzpellets Anforderungen an die Pelletlagerung beim Verbrau-
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Gütesiegel in Deutschland Der Deutsche-EnergiePelletverband hat sein eigenes Gütesiegel zugunsten der DIN CERTCO Zertifizierung fallen lassen. Der Pelletverband Deutschland (PVD) hat die Qualitätskriterien des PVA (Pelletverband Austria) im Wesentlichen übernommen. Für die lückenlose Kontrolle der Güteüberwachung werden bei der Herstellung den PVD-Pellets codierte Holzstückchen beigefügt. Mit diesen kann bei Bedarf einfach und schnell im Lagerraum festgestellt werden, wer diese PVD-Pellets wann und wo produziert hat, wo sie zwischengelagert wurden und wer sie bis zum Lagerraum des Kunden transportiert hat. Zusammenfassung Die Pelletqualität kann nicht allein auf Basis der äußeren Erscheinung eingeschätzt werden. Es stehen nur wenige aussagekräftige Merkmale für die Urteilsfindung vor Ort zur Verfügung.
Einige dieser Merkmale können zudem relativ einfach manipuliert werden. Es kann aber keinem Anlagenbesitzer zugemutet werden, erst eine Ausbildung zum Experten zu absolvieren und sich danach ein Chemielabor zuzulegen, um die Qualität der Pellets zu beurteilen. Die Kunden benötigen andere Kriterien, nach denen sie ohne Probleme die Pelletlieferanten beurteilen können. Der einzige Weg, dies einfach umzusetzen, ist der Nachweis der Einhaltung der Normen und der verliehenen Zertifikate bzw. Gütesiegel. Nur dies ermöglicht dem Kunden den Einkauf hochwertiger Pellets, die für den störungsfreien Betrieb einer Pelletheizung unabdingbar sind. Die Zertifizierung von Pellets und Lieferanten ist sicherlich einen Schritt in ein neues Qualitätszeitalter beim Brennstoff Pellets. Die eingangs erwähnten Preisunterschiede zwischen 165 und 210 e pro Tonne spiegeln dabei die Bandbreite wieder, in denen qualitativ hochwertige Pellets mit Güteüberwachung vertrieben werden. Weiterführende Informationen: Gute Informationen über Pellet-Qualitäten, Hersteller und Lieferanten sind auf folgenden Internetseiten zu finden: http://www.rhoen-hessenforstconsulting.de http://www.carmen-ev.de http://www.holzpellet.com
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cher“, heißt die Ö-Norm M 7137. Die Art und Weise, wie die Holzpellets beim Kunden eingeblasen und gelagert werden, ist für deren Qualität ebenso wichtig wie die qualitätssichernden Maßnahmen bei Produktion, Zwischenlagerung und Transport. In Österreich wurde daher eine weitere Norm erarbeitet, in der die Grundvoraussetzungen für eine sachgemäße Lagerung der Pellets formuliert wurden. Hier wurden Aussagen zu baulichen Anforderungen an das Lager und zum Brandschutz, zu den Befüllleitungen, zum Schallschutz, zur Errichtung von Schrägböden und natürlich auch zum Schutz vor Nässe getroffen. Die Norm äußert sich ebenfalls zu Anforderungen an Erdtanks.
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