Bike-Pool? - Team Steinlach Wiesaz
March 12, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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016 REPORT
CENTURION
TEXT: ERHARD GOLLER
Bike-Pool? Schon mal gehört? Nein, es handelt sich dabei nicht um ein Schwimmbecken für Mountainbikes. Aber immerhin: aus einer Menge von Bike-Pools könnte eine Flutwelle werden, die in der deutschen RadsportLandschaft Spuren hinterlassen wird. Und im Fahrradhandel. Wenn man Leuten wie Dieter Brenzel, Julia Sahm, Jochen Lessau oder Simon Oppold lauscht, lässt sich zumindest dieser Eindruck gewinnen.
renzel ist Lehrer und „Kopf“ der MTB-Abteilung des RV Gomaringen (bei Reutlingen); Lessau ist Verbandsassistent beim Württembergischen Radsport-Verband. Julia Sahm ist Lehrerin und Jugendreferentin im dortigen Verband, und sie beim Landesinstitut für Schulsport zuständig für die Bike-Pools. Simon Oppold ist Marketingleiter bei Merida & Centurion Germany. Die Bike-Pools, von denen hier die Rede sein soll, sind ein Modellprojekt, in dem Radsport-Händler Schulen unterstützen. Und zwar mit neuen Mountainbikes, die sie der Mountainbike-AG einer Schule zur Verfügung stellen. Damit sollen auch jene Schüler Zugang zum Radsport bekommen, die sich ein vernünftiges Bike nicht leisten können. Am Ende des Schuljahrs können die Schüler dem Händler die Räder zu einem Sonderpreis abkaufen. Oder der nimmt sie zurück und verkauft sie als gebrauchte Ware. Dieses Modell gibt es seit gut zehn Jahren und hat mit zwei Schulen begonnen. Inzwischen zählt Julia Sahm in
b
FOTOS: DANK AN JULIA SAHM
Baden-Württemberg über 60 Schulen, an denen so ein Bike-Pool existiert. Nach einem Jahr werden die Bikes verkauft. Die Händler profitieren, indem sie über diese Schiene neue Kunden gewinnen. Dieter Brenzel und seine Mitstreiter haben in Gomaringen aus einer Kooperation Schule-Verein heraus beim RV Gomaringen binnen 15 Jahren eine MTB-Abteilung aufgebaut, die jetzt 500 Mitglieder zählt. Darunter sind 100 Kinder und Jugendliche, die regelmäßig das Training unter der Leitung von 14 lizenzierten Trainern besuchen. Brenzel kam 2002 in Kontakt mit Centurion. Er überzeugte die Macher der legendären schwäbischen Bike-Marke davon, sich über deren Händler vor Ort im Bike-Pool zu engagieren. Inzwischen sind es schon über zehn Bike-Shops mit Centurion im Sortiment, die von den Magstädtern einen Rabatt bekommen und auf diese Weise mit Schulen kooperieren. Und es sollen noch viel mehr werden, wenn es nach Simon Oppold geht und eine Vereinbarung wirksam
Aus einer Mountainbike-AG ist alles entstanden. Dieter Brenzel (links) hat danach mit dem Projekt Bike-Pool sehr viel in Bewegung gesetzt. Der engagierte Lehrer hat bei Centurion Mitstreiter gefunden und will das Thema auch mit den Verbänden und dem Kultusministerium weiter vorantreiben.
018 REPORT
Aus den Bike-Pool-Meisterschaften wurde letztes Jahr erstmals ein
Landesfinale »Jugend trainiert für
Olympia« wird, die man im Januar perfekt machen will. Dann wäre Centurion offizieller Partner der Bike-Pools. Das schließt andere Marken nicht aus, rückt die Schwaben aber an vorderste Stelle. Der zweite Aspekt am Gesamtkonstrukt Bike-Pool ist die Ausbildung der Lehrer. Ohne kompetente Lehrkraft gibt es keine AGs in den Schulen. Daher betreibt man in Baden-Württemberg eine C-Lizenzierung der interessierten Lehrer und inzwischen auch ein Mentoren-Programm für Schüler, um die Lehrer zu entlasten. Womit der Verband mit seinem Lehr-Team ins Spiel kam. Zumindest in Baden-Württemberg. In Bayern, wo es auch ein Bike-Pool-System gibt und Corratec engagiert ist, bleibt der Radsport-Verband hingegen völlig außen vor. Im „Ländle“ hingegen treibt man die Verbreiterung der Basis gemeinsam voran. Der nächste Schritt hieß: „Jugend trainiert für Olympia“. Dieter Brenzel wurde mit dem württembergischen Verbandspräsidenten Hans Lutz und Jochen Lessau beim Kultusministerium vorstellig, um das entsprechende Konzept vorzustellen. Mit Erfolg! Aus den bereits existierenden Bike-Pool-Meisterschaften wurde letztes Jahr erstmals ein Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“. Schon Ende März 2014 wird es in der Schleyer-Halle in Stuttgart die zweite Auflage geben – mit 500 Schülern aus 80 bis 100 Schulen.
Das ist eine „Top-Down“-Struktur, wie Jochen Lessau sagt. Eigentlich sollte es von der Basis her Wettbewerbe geben, für die man sich via Wettkämpfe im Landkreis und dann innerhalb des Regierungspräsidiums für das Landesfinale qualifiziert. Das bis 2015 aufzubauen, ist auch die Vorgabe des Kultusministeriums. Gleichzeitig soll es künftig auch ein Bundesfinale geben. Dazu werden mindestens acht Länder benötigt, die mitmachen. „Das ist für mich realistisch erst in sechs bis sieben Jahren machbar“, meint Jochen Lessau. Auch weil es beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) aktuell offenbar nicht die notwendigen Ressourcen gibt.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) übt Druck auf den BDR aus, die entsprechenden Ausbildungsstrukturen in seinen (anderen) Landes-Verbänden voranzutreiben. Lessau ist aktuell mit dem Gebaren beim BDR noch nicht einverstanden. „Der BDR muss investieren, um die Landesverbände zur Ausbildung der Lehrer zu befähigen. Wir in Baden-Württemberg sind gerne bereit, mit unserem Lehr-Team mitzuwirken, aber dafür benötigen wir einen Ausgleich“, so Lessau. Im Klartext: Für den BDR würden Kosten anfallen. Bisher hat man seitens des nationalen Verbandes lediglich eine drei-modulige
020 REPORT
INTERVIEW SIMON OPPOLD MERIDA & CENTURION GERMANY
HERR OPPOLD, MERIDA & CENTURION GERMANY UNTERSTÜTZT DIE BIKE-POOLS IN BADEN-WÜRTTEMBERG. WAS VERSPRICHT SICH DAS UNTERNEHMEN DAVON? Der Hintergrund ist schon erst mal der soziale Aspekt. Wir fördern damit Kinder und Jugendliche und wir fördern das Thema Radfahren in der Schule. Wir können damit die Lust wecken, das Rad zu nutzen, die Kinder zum Radfahren bewegen. Dass wir als Firma auch etwas davon haben wollen, ist klar. Durch den Erstkontakt an den Schulen erhoffen wir uns natürlich, dass wir den Schülern in Erinnerung bleiben und das erste gekaufte Fahrrad dann vielleicht ein Centurion ist. Im Moment zeigt sich auch, dass wir in den Gemeinden, in denen wir eine solche Kooperation durchführen, erfolgreich sind. IHR ALS BIKE-MARKE? Ja, ich muss aber dazu sagen, dass wir am Anfang Gegenwind verspürt haben. Teilweise wehren sich die Händler und meinen, die fünf Räder könnten sie auch direkt an die Schulen verkaufen. Fakt ist aber, dass die Schulen häufig keine Zeit und keine Lust haben, zu irgendwelchen Händlern zu gehen. Sie brauchen einen Ansprechpartner, der ihnen beratend zur Seite steht. Wenn sich mal der Erfolg eingestellt hat, dann hat sich auch der Widerstand relativ schnell gelegt. Als die ersten Schüler da waren, die
gesagt haben: „Ich habe da so ein Centurion in der Schule gefahren ...“, dann ist die Kritik schnell verstummt. Im Moment sind es etwa 50 Räder, im günstigen Preisbereich. Aber es werden jetzt durch dieses avisierte landesweite Projekt deutlich mehr werden. WIE SIEHT DAS PROJEKT AUS? Wir sollen als Partner des Landes fungieren und wenn eine Schule Interesse an einem Bike-Pool hat. Das Kultusministerium schickt Flyer an die Schulen raus und bietet darin zum Beispiel drei Fahrräder an. Die können die Schulen aber nicht bei uns direkt kaufen, sondern das läuft über den Fachhandel. Die Schulen können sich dann bei einer Mittelsperson im Kultusministerium melden, die den Kontakt vermittelt. Da lässt sich dann eventuell noch ein Pressetermin draus machen, was auch immer. Die Schulen können natürlich auch bei einem anderen Händler vorstellig werden, aber wir sind erst mal der Partner dieser speziellen Geschichte. UND DAS PROJEKT LÄUFT ERST EINMAL BADEN-WÜRTTEMBERG-WEIT? So ist es geplant. Ob es noch kleine Änderungen gibt, wird man sehen, aber das Projekt wird kommen. Ab Sommer 2014 soll es dann starten.
VERDIENT CENTURION DARAN? Nein, das dicke Geld machen wir damit nicht. Wir sehen das als eine schöne Sache für die Schulen und für die Fachhändler. Und wir hoffen dabei darauf, dass sich Folge-Geschäfte ergeben. Dass eine Kundenbindung zu den Schülern und den Lehrern entsteht und wir dann davon profitieren. SOZIALES MARKETING GEWISSERMASSEN? Kann man so sehen, wenn wir das zu einem super Sonderpreis an den Händler weitergeben. Der Händler muss natürlich auch zurückstecken, aber er hat einen entsprechenden Marketing-Effekt. DAS PROJEKT SCHEINT EINE SINNVOLLE SACHE ZU SEIN. Ja, das denke ich auch. Dass ein Mensch so engagiert ist wie Dieter Brenzel, das ist natürlich schon ganz außergewöhnlich. Aber vielleicht kann man aus seinem Feuer noch einen Flächenbrand entzünden. Ich kenne selber Lehrer, die gesagt haben: „Was? So was geht? An wen kann ich mich denn da wenden?“ Deshalb ist ein Mittelsmann wie er wirklich wichtig. Ich bin überzeugt, das wird auf jeden Fall funktionieren. Ich sehe da Chancen für die gesamte Branche und glaube, dass noch viele auf diesen Zug aufspringen werden. BESTEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH!
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