ÜberSetzen - Kolleg für Musik und Kunst Montepulciano

April 2, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download ÜberSetzen - Kolleg für Musik und Kunst Montepulciano...

Description

ÜberSetzen Die zeitgenössischen Künste als fremde Sprache(n)? 15.9.-26.9.2014 Dokumentation Jahresprojekt 2014

TeilnehmerInnen Hochschule für Musik Detmold Joanne Bialek, Instrumentalpädagogik, Akkordeon Dorothea Gregor, Musikvermittlung/Musikmanagement Sonja Herrling, Musikvermittlung Max Hundelshausen, Musikübertragung / Komposition Laura Schwind, IGP Klavier Christa Sehring, Musikvermittlung Susanne Westerhoff, Musikvermittlung/Musikmanagement Prof. Dr. Klaus-Ernst Schneider, Musikvermittlung/Konzertpädagogik Prof. Dr. Joachim Thalmann, Musikvermittlung; Musikpublizistik Kunstakademie Düsseldorf Lena Marie Mogwitz, Malerei mit Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Nicolas Sippel, Bildhauerei Sabrina Straub, Bildhauerei Robert Schumann Hochschule Düsseldorf Ehsan Mohagheghi Fard, Klavier Aaron Jablonski, Ton und Bild Johannes Leppkes, Musik und Medien Lukas Reichert, Musik und Medien Raffael Seyfried, Musik und Medien Lisa Spielmann, Musik und Medien Juliane Blum, Musik und Medien, Jazz-/Popgesang Prof. Julian Rohrhuber, Musikinformatik

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 2

Folkwang Universität Essen Marie-Lena Kaiser, Tanz Elina Nikolaeva, Gestaltung Heterotopia Ann-Leonie Niss, Tanz Ivo Schneider, Physical Theater Philipp Seliger, Jazz Performing Artist Luana Velis, Schauspiel David Vormweg, Schauspiel Prof. Dr. Stephan Brinkmann, zeitgenössischer Tanz Prof. Bruno Klimek, Szenische Ausbildung Gesang/Musiktheater Hochschule für Musik und Tanz Köln Charlotte Brohmeyer, Bühnentanz Samuel Dobernecker, MA of Music/ Ev. Kirchenmusik Raissa Nikola Mehner, Jazzkomposition Emi Noda, Schulmusik Hannah Nürnberg, Tanz Max Schweder, Musicproduction Lukas Schäfer, Musik (Großfach) für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen, Schwerpunkt Instrumentalpädagogik Prof. Paulo Alvares, Improvisation Prof. Jono Podmore, Musicproduction Kunsthochschule für Medien Köln Nieves de la Fuente Gutiérrez, mediale Künste, postgraduate Corc Demir, mediale Künste Vera Drebusch, mediale Künste Peter Haas, mediale Künste Dario Mendez Acosta, mediale Künste Sina Seifee, mediale Künste, postgraduate Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 3

Tilman Singer, Medial Künste (Schwerpunkt Spielfilmregie) Andreas Altenhoff, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter akademische und internationale Angelegenheiten Kunstakademie Münster Saskia Bauer, Kunst, Geschichte LA (Gymnasium, Gesamtschule) Miriam Berger, Klasse Andreas Köpnick Nicola Gördes, Kunst Peter Karpinski, Klasse van Ofen Suna Kim, Meisterschülerjahr 1 Laura Mareen Lagemann, Klasse Henk Visch Mila Stoytcheva, Klasse Shana Moulton Hui-Chen Yun, Freie Kunst Peter Schumbrutzki, Leiter des Studios für Digitale Kunst Prof. Andreas Köpnick, Film Gäste Camille van Lunen, Komponistin, Sopranistin Swantje Lichtenstein, Autorin, Übersetzerin Susanna Schoenberg, Medienkünstlerin Dokumentation Alex Kühn Moritz Hils David Füsgen IMM Düsseldorf (Prof. Manfred Waffender) Technik Dipl.-Ing. Ewald Hentze, Kunsthochschule für Medien, Köln Organisation Sybille Fraquelli, Kolleg für Musik und Kunst Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 4

Arbeits-/Aufführungsorte 1 Kirche Sant’Agostino 2 Kirche Santa Lucia 3 Via Talosa, Meublé Il Riccio 4 Teatro Poliziano 5 Palazzo Ricci 6 Duomo 7 Piazza Grande 8 Kirche San Biagio 9 Cantinone Arte

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 5

Wochenplan

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 6

Vorträge Wie Künstler es sich und anderen unnötig schwer machen. Kunstrezeption als Muster-Erkennung. Joachim Thalmann Die. 16.9.2014, 18 Uhr Zu den grundlegendsten Bedürfnissen des Menschen gehört das Bedürfnis nach Orientierung. Die Orientierung in der gesprochenen und geschriebenen Sprache funktioniert bei geübten Menschen ebenso verblüffend schnell wie ungenau. Sie gewinnt durch einen Trick Hochgeschwindigkeit: durch das blitzschnelle Vergleichen mit Mustern, die im Laufe des Lebens als wirkmächtig und zuverlässig gespeichert werden konnten. Die Rezeption von Kunst unterliegt genau den gleichen Mechanismen von Verstehen; Kunst lebt jedoch vom Verstoß gegen diese Muster und ihre Wirkung. Wenn wir als Künstler überzeugen wollen, sollten wir die Regeln der menschlichen Datenverarbeitung kennen. Dann können wir, wenn wir wollen, mit den Mustern spielen und die Folgen einkalkulieren. Wenn wir uns nicht dafür interessieren, verkommt Kunst zur Wundertüte. Tanz als Sprache. Stephan Brinkmann. Mi. 17.9.2014, 18 Uhr „Im Tanz“, so Pina Bausch, „ geht es darum eine Sprache zu finden, die etwas ahnbar macht, was immer schon da ist.“ Dieser Satz von Pina Bausch beinhaltet gleich drei Annahmen über die nachzudenken sich lohnt: - Tanz ist das Suchen nach einer Sprache. - Das Resultat dieser Suche bleibt unbestimmbar und mehrdeutig – „ahnbar“. - Tanz übersetzt etwas, was immer schon da ist: die innere Erfahrung. In einem Kurzvortrag möchte Stephan Brinkmann diese drei Gedanken ausführen und beispielhaft darstellen, wie Übersetzungsprozesse im Tanz erfolgen können. Übersetzen oder Brücken bauen? Aspekte der Vermittlung Neuer Musik. Ernst Klaus Schneider Do. 18.9.2014, 18 Uhr In der Musikvermittlung geht es selten um das Übersetzen von Musik in eine andere Sprache. Im Zentrum stehen vielmehr künstlerische Wege und Formen des Verbindens von Menschen und Musik. Dabei kommt etwas Doppeltes zur Geltung: Einerseits soll die Präsenz der Musik gesteigert, das Sich-in-der-Musik-Erleben der Zuhörer angeregt werden. Andererseits sollen diese Erfahrungen verknüpft werden mit Momenten des Erkennens, Verstehens oder Handelns. Es sollen Brücken zwischen Mensch und Musik geschlagen werden. Wie dies in der Neuen Musik geschehen kann, soll an Konzertausschnitten gezeigt werden. Die Frage, wie sich Präsenz- und Sinnkultur im Vermittlungsprozess verbinden lassen, stellt sich an jede Kunstvermittlung.

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 7

Workshops/Seminare KÖRPER – ÜBERSETZEN. Stephan Brinkmann Die. 16.9.2014 10 Uhr. Neben der Wahrnehmung des Körpers als Instrument dient der Workshop dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer durch einen improvisativen Umgang mit Bewegung. Es werden auf körperbezogene Weise Grundlagen des Improvisierens vorgestellt und ausprobiert. Praktische Einführung/Demonstration in die Grundlagen des Beleuchtungswesens und die Nutzung des Teatros. Bruno Klimek Die. 16.9.2014, 11:30 Uhr. Auf welche Weise lassen sich mittels Bühnenlicht Räume erschaffen und ergründen, wie werden Personen und Objekte durch Licht präsentiert und verwandelt? Eine kurze Geschichte des Entstehens und Verschwindens ... Außerdem werden die Nutzungsbedingungen des Teatro Poliziano besprochen, die für das Arbeiten und Verhalten in dem Gebäude notwendig sind - Teilnahme daher für alle unerlässlich! Ambulante Verschreibungen. Julian Rohrhuber, Andreas Altenhoff und Swantje Lichtenstein Die, 16.9.2014, 15 bis ca. 16 Uhr: Info-Plenum, dann n.V. Individuelle Projektbetreuung. Wie auch immer sie aussieht – an der Sprache zu arbeiten, heißt Bedingungen zu stellen und gleichzeitig deren Folgen zu untersuchen. Oder anders: gleichzeitig Forderungen zu stellen und sich die Bedingungen zu suchen. Die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Serie und Einzelfall auszuloten. Was heißt dann Übersetzen? Das gleiche auf zwei Arten ausdrücken? Zwei Bedingungen zu stellen? Sicherlich eines, Klischees zu vermeiden: weder ist die Übersetzung bloßes Abbild eines Originals, noch ist ihr Gegenstand ein bloßer Oberflächeneffekt. Anhand eines Labors sammelt der Workshop ambulante Methoden, die die Übertragung selbst zum Gegenstand haben. Vorschriften, die Situationen herstellen, in denen sich Handlungen aufeinander abbilden oder das Gleiche als in sich uneinheitlich herausstellen kann. Dabei geht es um Regelsysteme, um Grammatiken im weitesten Sinne: Programme als Text, Algorithmen in freier Wildbahn. Das heißt auch: welche Begriffe helfen? welche Arbeitsformen sind gute Methoden für ein Sich-Dazwischen-Halten? Stichworte: Ambulanz, seltsame Laborgeräte, entsetzliche Übersetzung, elastische Grammatiken, Vorschriften, Verschreibungspflicht, Kreol, live coding, code poetry, Kurzkunstformen, Verstümmeltes, verfehlte Befehle, Gastrecht, Schleusertum und Fluchthilfe. ÜberSetzen - von der Improvisation zur Komposition. Paulo Alvares und Camille van Lunen Die. 16.9.2014, 16-18 Uhr, dann n.V. Anhand von Improvisationsspielen wollen wir in diesem interdisziplinären Workshop ein Konzept erkunden für eine gemeinsame und Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 8

spartenübergreifende Komposition zum Thema: ÜberSetzen. Komponisten und Interpreten aller Arten sind willkommen: Instrumentalisten, Sänger, Tänzer und Schauspieler, bildende - und Medienkünstler nicht zu vergessen!

Montepulciano unter dramaturgischen Gesichtspunkten (Die Stadt als „Bühne“) Eine Begehung. Bruno Klimek Die, 16.9.2014, 16-17 Uhr Die ganze Welt ist eine Bühne – oder anders gesagt: ganz Montepulciano ist voller Bühnen. Diese etwas andere Stadtbegehung soll die Augen öffnen für die theatralischen Qualitäten von Orten, Plätzen, Örtlichkeiten und einen Blick dafür entwickeln, wie sie für Projekte, Präsentationen, Performances zum Thema „ÜberSetzen“ nutzbar gemacht werden können. Außerdem soll überlegt werden, ob und welches Publikum an bestimmten Orten in der Stadt erreicht werden kann.

CODES & VOCODERS. Jono Podmore und Swantje Lichtenstein Mi. 17.9.2014, 15-18 Uhr Perception and representation are determined through codes and the ability to use and read codes, i.e. to encode and decode. There are language codes, body codes, technical and aesthetic codes - and secret codes. Working with codes always involves translation in some way. Sound, speech, meaning, music, text, noise, rhythm and their transmutations, will be explored in the workshop practically and experimentally. The focus will be on the application of live analogue electronics and a poetic approach to writing and speaking, with the resulting interfaces and collocations. Sowohl die Wahrnehmung als auch die Darstellung sind bestimmt durch Codes und die Fähigkeit diese Codes anzuwenden und zu lesen bzw. codieren und zu decodieren. Es gibt Sprach- und Körpercodes technische und ästhetische Codes sowie Geheimcodes. Der Umgang mit Zeichen und Codes erfordert immer auch eine Art Übersetzung. Wie diese für Klang, Sprechen, Bedeutung, Musik, Text, Geräusch, Rhythmus und deren Transmutationen aussehen könnte soll in diesem Workshop praktisch und experimentell ausprobiert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einsatz von analogen live electronics, poetischen Schreib- und Sprechweisen und deren Schnittstellen als Kollokationen.

Die blinde Kuh auf dem Eis. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Andreas Köpnick Mi. 17.9.2014, 15-18 Uhr

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 9

Montage-Eine Transformationsaufgabe zwischen den Gewerken. Gedanken und Überlegungen zum Thema. Peter Schumbrutzki, Do. 18.9.2014, 15-18 Uhr In diesem Workshop untersucht Peter Schumbrutzki die Performance, Medienkunst und Klangkunst als Forscher. Es wird die Montage als künstlerisches Werkzeug dargestellt und dabei die transformatorischen Elemente besonders betrachtet werden. Aus der künstlerischen Durchdringung der freien Kunst, der Medienkunst und der Musik sowie der Transformation der Gewerke untereinander ergeben sich vielfältige und innovative Möglichkeiten der experimentellen und transdisziplinären Zusammenarbeit. In diesem Workshop sollen einige Aspekte der Übersetzung und der Wandlung von einem Medium in ein anderes anhand von Beispielen dargestellt und in einer Übungseinheit vertieft werden.

«Texte variieren». Andreas Altenhoff Do. 18.9.2014, 15-18 Uhr Bei jeder für das Jahresprojekt eingereichter Projektidee handelt es sich um einen Text, der auf die beabsichtigte Realisierung zielt. Einige Entwürfe beziehen sich auf philosophische Grundlagen, manche auf literarische Quellen, und viele verstehen sich als ephemeres Zwischenstadium auf dem Weg zu einer Vergegenständlichung in Bildern, Tönen, Szene oder Tanz. Während die Exposés einen Beitrag zum Übersetzen vorstellen, sind sie bereits in eine (Rück-) Übersetzung verwickelt. Diese Übung möchte sich mit den Möglichkeiten und Grenzen einer Transposition oder Bearbeitung von Texten befassen. Wie eng kann eine Übersetzung an ihrem Ursprung bleiben, wie weit kann sich die Umwandlung in ein anderes Medium davon entfernen, ohne die Verbindung völlig abreißen zu lassen? Diese Fragen sollen am Beispiel unterschiedlicher, sehr kurzer literarischer Beispiele (Kürzestgeschichte, Gedicht/poetry, Song,…) aus verschiedenen Sprachen erörtert werden. Vielleicht geben die ausgewählten Texte ja auch zusätzliche Anregungen für die eigenen Projekte der Teilnehmer_innen.

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 10

Projekte/Arbeitsgruppen Das Schiff, Installation Überfahrt kostenlos Ivo Schneider, David Vormweg, Saskia Bauer, Philipp Seliger Die Absurden Mauern I Video-Installation Nicolas Sippel, Peter Karpinski, Mila Stoytcheva, Hui-Chen Yun, Tilman Singer Brain Jewels in the Nymphaion Live performance Mila Stoytcheva, Miriam Berger Spiegel Tanz- und Lichtperformance mit Sound Lukas Reichert, Aaron Jablonski, Ann-Leonie Niss Zu Schauer Laura Lagemann, Johannes Leppkes Frau im Kleid Tanz- und Videoperformance Marie-Lena Kaiser, Elina Nikolaeva, Peter Haas

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 11

Encoding Murakami, transdisziplinäre Konzertperformance Raissa Mehner, Emi Noda, Lukas Schäfer, Charlotte Brohmeyer, Philipp Seliger, Laura Schwind, Nicolas Sippel, Lisa Spielmann, Bruno Klimek (Licht), Max Schweder (Projektion) Konzert NP Samuel Dobernecker, Sonja Herrling, David Vormweg Cipressi Fotoausstellung Vera Drebusch Riflessioni Spiegelgang Vera Drebusch, Samuel Dobernecker Göcmenler Installation auf Plakatwänden Corc Demir Aufnahmezustand Installation und Live-Performance Sabrina Straub, Ann-Leonie Niss Ton Konzert für Klavier Sabrina Straub, Lukas Schäfer Über-Setzen Live Performance Peter Haas, Elina Nikolaeva Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 12

Babel Konzert Emi Noda, Raissa Nikola Mehner, Marie-Lena Kaiser, Luana Velis, Max Hundelshausen, Laura Schwind, Joanna Bialek, Susanne Westerhoff (Paulo Alvares und Camille van Lunen) Brüste, Bauch, Po Live Performance Ivo Schneider, Max Schweder, Samuel Dobernecker Pfingsten Konzert Emi Noda, Raissa Nikola Mehner, Marie-Lena Kaiser, Luana Velis, Max Hundelshausen, Laura Schwind, Joanna Bialek, Susanne Westerhoff (Paulo Alvares und Camille van Lunen) Ten Video Dario Mendez Acosta, Tilman Singer, Nicola Gördes, Max Schweder, Peter Haas, Nicolas Sippel The first cut is the deepest Video Aaron Jablonski, Nicola Gördes, Hannah Nürnberg, Johannes Leppkes, Laura Mareen Lagemann Topologie für zwei Medien Video Raffael Seyfried, Nieves de la Fuente Gutiérrez Dritter Gesang, Vers 1-9 Video Corc Demir, Ann-Leonie Niss Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 13

Kunst kommt von müssen (A. Schoenberg) Video Dorothea Gregor, Joanne Bialek, Juliane Blum, Luana Velis

Leichen im Gepäck Installation und Performance Lena Mogwitz, Johannes Leppkes, Juliane Blum, Luana Velis

Heka:jaete Ba: Xe-o Da Boet Performance Elina Nikolaeva, Hannah Nürnberg, Johannes Leppkes, Charlotte Brohmeyer, Lukas Reichert, Sina Seifee

Go on girl Tanzperformance Marie-Lena Kaiser, Lisa Spielmann, Laura Lagemann, Luana Velis, Nicola Gördes, Hannah Nürnberg, Mila Stoytcheva, Charlotte Brohmeyer, Elina Nikolaeva, Juliane Blum

La camera rossa Video- und Soundinstallation Peter Karpinski

Zwei Temperamente Video Christa Sehring, Sonja Herrling, Max Schweder, Charlotte Brohmeyer, Juliane Blum Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 14

Wie flüchtig Übertragung des Chorals “Ach wie flüchtig, ach wie nichtig” mit Variationen von Karl Böhm (um 1700) in den Tagesablauf des heutigen Montepulciano. Sound-Installation Susanne Westerhoff, Peter Haas Un idiota Video Miriam Berger o. T. Installation und Kunstaktion Suna Kim, Laura Schwind, Johannes Leppkes Die Absurden Mauern II (15.00) Video und Performance Nicolas Sippel, Peter Karpinski, Mila Stoytcheva, Hui-Chen Yun, Ivo Schneider o. T. Installation Lukas Schäfer. Lena Mogwitz

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 15

Meinungen Workshops Das Angebot war insgesamt sehr interessant und hat der ersten Woche einen „Rahmen“ gegeben, was ich gut fand. Mir persönlich haben die Workshops gut gefallen, da sie alle unterschiedlich strukturiert waren und einen unterschiedlich angesprochen haben, man konnte zuhören, aktiv sein, zusehen oder diskutieren. Die Workshops halte ich für eine sehr gute Sache, wenn auch die Angebote alle sehr auf Musiker ausgerichtet waren. Das ist überhaupt mein größter Kritikpunkt: dass die ganze Veranstaltung ein totales Musikerheimspiel war. Desweiteren habe ich darüber nachgedacht, ob man das Kursangebot nicht irgendwie geschickter aufsplitten könnte, es ist sehr schade, dass die interessantesten Veranstaltungen gleichzeitig stattfanden. Ich weiß nicht wie realistisch es ist, die Angebote in Vormittag und Nachmittag aufzuteilen oder ähnliches … Ich fand persönlich die Organisation der Workshops verwirrend. Sie unterschieden sich auch stark in ihrer Auffassung, was dort gemacht werden sollte. Vielleicht könnte man die Workshops direkt in verschiedene Gruppen einteilen (Projekt-unterstützende Work-Shops, Technik-Work-Shops und Work-Shops die einem theoretischen Input geben oder die verschiedenen Disziplinen vorstellen?). Jeder Dozent hat seinen Slot mit einer anderen Kategorie von Inhalt gefüllt, hier war es die Vorführung eines technischen Geräts (Vocoder), dort ein Grundsatzdiskurs aber nur auf Anfrage (Ambulanz), dort schon gleich gar kein Workshop, sondern von Anfang an ein Projekt (Improvisation/ Komposition) usw. Ich stelle mir eher verschiedene Kategorien von Workshops vor, Basic Workshops meinetwegen und Example Workshops, sodass erstmal klar ist, wo nachgedacht wird und wo gebastelt. Durch das Thema und die Workshop-Exposés der Dozenten (gibt's die überhaupt?) sollte garantiert werden können, dass sich die Veranstaltungen aufeinander beziehen lassen. Und dann wär's natürlich super, wenn man so viel wechseln könnte wie möglich, also keine Workshops komplette Zeitschienen belegen (wie Improvisation/ Komposition - da man dort sowieso im Projektmodus gedacht hat), allenfalls fakultativ (wie die Ambulanz, wo kommen und gehen kein Problem war). Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 16

Für mich war es für mich ziemlich blöd, dass der angekündigte Workshop „ÜberSetzen - von der Improvisation zur Komposition“ ausgespart wurde, um sofort mit einem Projekt zu beginnen: statt erstmal probieren zu dürfen, wurde am Anfang alles zerredet, jedoch ohne eine Diskussionskultur, das hat manche sofort aus der Gruppe wieder herauskatapultiert, andere haben sich erst nach der VorAufführung zurückgezogen (so hatte man zwei unrunde Präsentationen: eine zu früh, die andere mit einer schon bröckelnden Gruppe). Musiker in der Überzahl und zwei Musiker als Dozenten hieß leider auch, dass nicht übermäßig viel über Andockstellen für die anderen Künste nachgedacht wurde. Ich fänd‘s schön, wenn im Laufe der ersten Woche immer mehr Pausen vorhanden wären, um spontan vor Ort neue Workshops, Arbeitsgruppen zu bilden zu dann aufkommenden Themen. Das Programm der Workshops könnte noch ein wenig mehr auf darstellende Künste / Performance / Video eingehen, praktische Aspekte finde ich wichtiger als zu viel Theorie. Ich fand es gut, dass in den ersten Tagen zunächst Workshops angeboten wurden, da dadurch die Projekte nicht sofort starten und einem so besser Zeit bleibt sich in eine Projektgruppe einzufinden und mehr Leute kennen zu lernen. Workshopangebote sollten mehr auf das Projektthema ausgerichtet sein oder zum Kulturaustausch genutzt werden. Das Angebot der DozentInnen war umfangreich gestaltet, sodass alle Studierende jeglicher Disziplinen die Chance bekamen, sich außerhalb ihres gewohnten Gebiets auszuprobieren und zu informieren. Vielleicht kann man diese auch auf die Workshops ausweiten und innerhalb von Workshops, die freiwillig sind seinen Arbeitsstand präsentieren und mit anderen darüber ins Gespräch kommen. An den ersten drei Tagen waren wirklich viele Veranstaltungen und Workshops und wenn man alle besucht hat, war man wirklich den ganzen Tag beschäftigt. Ein Workshop war wirklich Spitze, ein anderer wiederum war für mich persönlich nicht so der Bringer, aber das ist ja wirklich eine persönliche Sache. Dass Workshops angeboten wurde, finde ich generell sehr gut. Es wäre aber schön gewesen von wirklich allen Kunstsparten Dozenten vor Ort zu haben. Es gab ja Dozenten die mehrere Sachen abgedeckt haben, was cool ist, aber vielleicht gibt es ja für das nächste Projekt neue Dozenten, die sich an diesen Schnittstellen aufhalten. Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 17

Vorträge Die Vorträge in der ersten Woche waren interessant und ein guter Kontrast zur Arbeitsphase danach. Mal besser mal schlechter, aber immer ein Grund, um später noch mit der Gruppe zu diskutieren. Die Abendvorträge hätte ich mir noch umfassender und breitgefächerter vorstellen können. Man könnte allerdings die Dozenten schon darum bitten, fundiert und möglichst wenig populärwissenschaftlich vorzutragen. Es ist schön, wenn die Dozierenden von ihrem Betätigungsfeld berichten und nicht künstlich einen Vortrag zusammenbasteln, der dann irgendwie zum Thema passen soll. Die Themen waren interessant und die Vorträge größtenteils sehr unterhaltsam, allerdings verlegte sich die Diskussion im Anschluss eher auf die Raucherrunden im Innenhof als auf die große Gruppe im Salone. Anderseits habe ich auch sehr unterschiedliche Vorträge gesehen, Qualitätsbezogen meine ich. Ich glaube, das ist etwas, dass ich gerne verbessern würde. Die Abendvorträge waren für mich ziemlich interessant. Da hat man die Dozenten besser kennengelernt und auch sonst viel mitgenommen. Ich hätte gerne mehr Zeit für´s Arbeiten gehabt, vielleicht war das auch einfach von uns nicht gut organisiert, aber ich würd vorschlagen ein bisschen weniger Input zu geben. Betreuung durch die Dozenten Leider war von Anfang an nicht ganz klar, welche DozentInnen in der zweiten Woche da sein würden, um als MentorInnen zur Verfügung zu stehen. In der zweiten Woche waren die die Dozierenden für mich so ein bisschen aus den Augen aus dem Sinn. Es wäre schön, wenn es so eine Art Sprechstunde oder so gäbe. Vielleicht gab es die ja sogar, aber dann wusste ich davon nichts.... Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 18

Die Dozenten dürften teilweise auch noch mal darauf hingewiesen werden, dass man als Dozent ein Nähe-Distanz-Künstler sein muss: mitmachen, aber nicht selbst projektieren, anregen, aber nicht entscheiden wollen, vormachen, aber nicht selbst präsentieren - da gab es z.T. auch schwierigere Situationen, die wir untereinander dann wieder auffangen mussten. Ein anderer Punkt war, dass mir ein Dozent für die Darstellenden Künste gefehlt hat! Es könnte ein Schauspieldozent oder vielmehr ein Sprech- und Stimmdozent sein! Da doch einige Künstler dabei sind, wäre es vielleicht auch gut, noch einen Künstler (Bildhauer und Maler) als Professor da zu haben. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Musikdozenten immer das Konzert, aber nie Handlungsweise und inhaltliche Auseinandersetzung im Vordergrund gesehen haben. Ich fand es sehr gut, dass ich relativ frei mit anderen arbeiten konnte, ohne größere Interventionen von den Dozenten befürchten zu müssen. Das sollte auf jeden Fall so erhalten bleiben. Ich denke die Dozenten sollten sich aus der Projekt- und Ideenentwicklung so weit wie möglich raushalten. Ich habe eine sehr gute Betreuung bekommen. Nicht nur durch den Mentor, sondern auch durch alle am Projekt beteiligten Personen. Die Betreuung durch die Dozenten gefiel mir größtenteils sehr gut. Ich hatte immer das Gefühl gutes konstruktives Feedback zu bekommen, wenn ich es brauchte, aber auch 'in Ruhe' gelassen zu werden, wenn man gerade einfach alleine arbeiten wollte Manche konnten mit ihrem Spezialgebiet zu den anlaufenden Projekten und gegebenen Interessen nicht wirklich etwas beitragen. Es sei denn, alle hätten einen Vortrag gehalten. Manche waren (aus meiner persönlichen Sicht) mehr zur Selbstdarstellung als zum Mentoring da. Manche waren außerordentlich vielseitig und konnten auch außerhalb ihres Spezialgebietes mitreden. Schade, dass sehr wenig darstellende Künstler da waren oder nur für wenige Tage. Von ihnen hätten wir mehr gebrauchen können. Was ich von Mentoren (nicht Künstlern, Mentoren!) erwarte ist: Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Geduld. Das hatten nicht immer alle zu bieten. Sehr heterogen. Von immer präsent und ansprechbar, über kautzig, bis überflüssig war eigentlich alles dabei. Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 19

Wie ihr einem mit Rat und Tat zur Seite gestanden habt, ohne Zuviel einzugreifen war ganz toll. Ich habe mich aufgehoben und frei gefühlt zur gleichen Zeit. Ich möchte allerdings dem von einigen anderen geäußerten Wunsch nach mehr Betreuung widersprechen: die Freiheit für die eigene Arbeit war ganz wunderbar und notwendig. Die Probleme damit umzugehen liegen, glaube ich, eher im persönlichen oder in gelernten Formen begründet. Generell würde ich mir eine Art Kolloquium wünschen. Eine Arbeitsbegehung / Besprechung / Vorpräsentation mit Diskussion. Und zwar nicht ein paar Minuten: sondern ruhig eine Stunde, sodass viel gedacht und gesagt werden kann. Etwas ernüchtert hat mich der Eindruck, dass meine Projektidee, sowohl bei fachlichen als auch organisatorischen Betreuungspersonen, Stress hervorrufen konnte. Die Art, wie am Montag Vor- und Nachmittag durchsickerte, dass mein Projekt nicht besonders erwünscht ist, ist verbesserungswürdig. Es kreiert eine angenehme Schaffungs-Atmosphäre, wenn man erst mal grundsätzlich kein Nein vor die Nase bekommt. Ich würde behaupten, unser Projekt hätte sich anders präsentiert bei einer anderen Grundeinstellung. Das bitte unbedingt beibehalten und ausbauen. Thema Den Projekten ging das Thema teils verloren, es war zwar Ausgangspunkt, konnte sich aber ganz frei entwickeln. Das sollte auch so bleiben! Die Bedeutung des Themas ÜberSetzen war in den einzelnen Projekten natürlich total unterschiedlich ausgeprägt. Ich glaube, vielen hat es geholfen etwas zu einem konkreten Thema zu entwickeln, um überhaupt anfangen zu können und einen Einstieg zu finden. Ich sehe so ein Thema als Denkanstoß und Initialzündung ... Wenn dann am Ende das eigentliche Thema im Projekt gar nicht mehr so offensichtlich erkennbar ist, finde ich das nicht schlimm, da so ein Projekt, insbesondere wenn man interdisziplinär zusammenarbeitet, immer ein Entwicklungsprozess ist. Das Thema war sehr komplex und ich finde auch ein einfacheres Thema hätte den zwei Wochen keinen Abbruch getan. Als ich mich beworben habe und gelesen habe, worum es geht, habe ich gedacht, die zwei Wochen würden vielleicht etwas zu intellektuell oder abgehoben. Aber das war nicht der Fall, es war bodenständig und ehrlich.

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 20

So ein Motto dient mehr als Gedankenanstoß, Inspiration oder sonst was. Und da man in den Künsten sowieso dauernd von Übersetzungen reden kann, ist es für mich ohnehin sinnlos, auf diesem Begriff zu beharren. Es ist aber auch gut, dass es ebenso ein Motto gibt. Sonst hat man keinen Anhaltspunkt (vor allem für die Bewerbung). Vor Ort fallen einem eh dauernd neue Projektideen ein. Das Thema ÜberSetzen schien als Gedankenanstoß extrem wichtig zu sein. Es zeigte sich mal mehr, mal weniger, mal gar nicht in den fertigen Arbeiten. Wie das ebenso ist in der Kunst. Arbeitssituation vor Ort Allerdings fehlt ein Raum mit gutem Boden für Tänzer_innen und andere bewegende Menschen. d.h. sauberer Boden, nicht zu kalt und möglichst eben und gleichmäßig (also keine Terracottafliesen, wo man hängen oder wegrutschen kann). Meiner Meinung nach ist auch der Entspannungsraum nicht wirklich für Entspannung geeignet, da der Teppich von zweifelhafter Sauberkeit und Konsistenz zum darauf liegen ist. Schön wären z.B. Pilates- oder Yogamatten und Wolldecken. Allerdings ist es für die Künstler teilweise etwas schwierig zu arbeiten (sofern sie nicht moderne Medien benutzen). Es gibt zwar sehr viele Räume, die aber nicht zum Arbeiten geeignet sind, da sie entweder nicht schmutzig werden dürfen, oder bereits so dreckig sind, dass es schwierig ist, dort beispielsweise zu zeichnen. Ich glaube, es wäre für nachfolgende Gruppen schön, wenn sich Böcke und große Platten und Arbeitsstühle vorfinden würden, damit man sich Tische hinstellen kann und ein paar Materialien bereits vorhanden wären (Schrauben, Nägel, Schnur, Papier, Wandfarbe...). Sehr angenehme Arbeitsatmosphäre, ging alles schnell und unkompliziert. Ich finde es sehr schade, dass die räumliche Nutzung im Palazzo so künstlich eingegrenzt wurde, gerade nach der ersten Woche erzeugten die Öffnungszeiten eine etwas hilflose Situation in der Gruppe. Der Ort bestimmt die Arbeiten, die realisierbar sind. Man muss umdenken. Ich habe auch erst vergeblich einen Baumarkt gesucht. Wenn es keinen gibt, dann eben nicht. Es entsteht dennoch (oder gerade deswegen?) Anderes und Gutes. Natürlich war von Beginn an spürbar, dass die Akademie in erster Linie auf die Musik und darstellende Künste ausgerichtet ist, wobei für mich der Transport des Werkzeugs und kaum vorhandene Möblierung der Ateliers das Lästigste daran war.

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 21

Die Arbeitssituation vor Ort bekommt deutliche Kritik von mir: Wie kann es eine Woche und einen Tag dauern, ehe ich einmal an die elektrische Domorgel kann? Zumal für mein Projekt eigentlich die historische Orgel im Dom auf der Empore wichtig gewesen wäre. Da gab es kein Drankommen. Für mich vollkommen unverständlich! Gruppenarbeit/Interdisziplinarität Es heißt, dass nicht „Künste“ zusammenarbeiten, sondern immer Menschen. Ich kann mich mit jemandem verstehen, weil er einfach mein Typ ist oder weil ich in einen gelungenen Dialog mit ihm eintrete. Letzteres hätte in MP selbstverständlicher sein können: einen Diskurs, Dialog, Gespräch(sversuch) über unsere Künste, Selbstsicht als Künstler, Kunstbegriff, was die Künste überhaupt essentiell miteinander gemeinsam haben usw. Nicht dass ich nicht solche Gespräche geführt hätte - aber das könnten die Workshops noch verbindlicher einführen/ moderieren und andererseits könnte man evtl. beim Aufnahmeverfahren mehr auf die Diskursfähigkeit der Bewerber achten. Das Gründen von Projektgruppen kann man nur schwer organisieren oder strukturieren. Eine Vorstellungsrunde mag vielleicht etwas dröge erscheinen, aber man hat zumindest mal einen Überblick über die Gruppe und die Tätigkeitsfelder und eventuelle Schnittstellen mit der eigenen Projektidee gewonnen. Ein bisschen Eigeninitiative muss dann halt von den Studierenden kommen. Grundsätzlich hätte ich mir in der ersten Woche noch mehr vorgegebene Struktur gewünscht. Also morgens & abends einmal für Orga, etc treffen. Dazwischen kann jeder wurschteln, wie er möchte und in der zweiten Woche war es gut, es ganz aufzulösen. Aber ich war am Anfang ein wenig "lost". Was auch an den Workshops lag, die ich relativ nichtssagend (mit ein, zwei Ausnahmen) fand. Das Zusammenfinden in den Projektgruppen habe ich als absolut unproblematisch empfunden. Die Vorstellungsrunde war dafür für mich sehr wichtig. Allerdings braucht es für das Finden der Gruppen meiner Meinung nach nicht noch mehr Planung und 'Kennenlern'-Aktionen. Allgemein wäre mir eine Stufe weniger Selbstbewusstsein (oder Kompensation von zu wenig Selbstbewusstsein) und ein Grad mehr fragendes Vortasten fast überall angenehmer gewesen. Es war mir scheinbar so gut wie nicht möglich, einen konstruktiv-kreativen Zugang zu der bunten Gruppe von Individualisten - wie ich selbst - zu finden, wie ich es auch versuchte. Zwar führte ich viele anregende Gespräche, lernte wahnsinnig spannende Menschen kennen, knüpfte viele Kontakte, wirkte bei zwei Projekten mit, konnte mich also durchaus einbringen und interagieren. Doch fühlte sich mein kreatives Ich auf dem Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 22

Nullpunkt angelangt, fragte sich schließlich, warum es noch existiere, weil es keine Möglichkeit der selbstbestimmten Äußerung sah, sich schämte für seine isolierende Sonderlichkeit, keinen Platz zwischen den Menschen fand, zwischen den Individuen, zwischen den Ichs. Noch nie durfte ich eine so - man erlaube mir das Wort, um meinem spontanen Eindruck gerecht zu werden - ignorante Atmosphäre, blind für die Welt des Nächsten, erleben dürfen, in die ich mich zehn Tage versucht hatte, einzuleben, mich ihr anzupassen, ihr gerecht zu werden, mich in sie zu zwängen, nur, um jetzt, nach dieser Zeit, endlich mit Gewissheit sagen zu können, dass ich niemandem etwas beweisen muss, niemandem gerecht werden muss, niemandem etwas schuldig bin, niemandem gefallen muss, mich niemandem anpassen muss, um in dieser Welt vor mir selbst zu bestehen. In der ersten Woche war da eine große Mauer, die eigenes Projekt und deren Verwirklichung hieß. Außerdem war man so voll mit Vorträgen, Kursen etc. dass man sich weder auf den Ort und die Menschen einlassen konnte. Mir hat es in den ersten Tagen gefehlt die Gruppe besser kennen zu lernen und zu sehen mit wem ich überhaupt arbeiten kann. Vielleicht hätte man jeden Tag die große Gruppe in kleinere aufteilen können und ein Subthema vorgeben können, an dem man an dem Tag arbeiten kann und es am Abend der gesamten Gruppe zeigen. Es ist eine Sache mit einem Konzept zu kommen, allerdings trifft man auf SO! viele Menschen die SO! anders arbeiten, dass man vor Ort sehen muss, was man überhaupt konkret arbeiten kann und will. Am Ende hat die Mehrheit seine eigenen Ideen fallen lassen und sich einfach aufeinander eingelassen. Für mich hat da die interdisziplinäre Arbeit angefangen! Ich habe auch irgendwie große Mühe gehabt, klar mit den anderen Studenten zu kommen, habe mich immer ein wenig "daneben" gefühlt. Als Musikerin finde ich aber das Prinzip von einer interdizsiplinäre Zusammenarbeit sehr wertvoll und ich schätze auch das gesamte Projekt und das organisatorische Team sehr, möchte mich auch einfach dafür sehr bedanken! Das Finden von Projektgruppen und Konzepten fand natürlich bei vielen unterschiedlich schnell statt, wobei ich das Gefühl hatte, dass in der ersten Woche eben durch die angebotenen Workshops, Vorträge und dem morgendlichen Warm-Up Programm sehr viele Möglichkeiten gegeben waren um andere StudentInnen kennenzulernen und in themenbezogene Diskussionen zu geraten. Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 23

Die Zeit in Montepulciano war für mich, da ich grundsätzlich nicht unbedingt in Gruppen arbeite, eine riesige Bereicherung, da man sich auf die Umstände einlässt und in ganz anderen Strukturen denkt. Ich habe mich z.B. an einem, für mich, ganz neuen Medium ausprobiert, was ohne diese Exkursion wohl nicht passiert wäre. Ich wünsche mir noch mehr simple Mitarbeit der Künstler, Musiker, Theaterleute vor Ort. Das Teatro und das Cantinone schienen beide spannende Orte des kulturellen Lebens in Montepulciano zu sein, da überrascht es wie hermetisch isoliert unsere Gegenwart dort war (es müssen ja nicht gleich Malerfürsten aus Florenz und Rom sein!). Das Projektgruppen finden hat bei mir lange gedauert und dann waren es plötzlich zu viele. Also evtl. die Empfehlung nur 1-3 Projekte zu machen. Es ist einfach immer schwer, an andere Kunstsparten anzuknüpfen. Man kann nicht einfach in eine Kunsthochschule spazieren und sagen: "hey, ich suche einen Bildhauer für mein Projekt!" In Montepulciano ist genau das möglich. Ich finde aber, dass man nicht unbedingt auf Interdisziplinarität bestehen muss. (es waren auch nicht alle Projekte interdisziplinär, aber es schien so, als wäre das enormst wichtig) Mehr Schauspieler und Tänzer. Wir sind hier so isoliert und eingespannt in einen Stundenplan, dass es wirklich den Horizont erweitert, zwei intensive Wochen mit Künstlern aus den anderen Sparten zu verbringen. Sollte es die Möglichkeit, dass wir als Klasse zu diesem Projekt kommen wäre das WAHNSINN! Abschlussveranstaltung Schwieriges Thema. Ich habe nicht alles gesehen. Ich finde es bei den Dingen, die einfach nur stehen können, gut, wenn diese wirklich eine Weile aufgebaut bleiben können, dann kann jede individuell Zeit finden, sie anzuschauen. Der kompakte Theaterabend war auch ganz gut. Falls es irgendwie organisatorisch möglich sein sollte - terminlich etwas mehr auseinanderziehen, damit man die Möglichkeit hat mehr Projekte anzusehen und die ganze Präsentation für ein breiteres Publikum öffnen. Mir fällt leider auch keine bessere Lösung ein, als grundlegend die Form der Veranstaltung zu überdenken: der Abend im Theater war konzentriert und deswegen wunderbar einfach – am nächsten Tag innerhalb von einer halben Stunde quer durch die Stadt zu rennen und noch in San Biago vorbeizuhaken, ist dagegen nicht möglich. Es wirkt fast so, als wäre die gegenwärtige Form für eine intensive (reduzierte!) Workshopform zu lang (!) und für eine projektorientierte Residency zu kurz. Eine gewisse Zwickmühle. Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 24

..waren wunderbar! Ich habe so viel gesehen, gestaunt, gefühlt. Ich habe versucht, möglichst viel mitzukriegen und war aber auch nicht zu deprimiert, wenn es nicht geklappt hat: das kennt man von jeder Biennale, großen Ausstellung, Rundgang etc etc: man muss Glück haben, Orientierungssinn, Gespür für Gutes. Oder sich eben einfach Treiben lassen. Es geht nicht anders. Ich fand die Organisation wirklich gut, zwei Tage (einer mit Theaterschwerpunkt) sind eine gute Idee. Ich fand die Ergebnisse des Projekts insgesamt sehr gelungen, inklusive einiger Highlights, die mich nachhaltig beeindruckt haben. Gut und schade zugleich: so viele Projekte, die entstanden sind. Von den Ergebnissen konnte ich nur einen Bruchteil mitbekommen. Ich fand es sehr bedauerlich, dass ich nur mit sehr wenigen über unsere Ausstellung im Atelier sprechen konnte, was vor allem daran lag, dass viele es nicht geschafft haben dorthin zu kommen (inklusive mir)... Vielleicht macht man besser statt den 1 1/4 Tagen Abschlusspräsentationen ein jährliches großes Festival von 2 1/2 Tagen, welches über die Stadtmauern hinaus beworben wird? Kostet möglicherweise mehr Geld und Aufwand, ist es aber auch Wert und bringt Zuschauer. Presse einladen, vernetzen mit anderen Festivals, ein richtiges Event draus machen, was nicht nur die zufällig vorbeigelaufenen Touristen mitbekommen. Die Abschlusspräsentation war beeindruckend. Die Vielzahl und Verschiedenartigkeit der Arbeiten, die in kurzer Zeit entstanden sind, war zeitweise überwältigend. Als Verbesserungsvorschlag würde ich so wie einige andere auch, den Punkt mit der Präsentation nennen. Letztendlich haben wir die ganzen Geschichten für uns gemacht und haben im Endeffekt nicht alles sehen können. Allgemeines Resumée Es war großartig, in Montepulciano zu sein, Zeit zu haben, über Kunst, Theorie, Religion, alles Mögliche mit fremden, aber irgendwie verbunden Leuten zu sprechen und schließlich auch etwas machen zu dürfen/sollen. Es war wirklich eine tolle Erfahrung mit viel Erkenntnis im Außen wie im Innen für mich selbst, die ich sicherlich nicht vergessen werde! Die zehn Tage, die ich in diesem Jahr in Montepulciano verbringen durfte, zählten zu den schwersten diesen Jahres. - Diese zehn Tage, die ich in diesem Jahr in Montepulciano verbringen durfte, zählen zu den wichtigsten, befreiendsten und intensivsten Momenten meines Lebens. (…) Ich ruhe Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 25

nun so viel mehr in mir selbst, ich fühle, wie mich tausend und eine Idee von Tag zu Tag tragen und ich endlich - nach sechs langen Semestern der Unklarheit über mein Selbstbild von der Welt - den Mut habe, alle in höchster mir momentan möglicher Perfektion umzusetzen. Ich habe endlich wieder zu mir gefunden. Dafür danke ich allen, die mir diese Remetamorphose ermöglicht haben! Einzigartig ist, dass ich an einem schönen Ort mit anderen interessanten Leuten Zeit und Freiheit habe, Kunst zu machen und gleichzeitig diese Leute ebenfalls in NRW wohnen, sodass sich wirklich bleibende Zusammenarbeiten entwickeln können. Ich bin zurückgekommen mit vielen Erfahrungen, Motivationen und neuen Kontakten zu spannenden Menschen. Das Inseldasein und die Atmosphäre der Stadt, die Zusammenführung der unterschiedlichen Disziplinen und Persönlichkeiten und das daraus resultierende Potenzial, der künstlerische Freiraum machen das Projekt einzigartig. Das Gefühl, woanders zu sein, und etwas mit Menschen zu tun haben, mit denen ich normalerweise nicht arbeiten würde (andere Aspekte der Kunst). Die Gelegenheit, seine eigenen Horizonte eröffnen zu können machen für mich das Projekt einzigartig. Den Aufenthalt in Montepulciano habe ich persönlich als ein sehr kontrastreiches Erlebnis empfunden. Es waren ganz viele positive Aspekte, und ich konnte mich in mehrere Projekte mit oder ohne Instrumente ausdrücken. Ich habe auch durch den Workshops und die Zusammenarbeit mit Dozenten und Studenten viel gelernt. Das Jahresprojekt in Montepulciano war für mich ein voller Erfolg, sowohl auf professioneller als auch auf privater Ebene. Es haben sich neue Wege für meine zukünftige Arbeit eröffnet, zeitgleich haben sich auch Freundschaften mit Studierenden anderer Hochschulen gebildet, was meines Erachtens genauso fördernd ist. Die Zeit dort ist immer noch in meinem Kopf und ich habe dort große Inspiration für mein weiteres künstlerisches Arbeiten gesammelt. Ich habe so einige Fragen bezogen auf meine Arbeit dort konkretisieren können. Ich kann den Aufenthalt in Montepulciano für mich bedingungslos als befruchtend, befreiend und bereichernd verbuchen. Die angestrebte interbzw. transdiziplinäre Arbeit dort, war zumindest in meinem Sinne, bestens durch die Kollegen aller Fachbereiche, die Dozenten, und die vorgegebene Struktur ermöglicht, und erfüllt worden.

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 26

Projekte mit mehreren Menschen anzugehen bedeutet mehr Aufwand und mehr Verantwortung. Das hat sicherlich allen gut getan und war auch für mich lehrreich. Auch Kritikfähigkeit wurde trainiert. Meiner Meinung nach kann man diese zwei Wochen sehr individuell als mündiger Teilnehmer erleben. Was mir enorm den Druck genommen hat, in den Projekten nur auf ein Produkt hinaus zu wollen. Ich war frei in der Entscheidung zu forschen oder zu produzieren. Montepulciano 2014 war eine unglaubliche Bereicherung für mich. Es gibt kein vergleichbares Angebot an der Hochschule, das so viele Kunstsparten zusammenführt. Man bricht ganz automatisch und natürlich mit seinen eigenen Konventionen und lernt mit anderen Kunstdisziplinen umzugehen und zu kommunizieren! Nicht nur die Gruppe und die Arbeit an sich bleiben mir in Erinnerung, sondern auch der Ort. Man hat das Gefühl, dass dort die Uhren langsamer ticken und man bekommt alle Möglichkeiten und Freiheiten zu denken und los zu legen. Ich glaube, dass ihr da etwas habt, was viel Potenzial in sich trägt, auch wenn zu dessen Erfüllung natürlich alle anwesenden Teilnehmer beitragen müssen. Ich jedenfalls habe die Zeit sehr genossen und eine Menge gelernt. Ich wünsche euch, dass ihr für das nächste Jahr tolle Dozenten und tolle Teilnehmer habt: denn ich denke davon lebt das Projekt doch am meisten.

Jahresprojekt 2014: ÜberSetzen

Seite 27

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.