Bericht - Die VWU

March 10, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Pfingstexkursion 2011 Ungarn

13. Juni – 17. Juni 2011 Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaus Technische Universität München – Weihenstephan Organisation der Exkursion: Prof. Dr. Alois Heißenhuber

Inhaltsverzeichnis

II

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................ II  Abbildungsverzeichnis .................................................................................... V  Tabellenverzeichnis ....................................................................................... VII  Programm ...................................................................................................... VIII  Route in Ungarn .............................................................................................. IX  Teilnehmerliste ................................................................................................. X  1  Die Geschichte Ungarns ............................................................................ 1 1.1  Völkerwanderung und Landnahme durch die Magyaren ........................ 1  1.2  Ungarn als unabhängiges Königreich..................................................... 1  1.3  Das dreigeteilte Ungarn von 1526 bis 1699 n. Chr. ................................ 2  1.4  Ungarn unter habsburgischen Absolutismus ( 1699- 1848) ................... 2  1.5  Zwischenkriegszeit und 2. Weltkrieg ...................................................... 3  1.6  Volksrepublik Ungarn ............................................................................. 4  2  Die ungarische Wirtschaft.......................................................................... 5  3  Landwirtschaft in Ungarn........................................................................... 7  3.1  Pflanzenbau ........................................................................................... 8  3.2  Landwirtschaft als Teil der Volkswirtschaft ............................................. 8  4  Der Transformationsprozess in Ungarn ................................................. 10  4.1  Einführung und Begriffsklärung ............................................................ 10  4.2  Die Entwicklung der Eigentumsstruktur vor 1989 ................................. 10  4.3  Die Reformen nach 1989 und ihre Auswirkungen ................................ 12  4.4  Schlussbetrachtung .............................................................................. 13  5  Marktfruchtbetrieb Ochsenreither ........................................................... 14  6  Beratungsunternehmen PC-Agrar ........................................................... 18  6.1  PC-Agrar .............................................................................................. 18  6.1.1  Begrüßung und Geschichte: ......................................................... 18  6.1.2  Dienstleistungen: ........................................................................... 18  6.2  Tochtergesellschaft MAgrE .................................................................. 19  6.2.1  Geschichte: .................................................................................... 19 

Inhaltsverzeichnis

III

6.2.2  Dienstleistungen: ........................................................................... 19  6.2.3  Landwirtschaft in Ungarn ............................................................... 19  6.2.4  Probleme der Landwirtschaft in Ungarn:........................................ 20  7  Hubertushof .............................................................................................. 22  7.1  Forst ..................................................................................................... 22  7.2  Jagd und Fasanerie.............................................................................. 22  7.3  Viehhaltung und Zucht ......................................................................... 23  7.4  Pflanzenbau ......................................................................................... 24  7.5  Hotel ..................................................................................................... 25  8  Universität Kaposvár ................................................................................ 26  8.1  Vortrag über die Universität.................................................................. 26  8.2  Mittagessen in der Mensa .................................................................... 28  8.3  Campusführung und Besichtigung der Reitschule ............................... 28  9  Kishantos Rural Development Centre..................................................... 30  10  Milchviehbetrieb Mezöfalfa ...................................................................... 34  10.1  Aufstallung ......................................................................................... 35  10.2  Fütterung ............................................................................................ 35  10.3  Besamung .......................................................................................... 36  10.4  Milchproduktion .................................................................................. 37  11  Die Geschichte Budapests....................................................................... 39  12  Budapest- Sehenswertes ......................................................................... 41  13  Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest ............................................. 44  13.1  Überblick: Ladwirtschaft Ungarns (Hartmut Wagner) ......................... 44  13.1.1  Vergleich Deutschland Ungarn .................................................... 44  13.1.2  Kennzeichen der ungarischen Landwirtschaft ............................. 45  13.1.3  Veränderung nach der Wende bis zum EU-Beitritt ...................... 45  13.1.4  Veränderung in der ungarischen Landwirtschaft seit dem EUBeitritt ..................................................................................................... 45  13.1.5  Ungelöste Probleme .................................................................... 46  13.2  Position Ungarns bezüglich GAP 2013 (Norbert Potori) ..................... 46  13.2.1  Wie sollte die GAP 2013 aussehen ............................................. 46 

Inhaltsverzeichnis

IV

13.2.2  Grundvorstellungen der ungarischen Agrarpolitik in Verbindung mit GAP............................................................................................. 47  13.2.3  Hat die GAP zur Entwicklung des ländlichen Raums beigetragen? . ..................................................................................................... 47  13.2.4  Determinierende Faktoren der Weltmarktpreise von Agrarrohstoffen ......................................................................................... 48  14  Besuch der Corvinus-Universität Budapest ........................................... 49  14.1  Geschichte und Allgemeines zur Universität ...................................... 49  14.2  Die Fakultät für Gartenbauwissenschaften ......................................... 50  14.3  Die Besichtigung des Gartens ............................................................ 52  15  Sekt- und Weinkellerei Törley .................................................................. 55  15.1  Geschichte ......................................................................................... 55  15.2  Das Verfahren zur Sektherstellung..................................................... 57  15.3  Verkostung ......................................................................................... 59  15.4  Weinprobe und Abendessen .............................................................. 63  16  Besuch der Universität für Bodenkultur in Wien ................................... 65 

Abbildungsverzeichnis

V

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:

Gruppenfoto ............................................................................ XII 

Abbildung 2:

Betriebsbesichtigung mit Alexander Ochsenreither ................ 14 

Abbildung 3:

Wildschaden ........................................................................... 17 

Abbildung 4:

Mutterkuhherde mit Kälbern .................................................... 24 

Abbildung 5:

Prof. Heißenhuber stellt den Vertreter von PC Agrar sowie der Universität vor ................................................................... 26 

Abbildung 6:

Vortrag über die Universität .................................................... 28 

Abbildung 7:

Die Studentengruppe auf dem Weg in die Mensa ................... 28 

Abbildung 8:

Der Campus der Universität .................................................... 28 

Abbildung 9:

Reitschule und Gestüt der Universität ..................................... 29 

Abbildung 10: Das Schloss von Kishantos: Einst Repräsentationsbau, nun Bildungsstätte für ökologischen Landbau in Ungarn ............... 30  Abbildung 11: Der Striegel ist noch immer das wichtigste Gerät zur Unkrautregulierung im Ökolandbau......................................... 32  Abbildung 12: Einige Ungarische Steppenrinder und Gänse bringen Leben auf den Hof und Fleisch auf den Tisch .................................... 33  Abbildung 13: Betriebsleiterin Agnes Arguer - Geschenkübergabe ............... 34  Abbildung 14: Liegeboxenlaufstall ................................................................. 35  Abbildung 15: Maissilo ................................................................................... 36  Abbildung 16: Doppel-24er Fischgrätenmelkstand ........................................ 38  Abbildung 19: Gruppenfoto bei der Corvinius-Universität .............................. 49  Abbildung 20: Unser Exkursionsleiter Prof. Dr. Alois Heißenhuber

im

Gespräch mit Prof. Dr. Gábor Schmidt und Frau Dr Isván Papp........................................................................................ 52  Abbildung 21: Riesenmagnolie (magnolia grandiflora)................................... 53 

Abbildungsverzeichnis

VI

Abbildung 22: Produktauswahl und unsere Führer durch die Kellerei............ 56  Abbildung 23: Auch unsere männlichen Exkursionsteilnehmer entdecken ihre Liebe zu Sekt und Wein ................................................... 56  Abbildung 24: Anlage zum Befüllen der Sektflaschen nach der Transvasè-Methode und Sektlagerung bei 60° Neigung .................. 58  Abbildung 25: Große Begeisterung an der Verkorkungsmaschine ................ 58  Abbildung 26: Der Saal vor der Verkostung ................................................... 59  Abbildung 27: Ein Prosit auf die Sektverkostung ........................................... 60  Abbildung 28: Ein jeder bei der Sache ........................................................... 61  Abbildung 29: Der Geräuschpegel stieg an und das Grinsen so mancher Teilnehmerin wurde immer heiterer......................................... 62  Abbildung 30: Die Einträge ins Gästebuch schrieben sich schon von allein Großes Fachsimeln über Geschmack und Abgang ................ 62  Abbildung 31: … und die Menge tobte auf der Fahrt zur Weinverkostung… . 63  Abbildung 32: Liveband (links) und Prof. Schnyder im Weinkeller ................. 63  Abbildung 33: Im Weinkeller .......................................................................... 64  Abbildung 34: Gemeinsames Mittagessen in der Mayerei ............................. 65  Abbildung 35: Bildnis des Kaisers Franz-Josef im Festsaal der Boku ........... 67  Abbildung 36: Gruppenfoto mit ehemaligen Weihenstephanern vor dem Gregor-Mendel-Gebäude ........................................................ 69 

Tabellenverzeichnis

VII

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Bruttoinlandsprodukt Ungarns im Zeitraum von 2004 bis 2007 ......... 6  Tabelle 2: Standorte und Fakultäten der Corvinus-Universität ......................... 50 

Programm

VIII

Programm Montag, 13. Juni

06.00 Uhr Abfahrt in Freising 14.00 Uhr Marktfruchtbaubetrieb AGRORÁDÓC KFT in Rádóckölked Übernachtung in Balatonfenyves (Hubertushof)

Dienstag, 14. Juni

09.45 Uhr 10.45 Uhr 11.30 Uhr 12.30 Uhr 14.30 Uhr

Mittwoch, 15. Juni

08.00 Uhr Abreise aus Balatonfenyves 10.00 Uhr Kishantos Rural Development Centre, Hantos 12.00 Uhr Mittagessen 14.30 Uhr Milchviehbetrieb in Nagysismànd puszta 17.00 Uhr Weiterfahrt Richtung Budapest Übernachtung im Hunguest Hotel Griff Budapest

Péter Gyódi PC-Agrar Csaba Borbély Kaposvár Universität Mittagessen in der Mensa der Universität Besuch der Universität in Kaposvár Besichtigung Hubertushof Übernachtung in Balatonfenyves (Hubertushof)

Donnerstag, 16. Juni 09.00 Uhr 12.00 Uhr 15.00 Uhr 18.00 Uhr

Institut für Agrarökonomie in Budapest Mittagessen und Besuch der Markthalle Corvinus-Universität Budapest Besichtigung der Törley Wein- und Sektkellerei 20.00 Uhr Abendessen in Licskellerei Budafok Übernachtung im Hunguest Hotel Griff Budapest

Freitag, 17. Juni

08.00 Uhr Abreise aus Budapest 12.30 Uhr Mittagessen in der Mayerei, Wien Türkenschanze Treffen in der Universität für Bodenkultur 15.00 Uhr Rückreise 20.00 Uhr Ankunft in Freising

Route in Ungarn

Route in Ungarn

B: Rádóckölked C: Balatonfenyves D: Kaposvár E: Hantos F: Budapest G: Wien

IX

Teilnehmerliste

X

Teilnehmerliste Name

Vorname

Adam

Matthias

Adler

Michaela

Aman

Sigrid

Bauer

Astrid

Bauer

Michael

Bauer

Simon

Baur

Johannes

Blume

Theresa

Eisen

Esther

Fegg

Tobias

Fleischmann

Martin

Frick

Fabian

Gabrovits

Lotte Karolina

Ganal

Andreas

Ge

Huang

Gerhard

Heinrich

Heinze

Claudia

Hirl

Regina

Hürter

Steffen

Klarer

Max

Koller

Regina

Loibl

Peter

Machl

Thomas

Neumayer

Sonja

Obermaier

Sabine

Ochsenbauer

Magdalena

Ostermaier

Miriam

Petershammer

Silke

Prücklmaier

Josef

Rau

Simone

Schiessl

Peter

Teilnehmerliste

XI

Schöberl

Josef

Schwarz

Fridolin

Schweizer

Vera

Siefer

Veronika

Spieker

Andreas

Spreng

Edeltraud

Stangl

Josef

Steib

Axel

Steinborn

Anna

Stockbauer

Jeanette

Stoiber

Franziska

Straußberger

Lisa

Tschigg

Silvia

Van Elsacker

Moritz

Vetter

Michael

Wärl

Sebastian

Zipfer

Maria

Heißenhuber Prof. Alois Dr Schnyder Prof. Dr.

Hans

Schwarz Prof. Dr.

Frieder

Lechner

Hermann (Busunternehmer)

Teilnehmerliste

Abbildung 1: Gruppenfoto

XII

1 Die Geschichte Ungarns

1

1

Die Geschichte Ungarns

Franziska Stoiber 1.1

Völkerwanderung und Landnahme durch die Magyaren

Nach dem Rückzug der Römer diente das mittlere Donautal den Hunnen als Wohngebiet bis zum Tod des Hunnenkönigs Attila im Jahre 453 n. Chr. Nach dessen Tod kamen Germanen und Slawen in das Gebiet um dort Ackerbau zu betreiben. Karl der Große eroberte Pannonien ( das Mittlere Donautal) zwischen 791 und 803 n.Chr. und es gehörte von nun an, als Grenzprovinz, zum ostfränkischen Reich während das kleine ungarische Tiefland dem großmährischen Reich zufiel und das Land östlich von Donau und Theiß ( das große ungarische Tiefland und Siebenbürgen) bulgarisches Fürstengebiet wurde. Die Magyaren nahmen 895/896 n. Chr. das Land in Besitz und wurden 955 n. Chr. von Otto dem Großen besiegt, worauf sich eine neue Mischbevölkerung im Land bildete.

1.2

Ungarn als unabhängiges Königreich

Aufgrund der vielen verschiedenen Stämme im Land gab es oft Kämpfe zwischen den rivalisierenden Stammesfürsten. Diese wurden vom Großfürsten Géza gebrochen und die Christianisierung vorangetrieben. Im Jahre 1000 n. Chr. wurde dessen Sohn Stefan І. d. Hl. zum König gekrönt. Unter dessen Herrschaft dehnte sich Ungarn weiter über Slawonien, Dalmatien und Kroatien aus. Die Städteentwicklung wurde wesentlich von Béla III. (1172- 1196) und Andreas II. (1205-1233) vorangetrieben u. a. durch das Werben von ausländischen Siedlern. So kamen auch die Siebenbürger Sachsen ins Land und bekamen das Privilegium Andreanum, eine Art Selbstverwaltungsrecht, zugeschrieben. 1222 wurde die goldene Bulle von Ungarn verabschiedet, in der der Adel zu mehr Einfluss kam und das Recht auf bewaffneten Widerstand erlangte. 1241 musste das Land eine Niederlage gegen die Mongolen einstecken

1 Die Geschichte Ungarns

2

Der Adel gewann immer mehr Einfluss auf den König, denn er spielte eine wesentliche Rolle im Krieg gegen Böhmen. Die Königsmacht wurde schließlich von Karl І. Robert von Anjou-Neapel wieder hergestellt durch eine Münzreform und allgemeine Belebung der Wirtschaft im Land. Zwischen 1458 und 1490 erlebte das Land eine kulturelle Blütezeit und den Höhepunkt der adligen Willkürherrschaft. Im Jahre 1514 führte ein Bauernaufstand zur ewigen Schollengebundenheit der Bauern, denn sie verloren den Aufstand. Die Niederlage gegen die Türken im Jahre 1526 führte letztendlich zur Teilung Ungarns und zu einem neuen Kapitel in der Geschichte Ungarns.

1.3

Das dreigeteilte Ungarn von 1526 bis 1699 n. Chr.

Sultan Süleiman der Prächtige führte insgesamt 5 Ungarnfeldzüge und gliederte so Zentralungarn ins Osmanische Reich ein. Nach dem Tod des Königs Ludwig II. trat Ferdinand I., ein Habsburger, das Erbe an und Siebenbürgen ging an Johann S. Zápolya. Die zentralungarische Bevölkerung musste sehr unter der osmanischen Herrschaft leiden, denn das Land wurde von den türkischen Kriegern stark ausgeplündert. Auch die Bevölkerung der anderen Teile hatte großes Leid zu ertragen durch hohe Steuerabgaben und ständige Feldzüge des Habsburgers Ferdinand. Desweiteren machte sich eine große Glaubensspaltung breit zwischen Kalvinismus und Luthertum. Leopold І. eroberte zwischen 1683 und 1699 Zentralungarn zurück und richtete das habsburgische Erbkönigtum ein.

1.4

Ungarn unter habsburgischen Absolutismus ( 1699- 1848)

Die Ungarn wollten das Haus Habsburg nicht als Herrschaft anerkennen und so kam es zu einem Aufstand von 1703 bis 1711 (Kuruzenaufstand). Die Ungarn wurden niedergeschlagen und so kam es zum Frieden von Szatmár 1711, in dem die Habsburger endgültig als Könige Ungarns anerkannt wurden.

1 Die Geschichte Ungarns

3

Unter der Herrschaft Maria Theresias kamen erneut deutsche Siedler nach Ungarn, wie etwa die Donauschwaben. Anfang des 19. Jh. kam es zu einer starken nationalen und liberalen Bewegung im Land, so wurde z. B. Ungarisch als Staatssprache eingeführt und Latein abgelöst. Im Jahre 1849 wurde nochmals gegen Habsburg revolutioniert, aber auch diese Revolution wurde niedergeschlagen. Kaiser Franz Joseph І. bemühte sich 1867 um einen friedlichen Ausgleich mit Ungarn und schuf so eine breitere Basis des Vielvölkerstaates. Ungarn war bis 1918 Teil der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (k.u.k.). Ferenc Deáks hatte bei diesem Ausgleich eine tragende Rolle von Seiten Ungarns und seine liberale Partei prägte auch in den folgenden Jahrzehnten die Politik des Landes. Von 1875 bis 1890 war K. Tisza Ministerpräsident: er führte Reformen zur Modernisierung des Landes ein (Wirtschaft, Politik, Sozialwesen, Justiz). Seine größten Bemühungen galt der Magyarisierung der Bevölkerung, denn er wollte die nichtmagyarische Bevölkerung zum Annehmen der magyarischen Nationalität und Sprache zwingen. Dieses Vorhaben erntete in Wien und bei der Bevölkerung großen Widerspruch. Unter habsburgischer Herrschaft hatte Ungarn den größten Einfluss auf die Politik in Europa.

1.5

Zwischenkriegszeit und 2. Weltkrieg

Nach dem Ende des 1. WK 1918 war Ungarn wieder unabhängig und eine demokratische Republik. Es verlor 2/3 seines Staatsgebietes, unter anderem viele Gebiete mit wichtigen Rohstoffeinkommen für das Land. Nominell war Ungarn noch ein Königreich und wurde von Miklos Horthy als Reichsverweser regiert. Auch Ungarn wurde zu 33 Jahren Reparationszahlungen verpflichtet, da es Teil der Doppelmonarchie war. Durch Propaganda näherte sich Ungarn der NS Führung Deutschlands an und schloss sich 1939 dem Antikominternpakt und 1940 dem Dreimächtepakt an. Im

1 Die Geschichte Ungarns

4

Balkanfeldzug unterstützte Ungarn Deutschland gegen Jugoslawien. Im Januar 1943 wurde die ungarische Armee von der Roten Armee eingekesselt, worauf sich Ungarn den Alliierten anschloss. Am 19.3.1944 wurde Ungarn von Deutschland besetzt und es begann das traurige Kapitel der Judendeportationen: innerhalb von 2 Monaten wurden 437.402 Juden deportiert und in den KZs der Nazis umgebracht. Im Oktober 1944 wurde Horthy gestürzt und die Rote Armee besetzte Teile Ungarns. Am 4. April 1945 fanden die letzten Kampfhandlungen auf ungarischem Boden statt.

1.6

Volksrepublik Ungarn

Nach Ende des 2. WK planten die Alliierten eine demokratische Regierung für Ungarn, aber sie hatten die Rechnung ohne die Kommunisten gemacht. Mit Wahlbetrug und anderen dubiosen Mitteln setzten die Kommunisten ihre Ziele durch und der stalinistische Kurs etablierte sich. Das Land wurde in der Zeit gebeutelt von den Terrorhandlungen der ungarischen Staatssicherheit. Nach dem Tode Stalins 1953 startete Imre Nagy den Versuch einen liberalen Kurs zu fahren, doch Nagy wurde gestürzt. Nach einem Volksaufstand 1956 wurde Nagy erneut Ministerpräsident, aber ein zweites Mal von den Sowjets gestürzt und 1958 zum Tode verurteilt. Als Vergeltung für den Aufstand von 1956 wurden bis 1963 400 Menschen hingerichtet. Über 200.000 Ungarn verließen nach dem gescheiterten Aufstand das Land und emigrierten nach Westeuropa und USA. Ab 1956 wurde János Kádár

Parteichef und führte umfangreiche Wirtschafts-

reformen durch. Seine Regierung von 1956 bis 1988 ist auch unter dem Namen „Gulaschkommunismus“ bekannt geworden. 1988 fand ein friedlicher Systemwechsel statt und erste Oppositionsgruppen bildeten sich. Ab 1989 wurde Ungarn endgültig eine Demokratie, die Republik Ungarn entstand.

2 Die ungarische Wirtschaft

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Die ungarische Wirtschaft

Simon Bauer Ungarn erwirtschaftet ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 20.718 Mrd. Forint (2004, etwa 81 Mrd. Euro), was 8.145 Euro pro Kopf entspricht. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Ungarn einen Index von 60,9 (EU-25 = 100; 2005). 3,8 % des Bruttoinlandsprodukts entstanden in der Landwirtschaft, 31,2 % in der Industrie und 65 % im Dienstleistungssektor. Diese Aufteilung ist mit der deutschen Wirtschaft vergleichbar, wobei der Anteil des Agrarsektors in Ungarn noch höher ist (Deutschland 1,4%). Mit einer Exportquote (Warenausfuhren in Prozent des BIP) von 65 % ist die Wirtschaft sehr offen. Ungefähr ein Drittel der Ausfuhren gehen nach Deutschland, etwa 8 % nach Österreich und jeweils etwa 6 % nach Italien, Frankreich und Großbritannien. Über die Hälfte der Ausfuhren entfallen auf Güter des Maschinenbaus und der Fahrzeugindustrie. Ein hoher Teil der Ausfuhren wird von Unternehmen in ausländischem Besitz getätigt. Wichtige Industriestandorte sind vor allem der Raum Budapest und die Grenzregion zu Österreich. Die größte ungarische Unternehmung ist der Mineralölkonzern MOL, an zweiter Stelle folgt die Audi Hungaria Motor Kft. Eine wichtige Rolle als Einnahmequelle spielt der Tourismus in Budapest, in der Puszta und am Plattensee (Balaton). Die ungarische Währung ist der Forint. Der derzeitige Wechselkurs zum Euro ist 265 : 1. Da Ungarn nur über geringe Vorkommen an Bodenschätzen verfügt (die wichtigsten sind Braunkohle, Erdgas und Bauxit), muss es Bodenschätze einführen, um seine vielfältige Metall und Metall verarbeitende Industrie zu versorgen und auszubauen. Auch für die Energieversorgung Ungarns sind Importe nötig, denn die eigenen Reserven reichen bei weitem nicht aus, um den Bedarf des Verkehrs und der zahlreichen Wärmekraftwerke zu decken. Denn Letztere liefern über die Hälfte des erzeugten Stroms. Weitere 38% stammen aus der Kernenergie, wobei es in ganz Ungarn ein Atomkraftwerk gibt, aber dieses mit insgesamt vier Reaktorblöcken enorrme Ausmaße hat. Es befindet sich an der Donau nur etwa 100 km südlich von Budapest, um die Hauptstadt mit Strom zu versorgen.

2 Die ungarische Wirtschaft

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Tabelle 1: Bruttoinlandsprodukt Ungarns im Zeitraum von 2004 bis 2007

Erneuerbare Energien werden in Ungarn nur in geringem Umfang genutzt. Dies verwundert gerade bei Wind- und Wasserkraft, da hier durch eine ernorm große Fließwassermenge und das flache Relief der ungarischen Landschaft großes Potenzial bieten würde. Die ausbleibende Nutzung der Wasserkraft liegt hauptsächlich am geringen Gefälle der Flüsse und Windkraftanlagen sind derzeit ohne Förderung des Staates (wie in Deutschland) nicht konkurrenzfähig gegenüber den Wärmekraftwerken. Eine Ausnahme ist hier die Geothermie, die derzeit in einem groß angelegten Forschungsprojekt für die Nutzung in Kraftwerken untersucht wird.

3 Landwirtschaft in Ungarn

3

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Landwirtschaft in Ungarn

Max Klarer Der ungarische Agrarsektor ist einer der bestimmenden Zweige der Volkswirtschaft des Landes. Die speziellen natürlichen Gegebenheiten, die Geländeverhältnisse, das milde Kontinentalklima (630mm Niederschlag; Temperaturmittel: 11,2 °C) und die Böden mit ausgezeichneter Tragfähigkeit ermöglichen potenziell das Erzielen von Ergebnissen hervorragender Qualität und Quantität bei der Produktion der meisten Kulturpflanzen. Ungarn hat angeblich sogar die größte Fließwassermenge pro Einwohner der Welt! Die Gesamtfläche Ungarns umfasst 9,3 Millionen Hektar. Die Produktionsfläche – zu welcher auch die Waldflächen, Schilfgebiete und die Flächen der Fischteiche gerechnet werden – betrug im Jahre 2004 insgesamt 7 Millionen 734 Tausend Hektar. Die Agrarfläche des Landes umfasst ca. 5,9 Millionen Hektar, wobei 77 Prozent der Agrarfläche als Ackerland und 18 Prozent als Grasland genutzt werden. Der Anteil an Gemüseanbauflächen, Obstanbauflächen und Weinbaugebieten machte insgesamt nur 5 Prozent der Agrarfläche aus. Der Systemwandel in Ungarn ging mit radikalen Veränderungen bei den Eigentumsverhältnissen in der Landwirtschaft, den Bodennutzungsarten und den Bewirtschaftungsformen einher. Durch die Umstrukturierung der Produktionsgenossenschaften und die Privatisierung der staatlichen Güter, ist das Privateigentum wieder in den Vordergrund gerückt. Etwa 45 Prozent der gesamten Bodenfläche des Landes werden von Einzellandwirten bewirtschaftet und 41 Prozent von Wirtschaftsorganisationen. Das Brutto-Produktionsleistungsvolumen hat in den vergangen Jahren stark zugenommen, was vor allem an der Pflanzenproduktion lag, da die Leistungen im Bereich der Tierzucht Jahr für Jahr weniger werden. Sowohl der Schweine als auch der Kuhbestand sind deutlich geschrumpft, nur der Bestand an Schafen ist relativ stabil. Dies liegt vor allem daran, dass in Ungarn die Voraussetzungen für Ackerbau deutlich besser sind. Für Großbetriebe mit mehreren hundert Hektar großen Schlägen ist Marktfruchtbau deutlich rentabler als z.B. die

3 Landwirtschaft in Ungarn

8

Milchwirtschaft. In Ungarn müssen Futtermittel fast alle aus dem Ausland importiert werden, was aufgrund der schlechten Transportmöglichkeiten ziemlich teuer ist. Des weiteren verkaufen die Rindermäster auch die meisten ihrer Tiere nach Italien und in die Türkei.

3.1

Pflanzenbau

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Produktionsstruktur in Ungarn beträchtlich vereinfacht und heutzutage wird die Saatstruktur von einem Übergewicht an Getreide (Weizen, Winter- und Sommergerste, Triticale, Hafer, Roggen, Mais) charakterisiert. Es werden allein ca. 1,2 Millionen Hektar mit Weizen bebaut. Nach den Getreidearten ist der Anteil an Industriepflanzen im Ackerpflanzenbau der nächstgrößte, er liegt bei ca. 14%. Der Produktionsanteil an Halmfutter und saftigen Futterpflanzen ist in den letzten Jahren aufgrund der mäßigen Rinderhaltung zurückgegangen. So nimmt z.B. der Silomais in Ungarn nur eine untergeordnete Rolle ein, was in Deutschland im Zeitalter der erneuerbaren Energien undenkbar wäre.

Die Erträge sind zwar nicht so hoch wie sie bei uns in Deutschland, das liegt aber vor allem an wechselnden Witterunsbedingungen in Ungarn. So gab es in den letzten Jahren sowohl Dürreperioden als auch sehr nasse Jahre. Die durchschnittlichen Erträge liegen bei: Weizen (ca. 40 dt/ha); Mais (ca. 46 dt/ha); Zuckerrüben (ca. 420 dt/ha); Silomais (ca. 230 dt/ha).

3.2

Landwirtschaft als Teil der Volkswirtschaft

Obgleich der Anteil der Landwirtschaft an der Volkswirtschaft in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, ist er dennoch bedeutend geblieben: 2004 entfielen ca. 4% des BIP auf die Land- und Forstwirtschaft, und 5,2% der Erwerbsbevölkerung waren in diesen Sektoren beschäftigt. Zusammen sind Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie die beiden einzigen wichtigen Wirtschaftssektoren, in denen Ungarn Nettoausführer ist. Die Ausfuhr

3 Landwirtschaft in Ungarn

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von Agrarprodukten und Lebensmitteln nahm zwar etwas ab, sie sichert jedoch nach wie vor einen Großteil der Deviseneinnahmen.

4 Der Transformationsprozess in Ungarn

4

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Der Transformationsprozess in Ungarn

Regina Hirl 4.1

Einführung und Begriffsklärung

Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts standen die ehemaligen Ostblockstaaten vor dem Zusammenbruch der zentral verwalteten Wirtschaftssysteme und vor dem Ende ihrer kommunistischen Regierungen. Aus dieser Situation heraus begann für die Länder nach Ende des Kalten Krieges der sogenannte Transformationsprozess. Die Transformation (lat.: Umwandlung, Umgestaltung) einer Volkswirtschaft beinhaltet zwei verschiedene Aspekte: 1) Die Umwandlung des ökonomischen Systems von einer zentral verwalteten Wirtschaft hin zur Marktwirtschaft. Dieser Prozess beinhaltet die Privatisierung der Betriebe und die Entstehung von Märkten mit freier Preisbildung. Darüber hinaus erfordert diese Umwandlung eine Liberalisierung der Außenwirtschaft und damit einhergehend eine konvertible, von Eingriffen der Regierung unabhängige Währung. 2) Die Umwandlung des politischen Systems hin zu einer Demokratie mit Rechtssystem, der Konkurrenz unterschiedlicher Parteien und freien Wahlen. Der Transformationsprozess in Ungarn wird im Folgenden anhand der Eigentums- und Verfügungsrechte in der Landwirtschaft dargestellt. Dazu erfolgt zunächst ein Abriss über die Entwicklung der Eigentumsstruktur vor 1989. Anschließend werden die Reformen der ungarischen Agrarpolitik und deren Auswirkungen auf die Eigentumsstruktur erläutert.

4.2

Die Entwicklung der Eigentumsstruktur vor 1989

In der Zeit des Österreichisch-Ungarischen Reiches, also bis zum Ende des 1. Weltkrieges, war die Bodeneigentumsstruktur Ungarns zweigeteilt: Wenige feudale Großgrundbesitzer (Adel, katholische Kirche) waren hauptsächlich im Besitz von Land, während Millionen von Kleinbauern und landlosen Tagelöhnern

4 Der Transformationsprozess in Ungarn

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am Existenzminimum lebten. Trotz Bauernbewegungen und Reformen seitens der Regierung blieb diese Eigentumsstruktur bis 1945 im Wesentlichen unverändert. 1945 wurden durch die sowjetische Besatzung Großgrundbesitzer, Kollaborateure, Kriegsverbrecher und die deutsche Minderheit enteignet und das Land in der Folge an Kleinbauern und Landlose verteilt. Im Zuge der Machtergreifung der Kommunistischen Partei Ungarns im Jahr 1948 erfolgte die erste Kollektivierungswelle, die die Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGen) und Staatsgütern nach sich zog. Der Eintritt in die Genossenschaften sollte ursprünglich auf freiwilliger Basis erfolgen, jedoch wurden seitens der kommunistischen Regierung nach und nach Zwangsmaßnahmen ergriffen, da sich nur wenige Landwirte zu einem Beitritt entschlossen. Beispielsweise führte die Regierung ständig Flurbereinigungen – auch während der Vegetationszeit – durch, sodass für die Kleinbauern keine Bewirtschaftungsgrundlage mehr gegeben war. Ab 1959 erfolgte die zweite Kollektivierungswelle, sodass schließlich im Jahr 1961 drei Viertel der Landwirtschaftlichen Nutzfläche Ungarns genossenschaftlich bewirtschaftet wurden. Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung nach der Wende waren die politischen Maßnahmen in den sechziger Jahren. In dieser Zeit erfolgte der Übergang zur indirekten Wirtschaftssteuerung, was bedeutete, dass der Staat nur noch in geringem Umfang direkt in die Produktion eingriff. Dies brachte wesentlich mehr Freiräume für den einzelnen landwirtschaftlichen Kleinproduzenten mit sich. Die indirekte Wirtschaftslenkung ermöglichte es auch, dass in Ungarn wesentlich günstigere Voraussetzungen für die Transformation vorherrschten als in anderen sozialistischen Ostblockländern. Durch die frühen Reformen konnten die ungarischen Manager bereits mehr Erfahrung mit der Marktwirtschaft sammeln. Ende der achtziger Jahre war die Bodeneigentumsstruktur wie folgt gegeben: Knapp 50% der LN Ungarns war Eigentum der Genossenschaftsmitglieder, gut 25% der LN stand im Privateigentum der Genossenschaftsmitglieder. Knapp

4 Der Transformationsprozess in Ungarn

12

10% war privates Bodeneigentum und die verbleibenden 15% wurden von den Staatsbetrieben bewirtschaftet.

4.3

Die Reformen nach 1989 und ihre Auswirkungen

Nach den politischen Umwälzungen Ende der achtziger Jahre wählte die ungarische Regierung – im Gegensatz zu anderen Ländern wie Tschechien – einen graduellen Weg der Umgestaltung und Dezentralisierung der Wirtschaft. In der Agrarpolitik wurden die Rückführung des Genossenschaftslandes in Privathand und die Privatisierung des Staatslandes als Hauptaufgaben der Reformen nach 1989 betrachtet. Ziel war somit die Schaffung eines auf Privateigentum basierenden und marktwirtschaftlich organisierten Agrarsektors. Bei der Durchführung der Reformen wurde in Ungarn – im Gegensatz zu anderen sozialistischen Ländern wie beispielsweise Tschechien – das Prinzip „Entschädigung vor Rückgabe“ verfolgt. Dies bedeutete, dass das Land nicht exakt an ihre ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben wurde, sondern die ehemaligen Landbesitzer entschädigt wurden. In den Kompensations- und Entschädigungsgesetzen wurde festgesetzt, dass die ursprünglichen Landeigentümer und darüber hinaus Arbeiter auf LPGen sowie politisch Verfolgte Entschädigungsscheine erhalten. Mit diesen Gutscheinen konnte man Land aus ehemaligem staatlichen oder kollektiven Eigentum und Wohnungen ersteigern oder sich anstelle dessen den Wert in Form einer Lebensrente auszahlen lassen. Gesetzlich festgelegt wurde auch eine fünfjährige Bewirtschaftungsverpflichtung des ersteigerten Bodens, um Spekulationen zu verhindern und das Brachfallen von Landstrichen zu vermeiden. Jedoch wurden die Gebühren und Einkommenssteuern, die eigentlich bei Verkauf des ersteigerten Landes vor dem 5. Jahr auferlegt waren, meist umgangen. Maßgeblich für den Transformationsprozess in der ungarischen Landwirtschaft war zudem das sogenannte Genossenschafts- oder Transformationsgesetz von 1992. Es bestimmte die Aufteilung des Vermögens der LPGen auf deren Mitglieder. Dieses „unteilbare Kollektiveigentum“ wurde den Mitgliedern entsprechend ihrem Anteil an der Vermögensmehrung der LPGen zugeteilt.

4 Der Transformationsprozess in Ungarn

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Ende 1992 erfolgte schließlich die Überführung der Genossenschaften in andere Rechtsformen bzw. deren Auflösung. Die Mitglieder wurden somit zu Anteilseignern oder die Genossenschaft wurde von einer Privatperson übernommen. Der Boden, der im kollektiven Eigentum der LPGen war, wurde zum größten Teil für die Bodenversteigerungen bereitgestellt. Mit dem ungarischen Bodengesetz von 1994 wurde beabsichtigt, das Bodeneigentum sowie den Handel damit und die Pacht zu regeln. Das Gesetz legte fest, dass ungarische Privatpersonen nur maximal 300 ha Land erwerben durften, es sei denn, der Boden war durch Entschädigungsscheine ersteigert worden. Darüber hinaus wurde festgelegt, dass Nicht-Ungarn vom Erwerb landund forstwirtschaftlicher Flächen ausgenommen sind (von 1987 bis 1994 war es für Ausländer möglich, Land zu kaufen!). Die Erlaubnis zur Pacht haben jedoch sowohl ungarische Staatsbürger als auch Nicht-Ungarn, wobei aber die Pachtdauer nicht länger als 10 Jahre und die Fläche wiederum nicht größer als 300 ha sein darf. Diese Regelung wurde allerdings in der Realität nicht durchgesetzt.

4.4

Schlussbetrachtung

Die aufgeführten Reformen führten teilweise zu einer kleinstrukturierten und zersplitterten Eigentumsstruktur in der Landwirtschaft. Diese Tatsache erschwerte vor allem Familienbetrieben eine Betriebsneugründung auf solider Basis. Darüber hinaus gelangte Boden oft in das Eigentum von NichtLandwirten, was einen Kapitalabfluss aus der Landwirtschaft nach sich zog. Ist der Bewirtschafter einer Fläche nicht zugleich auch der Eigentümer, so stellt der Boden keine Sicherheit für Fremdkapital dar, was wiederum Investitionen seitens des Bewirtschafters erschwert. Insgesamt führte der Transformationsprozess zu einer von Großbetrieben dominierten Struktur. Nicht selten sind diese Betriebe durch informelle Verträge, teilweise zwischen Verwandten oder Bekannten, zum Erwerb von Land gelangt. Quelle: Schmied, B.: Die Umstrukturierung der Eigentumsrechte an landwirtschaftlichen Produktionsfaktoren und ihre Auswirkungen auf Bodenallokation und Betriebsstruktur in Ungarn und der Tschechischen Republik.

5 Marktfruchtbetrieb Ochsenreither

5

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Marktfruchtbetrieb Ochsenreither

Fridolin Schwarz, Heinrich Gerhard und Josef Stangl Am ersten Tag unserer Ungarnexkursion waren wir zu Gast auf dem Marktfruchtbetrieb Agrorádóckft in Rádóckölked. Leiter des Betriebes, Alexander Ochsenreither, studierte Agrarwissenschaften in Göttingen. Nach zehnjähriger Betriebsleitung eines Milchviehbetriebs in der Magdeburger Börde entschloss er sich 2001 in Ungarn einen ehemals staatlich geführten Betrieb zu übernehmen. Nach anfänglich 640 ha gepachteten Landes weitete er mit Unterstützung der Genossenschaft seine Betriebsfläche auf 1200 ha aus. Da die Ehefrau ungarischer Herkunft ist, werden der Zukauf und die Pacht von Flächen erst möglich. Behördengänge werden ebenfalls enorm erleichtert. Durch diese einfachere kulturelle Verständigung ist die Agrorádóckft trotz deutscher Betriebsleitung in Ungarn integriert und auch in der Bevölkerung mehr akzeptiert.

Abbildung 2: Betriebsbesichtigung mit Alexander Ochsenreither (Quelle: Fridolin Schwarz)

Der Boden der Betriebsflächen besteht zum größten Teil aus grobschluffigem Lehm. Dieser entspricht in seinen bodenphysikalischen Eigenschaften einem

5 Marktfruchtbetrieb Ochsenreither

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Lössboden. Durch stetige Kalkungen wurde der ph-Wert auf den sauersten Böden von 4,6 auf 5,5 angehoben. Bei einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 722 mm pro Jahr gibt es dennoch Jahre extremer Trockenheit. Milde Wintertemperaturen garantieren nicht immer eine vollständige Frostgare. 1200 ha teilen sich in 33 Schläge auf. Das entspricht durchschnittlich 37 ha. Die tatsächliche Schlaggröße variiert zwischen 5,5 und 163 ha. Da die Flächen voll arrondiert sind, entspricht die durchschnittliche Wegdistanz nur 4,5 km. Der Pachtanteil liegt bei 75%. Beachtlich ist dabei, dass sich 550 ha auf 265 Kleinverpächter verteilen. Die einheitliche, fünf gliedrige Fruchtfolge setzt sich aus vier Kulturen zusammen. Beginnend mit Winterraps folgen Winterweizen, Körnermais, Sojabohne und Winterweizen. Die Durchschnittserträge der Kulturen in den vergangenen fünf Jahren liegen bei Winterweizen bei 61 dt/ha, bei Raps bei 38 dt/ha, bei Sojabohne bei 35 dt/ha und bei Mais bei 90 dt/ha. Die Bewirtschaftung erfolgt pfluglos. Vor Raps und Mais erfolgt eine Lockerung bis auf 50 cm. Vor Getreide wird maximal bis auf 18 cm gelockert. Das Stroh verbleibt generell auf den Äckern. Zu mineralischen Düngern wird zusätzlich Hühnermist gestreut. 12 t/ha nach Mais und 7 t/ha nach Raps. Drei festangestellte Traktoristen werden bei der Ernte von zwei Saisonarbeitern unterstützt. Neben dem Ehepaar Ochsenreither arbeitet eine Sekretärin halbtags. Fest zugewiesene Geräte bzw. ein festgelegter Platz und damit ein eigenständiges Verantwortungsgebiet eines jeden Mitarbeiters führen zur absoluten Identifikation mit dem Betrieb. Das Lohniveau liegt bei den Traktoristen bei 8001000 €, was Laut Herr Ochsenreither nicht einmal ein Facharzt in Ungarn verdient! Der Fuhrpark besteht aus drei Traktoren (240 PS, 280 PS und 390 PS). Gedroschen wird mit einem Claas Lexion 580 mit einer Arbeitsbreite von neun Metern. Die durchschnittliche Arbeitsleistung liegt bei guten 4 ha/h. Jedoch wird überlegt den Mähdrescher durch zwei kleinere zu ersetzten um das Ausfallsrisi-

5 Marktfruchtbetrieb Ochsenreither

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ko zu verringern. Ein Teleskoplader zur Getreideeinlagerung und eine Selbstfahrspritze mit 30 m Arbeitsbreite ergänzen den Fuhrpark. Die Lagerkapazität beträgt 7.500 t. In naher Zukunft wird die Kapazität ausgeweitet da eine neue Maschinenhalle gebaut wird und daher die bisher genutzte Halle zu einem Flachlager umfunktioniert werden kann. Durch die Marktnähe zu Italien und Österreich profitiert der Betrieb. Italien ist größter Abnehmer von Weizen. Sämtliche produzierten Waren werden exportiert. Das Risiko das durch volatile Preise entsteht, soll durch eine dreistufige Vermarktungsstrategie vermindert werden. Dabei werden 1/3 bei Ernte, 1/3 im Winter und 1/3 Frühjahr verkauft. Die Flächenausgleichszahlungen sind mit 174 €/ha deutlich unter deutschem Durchschnitt. Wohingegen die Dieselrückvergütung mit 0,28 € pro Liter höher ist als in Deutschland. Aus Herrn Ochsenreithers Sicht sind Subventionszahlungen ein politischer Irrweg. Größtes Problem mit dem der Betrieb zu kämpfen hat ist der extrem hohe Wildbesatz der horrende Schäden verursacht. In 2010 wurde beispielsweise ein Schlag von 25 ha Raps vollständig zerstört. Aufgrund dieser Problematik ist es notwenig begrannten Weizen anzubauen. Die Begrannung hält das Wild während der Milchreife davon ab, Ähren zu fressen. Als weitere Maßnahme wird derzeit im Verbund mit anderen Landwirten ein robuster, zwei Meter hoher, unter Strom gestellter Zaun gebaut. Die Kosten betragen 4 bis 6 €/m. Das Jagdrecht ist Ursache des hohen Wildbesatzes. In Ungarn werden die Wildbestände von den Jägern geschätzt und daraus die Abschusszahlen abgeleitet. Durch zu tief angesetzte Wildschätzungszahlen ist die Abschussquote zu gering und der Wildbesatz explodiert.

5 Marktfruchtbetrieb Ochsenreither

Abbildung 3: Wildschaden (Quelle: Ochsenreither)

17

6 Beratungsunternehmen PC-Agrar

6

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Beratungsunternehmen PC-Agrar

Vera Schweizer, Josef Prücklmaier 6.1

PC-Agrar

6.1.1

Begrüßung und Geschichte:

Dr. Sc. agr. Péter Gyódi begrüßte die Reisenden in der Universität Kaposvar und stellte PC-Agrar vor. Das Unternehmen wurde am 3. November 1997 als GmbH gegründet. Mit einem Stammkapital von 3 mio. Forint (ca. 12000€) und dem Hauptsitz in Kaposvar bietet PC-Agrar verschiedene Dienstleistungen im agrarwirtschaftlichen Sektor an. 6.1.2

Dienstleistungen:

Auf Wunsch der Kunden wird die vollständige Buchführung, Steuerberatung und die Antragstellung für Investitionen übernommen. Von Agrarförderungsund Kreditanträgen bis zur Erarbeitung von tragfähigen Unternehmenskonzepten und dem Vertrieb von Agrar-Office Produkten wird alles angeboten. Die Kundschaft des Unternehmens setzt sich aus deutschsprachigen Agrarinvestoren, Investoren aus Industrie und Handel und ungarischen Unternehmen zusammen. Dabei wird von den Mandanten vor allem die Zweisprachigkeit des Unternehmens sehr geschätzt. Die gesamte Buchführung, Bilanz und betriebswirtschaftliche Auswertung werden sowohl in Ungarisch als auch in Deutsch verfasst. Sowohl der ausländische Investor als auch der ungarische Betriebsleiter haben somit dieselbe Informationsgrundlage und Verständigungsschwierigkeiten werden von Anfang an ausgeschlossen.

6 Beratungsunternehmen PC-Agrar

6.2

Tochtergesellschaft MAgrE

6.2.1

Geschichte:

19

MAgrE wurde im April 1997 gegründet und als derzeitiger Präsident ist Helmut Gsulz im Amt. MAgrE stellt eine Vereinigung der Agrarunternehmen in Ungarn dar mit dem Ziel, die zwischenbetriebliche Zusammenarbeit zu fördern und den Mitgliedern wichtige Informationen über die Agrarwirtschaft in Ungarn bereitzustellen. 6.2.2

Dienstleistungen:

Mitglieder, die den Unkostenbeitrag von 120000 Forint pro Jahr leisten, erhalten stets Online die neuesten Informationen über: - Preise, Märkte - wichtige Termine - Förderungen, Anträge - Wechselkurse, Grundzins der Notenbank - Rechtsvorschriften Wenn sich akut ein Gesetz ändert oder neue Regelungen erlassen werden, so sendet der Informationsschnelldienst der MAgrE diese als „Alarm“-Nachricht per E-Mail. Neben der Informationsgesellschaft MAgrE bietet das Unternehmen PC-Agrar noch verschiedene Agrar Office Produkte in Form von Übersetzungs- und Dokumentationsprogrammen für den Vertrieb. Ebenso besitzt die Gesellschaft Zugriff auf Wetterstationen mit Klimadatenerfassung. 6.2.3

Landwirtschaft in Ungarn

Nach der Vorstellung der einzelnen Institutionen von PC-Agrar erläuterte Dr. Sc. agr. Péter Gyódi die aktuelle Situation der Landwirtschaft in Ungarn und verdeutlichte verschiedene Probleme der ungarischen Landwirtschaft: Die gesamte Landfläche von Ungarn beträgt 5,6 mio. ha, davon werden 4,5 mio. ha landwirtschaftlich genutzt.

6 Beratungsunternehmen PC-Agrar

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Neben dem Ackerbau gibt es u.a. eine ausgeprägte Schweinehaltung und Hühnerhaltung. Besonders die Milchkuhhaltung wurde im Vergleich zu 1985, mit 60000 Stück, auf heute über 300000 Milchkühe, sehr stark ausgebaut. 6.2.4

Probleme der Landwirtschaft in Ungarn:

Probleme in der Landnutzung: Die Landwirtschaft in Ungarn ist hauptsächlich auf Marktfruchtbau ausgerichtet und zum großen Teil in ausländischer Hand. Der Erlös für die landwirtschaftlichen Güter ist im Ausland besser als in Ungarn, dadurch werden beinahe die gesamten Güter exportiert, im Ausland veredelt und anschließend wieder teuer importiert. Am Beispiel der Zuckerrübe wird das Problem deutlich, da die Zuckerproduktion in Ungarn beinahe vollständig eingestellt wurde und der Zucker importiert werden muss. Handelsketten bieten somit ausländische Produkte an, wodurch die Entwicklung der ungarischen Wirtschaft gehemmt wird. Politische Probleme: Die ungarische Politik wird von zwei entgegengesetzten Parteien bestimmt. Zum einen die Linksparteien, die vermehrt Großbetriebe unterstützen, und zum anderen die Rechtsparteien, die hauptsächlich Kleinbetriebe fördern. Von einer Amtsperiode zur anderen findet ein stetiger Regierungswechsel zwischen den Parteien statt, wodurch der Aufbau einer längerfristigen Strategie zur Förderung der Wirtschaft nicht zustande kommen kann. Unternehmerische Probleme: Die ungarischen Betriebe werden nicht „organisch“ entwickelt, sondern vorzugsweise die Betriebsstrukturen weiter ausgebaut, die im Moment sehr stark gefördert werden. Verträge mit Abnehmern sind ebenfalls kritisch zu beurteilen, da viele Bauern noch vor der Aussaat einen Preis für die kommende Ernte aushandeln.

6 Beratungsunternehmen PC-Agrar

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Zukünftige Aussichten in der Landwirtschaft: Abschließend hat Herr Gyódi den Zuhörern die vielfältigen Möglichkeiten der ungarischen Landwirtschaft aufgezeigt: Die ungarischen Produkte haben einen sehr guten Ruf, deshalb muss das Angebot an ungarischen Produkten im eigenen Land vermehrt ausgebaut werden, um dem Importzwang zu entgehen. Zum Schluss verabschiedete sich Dr. Sc. agr. Péter Gyódi von den Studenten, wünschte ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in Ungarn und alles Gute für die Zukunft.

7 Hubertushof

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Hubertushof

Simone Rau, Michaela Adler, Regina Koller und Silke Petershammer Der Hubertushof verfügt über mehrere Betriebszweige. Diese sind Jagd und Forst, Rinder- und Fasanenzucht, Pflanzenbau und ein hauseigenes Hotel. Die Flächen des Betriebes betragen circa 9.000 ha, davon sind 2.500 ha Ackerbau, 2.000 ha Grünland, 2.000 ha Wald und 2.500 ha ungenutztes Land (Wege, Schilf…).

7.1

Forst

Der Wald umfasst 2.000 ha, dieser ist vor allem mit Pappeln bepflanzt. Diese werden teilweise stehend aus dem Bestand verkauft und auch für die drei bestehenden Hackschnitzelheizungen genutzt. Aufgrund der strengen Auflagen des ungarischen Forstamts müssen abgeholzte Flächen sofort wieder neu aufgeforstet werden. Die Umtriebszeit beträgt 18 Jahre.

7.2

Jagd und Fasanerie

Das Jagdgebiet beträgt 15.000 ha. Angestellt sind 6 Jäger. Gejagt werden vor allem Rotwild, Dammwild, Rehwild und Schwarzwild. Die Abschussquoten in Ungarn sind weit unter den in Deutschland üblichen Quoten. Der Wildschaden ist deshalb nicht unbeträchtlich, vor allem bei Mais beträgt dieser circa 50 %. Dennoch ist der Betriebsleiter der Ansicht, dass sich das Umzäunen der gesamten Maisfläche aus wirtschaftlicher Sicht nicht lohnt. Weiterhin werden Fasane vor allem für Jagdzwecke gezüchtet, die im Jagdgebiet ausgesetzt werden, um dort von Hobbyjägern geschossen zu werden. Hierzu stehen 600 Volieren für circa 6.000 Fasanen zur Verfügung. Diese sind jeweils mit einem Gockel und circa 6/7 Hennen besetzt. Die Eier werden abgesammelt und in Brutschränken 21 Tage lang ausgebrütet. Der andere Teil der Eier (250000 Eier, 0,40 Euro) und Eintagsküken (0,80 Euro), Fasane (6 Wochen 2,50) und Jagdfasane (8,00 Euro) werden an andere Jagdgesellschaften Ungarns verkauft. Die Fütterung erfolgt mit Mais und Sonnenblumen zur freien Aufnahme in den Volieren. Probleme bei den Fasanen treten Aufgrund von Coli-Infektionen

7 Hubertushof

23

auf. Die Rasse sind Königs- und Diamantfasane. Auf dem Gelände der Fasanerie befinden sich noch Putenställe, die aber verpachtet sind. Ebenso war hier früher ein Gestüt vorhanden (Neunstättner), welches nun nur noch als Pensionsstall genutzt wird, der aber aufgelöst werden soll, da dieser nur ein Verlustgeschäft darstellt.

7.3

Viehhaltung und Zucht

Ein weiterer Produktionszweig des Hubertushofs ist die Red Angus Mutterkuhhaltung auf intensiv und extensiv bewirtschafteten Grasflächen (400 – 450 ha). Die circa 1500 Tiere sind auf drei verschiedene Herden aufgeteilt mit saisonaler Abkalbung. Die Besamung dieser Herden erfolgt unterschiedlich. Eine Herde wird künstlich besamt, die andere mit Charolais Bullen und Angusbullen. Nach dem 1. Kalb sinkt die Aufnahmerate um 50 %. Trotz der verschiedenen Besamungsarten haben laut Betriebsleiter sowohl die Kondition der Kühe als auch das Wetter viel größeren Einfluss auf die Herdengesundheit. Für die 3 Herden ist jeweils 1 Mann ganze 24 Std. zugeteilt. Dieser erhält monatlich 500,00 Euro was für ungarische Verhältnisse einem Verdienst eines Assistenzarztes entspricht (Mindestlohn Ungarn 300,00 Euro). Trotzdem ist es schwer geeignete Arbeiter zu finden, da es sich um sehr harte, anstrengende und gleichzeitig auch außerordentlich verantwortungsvolle Arbeit handelt. Er überwacht Abkalbungen und sorgt dafür dass die Herde gut versorgt ist. Er steckt die Portionsweide (immer circa 2 ha) um und gleichzeitig dient dieser Mann auch als Schutz gegen Diebstahl. 80 Hektar reichen einer Herde für circa 2 Wochen. Als Schutz gegen Diebstahl setzt der Betrieb aber auch zusätzlich noch Securities mit Schreckschusswaffen ein. Deshalb ist der Verlust für die Anzahl der Rinder sehr niedrig mit maximal 8 Kälber. Eine Trächtigkeitsuntersuchung wird generell für alle Tiere bei Absetzen der Kälber (200 kg) vorgenommen. Die meisten weiblichen Kälber werden für die eigene Nachzucht verwendet. Die Stierkälber (auch ein Teil Färsen) werden in der Mastanlage in Sáripuszta gemästet, um später lebend in verschiedene Länder exportiert zu werden. (Italien, Frankreich, Libanon, Türkei…) Die Mastanlage, ein offener Tretmiststall, bietet Platz für 1200 Tiere. Das Endgewicht bei den

7 Hubertushof

24

Tieren, mit der vermehrten Erbanlage Angus, beträgt circa 680 kg (Zeitraum Mitte April – Ende Juni), bei den Tieren mit mindestens 50 %igen CharolaisAnteil circa 750 kg. Der Preis pro kg LG liegt bei ungefähr 2,45 Euro (minus 8 % Tabo) Die durchschnittlichen Tageszunahmen betragen 1200 g. Alle Tiere werden 1 x jährlich gegen Rota Corona Viren geimpft. Eine Impfung gegen die Blauzungenkrankheit wird in Ungarn nicht durchgeführt. Die durchschnittlichen Kälberverluste betragen 2,8 %. Wegen der kupfer- und selenarmen Böden werden Boli zugefüttert. Die Angusrinder sind leichter auf schwachen Böden zu ernähren wie die Charolais. Die Winterfütterung besteht aus Heu und Silage (Hirsesilage, Zückerrübensilage). Ungarns Probleme im Winter sind die extremen Witterungsverhältnisse (oft zu feucht oder dann zu trocken)

Abbildung 4: Mutterkuhherde mit Kälbern

7.4

Pflanzenbau

Die klimatischen Bedingungen sind in Ungarn wie folgt: Kontinentalklima mit Jahresniederschlägen um 680 mm, Jahresdurchschnittstemperatur mit 10,8°C und Sonnenscheindauer über 2200 Stunden. Die typische Bodenart ist Braunerde. Darauf werden folgende Marktfrüchte angebaut: Körnermais, Weizen, Ölfrüchte. Die Windmühle Straubing kauft den Raps dieses Betriebes ab Station. Auf den Niedermoorstandort Berek produziert der Hof Körnermais für Feuchtmaissilage, Silohirse und Luzernenheu. Silohirse ist hier sehr vorteilhaft, weil

7 Hubertushof

25

diese vom Wild gemieden wird. Im Jahr werden 12 – 13000 Ballen, zur Hälfte Heu und zur anderen Hälfte Stroh, geerntet. Alle Felder werden pfluglos bewirtschaftet. Ambrosia stellt ein Problem dar, dem jedoch mit Hacken versucht wird entgegen zu wirken. Der Ertrag bei Raps liegt um 4 t pro Hektar. Die Sonnenblumen haben einen Basisölgehalt von 44 %. Die Abnahme dieser Sonnenblume ist eher schwierig. Sonnenblumenanbau alle 5 Jahre ist in Ordnung, aber kritisch zu sehen wegen der Fruchtfolge. Die im Betrieb aktiven Maschinen sind 10 Schlepper, 1 Spritze, 1 Mähdrescher (1400 ha/Jahr). Die Maschinen besitzen noch Kapazität, deshalb wird überlegt die Produktion noch auszuweiten. Der Hubertushof ist ein subventionsoptimierter Betrieb und kann deshalb einen stabilen Gewinn verzeichnen, jedoch keine zufriedenstellende Kapitalverzinsung. Aus diesem Grund werden auch die Grasflächen 1 x jährlich gemulcht, weil es hierfür eine Förderung gibt. Gepachtet hat der Betrieb ein Naturschutzgebiet, welches zum beweiden genutzt wird. Dieses muss jedoch entwässert werden, was oft zu Anfeindungen mit Naturschützern führt. Der Staat und auch der Betrieb selbst sind fürs Entwässern zur besseren Nutzung, die Naturschützer im Gegensatz dazu sehen in der Bewässerung eine große Gefahr für die Tierwelt vor allem für die Vögel. Auf den intensiv bearbeiteten Grünlandflächen, welche circa 400 – 450 ha groß sind, kann 3 x pro Jahr qualitativ gutes Heu und Silage für die eigene Viehzucht gemäht werden.

7.5

Hotel

Durch den oben dargestellten Pflanzenbau wird der meiste Gewinn erzielt. Im Gegensatz dazu wird weniger Gewinn durch die bereits vorgestellten Betriebszweige abgeworfen, so auch von dem dazugehörigen Hotel. Dieses liegt circa 500 m vom Südufer des Balaton entfernt. Das Hotel umfasst 26 Doppelzimmer und einen Wellnessbereich, der von den Studenten durchaus gut angenommen wurde. Im Hotel arbeiten 20 Leute, der ganze Betrieb beschäftigt 104 Mitarbeiter. Insgesamt vermittelte der Betrieb einen überaus positiven Eindruck. Die größte Stärke

ist

dabei

wohl

die

Vielschichtigkeit.

8 Universität Kaposvár

8

26

Universität Kaposvár

Astrid Bauer, Ge Huang, Fabian Frick Direkt im Anschluss an die Vorstellung der Firma PC-Agrar erzählte uns ein Professor der Universität Kaposvar von der Geschichte und der aktuellen Lage der Universität.

8.1 Vortrag über die Universität

Abbildung 5: Prof. Heißenhuber stellt den Vertreter von PC Agrar sowie der Universität vor

Die Universität Kaposvár ist die staatliche Universität in der Stadt Kaposvár. Kaposvár gehört mit circa 67 000 Einwohnern zu den mittelgroßen Städten Ungarns und liegt ungefähr 190 km von Budapest entfernt. Die Universität wurde im Jahr 2000 gegründet und gehört zu den kleinsten und gleichzeitig jüngsten Universitäten des Landes. Die Universität beherbergt vier Fakultäten für Kunstwissenschaften, Erziehungswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und

8 Universität Kaposvár

27

Tierwissenschaften. Die Fakultät für Tierwissenschaften bietet verschiedene agrarwissenschaftliche

Studiengänge

an.

Darunter

sind

die

Bachelor-

Studiengänge Agraringenieurwesen, Pflanzenwissenschaften, Tierwissenschaften und Naturschutz zu finden. Desweiteren werden verschiedene Studiengänge mit Master-Abschluss angeboten. Ungarn hat mehr als siebzig Universitäten, wovon zwanzig staatliche Hochschulen sind. Die Universität Kaposvár besitzt sehr schöne neue Gebäude und eine sehr gute Infrastruktur, die auch durch die Lage an der Stadtgrenze und den damit verbundenen Platz zur Erweiterung bedingt ist. Trotzdem studieren hier weniger als 3000 Studenten, was angesichts der Menge an Hochschulen und der gleichzeitig geringen Einwohnerzahl Ungarns sowie der niedrigen Geburtenrate mit 1,3 Kindern je Frau nicht verwunderlich ist. Deshalb wird auch immer wieder über eine Schließung bzw. Privatisierung der Universität nachgedacht. So kommt es, dass die Zahl der Studierenden rückläufig ist, was auch auf das unpopuläre Profil der Universität zurückzuführen ist. Als ein weiteres Problem nennt der Professor die mangelnde Motivation und den mangelnden Einsatz der Studenten.

8 Universität Kaposvár

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Abbildung 6: Vortrag über die Universität

8.2 Mittagessen in der Mensa Nach der kurzen Information über die Universität gingen wir in die Mensa und aßen dort zu Mittag. Durch die Reifenpanne am Morgen waren wir spät dran und hatten fast die ganze Mensa für uns.

Abbildung 7: Die Studentengruppe auf dem Weg in die Mensa

8.3

Campusführung und Besichtigung der Reitschule

Abbildung 8: Der Campus der Universität

8 Universität Kaposvár

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Anschließend gab es eine kurze Führung über den Campus der Universität. Wir konnten die Studentenwohnheime sowie Hörsaalgebäude sehen. Eine Besonderheit der Universität stellt das dazugehörige Gestüt dar. Dort konnten wir die größte Reithalle Ungarns sowie die Stallungen mit einigen Pferden bewundern. Insgesamt stehen 88 Pferde auf dem Gestüt, von denen 55 der Reitschule der Universität gehören und 33 Pensionspferde sind. Für die Studenten der Universität besteht hier die Möglichkeit, die Reitschule zu besuchen und auch eigene Pferde dort unterzubringen. Auch der Reitplatz mit Tribüne war recht beeindruckend.

Abbildung 9: Reitschule und Gestüt der Universität

Nachdem wir unseren Rundgang beendet hatten und uns von den Mitarbeitern der Universität verabschiedet hatten, machten wir uns auf die Rückfahrt nach Balatonfenyves.

9 Kishantos Rural Development Centre

9

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Kishantos Rural Development Centre

Andreas Ganal, Michael Vetter und Tobias Fegg Am Mittwoch, den 15. Juli 2011, machten wir uns um 8 Uhr von Balatonfenyves in Richtung der ungarischen Hauptstadt Budapest auf. Unsere erste Zwischenstation war das „Kishantos Rural Development Centre“ in der Nähe der Stadt Hantos. Hierbei handelt es sich um einen ökologisch wirtschaftenden Betrieb, der uns von Frau Éva Ács vorgestellt wurde. Frau Àcs stammt aus Budapest und studierte in Gödölö Landwirtschaft. Nach längerer Arbeitssuche kam sie 1977 schließlich nach Kishantos, das damals noch zu einem staatseigenen Betrieb gehörte. Hier wurden mithilfe von 1200 Beschäftigten eine Fläche von 17 000 ha bewirtschaftet. Dabei war Frau Àsc 15 Jahre für die Saatgutproduktion von Hybridmais, das Düngemanagement und Pflanzenschutzmaßnahmen zuständig. Doch sie konnte diese Art des Wirtschaftens immer weniger mit ihrem Umweltbewusstsein vereinbaren.

Abbildung 10: Das Schloss von Kishantos: Einst Repräsentationsbau, nun Bildungsstätte für ökologischen Landbau in Ungarn

So entwickelte sie zusammen mit Ferenc Bolye 1991 die Idee, ein Zentrum für nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes und einen biologischen Betrieb zu gründen. Das Hauptziel des Zentrums ist es, der ländlichen Bevölkerung

9 Kishantos Rural Development Centre

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anhand neuester Erkenntnisse sowohl ökologisches Wirtschaften und Nachhaltigkeit, als auch ein Umdenken im Bereich der Systeme und Demokratie zu lehren. Wie neu, ja geradezu revolutionär und faszinierend diese Gedanken für Ungarn sind, wurde nicht zuletzt anhand der Länge und Detailgenauigkeit ihres Vortags deutlich. Mittlerweile hat das Zentrum Vertreter in sechs Europäischen Ländern und tausende Ungarn und Besucher aus aller Welt haben es schon besucht. Finanziert wird das Zentrum nicht vom Staat, sondern ausschließlich durch Spenden.Das Hauptgebäude wurde vor dem Zweiten Weltkrieg von einem einheimischen Grundbesitzer dort errichtet. Nach dem Krieg verließ die Familie Ungarn und der gesamte Hof ging, wie vieles andere, in Staatsbesitz über und wurde als Staatsbetrieb bewirtschaftet. Der Staat hat das Gebäude für Wohnungen und Büros genutzt. In den achtziger Jahren wurde es dann renoviert und diente fortan als Jagdschloss für die Oberen des staatlichen Betriebes. 1992 ging der Betrieb an das Kishantos Rural Development Centre. So werden nun seit über 18 Jahren dort Erfahrungen mit ökologischem Wirtschaften gesammelt. Seit 1995 werden die durch die Erfahrungen und Lehren durch die später gegründete, zugehörige bürgerliche Volkshochschule an Interessierte weitergeben. 1998 kam noch ein unabhängiger Anschauungsbetrieb dazu. Seit 1992 wird auch eng mit einer dänischen Hochschule zusammengearbeitet und von 1994 bis 1996 wurde gemeinsam mit drei deutschen Experten ein Plan für die Bewirtschaftung des Betriebes erstellt. Die Kishantos Zentrum ist keine Schule im herkömmlichen Sinne, sondern eher ein offenes Institut. Jeder kann den Betrieb besichtigen und die Vorträge über die nachhaltige Entwicklung des ökologischen Landbaus und der Demokratie anhören. Dabei werden sehr viele verschieden Zielgruppen angesprochen.

9 Kishantos Rural Development Centre

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Abbildung 11: Der Striegel ist noch immer das wichtigste Gerät zur Unkrautregulierung im Ökolandbau

Im ersten Teil des Vortrages von Frau Éva Àcs ging es um verschieden Theorien zu Systemen und sie versuchte uns für eine ökologische Bewirtschaftung zu sensibilisieren. Sie berichtete über Probleme der Menschheit, wie Klimawandel und Welternährung, wobei sie besonders auf den Verlust der Biodiversität einging. Der Grundgedanke der Einrichtung sei es Menschen zu helfen den tieferen Sinn ihres Lebens zu verstehen und ihnen etwas über nachhaltige Bewirtschaftung und sorgsamen Umgang mit Rohstoffen zu lehren, vor allem späterer Generationen wegen. Nach einem sehr guten Mittagessen besichtigten wir die Felder und schauten uns Mais an. Hier erklärte auch Professor Schnyder etwas über die C4-Pflanze Mais. Anschließend sahen wir noch die Maschinen und Tiere des Hofes, wobei Éva Ács noch vertiefend auf die Sätechnik einging. Hierbei verwenden sie moderne Sätechnik, da eine gleichmäßige Saattiefe bei ökologischer Bewirtschaftung sehr wichtig für die spätere Unkrautbekämpfung ist.

9 Kishantos Rural Development Centre

33

Teilweise werden auch Untersaaten für die Bekämpfung von Unkräutern verwendet.

Abbildung 12: Einige Ungarische Steppenrinder und Gänse bringen Leben auf den Hof und Fleisch auf den Tisch

Sie betonte auch, dass die richtige Vermarktung der Produkte besonders wichtig ist. Aufgrund des noch schlecht entwickelten Biomarktes in Ungarn betreibt der Betrieb hauptsächlich Saatgutvermehrung für den europäischen Markt. Die Fruchtfolge umfasst neben den ungarischen Hauptkulturen Mais (Hybridsaatgutvermehrung), Weizen und Sonnenblumen, auch Dinkel, Hirse, Phacelia, Erbsen und Wicken. In diesem Jahr stellt die Unkrautregulierung eine große Schwierigkeit dar, da durch die starken Niederschläge im letzten Jahr die Bodenbearbeitung nicht überall im nötigen Umfang stattfinden konnte und durch die extreme Trockenheit in diesem Jahr der Aufgang und die Entwicklung der Kulturpflanzen stark beeinträchtigt war. Gegen 14 Uhr stiegen wir in den Bus und fuhren nach einer kleinen Feldbesichtigung mit dem Bus, bei der Frau Àcs zu den jeweiligen Beständen ein paar Sätze sagte, weiter in Richtung eines großen Milchviehbetriebes. Dabei

10 Milchviehbetrieb Mezöfalfa

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10 Milchviehbetrieb Mezöfalfa Miriam Ostermaier, Lisa Straußberger und Claudia Heinze Am Mittwochnachmittag besichtigten wir den Milchviehbetrieb Mezöfalfai Mg. Zrt. In Mezöfalfa, einen der verhältnismäßig wenigen tierhaltenden Betriebe in Ungarn. Zu Beginn der Besichtigung begrüßte uns Agnes Arguer, die Leiterin des 36 Jahre alten Betriebes, der heute in deutschem Eigentum ist. Es werden dort insgesamt 1920 Rinder der Rasse Holstein-Friesian gehalten, davon sind 940 Tiere Milchkühe. Zur Futterproduktion werden 6500 ha Ackerfläche bewirtschaftet. Neben einem großen Anteil Dauergrünland dienen 1800 ha der Produktion von Weizen, Gerste, Raps, Sonnenblumen und Senf, 1600 ha der Maisproduktion; auf 470 ha werden Luzerne und auf 190 ha italienisches Raygras angebaut. In Mezöfalfa arbeiten 38 Handarbeiter (monatlicher Verdienst von 500 € brutto bei 168 Arbeitsstunden) und neun weitere Personen, unter anderem ein Tierarzt, ein Buchhalter und zwei Schichtleiter.

Abbildung 13: Betriebsleiterin Agnes Arguer - Geschenkübergabe

10 Milchviehbetrieb Mezöfalfa

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10.1 Aufstallung Die erwachsenen Tiere sind auf fünf Ställe aufgeteilt. 700 melkende Kühe werden in zehn Gruppen in einem Tiefboxenlaufstall mit Auslauf gehalten. In je einem von 3 Holzställen stehen eine Gruppe frischmelkender Erstlingskühe, eine Gruppe frischmelkender Altkühe und eine Gruppe (je ca. 50) kranker Tiere. Die Kälber sind in den ersten zwei Lebenswochen und Kälberiglus untergebracht, die weiblichen werden dann in einem eingestreuten Laufstall gruppiert, die männlichen zur Mast verkauft. Diese werden in Ungarn gemästet und dann meist exportiert. Die Kälbersterblichkeitsrate liegt bei zwei Prozent. Die hochtragenden und abkalbenden Kühe werden Tag und Nacht von einer Fachkraft überwacht.

Abbildung 14: Liegeboxenlaufstall

10.2 Fütterung Die Kühe werden dreimal täglich gefüttert, jeweils mit Grund- und Leistungsfutter. Die Grundfuttergabe besteht aus Gras-, Mais- und Luzernesilage, sowie Luzerneheu, welches mittels Mikroorganismen konserviert wird. Je nach Alter und Laktationsstadium werden unterschiedliche Silagequalitäten gefüttert. Die verschiedenen Silagen werden in großen Fahrsilos gelagert, das Heu windgeschützt, aber unter freiem Himmel. Dieses Jahr wird verstärkt Gras-

10 Milchviehbetrieb Mezöfalfa

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silage eingesetzt, da beim Mais aufgrund des vielen Regens 2010 hohe Mykotoxingehalte festgestellt wurden.

Abbildung 15: Maissilo

Sojaextraktionsschrot (95 Forint/kg), Sonnenblumen, Feuchtmais, Weizen, Gerste und Mineralfutter werden zu Kraftfutter gemischt. Insgesamt wurden uns vier Kraftfuttermischungen gezeigt. Die Kälber bleiben zwei Tage im Stall und bekommen viermal am Tag Kolostrum. Die erste Fütterung von ein bis zwei Litern Kolostralmilch findet eine Stunde nach der Geburt statt. Nach der ersten Lebenswoche werden sie zwei Monate lang mit Milchaustauscher (100 g/l) mit jeweils vier Litern morgens und abends gefüttert. Zusätzlich haben sie Kraftfutter und Heu zur Verfügung.

10.3 Besamung Das Erstbesamungsalter der Färsen liegt bei 15 Monaten (bzw. bei ca. 400 kg Lebensgewicht). Im Gegensatz zu den Kühen werden die Färsen mit gesextem Sperma besamt. Da dieses doppelt so teuer ist wie nicht gesextes Sperma wird es nur bei den ersten beiden Besamungen eingesetzt. Jährlich verkauft der Betrieb ca. 100 tragende Färsen (2600 €/Stück), was eine gute zusätzliche Einnahmequelle darstellt.

10 Milchviehbetrieb Mezöfalfa

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Die Betriebsleitering berichtet aus Erfahrung, dass ihre Kühe bei der Besamung mit gesextem Sperma, welches eine geringere Spermienzahl und damit eine schlechtere Qualität aufweist, nicht aufnehmen. Durch diese Maßnahmen beträgt der Anteil weiblicher Kälber 60 Prozent. Die Trächtigkeit wird nach 30 Tagen mittels Ultraschall untersucht. Nichtträchtige Tiere bekommen eine Hormonbehandlung bevor sie erneut besamt werden. Die Zwischenkalbezeit beträgt durchschnittlich 430 Tage.

10.4 Milchproduktion Mit einer Milchleistung von 11 000 kg Milch pro Kuh und Jahr stand der Betrieb 2010 an siebter Stelle in Ungarn. Aufgrund der vergleichsweise hohen Milchqualität (3,5 % Fett, 3,2 % Eiweiß, Zellzahl unter 300 000, Keimzahl 10 000 – 20 000) kann ein Milchpreis von 90 Forint (ca. 33 Cent) pro kg Milch erzielt werden. Dem Betrieb wird dieser Preis für ein Jahr garantiert, während andere Betriebe oftmals nur Monatsverträge erhalten. In Mezöfalfa wird dreimal täglich in zwei Arbeitsschichten gemolken. Morgens (5-10.30 Uhr) werden alle Kühe gemolken, je nach Bedarf behandelt und besamt. Von 12-14 Uhr melken die Mitarbeiter allerdings nur die hochleistenden Kühe. Die dritte Melkung findet von 20-24 Uhr statt. Gemolken wird in zwei Doppel 24-er Fischgrätenmelkständen. Die täglich gemolkene Milchmenge liegt bei ca. 24 000-25 000 Litern. Die Milch wird an eine kleine Privatmolkerei im 130 km entfernten Kapsovár geliefert. Überschreitet die Milchmenge die Tankkapazität von 25 000 Litern, muss der Milchsammelwagen zweimal am Tag kommen. Die Abwärme der Milchkühlung wird rückgewonnen. Die durchschnittliche Nutzungsdauer einer Kuh beträgt drei Laktationen, wobei die Hauptabgangsursachen Euter- sowie Klauenprobleme sind. Ähnlich wie in der deutschen Landwirtschaft beträgt die Remontierungsrate ca. 33 %.

10 Milchviehbetrieb Mezöfalfa

Abbildung 16: Doppel-24er Fischgrätenmelkstand

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11 Die Geschichte Budapests

39

11 Die Geschichte Budapests von Moritz van Elsacker und Sebastian Wörl 89:

Gründung eines römischen Militärlagers in von Kelten besiedeltem Gebiet. Daraus entsteht im weiteren Verlauf die römische Siedlung Aquincum.

106-296:

Die Siedlung wird Hauptstadt der Provinz Pamonia inferior. Sie ist durch die Donauin zwei Teile, Buda und Pest getrennt. „Buda“ bedeutet übersetzt „Ofen“ und liegt an der Westseite der Donau; Pest auf der Ostseite des Flusses.

1361:

Buda und Pest werden erste Hauptstadt Ungarns

1526:

Beim Angriff durch Osmanen werden Buda und Pest fast vollständig zerstört.Während Buda durch einen türkischen Gouverneur Aufbauhilfe bekommt, ist Pest auf sich alleine gestellt und der Wiederaufbau geht nur sehr langsam voran.

1686:

Das deutsch-österreichische Heer vertreibt die Türken aus Buda und Pest Buda und Pest werden erneut Hauptstadt von Ungarn.

1839-1849:

Erste Brücke östlich von Regensburg über die Donau wird eingeweiht.

1848:

Erste ungarische Revolution mit Zentrum in Budapest: Kampf gegen reformfeindliche Unterdrückung der Habsburger.

1873:

Buda, Obuda (Altofen) und Pest werden zu Budapest vereinigt

1896:

Millieniumsausstellung in Budapest: u.a. wird die erste U-Bahn auf europäischem Festland eingeweiht.

1900:

Budapest hat inzwischen eine Einwohnerzahl von ca. 730.000 Einwohnern

1944:

Budapest wird von den Deutschen Besetzt und im gleichen Jahr durch alliierte Bombenangriffe zerstört.

11 Die Geschichte Budapests

1944/45:

40

Schlacht um Budapest durch Sowjets vom Dezember 44 bis Februar 45.

1956:

Budapest als Zentrum des ungarischen Volksaufstands (bürgerlich demokratische Revolution): Freiheitskampf gegen kommunistische Diktatur der Sowjets.

Heute:  

1,7 Mio. Einwohner, darunter 14.000 Deutsche 23 Stadtbezirke Partnerstädte sind unter anderem Berlin, Frankfurt und Wien

12 Budapest- Sehenswertes

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12 Budapest- Sehenswertes Von Esther Eisen und Sylvia Tschigg Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt liegen am Ufer der Donau. Auf der westlichen, Budaer Seite erhebt sich der felsige Gellértberg. Neben dem malerischen Aufstieg erwarten Besucher eine Grottenkirche, Denkmäler, eine Zitadelle und ein fantastischer Panoramablick. Nördlich des Gellértberges liegt der Burgberg mit dem ehemaligen Königlichen Schloss. Sie beherbergt heute die Nationalbibliothek, die Nationalgalerie sowie das Stadtmuseum. Neben der Burg befindet sich im klassizistischen Sándor-Palais der Sitz des ungarischen Staatspräsidenten. Auf dem Burgberg findet sich das Budaer Burgviertel, in dem es viele interessante Orte und Plätze gibt. Unter anderen den Burgpalast und die Matthiaskirche. Unter dem Burgpalast befindet sich ein Höhlensystem. In Kriegszeiten wurde dieses immer wieder von der Budaer Bevölkerung als Schutz- und Lagerraum genutzt. Im nördlichen Teil des Burgbergs erhebt sich die Matthiaskirche, eine der ältesten Krönungskirchen Ungarns. Um 1255 wurde die Kirche durch König Béla IV. gegründet, dessen sterbliche Überreste heute unter einem Steinbaldachin in der Dreifaltigkeitskapelle, zusammen mit denen seiner Gemahlin Anna von Châtillon, ruhen. Viele originale Details gingen verloren, als die Türken das Gotteshaus 1541 in eine Moschee umwandelten. Nach ihrem Rückzug wurde die Kirche restauriert. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt sie ihr heutiges neugotisches Erscheinungsbild. Das Budaer Burgviertel und das Donaupanorama stehen seit 1987 auf der Liste des UNESCOWeltkulturerbes. Die Fischerbastei, der Matthiaskirche zur Donau hin vorgelagert an der Stelle des mittelalterlichen Fischmarkts von Buda, wurde zwischen 1899 und 1905 erbaut. Der Name stammt von einer Fischergilde, für die das Monument errichtet wurde. Von der Bastei hat man allerschönste Blicke auf Budapest. Die Donau ist die eigentliche Hauptattraktion Budapests und wird im Stadtgebiet von neun stadtbildprägenden Brücken überspannt. Die berühmteste Brücke ist die Kettenbrücke, die im Jahre 1849 fertiggestellt wurde und die erste Donaubrücke östlich von Regensburg war. Aufgrund ihrer Ge-

12 Budapest- Sehenswertes

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schichte und der ersten festen Verbindung zwischen den Städten Buda und Pest ist sie ein Wahrzeichen Budapests. Die Kettenbrücke ist eine Hängebrücke mit einer Gesamtlänge von 375m und verbindet den Adam-Clark-Platz vor dem Budaer Burgberg mit dem Roosevelt-Platz der den Abschluss der Pester Innenstadt bildet. Von hier aus führt auf der Pester Seite der kleine Ring zur Freiheitsbrücke, vorbei an der Großen Synagoge, dem Nationalmuseum und der Großen Markthalle. Der Kleine Ring folgt in etwa dem Verlauf der früheren Pester Stadtmauer, deren letzte Stadttore Ende des 18. Jahrhunderts abgebrochen wurden. Reste der Stadtmauer stehen allerdings noch. Zwischen dem Kleinen Ring und der Donau liegt die eigentliche Innenstadt Budapests. Am östlichen Donauufer auf der flachen Pester Seite, erhebt sich das Parlamentsgebäude. Das 268 Meter lange, 118 Meter Breite neugotische Gebäude ist eines der Wahrzeichen Budapests und das größte Parlamentsgebäude Europas. Der Ungarische Architekt Imre von Steindl gewann den Wettbewerb um den Entwurf des Gebäudes und mit seinem Rückgriff auf den Stil der Gotik wollte er das nationale Streben Ungarns demonstrieren. Als Vorbild diente der Palace of Westminster, Sitz des britischen Parlaments in London. Das 1902 vollendete Bauwerk wurde 1987 ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen und dient seit Januar 2000 der Aufbewahrung der „Heiligen Krone“ Stephans I. Seine Krone wurde ein Symbol der ungarischen Nation, die heute allerdings nicht mehr das Original ist. Am Parlamentsgebäude befinden sich 88 Statuen, die bedeutende ungarische Politiker, Künstler und Könige darstellen. Eine besondere Sehenswürdigkeit im Stadteil Pest ist die St. Stephan Basilika. Die Kirche wurde im Jahr 1851 nach den Plänen von Jozséf Hild begonnen, nach dessen Tod 1867 von Miklós Ybl weitergebaut und durch den Architekt József Kauser im Jahre 1905 beendet. Die Kuppel ist 96 m hoch und begehbar, von dort gewährt sie einen wunderbaren Panoramablick über Budapest. Beeindruckend ist auch der gewaltige Altar und die Nebenaltare, sowie die kleine Kapelle des heiligen Leopold, in welcher die mumifizierte rechte Hand des 1. König von Ungarn, dem heiligen Stephan I. zu sehen ist. Die Andrássy út ist die berühmteste, rund 2,5 Kilometer lange Boulevardstraße, welche die Innenstadt mit dem Stadtwäldchen bzw. dem Heldenplatz verbindet. Seit 2002 gehört auch die

12 Budapest- Sehenswertes

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Andrássy-Straße zum Weltkulturerbe. Unter ihr verkehrt die erste Budapester U-Bahn, sie ist nach der London Underground die zweitälteste Europas. Der Heldenplatz ist einer der wichtigsten historischen Plätze der ungarischen Hauptstadt und wurde zur 1000-Jahr-Feier von Budapest 1896 entworfen und schließlich 1929 endgültig fertiggestellt. Der Platz hat, 36 Meter hohen Säulen, auf einer davon Erzengel Gabriel abgebildet. Die Säulen sind in Reihen um einen Halbkreis herum geordnet. Das Denkmal steht in der Mitte des Heldenplatzes und erinnert an die Helden der ungarischen Geschichte. Das Stadtwäldchen, das sich direkt hinter dem Heldenplatz befindet, war einst ein Sumpfgebiet. Heute ist es einer der meistbesuchten Parks der Stadt. Er wurde, wie viele andere Parks auch, als Englischer Landschaftspark angelegt und beinhaltet heute Museen, Sportanlagen, ein Bad und einen Tierpark. Außerdem gibt es eine Donauinsel, die besonders bekannt ist - die Margareteninsel. Mit der Insel verbinden sich viele historische Epochen der Hauptstadt Ungarns. Hinter den Mauern des historischen Burgpalastes ist die Ungarische Nationalgalerie, eine der größten Attraktionen Budapests. Man findet dort über 100.000 Exponate der ungarischen Kunst, welche sich vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert erstrecken. Außerhalb des Stadtzentrums befindet sich die römische Siedlung Aquincum, sowie, aus jüngerer Zeit, der Skulpturenpark mit Statuen aus der Periode

des

Realsozialismus.

13 Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest

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13 Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest Matthias Adam, Johannes Baur, Josef Schöberl, Steffen Hürter Am Donnerstagvormittag stand für die Gruppe der Agrar-Studenten der Besuch des Agrar-Ökonomischen Institutes in Budapest auf dem Programm. Nach dem uns Herr Hartmut Wagner empfangen hat, stellte sie uns das Institut mit einer Kurzinformationen vor: Das Institut teilt sich in die drei Bereiche Agrarpolitik, Ländliche Entwicklung und Wirtschafts-Analysen auf, wobei bis zum Jahr 2004 noch die Informatik einen Bereich darstellte, der jetzt weggefallen ist. Die selbständige Budget-Institution, die von der EU teil-finanziert wird, aber nicht den Vorgaben des Ministeriums Folgeleisten muss, wird von dem Generaldirektor Kapronczai Istran geleitet. Zu den Aufgabenbereichen der etwa 131 Angestellten, darunter 41 wissenschaftliche Mitarbeiter, gehören unter anderem die Gemeinsame Agrarpolitik 2013, Kalkulationen, die Ländliche Entwicklung die Lebensmittelsicherheit, Erstellen von Publikationen, statistischen Ausgaben sowie das Erstellen und Instandhalten der Webside. In Anschluss daran erfolgten die einzelnen Vorträge verschiedener Referenten mit jeweiliger Diskussion diverser Fragen.

13.1 Überblick: Ladwirtschaft Ungarns (Hartmut Wagner) 13.1.1 Vergleich Deutschland Ungarn

In Ungarn herrscht relativ trockenes Kontinentalklima mit Niederschlägen zwischen 500-800mm, wobei diese jährlich und monatlich stark schwanken. In Deutschland herrscht gemäßigtes Klima mit durchschnittlichen Niederschlägen von ca. 800mm im Jahr vor. Die Küstenlinie in Deutschland beträgt

Abbildung 17: Hartmut

2389km, wobei Ungarn keine Meeranbindung hat. Wagner Der nächste Hafen liegt 600km entfernt. Der Anteil

13 Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest

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der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt von Deutschland beträgt 0,8%, wobei dieser in Ungarn immer noch 4% beträgt. Die durchschnittliche Größe eines landwirtschaftlichen Betriebs ist nach Zahlen von 2007 in den neuen Bundesländern knapp 200 ha und in den alten Bundesländern knapp ein viertel davon. In Ungarn haben registrierte Einzelbetriebe 15,3 ha und Wirtschaftsgesellschaften 350 ha. 13.1.2 Kennzeichen der ungarischen Landwirtschaft

Es herrschen relativ günstige Bedingungen für die Landwirtschaft in Ungarn vor. So gibt es fruchtbare Böden und viele Sonnenstunden, deshalb spielt der Getreideanbau ein wesentliche Rolle. Für die landwirtschaftliche Nutzung werden fast zwei Drittel der Gesamtfläche eingenommen, davon werden rund 40% für den Getreideanbau genutzt. Zu beobachten ist ein starker Rückgang den Tierbestandes in den letzten 20 Jahren, so wurde der Schweinebestand vom Zeitpunkt vor der Wende bis Heute mehr als halbiert. Durch den starken Rückgang des Tierbestandes ist somit auch die Milch- und Fleischproduktion betroffen. 13.1.3 Veränderung nach der Wende bis zum EU-Beitritt

Starke Schwankungen in der Pflanzenproduktion sind Auswirkungen von der Umwandlung der Betriebsstruktur, der Flächenzersplitterung und unklarer Eigentumsverhältnissen. Die angesprochenen Rückgängen in den Tierbeständen sind auf die Liquidierung von Großbetrieben und die niedrigen Rentabilität der Kleinbetriebe zurückzuführen. Eine Privatisierung ist auch in der Lebensmittelindustrie festzustellen, wobei auch die Produktion zurückgegangen ist. Die strukturelle Umstellung auf die Herausforderung in der EU sind erschwert durch das Fehlen von Kapital in der Landwirtschaft und zum Teil in der Lebensmittelindustrie. Trotzdem die ausländischen Kapitalanteile wachsen. 13.1.4 Ungarische Landwirtschaft seit dem EU-Beitritt

Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist mit 2,3 % leicht rückläufig. Dabei ist auch ein starker Rückgang an registrierten landwirtschaftlichen Betrieben, wobei es sich vor allem um Kleinbetriebe handelt, zu verzeichnen. Durch den rückläufigen Tierbestand verschiebt sich die landwirtschaftliche Bruttoproduktion immer

13 Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest

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mehr in die pflanzliche Richtung. Um auf höchsten Niveau weiterhin produzieren zu können steigt die Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmitteln. 13.1.5 Ungelöste Probleme

Zu den wichtigsten Problemen gehört eine einheitliche agrarpolitische Linie, Schutz des Marktes für ungarische Agrarprodukte sowie die ungelöste Bodenfrage. Nach der Wende gab es einen ständigen Wechsel in der Agrarpolitik, so wurden in einer Regierung Großbetriebe gefördert, in einer späteren Regierung wieder Familienbetriebe. Der ewige Parteienstreit macht eine einheitliche Linie unmöglich. Die Veredelung der landwirtschaftlichen Produkte nimmt ab wobei sich der Export in Richtung der Erzeugnisse mit geringerem Mehrwert (Getreide, Fleisch etc.) verschiebt. Dadurch verringert sich auch die Konkurrenzfähigkeit des ungarischen Außenhandels. Es wird versucht die Bodenbesitzverhältnisse mit einem vierstufigen Entschädigungsprozess umzuwandeln. An diesem dürfen nur berechtigte Personen mit Entschädigungsscheinen teilnehmen. Dadurch ergab sich die Gefahr für Spekulationen und der Schwarzmarkt für ausländische Käufer. Durch die flächendeckende Ausdehnung ausländischer Discounter steigt das Importwachstum proportional zum Umsatzwachstum der Discounter. Dies beschert Ungarn eine negative Außenhandelsbilanz.

13.2 Position Ungarns bezüglich GAP 2013 (Norbert Potori) 13.2.1 Wie sollte die GAP 2013 aussehen

Die GAP 2013 sollte vor allem einfache Strukturen aufweisen und zugleich fair aber nicht gleichsetzend sein. Herr Potori erklärt weiter, dass die flexible GAP das landwirtschaftliche Einkommen der Bauern stabilisiert. Dies sei jedoch nur möglich, wenn die GAP gut budgetiert sein.

Abbildung 18: Norbert Potori

13 Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest

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13.2.2 Grundvorstellungen der ungarischen Agrarpolitik und GAP

Die Grundvorstellungen der ungarischen Agrarpolitik sind vielfältig. Zum eine wird eine gemeinsame und starke Agrarpolitik gefordert, welche auf den zwei Säulen basiert. Diese Form von Politik soll für, einen angemessenes Lebensniveau für Landbevölkerung und Bauern, Unterstützung der Entwicklung des ländlichen Raumes, einen Beitrag zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des ländlichen Raumes und die Umwelt, Verlangsamung der Klimaänderung und die Garantie der Lebensmittelversorg-ung und Lebensmittelsicherheit, sorgen. Des weiteren steht für die Agrarpolitik die Bewahrung der Ressourcen der Direktzahlung und die Hilfe für .Konvergenz der neuen Mitgliedsländer mit Betonung auf die 2. Säule im Vordergrund. Auch soll eine Übergangszeit bei der Einführung des neuen Systems von mindestens 3 Jahren gegeben sein und auf Einhaltung der Vorschriften für den Umweltschutz, den Tierschutz, die Lebensmittelsicherheit und den Arbeitsschutz gefordert werden.

Außerdem ist eine Verstärkung von Marktregulie-

rungsmitteln für den Schutz extremer Preisschwankungen und die Festigung der Einkommenssicherheit notwendig. 13.2.3 Hat die GAP zur Entwicklung des ländlichen Raums beigetragen?

Nicht in Ungarn, da die meisten Probleme der Agrar- und Ernährungswirtschaft und die der ländlichen Gebiete meist im zunehmend schlechten gesamtwirtschaftlichen Umfeld verwurzelt sind. Beispiel: • Hohe Steuern und Sozialabgaben → illegale Beschäftigung • Riesiger Verwaltungsaufwand → Mehrkosten für Investitionen • Hohe Zinsen und Mangel an Kapital → keine Modernisierung • Unterschiede in der Rechtsauslegung durch Behörden, deren Personal wird von Geldbußen finanziert → konstante unvernünftige Kontrolle • Logistische Nachteile „Agrarpolitik gilt bloß als Schutz- und Verteilungspolitik“

13 Agrar-Ökonomisches Institut in Budapest

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13.2.4 Determinierende Faktoren der Weltmarktpreise von Agrarrohstoffen

Die Weltmarktpreise von Agrarrohstoffen sind von der Entwicklung der Erdölpreise, der wirtschaftlichen Leistung der Schwellenländer, der Stabilität der Kapitalmärkte und von logistischen Probleme abhängig. Diese bestimmen die Rentabilität der Agrar- und Lebensmittelproduktion wesentlich mehr, als jede schutz- oder verteilungspolitische Maßnahme. Langfristig wirken sich die Klimaveränderung, der globale Wassermangel, die Begrenzung der Anbauflächen und der technologische Fortschritt auf die Weltmarktpreise aus.

14 Besuch der Corvinus-Universität Budapest

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14 Besuch der Corvinus-Universität Budapest Theresa Blume, Sonja Neumayer und Maria Zipfer Nach dem Besuch der Markthalle in Budapest, bei der wir uns mit ungarischen Spezialitäten und Souvenirs versorgen konnten, ging es weiter zum Buda Campus unserer Partner-Universität im Studiengang Horticultural Sciences, der Corvinus-Universität Budapest. Vor dem in den 1960er Jahren mit einem Architekturpreis ausgezeichneten Hauptgebäude (siehe Foto unten) stellten wir uns zunächst zum Gruppenfoto auf, bevor uns Frau Dr Isván Papp, Vice Dean for Research and Foreign Affairs der Fakultät für Gartenbauwissenschaften die Corvinus-Universität in einem kurzen Vortrag vorstellte.

Abbildung 19: Gruppenfoto bei der Corvinius-Universität

14.1 Geschichte und Allgemeines zur Universität Die Geschichte der gartenbaulichen Ausbildung in Budapest geht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1853 eröffnete der Mediziner Dr. Ferec Entz die zunächst im Stadtteil Pest angesiedelte Schule für praktischen Gartenbau, und begründete damit die spätere Fakultät für Gartenbauwissenschaften. 1860 erfolgte der Umzug auf den heutigen Standort Buda. Zu dieser Zeit wurde neben theoretischen Inhalten vor allem Wert auf die praktische Ausbildung im Gartenbau gelegt, und 1894 wurde die berühmt gewordene Schule zur Royal School of Horticulture ernannt. Im letzten Jahrhundert lautete die Bezeichnung der Ausbildungseinrichtung zunächst Universität für Gartenbau, die dann zur

14 Besuch der Corvinus-Universität Budapest

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Fakultät für Gartenbau an der Universität für Gartenbau und Nahrungsmittelindustrie wurde. Dazu gesellten sich im Jahr 1972 die Fakultät für Ernährungswissenschaften und 20 Jahre später die Fakultät für Landschaftsarchitektur. Erst 2003 wurde die Fakultät für Gartenbau Teil der Corvinus-Universität Budapest. Die jüngste Errungenschaft des Standorts Buda ist das im Jahr 2010 eröffnete Institut für Weinbau und Önologie. Neben der Fakultät für Gartenbauwissenschaften gibt es an der CorvinusUniversität noch sechs weitere Fakultäten, die sich folgendermaßen auf drei Standorte verteilen: Tabelle 2: Standorte und Fakultäten der Corvinus-Universität

Buda Campus

Pest Campus

Ménesi-Straße

Ernährungswissenschaften

Wirtschaftswissenschaften

Staatsverwaltung

Gartenbauwissenschaften

Betriebswirtschaftslehre

Landschaftsarchitektur

Sozialwissenschaften

Institut für Weinbau und Die

mehrfach

preisgekrönte

Corvinus-Universität

bietet

21

Bachelor-

Programme, 20 Master-Programme und acht PhD-Programme in der Landessprache an. Für ausländische Studenten stehen vier Bachelor-Programme, 14 Master-Programme und fünf Doktoranden-Programme zur Auswahl. Am beliebtesten sind die Studiengänge International Studies, Communications and Media Studies, International Business, Sales and Marketing, sowie Tourism and Hospitality.

14.2 Die Fakultät für Gartenbauwissenschaften Die Forschung an der Fakultät für Gartenbauwissenschaften ist in 15 Departments organisiert: Botanik, Ökologische und Nachhaltige Produktionssysteme, Entomologie, Farm Management und Marketing, Blumenzucht und Dendrologie, Genetik und Gartenbauliche Pflanzenzüchtung, Mathematik und Informatik, Medizinische und Aromatische Pflanzen, Pflanzenphysiologie und Pflanzenbiochemie, Pflanzenpathologie, Pomologie, Bodenkunde und Wassermanagement, Gemüse- und Pilzanbau, Weinbau, Technisches Department. Dazu kommen fünf Departments außerhalb des Standorts. An der Fakultät für Ernäh-

14 Besuch der Corvinus-Universität Budapest

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rungswissenschaften gibt es 14 weitere Departments, die sich vor allem mit der technischen Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte zu Lebensmitteln beschäftigen. Forschungsschwerpunkte an der gartenbaulichen Fakultät sind die Erforschung gartenbaulicher Kulturarten und deren wilder Vorfahren, die Selektion und Produktion neuer Sorten, die Entwicklung, Einführung und Verbreitung hochresistenter Sorten, die Entwicklung und Verbesserung gartenbaulicher Technologien, die Verbesserung von Qualitätsparametern gartenbaulicher Produkte und Methoden zur Qualitätskontrolle, sowie die Verbesserung des Schutzes der Regionen und der Umwelt. Zusätzlich zum Standort Buda wird auch eine Versuchsstation mit Feldversuchen betrieben und der Botanische Garten Soroksár (60 ha) genutzt. Auch zum Institut für Weinbau und Önologie gehört neben einer Schule und zwei Departments ein Versuchsgut. Die Fakultät für Gartenbauwissenschaften erreicht am Standort Buda mit 1405 die größten Studentenzahlen (Ernährungswissenschaften: 640; Landschaftsarchitektur: 647). Neben zahlreichen ungarischen Studiengängen gibt es für ausländische Studierende einen BSc of Food Engineering, einen MSc of Horticulture, einen Vintage International Master und drei PhD-Programme, sowie das non-degree-Programm Mushroom cultivation. Bei der abschließenden Diskussion beurteilte Frau Dr Isván Papp die Erfahrungen mit dem neuen Bachelor-/Master-System teilweise kritisch. Ihrer Meinung nach ist der derzeit dreieinhalbjährige Bachelor zu kurz, um alle notwendigen Lehrinhalte zu vermitteln, sodass wohl in absehbarer Zeit die Erhöhung auf acht Semester erfolgen wird. Die Erfahrungen mit internationalen Partnerschaften seien dagegen sehr gut. Die Austauschstudenten bezeichnete Frau Dr Isván Papp als sehr gut ausgebildet – ganz besonders die deutschen (was uns natürlich sehr freute ☺).

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14.3 Die Besichtigung des Gartens

Abbildung 20: Unser Exkursionsleiter Prof. Dr. Alois Heißenhuber im Gespräch mit Prof. Dr. Gábor Schmidt und Frau Dr Isván Papp

Anschließend begrüßte uns Prof. Dr. Gábor Schmidt vom Department for Floriculture and Dendrology (Institut für Blumenzucht und Baumkunde) zum „walk around the campus“. Zunächst führte uns der Weg zurück auf den vor 30 Jahren erbauten Parkplatz am Haupteingang der Fakultät. Betört vom zarten Duft der Schatten spendenden Linde bei Temperaturen jenseits der 30ig GradMarke, erfuhren wir, dass das Gelände der Fakultät ca. 8 bis 8,5 ha umfasst. Der Campus wird schließlich um die der Fakultät angeschlossenen Gebäude ergänzt, so dass sich die Größe des Geländes auf ungefähr 14 ha schätzen lässt. Die Gruppe setzt sich in Bewegung und macht erst wieder im hauseigenen Sichtungs- bzw. Versuchsgarten (trial garden) Halt. Hier bot sich ein Schauplatz verschiedener Bäume und Pflanzenarten, die man auf diese Weise in Deutschland nur selten oder teilweise gar nicht zu Gesicht bekommt. Mit Blick auf den kleinen Teich in der Mitte des Gartens erzählte uns Prof. Schmidt, dass man 1994 begann die ersten Bäume für die Fakultät der Gartenbauwissenschaften zu pflanzen. Die Auswahl der Pflanzenarten umfasst bis zu 1.600 verschiedene Arten und Kulturen. Über 300 dienen der Forschung und zum Zwecke der Weiterbildung für Studierende im Bachelor-Studiengang. Die meisten dieser Pflan-

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zen kommen in der Regel überall in Ungarn vor. Mit seiner umfangreichen Artensammlung befindet sich der Garten inmitten des Stadtzentrums von Budapest und ist regelmäßig auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Er weist einen PH-Wert von 7,5 bis 8,5 auf und ist einem eher mediterranen Klima ausgesetzt. Das Grundwasser befindet sich in ca. 2 bis 3 m Tiefe, so dass die Pflanzen dieses leicht mit ihren Wurzeln erreichen können.

Abbildung 21: Eine wunderschön blühende Riesenmagnolie (magnolia grandiflora) gedeiht trotz mangelnder Winterhärte prächtig - der Grund: Das günstige Stadtklima aber vor allem die mangelnde Wärmeisolierung der umliegenden Universitätsgebäude...

Prof. Schmidt beschreibt uns vor dem Hintergrund der allseits recht hohen Temperaturen den „glas effect“, bei dem das Stadtklima im Sinne von Rauchnebel oder Smog die Luft wie eine Glocke umschließt. Durch die Smogglocke entstehen nahezu tropische Temperaturen. Normalerweise gibt es die „Eisheiligen“ im Mai, doch aufgrund des stetigen Temperaturanstiegs wird es zunehmend wärmer. Davon profitieren in erster Linie die Pflanzen. Seltene Pflanzenarten, so wie sie nur in Ländern wie den USA oder Italien zu finden sind, kön-

14 Besuch der Corvinus-Universität Budapest

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nen sich prächtig entwickeln. Das eröffnet natürlich gute Entfaltungsmöglichkeiten für Landschaftsgärtner. Der Garten besteht aus einem oberen und einem unteren Bereich. Diese Zweiteilung kam zustande als zunächst der Royal Garden im Weltkrieg für Studienzwecke angelegt wurde. Dieser schloss zugleich ein Glashaus für den Gartenbau (Horticulture) mit ein. Dadurch entstand von Anfang an ein gesunder Mix aus sehenswerten Pflanzenbeständen, der neben dem großen Potenzial für Forschungszwecke auch einen Raum für Ruhe und Erholung bietet.

15 Sekt- und Weinkellerei Törley

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15 Sekt- und Weinkellerei Törley Anna Steinborn, Jeanette Stockbauer, Michael Bauer und Veronika Siefer

15.1 Geschichte Am Abend des vierten Tages besuchten wir die Sektkellerei Törley. Sie wurde 1882 von Joszeph Törley und Louis Francois gegründet. Beide erlernten ihr Handwerk in Frankreich. Aus steuerlichen Gründen wurde der Betrieb nach Ungarn verlegt. In der Gegend um Budapest wurde schon immer sehr viel Wein angebaut. Die beiden betriebenen Kellereien anfans gemeinsam. Nach 4 Jahren wurden sie getrennt genutzt, denn L. Francois ging wieder zurück nach Frankreich. Heute gehören beide Keller zur Sektkellerei Törley. Nach dem Tod von Joszeph Törley (RIP) übernahmen seine beiden Söhne die Kellerei. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Sektkellerei, wie viele andere Betriebe zu dieser Zeit, verstaatlicht. In den 50er Jahren wurde die Produktion in Form einer Personengesellschaft weitergeführt. Heute werden von der Sekt- und Weinkellerei Törley jährlich 21 Mio. Flaschen Sekt und 50 Mio. Flaschen Wein sowohl für den Gaumen des Sommeliers als auch für den schnöden Endverbraucher hergestellt. Außerdem ist sie Ungarns einzige Kellerei, die auch heute noch, nach der traditionellen Methode, der Champagner-Methode, Sekt produziert.

15 Sekt- und Weinkellerei Törley

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Die Sektkellerei Törley, die sich mittlerweile im Eigentum des Unternehmens Henkell & Söhnlein befindet, besitzt im angestammten Heimatland Ungarn einen Marktanteil von 70% bei der Schaumweinherstellung

Abbildung 22: Produktauswahl (links) und unsere Führer durch die Kellerei (rechts)

Abbildung 23: Auch unsere männlichen Exkursionsteilnehmer entdecken ihre Liebe zu Sekt und Wein

15 Sekt- und Weinkellerei Törley

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15.2 Das Verfahren zur Sektherstellung Der Sekt in der Kellerei Törley wird nach zwei unterschiedlichen Herstellungsverfahren, die Champagner- und Trans-vasé-Methode produziert. An einem noch anderen Standort werden Sekte nach einer dritten Methode, der Tankmethode, hergestellt. Aufgrund des weniger arbeitsaufwendigen und damit kostengünstigeren Verfahrens, ist der mit dieser Methode hergestellte Sekt für den Endverbraucher mit geringeren Ansprüchen geeignet. Die Trauben für die Weinherstellung werden auf 800 ha Fläche angebaut. Bei der ChampagnerMethode werden die Trauben nicht gepresst, sondern nach der Reduktivmethode mittels Eigengewicht entsaftet. Dabei können 40% des Saftes gewonnen werden, die restlichen 60% werden für billigere Produkte verwendet. Die Besonderheit der Champagner-Methode besteht darin, dass ab dem Befüllen der Flaschen mit Grundwein, Hefe und Tiragelikör, der daraus entstehende Sekt die Flasche bis zum Endverbraucher nicht mehr verlässt. Während der Lagerphase müssen diese Flaschen arbeitsaufwendig bei 60° Neigung fünf Wochen lang täglich gedreht werden, damit sich die Hefe in Richtung Flaschenhals absetzen kann und später entfernt werden kann. Im Gegensatz dazu wird bei der Sektherstellung nach der Trans-vasé-Methode die Flasche nicht gedreht, sondern der Sekt möglichst ohne CO2-Verluste in Tanks abgefüllt. Dabei wird die Hefe ab gesiebt. Die beiden Methoden unterscheiden sich weiterhin im Preis; Sekt, der durch die Champagner-Methode produziert wurde liegt preislich bei 12-13 Euro (oder bis zu drei mal mehr in Restaurants) und der durch die Trans-vasé-Methode hergestellt wurde bei etwa 6 Euro. Für Konsumenten mit kleinbürgerlicher Erziehung ist der Sekt aus der Tankherstellung, der ausnahmslos in stillosen Metalltanks als Massenware vergoren wird, geeignet. Der Preis bewegt sich hier lediglich bei mageren 3 Euro. Auch wurde die Abfüllanlage besichtigten wir.

15 Sekt- und Weinkellerei Törley

Abbildung 24: Anlage zum Befüllen der Sektflaschen nach der Trans-vasèMethode (links) und Sektlagerung bei 60° Neigung (rechts

Abbildung 25: Große Begeisterung an der Verkorkungsmaschine

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15 Sekt- und Weinkellerei Törley

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15.3 Verkostung

Abbildung 26: Der Saal vor der Verkostung

Mit Beginn der Verkostung schloss der Theoretische Teil der Führung ab. Relativ schnell kristallisierten sich zwei unterschiedliche Konsumgruppen heraus. Auf

der

einen

Seite

sommeliererfahrenen

die

Genießer

qualitätsbedachqualitätsbedachten und

auf

der

anderen

Seite

und die

quantitäsversierten und durstigen Kostverächter. Es wurden fünf verschiedene Schaumweine probiert. Grundsätzlich sollten bei Verkostungen folgende Kriterien beachtet werden: Farbe, Geruch, Süße; Alkohol, Säure und Abgang. Zur Süße wird beim Schaumwein-Genuss folgende Einteilung vorgenommen: brut nature

3g

Zucker

brut extra

6g

Zucker

brut

12g Zucker

extra dry

12-17g Zucker

trocken

17-33g Zucker

halbtrocken

33-50g Zucker

süß

>50g

Zucker

15 Sekt- und Weinkellerei Törley

Abbildung 27: Ein Prosit auf die Sektverkostung

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15 Sekt- und Weinkellerei Törley

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Abbildung 28: Ein jeder bei der Sache

Ein perfekter Sekt zeichnet sich durch eine im Gesamtkonzept passende Komposition aus. Zur Säure, v.a. Schwefel, sei angemerkt, dass sie Kopfschmerzen verursacht. Durch eine mehr oder weniger repräsentative Umfrage (n=8) konnte festgestellt werden, dass die konsumierte Menge nicht mit dem Auftreten von Kopfschmerzen korreliert. Im Verlauf der Verkostung löste der im Schaumweinenthaltene Ethanol die Zunge der Teilnehmer. Die im Folgenden genannten Äußerungen konnte von den Redakteuren aufgeschnappt werden. Anhand dieser Aussagen konnten die Teilnehmer auch den vorher beschriebenen Gruppen zugeteilt werden: „net so hastig, wie da erste“ „wia a selba brennda Obstler“ „im Mund perlt er sehr“ „runder Abgang“…… „guat“ zur Farbe: „braun is a net“ „Abgang: retronasal herb“

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Abbildung 29: Der Geräuschpegel stieg an und das Grinsen so mancher Teilnehmerin wurde immer heiterer

Mit Fortschreiten der Sektprobe wurden die Unterhaltungen immer angeregter („Ah ge, Herr Schnyder… also echt!“). Nach einiger Zeit stellte sich heraus, die Vitalität der Schaumweine greift auf die Mentalität der Verkoster über: Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die Sektprobe ein großer Erfolg war und zur Erweiterung des Horizontes bzgl. Schaumweingenuss führte. Jedoch war die gelungene Überraschung des Exkursionsveranstalters - eine anschließend folgende Weinverkostung – für die Angehörigen der oben beschriebenen zweiten Gruppe sehr schockierend, da sie bereits bei der Sektprobe ihren Grundsätzen ausgiebig nachgekommen sind. Positiv hervorzuheben ist, dass es trotzdem keine unangenehmen Zwischenfälle gab.

Abbildung 30: Die Einträge ins Gästebuch schrieben sich schon von allein (links) Großes Fachsimeln über Geschmack und Abgang (rechts)

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Abbildung 31: … und die Menge tobte auf der Fahrt zur Weinverkostung…

15.4 Weinprobe und Abendessen Nach einer kurzen Führung durch den Weinkeller fanden sich die Exkursionsteilnehmer in einem Gewölbekeller wieder. Die nächste gelungene Überraschung – Live-Musik – heizte zusammen mit dem Wein kräftig ein. Nach einem wohlschmeckenden original ungarischen Gulasch, konnten sieben verschiedene Weine( drei weiße, drei rote Weine und ein Rosé) verkostet werden. Daraufhin waren sämtliche Hemmungen gebrochen und sonstige Ausschweifungen werden hier nicht erläutert. Man kann mit Sicherheit behaupten, dass die Sekt- und Weinverkostung für alle Teilnehmer ein voller Erfolg war.

Abbildung 32: Liveband (links) und Prof. Schnyder im Weinkeller

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Abbildung 33: Impressionen der Weinprobe

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16 Besuch der Universität für Bodenkultur in Wien Edeltraud Spreng und Andreas Spicker Auf der Rückfahrt von Budapest nach Freising wurde in der ehemaligen Kaiserstadt der k. u. k. Monarchie Halt gemacht, um dort nach einem Mittagessen in der Mayerei kurz Teile der Universität für Bodenkultur (Boku) zu besichtigen.

Abbildung 34: Gemeinsames Mittagessen in der Mayerei

Bereits während des Mittagessens stießen einige ehemalige Weihenstephaner zu uns; diese wurden durch Herrn Prof. Heißenhuber vorgestellt bzw. berichteten selbst einiges von ihrem beruflichen Werdegang. So erzählte beispielsweise Herr Ziegler, wie er nach seinem Abschluss in Weihenstephan für Erzeugergenossenschaften für Biobetriebe tätig wurde. Dort konnte er, eigenen Aussagen zufolge die Praxis sehr gut kennen lernen, was ihm in seinem derzeitigen Beruf im Agrarhandel auch von Nutzen ist. Dass er offenbar schon während seiner Studentenzeit sehr von der Idee der ökologischen Landbewirtschaftung beseelt war, konnte Herr Prof. Schnyder mit einer kurzen Anekdote bestätigen. Als Herr Schnyder am WZW den Lehrstuhl für Grünlandlehre übernahm, kam ebendieser Herr Ziegler auf ihn zu mit der Bitte die Grünschwaige auf Bio umzustellen.

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Zu uns gesellte sich außerdem Raphael Thywissen, der sein Studium der Agrarwissenschaften in Weihenstephan begann und nun in Wien fortführt. Als weiterer Absolvent des WZW wurde den Reiseteilnehmern Herr Kapfer vorgestellt, der nach seinem Studium am Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaus promovierte. Ebenso promovierte und arbeitete auch Frau Lena Schaller bei Herrn Prof. Heißenhuber. Bevor sie vor ca. einem Jahr an die Boku nach Wien wechselte. Kurz beschrieb sie uns ihr Thema der Dissertation: Klimaschutz durch Moorschutz. Weiterhin konnten wir Herrn Prof. Kantelhardt begrüßen. Nach seinem Abschluss in Weihenstephan promovierte er am WdL und habilitierte sich dort auch. Vor einem Jahr nahm er den Ruf an die Boku an und leitet seitdem das Institut für Agrar- und Forstökonomie. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind im Guttenberghaus, direkt neben dem Türkenschanzpark untergebracht. Der Park trägt seinen historischen Namen auf Grund der Belagerung der Türken die sich dort verschanzten. Unter Studenten und Professoren ist er allerdings auch unter dem Begriff „offener Hörsaal“ bekannt. Zum Schluss wurde Frau Reiter–Stelzl begrüßt. Sie ist die Vorsitzende des Boku- Absolventenverbands, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiern kann. Sie betonte vor allem die guten Kontakte zum WZW und freute sich, dass im Rahmen unserer Exkursion ein Treffen stattfinden konnte. In ihrer Funktion als Obfrau dieser Organisation stellte sie uns neben der Verbandszeitschrift auch den Boku-Ball vor. So mancher von uns schmiedete sogleich Pläne, den von der Absolventenvereinigung organisierten Ball bei nächster Gelegenheit zu besuchen. Ein weiteres Ziel des Verbandes ist die Organisation von Stammtischen und Vorträgen und natürlich der permanente Austausch und Kontakt zwischen den Absolventen. Auf dem Weg zum Festsaal der Boku begegneten wir Mitarbeitern des Instituts für Marketing- und Sozialwissenschaften, die uns für ihr Fachgebiet begeistern wollten.

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Der Festsaal der Boku befindet sich im Gregor-Mendel-Haus; hier werden vor dem pompösen Gemälde von Kaiser Franz-Josef Festveranstaltungen abgehalten.

Abbildung 35: Bildnis des Kaisers Franz-Josef im Festsaal der Boku

Und genau in diesem Raum brachte uns Prof. Kantelhardt die Geschichte und die Struktur der Universität näher: Die Gründung der Universität für Bodenkultur erfolgte vor 140 Jahren. Als Ursache dafür gilt die Ausweisung deutschsprachiger Professoren aus Ungarn, die sich in Wien niederließen und dort die Boku gründeten. Ursprünglich war die Universität vor allem land- und forstwirtschaftlich geprägt. Im Laufe der Zeit wurde das Angebot aufgrund der allgemeinen Veränderungen und Anforderungen auf mehrere naturwissenschaftliche Bereiche ausgedehnt (z.B. Biotechnologie). Vor zehn Jahren wurde auch die landwirtschaftliche Fakultät der Boku starken Umstrukturierungsmaßnahmen (Privatisierungen) unterworfen. Den tiefsten Einschnitt stellte wohl die Maßnahme dar, dass die Landwirtschaft keine eigene Fakultät mehr besitzt. Es existieren lediglich Departments. Um einen Leuchtturm für den Agrarbereich zu erhalten wurde das Zentrum für Agrarwissenschaften geründet.

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Die Umstrukturierungen führten teilweise zu finanziellen Schwierigkeiten. Was allerdings an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollte ist, dass an der Boku, wie an allen österreichischen Universitäten auch, keine Studiengebühren zu entrichten sind. So stiegen in dieser Dekade die Studentenzahlen von 7000 auf 10000 pro Jahr an. Im Agrarbereich sind derzeit ca. 2000 Studenten immatrikuliert. Was nicht zuletzt daran liegt, dass es an keinem anderen Standort in Österreich möglich ist Agrarwissenschaften zu studieren. Derzeit werden an der Boku zwei Bachelorstudiengänge angeboten. Der Großteil der Studierenden ist in den klassischen Agrarwissenschaften eingeschrieben. Daneben wird noch der Studiengang Weinbau angeboten. Allerdings können Interessierte auch in Zusammenarbeit mit der Universität für Veterinärmedizin in Wien Pferdewissenschaften studieren. Das Angebot für Masterstudiengänge an der Boku ist sehr breit gefächert. Es bestehen allerdings Überlegungen dieses Angebot etwas zu bündeln. Folgende Studienrichtungen können momentan gewählt werden: Agrar- und Ernährungswirtschaft, Agrarökonomie, Phytomedizin, Nutztierwissenschaften, Ökologischer Landbau, Agrarbiologie, Pflanzenwissenschaften. Als eine Herausforderung für die Dozenten, stellte Herr Prof. Kantelhardt die heterogene landwirtschaftliche Vorbildung der Studierenden dar. Diese Tatsache ist in der Fachmatura begründet; hier wird parallel zum „Abitur“ eine landwirtschaftliche Ausbildung ermöglicht. Da jedoch auch Studenten mit normaler Matura Agrar studieren wollen, ergibt sich ein Gefälle in der praktischen Vorbildung.

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Abbildung 36: Gruppenfoto mit ehemaligen Weihenstephanern vor dem GregorMendel-Gebäude

Abschließen konnten wir unseren kurzen Besuch an der Boku mit einem Gruppenbild vor dem Gregor-Mendel-Haus.

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