Ausgabe 6/2005 - Der Deutsche Olympische Sportbund

April 26, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Ausgabe 6/2005

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Freundliche Grüße aus der OF-Redaktion D

er Begriff "Tradition" hat im deutschen Sport einen guten Klang. Doch auch mit dem "Fortschritt" tut man sich, liebe Leserinnen und Leser, bekanntlich nicht schwer. Zigtausendfach und dauerhaft wird vor allem im Vereinsleben der Spagat zwischen Bewährtem und Neuem ohne Mühe und Abnutzungserscheinungen geschafft. Wenn trotzdem das Schlagwort "Neuorientierung" in letzter Zeit die sportpolitischen Diskussionen beherrscht hat, dann war nicht die florierende Basis gemeint. Es ging vielmehr um die Dachverbandsebene, die künftig enger zusammenrücken und sich wirkungsvoller in Szene setzen will. Die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees und der Außerordentliche Bundestag des Deutschen Sportbundes haben am 10. Dezember in Köln die Verschmelzung beschlossen. Eine Zentrale soll in Zukunft die überfachlichen und grundsätzlichen Weichenstellungen vornehmen. Das neue Dach auf dem traditionell starken und stabilen Vereinsfundament und dem soliden Verbandsunterbau heißt Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB). Er wird, nachdem die politischen Entscheidungen gefallen sind, die übrigens nicht wenige Chronisten als historisch bezeichneten, am 20. Mai 2006 das Licht der Welt erblicken. Und die Vorschusslorbeeren sind immerhin beachtlich. Aus den Reihen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommen einhellig positive Stellungnahmen, große Erwartungen natürlich eingeschlossen. In der Tat: Der organisierte Sport, der in einem manchmal schwierigen, aber letztlich doch zügigen demokratischen Willensbildungsprozess die Fusion an der Spitze besiegelt hat, bringt sich gleichzeitig gehörig in Zugzwang. Dabei gelten die Signale des Aufbruchs keineswegs nur der Hochleistung und Olympia und den Ambitionen im weltweiten Kräftemessen der Besten. Deutlicher noch als bisher wird auch das weite Feld des Sports als Lebenshilfe mit seinen vielfältigen und noch längst nicht vollständig erfassten Anknüpfungspunkten ins Blickfeld rücken. Alles dies begleitet natürlich auch in Zukunft vom "Olympischen Feuer" in gewohnt kritisch-konstruktiver Würdigung des Geschehens. Das gesellschaftliche Schwergewicht Sport positioniert sich also neu. Doch keine Bange - auch das wird ein Platz zwischen Tradition und Fortschritt sein. Ihr Harald Pieper

Inhalt OF Mosaik OF-Podium: Dr. Wolfgang Schäuble Wenn Sport aufhört Sport zu sein: Zur Humanisierung der Hochleistung Prof. Dr. Hans Lenk Sportt oder Der sinnvolle Umgang mit zwecklosen Herausforderungen Dr. Detlef Kuhlmann Höhere Qualität und bessere Bedingungeen: Trainer-Offensive im deutschen Spitzensport Walter Mirwald OF-Kommentare Michael Gernandt, Michael Burau, Dr. Karlheinz Gieseler Der organisierte Sport - gesellsch haftlicher Hoffnungsträger in politisch schwierigen Zeiten Holger Schück Das UN-Jahr des Sports hat Zeichen der Hoffnung gesetzt Dr. Stefan Volknant Deutschland ist ein Ball - und alle mittendrin Wolfgang Uhrig Olympia-Vorschau: Turin 2006 n Chamonix nach Turin: Von Eine kleine Geschichte der Olympischen Spiele Dr. Andreas Höfer Annie Hübler - Deutschlands erste Olympia-Siegerin Volker Kluge „Ich möchte Olympia noch mal erleben, aber ich will es erfolgreich erleben““ Interview mit Georg Hackl Michael Gernandt Josef Fendt und Wolfgang Zimmerer: Galionsfiguren des Wintersports mitt Langzeitausstrahlung Steffen Haffner Unbeirrt und erfolgreich: Frauen erobern Disziplin um Disziplin Ulrike Spitz Fräulein Smillas Gespür für Schnee oder Wintersportlerinnen zaubern wie Hermine Bianka Schreiber-Rietig Das Publikum - Begeisterun ngs- und Leidensfähigkeit Michael Burau Was macht eigentlich ... Manfred Schnelldorfer Michael Gernandt Die Philatelisten sind seit 1896 Sponsoren der Olympischen Spiele Karl Biernat Am Ursprung der modernen Sportmusik: Johann Heinrich Scchmelzer Dr. Hans-Dieter Krebs OF-Galerie: Die späten Glanzparaden des Rudi Kargus Dr. Hans-Dieter Krebs hen Komitees Nachrichten des Nationalen Olympisch Nachrichten der Deutschen Olympischen Gesellschaft Impressum Nachrichten des Deutscheen Olympischen Instituts Deutsches Sport & Olympia Museum

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Aufarbeitung deutscher Sportgeschichte

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as Nationale Olympische Komitee (NOK) und das Deutsche Olympische Institut (DOI) haben einen Forschungsauftrag zur "Geschichte und Bedeutung des Nationalen Olympischen Komitees der DDR im Kontext des Sportsystems der DDR" an die Historikerin Dr. Jutta Braun (Potsdam) vergeben. "NOK und DOI setzen auf eine wissenschaftlich kompetente Aufarbeitung und stellen hierfür gemeinsam 20.000 Euro zur Verfügung", erläuterte NOKPräsident Klaus Steinbach. Weitere Schritte zur Aufarbeitung der Vergangenheit der deutschen olympischen Sportgeschichte sollen folgen. "Das NOK geht davon aus, dass die Ergebnisse der Forschungen an der Potsdamer Universität, die neben anderen Themen auch das staatliche organisierte Doping und die Staatssicherheit der DDR berühren werden,

einen noch differenzierteren Einblick in diesen Abschnitt des olympischen Sports in Deutschland ermöglichen", stellte Steinbach fest. Der gründliche Blick in die Vergangenheit sei auch notwendig, weil der deutsche Sport dabei sei, die Weichen für seine Zukunft zu stellen. Der Vorsitzende des Direktoriums des Deutschen Olympischen Instituts, Professor Dr. Ommo Grupe, begründete: "Gerade angesichts der bevorstehenden Neuorganisation des deutschen Sports erscheint es unabdingbar, historische Hypotheken umfassend, überzeugend und wissenschaftlich fundiert abzuarbeiten. Dazu zählt zweifellos auch die Geschichte des Sports in der DDR. Wenn das DOI im Rahmen seiner Möglichkeiten und gemeinsam mit dem NOK für Deutschland hier einen wirksamen Beitrag leisten kann, entspricht dies im Übrigen auch seinem satzungsgemäßen Auftrag."

Immer weniger öffentlich geförderte Jugendarbeit

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ie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im Jahr 2004 insgesamt 97.300 Maßnahmen der Jugendarbeit von öffentlichen Stellen, das heißt von Bund, Ländern und Gemeinden oder der EU, finanziell gefördert. Im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Jahr 2000 ist dies ein Rückgang um rund 17%. Auch die Zahl der jungen Menschen, die an Veranstaltungen der öffentlich geförderten Jugendarbeit teilgenommen haben, ging entsprechend zurück: Sie verminderte sich gegenüber dem Jahr 2000 um knapp

Wasser und Flüsse im Mittelpunkt des Naturathlon 2006 D

as Bundesamt für Naturschutz und das Bundesumweltministerium haben den Ideenwettbewerb zum Naturathlon 2006 gestartet. Bereits zum dritten Mal soll der Naturathlon

zu naturverträglichen Sport- und Freizeitaktivitäten einladen. Im Mittelpunkt stehen diesmal Wasser und

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Flüsse und das Thema "Freizeit am Fluss". Der Naturathlon 2006 wird bundesweit von Naturschutz- und Sportverbänden unterstützt. Ziel des Wettbewerbs ist es, neue Wege zu finden, um Menschen für Naturund Gewässerschutz zu interessieren und sie spielerisch mit dem Thema vertraut zu machen. Die Aktionsideen sollen sinnlich und erlebbar zeigen, wie wichtig unsere Flüsse und Seen sind: als Rückzugs- und Lebensraum für zahlreiche, faszinierende Tier- und Pflanzenarten, aber auch als Orte der naturverträglichen Erholung und des Freizeitsports. Sie sollen vermitteln, wie

sich jeder einzelne für die Gewässer einsetzen kann. "Die Ideen sollen dazu beitragen, viele Bürgerinnen und Bürger für unsere Flüsse zu sensibilisieren und sie für eine naturverträgliche Freizeitgestaltung am Fluss zu gewinnen", sagt Vizepräsident Rudolf Ley vom Bundesamt für Naturschutz (BfN). "Sport und Naturschutz lassen sich in Einklang bringen. Der Naturathlon fördert das Verständnis hierfür bereits seit 2004. Durch die Beachtung einiger einfacher Regeln lässt sich die Natur schonen, ohne dass der Spaß am Sport leiden muss."

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880.000 oder rund 19% auf 3,7 Millionen Personen. Zu diesen Veranstaltungen zählten im Jahr 2004 rund 46.000 Veranstaltungen der Kinder- und Jugenderholung mit zirka 1,95 Millionen Teilnehmenden. Vier Jahre zuvor boten noch knapp 60.000 Veranstaltungen Erholung für rund 2,45 Millionen Kinder und Jugendliche. Damit sank die Zahl dieser Veranstaltungen binnen vier Jahren um 23%, die der Teilnehmenden um 20%. Nicht so stark sind die Ausgaben der öffentlichen Träger der Jugendhilfe für Jugendarbeit gesunken. Sie beliefen sich 2004 auf rund 260 Millionen Euro nach 269 Millionen Euro im Jahr 2000 (- 3%). Für Kinder- und Jugenderholung gaben die öffentlichen Träger allerdings mit 67 Millionen Euro 2004 rund 17,3 Millionen Euro oder 20% weniger aus als noch vier Jahre zuvor.

Verantwortung, sich für das Wohl der Sportlerinnen und Sportler einzusetzen. Er will zugleich normen- und wertbegründete Orientierungen für das "alltägliche" Trainerhandeln liefern.

Jeder dritte Jugendliche kann nicht schwimmen

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eder vierte Deutsche gehört nach einer Aufstellung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zu den Nichtschwimmern. Bei den Jugendlichen ist es sogar jeder Dritte. Nur noch etwa 17 Prozent der Kinder und Jugendlichen erlernen das Schwimmen im Sportunterricht an den Schulen. Im vergangenen Sommer sind in deutschen Badegewässern 324 Menschen ertrunken, die meisten in Binnenseen und Flüssen.

Friedensmedaille für Boxerlegende Muhammed Ali

Fair geht vor: Ehrenkodex für Fußballtrainer ie Fußball-Trainer der ersten und zweiten Bundesliga haben den vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) entwickelten Ehrenkodex für Fußballtrainer anerkannt. Dieser aus zehn Punkten bestehende Kodex basiert auf der Fassung, die der Deutsche Sportbund (DSB) im Jahre 1997 für Trainer und Übungsleiter aller Sportarten erarbeitet hatte. Das fußballspezifisch modifizierte BDFL-Werk soll nun von der Spitze in die Breite getragen werden: "Die Trainer besitzen im Fußball eine Vorbildfunktion. Dieser Rolle sollen sich die Coaches stärker bewusst werden und sich dementsprechend verhalten. Fair geht vor!", so heißt es dazu im BDFL-Journal. Der Ehrenkodex für Fußballtrainer ist ein Kanon von selbst auferlegten Pflichten. Er basiert auf dem Prinzip der

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zeichnet. Der an Parkinson leidende Olympiasieger und Ex-Weltmeister bekam die Auszeichnung für sein lebenslanges Engagement für die amerikanische Bürgerrechtsbewegung und

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er 63-jährige frühere Schwergewichtsboxer Muhammed Ali wurde in Berlin mit der Otto-Hahn-Friedensmedaille der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) ausge-

die weltweite kulturelle und spirituelle Emanzipation der schwarzen Bevölkerung sowie für seinen Einsatz als UNFriedensbotschafter. In seiner Laudatio würdigte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit Muhammed Ali (ehemals Cassius Clay) als einen "Rebellen, der die Menschen liebt". Der Geehrte weilte zusammen mit seiner Frau Lonnie in Berlin und besuchte auch den Boxkampf seiner Tochter Laila Ali in der mit 10.000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle.

Der größte Laufwettbewerb der Welt I

m Jahr 2005 war der JPMorgan Chase Corporate Challenge (JPMCCC) in Frankfurt am Main mit 58.467 Startern in einem Rennen der größte Lauf der Welt. Weder die riesigen Läufe in Bogota, Sydney, Barcelona, New York, London und Berlin

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hatten mehr Starter als der Corporate Challenge in Deutschland. In San Francisco starten zwar noch mehr Personen, aber bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass fast alle Teilnehmer dieses Wettbewerbs nicht laufen, sondern gehen.

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as Jahr 2006 verspricht für alle, denen Sport am Herzen liegt, ein ganz besonderes zu werden. Olympische Spiele begeistern mich nicht erst als Sportminister des Bundes. Mit Millionen anderen Menschen in aller Welt erwarte ich mit Spannung die Winterspiele und die Paralympics in Turin. Ich freue mich auf den fairen Wettstreit zwischen großartigen Sportlerinnen und Sportlern und bin zuversichtlich, dass deutsche Athletinnen und Athleten nicht nur an die Erfolge der Winterspiele von Salt Lake anknüpfen können, sondern vor allem auch gute Botschafter unseres Landes sein werden. Die Olympischen Winterspiele bilden den Auftakt zu einem Sportjahr, das gerade für Deutschland ganz im Zeichen von Frieden und Völkerverständigung dienenden Sportveranstaltungen stehen soll. Als Gastgeber mehrerer Weltmeisterschaften wird unser Land in besonderem Maße gefordert sein, die Fähigkeiten und Stärken zu zeigen, die für den Sport wesentlich sind: Weltoffenheit, Internationalität, Toleranz, Fairness und Teamgeist. Diese Herausforderung ist eine große Chance für die Sportnation Deutschland. Als Sportminister und aus persönlicher Überzeugung werde ich alles daransetzen, diese Chance zu nutzen. Wir alle können daran mitwirken, dass sich das Motto der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft, "Die Welt zu Gast bei Freunden", über den Sport hinaus mit Leben erfüllt. Wie im sportlichen Wettkampf selber bedarf es auch in der Sportpolitik der vereinten Kräfte. Was wir brauchen, ist eine große Koalition für den Sport. Ich begrüße es daher sehr, dass der Sport selbst einen wichtigen Schritt gemacht hat: Die beschlossene Fusion zwischen DSB und NOK wird sicher dazu beitragen, dass der deutsche Sport international noch mehr an Bedeutung gewinnen kann. Zugleich unterstreicht das künftige gemeinsame Dach das bei aller Verschiedenheit Verbindende zwischen Breiten- und Spitzensport. Die Podeste der Sieger stehen auf dem Fundament des Breitensports. Ohne den Breitensport, ohne die engagierte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die in den Vereinen von vielen ehrenamtlich tätigen Menschen geleistet wird, wäre Spitzensport nicht möglich. Eines meiner wichtigen sportpolitischen Ziele ist es deshalb, diese Fusion, deren Umsetzung und Ausgestaltung ureigene Sache des Sports ist, durch die Politik dort zu unterstützen, wo es notwendig ist. Damit unser Land sein auch im Sport hohes internationales Ansehen ausbaut, ist es mir ein wichtiges Anliegen, trotz angespannter Haushaltslage die Förderung des Spitzensports in angemessener Form zu gewährleisten. Dabei werden die Stärkung der Eigenverantwortung des Sports, eine Erhöhung der Planungssicherheit und die Förderung des Sportstättenbaus für den Spitzensport wichtige Bereiche der Sportpolitik

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bleiben. Als größter Sponsor des Spitzensports wird die Bundesregierung auch künftig ein verlässlicher Partner sein, um längerfristige Maßnahmen und Planungen zu ermöglichen, ohne die Spitzenleistungen nicht erzielt werden können. Das gilt auch im Hinblick auf die Nachwuchs-Spitzensportler, für die ein bundesweit abgestimmtes Spitzensportfördersystem entwickelt werden muss. Die Förderung des Spitzensports ebenso wie die Nachwuchsförderung erstreckt sich dabei auf alle Bereiche des Sports. Es steht außer Frage, dass die Fußball-Weltmeisterschaft im Mittelpunkt des Interesses steht. Aber Sport ist viel mehr; dies zeigt ein Blick auf die ebenfalls 2006 in Deutschland auszurichtenden Reiter- Feldhockey- und Tischtennis-Weltmeisterschaften. Damit verbunden sind Chancen unserer Aktiven, in Ihrer jeweiligen Sportart vor einem weltweiten Publikum Bestleistungen zu erbringen. Chancengleichheit setzt natürlich ein internationales und einheitliches Konzept der Dopingbekämpfung voraus. Wir werden im Interesse unserer Aktiven nicht nachlassen, hier eine weitgehende Harmonisierung einzufordern. Die Bundesregierung setzt auf die Förderung vieler Bereiche des Spitzensports. Dies muss sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung widerspiegeln. Deshalb lege ich großen Wert darauf, dass es gelingt, das Interesse und die Wertschätzung derjenigen Sportarten, die weniger im Fokus des Interesses stehen, zu erhöhen. Leistungen von Spitzensportlern dürfen in ihrer Wertigkeit nicht von Einschaltquoten abhängig sein, will man nicht eine Reduzierung von Sportartenvielfalt, aber auch von sportlichen Zielen hin zu bloßer Unterhaltung riskieren. Die Bundesförderung des Leistungssports von Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiges politisches Ziel, nicht nur aus

sportlicher Sicht. Denn hier errungene Erfolge machen Mut und stehen für Ergebnisse, die mit Leistungsbereitschaft und Einsatzwillen erreicht werden können. Längst sind die Paralympics aus dem Schatten der Olympischen Spiele herausgetreten und treffen auf eine interessierte Öffentlichkeit, die beeindruckt ist von den Leistungen der Athletinnen und Athleten. Die Förderung des Breitensports liegt in der Verantwortung der Länder. Aber selbstverständlich hat auch der Bund ein Interesse an guter, flächendeckender Vereinsstruktur und einem breiten, in den Alltag integrierten Sportangebot. Neben gesundheitlichen Aspekten ist für mich als Bundesinnenminister insbesondere die hohe Integrationskraft des Sports von Bedeutung. Integration findet vorrangig vor Ort, im unmittelbaren Lebensumfeld, statt; kaum etwas ist deshalb besser dazu geeignet, Menschen zu integrieren, als der Sport. Das gemeinsame Interesse an der jeweiligen Sportart verbindet

Sport" war schon in meiner ersten Amtszeit als Bundesinnenminister eines meiner Lieblingsprojekte. Dies gilt es fortzuführen. Ich begrüße in diesem Zusammenhang nachdrücklich das Angebot der Spitzensportverbände, an der Umsetzung des Programms mitzuwirken. Auf internationaler Ebene setzen wir uns für die Entwicklung einheitlicher Positionen zu zentralen Fragen des Sports ein. Außerdem gilt es, das zu Ende gegangene "Internationale Jahr des Sportes" der Vereinten Nationen, für dessen Realisierung die Bundesregierung erhebliche Sondermittel zur Verfügung gestellt hat, auszuwerten und die Nachhaltigkeit zu sichern. Auf EU-Ebene wird Deutschland die Möglichkeiten nutzen, die sich durch seine Ratspräsidentschaft im Jahr 2007 ergeben. Mit Nachdruck hatte sich die Bundesregierung in der Vergangenheit für die Verankerung des Sports im Gemeinschaftsrecht eingesetzt. Die stärkere Berücksichtigung der berechtigten Interessen des Sports gerade auch für den

OF-PODIUM Herausforderungen und Chancen für die Sportnation Deutschland Von Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des Innern

und bildet eine gute Grundlage für vorurteilsfreie Begegnung. Freizeitsport kennt keine Nationalität, Sprachprobleme spielen bei gemeinsamem Trainieren und Spiel eine untergeordnete Rolle. Die Grundregeln des Sports, Ehrlichkeit, Fairness und Wertschätzung für die Mitspieler, sind über alle kulturellen Unterschiede hinweg gleich. Dieser Wertekonsens und die sportliche Gemeinschaft sind gleichzeitig wichtige Beiträge zur Prävention von Gewalt und Sucht. Das seit nunmehr 16 Jahren auf Initiative der Bundesregierung vom DSB durchgeführte Programm "Integration durch

Fall, dass eine Ratifizierung des EU-Verfassungsvertrages weiter auf sich warten lässt, wird ein Schwerpunkt künftiger Politik sein. Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland gut aufgestellt ins Jahr 2006 geht und die Herausforderungen gemeinsam erfolgreich bestehen wird. Allen Beteiligten, sei es im SpitzenBehinderten- oder Breitensport, möchte ich für ihr großes Engagement danken, mit dem sie Leistungen im Spitzensport verbessert und die Lebensqualität durch Freizeitsport erhöht haben.

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Wenn Sport aufhört, Sport zu sein: Zur Humanisierung der Hochleistung Von Hans Lenk

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er Hochleistungssport gerät immer mehr in die Zwänge zwischen Macht, Markt, Medien und Manipulationen. Doch die humane Basis des Sports sollte angesichts der Eskalierung der teils künstlichen Leistungssteigerungen nicht vergessen werden. Aus erzieherischen wie ethischen Gründen darf man das vernünftige Maßhalten nicht zu Gunsten der Faszination reiner Höchstleistung vernachlässigen. Mentoren mit Überblick, die selbst nicht unter dem beruflichen Zwang einer Leistungseskalation stehen, sollten hier ihren Einfluss geltend machen. Verantwortungsbewusste Athleten, Trainer, Funktionäre wären - stünden sie der publizistisch hochgeschraubten Leistungserwartung und der zensorhaften Besserwisserei mancher inkompetenter Journalisten allein gegenüber - allzu leicht überfordert. Es wird deutlich, dass die Begrenzung und die Grenzen sportlicher Leistungen auf verschiedene Weise verstanden werden müssen: Naturgegebene biologische Leistungsgrenzen sind von kulturell gesetzten, ethisch begründeten Grenzen deutlich zu unterscheiden. Die Letzteren sind bewusst gesetzte Normen. Man kann sie übertreten, bzw. sie könnten auch anders sein. Diese beiden Arten von Begrenzungen sind unterschiedlich zu behandeln und zu beachten: Die Ersteren spielen in naturwissenschaftlichen Diskussionen des Sports eine Rolle, die Letzteren in sportethischen. Die Grenzen der Humanität sind nicht quantitativ abzustecken, dennoch muss es Orientierungsmarken, kontrollierbare Leitlinien geben. Wo Sport aufhört, Sport zu sein, lässt sich nicht naturgesetzlich feststellen, sondern ist eine Sache der ethischen Beurteilung unter Einbeziehung der Ideen von Humanität, Moral und eines vernünftigen Maßes - wandelbar bei festgehaltenem kulturellen wie geschichtlichen Kern. Eine ernsthafte Sportethik, die sich nicht nur in oberflächlichen Allgemeinunverbindlichkeiten erschöpft, ist bisher noch kaum entwickelt worden. Nicht einmal eine ausführliche Begriffsklärung, eine analytische Ethik im Rahmen der Sportphilosophie existiert. Die selbst noch unzureichende pädagogische Diskussion

des Fair-Play-Prinzips, dieser vom Sport entdeckten - ihm ureigenen - ethischen Grundnorm sozial geregelten und institutionalisierten Verhaltens, bildet eine gewisse Ausnahme. Ethisches Urteil ist nie allein in Form eines allgemein anwendbaren Rezeptes möglich. Ein kontrollierbares, einfach anwendbares, allgemeingültiges Raster aber ist für die Praxis des Sports als Leitlinie, als Orientierungsmaßstab nötig. Man kann voraussagen, dass die sport-ethischen Fragen sowie die Probleme der Anwendung und Durchsetzung ethischer und humaner Grundsätze im Sport ein Hauptproblem der künftigen Diskussion um den Hochleistungssport bilden werden. Die Philosophie des Sports muss sich dieser Herausforderung stellen; die Sportpraktiker in den Verbänden sollten die Notwendigkeit solcher Leitlinien anerkennen, um zu verhindern, dass der Leistungssport in der Eskalationsspirale zu einem sinnlosen nationalistisch motivierten Sportwettrüsten gerinnt. Auch angesichts des fast "mythischen" Faszinosums der einmaligen, der unüberbietbaren Leistung darf der Sport das Humanum, den einzelnen Sportler, nicht vergessen. Die Grenzen der Humanität verlaufen enger als die manipulierbaren Grenzen der Physiologie. Unversehens hat sich heute die Diskussion um die charakteristischen Züge des modernen Sports und zumal des Hochleistungssports wieder in eine Humanisierungsdebatte umgewendet, eine Diskussion, welche die traditionelle Debatte der gesellschaftswissenschaftlichen Leistungskritiker aus den sechziger und siebziger Jahren verallgemeinert, die den Sport zu "einem Sektor der Arbeitsrationalisierung" gestempelt hatten - charakterisiert von rationellster Effizienzmaximierung. Der Sport "verdoppele" nur die Arbeitswelt, ähnele "den Leib tendenziell selber der Maschine an", schule "die Menschen zur Bedienung der Maschine um so unerbittlicher ein...": "Fitness für die Arbeit" sei "einer der geheimen Zwecke des Sports" (Adorno 1969). Dies muss man heute wohl etwas differenzierter

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sehen. Einerseits sind die Effizienzmaximierung, Professionalisierung und Kommerzialisierung wie vorausgesagt eingetreten. Andererseits ist die funktionale Fitmachung für die industrielle Arbeit wohl kaum noch als "geheimer" Zweck des Sports aufzufassen. Eher ergibt sich in einer "sitzenden", zum Teil sitzengebliebenen Gesellschaft von Auto- und Immobilisten - gerade auch auf Arbeitswegen - die Funktion des Sports als eine Ausgleichsbewegung sowohl in körperlicher Hinsicht als auch in psychischer Motivation der Leistungsverbesserung, Selbststeigerung, Eigenerfahrung von Eigenhandlungen und Eigenleistungen zu empfinden. Man darf also den Höchstleistungssport und Hochleistungssport nicht als repräsentativ für alle Funktionen - etwa des Breiten- und Erholungssports - ansehen, obwohl auch im Letzteren Kommerzialisierung und gelegentlich eine starke Orientierung an Leistungssteigerung zu finden sind. Natürlich haben Spitzensportler für normalen Breitensport eine motivierende Vorbildfunktion, doch lassen sich nicht alle Gesichtspunkte der Leistungssteigerung im Training, samt Technisierung und Technologisierung, derart pauschalisieren, wie es die Gesellschaftskritiker und Technokratie-Theoretiker jener Jahre taten. Zwar wurde und wird besonders in totalitären Systemen der Sport in der Tat in dieser Weise benutzt, eher missbraucht. Die Tendenz zur freiwilligen Selbstausbeutung ist aber auch im Höchstleistungssport unserer freiheitlichen Gesellschaften nicht ausgeschlossen. Dies war schon vor der umfassenden Kommerzialisierung und auch unabhängig von der überstarken Politisierung im Höchstleistungssport etwa olympischen Kalibers der Fall. Hatte nicht schon der Olympiasieger Connolly von 1956 konstatiert, ein Höchstleistungsathlet tendiere dazu, alles zu machen bzw. zu nehmen, "was ihn nicht gerade umbringt", um den höchsten Erfolg zu erreichen? In der Tat ist dies für den Höchstleistungssport - freilich im wesentlichen nur für diesen - ein paradoxes Problem: Man muss im Endlauf "schneller laufen, rudern, fahren, als man eigentlich könnte". Eine Hochleistung oder Höchstleistung ist in der Tat nur zu erreichen, wenn das ganze Leben strikt darauf abgestellt ist und diese Höchstleistung bzw. der höchste Erfolg motivational gleichsam als "die wichtigste Sache der Welt" angesehen und verfolgt wird. Für eine Höchstleistung muss man eben alles einsetzen bzw. auf die

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Karte setzen. Sport also doch nur "die wichtigste Nebensache der Welt"? Eher wohl eine Hauptsache, gar "Haupt- und Staatsaktion" im Höchstleistungsbereich, mittlerweile auch im kommerzialisierten Normal-Professionalsport z.B. des ProfiFußballs, wo trotz allen täglichen Trainings Höchstleistungsanforderungen, wie sie in ausdauerintensiven Sportarten seit Jahrzehnten gang und gäbe sind, immer noch nicht zu finden sein dürften. Es ist wohl doch die Öffentlichkeit mit ihrer absoluten Herausstellung einzig und allein des Siegers, die diese Motivationsdramatik, wenn nicht erzeugt, so doch außerordentlich verstärkt. Verführungen zur Unfairness, zum "Tricksen", zum Unterlaufen der Chancengleichheit durch extreme, evtl. Grenznutzenvorteile ausschöpfende Technisierung, wie etwa auch Doping, sind natürlich in dieser Situation verständlich - um so mehr, je stärker sich auch ein sportlicher Erfolg in barer Münze auszahlt. Durch verschärfte Kontrollen allein wird sich dieses Problem nicht lösen lassen. Der Erfindungsreichtum der intelligenten "Trickser" geht allemal noch dem mühsam bürokratischen Kontrollieren und Standardsetzen voraus, wenn auch unter dem Grenznutzengesetz der schwindenden marginalen Nutzenzuwächse. Letztlich hilft im Höchstleistungssport nur eine Entdramatisierung der ausschließlichen Siegerorientierung und eine Rückkehr zur Humanisierung, wie skizziert. Humanes und ethisches Predigen allein hilft dabei nicht, wenn man nicht auch das System und zumal das auch der öffentlichen Bewertung und materiellen Förderung oder leistungsabhängigen Prämienentlohnung humanisiert. Die Humanisierung des Leistungsprinzips steht gerade heute im Sport wie in der Arbeitswelt auf dem Tapet. Da gewisse Selbstausbeutungen und Enthumanisierungseffekte sich fallweise im Höchstleistungssport finden lassen, tut eine angemessene Humanisierung im Sport, zumal im Höchstleistungssport, wirklich Not. Doch es ist wirklich keine automatische Kopplung des Sports mit allumfassenden Enthumanisierungseffekten in der Ellenbogengesellschaft festzustellen. Auch der Sport ist letztlich menschlich - oft allzu menschlich. Es ist in der Tat eine wichtige Aufgabe für die Sportorganisationen und ihre Verantwortlichen, den Sport möglichst human zu gestalten, damit er nicht seine hohe Faszination und Glaubwürdigkeit verliere. Erhalten wir und fördern wir die Humanität im Sport! Dies scheint heute OF dringlicher denn je.

Sport oder Der sinnvolle Umgang mit zwecklosen Herausforderungen Von Detlef Kuhlmann

um Sporttreiben kann man niemanden zwingen, höchstens einladen. Die Entscheidung zum Sporttreiben muss jeder Mensch für sich selbst treffen. Sie kann ihm von niemandem abgenommen werden. Wer Menschen für das Sportreiben gewinnen möchte, muss sich auch fragen, wie der Sport das Leben dieser Menschen bereichern und vor allem bei jungen Menschen - ihre Entwicklung nachhaltig fördern kann. Dahinter verbirgt sich das pädagogische Anliegen des Sports. Sport wird zuweilen sogar als ein sinnvoller Bereich der Lebensgestaltung verstanden. Mehr noch: Sport ist für viele Menschen - egal ob junge oder ältere, ob mit oder ohne Behinderung - offenbar attraktiv und anziehend, für andere ist er es dagegen (noch) nicht. Denn: Im Grunde ist Sport zweckloses Tun … und stellt gerade deswegen für viele Menschen eine Herausforderung dar.

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Um zwischen Zwecklosigkeit und Herausforderung zu unterscheiden, muss man sich konkret vorstellen, was Sport eigentlich bedeutet. Dazu ein Beispiel: Warum bezeichnen wir etwa das schnelle Laufen auf einer 400-m-Bahn im Stadion klipp und klar als Sport, nicht aber das (manchmal ebenso) schnelle Laufen zur Haltestelle, um den ankommenden Bus noch zu erreichen? Sportliche Aktivitäten lassen sich von anderen Tätigkeiten des menschlichen Daseins offenbar ganz gut abgrenzen: Sport besteht aus willkürlich geschaffenen Handlungen, die mit Bewegung verbunden sind. Sport stellt eine in sich geschlossene, fiktive - also eine "künstliche" Realität dar. Sport basiert per se auf vorher festgelegten

Regeln. Sport ist immer ichbezogen und somit auch nicht an andere delegierbar. Den Speer oder die Kugel muss ich schon selber werfen, dafür kann ich niemand anders "verpflichten" … und dann kommt noch hinzu: Sport zielt nicht primär auf bestimmte materielle Zwecke und produziert schon gar nicht irgendwelche materiellen, also vorzeigbare oder verkaufbare Güter bzw. Werke mit einem steigerbaren Gebrauchswert. Schließlich: Sport ist an sich gar nicht lebensnotwendig und macht so gesehen nur um seiner selbst willen Sinn. Wir üben ihn freiwillig aus, versprechen uns offenbar etwas von seinen Wirkungen, und zwar unmittelbar in der Gegenwart, aber auch längerfristig für die Zukunft. So gesehen ist das Sporttreiben für jeden von uns ein nach Sinn suchendes und vom Sinn geleitetes Tun. Damit wird Sport zur Herausforderung. Im Sport bewegen wir uns körperlich und lassen uns auch gern emotional bewegen. Der Sport soll unser Leben auf möglichst schöne Weise bereichern und zum sinnvollen Element der eigenen Lebensgestaltung werden. Der Sport gilt sogar als Teil einer Lebenskunst, die ganz allgemein das fortwährende Nachdenken über die möglichen Formen eines bewusst geführten Lebens meint. Allerdings ist selbst dieses Nachdenken mit Anstrengung verbunden, nämlich sein eigenes Leben auf reflektierte Weise zu führen und nicht einfach nur so dahinplätschern zu lassen. Lebenskunst meint - egal, ob mit oder ohne Sport - die Sorge um sich selbst. Und sie soll zu sachgemäßem und reflektiertem Urteilen führen, anstatt immer nur bloß willkür-

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lich und spontan zu agieren und dem eigenen Leben nur freien Lauf zu lassen. Lebenskunst bedeutet das Sich-KlarWerden über den Umgang mit Gebräuchen und Gewohnheiten, mit den Lastern und Lüsten, mit Scherzen und mit Schmerzen, die das Leben so mit sich bringt. Letztlich speist Lebenskunst ihren Sinn daraus, aus dem abstrakten Leben sein eigenes werden zu lassen, einen persönlichen Lebensstil zu finden, der auf die vielen Fragen unserer Zeit persönliche Antworten findet. Am Ende der Philosophie der Lebenskunst steht die Selbstmächtigkeit jedes einzelnen, und zwar als die Herausbildung eines Könnens im Umgang mit sich selbst. Im Sport können wir den Umgang mit uns selbst zeigen. In der Philosophie der Lebenskunst wird aber alles prinzipiell zu einer Frage der Wahl für jeden Einzelnen: Es geht jedoch nicht einfach nur darum, dieses und jenes zu tun und anderes zu lassen, sondern vielmehr erst einmal die Möglichkeiten zu suchen und diese vor den eigenen Augen auszubreiten, um daraufhin die eigene Wahl souverän treffen zu können. Die Philosophie der Lebenskunst verweist die Menschen aber wieder auf sich selbst zurück - prägnant paraphrasiert im sogenannten existenziellen Imperativ, der da lautet: "Gestalte dein Leben so, dass es bejahenswert ist". Das meint einerseits die prinzipielle Freiheit zur Entscheidung, aber andererseits auch den prinzipiellen Zwang, sich irgendwie entscheiden zu müssen - freilich mit einer Fülle von Optionen, die es zu sortieren und abzuwägen gilt, ohne zum Zeitpunkt der Entscheidung schon genau zu wissen, welche denn die richtige ist. Es geht aber bei dem Konzept der Lebenskunst gerade nicht um eine normative oder präskriptive Anweisung, dieses und jenes zu tun und anderes für immer zu lassen. Philosophie der Lebenskunst verfährt grundsätzlich optativ, eben Möglichkeiten zu eröffnen und nach Sinn zu suchen. Der Sport ist so eine Option für uns. Die Philosophie der Lebenskunst will eine praktische Lebenshilfe für einen jeden Einzelnen sein. So etwa lässt sich stark verkürzt der Grundgedanke beschreiben. Als ihr Begründer und Hauptvertreter gilt der Berliner Wilhelm Schmid, mittlerweile einer der erfolgreichsten philosophischen Publizisten in Deutschlands. Von ihm liegt derzeit eine Hand voll Bücher vor, in denen immer wieder "von der Pflege des Körpers" die Rede ist. Inzwischen wird die Philosophie der Lebenskunst auch im Sport und hier insbesondere in der Sportpädagogik wahrgenommen und anwendungsbezogen rezipiert, und zwar allen voran durch den Wuppertaler Sportwissenschaftler Eckart Balz, der die Verbindungslinien von Lebenskunst und Sport als erster vorgezeichnet hat. Generell gilt: Das Sporttreiben wird zum Prüfstein und zu einer Option der reflektierten Lebensgestal-

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tung. Genauso ließe sich allerdings die Option Sport beispielsweise durch das Musizieren, die Gartenarbeit oder viele andere schöne Dinge des Lebens ersetzen. Schließlich kann man auch ohne Sport ein zufriedenes Leben führen. Wir können "ja" sagen zum Sport, müssen es aber keinesfalls! Aber wer "ja" zum Sport sagt, der hat offenbar für sich herausgefunden, was ihm der Sport bedeutet und dass ihm der Sport etwas Besonderes und Sinnvolles für sein Leben bieten kann. Wer "ja" zum Sport sagt, hat sich selbst für das Sporttreiben gewonnen! Wer "ja" sagt zum Sport, hat es zudem geschafft, regelmäßige sportliche Aktivitäten in sein Leben zu integrieren oder er/sie ist zumindest bereit, einen Weg dorthin zu gehen - sei es ganz für sich allein, zusammen mit anderen, sei es wöchentlich oder täglich, sei es im VHS-Kurs oder im Sportverein, sei es im Schwimmbad oder im Fitness-Center, sei es beim Nordic-Walking oder auf Inline-Skates, sei es beim Fußball- oder beim Tennisspiel. Aktives Sporttreiben vollzieht sich immer im Hier und Jetzt, ist gebunden an gegenwärtiges Tun. Das Sporttreiben erle-

ben wir immer nur flüchtig. Man kann es zwar im Moment auskosten und genießen, niemals fest in den Händen halten und nur seine Kopien lassen sich konsumieren und konservieren. Das Sporttreiben hinterlässt bei uns selbst oftmals Spuren, solche die wir uns wünschen, aber auch andere, die wir gern meiden: wohlige und weh tuende. Sport vermittelt uns aber auch das Gefühl, in der Welt aktiv und präsent zu sein, und zwar mit allen unseren körperlichen Möglichkeiten - auch wenn diese Dispositionen durch Tagesform kurzzeitig oder anderswie dauerhaft eingeschränkt sein mögen bzw. im Alter langsam nachlassen. Die Bewegungsherausforderung an sich bleibt reizvoll. Alles Sporttreiben ist Ausdruck unseres Selbst. Es beschert uns als Individuum volle Authentizität. Im Sport können wir ganz bei uns selbst sein und sind dann ganz bei der Sache. Wir gehen auf in unserem Tun, erleben eine intensive Gegenwartserfüllung, weil wir uns ganz konzentrieren - ohne auf der einen Seite Angst oder auf der anderen Seite Langeweile verspüren zu müssen. Wir geben uns ganz den körperlichen Herausforderungen hin.

Dieser einmalige Zustand wird auch mit dem inzwischen bei uns sehr populär gewordenen Begriff des "Flow" umschrieben, der auf den amerikanischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi zurückgeht. "Flow" heißt frei übersetzt soviel wie "optimale Erfahrung" und wird gern mit dem Bild vom endlos fließenden Flow-Kanal erläutert: Die Herausforderung durch die Aufgabenstellung und das Kompetenzniveau der Person sind quasi die Innenseiten dieses Kanals. Nur wer in diesem Kanal schwimmt, bleibt von Angst und Langeweile verschont und kann seine optimale Leistung vollbringen in diesem nach oben offenen Kanal ... Aber: Flow lässt sich weder von außen dirigieren noch wie ein Rezept verordnen. Jeder muss Flow für sich selbst finden und fühlen. Der Sport stellt lediglich eine Offerte dar, um Flow zu erfahren. Im Sport können wir unser Können ständig verbessern oder (besonders im Alter) auch versuchen, den Prozess des Könnensabfalls zu verlangsamen. Gerade wer Sport um seiner Gesundheit willen betreibt, der muss ihm regelmäßig nachgehen - gut dosiert und kontinuierlich, anstatt nur hin und wieder mal sporadisch. Er muss ihn wie eine gute Gewohnheit pflegen und beispielsweise versuchen, Bewegungseinheiten regelmäßig zwei oder drei Mal in der Woche in den persönlichen Zeithaushalt zu integrieren. Und meist kommt hinzu: Durch die regelmäßige Pflege meiner körperlichen Bewegungen pflege ich meine sozialen Beziehungen gleich mit … Wenn ich der "Pflege des Körpers" zusammen mit anderen netten "Gleichgesinnten" nachgehe, dann kommt Lebenskunst zeitweilig als Kollektiverlebnis daher! Sport also stellt ein wichtiges, aber nicht notwendiges Element sinnvoller Lebensführung dar. In welcher Form und auf welchem Niveau der Sport auch betrieben wird, wir sollten stets beachten und uns vergewissern: Den perfekten Sport gibt es nicht! Im Sport gibt es nichts, was nicht noch steigerbar und verbesserbar wäre. Lebenskunst hin oder her: Im Grunde zelebrieren wir im Sport immer nur unser eigenes körperliches Unvermögen. Das gilt für die Finalteilnahme der Wettbewerbe bei Olympischen Spielen genauso wie bei Meisterschaftsspielen in der Landesoder Bezirksliga. Wir alle präsentieren immer nur die Grenze dessen, was wir noch nicht können. Diese Grenze verschieben wir zwar mit jedem weiteren Könnensnachweis etwas nach oben, manchmal aber auch nach unten. Es wird uns jedoch im Sport nicht gelingen, das Fenster des Perfekten jemals ganz zu öffnen. Im Sport werden wir nie fertig. Vielleicht macht ihn das so anziehend. Vielleicht ist es deswegen so leicht, Menschen für das Sporttreiben zu gewinnen … zumal jeder bei sich selbst anfangen OF kann.

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ie Trainer im millionenschweren Fußball-Zirkus namens Bundesliga stehen permanent im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Interviews auf nahezu allen Kanälen von Fernsehen und Hörfunk, Stellungnahmen in Zeitungen und Zeitschriften gehören zum Alltag unserer medialen Welt. Von Vertragspoker wird ebenso gesendet und geschrieben wie von Rausschmissen und Neueinstellungen. Das Karussell dreht sich ständig. Holger Fach, den der VFL Wolfsburg kurz vor Weihnachten entließ, ist bereits der achte Fußball-Lehrer, der in der ersten Halbserie den so gerne

Höhere Qualität und bessere Bedingungen: Trainer-Offensive im deutschen Spitzensport Von Walter Mirwald zitierten Trainerstuhl räumen musste. Das ist ein trauriger Rekord für die erste Liga der deutschen Kicker. Und die Öffentlichkeit ist immer dabei. Trainer und Trainerinnen werden wir auch bei der Berichterstattung von den Olympischen Winterspielen in Turin erleben. Sie - und die von ihnen betreuten Sportlerinnen und Sportler - rücken dann für ein paar Tage in den Blickpunkt der Öffent-

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lichkeit, wenn es um Medaillen für Deutschland geht. Sie werden in der Stunde des Triumphes gefeiert und müssen im Falle der Niederlage Erklärungen abgeben, warum der Erfolg ausgeblieben ist. An ein paar Wintertagen sind diese Gesichter zu sehen, um dann wieder für einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden. Die mehr als 150 Bundestrainer, die die deutschen Athletinnen und Athleten auf sportliche Großereignisse vorbereiten, stehen meist im Schatten. Das Bild in der Öffentlichkeit über ihre Arbeit ist sehr verschwommen. Dabei wird seit vielen Jahren bei vielen sich bietenden Gelegenheiten von Sportfunktionären und Politikern unterstrichen, dass der Trainer neben dem Athleten die zentrale Person im Hochleistungssport ist. Seit genau so langer Zeit wird aber auch darüber geredet, die Rahmenbedingungen für die Trainer zu verbessern, die bei durchschnittlicher Bezahlung einen familienunfreundlichen Beruf mit unregelmäßigen Arbeitszeiten ausüben, ständig unter Erfolgsdruck stehen und so sehr auf eine Sportart oder Disziplin spezialisiert sind, dass diese Spezialisierung bei einer notwendigen neuen Jobsuche eher zum Nachteil gereichen könnte. Ein erfolgreicher Trainer machte bei dem jährlichen Bundestrainer-Großseminar des Deutschen Sportbundes (DSB) seinem Ärger mit folgenden Sätzen Luft: "Die Leute meinen doch, wir würden schön um die Welt reisen, genug Geld verdienen und ein bisschen Spaß haben mit unseren Sportlern. Dabei verdient heute jeder normale Lehrer mehr als ein Bundestrainer." Doch jetzt darf die Trainerschar auf bessere Zeiten hoffen. Der Bundesvorstand Leistungssport im DSB hat eine TrainerOffensive verabschiedet, mit der die Anerkennung dieses Berufstandes in der Gesellschaft, aber auch die Rahmenbedingungen verbessert werden sollen. Auf vier verschiedenen Ebenen will der DSB in Kooperation mit dem Bundesinnenministerium und der Trainerakademie in Köln aktiv werden, um den Zugang zum Trainer-Beruf für mehr junge Menschen attraktiv zu machen. Die finanziellen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen sollen modernen Anforderungen angepasst, Aus- und Fortbildung verbessert und die gesellschaftliche Anerkennung erhöht werden. Darüber hinaus soll ein Prämiensystem etabliert werden. "Dieser Schritt ist schon lange überfällig", sagt der für den Spitzensport zuständige DSB-Vizepräsident Ulrich Feldhoff. "Die Trainer sind ein maßgebliches Glied in der Kette des deutschen Leistungssports. Wir müssen unbedingt mehr für sie tun, wenn wir nicht den Anschluss an die olympische Spitze verlieren wollen." Feldhoff, der als Präsident des Kanu-Weltverbandes viel in der Welt herum kommt, hat festgestellt, dass in anderen Ländern Trainer nach Erfolgen genauso gefeiert werden wie die Sportler. "Das fehlt bei uns fast völlig", weiß Feldhoff. Deshalb will der Deutsche Sportbund die Auszeichnung "Trainer des Jah-

res" ins Leben rufen, die im Jahr 2006 erstmals vergeben werden soll. Die entsprechenden Möglichkeiten, ob es beispielsweise in die Gala "Sportler des Jahres" eingepasst werden oder besser eine eigene Veranstaltung erhalten kann, werden überprüft. "Aber Veränderungen zu erreichen, ist natürlich recht schwierig, denn es kann nicht einfach ein Hebel im Kopf der Menschen umgelegt werden, und dann ist das neue Denken da", sagt der DSB-Vizepräsident, der auch Wert darauf legt, dass die Qualität der Aus- und Fortbildung der Bundestrainer erhöht wird. Zum einen sollen nach Möglichkeit mehr Mittel aus den Jahresplanungen der Verbände für diesen Sektor ausgegeben, zum anderen soll die Aus- und Fortbildung künftig besser organisiert werden. Dies soll mit zwölf hauptamtlichen Lehrreferenten realisiert werden, deren Beschäftigung der Deutsche Sportbund erreichen will. Außerdem will man vermehrt Kleinseminare anbieten, um den zeitlichen Aufwand für die Trainer kleiner zu halten, aber auch um spezielle Themen anbieten zu können. Handlungsbedarf sehen die DSB-Verantwortlichen auch in den arbeitsrechtlichen Voraussetzungen. Statt wie bisher mit Zeitverträgen zu arbeiten, sollen künftig unbefristete Kontrakte abgeschlossen werden, um mehr Rechtssicherheit für beide Seiten zu erreichen. Da aber eine Trennung im Spitzensport hin und wieder vorkommt, sollten dafür im Vertragswerk Regelungen über Abfindungen vorgesehen werden. Auf den Weg bringen will man auch ein Prämiensystem und eine Anpassung der maximal vorgegebenen Bezahlung. Ein wichtiger Anfang zur Stärkung der Stellung der Bundestrainer wurde schon bei dem Großseminar 2005 in Nürnberg gemacht. Der Deutsche Sportbund hatte dazu Jörg Löhr, einen der angesehensten und kompetentesten Erfolgs- und Motivationstrainer Deutschlands engagiert. Der Mann, der auf eine erfolgreiche Leistungssport-Karriere im Handball zurückblicken kann und lange für Milbertshofen in der Ersten Bundesliga spielte, kredenzte sein Rezept für den "Erfolgsfaktor TEAM" zur Optimierung von Leidenschaft und Begeisterung in Mannschaften. Löhr bezeichnete die Bundestrainer als Führungskräfte und ständige Problemlöser, die mit GewinnerDenken, Optimismus und Leidenschaft ihre Aufgabe anpacken müssten. Talentfindung, klare Leistungsvorgaben, Mitarbeitermotivation, Mitarbeiterentwicklung und Leistungskontrolle gab Löhr dem Trainerseminar als zukunftsweisende Schlagworte mit. Er entfachte Aufbruchstimmung, vermittelte Mut zu neuen Ideen und unkonventionellen Schritten. Das Präsidium des Deutschen Sportbundes unterstützt ausdrücklich die neue Trainer-Offensive. DSB-Präsident Manfred von Richthofen: "Den Trainerinnen und Trainern muss endlich der Stellenwert eingeräumt werden, der ihnen zusteht. Ich OF bin sicher, dass wir jetzt auf einem gute Weg sind."

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Im Club der Oldies enn es stimmt, dass Statistiken die Wahrheit sind und nichts als die Wahrheit, dann fallen demnächst deutsche Sportler der Vergreisung anheim. Haben doch fleißige Menschen in den Analysebüros des Spitzensports herausgefunden: Seit den Sommerspielen 1992 sind die Olympiamannschaften von Olympiade zu Olympiade älter geworden, innerhalb von zwölf Jahren im Durchschnitt um 2,3 Jahre auf zuletzt in Athen 27,1 Jahre. Damit gehörte das deutsche Team am Fuße der Akropolis zum Club der Oldies. Mit knapp dreißig bereits muss hier zu Lande zwar niemand um einen Rentnerausweis eingeben, nicht einmal ein Eliteathlet, gleichwohl soll die Zunahme der Sportisten im fortgeschrittenen Alter die Grautönung auf den Häuptern der Leistungsplaner gefördert haben.

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Es gibt nun zwei Möglichkeiten, den Altersschnitt der Auswahl für Peking 2008 von heute auf morgen zu senken. Vorschlag eins: Verzicht auf die Reiter, deren Beste 40 Jahre und älter sind (das niedrige Alter der Pferde kommt der Statistik leider nicht zugute), auch einige Segler und Schützen lassen das Team ganz schön alt aussehen, also ebenfalls weg mit ihnen. Vorschlag zwei: Bringt endlich den Nachwuchs auf Vordermann, 27 Prozent U23-Anteil am Athen-Team sind schließlich verbesserungswürdig. Die zweite Empfehlung ist, zugegeben, so schwierig, wie der Versuch aussichtslos, Maßnahme eins ernst zu nehmen wenn jetzt schon 23-jährige Weltmeisterinnen den Dienst an der Medaillenjagd fürs Vaterland quittieren... Womit wir bei der Schwimmerin Hannah Stockbauer wären. Sie gehört zu einem guten Halbdutzend Anno 2005 zurückgetretener Promisportler, passt aber mit ihren 23 Jahren und ihrem Ausstiegsmotiv - "man verblödet auf Dauer" - überhaupt nicht ins Raster der physisch gestressten Übrigen. Die - Abfahrer Max Rauffer, Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, Eisflitzerin Gunda Niemann-Stirnemann, Weitspringerin Heike Drechsler und Bobpilot Christoph Langen - bringen es auf einen Schnitt von mehr als 38 Jahren, Spitzenmann Langen gar auf 43. Anhänger der Statistik könnten nun sagen: Na bitte, jetzt geht es endlich bergab mit dem Olympiateam, altersmäßig. Das ist im vorliegenden Fall jedoch nicht der Knackpunkt, zumal die genannte Gruppe noch jede Menge Zeitgenossen mit intakten Olympiaträumen und, wie das Beispiel der Leichtathleten zeigt, nachträglich eroberten Positionen im Top-Team für 2008 zurücklässt: die Kanutin Birgit Fischer, 43, den Rodler Georg Hackl, 39, die Diskuswerfer Lars Riedel, 38, und Franka Dietzsch, 37, den Schwimmer Mark Warnecke, 35, um nur die Bekanntesten zu nennen. Es bleiben vielmehr Fragen, vor allem aber immer wieder diese eine: Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Rückzug vom Spitzensport? Und: Wird der viel zu häufig verpasst? Warum hängen ältere Semester manchmal selbst dann noch wie Kletten an ihrem Wettbewerb, wenn die alte Regel, der zufolge nur Leistung

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zählt und nicht Alter, vom Zahn der Zeit schon abgenagt ist? Das alles mag unsereins rätselhaft sein, für einfühlende Soziologen und Psychologen indes ist die Materie ein "gefundenes Fressen". Ihre Antworten gehören vermutlich zum Allgemeingut der Sportwissenschaft und können generell unter der Rubrik "Ungewissheit vor der Zeit danach" nachgeschlagen werden. Der Respekt vor der Konfrontation mit der Normalität des Alltagslebens, so hat es den Anschein, verunsichert mehrheitlich noch im DDR-System aufgewachsene Athleten und Athletinnen. Sportler, denen erklärt worden war, nur die hundertprozentige Beschäftigung mit dem Sport führe zum Olympiasieg. Sportler folglich mit der Berufung zum Medaillengewinnen, aber ohne Beruf. Sportler zudem, die nach der Vereinigung auch diesbezüglich im Stich gelassen wurden. Von wegen Oldies but Goldies! Michael Gernandt

Momentaufnahmen aus dem Sportjahr 2005 uch das Sportjahr zwischen den Olympischen Sommer- und Winterspielen enthielt einen allzu prall gefüllten Wettkampfkalender, bei dem es galt, selten Bedeutsames von meist eher Belanglosem zu trennen. Die traditionsreiche Vierschanzentournee gehörte zur ersten Kategorie: bei der 53. Ausgabe gewann der Finne Janne Ahonen drei Mal, ein zweiter totaler Triumph wie von Sven Hannawald vor drei Jahren blieb ihm verwehrt. Der frühere "ewige Zweite", seit einem Jahrzehnt eine feste Größe im Skispringen, avancierte endgültig zum Siegertyp. Ahonen, der kühle, ruhende Pol, erlebte den Moment des Gesamtsiegs im Beisein seiner Familie, was ihn zu Tränen rührte, erstmals öffentlich.

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Die alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Bormio standen ganz im Zeichen der Kroatin Janica Kostelic, die wie bei den Olympischen Winterspielen 2002 drei Mal Gold gewann, darunter sensationell auch in der Abfahrt. Die sportliche Karriere der erst 23 Jahre alten Alpinen glich einer steten Berg- und Talfahrt; die Kostelic gewann zahllose Medaillen, musste in ihrem jungen Leben aber noch mehr Knie-Operationen überstehen. Als besonderes Beispiel dafür, dass ein eiserner Wille Berge versetzen kann, gilt auch der Österreicher Hermann Maier: der Doppel-Olympiasieger 1998, der nach einem schweren Motorradunfall um sein Leben kämpfte, 18 Monate später sein Comeback im Weltcup gab, den 2004 erneut gewann, wurde in Bormio überraschend Riesenslalom-Weltmeister. Janica Kostelic und Hermann Maier sind wahrlich Phänomene auf Skiern. Auch aus deutscher Sicht bot der vergangene Winter Erinnerungswürdiges: die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in

OF-KOMMENTAR

Oberstdorf arteten in ein grandioses Skifest aus, an zwölf Tagen gaben über 360.000 begeisterte Besucher einen Rahmen mit norwegischen Dimensionen (Olympische Winterspiele 1994 in Lillehammer). Man freute sich über Ronny Ackermanns zwei Goldmedaillen, aber auch mit der Norwegerin Marit Björgen und deren drei WM-Titel. Die bayerische Frohnatur Uschi Disl (34), bis dato eher erfolgreiche Teamworkerin, erfuhr bei der BiathlonWM besondere Glücksmomente mit dem Gewinn ihrer beiden ersten Goldmedaillen im Einzelrennen. Berlin bot 2005 sportliche Vielfalt auf hohem Niveau. Das Deutsche Turnfest offenbarte erneut die enorme Breitenwirkung einer gesellschaftlich bedeutungsvollen Bewegung (bei mäßiger Beteiligung gerade der TV-Medien). Die spektakuläre Beachvolleyball-WM mitten in der Hauptstadt erwies sich in jeder Beziehung als Volltreffer (Bronze inklusive). Alljährlich bewegt die Leichtathletik beim Berliner ISTAF respektive Marathon so viele Menschen wie kaum an einem anderen Ort. Der Confederations-Cup der FIFA als Generalprobe für die Fußball-WM 2006 übertraf alle Erwartungen: fast 600.000 begeisterte, gastfreundliche Zuschauer erlebten in fünf WM-Städten reizvolle Spiele, ein grandioses Finale in Frankfurt zwischen Brasilien und Argentinien (4:1), mit Geistesblitzen einiger genialer Akteure sowie Blitz und Donner außerhalb des Stadions: großer Sport mit außergewöhnlichem Ambiente. Bei jedem Wetter wird bei der berühmt-berüchtigten Tour de France gefahren, die mit dem siebten Triumph des 33 Jahre alten Amerikaners Lance Armstrong vor dem Italiener Ivan Basso und dem Sieger von 1997, Jan Ullrich, dem fünfmaligen Tour-Zweiten, endete. Der Mythos des von Krebs genesenen Armstrong verblasste allerdings unter dem erneuten Verdacht (Dopinganalysen 1999), Erfolge mit verbotenen Mitteln erlangt zu haben. Als ausgewiesener Fair-Player hat sich der Hesse Timo Boll (24) in der Tischtennis-Welt viele Freunde gemacht, vor allem in China, wo ihn jeder Sportler kennt. Bei der WM in Schanghai unterlag er mit Christian Süß (19) erst im Doppel-Finale. Boll, den im Winter noch chronische Rückenschmerzen plagten, besiegte im Oktober schließlich beim Weltcup-Finale in Lüttich die drei besten Chinesen, darunter den Weltmeister, womit er sich auf Rang zwei der Weltrangliste setzte. Vor Freude über den dritten Coup legte sich Timo kurz auf die TT-Platte. Der Frontmann des deutschen Kanusports, Andreas Dittmer aus Neubrandenburg, gewann in Zagreb sein siebtes und achtes WMGold. Erst 33, kann er schon die WM 07 in Duisburg anpeilen wie Birgit Fischer, nur zehn Jahre älter. Dann Peking 2008. Das Ende einer jeweils außergewöhnlich erfolgreichen sportlichen Karriere verkündeten im Herbst Hannah Stockbauer, Gunda Niemann, Hilde Gerg, Christoph Langen, Sven Hannawald und Monique Garbrecht, aus unterschiedlichen Gründen. Allemal wehmütige Augenblicke, am meisten für die großen Aktiven selbst, aber auch für deren Anhänger und langjährige Chronisten.

Keine "großen Bahnhöfe" mehr ie Münze aus der harten Medaillenwährung hat schon viele Gefühle und Gemüter verwirrt. Deshalb seien dem Sport für die kommende Zeit Siege mit mehr Diskretion gewünscht. Lasst uns wieder heimkommen wie früher: still und ganz unauffällig! Vor allen Dingen sollten die "großen Bahnhöfe" abgeschafft werden. Sportsiege sind doch kein Karneval, kein lautes Geschrei, sondern - stille Freude!

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Galaempfänge sind für junge Leute das reinste Gift. Ganz abgesehen davon, dass der junge Athlet, der von Bankett zu Bankett geleitet wird, mit der Zeit jenen gesunden Hunger verliert, der ihm den Fleiß und die Askese für den Sieg diktiert, es tut auch seiner Persönlichkeitsbildung nicht gut. Noch nie zuvor waren die Sieger so jung wie heute, in vielen Sportarten sind sie noch halbe Kinder. Rauschende Empfänge mit Reden der Oberbürgermeister, Staatspräsidenten und Vereinsvorsitzenden bringen Jugendliche ganz durcheinander. Sie zerstören die Fundamente des Sieges! Ob man sich nun bei den Leichtathleten, den Schwimmern oder in anderen Sportarten umsieht, schnell sind die Namen vieler junger Sportler herzuzählen, die nach viel zu frühen und viel zu überschwänglichen Ehrungen gar nicht erst die wurden, die sie hätten werden können. An verantwortlicher Stelle aber wundert man sich über plötzlich auftretende rapide Leistungsrückgänge. In Wirklichkeit muss man sich über das Wundern der Verantwortlichen wundern. Dort sollte man sich endlich einmal Gedanken darüber machen, aus welchen Bezirken wohl alle großen Erfolge im Leben wirklich stammen. Am Anfang steht der Mut, einen einsamen Weg neben der großen Straße zu gehen. Dieses Bekenntnis zur Bescheidenheit verlangt von einem jungen Menschen heute weit mehr als vor einigen Jahrzehnten, als am Rande der Straße nicht halb so viele Verführungen oder Verlockungen lauerten. Hierauf hat derjenige zu verzichten, der im Sport nach vorn kommen will. Und sie verdienen deshalb doppelte Bewunderung, die jungen Leute, die von früh am Morgen bis spät am Abend oft einsam auf der Aschenbahn trainieren oder am Reck turnen, ins Schwimmbad gehen oder auf die Loipe. Die große sportliche Leistung ist wie ein Bankkonto, das mühsam zusammengetragen worden ist. Nur Verführte hauen so sauer erspartes Kapital an einem einzigen Tag auf den Kopf. Ohne das rechte Maß gibt es keinen Sieg. Drum lasst die jungen Sieger in Ruhe. Ein freundliches Wort genügt, ein stilles Lob. Für Bankette oder große Ehrungen ist noch lange Zeit. Die Erfahrung hat gelehrt, dass überschwänglicher Trubel aus dem Sieger von heute oft den Verlierer von morgen machte!

Michael Burau

OF-KOMMENTAR

Karlheinz Gieseler

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Der organisierte Sport gesellschaftlicher Hoffnungsträger in politisch schwierigen Zeiten Von Holger Schück

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ie Politik ist gefordert, gesamtgesellschaftliche Alternativen für vielfältige Handlungsfelder zu entwickeln. Sie umzusetzen, wird ein schwieriges Unterfangen werden. In den nächsten vier, wenn nicht sogar acht Jahren sollte im Fokus der politisch Verantwortlichen stehen, den aus den Fugen geratenen Arbeitsmarkt sowie die Zukunft der bedrohten sozialen Sicherungssysteme neu zu justieren. Ebenso bedrohlich ist der Zustand der öffentlichen Haushalte. Die rasant steigende Verschuldung, die eine Bürde für kommende Generationen darstellt, muss gestoppt werden. Konsequenter Subventionsabbau ist nötig, andererseits muss die Investitionsquote erhöht werden. Schon allein hierin liegt die Quadratur des Kreises. Eine weitere Baustelle künftiger Regierungspolitik wird sein, Konsequenzen aus dem demographischen Wandel zu ziehen. Die schrumpfende Bevölkerung führt zur Überdehnung der sozialen Sicherungssysteme. "Mehr Wachstum" - so lautet die schon seit Monaten quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen ständig als Zauberformel wiederholte Kernforderung. Steigt das Produktionswachstum, so resultieren daraus mehr Konsum und in der Folge mehr Wohlfahrt. Wachstumsmangel hingegen verschärft soziale Ungleichheiten. Die große Frage: Woher sollen neue Wachstumsschübe kommen, damit allen Bürgern ein notwendiges Minimum an Gütern garantiert werden kann, das ihnen eine Existenz in Verantwortung ermöglicht?

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Stärker als bisher muss sich auch der parteipolitisch neutrale Sport mit den wichtigsten Weichenstellungen für die Zukunft beschäftigen und auf Lösungen drängen, die in erster Linie von der Politik erwartet werden. Es träfe den Vereinssport empfindlich, wenn tatsächlich nie mehr genug Arbeit für alle existierte. Geriete die Wirtschafts- und Sozialordnung weiter aus den Fugen, käme es wohl zu gewaltigen Einbrüchen bei den Mitgliederzahlen. Arbeitslose, die nach einem Jahr Hartz-IV-Empfänger werden oder überhaupt keine Leistungen mehr erhalten, weil sie Ansparsummen für den Lebensabend aufbrauchen müssen, können für sich und ihre Familien nur noch schwerlich Vereinsbeiträge aufbringen. Sehr schnell könnte der Sportverein zu einer exklusiven Gemeinschaft derjenigen werden, die vom Ende der Arbeitsgesellschaft noch nicht betroffen sind. Der sich hier anbahnenden Fehlentwicklung, letztendlich ein Zweiklassensystem, ist Einhalt zu gebieten. Es kann politisch nicht gewollt sein, dass sich große Bevölkerungsteile den Sportverein nicht mehr leisten können.

Die Risiken der Finanzierung des Sports sollten minimiert werden. Es ist Aufgabe der Gemeinschaft, Strategien zu entwickeln, die den Rückgang der Erträge aus Lotterien und Wetten, die Kürzung der Sportförderung durch Landesregierungen und auf kommunaler Ebene sowie die Probleme beim Sponsoring von breiten Sportangeboten abfedern könnten. Wuchtig steigende Mitgliedsbeiträge oder die Einschränkung von Leistungen auf sozialen Feldern der Vereinsarbeit taugen schlecht. Unbotmäßig sind auch die Bestrebungen von immer mehr Kommunen, vom organisierten Sport Nutzungsentgelte für Sportanlagen einzufordern schon allein deswegen, weil der Verwaltungsaufwand letztlich höher als die erzielten Einnahmen ist. Immerhin schälte sich zuletzt deutlich heraus: Die Spitzensportförderung des Bundes wird keine gravierenden Einschnitte beklagen müssen. Die Bundesregierung will die Etatposten nicht abschmelzen lassen - dies ginge faktisch auch gar nicht, weil es in den Mittelansätzen keine Knautschzone, keine Einsparmöglichkeiten, gibt. Der Haushaltstitel "Zentrale Maßnahmen", der die Zuwendungen an Fachverbände, die Förderung der Olympiastützpunkte und andere Zentren des Spitzensports sowie Gehälter für Trainer umfasst, soll auch in den kommenden Jahren im bisherigen Volumen erhalten bleiben. Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll werden auch weiterhin Planstellen für Hochleistungssportler bereitstellen. Der Bund will zudem in den kommenden Jahren überlegen, wie er mit flankierenden Maßnahmen den deutschen Hochleistungssport zusätzlich unterstützen

kann. Für den vom Tübinger Sportsoziologen Prof. Helmut Digel entwickelten Vorschlag, mit einem zentralen "Nationalen Wissenschaftlichen Institut zur Erforschung des Hochleistungssports" die Steuerung unter globaler Perspektive zu optimieren (Olympisches Feuer 1/2005), wollen sich offensichtlich Abgeordnete aller Fraktionen engagieren - wenngleich dessen Finanzierung mit Sicherheit nicht allein aus zusätzlichen Haushaltsmitteln des Bundes zu stemmen sein dürfte. Stärkung des Ehrenamts durch Bürokratieabbau: Das ist eine zentrale Forderung des organisierten Sports, die mit neuen Maßnahmepaketen endlich umgesetzt werden sollte. Glaubt man politischen Absichtsbekundungen, so soll das Einkommensteuerrecht vereinfacht werden. Das unübersichtliche und praktisch auch unüberprüfbare Steuersystem, das Schlupfloch-Akrobaten begünstigt, den redlichen, unkundigen Bürger benachteiligt und außerdem den Verwaltungsapparat aufbläht, scheint vor dem Aus zu stehen. Gleichzeitig sollte eine solche Flurbereinigung auch dazu führen, dass Steuervorschriften und andere Regelungen der lähmenden Überbürokratisierung auf den Prüfstand kommen, die Vereine und Verbände unerträglich belasten. Unsinnige und unpragmatische Verwaltungsaufgaben, die für Krankenkassen, Rentenversicherungsträger und Finanzämter zu erledigen sind, überfordern das Ehrenamt, das Gestaltungskraft und Freiräume für eigenverantwortliche Tätigkeitsfelder benötigt. Die wegen der Regelungsdichte zu hohen Bürokratiekosten des Sports müssen also deutlich abgesenkt werden. Ein anderes großes Problem ist der immer stärker zu beklagende Zustand der Sportstätten. Der Goldene Plan Ost, das Sonderförderprogramm des Bundes, wird vorerst nicht auslaufen. Technokratische Pläne, Neubauten für den Breitensport ab 2007 über das pauschale Mittelzuweisungssystem des sogenannten Solidarpakts II zu finanzieren, was insgesamt zu einer Verschlechterung geführt hätte, sind gerade dank des Engagements von Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und des Vorsitzenden des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Peter Danckert, vom Tisch. Immer stärker weisen in den letzten Monaten westdeutsche Sportvereine auf baufällige und marode Anlagen hin, die von Städten und Gemeinden wegen weggebrochener Einnahmen nicht mehr in der nötigen Form instandgehalten werden können. So wurde für NordrheinWestfalen festgestellt, dass die Hälfte der 30.000 Sportstätten sanierungsbedürftig ist. Auch in anderen Bundesländern werden baufällige Anlagen, veraltete Ausstattungen und marode Installationen und Böden beklagt. Besonders gravierend sind die Probleme der 7.800 Bäder, deren Unterhaltung außerordentlich kostenintensiv ist. Bund, Länder und Gemeinden sind zu neuen Strategien der Finanzierung der Sportinfrastruktur aufzufordern. Konkret könnte sich die

Legislative Finanzierungsformen wie beim Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz überlegen. Auch "public private partnerships" bieten sich an, etwa für Schwimm- und Freibäder. Allerdings muss sichergestellt werden, dass die Gebührenfestsetzung sozialverträglich bleibt. Der Sport wird diese und andere unabweisbare Probleme in den kommenden Monaten thematisieren. Seine gezielte Lobbyarbeit, die seit dem Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin verstärkt wurde, muss von nun an intensiviert werden. In Zeiten knapper Staatsfinanzen und der bevorstehenden Umbrüche ist der Sport auf Garantiezusagen angewiesen, so dass er als Identitätsträger der Gesellschaft weiterhin die profunde Unterstützung der Bundeswie Landespolitik und der etablierten politischen Parteien erfährt. Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Kultur in Deutschland" hat die Aufnahme von Kultur als Staatsziel in die Verfassung gefordert. So steht es in einem Bericht, den die Kommission Anfang Juni 2005 dem Bundestagspräsidenten überreicht hat. Danach soll das Grundgesetz um einen neuen Artikel 20 b ergänzt werden: "Der Staat schützt und fördert die Kultur." Der Sport, bereits in einigen Landesverfassungen verankert, hat bisher darauf verzichtet, seinen Bestand im Grundgesetz festschreiben zu lassen. Doch zur Jahreswende ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert mit dem Vorschlag initiativ geworden, im Zuge der Föderalismusreform und den damit einhergehenden verfassungsrechtlichen Umbauten den Sport als Sozial- und Kulturgut verfassungsrechtlich abzusichern, ihn also als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern. Ein in der nationalen Verfassung verankertes Grundrecht auf Sport beschriebe keine subjektiven Rechte, allerdings bedeutete dies eine Garantieerklärung dafür, dass an der Sportförderung, die ja nun einmal eine freiwillige Aufgabe ist, nicht gerüttelt wird. Der Deutsche Olympische Sportbund, das neue selbstverwaltete gemeinsame Dach des organisierten Sports, wird stärker als bisher gesellschaftspolitische Akzente setzen (müssen). Partikularinteressen werden zurückgedrängt, das große, gemeinsame Ganze ist das Aktionsfeld. Schon allein deshalb haben sich die Verschmelzungsanstrengungen mit all ihren Diskursen gelohnt. Der Spitzensport wird mit seinen Strukturreformen, die im Winter und Frühjahr noch zu stemmen sind, wohl eine neue Strahlkraft bekommen, die neue repräsentative Akzente für den vollzogenen Bewusstseinswandel im autonomen Sport setzen. Der "zahnlose Tiger", wie ihn einst DSB-Ehrenpräsident Hans Hansen nannte, ist eine geschmeidige Großkatze geworden, die den "tiger rag" intoniert - Jazzfreunde wissen, was gemeint ist. Auf alle Fälle: Der Sport hat sich neu aufgestellt, um die aktuellen OF Herausforderungen meistern zu können.

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port steht auf spielerische Weise für grundlegende menschliche Werte wie Respekt für den Gegner, Anerkennung von Regeln, Fairplay und Teamwork. Gleichzeitig ist er im besten Sinn universell: Seine Regeln sind einfach, leicht verständlich und überall gleich. Mehr als jede andere Aktivität kann er damit Menschen unabhängig von kulturellen Differenzen miteinander verbinden. Seine Eigenschaften machen ihn zu einem idealen Mittel für das Erreichen von Entwicklungszielen. Dabei ist der Nutzen nicht auf einzelne Bereiche beschränkt. Sport kann die individuelle Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ebenso fördern wie die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung von Gruppen oder den friedlichen Austausch zwischen Kulturen." So oder ähnlich lauten sie, die eher theoretischen Überlegungen zu den Leistungen des Sports im Bereich der internatio-

Am Ende dieser Konferenz stand die Forderung, den Sport verstärkt in der Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen. "Spitzenkräfte aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion haben ihr oberstes Ziel nicht erreicht, eine bessere und friedlichere Welt zu schaffen. Wir brauchen andere Instrumente, der Sport könnte eines davon sein. In der UNO ist die Botschaft klar. Wir müssen Regierungen, NichtregierungsOrganisationen, Sportverbände und andere davon überzeugen, dass der Sport eine bessere Welt schaffen kann", erklärte Ogi. Ein Experten-Gremium für Sport, Entwicklung und Frieden der Vereinten Nationen erstellte einen ausführlichen Bericht, der den möglichen Beitrag des Sports zum Erreichen der Milleniums-Entwicklungsziele analysierte. Aus ihrem Abschlussbericht, der im September 2003 beim Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, vorgelegt wurde, resultierte die Resolution, in der die 58. Generalversammlung der Vereinten Nationen im November 2003 das Jahr 2005 zum Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung zur Förderung von Bildung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden durch Sport und Sporterziehung erklärte. Die Umsetzung der Internationalen Jahre ist dabei stets Sache der UNMitgliedsstaaten. Internationale Koordination ist dennoch notwendig und erfolgte in diesem Falle durch Adolf Ogi. "Am Ende dieses Jahres sollen alle wissen, dass der Sport ein Instrument ist, das bei der Schaffung einer besseren Welt helfen kann", erklärte er bei einer Auftaktveranstaltung im November 2004 in New York.

Zwischen Katastrophenhilfe und Friedenssicherung Das UN-Jahr des Sports hat Zeichen der Hoffnung gesetzt Von Stefan Volknant nalen Entwicklung. Sie bildeten vermutlich auch die Grundlage einer internationalen Konferenz über Sport und Entwicklung, die im Februar 2003 in Magglingen/Schweiz einberufen worden war, um das Bewusstsein für das vielfach noch ungenutzte Potenzial des Sports zu fördern und neue Partnerschaften aufzubauen. 380 Repräsentanten aus der internationalen Politik, von Organisationen der Vereinten Nationen, nationalen und internationalen Sportorganisationen, den Medien sowie zahlreiche ehemalige und aktive Athleten waren einem Ruf des Sonderberaters der Vereinten Nationen für Sport, Entwicklung und Frieden, Adolf Ogi und der Swiss Academy for Development gefolgt.

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12 Monate später durfte er auf der zweiten Magglinger Konferenz, die zwischen dem 4. und 6. Dezember 2005 zugleich Abschluss des UN-Jahres und Auftakt für neue Maßnahmen war, große Fortschritte bilanzieren. Hunderte von Entwicklungsprojekten, die mit dem Sport arbeiteten, wurden 2005 weltweit durchgeführt. Alle UNO-Organisationen haben die Empfehlung erhalten, den Sport in ihre Entwicklungs-, Gesundheits-, Erziehungs- und Umweltprogramme aufzunehmen. Viele von ihnen entsprachen dieser Anregung im zurückliegenden Jahr. Zugleich reagierte der Sport mit schier unglaublicher Hilfsbereitschaft auf verheerende Naturkatastrophen. Nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) spendeten Sportorganisationen allein bis Mitte April 75 Millionen Euro für die Opfer des Tsunami in Südost-

asien. Ein hoher Anteil an den 75 Millionen Euro wurde in Deutschland zusammengetragen, wo (inklusive Sport) insgesamt 400 Millionen Euro für Tsunami-Opfer gespendet wurden. Neben prominenten Sportlerinnen und Sportlern wie dem siebenmaligen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher demonstrierten Verbände und Vereine Hilfsbereitschaft für Flut- und Erdbebenopfer aber auch für Kranke, Hinterbliebene, Kinder in Not und Behinderte. Auch im Haus des deutschen Sports in Frankfurt am Main erfuhr die internationale Arbeit durch das Jahr des Sports noch einmal einen besonderen Impuls. Um internationalen Dialog ist der deutsche Sport freilich schon länger intensiv bemüht. Seit 1961 hat er unter der Federführung des NOK über 1300 Entwicklungsmaßnahmen in der Dritten Welt, in China und Osteuropa durchgeführt und zählt damit zu den Pionieren der internationalen Sportförderung. Das Auswärtige Amt unterstützte die Sportförderung in Ländern der Dritten Welt auch im Jahr 2005 wieder mit 2,7 Millionen Euro. Derzeit laufen vier Langzeitprojekte in Nepal, China, Uruguay und Afghanistan mit einer Dauer von zwei bis vier Jahren und 33 Kurzzeitprojekte in insgesamt 27 Ländern. Darüber hinaus koordiniert das NOK die Ausbildung von Trainern aus der Dritten Welt in Leipzig, Mainz und Hennef. Vor dem Hintergrund des Aktionsjahres der Vereinten Nationen wurden die Aktivitäten intensiviert und aus einem Sonderetat des Bundesministeriums des Innern unterstützt. Die zusätzlichen Mittel wurden dabei zu einem großen Teil zu einer gezielten und praktischen Katastrophenhilfe beim Wiederaufbau der durch den Tsunami verwüsteten Regionen Südostasiens eingesetzt. Die Möglichkeiten des Sports im Sinne der eher theoretischen Erwägungen zu Beginn des UN-Jahres konnten dabei nicht augenfälliger demonstriert werden. Mit einfachsten Mitteln wurden Sportstättenbau und Übungsleiterausbildung in Indonesien, Thailand, Sri Lanka und Indien unterstützt und traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu neuer Lebensfreude durch Spiel und Bewegung verholfen. Darüber hinaus galt dem Aufbau des Sports in Afghanistan und hier der Beteiligung von afghanischen Frauen am Sport und dem dortigen Sportplatzbau ein besonderes Augenmerk, das der deutsche Sport sogar mit einem eigenen Koordinierungsbüro in Frankfurt unterstützt. (Siehe ausführlich im NOK-Nachrichtenteil des OF sowie im Internet: http://www.nok.de/index.php?res_id=115 Unter den besonderen Aktivitäten verdient nicht zuletzt aber auch ein Führungskräfteseminar Erwähnung, das vom NOK

für Deutschland für afrikanische NOK-Präsidenten und Generalsekretäre durchgeführt wurde. 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 23 verschiedenen Ländern bekamen Einblick in Arbeit und Funktionsweise des deutschen Sports. Das UN-Jahr vermochte aber auch für den Beitrag des Sports zur weltweiten Friedenssicherung zu sensibilisieren. Diskussionsreihen, Symposien und Vorträge widmeten sich diesem Thema. Unter dem Stichwort Olympic Solidarity nahm IOCPräsident Rogge in seinem Vortrag zum Thema "Für eine friedlichere und bessere Welt - Die Olympische Bewegung zu Beginn des 21. Jahrhunderts" in der Frankfurter Paulskirche auf die für Frieden und Stabilität stehende Sportpolitik des IOC Bezug. Sie dient nicht allein der Weiterentwicklung und Verbreitung der Olympischen Idee, sondern auch der globalen Friedenssicherung im Sinne einer erweiterten Entwicklungspolitik in gemeinsamer Verantwortung von Industrie- und

Entwicklungsländern. Die Überwindung der Armut, der rapide Anstieg der Weltbevölkerung, die wachsende Umweltzerstörung, zunehmende Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen sind Herausforderungen, denen sich der Sport stellt und mit denen er sich zum Teil auch sehr direkt konfrontiert sieht. Denn Armut, ungleiche Verteilung und fehlende Gerechtigkeit sind es, die Bereitschaft zu Gewalt und bewaffneten Auseinandersetzungen wachsen lässt. Sie beeinträchtigen aber auch den Sport, dem Armutswanderungen in Form von raschen Nationenwechseln begegnen. Seine Projekte sind deshalb nicht allein humanitäre Hilfe, sondern auch im InteOF resse der Sicherung seiner eigenen Zukunft zu sehen.

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Deutschland ist ein Ball und alle mittendrin Von Wolfgang Uhrig

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er Ball, das weiß jeder halbwegs Gebildete, ist eine gleichmäßig gekrümmte, allseits geschlossene Fläche, deren Punkte von einem festen Mittelpunkt den gleichen Abstand haben. Wer dieses Sportgerät mit Füßen tritt, muss zwischen 441 und 444 Gramm bewegen, einen Umfang mit 69 Zentimetern. Das Objekt hat 32 Fünf- und Sechsecken, die zur Kugel werden durch Nähte mit einer Gesamtlänge von 3,4 statt der bisher erforderlichen 4 Meter. Ballistiker sagen, eine solche Änderung wirke sich für das Pfundsding positiv aus auf den Flug. Dieser hat durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 schon eine erstaunliche Höhe erreicht, eine Euphorie ist ins Rollen gekommen: Deutschland als ein Ball und alle mittendrin! Das große Heimspiel als große Chance. Mit der WM vom 9. Juni bis 9. Juli therapiert sich Deutschland, das Land der Depressionen. "Deutschland - Land der Ideen", lautet der selbstbewusste Slogan. So stand es unlängst zu lesen am Werbestand der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft bei der Auslosung des Spielplans in Leipzig. Dort machten alle ihre Aufwartung, die Sponsoren, die Stars und die Städte. WM-Orte präsentierten sich vor aller Welt mit Vorzügen, die sich bis dahin noch nicht einmal in Deutschland herumgesprochen hatten. "Fußball ist magisches Denken und Glauben", philosophiert Jens Lönneker, der als Psychologe reinguckt in die Seele des Menschen. Jens Lönneker ist Geschäftsführer des Kölner Instituts für qualitative Markt- und Medienanalyse, das Fans in Deutschland und anderen Ländern befragt. Ein Fazit seiner Arbeit: "Die Leute verbinden mit dem Fußball die Lust am Erfolg." Und so schlug Lönneker neulich auf dem Kongress der Berliner Handelskammer die Brücke zwischen WM und Wachstum: "Gewinnen wir den WM-Titel 2006, dann kommt das dem Konsum zugute." Und das verspricht auch eine Untersuchung der Landesbank Rheinland-Pfalz, für den ein Sieger dieser Weltmeisterschaft bereits jetzt feststeht: die deutsche Wirtschaft. "Wir glauben, dass der Impuls konjunkturell zu einem günstigen Zeitpunkt kommt", sagt Christian Schindler, verantwortlich für den Entwurf. Nach Ansicht des Analysten dürfen sich vor allem Deutschlands große Sportartikelausrüster adidas und Puma über Zuwächse bis zu 15 Prozent freuen. Dabei stehen im Mittelpunkt einer zu erwartenden gewaltigen PR-Maschine ihre Stars der Szene. Davon kündigte Ende des Jahres schon das riesige Plakat mit dem Gesicht Michael Ballacks, das adidas an einem Hochhaus in Hamburg anbringen ließ. Ein gigantisches Porträt, das allein durch seine

schiere Größe Wirkung erzielte. Da hatte jeder Bartstoppel des etwas verwegen dreinblickenden Kapitäns der deutschen Mannschaft mindestens die Maße eines Briketts. In Frankfurt, wo unweit der Main-Metropole die Brasilianer ihr Hauptquartier beziehen, werden dann sicher monströs große Aufnahmen von Ronaldinho oder Robinho, von Kahn oder Kuranyi ganze Straßenzüge beherrschen: Nike, der Ausrüster des Weltmeisters, bringt sich in Stellung gegen adidas, Schneider und Schuster des DFB, der in Frankfurt zuhause ist. Neben den Sportartikelherstellern hat Schindlers Liste außerdem fünf weitere Branchen für einen WM-Sondereffekt favorisiert: Transport, Konsumelektronik, Entertainement, Einzelhandel, Logistik und Bauindustrie. Diese Studie deckt sich mit Untersuchungen der Deutschen Postbank. Ihr Chefvolkswirt Marco Bargel beziffert die positiven Effekte des

Großereignisses auf neun bis zehn Milliarden Euro. "Insgesamt dürfte das WM-Turnier der deutschen Wirtschaft einen zusätzlichen Schub von einem halben Prozentpunkt des Bruttosozialproduktes bringen." Der Löwenanteil davon werde schon bald fließen, im Frühjahr 2006. Zu den WM-Gewinnern gehört nach Expertenmeinung auch der Markt der Medien. Eine Voraussage, die nicht nur für den elektronischen Bereich gilt, sondern auch für das weite Feld der Printbranche. Zeitungen und vor allem Zeitschriften haben nicht nur schon nach der WM-Auslosung in Leipzig mit Sonderbeilagen konkurriert, sie wollen auch profitieren von Werbekampagnen rund um das "Spiel mit Leidenschaft" (Canon-Anzeige). Auf großflächigen PR-Seiten müssen Schiedsrichter für Regeln im Management (malik) herhalten, das TV-Gesicht Reinhold Beckmann sitzt auf der Tribüne und trinkt Bier (König Pilsener), "Wir stellen was auf die Beine"

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heißt es zum Bild der deutschen Elf (t-com), ein paar steife Holzmänner im Trikot der USA, Deutschland und England machen als Tipp-Kick-Figuren den Hampelmann an der Strafraumgrenze (CNN), denn auch hier gilt: "Das Runde muss ins Eckige" (sixt). So viel Fußball war nie, auch nicht auf der Frankfurter Buchmesse. "Fußball-Welt" hieß dort eine Ausstellung auf zweitausend Quadratmetern. Die Atmosphäre glich jener eines riesigen Sportfeldes drei Stunden vor dem Anpfiff zu einem Benefizspiel. Da lagen schätzungsweise 250 Sportbücher mit Titeln wie "Fußball für Sie", "Die Sitzschale Nr. 15 lebt", "Der Ball spricht" oder "Schlussball". Drumherum eine bunte Ausstellung mit Fotografien, Skulpturen, Ständen von WMStädten und Fanartikelverkäufern. Und ein Käfig, in dem Verlagsangestellte und Autoren kickten. Oben im Käfignetz hing ein kleines Schild, das gleichsam für das heimliche Motto der Messe stand: "Football unlimited". Karin Plötz, die das alles organisiert hatte, sagt: "Wir wollten die Verbindung von Literatur, Kultur und Fußball aufzeigen." Am besten schafften das bis zur Jahreswende das Autorenteam Eduard Augustin/Christian Zaschke von der "Süddeutschen Zeitung" mit "Fußball Unser" - in der "Spiegel"-Bestsellerliste Platz 9, Tendenz steigend. Nur wer mitspielt, kann gewinnen - zum Beispiel auch die Kultur. Da reicht der Fußball plötzlich in Kreise hinein, die ihn früher für nicht gesellschaftsfähig hielten oder wegen der Abseitsregel nicht verstanden. Man darf gespannt sein, ob die Saurier damit zurechtkommen. Diese sollen Fußball spielen gegen Höhlenmenschen, in einer "Soccer Opera" ab 31. Mai in Berlin. Der große André Heller hat das verkündet, als er in der Bundeshauptstadt eine Ausstellung eröffnete, für die mit "Rundlederwelten" extra ein neues Wort erfunden wurde. Zum ewigen Volkssport Nummer eins sind hier zirka 200 Werke von 74 Künstlern zu sehen. Getreu dem Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" stellen sich Denker und Dichter aus 20 Ländern vor. In einer Messe als Ouvertüre und erster

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Höhepunkt des 30 Millionen teueren Kunst- und Kulturprogramms der Bundesregierung. Beim Spaziergang durch die "Rundlederwelten" sehen wir heitere, aber auch ernste Kreativität am Ball, auf dem Rasen, unter den Fans, um die Spieler und Franz Beckenbauer. Das berühmte Porträt aus Andy Warhols Siebdruck-Serie, Beckenbauer mit strengem Blick zu Zeiten als Libero, geschätzte drei Meter breit und fünf Meter hoch - übrigens ein Geschenk des Verlegers Dr. Hubert Burda zum 50. Geburtstag des "Kaisers". Von Warhol ist der Weg nicht weit zu den Warner-Brothers. Sie produzieren in Hollywood gerade "The Goal". Ein Märchen um den jungen Topone, der sich aus den Favelas an die Seite von Ronaldo und Co. nach oben kickt. Oder "The Game of Their Lives", die Dramatisierung des sensationellen 1:0 der fünftklassigen US-Boys gegen Englands Profis bei der Weltmeisterschaft 1950 in Brasilien. Und bei uns kommt demnächst als DVD das Stück "Shoot Goals! Shoot Movies" auf den Markt. Ausgewählt unter 611 Beiträgen aus 75 Ländern anlässlich eines Kurzfilmwettbewerbs der Berliner Filmfestspiele, der nationalen DFB-Kulturstiftung und des Auswärtigen Amtes. Über ein deutsches Filmprojekt entscheiden die Spieler der DFB-Elf. Noch lassen sie die Frage offen, ob Sönke Wortmann, Erfolgsregisseur mit dem "Wunder von Bern" und Ex-Fußballer, die deutsche Mannschaft beim WM-Turnier sozusagen hautnah und auf Schritt und Tritt im Bild festhalten darf. Die Schlussszene eines solchen Projekts hat Wortmann schon im Kopf: "Die Champagner-Party im Entspannungsbecken." Ob die Dokumentation zustande kommt, hängt nicht zuletzt auch von Michael Ballack ab, der als Mannschaftskapitän für Wortmann das letzte Wort hat. "Die Welt zu Gast bei Freunden" - ein Motto als Motivation für viele Facetten zur Faszination Fußball. An gut abgehangenen Weisheiten von Fußball-Philosophen wie Sepp Herberger oder Ady Preißler wird sich allerdings auch 2006 nichts ändern: Der Ball ist rund und entscheidend ist auf´m Platz! OF

NOSTALGISCHE ERINNERUNGEN UND GROSSE ERWARTUNGEN: VORSCHAU AUF DIE OLYMPISCHEN WINTERSPIELE

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VON CHAMONIX NACH TURIN: Eine kleine Geschichte der Olympischen Winterspiele ie Olympischen Spiele sind für den Sommer gemacht. Mögen die Protagonisten von Schnee und Eis auch auf ihr Großsportfest im Zeichen der Ringe verweisen, das Prä der warmen Jahreszeit bleibt eine historische Wahrheit.

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Als deren Gewährsmann darf man, wie so oft, Pierre de Coubertin bemühen. Der französische Baron, wie viele seiner Zeitgenossen ein Philhellene vor dem Herrn, ließ sich bekanntlich von den Alten Griechen inspirieren. Mit seiner Innovation einer neuzeitlichen Mustermesse des internationalen Sports wollte er "antiken Geist in moderner Form" wieder aufleben lassen, auch wenn er, bei Lichte betrachtet, außer dem altehrwürdigen Namen und dem klassischen Rhythmus dem Original als konkretem Vorbild offenbar nur wenig abgewinnen konnte. Dass sich die Athleten in der frühen Hochzeit des Sports nicht auf Skiern oder Kufen in Szene setzten, war schon den klimatischen Gegebenheiten geschuldet. Ohnehin bestand das damals gängige Wettkampfprogramm aus vergleichsweise wenigen Disziplinen, und Bewegung nur aus Spaß an der Freude erschien nicht als Option. Andernorts mag dies anders gewesen sein. Überliefert ist allemal, dass im 19. Jahrhundert malerische Winterlandschaften mehr und mehr auch als sportliche Herausforderung angesehen wurden, und zwar insbesondere in Skandinavien. So wird die Wiege des nordischen Skisports im südnorwegischen Telemark lokalisiert, während die alpine Variante in den 1920er Jahren - wo sonst - in der Schweiz und in Österreich sowie in den USA ihre Anfänge nahm. Die eigentliche Lawine

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Von Andreas Höfer

wurde aber nicht von den diversen "Kandahar-Rennen" oder den Darbietungen des kunstvollen Eislaufs losgetreten, sondern von Fridjof Nansens Expedition "Auf Schneeschuhen durch Grönland" von 1888/89, deren in verschiedenen Sprachen publizierter Bericht erhebliches Aufsehen erregte und wohl auch Coubertin zur Kenntnis gelangt sein müsste. Im Blick auf die von ihm initiierte und 1894 in Paris vollzogene Gründung der Olympischen Bewegung der Neuzeit fand dies aber, soweit nachvollziehbar, keinen nennenswerten Niederschlag. Von Skisport ist jedenfalls keine Rede in Absatz fünf einer sieben Punkte umfassenden Erklärung der Delegierten des olympischen Gründungskongresses in der Sorbonne, in dem die Sportarten aufgelistet sind, "welche nach Möglichkeit bei Olympischen Spielen durchgeführt werden sollten. Immerhin ist der "Eislauf" genannt, während ansonsten nur von Sommer-Sport die Rede ist: Leichtathletik, verschiedene Ballsportarten, Fechten, Boxen, Ringen, Pferdesport, Schießen, Turnen, Radsport sowie ein nicht näher bezeichneter Fünfkampf. Zudem sollte jeweils ein spezieller Preis für Alpinistik ausgelobt werden. Um diesen Anspruch und die ersten, durchaus schwierigen Bemühungen um dessen Realisierung richtig zu beurteilen, sollte man sich vor Augen führen, dass Pierre de Coubertin und das von ihm ins Leben gerufene Internationale Olympische Komitee (IOC) Neuland betraten. Mehrere, zumal so unterschiedliche Sportarten im Rahmen einer zusammenhängenden Veranstaltung waren wie ein Wert ohne Muster, eine Idee, deren Umsetzbarkeit erst bewiesen werden musste. Und Skeptiker und Widerständler gab es mehr als genug. Von allem Anfang an.

Dass bei der olympischen Premiere der Eislauf gleichsam auf Eis lag, ergab sich schon aus der Ermangelung desselben. Zum einen bewegten sich die Temperaturen in Athen auch damals selbst im Winter meist diesseits des Gefrierpunktes, zum anderen wurde allenfalls, wenn überhaupt, Speiseeis produziert. Dass man aber 1896 in der griechischen Hauptstadt weder schnell noch kunstvoll auf dem glatten Parkett unterwegs war, tat der Sache keinen Abbruch. Angesichts der Probleme, das neue Großsportfest zumal in solch kurzer Zeit - es blieben keine zwei Jahre, während heute bekanntlich sieben kaum ausreichend sind - zu organisieren und zu finanzieren, war man über Verlauf und Ergebnis mehr als beglückt. Auch die durchweg positive Resonanz der - vergleichsweise noch wenigen - Besucher hatte den Stolz der Gastgeber beflügelt sowie Begehrlichkeiten geweckt. Sie wollten, wie ihr König selbstbewusst und unmissverständlich kund tat, die Spiele dauerhaft "behalten", in Griechenland, an ihrem vermeintlich angestammten Ort. Ein Vorstoß, der, mit Ausnahme eines französischen Barons, allenthalben begeistert goutiert wurde. Hätten die Zeitläufte Coubertin nicht in die Karten gespielt, wäre sein Prinzip der "Wanderspiele" wohl ad acta gelegt und der Gedanke Olympischer Winterspiele womöglich nie oder zumindest erst später auf der Tagesordnung erschienen. So aber findet sich der Begriff der "Winter Games" schon im Zusammenhang mit den Spielen von 1908 in London. Nachdem im Rahmen der zweiten und dritten Olympischen Spiele der Neuzeit, 1900 in Paris und 1904 in St. Louis, nicht Eis gelaufen worden war, technisch hätte man dies vor Ort wohl jeweils möglich machen können, hatte man sich in der Grande Nation des Sports, eben in England, diesbezüglich etwas Besonderes und besonders Innovatives einfallen lassen. Im Nachgang zu den eigentlich "olympischen" Spielen vielleicht die ersten übrigens, die ahnen ließen, dass sich Coubertins Jahrhundertidee zu einer Erfolgsgeschichte

sondergleichen auswachsen könnte - sollte ein knapp zweiwöchiger winterlicher, genauer herbstlicher Epilog erfolgen, ein Festival des Wintersports, das die typisch winterlichen Spielarten Boxen, Fußball, Hockey, Lacrosse und Rugby - und, auch das, den Eislauf umfassen sollte. Zur Durchführung des Letzteren war ein hochherrschaftliches Ambiente, nämlich der "Prince's Skating Ring", eine 62 mal 16 Meter messende Kunsteisbahn in Knightsbridge, vorgesehen, wo schließlich, es war der 23. und 24. Oktober, erstmals "echte" Wintersportler zu olympischen Ehren kamen. Zwei Mal wurden Medaillen für die Herren der Schöpfung vergeben sowie je einmal für die Damen und für Paare. Beteiligt waren zwar nur wenige Aktive, aber, mit Ausnahme der Österreicher, handelte es sich durchaus um die Weltelite, soweit der moderne Begriff auf die damaligen Anfänge des internationalen Spitzensports überhaupt anwendbar ist. Gold gab es unter anderem für einen gewissen Ulrich Salchow, ein Schwede, dessen Name bis heute allen Eiskunstlauf-Betrachtern geläufig ist. (Sie wissen schon: Anlauf auf dem linken Bein rückwärts, ein- oder mehrfache Drehung, Landung rückwärts auf dem rechten Bein ...) Außer dem berühmten Schweden, er wurde bis 1911 zehn Mal Weltmeister und später Präsident der Internationalen Eislauf-Union, hätten auch Annie Hübler und Dr. Heinrich Burger ganz oben auf dem Treppchen gestanden, wenn Paarlauf nicht erst 1932 eingeführt worden wäre. Mit ihrer Interpretation des Johann Strauß-Walzers "Rosen aus dem Süden" wurden sie zum besten Duo gekürt. Eine weitere, nämlich silberne Medaille trug Elsa Rendschmidt zur insgesamt recht guten Bilanz des deutschen Auftritts in London bei. Bis auf Weiteres blieb der olympische Wintersport aber Episode. Zwar hatte das italienische IOC-Mitglied Graf Eugenio Brunetta d'Usseaux 1911 für eine verbindliche Aufnahme des Wintersports in das olympische Programm plädiert und dabei auch an den Skilauf gedacht, doch die Organisatoren der bevorstehenden Spiele in Stockholm wiesen das Ansin-

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nen im Blick auf die für Februar 1913 terminierten "Nordischen Spiele" und deren winterliches Monopol zurück.

möglich gehaltenen Wertschätzung des (Fernseh-)Publikums erfreute.

Da sich die Jugend der Welt 1916 auf anderen "Feldern der Ehre" begegnete und die in Berlin vorgesehene Manifestation des olympischen Friedens unabgesagt ausfiel, musste entsprechendes Ansinnen ohnehin auf das Jahr 1920 vertagt werden. Grundlage für die Programmgestaltung der Spiele von Antwerpen war ein IOC-Beschluss von 1914, der die Palette der potenziell olympischen Sportarten in verbindliche und fakultative unterschied, und in die Kategorie der letzteren auch Skilauf, Eishockey und Eislauf aufnahm. Da es mit dem Schnee in der belgischen Hafenstadt so eine Sache war, entschloss man sich immerhin, einige Monate vor der eigentlichen Eröffnung, nämlich im kälteren April, auf dem künstlichen Parkett des "Palace du Glace" drei Eiskunstlaufwettbewerbe sowie - erstmals bei Olympischen Spielen - ein Eishockeyturnier durchzuführen, das schließlich die kanadische Mannschaft als Sieger sah.

Die deutschen Farben waren bei dem denkwürdigen Ereignis von Chamonix übrigens nicht vertreten. Als Kriegsverlierer blieb man, wie vier Jahre zuvor, draußen vor der Tür. Deutschlands Rückkehr nach Olympia vollzog sich erst 1928, und zwar - ebenso wie 1952 - im Rahmen der Winterspiele. In St. Moritz waren es über vierzig deutsche Aktive, die freilich nicht mehr als eine Medaille, nämlich Bronze durch den Bob mit Hanns Kilian an den Seilen, mit nach Hause brachten. Die fleißigsten Medaillensammler waren wie zuvor die Norweger und Norwegerinnen. Unter ihnen das noch 15jährige Eiskunstlauf-Küken Sonja Henie, ein Sternchen, das sehr bald zum Star avancieren sollte. Sie wiederholte nämlich ihren Olympiasieg gleich zwei Mal: 1932 in Lake Placid und vier Jahre später in Garmisch-Partenkirchen, um anschließend Karriere und viel Geld bei Film und Revue zu machen.

Damit war die Vorgeschichte der Olympischen Winterspiele beendet, nun konnte ihre Geschichte beginnen. Und zwar in Chamonix, am Fuße des Mont Blanc. Dorthin hatte das IOC eine "Internationale Wintersport-Woche" vergeben, die im Nachhinein gleichsam olympisch geadelt werden sollte. Vom 24. Januar bis 5. Februar 1924 kämpften über 250 Teilnehmer, darunter 13 Frauen aus 16 Ländern, gegen Wind und Wetter und um Medaillen in fünf Sportarten und 14 Disziplinen. Erstmals vertreten waren der Skisport, und zwar mit einem 50 Kilometer-Lauf, einer Nordischen Kombination und einem Spezialsprunglauf, der Bobsport mit einem - je nach Gutdünken der Betroffenen - Vierer- oder Fünfer sowie der Eisschnelllauf mit Entscheidungen über 500 bis 10.000 Meter sowie einem Mehrkampf. Zu Demonstrationszwecken wurden ein Patrouillenlauf sowie Curling durchgeführt - letzteres eine Form des Wintersports, die sich bei den Spielen in Salt Lake City urplötzlich einer bis dahin nicht für

Als die Olympischen Spiele von 1936 im Mai 1931 - also lange vor der nationalsozialistischen "Machtübernahme" nach Berlin vergeben wurden, hatte Deutschland nach einem IOC-Beschluss von 1921 auch die Priorität für die Ausrichtung der Winterspiele erhalten. Die bis dahin einzige Ausnahme der Regel datierte von 1928, als die Sommerspiele in Amsterdam, also in den - nomen est omen - Niederlanden stattgefunden hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm man von der geographischen Koppelung von Sommer- und Winterspielen aus pragmatischen Gründen Abstand.

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Nun sollte das Olympische Feuer also zum ersten - und im Winter bis heute zum einzigen - Mal auf deutschem Boden lodern, und zwar in den seit kurzem vereinigten Gemeinden Garmisch und Partenkirchen. Nach der Abwendung der weltweiten Boykott-Bewegung gegen die "Nazi-Spiele" fanden sich 25 Mannschaften ein, um unter der Schirmherr-

schaft des "Führers" Adolf Hitler elf Tage lang um Medaillen zu kämpfen. Erstmals übrigens auch in alpinen Disziplinen. Mit dieser Innovation hatte auch die leidige Amateurfrage die Winterspiele erreicht, nachdem das IOC gegen den erbitterten Widerstand des Internationalen Skiverbandes (FIS) professionellen Skilehrern und damit einigen der weltbesten Athleten die Teilnahme verweigert hatte. Eines der prominentesten Opfer der ewigen Zulassungsdebatte sollte später der zweifache Weltcup-Gesamtsieger und dreifache Weltmeister Karl Schranz werden, der 1972 in seinem Heimatland Österreich trotz Startverbot - oder gerade deswegen - als Held gefeiert wurde. Die Helden in Garmisch-Partenkirchen waren andere: Die schon erwähnte Sonja Henie oder ihr deutscher Eiskunstlaufkollege Ernst Baier, der Silber im Einzel und mit seiner späteren Ehefrau Maxie Herber Gold im Paarlauf gewann oder deren Landsleute Franz Pfnür und Christel Cranz, die jeweils die Alpine Kombination für sich entschieden. Oder der Norweger Birger Ruud, der seinen Sieg von Lake Placid im Skispringen wiederholte, zudem als Abfahrts-Schnellster beachtlicher Vierter in der Alpinen Kombination wurde. Deutschland hielt sich mit je dreimal Gold und Silber und der bis dahin mit Abstand besten Medaillenausbeute aber nicht nur sportlich schadlos, sondern verbuchte dank perfekter Organisation und Inszenierung auch den erhofften politischen Mehrwert. Alle Zeichen der Judenverfolgung waren aus dem Umfeld der Spiele entfernt und stattdessen ein weltoffenes und gastfreundliches Gesicht zur Schau gestellt und so der Boden für das weit größere und propagandistisch bedeutsamere Spektakel in Berlin bereitet worden. Das IOC schien jedenfalls überzeugt, sonst hätte man Garmisch-Partenkirchen nicht im Juni 1939 kurzfristig mit der erneuten Ausrichtung der Winterspiele beauftragt, nachdem das japanische Sapporo sowie das zwischenzeitig eingesprungene St. Moritz in den Vorkriegswirren seinen

Verpflichtungen nicht nachkommen konnten beziehungsweise durften. 1940 sowie 1944 gab es aus bekannten Gründen freilich weder Winter- noch Sommerspiele, so dass der olympische Faden erst 1948, und zwar, wie zwanzig Jahre zuvor, in St. Moritz, wieder aufgenommen werden konnte. Die Deutschen, auch dies eine Hypothek des Dritten Reiches, mussten allerdings vier weitere Jahre warten. Erst 1952 in Oslo - und dann im Sommer in Helsinki - war man wieder dabei, und zwar de jure mit einer gesamtdeutschen, de facto mit einer rein westdeutschen Mannschaft. Die Teilung in Ost und West hatte sich natürlich auch auf sportlichem Terrain niedergeschlagen und die Politstrategen beider Seiten dazu veranlasst, gerade die Olympischen Spiele zu einem bevorzugten Schauplatz kalter Ersatz- und Stellvertreterkriege umzufunktionieren. Auf Weisung des bis 1972 amtierenden IOC-Präsidenten Avery Brundage bis 1964 olympisch zwangsvereinigt, sammelten Deutsche von hüben und drüben unter der Bezeichnung "Germania", einer speziell entwickelten Fahne mit den deutschen Farben und den fünf Ringen sowie einer Ersatzhymne, nämlich Beethovens "Freude schöner Götterfunke", erstmals in Cortina d'Ampezzo Medaillen, wenn auch nur zwei, fürs geteilte Vaterland. Das einzige Gold, und zwar im Riesenslalom, gewann eine "Wessi", die sinnigerweise auf den Spitznamen "Ossi" hörte, nämlich Rosa Reichert aus der Nähe von Sonthofen, die vier Jahre zuvor bereits Zweite im Slalom geworden war. Ihr wie allen anderen stahl jedoch ein Anton aus Tirol die Schau: Toni Sailer, der "schwarze Blitz aus Kitz"(bühl), entschied alle drei alpinen Wettbewerbe für sich. Ein Kunststück, das zu wiederholen zwölf Jahre später JeanClaude Killy vorbehalten war. Der französische Seriensieger blieb auch nach seiner aktiven Karriere gut im Geschäft, verkaufte massenweise exklusive Skikleidung, sorgte maßgeblich mit dafür, dass die Spiele des Jahres 1992 nach

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Albertville vergeben wurden und fand 1995 Aufnahme im IOC. 1968 in Grenoble vollzog sich jedoch nicht nur Killys Aufstieg, sondern auch die olympische Premiere der DDR. Erstmals mit eigener Mannschaft, wenn auch noch nicht mit ihren nationalen Hoheitszeichen, deutete sie mit fünf Medaillen - gegenüber sieben bundesdeutschen - ihre Ambition an, sich im Wettlauf mit dem "Klassenfeind" zu einer der führenden Sportnationen zu erheben. Tatsächlich gelang es vor allem, nein allein auf dem sportlichen, namentlich dem olympischen Sektor Walter Ulbrichts absurde Maxime des "Überholens ohne einzuholen" in der Praxis umzusetzen. Schon 1972 in Sapporo eroberten die DDR-Athleten mit 14 Medaillen hinter der Sowjetunion und weit vor den USA, der Bundesrepublik sowie den klassischen Wintersportländern den zweiten Platz in der inoffiziellen Nationenwertung. Diesen Rang verteidigte man bis 1988 in Calgary - mit einer Ausnahme: 1984 in Sarajevo überflügelte man sogar den "großen Bruder" und setzte sich mit je neun Mal Gold und Silber sowie sechs Mal Bronze an die Spitze der Bewegung. Damit hatte der olympische Höhenflug der DDR seine Amplitude erreicht. Der Absturz sollte nicht lange auf sich warten lassen. 1992 war die DDR von der Landkarte - auch von der des Sports verschwunden. Bei den Winterspielen von Albertville gab Deutschland erstmals nach 66 Jahren wieder eine wirklich einheitliche olympische Visitenkarte ab. Die Öffnung der Mauer, die deutsche Vereinigung und das Ende des Kalten Krieges hatte auch die Olympische Bewegung von einer Dauerbelastung befreit. Dabei waren die Spiele des Winters vom Würgegriff der Politik ohnehin stets weniger stranguliert worden als die des Sommers, die etwa 1980 und 1984 von einem Großboykott betroffen waren. Es waren und blieben eben in fast jeder Hinsicht die kleineren Spiele, auch wenn sie seit 1994 aus der olympischen

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Umlaufbahn herausgenommen wurden und eine Art olympisches Alleinstellungsmerkmal erhielten. Der entsprechende Beschluss des IOC von 1986 war freilich weniger dem Bemühen um eine Aufwertung der Winterspiele als einer dringenden Bitte der Fernsehanstalten geschuldet, die sich die immer teureren Übertragungsrechte lieber einmal alle zwei Jahre als zwei Mal alle vier Jahre leisten wollten. Wie dem auch sei: Nur zwei Jahre nach dem Desaster von Albertville, nicht nur wegen der dort besonders eklatanten Versündigungen an der alpinen Natur zu Recht kritisiert, erlebten die Winterspiele 1994 in Lillehammer ihren bis heute unübertroffenen Höhepunkt. Vom Wetter über die Organisation und das Ambiente bis zu den Leistungen der Aktiven stimmte alles, wobei sich das Publikum durch sein tadelloses Verhalten einen Sonderpreis verdiente. War es in Nagano und in Salt Lake City schon schwierig, diese Steilvorlage einzuholen, dürfte es auch in Turin alles andere als einfach sein. Wie aufwendig und kostspielig auch und gerade die Durchführung der - längst zu 16 Tagen aufgeblähten - Winterspiele ist, dürfte den Verantwortlichen in der norditalienischen Fußball-Stadt inzwischen hinreichend klar sein. Neben den allgemeinen olympischen Herausforderungen, wie Infrastruktur, Technik, Logistik und, mehr denn je, Sicherheit, kommen spezifische des Winters hinzu. Dies liegt in der Natur der Sache. Lässt sich zwar jede Pfütze vereisen, jeder Berg untertunneln, jede Abfahrt begradigen, sofern das Budget nur keinen Strich durch die Rechnung macht, lässt sich eines - zum Glück - mit irdischen Mitteln und Möglichkeiten nur äußerst bedingt kontrollieren: das Wetter! Mit dessen Unwägbarkeiten werden wir auch in Turin leben müssen. Und wenn wir dann vielleicht im Tiefschneechaos versinken oder vom Winde verweht werden sollten, dann mag uns dies vor Augen führen, dass die Olympischen Spiele OF eigentlich für den Sommer gemacht sind.

ANNIE HÜBLER - DEUTSCHLANDS ERSTE OLYMPIA-SIEGERIN

Von Volker Kluge

eutschlands erste Olympiasiegerin war eine Eiskunstläuferin. Ihr Name: Annie Hübler. Sie gewann 1908 in London die Goldmedaille im Paarlauf gemeinsam mit ihrem Partner Dr. Heinrich Burger lange vor den ersten Olympischen Winterspielen 1924 in Chamonix.

ungarische Konkurrenz, die noch im Februar im böhmischen Troppau mit Lily Kronberger die Weltmeisterin gestellt hatte. Die Deutschen hatten drei Eisläufer geschickt: Elsa Rendschmidt vom Berliner Schlittschuh-Club sowie Annie Hübler und Dr. Heinrich Burger, die dem Münchner Eislauf-Verein angehörten.

Zwar war der Eislauf bereits 1894 in die Reihe der "wünschenswerten Sportarten" der Olympischen Spiele aufgenommen worden, doch kam erst das Organisationskomitee der Spiele der IV. Olympiade auf den IOC-Beschluss zurück. Dies war vor allem der Herzogin von Bedford zu verdanken, die ein Herz für die Kunstläufer besaß. Sie hatte ihren Gatten überredet, die 1876 in Knightsbridge erbaute Eishalle des exklusiven Prince's Skating Club, dessen Schirmherr der Herzog war, zur Verfügung zu stellen. Die Anlage öffnete bereits zweieinhalb Wochen vorher, so dass sich alle Läufer unter den gleichen Bedingungen vorbereiten konnten.

Während die Herren bereits 1896 und die Damen ab 1906 Weltmeister kürten, war das Paarlaufen Anfang des vorigen Jahrhunderts nur wenig entwickelt. Das erste "Traumpaar" verkörperten die Wiener Christine Engelmann (die spätere Frau von Szabó) und Karl Euler, die in St. Petersburg vor dem Zaren laufen durften, was damals mehr bedeutete als ein Medaillengewinn.

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Allerdings hielt sich der Ansturm in Grenzen. Nur 21 Athleten, sieben Damen und 14 Herren, reisten an. Sie vertraten sechs Länder, wobei einer, ein Argentinier, seit Jahren in London lebte. Vermisst wurde vor allem die starke österreichisch-

Engelmann/Euler hatten den Paarlauf im wahrsten Sinne des Wortes hoffähig gemacht. Hübler/Burger, die 1905 und 1906 die "Internationale Konkurrenz" gewannen, die man später als Vorläufer von Europameisterschaften ansah, entwickelten daraus einen olympischen Sport. 1907 beschloss der Internationale Eislaufverband (ISU) auf seinem Stockholmer Kongress, erstmals im darauf folgenden Jahr in St. Petersburg eine "I.S.U. Championship" für gemischte Paare zu veranstalten, was quasi auf eine Weltmeisterschaft hinauslief. Selbstredend ging der Titel an die Münchner.

"Traumpaar" anno 1908: Annie Hübler und Dr. Heinrich Burger beim Training auf der zugefrorenen Isar. Das Foto trägt die Signatur der Olympiasiegerin.

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Annie Hübler hatte das Eislaufen als Vierjährige auf dem Kleinhesseloher See gelernt, wo 1891 der Münchner Eislauf-Verein (MEV) die erste Deutsche Meisterschaft organisierte. Eine neue Ära begann, als 1892 das MEV-Gründungsmitglied Felix Unsöld die "Schachterleis" an der Münchner Galeriestraße bauen ließ, die älteste überdachte Kunsteisbahn Europas, die bis 1961 stand. Hier begegnete Annie Hübler dem vier Jahre älteren Dr. Heinrich Burger, der ihr gestrenger Lehrer wurde.

Zu diesem Zeitpunkt war der ihre Leistung die einzig poetische der Rechtsanwalt bereits ein bekannter gesamten Wettspiele." Einzelläufer, der sich ganz in der Tradition der Wiener Schule sah. Man benötigt schon einige PhantaDeren Vertreter posierten damals sie, um sich die Olympiakür der selbst bei den Schulfiguren, was von beiden vorstellen zu können. Annie den Vertretern des sportlichen Hübler, die 1969 dazu im "Aktuellen Laufens als lächerlich empfunden Sportstudio" des ZDF von Wim wurde. Als Burger 1904 in BraunThoelke befragt wurde, berichtete, schweig erstmals eine Deutsche dass sie nach dem Walzertitel "Rosen Meisterschaft gewann, lobte die aus dem Süden" gelaufen wären, den Zeitschrift "Sport im Bild" seine ein Blasorchester intoniert hatte. Der körperliche Erscheinung, die mit Offizielle Bericht der Spiele erwähnt einem Werk des antiken Bildhauers diesen Fakt nicht, dafür wird dort Praxiteles verglichen und als "kraftdas Paar für Tempo, Schwung und volle Männerschönheit" bezeichnet Genauigkeit in der Darbietung Sonderbriefmarke für Annie Horn-Hübler wurde. Allerdings riet ihm ein Kritigelobt. Seine große Überlegenheit aus dem Jahre 1996. ker auch, sich nicht zu sehr von alle fünf Preisrichter setzten es auf einschmeichelnden Walzerklängen Rang eins - erklärte man mit einem zu Tanzschritten hinreißen zu lassen. Denn "eine stolze längeren Eistraining in Berlin und Glasgow, was ein Vorteil Reckengestalt in den Spuren der leichtgeschürzten Terpsider Deutschen gegenüber den Gastgebern gewesen wäre. Für chore wandeln zu sehen, kann gefährlich, um nicht zu sagen den gesamten Wettbewerb gab es aber nur ein superlativikomisch wirken". sches Urteil: "The finest exhibition of pair skating ever seen". Für den Paarlauf galt diese Einschränkung allerdings nicht. Im Gegenteil: Walzerschritte waren hier geradezu Pflicht. Auch Pirouetten wurden gedreht, allerdings nicht im Sitzen, weil das als unästhetisch galt. Außerdem hätten die langen Röcke der Damen unter die Kufen geraten können. Im Übrigen waren dem Einfallsreichtum der Läufer keine Grenzen gesetzt, denn die Figuren erfand damals noch jeder selbst. Und in den Lehrbüchern blieb der Paarlauf ohnehin ausgespart. Erst zum Abschluss der Londoner Spiele, genauer 28./29. Oktober, kamen die Eisläufer zum Zuge. Die letzte Veranstaltung war das Paarlaufen, das aus einer fünfminütigen Kür bestand und für das neben den Deutschen nur noch die britischen Ehepaare Johnson und Syers gemeldet hatten. Es wurde ein leichter Sieg für Hübler/Burger, über den die Zeitschrift "Körperkultur" anschließend schrieb: "Von der vollendeten Kunst dieses letztgenannten Paares war alles förmlich hingerissen, die Engländer selbst nannten

Bei den Weltmeisterschaften 1910 in Berlin verteidigten Hübler/Burger ihren Weltmeistertitel mit Erfolg. Anschließend beendeten beide ihre sportliche Karriere. Er eröffnete eine Kanzlei, sie besuchte die Münchner Schauspielschule. Nach ihrer Gesangsausbildung erhielt sie ein Engagement als Sopranistin am Bremer Stadttheater; später trat sie mit der Konzertzither auf. Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete sie einen Geschäftsmann namens Horn und brachte zwei Söhne zur Welt.

Für den ersten Platz im Paarlauf erhielt Annie Hübler eine Olympiamedaille aus reinem Gold. Sie befindet sich heute im Besitz ihrer Urenkelin Lena Obermayer, die 1997 in der Damenkonkurrenz Zwölfte der Deutschen Meisterschaft wurde. Im Hintergrund: Das olympische Siegerdiplom ihrer Urgroßmutter.

Während ihr Vater noch mit einem kleinen Laden am Stachus hatte Vorlieb nehmen müssen, übernahm Annie nun Verantwortung für das große "Kaufhaus Horn" am Münchner Orleansplatz. Hinzu kamen noch eine Filiale in Magdeburg und ein Versandhandel, der drittgrößte in Deutschland. Auch als Seniorchefin blieb Annie Horn-Hübler die Galionsfigur des Unternehmens, das in seinen besten Zeiten rund 1.000 MitarbeiOF ter beschäftigte.

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"ICH MÖCHTE OLYMPIA NOCH MAL ERLEBEN, ABER ICH WILL ES ERFOLGREICH ERLEBEN" Interview mit Georg Hackl u seinen sechsten und letzten Olympischen Spielen fährt der Rodler Georg Hackl, 39, gleich mit zwei Zielen: Obwohl nach einer Bandscheibenoperation im Sommer dieses Jahres gesundheitlich noch nicht wieder völlig auf dem Posten, denkt der Berchtesgadener einerseits an seinen sechsten Medaillengewinn, nach dreimal Gold (1992-98) und zweimal Silber (1988, 2002) im Einsitzer; andererseits bewirbt er sich in Turin um einen Sitz in der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Einfach wird beides nicht", sagte der erfolgreichste Rodler der Welt in einem Interview, das "Olympisches Feuer" (OF) Ende November mit ihm führte.

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OF: Wie kam es eigentlich zu Ihrer Kandidatur für die IOC-Kommission? Hackl: Nach Roland Baars Ausscheiden im IOC war unser Athletenbeirat der Meinung, Deutschland müsste erneut einen Aktiven ins IOC bringen. Weil das aber beim ersten Anlauf mit dem Leichtathleten Florian Schwarthoff leider nicht geklappt hat, setzt man jetzt auf Wintersportler. Der Biathlet Rico Groß und ich waren am Ende die Beiden, die aus der Sicht des Beirats in Frage kommen sollten. Man entschied sich letztlich für mich. OF: Was meinen Sie: Warum schickt man Sie ins Rennen? Hackl: Einen Athleten mit Erfolgsaussichten bei der Wahl zu finden, ist für Deutsche nicht ganz einfach. Gebraucht wird einer mit hohem Bekanntheitsgrad und einer Menge olympischer Erfahrung. Das hat vermutlich für mich den Ausschlag gegeben. OF: Haben Sie den Zuschlag ohne Zögern akzeptiert, oder hat Sie der Misserfolg von Schwarthoff im Sommer eher nachdenklich gemacht? Hackl: Klar, erst mal habe ich überlegt, dann hab` ich mir gesagt: Hör dir das mal an. Ich musste mit dem Beirat vor

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allem den Aufwand für mich abchecken und ob ich Unterstützung bekomme für meine künftige Tätigkeit. Mir war klar, wenn ich mich für die Kandidatur entscheide, dann muss ich das mit massivem Interesse tun. Ich habe bei den Gesprächen mit dem Beirat im Übrigen einen guten Einblick bekommen in dessen Arbeit. Ist schon beeindruckend, was die so auf dem Kasten haben. Häufig war ich von ihm zu den Sitzungen eingeladen, konnte aber nie teilnehmen, weil die immer im November stattfinden, zum Zeitpunkt also unmittelbar vor Saisonbeginn. OF: Führt man für so einen Sitz im IOC Wahlkampf, haben Sie beispielsweise Reklame gemacht für sich, eventuell schon mit einem Programm, das Sie in der IOC-Kommission einbringen wollen? Hackl: Ich habe meine Ambitionen in gelegentlichen Gesprächen mit Athleten anklingen lassen. Groß Wahlkampf machen, das ist nicht so einfach. Der wird durch strenge Richtlinien seitens des IOC eingeschränkt. Wir dürfen Zettel im Olympischen Dorf unter den Sportlern verteilen, auf denen aber nur stehen darf, dass man sich zur Wahl stellt. OF: Haben Sie sich Ratschläge geholt, Hilfen für die Kandidatur, beispielsweise bei dem Ex-Ruderer Roland Baar aus Wolfsburg, der das IOC turnusgemäß 2004 verlassen musste? Hackl: Nein, ich hatte noch keinen Kontakt mit Baar, werde das aber noch machen. Es muss berücksichtigt werden, dass meine Freiräume ziemlich zu sind, nachdem ich meinen Willen bekundet habe, noch mal an Olympischen Spielen teilzunehmen. Es ist mit dem Sprecher des deutschen Athletenbeirats, Stefan Forster, abgesprochen, meinen Start in den Vordergrund zu stellen und dem alles unterzuordnen. OF: Vorausgesetzt, Sie qualifizieren sich für Turin und gehen fit an den Start: Was wird einfacher sein für Sie, der sportliche Erfolg oder der bei der Wahl?

Hackl: Einfach ist gar nichts, alles ist schwer. Das Problem ist: Für den sportlichen Erfolg kann ich selbst viel tun, auf die Wahl aber kann ich nur begrenzt Einfluss nehmen. Außerdem habe ich keine Erfahrung, für ein solches Amt zu kandidieren. In der Politik war das einfacher, bei den Berchtesgadener Kommunalwahlen vor drei Jahren war ich der local hero (Hackl erreichte für die CSU das zweitbeste Ergebnis/Anm.d.Red.) OF: Was den Bekanntheitsgrad betrifft und die olympischen Erfolge kann Ihnen unter den 14 Mitbewerbern allenfalls die Alpine Janica Kostelic das Wasser reichen. Erhöht das Ihre Wahlchancen? Hackl: Ein Nachteil ist das jedenfalls nicht. Das war ja wohl auch der Grund für den Beirat, mich antreten zu lassen. Was die anderen Kandidaten betrifft, muss ich leider feststellen, dass sich mit mir vier Rodler bewerben, darunter der Sprecher der internationalen Rodler, der Brite Hatton. Es wäre schlecht, wenn wir uns gegenseitig die Stimmen wegnähmen. Tritt eigentlich ein US-Athlet an? OF: Nein, warum fragen Sie? Hackl: Die Amis haben immer große Teams am Start. Wenn die nun keinen eigenen Bewerber wählen müssen, wäre das... OF: ... gut für Sie? Hackl: Ich bin drüben relativ bekannt. OF: Sie wollen ins wichtigste Gremium des Weltsports. Was fällt Ihnen spontan ein beim Stichwort IOC? Hackl: Dass da die Marschrichtung für den Sport festgelegt wird. Man kann von Samaranch halten, was man will, aber dass es während seiner Amtszeit so kranke Sachen wie den Fall Schranz (der Österreicher erhielt 1972 wegen verbotener Werbung Startverbot für die Sapporo-Spiele/Anm. d. Red.) nicht mehr gab, er Olympia für Profis öffnete, hat den olympischen Sport sehr weit nach vorn gebracht. Ein Stück weit gehört die Show doch dazu. OF: Lässt sich Ihre IOC-Bewerbung am Ende als Einstieg in eine Laufbahn als Sportfunktionär deuten? Hackl: So weitreichende Gedanken habe ich mir noch nicht gemacht. Sollte ich ein Mandat bekommen, muss ich sehen, welche Aufgaben mich erwarten und wie ich mich dabei bewähre. Aber grundsätzlich würde ich ein Funktionärsamt in Deutschland nicht ausschließen für mich. Wir brauchen da Nachwuchs, möglichst ehemals erfolgreiche Aktive.

OF: Heißt das im Klartext: Es wird einen Funktionär Georg Hackl geben? Hackl: Ich kann einen konstruktiven Beitrag leisten. Aber zunächst hat meine Trainerausbildung Vorrang. OF: Und wie sieht es für den Kreistagsabgeordneten Hackl mit einem politischen Amt oberhalb der kommunalen Ebene aus? Hackl: Das ist völliger Quatsch. Es bleibt beim Kreistag, wo ich mich für den Sport einsetze. Ich werde mich in drei Jahren wieder bewerben. OF: Zurück zu Olympia. Schildern Sie doch mal Ihre Empfindungen beim ersten Olympiastart 1988 als 21-Jähriger und vergleichen Sie die mit dem möglichen Start 2006, wenn Sie knapp 40 sind. Hackl: Calgary 1988 nahm ich wie mit Scheuklappen wahr. Ich war so auf meinen Start konzentriert, hab` mich reingehängt, um gut abzuschneiden, ich wusste ja nicht, ob ich noch ein zweites Mal dabei sein kann. Mir ist viel Beiwerk entgangen. Heute weiß ich, wo ich mal zur Seite schauen muss, heute erlebe ich Olympia viel bewusster. OF: Fünf deutsche Sportler haben Olympische Spiele je sechsmal aktiv erlebt, die Sommerathleten Birgit Fischer, Reiner Klimke, Jochen Schümann und Hans-Günter Winkler sowie der Wintersportler Jochen Behle. Wenn Sie Turin mitmachen, gehören Sie auch zu diesem elitären Kreis. Motiviert Sie das für ihren Start? Hackl: Nein, das spielt keine Rolle. Ich möchte Olympia einfach noch mal erleben. Denn: Jedes Olympia ist anders. Aber ich will es erfolgreich erleben, will das Potenzial haben, das mir eine Medaille in Aussicht stellt. Ist das nicht der Fall, kann ich mir vorstellen, dass ich die Teilnahme absage. Selbst wenn ich die Qualifikation geschafft habe. Auf die Gnade als eigentlich ausrangierter Haudegen mitgenommen zu werden, will ich nicht angewiesen sein. Nur mitfahren nach Turin, damit der Bus voll ist? Nein! OF: Zum guten Schluss, Herr Hackl: Sie sind als nimmermüder Schlittentüftler längst eine Legende, wie viele Rodel haben Sie in ihren 21 Weltcup-Jahren neu- oder umgebaut? Hackl: (rechnet verbissen Jahr für Jahr durch): Zirka 20. Ich glaube nicht, dass ein anderer Fahrer mehr Schlitten gehabt hat. Wenn ich es recht überdenke, muss ich sagen: Das ist es, diese Innovationen, nicht die sechs Olympiateilnahmen. Das Gerät selbst zu bauen hat am meisten Spaß gemacht. Das Interview führte: Michael Gernandt

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JOSEF FENDT UND WOLFGANG ZIMMERER: GALIONSFIGUREN DES WINTERSPORTS MIT LANGZEITAUSSTRAHLUNG Von Steffen Haffner

ine Handy-Melodie stört das gemütliche Essen in der Berchtesgadener Hubertusstube. Ein Informant meldet von der olympischen Bob- und Rodelbahn in Cesana-Pariol einen Unfall. Josef Fendt wirkt alarmiert. Kein Wunder. Im vergangenen Februar sorgte eine Serie von Stürzen im Training mit zum Teil erheblich Verletzten für NegativSchlagzeilen. Der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl kommentierte die Vorfälle erstaunt: "Das habe ich in meiner mehr als zwanzigjährigen Laufbahn noch nicht erlebt, dass an einem Tag zehn, zwölf Mal der Krankenwagen gefahren und der Hubschrauber geflogen ist." Die Weltcuprennen mussten abgesagt werden. Der aktuelle Anruf weckt beim Weltmeister von 1970 und 1974 nicht nur menschliche Anteilnahme. Besorgt ist Fendt nicht zuletzt von Amts wegen, als Präsident des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL).

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Kurz vorher schilderte der 58jährige Funktionär die Lage noch zuversichtlich. Während des Interviews im FIL-Büro gegenüber dem Rathaus, wo der ranghöchste Verwaltungsbeamte der Gemeinde dem Bürgermeister zur Seite steht, berichtet er, dass Sepp Lenz als Krisenhelfer nach Italien entsandt worden ist. Der langjährige Bundestrainer, ein ausgewiesener Fachmann für die Präparierung von Kunsteisbahnen, der vor Jahren bei einem Unfall in der Eisrinne den linken Unterschenkel verlor, habe die Einfahrt zu den tückischen Kurven 17 und 18 mit Schneematsch abgepolstert. Schon zuvor schien die Gefahr, dass Rennrodler wie bei der Premiere gegen die Überdachung geschleudert werden, durch einen Umbau gebannt. Die Bahn, die von dem erfahrenen deutschen Architekten Uwe Deyle konzipiert wurde, hat im Schlussteil mit zwei dicht aufeinander folgenden Linkskurven eine knifflige Eigenart. Dem Trend folgend, der wieder weg geht von den "Autobahnen" mit den weiten Kurvenradien, hin zu anspruchsvolleren Eisschlangen. Die Sicherheit soll dennoch oberstes Gebot bleiben. Eine Gratwanderung. Zu den Wettbewerben sind nur Rennrodler zugelassen, die Qualifikationsnormen erfüllen. Aktive aus schwächeren der rund fünfzig zum Weltverband gehörenden Nationen werden neuerdings von einem rumänischen FIL-Trainer in

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Lehrgängen geschult. Damit soll auch das Risiko bei den Trainingsläufen vermindert werden. "Nach der Sturzserie vom Februar ist mir himmelangst geworden. Turin sind meine zehnten Olympischen Winterspiele. Aber so eine verfahrene, gefährliche Situation habe ich noch nicht erlebt", gibt Fendt zu. Die technischen Experten der FIL und des Organisationskomitees der Spiele haben ein Renovierungskonzept ausgearbeitet und in großer Eile umgesetzt. Dennoch hat es Ende November auch bei den Trainingsläufen Stürze gegeben. Sogar Barbara Niedernhuber, die Gewinnerin des Weltcups 2004, geriet in der Schikane der Kurven 17 und 18 ins Schleudern. Die Folge: Rippenprellungen. Stürze gehören zum Risiko des Sports. Erfahrene Rennrodler akzeptieren diese Begleiterscheinung, sagen aber: "Die möglichen Folgen eines Sturzes sind in Cesana das Problem. Folgen, die auf anderen Strecken so nicht zu befürchten sind." Die Fragen bleiben, ob wirklich ein Aufprall mit der Überdachung vermieden werden kann, und wie es schwächeren Rennrodlern ergeht, wenn ihnen bei Tempo 120 ein Fahrfehler unterläuft. Und die Bahn könnte bei größerer Kälte noch schneller werden. In der Hubertusstube sind die Teller abgetragen, ein letztes Bier wird gezapft. Da sorgt ein zweiter Anruf für Entwarnung. Der Sturz eines amerikanischen Doppelsitzers bleibt folgenlos. Josef Fendt atmet auf, kann erst einmal ruhig schlafen. Seit elf Jahren ist der Berchtesgadener Präsident der FIL, die er in dieser Zeit an die modernen Erfordernisse von Marketing, technischer Entwicklung der Bahnen und Schlitten sowie der Popularisierung des Rennrodelsports angepasst hat. Das hätte sich der Junge nicht träumen lassen, der einst im Winter täglich zehn Minuten mit dem Schlitten die Naturbahn vom Obersalzberg zur Schule hinunter rodelte. Als Aktiver war er zusammen mit Elisabeth Demleitner einer der wenigen, der den dominanten Rennrodlern der DDR in den siebziger Jahren hin und wieder ein Schnippchen schlug. "Die waren uns in allem überlegen, in der Kondition, in der Technik und im Material." Heute ist Fendt überzeugt, dass die Vermutungen, die

Ostdeutschen hätten per Funk verborgene Elektromotoren im Schlitten eingeschaltet, um die "Schienen" zwischendurch auf erhöhte Temperatur zu bringen, unbegründet waren. Getrickst wurde auf beiden Seiten. Sepp Lenz pflegte das Eis in der Rinne am Königssee glatt zu hobeln oder mit einer Art Flammenwerfer zu behandeln, um die Bahn zum Vorteil der einheimischen Rennrodler "schneller" zu machen. Das erforderte schärfere Kufen. Einmal wurde das Gerät an der Bahn so platziert, dass die DDR-Rodler wieder die griffigeren Schienen montierten. Da die Eisoberfläche aber gar nicht befeuert worden war, hatten die Westdeutschen mit den runderen Kufen Vorteile. Den spektakulärsten Coup landeten die Rodler der Bundesrepublik 1976. Bei den Olympischen Winterspielen von Innsbruck irritierten sie die Konkurrenz mit ihren Eierhelmen. Zusammen mit einem Spoiler verbesserte der Ostereierlook die aerodynamischen Bedingungen. "Nachts um vier haben wir unsere Testfahrten gemacht. Damit niemand was mitkriegte." Der Kunstgriff trug dazu bei, dass Fendt Silber und Elisabeth Demleitner Bronze gewannen. Die beiden waren so etwas wie die Wegbereiter für Georg Hackl, der von 1992 bis heute je dreimal Gold bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewann. Die Rodelikone aus Bischofswiesen bei Berchtesgaden "ist auch für die FIL das große Aushängeschild", sagt Fendt. "Ihm haben wir zu verdanken, dass wir gute Einschaltquoten im Fernsehen haben. Was der Hackl Schorsch geleistet hat, ist einmalig. Hut ab!" Das haben auch die deutschen Sportjournalisten anerkannt, die ihn 1998 zum "Sportler des Jahres" wählten. Sein Start in Turin ist noch nicht sicher. Nach einem ausgeheilten Bandscheibenvorfall machte ihm zuletzt eine Nervenentzündung in der linken Schulter zu schaffen. Josef Fendt aber ist optimistisch: "Wenn er nicht den Kopf unterm Arm trägt, dann wird der Schorsch bei den Spielen starten." Und der siebte Platz beim Comeback auf der Olympiabahn scheint ihm Recht zu geben. Szenenwechsel: In der gemütlichen holzgetäfelten Wohnstube der Zimmerers stehen Präsentkörbe herum. Gestern ist Wolfgang Zimmerer 65 geworden. Hier in Murnau am Staffelsee, gut dreißig Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen, hat sich das Bobidol von einst mit seiner Frau behaglich eingerichtet. Im Nachbarort Ohlstadt, wo er geboren ist, aufwuchs und für den SV startete, gehörte es dazu, sich für den Bobsport zu begeistern. Und auch der junge Zimmerer, der als Jugendlicher in der Abfahrt zum Leistungskader gehörte, ließ sich anstecken. "Der Schelle Franz, der Weltmeister von 1962, war unser großes Vorbild. Wir sind auf einem steilen

Holzabfuhrweg Bob gefahren. Das war eine wilde, gefährliche Sache", sagt Zimmerer. Wenn es kalt genug war, hat das ganze Dorf vierzehn Tage gewerkelt und aus Eisquadern eine Bobbahn aufgebaut. "Das war natürlich gut für uns. Wir haben vor der Haustür trainieren können." Wenn der Föhn kam, floss die Bahn oft genug als Bach zu Tal. Nach den ersten Spaßrennen 1965 folgten die Erfolge Schlag auf Schlag bis hin zum größten Triumph, dem Olympiasieg 1972 zusammen mit Peter Utzschneider in Sapporo. Vier olympische Medaillen (einmal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze) sowie fünf Welt- und fünf Europameistertitel hat Zimmerer gesammelt. "Ich genieße zusammen mit meiner Frau jeden Tag meines Ruhestands, mit viel Sport, Bergwandern, Mountainbike fahren und Skitouren gehen", sagt der ehemalige Verwaltungsangestellte der Gemeinde Murnau. "Und ich bin froh, dass ich mit heiler Haut davongekommen bin. Mit der Erfahrung ist zwar das Risiko geringer geworden. Aber den Respekt darf man nie verlieren. Denn wenn man leichtsinnig wird, kann's plötzlich krachen." Unvergessen ist der tödliche Unfall seines Ohlstadter Vereinskameraden Toni Pensberger bei der WM 1966 in Cortina d'Ampezzo. 1980 beendete ein schwerer Sturz in St. Moritz die Karriere von Stefan Gaisreiter, der aus Zimmerers Team hervorgegangen und selbst als Pilot 1979 Weltmeister im Vierer geworden war. Das war zugleich ein schwerer Schlag für den Bundestrainer Wolfgang Zimmerer, der dieses Amt zwischen 1976 und 1984 bekleidete. Gaisreiter, dessen Sohn Christoph nur wegen einer Verletzung nicht im Februar bei den Winterspielen in Turin dabei sein kann, hatte in dieser Zeit als einziger Westdeutscher den DDR-Fahrern Paroli bieten können. Auch die zu hektische Neukonstruktion des anspruchsvollen, aber zu komplizierten "Opel-Bobs" konnte bei den Spielen in Lake Placid 1980 und in Sarajevo 1984 keine Erfolge herbeizaubern. "Heute ist Bobfahren ein professioneller Ganzjahressport geworden. Wer das neben einem Beruf, wie wir früher, betreiben will, hat keine Chance mehr." Zimmerer findet es gut, dass die Bahnen sicherer geworden sind, auch wenn er die anspruchsvollen Eiskanäle von einst lieber gefahren ist. Die Bahn von Cesana hat auch für die Bobfahrer ihre Tücken. Doch das "Gerät" ist schwerer und hält deshalb besser die Linie als die Rennrodelschlitten. "Ich bin innerlich noch voll dabei. Das sind heute Topathleten. Wenn die am Start losgehen, die vier Bullen, da geht mir das Herz auf." Und so freut sich Wolfgang Zimmerer auf die Winterspiele von Turin und wird mitfiebern mit Andre Lange und Co: "Die Unsern sind top drauf. Und wenn der Andre Lange sich nicht verletzt, holt er OF zwei Medaillen.

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UNBEIRRT UND ERFOLGREICH: FRAUEN EROBERN DISZIPLIN UM DISZIPLIN

Von Ulrike Spitz

ei den Olympischen Spielen in Salt Lake City ist viel darüber gerätselt worden, warum die deutschen Frauen mehr Medaillen mit nach Hause brachten, obwohl sie nicht nur mit weniger Teilnehmerinnen, sondern auch immer noch in weniger Disziplinen an den Start gegangen sind. Eine richtige Erklärung ist eigentlich keinem eingefallen, nur so viel: In den meisten Wintersportdisziplinen sind die Frauen längst gleichberechtigt und voll akzeptiert. Das war nicht immer so. Bei den ersten Winterspielen 1924 waren bei insgesamt 258 Teilnehmern gerade einmal 13 Frauen ausschließlich im Eiskunstlauf am Start, der Rest fand für Sportlerinnen noch nicht statt.

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Bei manchen hat es lange gedauert, bis sie olympisch geworden sind. Die Biathletinnen haben den Sprung ins olympische Programm zum Beispiel erst 1992 geschafft. Heute ist das kaum vorstellbar. Uschi Disl ist bekannter als die männliche Konkurrenz, und kaum einer erinnert sich noch, dass sich der Deutsche Skiverband (DSV) 1985 fast der Lächerlichkeit preis gegeben hat, als er die Biathletinnen zur ersten deutschen Frauen-Biathlon-Meisterschaft eingeladen hat. Wohl wissend, dass es zu jener Zeit nur ein paar jugendliche Biathletinnen gab, denen das Unterfangen deutsche Meisterschaft eine Nummer zu groß erschien. Und so kam damals nur eine, eine Australierin, die weder mit Waffe noch mit Ski vernünftig umzugehen wusste und mehr stolpernd und fallend nach unzähligen Fehlschüssen ins Ziel gekommen war. Werbung für die junge Disziplin war das nicht. Trotzdem haben sich weder DSV noch die Sportlerinnen aufhalten lassen. Die Szene um eine junge Frau namens Petra Schaaf (später Behle) hat sich rasant entwickelt. 1987 wurde die Russin Golovina als erste Weltmeisterin gekürt, und nur ein Jahr später gewann eben Petra Schaaf bereits den ersten Titel für den DSV. Schon da war es dann größtenteils vorbei mit dem Naserümpfen, das drei Jahre zuvor noch an der Tagesordnung gewesen war. Und als Antje Misersky (später Harvey)1992 ihre olympischen Medaillen gewann, war Frauenbiathlon längst allseits akzeptiert. Dabei waren Frauen ja immer an hämische Kommentare gewöhnt, wenn sie sich aufmachten, wieder einmal eine Disziplin zu erobern. Auch die Bobfahrerinnen, 2002 in Salt Lake City zum ersten Mal olympisch am Start, wissen, wovon die Rede ist. "Solange noch vier Männer mitreisen müssen,

damit zwei Damen Bob fahren können, hat diese Disziplin wenig Zukunftschancen", hat ein Jahr vor der ersten deutschen Frauen-Meisterschaft der einstige Weltklasse-Bobfahrer Wolfgang Hoppe spöttisch angemerkt. Wenige Monate später war er dann schon mal als Bundestrainer für die Olympiamannschaft im Gespräch. So schnell kann's gehen. Fürs Bobfahren gilt extrem, worunter aber auch andere Sportarten leiden: Erst eine vernünftige Förderung bringt die Disziplin nach vorn. Beim sehr kostspieligen Bobfahren sind rein private Initiativen praktisch von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Ganz ähnlich geht es den Skispringerinnen. Auch sie leiden darunter, dass eine frühe Förderung interessierter Mädchen nicht selbstverständlich ist. Lange lebte dieser Sport von begabten Individualistinnen, die rein zufällig in ein vernünftiges Umfeld hinein geraten sind. Seit dieser Saison nun gibt es immerhin eine FrauenNationalmannschaft, wenn sie auch noch am Anfang steht. Skispringen für Frauen gehört ja auch im Februar in Turin noch nicht zum olympischen Programm. Die Bobfahrerinnen werden mittlerweile auch im Verband akzeptiert. Auch, weil sie ganz rasch ihrer Sportart eine Publicity eingebracht haben, von der die Männer nur träumen können. Natürlich wird dabei in erster Linie der weibliche Körper verUschi Disl

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marktet - schließlich galt das Medieninteresse anfangs, zum Beispiel vor der ersten Weltmeisterschaft, fast ausschließlich der attraktiven Rodlerin Susi Erdmann, die vom kleinen in den großen Schlitten gestiegen und plötzlich auf allen Kanälen präsent gewesen war. Aber "frau" nimmt diese Entwicklung in Kauf, wenn sie sie nicht gar fördert, wenn's nur der Sache dient. Und die heißt, in allen Sportarten akzeptiert zu werden, zu der sie den Eingang sucht. Natürlich fällt das in jungen, trendigen Sportarten wie etwa Snowboard leichter. Von Anfang an hat sich keiner daran gestört, wenn Frauen auf die Bretter stiegen. Es war einfach normal, was auch daran zu erkennen ist, das sowohl Snowboard (1998) wie auch Freestyle (1992) jeweils gleich komplett ins Olympiaprogramm aufgenommen worden ist, also mit gleichem Angebot für Mann und Frau. Was im Übrigen

auch für zwei weitere Neuaufnahmen galt: Auch Curling (1998) und Skeleton (2002) bieten die gleiche Wettbewerbsfolge für Mann und Frau. Im Winter also schneiden die Frauen bei Olympia mittlerweile auch hervorragend ab, was das Angebot angeht. Ganz gewiss auch dank der "Luft", die das Programm der Winterspiele laut dem deutschen IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach immer noch hat. Für die Skispringerinnen hat es trotzdem noch nicht ganz gereicht für 2006. Das wäre dann auch fast schon die letzte Bastion im Wintersport, die zur Komplettierung noch fehlt (Skispringen wäre auch die Voraussetzung für die bislang ausschließlich männlich besetzte Nordische Kombination), sieht man einmal von der Rodel-Disziplin Doppelsitzer und dem Viererbob ab. Bislang fahren Frauen OF "nur" im Zweierbob.

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FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE ODER: WINTERSPORTLERINNEN ZAUBERN WIE HERMINE

Von Bianka Schreiber-Rietig

räulein Smillas Gespür für Schnee." Ja, genau das, was die Romanheldin auszeichnet, das gehört auch zum Erfolgsgeheimnis deutscher Wintersportlerinnen - Gespür für Schnee. Wenn die Frauen in ihren schwarzen Anzügen mit rot-goldenen Streifen vorneweg oder im Spitzenfeld ihre Spuren ziehen, dann wird nicht nur den zuständigen Funktionären warm ums Herz: Immer mehr Fans fiebern mit den Akteurinnen beim Biathlon, bei alpinen oder nordischen Rennen. Seit Jahren sorgen die Athletinnen auf Schnee und Eis überwiegend für positive Schlagzeilen. Nicht nur bei den Olympischen Spielen in Lillehammer, Nagano oder Salt Lake City waren die Frauen das starke Geschlecht. Kontinuierlich gehören sie in allen Bereichen zur Weltspitze. Die Rodlerinnen fahren mit der Konkurrenz seit Jahren Schlitten, dominieren, dass es fast unheimlich ist. Auch die Eisschnellläuferinnen - wenn sie einander nicht gerade anzicken - sind Weltklasse. Die Schneeköniginnen und Eisprinzessinnen scheinen zu zaubern wie Hermine bei Harry Potter. "

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Und nun Turin. Da müsste es schon ziemlich dumm laufen, wenn die deutschen Frauen nicht wieder auf dem Treppchen und unter den Top Ten zu finden sind. Dabei gab es in den letzten Wochen doch eine Reihe von Hiobsbotschaften: Im Eisschnelllauf schnallten Gunda Niemann-Stirnemann und Monique Garbrecht die Schlittschuhe ab. Keine Bange - mit Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Jenny Wolf gibt es weitere Stars auf dem Eis. Eine Pechmarie Hilde Gerg

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wurde Maria Riesch, die nach ihrer langen Verletzungspause mit so viel Hoffnung in die Saison gestartet war: Nach einem Sturz wurde bei der alpinen Rennläuferin wieder ein Kreuzbandriss diagnostiziert, was das olympische Aus für die Medaillenkandidatin bedeutete. Hilde Gerg, die sich für ihren letzten Olympiastart viel vorgenommen hatte, hörte nach einer Verletzung gleich ganz auf. Aber Pistenzauber wird es trotzdem geben - auch mit deutscher Beteiligung. Skilangläuferinnen, Biathletinnen, Bobfahrerinnen und Rodlerinnen gelten auch diesmal als Medaillenbank. Und da sind noch die Eishockeyspielerinnen. Sie haben sich fast heimlich für Olympia qualifiziert. Wie gut sie in Form sind, zeigten sie zuletzt im fernen chinesischen Harbin bei einem Turnier. Frauen-Eishockey?, mag sich manche(r) staunend fragen. Gar nicht gewusst, dass wir ein Nationalteam haben. Vielleicht sind gerade die weiblichen Eiscracks ein Beispiel für das System Wintersport und somit erfolgsorientierter Arbeit. Seit etwa drei Jahren trainieren die Frauen intensiv, haben mit Bundestrainer Klaus Kathan einen engagierten Mann, der das Team olympiareif formte. Turin ist nun der Lohn. Dass die Frauen in den Wintersportdisziplinen im Vergleich zu den Sommersportarten so viel Erfolg haben, hat wohl viele Gründe. Wolfgang Kindinger, zuständig im Bereich Leistungssport des Deutschen Sportbundes für Wintersportdisziplinen, sieht vor allem in dem zentralen Trainingssystem einen Erfolgsbau-

stein. Früher arbeiteten oftmals Heim-, Landes- und Bundestrainer nach ihrem eigenen Gusto - heute ist Kooperation und Abstimmung angesagt. Auch die berechtigten Vorwürfe aus den 70er und 80er Jahren an die Adresse der Leistungssportmanager, dass weder unter medizinischen noch sozialen oder trainingswissenschaftlichen Gesichtspunkten der Hochleistungssport frauenspezifisch gefördert und betreut wurde, haben sich erledigt - zumindest pauschal gesehen. Heute arbeiten Trainer, wie etwa der Cheftrainer der Langläuferinnen und Langläufer, Jochen Behle, und sein Betreuerteam nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen - und Hand in Hand. Ein weiterer Grund für die Erfolge der letzten Jahre ist wohl auch, dass die Mädchen und Frauen sich keine Sorgen um Ausbildung und berufliche Existenz nach dem Karriere-Ende machen müssen. In der heutigen Arbeitswelt fast ein Geschenk. Sie sind bei Bundeswehr, Bundesgrenzschutz oder Zoll angestellt - ideale Arbeitgeber für die Sportlerinnen, die sich so ganz auf ihre Disziplinen konzentrieren können. Über 200 Spitzensportlerinnen (Sommer und Winter) sind mittlerweile im Staatsdienst, aber als "Mädchen in Uniform" kennt man sie kaum: es sei denn, wenn man Rennanzüge, Zipfelmützen, Stirnbänder oder Helme als Einheitskleidung sieht.

"Die Frauen", sagt Kindinger, "gehen selbstbewusst an ihre Aufgaben ran." Er ist sich mit Jochen Behle einig, "dass Frauen, was die Teamfähigkeit angeht, abwartender sind, aber ehrgeiziger und leistungsorientierter auf ihr Ziel zusteuern als Männer". Und Glück für alle: Die Konkurrenz in den eigenen Reihen ist groß. Da misst sich Weltspitzeathletin mit Weltspitzeathletin. Leichathletinnen beispielsweise haben es in der Hinsicht schwer mit der Konkurrenz im eigenen Land - sie können Niveau, Standing und Nerven erst dann wirklich messen, wenn es schon um etwas geht. Nun ist sie also wieder unterwegs, die geballte Frauenpower aus deutschen Landen, die in den meisten Fällen auch außerhalb von Pisten, Loipen, Eisstadion, Rodel- und Bobbahn ziemlich sympathisch rüberkommt. In Turin werden die Athletinnen sicher in jeder Hinsicht überzeugen. Und da ist ja auch noch das Gespür für Schnee, das Weltklasseakteure haben müssen. Schnee liegt in der Luft. Den "Schnee riechen" vor Beginn der Saison, ist eine Art beruhigende kultische Handlung mancher Schneeartistin. Denn das zeigt: Natur und Naturmensch (und das sind die meisten der Hochleistungsathleten) also immer noch im Einklang - trotz des WinterOF rummels, der dann folgt. Fräulein Smilla lässt grüßen.

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DAS PUBLIKUM - BEGEISTERUNGSUND LEIDENSFÄHIGKEIT Von Michael Burau

uf die Olympischen Winterspiele im Februar 2006 in Turin und (weiterer) Umgebung sind in Deutschland, einer ausgewiesenen WintersportNation, nicht nur die Gedanken aussichtsreicher Aktiver gerichtet. Einige Wochen vor dem Großereignis dürfte auch bei vielen potenziellen "Olympiateilnehmern" am Rande der Sportstätten Vorfreude herrschen. Sie wird einstweilen noch durch Medienberichte getrübt, die zwar die schöne norditalienische Barockstadt als den Basisort preisen, jedoch von baulichem Chaos der Verkehrswege für die Skizentren im Gebirge künden - wir erinnern uns an Athen 2004 ... Auf ähnliche Weise wie 1992 in Albertville (und so weiter weg) drohen jedenfalls für Ski alpin und nordisch wieder Olympische Spiele der weiten Wege: die Austragungsstätten in den Westalpen liegen näher an Frankreich als an Turin - rund 100 Kilometer entfernt. Da sind Engpässe für die Fahrten der vielen Zuschauer programmiert. Die künstliche Skistation Sestriere, das Zentrum für Ski alpin, gleicht noch Ende 2005 einer einzigen riesigen Baugrube.

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Derlei mikrokosmische Kleinigkeiten beunruhigen die positiv denkenden italienischen Organisatoren - "alles wird gut!" -

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keineswegs. Deutsche Reisende in spe schon mal gleich überhaupt nicht. Seit Goethe sind wir wacker über den Brenner gefahren, mit hohen Erwartungen an Italien, und fast immer überaus bereichert zurückgekehrt. Auf geradezu ideale Weise lassen sich dortselbst der meisten Deutschen besondere Vorlieben für Reisen und Sport verbinden. Sie konnten sich schon auf ihren Autobahnen bei Schnee und Eis im Spätherbst für etwaige Misshelligkeiten im Februar in Norditalien in Geduld üben und mit Gleichmut wappnen. Flachlandtiroler aus NRW bewiesen zudem zu Zigtausenden Begeisterungsfähigkeit beim Biathlon in der Arena auf Schalke respektive Langlauf in Düsseldorf am Rhein - wer hätte da und dort vor einigen Jahren noch internationalen Wintersport vermutet ? Die flotte Kandidatin bei G. Jauch, die ihre 16.000 Euro Gewinn 2006 in eine Olympiareise anlegen wollte, dürfte unterdessen einen Schneeballeffekt bewirkt haben: en masse olympische Geschenke im Hinblick auf Bob, Rodel, Ski nordisch oder weniger medaillenträchtige Veranstaltungen. Hauptsache: dabei sein. Verkehrschaos inklusive. Einmalige Gemeinschaftserlebnisse machen muntere Deutsche allemal OF begeisterungs- und leidensfähig.

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Was macht eigentlich ...

Manfred Schnelldorfer Von Michael Gernandt

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chon klar, Richard Strauss schrieb nicht jene Art von Opernmusik, die zur bevorzugten Kür-Beschallung der Eiskunstlaufstars gehört - die halten sich eher an die Strauße mit dem scharfen "ß". Angesichts von Namen wie Arabellapark, Rosenkavalierplatz und Elektrastraße - Örtlichkeiten im Münchner Osten zu Ehren von Strauss und seinen Werken und Orientierungshilfen für den verabredeten Treffpunkt - ist der Gedankensprung hinüber zum beliebten Kufensport doch gelungen. Zumal im Cafe "Wieners". Obendrein mit diesem Gesprächspartner: Manfred Schnelldorfer, 62, vor fast 42 Jahren in Innsbruck bisher einziger deutscher Solist, der im Eiskunstlauf eine olympische Goldmedaille gewinnen konnte. Der Name jener Lokalität am Arabellapark rief in Erinnerung, dass sich der Münchner zwei Jahre nach seinem Triumph in Tirol der "Wiener Eisrevue" angeschlossen hatte. Und schließlich ergab sich noch eine Querverbindung zu Schnelldorfer, zugegeben eine, die um ein paar Ecken herum zu ihm führte? Der Initiator des Wohn- und Geschäftsparks, ein Münchner Baulöwe mit einer Vorliebe zu Straussscher Musik (die Tochter nannte er Arabella, sic!), hatte überlegt gehabt, im Anfang der Siebziger Jahre fertig gestellten Freizeitcenter "Schwabylon", dessen Geschäftsführer für den Sportbereich Schnelldorfer wurde, eine Eishockey-Anlage zu etablieren. Beide Stationen, Wiener Eisrevue und Schwabylon, dürfen nicht unerwähnt bleiben, will man Schnelldorfers Weg nach dem Goldmedaillengewinn, dem er Ende Februar 1964 noch den Sieg bei der WM in Dortmund anhängte, nachzeichnen. Obwohl seine Mutter und Trainerin Eleonor versucht hatte, ihm den Übertritt vom Amateursport zur Profirevue auszureden, schloss er sich den Wienern an. Die strenge Frau Mama hatte "Angst,

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dass ich bei der Revue als Solist anfange und als Vorhangzieher aufhöre", erinnert sich Schnelldorfer, "ich könnte ja am Ende nicht ins richtige Leben zurück finden. Sie warnte mich: Werde kein Zigeuner". Nur, der Sohnemann war auf das Revuegeld angewiesen. Er hatte eine Familie gegründet und erkannt, dass er als Amateurläufer und Student der Architektur Frau und Kind nicht würde ernähren können. Zudem ließ er wie andere deutsche Sporthelden jener Zeit - Franz Beckenbauer ("Gute Freunde kann niemand trennen") und Gerd Müller ("Dann macht es bumm") - Platten- und Filmproduzenten eintreten, als die bei ihm anklopften, schilderte singend seinen Gemütszustand ("Wenn Du mal allein bist") und gab den Mimen in "Holiday in St. Tropez". Sein Studium brach er "rein aus pekuniären Gründen" ab. Es sei sein "größter Fehler" gewesen, "die Eisrevuen nicht ausgeschlachtet zu haben". Schnelldorfer nennt das Angebot der amerikanischen Revue "Ice Follies", die ihm gleich nach dem Olympiasieg einen 1,5-MillionenDollarvertrag geboten habe. Den Eltern zuliebe gab er den Amis einen Korb - "mit deren Geld hätte ich bequem studieren können" -, den Wiener hat er später nicht mehr absagen können. Wie es danach weiter ging? "Dann bin ich durchs Leben geschwommen." Derart schildert einer seinen weiteren Werdegang, der Mitte der Sechziger Jahre in München so populär war wie die Fußballer Beckenbauer und Müller, kaum einen Schritt ohne Begleitung der Boulevardzeitungen machen konnte, von Oberbürgermeister Jochen Vogel rote Nelken zur Hochzeit bekam und noch 1983 Stadtratsmitglied für den "Münchner Block" werden wollte. Dass Schnelldorfer beruflich nicht immer eine glückliche Hand hatte, erwies sich erstmals 1968, als er

nach nur zweijähriger Amtszeit seine Anstellung als Bundestrainer der Deutschen-EislaufUnion (DEU) aufgab. Die Geschichte war von Anfang an eine Farce - denn die Funktion Bundestrainer ein Etikettenschwindel. Schnelldorfer musste so genannt werden, um ein Gehalt vom Innenministerium einstreichen zu können, tatsächlich versah er die Aufgaben eines DEU-Sportwarts. Bei Meisterschaften agierte er im Zwiespalt: "Gab es Erfolge, warst du der König, bei Misserfolg aber der Buhmann." Die DEU verließ er freilich wegen Meinungsverschiedenheiten über ein vom Verband propagiertes zentrales Leistungszentrum. Schnelldorfer: "Ich wollte drei regionale Stützpunkte." Bevor es 1972 zum Schwabinger Abenteuer kam, gab Schnelldorfer Trainerstunden und den Sololäufer im "Deutschen Eistheater", dem sich auch das deutsche Traumpaar Kilius/Bäumler angeschlossen hatte. Das Unternehmen ging 1971 pleite. Kurz vor der Insolvenz hatte S. den Absprung geschafft hinüber ins Münchner Künstler- und Amüsierviertel, als Geschäftsführer im bereits erwähnten Schwabylon. Anfangs schien es so, als habe er das große Los gezogen. Nach knapp drei Jahren gingen indes auch dort die Rollläden runter und die Abrissbagger flott zur Sache. Dann: Noch mal Trainer und von 1981 an Inhaber eines Sportgeschäfts vor den Toren Münchens. Der Laden war von einem Star der Bundesligabranche aufgegeben worden: von Gerd Müller. Der Bomber der Nation hatte Lust auf Miami verspürt - und Manfred der Eisläufer seine liebe Mühe, auf dem glatten Parkett des Geschäftslebens nicht wieder auszurutschen. Immerhin 14 Jahre führte er den Sportshop in Aschheim. Auch familiär reichte es dem Axel-Springer nicht zu einer Sechskommanull. Zwei Ehen haben nicht gehalten, und auch die große Liebe währte, als er sie denn endlich gefunden hatte, viel zu kurz: Seine dritte Lebenspartnerin starb 2003. Wie es heißt, habe sie ihm geben können, was er in der Vergangenheit oft vermisste: Nestwärme. Die hatte Manfred schon als Bub im Elternhaus vergeblich versucht zu finden, "deshalb habe ich auch so früh, mit 23 Jahren, geheiratet". Die Ehe seiner Eltern, sagt Schnelldorfer frei heraus, "hat eigentlich nicht stattgefunden, wir haben ja nur im Prinze (das in den Sechzigern offene und deshalb zugig-kalte Eisstadion an Münchens Prinzregentenstraße/Anm. d. Autors) gelebt, zehneinhalb Monate im Jahr wie auf einer Insel". Seiner Mutter, einer ehemaligen BDMFührerin, sei es immer nur um Pflichterfüllung gegangen.

Andererseits: "Sie war extrem konsequent, und ohne sie hätte ich es nicht geschafft." Eleonor Schnelldorfer war nicht die leibliche Mutter. "Die habe ich erst 1960 bei meiner ersten Olympiateilnahme in Squaw Valley kennen gelernt", sagt Schnelldorfer. Die Begegnung sei "ein schreckliches Erlebnis gewesen". Das Elterntrainerpaar Eleonor und Karl Schnelldorfer hat den Sohn erstmals mit fünf Jahren aufs Eis gestellt. 1954, sechs Jahre später, war der Filius, ausgerüstet mit einer wegen seines geringen Alters notwendigen Sondergenehmigung, bereits deutscher Meister - wenigstens für ein paar Wochen. Dann ergab die Nachrechnung der Noten eine andere Reihenfolge. Das nationale Championat hat er von 1956 an noch acht Mal gewonnen, nie war er jedoch vor 1964 Welt- oder Europameister, immerhin stand er sechs Mal auf dem Podest. Das Pflichtlaufen, das es heute nicht mehr gibt, war Schnelldorfers Stärke und Basis für seine Erfolge, wenngleich Heinz Maegerlein, der Eiskunstlaufexperte des Fernsehens, damals feststellte: "Schnelldorfers Kür ist männlich, kraftvoll und sportlich. Durch die Fülle glänzend ausgeführter Doppelsprünge und die Schwierigkeit seiner Schrittkombinationen ist sie inhaltsreich wie ganz wenige Kürläufe in der ganzen Welt. Sprungkraft, Sauberkeit des Laufs und die Häufung von Schwierigkeiten machen bei weitem wett, was ihm tatsächlich an tänzerischer Weichheit fehlt." Bei den Olympischen Spielen 1964 setzte sich der deutsche Meister gegen den favorisierten, nervlich aber nicht sattelfesten und deshalb zweimal stürzenden Kürspezialisten aus Frankreich, Alain Calmat, und den wie Schnelldorfer in Pflicht und Kür ausgeglichenen Tschechoslowaken Karol Divin durch. Und dann wollte man zur Siegerehrung schreiten. Nur: Olympias Bester hatte nichts anzuziehen, zumindest keine Klamotten mit dem Bundesadler, ohne den ja auch damals schon nichts sein durfte beim Hymnenklang. Was passiert war, weiß der Olympiasieger 1964 heute noch genau. "Ich wollte so lange wie möglich in gewohnter Umgebung in München trainieren und erst kurzfristig nach Innsbruck rüberfahren. Als ich dann dort erschien, gab es keine Olympiabekleidung mehr für mich. Die für mich vorgesehenen Sachen trug inzwischen der deutsche Preisrichter Klemm. Die peinliche Situation vor der Medaillenübergabe rettete unser Eislauf-Präsident Herbert Kunze - er lieh mir sein Sakko mit dem Bundesadler." Und heute, wie gefällt ihm jetzt der deutsche Eiskunstlauf? Der Lindemann, der WM-Dritte 2004 aus Erfurt, sei ja ganz gut, "aber unser Sport leidet doch darunter, dass es keine Quantität in der Spitze gibt. Wir bauen nichts auf. Die gesellschaftspolitische Entwicklung ist gegen die Talente". Aber sonst alles in Ordnung? Nix da, sagt Manfred Schnelldorfer, seit die Notengebung anonym vonstatten geht, sei es weniger aufregend im Eiskunstlaufen. "An wem sollst du dich jetzt reiben? Mir gehen die Taferlmänner ab."

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Die Philatelisten sind seit 1896 Sponsoren der Olympischen Spiele Von Karl Biernat hilatelisten waren schon immer pfiffige Köpfe. Im Februar 1895 schlug der Direktor der Athener Post, Dimitrios Sacorafos, dem griechischen Kronprinzen, vor "auf die Regierung einzuwirken, um geeignete Schritte zwecks Herausgabe einer Sonderbriefmarkenserie anlässlich der Olympischen Spiele zu unternehmen und diese für eine bestimmte Zeit kursieren zu lassen". Fünf Monate später entschied das Parlament in diesem Sinne, legte jedoch gleichzeitig fest, dass 50 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der Marken, was den Betrag von 400.000 Drachmen ausmachen sollte, von der Post dem Organisationskomitee überwiesen werden mussten. Damit waren die Durchführungskosten weitestgehend abgedeckt.

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Bekanntlich war der griechische Staat damals finanziell so eingeschränkt, dass die Kritiker sogar forderten, auf die Ausrichtung der Spiele zu verzichten. Mit dieser Finanzierungsquelle ermöglichten Philatelisten und die Post die 1. Olympischen Spiele der Neuzeit. Erstmals in der Geschichte der Philatelie wird

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einem Motiv ein kompletter Satz gewidmet. Einen schöneren Start als mit diesen 12 geschmackvollen Marken konnten sich die Olympiaphilatelisten nicht wünschen. Diese Serie ist auch die Geburtsstunde der Motivphilatelie. Die Auflagenhöhe schwankte zwischen 4 Mio und 23750. 1899 waren die meisten Marken verkauft. Die Restbestände erhielten nach der Währungsreform einen Überdruck.

Mit 1936 beginnt die Zeit, in der die Philatelisten mit Zuschlagsmarken zur Finanzierung der Anlagen oder der Sportlerförderung herangezogen wurden. Die 8 Werte der Sommerspiele hatten einen Markenwert von 1,13 Reichsmark (RM). Dazu kam ein Zuschlag von -.79 RM zur "Förderung des deutschen Sports", sodass der Käufer 70 % Aufpreis bezahlen musste. Noch tiefer musste der Käufer von Block 5 in die Tasche greifen. Für 53 Pf. Frankaturwert legte er 1,20 RM auf den Tisch. Die Reichspost und die Verantwortlichen boten Die griechische Post musste 1895 50 % des Nominalwertes der verausgabten Marken zur Finanzierung der Olympischen Spiele abführen. Da einige Marken in niedriger Auflagenhöhe ein philatelistierschienen - die niedrigste Auflagenhöhe war 23750 Stück, maximal waren es 4 Millionen sches Feuerwerk, Stück - führte dies zu heftigen Spekulationen. So mussten umgehend weitere Marken nachgedas richtungsweidruckt werden. Der hier abgebildete Brief enthält den kompletten Satz. Die Marken sind am send für die ersten Verwendungstag der Ausgabe abgestempelt. Dieser Ersttagsbrief ist ein Unikat, der Folgezeit war: Traumbeleg jedes Olympiasammlers.

Erstmals gab es neben den erwähnten Blocks Freistempel, eine Olympiafahrt mit Vertragsstaatenflugbelegen, Schmuckblatttelegramme und 193 Sonderstempel. Darüber hinaus Maschinenwerbestempel, Ganzsachen und Markenhefte.

Betrag von 57 Millionen DM.

Mehrere Perioden lang blieb diese Ausgabenpolitik des Landes, das die Olympischen Spiele ausrichtete, unverändert. Neue Wege beschritt die australische Post anlässlich der Olympischen Spiele 2000 in Sydney. Sämtliche Die Deutsche Reichspost brillierte zu den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit besonderem Wie sehr die 16 australischen Service: Erstmals bei Olympischen Spielen wurden die Luftschiffe eingesetzt, um die Post über Olympischen Olympiasieger Kontinente hin zu befördern. Zweimal fuhr LZ Hindenburg während der Olympischen Spiele in Spiele die Postfanden sich am die USA. Dieser Beleg wurde von Berlin über Frankfurt in die USA gebracht. Neben den acht verwaltungen Tag nach ihrem Marken hatte die Post bereits für die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch - Partenkirchen einen Satz mit drei Marken herausgebracht. fordern, kann sehr Erfolg auf Briefgut mit den marken abgebilZahlen von 1972 det. Dank der dokumentiert werden. Damals haben über 1200 Personen im modernen Computertechnik konnten die Marken landesweit Großraum München und Kiel die Postsendungen mit Sonder- zum Verkauf gelangen. Diese besondere Art der Sportlerehstempelwünschen abgefertigt. 5,1 Millionen Gefälligkeitsabrung ist in Deutschland unmöglich. Lebende Personen dürfen stemplungen in München und 2,1 Millionen Gefälligkeitsabnicht auf Marken abgebildet werden. Diese Neuerung haben stemplungen in Kiel machten diesen Einsatz nötig. In Münauch die Griechen bei den Olympischen Spielen in Athen chen wurden darüber hinaus in den zentralen Briefabgangsfortgeführt. Jeder Medaillengewinner wurde mit einer Sonstellen 1,8 Mio. dermarke geehrt. Inlandsbriefsendungen, 2,0 Mio. Mit einer zweiten AuslandsbriefsenAktion erreichte dungen und 0,85 die australische Mio. LuftpostsenPost auch bei dungen bearbeiNichtphilatelisten tet. Für die XX. starkes Interesse: Olympischen Die personalisierte Spiele 1972 in Marke. Ein ZierMünchen hat die feld neben dem Post ab 1968 fünf Wertfeld, das bei Briefmarkenserider Ausgabe vom en, 3 Blocks und 15.9.2000 angeein Markenheftbracht war, konnchen herausgegete mit dem perben. Mit Ausnahsönlichen Bild me einer Marke versehen werden. gab es nur Lange Schlangen Die XX. Olympischen Spiele 1972 in München wurden nach dem Überfall durch Palästinenser Zuschlagsmarken. bildeten sich vor auf die israelische Mannschaft um einen Tag unterbrochen. Dadurch fand die Schlussfeier Die Sporthilfe diesem Schalter. nicht am 10. 9. 1972, sondern erst einen Tag später statt. Der Philatelist kann dies mit einem erhielt aus dem Mit den Tabs Reinschreiben dokumentieren. Da die Post in der Kürze der Zeit die Stempel nicht mehr Verkauf der versehene Belege umstellen konnte, wurde der Sonderstempel mit dem falschen Datum 10. 9. verwandt. Auf Marken und bildeten ganz dem Einlieferungsschein ist jedoch das Datum 11. 9. als Tagesstempel vermerkt. Insofern kann man mit einem solchen Beleg besondere Ereignisse dokumentieren. Blocks einen persönliche Grüße

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an die Lieben zu Hause. Auch diese Neuerung führten die Griechen fort. Im Gegensatz zu früher erschienen bereits bei mehreren Olympischen Spielen keine Zuschlagsmarken mehr. Statt dessen traten die Postverwaltungen als Sponsor auf und refinanzierten natürlich diesen Betrag über die Sammler, die möglichst viele Sätze ihren Sammlungen einverleiben sollten. In Griechenland erschienen insgesamt 22 verschiedene Sätze zu den Olympischen Spielen in Athen. Kein Wunder, dass die ELTA, die griechische Post, nach unterschiedlichen Angaben zwischen 12 Mio. Dollar und 15 Mio. Euro an das Organisationskomitee zahlen konnte.

Über das reine Sammeln hinaus befassen sich die Mitglieder auch mit Forschungsthemen. Sie dokumentieren ihre Ergebnisse in den Rundschreiben und dem Sonderheft, das jährlich erscheint. Mit ihren Möglichkeiten setzt sich die IMOS für die Belange des Sports und der Olympischen Idee ein. Sie ist ein Aktivposten der Olympischen Bewegung. Dies wird dadurch dokumentiert, dass die Sammlervereinigung unter dem Patronat des NOK steht. Die australische Post bot den interessierten Gästen die Möglichkeit die Lieben zu Hause mit einer Marke zu grüßen, die auf einem "personalisierten Feld" den Adressaten abbildete. Diese Briefmarkenbogen waren der Renner. Die moderne Technik machte es möglich. Auch in Athen herrschte nach diesen Marken mit persönlichen Nebenfeldern große Nachfrage.

Bis Ende 2000 hatten die Postverwaltungen 8.981 Briefmarken und Blocks für die Olympischen Spiele (Sommerspiele) ausgegeben. Das IOC wacht darüber, dass nur Teilnehmerländer und diese auch nur maximal vier Marken zu den jeweiligen Terminen ausgeben. Sonst wäre die Zahl noch deutlich höher. Neben diesen Aktivitäten, die eindeutig darauf abzielen, die Philatelie auch zur Finanzierung der Olympischen Spiele zu nutzen, ist eine zweite Richtung ebenso beachtenswert: Mit Zeitdokumenten, also auch mit philatelistischem Material, die Geschichte und Entwicklung einzelner Teilbereiche im Sport oder der Olympischen Spiele zu dokumentieren. Verständlich, dass dieses lebendige Thema auch die Motivsammler sehr beschäftigt. Vor 40 Jahren haben sich sieben Sammler gefunden und die "Internationalen Motivgruppen Olympiaden und Sport (IMOS) gegründet. Diese Vereinigung zählt heute ca. 500 Mitglieder aus dem In- und Ausland, die alles rund um die Olympischen Spiele und um den Sport sammeln: Philatelie, Literatur, Münzen und Memorabilias. Durch den IOC-Ehrenpräsidenten Juan Antonio Samaranch, der selbst ein begeisterter Philatelist ist, hat dieses Gebiet auch internationalen Aufschwung erhalten. Die "Olymphilex", eine Wettbewerbsausstellung, zählt zum Olympischen Rahmenprogramm.

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Insbesondere weist die Gruppe mit Freistempeln und Sonderstempeln, aber auch mit Beiträgen auf besondere sportliche Ereignisse hin. Mit einem Freistempel wurde 1996 der erste Olympiasieger im Marathonlauf, Spiridon Louis, geehrt. Der verdiente NOK Präsident Willi Daume, "Vater" der Olympischen Spiele 1972 in München, ziert einen Stempel, der zum "Olympiasalon Mainz 1996" aufgelegt wurde. Zusammen mit dem Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln und in dessen Räumen veranstaltet man jährlich eine Sammlerbörse und lockt Sport- und Olympiainteressierte in die Domstadt.

Zur besonderen Ehrung verdienter Sportler oder zu besonderen Ereignissen verwendet die IMOS einen Freistempeleinsatz, der auf das Ereignis hinweist. In diesem Falle galt die Würdigung 1996 dem ersten Marathonsieger, Spiridon Luis, der vor 100 Jahren die Goldmedaillen errungen hatte. 26 Freistempel wurden bislang aufgelegt.

Bislang hat die IMOS 40 Sonderstempel aufgelegt, die auf sportliche Ereignisse oder Sportler hinweisen. Zu den Ehrenmitgliedern zählen IOC-Ehrenpräsident Samaranch, NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger und IOC Mitglied Dr. Thomas Bach. Das Angebotsspektrum für die Mitglieder ist umfangreich: 4x jährlich ein umfangreiches Rundschreiben, Jahreskongresse, Regionaltreffen, Reisen, Vereinsauktionen und Kontakte zwischen den Mitgliedern haben eine erfolgreiche Mannschaft geformt. Bei den internationalen Ausstellungen stehen immer IMOS - Mitglieder auf dem Treppchen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirbt die IMOS auch für die Verwendung der Sportsondermarken, die jährlich mit Zuschlägen erscheinen. Aus den Zuschlägen erhält die Deutsche Sporthilfe jährlich ca. 3 Millionen Euro. OF

OLYMPISCHE ATHLETEN SORGEN FÜR DIE SPANNUNG. OLYMPISCHE SPONSOREN LIEFERN DIE UNTERSTÜTZUNG. ZUSAMMEN ERSCHAFFEN SIE DEN TRAUM. Leider gibt es Unternehmen, die den Eindruck erwecken, olympische Sponsoren zu sein, ohne Lizenzverträge mit dem IOC und dem NOK abgeschlossen zu haben. Indem sie olympische Embleme oder Bilder verwenden oder sich selbst als offizieller Partner der Olympischen Spiele präsentieren, zerstören diese Trittbrettfahrer die Zukunft der Olympischen Spiele. Sie entziehen ihnen die materielle Grundlage. Nur offizielle Sponsoren der Olympischen Spiele sind berechtigt, die olympischen Symbole und Bilder für ihre Werbung zu verwenden. Diese Sponsoren haben das Recht dazu, indem sie Produkte, Dienstleistungen oder finanzielle Unterstützung liefern und somit helfen, die Olympischen Spiele möglich zu machen. Mit Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin bitten wir Sie, die Unternehmen zu unterstützen, die offizielle olympische Sponsoren oder Lizenznehmer sind. Vielen Dank.

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Am Ursprung der modernen Sportmusik:

Vorgänge reflektierend nachzeichnen und in Tönen illustrieren. Wann und wo entstand die moderne "Sportmusik"? In Wien um 1667. Nach allen bisher bekannten Fakten und Überlieferungen heißt der erste musikalische Tonsetzer Johann Heinrich Schmelzer. Er ist um 1620 oder 1623 in Scheibbs (Niederösterreich) geboren und starb im Frühjahr 1680 in Prag an der Pest. Als Sohn eines Offiziers wuchs er im Feldlager auf. Dort lernte er die Lieder und Tänze der Völkerschaften des K.u.K.Reiches, der Böhmen, Kroaten, Polen und Ungarn, kennen und erwarb sich den Ruf eines gewandten Violinisten. So kam er als 20-Jähriger in die Wiener Hofkapelle, leitete die kaiserliche Instrumentalmusik und wurde 1671 Vizekapellmeister unter Kaiser Leopold I., der ihn 1673 in den Adelsstand erhob. Ab 1679 stand der renommierte Hofcompositeur Schmelzer an der Spitze der kaiserlichen Hofkapelle. Zwei Werke begründen seine Einstufung als ersten "Sportkomponisten": das "Balletto a cavallo" von 1667 und die "Musikalischen Fechtschul" von 1668/69.

Johann Heinrich Schmelzer Von Hans-Dieter Krebs

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usik und Sport sind zwar unterschiedliche Kulturbereiche, sind aber seit alters her durch gewisse Übereinstimmungen verbunden: feste Regeln, vielseitige Gestaltung und Interpretation, intensives Training, allgemeine Verständlichkeit. Wann und wie sind sie erstmals Hand in Hand oder Ton in Ton als Partner aufgetreten? Die Ursprünge einer sportliche Aktionen begleitenden Musik finden sich freilich nicht erst bei den Griechen. Schon aus anderen Kulturen kennen wir Hinweise, dass beim sportlichem Zeitvertreib und bei athletischen Wettkämpfen die Zuschauer durch rhythmisches Klatschen oder Singen die Aktiven und sich in Stimmung brachten oder dass Trommler oder Bläser untermalten oder anfeuerten. Schlachtengesänge und Musikbegleitung in unseren Stadien haben also eine lange Vorgeschichte bis in die Frühzeit. Bei den Sportspielen im antiken Griechenland, die auch musische Wettbewerbe einschlossen, untermalten Flötenspieler (Auleten) die Kulthandlungen und begleiteten Wettkämpfe, vor allem beim Weitsprung, wie wir aus zahlreichen Vasendarstellungen wissen. Die beiden für die Antike bekannten Kategorien, Musik zum Kult und zur Wettkampfbegleitung, werden im späten 17. Jahrhundert durch Kompositionen ergänzt, die sportliche

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Pferdeballette gehörten zu den großen höfischen barocken Spektakeln des 17. Jahrhunderts, die gern zu fürstlichen Hochzeiten aufgeführt wurden. Für die Eheschließung von Kaiser Leopold I. mit der spanischen Infantin Margarita Teresa 1667 vor der Wiener Hofburg hat Schmelzer die mitreißende Partitur für 100 Musiker geschaffen. Sie begleiteten in vier auf die Ecken der Wiener Hofburg verteilten Orchestern den prachtvoll choreographierten Auftritt von 1.700 Reitern, Schauspielern, Artisten, Gauklern, unzähligen Prunkfahrzeugen und 600 Pferden. Diese Schau erinnert an olympische Eröffnungsfeiern und ist ein frühes Vorbild der erheblich kleiner dimensionierten olympischen Pferdekür 1972 vor dem Schloß Nymphenburg. Bereits im gleichen Jahr 1667 erschien in Wien ein Buch, das auf über 200 Seiten und mit zahlreichen Kupfern der Choreographienummern das Spektakel schildert und der Nachwelt überliefert. Nur reicht das Balletto a cavallo für die Zuschreibung des ersten Sport-

komponisten an Schmelzer nicht aus, denn es gab schon vorher Kompositionen zu ähnlichen Pferdeballetten. Also kann dieses Werk, das die deutsche Dressurreiterin Gabriela Grillo um 1980 für ihre eigenen Dressur wiederentdeckt hat, nicht als allererstes Opus dieses Genres angesehen werden. Dennoch - Schmelzer ist bis zum Beweis des Gegenteils der erste Komponist eines sportlichen Geschehens - ohne Auftrag, nur aus Vergnügen, auch unter dem herrschenden Eindruck der Bedeutung der Fechtkunst im Kriegswesen und im Erziehungskanon vor allem des Adels und der gehobenen Bürgerschaft: mit der ein oder zwei Jahre (1678/79) nach dem Pferdeballett geschriebenen "Musikalischen Fechtschul". Dafür bot sich eine Fechtszene mit blanken Waffen, die zu blutigen Blessuren führte, geradezu als Vorlage zur Vertonung an. Dieses typische malerisch-eindringliche Beispiel der "musica representativa" ist in eine Suite für Kammerbesetzung, die etwa sieben Minuten dauert, eingefügt. Sie beginnt mit zwei Arien, denen zwei Tänze, Sarabande und Courente, folgen, ehe im Höhepunkt das eigentliche Gefecht und die Behandlung eines jammernden Getroffenen durch den Bader, der offenbar der eigentliche Nutznießer solcher Lektionen war, geschildert werden. "Die berühmte Fechtschul stellt wohl die musikalische Ebene eines inszenierten Scheinkampfes dar. Mit schlafwandlerischer Sicherheit faßt hier Schmelzer die kämpferische Urkraft des Menschen in Töne. Er bleibt dennoch allerhöchsten Niveauansprüchen gerecht. Derart sicheren Instinkt, mit welchem Schmelzer in der "Bader Aria" den verwundeten Streitern tönende Pflaster auf die Wunden legt, findet man nicht so schnell in der Musikgeschichte wieder." (Lorenz Duftschmid/Elisabeth Kurz). Damit kann Schmelzer das Erstgeburtsrecht für eine sportliche Musikdichtung zugesprochen werden. Das Thema Fechten war offenbar virulent und fand ersten Widerhall. Schon drei Jahre später (1670) komponierte Jean Baptiste Lully, ob mit oder ohne Kenntnis des Schmelzerschen Opus, in Paris die Musik zu Molières Schauspiel "Le Bourgeois gentilhomme" (Der Bürger als Edelmann). Sie enthält einen kurzen Satz "Der Fechtmeister". Auch hier gab die Ironie den Ton an, denn dieser gravitätische maître d'armes versuchte bei einem Scheinkampf den ungeschickten Protagonisten M. Jourdain erfolglos in die hohe Kunst des Fechtens einzuführen. Die Geschichte dieser ersten Illustrationsmusik des 17. Jahrhunderts reicht bis 1920, als Richard Strauss Lullys Werk in einer Orchestersuite modernisiert und auch verfremdet hat.

Und 1673 schrieb Schmelzers genialer Schüler Ignaz Franz Heinrich Biber eine Battaglia á 10. Der Titel lässt eines der modischen musikalischen Schlachtengemälde vermuten. Trotz der größeren Besetzung ist es jedoch weder bombastisch noch besonders martialisch. Diese Battaglia ist eher eine Nachempfindung des Schmelzerschen Vorbildes, was die beiden letzten Sätze, ein fechterisches Duell und das Lamento des Blessierten, beweisen. Auch wenn die beiden Werke Schmelzers und ihre genannten Pendants von Lully und Biber keinen modernen Wettkampf illustrieren, so sind die delikat und witzig geschilderten Abläufe und untermalten Geschehnisse durchaus Vorstufen heutigen Sports, der Dressur und des Fechtens. Das Fragezeichen hinter Johann Heinrich Schmelzer als erstem "Sportkomponisten" dürfen wir getrost streichen - bis zum Beweis des Gegenteils. Der Barockmeister steht am Anfang eines nicht mehr abbrechenden Prozesses vielgestaltiger und qualitativ sehr unterschiedlicher musikalischer Beiträge zum und über das sportliche Geschehen, die bis heute den Sport und sein kulturelles Image prägen und nicht mehr wegzudenOF ken sind.

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Die späten Glanzparaden des Rudi Kargus r ist unbestreitbar die Nummer 1 und braucht sich nicht wie kleine Jungen öffentlich um den vorderen Rang am Ende des Spielfeldes zu streiten. Denn Rudi Kargus ist der Erste, der sich als Torhüter auch noch künstlerische Meriten erworben hat. Glanzparaden im Dress des HSV, des 1. FC Nürnberg und 1.FC Köln - aber jetzt als fast Mittfünfziger mit dem Malerpinsel ein ungewöhnliches Leben nach der Sportkarriere.

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Was er einer kritischen Öffentlichkeit zeigt, ist die Reflexion der sportlichen Vergangenheit nach seinem Motto: "Die geistigen Ablagerungen aus dem Erlebten (hier: Fußball) müssen noch Mal ans Licht." Sicher - da leuchtet kein grelles Licht der Tiefstrahler, sondern da lassen farbgewaltige Pinselstriche mit einem harten Duktus das Nachdenken spüren. Der gebürtige Wormser, der heute bei Hamburg lebt, ist nach 18 Jahren Profifußball in Blankenese auf die Kunstschule gegangen. Seine Prägung erfuhr er durch den Maler und Dozenten Jens Hasenberg. Nun stellt er die ausdrucksvollen Fußballbilder bis März 2006 im Deutschen Sport und Olympia Museum in Köln aus - nicht nur weil das große Kick-Spektakel 2006 naht. Wenn ein so renommierter Künstler und echter Sportfreund wie Markus Lüpertz, Rektor der Kunstakademie Düsseldorf

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dazu, Rudi Kargus ein poetisches und psychogrammatisches Geleitwort widmet, dann ist das ein Gütesiegel. Lüpertz spricht vom sehnsuchtsvollen Maler, dem die Kunst begegnet. "Nun hat sie ihn im Griff und quält ihn. Denn es ist nicht leicht mit all diesen Erinnerungen, die dieses aggressive Spiel Fußball in seine Seele gebrannt hat, der Idylle der Malerei zu verfallen." Nicht das gelbe Trikot, die schwarze Hose des Schiedsrichters und das Gestreifte des Gegners ist ausschlaggebend, "aber die Dynamik, das Leben, die Kraft sind die feinen Linien, die das Gelb oder das Trikot umkreisen, Schatten tragen, Schmutz und Erde oder nur eine Dunkelheit fangen". Die Anspielungen auf Aktionen des Torhüters sind unüberhörbar. So "füllen sich die heftigen Farbfelder mit einer Atmosphäre, die uns vertraut und lesbar scheint". Doch die Themen gehen über den bekannten Kreis der Kicker, den Blick auf die gewissermaßen angehaltene Glanzparade, über den einsamen Star hinaus: Randständiges, auf den Nebenplatz, die Eckfahne, das Fußballett bis hin zum Luftkampf, eine abstrakte glühende Farbexplosion. Rudi Kargus stimmt nachdenklich und unterminiert die gängigen Hochglanzeindrücke des schön-schaurigen Fußballgeschäfts. Hans-Dieter Krebs

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Nachrichten des NOK DSB und NOK verschmelzen zum Deutschen Olympischen Sportbund Es war ein historisches Ereignis für den deutschen Sport, das von Manchem auf eine Stufe gestellt wird mit der Gründung des Nationalen Olympischen Komitees im Jahre 1949, der Gründung des Deutschen Sportbundes 1950 oder der Wiedervereinigung des deutschen Sports im Jahre 1990. Mit der Entscheidung der NOK-Mitgliederversammlung und des DSB-Bundestages für die Fusion der beiden Dachorganisationen wurde gut ein Jahr nach dem Ende der Olympischen Spiele in Athen ein Reformprozess des deutschen Sports eingeleitet, dem intensive Struktur- und Satzungsdiskussionen vorangegangen waren. Am 20. Mai 2006 soll die neue Dachorganisation, der Deutsche Olympische Sportbund, gegründet werden. Während die Entscheidung in der NOKMitgliederversammlung am 10.12.2005 im Kölner Maritim-Hotel in geheimer Abstimmung mit 109 Ja und 29 Nein Stimmen nur knapp zugunsten der erforderlichen Dreiviertel-Mehrheit ausfiel, war das Ergebnis wenig später beim DSB-Bundestag an gleicher Stelle mit über 90% der Stimmen für die Fusion eindeutig.

insbesondere NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger und DSV-Präsident Alfons Hörmann vor einer übereilten Fusion. Zu den befürwortenden Rednern zählte der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Dr. Theo Zwanziger, der sagte: "Wir brauchen die Balance der Spitze mit der Breite und die Balance der Breite mit der Spitze. Wer das auseinanderdividiert, versündigt sich am wirklichen Geist des Sports." Der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, Rudolf Scharping, und SporthilfeChef Hans Wilhelm Gäb warnten nicht minder eindringlich vor den Folgen eines Scheiterns der Fusion. IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach stellte abschließend fest: "Der Sport in Deutschland hat derzeit nicht das Gewicht, das seinem Wert entspricht" und rief der Versammlung zu: "Fügen Sie zusammen, was zusammen gehört." Andere Fusionsbefürworter wie der Sportwissenschaftler und IAAF-Vizepräsident Prof. Dr. Helmut Digel mahnten auf der Basis der Fusion neue Leistungssportstrukturen an, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Präsidium (am 21.12.2005 in Frankfurt/M. und 25.01.2006 in München) soll die deutsche Olympiamannschaft in Turin in den Kampf um die Spitzensposition in der Nationenwertung eingreifen und damit an die Ergebnisse zurückliegender Winterspiele anknüpfen“, brachte NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach Mitte Dezember im Olympiapark in München seine Erwartungen an die deutsche Olympiamannschaft Turin 2006 auf den Punkt. Ein spezielles Informa-

"Der Deutsche Sportbund und das Nationale Olympische Komitee für Deutschland haben den Weg für eine noch leistungsfähigere gemeinsame Dachorganisation frei gemacht", gratulierte schließlich der für die öffentliche Sportverwaltung in Deutschland zuständige Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble zu klareren Entscheidungsabläufen und mehr Effizienz: "Ich freue mich, dass die Bundesregierung fortan einen einheitlichen Ansprechpartner hat. Dies wird unsere traditionell gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit weiter fördern", erklärte Schäuble, der sich u.a. auch für ein höheres Maß an Planungssicherheit und flexibilität des Sports im Olympiazyklus einsetzen will.

tionsseminar hatte, exakt 59 Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele, die Leiterinnen und Leiter der Teilmannschaften der Olympiamannschaft Turin 2006 zusammengeführt. Steinbach führte auch in seiner Funktion als Chef de Mission in die Tagung ein und äußerte dabei zunächst zentrale sportliche Zielsetzungen für das Team, das in Nagano 1998 Platz eins, in Salt Lake City knapp geschlagen von Norwegen Platz 2 in der Nationenwertung vor den USA, Russland und Kanada belegt hatte. Darüber hinaus soll die deutsche Mannschaft mit fairem Verhalten in- und außerhalb des Wettkampfs, geschlossenem Auftreten und dopingfreien Leistungen überzeugen. Um Unterstützung bat Steinbach auch für Georg Hackl, der sich im Rahmen einer Nachwahl um einen Sitz in der IOC-Aktivenkommission bewirbt. Hackl könnte auf diesem Wege nach Prof. Walther Tröger und Dr. Thomas Bach drittes deutsches IOCMitglied werden. Dr. Bach bewirbt sich in Turin, nach seinem turnusbedingten Ausscheiden als Vizepräsident vor zwei Jahren seinerseits erneut um einen Platz in der IOC-Exekutive. Weitestgehend festgelegt

NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach betonte, die Gunst der Stunde müsse genutzt werden, um die wichtigen Felder von Leistungssportentwicklung und Leistungssportsteuerung auf der einen Seite und dem Zielwettkampf Olympische Spiele auf der anderen Seite in eine Verantwortung zu bringen und eng aneinander zu binden. DSB-Präsident Manfred von Richthofen verwies auf die Notwendigkeit, Gremienballast abzuwerfen, Verantwortlichkeiten neu zu ordnen und den deutschen Sport politisch noch wirkungsvoller aufzustellen.

Olympische Winterspiele Turin 2006

In der, einer spannenden geheimen Abstimmung in der NOK-Mitgliederversammlung vorausgehenden, Aussprache warnten

„Nach einer hoffentlich für den größten Teil der Olympiakader erfolgreichen Qualifikation und Nominierung durch das NOK-

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die Nutzung moderner elektronischer Übertragungsmöglichkeiten die Überbrückung der Distanzen zum Nutzen der Mannschaftsleitung und auch der Medienvertreter erleichtern, über deren Betreuung die Mannschaftssprecher Michael Schirp und Marcus Schick die Teilmannschaften informierten. Umfang und Stellenwert der medizinische Betreuung und Begleitung der Olympiamannschaft erläuterte in München Prof. Dr. Wilfried Kindermann, der sämtliche Vorbereitungen koordiniert. Die Leitung der medizinischen Abteilung in Turin liegt in den Händen von Dr. Georg Huber. Dr. Roland Augustin (Nationale Anti Doping Agentur) ergänzte detailliert die in Turin verbindlichen Anti-Doping-Bestimmungen, Stefanie Teeuwen die Leistungen der Aktivenvertretung, die Herren Schütt (Katholische Kirche Deutschland) und Weber (Evangelische Kirche Deutschland) Angebote seelsorgerischer Betreuung.

Olympiabekleidung im Zeichen von Eis und Schnee

Alle wichtigen Informationen zu den Olympischen Winterspielen Turin 2006 findet man im Internet unter http://www.torino2006.org/ENG/OlympicGames/home/index.html

sind Struktur, Arbeitsweise und Organisation der Mannschaftsleitung. Die Delegationsleitung besteht aus dem NOK-Präsidenten und den in Turin anwesenden Präsidiumsmitgliedern. Chef de Mission ist NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach, Stellvertreter NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank, NOK-Abteilungsleiterin Sabine Krapf und DSB/BLGeschäftsführer Jörg Ziegler. Mit Stand vom 14.12. hatten bereits 142 Sportlerinnen und Sportler die von den Fachverbänden in Abstimmung mit NOK und DSB erarbeiteten Qualifikationsnormen erreicht. Ein starker Saisonauftakt der Wintersportler, insbesondere im Rennrodeln, Bob, Eisschnelllauf, Biathlon, Skilanglauf und der Nordischen Kombination lässt die Verantwortlichen von einem bislang gelungenen Start in den olympischen Skiwinter sprechen. Auch die Entwicklungen im Shortrack, Springen, Eiskunstlauf, Snowboard und Eishockey geben Anlass zu Optimismus. Sorge bereiten dagegen die verletzungsbedingte Ausfälle, zuletzt von Hilde Gerg und Maria Riesch, im alpinen Skilauf. Mit dem Karriere-Ende von Gunda Niemann-Stirmemann, Monique

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Zwischen dem 10. und 26. Februar kämpfen 2500 Wintersportler bei den XX. Olympischen Winterspiele Turin 2006 um olympische Medaillen. Mehr als eine Million Besucher werden in Turin und in den Bergregionen um die Stadt erwartet. Ein Milliardenpublikum macht das Olympische Ereignis darüber hinaus über das Fernsehen zu einem globalen Event.

Garbrecht-Enfeldt, Christoph Langen und Frank Luck muss die deutsche Olympiamannschaft darüber hinaus den Ausfall einiger starker Leistungsträger der verganZahlreiche Partner und große einheimische genen Olympiaden kompensieren. Doch Unternehmen unterstützen das NOK, um neben den bislang erzielten Leistungen des sicherzustellen, dass die deutschen SportleSkiwinters spricht auch die Tatsache, bis auf den Curling-Bereich der Frauen voraussichtlich alle Disziplinen in Turin besetzen zu können, für sich. Bekannt sind die logistischen Herausforderungen, die auf die Aktiven und ihre Betreuer zukommen werden. Sie führen unter anderem zu einer Aufteilung zentraler Einrichtungen wie des deutschen Mannschaftsbüros (in drei Geschäftsstellen in Turin, Sestriere und Bardonecchia) und des von der Deutschen Sportmarketing GmbH unter Leitung von Geschäftsführer Achten organisierNOK-Mitglied Willy Bogner (vorne) präsentierte die ten Deutschen Hauses (Zentraler von seinem Unternehmen kreierte Einkleidung für die Standort Sestriere mit Dependeutsche Olympiamannschaft Turin 2006. dance in Turin). Zusätzlich soll

rinnen und Sportler in den "heißen" Tagen im Februar in Turin vor einer großen Weltöffentlichkeit nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch in punkto Design, Fashion und Ausstattung eine gute Figur machen. Durch die Mithilfe von Firmen wie adidas, Bogner, Sioux, Triumph und nico ist es dem vom NOK-Präsidium beauftragten Bekleidungsausschuss gelungen, auch für die Olympischen Winterspiele Turin 2006 wieder eine attraktive, hochmoderne und innovative Olympiabekleidung für das deutsche Team zusammenzustellen. Sie wurde in enger Kooperation mit den Herstellern Ende Oktober im Münchner Kulturund Bildungszentrum Gasteig präsentiert. NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach durfte sich dabei über zahlreiche mitwirkende Spitzensportlerinnen und -sportler freuen, die sich als Model zur Verfügung stellten. Ihre Vorbereitung auf die Olympische Saison unterbrachen auf unterhaltsame Art Tobias Angerer (Skilanglauf), Steffi Böhler (Skilanglauf), Georg Hackl (Rodeln), Ulrich Kapp (Curling), Silke Kraushaar (Rodeln), Alexander Kupprion (Snowboard), Patric Leitner (Rodeln), David Möller (Rodeln), Felix Neureuther (Ski Alpin), Alexander Resch (Rodeln), Evi Sachenbacher (Skilanglauf) und Diana Sartor (Skeleton). Fachkundig vorgestellt durch die Moderatoren Frank Elstner und Markus Wasmeier vermittelten die Aktiven einen Einblick in die Leistungsfähigkeit der Partner des NOK und die allgemeine Vorfreude auf die Olympischen Winterspiele. Das NOK dankt an dieser Stelle allen Beteiligten, insbesondere aber den langjährigen Partnern adidas, Bogner, Sioux, Triumph und Nico für die Zusammenarbeit und die Arbeit an Design und Produktion der Olympiabekleidung.

Gold, Silber, Bronze: Bald beginnt sie wieder, die Jagd auf die Olympischen Medaillen, die diesmal in Form eines Rings gestaltet sind. nal, einem Sponsor der Turiner Spiele und dem TOROC-Graphik Team unter der Leitung von Dario Quatrini.

Anti-Doping-Bestimmungen Das IOC hat die Anti-Doping Bestimmungen veröffentlicht, die für die XX. Olympischen Winterspiele Turin 2006 zur Anwendung kommen. Das Dokument war zuvor allen Nationalen Olympischen Komitees, den Internationalen Fachverbänden und den

Anti-Doping-Agenturen zugestellt worden. Während der Olympischen Winterspiele sieht das IOC Doping-Kontrollen für alle Substanzen vor, die sich auf der WADAVerbotsliste 2006 befinden. Die Kontrollen können jederzeit und allerorts ohne jegliche Vorankündigung stattfinden. Die für die Regularien maßgebliche Zeitspanne geht dabei über die Dauer der Olympischen Spiele weit hinaus und wurde für die Zeitspanne zwischen der Eröffnung des Olympischen Dorfes Ende Januar bis hin zur Schlusszeremonie der Spiele am 26. Februar festgelegt. Als Ausdruck der Null-ToleranzPhilosophie des IOC gegenüber Doping und Betrug im Sport soll die Zahl der DopingTests gegenüber Salt Lake um 45% auf 1.200 Kontrollen erhöht werden. Das IOC wird die WADA beauftragen, die DopingTests während dieser Zeit über das OlympiaTerritorium hinaus auf nicht-olympische Standorte in und außerhalb Italiens auszudehnen. Auch alle nationalen Anti-DopingOrganisationen können innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs während der Phase der Olympischen Spiele Kontrollen ausführen. Die IOC-Anti-Doping-Regeln im Internet. Die Bestimmungen im Internet: http://multimedia.olympic.org/pdf/ en_report_1018.pdf

Olympische Medaillen Turin 2006 Jean Claude Killy, Vorsitzender der IOCKoordinierungskommission und TOROCPräsident Valentino Castellani haben am 30.11.2005 in Turin die Medaillen der Olympischen Winterspiele 2006 präsentiert. Sie sind keine durchgehend festen Plaketten, sondern "Ringe" und weisen in der Mitte ein Loch auf, durch das ein Band zum Umhängen läuft. Die "freie Mitte" soll die italienische "Piazza" als ein Symbol des Landes für Versammlungen und Gastfreundschaft symbolisieren. Das Konzept für die Medaillen stammt von Ottaviani Internatio-

Anti-Doping-Regularien, Liste der Verbotenen Substanzen und Techniken findet man im Internet auf den Seiten von Internationaler und nationaler Anti-Doping-Agentur (http://www.wada-ama.org ; http://www.nada-bonn.de)

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Jugendlager

TV-Programm

Die knapp vierzig von den Mitgliedsverbänden für das Nationale Olympische Jugendlager Turin 2006 von Nationalem Olympischen Komitee und Deutscher Sportjugend vorgeschlagenen Jugendlichen haben sich Anfang Oktober in Nürnberg zu einem ersten Vorbereitungstreffen zusammengefunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen in erster Linie aus dem Wintersport, schwerpunktmäßig Skilauf, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf. Darüber hinaus wurden wenige Teilnehmerinnen und

350 Stunden Übertragungszeit, 19 Stunden täglich, davon 14 Stunden live: ARD und ZDF berichten umfassender als je zuvor von den Olympischen Winterspielen vom 10.-26. Februar 2006 in Turin. Das Gesamt-Programm wurde Anfang Dezember in München von ARD-Programmdirektor Günter Struve und ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender vorgestellt. Neben der täglich wechselnden Live-Berichterstattung werden ARD und ZDF rund 400 Stunden auf digitalen Zusatzkanälen anbieten. Zusätzlich wird die ARD in ihren über 40 Hörfunkprogrammen teils rund um die Uhr berichteten, weitere Angebote stehen bei ARD und ZDF im Internet zur Verfügung. Beiden Sendern assistieren zahlreiche ehemalige Wintersportler. Insgesamt arbeiten während der Olympischen Winterspiele 560 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ARD und ZDF.

Inzwischen ein fester Bestandteil bei Olympischen Spielen: Die nationalen Jugendlager von NOK und DSJ, unterstützt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Teilnehmer aus dem Behindertensport und aus Sommersportverbänden nominiert. Mittels Vorträgen, Präsentationen, Übungen, Sportprogramm und Führungen erhielten sie einen Einblick in den olympischen Sport. Im Zentrum stand u.a. ein Vortrag von NOKAbteilungsleiterin Sabine Krapf zur Entsendung der deutschen Olympiamannschaft. Darüber hinaus gab es Referate, Berichte und Filmbeiträge über zurückliegende Jugendlager sowie zu zentralen Bestandteilen der Olympischen Idee und der Olympischen Bewegung. "Hauptziel der gemeinsamen Veranstaltung von DSJ und NOK war die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung und das gegenseitige Kennen lernen", erläutert NOK-Abteilungsleiter Achim Bueble. Für Letzteres bestand ausreichend Gelegenheit bei Gemeinschaftsabend mit Spielen, Musik und Tanz sowie einer Führung durch die Stadt Nürnberg. Das Jugendlager Turin 2006 wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes (KJP).

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Olympische Spiele Peking, Vancouver und London Die Koordinierungs-Kommissionen der Olympischen Spiele Peking und London sowie der Winterspiele in Vancouver haben Ende des Jahres im IOC und vor der EOCGeneralversammlung Berichte über den aktuellen Fortschritt ihrer Vorbereitungen vorgestellt.

Peking 2008 Für Peking informierte IOC-Sportdirektor Gilbert Felli über den Besuch des IOC in Hong Kong und Peking im August und die 5. Sitzung der Koordinierungs-Kommission im November in Peking, bei der auch das Segelrevier in Qingdao inspiziert wurde. Felli unterstrich insbesondere Fortschritte bei der Errichtung der Wettkampfanlagen, in den Bereichen von Kultur und Kommunikation, Finanzierung und Marketing. Zugleich erwähnte er beispielhaft Transfers des sog. Olympic Knowledge Transfer Systems sowie das Beobachter-Programm für Organisatoren künftiger Spiele von denen Peking und die betreffenden Organisationskomitees direkt profitiert haben. Schließlich wurde über das erste Welt-Fernseh-Briefing informiert, das in Peking stattgefunden hat und

bei dem es um die Arbeitsbedingungen der internationalen Fernsehanstalten ging. Die Olympischen Spiele Peking 2008 im Internet: http://www.beijing2008.com .

Vancouver 2010 Der Vorsitzende der IOC-Koordinierungskommission für die Olympischen Winterspiele 2010, René Fasel, erstattete Bericht über den IOC-Besuch im September in Vancouver und kündigte die dritte Visite der Koordinierungskommission im Juni 2006 an. Er arbeitete Fortschritte im Bereich der Ressorts Sport, Medien, Transport, Technologie und Wissenstransfer heraus und unterstrich dabei die guten Beziehungen zwischen den örtlichen Organisatoren und ihren Partnern. Die Arbeiten an den Sportstätten hätten begonnen und würden pünktlich bis zum Jahr 2010 fertig gestellt. Die Olympischen Winterspiele Vancouver 2010 im Internet: http://www.vancouver2010.com .

London 2012 Für die IOC-Koordinierungskommission der Spiele der XXX. Olympiade London 2012 informierte erstmals deren Vorsitzender Denis Oswald. Seit seiner Ernennung im August hat Oswald zusammen mit einem kleinen Expertenteam mit dem Aufbau enger Beziehungen zum Londoner Organisationskomitee begonnen. Zugleich kündigte Oswald den ersten Besuch der IOC-Koordinierungskommission für April 2006 an. Oswald äußerte sich insgesamt zufrieden über den zügigen Übergang Londons vom Bewerber zum Gastgeber. Das Executive-

Lord Sebastian Coe (rechts), der Präsident des Organisations-Komitees für die Olympischen Spiele 2012 in London, und Denis Oswald, Chef des IOC-KoordinierungsBüros bei einem Meeting in London

und Efraim Zinger (Israel). Klaus Steinbach dankte seinem deutschen Vorgänger in der EOC-Exekutive, dem aus Altersgründen ausscheidenden IOC-Mitglied Professor Walther Tröger für seine Unterstützung und sein Vertrauen im Vorfeld der Wahlen.

NOK kooperiert mit Saudi-Arabien

Europäische Olympier: Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Dr. Jacques Rogge (Mitte), NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach (links), und IOC-Mitglied Prof. Walther Tröger (rechts) im September 2005 vor der Paulskirche in Frankfurt am Main

Board des IOC entschied, dass die Olympische Fernseh-Gesellschaft (OBO) für die Spiele London 2012 unter der Kontrolle des IOC agiert. Im Rahmen eines Orientierungsseminars haben IOC und Londoner Organisationskomitee (LOCOG) über weitere Details ihrer partnerschaftlichen Planungen in den kommenden sieben Jahren informiert. Auch hier wollen die Organisatoren der Spiele vor allem vom Wissenstransfer früherer Organisatoren des Mega-Ereignisses profitieren und zugleich dafür sorgen, das möglichst viele der von ihnen in Vorbereitung der Spiele erarbeiteten Grundlagen nachfolgenden Ausrichtern zur Verfügung stehen. Der Vorsitzende des örtlichen Organisationskomitees LOCOG, Sebastian Coe, gab dabei auch Auskunft über die in einem gemeinsamen Seminar von IOC und LOCOG erarbeiteten ideellen Grundlagen der Spiele Die Website der Spiele 2012: http://www.london2012.org

Internationale Zusammenarbeit Dr. Steinbach in das EOCExekutivkomitee gewählt Der Anfang Dezember in das Exekutivkomitee der Europäischen Olympischen Komitees (EOC) gewählte Präsident des Nationa-

len Olympischen Komitees für Deutschland, Dr. Klaus Steinbach, will sich in diesem höchsten europäischen Olympischen Gremium dafür einsetzen, die Olympische Position innerhalb Europas zu festigen und auszubauen. Gleichzeitig, so Steinbach nach seiner Wahl, gelte es, die europäischen Interessen innerhalb des IOC erfolgreich zu vertreten. Steinbachs Wahlerfolg bei der 34. EOC-Generalversammlung am 3. und 4.12 in Dublin stützt auch die deutsche Stellung innerhalb der Olympischen Familie - neben dem NOK-Präsidenten gehört die Fechterin Claudia Bokel als Präsidentin der EOC-Athletenkommission automatisch dem EOC-Exekutivkomitee an. Für das 16köpfige Gremium standen neben den in einem ersten Wahlgang bestätigten Präsidenten Mario Pescante (Italien), Vizepräsidenten Alexander Kozlovsky (Russland) und Generalsekretär Patrick Hickey (Irland) sowie Claudia Bokel acht bisherige Mitglieder des Exekutivkomitees erneut zur Wahl. Um die vier verbleibenden Plätze bewarben sich neben Steinbach neun weitere Europäer. IOC-Mitglied Kai Holm (Dänemark) sowie Janez Kocijancic (Slowenien) und der Pole Piotr Nurowski konnten sich gemeinsam mit Steinbach durchsetzen. In ihrem Amt bestätigt wurden neben Pescante, Kozlovsky und Hickey die IOC-Mitglieder Guy Drut (Frankreich), Kikis Lazarides (Zypern), Lambis Nikolaou (Griechenland) und Craig Reedie (Großbritannien), der Türke Togay Bayatli, Guido de Bondt aus Belgien, Marit Myrmael (Norwegen), Craig Reedie (Großbritannien)

Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland und das NOK Saudi-Arabiens wollen künftig in der Sportentwicklung, beim Austausch von Trainern und Athleten, in Sportrecht und -medizin enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten das IOC-Mitglied für Saudi-Arabien Prince Nawaf Faisal Fahd Abdulaziz , zugleich Vizepräsident des saudischen NOK, und NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach im Dezember in Frankfurt. Für den Aufbau einer Vermarktung des Olympischen Sports in Saudi-Arabien wurde eine Zusatzvereinbarung in den Partner-

IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach, Prinz Nawaf Faisal Fahd Abdulaziz , zugleich Vizepräsident des saudischen NOK, NOK-Präsident Dr. Klaus Steinbach und NOK-Generalsekretär Bernhard Schwank (v.l.). schaftsvertrag aufgenommen. Dr. Steinbach und Prinz Nawal bezeichneten den Vertrag als weiteren Schritt zur Festigung der deutsch-saudischen Sportpartnerschaft, nachdem zuvor bereits ein entsprechendes Abkommen zwischen den Fußballverbänden beider Länder unterzeichnet worden war. "Nach den erfolgreichen Seminaren für asiatische und afrikanische NOK's in 2003 und 2005 knüpft der deutsche olympische

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Sport sein Netzwerk internationaler Sportkontakte mit dieser Partnerschaft in einer bedeutenden Region noch enger", so Steinbach.

Frauen fordern weltweit mehr Sportfunktionen "Es gibt weltweit nicht genug Frauen in den Führungspositionen des Sports. Das 21. Jahrhundert muss das Jahrhundert der Frauen werden. Die Welt beobachtet uns, die Frauen im Sport warten auf dieses Ergebnis." - Das waren die Worte von Adolf Ogi, Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklungshilfe und Frieden der Vereinten Nationen zu Beginn eines internationalen UN-Gipfels in Atlanta. Vertreterinnen aus Insgesamt fast 40 Nationen diskutierten dort über Frauen in Führungsfunktionen des Sports. Für den deutschen Sport nahm Ingeborg Sieling, stellvertretende Vorsitzende des Bundesausschusses "Frauen im Sport" im DSB teil. Prof. Dr. Gudrun DollTepper, Präsidentin des Weltrates für Sportwissenschaften und Leibeserziehung, war eine der Sprecherinnen, die zum Thema "Körperliche Erziehung durch Sport" die wissenschaftliche Seite betrachtete und dabei auch den Begriff "Gender Equality and Power" besonders herausstellte. Erica Terpstra, heute Präsidentin des NOK der

Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper (links) und Ingeborg Sieling in einer Sitzungspause am Rande des UN-Gipfels in Atlanta

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Niederlande, und ebenfalls Teilnehmerin der Konferenz, erinnerte sich, dass 1960 in Rom bei den Olympischen Spielen lediglich 11% der Aktiven weiblich war, 1996 in Atlanta waren es bereits 34%, und acht Jahre später in Athen nahmen 41% Mädchen und Frauen an der Olympiade teil. Auf Grund dieser Zahlen fordern die Sportlerinnen weltweit mehr Anteil an den Führungsfunktionen In der Vergangenheit nicht immer frei von Belastungen war das im Sport. Anita Verhältnis von Sport und Umwelt. Das dpa-Foto zeigt Greenpeace DeFrantz, OlympiaAktivisten 1998 auf dem Homebush-Bay-Gelände vor dem im Bau medaillengewinnebefindlichen Olympiastadion von Sydney. rin im Rudern und erste Vizepräsidentin Regierungs-Organisationen eine gemeinsame in der 103jährigen Geschichte des IOC sah Resolution abgegeben. Im Rahmen der sich mit kritischen Äußerungen im Hinblick Konferenz veröffentlichte das IOC einen auf die Mitwirkung von Frauen im IOC Leitfaden für Sport, Umwelt und nachhaltige konfrontiert. Entgegen der Absicht bis 2005 Entwicklung, der einvernehmlich begrüßt mindestens 20% Frauen im IOC begrüßen wurde. Dabei wurde die Verpflichtung der zu können, sind heute von 117 IOC-MitglieOlympischen Bewegung auf die Prinzipien dern nur 12 weiblich. Zum Abschluss des der Nachhaltigkeit in Erinnerung gerufen. Kongresses wurde eine Resolution verabDies hatte den Olympischen Kongress 1994 schiedet, die die Bedeutung des Sports für in Paris veranlasst, Umwelt neben Sport und Frauen und Mädchen für die UNO hervorKultur als dritte Säule der Olympischen hob, auf die notwendige Einhaltung der geschlechtlichen Gleichstellung hinwies und Bewegung zu bezeichnen und die Gründung einer Sport- und Umwelt-Kommission im entsprechende Initiativen würdigte. Eine IOC auf den Weg zu bringen. Ebenfalls in Delegation des Japanischen Olympischen Erinnerung gerufen wurde die seit 1994 Komitees lud bei dieser Gelegenheit zur 4. bestehende Kooperation zwischen dem Weltfrauenkonferenz im Sport im Mai 2006 Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nach Kumamoto ein. und dem Umwelt-Programm der Vereinten Nationen (UNEP) zur Förderung von Nachhaltigkeit im Sport. Bestätigt wurde durch Sport, Frieden und Umwelt die Konferenz der direkte Zusammenhang zwischen Frieden, Sicherheit und dem Schutz Vom 9. bis 11. November 2005 fand in der Umwelt durch nachhaltige Entwicklung. Nairobi die VI. Weltkonferenz zu Fragen von Anerkannt wurde die beispielhafte Arbeit des Sport, Frieden und Umwelt statt. Zum IOC in der Reduzierung umweltrelevanter Abschluss wurde von den Delegierten des Folgen sportlicher Großereignissen sowie die Internationalen Olympischen Komitees, der Fortschritte von Fachverbänden, insbesondeInternationalen Sportfachverbände, der re auch der FIFA und ihrer "Green Goal Nationalen Olympischen Komitees, der Initiative". Mit Beifall bedachte die Konferenz Organisationskomitees Olympischer Spiele, Fortschritte der Stadt Turin bei der Integratides Weltverbandes der Sportartikelindustrie, on von Umweltbelangen in die Vorbereitung dem Umweltprogramm der Vereinten Natioder XX Olympischen Winterspiele 2006. nen und anderer UN Einrichtungen, der Zufriedenheit lösten die Organisatoren der Afrikanischen Union und betroffenen Nichtkommenden Spiele Peking 2008, Vancouver

2010 und London 2012 aus, Umweltbelange in sämtliche Planungen und Vorbereitungen der bevorstehenden Olympischen Ereignisse einfließen zu lassen. Das IOC wurde allerdings auch um eine Verdoppelung seiner Anstrengungen bei der Schaffung eines noch größeren Umwelt-Bewusstseins im Bewerbungsprozess für Olympische Spiele gebeten. Internationale Fachverbände, Nationale Olympische Komitees und Organisatoren von Sportereignissen wurden von der Konferenz ermutigt, vorliegende Empfehlungen aufzugreifen. Gleichfalls wurden die Verbände ermutigt, Initiativen zu ergreifen, die der nachhaltigen Umwelt- und Friedensentwicklung durch Sport dienen könnten. Im Zusammenhang mit dem durch die UNGeneralversammlung ausgerufenen Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung wurde erinnert, Erziehung, Gesundheit, Entwicklung und Frieden mit Hilfe des Sports zu fördern und die Rolle des Sports und der Olympischen Idee beim Aufbau einer friedlichen und besseren Welt durch die Olympische Waffenruhe aufzuzeigen. Insbesondere im Zusammenhang mit den Millennium-Entwicklungszielen der UN wurde der Stellenwert des Sports für den Kampf gegen AIDS und die Herstellung von Gender-Equality verdeutlicht. Das IOC wurde dazu aufgerufen, beispielhafte Praxis für Friedens- und Umweltentwicklung zu identifizieren und zu publizieren. Genannt wurde u.a. das UNEP Nature-and-SportCamp. Schließlich wurden die Sportorganisationen ermutigt, in der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen und in der Zusammenarbeit mit den Medien ein noch größeres Bewusstsein für die Bedeutung für Umwelt und Nachhaltigkeit für den Frieden zu schaffen.

Neues web-basiertes Anti-Doping-System Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hat am 17.11.2005 ein neues, internet-basiertes Anti-Doping Verwaltungs- und Management-System (ADAMS) vorgestellt. Es soll weltweit Anti-Doping-Aktivitäten, so wie sie sich aus dem World Anti-Doping-Code ergeben, koordinieren. WADA-Direktor David Howman sprach von einem bedeutenden Schritt nach vorn im Anti-Doping Kampf: "ADAMS vereinfacht die Prozesse. Es hilft uns, die Betrüger noch effektiver zu verfolgen", sagte Howman. Mit Hilfe von ADAMS

sollen alle in AntiDoping-Aktivitäten involvierten Parteien in die Lage versetzt werden, relevante Informationen mit einem sicheren System abzurufen bzw. koordinieren. Dazu zählen z.B. Aufenthaltsorte von Athleten, Testund Kontrollbestätigungen, Labor-Berichte etc. ADAMS besteht dabei aus vier Modulen. Alle am Anti-Doping-System Phil Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen beteiligten EinrichtunKomitees, präsentiert in Turin das Maskottchen der Paralympics gen haben die Möglich2006 namens Aster. keit, über eine Datenbank Informationen auszutauschen. Dadurch befindet sich nicht in diesem Gremium. soll der Überraschungs-Effekt und die Während der Versammlung erhielten sechs Effizienz unangekündigter TrainingskontrolPersönlichkeiten den Paralympischen Orden, len erhöht werden. Auch die Aktiven köndie höchste Auszeichnung die das IPC nen die Informationen über ihre aktuellen verleiht. Die Ehrung wird an Mitglieder der Aufenthaltsorte von überall auf der Welt Paralympic Family verliehen, die einen einpflegen. Anti-Doping-Organisationen herausragenden und langjährigen Beitrag können ADAMS darüber hinaus nutzen, um zur Paralympischen Bewegung und zu den sich über Doping-Tests und ihre Resultate Paralympics geleistet haben. Sowohl unter zu informieren. Darüber hinaus werden diesen Preisträgern als auch unter den aktuelle Informationen über Anhörungen, Preisträgern des Paralympic Sport Awards Sanktionen etc. vorgehalten. Auch Ausnah2005, des Paralympic Media Awards und des me-Genehmigungen für Therapeutischen Paralympic Scientific Awards waren in Gebrauch von Medikamenten können über diesem Jahr keine Deutschen. Weitere das System angefragt bzw. beantragt Informationen im Internet unter werden. Schließlich stellt es als Clearinghttp://www.paralympic.org Stelle Daten sicher, die allen am Kampf gegen Doping beteiligten Partnern zur Verfügung stehen. Bereits Mitte 2005 begann die Pilot-Phase. Insgesamt 30 AntiIOC-Präsident Rogge 2006 Doping-Organisationen sowie 10 Antiwieder in Deutschland Doping-Labors wurden im Rahmen intensiver Trainings in die Datenbank eingewiesen. Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in In den kommenden Monaten sollen weitere Deutschland hält der Präsident des InternaEinrichtungen hinzukommen. Mehr Infortionalen Olympischen Komitees, Dr. Jacques mationen über ADAMS und die World-AntiRogge, auf Einladung des katholischen Doping-Agentur unter: www.wada-ama.org Theologen Prof. Dr. Hans Küng eine Rede zum Weltethos in Tübingen. Dies teilte die Weltethos-Stiftung im November in Tübinmit. Ein genauer Termin steht noch Paralympics Präsident Craven gen nicht fest. Vor Rogge sprachen in Tübingen wiedergewählt die iranische Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der britische Die Generalversammlung des InternationaPremierminister Tony Blair, UN-Kommissarin len Paralympic Komitees (IPC) hat im Mary Robinson, UN-Generalsekretär Kofi November in China ein neues Präsidium Annan und Bundespräsident Horst Köhler. gewählt. Präsident wurde erneut der Brite Rogge und Küng waren zuletzt beim InterSir Philip Craven. Er erhielt 103 von 123 national Olympic Forum Ende September in möglichen Stimmen für eine neue, vierjähri- Frankfurt zusammengetroffen. ge Legislaturperiode. Vizepräsident wurde der Spanier Miguel Sagarra. Ein Deutscher

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Aktuelle Entwicklungshilfeprojekte

Im Rahmen des UN-Jahres des Sports unterstützte das Bundesministerium des Innern (BMI) das Nationale Olympische Komitee (NOK) für Deutschland in den letzten Monaten des Jahres u.a. bei der Durchführung von Projekten zugunsten von Menschen in den verwüsteten Tsunami-Gebieten Sri Lankas, Thailands und Indonesiens sowie bei der Aus- und Fortbildung von Trainerinnen Afghanistans. Informationen zum UN-Jahr des Sports im Internet: http://www.nok.de/index.php?res_id=115

Indonesien. In Aceh/Indonesien wurde im November und Dezember mittels Vorbereitung und Durchführung eines großen Spiel- und Sportfestes versucht, Kindern und Jugendlichen durch Spiele und körperliche Aktivität neue Lebensfreude zu vermitteln. Im Zuge der Vorbereitungen wurden u.a. auch Übungsleiter und angehende Trainer ausund fortgebildet. Sie können traumatisierten Kindern und Jugendlichen Sportspiele jeglicher Art beibringen. Vom NOK für Deutschland war der erfahrene Entwicklungsexperte Hans-Peter Thumm vor Ort im Einsatz.

geführte und vom Bundesministerium des Innern (BMI) geförderte Veranstaltung richtete sich an Lehrkräfte, Trainer und Therapeuten in den von der TsunamiKatastrophe betroffenen Gebieten, die mit traumatisierten und behinderten Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Die Veranstaltung hatte im Rahmen des Internationalen Jahres des Sports und der Leibeserziehung der UNO Modellcharakter für die Region und soll auch auf andere Länder ausgedehnt werden. "In letzter Zeit sind mehrfach Naturkatastrophen und Störfälle bekannt geworden, bei denen zahlreiche Menschen starben oder ernsthafte physiologische und psychologische Verletzungen erlitten. Ein Anlass, Hilfeleistungen in Form von zukunftsorientierter Unterstützung zu organisieren", erläutert ICSSPE-Präsidentin Prof. Dr. Gudrun DollTepper die Hintergründe der Veranstaltung. Im Rahmen ihres Vortrags erörterte Dr. Schott wichtige Fakten zum Zusammenhang von körperlicher, geistiger und sozialer Entwicklung. Dabei bereitete sie die wichtigsten sportbezogenen Erkenntnisse und Wissensbestände für den größtenteils fachfremden Zuhörerkreis auf und gab zahlreiche Beispiele gelungener Sportpraxis mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Das Nationale Olympische Komitee für Deutschland ist mit seinen in der Regel durch das Auswärtige Amt finanzierten Entwicklungs-Projekten seit Jahren in Krisenregionen wie Indonesien, Afghanistan, Nepal und Kambodscha präsent. Im UN-Jahr des Sports engagiert sich das NOK zusätzlich in von der Tsunami-Katastrophe betroffenen Gebieten Südostasiens. Unterstützt durch das BMI werden in Projekten in Sri Lanka, Indonesien und Thailand insbesondere Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten aufgezeigt, über den Sport ihre traumatischen Erlebnisse besser zu verarbeiten. Im Auftrag des NOK leitet Dr. Schott derzeit (vom 7.-22. Dezember 2005) ein solches Projekt in Ban Bangsak/Phuket.

Thailand. Dr. Nadja Schott, Sportwissenschaftlerin an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und NOK-Expertin für Entwicklungsprojekte in Asien, hat Ende Oktober in Bangkok auf Vermittlung des NOK das Auftaktreferat eines internationalen Seminars über die Möglichkeiten des Sports in der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen gehalten. Die vom Weltrat für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) durch-

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Sri Lanka. In Kalutara/Sri Lanka ermöglichte das NOK durch den Einsatz des Frankfurter Entwicklungsexperten Klaus Blessing im Oktober und November in den von der Flutkatastrophe zerstörten Gebieten die Herstellung von Sportstätten und -geräten. Jungen und Mädchen sollten dadurch die Möglichkeit bekommen, wieder regelmäßig Sport

zu treiben. In den Strandbereichen von Kalutara leben die Menschen immer noch in blauen UN-Zelten. Mit Hilfe in- und ausländischer Hilfsorganisationen werden neue Häuser gebaut. Auch der deutsche Sport beteiligte sich am Wiederaufbau der verwüsteten Region. Auch dieses Projekt wurde im Rahmen des UN-Jahres des Sports vom Bundesministerium des Inneren (BMI) unterstützt. "Kalutara wurde von der Tsunamiwelle besonders stark beschädigt. Viele Familien, die im Strandbereich arbeiteten oder wohnten haben ihr Haus und alles Hab und Gut verloren. Sie leben zum Teil heute noch in provisorischen Hütten oder Zelten oder sind ins Landesinnere zu Familienangehörigen oder Freunden gezogen", erklärt Blessing: "Die Auswirkungen des Tsunami auf Spiel- und Sport sind in Kalutara und insbesondere der sehr armen ländlichen Umgebung deutlich sichtbar." Die wenigen verbliebenen Schulen sowie Kinder-, Jugend- und Behinderten-Einrichtungen seien wegen der Zerstörungen überfüllt, Spiel- und Sportplätze zerstört beschädigt oder unbenutzbar. "Es war auffallend, dass viele Kinder und Jugendliche ungewöhnlich ernsthaft und verunsichert wirkten, was sicher auch auf die Tsunami-Ereignisse in diesem Land zurückzuführen ist", schildert der in Krisenregionen erfahrene Klaus Blessing seine Eindrücke bei der Ankunft. Unmittelbar nach seinem Eintreffen hat er verbliebene Sporteinrichtungen, Schulen, Waisenhäuser und Behinderteneinrichtungen in Kalutara und Umgebung besucht. In einer improvisierten Werkstatt fertigte er aus mitgebrachten Materialien einem alten Schweißgerät und den vor Ort zu Verfügung stehenden Materialien wie Wasserleitungsrohren Kleinfeldtore, Korbballanlagen, Torwände und Basketball-Kettennetze. Einheimischen Mitarbeitern wurden detaillierte Anleitungen zum Nach-Bau der Spiel- und Sport-Geräte gegeben. Danach wurden auf ausgewählten Anlagen Sportplätze angelegt. Höhepunkt seines Aufenthaltes war ein großes Spiel- und Sportfest, das Blessing zusammen mit mehreren hundert Kindern, Offiziellen und örtlichen Medien am 12.11.2005 feierte, um die neuen Anlagen einzuweihen. "Die erstellten Spiel- und Sportgeräte und Spielfelder sowie die aus Deutschland mitgebrachten Materialien haben für Sri Lanka Modellcharakter," bilanziert Blessing, der mittlerweile mit zahlreichen neuen Eindrücken, Bildern und einem Erlebnisbericht nach Frankfurt zurückgekehrt ist.

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Afghanistan.

Mongolei.

Zu einer Trainerfortbildung befanden sich vom 3. bis zum 15.10. sieben afghanische Trainerinnen in Deutschland. Sie wurden an der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt am Main von Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem Olympischen Komitee (NOK) aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern (BMI) im Rahmen eines Projekts im UN Jahr des Sports und der Leibeserziehung ausgebildet. Auf der Tagesordnung standen theoretische und praktische Inhalte von der Durchführung "Kleiner Spiele" über Vorträge zur Rolle der Trainerin, vom Teambuilding bis hin zur Schulung konditioneller und koordinativer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Neben dem Fußball, der schon bei einem Ausbildungsseminar für 30 Trainerinnen in Afghanistan im August des Jahres mit NOKExperte Klaus Stärk im Mittelpunkt stand, war nun auch Basketball auf dem Programm. Die erworbenen Kenntnisse sollen die Teilnehmerinnen in ihrer Heimat insbesondere an Schulen weitervermitteln. Lehrgangsleiter war Lars Isecke, der zugleich die Rolle des Projektkoordinators für NOK und DSB einnimmt. "Der deutsche Sport hat für den Wiederaufbau Afghanistans besondere Verantwortung übernommen und versucht, zur nachhaltigen Sportentwicklung dieses Landes beizutragen. Bei den Maßnahmen, die im Rahmen des UN-Jahres des Sports und der Leibeserziehung 2005 vom Bundesministerium des Innern unterstützt werden, steht der Mädchen- und Frauensport im Mittelpunkt", erklärt Isecke. Mit dem Projekt wurde eine Personengruppe im islamisch geprägten Afghanistan angesprochen, die bislang kaum Zugang zum gesellschaftlichen Leben findet. Um ihr die Teilhabe am Sport zu ermöglichen, werden Übungsleiterinnen aus- und weitergebildet, Sportausrüstung und -geräte zur Verfügung gestellt und ein Sportplatz mit Sichtschutzzäunen errichtet. Auf diese Weise soll der Benachteiligung von Mädchen und Frauen entgegen gewirkt werden. Ideengeber dieses gemeinsam von NOK und DSB durchgeführten Projekts war der Bundesausschuss Frauen im Sport. Die Umsetzung basiert auf den langjährigen Erfahrungen des NOK in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Kooperationspartner sind die AfghanistanHilfe Paderborn e.V. und der Deutsche Turnerbund. Informationen zum UN-Jahr des Sports im Internet: http://www.nok.de/index.php?res_id=115

Zur gleichen Zeit (08.-24.11.) war Schießsport-Experte Uwe Knapp (Großefehn) zu Gast in der Mongolei, um dort ein Kurzzeitprojekt im Schießsport durchzuführen. Knapp ist seit Januar 2002 Cheftrainer Schießen im Deutschen Behindertensportverband. Zuvor hat er in verschiedenen Vereinen und unterschiedlichen Klassen und Ligen als Pistolen- und Gewehrtrainer gearbeitet. Knapp führte im Heimatland der deutschen Spitzenathletin und Olympiateilnehmerin Munkhbayar Dorjsuren ein Seminar für 30 Trainerinnen und Trainer durch.

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Alle Projekte dienen der Förderung von Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik und werden aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert. Teil der Projekte sind Gerätespenden an die Partner vor Ort.

Die letzten vom NOK für Deutschland im Jahr 2005 koordinierten Maßnahmen zur Förderung der Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt, Chinas und Osteuropas zielten auf die Sportarten Handball, Schießen, Leichtathletik, Fußball, Schwimmen und Tennis. Deutsche Experten bereisten dazu Georgien, die Mongolei, den Oman und Mali, Burkina Faso, Ghana und Togo. Eine Delegation aus Nepal war darüber hinaus Gast des NOK in Frankfurt. NOKAbteilungsleiterin Katrin Merkel war zu Gast beim NOK-Leichtathletik-Langzeitprojekt in Uruguay.

Georgien. Handball-Experte Bernhard Müller (Zirndorf-Bronnamberg) hielt sich im November in Georgien auf, um dort im Auftrag des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland die Handball-Entwicklung voranzutreiben. Bernhard Müller war CoTrainer der DHB-Damen-Auswahl bei den Olympischen Spielen 1984. Er hat als Bundesligatrainer gearbeitet und in Afrika, Syrien, Portugal und Armenien im Ausland Erfahrungen gesammelt. Müller referierte in Tiflis über Handball in Schule und Verein, Trends im modernen Hallenhandball, Konditionsschulung, Angriffstraining, Abwehrtraining und Torwarttraining. Seine Maßnahme richtete sich an Trainer von Jugend- und Juniorenteams. Informationen über Georgien im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=49

Ebenfalls in der Mongolei führte Schwimmtrainer Andreas Paeck (46) im November und Dezember ein Kurzzeitprojekt des NOK zugunsten des Schwimmsports durch. Einsatzort war die Hauptstadt Ulanbaatar sowie die Stadt Erdenet: Hier stehen die einzigen beiden 25 m Wettkampfbecken des Landes. Paeck unterrichtete jeweils 20 Studentinnen und Studenten in den olympischen Disziplinen. Die Mongolei war im Schwimmen erstmals in Sydney am Start, darüber hinaus hat das Land zwei Mal Athleten zu Weltmeisterschaften an den Start gebracht. Andreas Paeck hat an der Deutschen Sporthochschule Köln studiert. Der examinierte Sportwissenschaftler legte danach an der Trainerakademie auch das Trainerdiplom ab. Als Trainer hat er in Kerpen und Hürth gearbeitet. Seit 1990 ist er Cheftrainer der Schwimmabteilung des TSV Bayer Dormagen. Für das NOK für Deutschland hat er Entwicklungsprojekte in Guatemala und der Volksrepublik China durchgeführt, bei denen er Trainer aus- und fortbildete und Auswahlmannschaften betreute. Informationen über die Mongolei im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=115

Mosambik. Jochen Figge (59) aus Bremen befindet sich vom 29.12.2005 bis zum 30.01.2006 zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres im Auftrag des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland in Mosambik, um dort ein Trainer-Lizenzierungs-System zu etablieren. Das Fußball-Kurzzeitprojekt ist Folgemaßnahme eines im April und Mai

2005 begonnenen Projekts. Die Partner in Mosambik haben großes Interesse an Einblick und Übernahme der Trainerlizenzen des Deutschen Fußball-Bundes. Weiterhin ist ihnen daran gelegen, eine landesweite Überprüfung aller Ausbildungsmaßnahmen im Fußball zu erstellen, um sich bei allen weiteren Projekten daran orientieren zu können. Der deutsche Experte wird im Rahmen seines Aufenthaltes theoretische und praktische Schulungen durchführen sowie das zuständige Ministerium, den nationalen Fußball-Verband, Landesverbände sowie Trainer, Schiedsrichter und Offizielle beraten. Schwerpunktmäßig finden die Vorhaben in deb Provinzen Maputo und Bira statt. Jochen Figge war als DFB-Lizenz-Trainer und technischer Direktor im Laufe der letzten 25 Jahre in acht Entwicklungsländern tätig, unter anderem in Guinea, Nepal, Papua Neu Guinea, Zambia, Trinidad und Tobago, Botswana, Äthiopien und Eritrea. Dieser Liste sind weitere Länder hinzuzufügen, in denen Figge als Berater des Nationalen Olympischen Komitees, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Internationalen Fußball-Bundes tätig war.

Oman. Der deutsche Leichtathletik-Trainer Ralph Mouchbahani (z.Zt. Singapur) reiste vom 10.-18. November in den Oman, um dort zusammen mit einheimischen Experten Leichtathletik-Trainingszyklen für das kommende Jahr zu erarbeiten. Darüber hinaus stellte er das Projekt Kids´ in Athletics vor und wies in Methoden der Trainingsbeobachtung und Videoanalyse ein. Mouchbahani war als Diplom-Sportlehrer unter anderem als Sprungtrainer beim Deutschen Leichtathletik-Verband beschäftigt und war als Chef-Coach von Salamander Kornwestheim zahlreiche Titel bei nationalen und internationalen Meisterschaften mitverantwortlich. Für NOK und Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit war er u.a. in Mauretanien, Saudi Arabien sowie zahlreichen weiteren Entwicklungsländern tätig. Informationen über den Oman im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=127

Mali. In der Republik Mali hat Fußball-Experte Joachim Fickert (Straßenhaus) im November und Dezember ein Kurzzeitprojekt zur Förderung des Fußballsports durchgeführt. Die Maßnahme diente der Fort- und Weiterbildung von Trainern. Die Trainer sollten Talente entdecken, Spiele analysieren, Training planen, Mannschaften aufbauen sowie pädagogische Herausforderungen erkennen lernen. Darüber hinaus sollten sie mit Hilfe des deutschen Experten Wissen über Inhalte und Methoden, Leistung bestimmende Faktoren, Periodisierung des Trainings und taktisches Handeln erwerben. Informationen über Mali im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=104

Burkina Faso. Auch Trainerinnen und Trainer in Burkina Faso profitierten in den zurückliegenden Wochen von einer Ausbildungsmaßnahme des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland. Finanziert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes zur Förderung von Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt reiste Fußball-Experte Heinz-Peter Überjahn in das westafrikanische Land, um speziell über Merkmale des Jugendtrainings und der Talentförderung zu referieren. Partner der Entwicklungsmaßnahme sind der Deutsche Fußball-Bund, die Deutsche Botschaft Burkina Faso, sowie der Nationale Fußball-Verband und das Nationale Olympische Komitee für Burkina Faso. Ausbildungsschwerpunkte waren Fragen der Trainingslehre, Methoden zur Konditionsschulung, Technik und Taktik im Fußball, TeamManagement und Sportverletzungen. Etwa die Hälfte der Einheiten fallen jeweils auf Theorie und Praxis. Darüber hinaus wurde in einem weiteren Schwerpunkt eine Fußballschule konzipiert und die Weiterbildung von Vereinstrainern und Trainern der Jugendnationalmannschaften geplant. Auch hier führte der deutsche Experte eine umfangreiche Materialspende, bestehend aus Markierungshemden, Fußbällen, Trikots und Fußballschuhen mit sich. Wie viele Entwicklungsexperten ist auch Heinz-Peter Überjahn diplomierter Sportlehrer. Die zurückliegenden 25 Jahre hat er als Berater für die Fußballentwicklung in Niger (1981-1986),

Burkina Faso (1986-1991) und Namibia (1991-2004) verbracht. Als Trainer war er dabei in 243 offiziellen Länderspielen afrikanischer Länder involviert. Zuvor war er Leiter einer Sportfördergruppe der Bundeswehr und hat u.a. in Bad Hennef Auslandstrainer weitergebildet. Informationen über Burkina Faso im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=29

Ghana. Mit dem 47jährigen Hans-Jürgen Mergner (47) bildete im November und Dezember der Verbandstrainer des Württembergischen Tennis-Bundes e-V. in Ghana 30 jugendliche Tennis-Spieler fort. Mergner ist Mitglied im Ausschuss für Ausbildung und Training des Deutschen Tennis Bundes und im Württembergischen Tennis-Bund Leiter der Traineraus- und fortbildung. Er besitzt mit der ATrainer Lizenz die höchste Ausbildungslizenz im DTB. Für das Entwicklungsprojekt wurde der Diplom-Sportpädagoge vom Württembergischen Tennis-Bund frei gestellt. Informationen über Ghana im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=50

Togo. Michael Nees (38), Sportwissenschafter und Fußball-Experte aus Stutensee (BadenWürttemberg), führte seit dem 25.11.2005 noch bis zum 07.12.2005 eine Fortbildung für Fußball-Trainer in Togo durch. Die Maßnahme findet in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund statt. Michael Nees hat die DFB-A-Lizenz und das UEFA-Fußball-Lehrer-Diplom. Erfahrungen als Auslands-Sportexperte sammelte er u.a. auch in Südafrika, Japan und zuletzt auf den Seychellen. Wissenschaftlich hat er sich mit der Jugendarbeit im Profi-Fußball beschäftigt und Ausbildungskonzepte von Clubs wie Karlsruher SC, VfB Stuttgart, FC Schalke 04 und FC Girondins Bordeaux analysiert. Informationen über Togo im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=170

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Nepal. Schließlich befand sich vom 28.10. bis zum 6.11.2005 eine Delegation aus Nepal mit Führungskräften der einheimischen Sportverwaltung und des dortigen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) in Deutschland, um sich hier über den deutschen Spitzensport zu informieren. Ihre Hospitation in verschiedenen Einrichtungen und Organisationen des deutschen Sports erfolgte im Rahmen eines NOK-Leichtathletik-Langzeitprojekts. Von 2003 bis noch voraussichtlich in das Jahr 2007 hinein werden mit seiner Hilfe die Sportbeziehungen zu Nepal im Rahmen der Auswärtigen Bildungs- und Kulturpolitik aus Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert. Aus Eigenmitteln unterstützte das NOK im Rahmen dieses Besuchs den Start von drei nepalesischen Top-Läufern beim Marathon am 30.10.2005 in Frankfurt am Main. Zu den Stationen der Delegation zählten neben dem NOK für Deutschland, für das Generalsekretär Bernhard Schwank die Gäste begrüßte, der Deutsche Sportbund, der Deutsche Leichtathletik-Verband, die DLVTrainerschule Mainz, die Trainerakademie in Köln, die Olympiastützpunkte in Köln, Frankfurt, Berlin und Leipzig, den ASV Köln, die Institute für Sportwissenschaft der Universitäten Frankfurt und Leipzig sowie das Bundesleistungszentrum Kienbaum. Der Arbeitsbesuch wird vom Leiter des Langzeitprojekts Günter Lange begleitet. Zahlreiche sachkundige Referenten und LeichtathletikExperten informierten über das System des deutschen Spitzensports. Informationen über Nepal im Internet: http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html ?type_id=14&land_id=120

Zu Gast in Uruguay Die Leiterin der NOK Abteilung Internationale Zusammenarbeit, Frau Katrin Merkel, besuchte vom 13.-19.November 2005 das Leichtathletik-Langzeitprojekt in Uruguay, das seit September 2004 von dem Entwicklungsexperten Björn Wangemann durchgeführt wird. Im Verlauf ihrer Reise informierte sich Frau Merkel über die Fortschritte in den verschiedenen Teilbereichen des Projekts. So nahm sie unter anderem an der offiziellen Gründungsfeier des Regionalen

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Leichtathletik-Verbandes der Region Salto im Norden des Landes teil und besuchte auch die Region Paysandú, in der ebenfalls unter Mitwirkung des deutschen Projekts, ein neuer Leichtathletik-Verband gegründet wurde. Der Aufbau permanenter Organisationsstrukturen in der Leichtathletik insbesondere im Inneren von Uruguay ist ein wesentlicher Baustein des deutschen Projekts. In Montevideo führte Frau Merkel Gespräche mit dem deutschen Botschafter Dr. Volker Anding, der sich sehr zufrieden über die Wirkung und hohe Akzeptanz des Projekts in Uruguay äußerte. Bei dieser Gelegenheit erhielt die erfolgreiche uruguayische Teilnehmerin am Trainerlehrgang der Universität Leipzig, Alejandra Monza ihr Diplom aus der Hand des Botschafters (s.

ten Sportgeräte für den von Wangemann in Uruguay und anderen Ländern Lateinamerikas verbreiteten Leichtahletik-Kinderevent "Mini-Atletismo" herstellten. Auch ergab sich ein Gespräch mit dem neuen Regierungspräsidenten der Region Montevideo, Ricardo Ehrlich über die Durchführung eines kommunalen SelbsthilfeProjekts. Diese Pilotmaßnahme, die von Wangemann in Zusammenarbeit mit der Regierung von Montevideo initiiert wurde, sieht den Wiederaufbau einer verwahrlosten kommunalen Multisportanlagen in einem Armenviertel der Stadt vor, das sich mit großen sozialen Problemen konfrontiert sieht. Wangemann hofft, mit Unterstützung des NOKs in Deutschland private Partner zu gewinnen, die bereit sind, diese humanitäre Initiative finanziell zu unterstützen. Für weitere Informationen steht das Projekt unter der e-mail-Adresse: [email protected] gern zur Verfügung. Das Langzeitprojekt in Uruguay wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen der Auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland unterstützt und hat eine voraussichtliche Laufzeit bis 2008.

Neue Publikationen Olympische Erziehung

NOK-Abteilungsleiterin Katrin Merkel (l.) mit dem deutschen Botschafter Dr. Volker Anding und Alejandra Monza, erfolgreiche Teilnehmerin am Trainerlehrgang der Uni Leipzig

Foto). Ferner gab es die Gelegenheit zu Arbeitsgesprächen mit dem Präsidenten des NOK von Uruguay und IOC Mitglied Dr. Julio Maglione sowie den Präsidenten des Uruguayischen Sportbundes und des Nationalen Leichtathletik-Verbandes. Frau Merkel nutzte in Montevideo die Gelegen heit zur Teilnahme an einem praktischen Workshop bei dem die Teilnehmer einer Fortbildungsmaßnahme aus Abfallproduk-

Wie sehen Kinder die Olympischen Spiele? Diese Frage war für das NOK für Deutschland und die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) Ausgangspunkt zur Herstellung eines Wandkalenders für das Jahr 2006 im A4 Querformat. Zur Darstellung kommen die prämierten Bilder des Wettbewerbs "Schüler malen Olympia" anlässlich der Olympischen Spiele 2004 in Athen. Mit dem deutschlandweiten Wettbewerb waren NOK und DOG einem Aufruf des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gefolgt, Kindern und Jugendlichen in der gestalterischen Auseinandersetzung die Olympische Idee und die Olympischen Spiele näher zu bringen. Aus insgesamt 6000 Einsendungen von beteiligten Schulen, Kindertagesstätten, Freizeiteinrichtungen und SOS-Kinderdörfern wählte die Jury die besten Arbeiten aus. Zur Jury gehörten u.a. IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident Prof. Walther Tröger, Dr. Klaus Schormann, Mitglied der IOC-Kulturkommission, Prof. Jürgen Portmann, DOG-Wiesbaden, Marc Fritsche, Vorsitzender des Bundes deutscher Kunst-

erzieher, Landesverband Hessen, TrampolinOlympiasiegerin Anna Dogonadze und Sportjournalist Steffen Haffner. Auch die nunmehr sechste Ausgabe des Alpheios, jährlich erscheinender Newsletter des Kuratoriums Olympische Akademie und Olympische Erziehung ist im November erschienen. Er enthält neben dem Kuratoriumsbericht zahlreiche Diskussionsbeiträge, so u.a. ein Interview mit IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach, einen Beitrag von NOKPräsident Dr. Klaus Steinbach zu Olympischen Spielen und Olympischem Sport sowie Artikel über aktuelle Projekte. Dazu zählen u.a. das Olympische Jugendlager 2004 in Athen, Olympiaseminare, Akademische und künstlerische Wettbewerbe, Sessionsberichte und Arbeitstagungen.

Schüler malen Olympia - 12 ausgewählte Bilder kleiner Künstler begleiten den Betrachter durch das Jahr 2006 "Wer sich die Satzung des NOK für Deutschland und die Olympische Charta anschaut, der erkennt, dass der Anspruch von IOC und NOK auf zwei gleichberechtigten Säulen ruht. Zum einen ist dies die Verantwortung für die Olympischen Spiele und die Olympia-Mannschaften und zum anderen die Verpflichtung gegenüber Olympischer Idee und Olympischer Erziehung. Olympischer Sport und olympische Erziehung sind keineswegs Gegensätze. Olympische Spiele sind auch heute noch der zentrale Motivationsanreiz für junge Menschen im Sport. Olympischer Sport und olympische Erziehung sind aufeinander angewiesen. Nur gemeinsam sind sie in der Lage, der Olympischen Idee wieder stärker Beachtung zu vermitteln," schreibt NOKPräsident Dr. Klaus Steinbach in der Einleitung zum Newsletter. Newsletter und Kalender können über die Abteilung Olympische Erziehung in der NOK-Geschäftsstelle, Tel.: 069/6700231 bestellt werden.

Findbuch zum "NOK der DDR“ Das Bundesarchiv hat erstmalig in seiner Reihe "Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs" mit dem Band 107 "Nationales Olympisches Komitee der DDR" ein Findbuch über Bestände einer nationalen Sportorganisation herausgegeben. Der Kernbestand der überlieferten Materialien bezieht sich auf die Jahre 1950-1990. Einige Akten reichen zurück bis in das Jahr 1947, und einige knüpfen an die Olympischen Spiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen und Berlin an. Die Bestände wurden insgesamt sechs großen Gruppen zugeordnet: 1. Aufgaben, Arbeitsweise und Personal, 2. Olympische Spiele, 3. Beziehungen zum Internationalen Olympischen Komitee, 4. Beziehungen zum Nationalen Olympischen Komitee der Bundesrepublik Deutschland, 5. Beziehungen zu Nationalen Olympischen Komitees anderer Staaten, 6. Beziehungen zu weiteren internationalen Organisationen. In den einzelnen Klassifizierungsgruppen sind die Bestände nach Laufzeit der Akten bzw. Bandfolgen sortiert und aufgeführt. Kurze Erläuterungen - "enthält u.a." - geben erste Hinweise, was der Benutzer in den jeweiligen Ordnern erwarten kann. Darüber hinaus ermöglichen ein Sach-, geografischer und Personenindex dem Nutzer einen sehr detaillierten Zugang zu den erfassten Beständen. Fengler, C. (Bearb.): Nationales Olympisches Komitee der DDR. Bestand 510 (Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs, Band 107). Koblenz 2005, 153 Seiten, 11,80 Euro.

Willibald Gebhard Zentrum in Berlin erhielt Gedenktafel Am 10. November 2005 wurde am Schöneberger Sportzentrum in Anwesenheit führender Vertreter des Deutschen Sportbundes und des NOK für Deutschland die seit Jahren geplante Gedenktafel zu Ehren des Begründers der Olympischen Bewegung in Deutschland, Dr. Willibald Gebhardt, im Rahmen eines Festaktes eingeweiht. Das weit über die Grenzen Berlins bekannte Sportzentrum trägt bereits seit dem Jahr 2002 den Namen Willibald Gebhardt Sportzentrum. Die leeren Haushaltskassen der Hauptstadt und die schmalen Budgets der nationalen Sportverbände machten eine konzertierte Aktion des Sports notwendig, um gemeinsam die Kosten für die Einrichtung und Gestaltung der Gedenktafel zu tragen. Der Initiative des

Landesportbundes Berlin, allen voran seinem Präsidenten, Peter Hanisch und seinem Mitarbeiter Dietrich Dolgner, sowie der Mitwirkung des Willibald Gebhardt Instituts e.V. ist es zu verdanken, dass der bekannte Berliner Bildhauer Paul Brandenburg, der auch die Stelen am Olympiastadion gestaltete, das geplante Projekt künstlerisch realisieren konnte. Mit der Gedenktafel für Willibald Gebhardt wird nach vielen Jahren eine Person im deutschen Sport geehrt, der bereits 1904 die nationalen Sportfachverbände und den Olympischen Sport in Deutschland unter einem Dach für viele Jahre erfolgreich zusammenführte. Der

Gedenktafel für Willibald Gebhardt in Berlin Name Willibald Gebhardt steht also nicht nur für ein wichtiges Kapitel in der olympischen Geschichte des deutschen Sports und der Stadt Berlin, sondern für eine besondere Vision, die das im Sport zusammengefügt hat, was in der Zukunft auch wieder zusammengeführt werden sollte: - ein Deutscher Olympischer Sportbund. (R. N.)

Graf Landsberg-Velen wurde 80 Dieter Graf Landsberg-Velen feierte am 17. Dezember 2005 seinen 80. Geburtstag. Der einflussreiche und international hoch angesehene Graf hat dem Sport in vielen Funktionen gedient, so von 1974 bis 1993 als Vize-Präsident des DSB, seit 1994 bis heute als NOK-Vize. 1968 war er maßgeblich an der Gründung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) beteiligt. 33 Jahre lang stand Graf Landsberg der FN vor. Auf internationaler Bühne hat er sich vor allem als Vize-Präsident des WeltreiterVerbandes (FEI, von 1979 bis 1988) einen Namen gemacht. Als Leiter und späterer Präsident stand er dem Malteser-Hilfsdienst (MHD) von 1957 bis 1992 vor.

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Nachrichten der DOG 3. Hauptausschusssitzung

gen" und die Fair-Play-Ehrungen für Spitzensportler.

So wie allerorten dieser Tage im deutschen Sport war auch beim 3. Hauptausschuss der Deutschen Olympischen Gesellschaft am 22. Oktober in Frankfurt die anstehende Verschmelzung der Dachverbände NOK und DSB wichtiges Thema. Für die Vertreter der DOG-Landesverbände und des DOGPräsidiums stellte sich dabei nicht die Frage nach dem Ob, sondern vor allem nach der Rolle der Deutschen Olympischen Gesellschaft im zukünftig vereinten deutschen Sport.

Äußeres Zeichen der Öffnung vom Sport in die Gesellschaft ist das neue Leitmotiv "Leistung macht Spaß". "Unser Ziele, Kinder mit dem Traum von Olympia für den Sport und die olympische Idee zu begeistern und den olympischen Werten, insbesondere der Leistungsbereitschaft, zu einem höheren Stellenwert in der Gesellschaft zu verhelfen, spiegeln sich hierin wider ", erklärte Klein. Das Motto spreche zudem jedermann, egal ob Spitzensportler, Nachwuchstalent, Angestellter oder Künstler, an, denn eine Leistung werde immer aus der persönlichen Perspektive des Einzelnen bewertet.

In seinem Bericht umriss Präsident Dr. Hans-Joachim Klein das neu geschärfte Selbstverständnis der Deutschen Olympischen Gesellschaft: "Wir sind eine werteorientierte, sportartenübergreifende Förderorganisation, die mit der olympischen Idee in die Gesellschaft wirkt." In der breit gefächerten Sportlandschaft sei die Deutsche

Als zentrale Aufgabe für das kommende Jahr nannte der Präsident das Untermauern des Selbstverständnisses mit einem einheitlichen Erscheinungsbild und konkreten Aktionen. Auch das Thema Völkerverständigung soll mehr Beachtung in den Aktivitäten finden. Zudem stehe die Werbung neuer Mitglieder und Partner auf dem Programm. "All unsere Aktivitäten werden in der Kontinuität einer engen Zusammenarbeit mit dem Dachverband stehen", betonte er.

Olympische Gesellschaft die Mitgliederorganisation für die olympische Idee an der Basis der olympischen Bewegung in Deutschland. "Die olympische Idee als Lösungsansatz in gesellschaftliche Problemstellungen einzubringen - das ist ein Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Olympischen Gesellschaft", so Klein.

Abschließend dankte Klein seinen Präsidiumskollegen und den Zweigstellen für die gute Zusammenarbeit. "Die Mitglieder, unsere Botschafter für die olympische Idee vor Ort, sind unser Pfund, mit dem wir wuchern können", bekräftigte er als er dem engagierten Vorsitzenden der DOG Pfalz, Carlo von Opel, die Goldene Ehrennadel für 50 Jahre Mitgliedschaft überreichte.

Als Beispiele für solche Aktivitäten nannte der Präsident die Initiative "Kinder bewe-

Die anwesenden Landesvertreter

Dr. Hans-Joachim Klein (links) ehrt Carlo von Opel für 50 Jahre DOG-Mitgliedschaft.

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begrüßten die inhaltlich klare Weichenstellung des Präsidiums für die Deutsche Olympische Gesellschaft. In der Diskussion wurde zudem deutlich, dass sich die Mitgliederbasis ein weiterhin starkes Augenmerk auf das Ehrenamt, Kooperationen mit anderen Sportorganisationen und dem Dachverband sowie einen besseren Erfahrungsaustausch der Zweigstellen untereinander wünscht. Das Fazit: mit klarer inhaltlicher Positionierung und neuem Leitmotiv ergreift die Deutsche Olympische Gesellschaft das Jahr der Neustrukturierung des deutschen Sports als Chance und Herausforderung zugleich.

"Kinder bewegen": Neue Modellprojekte "Kinder bewegen" - die Initiative für mehr Bewegung im Kindergarten der Deutschen Olympischen Gesellschaft und ihrer Partner Opel, O2 und Uni Karlsruhe wächst weiter. Mit der Kita "Freundschaft" in Cottbus, der Kita "Stadmitte" in Bielefeld und dem Eninger Bruckbergkindergarten wurden nun drei weitere Modelleinrichtungen integriert.

O2-Regionaldirektor Manfred Kickartz bei der Übergabe der "Kinder bewegen"-Tafel an die Eninger Kinder

Damit umfasst "Kinder bewegen" bundesweit bereits 23 Modellkindergärten. In Cottbus konnte die hiesige Zweigstelle mit Bahnradolympiasieger Lutz Heßlich, Sylvio Kroll, Olympischer Silbermedaillengewinner im Pferdsprung, und Bengt Schneider, Deutscher Meister im Turnen, gleich drei Spitzensportler als Paten für den ersten Modellkindergarten in Brandenburg gewinnen. Mit den Projektmitteln sollen zunächst dringend benötigte Sport- und Spielgeräte angeschafft werden. Außerdem ist die Sanierung des hauseigenen Sportraums dringend geboten. Denn bislang müssen die Kinder für den Sport in der regnerischen, kalten Jahreszeit Turnhalle und Bewegungsraum in der benachbarten 18. Grundschule nutzen. "Mit bedarfsgerechten Maßnahmen und "olympischen" Highlights soll über den Förderzeitraum von drei Jahren aus einem normalen Kindergarten eine bewegungsfreundliche Modelleinrichtung entstehen", erläuterte Ralf Braun, Vorsitzender der DOG Cottbus. Noch größerer Bedarf bei der Verbesserung der Infrastruktur besteht in der Bielefelder Kita "Stadtmitte". Die DOG Bielefeld habe sich für diese Einrichtung entschieden, weil die große Bereitschaft des Personals, mehr Bewegung im Kindergartenalltag zu integrieren, bislang leider im Gegensatz zu den infrastrukturellen Voraussetzungen im Kindergarten stand, erklärte deren Vorsitzender Hans Meermann. Bei den erforderlichen Baumaßnahmen für die Bewegungsräume drinnen und draußen kann die DOG auf viele Partner bauen. Neben dem Bundessponsor Opel unterstützen Sportamt, die Uni, Sparkasse und Bürgerstiftung Bielefeld das Projekt. Bereits während der Planungsphase wurde im 2002 in Betrieb genommenen Bruckbergkindergarten mit einem großzügigen Bewegungsraum und dem Außenspielgelände die Basis für eine bewegte Zukunft geschaffen. Im Rahmen der dreijährigen "Kinder bewegen"-Förderung mit Hilfe des Sponsors O2 sollen nun entsprechende Sport- und Spielgeräte sowie Bewegungsangebote dafür sorgen, dass die Bewegungsräume richtig genutzt werden können. Für die Projekt betreuende DOG Reutlingen ist die Beteiligung ein wichtiger Baustein für die Arbeit vor Ort. "Nun können wir auch die Jüngsten in unser langjähriges Engagement zur Förderung des Kinder- und Jugendsports im Sinne der olympi-

schen Werte Fairness, Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Völkerverständigung einbeziehen", unterstrich Vorsitzender Jochen Zeller.

Vorbild für die gelebte Olympische Idee In Dank und Anerkennung seines langjährigen Engagements für die Förderung des Sports im Sinne der Olympischen Idee hat die Deutsche Olympische Gesellschaft Hubert Hey am 11. Dezember die Ehrenplakette in Gold verliehen. Präsident Dr. HansJoachim Klein, der die Ehrung mit der höchsten Auszeichnung der Deutschen Olympischen Gesellschaft persönlich vornahm, würdigte die Verdienste des früheren Sparkassendirektors: "Als Vorsitzender der Zweigstelle Odenwald hat Hubert Hey hier ein Modell zur Unterstützung des Kinderund Jugendsports geschaffen, das beispielhaft für unser Engagement in ganz Deutschland ist". "Die Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" setzt das Anliegen der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Kinder und Jugendliche mit der Faszination Olympia für den Sport zu begeistern", vorbildlich um, betonte Klein. Seit 1994 wurden mit diesem von Hubert Hey ins Leben gerufenen Förderprogramm insgesamt über 35.000 Euro zusammengetragen und an junge Sporttalente, darunter auch Tischtennisstar Timo Boll, zur Unterstützung weitergereicht. Auch um die Jüngsten kümmere sich die Zweigstelle Odenwald der Deutschen Olympischen Gesellschaft intensiv. Mit vier Kindergärten der Region habe sie Patenschaften geschlossen, um die Notwendigkeit von Bewegung ab dem frühen Kindesalter zu unterstreichen und gezielt zu fördern. "Unter der 16jährigen Führung von Hubert Hey ist die Deutsche Olympische Gesellschaft zu einer wichtigen Stütze des Odenwälder Sports

geworden", so der DOG-Präsident. Außerdem engagiert sich Hubert Hey als ehrenamtlicher Revisor und Vorsitzender des Landesverbandes Hessen. "Wir sprechen nicht nur von der olympischen Idee - wir setzen sie um!", erklärte Hubert Hey selbst das Credo der Arbeit vor Ort. Als besonderen Erfolg kann er dabei auch das wachsende Interesse junger Menschen am Engagement für die olympischen Werte verbuchen. Auch deshalb verband Präsident Klein seine Glückwünsche zum 80. Geburtstag, den Hubert Hey auch an diesem Tag feierte, mit der Bitte: "Bleiben Sie der Deutschen Olympischen Gesellschaft mit Ihrem unermüdlichen Einsatz und den daraus entstehenden vielen wichtigen Impulsen noch lang erhalten!"

Gedenkfeier am Volkstrauertag 1961 war es, dass die Berliner Rasensportler erstmalig am Volkstrauertag auf dem Gelände des Berliner Olympiastadions der durch Krieg und Gewalt ums Leben gekommenen Olympioniken gedachten. Die Veranstaltung fand statt unter der Schirmherrschaft des Sportverbandes Berlin, wie der Landessportbund damals noch hieß. Aus diesen Anfängen entwickelte sich dann die zentrale Gedenkfeier des Deutschen Sports, die seit 1982 von fünf Sportorganisationen getragen wird. Beteiligt sind der Deutsche Sportbund, das Nationale Olympische Komitee für Deutschland, die Deutsche Olympische Gesellschaft, die Gemeinschaft Deutscher Olympiateilnehmer und der

Hans-Jürgen Bartsch vor den Gästen der Gedenkfeier des Deutschen Sports zum Volkstrauertag.

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Landessportbund Berlin, die sich mit der Gestaltung dieser Feier abwechseln.

Bartko war beim finalen Sprint um den Sieg gegen Bruno Risi gestürzt und stellte unmittelbar nach dem Sturz klar, dass er aus

Im Lichthof am Adlerplatz auf dem Olympiastadiongelände, dem derzeitigen Standort der alten, in den letzten Kriegstagen beschädigten Olympiaglocke, fand am Volkstrauertag unter Regie der Deutschen Olympischen Gesellschaft die diesjährige Trauerfeier statt. Der Vizepräsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft, der Berliner Dieter Krickow, begrüßte Botschafter, Bundestagsabgeordneten, Berliner Politikern und Repräsentanten des Sports. Insbesondere dankte er Dietrich Dolgner, Leiter Planung und Organisation beim Landessportbund Berlin, für dessen inzwischen Jahrzehnte währenden Einsatz für die Durchführung dieser Veranstaltung. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Berliner DOG-Landesgruppe, Hans-Jürgen Bartsch, zeichnete er Dolgner mit der DOG-Leistungsplakette aus. "Seit vielen Jahren" so Hans-Jürgen Bartsch in seiner Ansprache "ist der Volkstrauertag auch für den Sport der gebotene Anlass, der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. So ist gerade dieser Ort, die Olympiaglocke 1936, ein symbolträchtiges Mahnmal, das ebenso für die wunderbare Vision einer besseren und friedlichen Welt wie für die massive Bedrohung eines menschenwürdigen Daseins - oder für die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit steht." Und weiter: "Wir wissen nicht erst seit 1936 oder seit 1972, als in München arabische Terroristen in die vermeintlich heile olympische Welt eindrangen und einen bleibenden Schatten auf das bis dahin heitere Fest warfen, wie hart sich der Anspruch bisweilen an der Wirklichkeit reibt, doch trotzdem - nein, gerade deswegen müssen wir an unserem je eigenen Platz, in der Öffentlichkeit oder in ganz privatem Rahmen, im beruflichen Alltag oder im Rahmen ehrenamtlichen Engagements, das unsere tun, die Vision (des humanen Sports) mit Leben zu füllen."

Fair-Play-Plaketten übergeben Im Februar diesen Jahres wurden die Zuschauer des Berliner Sechstagerennens im Berliner Velodrom Zeugen einer Geste besonderer Fairness: Lokalmatador Robert

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Aus sportlicher Sicht endete das Rennen für Bartko und seinen Partner Guido Fulst wie schon zu Jahresbeginn mit Platz zwei. Genau eine Woche später ließ es sich DOGPräsident Dr. Hans-Joachim Klein nicht nehmen, der zweiten Fair-Play-Preisträgerin des Jahres, Bianca Kappler, die Auszeichnung im Rahmen des Olympiaballs der DOG Köln-Leverkusen persönlich zu überreichen.

Bad Sobernheim

"Kinder bewegen" läuft in Sien auf Hochtouren

Dieter Krickow und Ulrike Ufert-Hoffmann überreichten Robert Bartko die Fair-PlayPlakette im Berliner Velodrom.

eigenem Verschulden zu Fall gekommen sei und sein Gegner verdient gewonnen habe. Dafür sprach ihm die Deutsche Olympische Gesellschaft die Fair-Play-Plakette des deutschen Sports zu. An gleicher Stelle fand die Übergabe der Auszeichnung anlässlich der Eröffnung der Sechstagerennen-Saison 2005/6 am 15. Oktober statt. Robert Bartko nahm die FairPlay-Plakette aus den Händen des DOGVizepräsidenten Dieter Krickow und der Vizepräsidentin der DOG Berlin, Ulrike UfertHoffmann, entgegen und dreht anschließend unter dem Applaus des fachkundigen Publikums seine Ehrenrunde.

Nicht nur die Kleinen im Kindergarten Sien bekamen große Kulleraugen, als Ulrike Holzner, Silbermedaillengewinnerin im Zweierbob bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City, als Patin des Modellkindergartens vorgestellt wurde. Sie begeisterte die Kinder mit spielerischem Training: es wurde herumgetobt, geworfen und gefangen. Als angehende Sportlehrerin hatte Ulrike Holzner eine Menge Ideen zum spielerischen Sport mitgebracht: "Vielleicht gewinnt ja mal eines dieser Kinder eine olympische Medaille!" Dies ist nicht das primäre Ziel der Initiative "Kinder bewegen" der Deutschen Olympischen Gesellschaft, an der sich die DOG Bad Sobernheim mit dem Kindergarten Sien beteiligt. Mario Bender, Geschäftsführer der DOG-Zweigstelle und Verantwortlicher für diesen "Modellkindergarten" betonte, dass

gemeinsames Spiel mit sportlichem Hintergrund die Familienbande stärkt und das gesundheitliche Wohlbefinden fördert. In bewegungspädagogischer Hinsicht hat sich seit dem Start des Modellprojekts in Sien schon einiges getan: Wöchentlich werden Übungsstunden unter der Regie des Entspannungspädagogen Rüdiger Grab abgehalten, die Erzieherinnen besuchten mehrere Seminare in sportpädagogischer Hinsicht, Einführung des motorischen Tests für Kinder, Integration der Übungsleiterin Rosemarie Hartung in das Projekt und der Bau eines bewegungsfördernden Kletterwaldes ist vorgesehen. Der Vorstand der DOGZweigstelle zeigte sich sehr erfreut über die Entwicklung des vergangenen Jahres.

Besuch beim IOF in Frankfurt Einer Einladung des NOK-Präsidenten Dr. Klaus Steinbach folgend besuchten die Bad Sobernheimer DOG'ler Uschi und Rolf Kindgen sowie Mario Bender das Internationale Olympische Forum in der Frankfurter Paulskirche.

Baden Württemberg

Olympia-Museum als Höhepunkt Bei strahlendem Himmel und sommerlichen Temperaturen führte die Exkursion des DOG-Landesverbandes unter Führung von Theo Götz zunächst nach Gruyère, einer Kleinstadt, für die die Zeit stehen geblieben scheint. Angelehnt an das Schloss auf dem Berg ist die Stadt so geblieben, wie sie im Mittelalter gebaut worden war - lebendige Geschichte. Die Fahrt ging weiter zum Schloss Chillon am östlichen Ende des Genfer Sees. Noch heute kann man die strategische Lage erkennen. Die Engstelle zwischen den Bergen und dem See erlaubte es, den gesamten Verkehr in die Alpen hinein und auch heraus zu kontrollieren. Von Lausanne aus startete der zweite Tag, die der Stadt Genf als Metropole des Calvinismus galt. Die Teilnehmer der Exkursion Vertreter der DOG-Kreisverbände Reutlingen, Neckar-Odenwald, Rems-Murr, Heilbronn und Tübingen-Zollernalb wurden auch sportlich gefordert. Die Stadtführung kam einem 3000 m Lauf nahe - zum Glück

gab es die Pausen bei den Sehenswürdigkeiten wie z. B. in der beeindruckenden Kathedrale von Genf. Abends wurde die Stadt Lausanne erkundet. Am dritten Tag stand der Höhepunkt der Reise auf dem Programm: der Besuch des Olympia-Museums im "Parc Olympic". Von der Antike bis zur Neuzeit ist alles zusammengetragen, was für Olympia von Bedeutung ist. Die Skier von Wasmeier, der Schlitten vom Hackl Schorsch, der 4-er Bob der Schweiz neben einer Vielzahl von Sportgeräten und Sportbekleidung. Alle olympischen Sportarten sind vertreten und alle Austragungsorte der olympischen Spiele der Neuzeit. Da werden Erinnerungen wach an die Olympiaden in Squaw-Valley, in Rom, in Montreal, in Sydney, in Albertville usw. Beeindruckend auch die Ständer mit der Hochsprunglatte auf der Höhe des Weltrekords am Eingang des Museums. Unglaublich, dass ein Mensch diese Höhe überspringen konnte. Voller Eindrücke ging es auf die Heimreise über Fribourg, der Schwesterstadt von Freiburg im Breisgau. War Genf neben Zürich die Hochburg des Protestantismus, so war man nun im einstigen Bollwerk des Katholizismus. Die Stadt Fribourg verkörpert

Als Hauptredner befasste sich IOC-Präsident Jacques Rogge mit dem Thema "Die Stellung des Sports in der modernen Gesellschaft". Insbesondere seine Aussage, " Wenn der Sport an seinen Preis denkt, verliert er die Werte!", stieß bei den Teilnehmern aus Bad Sobernheim auf große Zustimmung. Darüber hinaus fand auch der Meinungsaustausch im Anschluss an das Forum mit Leistungssportlern, Politikern, Unternehmern und Sportfunktionären in der Vorhalle der Paulskirche großes Interesse. Die gelungene Mischung lässt die Bad Sobernheimer schon mit Spannung die nächste Veranstaltung im Jahre 2006 erwarten.

Die DOG-Reisegruppe vor dem Olympia-Museum in Lausanne

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den Widerstand gegen eine weitere Ausbreitung des Protestantismus. Sie ist noch heute Mittelpunkt der katholischen Schweiz. Gegründet von den Zähringern ist die Stadt heute zweigeteilt: die barocke Unterstadt verarmt, nachdem die neue Brücke die Pilger des Jakobswegs direkt in die Stadt führte, und als Gegenstück die Stadt der Adligen, die Oberstadt mit dem Dom. Für viele war diese Exkursion nur ein erstes Kennenlernen unseres Nachbarn im Süden sie werden zurückkommen um die Eindrücke zu vertiefen.

Coburg

Botschafter die olympische Basis stärken. So gilt es, schon bei den Kindern olympische Träume zu wecken und junge Sportler auf dem Weg nach Olympia zu unterstützen.

Ziel ist ein Olympiateilnehmer aus Coburg

In Coburg sei es nicht leicht, Leistungssport zu betreiben, sagte der DOG-Jugendvertreter Christian Meyer. Deshalb will die Kreisgruppe jungen Athleten bei ihrem

chen Nachwuchsteams und Vereinsabteilungen verteilte.

Bremerhaven-Cuxhaven

25. Gästeabend Zum mittlerweile 25. Gästeabend der DOG Bremerhaven-Cuxhaven empfing Vorsitzender Dr. Herbert Böttcher nahezu 100 Damen und Herren aus Sport, Politik und Wirtschaft im Weser-Yacht-Club. Ehrengast des stimmungsvollen Beisammenseins war die Präsidentin des Landessportbundes Bremen, Ingelore Rosenkötter, die zur geplanten Verschmelzung des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland sprach. "Den Tagungen bis zur Gründung im Mai 2006 sehe ich mit Zuversicht entgegen", sagte die LSB-Präsidentin. Außerdem verwies sie sorgenvoll auf die anstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Thema "Sportwetten". Das anschließende Dinner eröffnete Frank Schildt, Vorsitzender des Co-Gastgebers, des Kreissportbundes Bremerhaven. Der Fair-Play-Preis der DOG BremerhavenCuxhaven ging in diesem Jahr an den 17jährigen Steffen Trumpf. Das Tennistalent hatte beim nationalen Hallenturnier der Nordsee-Zeitung darauf bestanden, auf seinen Finalkontrahenten, der sich 45 Minuten verspätet hatte, zu warten und das Spiel "vernünftig zu bestreiten". Vorsitzender Herbert Böttcher übergab den Preis mit den Worten: "Herr Trumpf, bewahren Sie ihre vorbildliche Einstellung zum Sport." Außerdem gehörte die DOG BremerhavenCuxhafen mit Vorstandsmitglied Nils Katarius einer Jury an, die 150.000 Euro der Kreissparkasse Wesermünde-Hadeln zur Unterstützung von Top-Talenten, erfolgrei-

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Hans-Heinrich Ulmann mit den Patenkindern Cariana Seifert, Kevin Krawietz und Marco Henkel im Kreise der Sponsorenvertreter von HUK Coburg und der Sparkasse CoburgLichtenfels.

Der olympische Gedanke wurde mit der Aktion der Deutschen Olympischen Gesellschaft "Paten schaffen Bewegung" in Coburg neu belebt. "Mit dieser Aktion möchten wir jungen Sportlern den Weg nach Olympia ebnen und sie gezielt fördern", erklärte der geschäftsführende Vorsitzende der DOG Coburg, Hans-Heinrich Ulmann, bei einem Pressegespräch. Die DOG Coburg begründet deshalb erstmals Patenschaften mit jungen Athleten und hat in Coburg zwei kompetente Partner gefunden: die Vereinigten Coburger Sparkassen (VCS) und die HUK-Coburg. Beide Sponsoren übernahmen die Patenschaft für drei junge Sportler. "Wir wollen den olympischen Gedanken voranbringen", betonte Ulmann und würdigte "seine" sehr vitale DOG-Mannschaft vor Ort, die als

Weg an die Spitze helfen. Ziel sei es, talentierte Sportler, die ein erkennbares Ziel vor Augen haben, weit nach vorne zu bringen. "Wir wollen Sportler auswählen, die eine Perspektive für die Spitzenklasse in einer olympischen Disziplin haben", sagte Meyer. Die medizinische Betreuung der Athleten übernehmen Prof. Dr. Hans-Jochen Medau für den Herz- und Kreislaufbereich und Dr. Dirk Rothhaupt für den orthopädischen Bereich. Ein kostenloses Training für die Nachwuchssportler ermöglicht das FitnessCenter "Activ-World" in Niederfüllbach. Die Athleten, die von der DOG Coburg zusammen mit den Sponsoren ausgewählt wurden, stellten sich im Rahmen einer Auftaktveranstaltung vor. Berücksichtigt

wurden Carina Seifert (Kanurennsport), Kevin Krawietz (Tennis) und Marco Henkel (Leichtathletik).

Düren

Deutsche Olympische Gesellschaft auf Reisen Die diesjährige Fahrt der DOG Düren führte nach Wolfsburg und in den Harz. Zu dieser mehrtägigen Busfahrt konnte der erste Vorsitzende, Rolf Seel MdL, 31 Teilnehmer begrüßen. Erste Station war das VWStadion in Wolfsburg, welches mit seinen 30.000 Sitzplätzen als Muster für den im Gespräch befindlichen Neubau des TivoliStadions in Aachen dient. Anschließend konnten die Teilnehmer entweder die "VWAutostadt" oder das derzeit modernste Freizeitbad Deutschlands, das "Badeland" im Allerpark, besichtigen. Am nächsten Tag ging die Fahrt nach Wernigerode, wo die Gruppe vom dortigen DOG-Vorstandsmitglied Reinhard Bredow (Olympiasieger und mehrfacher deutscher Meister im Rennrodeln in den Jahren 1972/75) begrüßt wurde. Anschließend fand eine Besichtigung der Altstadt von Wernigerode unter Führung von Frau Bredow statt. Interessierte konnten dann am Nachmittag entweder mit der "Harzer Schmalspurbahn" auf den höchsten Berg des Harzes, den Brocken, fahren oder eine mustergültige multifunktional nutzbare Mehrzweck-Sport- und Freizeitanlage in Aschersleben besichtigen. Der Tag schloss mit einem gemeinsamen Abendessen, zu

welchem Reinhard Bredow interessante Anekdoten aus seiner aktiven Wettkampfzeit bei Olympischen Winterspielen und Deutschen Meisterschaften zum Besten gab.

Hauptgeschäftsführer des 5 Millionen Mitglieder starken Landessportbundes Nordrhein-Westfalen. Auch brauche der Sportverein als "Gesundheitsverein" mehr Zukunftssicherheit, so Probst.

Die Rückfahrt führte über landschaftlich reizvolle Strecken und Orte des Harzes. Bei der Verabschiedung der Teilnehmer bedankte sich Rolf Seel bei den Organisatoren der von den Teilnehmern als sehr gelungen bezeichneten Fahrt Walter Stolz und Jürgen Mund.

Mit Blick auf die Krawalle in Frankreich hob Prof. Manfred Lämmer von der Deutschen Sporthochschule Köln hervor, dass Bund und Kommunen den sozialen Faktor des Sports nicht außer Acht lassen dürfen. Gerade in der heutigen Zeit seien die Sportvereine mit ihren ehrenamtlichen Helfern wertvoller denn je.

Podiumsdiskussion über die Rolle des Sportvereins in der Gesellschaft

Landrat Wolfgang Spelthahn, Vorsitzender des Kreissportbundes Düren, erklärte, dass Kürzungen der öffentlichen Hand bei der Sportförderung für den Kreis Düren eine Tabuzone seien. Er sprach sich gegen Nutzungsgebühren für Sportstätten aus und wandte sich gegen Pläne aus Brüssel, die deutschen Sportvereine mit kommerziellen Fitnessstudios gleichzusetzen und deshalb die staatliche Förderung als Subvention zu betrachten.

Der deutsche Vereinssport steht vor großen Herausforderungen und Gefahren, die unter dem Thema: "Der Sportverein in unserer heutigen Gesellschaft" in einer Podiumsdiskussion der DOG Düren diskutiert wurden. Die Veranstaltung wurde in Erinnerung an den im Spätsommer verstorbenen Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Ernst-Günther Hammans, durchgeführt. Der erste Vorsitzende der DOG Düren, Rolf Seel, der auch Mitglied des Sportausschusses des Landtages Nordrhein-Westfalen ist, konnte zu dieser Diskussion namhafte Repräsentanten des Sports und zahlreiche Vertreter Dürener Sportvereine begrüßen. Dass Politiker immer mehr die gesellschaftspolitischen Aufgaben des Sports anzweifeln und den Sport mehr als ein privates Vergnügen ansehen, kritisierte Walter Probst,

Für die freundliche Aufnahme in Wernigerode bedanken sich die beiden Vorsitzenden der DOG-Kreisgruppe Düren, Rolf Seel MdL (Mitte) und Jürgen Mund (links) bei Herrn und Frau Bredow.

Sylvia Glander, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der größten deutschen Sportvereine, gab zu bedenken, dass das Ehrenamt im Sportverein vor Veränderungen stehe und ein Verein als Dienstleister für den Sport in Zukunft professioneller geführt werden muss. Den Beiträgen der Podiumsteilnehmer schloss sich eine rege Diskussion mit den anwesenden Vertretern der Sportvereine an, wofür sich Rolf Seel herzlich bedankte. Die Veranstaltung hat gezeigt, mit welchen Problemen die Sportvereine heute zu kämpfen haben und Seel mahnte mehr Unterstützung durch die staatlichen Institutionen an.

Die Referenten der Podiumsdiskussion (von links): Prof. Dr. Manfred Lämmer, LSB-Geschäftsführer Walter Probst, DOG-Vorsitzender Rolf Seel, Landrat Wolfgang Spelthahn und Sylvia Glander

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Heilbronn-Unterland-Hohenlohe

Leistungsplakette für Rolf Halter Im Rahmen des "Großen Weinpreises 2005" wurde der Sportvorstand des RSV Erlenbach und eine der herausragenden Persönlichkeiten des Unterländer Sports, Rolf Halter, mit der "Plakette für besondere Leistungen im Sport" der Deutschen Olympischen Gesellschaft ausgezeichnet. In der vollbesetzten Erlenbacher Sporthalle würdigten die Vorsitzende der DOG Heilbronn-Unterland-Hohenlohe, Siegrid Seeger-Losch, sowie der stellvertretende Vorsitzende, Ortwin Czarnowski, das langjährige vorbildliche Engagement Halters für den Kunstradsport. Früher selbst mehrfacher Deutscher Meister und Europameister im Kunstradfahren ist er jetzt im Verein ehrenamtlich als Organisator, Manager und Macher tätig und vor allem außerordentlich erfolgreicher Trainer. Seine Schützlinge im

Überreichung der Leistungsplakette durch Ortwin Czarnowski und Sigrid SeegerLosch an Rolf Halter.

2er-Kunstradfahren Caroline Ingelfinger und Katja Knaack holten sich im November bei der Weltmeisterschaft in Freiburg erneut den WM-Titel.

Hochstift Paderborn

Trauer um Wolfgang Helle Völlig unerwartet ist jetzt der langjährige Vorsitzende der DOG Hochstift Paderborn, Wolfgang Helle, im Alter von 61 Jahren verstorben.

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Wolfgang Helle war maßgeblich am Wiedererstarken der DOGAktivitäten in Paderborn beteiligt. Mit ihrem Vorsitzenden verliert die DOG Hochstift Paderborn einen wichtigen Motor. Der Vorstand signalisierte, dass die Arbeit vor Ort im Sinne und im Andenken an Wolfgang Helle fortgeführt werde.

bewegen" ins Stadion des nahen Schulsportzentrums. Zu Beginn erklärte Karlheinz Klotz, der frühere Weltklassesprinter über 100 und 200m und Olympischer Bronzemedaillengewinner 1972 in München, den Kindern die verschieden Nummern der Bahnen und die bunten Linien beim lustigen Spaziergang über Kunststoffbahn. So eingestimmt und aufgewärmt ging es für die Kinder zu den ersten Startkommandos. Die Möglichkeit für ein kleines Wettrennen mit "Auf-die-Plätze, Fertig, Hopp" ist ja schon allein Motivation genug und ein prima erster Einstieg für das kindgerechte

Paderborner Gesundheitstag Mehrere hundert Besucher zählte der Paderborner Gesundheitstag im Heinz Nixdorf MuseumsForum dem weltgrößten Computermuseum. Eingeladen hatten zu der Veranstaltung das Kompetenzzentrum für Sport und gesunde Lebensführung OWL, der Apotheker Manfred Kesselmeier, selbst Mitglied der DOG, und die DOG Hochstift Paderborn.

Karlheinz Klotz mit seinen Patenkindern vom DOGModellkindergarten "St. Judas Thaddäus"

Die DOG-Aktiven aus der Paderstadt nutzten nicht nur die Möglichkeit, die Arbeit der Deutschen Olympischen Gesellschaft vor Ort vorzustellen, sondern akquirierten auch neue Mitglieder. Nächstes Ziel ist es, einen möglichst großen Mitglieder- und Fördererpool aufzubauen, der die Basis für weitere Aktivitäten ist.

Üben. Doch das ehrgeizige Ziel der Sportstunde war es, dass die ganze Gruppe aufgeteilt in zwei Staffeln eine große Runde mit dem Staffelholz laufen würde. Unter lautstarken Anfeuerungsrufen der anderen Kinder aus dem Kindergarten, die zwischenzeitlich als Fans zum Sportplatz gekommen waren, klappten die Staffelläufe auf Anhieb recht gut.

Goldener Herbst und goldenes Staffelholz

Zum Abschluss bedankten sich die Kinder und Kindergartenleiterin Beate Struck bei Karlheinz Klotz für sein Engagement. Von der tollen Übungsstunde mit ihrem Paten werden die Kinder sicher noch lange sprechen.

Zu einer ganz besonderen Übungsstunde mit ihrem Paten Karlheinz Klotz kamen 18 Vorschulkinder des Kindergartens "St. Judas Thaddäus". Bei goldenem Herbstwetter ging es für die Gruppe aus der Karlsruher Modelleinrichtung der DOG-Initiative "Kinder

Der Modellkindergarten "St. Judas Thaddäus" setzt immer wieder Impulse für eine bewegungsreiche und somit motivierende Kindergartenzeit unter dem Motto "Kinder bewegen". Bernd Budig

Karlsruhe

Köln-Leverkusen

Olympia & Samba Ein Hauch von Olympia wehte am 22. Oktober wieder durch den großen Ballsaal des Bayer-Kasinos zu Leverkusen: Die DOG

Olympiasieger und siebenfache Weltmeister Stephan Volkert beendete seine großartige Karriere und wurde an diesem Abend besonders gewürdigt. Aus den Händen des DOG-Präsidenten Dr. Hans-Joachim Klein erhielt Bianca Kappler die Fair-Play-Plakette der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Die Weitspringerin hatte bei den Hallen-Europameisterschaften ihren letzten Versuch annullieren lassen, weil eine eindeutige Fehlmessung vorlag. Der Sprung wurde mit einer Weite gemessen, die das Leistungsvermögen der 28Jährigen übersteigt - und Gold bedeutet hätte. Mit den Fechterinnen Imke Duplitzer und Britta Heidemann, den modernen Fünfkämpferinnen Elena Reiche und Lena Schöneborn sowie Speerwerferin Steffi Nerius erhielten zudem fünf Sportler die Sportehrenmedaille des Landes NordrheinWestfalen. Der Termin für das Olympiaball-Jubiläum steht auch bereits fest: am 21. Oktober 2006 findet die 10. Auflage im großen Ballsaal in Leverkusen statt.

Dr. Britta Siegers, Vorsitzende der DOG Köln-Leverkusen (links), mit Fair-PlayPreisträgerin Bianca Kappler

Köln-Leverkusen hatte zu ihrem traditionellen "Olympiaball" eingeladen und alle waren gekommen. Unter dem Motto "Fiesta do Brasil" feierten die Mitglieder der rheinischen OlympiaFamilie durch die Nacht. Neben den südamerikanischen Rhythmen von Banda Brasil mit farbenfrohen Kostümen, fesselnden Tanzeinlagen und packender Musik demonstrierte die Kölner Capoeira-Schule Arte Negra, die brasilianische Nationalsportart, eine Mischung aus Kampfkunst und Tanz. Ein weiterer musikalischer Höhepunkt des Abends waren die Darbietung der beiden behinderten Sängerinnen Ute Kaiser und Chantal Priesack, die gefühlvolle Lovesongs präsentierten. Natürlich stand der Olympische Gedanke im Mittelpunkt der Veranstaltung. Neben der Verleihung wertvoller Förderpreise an besonders talentierte junge Sportler gab es diesmal auch einen Abschied: Der zweifache

daillengewinner mit der Volleyballnationalmannschaft Josef Weißenfels oder der Biathlet Udo Hirsch. Die Vorsitzende der DOG Köln-Leverkusen und vielfachen Goldmedaillengewinnerin im Schwimmen, Dr. Britta Siegers, dankte den Mitgliedern für ihre Treue zur Deutschen Olympischen Gesellschaft und dem aktiven Einsatz im Sinne des olympischen Gedankens. Ein besonderer Dank ging an den Gastgeber des Abends, die Kreissparkasse Köln (KSK). Deren Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Krämer betonte in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung des Sports im Hause der KSK. Er sieht die Symbiose zwischen dem Leistungs- und Breitensport und die KSK fühle sich im Sport äußerst wohl, auch in der Rolle des Sportförderers. Dr. Britta Siegers überraschte in ihrer Rede die Gäste des Abends mit der Vorstellung des neuen Schirmherrn für den 10. Olympiaball in 2006. "Wir hatten ein sehr schönes Gespräch und ich bin sehr glücklich darüber, dass ich den Vorsitzenden des Vorstandes der Kreissparkasse Köln, Herrn Hans-Peter Krämer, als Schirmherrn für dieses gesellschaftlich sportliche Ereignis habe gewinnen können". Dieter Schmidt

Olympia-Abend Über 80 Medaillengewinner und Teilnehmer an Olympischen wie Paralympischen Spielen trafen sich zum Olympiaabend der DOG Köln-Leverkusen im Kasino der Kreissparkasse Köln. Diese Veranstaltung ist seit Jahrzehnten der alljährliche Ausklang der Olympischen Familie in der Region. So trafen sich u.a. die älteste Sportlerin und Sprinterin von 1936, Dr. Grete Debus, oder der Turner Yalcin Özer von 1960. Mit dabei auch die Leichtathleten aus den 70er und 80er Jahren, Mittelstrecklerin Brigitte Kraus, Sprinter Manfred Ommer, Speerwerfer Klaus Tafelmeier, Hochspringer Günter Spielvogel, die Radsportler Karl-Heinz Küster und Erwin Tischler, Sprinterlegende Manfred Germar sowie die Basketballer Norbert Thimm und Klaus Zander. Aber auch die Jungolympioniken aus 2004 mit der Fechterin Britta Heidemann und dem Hammerwerfer Markus Esser trafen sich zum Talk unter der olympischen Flamme. Hochkarätig vertreten auch die erfolgreichen Paralympioniken wie Lilly Anggreny in der Leichtathletik, der vierfache Goldme-

Neckar-Odenwald

Ehrenpreis vergeben Auf der Hauptversammlung des SV Neunkirchen nutzte der Vorsitzende der DOG Neckar-Odenwald, Michael Knaus, die Gelegenheit, dem Vereinsvorsitzenden Heinrich Treiber für vorbildliches Engagement in Verein und Ehrenamt den DOGEhrenpreis zu verleihen. Heinrich Treiber bringt sich seit 1971 sehr engagiert als Jugendbetreuer, Spielausschussvorsitzender sowie seit 28 Jahren als Vorsitzender ein und hat in dieser Funktion ohne Frage entscheidende Akzente gesetzt. Michael Knaus zollte ihm Anerkennung für solch beispielhaftes Engagement und dankte für die unermüdliche Einsatzbereitschaft. Bürgermeister Wolfgang Schick würdigte ebenfalls diesen vorbildlichen Einsatz für den Verein und hob bei dieser Gelegenheit auch den Stellenwert des Ehrenamtes für Sport und Verein hervor. Er

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beglückwünschte Heinrich Treiber zu dieser ganz besonderen Auszeichnung. Walter Jaufmann

Odenwald

Aktion "Junge Könner brauchen Gönner" zum 11. Mal erfolgreich Große Begeisterung herrschte bei allen Teilnehmern der 11. Sportförderaktion "Junge Könner brauchen Gönner" der DOG Odenwald. Über 60 Gäste, Freunde und Förderer hatten sich eingefunden, um im Veranstaltungsraum der Sparkasse Odenwaldkreis die Präsentation dieser erfolgreichen Förderinitiative zu erleben. Das Unterhaltungsprogramm gestalteten diesmal Stepschülerin Rebekka Dörr und Kickboxerin Denise Münch. Im Jahr 1994 hatte es mit der Unterstützung junger erfolgreicher Athleten in kleinem Rahmen begonnen. "Timo Boll, inzwischen Weltstar des Tischtennissports, war in diesem ersten Jahr dabei", unterstrich Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald. Jahr für Jahr wurde die Werbetrommel gerührt und immer wieder neue Sponsoren gefunden, die den Sinn dieser guten Sache erkannten. So kam es im Laufe der Jahre zu einem beachtlichen Spendenvolumen von insgesamt über 35.000 Euro, zusammengetragen durch unzählige kleine-

re Summen, um damit junge Talente gezielt zu unterstützen. Speziell im Jahr 2000 für die Förderaktion wurde ein gemeinnütziger Sportförderkreis eingerichtet. "In diesem Jahr haben uns 42 Sponsoren mit Einzelhilfen zwischen 50 und 200 Euro geholfen, eine Fördersumme von 4.500 Euro aufzubauen", erläuterte Hey. "Damit unterstützen wir 33 junge Athleten im Alter zwischen 10 und 19 Jahren." Ausgewählt wurden die besten jungen Sportler des Odenwaldkreises, die durchschnittlich 8 bis 10 Stunden pro Woche trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. "Auch die soziale Bedürftigkeit spielt bei der Auswahl eine Rolle", so Hey. Die größte Einzelhilfe sind zwei Stipendien der HSE (HEAG Südhessische Gas und Wasser AG, Darmstadt) in Höhe von je 600 Euro, die in diesem Jahr an Tischtennistalent Patrick Franziska (13 Jahre) und Mountainbiker Lutz Staake (10 Jahre) gingen.

Zu Gast beim Ju-Jutsu Aus Anlass des 20jährigen Bestehens des Judo-Clubs Erbach war die DOG Odenwald als fördernder Ehrengast eingeladen. Der Abend wurde mit einer Aufführung der jungen Ju-Jutsu-Kämpfer zu einem großen Ereignis - wahrhaft ein Olympisches Flair in der Sporthalle der Theodor-Litt-Schule in Michelstadt.

Stipendien für die Talente Patrick Franziska (2.v.l.) und Lutz Staake - überreicht von Hubert Hey (links) und Klaus Herrmann vom Energieversorger HSE (rechts).

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Aus ganz Deutschland waren JuJutsu-Talente gekommen, um ihr Können unter Beweis zu stellen und das taten sie denn auch. In vielfältigen Kampfstellungen präsentierten sie dem Publikum die Kombination von Kraft, Schnelligkeit und Technik ihres Sports. Die Wertungsrichter hatten es oft nicht leicht

und das Niveau der Teilnehmer erwies sich als hoch. Dass Ju-Jutsu sich im Odenwald zu einem beliebten Sport entwickelt hat, ist dem Cheftrainer Bernd Keßler zu verdanken. Durch seine unermüdliche Tätigkeit - täglich bis zu vier Stunden - steht die Sportart bei der Jugend hoch im Kurs. Interessant ist

übrigens das Ritual unmittelbar vor dem Kampf. Die Kontrahenten knien nieder, verschränken die Arme und senken den Kopf - eine Kurzmeditation, die Achtung vor dem Gegner zeigen soll. Im Auftrag des Präsidenten der Deutschen Olympischen Gesellschaft zeichnete Hubert Hey, Vorsitzender der DOG Odenwald, Bernd Keßler für seine besonderen Verdienste mit der Leistungsplakette aus. "Menschen wie er schaffen ideelles Kapital in der Jugend, denn jede Stunde Training ist eine Bereicherung für das Leben. Denn die Werte des Sports, wie Ausdauer, Disziplin und überlegter Einsatz der Kräfte, sind in jeder Lebensphase gefragt", würdigte Hey das Engagement des Trainers.

Unterstützung für den Steptanz Die DOG Odenwald war Schirmherr der Süddeutschen Meisterschaften im Steptanz. Auf Anfrage der Bad Königer Ballettschute Krings hatte die Zweigstelle diese würdevolle Aufgabe übernommen. Insgesamt 289 Teilnehmerinnen in 120 Gruppennahmen in den Wettkämpfen Solo, Duo, Smallgroup und Formation teil. Die jüngsten Mitwirkenden waren noch keine 12 Jahre alt, die ältesten knapp 80. Getanzt

erfolgreich zwischen Eigentümer und Gemeinde, dass der Silbersee in BobenheimRoxheim auch weiterhin von Wassersportvereinen genutzt werden darf.

Attraktiver Sport wurde bei den Süddeutschen Stepmeisterschaften unter Schirmherrschaft der DOG Odenwald geboten. wurde im Wettbewerb von 12.00 bis 23.00 Uhr. Aus Odenwälder Sicht waren die Meisterschaften sehr erfolgreich: alle 48 Starterinnen haben sich für die Deutschen Meisterschaften in Karlsruhe qualifiziert . DOG-Vorsitzender Hubert Hey betonte die Bereitschaft der DOG, junge Talente zu motivieren und zu fördern wie es zum Beispiel in den vergangenen Jahren schon geschehen ist. So unterstützte die DOG Odenwald auch die diesjährigen Meisterschaften mit einer Spende.

Neue KindergartenPatenschaft geplant

schen Kindertagesstätte und DOG Odenwald festigen und die bestehenden Kontakte ausbauen.

Pfalz

Positive Jahresbilanz Zu ihrer Jahreshauptversammlung lud die DOG Pfalz am 4. November in die Räume des Pfälzer Sportbundes in Kaiserslautern. Vorsitzender Carlo von Opel konnte von einem sehr erfolgreichen Jahr 2005 berichten, in dem die Zweigstelle u.a. den Olympic Day Run sowie zwei weitere Volksläufe organisiert hat. Der Rundlauf um den Bobenheim-Roxheimer Altrhein wurde offiziell in "Olympic Day Run-Strecke" benannt, die erste dieser Art in Deutschland. Darüber hinaus vermittelte DOG Pfalz

Die DOG Odenwald bereitet die fünfte Patenschaft mit einem Kindergarten vor. Erste Kontakte wurden bereits vor Monaten aufgenommen. DOG-Vorstandsmitglied Karl Geyer nahm am Kinderfest der MontessoriKindertagesstätte in Michelstadt teil, um mit den Kindern Bewegungsübungen durchzuführen. Seither besucht Karl Geyer, selbst im Turnen aktiv, regelmäßig die Einrichtung zum Sport mit den Kindern. Die vorgesehene Patenschaft soll die Zusammenarbeit zwi-

Große Bedeutung im Rahmen des Engagements der DOG Pfalz haben das Patenschaftsprogramm und das Modellprojekt "Kinder bewegen". Mittlerweile fördert die Zweigstelle zehn talentierte Nachwuchssportler. Wie der Leiter des Patenschaftsprogrammes, Dr. Alois Bierl, ausführte, stehen weitere "9 Patenkinder" auf der Warteliste. Im Modellkindergarten in LudwigshafenEdigheim, der von Opel gesponsert und durch die DOG Pfalz betreut wird, wird die Bewegungsförderung der Kinder mit Sport und Spiel groß geschrieben. Bei den Wahlen wurden Carlo von Opel als Vorsitzender sowie Margreth Schmitt als Schatzmeisterin in ihren Ämtern bestätigt. Als Beisitzer wurden Ruder-Olympiasieger Dr. Alois Bierl und Hockey-Legende Heiner Dopp erstmals gewählt. Dem erweiterten Vorstand gehören zudem Dr. Carl Hezel, Wolfgang Ziegler und Jakob Kapper an. Carlo von Opel dankte den aus dem Vorstand ausgeschiedenen Dirk Brodersen und Erwin Reiß. Insbesondere Erwin Reiß hatte sich durch seine Mitarbeit bei der Umfrage im Bezirk Neustadt zur Situation des Schulsports verdient gemacht. Mit dem neuen Team plant die Pfälzer DOG im kommenden Jahr die Ausweitung des Patenschaftsprogramms, die weitere intensive Partnerschaft mit dem Ludwigshafener Modellkindergarten und die Einrichtung einer eigenen Internetpräsenz. Ferner soll ein Denkmal zu Ehren des weltbekannten Kletterers Wolfgang Güllich in seinem Heimatort Dannstadt errichtet werden. Erster Höhepunkt wird die Benefizveranstaltung am 25. Januar mit Klaus Schlappner, IOC-Mitglied Prof. Walter Tröger und Mundartdichter Paul Tremmel sowie einer bekannten heimischen Tanzgruppe in Frankenthal sein.

Reutlingen

Goldene Mitgliedschaft der Stadt Reutlingen Der neue Vorstand der DOG Pfalz (von links): Dr. Carl Hezel, Heiner Dopp, Margreth Schmitt, Carlo von Opel, Dr. Alois Bierl und Wolfgang Ziegler

Seit fünfzig Jahren ist die Stadt Reutlingen Mitglied der Deutschen Olympischen Gesell-

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Bei all diesen Projekten habe die DOG Reutlingen auf die Unterstützung des Sportamtes der Stadt Reutlingen bauen können. "Mit Herrn Weber haben wir einen engagierten Ansprechpartner im Sportamt", so Zeller "Wir bedanken uns für diese Unterstützung und hoffen für die Zukunft auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit der für die Vielfalt im Breiten- und Spitzensport stehenden Sportstadt Reutlingen", schloss Jochen Zeller seine Ansprache.

Theo Götz setzte vor jede einzelne SportlerVorstellung ein Schillerzitat. So stellte er die einzige Frau unter den Ehrenamtlichen, Gudrun Reinhard (TSV Eningen) mit den Worten vor: "Beschäftigung, die nie ermattet, die langsam schafft, doch nie zerstört." Ihre vielseitige ehrenamtliche Arbeit für Frauen und Kinder seit 51 Jahren wurde in der Vergangenheit bereits durch verschiedene Auszeichnungen wie die "Goldene TSV-Ehrennadel", die "Goldene Ehrennadel des STB" und die "Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg" gewürdigt.

Mechthild Juny Jochen Zeller mit Barbara Bosch schaft und mit ihren Vertretern in der Kreisgruppe Reutlingen auf vorbildliche Weise aktiv. Dieses Jubiläum wurde am 26. Oktober im Foyer des Reutlinger Rathauses mit Vertretern der Stadt, der Vereine und Verbände gebührend gefeiert. Oberbürgermeisterin Barbara Bosch nahm aus den Händen des Zweigstellenvorsitzenden Jochen Zeller höchstpersönlich Urkunde und goldene Ehrennadel zur 50jährigen Mitgliedschaft entgegen. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Musikgruppe Folk´n Fun der Musikschule Reutlingen. In seiner Ansprache wies Jochen Zeller die Festgäste darauf hin, dass die Stadt bereits vier Jahre nach der Gründung der Deutschen Olympischen Gesellschaft ihren Beitritt erklärt hatte, also noch etliche Jahre vor der Gründung der Kreisgruppe.

Ehrenamt gewürdigt Die DOG Reutlingen ehrte auch im Jahr 2005 wieder besonders verdiente Mitarbeiter im Sport und zeichnete sie für ihr außerordentliches ehrenamtliches Engagement mit der "Plakette für besondere Leistungen im Sport" aus. Ende Oktober trafen sich in einer Feierstunde im Reutlinger Rathaus neben Vertretern der Stadt, der Vereine und Verbände die ehrenamtlichen Funktionäre, die ausgezeichnet werden sollten. Nach Grußworten und Ansprache des Vorsitzenden, Jochen Zeller, wurde die Laudatio für die fünf ehrenamtlichen Sportfunktionäre von dem Ehrenvorsitzenden der DOG Reutlingen übernommen.

Heinz Glöser ist seit 27 Jahren Mitglied des VfL Pfullingen und Hauptkassier des zweitgrößten Vereins im Sportkreis. Die Finanzverwaltung seines Vereins mit ca. 3.300 Mitgliedern führte der gelernte Bankkaufmann gewissenhaft aus. Er war wesentlich mitverantwortlich für große sportliche Veranstaltungen wie die Schwabenbergfeste auf der Wanne, Gauturnfeste, Sport- und Spielfeste. Kameradschaftlich stellte er das Gemeininteresse immer vor das Eigeninteresse. Zusätzlich vertrat er den VfL-Vorstand nach außen, so oft das notwendig war. 56 Jahre lang ist Reinhard Herrmann bereits Mitglied bei der TSG Reutlingen. Dort übt er die verschiedensten Aktivitäten und Ehrenämter aus. So war er beispielsweise im Handballsport als Jugendspieler, als Aktiver und als Schiedsrichter tätig. Viele Jahre arbeitete Reinhard Herrmann

Er erklärte, mit ihrem Beitritt habe die Stadt Reutlingen den olympischen Gedanken in der Stadt verankert. Auch bei der Umsetzung des Goldenen Plans legte die Stadt Reutlingen manchen Grundstein für den Sportbetrieb in Schulen und Vereinen. Jochen Zeller hob hervor, wie wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen die olympischen Werte von Fairness, Leistungsbereitschaft, Teamgeist und Völkerverständigung zu vermitteln. Vereine, Schulen und Kommunen müssten diese Ideale gemeinsam weitergeben. Er erinnerte an die jährliche Verleihung des Fairnesspreises anlässlich des Sportlerballes, das Patenschaftsprogramm mit zwei Jugendabteilungen der TSG Reutlingen und des VfL Pfullingen, die finanzielle und ideelle Unterstützung von Sportveranstaltungen, auch im Behindertensport, sowie das Projekt "Kinder bewegen".

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Die fünf ausgezeichneten Ehrenamtlichen (vorn) mit dem DOG-Vorsitzenden Jochen Zeller, Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und dem DOG-Landesvorsitzenden Theo Götz (hinten von links)

hauptberuflich beim WLSB. Daneben nahm er wichtige ehrenamtliche Funktionen wahr wie Kreisjugendleiter, Kreisspielwart, Kreisund Bezirksvorsitzender. Robert Maiers Wirkungsbereich im TSV Betzingen ist vor allem die Handballabteilung. Er begann als aktiver Spieler und ist seit 1981 Spielleiter für alle aktiven HBMannschaften. Jahrelang war er auch verantwortlich für die 2. und 3. Herrenmannschaften; er bewährt sich bei allen Veranstaltungen der HB-Abteilungen als zuverlässiger Organisator und Helfer. Auch wenn der Hauptverein seine Hilfe benötigt, ist er selbstlos zur Stelle. Sein ehrenamtlicher Einsatz ist beispielhaft. Der Pädagoge Dr. Ludwig Walter erteilte Schul-Sportunterricht, war unter anderem Übungsleiter "Bubenturnen" mit Schwerpunkt allgemeine sportliche Früherziehung, er war Übungsleiter für Schüler und 15 Jahre lang Kampfrichter. Auch im organisatorischen Bereich betätigt er sich im PSV, er ist stellvertretender Vorsitzender und für den Sportbetrieb verantwortlich. Mit großem pädagogischen Engagement ist er unter anderem Ansprechpartner der Abteilungen für sportliche Fragen, Gesprächspartner der Stadtverwaltung und Fachverbände, Organisator von abteilungsübergreifenden Veranstaltungen. Mechthild Juny

Rheinland-Pfalz

Wiederaufbau des Landesverbandes Nach dem Rücktritt des Vorstands des Landesverbandes Rheinland-Pfalz fanden sich die Vertreter der DOG-Zweigstellen Bad Sobernheim, Mainz-Rheinhessen und Pfalz zu einer Besprechung im Mainzer Ruderclub zusammen. Vor allem im Interesse der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung der Arbeit vor Ort erachteten die Teilnehmer die Neubesetzung des Vorstands als dringend notwendig. Auf Vorschlag des Vizepräsidenten des Landesportbundes einigte man sich darauf, Bernd G. Zeisig von der DOG Mainz-Rheinhessen mit der Funktion des kommissarischen Vorsitzenden zu

betrauen. Als Vertreter sollen die Vorstandskollegen der beiden anderen Zweigstellen fungieren. Für das erste Halbjahr 2006 haben die rheinland-pfälzischen Zweigstellen ein weiteres Treffen vereinbart, um die Bildung eines ordentlichen Landesverbandsvorstandes zu besprechen.

Stuttgart

Zum Weltkindertag um die ganze Welt Zum Weltkindertag beteiligten sich im Stuttgarter Modellkindergarten 50 Kinder an einem Spielparcours mit dem Motto:

DOG-Mannschaft komplett Die DOG Stuttgart ist finanziell und personell gut aufgestellt. Davon konnten sich rund ein Drittel der Mitglieder der hiesigen Organisation konnte sich bei der Mitgliederversammlung in der Alten Bibliothek der Merz-Schule überzeugen. Im Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden Roland Sauer wurden speziell zwei Schwerpunkte der DOG-Arbeit herausgehoben. Mit dem Modell "Paten schaffen Bewegung" werden talentierte Nachwuchssportler am Schickhardt- und Wirtemberg-Gymnasium sowie an der Merz-Schule unterstützt. Im Rahmen des zweiten Projekts, Kinder bewegen, wird ein Modellkindergarten in Stuttgart-Weilimdorf finanziell und ideell unterstützt. Gemeinsam arbeiten die städtische Kindertagesstätte, die Deutsche Olympische Gesellschaft, die Sportschule Kiedaisch und der TSV Weilimdorf daran, Bewegung schrittweise in den Kindergartenalltag zu integrieren.

Roland Sauer kann in den nächsten drei Jahren mit folgendem Team in der Vorstandschaft zusammenarbeiten: Stuttgarts SportGar nicht so leicht, dieser Flossen-Hindernislauf! Roland Sauer, bürgermeisterin Vorsitzender der DOG Stuttgart bewundert die Weilimdorfer Kinder Susanne Eisenmann aus dem Hintergrund. übernimmt den stellvertretenden "Wir fliegen um die ganze Welt. KinderVorsitz, Harald Pfab ist als Schatzmeister spiele aus aller Welt". Italien, Ägypten, weiterhin für die Finanzen zuständig. Des Kuba, Japan, Österreich, Schweiz, GrieWeiteren gehören Karl Link (Olympiastützchenland, Australien und Deutschland punkt Stuttgart), Dr. Eckart Muser, Thomas konnten bereist werden, und nicht nur das: Güthle (Jugendreferent), Professor Hans Bei jeder Station stand eine landestypische Wieland, Günther Kuhnigk (Leiter des Sportart auf dem Programm. Muschel Sportamts Stuttgart), Dr. Volker Merz, suchen, Mumien einwickeln, Kokosball Herbert Aupperle, Carola Boomes, Karl werfen, Tai Chi, Klettern, Ski fahren, Bume- Weinmann (Leiter des Sportreferats beim rang werfen und Torwand schießen begeis- Kultusministerium Baden-Württemberg) terten die Kinder und auch den Stuttgarter und Stadtrat Dr. Reinhard Löffler diesem DOG-Vorsitzenden Roland Sauer, der die Gremium an. Grüße des leider verhinderten Paten, Timo Hildebrand, überbrachte. Zum Schluss Mitglieder des Beirats der Stadtgruppe sind bekamen die erfolgreichen Mitspieler Theo Götz, Dr. Harald Kiedaisch, Günter Medaillen in Gold, Silber und Bronze. Loos, Werner Schüle, Gerd Hoffmann, Herbert Wursthorn und Eberhard Wolf.

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Geschäftsführerin bleibt Sybille Hiller vom Sportamt Stuttgart.

pädagogischer Anleitung zu turnen, zu spielen und zu toben.

In die diesjährige „Gemütliche Abendunterhaltung“ war auch die Mitgliederversammlung des Olympischen Fördervereins eingebunden. Die Mitglieder stimmten einem Wechsel des Sitzungsturnus zu. So werden die Mitgliederversammlungen künftig im gleichen dreijährigen Rhythmus wie die der Stadtgruppe Stuttgart abgehalten. Vorsitzender Harald Kiedaisch wurde ebenso wie sein Stellvertreter Christian Albrecht Merz und Schatzmeister Kark Link für weitere drei Jahre bestätigt. Neugewählt wurde Geschäftsführerin Carola Boomes. Das langjährige Beiratsmitglied der Stadtgruppe und Gründungsvater des Olympischen Fördervereins, Gerhard Brodbeck, vom Stuttgarter Sportamt stellte sich nicht mehr zur Wahl.

Neuste Attraktion für den Außenbereich ist der "Rundweg", ein gepflasterter Kurs um den Kindergarten herum. Und der kann mit ganz sicheren tollen Dreirädern befahren werden, an die sich sogar Anhänger anbringen lassen. Nicht nur bei gutem Wetter ist das ein toller Bewegungsspaß, bei dem auch soziales Verhalten geübt wird - denn auf dem gut anderthalb Meter breiten Steinband ist gegenseitige Rücksichtnahme gefragt.

Die rund 90 Gäste des Abends erfreuten sich anschließend an einem besonderen kulturellen Leckerbissen: der Sprechspieler Gerald Friese und die mehrfach ausgezeichnete Klavierspielerin Dominique Dethier, nebenbei Merz-Schülerin, sorgten mit ihrem Programm "es sportet jeder Beschreibung" für gute Unterhaltung und einen besondere Anregung aller Sinne.

Südniedersachsen

Rundum begeisternd und sicher Große Begeisterung herrschte am 20. September, dem Weltkindertag, im Groß Schneener Modellkindergarten der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Hier waren die Basketballdamen der BG Göttingen 1974 zu Besuch, die als Patinnen gemeinsam mit den Kindern den neuen Radrundkurs auf dem Außengelände der Kita einweihten. Seit nunmehr zwei Jahren läuft das Projekt "Kinder bewegen" nun schon in Groß Schneen und die Erfolge sind sichtbar, wie der Erzieherinnen und die betreuenden Studentinnen berichten. Neben den Spiel- und Klettergeräten in der Eingangshalle des Kindergartens gehen die Kinder einmal wöchentlich in die große Turnhalle der Gemeinde, um unter sport-

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Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Basketballdamen kommt die neue Attraktion prima an. Die Patinnen, die ihre Schützlinge in regelmäßigen Abständen besuchen und mit ihnen spielen, stellten dabei unter Beweis, dass sie auch beim Dreiradfahren eine gute Figur abgeben.

haltungsbranche Sport zu blicken", erklärte der Journalist und prangerte den zunehmenden Einfluss von Vermarktern, Sponsoren und Managern auf die Sportberichterstattung an. "Die Medien wollen dem Kulturgut Sport ja nützen und nicht schaden, wenn sie Missstände wie Doping oder Wettmanipulation aufdecken." Nach seinem Vortrag stellte sich Weinzierl geduldig den Fragen der Anwesenden. Nach welchen Kriterien denn der Spiegel Geschichten auswähle, wie es im Inneren der Sportredaktion aussehe und was man für die WM 2006 geplant habe - egal welche Frage aus der Runde gestellt wurde, er beantwortete sie schnörkellos und direkt. "Schließlich ist so eine Diskussion genau das, was ich befürworte", so Weinzierl, "nämlich einen Dialog zwischen uns Journalisten und ihnen als Sportinteressierten." Stefan Klüttermann

Spiegel-Sportchef zu Gast Um einen Tipp war Alfred Weinzierl nicht verlegen. Als beim Herbstforum der DOG Südniedersachsen die Frage aufkam, wie es die DOG mal auf in den SPIEGEL schaffe, antwortete Weinzierl ironisch: "Versuchen sie es doch mal mit einem netten Finanzskandal!" So gut gelaunt und auskunftsfreudig präsentierte sich der Leitende Sportredakteur des Hamburger Nachrichtenmagazins während der kompletten zweieinhalb Stunden, die er am 31. Oktober zusammen mit knapp 60 Interessierten im Clubheim des ASC Göttingen verbrachte. Im Januar, erklärte DOG-Vorsitzender Gerhard Scharner, sei der Kontakt zu Weinzierl entstanden. Weil ein geplanter Besuch der Göttinger DOGler im Haus des SPIEGELS nicht zustande gekommen sei, habe der Sportchef spontan einer Einladung nach Göttingen zugesagt. Und so referierte Weinzierl eine gute halbe Stunde lang über die Frage, inwieweit der Sport aufklärende Medien benötige. Aus persönlicher Perspektive und immer wieder eingebettet in konkrete Beispiele wie die Aufdeckung des Finanzskandals bei Borussia Dortmund plädierte der "Kölsche Jung" (Weinzierl) klar für einen investigativen Sportjournalismus. "Er ist nötig, um einmal hinter die lackierte Oberfläche der Unter-

Tübingen/Zollernalb

Jahrestagung Zur Jahrestagung hatte die DOG TübingenZollernalb am 23. November in die Landessportschule nach Albstadt eingeladen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Hansjörg Kofink (Tübingen) folgte ein sehr informativer Rundgang in der Landessportschule. Die Bewegung in der Anlage war der passende Auftakt zum Gastreferat von Prof. Dr. Klaus Bös (Karlsruhe). Er dozierte in ebenso eindrucksvoller wie verständlicher Art über seine wissenschaftlichen Untersuchungen zur motorischen Situation der Kinder und Jugendlichen. Besonders deutlich wurde den Zuhörern die Bedeutsamkeit von Bewegung anhand der empirischen Daten zum Verlauf der "Konzentrationskurve" bei Schülern. Während diese Kurve bei rein sitzendem Unterricht von der ersten bis zur letzten Schulstunde kontinuierlich abnimmt, bleibt sie bei bewegter Pausengestaltung auf gleichem Niveau und bei bewegter Pause und bewegtem Lernen steigt die Aufmerksamkeit und Konzentration der Schüler im Unterricht. Wissenschaftliche Verstärkung erfahren seine Forschungen von dem Mediziner Prof. D. Spitzer aus Ulm, der die

vielfach positiven Auswirkungen von Bewegung und Sport auf die neuronalen Strukturen nachgewiesen hat. Bewegung und Sport machten nicht nur gesünder, sondern eben "auch ein bisschen klüger", so Prof. Dr. Bös. Die Wünsche für eine bewegungsfreundliche Umwelt und bewegungserfüllte Tages- und Lebensgestaltung waren das unmissverständliche Fazit des Gastvortrags. Der zweite Teil der Tagung galt der Ehrung des früheren Kunstradsport-Landestrainer Manfred Maute, der trotz Ruhestand fast noch täglich in der Halle steht und das Training der Radartisten leitet. DOGLandeschef Theo Götz (Pfullingen) war eigens angereist und hielt die Laudatio auf den ebenso erfolgreichen wie charakterlich gradlinigen Erfolgstrainer. Die Verleihung der DOG-Medaille "Fair Play" in Gold galt als Ausdruck, dass Manfred Maute stets die Regeln des Baron de Coubertin praktiziert und den olympischen Kodex bewahrt. Die Ehrennadel für 40-jährige Mitgliedschaft erhielt Wolfgang Ziegenfuß aus Mössingen.

Wiesbaden

Wanderpreise für erfolgreiche Schulsportler Schon traditionell ehrt die DOG Wiesbaden zum Jahresende die erfolgreichen Teilnehmerschulen der hessischen Landeshauptstadt am Wettbewerb JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA. Dazu wurden die Vertreter der Schulen am 7. November ins Wiesbadener Rathaus geladen. Die Gewinner der Wanderpreise der DOG Wiesbaden für die beste Gesamtleistung kamen dieses Mal sowohl in Sekundarstufe I als auch II aus der Gutenbergschule. Zwölf weitere erfolgreiche Schulen der Sekundarstufe I sowie sechs Schulen der Sekundarstufe II erhielten Pokale und Urkunden. Erfreut resümierte Prof. Hans-Jürgen Portmann, Vorsitzender der DOG Wiesbaden: "Die Anzahl der Wiesbadener Teilnehmer bei "Jugend trainiert für Olympia" ist stetig steigend. Im Schuljahr 2004/2005 beteiligten sich 320 Teams aus 22 Schulen. Sechs Mannschaften wurden Landessieger."

Leserbrief Zunächst möchte ich mich den lobenden Ausführungen meines Sportfreundes KarlFriedrich Haas anschließen. Ich finde das "OF" in Inhalt und Gestaltung ausgezeichnet. Ich möchte aber eine Anregung insbesondere zur weiteren Verbreitung besonderer Beiträge geben. Während meiner beruflichen Tätigkeit wurden aus Fachzeitschriften oder aus Zusammenfassungen von Vortragsveranstaltungen bestimmte Beiträge als Sonderdrucke an einen größeren Kreis von Interessenten verteilt. Diese Möglichkeit sollte man auch beim "OF" vorsehen. Aus der Ausgabe 5/2005 möchte ich vorschlagen, die Beiträge Küng: "Plädoyer für eine neue Glaubwürdigkeit des Sports"; Lenk: "Das olympische Menschenbild" und Rogge: "Die erzieherischen Werte des Sports müssen wieder die Oberhand gewinnen" als Sonderdrucke zu veröffentlichen. Vielleicht kann man dann sogar den ganzen Vortrag des IOC Präsidenten veröffentlichen, er hätte es verdient.

Impressum Olympisches Feuer Zeitschrift des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland und der Deutschen Olympischen Gesellschaft Herausgeberkollegium: Bernhard Schwank (NOK), Dieter Krickow (DOG), Steffen Haffner, Michael Gernandt Chefredakteur: Harald Pieper Redaktion: Dr. Stefan Volknant, Dr. Andreas Höfer, Kerstin Rehhahn Redaktionsanschrift: Dr. Stefan Volknant Nationales Olympisches Komitee für Deutschland Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Telefon: 0 69 / 6 70 02 27, Fax: 0 69 / 67 00 12 27 E-Mail: [email protected] Harald Pieper Stieglitzstraße 2 63263 Neu-Isenburg Telefon: 0 61 02 / 5 22 62 Herstellung, Vertriebb & Verlag: Peter Kühne Verlag Theodor-Heuss-Straße 11 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 8 07 91 70, Telefax: 0 61 03 / 8 07 91 71 E-Mail: [email protected] Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne

Ich bin davon überzeugt, dass diese Sonderdrucke, die meiner Erfahrung nach sehr kostengünstig in großer Stückzahl gedruckt werden können, eine weitere Verbreitung verdient hätten. Sie sind dann sicher auch ein gutes Hilfsmittel insbesondere bei der Anwerbung neuer DOG Mitglieder. Ich hoffe, dass mein Vorschlag realisierbar ist.

Dr. Urban Cleve, Dortmund Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe aus Platzgründen zu kürzen. Auch in Zukunft wollen wir an dieser Stelle all das abdrucken, was unsere Leser bewegt. Deshalb senden Sie uns bitte Ihre Meinungen zu allgemeinen Themen des Sports sowie Lob, Kritik und Anregungen zum Olympischen Feuer.

Die Zeitschrift erscheint 6 x jährlich. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der Deutschen Olympischen Gesellschaft abgegolten. Druck: HMS-Druckhaus GmbH Benzstraße 57 - 59, 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 93 39-0. Das Olympische Feeuer ist zu beziehen durch: Geschäftsstelle der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Otto-Fleck-Schneise 12 - Haus II, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 0 69 / 69 50 16-0, Telefax: 0 69 / 6 77 18 26, E-Mail: [email protected], Frankfurter Sparkasse, Kontonummer 200313592, Bankleitzahl: 500 502 01 Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum. Mit Namen gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion, des NOK bzw. der DOG entsprechen. Titelgrafik: Eberhard Stroot Fotos, Illustrationen, Karikaturen: dpa Jürgen Engler Getty Markus Stegner Westfälisches Volksblatt Bernd Zeyer/Nord-Rundschau

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Nachrichten des DOI Ein Jahr in Frankfurt Bilanz und Perspektive Das Deutsche Olympische Institut blickt auf ein ebenso arbeits- wie erfolgreiches Jahr zurück, das geprägt war von den notwendigen Anpassungen an völlig veränderte Rahmenbedingungen sowie einem Ausloten neuer Chancen und Möglichkeiten. Die Bilanz kann sich wohl wirklich sehen lassen,

Olympische Nachlese: Dr. Andreas Höfer

die Perspektive, obwohl mit einigen Fragezeichen versehen, darf als durchaus vielversprechend charakterisiert werden. Mit einem Wort: Das DOI ist am neuen Standort angekommen. Dabei war der Weggang aus Berlin ja nicht nur mit Hoffen, sondern auch mit einem gewissen Bangen verbunden gewesen, wenn es auch keine Reise ins Ungewisse war. Schon die seit jeher enge Kooperation mit dem NOK für Deutschland ließ eine freundliche Aufnahme und günstige Arbeitsbedingungen in Frankfurt erwarten. Tatsächlich hat die neu gewonnene räumliche Nähe eine Zusammenarbeit auf kurzem Wege ermöglicht, die ihren wohl bemerkenswertesten Ausdruck in der gemeinsamen Konzeption und Durchführung des "Internationalen Olympia Forums" fand.

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Die Premiere der auf Dauer angelegten Veranstaltungsreihe, bei der einmal jährlich herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Frankfurter Paulskirche zu wichtigen Fragen des internationalen Sports Stellung nehmen und diskutieren sollen, war sicher ein Erfolg. Da kein Geringerer als der amtierende IOC-Präsident Jacques Rogge für den Auftakt gewonnen werden und ihm, u.a. mit Prof. Hans Küng, ein prominent besetztes Podium zur Seite gestellt werden konnte, waren Zuspruch und Resonanz garantiert. Für die Verantwortlichen sicher Ansporn genug, im kommenden Herbst eine ebenso anspruchsvolle Wiederholung folgen zu lassen. Freilich hat nicht nur die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit dem NOK, insbesondere seinem Generalsekretär Bernhard Schwank, der Arbeit des DOI wertvolle Impulse verliehen - im übrigen war es zudem vielleicht auch umgekehrt -, sondern auch die anderen Möglichkeiten , die das neue Umfeld eröffnete. So ist es in der Bankenmetropole erstaunlich schnell gelungen, bei potentiellen Partnern Interesse zu wecken und Vertrauen zu finden sowie im Rahmen gemeinsamer Aktivitäten ein breites und jeweils spezifisch gemischtes Publikum zu erreichen. Auf diese Weise wirkte sich ein vermeintlicher Standortnachteil, nämlich das Fehlen eines eigenen Veranstaltungsraums, im Blick auf die Außenwirkung durchaus vorteilhaft aus. Allen voran sei die Stadt Frankfurt genannt. Sie hat nicht nur eine wertvolle Hilfestellung bei der Durchführung der ersten großen Veranstaltung geleistet, sondern auch ihre gute Stube, den Römer, zur Verfügung gestellt. So war ein würdiger Rahmen gefunden für eine

"Olympische Nachlese", einen Blick zurück nach vorn, gleichsam von Athen nach Peking. Ein an beiden Tagen gut besuchtes Symposium, dessen Erfolg nicht zuletzt auch der Unterstützung durch griechische Botschaft und Generalkonsulat, die in Frankfurt ansässige griechische Zentrale für Fremdenverkehr sowie die chinesische Botschaft in Berlin zu danken war. Besonders erfreulich, dass die Verbindung mit den verschiedenen griechischen Einrichtungen und Institutionen und ihren Vertretern auch über die Athener Spiele hinaus von Bestand war. So freuen wir uns sehr, ein wenig der erfahrenen Zuwendung zurückgeben und ein Ausstellungsprojekt der griechischen Gemeinde Offenbach unterstützen zu können. Nicht zuletzt mit Hilfe des DOI wird im Januar/Februar des kommenden Jahres im Haus des deutschen Sports "Olympische Kunst" zu sehen sein, eine Ausstellung von Bildern internationaler Künstler, die im Frühjahr vergangenen Jahres im Rahmen eines olympischen Workshops im griechischen Patras entstanden sind. Näheres dazu: Siehe unten. Sehr gerne war das DOI aber auch im Deutschen Filmmuseum zu Gast. Im Juni wurden in Kooperation mit dem Deutschen Filminstitut zwei längere Ausschnitte aus Leni Riefenstahls ebenso bahnbrechender wie bis heute umstrittener Dokumentation über die Olympischen Spiele von 1936 in einer 35 mm-Kopie aus dem Bestand des Bundesarchivs vorgeführt sowie im Rahmen

Begrüßung im Römer: Prof. Dr. Ommo Grupe

einer Podiumsdiskussion unter Einbeziehung des zahlreich erschienenen Publikums intensiv und kontrovers reflektiert. Mit einem anderen historischen Dokumentarfilm, "Die neue Großmacht", erinnerte das DOI am 21. Juli an ein fast auf den Tag genau achtzig Jahre zurückliegendes, nicht nur für die Stadt Frankfurt bedeutsames Ereignis, nämlich die feierliche Eröffnung des neu errichteten Stadions, das später den Namen "Waldstadion" erhielt und inzwischen eine branchenübliche Umetikettierung zur "Commerzbank-Arena" erfahren hat. Mit dieser Veranstaltung setzte das DOI - in Verbindung mit dem Sportamt der Stadt Frankfurt - einen Akzent im Blick auf

auch eine umfängliche Publikation zu der bisher noch wenig reflektierten Wechselbeziehung von grünem Rasen und flimmernder Leinwand. Ein insgesamt anspruchsvolles und ehrgeiziges Vorhaben, das Kräfte binden wird, aber auch einen entsprechenden Ertrag erwarten lässt. Jedenfalls hat sich auch das DOI die Erkenntnis zu eigen gemacht: Am Fußball kommt im kommenden Jahr keiner vorbei, zumal Stan Libuda ja bekanntlich schon lange nicht mehr zu dribbeln vermag. Freilich soll mit diesem Vorhaben nicht nur der allgemeinen Soccer-Mania Rechnung getragen, sondern auch eine Linie des DOIProfils weiterverfolgt werden. So hat sich das Institut in der Vergangenheit neben historischen, zeitgeschichtlichen, politischen, gesellschaftlichen Aspekten des olympischen Sports immer stärker auch seiner kulturellen Dimension angenommen.

Diesem Anliegen dienten auch die beiden letzten Veranstaltungen im Berichtszeitraum, über deren Verlauf und Ergebnis weiter Neues Domizil in der Otto-Fleck-Schneise: Dass DOI ist in Frankfurt unten je separat angekommen berichtet wird. Am 6. Dezember wurde in Verbindung mit die lokale Sportgeschichte, ein Ansatz, der der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) aufgrund der großen Resonanz im komin deren Räumen ein Roman vorgestellt, menden Jahr eine Fortsetzung erfahren soll. dessen vielsagender und beziehungsreicher Titel "Spiele" auch und nicht zuletzt auf die Im übrigen soll auch die äußerst fruchtbare Olympischen Spiele, namentlich auf die von Zusammenarbeit mit dem Deutschen 1972 in München abhebt, während das DOI Filmmuseum fortgesetzt, ja sogar intensieine Woche später im Deutschen Sportviert werden. So ist ein gemeinsames und Olympiamuseum in Köln mit den Großprojekt in Arbeit, das im April/Mai für Olympischen Hymnen gastierte. Siehe dazu Aufmerksamkeit sorgen soll. Im unmittelbaauch die unten stehenden Berichte. ren Vorfeld des sportiven Topereignisses des kommenden Jahres soll "das Runde im Gerade letztgenannte Veranstaltung, sicher Eckigen" gebannt werden. Mit anderen ein kulturelles Highlight in der VorweihWorten: Geplant ist ein großes "Frankfurter nachtszeit, war ein würdiger Abschluss des Fußball-Film-Festival". Auf dem Programm ersten Frankfurter Jahres, das allen Anlass stehen etwa zwanzig Fußballfilme verschiezur Zufriedenheit sowie reichlich Motivation dener Zeiten und Genres, mehrere Veranbot, auf dem eingeschlagenen Weg weiter staltungen mit prominenten Gästen und voran zu schreiten. Und dies gewissen anregenden Diskussionen, ein wissenschaftUnwägbarkeiten zum Trotz, die sich aus der liches Symposium und manches mehr, wie in Köln beschlossenen Neuorganisation der

deutschen Sportorganisation ergeben. Welche Konsequenzen und Folgen die Fusion bzw. Verschmelzung von DSB und NOK für das DOI haben wird, ist im einzelnen noch nicht absehbar. Eine Option stellt sicher die - seitens des NOK schon seit längerem ins Auge gefasste - Gründung einer Deutschen Olympischen Akademie dar, zu deren tragenden Säulen das DOI gehören könnte. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat das Direktorium des DOI bereits gefasst. So sehen die Verantwortlichen durchaus Vorteile in einer Bündelung solcher Kräfte, die sich im Bereich der olympischen Wissenschaft und der olympischen Erziehung engagieren, zumal eine entsprechende Kooperation in vielen Bereichen ohnehin längst gängige Praxis ist. Ins Gespräch gebracht wurde aber auch die Möglichkeit einer Deutschen Sport-Akademie, die alle oder zumindest einige der bestehenden Bildungseinrichtungen des deutschen Sports unter einem Dach vereinen könnte. Diesbezüglich besteht allerdings weiterer Diskussionsbedarf, um perspektivisch auszuloten, was wirklich zusammengehört und was effektiver auch weiterhin gemeinsam auf getrennten Wegen marschieren sollte. Schon insofern - und nicht nur wegen der Olympischen Winterspiele in Turin und der Fußball-WM im eigenen Land - wird das kommende auch fürs DOI ein spannendes Jahr werden. Alle Beteiligten werden das in ihren Kräften stehende dafür tun, dass auch 2006, das zweite Jahr in Frankfurt mit einer positiven Bilanz beendet werden und wiederum eine optimistische Perspektive eröffnen wird.

Olympische und andere "Spiele" München '72 in der Diskussion Die Konjunkturschwankungen mancher Themen scheinen eigenen Gesetzen zu folgen. Dies gilt etwa auch für die Olympischen Spielen von 1972 in München. Lange Zeit aus dem Fokus des öffentlichen Interesses verschwunden, sind sie nun wieder in den Blickpunkt gerückt.

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Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat der Heyne Verlag die deutsche (Taschenbuch-) Ausgabe von Simon Reeves im Jahr 2000 unter dem Titel "One Day in September" erschienene "Story of the 1972 Munich Olympics Massacre" vorgelegt, bevor in wenigen Wochen Steven Spielbergs mit Spannung erwartete filmische Adaptation mit dem schlichten Titel "Munich" in die deutschen Kinos kommen wird. In Arbeit ist zudem eine TV-Dokumentation, die das ZDF bei einer Kölner Produktionsfirma in Auftrag gegeben hat und voraussichtlich im kommenden Mai ausstrahlen wird. Und schließ-

Was die Lektüre auch für den sporthistorisch interessierten Leser zum Gewinn macht, ist die über weite Strecken annähernd dokumentarische Schilderung gerade der Ereignisse rund um den Terroranschlag auf die israelische Mannschaft und den so fatal missglückten Befreiungsversuch in Fürstenfeldbruck - Geschehnisse, die bis heute viele Fragen aufwerfen und politische Brisanz aufweisen. Um der historischen Wahrheit soweit überhaupt möglich zumindest annäherungsweise auf die Spur zu kommen, hat die

der der siegreichen Hockeymannschaft, zählten, zu einem denkwürdigen Abend bei, der nicht zuletzt durch seine emotionale Dichte fesselte. Eine großartige Vorlage lieferte Ulrike Draesner mit einer trotz akuter Erkältung beeindruckenden Lesung. Die beiden von ihr ausgewählten Passagen ihres Buches betrafen die Spurensuche ihrer Protagonistin Katja in Fürstenfeldbruck sowie die Gedanken des - fiktiven - Busfahrers, der die Geiseln und ihre Entführer aus der Tiefgarage des Olympischen Dorfes zu den bereitstehenden Hubschraubern chauffierte. Natürlich war es Fiktion, doch genau so hätte es sich abgespielt haben können. In dem Fall war hinreichend Stoff für das folgende Gespräch mit den Zeitzeugen geboten. Steffen Haffner, der langjährige Ressortleiter Sport hatte die Geschehnisse seinerzeit als junger Reporter für die FAZ beobachtet und geschildert, und seine Eindrücke und Gedanken von damals ließen sich nicht authentischer wiedergeben, als durch den Vortrag seines damaligen Berichtes, der auf der dritten Seite seiner Zeitung abgedruckt worden war.

Ulrike Draesner (Mitte) im Gespräch mit Sylvia Schenk, Prof. Walther Tröger, Dr. Andreas Höfer und Steffen Haffner lich ist bekannt, dass zwei britische Historiker an fundierten Analysen der zunächst heiteren, dann blutigen Spiele arbeiten. Dass bis heute keine auch nur halbwegs umfassende Untersuchung aus deutscher Feder vorliegt, sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt. Schon insofern hat Ulrike Draesner Timing bewiesen. Die vielfach ausgezeichnete Autorin von Lyrikbänden und Prosawerken ist in München geboren und hat dort die Olympischen Spiele als junges Mädchen selbst vor Ort erlebt. Jahre, nein Jahrzehnte später hat sie ihr spezielles Jugenderlebnis zum titelgebenden Angelpunkt einer fiktiven Geschichte, ja eines umfänglichen Romans erhoben, der breite Resonanz in den Feuilletons und Literaturbeilagen sowie den Weg auf die Auswahlliste für den neugeschaffenen Deutschen Bücherpreis gefunden hat.

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Autorin akribisch recherchiert, die zugänglichen Archive durchstöbert und gesprächsbereite Zeitzeugen interviewt, um dann mit dem Mittel der ihr eigenen literarischen Phantasie das verbleibende Dunkel auszuleuchten. Das Ergebnis kann sich allemal sehen beziehungsweise lesen, ja sogar vorlesen lassen. Eben darum bat das DOI die Autorin, um sie zudem mit einem ausgewählten Kreis von Zeitzeugen zusammenzubringen. Im übrigen erklärte sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) gerne bereit, ihre Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen und als Mitveranstalter aufzutreten. So trug auch das passende Ambiente sowie ein hoch interessiertes und kompetentes Publikum, zu dem auch einige Goldmedaillengewinner von 1972, namentlich Mitglie-

Noch näher am Geschehen als Haffner war Walther Tröger gewesen, der als Bürgermeister des Olympischen Dorfes wie kaum ein Zweiter in der unmittelbaren Pflicht und Verantwortung stand. So war er - ebenso etwa wie der damalige Innenminister Genscher - in direkte Verhandlung mit den Geiselnehmern involviert, und hatte unter anderem angeboten, sich den Terroristen im Austausch mit den Geiseln als persönliches Faustpfand zur Verfügung zu stellen. Freimütig räumte er ein, dass es in München in Punkto Sicherheit Versäumnisse gab, wobei er gleichzeitig auf das Konzept der "heiteren Spiele" verwies. Gerade in der Erinnerung an die Spiele von 1936 in Berlin und deren politische Indienstnahme durch die Nationalsozialisten wollte sich Deutschland eben nicht als Polizei- und Überwachungsstaat präsentieren, so dass man ganz bewusst auf die Bewaffnung der Sicherheitsorgane vor Ort verzichtet hatte. Eine aus späterer Sicht fatale Entscheidung. Ob allerdings das Schlimmste überhaupt hätte verhindert werden können, ist eine andere Frage. Fraglich aber auch, ob die Hintergründe, insbesondere die politischen Entscheidungen bis heute hinreichend ausgeleuchtet sind. Dazu bemerkte Ulrike Draesner, dass sie

bei ihrer Recherche vielfach auf eine Mauer des Schweigens gestoßen sei. Dies ergänzte Sylvia Schenk, die 800 MeterLäuferin hatte zum betreffenden Zeitpunkt, es war der 5. September, ihre Wettkämpfe bereits hinter sich, durch die Schilderung eines Zusammentreffens mit dem seinerzeitigen Münchner Polizeipräsidenten, Manfred Schreiber. Ihm war sie gleichsam an Ort und Stelle begegnet, und zwar im Rahmen eines 2002 organisierten Besuchs der Angehörigen der Opfer am kurz zuvor installierten Gedenkstein. Geradezu schockiert habe sie, dass Schreiber nicht nur jede selbstkritische Reflexion, sondern auch eine innere Anteilnahme habe vermissen lassen. Demgegenüber sprach sie von ihren eigenen Gefühlen, die sie auch 35 Jahre später nicht verbergen konnte und wollte. Ihrer Tränen musste sie sich wahrlich nicht schämen. Vielmehr vielleicht als alle wohl gewählten Worte führte das auf so persönliche Weise zum Ausdruck gebrachte Mitgefühl den Teilnehmern ins Bewusstsein, dass jeder Einzelne über das konkrete Erlebnis der Spiele hinausgehend Verantwortung trägt für die Realisierung des bis heute in der Olympischen Charta verankerten Anspruchs, zu einer besseren und friedlichen Welt beizutragen. Genau diese Botschaft, ist auch Ulrike Draesners Roman "Spiele" zu entnehmen, der nicht nur solchen, die noch auf der Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk sind, wärmstens empfohlen werden kann.

Olympische Hymnen Begegnungen von Kunst und Sport Olympische Spiele bedeuten nicht nur Rekorde und Medaillen, sie sind zum Beispiel auch Musik. Man denke nur an den "guten Ton" der Eröffnungs- und Schlussfeiern oder die musikalische Ausgestaltung der Siegerehrungen. Und nicht zuletzt: Die Olympische Hymne. Seit 1932 hat sie ihren festen Platz im Zeremoniell der Spiele. Die erste, "La cantate des Jeux Olympiques", stammt aus der Feder des großen griechischen Komponisten Spyros Samaras und

war eine Auftragsarbeit für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, 1896 in Athen. 1960 erklärte das Internationale Olympische Komitee sie zu seinem offiziellen akustischen Erkennungszeichen. Freilich ist nur wenigen Experten bekannt, dass es in der Zwischenzeit fünf andere Olympische Hymnen gab. Allein das von Richard Strauss geschaffene Werk von 1936 kommt gelegentlich zur Aufführung. Dabei sind auch die anderen Stücke Arbeitsproben großer Komponisten, wobei die Texte ebenfalls berühmte Urheber haben, zum Beispiel Rudyard Kipling, Nobelpreisträger für Literatur und Autor des "Dschungelbuchs".

mit ihrem großartigen Gesang, wie ihr in Darmstadt ansässiger Landsmann am Flügel, den der NOK-Partner Seiler dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte. Die beiden großartigen und international renommierten Künstler vermochten gleichsam olympisches Flair auf höchstem Niveau zu vermitteln und ließen dabei die vermeintlich drängenden und nicht selten lästigen Themen des sportlichen Alltags, wie den Streit um Strukturen, den Kampf um Medaillen oder Spekulationen um unerlaubte Mittel und Methoden zumindest für den

Ganz selten aber sind die Hymnen im Zusammenhang zu hören. Eben diese Gelegenheit boten das Deutsche Olympische Institut und das Deutsche Sport & Olympia Museum am 13. Dezember im Kölner Rheinauhafen. Die Präsentation dieser Kleinode der Musikgeschichte vermittelte einen exklusiGroße Kunst und Hörgenuß: Rosemarie Kipreou und Demosthenes ven vorweihnachtliStephanidis präsentieren die Olympischen Hymnen chen Hörgenuss und wirkte zudem auch als eine Einstimmung auf die bevorMoment weit in den Hintergrund treten. So stehenden Winterspiele in Turin. schön kann Olympia tatsächlich sein. Dass nicht nur viel erlebt, sondern auch einiges gelernt werden konnte, war der thematischen Einführung des Wissenschaftlichen Leiters des DOI, Dr. Andreas Höfer, und insbesondere der fachkundigen Moderation durch Dr. Elizabeth Leckie Schlüssel zu danken. Die Kölner Sport- und Musikpädagogin ist insbesondere durch eine 2001 vorgelegte - im übrigen durchs DOI mit der Vergabe des Willi-Daume-Stipendiums geförderte - Dissertation über die "olympische Musik" ausgewiesen. Ihre ebenso kompetenten wie kurzweiligen Erläuterungen lieferten die besten Steilvorlagen für die beiden eigentlichen Hauptdarsteller des Abends: Rosemarie Kipreou und Demosthenes Stephanidis. Die in Athen geborene und seit Jahren in Berlin lebende Sopranistin begeisterte das Publikum ebenso

Apropos: Besonders schön war auch die Darbietung der "vorolympischen Hymne", nämlich die aus der Antike überlieferte und von Théodore Reinach und Gabriel Fauré bearbeitete "Hymne à Apollon", die auf speziellen Wunsch eines französischen Barons namens Coubertin und seinem Bemühen um eine Liaison von Kunst und Sport entsprechend im Rahmen des olympischen Gründungskongresses, 1894 in der Pariser Sorbonne zur Aufführung kam sowie die Zugabe der Künstler: Aus der von Georgios Voukanos für die Athener Spiele von 2004 geschaffenen Komposition "Areton Anotera" ("Die edlesten Tugenden") boten sie zum Abschluss die großartigen Stücke "Ekecheiria" ("Waffenruhe") und "Eirini" ("Frieden"), die im übrigen gleichsam als olympische Weihnachtsbotschaft des Abends dienen mochten.

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Diejenigen, die das Privileg hatten, dabeisein zu können, werden sich entsprechend beflügelt nun vielleicht um so mehr auf das große Sport- und Friedensfest in Turin, insbesondere auf die Eröffnungs- und Schlussfeier und darauf freuen, dass beim Hissen beziehungsweise Einholen der Olympischen Fahne die Samaras-Hymne erklingen wird. Um freilich mitsingen oder wenigstens mitsummen zu können, bedarf es einiger Übung oder der Schaffung einer neuen, buchstäblich populäreren und eingängigeren Hymne. Eine entsprechende Anregung von Dr. Elizabeth Leckie Schlüssel, welche die anwesende griechische Generalkonsulin zu einer besorgten Nachfrage veranlasste. Konnte an dieser Stelle fürs erste Entwarnung gegeben werden, bleibt um so mehr der Wunsch, die Olympischen Hymnen endlich einmal in professioneller Manier auf ein Tondokument zu bannen und damit allgemein verfügbar zu machen. Ein faszinierender Gedanke, den das DOI im kommenden Jahr weiterverfolgen wird.

Zum NOK der DDR DOI und NOK vergeben Forschungsstipendium Die gemeinsame Initiative von NOK und DOI zur Erforschung der "Geschichte und Bedeutung des NOK der DDR im Kontext des Sportsystems der DDR" hat eine erfreuliche Resonanz gefunden. Auf die entsprechende Ausschreibung hin ging eine Reihe guter und sehr guter Bewerbungen ein, die eine Entscheidung zunächst nicht leicht erscheinen ließ. Nach einem sorgfältigen Prüfungsprozess und unter Einbeziehung fachkundiger auswärtiger Beratung fiel die Wahl schließlich jedoch in großem Einvernehmen - und zwar auf Dr. Jutta Braun. Die Historikerin ist seit vielen Jahren als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich "Zeitgeschichte des Sports" der Universität Potsdam tätig, wo sie in verschiedene Forschungsprojekte zur Sportgeschichte der DDR unter Leitung von Prof. Dr. Hans Joachim Teichler eingebunden war und ist. So verfügt sie über einschlägige Kennt-

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nisse der relevanten Quellen sowie Erfahrungen im Umgang mit Zeitzeugen und ist zudem durch zahlreiche Publikationen entsprechend ausgewiesen. Zudem gewährleistet auch die fachliche Betreuung durch Prof. Teichler die sachgerechte und zielgerichtete Herangehensweise sowie einen erfolgreichen Abschluss. Eigentlich überflüssig zu betonen, dass es diesbezüglich keinerlei inhaltliche oder methodische Vorgaben seitens der Mittelgeber geben wird.

Kunst", genauer eine internationale Bildausstellung im Haus des deutschen Sports zu sehen sein.

In diesem Sinne sind sich NOK und DOI beide Einrichtungen stellen jeweils 10.000 für das in Rede stehende Projekt zur Verfügung - einig, im Blick auf die verfolgte Absicht die denkbar beste Wahl getroffen zu haben. Schließlich soll, wie NOK-Präsident Steinbach herausstellte, ein gründlicher Blick auf die Geschichte des olympischen Sports in Deutschland geworfen werfen und diesem ersten weitere Schritte zur Aufarbeitung der Vergangenheit folgen.

Die Initiative für das Ausstellungsprojekt ging von Vertretern der griechischen Gemeinden im Rhein-Main-Gebiet sowie der in Frankfurt ansässigen griechischen Zentra-

Dies deckt sich mit der Haltung des DOI, dessen Aufgabe es ja unter anderen ist, sportwissenschaftliche Forschung zu initiieren und zu koordinieren. Der Vorsitzende des Direktoriums, Prof. Dr. Ommo Grupe, brachte es auf folgenden Punkt: "Gerade angesichts der bevorstehenden Neuorganisation des deutschen Sports erscheint es unabdingbar, historische Hypotheken umfassend und überzeugend, eben wissenschaftlich fundiert abzuarbeiten. Dazu zählt zweifellos auch die Geschichte des Sports in der DDR. Wenn das Deutsche Olympische Institut im Rahmen seiner Möglichkeiten und gemeinsam mit dem NOK für Deutschland hier einen wirksamen Beitrag leisten kann, entspricht dies im übrigen auch seinem satzungsgemäßen Auftrag." Über den Fortgang des Projekts und seine (Zwischen-)Ergebnisse wird auch an dieser Stelle berichtet werden.

Die ausgewählten Exponate sind allesamt im Rahmen eines Workshops im Vorfeld der Olympischen Spiele von Athen im griechischen Patras entstanden und sollen nun erstmals auch in Deutschland zu sehen sein. Insgesamt handelt es sich um 43 Bilder aus 23 Ländern.

le für Fremdenverkehr aus, und das DOI war schon deswegen gerne zur Kooperation bereit, weil man umgekehrt, gerade im Vorund Umfeld der Athener Spiele, seitens der griechischen Freunde vielfältig wirksame Unterstützung für diverse Aktivitäten erhalten hatte. Sollte das hier skizzierte Projekt - genauere Informationen über Eröffnung und Dauer der Ausstellung folgen - einen weiteren kleinen Mosaikstein für das Bild der deutsch-griechischen Freundschaft liefern, kann dies im übrigen auch im Sinne der Olympischen Idee nur begrüßenswert erscheinen.

Frohe Weihnachten "Olympische Kunst" Eine internationale Bildausstellung Ab Ende Januar wird - gleichsam die Turiner Winterspiele begleitend - "Olympische

Das Deutsche Olympische Institut und seine Mitarbeiter wünschen allen Partnern, Freunden und Förderern ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.

Deutsches Sport & Olympia Museum Herausgeber: Stiftung Deutsches Sport & Olympia Museum Rheinauhafen 1, 50678 Köln, Tel.: +49 (0)221 3 36 09-0 Redaktion: Ansgar Molzberger Verantwortlich für den Inhalt: Klaus H. Schopen Internet: www.sportmuseum-koeln.de

Jahrgang 25 - Heft 6/2005

Die Welt zu Gast bei Freunden Freunde zu Gast im Deutschen Sport & Olympia Museum Nur noch wenige Monate bis zum Beginn der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006TM in Deutschland, die Vorbereitungen werden allerorts konkret und das Turnier hat seit der Auslosung am 9. Dezember 2005 in Leipzig ein Gesicht. Doch diese Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist mehr als ein reines Fußballturnier, sie ist ein Fest der Nationen in guter olympischer Tradition, eingebettet in ein kulturelles Rahmenprogramm. "Die Welt zu Gast bei Freunden", so lautet das Motto der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Mit seiner Ausstellung "Global Players - Deutscher Fußball in aller Welt" präsentiert das Deutsche Sport & Olympia Museum den Einsatz der Freunde in der Welt und leistet einen offiziellen Beitrag zum Kunst- und Kulturprogramm der Bundesregierung zur FIFA WM 2006TM. Aber auch Freunde aus anderen Sportarten sind oft zu Gast im DSOM. Über einige Besuche der letzten Zeit werden wir im Folgenden berichten.

Tipp Kick-Kunst zu Gast im DSOM Ein Rohling einer handelsüblichen Tipp KickFigur, eine quadratische Holzplatte und drei Holzstücke mit diesem Ausgangsmaterial trat Roland Neuburg vom "mal-markt e.V.",

Tipp Kick it like ... Capar Reuter

einem Kölner Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst, bundesweit an über fünfzig Künstler heran und forderte diese zur freien kreativen Arbeit mit dem Material auf. Das Ergebnis ist beeindruckend. Künstler von Thomas Baumgärtel über Bernhard Blume, Frank Herzog, Christoph Inderwiesen

und Hartmut Neumann bis hin zu C.O. Paeffgen beteiligten sich an Neuburgs Initiative, insgesamt entstanden 46 verschiedene "Tipp Kick-Kunstwerke", die die ganze "Vielfalt von künstlerischen Stilen und kreativen Spielarten in der zeitgenössischen modernen Kunst" widerspiegeln, so der Kulturjournalist Jürgen Kisters.

Tipp Kick it like ... Friederike Vahlbruch-Heck

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Erstmals museal präsentiert werden die Arbeiten nun in der Ausstellung "Tipp Kick it like ... Eine Kunstaktion", die noch bis zum 15. Januar 2006 im Deutschen Sport & Olympia Museum zu sehen sein wird.

Handball-Bundestrainer Heiner Brand wurde durch Walter Schneeloch, Präsident des

Der Abend bestand jedoch nicht nur aus Ehrungen, auch neue Erfahrungen wurden gewonnen: So war der Olympiasieger im Gewichtheben von 1984 in Los Angeles, Rolf Milser, mit seinem Freund, dem ehemaligen Weltklasse-Zehnkämpfer Jürgen Hingsen zur Ehrung gekommen und erfuhr vor Ort von diesem, dass sein Erfolg von 1984 in der Dauerausstellung des Deutschen Sport & Olympia Museums dokumentiert ist. Neugierig geworden nutzte er die Gelegenheit und besuchte gemeinsam mit DSOMSammlungsleiter Jörg Weck die Ausstellung.

Sportler des Jahres zu Gast im DSOM Fast könnte man sagen, es sei eine gute Tradition geworden, dass der LandesSportBund NordrheinWestfalen, das Land NordrheinWestfalen und der Westdeutsche Rundfunk zur Gala "NRW Sportler des Jahres" ins Deutsche Sport & Olympia Museum einladen, denn auch in diesem Jahr fand die Ehrung wieder im Kölner Rheinauhafen statt. Das sporthistorische Ambiente des DSOM gab der Veranstaltung am 15. Dezember 2005 einen attraktiven Rahmen, erneut war eine Vielzahl aktiver und ehemaliger Spitzensportler zu Gast. Mit der Auszeichnung "NRW-Sportler des Jahres“ geehrte wurden: Anne Poleska (Schwimmen), Christian Süß (Tischtennis) und die Volleyball-Damen des USC Münster.

Die NRW-Sportler des Jahres auf einen Blick.

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sportler des Jahres" an Florian Moll für seine herausragenden Leistungen im Schwimmsport.

LSB-Präsident Walter Schneeloch ehrt Handball-Bundestrainer Heiner Brand für sein Lebenswerk, im Rahmen der von Sabine Hartelt, WDR, moderierten Ehrung: ‘NRW-Sportler des Jahres 2005’. LandesSportBundes NRW mit einem Sonderpreis für sein Lebenswerk im Sport geehrt. Schneeloch: "Heiner Brand hat sicherlich sein Lebenswerk noch lange nicht vollendet, im Gegenteil er steht mit seinem Team vor großen Aufgaben. Aber der Gummersbacher schaut bereits jetzt auf eine beeindruckende Zahl von Erfolgen zurück. Dafür verleihen wir ihm den Sonderpreis des LandesSportBundes." Bei der Feier im Deutschen Olympia & Sport Museum verlieh NRW-Innen- und Sportminister Ingo Wolf außerdem den Sonderehrenpreis der Landesregierung für den "Behinderten-

Auf der Website zu Gast im DSOM Der museumseigene Webauftritt des Deutschen Sport & Olympia Museums ist seit der Eröffnung des Hauses zu einem immer wichtiger werdenden Kommunikationsmittel geworden. Neben der Vorstellung und Bewerbung des Museums und seiner Aktivitäten hat sich die Seite zunehmend zum Servicecenter entwickelt und so eine grundlegende Überarbeitung notwendig gemacht. In Kooperation mit der Kölner Agentur für Kommunikation externbrink und weber, die für die Gestaltung verantwortlich war, sowie der Firma fh-konzept, die sich um Programmierung und die Einbindung eines Redaktionssystems kümmerte, wurde nun eine völlig neue Seite aufgebaut. Zukünftig können das museumspädagogische Angebot sowie Veranstaltungen über das Internet gebucht werden und der Nutzer erhält Einblick in das umfangreiche Archiv des Deutschen Sport & Olympia Museums. Eine Aufteilung in unterschiedliche und prägnant gekennzeichnete Segmente ermöglicht es den Besuchern, in die faszinierenden Welten des Sports einzutauchen. Darüber hinaus wurde die Seite barrierefrei gestaltet, so dass sie auch von sehbehinderten und blinden Menschen genutzt werden kann. Das Deutsche Sport & Olympia Museum bietet damit einen der umfangreichsten Internetauftritte in der Museumsszene. Wir laden Sie ein, uns unter www.sportmuseum-koeln.de zu besuchen. Seien Sie unser

Sopranistin Rosemarie Kipreou trägt begleitet von Demosthenes Stephanidis am Klavier, Olympische Hymnen vor.

Zum Jahreswechsel erscheint die Website des Museums in neuem Design und mit erweitertem Serviceangebot.

Gast und halten Sie sich über Ausstellungen und Aktivitäten des Deutschen Sport & Olympia Museums auf dem Laufenden.

Olympiatrikot der Deutschen Handballnationalmannschaft kommt in Museum

Der Präsident des Deutschen Handballbundes, Ulrich Strombach, freute sich über die erneute Gelegenheit, das Museum zu besuchen, das sich in seiner Ausstellung auch dem Handball intensiv widmet. Strombach nutzte den Besuch, um gemeinsam mit Bundestrainer Heiner Brand und Museumsdirektor Christian Wacker ein Nationalmannschaftstrikot von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mit den Unterschriften der gesamten Mannschaft zu überreichen.

Olympische Hymnen zu Gast im DSOM Am 13. Dezember 2005 versammelten sich rund 100 Gäste im Deutschen Sport & Olympia Museum zu einer besonderen vorweihnachtliche Einstimmung auf die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin: Die international renommierten Künstler Rosemarie Kipreou (Sopran) und Demosthenes Stephanidis (Klavier) trugen Olympische Hymnen vor.

Am Mittwoch, dem 14. Dezember 2005, traf sich die Spitze des Deutschen Handballs im Deutschen Sport & Olympia Museum, um den Startschuss für den Ticketverkauf zur Handball-Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland zu geben.

Vielen unbekannt, bedeuten Olympische Spiele nicht allein die Jagd nach Rekorden und Medaillen, sie sind zum Beispiel auch Musik. Man denke nur an den "guten Ton" der Eröffnungs- und Schlussfeiern oder die musikalische Ausgestaltung der Siegerehrungen. Und nicht zuletzt: Die Olympische

Hymne. Seit 1932 hat sie ihren festen Platz im Zeremoniell der Spiele. Die erste, `La cantate des Jeux Olympiques´, stammt aus der Feder des großen griechischen Komponisten Spyros Samaras und war eine Auftragsarbeit für die ersten modernen Olympischen Spiele 1896 in Athen. 1960 erklärte das Internationale Olympische Komitee sie zu seinem offiziellen akustischen Erkennungszeichen. Nur wenigen Experten ist jedoch bekannt, dass es in der Zwischenzeit fünf andere Olympische Hymnen gab. Allein das von Richard Strauss geschaffene Werk von 1936 kommt gelegentlich zur Aufführung. Dabei sind auch die anderen Stücke Arbeitsproben großer Komponisten, wobei die Texte ebenfalls berühmte Urheber haben, zum Beispiel Rudyard Kipling, Nobelpreisträger und Autor des "Dschungelbuchs". Ganz selten aber sind die Hymnen, wie bei dem Konzert im Deutschen Sport & Olympia Museum, das in Kooperation mit dem DOI, Frankfurt, veranstaltet wurde, im Zusammenhang zu hören. Vorgestellt wurden die musikalischen Kleinode von der US-Amerikanerin Dr. Elizabeth Leckie Schlüssel, einer ausgewiesenen Expertin auf dem Gebiet der Olympischen Musik.

Sterne des Sports zu Gast im DSOM Siegesstimmung machte sich am 10. November 2005 im Deutschen Sport & Olympia Museum breit: Gleich drei Sportvereine aus dem Rheinland und Westfalen wurden für ihr herausragendes Engage-

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Interessante Analysen zu den WM-Tunieren bieten die Kolumnen von Jupp Heynckes.

wurde. Vielleicht wird dieser dann ja tatsächlich mit einem jubelnden deutschen Weltmeister auf dem Cover erscheinen. Zusammen mit seinen Vereinskollegen nimmt Vereinsvorsitzender Fritz Hoppe vom TuS Hochdahl 64 den Scheck und Projektleiterin Gabriela Klosa den "Großen Stern des Sports" in Silber beim Landesentscheid in Köln entgegen. Es gratulieren Bärbel Dietrich, Vizepräsidentin des Landes-Sport-Bundes NRW (5.v.r), Franz-Josef Heuter vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband (2.v.r.) und Werner Stürmann, zuständiger Abteilungsleiter im NRW-Innenministerium (1.v.r.).

ment auf der Landesebene mit dem höchsten Preis "Sterne des Sports in Silber" ausgezeichnet. Für diesen Preis haben sich der Deutsche Sportbund, der Deutsche Städtetag und die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rahmen der DSB-Kampagne "Sport tut Deutschland gut" zusammengeschlossen. Der TuS Hochdahl wurde für seine Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher mit dem ersten Preis, dem "Großen Stern des Sports in Silber" geehrt. Die Sportschule Yuishinkan aus Ibbenbüren wurde zweiter Sieger. Sie hatte eine alte Fabrik in ein Trainingslager für asiatische Kampfsportarten umgebaut und wurde ebenso wie der drittplatzierte Tanzsportclub Hamm, der sich um die Integration von Behinderten und Nicht-Behinderten verdient gemacht hat, mit einem "Stern des Sports in Silber" geehrt. Die Ehrung im Deutschen Sport & Olympia Museum wurde von Hans-Josef Heuter vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband, dem Dachverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken in der Region, gemeinsam mit Bärbel Dietrich, Vizepräsidentin des LandesSportBundes NRW und von Werner Stürmann, dem zuständigen Abteilungsleiter im NRWInnenministerium, vorgenommen.

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Süddeutsche Zeitung zu Gast im DSOM

Dadurch, dass bei der Entstehung dieser Edition Redakteure aus den Bereichen Sport, Politik, Kultur und Wirtschaft beteiligt waren, erlebt der Leser Geschichte und Geschichten rund um die FußballWeltmeisterschaften, außerdem erhält er einen Blick auf das Deutschland der jeweiligen Epoche. Abgerundet wird das Konzept der WM-Bibliothek durch Kolumnen von Jupp Heynckes, der jede einzelne WM analysiert.

Im Anschluss an die Veranstaltung wurde "So viel Fußball war nie" - so lautet des im Foyer des Deutschen Sport & Olympia Motto der WM-Bibliothek der SüddeutMuseums noch lange über die fußballerischen Zeitung. Jupp Heynckes, Weltmeister schen Tragödien und Dramen der verganvon 1974 und einer der erfolgreichsten gen 75 Jahre philosophiert. Trainer Deutschlands, war am 10. November 2005 gemeinsam mit SZChefredakteur Hans Werner Kilz ins Deutsche Sport & Olympia Museum gekommen, um die 15-teilige Buchreihe zu den FußballWeltmeisterschaften vorzustellen: Ein Buch für jede WM ab 1954 sowie ein Band der vier Turniere zwischen 1930 und 1954. Auf dem letzten Titel steht noch ein Fragezeichen - es wird verschwinden, Bei Ihrem Besuch im DSOM analysierten Hans Werner Kilz und wenn am 9. Juli Jupp Heynckes insbesondere die Weltmeisterschaften von 1974 2006 das Finale in und 2002. Berlin abgepfiffen

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