Aufgewachsen in der Karl Marx - Wohnungsgenossenschaft \"Karl

March 5, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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www.wgkarlmarx.de

1/2013

KM

Das P ot sd am - M agazin d er Woh n u n gsgen ossenschaft Kar l M ar x

aus dem Inhalt Das Land Brandenburg will seine Wohnraumförderung wieder aktivieren. Über Details des Vorhabens sprach KM mit Jürgen Schweinberger, Experte im Infrastrukturministerium in Potsdam SEITE 3 Mieterhöhungen sind wenig beliebte Mitteilungen. Kann eine Genossenschaft darauf nicht völlig verzichten? Die Frage betrachten wir auf SEITE 4 Karl Marx – Wie wollen wir es künftig mit dem Namenspatron halten? Wir veröffentlichen erste Vorschläge und laden zur zweiten Diskussionsrunde ein. SEITE 10

NOTFALLNUMMERN

bei Havarien: Firma Wärme und Bäder, Boris Hartl 0331 5810784 / 0160 5810700 Bei Störungen des Fernseh- und Rundfunkempfangs: Firma telecolumbus 0800 5223588

Aufgewachsen in der Karl Marx Das KM-Magazin sucht Mitglieder, die schon lange in der Genossenschaft zuhause sind Das sind Beatrix Werth nebst Ehemann Christian und ihr Sohn Dominic aus der Waldstadt. Beatrix wohnt seit 1986 in der Genossenschaft, Dominic (geb. 1988) nur ein paar Monate weniger. Demnächst bezieht er eine eigene Wohnung. Raten Sie wo? Auch die Eltern von Beatrix sind schon Genossenschafter der Karl Marx. Und Sie werden es nicht glauben, Dominics Urgroßmutter Harriet Landvoigt einst auch. Wie in diesem Fall sind nicht wenige andere Familien der Genossenschaft seit Jahrzehnten verbunden, manchmal sogar in mehreren Generationen. Das ist inzwischen gar nicht so ungewöhnlich, denn der 60. Geburtstag der Karl Marx steht im Mai 2014 vor der Tür. Aus diesem Anlass suchen wir weitere Beispiele, nicht nur Mehrgenerationenfamilien. Unter dem Arbeitstitel „Aufgewachsen in der Karl Marx“ können sich An-

gesprochene in den kommenden Monaten bei uns melden. Das KM-Magazin interessiert sich dafür, warum die Betreffenden der Genossenschaft schon so lange die Treue gehalten haben? Was das Zuhause bei der Karl Marx eigentlich ausmacht? Wann sie ganz besonders froh sind, dass sie ihre Wohnung gerade hier haben? In einer kleinen Porträtserie wollen wir auf diese Weise das 60. Jubiläum vorbereiten und uns allen damit ein Geburtstagsgeschenk machen. Denn erst mit einem verlässlichen Zuhause besitzt man ein solides Fundament, sein Leben nach eigener Fasson zu gestalten. In jedem Heft würden wir gern den Beweis antreten, dass sich der Wert der Genossenschaft wohl an ihren Häusern bemisst, dass aber der Schatz der Karl Marx zweifellos ihre Bewohner sind. Wer Vorschläge hat, melde sich bei Frau Mende 0331 6458-107.

(H)AUSBLICK

Das Revier wird größer Ab April sind in weiteren fünf Wohngebieten eigene Hauswarte für die Genossenschaft im Einsatz Die Karl Marx baut ihren Service aus. Ab April wird das Hausmeisterteam der Genossenschaft um sieben Hauswarte erweitert. Damit haben nach der Waldstadt I und II künftig auch die Mitglieder in Zentrum Ost, in der Havelbucht, in der Innenstadt, in Potsdam West sowie Am Schlaatz einen eigenen „Mann für alle Fälle“. Die Genossenschaft hat sich die Auswahl nicht leicht gemacht. Fast 250 Interessenten hatten sich beworben. „Alle neuen Mitarbeiter haben einen handwerklichen Beruf, ob Maler, Maurer oder Sanitärtechniker, und bringen Erfahrungen als Hauswarte in unterschiedlicher Form mit. Das war eins der wesentlichen Kriterien,“ begründet Sylvelin Holland-Merten, Leiterin der Mietwohnungsverwaltung, die

Mit dem Traktor ISEK werden von Hausmeister Fahrland die Gehwege gereinigt

Auswahl. „Für uns zählt neben dem handwerklichen Können vor allem der Servicegedanke. Denn die Männer sollten die Genossenschaft nicht nur als Schriftzug auf der Brust tragen, sondern eben auch verkörpern.“ Ein hoher Anspruch, wohlgemerkt. Dass es funktionieren kann, haben die fünf Kollegen, die seit knapp zwei Jahren in der Waldstadt I und II im Einsatz sind, bewiesen. „Jeder von ihnen arbeitet selbstständig und fühlt sich für seinen Kiez verantwortlich“, so die Erfahrungen von Sylvelin Holland-Mer-

ten. Natürlich immer in enger Abstimmung mit dem verantwortlichen Verwalter. Das Aufgabenspektrum der Hauswarte ist vielfältig. Neben den üblichen Tätigkeiten kümmern sie sich um die Grünpflege, sorgen für saubere Wege und Spielplätze, überprüfen die Spielgeräte. Und der Winterdienst wird von ihnen übernommen. Das setzt flexible Arbeitszeiten voraus. Für diese Arbeiten wird gegenwärtig von der Genossenschaft die notwendige Technik und Ausstattung – angefangen von kleinen Traktoren für die Geh-

wegreinigung, über Rasenmäher, Kehrmaschinen bis hin zu Streusandboxen – angeschafft. In der Innenstadt, am Platz der Einheit, wird eigens eine Garage für den Gerätepark gebaut. Der Startschuss für die zweite Runde wird am 2. April gegeben. In den ersten Tagen werden die „Neuen“ gemeinsam mit ihrem zuständigen Verwalter ihr „Revier“ kennenlernen. Das dritte Hausmeisterteam soll in einem Jahr ins Rennen gehen. Ab 2014 werden auch Am Stern und in Drewitz eigene Leute zum Einsatz kommen.

Mehr Service vor Ort Ab April sind insgesamt 12 Hausmeister der Karl Marx in sieben Wohngebieten im Einsatz. Damit gibt es für mehr als 4 300 Wohnungen der Genossenschaft und damit ihre Mitglieder den „eigenen Mann vor Ort“. Und das bedeutet

sich auf die üblichen Hauswarttätigkeiten. Die Grünpflege bleibt in der Hand der STEP. In Zentrum Ost haben die zwei Karl-Marx-Hauswarte das größte Terrain zu beackern. Immerhin sind hier 714 Genossenschafter mit ihren Familien zu Hause. vor allem mehr Service. Die Havelbucht, Potsdam West und die Innenstadt teilen sich drei Hauswarte. Hier kümmern sie sich auch um das Grün vor der Tür. Anders Am Schlaatz – die beiden Männer in der blauen Arbeitskleidung konzentrieren

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POTSDAM

Jürgen Schweinberger, Abteilungsleiter Stadtentwicklung und Wohnungswesen im Brandenburger Infrastrukturministerium

Förderung auf den Punkt

Brandenburg will demnächst auch sozialverträglichen Mietwohnungsneubau wieder unterstützen Das Land Brandenburg will in den kommenden Wochen die Wohnraumförderung neu justieren. KM sprach mit Jürgen Schweinberger, dem Abteilungsleiter Stadtentwicklung und Wohnungswesen im Infrastrukturministerium, über Einzelheiten dieser Neuorientierung. Die Wohnraumförderung des Landes ist ein wichtiges entwicklungspolitisches Instrument, warum muss sie neu organisiert werden? Seit 2007 hat sich die Förderung auf besondere Schwerpunkte konzentriert. Dafür wurden bis Ende 2012 186 Millionen Euro aus Kompensationsmitteln des Bundes eingesetzt. Im Mittelpunkt standen die Anpassung der Wohnungsbestände an die demografische Entwicklung und die Stärkung der Stadtkerne im Land. Gefördert wurde barrierefreies generationsgerechtes Wohnen, der Anbau von Aufzügen oder die Eigentumsbildung in den Innenstädten. Die Mittel flossen meist in Form von Zuschüssen. Das etwa wird sich ändern. Inwiefern? Durch die günstige Entwicklung

des landeseigenen Wohnungsbauvermögens sind wir erstmals in der Lage, ein selbst finanziertes Programm auf die Beine zu stellen. Das wird in diesem Jahr 25 Millionen Euro umfassen. Aber die Mittel werden nicht mehr als Zuschüsse, sondern als günstigere Darlehen gewährt. Sie müssen also zurückgezahlt werden, um auch langfristig dem Land einen gewissen wohnungspolitischen Gestaltungsspielraum zu erhalten. Was soll damit gefördert werden? Die bisherigen Förderschwerpunkte bleiben erhalten. Ab 2014 aber könnten sie in prosperierenden Märkten wie Potsdam durch Komponenten für sozialverträglichen Neubau ergänzt werden. Die Überlegungen dazu sind noch nicht abgeschlossen. Man kann aber so viel dazu sagen, dass Bestandsentwicklung und Neubauförderung im Sinne einer integrierten Quartiersentwicklung kombiniert werden sollen. Wie soll das organisiert werden? Wir stellen uns das so vor, dass wir mit den Akteuren, städtischen Wohnungsunterneh-

men und Genossenschaften, Kooperationsvereinbarungen abschließen. Darin wird etwa für den Neubau bestimmt, dass er bestimmten benachteiligten Zielgruppen wie etwa Alleinerziehenden mit Kindern zugute kommen muss. Auch mit der Karl Marx haben wir in diesem Zusammenhang erste Gespräche geführt, um uns in absehbarer Zeit geeignete Wohngebiete näher anzusehen. Welche Voraussetzungen müsste ein Fördernehmer erfüllen? Bei so einem Darlehn handelt es sich ja in erster Linie um ein Finanzgeschäft. Also muss der Nehmer eine gute Bonität und Eigenmittel mitbringen, damit das Geld in der vereinbarten Zeit zurückfließt. Damit das Land nach dem Ende der Kompensationszahlungen durch den Bund nach 2019 aus eigner Kraft weitermachen kann. Darüber hinaus muss er geeignete Wohngebiete und entsprechende Entwicklungspläne mitbringen, in denen sich die Kombination aus Bestandsentwicklung und Neubau zielgruppengerecht umsetzen lässt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass

gewährleistet werden muss, dass es in den geförderten Wohnungen zu keinen längerfristigen Fehlbelegungen kommen kann. Was gegebenenfalls bestimmte Kontrollmechanismen einschließt. Ist das jährliche Fördervolumen von 25 Millionen Euro noch ausbaufähig? Ab 2014 erwarten wir jährlich mindestens 30 Millionen Euro Kompensationsmittel vom Bund. Darüber und über eine gesicherte Perspektive bis 2019 wird allerdings gegenwärtig noch im Bundesrat verhandelt. Wir wollen diese erwarteten Mittel aus dem eigenen Wohnungsbauvermögen auf jährlich 40 Millionen Euro aufstocken. Ziel ist es, sowohl für das Land als auch die Fördernehmer Planungssicherheit herzustellen. Wie viele Wohnungen lassen sich mit diesen Größenordnungen sozialverträglich fördern? Mit den Summen für 2013 geht es um 1 200 Wohnungen. Mit dem erhofften Volumen ab 2014 gehen wir von 1 500 bis 2 000 Wohnungen pro Jahr aus.

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potsdam

Wenn Miete teurer wird

Genossenschaften können Anpassungen nicht vermeiden, aber anders damit umgehen Selten zuvor waren die Mieten so häufig in der öffentlichen Diskussion wie im Moment. Das liegt zum einen an ihrer Thematisierung im beginnenden Bundestagswahlkampf. Zum anderen gärt durch den Anstieg der Nebenkosten, den Mangel an günstigem Wohnraum in Ballungszentren oder rasant wachsende Neuvertragsmieten eine kritische Masse im Wohnungsmarkt. Mieter gehen immer häufiger auf die Straße. Die Beteiligung von Genossenschaftern ist schwer einschätzbar. An der Spitze der Gegenwehr stehen sie vermutlich nicht. Haben Genossenschafter als kollektive Eigentümer ihrer Wohnungsunternehmen doch durchaus Einfluss auf die jeweilige Mietenpolitik. Auf einer Insel der Seligen leben sie deswegen aber nicht. Die Miete ist in der Regel die einzige Einnahmequelle einer Genossenschaft. Auch hier gilt wie in anderen Unternehmen das Kostendeckungsprinzip. Die Kosten für die Bewirtschaf-

tung und Entwicklung der Bestände müssen aus den Mieteinnahmen bestritten werden. Sonst passiert zwangsläufig, was unlängst einer brandenburgischen Genossenschaft widerfuhr. Ihre Aufsichtsgre-

unvermeidbar. Weil das so ist, kommt ihrer Nachvollziehbarkeit durch die Mitglieder große Bedeutung zu. So verzichtete die Karl Marx in der Vergangenheit auf rechtlich mögliche großflächige Anpassungen an

Etwicklung der Nettokaltmiete bei der Karl Marx E/m²/Monat 4,7 4,6

4,60

4,5 4,4 4,3

4,68

4,52 4,42

4,44

4,2 4,1 4,0 2008

2009

mien hatten Mietsteigerungen per Beschluss ausgesetzt. In der Folge gerieten die Finanzen in eine bedrohliche Schieflage. Deshalb: Mieterhöhungen sind auch in einer Genossenschaft

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2011

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die ortsübliche Vergleichsmiete (Mietspiegel). Stattdessen wurden Erhöhungen erst nach sichtbaren Wohnwertsteigerungen etwa infolge einer Modernisierung vorgenommen.

Anpassungen ohne Anschluss an eine Modernisierung gab es nur in Beständen, in denen die Sanierung schon lange zurücklag. Die seinerzeit noch deutlich niedrigeren Baukosten oder geringeren energetischen Standards bewirkten in Relation zu vergleichbaren Wohnungen in später sanierten Beständen inzwischen deutlich günstigere Nutzungsgebühren. Aber auch diesen Niveauausgleich vollzog die Karl Marx verhalten. Anpassungen wurden in Jahresschritten (bis jeweils maximal 20 Euro) gestreckt. Die Mitglieder bekamen die Möglichkeit, sich darauf einzustellen. Den Grundsatz erklärt Bodo Jablonowski, Kaufmännischer Vorstand der Karl Marx. „Wenn schon Mieterhöhung, dann müssen wir auch hinsehen, wie sich das auf den betreffenden Haushalt auswirkt.“ Dann dürfe man sich nicht scheuen, eine Mieterhöhung gegebenenfalls zu splitten und mehrmals zu erklären.

die wetterlage

Wohnen und Planen Die Folgen eines teueren Wohnungsmarktes sind weitreichend für eine Kommune. Sie verändert ihren Charakter. Mit wegbleibenden oder durchreisenden Studenten etwa schwinden Spontanität und Kreativität im Stadtleben. Mit verdrängten Alten wiederum leidet die gewachsene Authentizität von Straßen und Plätzen. Sodass man es als gute Nachricht verstehen darf, wenn die Landesregierung nun versucht, den Erhalt und den Ausbau sozialverträglichen Wohnraums wieder zu aktivieren. Mit Zinsabschlägen auf laufende Förderkredite beispielsweise sollen Wohnungsunternehmen motiviert werden, vorhandene Belegungsbindungen für Benachteiligte zu verlängern. Erste Abkommen mit der Pro Potsdam wurden getroffen. Mit anderen laufen Gespräche. Zinsgünstige Darlehn wiederum sollen demnächst die Kostenlast für die Bestandsentwicklung und den Neubau mildern. Damit im Ergebnis Mietpreise

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möglich werden, die nicht nur mit gut gepolstertem Einkommen zu stemmen sind. Noch im Frühjahr könnte es da mit interessierten Wohnungsunternehmen zu den entsprechenden Vereinbarungen kommen. Anders als in der Vergangenheit vergibt das Land keine rückzahlungsfreien Zuschüsse mehr. Die Darlehn müssen in einem bestimmten Zeitraum abbezahlt werden. Sodass man sich fragen könnte: Welchen Effekt soll das haben? Wozu sich den Bedingungen des Fördergebers unterwerfen? Schließlich sind auch die Zinsen für Bankkredite derzeit so niedrig wie nie zuvor. Doch wie lange bleibt das so? Wohnungen und Häuser sind langfristige Güter. Kann das Land mit seinen überarbeiteten Instrumenten Planungssicherheit für die Fördernehmer schaffen, haben die Mittel eine eigene Qualität. Nur dann können sie auch die erhofften Ergebnisse bewirken. KM Redaktion, Saarmunder Straße 2, 14478 Potsdam 0331 6458-107, [email protected]

stadtgeschehen news und tipps

Wohnungspolitik taugt nicht für Populismus Mietendebatte prägte auch die Diskussion auf dem Neujahrsempfang des Arbeitskreises StadtSpuren Mit über 100 Gästen veranstaltete der Arbeitskreis StadtSpuren am 24. Januar seinen diesjährigen Neujahrsempfang im Treffpunkt Freizeit am Heiligen See. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs lobte das Engagement der kooperierenden Wohnungsunternehmen. Ihre Ambitionen, „über den Tellerrand hinauszublicken“, machten sie zu einer der tragenden Säulen der Stadt-

entwicklung. Diese stünde mit dem stetigen Zuzug neuer Einwohner und dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen vor großen Herausforderungen. Auf die stabilisierende Wirkung der StadtSpuren-Partner im Wohnungsmarkt wies der Vertreter des Verbandes BerlinBrandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hin. Dr. Klaus-Peter Hillebrand hob die um zehn Prozent niedrigere

Mit Ausdauer für die Bastion Förderverein lädt am 20. April zum Walking an der Havel ein Walkingbegeisterte sollten sich den 20. April vormerken. An diesem Samstag lädt der Förderverein zum Wiederaufbau der Bastion am Schillerplatz e.V. zu einer Walkingveranstaltung rund um den Kiewitt ein. Weniger Geübte können sich für die 3-km-Runde anmelden, Walker mit mehr Ausdauer können beim 5-km-Kurs an den Start ge-

hen. Um 10 Uhr fällt der Startschuss. Das Startgeld – jeweils drei oder fünf Euro – kommt dem Wiederaufbau der Bastion zugute. Die sogenannte Bastion war eine Aussichtsplattform in Verlängerung der Schillerstraße am Ufer der Havel. Sie war Endpunkt der zwischen 1935 und 1938 erbauten Siedlung am Schillerplatz in der Branden-

Miete gegenüber dem Potsdamer Durchschnitt hervor. Wie zuvor der Oberbürgermeister sprach Hillebrand die Erwartung aus, dass die steigenden Wohnkosten 2013 nicht nur ein populäres Thema im Bundestagswahlkampf blieben. Es müsse zu spürbaren Erleichterungen der Mieter kommen. Wohnungspolitik tauge nicht für Populismus. Zu einer längerfristigen Auseinandersetzung mit dem Thema forderte auch Dr. Fritz Reusswig auf. Der Experte vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung berichtete mit einer Anekdote, wie er die Schieflage des Wohnungsmarktes erlebt. So sei ihm in einer Anzeige eine rote Kämpferfaust aufgefallen. Damit warb ein Immobilienunternehmen für den Hauskauf als Form des Widerstandes gegen ständig steigende Mieten. Reusswig regte an, die zusätzlichen Belastungen durch Wärmesanierungen auch sozialverträglich zu gestalten. Solche Maßnahmen könnten zunächst auf solche Gebäude konzentriert werden, wo die Einkommensverhältnisse der Mieter dies zuließen.

burger Vorstadt. Von dort aus wurden über eine Pumpstation die Grünanlagen berieselt. Im Laufe der Jahrzehnte verfiel die Bastion, wurde 1989 zugeschüttet und begrünt. Seit 2006 bemüht sich der Förderverein darum, den denkmalgeschützten Rundbau wieder zum Leben zu erwecken. Bisher wurden Reste der Bastion wieder freigelegt, Mauern erneuert. Anmeldung für die Walkingveranstaltung unter www.bastion-amschillerplatz.de

Plan für verbesserte Teilhabe aufgestellt In Potsdam leben 14 345 Einwohner, das sind 9 % der Bevölkerumg, mit einer anerkannten Schwerbehinderung von mehr als 50 Prozent. Fast zwei Drittel der Betroffenen sind über 65 Jahre alt. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt jetzt einen Teilhabeplan mit 180 Empfehlungen aufgestellt. Die in den zurückliegenden Monaten gesammelten Erfahrungen betreffen Barrieren, die der Teilnahme am öffentlichen Leben im Wege stehen. Aber ebenso geht es um die bessere Kommunikation von kulturellen Angeboten. Aufruf zum Frühjahrsputz Der Kommunale Immobilien Service (KIS) ruft auch in diesem Jahr wieder zum Frühjahrsputz auf. Angesprochen sind Fördervereine, Lehrer-, Eltern- oder Schülerinitiativen an städtischen Schulen sowie Erzieher- und Elterninitiativen. Das Gesamtbudget für die Beteiligten beträgt 40.000 Euro und soll für schönere Außenanlagen, aber auch zur malermäßigen Verbesserung von Unterrichtsräumen, Gruppenräumen und Fluren genutzt werden. Formlose Anträge können bis Ende April schriftlich an KIS, Hegelallee 6-10, 14467 Potsdam oder per Fax an 0331-2891163 eingereicht werden. Klinikum erwirbt Krankenhausanteile Potsdam und der Landkreis Potsdam-Mittelmark wollen ihre Gesundheitskooperation vertiefen. Die Stadtverordneten stimmten dem Erwerb von Geschäftsanteilen am JohanniterKrankenhaus Treuenbrietzen durch das Klinikum Ernst von Bergmann zu. Bereits jetzt arbeiten das Klinikum und die Johanniter auf chirurgischen Spezialgebieten eng zusammen. 5

Stadtgeschehen

Start ins 60. Jahr der Genossenschaft

Neujahrsempfang mit solider Bilanz und vielversprechendem Ausblick für 2013

Zum Neujahrsempfang der Karl Marx waren 34 Vertreter in den Kutschstall gekommen

Der Neujahrsempfang ist eine feste Größe in der Genossenschaft. Immer Mitte Januar laden Vorstand und Aufsichtsrat die Vertreter ein, um erste Bilanz zu ziehen und einen Ausblick zu geben. Insgesamt 34 Vertreter waren am 17. Januar in den Kutschstall am Neuen Markt gekommen, um sich auf das neue Jahr einzustimmen. Vorstandsvorsitzender Ulf Hahn konnte einmal mehr ein positi-

ves Fazit zu ziehen. Die Zahlen sprechen für sich: Die Mitgliederzahl ist mit 7 413 stabil geblieben. Dem stehen die 6 668 Wohnungen der Genossenschaft gegenüber. Leerstand war auch im vergangenen Jahr kein Thema. Von den betroffenen 33 Wohnungen sind nur 5 wirklich leer. Die verbleibenden 28 Wohnungen werden in diesem Jahr modernisiert. Ebenso wenig gibt die Mietschuldenquote Anlass zur Sor-

Pilotprojekt Biotonne startet in Potsdam West Erste Behälter werden im Frühsommer aufgestellt In Potsdam West wird es ab Frühsommer die Biotonne geben. Dann startet das Pilotprojekt in der Landeshauptstadt. Ab 2015 ist sie europaweit gesetzlich vorgeschrieben. Geplant ist, die Biotonne ab da in

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der ganzen Stadt einzuführen. Mit dem anderthalbjährigen Pilotprojekt sollen Erfahrungen gesammelt werden. Ermittelt werden muss etwa, welche Art von Tonne wo aufgestellt wird - vier verschiedene sind im Test

ge – sie lag 2012 bei 0,57 %. Insgesamt 11,3 Mio € hatte die Genossenschaft im vergangenen Jahr in ihre Häuser investiert, unter anderem wurden vier weitere Objekte mit Aufzügen ausgerüstet. Ganz abgesehen vom Baugeschehen war 2012 für die Genossenschaft ein ereignisreiches Jahr. „Der Umzug in die neue Geschäftsstelle in der Saarmunder Straße, das papierarme Büro wurde eingeführt. Die Kiezgespräche haben ihre Runde durch alle Wohngebiete abgeschlossen“, zählte Ulf Hahn einige der wichtigsten Punkte auf. Mit einem besonderen, zum Glück seltenen Problem, musste sich die Genossenschaft im vergangenen Jahr befassen – mit dem Brand im Hochhaus in der Breiten Straße. Noch seien nicht alle Folgen des Brandes beseitigt, berichtete Hahn. Die Dämmarbeiten wurden im Dezember abgeschlossen. Sobald es die Witterung zulasse, werde die Fassade gestrichen. 2013 liege der Schwerpunkt wieder bei der Aufwertung des Bestandes, kündigte Bodo Jablonowski, Kaufmännischer

Vorstand der Karl Marx, an. Insgesamt 10,6 Mio € werden in die Modernisierung und Instandhaltung investiert. Damit verbessere sich für über 330 Haushalte die Wohnqualität. Die Baumaßnahmen konzentrieren sich auf die drei Wohngebiete Am Stern, Waldstadt II und Am Schlaatz. Was die Finanzierung angehe, so werde die Genossenschaft auch Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau einsetzen. Denn gegenwärtig seien die Zinssätze so niedrig wie noch nie.

- und ihre Akzeptanz. Ziel ist es, den Anteil des organischen Mülls in der Mülltonne zu verringern und die Trennung des Abfalls zu fördern. Eine Restabfallanalyse der Landeshauptstadt hatte ergeben, dass immerhin 42 % des Hausmülls in der schwarzen Tonne Biomüll sind und nur knapp 30% tatsächlich Restmüll. Bei der Trennung ist Brandenburg noch ein Entwicklungsland. Allein in

Frankfurt/Oder gibt es bisher eine verpflichtende BiomüllTonne. Im Durchschnitt landen pro Einwohner und Jahr zwischen 30 und 60 kg Biomüll in den Tonnen. Dabei gilt Biomüll als hochwertig. Er kann nicht nur kompostiert und später als nährstoffreiche Erde verkauft, sondern auch vergoren und zur Energiegewinnung genutzt werden – etwa als Biogas oder Biosprit.

Drei wichtige Eckdaten nannte Bodo Jablonowski für das laufende Jahr: Ab April wird das Hausmeisterteam der Karl Marx um sieben Mitarbeiter aufgestockt. Damit werden künftig die Bestände in weiteren fünf Wohngebieten von eigenen Hauswarten betreut. Als zweiter Termin ist der 18. Mai vorzumerken. Denn dann beginne das 60. Jahr der Genossenschaft. Und schließlich gibt es auch dieses Jahr wieder einen Genossenschaftstag am 31. August.

stadtgeschehen

news und tipps

Frühstück zu acht Informationsveranstaltung zu Demenz-WGs am 5. März Lange Zeit gab es für ältere Menschen mit Demenz nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie blieben daheim und wurden von Angehörigen und einem Pflegedienst betreut oder sie zogen in ein Pflegeheim. Seit einigen Jahren gibt es eine Alternative: Wohngemeinschaften, die an ein Leben zu Hause an-

knüpfen. Wie sie funktionieren, die Kosten, Aufgaben der Angehörigen oder die Gründung sind häufige Fragen. Darüber informiert am 5. März von 16 bis 18 Uhr im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, eine Veranstaltung, zu der die Alzheimer Gesellschaft Brandenburg e.V., der Pflegestützpunkt Potsdam

Ablauf auf der Landtagsbaustelle Infomaterial über die Bauabschnitte bis zum Jahr 2015 Die Stadtverwaltung hat jetzt den neuen zwölfseitigen InfoFlyer über die nächsten Bauabschnitte in Potsdams Mitte veröffentlicht. Darin erhalten Interessierte Informationen über den Landtagsneubau sowie die nächsten Baumaßnahmen in der Breiten Straße und auf

dem Steubenplatz. Aufgelistet sind die Schwerpunkte der Arbeiten bis zum Jahr 2015. Zu den Vorhaben des aktuellen Jahres zählen neben den Arbeiten am neuen Landtagsgebäude und seinem Umfeld, die Fertigstellung der Humboldtstraße und des Bildungsforums sowie

sowie das Netzwerk „Älter werden in Potsdam e.V.“ einladen. In solch einer WG leben meist sechs bis acht Frauen und Männer in einer großen Wohnung zusammen. Alle haben ihr eigenes Zimmer. Alle nutzen Küche, Bäder und Wohnzimmer gemeinsam. Doch jeder hat einen eigenen Mietvertrag. Ziel ist, in einer familiären Atmosphäre zu leben, in der sich die Bewohner sicher und aufgehoben fühlen. Die Mitglieder der WG werden von einem ambulanten Pflegedienst rund um die Uhr begleitet und gepflegt. Die Angehörigen werden mit eingebunden. Ähnlich wie zu Hause sind sie gefragt, die Mitverantwortung zu übernehmen und sich an der Umsetzung der Idee aktiv zu beteiligen. Die Alzheimer Gesellschaft ist seit 2011 Trägerin des „Modellprojekts zur Unterstützung und Koordinierung von neuen Wohnformen für Menschen mit Pflegebedarf, insbesondere Menschen mit Demenz.“ Kontakt: Astrid Grunewald-Feskorn, 0331-704 37 49, [email protected]

der Baubeginn für erste Gebäude am Havelufer oder die Sanierung der Spundwand an der Alten Fahrt. Der Flyer ist in der Schaustelle des Landtages am Alten Markt, in den TouristInformationen im Hauptbahnhof und in der Brandenburger Straße sowie im Stadthaus erhältlich. Man kann ihn aber auch im Internet unter www. potsdam.de in etwas sperrigem Format herunterladen.

Neuer Wegweiser Gesundheit Der neue Wegweiser Gesundheit Potsdam und Umgebung 2013/2014 ist gerade erschienen. Die Broschüre gibt einen Überblick über Adressen und Angebote der 40 Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Potsdamer Gesundheitsring“. Ausgewählte Institutionen werden mit den jeweiligen Gesundheitsdienstleistungen vorgestellt. Herzstück der mittlerweile 5. Auflage sind die lebensbegleitenden Netzwerke und Bündnisse der Stadt für ein gesundes, soziales und familienfreundliches Potsdam. Außerdem listet die Broschüre niedergelassene Ärzten, Hebammen, Apotheken und Krankenhäuser auf. Redaktionelle Beiträge und Wissenswertes zu den Themen Gesundheit, Alterspflege sowie Tipps zu gesundheitlichen Leistungen in der Landeshauptstadt ergänzen die Informationen. Die Broschüre ist kostenfrei beim Gesundheitsamt Potsdam zu haben oder im Internet unter www.potsdam.de/ downloads herunterzuladen. Tänzer ab 65 gesucht Für das Tanzprojekt „Memory Garden“ sucht die fabrik eine Frau und einen Mann um die 65 Jahre, gerne mit Schauspielfähigkeiten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, sondern nur die Lust, sich frei zu bewegen und das Thema zu erforschen. „Memory Garden“ erzählt von der Kindheit und der Erinnerung an sie, vom Auftauchen von verblassten oder vergessenen Erinnerungen. Probenzeiten sind vom 4.-16. März, vom 16.-28. September und vom 14.-27. Oktober 2013. Die Aufführungen finden im Oktober/November 2013 in Potsdam statt. Für eine Probestunde kann man sich bei Odile Seitz anmelden, telefonische Vereinbarung unter 0176 34 08 02 38. 7

geschichte(n)

Garaus für stille Stromfresser

Fritz Walzog vom Stern ficht unermüdlich für eine eher unbekannte Einsparverordnung aus Brüssel

Selbst abgeschaltet kann ein Herd mehr oder weniger Strom verbrauchen

Unser Gespräch ist schon zu Ende, da ist er wenig später wieder am Telefon. Fritz Walzog hat noch einen Nachsatz. Er wolle unbedingt einen Gedanken unterstreichen: Sparen muss nicht automatisch Verzicht bedeuten! Die Stromrechnungen für die Familienwohnung in der Gaußstraße wären in den letzten Jahren ziemlich

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gleich geblieben. Stromsparen liegt Fritz Walzog am Herzen. Wer sich mit ihm unterhält, landet über kurz oder lang bei diesem Thema. Ja er scheint das Gespräch darauf abzuklopfen, direkt aufs Stromsparen überzuleiten. Schnurstracks ist er mitten in einem Vortrag über die EU-Richtlinie 2009/125/EG. Schon der Name

lässt den Zuhörer unvermittelt gähnen. Um dann wenig später festzustellen: Walzog hat gute Argumente. Will das Papier aus Brüssel doch den vielen kleinen versteckten Stromfressern im Haushalt den Garaus machen. So schreibt die entsprechende ErP-Norm etwa modernen Telefonen oder Fernsehern die Stromaufnahme im Standby-Betrieb vor. Sie dürfen in Bereitschaft nicht mehr als 0,5 bis 1 Watt verbrauchen. Seit Fritz Walzog 2009 beim Kauf eines neuen Telefons darauf aufmerksam wurde, ficht er gegen veraltete Netzteilstecker. Er erklärt: „Man kann sie am Gewicht ganz gut unterscheiden. Die alten, noch mit einem Transformator bestückt, sind viel schwerer.“ Und er macht folgende Rechnung auf. „Man nehme nur an, dass pro Bundesbürger ein altes Netzteil in Bereitschaft ist. Dann können wir mit 80 Millionen mal 4,5 Watt rechnen, was 360 Megawatt entspricht, die sinnlos die Umwelt belasten.“ Wer so einen Stromfresser bei sich entdeckt und ersetzt, der könne beim gegenwärtigen Potsdamer Strompreis (28 Cent pro kWh) im Jahr rund elf Euro einsparen. Nach anderthalb Jahren hätte sich die Anschaffung ausgezahlt. Als sich Walzogs 2011 eine neue Küche zulegten, war klar, dass die Einbau-Geräte der ErPNorm entsprechen mussten. Und bis auf einen alten Radiowecker habe er die Umrüstung im Haushalt inzwischen vollzogen, erzählt er. Fritz Walzog wundert sich aber, dass die aus seiner Sicht sinnvolle EURichtlinie so wenig bekannt ist. In einer örtlichen Großhandels-

Fritz Walzog

kette habe er sich wegen seiner strikten Nachfragen schon ziemlich unbeliebt gemacht. Tatsächlich schaut er sich jede Neuanschaffung vorher sehr genau an. „Fünf Modelle kommen in die engere Wahl, dann treffe ich eine Entscheidung.“ Die Stromsparidee der EU bekannter zu machen, hat sich Walzog auf die Fahne geschrieben. Dass er damit nicht nur auf offene Ohren stößt, hat er inzwischen auch begreifen müssen. „Wer nicht so aufs Geld achten muss, hört mir meist nicht lange zu.“ Die aktuelle Strompreisentwicklung, gibt er sich überzeugt, erleichtere ihm allerdings das Reden. Wenn auch Sie – und seien es auch Kleinigkeiten – Vorschläge zum Einsparen von Strom, Wasser oder anderen Dingen haben, informieren Sie das KM-Magazin. Vielleicht helfen Ihre Erfahrungen auch anderen Mitgliedern. Tel. Frau Mende 0331 6458-107

wissenswert

Ein Dorf mitten in der Stadt

Die Siedlung am Schillerplatz lässt ihre Bewohner nicht los Potsdam war nie ein billiges Pflaster. Doch hat die Stadt auch eine genossenschaftliche Tradition, Wohnqualität für die kleinen Leute bereitzuhalten. Die Friedrichstadt etwa kennt ihre eigenen Gesetze. Wer hier erst einmal lebt, will nicht mehr weg. Auch wenn die meisten Wohnungen rund

milie ist hier verwurzelt – sowohl ihre Eltern, inzwischen auch ihre Kinder. Sie mache da keine Ausnahme, sagt die Mitarbeiterin der Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam West e.G. „In unseren Häusern wohnen komplette Familiendynastien. Es gibt sogar eine Genossenschafterin, die ihr ganzes

um den Schillerplatz eher klein sind und nicht einmal einen Balkon haben. Was macht den Reiz der denkmalgeschützten Anlage aus? Die beschauliche Lage zwischen Havelufer auf der einen und dem Bahnhof Charlottenhof auf der anderen Seite? Die großzügigen Innenhöfe? Die prächtigen alten Linden, die die kopfsteingepflasterten Straßen säumen? Oder die gute Erreichbarkeit? Die Innenstadt liegt nicht weit entfernt und in Berlin ist man in einer halben Stunde. „Von allem etwas“, ist sich Hendrikje Beschnidt sicher. „Doch was am meisten zählt, ist der dörfliche Charakter der Anlage. Die 500 Wohnungen verteilen sich auf nur drei Straßen. Hier kennt jeder jeden.“ Die 61-Jährige muss es wissen. Sie ist in der Friedrichstadt geboren, aufgewachsen, nach dem Studium wieder zurückgekehrt. Ihre Fa-

Leben hier verbracht hat, von Geburt an in der gleichen Wohnung, seit 1936.“ 1935 wurde der „Potsdamer Bauverein für Kleinwohnungen“ gegründet – auf Veranlassung von General Friedrichs, Oberbürgermeister der Residenzstadt Potsdam. Die Wohnungen waren für „weniger bemittelte Bevölkerungsschichten“ vorgesehen. Ausschließlich Potsdamer Bürger durften Genossenschaftsmitglied werden. Bei 200 RM lag damals der „Eintrittspreis“, der auch in monatlichen Raten von mindestens 5 RM angespart werden konnte. Die gelben Backsteinbauten, keins der 16 Häuser ist höher als drei Etagen, entstanden zwischen 1935 und 1938. Unter der Bauleitung des Stadtbaurates Dr. Georg Fritsch wurde die Anlage ganz der Potsdamer Bautradition verpflichtet in offener Blockbebauung geplant. Oberbür-

germeister Friedrichs war von Anfang an allen Planungen beteiligt und hatte den Baustil maßgeblich mitbestimmt – militärisch schlicht und schnörkellos. Die Satteldächer lassen in ihrer Giebelform vereinzelt eine gestalterische Nähe zum Holländerviertel erkennen. Ein Blickpunkt, direkt am Schillerplatz, sind die mächtigen Bogenhallen, die an den deutschen Klassizismus erinnern. Friedrichs sah die Siedlung am Kiewitt als sein Vorzeigeensemble an, als einen Ort der Selbstverwirklichung. Als die Wohnungen bezogen waren, übte er seinen Einfluss auf ein „geregeltes Miteinander“ mit einer strengen Hausordnung aus. Verboten waren etwa „Musizieren oder Rundfunkempfang nach 22 Uhr; Anbringen von Blumenkästen; Herumstehen und Sitzen vor den Haustüren sowie das Spielen der Kinder in den Hausfluren.“ General Friedrichs war häufiger Besucher „seiner Friedrichstadt“. Er griff persönlich

ein, wenn es ein Mieter wagte, etwa durch herausgehängte Wäsche von den Regeln abzuweichen, ist in der Chronik der Genossenschaft zu lesen. Auch sei er ein strikter Gegner von Balkonen gewesen sein. Balkone gibt es immer noch keine. „In diesem Punkt scheitern unsere Pläne an den Auflagen des Denkmalschutzes“, erzählt Hendrikje Beschnidt. „Doch beliebt ist unsere Anlage trotzdem.“ Zwischen Grillparzer, Schiller- und Wielandstraße sind vor allem Singles – alte und junge, Paare und kleinere Familien zu Hause. Das liege an der Wohnungsgröße. Die meisten Wohnungen der Genossenschaft haben zwei oder zweieinhalb Zimmer, jedoch mit großer Wohnküche. Die großen 4-Zimmer-Wohnungen mit 80 m2 sind unter den Mitgliedern besonders gefragt. Davon gibt es gerade mal 24. Das ist mit ein Grund, warum die WBG Potsdam West keine neuen Mitglieder aufnimmt.

Die Formen der Giebel in der Friedrichstadt erinnern ans Holländische Viertel

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wissenswert

Noch einmal: Wie geht es eigentlich Karl Marx? Nach unserem Artikel im letzten KM-Magazin (6/12) haben sich eine Reihe von Mitgliedern zu Wort gemeldet. Naturgemäß gibt es mehr als eine Meinung, wie der Namensbezug der Genossenschaft künftig erklärt und gewürdigt werden soll. An dieser Stelle bilden wir das Meinungsspektrum ab. Gleichzeitig wollen wir die Diskussion gern noch eine weitere Runde fortsetzen. Wer also einen Vorschlag hat, welchen „Platz“ Karl Marx künftig in unserer Genossenschaft haben soll, ist herzlich aufgefordert, damit nicht hinter den Berg zu halten. Bisherige Meinungen:

bewusst. Aber das Werk gab‘s nicht mehr und ein direkter Bezug zum Namenspatron war für mich nicht erkennbar. Aber letztlich ist der Name ja auch nicht der Grund sich für oder gegen eine WG zu entscheiden. Ohne die neuen Räume der Geschäftsstelle zu kennen, vermute ich, dass so ein dunkles Bild immer ein wenig erdrückend wirkt. Den Vorschlag von Herrn Jablonowski finde ich aber ausgesprochen gut. Vielleicht findet sich sogar ein Zitat, welches sich auf Genossenschaften bezieht. Viele Grüße aus der Nachbarschaft.

Ich finde, den Vorschlag von Bodo Jablonowski gut. Eine größere Zeichnung mit einem Zitat zum Wohnen im Foyer der Geschäftsstelle wären ganz gewiss angemessen. Das würde neugierig machen.

Marco Sawinsky, Moosglöckchenweg 12

Gerda Marinjan, Gaußstraße 13

Ich hab mich damals auch ein wenig gewundert, warum man bei der Umbenennung von AWG in WG nicht gleich den Namen Karl Marx mit aus dem Namen gestrichen hat. Dass dieser aus der Verbindung zum Karl-Marx-Werk kam, war mir

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Mein Vorschlag wäre, eine Wand zu gestalten mit einem Foto von K. Marx und Meinungen von Mitgliedern, die die Leistungen unserer Genossenschaft würdigen. Einen kleinen Beitrag möchte ich dazu leisten. Man kann unsere Genossenschaft nur beglückwünschen, dass sie in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche ihrem Namenspatron treu geblieben ist. Viele sollten sich gerade in der Gegenwart an seine Kritik im „Kapital“ erinnern, wo er das

Streben nach Maximalprofit geißelt. Dresden ist ein beredtes Beispiel, welche Auswirkungen dieser Umstand auch auf Mieter haben kann, wenn kommunales Eigentum an sogenannte Heuschrecken verkauft wird. Ich bin froh, dass uns dieser Albtraum dank der Genossenschaft erspart bleibt. Überhaupt gewinnt genossenschaftliches Eigentum in diesem Zusammenhang einen besonderen Wert. Schon Karl Marx wusste, dass der „im großen Maßstab organisierten genossenschaftlichen Arbeit“ die Zukunft gehört. (Marx/Engels Werke, Bd.19 S. 392) Auch unter diesem Aspekt war die Entscheidung der Namensgebung und des Kampfes um den Erhalt der Genossenschaft trotz aller Komplikationen eine weise und zukunftsträchtige Entscheidung zum Wohle der Mieter. Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen zum Weihnachtsfest an alle Mitarbeiter der Genossenschaft. Kurt Weber, Otto-Haseloff-Str. 15

eines Andy Warhols aufzuhängen. Ich glaube, damit können sich die etwas konservativen Genossenschaftsmitglieder anfreunden. Und für unsere neuen jungen Mitglieder ist es ein erster guter Eindruck, von Modernität und Zukunft. Mit frdl. Grüßen Ihr Genossenschaftsmitglied Rüdiger Bismark, Platz der Einheit 3

Wie wäre es, wenn wir im Foyer eine Büste von Marx aufstellen mit einem oder zwei Schaukästen. Darin könnte die Geschichte der Genossenschaft dargestellt sein. Ebenso wie die Genossenschaft zu ihrem Namen kam. Auch sollten wir einen Bezug zu seinem wichtigsten Buch „Das Kapital“ herstellen. Olaf Geudtner, Leibnizring 15

Ich finde Karl Marx gehört ins Foyer der Geschäftsstelle. Mir wäre wichtig, dass dort in diesem Zusammenhang, sein Einsatz für die soziale Gerechtigkeit dargestellt wird. Klaus Selignow, Charlottenstraße 48

Meine Idee wäre in ihrer modernen, hellen Lobby der Geschäftsstelle einen Kunstdruck von Karl Marx in der Pop-Art

Über weitere Vorschläge/Ideen informieren Sie Frau Mende. Tel. 0331 6458-107

wissenswert

Dreimal täglich die Fenster weit auf Hilfreiche Tipps für ein gesundes Raumklima Für ein angenehmes Raumklima lässt sich leicht sorgen und zwar durch richtiges Heizen und Lüften. Gerade im Winter müssen Wohnräume besonders gut gelüftet sein. Das spart Energie und ist zudem gut für das eigene Wohlbefinden. Als Faustregel gilt: drei- bis viermal am Tag Stoßlüften - mit weit

geöffnetem Fenster für drei bis fünf Minuten. Die Kippstellung ist vergleichsweise wirkungslos, verschwendet Heizenergie und begünstigt Schimmelbildung, weil die Wände auskühlen. Das Schlafzimmer sollte direkt nach dem Aufstehen durchgelüftet werden. Hier bildet sich über Nacht viel Feuchtigkeit,

im Schlaf wird pro Person etwa ein Liter Wasser über Haut und Atemluft abgegeben. Auch nach dem Baden, Duschen und Kochen sollte man den Wasserdampf gleich wieder rauslassen – also Fenster weit auf und Türen zu. Gelüftet wird bei jedem Wetter, auch bei Regen. Denn kalte Außenluft ist trockener als warme Zimmerluft. Je kühler die Zimmertemperatur ist, desto häufiger muss gelüftet werden. Und wer die Wäsche in der Wohnung trocknet, muss dieses Zimmer häufiger lüften. Die Tür sollte geschlossen bleiben.

D mitarbeiterportr ä t

Das Budget im Blick

Antje Varga arbeitet in der Abteilung Rechnungswesen der Genossenschaft. Und damit bestimmen Zahlen ihr Alltagsgeschäft. Die Betriebswirtin kümmert sich seit 2009 um anstehende Investitionen und geplante Finanzierungen. Allein in diesem Jahr investiert die Karl Marx 10,6 Millionen Euro in die Modernisierung und Instandsetzung ihrer Häuser. „Konkret bin ich für die Finanzierung der einzelnen Bauvorhaben verantwortlich. Steht ein Haus auf der Sanierungsliste müssen zunächst die notwendigen Maßnahmen festgelegt werden, das ist Sache der Bautechnik. Dann stellt sich die Frage nach den Kosten“, erläutert die 42-Jährige den Ablauf. Für komplexe Maßnahmen werden Planungsfirmen beauftragt. „Meine Aufgabe ist es, dann die Angebote der Firmen auszuwerten, im nächsten Schritt die Vergabeverhandlungen vorzubereiten und während der Bauphase das Budget zu überwachen“. Sie prüft alle Rechnungen, die im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben auflaufen. Gleichzei-

Antje Varga aus der Abteilung Rechnungswesen 0331 6458-157

tig befasst sich Antje Varga im Vorfeld mit der Finanzierung der Maßnahmen. „Von mir muss geprüft werden, ob etwa die Sanierung aus Eigenmitteln zu schaffen ist oder ob dafür Kredite aufgenommen werden müssen. Können Förderprogramme genutzt werden?“ Und am Ende jeder Modernisierungsmaßnahme muss die Umlage berechnet werden. Jedes Bauvorhaben wird von Beginn an, von der Planung bis zur Abrechnung der Finanzierung, von der Abteilung Rechnungs-

wesen begleitet. So muss nach Abschluss der Arbeiten der Einsatz der finanziellen Mittel genau nachgewiesen werden. „Dafür bin ich ebenfalls verantwortlich.“ Ein weiterer Aufgabenbereich von Antje Varga sind die laufenden Kredite der Genossenschaft. „Ich muss die Rückzahlungsfristen überwachen, darauf achten, wo Konditionen auslaufen und rechtzeitig bei den Banken neue Angebote einholen.“

die geburtstage im februar/märz 90 + Jahre Hanni Insel, Irmgard Straßberger, Hildegard Tschöpe 85 Jahre Ruth Arnold, Else Degel, Maria Edelmann, Werner Hagedorn, Hedwig Heuer, Anneliese Hoffmann, Vladimir Kozlovski, Elisabeth Krüger, Waltraut Loyal, Wilma Peschke, Horst Schaefer, Jürgen Sohst, Gerhard Spallek 80 Jahre Sonja Doering, Helmut Franzke, Gero Hammer, Charlotte Haseloff, Erna Hellriegel, Gisela Hoeck, Wilfriede Landgraf, Grete Müller, Karl-Heinz Näfe, Heinz Rehwinkel, Irmgard Sekorsky, Herbert Stoof, Gerhard Tennert, Irmtraut Tschuschke 75 Jahre Gerda Bohn, Horst Budnick, Hannelore Buschmann, Horst Döring, Marianne Galler, Dr. Marie-Luise Grek, Horst Haker, Gerda Jankowsky, Irmgard Kähms, Liesel Keller, Inge Knauer, Dietrich Kraft, Helga Kunicke, Anneliese Lehmann, Hans Lenz, Brigitte Lober, Gerhard Nielebock, Manfred Nörthen, Irene Pankow, Dr. Joachim Petersohn, Walter Roth, Hans-Joachim Schönborn, Dieter Schreyer, Harry Schulte, Gisela Schulz, Uwe Steinort, Fritz Treue, Dieter Vogel, Gertraude Weber, Ursula Welder, Margarete Wölm

herzlichen glückwunsch!

impressum HERAUSGEBER Wohnungsgenossenschaft “Karl Marx” Potsdam eG, Saarmunder Str. 2, 14478 Potsdam, 0331 6458-0, www.wgkarlmarx.de

REDAKTION

Anke Ziebell, Martin Woldt

GRAFIKDESIGN

Lübbe Liceni Claassen Ecker

Bilder

Tina Merkau, S.7 fotolia DRUCK Druckerei Gieselmann

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vis a vis

Edeltraud Lempke (l.) und Marianne Sichting haben für Doris Simon eine zeitlang das Gassigehen mit Pudel Willi übernommen.

Willi und der Gassidienst Warum ein Pudel die Nachbarschaft in der Breiten Straße belebt Willi ist bekannt in der Breiten Straße 22. Vielleicht nicht im ganzen Haus, doch auf jeden Fall hat er in der 15. Etage des Hochhauses seine Vertrauten. Willi ist ein reinrassiger Zwergpudel mit Charakter. Was nichts anderes heißt, dass Willi recht launisch sein kann. Streicheln darf ihn eigentlich nur sein Frauchen. Nur bei einigen Nachbarn macht er ab und zu eine Ausnahme. Mit gutem Grund. Denn in gewisser Weise ist er von ihnen abhängig. Sonst kommt er nicht vor die Tür. Doris Simon, sein Frauchen, ist seit zwei Monaten nicht gut zu Fuß. Sie musste gar eine Zeit lang im Rollstuhl sitzen und macht jetzt an Krücken zaghaft die ersten Gehversuche. Als die 66-Jährige Anfang Dezember stürzte und sich das Bein brach,

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machte sie sich vor allem um ihren Vierbeiner Sorgen. „Ich habe mich erst ins Krankenhaus bringen lassen, als ich wusste, wer sich um Willi kümmern wird“, erzählt die sonst recht agile Frau. „Meine Kinder haben die erste Zeit überbrückt. Eine Woche musste der Hund ins Pfötchenhotel. Doch als ich wieder zu Hause war und nicht laufen konnte, brauchte ich jemanden, der mit Willi Gassi geht.“ Jeden Tag, dreimal - morgens, mittags und abends. Lange sechs Wochen durfte Doris Simon nicht auftreten und konnte sich nur im Rollstuhl mühsam fortbewegen. Gleich drei Nachbarn sind als Hundesitter eingesprungen. Bodo Thiel, Marianne Sichting und Edeltraud Lempke haben kurzer Hand den Gassidienst übernommen. Stabsmäßig or-

ganisiert, mit einem genauen Plan, wo jeder seine festen Zeiten hatte und auch für Ersatz sorgen musste, wenn der Termin mal nicht passte. „Darum hat sich Herr Thiel genauestens gekümmert“, weiß Doris Simon. „Ich bin sehr froh und vor allem dankbar, dass mir meine Nachbarn in dieser schwierigen Situation so unkompliziert geholfen haben. Und das im Hochhaus.“ Überhaupt habe sie tolle Nachbarn. Mancher erkundige sich auch im Fahrstuhl, wie es ihr gehe. Für Marianne Sichting ist die Nachbarschaftshilfe selbstverständlich. „Als der Sohn von Frau Simon uns wegen Willi ansprach, musste ich nicht lange überlegen“, sagt die 74-jährige Nachbarin, die auf der gleichen Etage wohnt. „Ich gehe ohnehin jeden Tag raus, mindestens zwei

Stunden bin ich oft unterwegs. Und die Runde mit Willi war kein Problem, auch morgens um halb acht nicht und manchmal sogar bei Wind und Wetter.“ Edeltraud Lempke und Pudel Willi sind inzwischen ein eingespieltes Team. Wenn Sie an der Tür schließt – seit dem Unfall hat sie einen Schlüssel – kommt ihr der Vierbeiner freudig entgegen. „Er freut sich jedes Mal, wenn ich ihn abhole. Doch auf dem Rückweg kann er es genauso wenig erwarten, wieder nach Hause zu kommen.“ Denn eigentlich ist Willi ein Schoßhund. Dort sitzt er am liebsten und lässt sich von Doris Simon das Fell kraulen.

0331 6458-0 www.wgkarlmarx.de

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