Au-Pair - Die JugendBildungsmesse

March 13, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Zahlen | Fakten | Tipps

USA – typisches Zielland deutscher Au-Pairs beliebt außerdem: europäische Länder wie Großbritannien, Irland, Frankreich oder Spanien Programmgebühr für Europa und USA: ab 150 bzw. 200 €

Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld zahlt die Gastfamilie. Volljährigkeit und Erfahrung in der Kinderbetreuung werden vorausgesetzt. Demi-Pair-Programme in Australien, Neuseeland und Kanada ermöglichen die Kombination von Au-Pair-Aufenthalt und Sprachkurs. Viele Gastfamilien wünschen sich ein Au-Pair mit Führerschein.

auch was für junge Männer Kurzprogramm: Sommer-Au-Pair für zwei oder drei Monate

Tipps

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Überlege dir gut, ob das Leben in einer Gastfamilie und die tägliche Arbeit mit Kindern und im Haushalt das Richtige für dich ist. Erfahrungen im Bereich Kinderbetreuung kannst du nicht nur durch Babysitten sammeln, sondern zum Beispiel auch durch ein Praktikum im Kindergarten, Mitarbeit in Jugendgruppen, Nachhilfeunterricht oder bei Ferienfreizeiten. Erkundige dich, ob du die Reisekosten in dein Wunschland selbst zahlst oder ob diese von der Gastfamilie übernommen werden.

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Ein Au-Pair, vier Kinder Stress und Spaß in Spanien

Aller Anfang ist schwer. Dies galt auch für meine Zeit in Spanien, die sich jedoch schnell zu einer meiner besten Zeiten mit den tollsten Erfahrungen entwickelte. Nach meinem Abitur, das stand für mich schon lange fest, wollte ich unbedingt erst einmal ins Ausland gehen. Ich hatte Fernweh, wollte eine neue Sprache lernen und Menschen einer anderen Kultur treffen. Spanien war mein Wunschland: Schon immer hatte ich ein Faible für die Sprache gehabt, fand die Menschen dort sehr aufgeschlossen und gastfreundlich und konnte mir ein einjähriges Eintauchen in die spanische Kultur sehr gut vorstellen. Ich entschied mich für einen Au-Pair-Aufenthalt. Nach nur wenigen Wochen bekam ich eine Anfrage: Eine Familie aus San Sebastián mit vier Kindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren suchte ein Au-Pair-Mädchen aus Deutschland. Schnell war für mich klar: das machst du, da sagst du zu! Natürlich hatte ich anfangs einige Bedenken: gleich vier kleine Kinder, denen ich auch noch Deutsch beibringen sollte. Babysitten war ja an sich nichts Neues für mich, allerdings war ich bisher für maximal zwei kleine Quälgeister gleichzeitig verantwortlich gewesen.

Sie strahlten und lachten mich an, schienen ganz und gar nicht verschlossen.“ Mitte August ging das große Abenteuer los und ich machte mich auf den Weg in den Norden Spaniens, genauer gesagt ins Baskenland. Vom Flughafen Bilbao aus fuhr ich mit dem Bus nach San Sebastián, wo mich bereits die ganze Familie erwartete: die Eltern Cecilia und Alejandro und die vier Kinder Iker, Yon Tomas, Ines und Erik. Sofort schloss ich die süßen Kinder in mein Herz. Sie strahlten und lachten mich an, schienen ganz und gar nicht verschlossen. Nachdem ich meine Koffer in der Wohnung abgestellt hatte, ging es direkt weiter zu Freunden der Familie, die in einem wunderschönen Landhaus auf uns warteten. Die Gastgeber hatten selbst fünf kleine Kinder, und eine weitere, ebenfalls anwesende Familie noch drei. Es waren also zwölf Kinder anwesend. So konnte ich mich gleich an ein gewisses Chaos gewöhnen, was das Zusammensein mit kleinen Kindern mit sich bringt. Die ersten beiden Wochen hatte Cecilia Urlaub, sodass ich eine kleine Eingewöhnungsphase und einen Ansprechpartner hatte. Ich verbrachte viel Zeit mit den Kindern, sah gleichzeitig jedoch auch schon einige Ecken von San Sebastián: eine wunderschöne, relativ kleine, überschaubare Stadt am Golf von Biskaya und somit direkt am Meer gelegen. Mit den Kindern kam ich sehr gut aus, auch wenn sie sich natürlich anfangs sehr daran gewöhnen mussten, dass ich Deutsch mit ihnen sprach, was ja von den Eltern so gewollt war. Für die Kinder war die Situation nicht einfach, plötzlich ständig mit einer neuen Sprache

konfrontiert zu werden. Für mich war es schwierig, gegen die Ungeduld der Kinder anzukommen, wenn sie etwas nicht verstanden. Die ersten Wochen waren wirklich sehr mühsam. Nach gut zwei Wochen „Einarbeitung“ durch Cecilia ging sie schließlich wieder zurück ins Büro, während die Kinder noch Sommerferien hatten. Der Kleinste wurde morgens früh zum Opa gebracht, sodass ich mich nur noch um die übrigen drei kümmern musste. Besonders frühmorgens wurde ich auf die Probe gestellt, denn Ines hatte sich noch nicht richtig an mich gewöhnt und bestand lautstark darauf, von ihrer Mutter und nicht von mir angekleidet zu werden. Auch die beiden Jungs wurden schnell sehr ungeduldig, wenn ich sie nicht sofort verstand, was aufgrund meiner damals noch kaum vorhandenen Spanischkenntnisse tatsächlich öfters vorkam. Um 19 Uhr kamen dann – zumindest während der Anfangszeit – Cecilia und Alex nach Hause und lösten mich ab. So hatte ich abends Zeit für mich, die ich dazu nutzte, die Umgebung und San Sebastián ein wenig genauer zu erkunden. Als die Schule wieder begann, kümmerte Cecilia sich um Ines und ich mich um die drei Jungs. Mein Morgen sah dann ungefähr so aus: Ich musste den kleinen Erik ankleiden und versorgen, den großen Jungs Brote schmieren und Frühstück machen, mich zum wiederholten Male darum kümmern, dass Yon, der ein absoluter Morgenmuffel war, aufstand und dann natürlich auch noch pünktlich mit allen Dreien an der Bushaltestelle stehen. Ihr könnt euch diesen Stress vorstellen!

Anschließend hatte ich bis 15 Uhr frei. Dann musste als Erstes Erik wieder abgeholt werden. Bei gutem Wetter machten wir einen Spaziergang durch San Sebastián oder gingen in den Park, wo ich ihm die ersten Laufschritte beibrachte. Um 17 Uhr war dann Ines an der Reihe, kurz darauf die beiden Ältesten. Meistens verbrachten wir die Abende zusammen mit vielen anderen Kindern und Eltern im Park

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kanntschaften zu knüpfen. Oft trafen wir uns samstags abends, gingen zusammen etwas essen und stürzten uns danach ins baskische Nachtleben. Ganz nebenbei konnte ich durch die Treffen mit den beiden auch noch meine Spanischkenntnisse verbessern. An der Universität besuchte ich zudem zweimal in der Woche einen Spanischkurs, der für Erasmus-Studenten angeboten wurde. Freitagmorgens nahm ich an einem Personalmanagement-Kurs der Uni teil, der auf Englisch gelehrt wurde. Hier lernte ich natürlich ebenfalls Studenten aus aller Welt kennen.

Ich bin sehr zielstrebig geworden.“

vor dem Haus. Dort spielten die Kinder Fußball, fuhren Fahrrad oder sprangen Seilchen. Ich war schon bald bekannt und begehrt als deutsche kinderliedersingende Assistentin beim Seilchenspringen. Nachdem ich die Kinder geduscht hatte, wurde noch zusammen mit den Eltern gegessen, bevor es für die Kinder ins Bett ging. Sie schenkten mir mehr und mehr Vertrauen, und auch ich verstand es immer besser, mit ihnen umzugehen. Mein Tagesablauf war, wie ihr seht, keineswegs stressfrei. Im Nachhinein betrachtet, hat mich jedoch jede Minute mit den Kindern weitergebracht. Jeden Abend fiel ich glücklich ins Bett. Und jeden Morgen nach dem Aufwachen freute ich mich auf ein Lächeln von und das Herumalbern mit den Vieren.

Meine Zeit in San Sebastián ist und wird für immer unvergesslich bleiben. Ich habe die Stadt und ihre herzlichen und offenen Einwohner in mein Herz geschlossen. Vor allem aber habe ich die Kinder und all die Menschen lieben gelernt, die ich dort kennengelernt und die mich das Jahr über begleitet haben. Erik, Ines, Yon und Iker sind mir während meiner Zeit bei ihnen sehr ans Herz gewachsen und noch immer halte ich Kontakt und besuche die Familie. Persönlich hat mir das Jahr als Au-Pair viel gebracht. Ich habe gelernt zu organisieren, Geduld zu bewahren, mich durchzusetzen und das Wichtigste: Ich bin sehr zielstrebig geworden. Ohne ein Wort Spanisch zu sprechen, war ich nach San Sebastián gegangen, zurückgekommen bin ich mit nahezu perfektem Spanisch. Ich wollte den Kindern Deutsch beibringen und tatsächlich verstanden die vier am Ende alles und konnten sich altersgemäß auch untereinander verständigen. Immer wieder habe ich mich über die Fortschritte gefreut, sowohl die der Kinder als auch meine eigenen. Ich kann jedem nur empfehlen, nach der Schule den Mut zu fassen, ein Jahr ins Ausland zu gehen. Ein Jahr in einem anderen Land, mit anderen Menschen und in einer fremden Kultur zu leben, erweitert ungemein den eigenen Horizont. Neben der Sprache lernt man so viele andere Dinge, wird geprägt durch so viele Erfahrungen, die einem später keiner mehr wegnehmen kann. Und, liebe Leser, die Chance auf einen Au-Pair-Aufenthalt bietet sich wohl nicht mehr so oft im Leben – vielleicht noch während des Studiums oder nach der Ausbildung, aber sicherlich nicht, sobald man ins Berufsleben eintritt. Ich hoffe, ich habe euch von einem Au-Pair-Aufenthalt überzeugen können! Stürzt euch also ins Ausland-Abenteuer!

Hannah Vergossen, 21, kommt aus Mönchengladbach und studiert Wirtschaftspsychologie in Köln. Nach ihrer Rückkehr aus Spanien entwickelte sie die Plattform www.familymeetsstudent.com. Darüber haben Studenten, die für einige Zeit im Ausland studieren, sowie Familien, die einen fremdsprachigen Babysitter für ihre Kinder suchen, die Möglichkeit, ein Profil zu erstellen und nach passenden Familien bzw. Studenten weltweit zu suchen. Doch nun noch ein paar Sätze zu meinem „Leben neben den Kindern“: Während meiner ersten Woche in San Sebastián hatte ich direkt zwei junge südamerikanische Frauen kennengelernt, die später zu sehr guten Freundinnen wurden. Ich hatte eine Fahrradtour durch die Stadt gemacht und die beiden angesprochen, um nach dem Weg zu fragen. Wir hatten uns in ein Gespräch vertieft und uns für die darauffolgende Woche verabredet. Ich war sehr froh gewesen, so früh schon Be-

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Als Au-Pair in die USA Die richtige Bewerbung macht den Unterschied Cultural Care Au Pair ist die größte Organisation, die Au-Pairs in die USA vermittelt. Das hat den Vorteil, dass die Au-Pairs mehr Gastfamilien zur Auswahl haben. Allerdings ist der verantwortungsvolle Job als GanztagsBabysitter für viele Abiturienten zu einem Standard-Karriereweg geworden, denn für geringe Kosten sind fließende Englischkenntnisse und internationale Erfahrung garantiert. Da heißt es für die schon G8-erprobten Schulabgänger, sich gegen eine große Konkurrenz durchzusetzen. Marc Jaschinski, Programmleiter bei Cultural Care Deutschland, erzählt, wie man das schafft. Marc: Sich gegen andere Bewerber durchzusetzen, schafft man zunächst einmal mit der richtigen Einstellung. Der Au-Pair-Job ist keine Reise, die man bucht. Als Au-Pair übernimmt man viel Verantwortung für meist kleinere Kinder und muss sich mit seinen Erwartungen den Bedürfnissen der Gastfamilie unterordnen. Klar, dass das ganz schön anstrengend sein kann. Auf der anderen Seite gewinnt man aber auch viel hinzu. Aus eigener Erfahrung wissen wir außerdem: Für viele ist die Au-Pair-Bewerbung die erste Bewerbung überhaupt. Die meisten Au-Pairs stellen sich ihre Gastfamilie als gute Freunde vor, und das stimmt ja auch, aber nicht gleich vom ersten Moment an. Die Gastfamilie ist zunächst einmal ein Arbeitgeber, den man von seinen Qualitäten überzeugen muss. Wir helfen unseren Au-Pairs dabei. Zudem bestimmt nicht die Au-Pair-Organisation, wer wohin vermittelt wird. Das entscheiden allein die Gastfamilie und das AuPair miteinander. Die Au-Pair-Organisation hat die Aufgabe, diesen „Matching-Prozess“ zu ermöglichen und die Au-Pairs entsprechend vorzubereiten. Und da bieten wir am meisten Unterstützung. „Was macht das US-Au-Pair-Programm denn für so viele Bewerber aus Europa, Südamerika, Asien und sogar Australien attraktiv?“ Marc: Das Feedback aus der Wirtschaft zeigt, dass ein Au-Pair-Aufenthalt immer mehr geschätzt wird; er verspricht verhandlungs-

sichere Sprachkenntnisse, Sicherheit auf internationalem Parkett und die Fähigkeit, sich Herausforderungen erfolgreich zu stellen. Ehemalige Au-Pairs habe eine größere Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Ausstrahlung gegenüber gleichaltrigen Studenten oder Young Professionals. Das alles sind so große Vorteile, dass es von Jahr zu Jahr sogar mehr australische, irische und britische Au-Pair-Bewerber gibt, für die der sprachliche Erfolg nun wirklich keine Rolle spielt. Es geht einfach um die persönlichen Werte, die man fürs ganze Leben gewinnt.

ausgedacht. In über 50 Städten bundesweit beschäftigen wir lokale Mitarbeiter, die häufig selbst Au-Pairs waren. Sie stehen in persönlichem Kontakt mit neuen Interessenten und beraten sie hinsichtlich ihrer Bewerbung. Noch vor dem Ausfüllen der Bewerbung besucht jeder Au-Pair-Interessent ein kostenloses und unverbindliches Treffen ganz in seiner Nähe und erfährt von ehemaligen Teilnehmern alles rund um das Au-Pair-Jahr und worauf es bei der Bewerbung ankommt. Zusätzlich bieten wir wöchentlich OnlineCoachings an, in die sich jeder Au-PairBewerber kostenlos und ohne technischen Aufwand einloggen kann. Wir gehen die Bewerbung Schritt für Schritt durch und erläutern Dos and Don’ts. In der Cultural Care Au Pair Online-Bewerbung gibt es zu jeder Frage Hyperlinks zu ausführlichen Tipps mit Beispielen. Und auf der Cultural Care Facebook Seite www.facebook.com/aupairusa tauschen sich unsere Kunden gegenseitig aus. Wir erreichen damit, dass wirklich jedes Cultural Care Au Pair das Bestmögliche aus sich herausholt und die bestmögliche Bewerbung ins Rennen schickt. Somit ist die Vermittlungsrate auch überdurchschnittlich hoch.

Cultural Care Au Pair Marc Jaschinski 030-203 47 400 [email protected] www.culturalcare.de „Und wie schafft man es genau, sich als AuPair-Bewerber von dieser großen internationalen Konkurrenz abzuheben?“ Marc: Wir stehen unseren Au-Pairs von Anfang an zur Seite. Wir klären Fragen bereits im ersten Kontakt und weisen auf Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich einer AuPair-Bewerbung hin, zum Beispiel ergänzende Kinderbetreuungserfahrung. Wir geben auch so simple Tipps wie das Fotografieren der eigenen Familie beim nächsten Sonntagsbraten – einer typisch deutschen Tradition, mit der man Amerikaner tatsächlich in Entzücken versetzen kann. Insgesamt hat sich Cultural Care ein sehr ausgefeiltes Coaching

Eine kostenlose Info-Broschüre zum Cultural Care Au Pair Programm gibt es hier: www.culturalcare.de

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„Anka is home!“

Mittendrin im amerikanischen Familienleben Als ich beschloss, für ein Jahr als Au-Pair in die USA zu gehen, war ich gerade mal 13 Jahre alt. Zu Beginn der 7. Klasse entdeckte ich vor dem Sekretariat meiner Schule einen Aushang meiner späteren Au-Pair-Agentur. Der Flyer verriet etwas über den Alltag und die Möglichkeiten in Amerika. Ich bekam Bilder zu sehen, die mich vom langweiligen Schulalltag ablenkten: lachende Kinder beim Eisschlecken, glücklich vereint mit ihren Au-Pairs aus aller Welt unter der Sonne Kaliforniens. Nun, auch wenn ich mir denken konnte, dass der Au-Pair-Alltag wohl aus mehr bestünde, war nicht nur meine Neugierde geweckt, sondern ein gar leidenschaftliches Feuer entflammt. Von da an war es mein Traum, Au-Pair in Amerika zu werden. So konnte ich mich schon frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und viel Erfahrung in der Kinderbetreuung sammeln, die ich nachweisen musste, um als Au-Pair arbeiten zu dürfen. Sowieso hatte ich einiges zu erledigen, bevor ich meinen Koffer packen konnte. Als ich endlich 18 Jahre und damit alt genug war, lag noch eine Menge Arbeit vor mir: der Erwerb des Führerscheins, Besuche bei Ämtern und viel Papierkram bestimmten die Tagesordnung.

Parallel zu diesen langweiligen Erledigungen lief aber auch etwas sehr Spannendes ab: die Familiensuche. Ich ging zunächst davon aus, dass ich dank meiner guten Voraussetzungen innerhalb weniger Wochen eine perfekte Gastfamilie finden würde. Pustekuchen. Erst nach über drei Monaten und neun vorgeschlagenen Familien sagte ich einer Familie aus der Nähe von Boston zu. Zuvor hatte ich sehr viel Kontakt zu amerikanischen Familien gehabt, hatte aber nie ein gutes Bauchgefühl, bis meine endgültige Gastfamilie mich anschrieb. Es wurde per Internet telefoniert und geschrieben, wobei mich mein gutes Gefühl freudevoll wissen ließ: „Das ist deine Familie!“ Die Familie wohnte in einem Vorort und es gab zwei Jungen, um die ich mich kümmern sollte. Sie waren sieben und zehn Jahre alt. Es schien alles perfekt. Im Januar sollte es für ein Jahr nach Massachusetts gehen. Was ich damals nicht wusste, war, dass ich noch einige unerwartete Überraschungen und Veränderungen erleben sollte. Doch erst einmal verlief alles wie geplant.

Am Abflugtag wurde ich von Freunden und meiner Familie zum Flughafen Tegel gebracht. Nachdem wir die Kofferkontrolle durchlaufen hatten und ich bereit war, durch die Sicherheitskontrolle zu gehen, konnte ich nur grinsen. Ich freute mich! Ich freute mich unsagbar auf die bevorstehende Zeit und auf all die neuen Erfahrungen und Eindrücke. Erst als ich durch die Sicherheitsschleuse ging, meine Mutter hinter dem Glas sah und wusste, dass es kein Zurück mehr gab, kamen mir die Tränen. Es war eine reine Gefühlsachterbahn. Denn gleichzeitig freute ich mich zu sehr auf Amerika, um wirklich traurig zu sein. Im Flugzeug lernte ich Cindy kennen, die mit der gleichen Agentur ihr Au-Pair-Abenteuer begann und die mir in Amerika eine gute Freundin geworden ist. Zunächst ging es zum Vorbereitungsseminar nach New York. Gemeinsam mit allen angehenden Au-Pairs verbrachten wir unter anderem einen SightseeingTag in der Metropole und die Einzigartigkeit und Besonderheit dieser Weltstadt faszinierten mich. Und trotzdem war noch nicht die Spitze meiner Gefühle erreicht: Das erledigten meine zwei Jungs, meine neuen Gastkinder. Nach der Einführungsveranstaltung in New York traten alle Au-Pairs ihre individuelle Reise an, welche bei der Gastfamilie enden sollte. Für mich bedeutete das eine elend lange Busfahrt, die über Dörfer und Landstraßen führte, vorbei an alten Farmhäusern und mit dem einen Ziel, endlich meine Gastfamilie in die Arme schließen zu können! Schließlich war es so weit: Der Bus wurde langsamer und von den Fenstern des Busses aus konnten alle Au-Pairs aus meiner Region, die den gleichen Bus wie ich genommen hatten, in circa 30 fröhliche Gesichter gucken und eifrig suchen, ob sie ihre Gastfamilie erkennen würden. Ich erkannte niemanden. Das hing damit zusammen, dass meine Gastmutter sich verfahren hatte und zu spät kam – ganz ohne Kinder im Schlepptau. Die bekam ich erst nach einer halbstündigen Autofahrt zu Gesicht. Es war wohl einer der schönsten Momente meines ganzen Jahres, als ich ihnen zum ersten Mal begegnete. Ich öffnete die Haustür, und der Jüngere der beiden Geschwister kam mir entgegengerannt, rief laut „Ankaaa!“ und sofort nahm ich den kleinen Amerikaner hoch und drückte ihn. Laut rief er seinen älteren Bruder, mit den Worten „Anka is home!“ Wow. Da traf mich etwas – Zuhause? Ja, das sollte wohl mein Zuhause für die nächsten zwölf Monate sein. Ich konnte es noch gar nicht begreifen.

„Ich fühlte mich wie eine große Schwester.“ Ich wurde von Gummipfeilen aus meinen Gedanken gerissen. Mein Großer, der Zehnjährige, nahm mich gleich unter Beschuss und guckte grinsend hinter der Couch hervor. Wir lachten uns an und ich umarmte den Quatschkopf. Viel Zeit für meine neuen Schützlinge blieb mir nicht, denn meine Gastmutter rief uns zu, wir würden in Kürze zum Restaurant aufbrechen. Und wer kam in diesem Moment die Treppe herunter? Mein Gastvater, der mich herzlich in Empfang

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nahm. Kurze Zeit später saßen wir im Auto und ich war mittendrin in meinem neuen, amerikanischen Leben. „Gib mir den Nintendo!“ „Neeein, ich spiel gerade!“ Meine zwei Jungs machten mir schnell deutlich, worauf ich mich da eingelassen hatte. Aber egal, ob sie sich stritten oder miteinander spielten, in jeder einzelnen Sekunde war ich glücklich, bei ihnen zu sein. Wir wurden Freunde. Mehr als das. Ich fühlte mich wie eine große Schwester. Mit sechs älteren Geschwistern war mir dieses Gefühl zu Hause nie geboten worden. Aber nun war es so weit, und meine Jungs und ich schweißten zu einem Team zusammen. Obwohl der Alltag als Au-Pair nicht immer lustig und entspannt ist, kann man mit Geduld und Liebe viel Spaß bei der Arbeit haben. Ich schreibe bewusst „Arbeit“, denn als Au-Pair macht man weit mehr als mit den Kindern spielen und Hamburger essen.

Mein Tag fing gegen 7 Uhr an. Zuerst weckte ich die Jungs, legte ihnen Klamotten heraus und kramte alle Schulsachen zusammen, die beim allabendlichen Lernen immer durch das ganze Haus verteilt wurden. Nach erfolgreicher Suche und dem Packen zweier Rucksäcke begab ich mich an die Zubereitung des typisch amerikanischen Frühstücks. Jeden Morgen gab es Chocolate Chip Pancakes, Schinken, Omeletts, Waffeln und natürlich „OJ“, also „orange juice“. Zu dem Zeitpunkt saßen meine angezogenen Jungs auch schon vor dem Fernseher und warteten auf meinen Ruf „Boys, breakfast is ready!“ Meist bekleckerten sich die beiden und mussten sich noch einmal umziehen, bevor es zum Schulbus ging. Ab 9 Uhr hatte ich sturmfreie Bude und es blieb Zeit für Wäsche, Aufräumen und Saubermachen. Danach konnte ich relaxen und mich um mich selbst kümmern. Erst um 15 Uhr hielt der Schulbus mit quietschenden Reifen und eine Horde aussteigender Kinder brachte quirliges Leben in die Nachbarschaft. Die Jungs verlangten hungrig nach einem Snack, bevor es an die Hausaufgaben ging. Beim Snacken hauten die großen und kleinen Amerikaner, und so manch deutsches Au-Pair, ordentlich rein. Kekse, Chips, Eiscreme und Popcorn sind gern gesehene Zwischenmahlzeiten im „Land der unbegrenzten Snacks.“ War der Papierkrieg vorüber und die Hausaufgaben geschafft, ging es ab zu Freunden und nach draußen. In den USA ist es üblich, dass Kinder vielen organisierten Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Dementsprechend hatten auch meine Jungs saisonabhängig Fußball-, Baseball-, Football- oder Karatetraining. Abends kam die ganze Familie zusammen, um – wie könnte es anders sein – Hotdogs oder Pizza zu essen. Das beim Essen konstant der Fernseher lief, steht außer Frage. Und so vergingen die Tage, und der Alltag wurde Bestandteil meines neuen Lebens. Bald schloss ich erste Freundschaften, sowohl mit Au-Pairs als auch mit Einheimischen. Da ich nur 30 Minuten außerhalb von Boston lebte, war es ein einfaches und schnelles Vergnügen, die historische Stadt unsicher zu machen. In Mark Twains Buch „Bummel durch Europa“

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wird Boston während einer Begegnung Twains mit einem Amerikaner in den Alpen von jenem jungen Landsmann als „beschränkt“ betitelt. Ich kann dieser Aussage nur widersprechen und das Mitleid Twains für jenen jungen Mann teilen, denn offenbar hatte er keine Ahnung: Boston ist wunderschön. Nicht nur Boston begeisterte mich. Während meiner Zeit in den USA war ich in vielen Staaten und großen Städten wie New York City, Boston und Maryland, Chicago und Saint Louis, Seattle und San Francisco. Amerika hat viele interessante Städte zu bieten, und Boston ist definitiv eine der schönsten. Natürlich war ich nie allein auf Reisen. Meine bereits erwähnte Freundin Cindy begleitete mich häufig, und gemeinsam erkundeten wir Orte, zu denen ich mich oft zurückwünsche. Auch die Au-Pairs Jamie, Annemarie, Lisa, Nina und Ann-Kathrin waren mir sehr gute Freundinnen. Sie alle halfen mir über eine schwierige Zeit meines Jahres hinweg: Nach acht Monaten verließ ich meine erste Gastfamilie und zog nach Georgia, in die Nähe von Atlanta. Die familieninterne Situation zwischen den geschiedenen Gasteltern in Massachusetts und damit verbundene Schwierigkeiten lösten den Familienwechsel aus. Ganz plötzlich ging nach fast acht Monaten noch einmal alles von vorne los. Diesmal zog ich zu einer Familie mit drei Kindern im Alter von anderthalb, vier und neun Jahren. Die mir noch verbleibenden Monate in den USA verbrachte ich bei ihnen. Auch dort war meine Zeit mit den Kindern wunderschön, und ich gewann alle drei lieb. Trotzdem vermisste ich meine Jungs in Massachusetts sehr. Ich rief sie oft an, scherzte mit ihnen und wir plauderten über „alte Zeiten“. Georgia war ganz anders als Massachusetts. Es gab mehr Villen, dafür weniger Kultur, denn Atlanta ist im Gegensatz zu Boston einfach nur groß und langweilig. Meine zweite Gastfamilie war ebenfalls ganz anders als die erste in Massachusetts. In meiner neuen Familie wurde gesünder gekocht, es gab Regeln für die Kinder und wir aßen von echten Tellern, nicht von Papptellern. In Massachusetts hatte ich in einer Familie gelebt, die dem Stereotyp einer amerikanischen Familie entsprach, die sich oft Essen bestellte und in der die Kinder so gut wie alle Freiheiten hatten. Ich musste mich umstellen: In Georgia war alles anders, und das war nicht unbedingt negativ. Letztendlich kann man auch nicht erwarten, dass einem alles gefällt. Immerhin geht man in eine fremde Familie, die ihrem ganz eigenen Lebensstil folgt. Ich kann nur den Tipp geben, sich vorher zu überlegen, was einem wichtig ist an einer Gastfamilie, und sich danach umzugucken. Welches Kriterium man auch immer anlegen mag, z.B. die Anzahl der zu betreuenden Kinder, man sollte sich und seine Wünsche ernst nehmen. Womöglich kann man sich so ein oder mehrere Familienwechsel ersparen. In beiden Gastfamilien gab es wunderschöne Momente und Erlebnisse, und ich bereue nicht einen Tag, den ich in Amerika verbracht habe. Ich würde jederzeit den gleichen Weg gehen und mich erneut für ein Au-Pair-Programm entscheiden. Das Jahr ist eine unglaublich wertvolle Zeit meines Lebens gewesen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an „meine Kinder“ denke oder an die vielen Dinge, die ich in den USA erlebt habe. Ob es das Schwimmen unterm Wasserfall war, das Laufen über die Golden Gate Bridge, der Einkauf in den riesigen Supermärkten, oder nur das unspektakuläre Donut essen mit Freunden – Amerika war zu jeder Sekunde meines Aufenthalts meine Heimat. Ich freue mich unglaublich darauf, dieses Land wieder zu besuchen und einen Abstecher zu meinen Gastkindern zu machen – hoffentlich schon bald!

Anke-Dorothea Graf, 21, ist Studentin des Studiengangs Fernsehen und Film an der DEKRA Hochschule in Berlin.

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