50 Jahre Glasschule - Saint

March 29, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download 50 Jahre Glasschule - Saint...

Description

50 Jahre Glasschule

Glasklare Chancen für die Zukunft

Grußwort 50

Jahre Glasschule Stolberg – das bedeutet eine erfolgreiche sowie auch wechselvolle Geschichte. Bildeten in den Anfangsjahren noch Weiterbildungen, Kurzumschulungen und Meisterausbildungen für interne Mitarbeiter den Schwerpunkt, so liegt heute der Focus auf der Ausbildung von Azubis in verschiedenen Berufsbildern. Ausgebildet werden Verfahrensmechaniker Glastechnik (m/w), Elektroniker für Automatisierungstechnik (m/w) und Industriemechaniker (m/w).

Es können sich aber auch heute noch interessierte Mitarbeiter aus Bereichen in den Stolberger Seminarräumen weiterbilden: von der Robotik über MS Office bis zu SPS-Technik. Ein Qualitätskriterium für die Ausbildung ist sicher die 2009 erstmals erworbene und 2012 erneuerte Zertifizierung nach AZAV, der Akkreditierung und Zulassungsverordnung der Arbeitsförderung. Vorbild ist die Glasschule auch für WCM und 6 S: Nirgends sonst im Unternehmen werden diese Richtlinien so konsequent angewendet. 50 Jahre Glasschule heißt auch starkes Engagement vieler Beteiligter: Zweimal in den vergangenen 50 Jahren drohte ein Ende der Glasschule – mal mangels einer ausreichenden Zahl von Auszubildenden und Umschülern, mal aus Kostengründen. Doch gab es in der gesamten Zeit engagierte und vom Erfolg der Glasschule überzeugte Schulleiter und Personalchefs, die sich für den Erhalt eingesetzt haben. Dazu gehört auch der damalige Personalleiter Wolfgang Schwarz, der erfolgreich Ende der 1980er-Jahre die Glasschule wieder auf Kurs und ihr große Anerkennung brachte. In diese Zeit fällt auch die erste Restaurierung der wunderschönen Werkslokomotive durch die damaligen Auszubildenden. Eine entscheidende Änderung war sicherlich das Jahr 1998, als die Glasschule zum „Cost Center“ wurde. Das bedeutet, dass sie ihre Kosten – Gehälter, Material, Räume usw. – durch interne und externe Einnahmen decken muss. Dies macht die Glasschule jetzt seit 15 Jahren sehr erfolgreich, auch dank des sehr umfassenden Weiterbildungsangebots. Eine weitere Zäsur auf dem Weg zum Erfolg war der Umzug in die heutigen Räumlichkeiten in Stolberg, vor allem der Um- und Ausbau der 660 m2 großen Halle durch die Auszubildenden und Referenten. Der Erfolg der Glasschule basiert ganz entscheidend auf dem Engagement des Ausbilderteams. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch dem heutigen Team, bestehend aus Stephan Neubert (als Teamsprecher), Gerald Fehm, Manfred Krugler und Achim Valentin unter der Führung von Bodo Vodnik, sehr herzlich danken und damit stellvertretend auch ihren Vorgängern der letzten 50 Jahre. Ich wünsche der Glasschule für die Zukunft weiterhin viel Erfolg bei ihrem Bestreben, jungen Menschen eine fundierte und interessante Ausbildung und am Lernen Interessierten eine spannende Weiterbildung zu ermöglichen. Mit herzlichen Grüßen

Reinhard C. Runte Geschäftsführer Personal SGGD

2  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

Leiter und Referenten der Glasschule Leiter/verantwortlich Christoph Kliesch Wolfgang Schwarz Gottfried Mevissen

Bodo Vodnik

Zeitraum/Aufgaben 1963 bis 1980 1980 bis 1992 1992 bis 1998 verantwortlich als Leiter Zentrale Personalentwicklung SG Aachen 1993 bis 2008: Leiter der Glasschule 1988 bis 2008: Ausbilder für Glastechnologie, Qualitätsmanagement, von 1998 bis 2001 verantwortlich als Leiter Zentrale Personalentwicklung SG Aachen 2001 bis heute verantwortlich als Leiter ZOP

Teamsprecher

Zeitraum/Aufgaben

Stephan Neubert

1992 bis heute: Ausbilder Elektroniker für Automatisierungstechnik, Seminare SPS Technik, CNC, PC-Schulungen; seit 2008 Teamsprecher

Referent Herr Olfisch

Zeitraum/Aufgaben 1963 bis 1993: physikalische und allgemeine technische Grundlagenkenntnisse 1975 bis 2000: Ausbilder für Elektro-Berufe, Seminare SPS-Technik

Ernst Fischer Joachim Bellut

Fred Kogel Herr Comuth Burkhard Lohmeyer Herbert Scheurer Dieter Gatzke Günter Kunert Gerald Fehm Manfred Krugler Achim Valentin

verantwortlich für die Langumschulung zum IGF 1978 bis 1999: Ausbilder für IGF, Glasfachkunde, mathematischphysikalische Grundlagen 1974 bis 1996 Ausbilder für Metalltechnik, Pneumatik, Hydraulik, Seminar in pneumatischer Steuerungstechnik 1989 bis 2000: Seminare Robotik, Siebdruck, Mitarbeiterschulungen vor Ort, Förderung der Kundenbeziehungen zu den Werken 1990 bis 2008: Ausbilder der IGF, KU; Seminare Glastechnologie 2002 bis heute: Ausbilder für Metalltechnik 2000 bis heute: Ausbilder für Elektroberufe, Seminare Robotik, Antriebstechnik 2001 bis heute: Ausbilder für VMG und KU, Fachgebiet Glastechnologie; Seminare Steuerungstechnik Pneumatik

Christoph Kliesch

Gottfried Mevissen

Ernst Fischer

Joachim Bellut

Bodo Vodnik

Stephan Neubert

Fred Kogel

Burkhard Lohmeyer

Herbert Scheurer

Dieter Gatzke

Günter Kunert

Gerald Fehm

Manfred Krugler

Achim Valentin

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 3

Motto 1963: Ausbildung wird großgeschrieben!

die 1960er-Jahre Es ist eine turbulente Zeit, als die Glasschule am 1. April 1963 in Stolberg ihre Arbeit aufnimmt, eine Zeit der rasanten technischen Entwicklung. Die damalige VEGLA macht sich tiefgreifende Gedanken, wie sie den schnellen technischen Fortschritt, der auch im Unternehmen umfassend Einzug hält, mit ihren Mitarbeitern bewältigen kann. Menschen der hochindustrialisierten Länder „begegnen (…) im persönlichen Bereich und im Betrieb (…) Geräten und Anlagen, an die vor zehn Jahren noch kein Mensch gedacht hatte,“ wie es in den Saint-Gobain Nachrichten Nr. 12/1963 heißt. Porsche stellt auf der IAA in Frankfurt seinen legendären 911er vor – Technik pur. Der Kassettenrekorder und das Farbfernsehen werden erfunden, der US-Amerikaner Neil Armstrong landet als erster Mensch auf dem Mond. Die Idee

Die Schwerpunkte der Glasschule enstprechen den technischen Hauptaufgaben der Zeit:

„Keinesfalls braucht jemand Angst zu haben, dass er sich durch Lücken in seinem Wissen blamieren könnte. Es gibt wahrscheinlich niemanden auf der Welt, der von sich behaupten könnte, dass er alles beherrscht, was Wissenschaft und Technik bisher erarbeitet haben.“ Archiv Köln-Porz, Jahr 1963

Während eines Spaziergangs von Christoph Kliesch und Konrad Vorpeil entsteht die Idee, ein Konzept für die Ausund Weiterbildung der VEGLAMitarbeiter an den Floatanlagen zu entwickeln.

1.4.1963

1962

Im Mittelpunkt des Konzeptes steht – dem Zeitgeist verhaftet – weniger das Wohlbefinden des Menschen, als die Sorge um die Maschinen: „Wir wissen alle, dass ein Schaden, den die Produktion erleidet, von der wir alle leben, letztlich auch zu unserem eigenen Nachteil werden würde. Schaden abwenden ist aber nur möglich durch Wissen und Können, das bekannte: Gewusst wie und wo. Deshalb haben alle Unternehmen von Rang in allen Erdteilen begonnen, ihren bewährten Mitarbeitern das ständig neu hinzukommende Wissen in Form von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu vermitteln.“ [Quelle: Archiv Köln-Porz, Jahr 1963]

4  • Festschrift 50 Jahre Glasschule



„Die Planung von Produktionseinrichtungen, ihre Lenkung und Weiterentwicklung. Hier liegt das Hauptaufgabengebiet der Ingenieure und Techniker.



Der sachgemäße Einsatz der Produktionsmittel, … der sinnvolle Einsatz der verschiedenen Mitarbeiter mit ihren speziellen Fähigkeiten. Hier liegt der Schwerpunkt der Meistertätigkeit.



Die umsichtige und sorgfältige Handhabung der teilweise sehr wertvollen Produktionsmittel und Produkte. Sie sind den verantwortungsbewußten Mitarbeitern zu treuen Händen zu geben.

Entsprechend den verschiedenen Aufgabengebieten muß die Planung eines arteigenen Ausbildungswesens aufgebaut werden. … Das Hauptziel der Schulungsmaßnahmen muß auf die Anpassung des Könnens und Wissens an den Stand der modernen Technik gerichtet sein. Nicht jeder hatte das Glück, eine abgeschlossene Lehre durchlaufen zu können. Hier wird die VEGLA Glasschule helfend eingreifen.“

Die ersten Unterrichtsinhalte Los geht es am 1.4.1963 mit einem Kurzkurs „Automation“ für Mitarbeiter des technischen Bereiches am Standort Herzogenrath. Ziel ist es, die Grundlagen der Mess- und Regeltechnik zu wiederholen und an praktischen Beispielen aus den Hütten die Elemente der modernen Technik und ihr Zusammenspiel zum funktionsfähigen Ganzen zu erklären. An betriebsfähigen Modellen können die Teilnehmer ihr gelerntes Wissen anwenden. Und dies alles ganz praxisnah. Zielgruppe, wie wir es heute nennen würden, sind die sogenannten Kleeblattberufe, das heißt ausgebildete und angelernte Schlosser, Elektriker

Die Glasschule wird in Herzogenrath eröffnet mit einem Kurz-Kursus Automation für Mitarbeiter des technischen Bereiches wie Schlosser, Elektriker, Mess- und Regeltechniker, Produktionsfacharbeiter (heute Verfahrensmechaniker)

ca. 1963/64

Die Idee zur Schulgründung entsteht wohl im Jahr 1962 bei einem Spaziergang von Christoph Kliesch, dem späteren Schulleiter, mit Personaldirektor Konrad Vorpeil, bei dem sie über die immer komplexer werdende Flachglasherstellung sprechen, für die der VEGLA nur wenige gut ausgebildete Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Nach dem Spaziergang ist die Aufgabe klar umrissen: Herr Kliesch, entwickeln Sie ein Konzept, wie unsere angestellten Mitarbeiter geschult und neue Mitarbeiter unseren Bedürfnissen entsprechend ausgebildet werden können. In die weiteren Planungen ist auch der Betriebsrat mit einbezogen.

Facharbeiterschulung zur Erlangung der Facharbeiter/Gesellenbriefe für „Begabte und Tüchtige“, d.h. Facharbeiter mit einer 3 bis 3,5jährigen Lehre mit Abschlussprüfung oder Umschüler mit Berufserfahrung

(als Ausbildungsberufe) Mess- und Regelmechaniker und Produktionsmitarbeiter der maschinellen Glasherstellung – „kein genehmigter Lehrberuf, ein Mangel, den zu beheben die Unternehmensleitung bemüht ist.“ Deshalb bildet das Unternehmen zunächst nur intern aus. Der Produktionsfacharbeiter, der heutige Verfahrensmechaniker, ist zu dieser Zeit noch kein anerkannter Ausbildungsberuf. Die entsprechenden Genehmigungsanträge sind auf dem Weg durch die Behörden, wie in der Festrede zur Eröffnung zu lesen ist. Sowohl „Neu“-Ausbildung als auch Umschulungen gehören zum Konzept. In einem Bericht von Christoph Kliesch, Leiter der Glasschule, an den VEGLA-Geschäftsführer Mostert über die Erfahrungen zum Kurzkurs Automation ist zu lesen, dass „die delegierten Mitarbeiter aus den Hütten über sehr gute Kenntnisse aus ihrem Arbeitsgebiet verfügen und so für die nächsten Wochen eine breite Basis von Grundkenntnissen über Hydraulik, Pneumatik und Elektrotechnik durchgesprochen werden kann; … sich ein gutes Verhältnis zwischen Referenten und Teilnehmern entwickelt hat, was sich in Fachfragen und Diskussionen, aber auch in gelegentlicher ganz offener vorgetragener Kritik zeigte.“

Die Werksvilla, das erste Gebäude der Glasschule im Werk Herzogenrath

Praktiker als Referenten Zu dieser Kritik ist in den archivierten Berichten zu lesen, dass die externen Referenten, die teilweise aus der Hochschule kommen, den Lehrstoff zu „ingenieurmäßig“ vermitteln. Als Verbesserung sollen verstärkt Praktiker aus den eigenen Unternehmen unterrichten sowie „ … die Leitung der Glasschule recht bald von umfangreicher Verwaltungsarbeit [entlastet werden] und dadurch einen engeren persönlichen Kontakt mit den Betrieben ermöglichen. “ Kritik gibt es auch an den Räumlichkeiten. Der damalige Direktor der Hütte Herzogenrath Jochim schafft als Reaktion darauf die Voraussetzungen für den Umzug der Glasschule in die Werksvilla. Das Unternehmen entwickelt in dieser Zeit bereits weitergehende Fortbildungsmöglichkeiten. So sollen zum Beispiel Meister in Meisterkursen weitergebildet werden, damit diese fit für die tägliche Arbeit sind, sie durch die Technikerausbildung aufsteigen oder ihren Meisterbrief erwerben können. Im Mittelpunkt stehen auch die Ingenieure mit abgeschlossenem Studium. Länger angestellte Ingenieure können komprimierte Lehrgänge mit Referenten unterschiedlicher Fachgebiete absolvieren, neu eingestellte werden in mehrmonatigen Seminaren mit den speziellen Anforderungen der „Welt der Glasherstellung und ihrer speziellen Probleme“ vertraut gemacht.

Lernen lernen

Glaswerker beim Bischerouxverfahren

Ingenieurkurse und Ingenieurlehrgänge für dem Unternehmen angehörende Ingenieure (2-2,5 Tage) und für neu eingestellte Ingenieure, die mehrmonatige Seminare besuchen.

Konferenz über die weitere Arbeit der VEGLA-Glasschule

1964

Meisterkurse für Meister zur Weiterqualifizierung

ca. 1963/64

ca. 1963/64

Aus den Erfahrungen des ersten Kurses wird der Unterrichtsplan des zweiten Kurses entwickelt. Und das Interesse der Mitarbeiter – alles Männer, die ersten weiblichen Auszubildenden kommen erst 2008 in die Glasschule – an den Aus- und Weiterbildungen ist hoch. Die Räumlichkeiten werden zu eng, so dass die Glasschule im November 1965 nach Aachen in die Oppenhoffallee 88

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 5

umzieht. Um weitere Interessenten anzusprechen, wird die Ausbildung nun auch für auswärtige Unternehmen angeboten. Doch da erleidet die Glasschule einen Rückschlag: Die Meisterprüfung wird von externen Unternehmen auf den Status einer „internen Werksprüfung mit IHK-Stempel“ degradiert. Doch die Verantwortlichen lassen sich nicht entmutigen und widersprechen mit stichhaltigen Argumenten. Unter anderem weist Dr. Albert Bruder, Geschäftsführer der IHK Aachen, die Kritiker darauf hin, dass dem Prüfungsausschuss keinerlei Mitglieder der VEGLA angehören und die Kammer die Glasschule vorbehaltlos unterstütze. Die IHK ist nicht nur überzeugt, sondern sieht großes Potenzial und empfiehlt sogar anderen Unterneh-

men, ihre Lehrlinge zum IHK-Prüfungsvorbereitungskurs in die Glasschule zu schicken. Der Leiter der Glasschule, Christoph Kliesch, regt an, „bei allen Diskussionen zu bedenken, dass wir keinesfalls an Einzelheiten des Stoffes ‚kleben‘, sondern erfolgreich versucht hätten, zunächst einmal die Menschen zur Mitarbeit zu gewinnen. Unsere Lehrsäle seien überfüllt und die Mitarbeit intensiv.“ Schon früh erkennen die Verantwortlichen der Glasschule die große Bedeutung von gut funktionierenden Teams und entwickeln bereits 1966 Kurse für Teambildungsmaßnahmen. 1969 wird das Berufsbild „Glaswerker“ eingeführt.

Berufsbild „Glaswerker“ Arbeitsgebiet:

Herstellung von Glaserzeugnissen mit voll- oder teilautomatischen maschinellen Einrichtungen; Aufrechterhalten des Funktionsablaufes; Erkennen von Störungen und Fehlerquellen; Pflegen und Warten der Formen, Arbeitsgeräte, Maschinen und Einrichtungen;

Lehrzeit

3 Jahre

Fertigkeiten und Kenntnisse, die in der betrieblichen Ausbildung zu vermitteln sind: *

Rohstoffe zur Glasherstellung und deren Einfluß auf das Glas; die verschiedenen Glasarten und deren Eigenschaften; Einfluss der Temperatur auf das Glas, Schmelze und Läuterung des Glases; Zähigkeit, Entspannung, Kühlen, Vorspannen, Biegen; Wirkungs- und Betriebsweise von Schmelz- und Nebenöfen; Durchführung von einfachen Übungen mit dem Werkstoff Glas; Verarbeitungsverfahren; Glasnachbearbeitung; Metallbearbeitung; Zusammenbau, Umbau und Reparatur von Maschinenteilen und Verlegen von Rohrleitungen; Mechanische, pneumatische, hydraulische und elektrische Vorgänge an Maschinen und Geräten; Meß-, Steuer- und Regeltechnik; Produktions- und Bearbeitungsmaschinen; Glas- und Fertigungsfehler;

Die Referenten bieten erstmals Schulungen zum Thema Teambildung an.

6  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

Unter der Leitung von Christoph Kliesch bauen die Auszubildenden ein Bicherouxmodell für das Deutsche Museum in München.

1969

Umzug nach Aachen in die Oppenhoffallee 88. Auch auswärtige Unternehmen können jetzt Teilnehmer zu den Aus- und Weiterbildungen schicken.

1966

1965

Unfallverhütungs- und Arbeitsschutzvorschriften

Die Ausbildungsgebiete der Glasschule in den 60ern

Inhalte des 1. Kurzkurses Automation vom 1.4.1963 bis 6.7.1963 (Auszug)

ng vom 22. März 1965

Aachener Volkszeitu

riemeister der Die ersten 16 Indust der Bundesrepublik Fachrichtung Glas in in der Industrieerhielten am Samstag von Präsident und Handelskammer re Meisterbriefe. Hermann Heusch ih in Betrieben Die Meister, die alle bestehenden der seit 300 Jahren e arbeiten, haben Vereinigten Glaswerk hrgang in der einen halbjährigen Le rath absolviert. Glasschule Herzogen ter der neuen Das Durchschnittsal 38 Jahre alt. Der Industriemeister ist teste 56 Jahre. jüngste ist 27, der äl

Aufstocken auf vier Unterrichtsräume in einem Gebäude in Herzogenrath.

1969

1969

Das Berufsbild „Glaswerker“ wird entwickelt und eingeführt.

• Der Weg der Glasherste llung von der großhandw erklichen Fertigung zum Industriebetrieb . • Was sind elektronische Rechenmaschinen und wo zu dienen sie schon heute in der Indust rie? • Grundlagen der Elektroni k, Gleichstrom und Wechs elstrom. • Sachgemäßer Umgang mit Transistoren (Übung). • Erstellung von normgere chten Schaltplänen. • Aufbau elektrischer und hydraulischer Systeme. • Bauelemente der Pneum atik. • Vorsicht mit quecksilbe rhaltigen Geräten (mit Ver such). • Systematik der Fehlersuch e, Anlagen und Schaltplän e. • Menschliche Probleme infolge der Automation – Fahrt zu einer modernen Glashütte. • Meß- und Regeltechnik der Hütte. Referenten waren Herr Klie sch, Herr Ollfisch und Hü ttendirektoren, u.a. Herr Jochim, sowie Ref erenten der Fachhochschu le Aachen.

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 7

die 1970er-Jahre

Die 1970er-Jahre werden von manchen Historikern auch als die dritte industrielle Revolution bezeichnet, womit die atemberaubenden Entwicklungen in der Mikroelektronik und der Computertechnik gemeint sind. In großen Teilen der Industrieproduktion setzen die Unternehmen computergesteuerte, vollautomatische Produktionsweisen ein und der Roboter hält Einzug in die Automobilproduktion. Weltweit werden die wirtschaftlichen Beziehungen internationaler, es herrscht eine ausgeprägte Arbeitsteilung, sprich Spezialisierung. Die Veränderungen sind auch in der Glasproduktion zu spüren: „Ob in Produktionsbetrieben von digitaler Datenverarbeitung und von Planar-Halbleitertechnik wie selbstverständlich gesprochen wird oder Produktionsfehler durch Veränderung des Xp-Wertes eines PID-Reglers behoben werden, man erkennt überall die Zeichen einer weitergegangenen Entwicklung, deren Kennzeichen es doch letztlich ist, die Produktion aus den Händen vieler Menschen zu nehmen und sie wenigen gescheiten Köpfen anzuvertrauen,“ formulieren es die Teilnehmer der VEGLA-Direktorenkonferenz 1978. Zehn Jahre Glasschule 1973 feiert die Glasschule ihren zehnjährigen Geburtstag. Mit den Jahren ist ihr Ansehen sowohl innerhalb der VEGLA als auch bei externen Unternehmen gestiegen. Geschulte und besonders ausgebildete Lehrkräfte erhöhen die Qualität des Unterrichts. Eine Herausforderung ist der relativ niedrige Wissensstand der Auszubildenden. Es zeigt sich, dass die schnell voranschreitende Automatisierung schwer zu handhaben ist. Auch bei der Ingenieurausbildung „hakt“ es: Ingenieure sind im täglichen Arbeitsablauf unverzichtbar für das Unternehmen und können nur sehr schwer für die Weiterbildungen freigestellt werden. Dies wird daher Ende der Siebzigerjahre zur Kernaufgabe der Glasschule. Der Kostendruck für Freistellung und fehlende Mitarbeiter werden immer mehr zum „Gegenspieler“ der angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen. So führt beispielsweise Fred Kogel zur Lösung der aktuellen Probleme im Instandhaltungsbereich im Werk Herzogenrath 1975 erstmals einen Elektronikkurs durch. Dieser erfolgreich abgeschlossene Kurs ist mit ca. 40.000 DM allerdings relativ

teuer, u.a. weil die Hütten nur wenige Mitarbeiter freistellen können – wobei die Freistellungskosten auch mit DM 5.000 pro Mitarbeiter berechnet werden. Deshalb werden neue Wege beschritten: Jetzt können auch VEGLA-fremde Teilnehmer an den Kursen teilnehmen. Zudem wird die Industrie- und Handelskammer zu Aachen als Träger der Maßnahme gewonnen. Dadurch werden die Gesamtmaßnahmen nach letzten Jahrzehnt derartige „Die Technologie hat im en, dass nicht nur ganze Be­ zog Entwicklungssprünge voll neuen Fertigungsverfahren triebe verschrottet wurden, um h die Weiterbildung der auc Raum zugeben, sondern der Produktion durchgeführt Mitarbeiter forciert außerhalb die Aus- und Weiterbildung werden musste, das heißt: takt mit, aber nicht mehr in Kon im vollzieht sich nur noch der praktischen Tagesarbeit.“ 3, 1, S. 21)

uar 197 (Nachrichten für Mitarbeiter, Febr

dem Arbeitsförderungsgesetz AFG gefördert und somit ein Großteil der Kosten übernommen. Die VEGLA kann dadurch für je sechs Teilnehmer in zwei Kursen rund 85.000 DM einsparen. Diese Form der Förderung zieht sich bis heute durch – und war auch der Grund für die Zertifizierung nach AZWV im Jahre 2008. Mit der Erstellung der neuen Gemengeanlage im Textilglaswerk Herzogenrath im Jahr 1975 wird es erforderlich, das für diesen Bereich vorgesehene Personal in der neuen Technik (Schwerpunkt Elektronik) zu schulen. Fred Kogel führt eine Schulung für fünf Teilnehmer mit 125 Unterrichts- bzw. 620 Teilnehmerstunden durch, die sich speziell mit der Beherrschung dieser neuen Technik beschäftigt. Zehn Jahre Glasschule, das wurde natürlich auch in den „Nachrichten für Mitarbeiter“ in der Februarausgabe 1973 gewürdigt: „Nach manchem Wechsel verfügt die Glasschule heute in

8  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

Die Glasschule zieht um in die Beeckstraße 1.

1978

Erstmals findet eine Vollausbildung von Jugendlichen zu Glaswerkern für Floatanlagen statt, 6 Jugendliche werden zu Elektroanlageninstallateuren ausgebildet mit einer Weiterbildung zum Elektroanlagenelektroniker.

1975/76

1975

1973

Zehn Jahre Glasschule werden in den VEGLANachrichten für Mitarbeiter Nr. 1 gewürdigt.

In einem umfassenden Papier hält die Direktorenkonferenz ihre Gedanken zur zweiten (heute genannt dritten) indus­ triellen Revolution fest und leitet daraus Maßnahmen für die Aus- und Weiterbildung in der Glasschule ab.

Aachen, Oppenhoffallee 88, über zwei Unterrichtsräume für jeweils zwanzig Teilnehmer sowie einen Filmvorführungsraum. In Herzogenrath ist ein Elektro- und Elektronik-Lehrzentrum im Aufbau, für das alle Hütten betriebsnahe Maschinen und Geräte zur Verfügung gestellt haben. Dort werden derzeit 35 erwachsene Mitarbeiter zu Elektrikern umgeschult. Im Juli 1974 wird für sie, sofern sie die intensive Ausbildung durchhalten, was wir ihnen allen wünschen, die Starkstromelektrikerprüfung vor der Industrie- und Handelskammer in Aachen stattfinden. Kurze Kurse in Hütten, beispielsweise über Elek­ tronikfragen, bilden eine andere Art der Glasschule, um Wissen zu vermitteln und Verständnis zu wecken.“ (Nachrichten für Mitarbeiter 1, Februar 1973, S. 22) 1975 bietet die Glasschule erstmalig eine Vollausbildung (Berufsausbildung) von Jugendlichen zu Glaswerkern an der Floatanlage, Maschinenglasmachern, Elektroanlageninstallateuren, Energieanlagenelektronikern und Elektroanlagenelektronikern an. Ein Thema, das die Direktorenkonferenz 1978 beschäftigt, ist die unterschiedliche Qualifikation von Meistern und Ingenieuren. Sie sehen die Gefahr, dass nicht ausreichend fachlich qualifizierte Meister „zu besseren Vorarbeitern herabgedrückt“ werden und damit ihre Führungsposition im Umgang mit den Arbeitern und Angestellten leiden könnte. Es ist ein drängendes Problem, denn „mit rund 140 ernannten Meistern, d.h. mehr als ¾ aller heute tätigen Personen in dieser Gruppe, werden wir auch in zehn Jahren noch rechnen müssen.“ Es gilt also aufzuholen – andere Unternehmen scheinen die Zeichen der Zeit eher erkannt zu haben, so ist zwischen den Zeilen zu lesen. Die Ausbildungspolitik der VEGLA zielt künftig darauf ab, alle ernannten Meister in kleinen Gruppen fachlich bestmöglich weiterzubilden, Techniker so weit wie möglich mit breit angelegtem Wissen zu versorgen und diejenigen zu fördern, die weitere Kenntnisse auf ihrem Spezialgebiet benötigen. Generaldirektor und Hüttendirektor diskutieren mit Vertretern der VEGLA-Glasschule die Ausbildung von Ingenieuren, die neu zur Gesellschaft kommen, die Kurzumschulung von Schlossern und Elektrikern zu Automationsfachleuten des Mess- und Regelwesens und der Glastechnologie und Weiterbildungskurse zum Thema Sicherheitswesen. Die Direktoren werden gebeten, Fachexperten für die Glasschule bei der Ingenieur- und Facharbeiterausbildung zur Verfügung zu stellen und einen StageIngenieur für 14 Monate bei der Glasschule zu belassen, um ihn für den Einsatz in den Hütten vorzubereiten; dazu sind eine zweite Kraft in die Glasschule fest einzustellen und verbesser-

Kurs

Pneumatik-Abschlussklasse von 1975 mit Herbert Scheurer (r.) tes Unterrichts- und Anschauungsmaterial, technische VEGLAProben, Glasfehlermuster, Steinproben und „alte Messgeräte“ zur Verbesserung der Unterrichtssituation notwendig. Und man wünscht sich den Ausbau der Werksvilla in Herzogenrath zu einer Lehrwerkstatt sowie die obere Etage für Schulungs­ räume. Zu den ersten Auszubildenden der Stufenausbildung als Glaswerker und Maschinenglasmacher gehörte von 1975 bis 1978 Hans Ritterbex. Ausbilder waren zu dieser Zeit die Herren Kliesch, Lohmeyer und Scheurer. Danach war er an diesem Standort an der Float mit der Qualitätssicherung betraut und wurde anschließend als einer der ersten Facharbeiter an den Biegeöfen eingesetzt. Da Hans Ritterbex seine Ausbildung in der Glasschule und unterschiedliche Weiterbildungslehrgänge in der Glasschule absolviert hat und in vielfältigen Arbeitsbereichen eingesetzt war, kannte er das Arbeitsleben sozusagen in- und auswendig: Naheliegend, dass er sich als Arbeitnehmervertreter engagierte. Seit 1998 bis heute ist Hans Ritterbex Betriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Saint-Gobain Sekurit in Herzogenrath.

Teilnehmer

Grundkurs Industriemeister Glas

seit 1963

242

Aufbaukurs Industriemeister Glas

seit 1964

196

Techniker Kurse

1968 bis 1971

24

Ingenieur-Sessionen

seit 1966

36

Kurz-Kurs Automation

seit 1963

97

Glaserwerker

seit 1970

28

MTM-Kurs

seit 1972

18

Elektriker / kaufmännischadministrativer Bereich

Einführung für 1973 geplant

bisher 40 Anmeldungen

Von 1963-1973 belegten 713 Teilnehmer Kurse an der Glasschule Aus: Nachrichten für Mitarbeiter, Februar 1973, 1, 2. 22

25-jähriges Jubiläum im Jahr 2000: Die Ausbildungsgruppe von 1975-1978 Von links nach rechts: Jörg Raguse, Rolf Bings, Karl-Heinz Ruhnau, Wolfgang Pelzer, Rolf Dagutat, Ralf Krüger, Christoph Kliesch (ehem. Leiter der Glasschule), Bernhard Hübner, Gottfried Hellebrand, Burkard Lohmeyer (Metallkunde), Hans Ritterbex, Günter Joachim, Hans-Dieter Paffen, Herbert Scheurer (Pneumatik-Hydraulik), Egon Lousberg, Erich Blees und Bruno Scharfeld Foto: Heinz Tiemann

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 9

die 1980er-Jahre



„Spielen, lernen, Zeit gewinnen – Computer jetzt für Alle“, so heißt es in einem Werbespot Anfang der 1980er-Jahre. Der Computer hält Einzug in die Arbeits- und Wohnwelt der Deutschen. Rechner wie der liebevoll „Brotkasten“ genannte Commodore C64, der Atari XL oder der Sinclair Spectrum verlangen den Besitzern Geschick und vor allem Geduld ab. Allein 1983 werden mehr als 400.000 Mikro- oder Heimcomputer verkauft. Anfang der 1980er-Jahre entstehen auch die ersten Mailbox-Netze, basierend auf Datenfernübertragung über das Telefonnetz oder auf Netzen wie Datex-P, und damit die Grundlagen der Internets. Die Nutzung der Computertechnik ist auch in der Glasschule selbstverständlich, in der Weiterbildung „Steuerungstechnik“ gilt sie als Vorreiter. Und als erste „Abteilung“ überhaupt arbeitet die Glasschule mit dem Mac SE30, auf dem alle Schulungsunterlagen erstellt werden – der Mac war bis dahin ein „unbekanntes Wesen“. Oliver Dickmeihs, Auszubildender vom 01.09.1986 bis Ende Juni 1989:

„Wir durchliefen zu zweit alle Abteilungen für ca. zwei Wochen. Da mein Vater und mein Großvater schon im Stolberger Werk beschäftigt waren, war die Aufnahme in allen Abteilungen sehr einfach für mich. Schwierig war es, beim Fachkundeunterricht wach zu bleiben-“

Neuer Ausbildungsberuf IGF Über die Aktivitäten der Glasschüler in den 1980er-Jahren wissen wir aufgrund der heute dürftigen Dokumentenlage wenig. 1980 übernimmt Wolfgang Schwarz die Aufgaben von Christoph Kliesch, der sich in den Ruhestand verabschiedet. 1985 werden die Ausbildungsinhalte zum Maschinenglasmacher und zum Glaswerker inhaltlich neu bestimmt, es gibt künftig den dreijährigen Ausbildungsberuf des Industrieglasfertigers. Damit ist auch die Erwachsenenumschulung der Glaswerker und Maschinenglaswerker beendet, es beginnt die Erwachsenenumschulung zum Industrieglasfertiger. Lehrgangsleiter ist Herr Comuth. Der erste Tag der offenen Tür für Eltern, Auszubildende und Interessenten aus den Werken findet reges Interesse. Die Auszubildenden führen alle Lehrinhalte vor, so dass die Besucher ein anschauliches Bild der Ausbildungsberufe erhalten. Die von Herbert Scheurer entwickelten und durchgeführten Weiterbildungskurse „Pneumatik/Hydraulik für Schlosser“ und

Ein Exportschlager: die Pneumatik-Kurse bei Herbert Scheurer

10  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

„Pneumatik/Hydraulik für Techniker und Ingenieure“ werden zu internen „Exportschlagern“: Sie werden auch in den Standorten Porz, Gelsenkirchen und Bergisch-Gladbach erfolgreich durchgeführt. Die Azubis der mechanischen Ausbildung stellen erstmals Sonnenkollektoren her – und diese funktionieren! Bis 1989 erhalten die Auszubildenden eine Grundausbildung in Metallbearbeitung, zudem werden Elektroschweißkurse angeboten. 1986 machen sich die angehenden Industrieglasfertiger unter der Obhut von Burkhard Lohmeyer und Herbert Scheurer mit Eifer an die Restaurierung der werkseigenen Dampflokomotive. Unternehmensintern wird diskutiert, die Glasschule aus Kostengründen aufzulösen. Aber Personalleiter Wolfgang Schwarz kämpft mit aller Kraft für den Erhalt und setzt mit dem Umzug an den Standort Stolberg ein Signal zur Sicherung und zum Weiterbestand der Ausbildung im Unternehmen. Im letzten Jahr werden mehrere Umbauten vorgenommen, neue Geräte angeschafft, viele Seminare abgehalten – deutliche Zeichen für den Aufschwung und die Anerkennung, die die Glasschule wieder erhält.

Vom Industrieglasfertiger zum Diplom-Ingenieur: Günter Kotowski Günter Kotowski war einer der ersten Industrieglasfertiger (IGF) und hat 1985 bis 1988 die Ausbildung an der Glasschule absolviert. „Während der Ausbildung waren ich und meine Ausbildungsgruppe aktiv an der ersten Restaurierung der Werkslokomotive beteiligt, mit Sandstrahlen, Streichen usw. – unter heutigen Bedingungen des Arbeitsschutzes und WCM wäre das nicht mehr möglich.“ Günter Kotowski entwickelte mit Kollegen einen neuen Einstellungstests für die IGF, erstellte für deren damalige Ausbildung eine Formelsammlung und, wen wundert es bei so viel Engagement, schloss die Ausbildung als Bester seines Jahrgangs ab. Nach der Ausbildung studierte er Glas/Keramik/Bindemittel und arbeitet heute als Diplom-Ingenieur und Abteilungsleiter beim Herzogenrath Research & Development Center (HRDC). Das HRDC gehört zu den sechs führenden Forschungs- und Entwicklungszentren der Saint-Gobain-Gruppe und ist in der Hauptsparte der Innovativen Werkstoffe aktiv.

SPS Step 5 Alle Mitarbeiter der elektrischen Instandhaltung besuchten die Weiterbildungskurs SPS (speicherprogrammierte Steuerungstechnik) Step 5 bei den Herren Kogel und Fischer. Das entsprach dem technischen Fortschritt und der sich immer mehr verbreitenden Technik im Unternehmen. Die Auszubildenden erhalten dieses Wissen während ihrer Ausbildung. Nur wer als Elektriker die SPS-Technik beherrscht, ist für die zukünftigen Aufgaben gerüstet. Was in den Achtzigerjahren noch keiner vorhersehen konnte: Eine gute Qualifizierung sollte sich bei der Personalreduzierung in den Neunzigerjahren als Vorteil erweisen. Schon Ende der 1980er-Jahre sind die Glasschulreferenten bemüht, den Ausbildungsberuf des Industrieglasfertigers in der Öffentlichkeit in ein richtiges „Licht“ zu rücken, heißt aufzuwerten, weil es als nicht besonders attraktiv gilt, diesen Beruf, der eng mit der VEGLA verknüpft ist, zu erlernen. Dabei bietet gerade diese Ausbildung eine Vielfalt an technischem Wissen und vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Hubert Fröschen erinnert sich an seine Ausbildungszeit vom 01.09.1986 bis Februar 1990 in Stolberg: „Im VEGLA-Konzern wurden bereits in den 1980er-Jahren große Einstellungstests durchgeführt, zu denen alle potenziellen Azubis im Rolandshaus zusammenkamen. Erst nach bestandener Vorauswahl folgte das Bewerbungsgespräch (mit Elternteil). Als ich mich 1986 für die Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker (ENAE) bewarb, gab es ca. 150-200 Bewerber auf 20-25 Stellen im gewerblichen Bereich. Im praktischen Teil des Einstellungstests mussten wir auch damals schon unter Zeitdruck verschiedene Formen aus Kupferdraht biegen – bei mir war es das damalige VEGLA-Logo. Meine Ausbildung zum ENAE absolvierte ich in Form einer Stufenausbildung: Nach zwei Jahren unterzog ich mich bei der IHK der Prüfung zum Energieanlageninstallateur, nach weiteren 18 Monaten dann abschließend zum Energieanlagenelektroniker. Ich erinnere mich noch an die Herren Kogel und Fischer, welche mich in Elektronik und SPS-Automatisierung, Burkhard Lohmeyer in technischem Zeichnen und Metallgrundausbildung, sowie Herbert Scheurer in Pneumatik unterrichteten. Zu den damaligen Unterrichtsräumen, die uns zur internen Vorbereitung zur Verfügung standen, gehörte auch die heutige Südhalle. Dort absolvierte ich mit meinen sechs ENAE-Kollegen die praktische Ausbildung. ENAE wurden lange nicht ausgebildet, da der Bedarf gering war. Die Glasschule war für uns neben der betrieblichen Praxis und dem schulischen Teil eine zusätzliche Ausbildungsmöglichkeit, die wie folgt aufgeteilt war: 1,5 Tage Berufsschule, 1 Tag Glasschule, 2,5 Tage Elektrowerkstatt. Mein erstes Ausbildungsgehalt lag damals bei 697 DM.“

„Die Zeit in der Glasschule gehört zu meinen schönsten Zeiten des beruflichen Lebens. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, den jungen Menschen einen Beruf zu lehren. Dabei war es als ein besonderer Erfolg anzusehen, wenn ehemalige Azubis sich zu Führungskräften im Unternehmen entwickelt haben, wie z.B. der ehemalige Azubi und spätere Dipl.-Ing. Günther Kotowski, der heute im HRDC tätig ist. Die (erste) Renovierung der Werkslokomotive im Jahre 1986/1987 war eine sehr schöne Aktion mit den Azubis, die mir noch gut in Erinnerung ist.“

Ungeschmälert ist der Bedarf an Facharbeitern für die Glasindustrie. „Über Kontakte zur Presse, zum Arbeitsamt und über Elterneinladungen“, so Wolfgang Schwarz in den VEGLANachrichten 1/89, „bemühen wir uns intensiv, neue Bewerber für spezifische Berufsbilder wie den Industrieglasfertiger und -elektroniker zu interessieren.“ Mit Erfolg – fast 90 Bewerber hat die Glasschule im Jahr 1988 – „sicherlich ein Beweis für ihren guten Ruf.“

Neue Schulungskultur Ende der 1980er-Jahre hält in der Glasschule eine „neue Weiterbildungs-Kultur“ Einzug. Mit der Einstellung des neuen Referenten Ernst Fischer werden für die Ausbildung und die Weiterbildungslehrgänge eigene Schulungsunterlagen erstellt. Die Referenten bereiten die Seminare liebevoll vor: Namensschilder und eigens angefertigte Namensschildhalter – kombiniert mit Bleistiftablage – sowie besonders gestaltete Folien erhöhen die Lernmotivation. Diese von den Referenten geschriebenen kleinen Lehrbücher, heute Handouts genannt, die in gebundener Form mit besonders gestaltetem Deckblatt jedem Teilnehmer übergeben werden, werden teilweise noch heute zum Unterricht eingesetzt. Sie werden auf MacComputern geschrieben – Ernst Fischer ist in dieser Zeit Mitglied im Macintosh Club Aachen. Das Layout und die Gestaltung sind für diese Zeit beispielgebend. Die Glasschule entwickelt sich zu einer Insel der Mac-Anwender – das Unternehmen entscheidet sich aber für windowsbasierte Rechner. Noch heute sind die Schulungsunterlagen, die jetzt auf Windowsrechnern geschrieben werden, sehr gefragt. Die Referenten brachten in den folgenden Jahren sehr viel Zeit auf, um solche Schulungsunterlagen für jede Aus- und Weiterbildungsmaßnahme selbst zu erstellen. Fast 30 Jahre alt und noch immer funktionsfähig: der Mac SE30

Einführung des Ausbildungsberufs Industrieglasfertiger

Grundausbildung Metallbearbeitung und Elektroschweißkurse, Weiterbildungskurse für Pneumatik und Hydraulik, SPS Technik Step 5

1986/87

„Saint-Gobain und Sekurit waren damals noch ein Werk, daraus ergaben sich gemeinsame Arbeitsgebiete. Heute werden nur noch Schwerpunktabteilungen besucht. Wir hatten damals die Möglichkeit, jede Abteilung zu besuchen, die Prozesse genau zu analysieren und so kennenzulernen. Das wird heute auch nicht mehr in dieser Intensität gemacht.“

1985

Heinz Wagner, Auszubildender von 1.09.1986 bis Mai 1989, heutiger Mitarbeiter von Internal Management System (IMS):

Burkhard Lohmeyer, 87 Jahre; Referent in der Glasschule von 1978 bis 1999, zuständig für die Ausbildung der Industrieglasfertiger und Umschüler (theoretische Grundausbildung, praktisc he Unterweisung in Glas- und Messtechnik):

1985





Restaurierung der Werkslok

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 11

die 1990er-Jahre Die Neunzigerjahre sind ein Jahrzehnt der technischen Innovationen. Das Internet erobert langsam die Wohn- und Arbeitszimmer der Deutschen, man telefoniert mit riesigen Handys. In der Automobilindustrie halten Park-Distance-Control, elektronische Fahrwerkshilfen und CAN-Datenbusse Einzug. Farbmonitore finden sich in vielen deutschen Haushalten, und ohne Kenntnisse in EDV und in moderner Bürotechnik sind die Chancen für einen Arbeitsvertrag in Verwaltungsberufen gering. Schon 1993 schult die Glasschule die neueste Version von MS-DOS und die effiziente Nutzung von Netzwerken und E-Mails. Nicht nur in der Glasschule, sondern weltweit lösen CDs und später dann DVDs die Diskette als Speichermedium ab. Wiedervereinigung, Fremdenhass, Rinderwahnsinn, Jahrhundertflut und Kosovokrieg sind einige 1990er-typische Begriffe.

Ernst Fischer übernimmt ab 1992 die Leitung der Glasschule und wird bis 2008 die Verantwortung dafür tragen. Das Organigramm der Glasschule ändert sich: Die Glasschule hat ihren Standort im Werk Stolberg und wird der zentralen Personalentwicklung im Firmensitz Aachen zugeordnet. Der Leiter dieser Abteilung ist verantwortlich für die Geschicke der Glasschule, die Mitarbeiter werden durch den Leiter der Glasschule geführt. Schon der Name GlasSchule führt zu mancher Verwirrung: Sie ist keine Schule im öffentlichen Sinne, sondern eine Ausbildungsstätte. Und dann ist sie noch dem Firmensitz angegliedert – da besteht viel Erklärungsbedarf – oder sollte man sich durch ein eigenes neues Konzept besser profilieren!? Unter der Leitung von Gottfried Mevissen (von1992-1998 verantwortlich für die Glasschule), damals Leiter der zentralen Personalentwicklung, kommt neuer Schwung in die Glasschule. Er schafft es, dass sie sich künftig als Servicepartner der Werke versteht. Die Werke mit ihrem Weiterbildungsbedarf sind die Kunden der Glasschule. Gottfried Mevissen fordert von jedem Glasschulreferenten: „Wir müssen das aus- und weiterbilden, was in den Werken benötigt wird. … Die Anforderung von Gegenwart und Zukunft an unsere internen und externen Kunden sind unsere Aufgaben, die wir zuverlässig und in hoher Qualität erfüllen müssen“. Dieser Kerngedanke ist heute Bestandteil des Leitbildes. Als Konsequenz daraus ergibt sich zum Beispiel, dass sich alle Ausbildungsgänge an der Glasproduktion orientieren: Auch der Elektriker lernt jetzt Grundlagen der Glastechnologie und -fertigung kennen. Um die gestiegenen Ansprüche zu bewältigen, kommen mit Dieter Gatzke, Günter Kunert und Stephan Neubert drei neue Referenten an die Glasschule.

Die Glasschule führt die Kurzumschulung zum Industriegglasfertiger ein.

1994

1991

Ein Blick auf das Ausbildungsangebot zeigt, wie viel frischen Wind die neuen Mitarbeiter mitbringen: Bereits 1991 führt die Glasschule Seminare zum Qualitätsmanagement ein, ein Begriff, der heute in aller Munde ist. Und bereits 1993 lernen die Azubis und Mitarbeiter nicht nur MS-DOS, sondern auch Computernetzwerke und E-Mails kennen – gerade einmal ein Jahr, nachdem in Deutschland der erste kommerzielle Internet-

Ausbildung unmittelbar vor Ort Der Glasschulreferent Dieter Gatzke führt neue Mitarbeiter vor Ort in die Produktionsanlagen ein. Viele Mitarbeiter vom Werk SGS Würselen und Stolberg werden durch ihn unmittelbar vor Ort für ihre Produktionsaufgaben fit gemacht. Vermittlung der Ziele der Werke, Besonderheiten der Produktion, arbeitssicherheitstechnische Unterweisung in die Anlagen und Zusammenarbeit im Team gehören zu den Ausbildungsaufgaben. Auch die Bedienung und Auswertung der Prüfanlagen zur Kontrolle der Qualität der Autoverglasung (RMP Anlage) führt Dieter Gatzke direkt am Arbeitsplatz durch. Das ist gelebte Kunden­ orientierung durch die Referenten der Glasschule.

Kurzumschulung zum IGF Einen ebenso ambitionierten wie erfolgreichen Lehrgang führt die Glasschule bereits 1991 ein: Die Kurzumschulung zum Industrieglasfertiger in nur einem statt zuvor zwei Jahren – als eigenständige Ausbildung dauert sie drei Jahre. Zu dieser Zeit sind im Unternehmen viele Mitarbeiter tätig, die angelernt sind und über keine oder zumindest keine glastechnische Ausbildung verfügen. Die Anforderungen nach höherer Qualität der Kunden aus der Autoindustrie (VW, Mercedes und Ford) machen es aber erforderlich, sogenannte „ausbildungspflich-

Die VEGLA wird in die eigenständigen Gesellschaften Saint-Gobain Sekurit GmbH & CoKG und Saint-Gobain Glass aufgeteilt. Die Glasschule wird der SG Sekurit zugeordnet. .

12  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

Provider überhaupt den Betrieb aufgenommen hat. Generell bemüht man sich an der Glasschule, technisch immer am Puls der Zeit zu sein. Zu den neuen Kursen zählen Robotik und Siebdruck. Ab 1994 werden Seminare in CNC angeboten (Computer Numerical Control), gewünscht vom damaligen Produktionsleiter bei SGS Stolberg, Herrn Kerkhoff. Die Seminare richten sich an alle Bediener von Schneid- und Schleifanlagen. Das Verständnis für diese Technik und die direkte Einflussnahme durch die Bediener auf das CNC-Programm und Einstellvarianten der CNC Anlagen erhöhen die Qualität und senken die Störungsund Ausfallzeiten. 1999 kommt die STEP 7-Steuerungstechnik auf den Lehrplan, etliche Jahre, bevor die ersten Steuerungen mit STEP 7 auch in der Produktion angewendet werden.

1996

Immer auf dem Stand der Technik

Auf einem Workshop in Simonskall entwirft die Glasschule ihre Vision für 2001.

tige“ Arbeitsplätze einzurichten. Günter Kunert entwickelt mit dem Referententeam daher einen speziellen Ausbildungsplan, der das vorhandene Wissen der Mitarbeiter berücksichtigt und an die betrieblichen Anforderungen angepasst ist.

Für alle wird Mitte der 1990er-Jahre spürbar, dass das gesellschaftliche Klima rauer wird: Sozialleistungen werden gekürzt, Arbeit und soziales Umfeld entwickeln sich zunehmend auseinander. Auf allen Ebenen findet ein Verjüngungsprozess statt, durch den viele ältere Mitarbeiter mitsamt ihres Erfahrungsschatzes frühzeitig ausscheiden. Auf der anderen Seite spüren die Referenten die nachlassende Motivation der sogenannten „Null Bock-Generation“. Und über allem lastet natürlich der Kostendruck, weniger Mitarbeiter müssen mehr leisten. 1996 machen sich die Verantwortlichen der Glasschule daher daran, auf einem Workshop in Simonskall eine Zukunftsvision zu erstellen: „Die Glasschule im Jahr 2001.“ Dazu gehört auch ein neues Leitbild: Die Mitarbeiter der Glasschule nehmen sich verstärkt vor, den jungen Menschen Vorbild zu sein, soziale Kompetenzen vorzuleben, Teamfähigkeit zu leben und den Auszubildenden damit selbst den Teamgedanken beizubringen. Die Glasschule soll praxisnah und flexibel und durch ihre Kompetenz für ihre Kunden unersetzbar sein. Konkret bedeutet dies, dass sich die Aus- und Weiterbildungsangebote noch mehr am Kunden orientieren.

Vom Sprengmeister zum Ausbilder Der heutige Referent der Glasschule, Achim Valentin, gehört selbst zu den Absolventen der Kurzumschulung zum Indus­trieglasfertiger. Achim Valentin war als ausgebildeter Sprengmeister im Bergbau tätig. Nachdem immer mehr Gruben geschlossen wurden, wechselte er zu Saint-Gobain Glass in Herzogenrath, wo er als Linientechniker an der Float tätig war. Seine dafür notwendige Ausbildung erwarb er in der Kurzumschulung zum IGF. Er schloss die Ausbildung als Bester im Beruf Industrieglasfertiger des Landes NRW ab – jetzt bildet er selbst den Nachwuchs aus.

Ein Schlosser an der Steckdose? 1996 folgt daher eine weitere wegweisende Neuerung im Kursprogramm: Was heute als „Mechatroniker“ allgemein bekannt ist, erfindet die Glasschule Mitte der Neunziger mit der Ausbildung zur „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“. Mit der Weiterbildung soll ein gängiges Problem behoben werden: Wie reduziert man die Ausfallzeit, wenn es zu technischen Störungen in der Produktion kommt, der zuständige Betriebs­ elektriker aber gerade keine Zeit hat? Die Antwort: Ausgewählte Mitarbeiter der Produktion werden elektrotechnisch ausgebildet, so dass sie kleinere Störungen und Wartungsaufgaben selbstständig durchführen können, und lernen darüber hinaus, präventiv zu arbeiten, so dass Produktionsausfälle bereits im Vorfeld vermieden werden. Bei Mercedes Benz hatte man bereits vielversprechende Erfahrungen mit einer solchen Qualifizierung gemacht: Die Störzeiten konnten um 70 % gesenkt werden. Daran anknüpfend entwickelt Glasschule-Referent Stephan Neubert in Zusammenarbeit mit der IHK Aachen und den Firmen Uniroyal, Aachen und Warner Music, Alsdorf (heute: Cinram) den Kurs zur „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ (EfK). Seitdem werden jährlich ca. zehn Teilnehmer aus verschiedenen Betrieben der Region ausgebildet. Die Erfahrungen sind durchaus positiv: Zertifizierte Mitarbeiter kommunizieren mit Elektrofachkräften in gleicher „Sprache“ und sind motivierter, weil ihr Fachwissen von Vorgesetzten und Kollegen anerkannt wird. Es gibt aber auch Skepsis: Viele angestellte Betriebselektriker haben die Sorge, dass man mit der „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ eine Art Ersatzelektriker schaffen will, durch den Stellen „echter“ Elektriker eingespart werden. Tatsächlich aber kann der „neue Mitarbeiter“ als Partner der Betriebselektriker unterstützend und entlastend für den Service wirken und die Reaktionsgeschwindigkeit bei Störungen verbessern helfen. Während sich die EfK um Bagatellvorfälle kümmert, kön-

Die Ausbildung zur „Elek­ trofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ läuft an.

1.1.1997

Glasschule 2001 – ein Workshop

1996: Der erste Lehrgang zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten

1996

Die Kurzumschulung zum IGF oder heute VMG kann als voller Erfolg betrachtet werden: In zwanzig Jahren werden mehr als zweihundert Mitarbeiter ausgebildet, deren Facharbeiterergebnisse fast immer zu den besten gehörten. Waren in den ersten Jahren Ausbildungskurse mit zwanzig Mitarbeitern keine Seltenheit, ist der Ausbildungsstand mittlerweile so hoch, dass nur noch wenige diese Kurzumschulung absolvieren. Da das Anforderungsniveau für die Ausbildung aber stetig gestiegen ist, hat die Glasschule die Ausbildung mittlerweile nach den bundeseinheitlichen Qualitätsstandards für Weiterbildung 2009 nach AZWV (Anerkennungs- und Zulassungsverordnung für berufliche Weiterbildung) bzw. 2012 nach AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung der Arbeitsförderung) zertifizieren lassen.

Die Glasschule wird dem SGG-Werk Stolberg zugeordnet.

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 13

Industrieglasfertiger bei der Pneumatikausbildung mit Herbert Scheurer (r. bzw. m.) nen sich die Betriebselektriker auf die komplexen Aufgaben der Störungssuche und -behebung konzentrieren.

Die Glasschule zieht wieder einmal um Die Forderung nach einer zukunftsweisenden Ausbildung und gleichzeitiger Kundenorientierung erfordert auch eine entsprechende materielle und räumliche Ausstattung. Für acht Arbeitsplätze wird ein moderner PC- und SPS-Schulungsraum im ehemaligen „alten Casino“ in Stolberg (heute PDZ) eingerichtet. Viele neue methodisch und didaktisch aufbereitete Unterrichtsmaterialien werden angeschafft: Oszilloskope, Übungssystem für die elektrische Schaltungstechnik, Pneumatiksystem, Glas-, Schleif- und Bohrmaschinen sowie zwei kleine Drehmaschinen für die IGF-Ausbildung. Bald reicht der Platz in den bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr aus. Die Glasschulreferenten sind ständig auf der Suche nach passenden Ausbildungsräumen: So findet die Elektronikerausbildung erst in den Räumen der Verladerampe West (Schwalbennest) statt, danach im alten Casino. Die IGF-Ausbildung erfolgt erst in der Südhalle, danach wird eine Ausbildungswerkstatt in der alten Schreinerei eingerichtet. Am Ende der 1990er-Jahre findet die Aus- und Weiterbildung an vier verschiedenen Standorten im Werk Stolberg statt.

fragt, welche sind überflüssig? Und wie behauptet man sich auf einmal gegen die Konkurrenz externer Anbieter, die es so zuvor nicht gab? Viele Befürchtungen stehen im Raum: Nimmt man so viele Auszubildende an wie möglich? Und nimmt man dafür in Kauf, auch weniger geeignete Lehrlinge zu betreuen? Kann man die Menge an Auszubildenden überhaupt noch gut betreuen? Verprellt man vielleicht langjährige Kunden, indem man sie plötzlich für eine bislang kostenfreie Leistung zahlen lässt? Der Wandel zum Cost Center bietet auch Vorteile: „Kurs-Ballast“, den man über Jahre angehäuft hat, kann über Bord geworfen werden. Außerdem verspricht sich die Glasschule mehr Präsenzdisziplin von den Teilnehmern. Einen Kurs, für den man direkt bezahlt, sagt man nicht so schnell ab. Und nicht zuletzt schafft die Umstellung Transparenz: Im doppelten Sinne erbringt die Glasschule als Cost Center den Beweis, dass sie ihr Geld „verdient“. Am 2.1.1999 ist es dann soweit. Der neue Abrechnungsmodus beginnt. 2013 feiert die Glasschule ihr 50-jähriges Jubiläum. Man kann also davon ausgehen, dass die Umstellung geglückt ist.

Auf eigenen FüSSen stehen – die Glasschule als Cost Center

1998/99

Die wahrscheinlich bedeutsamste Veränderung an der Glasschule fällt in die Amtszeit von Joachim Bellut (1998-2001). Im Verlauf der Neunziger hat der Kostendruck kontinuierlich zugenommen. 1998 wirkt sich das auch auf die Organisationsform der Glasschule aus. Sie soll zum „Cost Center“ werden. Das bedeutet, dass die Glasschule kostendeckend arbeiten muss, ohne jedoch Profit erzielen zu müssen. Zuvor wurden die Kosten für die Glasschule anteilsmäßig von der VEGLA und Sekurit getragen, jetzt sollen alle Betriebe, die an der Glasschule ausbilden lassen, nach Nutzung zahlen. Für die Verantwortlichen bedeutet das, dass sie kaufmännisch denken müssen: Welche Leistung ist wie viel Geld wert? Welche Ausbildungen sind ge-

Die Glasschule wird zum Cost Center.

14  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

Ausbildung der Industrieelektroniker mit Manfred Krugler (m.): Die Auszubildenden erstellen eine Installationsschaltung.

Impressionen aus 50 Jahren Glasschule

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 15

Motto ab 2008: Ausbildung als Team!

die „Nullerjahre“ bis heute Vor Anbruch des Jahres 2000 macht sich weltweit Panik breit: Der „Millenium-Bug“ droht Computer auf der ganzen Welt verrücktspielen zu lassen. Katastrophen bleiben zum Glück aus. Einen wahren Schock erlebt die Welt jedoch mit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001. Erst platzt die sogenannte „Dotcom-Blase“, dann die Immobilienblase und aus der Immobilienkrise wird eine jahrelang anhaltende Finanzkrise, die ganze Staaten an den Rand des Ruins treibt. Der technische Fortschritt geht rasant weiter: Mobiltelefone sind erschwingliche Geräte für die breite Masse, Digitalkameras lösen analoge ab, Smartphones mit Touch Screen und integrierter Kamera ersetzen die klassischen Handys. Computer sind zur Selbstverständlichkeit geworden und TV-Flachbildschirme verdrängen die großen Röhrenkisten. Wie auch in den Jahrzehnten zuvor hält die Glasschule nicht nur Schritt mit der technischen Entwicklung, sondern bezieht sie aktiv mit in die Aus- und Weiterbildung ein. Ein modernisierter Beruf: Verfahrensmechaniker für Glastechnik

erungstechnik, Grundlagen der Elektrotechnik und die Qualitätssicherung.

Für die Glasschule beginnt das Ausbildungsjahr 2000/2001 mit einer großen Umstellung. Die Ausbildung zum „Industrie­ glasfertiger“ (IGF) wird bundesweit durch die Ausbildung zum „Verfahrensmechaniker für Glastechnik“ (VMG) ersetzt. Zum einen machen zahlreiche technische Entwicklungen in der Glasindustrie, insbesondere bei der Herstellung von Flachglas, diese Neuerung notwendig. Zum anderen ist der Industrie­ glasfertiger auf dem Arbeitsmarkt für andere Branchen kaum vermittelbar. Ein geflügeltes Wort lautet: „Als Industrieglasfertiger bist du mit der VEGLA verheiratet.“

Macht Ausbildung in der Glasschule Sinn?

Bodo Vodnik übernimmt die Leitung der Glasschule.

16  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

2002

Die Ausbildung zum „Verfahrensmechaniker für Glastechnik“ ersetzt den „Industrieglasfertiger“.

2001

2000

Die Glasschule Stolberg hat maßgeblichen Anteil an der Erarbeitung des neuen Berufsbilds: Joachim Bellut, Leiter der Personalentwicklung im Firmensitz Aachen, und Günter Kunert, Ausbilder für die Industrieglasfertiger, gehören zu den fachkundigen Mitarbeitern beim Erarbeiten der Ausbildungsordnung. Gemeinsam mit einem Gremium des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) erstellen sie die neue Ausbildungsordnung zur Ausbildung als Verfahrensmechaniker für Glastechnik. Günter Kunert wird dafür mit einer Urkunde geehrt. Die Grundlagenausbildung ist vergleichbar mit der Ausbildung jedes anderen Berufes der Verfahrenstechnik. Zu den neuen Schwerpunkten der Ausbildung zählen automatisierte Steu-

Die Glasschule zieht an ihren jetzigen Standort.

Azubis bei der Programmierung einer S7 SPS

Die Glasschule muss ihre Wirtschaftlichkeit auf GF-Ebene erweisen.

2007

„Sich ständig verändernde Arbeitsorganisationsstrukturen sowie neue Techniken in den Unternehmen der Glasindustrie erfordern auch andere Lernformen und Arbeitsweisen in der Berufsausbildung.“

2003

Zitat aus Verfahrensmechaniker Glastechnik BIBB …7600.

2001 übernimmt Bodo Vodnik die Verantwortung der Glasschule als Leiter ZOP. 2003 kommt die Frage auf, ob die Ausbildung im eigenen Unternehmen für Saint-Gobain Glass sinnvoll ist oder ob man bereits ausgebildete Gesellen vom freien Markt holen soll. Doch einiges spricht für die Investition in eigene Ausbildungsplätze: Die Jugendlichen können direkt nach der Ausbildung eingesetzt werden, da sie in den betrieblichen Strukturen groß geworden sind, die firmenspezifischen Produktionsprozesse kennen und mit der Technologie vertraut sind. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Die jungen Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrem Unternehmen – und das

Die ersten weiblichen Azubis nehmen ihre Lehre an der Glasschule auf.

Vom VMG-Azubi bis ins Research Center Einer, der die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Glastechnik erfolgreich absolviert hat, ist Sebastian Janzyk. Und da er seine Ausbildung 2002 aufnahm, kann man hier fast von einem Pionier sprechen. Die Bewerbung bei Saint-Gobain auf eine Ausbildungsstelle zum VMG war für Janzyk nur logisch – dass er eines Tages mit Glas arbeiten wird, stand für ihn schon nach einem Schülerpraktikum fest. Janzyks Enthusiasmus zahlt sich aus: 2005 schließt er die Ausbildung als Jahresbester im IHK Kammerbezirk ab. Danach arbeitet er als Schichtarbeiter in der Elektrochromfertigung bei SGS Herzogenrath, wo er von 2006 an vier Jahre lang zusätzlich die Abendschule für die Technikerausbildung besucht. 2010 schließt er auch diese Ausbildung erfolgreich als Maschinenbautechniker ab. Seit 2012 ist Janzyk Techniker bei der Saint-Gobain-Forschungsabteilung, dem „Herzogenrath Research & Development Center“. Hier arbeitet er nicht nur an den Gläsern, sondern auch an den Fachkräften von morgen: Mittlerweile betreut Janzyk seine eigenen Azubis.

Ansehen der Unternehmensgruppe steigt auch. Wie man sieht, haben die Argumente überzeugt.

Endlich angekommen! Ein besondere Herausforderung kommt auf die Glasschule bei ihrem vorerst letzten Umzug im Jahre 2002 zu: Für eine verbesserte praktische Ausbildung der VMGs entsprechend der neuen Ausbildungsverordnung muss neuer Platz gefunden werden. Ständig müssen Ausbildungsräume gewechselt und notdürftige Lösungen gefunden werden. Dies soll nun anders werden: Das SGGD-Werk Stolberg stellt einen Teil des alten Lagers zur Verfügung, in dem früher kleine Mengen Glas von Hand geschnitten wurden. Alles ist ziemlich unaufgeräumt, dunkel und fast ein wenig heruntergekommen. Kurz: Kein Platz zum Wohlfühlen und schon gar kein Platz zum Arbeiten. In Eigeninitiative machen sich die Referenten Valentin, Neubert, Kunert, Krugler und Fehm mit ihren Auszubildenden an die Arbeit: Von der Bodensanierung bis hin zur Beleuchtung wird alles rundum erneuert. Dabei können sie sich der Unterstützung von Bodo Vodnik und Leo Wenn sicher sein. Das Ergebnis ist eine 660 m2 große, helle Arbeitshalle, die in vollem Umfang den Vorgaben von 6S und WCM entspricht. Ein Vorzeigeobjekt und Vorbild für viele andere Abteilungen, auf das man bei der Glasschule besonders stolz ist.

fit zu verpassen. Es wird konstruiert, geschliffen, gesägt und geschweißt. Die zukünftigen Verfahrensmechaniker, Fachrichtung Glas, und Elektroniker für Automatisierungstechnik rücken aber nicht nur dem Rost zu Leibe, sie gehen auch ins Detail, denn neben den Zersetzungsschäden warten auch Bauteile auf Instandsetzung. Unter anderem drehen die Azu-

Die neue Ausbildungshalle: ein Beispiel für gute Umsetzung von 6S

Eine Lokomotive für die Glasschule Während die halbe Welt zumindest in der Fantasie mit Harry Potters Hogwarts-Express verreist, tüftelt die Glasschule Stolberg in den 2000ern unter Leitung von Gerald Fehm an ihrer eigenen Lokomotive. Drei Jahre lang widmen sich die Auszubildenden der Restauration der alten Dampflok, die 59 Jahre in Diensten des Stolberger Werks stand. Das 35 Tonnen schwere Ungetüm war seit 1913 auf dem Werksgelände unterwegs. Sie beförderte die mit Glasscheiben beladenen Waggons von der innerbetrieblichen Verladestelle zum Abfertigungsgleis der Bahn. Nach ihrem Dienstschluss im Jahr 1972 wurde die Lok das erste Mal 1986/87 restauriert. Zwanzig Jahre später hat der Rost wieder die Oberhand gewonnen: Also machen sich im August 2004 die Azubis der Glasschule mit großem Engagement ans Werk.

Ein QualitätsmanagementSystem wird eingeführt und die Glasschule nach AZAV zertifiziert.

Die restaurierte Werkslok

Neuer InternetAuftritt: www.azubisgesucht.de

2012

2009

2008

Neues Konzept: Ausbildung als Team!

2010

Sie investieren viel Zeit, Engagement und Können, um der einst so repräsentativen Lok wieder ein angemessenes Out-

Die Glasschule erstellt Skulpturen für den Kreisverkehr Velau.

Festschrift 50 Jahre Glasschule • 17

bis neue Griffe aus Bronze für den Fahrerstand und reparieren die historischen Scheinwerfer. Insgesamt dauert die Sanierung drei Jahre, die vierzig Azubis und Schüler verbringen dabei ca. vierhundert Arbeitsstunden an der Lok.

Neue Devise ab 2008: Ausbildung als Team! 2008 muss die Glasschule einen Personalabbau hinnehmen: Statt bisher sechs arbeiten nur noch vier Referenten an der Schule. Die Mitarbeiter reagieren darauf flexibel. Die neue Devise lautet: „Ausbildung als Team!“ Und das Team um Bodo Vodnik, bestehend aus Gerald Fehm, Manfred Krugler, Stephan Neubert und Achim Valentin, funktioniert hervorragend – das wirkt sich auch positiv auf die Außendarstellung aus. 2009 erreichen die Glasschulen-Mitarbeiter dann gemeinsam den ersten Meilenstein: Ein Qualitätsmanagement wird eingeführt, alle Prozesse der Aus- und Weiterbildung kommen auf den Prüfstand. Dies trägt sehr schnell Früchte. Im Oktober 2009 – gleich im ersten Anlauf – wird die Glasschule gemäß der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung für berufliche Weiterbildung (AZWV) zertifiziert. Das bedeutet, dass die Glasschule als anerkannter Bildungsträger zugelassen ist und ihre Weiterentwicklungsangebote auf dem regionalen und überregionalen Arbeitsmarkt anbieten darf. Die Zertifizierungsstelle zeigt sich insbesondere vom eingespielten Team der Glasschule, der hohen Kundenzufriedenheit und der deutlich sichtbaren Kultur zur Arbeitssicherheit beeindruckt. 2012 wird die Zertifizierung gemäß dem Folgestandard AZAV, der sogenannten Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung der Arbeitsförderung, erneuert, was die hohe Ausbildungsqualität der Glasschule bestätigt. In den letzten zehn Jahren hat sich die Ausbildungssituation in Deutschland stark verändert. 2003 steckt der Arbeitsmarkt in der Krise. Das wirkt sich auch auf das Ausbildungssystem aus. Viele Betriebe wollen keine Azubis mehr einstellen, auch Saint-Gobain Glass Deutschland nicht. Die Lage ist so dramatisch, dass tatsächlich erwogen wird, den Beruf des Verfahrensmechanikers für Glastechnik abzuschaffen. Heute stellt sich die Situation vollkommen anders dar: Die Glasschule sucht überall nach Auszubildenden wie z.B. auf der ZAB, einer Ausbildungsmessen in der Region, und seit 2010 unter www.azubisgesucht.de auch im Internet. Aber sie findet kaum welche – zumindest kaum geeignete. Das zeigt sich besonders an den Einstellungstest: Jedes Jahr stellen sich ca. 300 Bewerber den Aufgaben, 25 davon kommen durch. Der hohe Anspruch zahlt sich allerdings auch aus. Die, die es packen, schließen meist mit hervorragenden Ergebnissen ab.

ertifizierung: Reinhard C. Runte zur AZAV-Z cht und „Vielen Dank für die gute Nachri ganze Team für das an ch uns ckw herzlichen Glü e Leistung. diese objektiv herausragend gut t mit Dass dies im Zusammenhang steh Glassschule der n isse ebn ausgezeichneten Erg rzeugte übe t sch rra übe , für die SG-Gruppe ht! Systematiker nic Bravo!“

18  • Festschrift 50 Jahre Glasschule

Mit Angela Merkel bekommt Deutschland 2005 seine erste weibliche Regierungschefin, mit Anna Christin Gillich (l.) und Sabrina Jahn (r.) die Glasschule 2008 ihre ersten weiblichen Azubis. Sabrina Jahn wird Verfahrensmechanikern für Glastechnik, Anna Christin Gillich Elektronikerin für Automatisierungstechnik. Für die beiden Azubis mussten einige Umbauten – z.B. eigene Umkleideräume – vorgenommen werden. Eine nachhaltige Investition, denn seit 2008 sind in jedem Ausbildungsjahr weibliche Auszubildende dabei.

Ausbildungsstand von Saint-Gobain Glass und Sekurit auf der ZAB in Aachen.

Mit Angela Merkel bekommt Deutschland 2005 seine erste weibliche Regierungschefin, mit Sabrina Jahn und Anna Christin Gillich die Glasschule 2007 ihre ersten weiblichen Azubis. Sabrina Jahn wird Den Stolberger Kreisverkehr auf der Eschweiler Straße ziert seit Verfahrensmechanikern für Glastechnik, Ann Christin Gillich Elekt2012 ein gläsernes Kunstwerk. In wochenlanger Arbeit haben die ronikerin für Automatisierungstechnik. Für die beiden Azubis mussAuszubildenden der Glasschule aus insgesamt 1.200 einzelnen Scheiben eine Kugel, einen eine Pyramide gefertigt, mit ten einige Umbauten – z.B.Zylinder eigene und Umkleideräume – vorgenommen einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. denn Seit der werden. Eine nachhaltige Investition, seitInstallation 2007 sind erfreut in jedem die Stolberger das Kunstwerk dank innenliegender LEDs auch nachts. Ausbildungsjahr weibliche Auszubildende dabei. Eine Anwohnerin schreibt der Glasschule begeistert: „Wunderbar! Ein Aushängeschild der Stadt!“

Grußworte GruSSwort des Bürgermeisters

GruSSwort der IHK Aachen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Glasschule in Stolberg existiert seit 1963 und ist damit 6 Jahre älter als das Berufsbildungsgesetz. Seit so langer Zeit begleitet sie also nun, im Jahre ihres 50-jährigen Bestehens, die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften für die Region, insbesondere natürlich für die Werke von SAINT-GOBAIN, und hält diese auf einem bekannt hohen Niveau.

auf 50 Jahre des Bestehens zurückblicken zu können, ist ein ganz besonderes Ereignis. Die Glasschule in Stolberg, die technische Aus- und Weiterbildungsstätte von Saint-Gobain in der Region Aachen, feiert in diesem Jahr dieses stolze Jubiläum, zu dem ich im Namen von Rat und Verwaltung und auch persönlich recht herzlich gratuliere. Die Glasschule wurde 1963, zunächst am Standort in Herzogenrath, vorwiegend als Weiterbildungsstätte für Führungskräfte und Ausbildung von Meistern gegründet. Ende der 60er Jahre wurde mit der Erstausbildung begonnen. Im Jubiläumsjahr erhalten 83 Auszubildende in den Berufsfeldern Verfahrensmechaniker für Glastechnik, Elektroniker für Automatisierungstechnik und Industrie­ mechaniker eine technische Grundausbildung, Werks­ unterricht und spezielle Ausbildungslehrgänge. Die Ausbildung wird eng mit der Bearbeitung von Projekten verbunden. Ein eindrucksvolles Beispiel für die hervorragende Arbeit sind die attraktiven Glasskulpturen am Kreisverkehr auf der Eschweilerstraße. Die gläsernen Kunstobjekte wurden von Verfahrens- und Industriemechanikern in der Ausbildung hergestellt. Die Öffentlichkeit erhält so einen Einblick in die Arbeit der Glasschule. Viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung zeigen, dass die künstlerische Gestaltung des Kreisverkehrs sehr gut ankommt. In den vergangenen Jahren wurden viele Absolventen der Glasschule als Jahrgangsbeste der IHK oder als Landesbeste des Landes NRW ausgezeichnet. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass dem Berufsnachwuchs wichtige Arbeitsprinzipien mit auf den Weg gegeben werden und dafür gesorgt wird, dass sie nach der Ausbildung Verantwortung für die Produktion im Unternehmen tragen können. Die Glasschule leistet einen wichtigen Beitrag in der Ausbildung des Facharbeiternachwuchses in der Region Aachen. Ich wünsche ihr, dass sie auch in Zukunft engagierte Ausbilder in ihren Reihen hat und die erfolgreiche Arbeit weiter fortsetzen kann. Ferdi Garzweiler - Bürgermeister

Im Laufe dieser Jahre hat es immer wieder Phasen des Auf- und des Abschwunges gegeben. Der Qualität der Schule hat dies nie geschadet. Vor ihrer größten Herausforderung steht die Glasschule allerdings in den nächsten ca. 20 Jahren, der Zeit des großen demografischen Wandels. In Zeiten eines stark abnehmenden Angebotes an Ausbildungsplatzbewerbern benötigt die Wirtschaft und damit auch das Unternehmen SAINT-GOBAIN gerade gut ausgebildete TOP-Kräfte. Dieser Spagat zwischen „weniger Masse“ und „noch mehr Klasse“ wird sicherlich nicht einfach. Die IHK Aachen wünscht der Glasschule in Stolberg hierfür viel Glück und weiterhin viel Erfolg, um gemeinsam auch das 75-jährige Bestehen mit Genugtuung und Stolz feiern zu dürfen. Gisbert Kurlfinke - Mitglied der Geschäftsführung der IHK Aachen, Berufsbildung

GruSSwort des Staatlichen Berufskollegs Glas • Keramik • Gestaltung, NRW Der gemeinsame Motor läuft: Seit 50 Jahren ist die Glasschule Stolberg ein verlässlicher Partner für eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung. Zu diesem besonderen Jubiläum: Herzlichen Glückwunsch! Das Staatliche Berufskolleg Glas · Keramik · Gestaltung des Landes NRW in Rheinbach verbindet eine langjährige, fruchtbare Zusammenarbeit mit der Glasschule in Stolberg. Die beiden Einrichtungen kooperieren in vielfältigen Bereichen – etwa beim fachlichen Austausch zwischen Lehrern, Ausbildern und Prüfern, bei der Fortbildung von Lehrern oder bei der Neuordnung diverser industrieller Glasberufe. So waren beide Schulen maßgeblich an der Weiterentwicklung der Glasberufe vom früheren Glaswerker bis zum heutigen Verfahrensmechaniker beteiligt. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schulen ist geprägt von hohem fachlichem Niveau sowie gegenseitiger persönlicher Wertschätzung. Ein Beispiel dafür ist der intensive Informationsaustausch über den beruflichen Entwicklungsstand der Schüler oder das gemeinsame Gespräch am Ende der Probezeit. Getreu den Motto „Mit fünfzig ist noch lange nicht Schluss“ wünschen wir Ihnen und uns, dass der Motor der Zusammenarbeit noch lange läuft. Auf eine weiterhin gute und erfolg­ reiche Zusammenarbeit Ihr Walter Dernbach - Schulleiter des Staatlichen Berufskollegs Glas · Keramik · Gestaltung des Landes NRW, Rheinbach

Jubiläumschrift 50 Jahre Glasschule • 19

Die Saint-Gobain Glasschule 2013 Die Glasschule Stolberg ist die praktische Aus- und Weiterbildungsstätte von Saint-Gobain Glass Deutschland, Saint-Gobain Deutsche Glas und Saint-Gobain Sekurit in der Region Aachen. Ihr Ziel ist die Förderung des Berufsnachwuchses in der Erstausbildung und Umschulung für zu Saint-Gobain gehörende Betriebe. Sie ist verantwortlich für die gewerblich-technische Ausbildung in Berufen wie Verfahrensmechaniker für Glastechnik, Elektroniker für Automatisierungstechnik und Industriemechaniker. Ziele sind „die Herausbildung hoher Flexibilität durch Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten aller Mitarbeiter/innen, die Herausbildung von Fach- und Methodenkompetenz für die Bewältigung der Arbeitsaufgaben, die Herausbildung engagierter Mitarbeiter/innen, welche über die Fähigkeiten von Teamarbeit und Eigenverantwortlichkeit in der Arbeit verfügen“, wie es im Leitbild heißt. Die Auszubildenden lernen in Form von praktischen Übungen bis hin zur Bearbeitung von Projekten die Schritte, die zur selbstständigen Bearbeitung von Kundenaufträgen notwendig sind. Die Glasschule sucht die Zusammenarbeit mit allen Bildungsverantwortlichen in den unternehmenseigenen Personalabteilungen, der IHK, mit Prüfungsausschüssen, Berufsschulen und dem Arbeitsamt und bietet ihr Aus- und Weiterbildung für Ausbildungskooperationen an. V.i.S.d.P.:

Redaktion und Gestaltung:

Haftungsausschluss

Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH

barke + partner, büro für kommunikation

Aufgrund der dürftigen Quellenlage waren manche Fakten aus der

Glasschule

Rufus Barke, Dennis von Wittgenstein

Geschichte der Glasschule nur schwer zu recherchieren bzw. verifi-

Stephan Neubert

Alex Kurzke, Karsten Geisler

zieren. Die Autoren und die Referenten der Glasschule übernehmen

Nikolausstraße 1

Maria-Hilf-Straße 17

daher keine Gewähr für die Richtigkeit der in dieser Festschrift

52222 Stolberg

50677 Köln

niedergeschriebenen Angaben. Zudem bitten alle an dieser Fest-

Telefon: 02402 / 121-696

Telefon: 0221 / 9320031

schrift Beteiligten um Entschuldigung, wenn sie mangels Wissen

Fax: 02402 / 121-670

Fax: 0221 / 9320032

Personen oder Fakten vergessen haben zu erwähnen.

E-Mail: [email protected]

E-Mail: [email protected]

http://seminare.saint-gobain-glass.de

www.barkeplus.de

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.