150 JAHRE POMMERSCHE VOLKSBANK EG

March 9, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download 150 JAHRE POMMERSCHE VOLKSBANK EG...

Description

150 JAHRE POMMERSCHE VOLKSBANK eG CHRONIK EINER ERFOLGSGESCHICHTE

1

2

VORWORT

Die Vorstandsmitglieder Bernhard Feldmann und Holger Scheew (Sprecher) v. l. n. r.

Mitte des 19. Jahrhunderts – kleinen Handwerksbetrieben macht die fortschreitende Industrialisierung zu schaffen und Landwirte sind nach Missernten in Gefahr, Haus und Hof zu verlieren. Raiffeisen, Schulze-Delitzsch oder Haas erkennen diese Situation und gründen zur Abwehr Selbsthilfevereine als Vorläufer der Genossenschaftsbanken. In Stralsund sind es 15 Kaufleute und Handwerker, die diesen Beispielen folgen. Sie wollen Abhilfe für eine Kreditklemme schaffen und rufen am 15. Juni 1860 den Credit-Verein, die heutige Pommersche Volksbank eG, ins Leben. 2010 – die Pommersche Volksbank eG begeht ihr 150-jähriges Jubiläum. In den vielen zurückliegenden Jahren mit ihren wechselhaften Epochen hat die Bank nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt – sie war stets ein verlässlicher Partner für ihre Mitglieder, Kunden und Menschen in der Region. Es ist der Verdienst der jeweiligen Geschäftsleiter, ehrenamtlichen Kontrollorgane sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihnen gebührt unser besonderer Dank und Anerkennung. Dieses Vermächtnis ist für uns zugleich Verpflichtung, die Bank auch weiterhin erfolgreich zu führen. Danken möchten wir auch Frau Dr. Nehmzow mit ihrem Team des Stralsunder Stadtarchivs für die Erstellung dieser Chronik. Ihnen ist es gelungen, aus den vielen historischen Unterlagen einen Abriss zur Bankgeschichte zu geben, mit dem sie es verstehen, den Leser auf eine spannende Zeitreise mitzunehmen. Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Freude. Vielleicht wird Ihnen, wie auch uns, Vieles bekannt vorkommen. Dinge, die uns heute begegnen, haben auch schon unsere Vorgänger beschäftigt.

Holger Scheew

33

Bernhard Feldmann

INHALT 3

Vorwort

7

Die Genossenschaftliche Idee

8

Selbstverantwortung, Selbstverwaltung, Hilfe zur Selbsthilfe

10

Der Stralsunder Credit-Verein wird geboren

13

Der Credit-Verein erweitert seinen Geschäftszweck

13

Schulze-Delitzsch kommt zu Besuch

13

Das preußische Genossenschaftsgesetz wird erlassen

17

Bankenentwicklung im Kaiserreich

19

Einführung der Goldmark

19

Währungsreform beendet galoppierende Inflation

21

Wechselfälschungen belasten das Kundenvertrauen

21

Attraktive Dividendenausschüttung

21

Lukrative Bankkassiererstelle

22

Verbandsrevision

22

Hilfe für das „überschwemmte“ Rheinland

22

Neue Konkurrenz

22

Die Bank zieht in die Semlowerstraße 43

23

Der Credit-Verein als Gastgeber eines Verbandstages

24

Der Credit-Verein feiert sein 50 jähriges Bestehen

24

Der Credit-Verein bleibt krisenfest

25

Der erste Weltkrieg

27

Die Stralsunder Bank in der Weimaer Republik

29

Die Nachkriegszeit

29

Inflation vernichtet Vermögen der Sparer

31

Die Weltwirtwirtschaftskrise und das Ende der Weimarer Republik

31

Bankenkrise von 1931

33

Die Stralsunder Bank während des Nationalsozialismus

34

Ein Ereignisreiches Jahr 1933

35

Aufbauprogramme sollen Wirtschaft ankurbeln

38

Die Volksbank Stralsund während des zweiten Weltkriegs

41

Der Geschäftsbetrieb wird eingestellt

43

Die Bank für Handwerk und Gewerbe e.G.m.H. Während der Besatzungszeit

44

Wiederaufnahme der Bankgeschäfte

45

Neue Geschäftsadresse

48

Neues Geld

4

INHALT 51

Die Bank für Handwerk und Gewerbe e.G.m.H. in der Deutschen Demokratischen Republik

53

Erlebnisbericht Rosemarie Zeidler

54

Neustrukturierung des Bankwesens

56

Umzug in das Gebäude Katharinenberg 13a

57

Kauf des ehemaligen Domizils Mönchstr. 24

58

Banknotenumtausch

59

Umbau der Hauptstelle Mönchstr. 24

63

Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus

64

Erlebnisbericht Jürgen Küster

66

Die Mark der DDR wird eingeführt

68

20. Jahrestag nach Wiedereröffnung der Bank

69

Auswirkungen der SED-Parteitage für die Bankenlandschaft in der DDR

75

DIE BANK iM VEREINTEN DEUTSCHLAND

76

Erlebnisbericht Kurt W. Frey

79

Umwandlung zur Volksbank Stralsund eG

80

Umbau der Hauptstelle

81

Fusion mit der Raiffeisenbank Stralsund eG

81

Die Raiffeisenbank Stralsund eG

81

Die Bank geht ihren Weg

82

Der Euro kommt

82

Die Hauptstelle wird zu klein

83

Fusion mit der Raiffeisenbank eG Grimmen

84

Geschichte der Raiffeisenbank Grimmen

85

Verschmelzung mit der Volksbank eG Ribnitz-Damgarten

86

Der Euro als Bargeld

88

Vereinigung mit der Volks- und Raiffeisenbank Rügen eG zur Pommerschen Volksbank eG

88

Die Volks- und Raiffeisenbank Rügen eG

88

Der Verschmelzungsvertrag

88

GABI

89

Förderer in der Region

92

2010 – Das Jubiläumsjahr

95

IMPRESSUM

5

D ie genossenschaftliche I dee

7

Selbstverantwortung, Selbstverwaltung, Hilfe zur Selbsthilfe Die Erfolgsgeschichte der Genossenschaften erzählt von der schnellen weltweiten Ausbreitung einer Idee und belegt gleichzeitig eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an aktuelle Herausforderungen. 2006 wurde ihr gar eine ganz besondere Ehre zuteil. Der Wirtschaftsprofessor und Banker Muhammad Yunus aus Bangladesch wurde für seine genossenschaftliche Arbeit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die von ihm gegründete Grameen-Bank vergibt Mikrokredite an die

Raiffeisen (1818-1888)

Haas (1839-1913)

Schulze-Delitzsch (1808-1883)

Armen und verschafft ihnen so ein Startkapital, um ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern und künftig ein besseres Leben führen zu können. Dieses Modell erinnert stark an die Vorläufer der im 19. Jahrhundert gegründeten Genossenschaften. Die gewaltigen Erfindungen und technischen Verbesserungen in dieser Zeit führten eine tiefgreifende Umgestaltung des gewerblichen Betriebes herbei. Während sich in Frankreich und England die Industrialisierung bereits Mitte des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts vollzogen hatte, griffen diese Entwicklungen in Deutschland erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Verbesserungen und Fortschritte auf gewerblichem Gebiet vermochte das Handwerk auf Grund fehlender finanzieller Mittel gar nicht oder nicht erfolgreich genug für sich auszunutzen. So entstanden in Europa fast gleichzeitig Selbsthilfeeinrichtungen. Gleichgesinnte bündelten ihre Kräfte und teilten die gemeinsam erzielten Vorteile unter sich auf. Die ersten Kreditgenossenschaften entstanden aber in Deutschland, weil es hier noch kein flächendeckendes und funktionierendes Bankensystem gab. Die vorhandenen Unternehmen waren letztendlich der Industrie und wohlhabenden Bürgern vorbehalten. Handwerker, Gewerbetreibende und Bauern hatten kaum eine Möglichkeit, Geld zu fairen Konditionen zu leihen. Ohne finanzielle Mittel war es jedoch fast nicht möglich, die wirtschaftliche Existenz zu sichern. Das wiederum ermöglichte Wucherern ungeahnte Möglichkeiten. Ohne Rücksicht zogen sie den kleinen Leuten das Geld aus der Tasche. Diese Situation blieb den Begründern der deutschen Genossenschaften Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Hermann SchulzeDelitzsch und Wilhelm Haas nicht verborgen. Sie alle entstammten dem gehobenen Bildungsbürgertum und waren durch ihre Arbeit täglich mit den

8

Sorgen und Nöten der einfachen Menschen konfrontiert. Alle drei hatten ein Ziel, aber unterschiedliche Herangehensweisen an die Lösung der Probleme. Raiffeisen (1818-1888) sah für die Not leidende ländliche Bevölkerung in der genossenschaftlichen Selbsthilfe einen Ausweg aus der Misere und forderte die Rückbesinnung auf christliche Werte. Haas (1839-1913) appellierte an die solidarische Mitverantwortung der Menschen und erwarb sich besondere Verdienste bei der Vernetzung von landwirtschaftlichen Genossenschaften. Schulze-Delitzsch (1808–1883) wollte mit Hilfe der Genossenschaften insbesondere den Handwerkern und Kleinunternehmern in den Städten eine Möglichkeit aufzeigen, ihre wirtschaftliche Selbständigkeit zu bewahren. Sein oberstes Ziel bestand darin, die Wettbewerbsfähigkeit von Handwerkern und Kleinunternehmen durch Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung zu stärken. Er ermutigte die Menschen, aktiv an der Verbesserung ihrer Lage mitzuwirken. Eine staatliche Bevormundung lehnte er mit Vehemenz ab, da diese freies Unternehmertum behindern würde, indem sie Eigeninitiative ersticke. Und da die Kraft des Einzelnen unter veränderten wirtschaftlichen Bedingungen nicht ausreiche, um die Herausforderungen zu meistern, bedürfe es der solidarischen Vereinigung. Deshalb gründete der Jurist als Erster ab 1849 in umfassender Weise nach einem einheitlichen Plan Genossenschaften der Handwerker und Arbeiter. In diesen galt bald der Leitsatz „Vereinter Kraft gar leicht gelingt, was einer nicht zustande bringt“. Schulze-Delitzsch gilt als „Vater und Gestalter des deutschen Genossenschaftswesens“. Mit dem von ihm initiierten und am 27.3.1867 erlassenen preußischen Genossenschaftsgesetz, das mit der Reichsgründung

1871 zu Reichsrecht wurde und die Genossenschaft als juristische Person auswies, gelang der Genossenschaftsbewegung ein wichtiger Erfolg. Den endgültigen Durchbruch erzielte sie aber durch das Reichsgesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften vom 1.5.1889 (Genossenschaftsgesetz), das bis zur umfassenden Reform bis 2006 gültig war. Den Begriff Volksbank verwendete Schulze-Delitzsch erstmals im Jahre 1855 in seiner Veröffentlichung „Vorschuß- und Kreditvereine als Volksbanken“. In einem gleichnamigen Handbuch erläuterte er anschaulich den Gründungsprozess einer solchen.

Wie sah die Situation für Handwerker und kleine Gewerbetreibende um 1860 in dem ca.18.000 Einwohner zählenden Stralsund aus? Im Wirtschaftsgefüge nahm das Handwerk einen bedeutenden Platz ein. Zählt man die Schiffer zu dieser Berufsgruppe hinzu, kann man von nahezu 2.500 Personen sprechen, die im Handwerk beschäftigt waren. Hinzu kamen etwa 140 Großkaufleute und 75 Höker (Kleinkaufleute). Auch die Landwirtschaft hatte eine nicht unbedeutende Stellung im Wirtschaftsgefüge inne. Industriebetriebe hatten sich erst im bescheidenen Maße angesiedelt. Als Bank arbeitete lediglich die städtische Sparkasse.

Genossenschaftsgesetz 1867

Alter Markt in Stralsund, um 1860

9

Der Stralsunder Credit-Verein wird geboren In der „Stralsundischen Zeitung“ erscheinen mehrere Inserate, die die Handwerker und Bauern im Stadt- und Landkreis aufhorchen lassen. Es geht um Vorschussvereine. Von solchen Einrichtungen hat man schon einiges gehört und über die Vor- und Nachteile lebhaft diskutiert. Die Inserenten zeigen an, „dass die in Neuvorpommern und Rügen bestehenden Credit-Verhältnisse zur Zeit nicht mehr genügen“ und eine „Änderung und Verbesserung derselben dringend geboten“ sei. Auf mehreren Versammlungen werden Interessierte darüber aufgeklärt, worin der Zweck solcher Vereine besteht. Die Werbung fällt auf fruchtbaren Boden und am 15.06.1860 wird im „Hotel du Nord“ von 15 Kaufleuten und Handwerkern der Stralsunder CreditVerein ins Leben gerufen. Dessen Ziel besteht darin, den Mitgliedern die erforderlichen Geldmittel für ihre Geschäfts- und Wirtschaftsbetriebe auf gemeinschaftlichen Kredit zur Verfügung zu stellen und damit eine „sittliche und materielle Hebung des Handwerkerstandes“ zu erreichen. Die Gründungsmitglieder verabschieden ein erstes Statut, das von J. W. Osten als Vorsitzendem, J. Steffen als Kassierer und J. F. Figuhr als Schriftführer unterzeichnet wird. Seine Geschäftstätigkeit beginnt der Verein am 1.08.1860 in angemieteten Räumen in der Fähr­ straße 19. 66 Mitglieder zahlen ein Stammkapital von 918 Taler ein. Der voll gezahlte Stammanteil der Mitglieder beträgt 20 Taler, das Eintrittsgeld 1 Taler, der Monatsbeitrag 5 Silbergroschen und die Höhe der Vorschüsse (Kredite) ist auf 5 - 50 Taler festgesetzt. (Ein Handwerksgeselle verdiente in dieser Zeit bei freier Kost und Logis jährlich ca. 40 Taler).

Inserat zur Vorbereitung der Vereins­ gründung

Ankündigung der Generalversammlung (1860)

Verzeichnis der Gründungsmitglieder des Credit-Vereins

Statut des Credit-Vereins, 1860 (li.) Inserat zur Eröffnung der Bank am 1.8.1860 (re.)

10

Gründungs­ urkunde (15.6.1860)

Fährstraße in Stralsund um 1860

11

Mitgliederverzeichnis

Auf Beschluss der Generalversammlung wird am 15.06.1862 beim Credit-Verein eine Sparkasse eröffnet, die sich bald großer Beliebtheit innerhalb der Stralsunder Bevölkerung erfreut. Jedermann ist berechtigt, seinen „Sparpfennig“ auf der neuen Sparkasse zu deponieren. Garanten für die Sicherheit dieser Geldanlage sind die 257 „ehrbaren Männer“, die inzwischen Mitglieder der Genossenschaft sind. Nach einjährigem Bestehen verweist die Sparkasse auf Einlagen von 7.679 Talern und der festgesetzte Zinsfuß von 3,5 % kommt sowohl Mitgliedern als auch Sparern zu Gute. Im Vergleich zu anderen Stralsunder Kreditinstituten hat die Sparkasse des Credit-Vereins an jedem Wochentag geöffnet, gewährt eine gute Verzinsung und zahlt auch größere Beträge ohne vorherige Kündigung an die Kunden aus.

und bei der Ritterschaftlichen Privatbank in Stettin, um nicht benötigte Kassenbestände verzinslich anzulegen. Aus Sicherheitsgründen wird die Anzahl der Vorstandsmitglieder auf 12 Personen erhöht. Anlass dafür ist die Unterschlagung von 11.676 Talern aus der Vereinskasse durch den Kassierer. Dieser Vorfall schwächt das Vertrauen der Mitglieder in die noch junge Genossenschaft beträchtlich. Vorstandschef der Bank ist zu diesem Zeitpunkt der Apotheker Dr. Karl Gustav Weißenborn. Ein besonderer Höhepunkt für die Vereinsmitglieder und viele andere Stralsunder ist der Besuch von Dr. Schulze-Delitzsch am 30./31.Mai 1864 in Stralsund. Der Mitbegründer des deutschen Genossenschaftswesens hält vor zahlreichen Zuhörern im „Hotel du Nord“ einen Vortrag zur „Handwerkerfrage“, ist Gast eines Festessens mit 200 geladenen Gästen und tauft am 31. Mai ein Schiff auf den Namen „Schulze-Delitzsch“.

Schulze-Delitzsch kommt zu Besuch

Das preuSSische Genossenschaftsgesetz wird erlassen

Der Credit-Verein führt die doppelte Buchführung ein. Er begründet die Veränderung mit dem stetig gestiegenen Geschäftsumfang, bei dem die einfache Buchführung nicht mehr die notwendige Gewähr für die Übersichtlichkeit biete. Die Genossenschaft zählt 1.864 bereits 368 Mitglieder, davon 25 Auswärtige. Um aber das eigene Kapital zum fremden in ein angemessenes Verhältnis zu bringen, wird der Maximalbetrag des Stammanteils auf 60 Taler erhöht. Die erstmals veröffentlichte Bilanz weist eine Endsumme von 63.602 Taler, 27 Silbergroschen und 1 Pfennig aus. Die Generalversammlung beschließt die Gewährung von Vorschüssen bis zu 1.000 Talern und Einlagen auf Sparbüchern bis zu 200 Talern. In diesem Jahr eröffnet die Genossenschaft Konten bei der Disconto-Gesellschaft in Berlin

Der Credit-Verein vereinheitlicht das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr und erhöht den Zinsfuß bei Vergabe von Vorschüssen. Da das Geschäftsguthaben und die Darlehen der Mitglieder nicht ausreichen, in einer Zeit der Anspannung des Geldmarktes die Nachfrage nach Krediten zu befriedigen, beschließt der Vorstand, Einlagen in laufender Rechnung und auf feste Fristen auch von Nichtmitgliedern anzunehmen. Auf Antrag des Credit-Vereins genehmigt der Rat der Stadt Stralsund die zinsbare Belegung disponibler Kapitalien der Genossenschaft bei der Stadtsparkasse. Die Verbindungen zur Ritterschaftlichen Privatbank in Stettin und zur Disconto-Gesellschaft in Berlin werden infolge der hohen Unkosten aufgegeben. Im Rechnungsjahr 1864/65 macht der Credit-Verein erstmals finanzielle Verluste, die aber durch

Der Credit-Verein erweitert seinen Geschäftszweck

13

Schlussbilanz 1864

Dr. Karl Gustav Weißenborn mit seiner Gattin Emilie, geb. Dumrath

Hotel du Nord (danach Hotel Bismarck), Mühlenstr.20/21

den Reservefonds beglichen werden können. Die Krise wird aber schneller überstanden als vermutet, da der Verein im Zusammenhang mit dem Genossenschaftsgesetz vom 27. März 1867 durch

Eintragung in das Genossenschaftsregister 1868 mit dem Zusatz „Eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht“ firmiert und dadurch nach außen den Eindruck einer größeren Sicherheit für die Darlehensgläubiger hinterlässt. Gleichzeitig werden im Zusammenhang mit dem Erlass des Genossenschaftsgesetzes die Aufgaben des Kassierers und Kontrolleurs nicht mehr von Mitgliedern des Vorstandes im Nebenberuf ausgeführt. Eigens dafür bestellte Mitarbeiter werden mit der Führung dieser Geschäfte betraut und die Vereinskasse übernimmt deren Bezahlung. An die Spitze des Vereins tritt von nun ab ein Direktor. Dem Vorstand beiseite steht der Verwaltungsrat, der sich aus 12 Mitgliedern zusammensetzt und dessen Aufgaben in der Revision der Finanzgeschäfte bestehen. Des Weiteren zählt die Prüfung der durch den Vorstand vorgelegten Bilanzen auf ihre Richtigkeit zum Aufgabenfeld. Der Verwaltungsrat nennt sich im Einklang mit dem Genossenschaftsgesetz Aufsichtsrat, an dessen Seite als höchstes Kontrollorgan die Generalversammlung tritt. Die Bank zieht als Mieter in die Semlowerstraße 43.

Genossen­ schafts­­­gesetz 1889

14

Semlower Straße

15

B ankenentwicklung im K aiserreich (1871 – 1919)

17

Banknoten Taler, Mark

Einführung der Goldmark

Währungsreform beendet galoppierende Inflation

Das deutsche Geldwesen befindet sich in einem Zustand, „der das ganze Leben des Volkes vergiftet“, so der Vater der Münzreform Ludwig Bamberger. Tatsächlich herrscht ein unüberschaubares Wirrwarr. Es gibt acht Landeswährungen mit insgesamt 119 verschiedenen Münzen, wie Gulden, Taler oder Groschen. Hinzu kommen auch noch Papiergeldscheine. Nach heftigen Debatten im Reichstag einigt man sich auf die Währungsunion, die sich über mehrere Jahre hinzieht. 1871 wird die Goldmark als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt. Bezahlt wird bis 1873 noch mit altem und neuem Geld. Ab 1876 wird der gesamte deutsche Geldumlauf durch die Reichsbank geregelt.

Die Genossenschaft kann 1874 wiederum in fast allen Geschäftszweigen einen gegenüber dem Vorjahr vergrößerten Umsatz nachweisen. Vorschüsse: 134.082 Taler Vorschüsse in laufender Rechnung: 1.162.048 Taler Aufgenommene Darlehen: 105.051 Taler Darlehen in laufender Rechnung: 1.106.364 Taler Spareinlagen: 153.302 Taler 28 Groschen 6 Pfennig Geschäftsanteile der Mitglieder: 4.620 Taler 22 Groschen 2 Pfennig Der Gesamtumsatz auf allen Konten beträgt 14.925.814 Taler 27 Groschen und 8 Pfennig. Der Reingewinn wird mit 4.866 Talern 14 Groschen und 7 Pfennig beziffert. Die Generalversammlung beschließt, dem Vorstand Tantiemen von 10% des Reingewinns anstatt einer fälligen Gehaltserhöhung und dem Verwaltungsrat eine Remuneration (Vergütung) von 300 Talern zu gewähren sowie 10% Dividende zur Verteilung zu bringen. Der Verein zählt 642 Mitglieder. Änderungen im Statut des Vereins ergeben sich durch die Zustimmung der Mitglieder zur Zulassung der „vollen Reichsmark“ zur Dividende und auf Erhöhung des Eintrittsgeldes auf 10 Reichsmark.

Der Jahresabschluss der Genossenschaft 1871 gestaltet sich „äußerst günstig“, da erhebliche Gewinne in Höhe von 4.272 Talern durch Aktienpapiere erzielt worden sind. Der Reingewinn beträgt in diesem Jahr 6.513 Taler, 12 Groschen und 5 Pfennig. Die gute Geschäftslage des Vereins ergibt sich auch aus der erheblich niedrigeren Verzinsung (4 %) der aufgenommenen fremden Gelder. Die Kapitalangebote an den Verein sind höher als der eigentliche Bedarf. Dennoch wird kein Geld abgewiesen, sondern zu den geltenden Bedingungen angenommen. Im Zusammenhang mit der Zinsherabsetzung, die auch das Betriebskapital erheblich billiger macht, wird auch der Zinsfuß für Vorschüsse von 6 % auf 5,5 % gesenkt. Da das Betriebskapital an fremden Mitteln infolge der Geldflüssigkeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 eine erhebliche Erweiterung erfährt, ist eine Vermehrung des eigenen Genossenschaftskapitals erstrebenswert. Deshalb wird der Maximalbetrag des einzelnen Stammanteils von 60 auf 100 Taler erhöht. Noch vor Jahresschluss zahlt eine erhebliche Anzahl der Mitglieder den Geschäftsanteil voll. In den Verwaltungsrat neu gewählt werden die Kaufleute W. Falkenberg und E. Fischer, wiedergewählt Böttcher Berg, Kaufmann Lehl, Altermann Meincke sowie Kaufmann Mierendorff. 1872 eröffnet der Credit-Verein ein Konto bei der Deutschen Genossenschaftsbank von Sorgel, Parisius & Cie. in Berlin.

19

Einladung zur Generalversammlung

Wechselfälschungen belasten das Kundenvertrauen

Lukrative Bankkassiererstelle

In der Bank werden umfangreiche Wechselfälschungen des Vorstandsmitgliedes Weyergang in Höhe von 56.000 Mark bekannt. Die Folge ist eine umfangreiche Kündigung fremder Kapitalien, was zum Stillstand in der Entwicklung des Unternehmens führt. Die Bilanzen von 1875/76 weisen einen Rückgang von 1.150.000 auf 830.000 Mark und die Aufnahme eines Bankdarlehens von 192.000 Mark auf. Nur die prompte Auszahlung der gekündigten Gelder rettet das Ansehen der Bank. Trotzdem treten 21 Mitglieder aus, so dass sich der Mitgliederbestand am Ende des Jahres 1875 bei 621 befindet.

Bereits im Januar 1879 wird vom Credit-Verein die vertrauenswürdige Stelle des Kassierers ausgeschrieben und die Generalversammlung am 3. Februar 1879 beschließt neue Gehälter für den Kassierer und den Kontrolleur des Vereins. Nach kontrovers geführten Diskussionen wird das Jahresgehalt für den Kassierer auf 4.000 Mark und für den Kontrolleur auf 3.500 Mark festgesetzt. Das entspricht einem Monatsgehalt von 333 bzw. 291 Mark. (Vergleichsweise verdient eine Dienstmagd in dieser Zeit für eine tägliche Arbeitszeit von 12 Stunden etwa 80 Mark, ein Maurer 250 Mark, ein Schulleiter 350 Mark und ein Inspektor auf einem Landgut 500 Mark.)

Attraktive Dividendenausschüttung Auf der Generalversammlung am 27. Februar 1878 wird festgestellt, dass sich die Geschäfte der Bank im Jahre 1877 in „sehr befriedigender Weise entwickelt haben und allen mit genügender Sicherstellung verbundenen Credit-Anforderungen der Mitglieder jederzeit ohne Schwierigkeiten hat entsprochen werden können.“ Der Geldzufluss wird als „gleichmäßig und stetig“ beschrieben. Die aus fremden Geldern (verzinslichen Darlehen und Spareinlagen) bestehenden Betriebsfonds betragen am Jahresschluss 1.028.855 Mark und erreichen somit einen Zuwachs von 110.000 Mark. Der vermehrte Zufluss von Geld macht sich auch durch den Zusammenbruch der Ritterschaftlichen Privatbank in Stettin bemerkbar. Der Gesamtumsatz der Bank wird auf 46.539.084,86 Mark beziffert. Der Reingewinn beträgt 17.432,50 Mark. Die Generalversammlung folgt dem Vorschlag des Verwaltungsrates und bringt 12% Dividende zur Verteilung. Eine relativ hohe Dividende kann auch 1878 beobachtet werden, die vermutlich als Lockmittel für neue Mitglieder zu verstehen ist. Eine so hohe Dividende ist bis 1922 nicht wieder zur Ausschüttung gekommen.

Ankündigung der Generalversammlung 1879

Ausschreibung der Kassiererstelle 1879

Der Credit-Verein eröffnet ein Girokonto bei der Reichsbankstelle in Stralsund. Die Höhe des Stammanteils wird 1878 auf 600 Mark festgesetzt. Durch diese Maßnahme werden die eigenen Bestände um 40.000 Mark gehoben und das Verhältnis der eigenen Bestände zu den fremden Geldern verändert sich von 1:5,61 auf 1:6,53. 1883 bestehen die Betriebsmittel der Bank zu 78,79% aus angeliehenen und 21,21% aus eigenen Kapitalien. Mitglieder des Verwaltungs­ rates 1879

21

Verbandsrevision Erstmalig in der Vereinsgeschichte wird im Dezember 1881 durch den Norddeutschen Genossenschaftsverband eine Revision der gesamten Einrichtungen der Stralsunder Bank durchgeführt. Das Unternehmen stellt sich als einer der größten und modernsten Vereine freiwillig der Untersuchung, um Vorbildwirkung auf andere Kreditgenossenschaften auszuüben. Dabei kann es, wie Schulze-Delitzsch fordert, nicht darum gehen, Einzelgeschäfte zu prüfen. Die Gesamttätigkeit der Genossenschaft solle zur Disposition stehen, um Verbesserungen in der Arbeit herbeizuführen. Die Mitgliederzahl beträgt im Geschäftsjahr 1881 625. Der Gesamtumsatz bewegt sich bei 51.706.996,04 Mark und der Reingewinn wird mit 22.800 Mark angegeben. Die Generalversammlung beschließt am 27. Feb. 1882 eine Dividende von 8%.

Hilfe für das „überschwemmte“ Rheinland Hermann Schulze-Delitzsch schlägt den Kreditgenossenschaften vor, karitativ tätig zu werden und einen Teil des Reingewinns aus dem Jahre 1882 zu Gunsten des durch starke Überschwemmung in Mitleidenschaft gezogenen Rheinlandes zu verwenden. Die Mitglieder der Stralsunder Bank greifen auf ihrer Generalversammlung am 19.2.1883 diesen Vorschlag auf, der aber nicht zur Umsetzung gelangt. Eine Hilfe für das Rheinland wird aber durch freiwillige Sammlungen innerhalb der Mitgliedschaft realisiert. Auf ihrer Generalversammlung am 25.9.1883 ehren die Mitglieder die Verdienste des am 29.4.1883 verstorbenen Begründers des Genossenschaftswesens Dr. Hermann Schultze-Delitzsch. Die Generalversammlung am 28.2.1888 beschließt, den Verwaltungsratsmitgliedern grundsätzlich als Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeit 3 % des jährlichen Reingewinns zur Verfügung zu stellen. Eine festgelegte Aufwandsentschädigung hat es zuvor nicht gegeben, so dass die Mitgliederversammlung auf Antrag in jedem Jahr darüber abzustimmen hatte. 1887 beträgt der Reingewinn 22.642,86 Mark. Den Mitgliedern wird eine Dividende von 7% gewährt. Wiedergewählt in den Aufsichtsrat werden der Kaufmann Wothke, der Schiffbaumeister Mohr, der Klempnermeister Bäsell und der Kaufmann Mayer.

Inserat Eröffnung 1902

22

1889 wandelt sich der Verein in eine Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht um und wird als Credit-Verein zu Stralsund eGmuH unter der Genossenschaftsregisternummer 1 des Amtsgerichtes Stralsund eingetragen.

Neue Konkurrenz Die Bank erhöht 1896 auf Grund der Besserung der wirtschaftlichen Lage den Zinssatz für Darlehen in laufender Rechnung von 1% auf 2%. Die Bautätigkeit in Stralsund ist rege und der ­Credit-Verein kann mit Hilfe der ihm durch die Zinsaufbesserung zugeströmten Gelder seiner Mitglieder bei genügender Sicherheit weitgehendste Kredite gewähren. Die Umsätze auf den Konten bessern sich bedeutend. Das Jahr 1898 zeigt gegenüber dem Vorjahr eine Erhöhung des Gesamtumsatzes um fast 2 Millionen Mark. Um die Jahrhundertwende erhöht die Reichsbank sukzessive ihren Wechseldiskontsatz von 4 auf 7 % und es macht sich insgesamt eine Geldknappheit bemerkbar. Vorübergehend erhöht die Stralsunder Bank den Zinssatz für laufende Darlehen auf 3 % und stellt sich durch diese Maßnahme die notwendigen Betriebsmittel zur Verfügung. Die Zinssätze auf den anderen Konten erfahren eine Erhöhung um je ein halbes Prozent. Letzteres geschieht nicht zuletzt in Konkurrenz mit der im Jahre 1900 gegründeten Neuvorpommerschen Spar- und Credit-Bank. Da diese als eine Aktiengesellschaft bei der Kreditgewährung nicht an eine Maximalgrenze gebunden ist und auch im Großhandel, den sie größtenteils zu ihren Kunden zählt, günstigere Anlagebedingungen hat, muss sich die Stralsunder Bank bei den Zinsen für aufgenommene Darlehen und Spareinlagen nach der Konkurrenz richten. Damit verhindert sie nachweislich ein verstärktes Abfließen von Kapitalien.

Die Bank zieht in die SemlowerstraSSe 43 1902 kauf die Bank das Grundstück Semlower­straße 43 in bester Lage der Stadt und baut das dazu gehörige Gebäude zu einem modernen Geschäftslokal um. In dieser Zeit kann ein Stillstand in der Entwicklung des Unternehmens beobachtet werden, der einerseits durch die wirtschaftliche Notlage des Handwerks und der Kaufleute hervorgerufen wird, die teilweise durch die schlechten Ernten im Getreide- und Hackfruchtanbau der benachbarten landwirtschaftlichen Gebiete beeinträchtigt werden. Andererseits hatte sich die Form einer Genossenschaft besonders in einer Handels- und Geschäftswelt wie es sie in Stralsund gab, bis zu einem bestimmten Grad überlebt, da sowohl die Kreditbe-

Quittungs­­buch des Credit-Vereins

Der Credit-Verein als Gastgeber eines Verbandstages

schaffung mit gewissen Schwierigkeiten verknüpft und auch die Höhe des Kredits begrenzt war. Hinzu kommt, dass die Stralsunder Bank in Form einer Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht für jedes Mitglied die Gefahr in sich trug, für fehlgeschlagene Spekulationsgeschäfte eines Mitglieds bis zu jeder Höhe mit seinem Vermögen gerade zu stehen. Das schreckte potentielle neue Mitglieder ab. Die wandten sich deshalb eher der Neuvorpommerschen Spar- und Kreditbank zu.

Der Credit-Verein ist Gastgeber für den 42. Verbandstag der Norddeutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, der vom 21. Juli – 23. Juli 1904 in Stralsund im Rüheschen Konzerthaus tagt. Von 50 Vereinen, die dem Verband angehören, sind 35 mit Delegierten vertreten. Verbandsdirektor Stech bezeichnet in seiner Rede vor den Delegierten und Gästen die Arbeit der Genossenschaften als segensreich zur Stärkung und Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ihrer Mitglieder. Die dem Verband angehörenden Genossenschaften waren 1903 in der Lage, ihren Mitgliedern Kredite in Höhe von 60 Millionen Mark zu gewähren. Die durchschnittlich veranlagten Zinsen in Höhe von 5 % sind im Vergleich zu anderen Kreditinstituten durchaus konkurrenzfähig. Der Verbandsdirektor fordert die Genossenschaften auf, im Interesse der Mitglieder die „Sucht nach hohen Dividenden“ möglichst einzudämmen. Durchschnittlich beträgt die Höhe der Dividende im Verband 5 %. Dieser Wert trifft auch

23

für die Stralsunder Bank für die Jahre 1902–1904 zu. Ein Fazit des Verbandstages besteht in der Erkenntnis, dass die Zeiten der einfachen Vorschussvereine vorbei seien und man den Mitgliedern dasselbe bieten müsse, was eine Bank bietet. Dazu gehöre auch die Einrichtung des Kontokorrentverkehrs. Die Delegierten der Tagung wählen den Rechtanwalt Stech aus Neustrelitz erneut zum Verbandsdirektor.

Einladung zur Verbandstagung vom 21.7. bis 23.7.1904

Das Rahmenprogramm für die Delegierten bietet Ausflüge nach Lauterbach und Binz sowie die Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Enthüllung des Lambert-Steinwich-Denkmals auf dem Alten Markt am 24. Juli 1904.

Der Credit-Verein feiert sein 50 jähriges Bestehen Von den einstigen Gründungsmitgliedern ist lediglich der Damastweber A. Pohl noch am Leben. In der Generalversammlung am 16. März 1910 würdigt Direktor Reinhold Pieritz die 50-jährige Entwicklung des Vereins trotz Höhen und Tiefen als segenbringend für die Mitglieder und die ganze Region. Seinen Dank richtet er auch an die Mitglieder des Vorstandes, des Verwaltungsrates und Aufsichtsrates für ihre unermüdliche Tätigkeit. Die Genossenschaft zählt 818 Mitglieder, darunter 181 selbständige Handwerker sowie 121 selbständige Kaufleute und Händler. Unter den Mitgliedern sind auch 192 Frauen. Laut Verwaltungsbericht des Jahres 1910 erwirtschaftet das Unternehmen einen Reingewinn von 33.404,41 Mark und sieht seine Hauptaufgabe nicht in der hohen Verzinsung des Mitgliederguthabens, sondern in der Vergabe möglichst billiger Kredite für die Anteilinhaber.

Tages­­ordnung der Verbands­ tagung

Der Credit-Verein bleibt krisenfest Die schwere Geldkrise in Amerika im Jahre 1907, deren Auswirkungen sich über die ganze Welt erstreckten, lassen vorübergehend auch bei der Stralsunder Bank die Zinssätze etwas ansteigen. Die nachfolgenden Jahre stehen aber wiederum im Zeichen einer ruhigen Weiterentwicklung. Die Sätze, zu denen Kapitalien angenommen werden, erfahren nur geringe Veränderungen. Das Jahr 1912 setzt mit einem unbedeutenden Rückgang der Einlagen ein. Infolge der sich an den italienischtürkischen Krieg anschließenden Balkanunruhen entziehen verängstigte Kunden dem Bankverkehr namhafte Beträge von Spareinlagen. Zudem wird die Landwirtschaft durch anhaltende ungünstige Witterung an der rechtzeitigen Einbringung der Ernte gehindert, wodurch wiederum größere Verluste an Spareinlagen unvermeidlich sind. Aus den genannten Gründen verringern sich die

Konzerthaus Rühe; (später Gewerkschaftshaus) Stralsund

Konzerthaus Rühe (späterGewerkschaftshaus)

24

Gesamteinlagen der Stralsunder Bank um 150.000 Mark. Die Bilanz des Jahres 1913 weist einen Gesamtumsatz von 2.966.943,70 Mark aus.

Der erste Weltkrieg Das Kriegsjahr 1914 lässt noch einen größeren Abfluss an fremden Geldern eintreten, aber schon im zweiten Kriegsjahr nehmen die Depositen wieder dieselbe Höhe ein wie im letzen Friedensjahr. Die Spareinlagen weisen aber auf Grund der starken Beteiligung des kleinen Sparers an den Kriegsanleihen eine Verminderung auf. Die Zunahme auf dem Depositenkonto steigert sich in den nächsten Jahren aus den Verdiensten mit Nahrungsmittelgeschäften und mit Firmen, die Heereslieferungen übernehmen, ganz bedeutend. Dadurch machen sich die beträchtlichen Abgänge für die Kriegsanleihezeichnungen nicht sonderlich bemerkbar. 1916 liegen die Zinssätze für Darlehen in laufender Rechnung und für Spareinlagen bei 3 % sowie für Darlehen mit festen Fristen bei 4 %. Bis 1918 wachsen die fremden Kapitalien in der Bank auf 40 % an. Diese Steigerung hält bis in das Inflationsjahr 1923 an, in dem sich dann die Ziffern in märchenhaften Summen verlieren. Gemäß Beschluss der Generalversammlung vom 18. September 1916 und nach Ablauf des gesetzlich vorgeschriebenen Sperrjahres wird die Genossenschaft zum 1. Januar 1918 in eine „Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht“ umgewandelt und das Unternehmen erhält den Namen „Stralsunder Bank, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht“. Im Zusammenhang mit der Umwandlung und der Firmenänderung wird eine Umgestaltung der Satzung vorgenommen. Laut § 1 ist „der Gegenstand des Unternehmens der Betrieb von Bankgeschäften zum Zwecke der Beschaffung der in Gewerbe und Wirtschaft der Mitglieder nötigen Mittel.“ Das Betriebskapital setzt sich aus dem Genossenschaftsvermögen und aus fremden Geldern zusammen, die „nach dem durch das Kreditbedürfnis der Mitglieder gebotenen Umfange aufgenommen werden können.“ Die Organe sind der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Generalversammlung.

Einladung zur Generalversammlung zum 50 jährigen Bestehen

Mit der Umwandlung des Geldinstituts in eine Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht erhöht sich die Zahl der Mitglieder um 33 auf 815. Die Anzahl der Stammanteile vermehrt sich um 193. Ebenso erfährt das eigene Kapital eine erhebliche Steigerung. Hinzu kommt, dass durch die fortschreitende Entwertung der Mark den Gewerbetreibenden und Kaufleuten die Möglichkeit gegeben wird, die verhältnismäßig niedrig gehaltenen Anteile ohne wesentliche Schwierigkeiten zu erwerben und auszuzahlen. Die Jahre des Niedergangs der Wirtschaft und der Zerrüttung der Währung weisen ein Anwachsen der Mitgliederzahlen und damit eine beträchtliche Vermehrung der eigenen Mittel aus.

25

D ie S tralsunder B ank in der W eima R er R epublik

27

Wilhelm Struck, Vorstand (li.) Wilhelm Zander, Vorstand (re.)

Bankräume in der Semlowerstraße um 1910

28

Die Nachkriegszeit Mit Einführung der stabilen Währung im Jahr 1923 wird jeder Geschäftsanteil eines Mitglieds auf 200 Mark festgesetzt und jedes Mitglied kann nach § 48a der Satzung bis zu fünf Anteile erwerben. Ein Erwerb weiterer Anteile wird aber erst dann gestattet, wenn der vorhergehende Anteil voll bezahlt ist. Die Haftsumme ist für jeden Anteil auf 600 Mark festgesetzt.

Inserat zur Umbenennung des Credit-Vereins in Stralsunder Bank 1918

Inflation vernichtet Vermögen der Sparer Nach Einführung der festen Währung wird wieder jedem Handwerker und Kaufmann die Möglichkeit gegeben, zu rechnen, zu kalkulieren und zu disponieren. Das deutsche Wirtschaftsleben kommt in Gang und die Banken werden von Seiten der Kreditsuchenden stark in Anspruch genommen. Die eigenen Mittel der Genossenschaft sind infolge der Umstellung enorm zusammengeschrumpft, aber die Einlagen der Mitglieder erleichtern den Neubeginn. Das Geschäftsjahr 1924 gestaltet sich für die Stralsunder Bank „zufriedenstellend.“ Die Schlussbilanz zeigt für Spareinlagen den Betrag von 5.102 Mark und für Depositen die Summe von 219.946 Mark an. Das Vertrauen, das der Bank von ihrer Gründung an entgegengebracht wurde, ist durch die Kriegs- und Nachkriegszeit nicht wesentlich erschüttert worden. Die Mitgliederzahl ist von 483 im Jahre 1913 auf 1185 im Jahre 1924 gestiegen. Obwohl die Zahl der Mitglieder im Vergleich zum Jahre 1913 fast um die Hälfte wächst, verringert sich das Geschäftsguthaben auf ein Zehntel. Die Ursache dafür liegt in der eigenen Nutzung des Kapitals durch Handwerker

Bilanz1924

und Kaufleute für ihre Firmen oder den Lebensunterhalt. Die Mitgliederschaft der Bank besteht vor dem 1. Weltkrieg zu einem Sechstel aus Rentnern und Pensionären. Diese verlieren durch die Inflation fast vollständig ihr Vermögen. An deren Stelle treten nach 1924 Personen mit geringeren Einlagen. So weist die Bilanz von 1913 Spareinlagen in Höhe von 1.366.321

Jahresumsätze der Bank 1864–1924

29

Notgeld 1923

Fusion der Genossenschaftsbanken als Gewähr für das Überleben der Banken in die Diskussion.

Mark auf. 1924 sind es lediglich 5.102 Mark. 1913 muss die Bank, um die hereinströmenden Kapitalien zinsbringend anzulegen, nach Hypotheken greifen. 1924 sieht sie sich genötigt, für gegebene Wechsel Kapitalien aufzunehmen, um den Kreditanforderungen seitens der Mitglieder gerecht zu werden. Für die im Laufe des Jahres 1924 neu eingezahlten Mitgliederguthaben beschließt die Generalversammlung anstelle der früher ausgeschütteten Dividende eine Verzinsung von 10 %. Das kann zugleich als Lockmittel für zukünftige Kunden bewertet werden.

Bankenkrise von 1931 Der 13. Juli 1931 wird in Deutschland als „schwarzer Freitag“ bezeichnet, denn mit dem Zusammenbruch der großen und einflussreichen Darmstädter und Nationalbank (Danatbank) droht der völlige Ruin des deutschen Bankenwesens. Um die weitere Ausbreitung der Finanzkrise zu verhindern, verabschiedet die deutsche Regierung mehrere Notverordnungen, die u. a. die Devisenzwangsbewirtschaftung unter der Kontrolle der Reichsbank und eine zweitägige Schließung der Banken beinhaltet. Durch diese Maßnahmen werden die Bankkunden enorm verunsichert, greifen zu unüberlegten Abforderungen ihrer Einlagen und horten diese zu Hause „im Strumpf“. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland ca. 1 Milliarde Reichsmark so den Banken entzogen wurde. Auch um Stralsund machen diese Entwicklungen keinen Bogen, so dass auch die Stralsunder Bank in kleinerem Umfang „Angstabhebungen“ in Kauf nehmen muss. Dennoch bezeichnet das Unternehmen das Geschäftsjahr 1930 als befriedigend und kann 8 % Dividende zur Verteilung bringen. Der Reingewinn beträgt nach Abschreibungen immerhin noch 17.511,14 Reichsmark, die Bilanzsumme 50.623.013 Reichsmark. Die Weltwirtschaftskrise hinterlässt auch in Stralsund tiefe Spuren. Im Zeitraum 1929–1932 müssen 65 kleine Fabriken, Handwerksbetriebe und Geschäfte Konkurs anmelden, 171 Gebäude kommen unter Zwangsversteigerung. Im Geschäftsjahr 1931/32 geht die Anzahl der Beschäftigten in Handwerksbetrieben von 2.362 im Jahr 1929 auf 700 zurück. Im Baugewerbe sind 83% der Arbeiter ohne Beschäftigung. Insgesamt gibt es unter den 44.310 Stralsunder Einwohnern 16.277 registrierte Arbeitslose. Zudem hat der schlechte Sommer 1931 negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft und den Urlaubsbetrieb in den Badeorten.

Am Jahresende 1928 kann die Bank trotz unerfreulicher wirtschaftlicher Entwicklung und „Versteifung am Geldmarkt“ eine positive Bilanz ziehen. Die Umsätze weisen eine Steigerung von 8 Millionen Reichsmark auf und bewegen sich bei 54.302.039 Reichsmark. Die Bank macht einen Reingewinn von 19.567,73 Reichsmark und zur Verteilung kommen 10 % Dividende. Der Höchstbetrag des einem Mitglied zu gewährenden Kredites beläuft sich auf 30.000 Reichsmark. Im Geschäftsjahr 1928 vergibt das Unternehmen Kredite in Höhe von 1.371.355,12 Reichsmark. Die Bank zählt 900 Mitglieder, davon sind 123 selbständige Handwerker, 201 selbständige Kaufleute und Fabrikanten, 89 Angehörige freier Berufe, 29 selbständige Landwirte, 36 Arbeiter und Angestellte sowie 422 Sonstige. Direktor des Unternehmens ist Walter Biederstedt und sein Stellvertreter Ernst Kollhoff. Im Geschäftsjahr 1928 verstirbt der Kaufmann Julius Sandhop, langjähriges Mitglied der Bank und Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Die Weltwirtwirtschaftskrise und das Ende der Weimarer Republik Der „schwarze Freitag“ am 25.10.1929 an der New Yorker Börse leitet die Weltwirtschaftskrise ein. Die Kurse der Wertpapiere fallen schlagartig und lösen eine Panik unter den Aktienhändlern aus. Die enge Verflechtung des amerikanischen mit dem deutschen Geldmarkt wirkt beschleunigend auf die Entwicklung der Krise in Deutschland. So muss Bankdirektor Walter Biederstedt in seinem Bericht vor der Generalversammlung bereits Ende des Jahres 1929 konstatieren, dass „die wirtschaftliche Krise außerordentlich schwer“ sei und die „Zahl der Zusammenbrüche, der Konkurse, der Zwangsvergleiche und die Zahl der Arbeitslosen eine Höhe“ erreicht habe, „wie sie wohl die größten Pessimisten nicht vorgesehen haben.“ Eindringlich fordert er den Mittelstand auf, sich im Interesse des Überlebens den genossenschaftlichen Kreditorganisationen anzuschließen, da offensichtlich von den Großbanken eine Unterstützung der Mittelschicht nicht erwartet werden kann. Erstmals kommt das Thema

Liegenschaften kommen oftmals nur zu einem Drittel ihres eigentlichen Wertes zur Veräußerung. Die geschilderte negative Entwicklung spiegelt sich auch in den Umsatzziffern der Stralsunder Bank wider. Das Jahr 1931 bringt einen Rückgang des Umsatzes um 10 Millionen, so dass der Direktor die Lage als „untragbar“ einschätzen muss. Mit Rücksicht auf die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse beschließt die Generalversammlung am 26. März 1932, den Überschuss aus dem Jahre 1931 einem Rückstellungskonto gutzuschreiben. Neu gewählt in den Aufsichtsrat wird der Kaufmann Arnold Fischer.

31

D ie S tralsunder B ank w ä hrend des N ationalsozialismus

33

EIN EREIGNISREICHES JAHR 1933 Am 30. Januar 1933 ernennt der Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler und beauftragt ihn mit der Regierungsbildung. In Stralsund bleibt der deutsch-konservative Dr. Carl Heydemann Oberbürgermeister der Stadt, obwohl die Bürgerschaftsmitglieder der NSDAP vehement für seine Absetzung stimmen. Der überwiegende Teil der Bürger sehnt sich aber in die gute alte Kaiserzeit zurück und verhält sich deshalb gegenüber der NSDAP zunächst reserviert bis ablehnend. Laut Geschäftsbericht hatte die Stralsunder Bank im Jahre 1932 mit den „schweren Folgen der Bankenkrise im Juli 1931“ außerordentlich zu kämpfen. Die sehr schlechte Auftragslage im städtischen Handwerk spiegelt sich in der Bilanz der Stralsunder Bank wider, die einen Rückgang des Umsatzes von etwa 4,5 Millionen Reichsmark aufweist. Seit

Schlussbilanz der Stralsunder Bank für das Geschäftsjahr 1933

34

dem August 1932 scheint eine Stabilisierung durchzugreifen. Abhebungen sind im letzten halben Jahr verhältnismäßig wenig zu verzeichnen. Die Reichshilfe bietet Sicherheit für die weitere Zukunft, falls Abschreibungen notwendig werden sollten. Auf Grund dieser Bewilligung kann die Verteilung einer Dividende für das verflossene Jahr noch nicht erfolgen. Dem Vorstand ist es wichtiger, für die Erhaltung der Einlagen in voller Höhe zu sorgen.

Aufbauprogramme sollen Wirtschaft ankurbeln Mit stark ausgeweiteten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen soll die Arbeitslosigkeit in Deutschland drastisch gesenkt werden. Das Hauptvorhaben ist dabei der Bau von Reichsautobahnen, durch deren Errichtung 15.000 Arbeiter in Lohn und Brot gelangen. Um die Lage des Mittelstandes zu verbessern, werden Steuererleichterungen in Form von Gutscheinen und Zuschüssen für die Instandsetzung von Wohnungen und für Umbauten gewährt. Dadurch verbessert sich die Auftragslage des örtlichen Handwerks. Durch die Festsetzung von Erzeugerpreisen wird der Niedergang der Landwirtschaft aufgehalten.

Der Bau des Rügendammes 1933 war eine große Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Am Aufbauprogramm beteiligt sich die Stralsunder Bank mit der Bereitstellung von Krediten für Instandsetzungsarbeiten und andere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Um die Bereitstellung von Krediten noch weiter zu erleichtern, genehmigen die Mitglieder auf der Generalversammlung vom 15. Mai 1934 die Erhöhung

In Stralsund werden die Arbeiten zum Bau des Rügendammes, die schon im September 1933 wieder begannen, weiter forciert.

Kundenschalter der Stralsunder Bank in der Semlowerstraße 43

35

der Kreditgrenze für Darlehen im Rahmen des Arbeitsbeschaffungsprogramms in dringenden Fällen auf 150.000 Reichsmark. Der turnusmäßig aus dem Aufsichtsrat ausscheidende Tischlermeister Oskar Hüter wird wieder gewählt, währenddessen für den verstorbenen Studienrat Krüger die Mitglieder einstimmig Bäckermeister Gustav Wehnert in den Aufsichtsrat berufen. Ein junger Mann namens Berthold Beitz nimmt 1934 eine zweijährige Lehre zum Bankkaufmann auf. Niemand ahnt, dass aus dem am 26. September 1913 in Zemmin geborenen Beitz einmal der Generalbevollmächtigte der Friedrich Krupp GmbH und Vorsitzende des Kuratoriums

der Alfried-Krupp-von Bohlen-und-Halbach-Stiftung werden sollte. Direktor Walter Biederstedt spricht auf der Generalversammlung am 3. April 1935 aus Anlass des 75-jährigen Bestehens des Instituts über dessen Geschichte und Aufbau. Älteste Mitglieder in der Genossenschaft sind die stadtbekannten Bürger Heinrich Stein, Wilhelm Dähn, Max Dankwardt, Wilhelm Zemsch, Carl Rubarth, Carl Dettmann und Wilhelm Schütz. An der Jubiläumssitzung nimmt auch Direktor Dahl von der Hauptgenossenschaftsbank E. G. m. b. H. Berlin teil, der über die „Aufgaben der Genossenschaften im Dritten Reich“ spricht. Die allgemeine Besserung der Wirtschaftslage im Jahre 1935 macht sich auch für die Bank bemerkbar. So steigt der Umsatz innerhalb eines Jahres von 25 auf 31 Millionen Reichsmark. An den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beteiligt sich die Bank durch die Vergabe von kurzfristigen Krediten. Im Geschäftsbericht wird besonders hervorgehoben, dass die Bank allen berechtigten Kreditgesuchen der Mitglieder nachkommen konnte. Erstmalig seit 1931 beschließt die Generalversammlung wieder die Auszahlung einer Dividende, die 3,5 % beträgt. Die Aufsichtsratswahl endet mit der einstimmigen Wiederwahl von Konditoreibesitzer Eduard Mehlert, Kaufmann Reinhold Zillmann und Kaufmann Arnold Fischer. In diesem Jahr lässt die Bank in dem Speicher des Grundstückes Semlowerstrasse 43 einen Auto-Unterstellraum einbauen. Nach der Einführung der allgemeinen Wehrdienstpflicht am 22. Mai 1935 beginnt ein umfangreiches Bauprogramm in der Wehrmacht, das auch in Stralsund seinen sichtbaren Ausdruck in der Erweiterung bestehender Kasernen und in der Errichtung neuer militärischer Anlagen findet. Im Zusammenhang mit den militärischen Neubauten entstehen in der Knieper-Vorstadt und in der heutigen Rudolf-Breitscheid-Straße neue Wohnhäuser mit Wohnungen für Militärangehörige. Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung und das Bauprogramm der Wehrmacht wirkt sich positiv auf die Geschäftstätigkeit der Stralsunder Bank aus. Sie unterstützt mit der Vergabe von Krediten die Firmen und Handwerker der Hansestadt und der näheren Umgebung. So kann Direktor Wilhelm Biederstedt auf der Generalversammlung am 2. März 1838

Deckblatt des Geschäftsberichts der Stralsunder Bank für das Jahr 1935

Stralsunder Bank, Semlowerstraße 43, 1935 (li.) Werbung der Stralsunder Bank im Stralsunder Tageblatt vom 29. Januar 1938 (re.)

36

100 Reichsmark. Ausgabedatum 30. Mai 1936. Außerkraftsetzung 26. Juni 1948

mitteilen, dass sich der Umsatz bis Ende 1937 auf 50 Millionen Reichsmark erhöht hat. Für die weitere Verwirklichung des Gedankens einer genossenschaftlichen Selbsthilfe durch die Gesamtheit der genossenschaftlichen Banken wird ein Garantiefonds gebildet. Dieser stellt gewissermaßen eine Generalreserve aller Genossenschaftsbanken dar. Die Stralsunder Bank zahlt 725 Reichsmark in diesen Fonds ein.

Die Volksbank Stralsund während des zweiten Weltkriegs Auf der Generalversammlung am 2. März 1939 werden zwei Änderungen im Statut der Genossenschaftsbank vorgenommen. Die anwesenden Mitglieder beschließen einstimmig die Umbenennung der Stralsunder Bank in Volksbank. Dazu erscheint am 9. März im „Stralsunder Tageblatt“ und in der „Pommerschen Zeitung“ eine Bekanntmachung mit folgendem Wortlaut: „In Übereinstimmung mit allen deutschen Kreditgenossenschaften haben auch wir uns, dem Zuge der heutigen Wirtschaftsentwicklung entsprechend, entschlossen, die einheitlichen Firmenbezeichnung Volksbank Stralsund Eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht zu übernehmen. Nachdem diese Firmenänderung in unserer Generalversammlung vom 2. März 1939 einstimmig beschlossen und die Eintragung

37

in das Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Stralsund erfolgt ist, bitten wir unsere Mitglieder und Geschäftsfreunde, von dieser Firmenänderung Kenntnis zu nehmen.“ Weiterhin fasst die Generalversammlung den Beschluss, dass der Vorstand aus mindestens zwei Mitgliedern bestehen soll, die Mitglied der NSDAP sind. Die Volksbank befindet sich stetig im Aufstieg. „Dank der zielsicheren nationalsozialistischen Wirtschaftslenkung“, so Direktor Walter Biederstedt, „haben sich Handwerk und Gewerbe in unserm Geschäftsbereich in gesunder Weise weiter entwickelt; auch unsere Genossenschaft hat im letzten Geschäftsjahr hieran regen Anteil gehabt.“ Der Umsatz des Institutes beträgt 1938 58 Millionen Reichsmark. Im Mai 1939 erfolgt der Einbau einer Nachttresoranlage, um den Geschäftsfreunden eine Abliefe-

rung von Beträgen zu jeder Tages- und Nachtzeit zu ermöglichen. Mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Begeistert begrüßt wird der neuerliche Krieg von den Deutschen nicht. Bei den deutschen Banken und Sparkassen bleibt aber alles ruhig.

Mitteilung über die Umbenennung in Volksbank Stralsund E. G. m. b. H., 9. März 1939

Wie so oft fand die Generalversammlung am 2. März 1939 im Hotel „Goldener Löwe“ statt.

Auch die Volksbank Stralsund hat keine nennenswerten Abhebungen infolge des Kriegsausbruchs zu verzeichnen. Der Geschäftsverkehr läuft vollkommen normal weiter. Am 4. Oktober stirbt Vorstandsmitglied Ernst Friedrich Kohlhoff. Für ihn wird bis zum 31. März 1940 der Aufsichtsratsvorsitzende Arnold Fischer als 2. Vorstandsmitglied bestimmt. Vorstand und Aufsichtsrat setzen sich nun aus folgenden Personen zusammen: Vorstand: Walter Biederstedt, hauptamtlich, Arnold Fischer, ehrenamtlich Aufsichtsrat: Vorsitzender Tischlermeister Oskar Hüter, Konditoreibesitzer Eduard Mehlert, Juwelier Carl Stabenow, Bäckermeister Gustav Wehnert, Oberlehrer Fritz Wähnke. Vom 27. November bis 8. Dezember 1939 erfolgt eine Prüfung der Volksbank Stralsund durch den Pommerschen Genossenschaftsverband (SchulzeDelitzsch) e. V. unter Berücksichtigung der Verordnung über Maßnahmen auf dem Gebiete des Rechts der Handelsgesellschaften und der Erwerbsund Wirtschaftsgenossenschaften vom 4. September 1939.

Gebäude der Volksbank Semlowerstraße 43, um 1940

39

In Stralsund beginnt in diesem Jahr die so genannte Entschandelung. Dabei sollen die Häuserfassaden ganzer Straßenzüge von übermäßigem Stuck sowie aufdringlicher Werbung befreit werden und einen neuen Farbanstrich erhalten. In der Semlower­ straße startet die Aktion, die als Vorzeigeprojekt für ganz Norddeutschland gilt. Durch den Ausbruch des Krieges kommt es aber nicht mehr zu einer Erneuerung der Fassade der Volksbank. Um „nach dem siegreichen Ende des Krieges“ die Arbeiten ausführen zu können, stellt die Volksbank vorsorglich 7.000 Reichsmark in ein Rückstellungskonto ein. Die Entwicklung der Volksbank Stralsund kann laut Geschäftsbericht für das Jahr 1941 als „günstig“ bezeichnet werden. Infolge des Zustromes fremder Gelder ist die Bilanzsumme im Jahre 1940 von 2,2 Millionen auf 3 Millionen Reichsmark gestiegen. 1941 erhöht sie sich sogar weiter auf 4 Millionen Reichsmark. Der Creditbedarf der Mitglieder kann zu jeder Zeit mit Hilfe eigener Mittel befriedigt werden. Für den Umbau des Hauses, der erst nach dem Ende des Krieges vorgenommen werden kann, stellt die Bank 5.000 Reichsmark bereit.

Werbung der Volksbank im Geschäftsbericht für das Jahr 1940

Trotz des Krieges kann die Bank im Jahre 1942 ihren Umsatz von 64 auf 67 Millionen Reichsmark steigern. Für das Jahr 1943 kann der Vorstand letztmalig einen Geschäftsbericht der Generalversammlung vorlegen. In allen Eckdaten zeigt sich weiterhin eine positive Entwicklung der Bank. Deshalb wird wiederum eine Dividende von 5 % ausgezahlt.

Deckblatt des Geschäftsberichts für das Jahr 1940

40

Der Geschäftsbetrieb wird eingestellt Im Sommer und Herbst des Jahres 1944 wird der Krieg für die Stralsunder Bevölkerung direkt spürbar. Die anglo-amerikanischen Bombenangriffe, vor allem der Angriff vom 6. Oktober bringen starke Zerstörungen und großes menschliches Leid. 385 Gebäude der Innenstadt und weite Teile der Frankenvorstadt liegen in Trümmern, darunter bedeutende Baudenkmale wie die Johanniskirche, das Semlower Tor oder das Wrangelpalais. Nahezu 700 Menschen finden den Tod. Die NSDAP ordnet für den 12. und 16. Oktober zwei Massenbegräbnisse auf dem Ehrenfriedhof an, die sich zu „machtvollen Demonstrationen“ entwickeln und den „unbeugsamen Siegeswillen“ der Stralsunder zum Ausdruck bringen sollen. Tatsächlich verbreiten sich unter der Mehrheit der Stralsunder Bevölkerung Fatalismus und Apathie. Auch das Geschäftsgebäude der Volksbank in der Semlowerstraße 43 wird während des Angriffs von einer Bombe getroffen. Die Zerstörungen sind so groß, dass ein weiterer Geschäftsbetrieb darin nicht mehr möglich ist. Daher zieht die Volksbank in Räume der Reichsbank an der Tribseer Straße 1 um. In den Morgenstunden des 1. Mai 1945 rücken Truppen der Roten Armee in Stralsund ein. Am nächsten Tag stellt die Volksbank ihren Geschäftsbetrieb ein.

Blick in die Semlowerstraße nach dem Bombenangriff vom 6. Oktober 1944

Gebäude der Volksbank in der Semlowerstraße nach dem Bombenangriff vom 6. Oktober 1944

41

D ie B ank f ü r H andwerk und G ewerbe e . G . m . H . w ä hrend der B esatzungszeit

43

Wiederaufnahme der Bankgeschäfte Am 15. Januar 1946 erlässt der Oberste Chef der Sowjetischen Militäradministration den Befehl Nr. 14 zur Wiedererrichtung der Volksbanken als Gewerbebanken. In der Ausgabe der „Täglichen Rundschau“ vom 29. Januar 1946 erscheint dazu folgende Mitteilung: „Aus dem Stabe der Sowjetischen Militärverwaltung: Wiedererrichtung von Banken für Gewerbe und Handwerk (frühere Volksbanken) in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Zur gedeihlichen Entwicklung von Gewerbe und Handwerk in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands hat der Oberste Chef der Sowjetischen Militärverwaltung die Wiederaufnahme der Tätigkeit der Volksbanken erlaubt. Die Leitung der Banken für Handwerk und Gewerbe

(ehemals Volksbanken) ist bis zur Wahl der neuen Verwaltungen den Organisationsausschüssen zu übertragen, die von den örtlichen Selbstverwaltungen berufen werden. Den Organisationsausschüssen sind die Wiedererfassung aller Mitglieder der Banken für Handwerk und Gewerbe bis zum 1. März 1946 und die Gewährleistung der vorbereitenden Arbeiten zur Wahl der neuen Verwaltung der Volksbanken zu übertragen. Bis zum 1. Mai d. J. müssen die Wahlen der Verwaltungsorgane der Banken für Gewerbe und Handwerk durchgeführt sein. Den Banken für Handwerk und Gewerbe ist es erlaubt, eine Ergänzung ihres Stammkapitals durch nachträgliche Einzahlung von seiten ihrer alten Mitglieder in Höhe von 50% von deren ehemaligen Anteilen und durch Heranziehung der Anteile neuer Mitglieder vorzunehmen. Das

52 Mitteilung an das Sekretariat Industriewesen über die Aufnahme der Tätigkeit der früheren Volksbank, 24. April 1946

44

Vermögen der Banken für Gewerbe und Handwerk sowie deren Kontokorrent- und Kassensalden in Kreditanstalten, die sich nach dem 9. Mai 1945 gebildet haben, gehen in die Verfügung der Organisationsausschüsse über.“ Am 20. Februar erfolgt in Stralsund die Ernennung eines Organisationsausschusses zur Neuwahl der Verwaltungsorgane der Bank für Handel und Gewerbe. Das Komitee besteht aus dem Berufsschuldirektor Fritz Wähnke, dem Kaufmann Arnold Fischer und dem Kaufmann Kurt Kröning. Am 3. April übergibt der Organisationsausschuss der Bank für Handwerk und Gewerbe e. G. m. b. H. dem Stadtkommandanten einen Antrag auf Genehmigung zur Durchführung einer Versammlung für die Wiederaufnahme der Tätigkeit der Bank. Nur wenige Tage später, am 11. April, findet die außerordentliche Generalversammlung zur Wiederaufnahme der Tätigkeit der Bank für Handwerk und Gewerbe (ehemals Volksbank) im „Hotel am Bahnhof“ statt. Die anwesenden Mitglieder genehmigen das neue Statut und den neuen Namen der Bank, die fortan Bank für Handwerk und Gewerbe e. G. m. b. H. heißt. In den Aufsichtsrat werden Berufsschuldirektor Fritz Wähnke, Kaufmann Arnold Fischer, ­Kaufmann Kurt Kröning, Bauunternehmer Augustin Hotze, Gastwirt Ernst Müller und Uhrmachermeister Gustav Jäger gewählt. Den Vorsitz des Aufsichtsrates übernimmt Kurt Kröning. Am 23. April 1946 wird die Bank in Räumen des Hauses Mönchstraße 24 wieder eröffnet. Mit einer Einlage von 600 Reichsmark beginnt das Kassengeschäft. Reinhard Ponick und Friedrich Wähnke werden am 1. Oktober vom Aufsichtsrat zu Vorstandsmitgliedern berufen.

Neue Geschäftsadresse Zur Geschichte des Hauses Mönchstraße 24 Das große dreigeschossige Gebäude Mönchstraße 24 mit seiner ansehnlichen Fassade wurde in den Jahren 1888/89 errichtet. Zuvor stand an dieser Stelle das so genannte Große Beghinenhaus. Beghinen waren im Mittelalter Gemeinschaften von Frauen, die unter einer Vorsteherin ohne Klostergelübde zusammen lebten. Späterhin entwickelten sich die Stralsunder Beghinenhäuser mehr und mehr zu „Altersheimen“, in die man sich einkaufen musste. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Zustände im Großen Beghinenhaus katastrophal. Immer und immer wieder reichten die Vorsteher beim Rat Gesuche für einen Neubau oder zumindest für eine Verlegung des Beghinenhauses ein. 1888 erfolgte dann endlich am Knieperwall der Bau eines neuen Gebäudes. Haus und Grundstück Mönchstraße 24 erwarb im gleichen Jahr der Möbelhändler Ferdinand Karow. Dieser übergab der zuständigen städtischen Behörde am 22. September 1888 folgendes Baugesuch: „Der Wohllöblichen Polizei-Direktion erlaube ich mir, in der Anlage die

Zeichnung über den von mir beabsichtigten Neubau eines Wohnhauses auf dem Grundstücke Mönchstraße 24 hierselbst mit der gehorsamen Bitte vorzulegen, mir die Bauerlaubnis auf Grund derselben ertheilen zu wollen; ich erlaube mir noch zu bemerken, dass es in meiner Absicht liegt, die beiden Treppen massiv herzustellen und das Dachgeschoß unausgebaut zu belassen“. Stadtbaumeister von Haselberg empfahl eine Überprüfung der statischen Berechnungen, da für den Neubau „sehr stark belastete Eisenkonstruktionen“ vorgesehen waren. Im Februar 1889 reichte Möbelhändler Karow eine „statische Berechnung nebst Zeichnung über die Tragfähigkeit der Eisenkon­struktion“ ein, die nicht beanstandet wurde. Nach der Fertigstellung des Hauses vermietete Karow die Räume im Erdgeschoss zur Eröffnung von Geschäften. August Dürkop führte in der Mönchstraße 24 ab 1912 eine Filiale der damals sehr bekannten Stettiner Fahrradfirma Paul Pollack. 1914 wechselte Dürkop mit seinem Fahrradgeschäft in die Heilgeiststraße 93. Dort entwickelte sich in den zwanziger Jahren aus dem einstigen kleinen Fahrradladen das größte „Spezialgeschäft für Kraftwagen,

„Haakstraße (heute Teil der Mönchstraße) mit dem Großen Beghinenhaus, um 1865

Krafträder und Fahrräder“ in Vorpommern. In der Mönchstraße 24 befand sich zu jener Zeit die „Vorpommersche AutomobilVertriebs-Gesellschaft“, die unter anderem zu jeder Tages- und Nachtzeit, so jedenfalls verspricht es eine damalige Werbung, Autos vermietete. Und damit die Autos auch gleich betankt werden konnten, stand von 1925 bis 1934 vor dem Gebäude eine Benzinpumpstation der Mineralölwerke Rhenania. 1946 gehört das Haus der Hypotheken-Verein GmbH. Seit Juli 1946 kündet ein Schild mit der Aufschrift Bank davon, dass sich hier nun die Bank für Handel und Gewerbe befindet.

August Dürkop, seine Frau, Tochter Erna und zwei Gesellen vor dem Haus Mönchstraße 24, um 1915

45

Begehrte Anlageprodukte Auf Befehl der SMA und durch die Verfügung der Deutschen Zentralverwaltung tritt für alle Genossenschaftsbanken ein neues Musterstatut in Kraft, das noch 1946 den Mitgliedern zur Genehmigung vorzulegen ist. Am 14. Oktober findet deshalb wiederum im Ausschank der Vereinsbrauerei eine außerordentliche Generalversammlung statt, in der die Satzung angenommen wird. Im Vergleich zur alten Satzung hat sich natürlich der Name geändert, und unter Paragraf 4 findet man nunmehr den Passus, dass „Kriegsverbrecher, Kriegsschuldige, ehemalige aktive Mitglieder der faschistischen Partei und ihrer Gliederungen“ nicht als Mitglied aufgenommen werden können. Auf dieser Versammlung wird weiterhin beschlossen, die Höchstgrenze für die Hereinnahme fremder Gelder von 10.000.000 Reichsmark auf 5.000.000 Reichsmark zu verringern. Am 23. Juli 1947 findet seit 1944 wieder eine ordentliche Generalversammlung im Ausschank der Stralsunder Vereinsbrauerei in der Ossenreyerstraße 7 statt. Während der Tagung genehmigt der Aufsichtsrat die Abschlüsse der Jahre 1944, 1945 und 1946. Die Landes-Zeitung berichtet über die Versammlung in ihrer Ausgabe vom 2. August wie folgt: „Günstige Entwicklung der Genossenschaftsbank. Obgleich die einzige genossenschaftliche Bank in Stralsund, die Bank für Handwerk und Gewerbe e. G. m. b. H., erst am 23. April 1946 eröffnet wurde, gab die kürzlich stattgefundene erste Vollversammlung ein recht günstiges Bild. Die äußerst gesunde Entwicklung der Bank drückt sich dadurch aus, dass sich im Laufe des ersten Halbjahres 1947 die Einlagen verdoppelt haben. Die Bank ist dem Raiffeisenverband Mecklenburg angeschlossen, der jetzt die landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaften betreut, was als recht günstiger Umstand anzusehen ist, und arbeitet mit der Raiffeisen-Zentralkasse in Rostock zusammen. Aufgebaut auf gesunder und breiter genossenschaftlicher Grundlage, ist sich die Bank für Handwerk und Gewerbe durchaus bewusst, dass ihre Arbeit im beginnenden neuen Geschäftsjahr, dem 88. als genossenschaftliches Bankunternehmen, mit zu einer langsamen Gesundung unseres Wirtschaftslebens beitragen wird.“ Es muss noch erwähnt werden, dass auf der Generalversammlung vom 23. Juli Reinhard Ponick, Friedrich Wähnke und Ernst Müller in den Vorstand gewählt werden.

46

20 Reichsmark. Ausgabedatum Februar 1945. Außerkraftsetzung 26. Juni 1948

Neues Geld Auf der Aufsichtsrats- und Vorstandssitzung vom 30. November 1948 werden 172 Mitglieder nach Paragraf 8 der Satzung ausgeschlossen. Ihre Anschriften sind nicht mehr bekannt, teilweise sind sie verzogen oder verstorben. Besonders aber haben sie ihre Pflicht zur Nachzahlung von 50 Prozent der Anteile nicht erfüllt. Das jeweilige Guthaben bleibt aber als blockiertes Guthaben bestehen. In der lokalen Presse erscheint zu dieser Problematik folgender Aufruf der Bank: „Unsere Mitglieder werden hierdurch letztmalig gebeten, 50 % auf die blockierten Stammteilguthaben von vor dem 8. Mai bis zum 15. Dezember 1948 an unserer Kasse, Mönchstr. 24, einzuzahlen, andernfalls die Mitgliedschaft am 31. Dezember 1948 erlischt. Der Vorstand der Bank für Handwerk und Gewerbe e. G. m. b. H., Stralsund.“ Infolge der separaten Währungsreform in den westlichen Besatzungszonen befiehlt der Oberste­ Chef der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, „auf dem gesamten Territorium der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und Groß-Berlins“ in der Zeit vom 24. bis 28. Juni neue Geldscheine einzuführen. Die Deutsche Wirtschaftskommission erlässt am 21. Juni eine entsprechende Verordnung. Darin heißt es u. a.: „1. Vom 24. Juni 1948 ab werden im Bereich der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands als gesetzlich zugelassene Zahlungsmittel Reichsmark und Rentenmark alten Musters mit aufgeklebten Spezialkupons in Umlauf gebracht. … 2. Alle Personen, Unternehmen, Organisationen und Anstalten, die sich im Bereich der sowjetischen Besatzungszone befinden, sind verpflichtet, vom 24. Juni bis zum 28. Juni 1948 einschließlich die in ihrem Besitz befindlichen Reichsmark, Rentenmark und Mark der Alliierten Militärbehörden an die Kreditinstitute zum Umtausch gegen Geldscheine mit Spezialkupons abzuliefern. … 3. … 4. Vom 26. Juni 1948 ab sind in der sowjetischen Besatzungszone Reichsmark und Rentenmark ohne aufgeklebte Spezialkupons sowie Mark der Alliierten Militärbehörden nicht mehr umlaufsfähig. Die zum Umtausch nicht abgelieferten Reichsmark, Rentenmark und Mark der Alliierten Militärbehörden werden mit Wirkung vom 29. Juni 1948 außer Kraft gesetzt (annulliert). 5. Die Salden der Spareinlagen, der laufenden und anderen Konten bei den Kreditinstituten der sowjetischen Beatzungszone werden umgewertet … . Das Geld kann bei allen Banken, Sparkassen,

48

Handwerker- und landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften, allen Postämtern und allen staatlichen und kommunalen Kassen umgetauscht werden.“ Die Währungsumstellung verläuft in den 34 Stralsunder Umtauschstellen ohne größere Probleme. Sobald neue Geldzeichen zur Verfügung stehen, werden die Banknoten mit den aufgeklebten Spezialkupons aus dem Verkehr gezogen. Der Umtausch in Banknoten der Deutschen Notenbank erfolgt in der Zeit vom 25.–28. Juli im Verhältnis 1 : 1. Auf den Generalversammlungen am 12. und 27. Juni 1949 in der Gaststätte „Gambrinus“ in der Mühlenstraße 20/21 werden die Geschäftsanweisungen für den Aufsichtsrat und für den Vorstand genehmigt. Der Aufsichtsrat, so schreibt u. a. die Anweisung vor, hat sich alljährlich in der ersten Sitzung der Generalversammlung neu zu konstituieren und soll den Vorstand „bei seiner Geschäftsführung in allen Teilen der Verwaltung“ überwachen. Um dieser Aufsichtspflicht nachzukommen, sind angemeldete und unangemeldete Prüfungen der Bestände, Bücher, Schriften und Urkunden vorzunehmen. Hinzu kommt die Inventur- und Bilanzprüfung am Jahresschluss. Die laufenden Revisionen nimmt eine Revisionskommission vor. Spätestens vier Wochen nach jeder Revision „hat sich der Aufsichtsrat zu überzeugen, ob der Vorstand die beanstandeten Mängel abgestellt hat. Besonders hervorgehoben ist der Paragraph, dass Mitglieder des Aufsichtsrates über alle geschäftlichen Vorkommnisse und Dinge, die sie in Ausübung ihres Amtes erfahren, Stillschweigen zu wahren haben. Der Vorstand hat laut Geschäftsanweisung dafür zu sorgen, „dass die Bücher und Korrespondenzen nach den gesetzlichen Vorschriften und in handelsüblicher, übersichtlicher Weise geführt und aufbewahrt werden“. Die Umsätze sind durch den Vorstand täglich zusammenzustellen. Alle 14 Tage ist eine Rohbilanz zu ziehen, der sich Rohbilanzen für den Monat, das Vierteljahr und das Halbjahr anzuschließen haben. Zusagen für Kredite müssen durch den Gesamtvorstand und den Aufsichtsrat genehmigt werden. Hervorzuheben ist der Punkt, dass persönliche Kreditgeschäfte der Vorstandsmitglieder in jedem Fall der vorherigen Genehmigung bedürfen.

20 Reichsmark mit aufgeklebtem Spezialkupon. Ausgabedatum 24. Juni 1948. Außerkraftsetzung 27. Juli 1948

10 Deutsche Mark. Ausgabedatum 25. Juli 1948. Außerkraftsetzung 13. Oktober 1957

D ie B ank f ü r H andwerk und G ewerbe e . G . m . H . in der D eutschen D emokratischen R epublik

51

Rosemarie Zeidler (Mitte) 1959 während der Eröffnungsfeier

52

Rosemarie Zeidler Bankkauffrau 1954 – 1994

Erlebnisbericht Rosemarie Zeidler Bankkauffrau 1954 – 1994 Informationen über die Arbeit und Eindrücke während meiner Tätigkeit bei der Bank für Handwerk und Gewerbe e. G. m. b. H. Am 1. September 1954 begann ich eine dreijährige Lehre als Bankkaufmann bei der Bank für Handwerk und Gewerbe, die sich damals im Gebäude Katharinenberg 13a befand. Mein erstes Lehrlingsentgelt betrug 50 DM. Im 3. Lehrjahr bekam ich immerhin schon 90 DM Brutto. Nach Abschluss der Lehre wurde ich am 1. September 1957 mit einem Anfangsgehalt von 259 DM fest eingestellt. Bei Lehrbeginn waren wir 18 Angestellte (16 Vollzeitbeschäftigte und zwei Lehrlinge) einschließlich Hausmeister und Reinigungskraft. Wir verfügten über einen großen Kassenraum, ein Direktorenzimmer, zwei relativ große Arbeitszimmer, einen Sanitätsraum und ein „Kabuff“, in dem sich die Registratur mit Andrema-Utensilien und unsere Poststelle befanden. Die Konto-Auszüge wurden für Nichtabholer in der Innenstadt von unserer Botin ausgetragen oder mit der Post zugestellt. Der Tagesablauf war gut organisiert. Bis 12 Uhr war die Bank für den Kundenverkehr geöffnet, danach erfolgten alle buchungstechnischen Arbeiten, die den „Tag zum Stimmen“ brachten. Die Sollseite und die Habenseite aller veranlassten

Buchungen mussten übereinstimmen, so dass die Tagesbilanz abgeschlossen werden konnte. Hatten sich ein oder mehrere Fehler eingeschlichen, wurde so lange geprüft, bis die Übereinstimmung vorlag. Zum Ende eines jeden Monats wurde eine Inventur aller Konten aufgestellt, die dann ebenfalls genau mit dem Hauptbuch (Bilanz) übereinstimmen musste. Vorher ging es nicht nach Hause, auch wenn der Freund bereits zum Abholen wartete. Der Fehler musste festgestellt werden. Die Zinsberechnung erfolgte manuell und progressiv für das laufende Jahr im Voraus und wurde durch die täglichen Umsätze verändert. Das kostete damals sehr viel Zeit, heute erfolgt dagegen alles automatisch. Zur Erstellung des Jahresabschlusses arbeiteten wir auch am Silvestertag bis 17 Uhr. Häufig kam es vor, dass wir noch länger über den Abschlüssen saßen. Für den Geschäftsablauf standen uns zwei Telefone zur Verfügung, ein Hauptapparat und ein Nebenapparat, der im Direktorenzimmer stand. Im Gebäude Mönchstraße 24, das früher dem Hypothekenverein gehörte, fanden Ende der fünfziger Jahre große Umbauarbeiten statt, die durch den Architekten Grundmann geleitet wurden. Die modernen und ansehnlichen Schaltertresen und die Holzverkleidung im Kassenraum fertigte der Tischlermeister Küseling.

53

1959 zogen wir vom Katharinenberg x in die Mönchstraße 24. Das war eine Errungenschaft: ein ganzes Haus, neue Arbeitsräume, ein großer Kassenraum, eine elektrische Kassen- und Registriermaschine, die eine Arbeitskraft ersetzte, eine Telefonanlage mit ca. zehn Nebenapparaten. Die Einmann-Bedienung, die vom Verband vorgegeben war, setzte sich in der Praxis nicht durch. Am Mittwoch nach Schließung der Bank war generell Mitarbeiterschulung angesagt. Dabei ging es um fachliche Informationen und Neues aus Politik und Wirtschaft. Referenten vom Stralsunder Finanzamt oder von der Kriminalpolizei sprachen während der Schulungen zu verschiedenen Themen. An ein Thema des Referenten der Kriminalpolizei kann ich mich noch erinnern. Es lautete: „Wiedererkennung eines Bürgers im Rahmen der Aufklärung von Straftaten“. Das sind meine Erinnerungen an eine arbeitsreiche, aber schöne Zeit.

Stralsund, 12. Januar 2010 Rosemarie Zeidler

Neustrukturierung des Bankwesens Durch die Gründung der DDR macht sich eine Neustrukturierung des Bankenwesens notwendig. Neben der Deutschen Notenbank bleiben die Sparkassen, die ländlichen Kreditgenossenschaften und auch die gewerblichen Kreditgenossenschaften bestehen. In Auswirkung der Reorganisation des ländlichen Genossenschaftswesens beschließt der Vorstand am 19. Oktober 1950 das Ausscheiden aus dem Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften und den Beitritt zum Genossenschaftsverband für Handwerk und Gewerbe, Gesetzlicher Revisionsverband e. V. Schwerin. Damit endet die Tätigkeit der Bank als Zahlstelle für den Kreis Franzburg - Barth und die Kontoführung der Dorfgenossenschaften, der Kreiskonsumgenossenschaft Stralsund und für die Neubauernkredite. Das hat natürlich eine Verringerung des Umsatzes der Bank zur Folge. Das Reklameschild an der Mönchstraße 24 wird entfernt und die Fassade im Erdgeschoss mit dem Schriftzug „Bank für Handwerk und Gewerbe e. G. m. b. H.“ versehen. Die Provisorische Volkskammer beschloss am 9. August 1950 das Gesetz zur Förderung des Handwerks. Die im Gesetz festgeschriebene Herabsetzung der Steuersätze und eine verbesserte Versorgung mit Reparaturmaterial unterstützen die bestehenden und ermöglichen das Entstehen neuer Handwerksbetriebe. Das bringt der Bank einen bedeutenden Kundenzuwachs, aber auch erhebliche Mehrarbeit. Die Beschränkung des Bargeldverkehrs, des Eilver-

Belegschaft der Bank für Handwerk und Gewerbe, 1. Mai 1952

54

kehrs und sonstige im öffentlichen Interesse liegenden Aufgaben verdoppeln den Arbeitsanfall und die dazu notwendigen Aufwendungen. Besonders ungünstig wirkt sich daher der Raummangel im Geschäftslokal aus. Durch die Abgabe der Konten der landwirtschaftlichen Genossenschaften und der Kreiskonsumgenossenschaft verringert sich der Umsatz um mehr als 100 Millionen DM. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung am 27. Dezember 1951 im Hotel „Zur Post“ wird der Beitritt zu einer genossenschaftlichen Selbsthilfe der gewerblichen Kreditgenossenschaften des Landes Mecklenburg beschlossen. Nach Paragraf 3 der Satzung des Hilfsfonds beträgt der jährliche Beitrag 5 % des zu versteuernden Reingewinns des Vorjahres. Auf der Generalversammlung vom 23. Mai 1952 gibt Bankdirektor Ponick eine Neuregelung der Kredithöchstgrenze bekannt. Danach beträgt sie für Kreditnehmer 75.000 DM, bei Genossenschaften 150.000 DM. Dem Aufsichtsrat gehören zu diesem Zeitpunkt der Aufsichtsratsvorsitzende Kürschnermeister Martin Ritter, sein Stellvertreter, der Kaufmann Oskar Toepfer, der Kaufmann Hermann Grösser, Uhrmachermeister Willi Behm, Baumeister Augustin Hotze und Tischlermeister Walter Rinow an. Der Vorstand setzt sich aus dem 1. Vorstandsmitglied und Geschäftsführer Bankleiter Reinhard Ponick, dem Kaufmann Arnold Fischer und dem Berufsschulleiter Friedrich Wähnke zusammen.

Neuer Sitz der Bank für Handwerk und Gewerbe am Katharinenberg 13a

55

Tätigkeit zurück. Das Aufsichtsratsmitglied Friedrich Wähnke führt die Bank im zweiten Halbjahr 1953 weiter.

Umzug in das Gebäude Katharinenberg 13a Im Mai 1953 werden die Geschäftsräume der Bank für Handwerk und Gewerbe von der Mönchstraße 24 in das Gebäude Katharinenberg 13a verlegt. Der Umzug löst das Problem des Raummangels auf lange Sicht aber nicht. Auf der Generalversammlung am 30. Juli 1953 in den Räumen der HO-Gaststätte Ossenreyerstraße 7 wird der Paragraph 4 der Satzung dahingehend geändert, dass der Absatz B, wonach Kriegsverbrecher, Kriegsschuldige, ehemalige aktive Mitglieder der faschistischen Partei und ihrer Gliederungen als Mitglieder nicht aufgenommen werden können, gestrichen wird. Die Mitglieder stimmen nicht einstimmig für die Änderung der Satzung bezüglich der Mitgliedschaft, wenngleich der Versammlungsleiter nur eine Stimmenthaltung registriert. Am 30. September tritt Bankdirektor Reinhard Ponick aus Krankheitsgründen nach siebenjähriger

Leitspruch aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1955

Kassenraum am Katharinenberg 13a

56

Am 1. Januar 1954 nimmt Johannes Heinrich seine Tätigkeit als Bankleiter auf. Auf der Generalversammlung am 9. Juni wird er in den Vorstand gewählt. Auf dieser Versammlung beschließen die Mitglieder erneut eine Veränderung des Paragrafen 4 des Statuts. Danach dürfen Kriegsverbrecher und Kriegsschuldige als Mitglieder nicht aufgenommen werden.

Am 4. November1956 verstirbt Aufsichtsratsmitglied Friedrich Wähnke, der seit 1953 die Bank als Vorstand führte. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Reorganisation der Bank nach dem 2. Weltkrieg. Für ihn delegiert der Aufsichtsrat Uhrmachermeister Willi Behm in den Vorstand. Der Vorstand setzt sich nunmehr aus dem Vorsitzenden Johannes Heinrich, seinem Stellvertreter Martin Ritter und dem Schriftführer Willi Behm zusammen.

Kauf des ehemaligen Domizils Mönchstr. 24 Der Katharinenberg besaß früher einen sehr schlechten Ruf. Unzucht, Trunksucht und Schlägereien gehörten in dieser Gasse zum Alltag. Obwohl sich nach 1945 in dieser Hinsicht schon vieles geändert hatte, blieb der Ruf des Katharinenbergs als sozialer Brennpunkt der Stadt noch lange erhalten. Auf der Generalversammlung der Bank für Handwerk und Gewerbe am 10. April 1956 im Hotel „Goldener Löwe“ kritisieren Mitglieder die schlechte Lage auf dem Katharinenberg. Neben dem schlechten Ruf ist wohl auch der Standort in einer Seitengasse für viele Mitglieder nicht akzeptabel. Die Idee, in die Mönchstraße 48 zu ziehen, wird bald verworfen. Stattdessen erwirbt die Bank am 1. Juli 1956 vom in Liquidation befindlichen Hypothekenverein das Haus Mönchstraße 24, in dem sich die Geschäftsstelle der Bank schon von 1946 bis Mai 1953 befand.

Werbung der Bank, 1956

57

Banknotenumtausch Auf der Generalversammlung vom 23. Mai 1957 in „Heinzelmanns Garten“, Carl-Heydemann-Ring 9, beschließen die Mitglieder eine Höchstkreditgrenze von 250.000 DM. Neues Mitglied im Aufsichtsrat wird der Elektromeister Neumann. Ein besonderes Ereignis in der Geschichte der Bank ist der Banknotenumtausch am 13. Oktober 1957. Um Spekulationen vorzubeugen, unterliegen die Vorbereitungen strikter Geheimhaltung. Die Bank für Handwerk und Gewerbe ist eine der Umtauschstellen im Stadtkreis, die gemäß Anordnung mittags um 12 Uhr öffnen. Obwohl sich eine lange Schlange vor der Bank bildet, verläuft die Abfertigung korrekt und unkompliziert. Um 22 Uhr ist die Aktion beendet. Laut Geschäftsbericht wird der Plan der Spareinlagensteigerung mit 199 % erfüllt. Die Mitgliederzahl steigt kontinuierlich. 1952 waren es noch 215 Mitglieder, Ende des Jahres 1957 sind es 354.

50 Deutsche Mark. Ausgabedatum 13. Oktober 1957. Außer­ kraftsetzung 1. Mai 1965

Arbeiten an der Erdgeschossfassade des Hauses Mönchstraße 24

Tresoranlage, Aktenarchivraum, die Heizanlage und der Kohlenraum vorgesehen. … Der Zugang der Bankkunden erfolgt von der Ecke BielkenhagenMönch-Strasse. … Neben der Erlangung von guten Arbeits- und Sicherungsbedingungen des Bankbetriebes ist besonderer Wert auf eine entsprechende Gestaltung des Publikumsraumes (Kassenhalle) und des Buchhaltungsraumes gelegt, den der Bankkunde beim Aufenthalt in der Kassenhalle übersehen kann.“ Erstmalig ist auch der Einbau eines Schließfachblockes geplant.

Umbau der Hauptstelle Mönchstr. 24 Mit dem Architekten Werner Grundmann wird am 17. März 1958 ein Vertrag über die Erarbeitung der Umbaupläne für das Erd- und Kellergeschoss Mönchstraße 24 abgeschlossen. Schon wenige Tage später stellt Werner Grundmann seinen Entwurf zur Gestaltung des Kundenraumes vor, der die Zustimmung des Vorstandes findet. Im Bauantrag zum Ausbau des Erdgeschosses und des Kellers heißt es u. a.: „Die Bank für Handwerk und Gewerbe in Stralsund beabsichtigt in ihrem bankeigenen Gebäude Mönch-Strasse Nr. 24 Ecke Bielkenhagen ihre Geschäftsräume einzurichten, die allen modernen Anforderungen eines Bankbetriebes gerecht werden. Für diese Zwecke werden die gesamten Erdgeschoßräume des Hauses verwendet. Im südlichen Teil des Erdgeschosses, dem Bielkenhagen zugewendet, soll der Bankbetrieb mit Kassenhalle und das Leiterzimmer untergebracht werden. Der rechts des Treppenhauses gelegene Teil soll internen Zwecken, als Konferenzraum, Maschinen-Buchhaltung und Registratur dienen. Im Kellergeschoß sind Toiletten-Anlagen für Damen und Herren des Bankpersonals, eine Duschanlage, eine Teeküche, die

Fertiggestellter Schließfachblock

59

Da Werner Grundmann inzwischen die DDR verlassen hat, übernimmt Architekt Johannes Pahlitzsch die Betreuung des Objekts. Die finanziellen Mittel für die Durchführung der Bauarbeiten am und im Gebäude Mönchstraße 24 besitzt die Bank aber nicht im ausreichenden Maße. Deshalb beschließen die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates am 9. Oktober 1958 auf einer gemeinschaftlichen Sitzung die Aufnahme eines Kredits bei der Stadt- und Kreissparkasse Stralsund in Höhe von 80.000 DM. Der Beginn der Umbauarbeiten verzögert sich, da die Firma GHG Technik, die Räume im Erdgeschoss angemietet hat, nicht termingemäß auszieht.

Umbauarbeiten im Erdgeschoss und Kellerbereich des Hauses Mönchstraße 24

Der Ausbau von Bankräumen im Erd- und Kellergeschoss der Mönchstraße 24 erfolgt hauptsächlich durch die stadtbekannte und renommierte Firma A. Hotze & Söhne. Die umfangreichen Tischlerarbeiten führen die Firmen Küseling, Meier und Rinow aus. Weiterhin sind an den Arbeiten die Maler­meister Kremke und Döring, der Kunstschmiedemeister Tiede und der Kunstschlossermeister Biskup beteiligt. Unerwartet wird Architekt Johannes Pahlitzsch im Sommer 1959 inhaftiert. Der Vorstand ist sich aber einig, nicht noch einmal einen neuen Architekten mit der Betreuung des sowieso kurz vor dem Abschluss stehenden Projekts zu beauftragen. Am 20. November 1959 wird der Umbau abgenommen. Die gesamten Kosten einschließlich der Betriebseinrichtungen vom Baubeginn 1958 bis zur Fertigstellung im November 1959 betragen 211.099,40 DM. Darin sind die Grundstückskosten in Höhe von 134.911,64 DM enthalten. Am 6. Dezember findet eine Feier zur bevorstehenden Eröffnung in den neuen Räumen statt. An dieser nehmen ca. 65 Personen, darunter auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, teil. Direktor Johannes Heinrich berichtet über die Entwicklung der Bank von 1860 bis 1959. Die besonderen Glückwün-

Eröffnungsfeier im neuen Domizil am 6. Dezember 1959

Bankdirektor Johannes Heinrich spricht zu Beginn der Feier über die Geschichte der Genossenschaft.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Eröffnungsfeier. Von links nach rechts: Renate Last, Herr Knuth gesellte sich als Vorsitzender des Aufsichtsrates dazu, Herr Benz, Gisela Fröhlich, Rosemarie Zeidler, Gisela Trost, Gisela Zerbst, Editha Sund.

60

Eröffnung der Bank für Handwerk und Gewerbe in der Mönchstraße 24 am 7. Dezember 1959

die Kunden stellt der Nachttresor dar, durch den Einzahlungen nach Kassenschluss möglich sind.

sche und Grüße der den Bau ausführenden Betriebe überbringt Tischlermeister Rinow. Die Vertreter der Gewerbebanken Rostock, Greifswald, Bergen und Saßnitz übergeben als Geschenk ein Gemälde des Kunstmalers Lorenz, das seinen Platz in der Sitzecke des Kundenraumes findet. Von vielen Mitgliedern gehen Glückwunschschreiben ein. So schreiben die Gebrüder Stabenow: „Zur Eröffnung Ihrer neuen Geschäftsräume möchten auch wir Ihnen unsere herzlichsten Glückwünsche aussprechen. Durch die jahrzehntelange Verbindung zwischen Ihrer Bank und unserer Firma hat sich ein solches Vertrauensverhältnis herausgebildet, dass man mehr als gern mit Ihrer Bank gearbeitet hat und arbeitet. Vertrauensvoll konnte man sich mit seinen Nöten an Sie wenden und vertrauensvoll hat Ihre Bank geholfen, wo sie nur helfen konnte. Wir möchten Ihnen daher an dieser Stelle Dank sagen für das Vertrauen, das Sie in unsere Firma gesetzt haben und für die Mühewaltungen, die Sie durch unsere Firma gehabt haben.“ Am 7. Dezember 1959 nimmt die Bank für Handwerk und Gewerbe in den neuen Räumen den Geschäftsbetrieb auf. Die Kunden sind vom großen, modernen und offenen Schalterbereich beeindruckt. Am 13. Dezember besichtigen ca. 250 geladene Mitglieder die neuen Kunden- und Arbeitsräume und den Tresorraum der Bank.

Am 19. April 1960 werden in einer gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat HansJoachim Heuer aus Tribsees zum Vorsitzenden des

Sitzecke im Kundenraum mit Seebild, 1959

Eröffnung der Bank für Handwerk und Gewerbe in der Mönchstraße 24 am 7. Dezember 1959

Durch die neuen Geschäftsräume können die Öffnungszeiten jetzt auch auf den Nachmittag ausgedehnt werden. Ein willkommenes Angebot für

61

Außenansicht der Bank für Handwerk und Gewerbe in der Mönchstraße 24

Infolge der „Republikflucht“ von Kürschnermeister Martin Ritter, der zunächst Mitglied des Aufsichtsrates war und später dem Vorstand der Bank angehörte, delegiert der Aufsichtsrat 1961 den Kapitän und Fuhrunternehmer Willi Knuth, bisher Vorsitzender des Aufsichtsrates, in den Vorstand. Durch „republikflüchtige Personen“ hat die Bank bisher, so hebt der Vorstand in der Generalversammlung hervor, keine Kreditausfälle erlitten. Im Dezember beginnt die noch ausstehende malermäßige Instandsetzung des Treppenhauses in der Mönchstraße 24.

Aufsichtsrats und Karl-Heinz Ramlow aus Stralsund zu dessen Stellvertreter gewählt. Die Generalversammlung findet einige Wochen später, am 17. Juni, statt. Hier wird u. a. der Beschluss gefasst, die Höchstgrenze für Spar- und Giroeinlagen, die seit 1957 sieben Millionen DM betrug, auf zehn Millionen DM festzusetzen.

Bankdirektor Johannes Heinrich am Schreibtisch

62

Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus Anfang der 60er Jahre tritt die DDR nach offizieller Ansicht in eine neue Entwicklungsphase ein. Man betrachtet die Probleme beim Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus im Wesentlichen als gelöst. Im Bereich der gesamten Wirtschaft sind die Veränderungen tatsächlich beträchtlich. Nach offiziellen Quellen sind 85,5% der Betriebe verstaatlicht, weitere 6,6 % arbeiten als Betriebe mit staatlicher Beteiligung. Der Anteil der privaten Wirtschaft beträgt nur noch 7,9 %. Rund 90 % der landwirtschaftlichen Bruttoproduktion wird von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und Volkseigenen Gütern erzeugt. Ähnlich intensiv wird die entsprechende Umwandlung im Bereich des Handwerks vorangetrieben. Während 1958 noch 93 % des Gesamtprodukts vom privaten Handwerk erwirtschaftet wird, sind es 1961 nur noch 65%. Im Handel geht der private Anteil auf unter 10 % zurück. Auch in Stralsund und seiner Umgebung sind die Handwerker und Gewerbetreibenden, hauptsächliche Kunden der Bank für Handwerk und Gewerbe, zu einem beträchtlichen Teil in Genossenschaften zusammengefasst und, wie die Bank selbst, in das System sozialistischer Planwirtschaft eingebunden. Trotz spürbarer Probleme v.a. im Bereich der Arbeitskräfte und der Materialbeschaffung sind die Betriebsergebnisse dieser Genossenschaften ebenso wie die der privaten Handwerker meist positiv.

der Schwerpunkte der Arbeit der Bank, in dem sich Bank- und staatliche Interessen treffen. Im Bericht heißt es: „Eine unserer Hauptaufgaben bleibt nach wie vor die Sammlung der freien Mittel der Bevölkerung, damit die planmäßige Entwicklung unserer Volkswirtschaft nicht durch den Ausfall finanzieller Mittel gehemmt wird.“ Wie groß der Geldbedarf der staatlichen Wirtschaft ist, lässt sich auch daran erkennen, dass die Bank trotz intensiver und erfolgreicher Werbung und Kundenbetreuung die diesbezügliche staatliche Planauflage nur zu 66,2 % erfüllen kann, obwohl sie damit auf diesem Gebiet das erfolgreichste der Stralsunder Kreditinstitute ist.

Eine entsprechend gute Entwicklung zeigt der Geschäftsbericht des Vorstandes der Bank für das Jahr 1962. Die Bilanzsumme beträgt 11.314.000 DM, die erzielten Umsätze beziffern sich auf 178.900.000 DM. Die Bank betreut mehr als 4.500 Konten mit Spareinlagen in Höhe von 7.777.000 DM. Hier liegt einer

Besonders beliebte Sparformen sind zu diesem Zeitpunkt das Prämiensparen sowie Hypothekenpfandbriefe der Deutschen Investitionsbank und Wohnungsbauobligationen, die der Finanzierung des Wohnungsbaus dienen.

Sparaufruf aus dem Geschäftsbericht für 1962

63

Jürgen Küster Bankvorstand 1964-2000

Erlebnisbericht Jürgen Küster 1964-2000 Bankvorstand „Nach einer sehr guten Berufsausbildung zum Bankkaufmann in der damaligen Deutschen Notenbank und mehrjähriger Tätigkeit in allen Sparten der Bankarbeit wechselte ich zum 01.10.1964 zur Bank für Handwerk und Gewerbe. Von diesem Zeitpunkt an war ich stellvertretender Direktor und verantwortlich für das Kreditgeschäft. Viele ehemalige Kollegen und Verantwortliche aus der Politik hatten mir abgeraten, weil die Bank auf Grund der sozialistischen Entwicklung des Staates ein Auslaufmodell darstellen würde. Es kam anders. In der Gewerbebank traf ich auf gut qualifiziertes und hoch motiviertes Personal. Das Verhältnis der Kollegen untereinander war von gegenseitiger Achtung, Hilfe und Zusammenarbeit gekennzeichnet. Alle Mitarbeiter betrachteten freundliche Bedienung und kompetente Beratung als Selbstverständlichkeit, so dass die Kunden uns als „ihre“ Bank betrachteten. Dabei regelte die Genossenschaftsbank nicht nur die finanziellen Angelegenheiten für Vertreter von Handwerk und Gewerbe, sondern für jeden Bürger, der dies wünschte. Wesentliche Einschnitte in Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit erfuhr die Bank durch den 1970 gefassten Beschluss über die Einführung des einheitlichen Finanzsystems.

Mit der Einführung der EDV 1971 und des Einbeleg-Systems wurde die Bewältigung des stetig steigenden Geschäftsumfanges wesentlich erleichtert. Auch die Kunden profitierten davon erheblich. Unsere Bank führte die Konten der Einkaufs- und Liefergenossenschaften, der Produktionsgenossenschaften des Handwerks, der Fischereiproduktionsgenossenschaften, des größten Teils des privaten Handwerks und Gewerbes in der Stadt und im Landkreis Stralsund sowie im Kreis Grimmen und im südlichen Teil der Insel Rügen. Außerdem ließen viele Bürger ihr Konto bei uns führen. Unsere Kunden wurden in allen Geldangelegenheiten beraten und bei Bedarf mit den nötigen Krediten ausgestattet. Diese Arbeit war nicht immer einfach, zumal die politische Orientierung lange Zeit auf die Beseitigung der privaten Wirtschaft ausgerichtet war. Dies änderte sich 1976, als man feststellte, dass die volkseigenen Betriebe auf Grund ihrer Organisation nicht in der Lage waren, die Bevölkerung mit den erforderlichen Reparaturen und Dienstleistungen zu versorgen. Neugründungen privater Handwerks- und Gewerbebetriebe wurden ab sofort gefördert. Die Neuorientierung ermöglichte es auch, Kredite mit Steuervergünstigungen zu vergeben. Die Räte der Städte und Gemeinden bildeten Kommissionen, die diese Aufgaben zu realisieren hatten. Als einziger Bankvertreter habe ich in diesen Kommissionen mitgearbeitet und

64

damit auch unseren Einfluss als Genossenschaftskasse geltend machen können. Die notwendigen Kenntnisse zur guten fachlichen Beratung der privaten und genossenschaftlichen Wirtschaft hatte ich mir durch das Studium an der Fachhochschule für Finanzwirtschaft in Gotha angeeignet, welches mich nach der Wende berechtigte, den Titel „Diplom-Betriebswirt FH“ zu führen. Außerdem absolvierte ich ein Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin, Sektion Wirtschaftswissenschaft, mit dem Abschluss „DiplomÖkonom“. Durch die von uns gepflegten engen Finanz- und Kreditbeziehungen zur genossenschaftlichen und privaten Wirtschaft und die Kontrolle über die Verwendung der Kreditmittel waren wir bestens über deren Probleme informiert. Es herrschte eine allgemeine Mangelwirtschaft, die sich besonders stark in diesem Bereich bemerkbar machte. Dies betraf besonders die Materialbelieferung, die mangelhafte technische Ausstattung, die nur zögerliche und unzureichende Freigabe von Baumaterialien und -kapazitäten für die Erhaltung und Erweiterung der Betriebe. Diese Situation veranlasste mich, ständig entsprechende Hinweise an die zuständigen Fachabteilungen der Räte der Stadt und der Kreise zu geben. Dabei habe ich immer darauf hingewiesen, dass unter diesen Bedingungen die einfache Reproduktion (Erhalt und Wiederherstellung der Kapazitäten)

nicht möglich ist. Hierauf gab es nie eine Reaktion. Die geschilderte Situation verschlechterte sich ständig bis zur Wende 1989. Als der Direktor unserer Bank Johannes Heinrich im Mai 1987 in Ruhestand ging, wurde ich durch den Aufsichtsrat und mit Zustimmung des Genossenschaftsverbandes zum Direktor und Vorstand berufen. Diese Tätigkeit habe ich bis zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahr 2000 ausgeübt. Die Wende brachte auch uns eine ganze Reihe an Veränderungen. So mussten alle Geschäftsfelder, die zur Zeit der DDR nicht mehr betrieben wurden, wie beispielsweise das Wertpapier- und Aktiengeschäft, wieder belebt werden. Das Bankgeschäft der BRD wurde auf uns übertragen, ohne Vorteile aus unserer Zeit, wie zum Beispiel das Einbeleg-System, zu übernehmen. Auch das Kreditgeschäft unterlag grundlegenden Veränderungen. Um den neuen Anforderungen und der neuen Rechtslage gerecht zu werden, mussten zwei wesentliche Hürden genommen werden. So überprüfte einerseits das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, ob wir als Vorstandsmitglieder die fachlichen Voraussetzungen für die weitere Geschäftsführung erfüllten. Zum Anderen erfolgte für alle Vorstandsmitglieder der genossenschaftlichen Banken von 1991-1993 ein Seminar zum Nachweis fachtheoretischer Kenntnisse für Bankleiter an der Raiffeisenschule des Genossenschaftsverbandes in Rendsburg.

Das Zusammenwachsen der alten und der neuen Bundesländer brachte auch eine Annäherung unter den Banken mit sich. So wurde ich als einziges Vorstandsmitglied aus den neuen Bundesländern in den Aufsichtsrat der größten genossenschaftlichen Hypothekenbank, der Deutschen Genossenschafts-Hypothekenbank Hamburg, gewählt. Außerdem wurde ich in den Beirat des Präsidenten der Landeszentralbank der Freien und Hansestadt Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein berufen. Diese führte die Geschäfte der Deutschen Bundesbank in den einzelnen Bundesländern. Die mit der Vereinigung erforderlichen Veränderungen und die Währungsumstellung forderten von den Mitarbeitern Höchstleistungen. Viel Hilfe und besondere Unterstützung erhielten wir dabei von unserer Patenbank, der Kieler Volksbank. Besonders unterstützte uns das Vorstandsmitglied Klaus Delfs. Seine ganze Familie half zum Beispiel bei der Währungsumstellung 1990. Ganz besonders engagierte sich Herr Delfs im Kreditgeschäft und war dabei immer ein guter Ratgeber. Als sehr hilfreich erwies es sich auch, dass zeitweilig Mitarbeiter der Kieler Volksbank bei uns tätig waren und unsere Mitarbeiter in Kiel Erfahrungen sammeln konnten. Das für uns neue Wirtschaftssystem verlangte ein Umdenken in der Stellung der Banken zu einander. Es wuchs die Erkenntnis, dass zum Beispiel zwei genos-

65

senschaftliche Banken wie die Volksbank und die Raiffeisenbank in einem Ort sich unnötig Konkurrenz machen. Daraufhin gab es Verhandlungen zwischen den Vorständen und Aufsichtsräten beider Banken. 1992 erfolgte dann nach entsprechenden Beschlüssen der zuständigen Organe die Fusion beider Banken. Der Aufsichtsrat bestellte als gleichberechtigte Vorstandsmitglieder der vereinigten Bank die Herren Kurt W. Frey und Jürgen Küster. Die Entwicklung zeigte, dass es viele Überschneidungen und Gemeinsamkeiten mit der Raiffeisenbank Grimmen gab. Deshalb wurde folgerichtig zwischen beiden Banken ebenfalls Fusionsverhandlungen geführt. Im Ergebnis kam es im Jahr 2000 zum Zusammenschluss. Die kluge und marktorientierte Geschäftspolitik und der engagierte Einsatz der Mitarbeiter führte zur großen Anerkennung seitens der Kunden und zur ständigen wirtschaftlichen Stärkung der Bank. Mit dieser Entwicklung konnte sich die Bank einen geachteten Platz am Markt erobern. Eine große Hilfe war stets der Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden, dem Obermeister der Friseurinnung und Kreishandwerksmeister Peter-Klaus Haar. Als Fazit kann ich mit Zufriedenheit auf die Entwicklung der Bank blicken. Es waren bewegte und erfüllte Jahrzehnte meines Lebens, auf die ich noch heute stolz bin.“

Die Mark der DDR wird eingeführt Ab dem 1. August 1964 werden landesweit neue Banknoten ausgegeben. Die Währung heißt ab sofort Mark der DDR und löst die Deutsche Mark ab, die bis zum 30. April 1965 als gleichberechtigtes Zahlungsmittel gültig ist. Der Vorstand der Bank für Handwerk und Gewerbe konstatiert einen reibungslosen Ablauf der Einführung der neuen Währung. Die Bilanzsumme beträgt 14.715.000 Mark. Der Reingewinn wächst von im Vorjahr 10.588,40 Mark auf 24.992,81 Mark. Besonders positiv ist auch die Entwicklung der Spareinlagen. Hier gibt es einen Zuwachs von 2.039.900 Mark auf 10.796.000 Mark. Die staatliche Planauflage wird so mit außergewöhnlichen 279,4 % erfüllt. Die verwalteten Spareinlagen machen 73,4 % der gesamten Betriebsmittel der Bank aus.

Die neue Währung 5 Mark der DDR

Nachdem 1962 bereits die Höchstgrenze für Anleihen durch einstimmigen Beschluss von 10 auf 15 Millionen Mark heraufgesetzt wurde, legt die Mitgliederversammlung die Erhöhung der KreditHöchstgrenze für die private Wirtschaft von 95.000 Mark auf 120.000 Mark, die Höchstgrenze für Anleihen der Bank auf 25 Millionen Mark fest. Die Höchstgrenze für Kredite an Genossenschaften des Handwerks wird 1965 von 250.000 Mark auf 600.000 Mark erhöht.

Die neue Währung 10 Mark der DDR

Die neue Währung 50 Mark der DDR

20. Jahrestag nach Wiedereröffnung der Bank Die Jahreshauptversammlung am 15. April 1966 fällt mit dem 20. Jahrestag der Wiedereröffnung der Bank nach dem 2. Weltkrieg zusammen. Oberbürgermeister Heinz Lesener würdigt im Rahmen seiner Glückwünsche auch im Namen des Rates der Stadt und der Stadtverordnetenversammlung die Arbeit der Einzelhändler, Handwerker, Inhaber privater Industriebetriebe und Gewerbetreibenden, deren Tätigkeit eng mit der Bank verbunden ist und drückt seine Anerkennung für die Erfolge der Bank für Handwerk und Gewerbe und seine besten Wünsche für deren erfolgreiche Zukunft aus. Der Direktor der Bank Johannes Heinrich erhält aus den Händen des Oberbürgermeisters die Medaille für ausgezeichnete Leistungen. Die Bank ehrt jene Mitglieder, die 20 Jahre und länger der Genossenschaft angehören, mit kleinen Präsenten. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates HansJoachim Heuer dankt in diesem Zusammenhang den Herren Willi Knuth und Willi Behm für deren langjährige Tätigkeit als ehrenamtliche Vorstandsmitglieder. Die Generalversammlung beschließt entgegen der Empfehlung des Deutschen Genossenschaftsverbandes rückwirkend zum 1. Januar 1965 die Erhöhung der Dienstausfallentschädigungen für ehrenamtliche Aufsichtsratsmitglieder auf 3 Mark je Stunde. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende erhält 100 Mark monatlich, alle weiteren Vorstandsmitglieder 90 Mark im Monat, bescheidene Summen angesichts der auch im Jubiläumsjahr sehr guten Ergebnisse der Bank.

Einladung zur Jahreshauptversammlung im Jubiläumsjahr

Der verwaltete Geldfonds erhöht sich beispielsweise von 17.777.000 Mark im Vorjahr auf 20.094.000 Mark, der Umsatz erreicht ein Volumen von

68

215.327.000 Mark, die Mitgliederguthaben betragen 108.400 Mark. Ein besonderes Anliegen der Bank ist ein stetig wachsender Bestand an Eigenmitteln, die sich 1966 auf 319.700 Mark belaufen. Aus dem Reingewinn von 27.466,52 Mark spendet die Bank erstmalig 1.000 Mark für den weiteren Ausbau des Stralsunder Tierparks und begründet damit eine über Jahrzehnte fortgeführte Tradition. 1967 hat die Bank für Handwerk und Gewerbe 14 Mitarbeiter. Geleitet wird sie von Bankdirektor Johannes Heinrich. Ihm zur Seite stehen Jürgen Küster, Abteilungsleiter Ökonomie; Editha Sund, Abteilungsleiterin Buchhaltung; Meta Neukirch, Abteilungsleiterin Sparverkehr und Schalter; Hanna Demmin, Kassiererin; Gisela Fröhlich, Sachbearbeiterin Ökonomie; Hildegard Heink, Kontoführerin; Rosemarie Zeidler, Kontoführerin; Gisela Zerbst, Sachbearbeiterin für unbaren Zahlungsverkehr; Gisela Trost, Maschinenbuchhalterin; Regina Klook, Sachbearbeiterin Sparverkehr; Ursula Callies, Maschinenbuchhalterin und Sachbearbeiterin Schalter; Ilse Küster, Sachbearbeiterin Schalter und Käthe Buchholtz, Expedientin. Ihre Aufgabe ist zu diesem Zeitpunkt die Betreuung von 10 Einkaufs- und Liefergenossenschaften (ELG), 16 Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH), 3 FischereiProduktionsgenossenschaften (FPG) sowie zahlreicher individuell arbeitender Handwerker, Freischaffender und Angestellter.

Bis 1969 bezeichnet die Bank ihre Verwaltungsorgane traditionell als Vorstand und Aufsichtsrat. Dem Vorstand gehören zu diesem Zeitpunkt ­Johannes Heinrich, der Direktor der Bank, als Vorsitzender, Willi Knuth, Kapitän und Fuhrunternehmer, als stellvertretender Vorsitzender und der Uhrmachermeister Willi Behm an. Im Aufsichtsrat sind der Vorsitzende der PGH Bau und Elektrohandwerk Tribsees Hans-Joachim Heuer als Vorsitzender, Rechtsanwalt Karl-Heinz Ramlow als stellvertretender Vorsitzender, sowie der Tischlermeister Paul Graap, der Diplom-Ingenieur und Bauunternehmer Hermann Hotze, der Vorsitzende der PGH des Elektrohandwerks Werner Schult und Bäckermeister Hans-Joachim Thoms tätig.

Auswirkungen der SED-Parteitage für die Bankenlandschaft in der DDR Dem durch den VII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im Vorjahr bekräftigten Ziel der Gestaltung der DDR zum „entwickelten gesellschaftlichen System des Sozialismus“ folgend kommt es auch zu Veränderungen in der Bankenlandschaft der DDR. Am 1. Januar 1968 wird die Staatsbank als Emissionsbank gebildet. Gleichzeitig nimmt die Industrie- und Handelsbank, hervorgegangen aus der Deutschen Notenbank und der Deutschen Investitionsbank, ihre Tätigkeit auf. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich im Wesentlichen auf die Durchführung des Zahlungs- und Verrechnungsverkehrs und die Kreditgewährung an volkseigene Betriebe der Bereiche Industrie, Bau, Handel und Verkehr. Die Finanzkontrolle der Betriebe der örtlichen Versorgungswirtschaft soll sich entsprechend der Empfehlung des Ministeriums für Finanzen weiterhin bei den Sparkassen und den Banken für Handwerk und Gewerbe konzentrieren. Ihre Aufgaben sind dabei nicht ausschließlich auf finanzielle Fragen beschränkt. Sie sind auch gehalten, den weiteren Ausbau „sozialistischer Wirtschaftsstrukturen in Handwerk und Gewerbe zu fördern“. In Stralsund ist der Anteil individueller, nicht den PGH angeschlossener Betriebe gerade im Bereich des Handwerks noch sehr hoch. So beschäftigen die Produktionsgenossenschaften des Handwerks 850 Mitarbeiter, in den privaten Handwerksbetrieben sind 1.310 Beschäftigte tätig. In seinem Geschäftsbericht für 1968 berichtet der Vorstand auch über das Mitwirken der Bank am Zusammenschluss von 5 selbständigen Friseurbetrieben zur PGH „Ihr Friseur“ und am Beitritt zweier leistungsfähiger Tischlereibetriebe zur bereits bestehenden „PGH Raumkunst“.

Der Kundenstamm erweitert sich um die neu gegründete PGH „Ihr Friseur“ und, als Folge der Umstrukturierungen im Bankwesen, 5 PGH sowie eine FPG des Kreises Grimmen. Der Reingewinn beträgt 61.143,32 Mark. Letztmalig wird in Zuführung zum Reservefonds (27.820,00 Mark) und Zuführung zur Betriebsrücklage (27.043,32 Mark) unterschieden. 4 % werden wie in den vergangenen Jahren auf die Mitgliederguthaben gezahlt. In Verbindung mit der Umgestaltung im Bankwesen gibt sich die Genossenschaftsbank ein neues Statut, das am 24. April 1970 von der Generalversammlung beschlossen wird. Es berücksichtigt neben der veränderten Aufgabenstellung auch das Bemühen um eine verbale Abgrenzung von bundesdeutschen Kreditinstituten. So tritt an die Stelle des Vorstandes ein Genossenschaftsrat, der sich aus drei bis neun durch die Mitgliederversammlung gewählten Mitgliedern und einem delegierten Vertreter des Rates der Stadt zusammensetzen soll. Seine

Der technischen Entwicklung der Zeit folgend beginnt die Genossenschaftsbank im Jahr 1968 als erstes Kreditinstitut Stralsunds mit den Vorbereitungen zur Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung. Die Umstellung von Gehalts- auf Spargirokonten wird abgeschlossen. Dies schließt die Vergabe neuer Kontonummern ein, so dass ab Januar 1969 mit den EDV-tauglichen Konten gearbeitet werden kann. 65 % der Sparkonten werden ebenfalls umgestellt.

Heiterer Blick der Mitarbeiter der Bank auf das ernste Thema „EDVEinführung“

69

Aufgabe besteht hauptsächlich darin, den Direktor der Bank bei der Erfüllung der Aufgaben der Bank zu beraten und zu unterstützen. Der Direktor soll dem Genossenschaftsrat rechenschaftspflichtig sein. Der Aufsichtsrat wird in eine Revisionskommission umgewandelt, die ebenfalls drei bis neun gewählte Mitglieder haben und durch innerbetriebliche Revisionen die Ordnung und Sicherheit der Bankarbeit kontrollieren soll. Des Weiteren werden Reservefonds und Betriebsrücklage in einen unteilbaren Fonds und die Mitgliederguthaben in einen Anteilfonds umgewandelt. Künftig entfällt auch die Festlegung von Kredithöchstgrenzen zur Risikobegrenzung durch die Mitgliederversammlung. Dem neuen Statut entsprechend wählt die Generalversammlung erstmals Genossenschaftsrat und Revisionskommission. Deren personelle Besetzung lehnt sich stark an die der bisherigen Verwaltungsorgane an. Den Genossenschaftsrat bilden Willi Knuth, Willi Behm und Erich Kuhl. Letzteren bestimmt die konstituierende Sitzung zum Vorsitzenden des Genossenschaftsrates. Die erste Revisionskommission besteht aus ­Hans-Joachim Heuer (auf der späteren konstituierenden Sitzung zum Vorsitzenden gewählt), KarlHeinz Ramlow, Hermann Hotze, Werner Schuldt, Hans-Joachim Thoms, Hans-Peter Dobrindt. Statt vom Reingewinn wird künftig vom Nettogewinn gesprochen. Er beträgt in diesem Jahr 70.591,02 Mark. Davon entfallen 64.215,02 Mark auf den unteilbaren Fonds.

Als erstes der Stralsunder Kreditinstitute schließt die Genossenschaftskasse die Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung erfolgreich ab. Auf der Mitgliederversammlung würdigt der stellvertretende Oberbürgermeister Horst Brandt die diesbezüglichen Leistungen der Kasse und ehrt den Leiter der Bank Johannes Heinrich und seinen Stellvertreter Jürgen Küster mit der Medaille „Aktivist der sozialistischen Arbeit“. Entsprechend den Beschlüssen des VIII. Parteitages der SED im Vorjahr nähert sich die DDR in politischen und wirtschaftlichen Fragen weiter an die UdSSR an. Dies äußert sich u. a. im weiteren Ausbau des staatlichen Anteils an Wirtschaftsunternehmen aller Art. Allein im 1. Halbjahr des Jahres 1972 kommt es landesweit zur Überführung von 11.300 Betrieben mit staatlicher Beteiligung, privaten Betrieben im Industrie- und Baubereich und industriell arbeitenden PGH in Staatseigentum. Diese Entwicklung hat auch für die Stralsunder Genossenschaftsbank spürbare Folgen. Erstmals kommt es zu einer Ausgliederung von Betrieben aus der Betreuung durch die Genossenschaftsbank. Die Finanzen der zu VEB umgewandelten industriell produzierenden PGH werden künftig entsprechend der neuen Bankenstruktur von der Industrie- und Handelsbank verwaltet. Im Rechenschaftsbericht des Genossenschaftsrates heißt es in diesem Zusammenhang: „Damit hat sich der Kreis der von den Genossenschaftsbanken betreuten PGH und privaten Betriebe nicht unbedeutend vermindert. Es haben in der inneren Struktur der Genossenschaftsbanken die Verrechnungs- und Sparfunktionen an Bedeutung gewonnen. Die Genossenschaftsbanken üben damit mehr eine mit den Sparkassen vergleichbare Funktion aus.“ Die Wahlen zu Genossenschaftsrat und Revisionskommission bringen auch personelle Veränderungen. Im Genossenschaftsrat tritt Hans-Joachim Heuer, bisher Vorsitzender der Revisionskommission, an die Stelle des durch Tod ausgeschiedenen Friseur­ meisters Erich Kuhl. Für den ebenfalls verstorbenen Kapitän Willi Knuth wird Herbert Hübner gewählt. In die Revisionskommission wählt die Mitgliederversammlung Kurt Nützmann für den künftig im Genossenschaftsrat tätigen Hans-Joachim Heuer. Gerhard Buck ersetzt den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Karl-Heinz Ramlow. 1973 betreut die Genossenschaftskasse 17 PGH, 3 FPG, 8 ELG, 1 sonstige Genossenschaft und zahlreiche private Handwerker, Einzelhändler, Gewerbetreibende und sonstige Bürger des Stadt- und Landkreises Stralsund und des Kreises Grimmen. 82% der Einlagen der Kasse stammen von den Genossenschaften, 88 % der ausgereichten Kredite liegen im Bereich der genossenschaftlichen Wirtschaft. Wiederum zur Abgrenzung von „den kapitalistischen Kreditgenossenschaften der BRD, die oft

70

gliederversammlung Uwe Petrik aus Stahlbrode. Die Genossenschaftskasse reicht Kredite mit einem Gesamtumfang von rund 10 Millionen Mark v. a. an Handwerker und Gewerbetreibende aus. Einen relativ kleinen, aber nicht unwichtigen Anteil haben die an „Bürger zur Befriedigung individueller Bedürfnisse“ vergebenen Kredite, deren Stand zum Jahresschluss 1978 ein Volumen von 284.000 Mark hat.

ähnliche Namen führen“ beschließt der Verbandstag der Genossenschaftsbanken im Dezember 1973 eine Umbenennung der Verbandes in „Verband der Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe der DDR“ und der einzelnen Banken in „Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe der DDR“. Die Mitgliederversammlung bestätigt eine entsprechende Änderung des 1970 in Kraft getretenen Statutes. Paragraph 1 lautet danach: (1) Die Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe der Deutschen Demokratischen Republik­ ist eine sozialistische Genossenschaft und Bestandteil des Bankensystems der Deutschen Demokratischen Republik. (2) Der Name der Kasse lautet: Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe der Deutschen Demokratischen Republik. (3) Ihr Sitz ist Stralsund...“

Die positive Entwicklung der Genossenschaftskasse setzt sich 1979 fort. Der Nettogewinn überschreitet mit 114.524,34 Mark erstmals die 100.000 MarkGrenze. Die Kasse verwaltet einen Geldfonds von 56.594.400 Mark und betreut 6.964 Konten. Im Rechenschaftsbericht wird in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben, dass alle Dienstleistungen für Bürger und Wirtschaft trotz steigenden Zahlungsverkehrs bei gleicher Anzahl an Arbeitskräften und weiter gesenkter Fehlerquote ausgeführt werden.

Alle übrigen Paragraphen erhalten hinsichtlich der Firmenbezeichnung eine entsprechende Veränderung. Der Vorstand betont ausdrücklich, dass sich mit dieser Namensänderung in keiner Weise die Stellung oder die Eigentumsverhältnisse der Bank verändern.

1980 beträgt der Nettogewinn 136.928,61 Mark. Davon werden dem unteilbaren Fonds 132.848,61 Mark zugeführt, 4 % Zinsen (4.080,00 Mark) auf die Guthaben der Mitglieder gezahlt und je 1.000 Mark für den weiteren Aufbau des Tierparks und die internationale Solidarität gespendet.

1975 hat die Genossenschaftskasse 329 Mitglieder und führt 5.826 Konten. Die verwalteten Geldfonds belaufen sich auf 41.764,600 Mark, der Jahresumsatz beträgt 238.528,700 Mark. Der Nettogewinn liegt bei 88.482,98 Mark.

1981 hat die Genossenschaftskasse gute Erfolge bei der „Mobilisierung der freien Mittel der Bevölkerung“. Die Spareinlagen der Bürger wachsen um knappe 2 Millionen Mark auf 38.598.600 Mark. Die staatliche Planauflage wird in diesem Bereich mit 185,6 % erfüllt.

Um die auf dem IX. Parteitag der SED zur Hauptaufgabe erklärte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, also die Verbesserung der materiellen und kulturellen Lebensbedingungen der Bevölkerung zu realisieren, setzt noch im selben Jahr eine umfangreiche Förderung von Handwerk und Gewerbe ein. In Umsetzung des Ministerratsbeschlusses vom 12. Februar 1976 verabschiedet Stralsunds Stadtverordnetenversammlung am 8. Juli 1976 eine Konzeption zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Reparatur-, Dienst- und Versorgungsleistungen für die Bürger. Nach Erteilung neuer Gewerbegenehmigungen nehmen in diesem Jahr in Stralsund und Umgebung 60 neue Handwerker, Gewerbetreibende und Einzelhändler ihre Tätigkeit auf. Sie erhalten bei der Geschäftsgründung aktive Hilfe von der Stralsunder Genossenschaftskasse in Form zinsgünstiger Kredite, aber auch bei allgemeinen Finanzproblemen und in Fragen der Rechnungsführung und Statistik.

Die Revisionskommission erhält ein neues Mitglied. An die Stelle des auf eigenen Wunsch aus Altersgründen ausscheidenden Werner Schuldt tritt Alfred Goldberg. 1982 betreut die Genossenschaftskasse 30 Genossenschaften, zahlreiche private Handwerker und Einzelhändler, Kommissionshändler, Gewerbetreibende und Privatpersonen. Die Genossenschaften bringen 91 % der Einlagen der Kasse ein und nehmen 43 % der Kredite in Anspruch. Die Kreditgewährung erfolgt entsprechend dem Ministerratsbeschluss vom 12. Februar 1976 und der Richtlinie der Staatsbank vom 25. März 1976 zur Förderung privater Einzelhandelsgeschäfte, Gaststätten und Handwerksbetriebe v. a. im Falle einer geplanten Geschäftsgründung oder -übernahme nach wie vor unproblematisch und zu ermäßigten Zinsbedingungen. 1982 liegen die Zinserstattungsansprüche der Kasse gegenüber dem Staatshaushalt, überwiegend aus solchen Krediten, bei 44.093 Mark.

1977 scheidet Hermann Hotze durch Amtsablauf aus der Revisionskommission aus. Da er auf eine erneute Kandidatur verzichtet, wird statt seiner der Vorsitzende der PGH „Maler“ Egon Waldow gewählt. Für den auf eigenen Wunsch ebenfalls ausscheidenden Hans-Peter Dobrint wählt die Mit-

71

Ab März 1983 verfügt die Genossenschaftskasse über die technische Möglichkeit der Datenfernübertragung, die eine erhebliche Kostensenkung mit sich bringt. Neben der jährlichen Spende für den Ausbau des Tierparks unterstützt die Genossenschaftskasse 1984 aus den Nettogewinnen der zwei vorangegangenen Jahre die Vorbereitung der 750-Jahrfeier der Stadt Stralsund mit je Tausend Mark. Statt des verstorbenen Mitgliedes Herbert Hübner wird Kurt Nützmann, bisher Mitglied der Revisionskommission, in den Genossenschaftsrat gewählt. An seiner Stelle wählt die Mitgliederversammlung Günter Graap in die Revisionskommission. Für den nach 39 Jahren der Mitgliedschaft in den Verwaltungsorganen der Bank auf eigenen Wunsch aus Altersgründen ausscheidenden Willi Behm wird 1985 Günter Graap, bisher Mitglied der Revisionskommission, in den Genossenschaftsrat gewählt. Ihn ersetzt in der Revisionskommission Siegfried Schmidt. 1986 erwirtschaftet die Genossenschaftskasse einen Nettogewinn von 171.492,60 Mark. In der Mitgliederversammlung vom 9. April 1987 gibt Hans-Joachim Heuer, Vorsitzender des Genossenschaftsrates, bekannt, dass der langjährige Direktor der Genossenschaftskasse Johannes Heinrich Ende Mai 1987 nach Erreichen des Rentenalters in den Ruhestand tritt. Herr Heuer dankt Herrn H ­ einrich für seine fast 34jährige erfolgreiche Tätigkeit als Direktor. Als seinen Nachfolger stellt er den seit 1964 als seinen Stellvertreter fungierenden Jürgen Küster vor. Er übernimmt die Amtsgeschäfte am 1. Juni 1987.

72

1988 betreut die Genossenschaftskasse 461 Betriebe in den Kreisen Stralsund-Stadt, Stralsund-Land, Grimmen, Rügen und Ribnitz-Damgarten, darunter 17 PGH, 4 FPG, 8 ELG, 248 private Handwerksbetriebe, 23 private Dienstleistungsbetriebe und 30 private Handelsbetriebe. Das Rechnungsjahr 1988 wird mit einer Bilanzsumme von 97.925.700 Mark abgeschlossen. Mit 53.026.000 Mark haben Spareinlagen der Bevölkerung daran einen Anteil von 54,3 %. Die Genossenschaftskasse hat 346 Mitglieder und führt 8.899 Konten. Sie gibt Grund- und Umlaufmittelkredite in Höhe von 6.740.000 Mark sowie Kredite an die Bevölkerung in Höhe von 36.000 Mark aus. Die Eigenmittel der Kasse erhöhen sich auf 2.372.700 Mark. Der Nettogewinn liegt bei 187.247,64 Mark. Die Kontrollorgane der Kasse erhalten je zwei zusätzliche Mitglieder. Neu in den Genossenschaftsrat gewählt wird Alfred Goldberg. Peter-Klaus Haar, Jürgen Grünschläger und HansJoachim Brauch sind die neuen Mitglieder der Revisionskommission. 1989 beläuft sich der Nettogewinn auf 196.654,86 Mark.

73

74

D ie B ank im vereinten D eutschland

75

Kurt W. Frey Bankvorstand 1992 – 2004

Erlebnisbericht Kurt W. Frey 1992‑2004 Bankvorstand „Das 150. Firmenjubiläum der Pommerschen Volksbank eG legt es nahe, den Zeitraum 1990 bis 2000 nachzuzeichnen. Ausgehend von den historischen Rahmenbedingungen beschreibe ich einen Paradigmenwechsel, der geradezu revolutionären Charakter hat. Bankensystem der DDR – Transformation Die Wiedervereinigung stellte eine große Herausforderung für die deutschen Kreditgenossenschaften dar. Die ehemals im Raiffeisenverband organisierten ländlichen Genossenschaften mit Bankgeschäft wurden in der DDR als Bäuerliche Handelsgenossenschaften (BHG) in die Vereinigungen der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) eingegliedert. Aufgabe der VdgB war die Organisation der sozialistischen Dorfgemeinschaft. Das Kreditgeschäft wurde bei der Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft in Berlin zentralisiert. Die Volksbanken wurden in der DDR in Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe umbenannt. 1990 wurde das Bankgeschäft aus den 272 noch existierenden BHG als eigenständige Raiffeisenbanken ausgegliedert. Die Filialen der Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirt-

schaft wurden zum Teil als eigenständige Raiffeisenbanken vor Ort neu gegründet. Ihre Berliner Zentrale ging in das Eigentum der DG BANK - heute DZ-BANK über. Einfacher war es im gewerblichen Sektor. Die 95 Genossenschaftskassen firmierten seit 1990 wieder als Volksbanken. Zugleich stellten die westdeutschen Kreditgenossenschaften den ostdeutschen Genossenschaftsbanken einen Solidarfonds für investive Maßnahmen in Höhe von 280 Millionen DM zur Verfügung. Außerdem gab es praktische Hilfe durch Bankpartnerschaften. Bankkaufleute aus den alten Bundesländern konnten so auf Zeit in den neuen Ländern praktische Aufbauhilfe leisten; ostdeutsche Bankangestellte bekamen in den westdeutschen Genossenschaftsbanken Schnellkurse über das moderne Bankgeschäft.

wurden erneut an das Förderungsprinzip gebunden. Der dreistufige Aufbau des Genossenschaftsbankwesens, geteilt in Ortsbanken, Verbundsinstitute und Zentralbanken, wurde auf Grund einer Krise der DG Bank zunächst beibehalten, zweifelte man doch daran, dass es ihr allein möglich wäre, den Wiederaufbau des genossenschaftlichen Kreditwesens in Ostdeutschland durchzuführen. Die auf der primären Stufe stehenden Genossenschaftsbanken versuchten bereits früh, den Status als Volks- oder Raiffeisenbanken zu erlangen. Bereits im April 1990 fand eine gemeinsame Umwandlung der Genossenschaftskassen in Volksbanken statt. Die Umwandlung der BHG verlief zögerlicher, wurde aber bis zur Einigung Deutschlands ebenfalls vorgenommen. Unmittelbar danach fanden bereits erste Fusionen statt.

Die Annäherung an den Westen

Kreditinstitute in den neuen Bundesländern 1990

Bereits im Jahre 1989 fanden Gespräche zwischen Genossenschaftsvertretern West- und Ostdeutschlands statt. Zur selben Zeit herrschte ebenfalls ein großes Joint-Venture-Angebot seitens westdeutscher Kreditbanken und internationaler, in Ostdeutschland ansässiger Banken vor. Ein erster und wesentlicher Erfolg konnte bereits am 8. März 1990 verzeichnet werden. Genossenschaftskassen und Bäuerliche Handelsgenossenschaften gewannen ihre betriebliche Eigenverantwortung zurück und

76

Zunächst soll die Konkurrenzsituation der Genossenschaftsbanken im ostdeutschen Bankensektor betrachtet werden. Der Anteil der Bankstellen von Genossenschaftsbanken in Ostdeutschland lag mit 46,3% direkt hinter der Sparkasse mit 47,4%. Da die Sparkassen zu DDR-Zeiten 80% der Privatkunden betreuten, befanden sie sich allerdings in einer wesentlich besseren Ausgangslage. Dies ist auch zu erkennen am Anteil des Geschäftsvolumens der

Kreditgenossenschaften, das pro Bankstelle nur 15 Millionen DM umfasste und damit lediglich 7,8% des Marktanteiles ausmachte. Als weiteres Konkurrenzmerkmal ist anzuführen, dass die „Hauptzielgruppe beider (...) der Mittelstand und die Privatkundschaft; auf dem Land, wo sich die Großbanken zurückgezogen haben, (...) oft einzige Wettbewerber sind.“ Ziel der genossenschaftlichen Kreditinstitute musste es also sein, direkt nach dem Mauerfall den Marktanteil, bezogen auf das Geschäftsvolumen, massiv auszubauen und die mit der Neuorientierung der Bankenpolitik verbundene Unsicherheit wechselfreudiger Kunden anderer Kreditinstitute auszunutzen. Die Währungsunion – Die D-Mark für die DDR Noch bevor die beiden deutschen Staaten formell ihre Wiedervereinigung beschlossen, kam die wirtschaftliche Einheit in Gang. Hintergrund war wohl die Tatsache, dass die vielen Flüchtlinge aus der DDR nicht nur vor politischer Unfreiheit flüchteten, sondern vor allem durch den Wohlstand im Westen Deutschlands angezogen wurden. Aus westlicher Sicht konnte einer Massenflucht nur dadurch begegnet werden, dass man das östliche Deutschland wirtschaftlich unterstützte, wofür die noch existierende DDR statt der sozialistischen Planwirtschaft die westliche Marktwirtschaft einführen sollte. Deshalb bot die Bundesregierung der DDR an, eine Wirtschafts- und Währungsunion einzuführen, letzteres nicht zuletzt deshalb, weil die Deutsche Mark sowieso schon seit Jahren eine Art Schattenwährung gewesen war. Bestimmte Dienstleistungen wie z. B. Klempnerarbeiten, gab es schnell praktisch nur auf dem schwarzen Markt gegen DM. Außerdem hatte die DDR selbst zur Zweitklassigkeit ihrer Währung beigetragen, indem sie im Land sogenannte Intershops einrichtete, in denen man west-

liche Konsumgüter gegen harte Devisen (DM, US-Dollar) kaufen konnte. So war in der DDR eine neue Zweiklassengesellschaft entstanden: diejenigen mit Zugang zu harten Währungen, weil sie z. B. Verwandte oder Bekannte im Westen hatten und den anderen, die für Ostmark (Mark der Deutschen Notenbank) nur in den staatlichen „HO-Läden“ einkaufen konnten. Am 1. Juli 1990 wurde dann die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel der DDR eingeführt. Dies war praktisch der wichtigste Schritt in Richtung deutsche Einheit, die am 31.9.1990 vertraglich besiegelt wurde und drei Tage später in Kraft trat. In der Bundesrepublik entfachte sich eine lange Diskussion über die Modalitäten der Währungsumstellung. Wie viel sollte eine Ostmark wert sein? Die Regierung Kohl entschied sich gegen den Widerstand der SPD unter Lafontaine und gegen die Bedenken vieler Wirtschaftswissenschaftler für eine sehr großzügige Regelung. Im Vertrag zur Währungsunion heißt es dazu: Löhne, Gehälter, Stipendien, Renten, Mieten und Pachten sowie weitere wiederkehrende Zahlungen werden im Verhältnis 1 zu 1 umgestellt. Alle anderen auf Mark der Deutschen Demokratischen Republik lautenden Forderungen und Verbindlichkeiten werden grundsätzlich im Verhältnis 2 zu 1 umgestellt, wobei eine Differenzierung nach dem Lebensalter der Berechtigten stattfindet. Das bedeutete, dass viele Bürger der DDR praktisch über Nacht erhebliche DM-Vermögen besaßen. Es bedeutete aber auch, dass Unternehmen jetzt Löhne und Verbindlichkeiten in DM zahlen mussten, was sie angesichts ihres technologischen Rückstandes oft nicht konnten. So gingen viele Firmen pleite. Die Arbeitslosigkeit im Osten stieg rapide an. Im Nachhinein muss man wohl sagen, dass es keine Alternative zur Einführung der D-Mark in der DDR gab, dass jedoch die Umstellung im Verhältnis 1:1 mehr zur kurzfristigen Stabilisie-

77

rung der damaligen Bundesregierung als zur wirtschaftlichen Gesundung der neuen Bundesländer beitrug. Die Pommersche Volksbank Die Satzung der Volksbank Stralsund wurde am 26.4.1990 beschlossen. Die eingetragene Genossenschaft ist aus der Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe der DDR, Stralsund hervorgegangen. Nur wer sich die Zeitenwende 1989/90 vergegenwärtigt, kann den im ersten Jahrzehnt beschrittenen Weg in seiner Tragweite erfassen. So wurde im Zuge der deutschen Vereinigung die rechtliche und institutionelle Grundstruktur des marktwirtschaftlichen Systems der Bundesrepublik transferiert. Hier erfolgten zur gleichen Zeit in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen radikale Brüche. Transformation, vom Standpunkt der Pommerschen Volksbank aus gesehen, bedeutete die gleichzeitige Umformung aller Elemente des bisherigen Betriebes unter weitgehender Beibehaltung des Bankpersonals und des sozialen Umfeldes. In der Spannung zwischen von außen übernommenen Struktur- und Funktionsprinzipien und örtlicher Umsetzung bzw. Umsetzbarkeit wurde die Frage der erfolgreichen Bewältigung dieses fundamentalen Wandels entschieden. Heute können wir mit Fug und Recht feststellen, dass der Wandel mehr als bewältigt wurde. Zur Aufnahme des operativen Geschäfts fehlte schon die grundlegende Büroinfrastruktur. Selbst einfache Vordrucke und Formblätter mussten gemäß neuem Standard eingeführt werden. Um zu einer funktionsfähigen und marktgerechten Genossenschaftsbank zu gelangen, mussten arbeitsfähige Strukturen aufgebaut werden. Für große Investitionsmaßnahmen wurden durch den Solidarfonds des BVR „Investive Maßnahmen“ Finanzmittel von 100 Millionen DM zur Verfügung gestellt. Auch

die Stralsunder Volksbank nahm für erste weitreichende Umbauund Modernisierungsmaßnahmen 1991/92 Mittel in Anspruch. Die Umstellung auf den Universalbankbetrieb unter Wettbewerbsbedingungen beinhaltete für das Personal der Pommerschen Volksbank eine Herausforderung von gewaltigem Ausmaß. Für mich war dieser Teil meiner Leitungs- und Führungsaufgabe mit einer Ungeduld verbunden, die Mitarbeiter dazu zu bringen, zu verstehen, dass an Stelle umfassender planwirtschaftlicher Ziele individuelle Verantwortung wahrzunehmen ist. Natürlich waren am Anfang die Mannschaftsleistung (Kollektivgeist), das Engagement und die Bereitschaft zum Improvisieren und Verändern von Nutzen. Danach lag jedoch der Erfolgsfaktor der PVB für die Bewältigung der betrieblichen Umstellung und dem Bestehen auf dem harten Bankenmarkt in der Qualifikation und Selbständigkeit jedes Einzelnen, sei es im Management, sei es bei den Mitarbeitern. Nur so konnte sich die PVB seit der Wiedervereinigung den Bedürfnissen ihrer Mitglieder und Kunden optimal anpassen. Sie ist inzwischen die größte Genossenschaftsbank in Mecklenburg-Vorpommern und kann deshalb auf Grund einer guten Eigenkapital- und Ertragslage aktuellen Trends und auch wirtschaftlichen Krisen trotzen.

vergessen, was man gelernt hatte – sie mussten auch im privaten Bereich alles neu gestalten.“ Bildlich gesprochen hatte jeder DDR-Bürger einen Hut aufgesetzt bekommen, der vom Kopf bis zu den Knöcheln reichte. Das Vorstands-Duo der ersten Jahre mit Herrn Küster und mir bewies auch, dass weder westdeutsche Besserwisserei noch ostdeutsche Selbstquälerei zu Blöcken wurden. Im Gegenteil, die Zusammensetzung aus einem Vorstandsmitglied Ost und einem Vorstandsmitglied West war, wie auch bei vielen anderen Volksbanken, eine geschickte und die Zukunft sichernde Lösung für die PVB.“

Der Aufbau der Strukturen beleuchtet nur einen Teil des Umbaus von einer Zahlstelle zur Universalbank. Die Hauptlast der Transformation wurde von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen, die vor Ort die Strukturen aufbauten, sie ausfüllten und durch ihren Einsatz den Aufbau der Pommerschen Volksbank erst ermöglichten. Das Ausmaß der Veränderung lässt sich wie folgt zusammenfassen: „Die Führungskräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das umsetzen mussten, mussten ja im Zuge der Herstellung der deutschen Einheit nicht nur für ihren Job völlig neu lernen – man konnte ja fast alles

78

standsvorsitzender sowie Ernst-Peter Lobeck und Alfred Goldberg an. Im Rahmen ihrer Bemühungen um Geschäftsbeziehungen mit Banken des Beitrittsgebietes beruft die Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank Hamburg Jürgen Küster kurz darauf als einzigen Vertreter der neuen Bundesländer in den Aufsichtsrat ihrer Bank. Diese Funktion hat er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2000 inne.

Umwandlung zur Volksbank Stralsund eG Das Jahr 1990 bringt die tiefgreifendste politische Veränderung der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bereits im Herbst des Vorjahres setzt eine von verschiedenen oppositionellen Gruppen initiierte friedliche Protestbewegung mit dem Ziel einer umfassenden Reform der sozialistischen Gesellschaft der DDR ein. Daraus entwickelt sich in kurzer Zeit eine landesweite Massenbewegung, die eine Wiedervereinigung beider deutscher Staaten fordert. In dieser Situation offeriert die Regierung der Bundesrepublik Deutschland die Vorbereitung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Angesichts massiver wirtschaftlicher Schwierigkeiten und sich immer mehr ausweitender Massenabwanderungen von DDR-Bürgern in die BRD spricht sich die DDRRegierung am 1. Februar 1990 für die Ausarbeitung eines entsprechenden Vertrages aus.

Die Bank hat derzeit 21 Mitarbeiter, die vor der außerordentlichen Herausforderung stehen, sich in kürzester Zeit von sozialistischer Planwirtschaft auf marktwirtschaftlichen Bankbetrieb umzustellen und Geschäftsbereiche, die wie beispielsweise der Wertpapierhandel lange Zeit nicht bedient werden konnten, neu aufzulegen. Mit großem persönlichen Engagement der Leitung wie aller Angestellten und dank der personellen und technischen Hilfe und Unterstützung durch die Volksbank Kiel gelingt diese Umstellung ohne größere Probleme.

Am 1. Juli 1990 kommt es zur Währungsunion. Ab sofort ist die Deutsche Mark offizielles Zahlungsmittel der DDR. Der Vertrag über die deutsche Einheit wird am 31. September unterzeichnet und tritt am 3. Oktober in Kraft. Im Rahmen der Reform des Bankwesens der DDR in Vorbereitung auf die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten kommt es u. a. zur Umwandlung der Vereinigungen der gegenseitigen Bauernhilfe - Bäuerliche Handelsgenossenschaften (VdgB BHG) in Raiffeisenbanken sowie zur Umwandlung der Genossenschaftskassen der DDR in Volksbanken. Die Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe Stralsund wird dem auf der Mitgliederversammlung vom 26. April 1990 beschlossenen Statut folgend zur Volksbank Stralsund eG. Sie versteht sich als eine Bank für das Handwerk und Gewerbe, für mittelständische Betriebe und Privatkunden, denen die Volksbank das gesamte Angebot an Bankleistungen von der Kontoführung über Kredite, Wertpapiergeschäfte bis hin zu Vermögensberatung und -verwaltung bietet. Mit der Satzung werden folgende weitere wesentliche Veränderungen beschlossen: - Festlegung des Aufsichtsrates auf 6 Personen - Höhe der Geschäftsanteile: 200,00 Mark - Nachschusspflicht in Höhe der Geschäftsanteile - Bildung einer gesetzlichen Rücklage in Höhe von mindestens 25 % des Jahresüberschusses - Bildung einer weiteren Ergebnisrücklage in Höhe von mindestens 50 % des Jahresüberschusses In den zu bildenden Aufsichtsrat wählt die Mitgliederversammlung Frau Koski und die Herren Haar (künftiger Vorsitzender des Aufsichtsrates), Brauch, Schmidt, Grünschläger und Waldow. Hans-Joachim Thoms wird Ehrenmitglied mit beratender Stimme. Dem Vorstand gehören Jürgen Küster als Vor-

79

Umbau der Hauptstelle 1991 beginnt der Umbau der Geschäftsstelle in der Mönchstraße 24 zwecks Anpassung an die veränderten Kundenbedürfnisse. Während der Bauarbeiten betreuen die 28 Mitarbeiter der Bank ihre Kunden in einem Container auf dem benachbarten Grundstück Bielkenhagen 1 – 4. Am 27. Januar 1992 eröffnet die Bank ihre umgestalteten Geschäftsräume in der Mönchstraße 24 für den Kundenverkehr. Alle Büros sind komplett renoviert, die Schalterhalle neu gestaltet. Im Bedienungsraum trennt nun kein Tresen mehr die Mitarbeiter der Bank von ihren Kunden. Computergestützte Arbeitsplätze verteilen sich über den gesamten Raum. In Separées können vertrauliche Beratungsgespräche geführt werden. Die Kasse mit zwei Arbeitsplätzen ist nach modernen Sicherheitsstandards gestaltet und arbeitet mit automatischen Geldgebern. Ab sofort besteht auch die Möglichkeit der Selbstbedienung. Dafür stehen den Kunden Kontoauszugdrucker und Geldautomaten zur Verfügung.

Bankbetrieb auf engstem Raum

Seit der Währungsunion am 1. Juli 1990 bis 1992 verdoppelt sich die Kundenzahl, die Zahl der Kredite ist gar sechs Mal so hoch. Dabei erhöht sich die Anzahl der Mitarbeiter nur um die Hälfte. Sie bewältigen die anfallende Arbeit dank moderner Technik.

Während der Bauarbeiten dient der Container gleichermaßen als Kassen-, Schalter-, Arbeits- und Aufenthaltsraum

Der neue Eingangs­bereich 80

Die Bank geht ihren Weg

Fusion mit der Raiffeisenbank Stralsund eG

Trotz der Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wächst die Bilanzsumme der Volksbank 1994 um mehr als 11 Prozent auf 264 Millionen DM. Zuwächse gibt es auch im Immobilien-Service und im Kreditbereich, v. a. durch langfristige Kredite für den Mittelstand und Wohnungsbaukredite für Privatpersonen. Die Zahl der Mitglieder steigt um 23 % auf 1.309 Bankteilhaber, 18.000 Kunden werden in 8 Filialen betreut.

Im Jahr 1992 erfolgt auch die erste von mehreren Fusionen mit Kreditinstituten der Region. Die Volksbank Stralsund eG verschmilzt mit der Raiffeisenbank Stralsund eG zur Stralsunder Volksbank eG. Die Fusion der beiden genossenschaftlichen Kreditinstitute soll die geschäftlichen Grundlagen der Bank erweitern, deren Leistungsfähigkeit erhöhen und durch Aufhebung einer Konkurrenzsituation die kreditgenossenschaftliche Marktposition am Standort Stralsund nachhaltig sichern. Mit einer Bilanzsumme von rund 200 Millionen DM stellt das neue Institut eine leistungsstarke und dennoch überschaubare Betriebsgröße dar. Geführt wird es von den beiden hauptamtlichen Vorständen Jürgen Küster und Kurt W. Frey (ehemals Raiffeisenbank Stralsund). Die bisherigen ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder Alfred Goldberg und Dr. Harald Stobinsky werden in den neuen Aufsichtsrat gewählt, dessen Vorsitz Friseurmeister Klaus-Peter Haar, Vorsitzender der Handwerkskammer, inne hat. Hauptsitz der Bank ist die Mönchstraße 24. Die bisherige Raiffeisenbank am Alten Markt 8 dient nach Abschluss der Modernisierung im Jahr 1994 als Hauptzweigstelle. Auch die Geschäftsstellen in Altenpleen, Franzburg, Martensdorf, Prohn, Tribsees und Velgast bleiben bestehen. Die Bank beschäftigt 67 Mitarbeiter. Fusionsbedingte Kündigungen gibt es nicht.

Die Hauptzweigstelle der Volksbank am Alten Markt in Stralsund wird am 7. Oktober nach umfangreichen Umbau- und Modernisierungsarbeiten, die bei laufendem Bankbetrieb stattfinden, an Mitarbeiter und Kunden übergeben. Ihnen steht nun eine hochmoderne Filiale mit kundenfreundlicher, behindertengerechter Raumaufteilung und Ausstattung zur Verfügung, die gleichzeitig alle Voraussetzungen für einen rationalen Betriebsablauf und optimale Arbeitsbedingungen für die Bankmitarbeiter bietet. Kreishandwerksmeister KlausPeter Haar, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bank, betont bei der feierlichen Einweihung die persönliche, angenehme Atmosphäre und wünscht der Volksbank, ihren Mitgliedern und Kunden in Anlehnung an die Handbreit Wasser unter dem Kiel aus der Seefahrt „immer einen Pfennig in der Kasse - es darf aber getrost auch etwas mehr sein!“ 1995 werden in Stralsund im Linden-Center und am Heinrich-Heine-Ring 111 neue Zweigstellen eröffnet.

Die Raiffeisenbank Stralsund eG Zur Geschichte der Raiffeisenbank Stralsund sind nur wenige Unterlagen überliefert. Am 24. Januar 1922 wurde die Stralsunder Spar- und Darlehenskasse eGmbH mit Sitz in Stralsund unter der Nummer 48 in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichtes Stralsund eingetragen. Als Vorstand fungierten die Ackerbürger Paul Kartheur und Friedrich Dinsel sowie der Kaufmann Ernst Brekenfeld. Das erste Statut datiert vom 30. September 1921. Am 18. Mai 1942 wurde die Kasse aus dem Genossenschaftsregister gelöscht. Im Genossenschaftseintrag zur Raiffeisenbank Stralsund eG findet sich der Hinweis, dass der VdgB BHG Stralsund mit Sitz in Martensdorf, eingetragen in das Genossenschaftsregister des Kreises Stralsund, am 17. Juli 1990 ein neues Statut annahm und in eine Genossenschaft mit dem Namen Raiffeisenbank eG Stralsund umgewandelt wurde. Am 23. April 1992 beschloss die Generalversammlung der Raiffeisenbank Stralsund die Verschmelzung mit der Volksbank Stralsund durch Übertragung. Dem stimmte die Generalversammlung der Volksbank Stralsund eG am 1. Juni 1992 zu.

Zweigstelle Alter Markt 8 in Stralsund

Neubau der Zweigstelle Heinrich-HeineRing 111

81

Im Jahresabschluss für 1998 wird die Entwicklung der Ertragslage, die sich im Rahmen vergleichbarer Volksbanken und Raiffeisenbanken bewegt, als zufriedenstellend gewertet. Der Jahresüberschuss beträgt 393.289,21 DM. Davon gehen je 150.000 DM in die gesetzliche Rücklage und andere Ergebnisrücklagen ein. 91.492,80 DM (5,6 %) werden als Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet. Die Volksbank ist zweitgrößter Steuerzahler Stralsunds. Von den abgeführten 2,4 Millionen DM Steuern kommen 800.000 DM Gewerbesteuer direkt der Stadt Stralsund zugute.

Der Euro kommt Am 1. Januar 1999, 3 Jahre vor Ausgabe der realen Banknoten, wird im Rahmen der Gründung der Europäischen Union mit Deutschland als einem von zunächst 11 Mitgliedsländern der Euro als europäische Verrechnungswährung eingeführt. Die Kunden der Volksbank haben die Möglichkeit, ihr Konto bereits in Euro führen und den bargeldlosen Zahlungsverkehr in der neuen Währung abwickeln zu lassen.

Die Hauptstelle wird zu klein Für die Stralsunder Volksbank bringt das erste Jahr des neuen Jahrtausends weitere Veränderungen. Am 7. April erfolgt neben dem Bankgebäude in der Mönchstraße 24 der symbolische erste Spatenstich für einen neuen Geschäftshausanbau. Am 2. Juli 2000 wird das langjährige Vorstandsmitglied Jürgen Küster aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Er hatte seine Tätigkeit in der Bank im Oktober 1964 als Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden Johannes Heinrich begonnen und war seit Mai 1987 dessen Nachfolger.

Grundsteinlegung des neuen Bankgebäudes

Archäologin ­Verena Hoffmann mit Fundstücken (li.) Die neue Geschäftsstelle im Rohbau (re.)

Die archäologische Grabung auf dem Baugelände fördert interessante Geschichtszeugnisse zu Tage

82

Fusion mit der Raiffeisenbank eG Grimmen Die Stralsunder Volksbank eG fusioniert mit der Raiffeisenbank eG Grimmen, ohne den Namen zu ändern.

Langjährige Weggefährten verabschieden Jürgen Küster

Erste Gespräche der Vorstände beider Banken gibt es bereits 1998. Im November 1999 werden den Mitgliedern die Fusionspläne vorgestellt, auf der Generalversammlung am 23. Mai 2000 kommt es zum einstimmigen Votum für den Zusammenschluss. Damit folgen die Kreditinstitute ein weiteres Mal einem bundesweiten Trend mit dem Ziel der Verbesserung der Leistungsfähigkeit und des Service sowie einer langfristigen Existenzsicherung bei Beibehaltung eines überschaubaren Geschäftsbereiches.

Jürgen Küster (rechts) mit Vorstand Kurt W. Frey

Nach der Fusion verfügt die Stralsunder Volksbank über 12 Filialen und eine mobile Bus-Zweigstelle. Die Bilanzsumme liegt bei rund 500 Millionen DM. Die Zahl der Konten addiert sich auf 43.300, von denen die Stralsunder 29.300 einbringen.

Langjährige Weggefährten verabschieden Jürgen Küster Jürgen Küster, Ehefrau Ilse, Vorsitzender des Aufsichtsrates Klaus-Peter Haar (v.r.n.l.)

83

Das VolksbankGebäude in Grimmen

Geschichte der Raiffeisenbank Grimmen Die Grimmer ländliche Spar- und Darlehenskasse eGmbH mit Sitz in Grimmen, Vorläufer der Raiffeisenbank eG Grimmen, wurde am 25. Mai 1895 gegründet. Die Eintragungen im Genossenschaftsregister des Amtsgerichtes Grimmen beginnen 1904 und enden 1951. Aus ihnen geht hervor, dass die Generalversammlung am 17. November 1924 die Umfirmierung in Grimmer Bank eGmbH mit Sitz in Grimmen beschlossen hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließ die Sowjetische Militäradministration die Raiffeisengenossenschaften wieder zu. Die Grimmer Kreditgenossenschaft nannte sich ab dem 9. Februar 1946 Raiffeisenkasse Grimmen eGmbH und ab dem 24. November 1947 Raiffeisenbank Grimmen eGmbH. Im Zuge der Zusammenlegung der Raiffeisenbanken mit den Vereinigungen der gegenseitigen Bauernhil-

2001 Eröffnung der Zweigstelle in Stralsund im Strelapark

84

fe (VdgB) im Jahr 1950 wurde die Raiffeisenbank Grimmen am 24. März 1950 in Landwirtschaftliche Genossenschaft ­Grimmen und Umgebung eGmbH mit Sitz in ­Grimmen umgewandelt. Entsprechend dem Verschmelzungsvertrag vom 19. Dezember 1950 sowie dem Beschluss der Generalversammlung vom 10. Februar 1951 fusionierte sie mit der Raiffeisen Pferdezuchtgenossenschaft mbH für den Kreis Grimmen. Ebenfalls 1951 entstand durch die Verschmelzung mit der Ortsvereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe Grimmen die VdgB BHG Grimmen. Aus dieser VdgB ging die Raiffeisenbank Grimmen hervor. Das erste Statut der anfangs als Raiffeisenbank und Handelsgenossenschaft Grimmen eG eingetragenen Genossenschaft wurde am 14. Juli 1990 unterzeichnet. 1993 wurde die Umfirmierung in Raiffeisenbank eG Grimmen in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Stralsund eingetragen. Die Generalversammlung beschloss am 4. Mai 2000 die Verschmelzung mit der Volksbank Stralsund durch Übertragung.

Der Euro als Bargeld

Verschmelzung mit der Volksbank eG Ribnitz-Damgarten

Ab dem 1. Januar dieses Jahres ist der Euro neues gesetzliches Zahlungsmittel. Bereits am 17. Dezember 2001 erhalten auch Kunden der Volksbank auf Wunsch für 20 DM ein Starterpaket mit Euromünzen in Höhe von umgerechnet 10,23 Euro. Die Umstellung auf die neue Währung in den Filialen der Bank erfolgt reibungslos. Der schwierigen wirtschaftlichen Lage 2002 in Mecklenburg-Vorpommern mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen und der dadurch bedingten hohen Arbeitslosigkeit ist der leichte Rückgang der Bilanzsumme auf 331.646.000 Euro geschuldet. Die Nachfrage der Bankkunden nach Krediten sinkt deutlich, bei den Kundeneinlagen ist mit 117.933.000 Euro jedoch ein Zuwachs zu verzeichnen. Die Eigenmittelausstattung verbessert sich und entspricht den gesetzlichen Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Der Jahresüberschuss beträgt 806.000 Euro. Die Volksbank hat durchschnittlich 99 Vollzeit- und 9 Teilzeitbeschäftigte.

Die Stralsunder Volksbank eG schließt sich ohne Namensänderung mit der Volksbank eG RibnitzDamgarten zusammen. Der so nochmals erweiterte Bankenverbund zählt rund 5500 Anteilseigner und weist eine Bilanzsumme von 649 Millionen DM auf. Etwa 10 Millionen der nunmehr 35 Millionen Mark Eigenkapital bringt die Volksbank Ribnitz-Damgarten in die Verbindung ein. Geschichte der Volksbank Ribnitz-Damgarten Es existieren kaum noch Unterlagen. Sie wurde wie sämtliche VdgB BHG 1990 in eine Raiffeisenbank, die Raiffeisenbank und Handelsgenossenschaft eG Ribnitz-Damgarten umgewandelt. 1991 entfiel das „und Handelsgenossenschaft“ im Namen und am 29. Oktober 1992 beschloss die Generalversammlung die Umfirmierung in Volksbank eG mit Sitz in Ribnitz-Damgarten. Am 31. Mai 2001 stimmte die Generalversammlung dem Verschmelzungsvertrag mit der Stralsunder Volksbank eG zu.

Volksbank RibnitzDamgarten Am Markt 1

85

Das neue Bankgebäude

DER ERWEITERUNGSBAU FÜR DIE HAUPTSTELLE WIRD IN BETRIEB GENOMMEN Am 25. Januar 2002 wird mit einem Festakt der Erweiterungsbau für die Hauptgeschäftsstelle Mönchstraße 24 auf den Grundstücken Bielkenhagen 1 - 4 eingeweiht. Der Neubau erfüllt die Ansprüche an ein funktionelles Bankgebäude und trägt trotz der modernen architektonischen Formensprache, für die Architekt Reiner Niemesch verantwortlich zeichnet, dem Standort in der historischen Altstadt Rechung. Durch die direkte Verbindung mit der Mönchstraße

Architekt Reiner Niemesch (links) und Vorstand Kurt W. Frey während des Festaktes

86

24 bestehen beste Bedingungen für Kundenservice und störungsfreie Beratung sowie erweiterte Möglichkeiten zur Selbstbedienung rund um die Uhr, unabhängig von den Öffnungszeiten der Bank. Dabei entscheidet immer der Kunde, ob er der persönlichen Betreuung durch einen Mitarbeiter oder der Selbstbedienung den Vorzug gibt.

Programmfolge für den Festakt zur Einweihung (li.) Werbematerial zum Tag der offenen Tür anlässlich der Eröffnung (re.)

Grundriss der neuen GesamtGeschäftsstelle

Neubau am Tag der Eröffnung (re.) Mitarbeiter im neuen Treppenhaus (li.)

87

1990 erfolgte die Umwandlung zur Volksbank Rügen eG, 1998 die Verschmelzung mit der Raiffeisenbank Rügen eG und die Umbenennung in Volksund Raiffeisenbank Rügen eG.

Vereinigung mit der Volks- und Raiffeisenbank Rügen eG zur Pommerschen Volksbank eG Die durch die Fusionen der vergangenen Jahre stetig weiter gewachsene Stralsunder Volksbank tritt erneut als übernehmende Genossenschaft auf. Sie vereinigt sich mit der Volks- und Raiffeisenbank Rügen eG zur Pommerschen Volksbank eG.

Die Volks- und Raiffeisenbank Rügen eG Der früheste Vorläufer der Volks- und Raiffeisenbank Rügen eG war die 1901 gegründete Ländliche Spar- und Darlehenskasse eGmbH zu Zirkow, die 1922 in Spar- und Darlehenskasse Bergen-Zirkow eGmbH und 1929 in Bergener Bank eGmbH umfirmierte. 1934 verschmolz sie mit der 1858 gegründeten Rügenschen Bank und nannte sich Bergener Bank für Gewerbe und Landwirtschaft eGmbH. 1934/35 übernahm sie die seit 1904 bestehende Binzer Bank und nannte sich ab 1938 Volksbank Bergen eGmbH Bank und Sparkasse. Die 1946 wieder eröffnete Bergener Volksbank wurde 1947 zur Bergener Bank eGmbH, Bank für Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft und im selben Jahr zur Bank für Handwerk und Gewerbe eGmbH in Bergen auf Rügen umbenannt. 1951 verschmolz sie mit der Göhrener Bank eGmbH, der Raiffeisenkasse Sellin eGmbH und der Lauterbacher Bank eGmbH und 1968 schließlich mit der Bank für Handwerk und Gewerbe eGmbH Saßnitz/Rügen. Sie nannte sich nun Bank für Handwerk und Gewerbe Rügen. Ab 1970 hieß sie Genossenschaftsbank für Handwerk und Gewerbe Rügen mit Sitz in Bergen, ab 1974 Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe Rügen.

Grafik zu „GABI“

88

Der Verschmelzungsvertrag Die jüngste Fusion zur Pommerschen Volksbank hat sich im Bankalltag erfolgreich bewährt. Eine der letzten Veränderungen in diesem Zusammenhang bringt die Wahl zum Aufsichtsrat durch die Vertreterversammlung am 26.11.2003. Der Aufsichtsrat besteht seit der Fusion aus 17 Mitgliedern, deren Zahl sich laut Verschmelzungsvertrag nach einem Übergangszeitraum von drei Jahren auf 9 Personen reduzieren soll. Am 16. September 2004 beschließt der Aufsichtsrat die vorzeitige Umsetzung dieser Festlegung. Zur Gewährleistung einer angemessenen Vertretung der einzelnen Regionen des Geschäftsgebietes erhält Stralsund 3 Mandate, je 2 verteilen sich auf Grimmen, Ribnitz-Damgarten und Rügen. Die Vertreterversammlung wählt für den Bereich Stralsund die Herren Brauch, Hoth und Dr. Stobinsky, für Grimmen Herrn Dr. Steyer und Herrn Witt, für Rügen Herrn Noack und Herrn Ratzke und für Ribnitz-Damgarten die Herren Paul und Schrader. Herr Schrader bleibt Aufsichtsratsvorsitzender. Die Bank verwaltet im Einlagengeschäft 425 Mio. Euro in Form von Spareinlagen, Festgeldern und Kontokorrentguthaben sowie weitere 95 Mio. Euro Kundeneinlagen in renditestärkeren Produkten bei den Finanz-Verbundpartnern der Bank. GABI Um Einlagenverlusten durch die wachsende Konkurrenz der Direktbanken entgegenzuwirken, bietet die Volksbank ihren Kunden ab 2004 als neues Produkt das Tagesgeldkonto „GABI“ an, dessen Ertrag an die Entwicklung des Deutschen

Aktienindex gekoppelt ist. GABI ermöglicht einen maximalen Wochenzins von 5 % bei täglicher Verfügbarkeit des angelegten Geldes und absoluter Kapitalgarantie.

zum 20. Mal statt. Jung und Alt trifft sich hier, um per Rad oder zu Fuß die nähere Umgebung zu erkunden. Von Jahr zu Jahr steigen die Teilnehmerzahlen.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland ist die Geschäftsentwicklung 2004 wiederum zufriedenstellend. Die Bilanzsumme liegt mit 515.834.000 Euro um 1,5 % höher als im Vorjahr. Auch das bilanzielle Eigenkapital sowie die Eigenmittelausstattung, wesentliche Grundlage einer soliden Geschäftspolitik, entwickeln sich positiv. Das Eigenkapital laut Bilanz erhöht sich um 0,2 % auf 30.268.000 Euro. Auf Grund der positiven Ertragslage der Bank - der Bilanzgewinn liegt bei 862.744,03 DM - wird an die Bankteilhaber wiederum eine Dividende von 6,0 % ausgezahlt.

An vier Wochenenden im Jahr treffen sich zahlreiche Schaulustige zu den populären Stock-CarRennen im Hexenkessel zu Appelshof bei Grimmen, das die Volksbank ebenfalls seit langem unterstützt. Mehrere tausend interessierte Menschen finden sich dann dort bei Wind und Wetter ein, um ihren Favoriten zuzujubeln. An ihrer sportlichen Leistung orientierte Förderung erfährt auch die junge, aufstrebende Fußballmannschaft des TSV 1860 Stralsund e.V. Ein wichtiges Ziel verfolgt die im Jahr 2002 gegründete Stiftung „Jung für Alt und Alt für Jung“ der

Förderer in der Region Zeit ihres Bestehens ist die Volksbank auf besondere Weise mit ihrer Region und den dort lebenden Menschen verbunden. Daher ist sie in ihrem Geschäftsgebiet nicht nur durch ihre Zweigstellen vertreten, sondern fördert Kultur und Sport aktiv durch die Ausrichtung und Unterstützung kultureller und sportlicher Veranstaltungen, die einen breiten Personenkreis erreichen. Einige dieser Veranstaltungen haben mittlerweile eine lange Tradition. So findet am 15. Oktober 2006 der Volkswandertag, den die Volksbank gemeinsam mit dem Sportbund der Hansestadt Stralsund und des Kreises Nordvorpommern ausrichtet, bereits

Walker und Radler kurz vor dem Start

89

Hanno Löber vom Immenhof Daskow führt die Kinder in die Geheimnisse der Imkerei ein

Pommerschen Volksbank, die seit 2004 mit unterschiedlichsten Veranstaltungen der Vereinsamung der älteren Generation und der Kluft zwischen Jugend und Alter entgegenwirkt und Veranstaltungen und Projekte fördert, die dazu beitragen, dass sich die Generationen näher kommen und voneinander lernen können. Eins dieser Projekte für 2006 führt Kinder unter dem Motto „Flotte Biene - blühende Umwelt“ in die Imkerei ein. Die

Kinder erfahren, wie wichtig die Biene im Kreislauf der Natur ist, staunen darüber, dass ein Volk von 50.000 Bienen pro Tag rund 3 Millionen Blüten bestäuben kann und können sich selbst als Nachwuchsimker versuchen. „Jugend creativ“, so lautet seit 36 Jahren das Motto eines internationalen Mal- und Zeichenwettbewerbs der Genossenschaftsbanken in Frankreich, Finnland, Luxemburg, Österreich, Italien, der Schweiz und Deutschland, den die Pommersche Volksbank für den Raum Stralsund und Umgebung ausrichtet. Hier sind Schüler aufgerufen, sich mit Mal- und Zeichenarbeiten zu Themen wie Naturschutz oder soziales Engagement zu äußern. Auf diese Weise wird ihre Auseinandersetzung mit Fragen ihrer Umwelt und ihr kreatives Denken gefördert.

Junge Imker bei der Arbeit (li.) Logo des Jugendwettbewerbs (re.)

90

Die Volksbank ist Förderer zahlreicher weiterer Projekte. So ist sie seit Jahren Partner und mit der historischen Münzpräge Aussteller der Wallensteintage, unterstützt die Aktion „Sterne des Sports“, Museen, Musikschulen oder Theater- und Tanzgruppen der Region.

Nachwuchsimkerin MaikeJulia malte Bienen bei der Honigsuche

2007 setzt sich der Vorstand aus den hauptamtlichen Geschäftsleitern Holger Scheew und Thomas Auerswald zusammen. Zum Aufsichtsrat gehören Manfred Schrader als Vorsitzender, die Geschäftsführer Dr. Wolfgang Steyer, Karl-Heinz Ratzke, Dr. Harald Stobinsky und Joachim Witt, der Rechtsanwalt Hans-Joachim Brauch und die Unternehmer Siegfried Paul und Dietmar Noack. Die Mitarbeiterzahl hat sich zu diesem Zeitpunkt auf 106 Vollzeit- und 25 Teilzeitmitarbeiter eingependelt. Zudem beschäftigt die Pommersche Volksbank 8 Auszubildende. Am Ende des Geschäftsjahres steht eine Bilanzsumme von 495 Millionen Euro zu Buche. Einschließlich der Werte genossenschaftlicher Finanzverbundpartner betreut die Volksbank für ihre 53.369 Kunden 530 Millionen Euro Geldanlagen und 317 Millionen Euro Kredite. Bernhard Feldmann, der von 1994 bis 1999 die Volksbank Demmin leitete und anschließend im Vorstand einer Genossenschaftsbank im Raum Bielefeld tätig war, löst 2008 Thomas Auersbach ab, der zur Volksbank Leipzig wechselt.

Die Juri bei der Auswahl der Preisträger

Die Filialen am Heinrich-Heine-Ring und im Strelapark erhalten 2009 ein neues Gesicht. Kunden und Mitarbeitern stehen damit Bankautomaten und Terminals auf dem neuesten Stand der Technik und komfortable Beratungsräume mit barrierefreiem Zugang zur Verfügung. Ähnliche Modernisierungen zur Sicherung eines einheitlich hohen Standards sind in der Folgezeit in neun weiteren Geschäftsstellen, darunter in Grimmen und Bad Sülze, geplant.

91

2010 – Das Jubiläumsjahr 150 Jahre nach ihrer Gründung als Stralsunder Credit-Verein hat sich die Pommersche Volksbank zu einem modernen, leistungsfähigen Unternehmen entwickelt, das sich nach wie vor dem Gründungsgedanken verpflichtet fühlt, durch Hilfe zur Selbsthilfe die Wettbewerbsfähigkeit v. a. von Handwerkern und Kleinunternehmen zu stärken. Heute ist sie die größte selbständige und rein privat organisierte Genossenschaftsbank MecklenburgVorpommerns mit einer Bilanzsumme von mehr als einer halben Milliarde Euro und einer Geschäftsgebietsausdehnung, die größer ist als die des Saarlandes. Der langjährige Vorstand Kurt W. Frey formulierte das Erfolgsrezept der Volksbank einmal folgendermaßen: „Ziel der Pommerschen Volksbank war nicht die Angleichung an Mitbewerber, sondern im Gegenteil die zunehmende Unterscheidung von ihnen durch Ausprägung unserer speziellen Stärken bzw. der speziellen Stärken unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.“ Anders als Groß- oder Direktbanken ist die Volksbank in der Region verwurzelt. 25 Geschäftsstellen ermöglichen besondere Nähe zu den rund 51.000 Kunden, von denen derzeit 6.742 Genossenschafter und damit auch Teilhaber der Bank sind. Sie vor allem machen die Stärke des Kreditinstitutes aus. Die umfassende Berücksichtigung der Bedürfnisse der Kunden hat oberste Priorität. Individuelle Beratung und Betreuung ist Hauptaufgabe der derzeit 128 Mitarbeiter und 10 Auszubildenden, deren engagierte Arbeit wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung der Bank hat. Mitglieder und Kunden können alle Dienstleistungen einer Universalbank vom Kreditgeschäft bis zum Zahlungsverkehr im In- und Ausland, von verschiedensten Anlagemöglichkeiten bis hin zu Versicherungen in Anspruch nehmen. Hierzu kann die Pommersche Volksbank auf das Leistungsspektrum des gesamten genossenschaftlichen FinanzVerbund zurückgreifen, der mit wichtigen Spezialinstituten wie der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG oder der R+V- Versicherung AG die Möglichkeiten der Bank erweitert. Die vergangenen 150 Jahre waren ebenso reich an Veränderungen und Turbulenzen wie an Erfolgen. Die Zukunft wird neue Herausforderungen mit sich bringen. Die Verwirklichung des Genossenschaftsgedankens der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, die Besinnung auf die Kräfte und Möglichkeiten von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verbindet, wird dazu beitragen, dass die erfolgreiche Geschichte der Pommerschen Volksbank auch künftig weitergeschrieben wird.

92

Der FinanzVerbund der Volksbanken und Raiffeisenbanken

93

94

IMPRESSUM

150 JAHRE POMMERSCHE VOLKSBANK eG CHRONIK EINER ERFOLGSGESCHICHTE

HERAUSGEBER Pommersche Volksbank eG Mönchstraße 24 | D-18439 Stralsund Telefon: 0 38 31 / 26 91 - 0  Tefefax: 0 38 31 / 26 91 - 90 E-Mail: [email protected] Web: www.pommerscheVB.de TEXT + BILD: Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund am Johanniskloster 35 | D-18439 Stralsund Telefon 0 38 31 / 29 33 20 Telefax: 0 38 31 / 29 33 20 Dr. Regina Nehmzow Dr. Andreas Neumerkel Andrea Hanisch + Pommersche Volksbank eG Stralsund LAYOUT + GRAFIK DRUCK + VERARBEITUNG: Rügendruck Putbus | circus 13 D-18581 putbus auf rügen Telefon: 03 83 01 / 80 60 E-Mail: [email protected] Web: www.ruegen-druck.de MATERIAL + AUFLAGE: Umschlag gedruckt auf Gemini II fsc 300 g/m2 Inhalt gedruckt auf Galaxi Keramik fsc 135 g/m2 Auflage 7.000 Exemplare Forest Stewardship Council FSC Arbeitskreis Druck und Papier

95

Aktivseite

1. Jahresbilanz zum 31.12.2009 Geschäftsjahr EUR

EUR

EUR

1. Barreserve a) Kassenbestand b) Guthaben bei Zentralnotenbanken darunter: bei der Deutschen Bundesbank 8.273.330,97 c) Guthaben bei Postgiroämtern 2. Schuldtitel öffentlicher Stellen und Wechsel, die zur Refinanzierung bei Zentralnotenbanken zugelassen sind a) Schatzwechsel und unverzinsliche Schatzanweisungen sowie ähnliche Schuldtitel öffentlicher Stellen darunter: bei der Deutschen Bundesbank refinanzierbar 0,00 b) Wechsel darunter: bei der Deutschen Bundesbank refinanzierbar 0,00 3. Forderungen an Kreditinstitute a) täglich fällig b) andere Forderungen 4. Forderungen an Kunden darunter: durch Grundpfandrechte gesichert 173.839,00 Kommunalkredite 9.192.649,29 5. Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere a) Geldmarktpapiere aa) von öffentlichen Emittenten 0,00 darunter: beleihbar bei der Deutschen Bundesbank 0,00 ab) von anderen Emittenten 29.963.054,79 darunter: beleihbar bei der Deutschen Bundesbank 29.963.054,79 b) Anleihen und Schuldverschreibungen ba) von öffentlichen Emittenten 0,00 darunter: beleihbar bei der Deutschen Bundesbank 0,00 255.409.665,80 bb) von anderen Emittenten darunter: beleihbar bei der Deutschen Bundesbank 255.149.822,03 c) eigene Schuldverschreibungen Nennbetrag 0,00 6. Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere 7. Beteiligungen und Geschäftsguthaben bei Genossenschaften a) Beteiligungen darunter: an Kreditinstituten 190.172,50 an Finanzdienstleistungsinstituten 0,00 b) Geschäftsguthaben bei Genossenschaften darunter: bei Kreditgenossenschaften 0,00 bei Finanzdienstleistungsinstituten 0,00 8. Anteile an verbundenen Unternehmen darunter: an Kreditinstituten 0,00 an Finanzdienstleistungsinstituten 0,00 9. Treuhandvermögen darunter: Treuhandkredite 0,00 10. Ausgleichsforderungen gegen die öffentliche Hand einschließlich Schuldverschreibungen aus deren Umtausch 11. Immaterielle Anlagewerte 12. Sachanlagen 13. Sonstige Vermögensgegenstände 14. Rechnungsabgrenzungsposten Summe der Aktiva

96

1

Vorjahr TEUR

EUR

9.814.290,55 8.273.330,97

10.990 8.288 (

0,00

18.087.621,52

0,00

0,00

23.285.406,26 45.572.924,94

8.289) 0

0 (

0) 0

(

0)

0,00

27.424 58.146 125.331

68.858.331,20 125.614.099,02 ( (

608) 10.816)

0 (

0) 70.465

(

70.465)

29.963.054,79

0 (

0) 247.503

(

247.503) 0 0) 1.165

255.409.665,80

0,00

285.372.720,59 ( 45.536.400,19

4.805.714,45

440.615,00

583 (

190)

(

0) 438

(

0)

(

0) 0

(

0)

(

0) 0 0)

5.246.329,45

0,00

0,00 ( 0,00 2.459,57 13.484.550,29 2.758.658,24 1.916.056,58 566.877.226,65

0 11 13.199 6.904 2.406 572.853

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.