100-Gigawatt-Magazin

April 27, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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D A S 1 0 0 - G I G A W A T T - M agazin

19 81 – 2014 | 10 0 G i g aw at t we l t we i t au s g e l i e f e r te L e is t u n g a n W i n d e n e r g i e - G e t r i e b e n

Mehr als eine Zahl Warum sind 100 Gigawatt so bedeutend? 100.000 Megawatt oder 100 Gigawatt – eine beeindruckende Zahl! Doch warum ist sie so bedeutend für uns? Warum sind 100 GW ausgelieferte Windgetriebe ein so bedeutender Meilenstein für die Winergy, dass wir zu diesem Anlass eine Zeitung herausgeben und auf die 33-jährige Geschichte der Windgetriebeproduktion in unserem Hause zurückblicken? Zuerst einmal erfüllt uns diese Zahl mit großem Stolz. Als erstes Unternehmen der Windbranche haben wir es geschafft, die Marke von 100 GW installierter Leistung zu überschreiten. Noch beeindruckender wird diese Marke, wenn man sie mit der Gesamtleistung der weltweit installierten Windturbinen vergleicht. Laut dem Global Wind Energy Council (GWEC) waren Ende 2013 Windräder mit rund 318 GW Kapazität weltweit in Betrieb. Damit beträgt der Anteil der Windturbinen, in denen Winergy-Getriebe eingebaut

sind, knapp 30%. Nahezu ein Drittel der Windräder weltweit läuft mit unseren Winergy-Getrieben! Als uns vor einigen Monaten bewusst wurde, auf welchen Meilenstein wir zusteuern, haben wir überlegt, wie wir dieses Ereignis feiern und zugleich allen Menschen, die daran ihren Anteil haben, danken können. Das Ergebnis dieser Überlegungen halten Sie in Ihrer Hand. Ein Magazin, das zugleich Festschrift, Chronik, Kunden- und Mitarbeitermagazin ist. Ein Dokument, das diesen Erfolgsmoment für uns alle festhalten und einen Blick auf die Winergy werfen soll, wie sie heute ist – mit Freude und Stolz und auch mal mit einem Augenzwinkern. Vor allem aber mit dem Gefühl, das alles nur mit einem großen Team aus leidenschaftlichen Mitarbeitern geschafft zu haben. Denn das macht uns aus!

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Früher war alles besser ...

Der Wind bläst offshore

Was sagen unsere Mitarbeiter zur Winergy?

Was machen eigentlich Gerhard Reisse und Karl Brun?

Unsere Werke: Voerde, Elgin, Tianjin und Chennai

Megatrends und Ausblick für die Windenergie

D A S 1 0 0 - G I G A W A T T - M agazin

Grußworte Verehrte Freunde und Geschäftspartner, geschätztes Winergy-Team, seit mehr als 30 Jahren produzieren wir Spezialgetriebe für Windturbinen. Gemessen an vielen anderen produzierenden Gewerben, wie der Automobil- oder der Luftfahrtindustrie, ist die Windbranche damit noch sehr jung und hat die Pionierphase erst vor wenigen Jahren verlassen. Von einer Windkraftindustrie kann man eigentlich erst seit etwa zehn Jahren sprechen. Unser erstes Getriebe für eine Windturbine war noch ein Standard-Industriegetriebe aus dem Katalog und wurde 1977 in einer Versuchsturbine in Betrieb genommen. Es handelte sich um ein REDUREX SZN 320 mit einer Leistung von 65 kW und einem Gewicht von knapp 1t. Das entspricht einer Leistungsdichte von 65 W/kg. Anfang der 1980er Jahre haben wir begonnen, Getriebe speziell für die Bedürfnisse von Windturbinen zu entwickeln. Bei den heutigen Getrieben liegt die Leistungsdichte doppelt so hoch. Das heißt, die gleiche Leistung erfordert nur noch die Hälfte an Material. Die Winergy hat diese Entwicklung maßgeblich geprägt und beeinflusst. Das Geschäft hat sich, abgesehen von der kurzen Boomphase in Kalifornien Mitte der 980er Jahre, anfangs langsam entwickelt, aber dann ab dem Jahr 2000 richtig Fahrt aufgenommen und es wurde deutlich globaler. Dieser Entwicklung haben wir Rechnung getragen und fertigen daher seit einigen Jahren auch in China, den USA und Indien. Mit den vielen

Stefan Tenbrock, CEO

Norbert Vehns, CFO

Liebe Winergy-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter,

Kollegen in diesen Ländern ist das Winergy-Team natürlich internationaler geworden. Viele der Menschen, die die Winergy ausmachen, sind schon sehr lange dabei und haben noch die Pionierphase miterlebt. Andere sind im Laufe der Zeit hinzugekommen. Sie alle identifizieren sich mit dem, was wir produzieren, und begeistern sich dafür. Jahrzehntelange Erfahrung und hohe Kompetenz, gepaart mit großem Engagement und der Faszination für die Windturbinentechnik, machen die Winergy aus. Und darauf können wir stolz sein! Nur so ist auch zu erklären, dass wir weit vor unseren Wettbewerbern 100.000 MW Windturbinenleistung rund um den Globus mit unseren Getrieben ausgestattet haben. Das zeigt, dass es viel Vertrauen in unsere Produkte und die Menschen dahinter gibt. Mit einigen unserer Kunden arbeiten wir schon seit Jahrzehnten erfolgreich zusammen. Dafür möchten wir uns, auch im Namen der gesamten Leitung, bei Ihnen allen, unseren Freunden und Geschäftspartnern, insbesondere aber beim Winergy-Team, bedanken.

100 GW ausgelieferte Windturbinenleistung erfüllen uns mit Freude und Stolz. Nicht nur die schiere Größe dieser Zahl, sondern auch die Erfolgsstory, die dahintersteht und die Sie, das gesamte Winergy-Team, durch gute Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten geschrieben haben. Hinter 100 GW stehen Innovationskraft und technologischer Fortschritt, stehen unzählige Kundenverbindungen und vertrauensvolle Zusammenarbeit – auch in schwierigen Zeiten –, steht eine große Leidenschaft für die Idee, die besten Getriebe für die Windkraft zu bauen, steht ein Team mit dem unbedingten Willen zum Erfolg. Mit diesem Willen haben Sie weltweit im Laufe der Zeit eine Leistung installiert, die der von ca. 100 Großkraftwerken entspricht und damit ei-

nen großen Anteil am Siegeszug der Windkraft erworben und einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende geleistet. Daher möchten wir das 100-GW-Jubiläum zum Anlass nehmen, uns persönlich bei Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, zu bedanken. Mit Ihrem technischen Know-how, dem ausgeprägten Teamverständnis und Ihrer unbedingten Kundenorientierung gewinnen Sie das Vertrauen Ihrer Partner jeden Tag aufs Neue und legen damit den Grundstein für gegenwärtiges und zukünftiges Gelingen. Die Winergy ist innerhalb von Mechanical Drives ein erfolgreiches Segment, das maßgeblich am Gedeihen unserer Business-Unit beteiligt ist. Auf diese Leistung und diese Einstellung dürfen Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu Recht stolz sein. Denn 100 GW Windturbinenleistung

bedeuten nicht selten 100 % und mehr an Einsatz und Unternehmertum. Mit großer Freude dürfen wir Ihre Erfolgsgeschichte nun schon seit einiger Zeit begleiten und sprechen Ihnen die Anerkennung und den Respekt unserer Business-Unit und der gesamten Siemens AG aus. Ganz nach dem chinesischen Sprichwort „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen!“ sind wir davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft gemeinsam die richtigen Antworten auf die Herausforderung im Windturbinenmarkt finden und wir sind glücklich und stolz, ein Teil der Winergy-Gemeinschaft zu sein.

Theo Maas, CEO Siemens Mechanical Drives

Herzlichst Theo Maas und Ulrich Stock

Stefan Tenbrock, CEO Norbert Vehns, CFO Ulrich Stock, CFO Siemens Mechanical Drives

Liebes Winergy-Team, weltweit wurden bis heute rund 300 GW Windturbinenleistung installiert. Die Winergy kann mit den 100 GW Getriebeumfang stolz sein, einen beachtlichen Teil dazu beigetragen zu haben, dieses Segment international zu entwickeln und generell mit der Windkraft den Bereich der „erneuerbaren Energien“ auszubauen. Nach den Anfangsjahren des Windgeschäfts wurde die Winergy 2001 separat und selbständig in der Flender Gruppe aufgestellt, um die technischen und kommerziellen Herausforderungen ebenso wie die Dynamik dieser neuen Industrie überhaupt meistern zu können. Der Erfolg kam mit der Versorgung des Windmarktes durch technisch anspruchsvolle und wettbewerbsfähige Antriebslösungen überall in der Welt. Die Winergy-Organisation hat sich gemäß den Marktanforderungen schnell als wirklicher „Global Player“ in allen Kontinenten aufge-

So hat es angefangen – ein Bericht aus dem Mitarbeitermagazin DER FLENDERANER aus dem Jahr 1977

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stellt und zugleich mit Innovationen, Investitionen und hohem Engagement der Mitarbeiter die Akzeptanz und Konkurrenzfähigkeit der Windindustriebranche aktiv unterstützt. Während meiner aktiven Zeit als Vorsitzender oder Aufsichtsrat habe ich das internationale Winergy-Team immer als extrem belastbar, flexibel, kompetent und verantwortungsvoll kennengelernt, was sich bis heute unabhängig von den Ressorts so gehalten hat und auch vom Markt honoriert wird. Die heutige Position und Leistung sind die Basis für die Motivation von morgen. Das „Salz in der Suppe“ waren für mich immer die Menschen in diesem Windgeschäft. Egal ob bei Kunden, Lieferanten oder im eigenen Hause, die Erfahrungen und die oft ganz persönlichen Highlights mit den „Eckpfeilern“ dieser Industrie bleiben in guter Erinnerung.

Das Windgeschäft zeigt für die nächste Dekade mit regionalen Unterschieden eine positive Entwicklung. Uns erwartet ein geringeres relatives Wachstum als in den vergangenen 20 Jahren, aber eines mit vernünftiger Stabilität auf hohem absolutem Nachfrageniveau. Das Thema Wettbewerbsfähigkeit muss man zukünftig mit technologischen Weiterentwicklungen und Effizienzsteigerungen genauso im Auge behalten wie die Tatsache, dass die Begleitfaktoren, die seinerzeit die Entscheidung „Pro Wind“ und für die Winergy beeinflussen, auch weiterhin ihre Gültigkeit besitzen: einen positiven Einfluss auf die katastrophale globale Klimaentwicklung zu nehmen und die politischen Risiken in der Energieversorgung zu reduzieren.

Manfred Egelwisse, ehemaliger CEO Winergy AG

Alles Gute der Winergy für die nächsten 100 GW! Manfred Egelwisse

Die Meilensteine aus der Winergy-Geschichte 1981

1984 Beginn

1986 5.000 Getrie-

1991 Erstes

1998 Entwick-

2000 Eröffnung

0 0 0,0 0

0 0 0,2 0

0 0 0,4 7

0 0 1,1 2

0 0 5,7 9

0 0 8,5 1

Lieferung des ersten speziell für eine Windturbine konstruierten Getriebes

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der Serienproduktion von Windgetrieben, vornehmlich für Windpark-Projekte in den USA

be wurden für den USAMarkt hergestellt, die meisten davon für kalifornische Windparks

1-MW-Getriebe ausgeliefert · Eröffnung des ersten Offshore-Windparks mit Winergy-Komponenten

lung des ersten zweistufigen Planetengetriebes der Multimegawattklasse

des neuen Montagewerks in Voerde, Deutschland

2001

2003 Erster

2004 Inbetrieb-

2005 Eröffnung

2006 Start

2007 Inbetrieb-

2009 Eröffnung

2010 Das

2012 Erfolgrei-

2014 100 GW

0 1 1,7 4

0 1 8,2 1

0 2 2,0 1

0 2 6,9 3

0 3 4,7 0

0 4 5,3 1

0 6 4,9 8

0 7 2,1 3

0 8 8,0 3

1 0 0,0 0

Der Betrieb wird aufgenommen im Getriebe-Montagewerk in Elgin, Illinois, USA

5-MW-Prototyp · Inbetriebnahme 6-MW-Prüfstand und Kälte-Testlabor in Voerde, Deutschland

nahme des 7,5-MWPrüfstandes

des neuen Getriebe-Montagewerks in Chennai, Indien

der Produktion im Winergy-Montagewerk Tianjin, China

nahme des weltweit größten Prüfstandes mit einer Kapazität von 14 MW

des neuen Montagewerks in Elgin, Illinois, USA

5.000. Getriebe made in Elgin, Illinois, USA, verlässt die Produktionslinie

cher Prototypentest und Markteinführung des 3-MWHybridDrive

weltweit ausgelieferte Getriebeleistung

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Ein Größenvergleich Ein REDUREX-Getriebe aus den 1980er Jahren müsste für eine Leistung von 4 MW unverhältnismäßig groß sein.

Früher war alles besser Ein geflügelter Satz. Prüfen wir ihn doch mal auf seinen Wahrheitsgehalt: Wenn wir die Turbinentechnologie von vor 10 bis 15 Jahren mit den heutigen Turbinen vergleichen, so sind die heutigen größer, vor allem aber produktiver, effizienter, günstiger und bewährter. Nicht nur die Kapazitätsfaktoren, also die prozentualen Anteile an Volllaststunden an einem Windstandort, sind deutlich gewachsen. Darüber hinaus sinken auch die Energieerzeugungskosten stetig von Jahr zu Jahr. In den 1980er und 1990er Jahren erzielten Onshore-Windturbinen Kapazitätsfaktoren zwischen 10 und 20 %. Heutige Anlagen erreichen 30 % und mehr. Im Offshore-Bereich ist der Unterschied noch größer. Hatten die ersten Offshore-Parks eine Ausbeute von bis zu 25 %, so werden heute Werte von > 50 % erzielt. Kostete eine durch Windenergie auf Land erzeug-

te MWh 1985 noch rund 107 Euro, so liegen wir 2014 bei 52 Euro. Nur im Vergleich: Atomstrom kostet heute rund 75, Kohle rund 54 und Gas ca. 50 Euro/MWh*. Dies wurde durch ständige Weiterentwicklung aller Bauteile, durch hohe Investitionen und durch Optimierung der Lieferkette erreicht, was die Windkraft heute zu einer der attraktivsten Stromerzeugungsquellen auf unserem Planeten macht. Ganz nebenbei leisten wir täglich mit jedem neu ausgelieferten Winergy-Getriebe einen guten Beitrag dazu, die CO2-Emissionen zu reduzieren und damit die Umwelt zu schonen. Früher war tatsächlich so manches besser. Aber längst nicht alles.

*Energieerzeugungskosten gemäß MAKE Consulting; 2014.

1984

2014

SpezifikationenA4-Seiten pro Getriebelösung

Engineering

Festigkeitsberechnung

Lasttest auf dem Prüfstand

Nm

Nm

Eine Turbine mit heutiger Leistung wäre mit Getrieben aus den 1980ern nicht zu bauen gewesen: Die Gondeln wären nicht zuletzt wegen der dezentralen Antriebswelle doppelt so breit und etwa 1 ½ Mal so groß gewesen. Ein REDUREX-Getriebe wäre auch nicht einfach auf 4 MW skalierbar gewesen, von dem Endgewicht ganz zu schweigen. Auch die Krantechnik war damals noch nicht so weit. Erst die konsequente Weiterentwicklung der Antriebstechnik für Windturbinen und die fortschreitende geopolitische Evolution zugunsten alternativer Energieträger machte in kurzer Zeit das Unmögliche möglich.

Was sind die Unterschiede bei der Konstruktion eines Getriebes. Ein Vergleich der Jahre 1984 und 2014.

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Offshore Windparks mit Winergy Getrieben

Der Wind bläst offshore 600 MW pro Jahr angewachsen. Unser Offshore-Marktanteil von 60 % lässt sich dabei nicht wegdiskutieren.

Der lange Weg der Offshore-Pioniere Seit über 20 Jahren werden Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit von Offshore-Windparks rege diskutiert. Diese Diskussion möchten wir hier nicht fortsetzen. Festhalten möchten wir aber, dass bis Ende 2013 eine Turbinenleistung von 6,9 GW weltweit installiert worden ist. Die Winergy ist auch hier Pionier gewesen und ist mit dem ersten Offshore-Windpark in Vindeby in Dänemark seit dem Jahr 1991 dabei. Seitdem hat sich auch das Produktspektrum der Winergy deutlich verändert. Die Getriebeleistung hat sich von damals 450 kW auf heute 6 MW und größer mehr als verzehnfacht. 2013 ging dann London Array ans Netz. Mit einer Leistung von derzeit 630 MW ist er der größte Offshore-Windpark der Welt. Alle 175 Turbinen arbeiten mit einem Winergy-Getriebe der 3,6-MW-Klasse. Somit ist auch die von der Winergy für den Offshore-Bereich produzierte Leistung von damals 4,5 MW auf heute rund

Wieder „nur“ ein Vierzylinder Jede PKW-Generation wartet mit neuen, oft spektakulären Innovationen auf – von ABS über Klimaanlage geht der Trend zum selbstlenkenden Fahrzeug. Doch unter der Haube schlägt wie eh und je verborgen das Herz: der Antrieb. Evolutionär in zahlreichen Details verbessert, die im Schatten der spektakulären äußeren Veränderungen oft unbemerkt bleiben.

Während die Werbung über Xenon-Licht und intelligente Spracherkennung spricht, hat sich die Leistungsdichte eines 2-l-Motors in einem typischen Serien-PKW mehr als verdoppelt, während gleichzeitig Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß stark reduziert wurden. Betrachtet man die Windenergie, so haben sich nicht nur die Kapazitäten der Windanlagen, sondern auch die verwendeten Technologien in den letzten Jahren ähnlich sichtbar und dramatisch verändert wie die Features in der Automobilindustrie. Der Antriebsstrang jedoch schlummert verborgen in der Gondel und hat sich ebenso unbemerkt wie stetig zum hocheffizienten Herzstück einer jeden Windturbine entwickelt.

40 000 MW

Historisch

Park

Bereits in den Anlagen des ersten Offshore-Parks in Vindeby waren Planetengetriebe im Einsatz. Bei einem Rotordurchmesser von 35 m und einer Leistung von 450 kW wogen die Getriebe 3.200 kg. In einer aktuellen 4-MW-Offshore-Anlage mit 130-m-Rotor wiegt das Planetengetriebe 30.000 kg. Aktuelle Anlagen können aufgrund der aerodynamischen Eigenschaften des Rotors, nur mit deutlich reduzierter Drehzahl betrieben werden. Für das Getriebe ist der oft bemühte Vergleich auf Basis der Anlagenleistung daher nicht aussagekräftig. Würde die 4-MW-Anlage nämlich mit gleicher Rotordrehzahl betrieben, könnte das Getriebe eine Nennleistung von ca. 10,6 MW erreichen. Auch das moderne Getriebe hat also eine im Vergleich mehr als doppelt so hohe Leistungsdichte, bei gleichzeitig verbessertem Schwingungsverhalten und erhöhter Zuverlässigkeit. Sowohl beim PKW-Motor als auch bei unseren Windgetrieben sind die deutlichen Steigerungen nur durch viele Detailverbesserungen erreicht worden, die man weder den modernen Getrieben noch den Motoren auf den ersten Blick ansehen kann. Von außen ist und bleibt es eben nur ein Getriebe, innen ist es ein hochkomplexer Drehmomentwandler …

Land

Turbine

01 Vindeby

Dänemark

Bonus 450kW offshore

02 Middelgrunden

Dänemark

Bonus B76 2MW

03 Nysted (Rødsand I)

Dänemark

Siemens SWT 2.3-82

04 Samsø

Dänemark

Siemens SWT 2.3-82

05 Avedøre Holme

Dänemark

Siemens SWT 3.6-120 VS

06 Horns Rev II

Dänemark

Siemens SWT 2.3-93

07 Rødsand II

Dänemark

Siemens SWT 2.3-93

08 Anholt

Dänemark

Siemens SWT-3.6 120

09 Frederikshavn

Dänemark

Siemens SWT-2.3-93

10 Hooksiel

Deutschland Bard 5.0

11 Riffgat

Deutschland Siemens SWT-3.6-120

12 DEWI Wilhelmshaven

Deutschland BARD VM-5MW

13 Alpha Ventus

Deutschland Multibrid M5000/REpower 5M

14 EnBW Baltic 1

Deutschland Siemens SWT 2.3-93

15 BARD Offshore 1

Deutschland BARD 5.0

16 Utgrunden

Schweden

Enron Wind 70 / 1.5MW

17 Lillgrund

Schweden

Siemens SWT-2.3-93

18 Thorntonbank Phase 1

Belgien

REpower 5M-126

China

35 34

19 Thorntonbank Phase 2

Belgien

REpower 6.15M-126

20 Thorntonbank Phase 3

Belgien

REpower 6.15M-126

21 Blyth Offshore

UK

Vestas V66

22 North Hoyle

UK

Vestas V80-2MW

23 Scroby Sands

UK

Vestas V90-2MW

24 Kentish Flats

UK

Vestas V90-2MW

25 Barrow

UK

Vestas V90-2MW

26 Burbo Bank

UK

Siemens SWT-3.6 107

27 Beatrice

UK

REpower 5M-126

28 Rhyl Flats

UK

Siemens SWT-3.6 107

29 Ormonde

UK

REpower 5M-126

30 Greater Gabbard

UK

Siemens SWT-3.6 107

31 Sheringham Shoal

UK

Siemens SWT-3.6 107

32 London Array Phase 1

UK

Siemens SWT-3.6 120

33 Pori 1

Finnland

Siemens SWT-2.3-101

34 Longyuan Rudong Intertidal Phase I

China

Siemens SWT 2.3-93

35 Weifang Intertidal

China

GUP 6MW

33

41 457

Vorhersage

Installierte Leistung von Offshore-Windparks

27

33 897

30 000 MW

09 27 144 08 16

04 02

20 973

20 000 MW

06

05 17

21

01

16 502

15 29

12 983 10 000 MW

25

11

6 932

46

96

256

364

620

2000

2001

2002

2003

2004

2005

SEITE 6

803

1 012

1 277

1 816

2006

2007

2008

2009

23 30

3 501

32 24

Marktanteil Winergy 60 %

2010

2011

10

31

5 469

710

14

12

28 22 26

9 501

3 085

07 03 13

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

18

19 20

Quelle: BNEF

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„Die Winergy ist ein Teil meines Lebens. Wenn die Winergy ein Motor ist, dann bin ich ein Molekül des Treibstoffs, um den Motor immer gut am Laufen zu halten.“ Yunfeng Gao, Customer Project Management, Voerde

„Für mich stimmt einfach das Gesamtpaket: ein großartiges Team, gute Arbeitsbedingungen und ein Aufgabenbereich, der mir Spaß macht. Hinzu kommt das schöne Gefühl, in der Windbranche tätig zu sein und somit dazu beizutragen, dass die Welt vielleicht ein kleines bisschen besser wird.“

„Für mich ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit, die ich durch die Winergy erleben darf, das Wichtigste. Es ist nicht nur eine Marke oder eine Abteilung, sondern eine Familie!“ Deng Qian Yi, Lager, Tianjin

„Ich hatte persönlich alle Freiheiten, die Initiative zu ergreifen, um die Marke Winergy auf dem indischen Markt zu etablieren. Ich bin wirklich sehr stolz darauf, mit der Winergy und natürlich mit der weltweiten Winergy-Familie verbunden zu sein.“ M. T. RAO, CEO, Chennai

Elke Schneider, Vertrieb, Voerde

„Ich bin unheimlich stolz darauf, ein Teil der Winergy zu sein. Lasst uns alle weiterhin so gut zusammenarbeiten, um eine noch bessere Entwicklung für die Zukunft zu erreichen.“

„Es geht nicht nur darum, etwas zu verdienen, sondern auch darum, etwas zu bewirken.“ John Hayden, Produktion, Elgin

Xing Bin, Produktion – Montage, Tianjin

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D A S 1 0 0 - G I G A W A T T - M agazin

Winergy steht für ...

Was macht eigentlich ... ... Gerhard Reisse? Der wahre Windpionier! Wie Don Quichote kämpfte er gegen Windmühlen für Windmühlen … und das jahrelang. Ohne Gerhard Reisse und seinen Einsatz für das Windgeschäft bei Flender würde es die Winergy in ihrer heutigen Form vermutlich nicht geben. Gerhard Reisse war von 1982 bis 2000 Leiter der Vertriebsaktivitäten Europa bei Flender. Unter seiner Verantwortung wurde das Geschäft mit Windgetrieben zu einer eigenen Geschäftssparte, aus der später die Winergy hervorging. Trotz vieler Skeptiker und Vorbehalte im Unternehmen setzten er und sein Vertriebsteam auf die neue Technologie und glaubten an die Zukunft der Windenergie. So war es Reisse, der in den Anfangsjahren mit jedem neuen Windprojekt eigenhändig zum Flender-Vorstand ging, um die Freigabe einzuholen. Damals war das Geschäft mit den Windgetrieben oft noch ein Risikogeschäft. „Für mich war allerdings immer klar, dass ein Vertriebsmann an eine neue Technologie ran muss“, sagt Reisse. Klar ist für ihn auch heute noch, 14 Jahre nach seinem Ausscheiden, dass es immer eine Mannschaftsleistung gewesen ist: „Es war immer ein ‚Wir‘, nie ein ‚Ich‘. Wir haben immer hierarchielos

zusammengearbeitet. Mitarbeiter sind immer dann am besten, wenn man ihnen vertraut und sie die Freiheit haben, eigenständig unternehmerisch zu handeln.“ Reisse: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“ Dass dies keine leeren Worthülsen sind, bestätigen zwei seiner langjährigen Wegbegleiter. Paul Bollwerk, heute Vertriebsleiter der Winergy, und Jürgen Niestegge haben zusammen mit Gerhard Reisse das Windgeschäft in einer Zeit vorangetrieben, als bei vielen Kunden die Windturbinen noch in umgebauten Kuhställen hergestellt wurden. Beide verdanken ihm, dass sie sich in einer jungen Branche mit viel Potential zu erfahrenen Vertriebsleuten entwickeln konnten.

Bocholt lebt. Obwohl er als Vertriebsmann bereits viel in der Welt herumgekommen ist, reist der 76-Jährige nach wie vor gerne. Nachdem er in diesem Jahr bereits in Äthiopien und zuvor in Kenia war, ist der Iran eines der Ziele, das er noch bereisen möchte. Die nötige geistige und körperliche Frische für all diese Aktivitäten holt er sich bei seinen Enkelkindern und der wöchentlichen Golfrunde mit den ehemaligen Kollegen aus dem Flender-Management, Werner Tappertzhofen und Werner Inderfurth. „Flender hat mich schon geprägt. Und ich Flender vielleicht auch ein wenig. Jetzt ist es aber genauso schön, die Zeit als Privatmann zu genießen“, so Gerhard Reisse.

Maximale Erfahrung in der Windenergie Markt- und Technologieführerschaft

Bollwerk: „Ohne das Vertrauen und die Führung von Gerhard Reisse wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“

Verlässliche Partnerschaft

Heute genießt es Reisse, die Dinge nachzuholen, zu denen ihm während seines Berufslebens die Zeit fehlte. Dazu gehören Konzert- und Theaterbesuche mit seiner Frau, aber auch so einfache Dinge wie Haus- und Gartenarbeit oder ein gutes Buch. „Zur Zeit lese ich ‚My Song‘ von Harry Belafonte. Sehr beeindruckend“, so Reisse, der in

Investitionssicherheit Höchste Qualität Beständigkeit

... Karl Brun? Das Vorbild mit dem Herzen am rechten Fleck. Als Verantwortlicher für die weltweite Produktion packte er selbst mit an. Niemand hat den Produktionsstätten bei der Winergy so sehr seinen Stempel aufgedrückt wie Karl Brun. Seit Gründung der Winergy im Jahre 2001 war er für die Produktion des Werkes in Voerde und später auch an den Auslandsstandorten in Indien, den USA und China verantwortlich. Mit seiner bodenständigen Art, die Ärmel hochzukrempeln und Dinge schnell und unkompliziert umzusetzen, ist er allen, die mit ihm zusammengearbeitet haben, in sehr guter Erinnerung geblieben. Auch sein sympathischer Versuch, die deutsche Sprache in der Winergy-Produktionswelt zu etablieren, hat ihren Teil dazu beigetragen. Den Begriff der „Taktmontage“ übersetzte er kurzerhand in „Tact-Montaaage“ und schuf so einen neuen Ausdruck, mit dem bis heute jeder in der weltweiten Winergy-Familie etwas anzufangen weiß. 2012 schied Karl Brun aus seiner aktiven Tätigkeit bei der Winergy aus und trat in die Ru-

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Loyalität hephase seiner Altersteilzeit ein. Dennoch hält er bis heute regelmäßig den Kontakt zu seinen langjährigen Kollegen und ist auch noch hin und wieder in den Produktionshallen in Voerde zu sehen. Udo Holdschlag ist Bruns Nachfolger als Leiter der Winergy-Produktion. Er hat viele Jahre mit Karl Brun zusammengearbeitet und sieht ihn als absolutes Vorbild mit dem Herzen am rechten Fleck. „Karl hat immer Einsatzwillen und Fleiß vorgelebt und das dann aber auch von anderen eingefordert. So hat er auch mich sehr weiterentwickelt“, so Holdschlag. Holdschlag: „Karl Brun ist für mich einer der Väter der Winergy.“ Auch als Privatmann bleibt Brun heute seiner bodenständigen und fleißigen Art treu. „Ich habe erstmal lange aufgeschobene Sachen am Haus repariert und angebaut. Alles in Eigenarbeit“, so Brun. Damit nicht genug, auch bei den Häusern seiner Söhne packt er mit an und pflegt

Fairness Null-Fehler-Toleranz Spürbare Identifikation neben dem eigenen Garten auch die der beiden Söhne. Und auch der örtliche Kindergarten kann sich auf Bruns helfende Hände verlassen, wenn er dort kleinere Reparaturen durchführt. Neben der ganzen Arbeit bleibt aber auch Zeit für gemeinsame Urlaube mit seiner Frau und spontane Trips in das Ruhrgebiet, um die vielen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Spätestens wenn er in die leuchtenden Augen seiner drei Enkel blickt, wenn Oma und Opa zu Besuch sind, sind die Strapazen der Arbeit vergessen.

Globales Service-Netzwerk 4 Montagewerke auf 3 Kontinenten Motivierte und kompetente Mitarbeiter

S E I T E 11

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Heute undenkbar! Es gab eine Zeit, da kam es bisweilen vor, dass ein Handschlag genügte. Eine kurze – fast wehmütige – Erinnerung: 1998 rief der Einkaufschef eines langjährigen Kunden an und bat um ein kurzfristiges Meeting, bezüglich wichtiger Spanien-Projekte für deren Windturbinen. In dem Gespräch beim Kunden offenbarte sich schnell, dass es um bis zu 1.000 Getriebe ging mit monatlichen Liefermengen zwischen 60 und 80 Stück. Ich weiß nicht, ob mein Gegenüber eine

besondere Antenne hatte, aber er bemerkte meine Verwunderung wegen der großen Liefermenge sofort und setzte auf seinem Rechner rasch einen Vertrag über 500 Getriebe (mit Option auf 1.000 Stück) auf, der seinen preislichen und terminlichen Vorstellungen entsprach. Die Lieferzeit für die ersten, dringend benötigten Getriebe waren ganze zwölf Wochen, und als der Drucker den Vertrag auswarf, lag vor uns ein einsames Blatt Papier, das alles enthielt, was meinem Kunden wichtig erschien, und auf dem von ihm

demonstrativ mit seinem Kugelschreiber seine Unterschrift ergänzt wurde. Damit hielt ich nach einem nur zweistündigen Gespräch die bis dahin größte Bestellung von Windgetrieben in meinen Händen. Jedes Mal beim Anblick der vielen Turbinen, die auf den Hügelketten um Zaragoza ihren Dienst verrichten, erinnere ich mich an diese überraschende Verhandlung.

100.000.000.000 WATT

betreiben durchschnittlich ...

Paul Bollwerk, Vertriebsleiter Foto: Wikipedia

Wie wir Partnerschaft definieren Echte Partnerschaft ist immer eine Beziehung auf Augenhöhe, und die ist wichtig für das richtige Verständnis in allen technischen und wirtschaftlichen Fragen. Partnerschaft ist auch eine Bindung, die man nicht jeden Tag eingeht. Grundlage einer solchen Bindung ist echtes Vertrauen und das bekommt man nicht einfach geschenkt. Man muss es sich verdienen und Partnerschaft immer neu beweisen. Partnerschaft heißt für uns deshalb nicht nur Investitionssicherheit und globale Aufstellung, sondern vor allem Verlässlichkeit mindestens in Bezug auf Qualität, Liefertreue und Preis. Partnerschaft hat aber auch eine menschliche Komponente: Wir verbinden damit gute Gespräche und kontroverse Diskussionen, wirtschaftlichen Höhenflug und technologischen Tiefgang, Ehrlichkeit, Verantwortung und größtes Verständnis für die Belange des anderen. Partnerschaft auf Augenhöhe eben. Oder ist es Freundschaft?

67.000.000 STAUBSAUGER

100.000.000 WASCHMASCHINEN

200.000.000 MIXER

Anwalt des Kunden Die Redaktion bat mich, einen Text zu schreiben mit dem Thema „Anwalt des Kunden“. Vielleicht sind wir das ja zuweilen, aber das würde ich nur widerwillig behaupten und noch weniger schreiben wollen. Die Dinge, die wir tun, tun wir gerne, selbstverständlich, oft und immer wieder. Und wenn dazu gehört, dass wir hin und wieder die unglaublich kurzfristigen Veränderungen im Lieferplan erklären und in eine Verteidigungsposition für unsere Kunden geraten, weil der Windmarkt wegen politischer Einflüsse nach wie vor schwer planbar ist, macht uns das nicht gleich zum Anwalt, sondern mag allenfalls – so hoffe ich – zur Festigung unserer partnerschaftlichen Beziehung beitragen.

S E I T E 12

50.000.000 HAARTROCKNER

Jeder weiß, dass wir nicht viele Kunden haben, doch die sind uns lieb und teuer. Das könnte man wohlverstandenes Eigeninteresse nennen. Wir wären aber nicht die Winergy, wenn unsere Kunden nicht wüssten, dass es weit mehr ist als das. Mit unseren Kunden verbinden uns oft jahrzehntelange Beziehungen und viele hervorragende Kontakte, geprägt von Gradlinigkeit und Offenheit, Sympathie und Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit und Kompetenz. Kurz: Hinter unseren Kunden stecken viele großartige Menschen, die einen guten Job machen. Wir selbst versuchen, uns gegenüber unseren Kunden breit aufzustellen, und pflegen auf fachlicher Ebene eine unmittelbare Kommunikation. Unser Key-Account-Vertrieb versteht sich deshalb

als Mannschaft zur Lösung der unterschiedlichen Aufgaben unserer Kunden – und das mit der richtigen Priorität. Wir freuen uns, wenn wir dadurch als starkes Team empfunden werden. Rund 74.000 Getriebe mit 100 GW Gesamtleistung – wir wollen nicht verhehlen, dass diese Zahlen uns als Vertrieb der Winergy-Familie einen Moment lang stolz machen, unseren Anteil an diesem Erfolg geleistet zu haben. In ebendiesem Moment gilt unser Dank unseren Kunden, die das ermöglichten, indem sie sich für unsere Produkte und die Partnerschaft mit uns entschieden. Wir werden nicht nachlassen, damit das genau so bleibt.

110.000.000 TOASTER

140.000.000 MIKROWELLEN

Paul Bollwerk, Vertriebsleiter

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D A S 1 0 0 - G I G A W A T T - M agazin

Unsere Werke Voerde, Deutschland Auszug aus Kundenmagazin MOVE, 2/2001

2-MW-Prüfstand an. Im Oktober 2000 folgten die ersten 100 Montagewerker von Bocholt nach Friedrichsfeld. Der gesamte Umzug wurde bei laufender Produktion und ohne Umsatzeinbruch vollzogen. Eine großartige Leistung aller Beteiligten. Der Markt für Windgetriebe wird in den nächsten Jahren weiter stark wachsen. Das Montagewerk in Friedrichsfeld bildet die stabile Basis für ein weiteres Wachstum sowohl bei den Windgetrieben als auch in den klassischen Märkten der Antriebstechnik.

Eröffnung des neuen Flender-Montagewerks in Friedrichsfeld Am 11. Mai 2001 konnte der Vorsitzende der Geschäftsführung der A. Friedr. Flender AG, Dr. Winfried Walzer, das neue Montagewerk in Voerde-Friedrichsfeld im Rahmen einer Feierstunde eröffnen. Ein Rückblick auf die Mitte 1999 für Flender bestehende Situation verdeutlicht die Bedeutung des neuen Standortes in Friedrichsfeld. Das alte Key-Visual von Flender, unter dessen Namen mit den Bauarbeiten in Voerde begonnen wurde.

Da insbesondere die Montageprozesse neu aufgestellt werden mussten, reichte der vorhandene Platz von etwa 7.000 Quadratmetern in Bocholt nicht mehr aus. Montage- und Prüfstandseinrichtungen mussten samt zugehörigen Mitarbeitern an einen anderen Standort verlagert werden. Flender stand vor der Wahl, im Stadtteil Mussum eine neue Fabrik mit einem Gesamtvolumen von etwa 65–70 Millionen Mark zu errichten oder die vom damaligen Mehrheitsaktionär, der Babcock Borsig AG, angebotene Industriefläche in Friedrichsfeld mit mehr als 46.000 Quadratmetern überbauter Produktionsfläche zu nutzen. Davon werden zurzeit über 30.000 Quadratmeter als Hallenfläche genutzt. Am 23. November 1999 wurde ein langjähriger Mietvertrag zwischen der Babcock Borsig AG und der A. Friedr. Flender AG für das Gelände in Friedrichsfeld abgeschlossen. In der sehr kurzen Zeit von nur 14 Monaten wurden die vorhandenen Hallen und Flächen renoviert, saniert und zum Teil neu bebaut. Der Investitionsrahmen betrug 43 Millionen Mark. Die vorhandene, dreigeteilte Montagehalle von 420 Metern Länge und 75 Metern Breite wur-

Elgin, Illinois, USA

de einer grundlegenden Innensanierung und einer teilweisen Außenrenovierung unterzogen. Für eine neue Starkstromversorgung wurden vier Powerstationen errichtet, die durch begehbare Kabelkanäle die Montagehalle und die Großgetriebeprüfstände versorgen. Insgesamt mussten Versorgungskanäle von 1,5 Kilometern Länge neu ausgehoben werden. Rund 8 MW elektrische Prüfleistung wurde installiert. Für den schnellen Transport der schweren Getriebeteile wurden sämtliche Kranbahnen und Krane erneuert. Insgesamt sind 48 Hallenkrane mit bis zu 40 Tonnen Tragkraft installiert worden. Das neue Montagewerk mit seinen derzeit 516 Mitarbeitern hat eine Kapazität von rund 5.000 bis 6.000 Getrieben im Jahr. Dies entspricht einem Umsatz von rund 500 Millionen Mark. Besondere Schmuckstücke der neuen Fabrik sind die Prüfstände mit insgesamt 8 MW installierter Prüfleistung und dem größten Prüfstand für Großseriengetriebe mit bis zu 4 MW Leistung. Flender verfügt damit über eine zukunftsweisende, moderne Prüfstandseinrichtung, die weltweit ihresgleichen sucht. Der Umzug nach Friedrichsfeld begann bereits im April 2000 mit etwa 150 Angestellten. Im Juli 2000 liefen bereits die ersten Windgetriebe auf dem neuen

Das war vor 14 Jahren … … und heute blicken wir in Voerde auf einen der modernsten Produktionsstandorte für Windgetriebe der Welt. Bereits 3 Jahre nach dem Einzug 2000 wurde bereits erheblich investiert. Die Boomphase im Windbereich löste die Investition für die 6-MW, 7,5-MW, 8,3-MW und 14-MW-Prüfstände aus. Die zusätzlichen Hallen J, K, L und M wurden saniert und neu gebaut. Die Krankapazitäten liegen heute bei 150 Tonnen. Allein das ist ein fast 9-stelliges Investitionsvolumen in Euro gewesen. Der Standort Voerde ist nach wie vor das Herzstück und die Schaltzentrale der Winergy. Er beheimatet alle wichtigen Funktionen, die auch die Direktiven für die Auslandsstandorte geben. Die Winergy hat sich durch die zentrale Führung und die Verwendung der Marke Winergy eine gute Marktposition erarbeitet. Diese gilt es nun zu behaupten und auszubauen, so dass Voerde im Zusammenspiel mit Elgin, Chennai, Tianjin und dem weltweit aufgestellten Winergy-Service die Grundlage für die nächsten 100 GW bildet.

Viel mehr als nur ein Job Jay Johnson begleitete die ersten Schritte der Winergy auf dem US-Markt. Er zählt zu den elf Personen, die zur Startmannschaft der Winergy Drive Systems Corp. in Elgin, Illinois, gehörten. „Wir waren damals ein sehr kleines Team, doch der Zusammenhalt war umso größer. Jeder von uns war ‚Mädchen für alles‘, und wir haben einander immer tatkräftig unterstützt“, erzählt er. „Damals“ nennt er die Zeit um 2001, als die Winergy-Niederlassung in Elgin gegründet wurde. Nur eine Autostunde von Chicago entfernt stellte Flender seit 1982 Industriegetriebe her, und Johnson war dort Produktionsleiter. „2000 wurde ich von Dan Weilandt angesprochen, dem ersten Geschäftsführer der Winergy in Elgin. Er sagte: ‚Jay, wir gründen gerade ein neues Unternehmen, das sich auf Getriebe für Windturbinen spezialisiert. Hast du Lust, bei uns einzusteigen?‘ Und ich sagte: ‚O. K.‘“, erinnert sich Johnson. Wenn er erzählt, kann man sich gut vorstellen, wie klar und einfach sich die Anfangszeit gestaltete. Alles begann mit 900.000 Dollar. Diese Summe investierte Flender, um die Winergy in Elgin aufzubauen. Ein Teil davon floss in den ersten 800-kW-Prüfstand. Er wurde vom Winergy-Team in Eigenregie gebaut und bestand aus einem Flender-Industriegetriebe H3SH Größe 22, dem 1.000-PS-Fahrmotor einer Lokomotive und einem selbst hergestellten Schmiersystem. „In den ersten Jahren lief es vor allem nach dem Motto ‚Pack mit an und erledige es‘“, erinnert sich Johnson. Dank dieser Einstellung konnte die Winergy in Elgin einen erfolgreichen Start hinlegen und in den ersten Jahren ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen. Schon bald stieß der Standort in der Tollgate Road in Elgin an seine Grenzen. Als Stefan Tenbrock, der Vorstandsvorsitzende der Winergy, eines Tages in Elgin vorbeischaute, fragte er, ob die Kollegen irgendetwas bräuchten, um die Leistung aufrechtzuerhalten. Jay Johnsons Antwort kam so-

S E I T E 14

fort: „Wir wünschen uns ein Gebäude wie das in Voerde.“ Er erzählt weiter: „Stefan Tenbrock sah mich an und sagte nur: ‚Überlegt euch gut, was ihr euch wünscht, ihr könntet es bekommen‘.“ Auch ohne größere Produktionsstätte war das Wachstum in den kommenden Jahren signifikant. Dank der Verlängerung des US-Programms der steuerlichen Förderung zum Ausbau erneuerbarer Energie (Production Tax Credit, PTC) im Jahr 2005 vergrößerten die Winergy und ihr Kunde General Electric (GE) ihren jährlichen Output von 2006 bis 2008 um jeweils 50 %. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Mitarbeiter in Elgin von 40 auf 80. Ein 3,5-MW-Prüfstand kam hinzu, um das Wachstum zu unterstützen. Da GE damals der einzige Kunde der Winergy im US-Markt war, ist die Erfolgsgeschichte des Unternehmens untrennbar mit GE verbunden. Doris Klein-Hessling, die die Winergy als Sales-Manager und GE-Key-Account ebenfalls schon seit vielen Jahren begleitet, gewährt einzigartige Einblicke in die Kundenbeziehung: „GE hat uns dazu gebracht, Produktionslinien einzuführen und unsere Produktionsprozesse in der entscheidenden Wachstumsphase von 2007 bis 2008 zu optimieren.“ Die vertrauensvolle, faire und offene Kommunikation auf beiden Seiten beeindruckt sie bis heute. „Als die Verlängerung der steuerlichen Förderung noch ungewiss war, fragte GE, ob wir

8 7 6 5

GW

bereit wären, uns ihrer Prognose anzuschließen, dass das Programm verlängert wird, und das Risiko einer auslaufenden steuerlichen Förderung gemeinsam zu tragen. Also planten wir die Einheiten mit dem Risiko, sie verschiedenen GE-Projekten in der ganzen Welt zuordnen zu müssen.“

2001  Beginn der Getriebeproduktion unter der Marke Winergy

2008 wurde der Wunsch des Teams in Elgin endlich erfüllt: Die Winergy gab die Errichtung einer neuen Produktionsstätte in der Madeline Lane in Auftrag, was einen weiteren großen Meilenstein bedeutete. Dieser neue Standort beherbergte einen 2,8-MW-Prüfstand und wurde 2011 um einen 5-MW-Prüfstand ergänzt. Zusammen mit dem 3,5-MW-Prüfstand der Tollgate Road beträgt die Prüfkapazität nun insgesamt 14 MW. Jay Johnson ist stolz auf alles, was das Team bisher erreicht hat: „Wir haben dazu beigetragen, dass die Winergy weltweit gewachsen ist.“

2006 bis Produktionshochlauf dank PTC; 2008 120 % Wachstum

In seinen Augen sind es das leidenschaftliche Engagement der Mitarbeiter und das starke Zusammengehörigkeitsgefühl, das die Winergy so einzigartig macht. „Inzwischen bin ich seit 29 Jahren für dieses Unternehmen tätig. Wir fühlen uns dazugehörig. Wir waren schon immer sehr handlungs- und lösungsorientiert. Und bei der Winergy haben wir das Gefühl, das wir etwas erschaffen, das von Dauer ist und von uns getragen wird. Das ist viel mehr als nur ein Job.“

2005  Auslieferung der tausendsten Einheit und Installation eines 3,5-MW-Prüfstands

2009 Eröffnung eines neuen Montagewerks für Getriebe 2010

S tart des Kundenservice-Programms für Nord- und Südamerika mit autorisierten Dienstleistern

2011  Produktionsstart für 3-MWGetriebe und Installation eines 5-MW-Prüfstands 2012 Exklusiver Lieferant von Getrieben und Kupplungen für den größten Onshore-Windpark der USA, Shepherds Flat, Arlington, Oregon 2014

8.000 Getriebe in Elgin produziert

Vorhersage der neuinstallierten Windenergiekapazitäten in den USA

+ 17,1 %

4 3 2 1 0 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023

S E I T E 15

D A S 1 0 0 - G I G A W A T T - M agazin

Neun Jahre bei der Winergy Tianjin Ich arbeite seit fast neun Jahren bei der Winergy und habe die Anfänge des Unternehmens im Windkraft-sektor ebenso miterlebt wie die Höhen und Tiefen des Marktes und seine Phase der Stabilisierung. In den neun Jahren hat sich Winergy von einer angemieteten Werkstatt mit nur einer Montagelinie, einem kleinen Bürogebäude und drei Rollkränen zu einem modernen Werk mit drei Produktionslinien und den eigenständigen Bereichen Konstruktion, Anwendungstechnik, Einkauf, Lager, Produktion, Qualität und Kundenservice entwickelt. Das Team, dem anfänglich zehn Mitarbeiter angehörten, besteht inzwischen aus über 100 Kollegen. Die stetige Entwicklung haben wir dem außerordentlichen Engagement der Mitarbeiter der Winergy und der uneingeschränkten Unterstützung der Unternehmenszentrale zu verdanken. In den vergangenen neun Jahren habe ich immer wieder festgestellt, dass wir unabhängig von Position, Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Herkunft, Sprache und Kultur wie eine Familie zusammenhalten und gemeinsam an unseren Zielen arbeiten. Alle Kollegen, ganz gleich ob in der Zentrale oder in meinem Bereich, schätzen und unterstützen mich und stehen mir mit Rat und Tat zur Seite. Ich fühle mich hier sehr wohl und kann meine Fähigkeiten stetig entwickeln. Ich bin sehr froh, Teil dieses großartigen Teams sein zu dürfen. Als Montagemitarbeiter bei der Winergy Tianjin bin ich stolz darauf, an der Produktion eines der hochwertigsten Windkraftgetriebe der Welt mitzuwirken. Es ist meine Überzeugung als Montageleiter bei Winergy Tianjin, dass der Kunde und seine Anforderungen an erster Stelle stehen, die Qualität absolute Priorität hat und dadurch kontinuierlich neue Kunden gewonnen werden können. Nur mit einer hohen Montagequalität können wir erforderliche Kundendiensteinsätze auf ein Minimum begrenzen und unnötige Kosten sparen, den Druck unserer Vertriebskollegen reduzieren, unsere Durchlaufzeiten verkürzen und die Anerkennung unserer internen und externen Kunden gewinnen. Shen Qi, Produktionsleiter, Winergy Tianjin, China

Chennai, Indien

Tianjin, China Ist China wirklich so wichtig? Seit Jahren lesen wir in renommierten Studien, dass China einen Installationsrekord nach dem anderen bricht. Das ist auch kein Wunder, denn die chinesische Regierung hat mit ihrem 12. Fünf-Jahres-Plan 107 GW an neu zu errichtender Windenergieleistung ausgegeben. Derzeit sind davon in den letzten Jahren rund 36 % umgesetzt worden. Das bedeutet, dass noch 69 GW ausstehen. Wir rechnen derzeit mit einer jährlichen Installation an Windturbinenleistung in China zwischen 15 und 18 GW, evtl. sogar 20 GW. Im Vergleich dazu haben die USA und Europa in ihren Boomjahren nicht mal 14 GW jährlich geschafft. Weiterhin wird prognostiziert, dass unter anderem Kohlekraftwerke ab 2030 in China rückläufig sind. Was bedeutet, dass diese Energieform durch erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windenergie ausgeglichen wird. Somit können wir davon ausgehen, dass die jährlichen Installationen an Windturbinen

in China noch steigen werden. Die letzte Studie von MAKE Consulting prognostiziert für das Jahr 2020 rund 26 GW. Tendenz steigend. Somit können wir festhalten: China ist der größte Einzelmarkt der Welt. Die Kehrseite, und die können wir aus den täglichen Nachrichten und den eigenen Erfahrungen entnehmen, ist, dass China ein reglementierter Markt ist. Wir erleben, dass die Chinesische Regierung und die chinesischen Turbinenhersteller bevorzugt lokale Lieferanten einsetzen. Das ist wahrscheinlich genauso wahr, wie dass rund 6–8 GW von derzeit installierter Turbinenleistung in China nicht ans Netz angeschlossen ist und dass die Turbinen sich nur für ihre eigene Versorgung drehen.

China das Vorbild, wie mit einer Vorgabe ein richtiger Ansatz einfach umgesetzt wird.

Eine Mango-Plantage wird zum modernen Produktionsstandort für Windgetriebe

Das Qualitätsbewusstsein und die Prozesssicherheit nehmen in annähernd gleicher Geschwindigkeit zu wie die Turbineninstallation selbst. Gerade mit den Offshore-Visionen in China in den nächsten Jahren setzen die lokalen Turbinenhersteller verstärkt auf erfahrene Getriebelieferanten.

So viel Erdboden hatte der Fahrer des kleinen, bereits in die Jahre gekommenen Traktors mit seinem nicht viel größeren Anhänger noch nie vorher gefahren. Am einen Ende des Geländes, das vor wenigen Tagen noch eine Mango-Plantage gewesen war, lud ihm der Bagger eine Schaufel abgetragenen Erdboden nach der anderen auf den Hänger. Am anderen Ende kippte er den Boden wieder ab. So fuhr er jeden Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang die wenigen hundert Meter hin und her, bis der Schönheitsfehler beseitigt war. Denn was die dreiköpfige Delegation, die einige Monate zuvor aus Deutschland angereist war, um nach einem geeigneten Grundstück für ihr Werk zu suchen, zu diesem Zeitpunkt nicht sehen konnte: Die Mango-Plantage war abschüssig.

China ist extrem wichtig für die Windindustrie. Wahrscheinlich genauso wichtig wie die Energiewende in Deutschland. Wenn Deutschland das Vorbild dafür ist, dass die Unabhängigkeit von fossilen Energiequellen machbar ist, dann ist

Freigabe für Windkapazitäten

Chinesische Stromerzeugung

gemäß dem 12. Fünf-Jahres-Plan (2011 – 2015)

nach Technologien

100

%

27 GW

19 GW

6 GW

29 GW

28 GW

36 % installiert

80

120

GW

Historisch

Vorhersage

100 80 60

69 GW freigegebene, aber noch nicht realisierte Projekte

60 40 20 0

107 GW

Batch 1 (2011)

Quelle: MAKE/NEA

SEI T E 16

Batch 2 A 2 B (2011) (2012)

Batch 3 (2013)

Batch 4 (2014)

Total 4 Batches

40 20 0 –20 –40

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2020 2030 Solar Nuklear

Öl/Gas Wind

Biomasse u. Abfall Öl

Kohle Quelle: BNEF

Mehr als drei Meter betrug der Höhenunterschied zwischen der Stelle, die einmal die Einfahrt zum Gelände der Winergy Drive Systems India in Chennai werden würde, und der zukünftigen Hallenrückwand. „Als wir uns das Grundstück angesehen haben, stand dort noch alles voll mit Mango-Bäumen. Da hat keiner geahnt, dass es so viel Gefälle hat“, sagt Dirk Bernsmann, der als Projektleiter für den Aufbau des Werks verantwortlich war. Zusammen mit dem damaligen Bauingenieur der Flender AG Bernhard Giese und dem Produktionsleiter der Winergy in Deutschland Karl Brun startete er im Mai 2004 das Abenteuer, in einer für ihn völlig fremden Welt auf der grünen Wiese ein Werk zu errichten, das nur anderthalb Jahre später unter modernsten Rahmenbedingungen Windgetriebe für den indischen Markt produzieren sollte. „Wir fliegen nach Indien und schauen uns fünf Grundstücke an … und eines davon kaufen wir.“ Mit diesem salopp formulierten Ziel begann für Dirk Bernsmann und die Winergy die Geschichte des Werks im indischen Chennai.

Den Standort Chennai hatte der Besitzer des indischen Windturbinenherstellers Suzlon Tulsi Tanti, empfohlen. Tanti war es auch, der maßgeblich dafür verantwortlich war, dass es zu der Entscheidung kam, ein Werk in Indien zu errichten. Sein großer Bedarf an Windgetrieben sicherte dem neuen Werk eine volle Auslastung in den ersten Jahren zu. Als Manfred Egelwisse, damaliger Aufsichtsrat der Winergy AG, Dirk Bernsmann fragte, ob er sich vorstellen könne, den Werksbau zu leiten, musste er nicht lange überlegen. „Ich weiß noch, wie ich auf dem Rückflug unserer ersten Reise nach Indien im Flieger saß und dachte: Das wird verdammt anstrengend. Aber so eine Chance bekommst du nur einmal im Leben“, erinnert er sich. Bereits die Anbahnung des Grundstückkaufs macht Bernsmann die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Indien klar. „Der Makler hat das Grundstück nicht einfach an irgendjemanden verkauft. Er wollte erst einmal wissen, mit wem er es zu tun hatte, und die Menschen kennenlernen, die sein Grundstück kaufen wollten.“ Also lud er Bernsmann zum Frühstück zu sich nach Hause ein. In Deutschland undenkbar. Zu einem Quadratmeterpreis von unter 10 Euro ging das Grundstück schließlich an die Winergy über. „Drei Jahre später hätten wir infolge der Globalisierung und des Booms in Märkten wie Indien das Dreifache zahlen müssen“, sagt Bernsmann. Das alles war Neuland für den Deutschen. Als gelernter Maschinenbauingenieur hatte er in seinen vorherigen Jobs zwar einige Erfahrungen mit Bauprojekten gewinnen können, trotzdem war der Aufbau des neuen Werks ein Sprung ins kalte Wasser. „Meine Maßgabe ist immer, nicht zu viel nachzudenken, sondern einfach zu machen. Das war in Indien Gold wert“, sagt Bernsmann im Rückblick. Ein Beispiel? Bevor der kleine Traktor beharrlich seine Erdarbeiten verrichten konnte, mussten die Ausmaße der neuen Halle festgelegt werden. Nachdem

die Plantage im Januar 2005 gerodet worden war, nahmen sich Bernsmann und sein Team kurzerhand einen Kreidewagen und zogen die Hallenwände als Kreidelinie wie die Außenlinien eines Fußballfeldes auf den Sandboden. „Als wir fertig waren, war mir die Halle zu schmal. Also haben wir die Linie einfach ein paar Meter weiter rechts gezogen.“ Vermessungsingenieure und Baugenehmigung? „Beantragt hatten wir alles, aber gewartet, bis die Genehmigung vorlag, haben wir nicht“, sagt Bernsmann und lacht. Ähnlich verhielt es sich mit der Innenausstattung der Produktionshallen. Alles musste neu beschafft werden, vom Schraubenzieher bis zu den Prüfstandselementen. Doch woher sollte man wissen, was denn nun genau alles benötigt wurde? Ein Einkaufszettel für die Errichtung eines neuen Montagewerks für Windgetriebe war nicht vorhanden. Also gingen Mitarbeiter durch die verschiedenen Bereiche des Werks in Voerde und schrieben alles auf, was dort für die Produktion vorhanden war. „Ich habe mir in Voerde den Blaumann angezogen und Getriebe mitgebaut, um zu wissen, was wir alles benötigen. Das war wie eine zweite Ausbildung für mich“, sagt Bernsmann. Bereits wenige Monate später im Juni 2005 war der Rohbau fertig und im September ging der erste Prüflauf über die Bühne. Als im Oktober die ersten in Chennai gefertigten Getriebe verkauft wurden, lag der Beginn der Bauarbeiten gerade einmal zehn Monate zurück. Entscheidend für diese Leistung war vor allem die Tatsache, dass die Verantwortlichen vor Ort schnell zu einem harmonischen Team zusammengefunden haben. „V. C. S. Velumani als zweiter Geschäftsführer war eine riesige Hilfe, genauso wie der heutige Geschäftsführer M. T. Rao, der während der Bauphase hinzugestoßen ist“, sagt Dirk Bernsmann. Er ist bis heute stolz auf dieses Team: „Das war eine Riesenleistung von allen beteiligten Leuten. Jeder wusste immer, was er zu tun hatte. Nur so war es möglich, den Standort in so kurzer Zeit hochzuziehen.“

In einem fremden Land aus dem Nichts einen Produktionsstandort zu entwickeln – eine gewaltige Aufgabe für die Beteiligten.

S E I T E 17

D A S 1 0 0 - G I G A W A T T - M agazin

Megatrends und Ausblick Die Antriebsstrangtechnologie für Windkraftanlagen wird sich weltweit unterschiedlich entwickeln

Die Architektur von Antriebssträngen ist eine wichtige Konstruktionsentscheidung, mit der sich Hersteller von Windkraftanlagen auseinandersetzen müssen, zumal der Antrieb einen erheblichen Teil der Kosten und des Gewichts einer solchen Anlage ausmacht. Darüber hinaus wirkt sich die Konstruktion des Antriebs nachhaltig auf Lebensdauer und Betriebskosten aus.

Bis 2040 erwarten wir ... ... Nicht-OECD-Länder wie China und Indien sind Spitzenreiter beim steigenden Energiebedarf. ... c  irca 60 % des Bedarfs werden durch Öl und Erdgas gedeckt.

MAKE rechnet damit, dass sowohl Windkraftanlagen mit Getriebe als auch Turbinen mit Direktantrieb noch für absehbare Zeit nebeneinander existieren werden, da jede Technologie ihre Vorteile hat. Das Innovationspotential im Hinblick auf den Antriebsstrang hängt stark vom Zielmarkt und von dem damit verbundenen Risikoprofil ab. Auf dem US-Markt können sich innovative Systeme mit Direktantrieb und Getriebe mit mittlerer Drehzahl bisher nur schwer behaupten, da die Geldgeber viel Wert auf eine nachweisbare Erfolgsbilanz, etablierte Lieferketten und bewährte Aftermarket-Lösungen legen. MAKE erwartet, dass der nord- und südamerikanische Markt für absehbare Zeit weiterhin von klassischen Getriebeantrieben dominiert wird.

... Erdgas löst Kohle als zweitwichtigste Energiequelle ab. ... Energiebedingte CO2-Emissionen haben ihren Höhepunkt erreicht und nehmen allmählich ab. Quelle: ExxonMobil

Der europäische Offshore-Markt ist dagegen ein risikofreudigeres Umfeld, in dem Experimente

è2040

35% mehrä Energiebedarf

mit neuartigen Antriebssträngen viel Zuspruch finden. Neu angekündigte Offshore-Produkte basieren meist auf der bewährten Antriebsarchitektur mit schnellen Getrieben. Onshore begünstigt die steigende Nachfrage nach Windkraftanlagen mit einer Leistung von mehr als 3 MW die Einführung von Hybridsystemen mit mittlerer Drehzahl. MAKE geht davon aus, dass Systeme mit mittlerer Drehzahl und Direktantrieb in Europa weiter an Popularität gewinnen, das Getriebesystem aber noch bis 2020 in einem Großteil der Anlagen verbaut werden wird. China hat sich zu einem Zentrum für Antriebsinnovationen entwickelt und viele Erstausrüster bieten bereits jetzt Hybridsysteme und Direktantriebe an. Gefördert wird dies in erster Linie durch Wettbewerbsdruck und die Präsenz des technisch differenzierten Marktführers Goldwind. MAKE rechnet damit, dass sich dieser Technologietrend fortsetzt und Systeme mit Direktantrieb oder mittlerer Drehzahl bis 2016 knapp 50 % der von China installierten Anlagen ausmachen werden.

6%

EMEA

1%

23% 0%

AMER

APAC

è2040

2 Mrd. mehrä

90 % mehrä Bedarf an Strom

Menschen auf der Erde

Weltweite Stromversorgung

Weltweiter Strombedarf

nach Energieträger in tausend Terawattstunden

nach Sektor in tausend Terawattstunden

40

40

30

30

20

20

10

10

0

0 2000

2020 Gas Kohle

Kernkraft Wind- und Solarenergie

2000

2040

2020 Sonstige Industrien Schwerindustrie

Sonstige erneuerb. Energien Öl

Handel/Gewerbe Haushalte

2040 Verkehr

Weitere Informationen zu wichtigen technologischen Entwicklungen finden Sie auf der Website von MAKE: www.consultmake.com

Regionale Segmentierung der Antriebsstränge AMER

è2040

EMEA

APAC

Weltbevölkerung in Milliarden Menschen

Wirtschaftsleistung (BIP) in Billionen Dollar

9

120

18%

28%

0%

36%

31%

90 6

1% 2%

11% 60

93% 76%

82%

71%

62%

Installationen 2012 15,0 GW Direktantrieb Mittlere Drehzahl

SEI T E 18

3

Installationen 2016 (Ausblick) 13,3 GW

Hohe Drehzahl

15,8 GW

9,1 GW

AMER = Nord- und Südamerika

EMEA = Europa, Naher Osten und Afrika

APAC = Region Asien-Pazifik

GW = eingespeiste Gigawatt

13,6 GW

30

59%

0

0 26,3 GW

2000

2020 Andere Regionen Indien

Quelle für Text und Diagramme: MAKE

Quelle für die Diagramme: ExxonMobil

China Größtes Wachstum

2040

2000

2020

2040

OECD (Mexiko und Türkei sind in „größtes Wachstum“ eingeflossen)

SEI T E 19

Für mich bedeutet Winergy: Sister and Brother

„Mit geschätzten 300 GW weltweit

Winergy means all the friendships created over the years

100 GW an gelieferten Getrieben von

We have had lots of victories and yes have shed some tears

der Winergy bedeuten, dass wir einen

We must respect each other my sister and brother

großen und bedeutsamen Anteil an der

installierten Windturbinen und davon

We sometimes have problems in our travels, but we somehow we never unravel We will work through the night and never ever give up this fight

Windenergie haben. Demnach ist die Winergy nicht nur ein Arbeitgeber für mich, sondern auch eine Marke, auf die

We trust each other my sister and brother

ich stolz bin!“

We created jobs and world wide brands, something to be proud of in all the lands For Winergy is more than a job, a paycheck, or a position, it is our heart, our soul, and our mission

Lu Yong Yao, Application Engineering, Tianjin

We lift up each other my sister and brother We went from small Kw to mighty MW test benches, from looking for a hammer to standardized wrenches

„Normalerweise bekommen die Service

From the days of no parts and bad heat lots, to the days of full production and no stomach knots

Abteilungen nur eine Resonanz basie-

Think of each other my sister and brother

rend auf der Leistung des Produktes. Lediglich bei der Winergy bekomme

Some will say we are crazy, but non can say we are lazy

ich eine herzliche Begrüßung im Feld,

It is this man‘s opinion, that we are one in a million

sobald ich nur den Namen der Organi-

Give thanks to each other my sister and brother

sation nenne, so zufrieden sind unsere

It is a company and family we made together, through all kinds of weather

Kunden mit dem Produkt.“

I could not think of doing something different or anything better

Sv. Gowrisankar, Service, Chennai

Mentor each other my sister and brother It is all the help and support that you are giving, to keep Elgin healthy and living We all owe each other our thanks and gratitude, for without any of us we would be subdued

„Zusammenfassend ist die Winergy der

Hug each other my sister and brother

Meilenstein in der Welt der Windener-

I remember the times we may not have been on track but I always knew you had my back Why is it, we do what we do, It is all because and for you.

gie“ M. Sathiesh Kumar, Vertrieb, Chennai

Remember each other my sister and brother Here is to the wind and let‘s hope it blows, we need to be clear so everyone knows Work at what we cherish and these times shall never perish

„Die Winergy bedeutet für mich, dass mein  Telefon oft schon bei Arbeitsbe-

Some of us shall row and some of us shall steer

ginn klingelt, während ich das Büro

For all of our sakes please bring us a beer

betrete. Die Jacke noch an und die Ar-

Celebrate each other my sister and brother

beitstasche um die Schulter, telefonie-

Jay Johnson, Technischer Service, Elgin

re ich mit meinem Arbeitskollegen, der ein Problem am Prüfstand hat. … Er bedankt sich bei mir für den schnellen

„Die Winergy ist ein Ort, wo Teamwork

„Die

attraktiver

„Was Winergy mir bedeutet: Kompe-

Einsatz. Ich gehe zurück ins Büro, sehe

und enge Zusammenarbeit der Schlüs-

Arbeitgeber in einer nie stillstehen-

tenz, Gemeinschaft und Freiheit. Kom-

meine Arbeitstasche noch auf dem

sel zum Erfolg sind und wo geleistete

den Branche. Jeder Tag ist span-

petenz in der Technologie, Kompetenz

Schreibtisch liegen und fahre erstmal

Arbeit nicht unerkannt bleibt. Es ist ein

nend und hat seine neuen Herausfor-

im Design und Kompetenz in der Mon-

meinen Rechner hoch. Ich setze mich

Ort, wo Mitarbeiter dabei unterstützt

derungen!

Inter-

tage. Gemeinschaft am Arbeitsplatz,

hin und gucke auf die Uhr. Schon fast

werden, Vorschläge zu machen und

essen der Kunden im Mittelpunkt.“

Gemeinschaft in der Stadt Elgin und

10 Uhr und zig ungelesene E-Mails. Ich

Gemeinschaft auf der internationalen

denke: Mir egal, der Prüfstand mit dem

Bühne und Freiheit von fossilen Ener-

behobenen Problem läuft schon mal

gieträgern, Freiheit von der Atomkraft,

wieder und macht Umsatz. Viel wichti-

Freiheit von der globalen Erwärmung.“

ger ist noch, dass ich Arbeitskollegen

ein Ort, wo Mitarbeiter ihrer Arbeit mit

ist

Dabei

ein

stehen

die

Kai Föcking, Vertrieb, Voerde

Leidenschaft nachgehen.“ Tina Wilcoxen, Planung, Elgin

W – WORLD CLASS QUALITY I – INNOVATION

Ryan Warner, SPS – Produktion, Elgin

N – NEW TECHNOLOGY E – ENERGETIC PEOPLE

achtlichen

zu

R – ROBUST DESIGN

„Auch wenn wir innerhalb der Winergy

einem See und Einzelpersonen zu ei-

G – GLOBAL MARKET

auf verschiedenen Kontinenten arbei-

nem

Y – YEARN FOR CUSTOMER

ten, fühlt es sich an wie in einer großen

Team.

Wir

Tropfen

behandeln

unsere

Werke wie unser Zuhause, wir treiben dessen Wachstum und bilden damit

S. Michael Daniel, Qualität, Chennai

Werte.“ Li Ting Xing, Logistik – Lager, Tianjin

und mich dann auch anrufen, wenn sie meine Hilfe benötigen, und meine Ar-

„Kleinigkeiten summieren sich zu beErgebnissen:

habe, die wissen, wie spät ich anfange,

Familie.“

beit schätzen. Das ist unbezahlbar und spricht für die Mitarbeiter selbst. Morgens auf dem Weg zum Telefon fluche ich noch kurze, warum jetzt schon einer was von mir will. Spätestens nach dem

Indirakumar Munusamy, Engineering,

Telefonat ist der schlechte Sinn verflo-

Chennai

gen und es geht los.“ Marc Bruckmann, Produktion, Voerde

Siemens AG Am Industriepark 2 46562 Voerde DEUTSCHLAND Telefon +49 (0) 2871 92 4 [email protected] www.winergy-group.com

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Verbesserungen voranzutreiben. Es ist

Winergy

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