02/2014, Seite 28-29 - Salzburger Bildungswerk

March 8, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
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Erwachsenenbildungs-Magazin des Salzburger Bildungswerkes

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Bildungswerk im STADTWERK Frieden ist nicht selbstverständlich Erzählte Lebensgeschichten Erlebnisraum Garten

salzburger bildungswerk

Das Team des Salzburger Bildungswerkes Direktion Günther SIGNITZER Geschäftsführung Tel: 0 662-87 26 91-14 [email protected] Sarah Baier Sekretariat Tel: 0 662-87 26 91-24 [email protected] Richard BRESCHAR Örtliche Bildungswerke Tel: 0 662-87 26 91-19 [email protected] Sonja CHRIST Sekretariat/Buchhaltung Tel: 0 662-87 26 91-11 [email protected] Hans EDER Internationale Solidarität Örtliche Bildungswerke Tel: 0 662-87 26 91-20 [email protected] Wolfgang Forthofer Europa und Politische Bildung Örtliche Bildungswerke Tel: 0 662-87 26 91-21 [email protected]

Qualitätssiegel Salzburger Bildungswerk

Ulrike FREIDL Sekretariat Tel: 0 662-87 26 91-22 [email protected] Michaela Habetseder Öffentlichkeitsarbeit [email protected] Karin MARESCH Sekretariat Tel: 0 662-87 26 91-12 [email protected] Isolde MRWA Projektbetreuung Örtliche Bildungswerke Tel: 0 6277-77 94 [email protected] Michaela Schmidl Öffentlichkeitsarbeit Tel: 0 662-87 26 91-16 [email protected] Brigitte SINGER Elternbildung/Frauenbildung Örtliche Bildungswerke Tel: 0 662-87 26 91-15 [email protected] Christa WIELAND Seniorenbildung/Gesundheit Örtliche Bildungswerke Tel: 0 662-87 26 91-17 [email protected]

Gemeindeentwicklung Salzburg Alexander GLAS Tel: 0 662-87 26 91-13 [email protected] Anita MOSER Tel: 0 662-87 26 91-18 [email protected]

Forum Familie Frieda Aberzger Tennengau, Tel: 0664-8565527 [email protected] Andrea-Maria GRUBER Pongau, Tel: 0664-8284180 [email protected] Wolfgang Mayr Flachgau, Tel: 0664-8284238 [email protected] Christine Schläffer Pinzgau, Tel: 0664-8284179 [email protected] Monika Weilharter Lungau, Tel: 0664-8284237 [email protected]

Salzburger Bildungswerk SBWbildungswerk

Qualitätstestiert bis 2016

Veranstaltungstipps Fest zur Jahresfeier des Salzburger Bildungswerkes Gneis Salzburg-Gneis, 12. Jänner 2015, 19.00 Uhr, Kleingmainerhof

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Offizielle Eröffnung Haus Strubergasse 18

Salzburg, 20. Februar 2015, 16.00 Uhr, STADTWERK

Start des Lehrgangs „NaturCoach“ Bad Vigaun, 14. März 2015, Englhartgut

Editorial

Veränderungen und Kontinuität Haben Sie es gemerkt? 32 Jahre intensive Redaktionsarbeit in der Imbergstraße 2 und nun ein neuer Ort: Strubergasse 18. Keine Sorge, die bewährte Linie unseres Magazins wollen wir beibehalten. In dieser Ausgabe erwarten Sie wieder Berichte über spannende Projekte und Initiativen in den örtlichen Bildungswerken wie zum Beispiel „Ehrenamt im leeren Amt“ in Hüttschlag, Generationendorf, Bildungsveranstaltungen zum Thema Recycling, eine Seminarreihe zum Thema Demenz, vielfältige Bildungswochen sowie viele weitere interessante Veranstaltungen. Lesen Sie mehr über den Dorferneuerungspreis für Weißbach, über die internationale Konferenz zu „Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden“ in Srebrenica oder über die Buchpräsentation zum ZeitzeugInnen-Projekt „Das war unsere Zeit“. Mit der Umsetzung unseres Organisationsentwicklungsprozesses wurde die Gliederung in Institute aufgelöst. Die jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkte sind MitarbeiterInnen zugeordnet. Damit wollen wir ein klares gemeinsames öffentliches Auftreten garantieren, die Betreuung der örtlichen Bildungswerke verstärken und eine flexiblere Struktur für die Zukunft schaffen, die rasch auf inhaltliche Veränderungen reagieren kann. Der 1. September 2014 stellt sicher auch einen Neuanfang für das Salzburger Bildungswerk dar. Viele Bildungswerkleitungen sind schon unserer Einladung gefolgt und konnten sich bei einem Besuch bei uns überzeugen: Barrierefreie Büro- und Seminarräume, eine verbesserte Arbeitssituation sowie mehr Möglichkeiten für Synergieeffekte und eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Verkehr sind die wesentlichen Vorteile des neuen Standortes. Anfängliche Schwierigkeiten – Baustelle mit Lärm und Schmutz, Orientierungsprobleme, da es nicht leicht war, unser Haus und den Hauseingang zu finden und zahlreiche Kleinigkeiten, die ein Neubau mit sich bringt – konnten bereits weitgehend gelöst werden. Aber es wird noch einige Zeit dauern, bis alles fertiggestellt ist. Ich bedanke mich bei allen MitarbeiterInnen im Salzburger Bildungswerk, dass wir diese Situation gut überstanden haben. Danke auch an den Vorstand für das Vertrauen und besonders an die Gebietskörperschaften Bund, Stadt und Land Salzburg, die uns und alle Einrichtungen unterstützt haben! Nicht nur Veranstaltungen sind für uns Grund für Besuche in den Gemeinden. Mehrfach im Jahr sind wir auch bei Ehrungen von langjährigen BildungswerkleiterInnen oder bei einem Wechsel der Bildungswerkleitung vor Ort. Es ist immer wieder eine Freude, erleben zu können, wie die engagierte Arbeit unserer BildungswerkleiterInnen innerhalb der Gemeinde geschätzt und anerkannt wird. Natürlich ist die Tätigkeit nicht immer frei von Konflikten, aber in den überwiegenden Fällen können diese ausgeräumt werden. Ein Danke an alle BürgermeisterInnen und politisch Verantwortlichen, die diesem Schatz an ehrenamtlicher Bildungs- und Kulturarbeit respektvoll gegenüberstehen! Unsere Gesellschaft braucht diese Menschen – sie sind ein unverzichtbarer Teil unserer Demokratie als Lebensform.

Dr. Günther Signitzer Direktor des Salzburger Bildungswerkes

Impressum Herausgeber und Verleger: Salzburger Bildungswerk (Dr. Günther Signitzer) Redaktion: Mag. Michaela Schmidl (MS) Strubergasse 18/3, 5020 Salzburg Tel: 0662-87 26 91-0 Fax: 0662-87 26 91-3 E-Mail: [email protected] www.salzburgerbildungswerk.at ZVR 200 288 147 Grafik: Werbeagentur Angela Huber-Gürtler Lektorat: Mag. Michaela Habetseder Coverfoto: © PRISMA/Konrad Lagger Foto Rückseite: © jefunne - Fotolia.com Fotos: Salzburger Bildungswerk (falls nicht anders angegeben) Druck: Schönleitner, Kuchl Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Auflage: 2.200 MitarbeiterInnen Redaktion: Dipl. Ing. Richard Breschar (RiB) Dr. Hans Eder (HE) Dr. Wolfgang Forthofer (FT) Mag. Michaela Habetseder (MiHa) Dr. Anita Moser (AM) Dr. Günther Signitzer (GS) Mag. Brigitte Singer (BS) Mag. Christa Wieland (CW) Blattlinie: Darstellung und Auseinandersetzung mit aktuellen bildungs- und gesellschaftspolitischen Themen, Mitteilungs- und Serviceblatt über Veranstaltungen des Salzburger Bildungswerkes. Das „dreieck“ richtet sich an MitarbeiterInnen in der Erwachsenenbildung, MultiplikatorInnen, PolitikerInnen sowie Medien. Namentlich gekennzeichnete Beiträge drücken die Meinungen der AutorInnen aus. Sie müssen sich nicht immer mit der Auffassung von Redaktion und Herausgeber decken. Offenlegung nach dem Pressegesetz: Aktuelle Berichte, Informationen und Stellungnahmen, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit des überparteilichen und konfessionell nicht gebundenen Salzburger Bildungswerkes stehen. Wir danken für die Zusammenarbeit und Unterstützung dem BMBF. dreieck-Leserservice: Fragen an die Redaktion: Tel. 0662-872691-0 oder E-Mail: [email protected] Erscheinungsweise: 2-mal jährlich Abonnement- und Einzelbestellung: Einzelheft € 4,- (exkl. Versand) Jahresabonnement € 8,Einzahlungen: RVS Salzburg Kto-Nr. 00047993, BLZ 35 000 Wenn bis 31. Dezember keine Abbestellung erfolgt, verlängert sich das Abo jeweils um ein weiteres Jahr. Vorstand des Salzburger Bildungswerkes Vors. Dr. Josef Sampl, HR Dr. Alfred Berghammer, Dr. Andrea Eder-Gitschthaler, OSR Waltraut Hofmeister, HR Dr. Andreas Kiefer, DI Nikolaus Lienbacher, Dr. Lucia Luidold, Dr. Ursula Maier-Rabler, Vors.-Stv. HR Prof. Dr. Wilhelm Pölzl, Dipl. Päd. BSI Renate Reifenauer, Primar i.R. Dr. Josef Rücker, LSI Mag. Josef Thurner, Stefanie Walch, HR Prof. Dr. Martin Wiedemair Präsidentin des Salzburger Bildungswerkes LRin Mag.a Martina Berthold MBA

Bild: absolut - Fotolia.com

Bild: Dorothea Gmeiner-Jahn

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Eltern-, Frauen- und Seniorenbildung

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Gemeindeentwicklung

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Europa und Politische Bildung

Blickpunkte

Eltern-, Frauen- und Seniorenbildung

06 Adieu Haus CORSO! 07 Bildungswerk im STADTWERK 07 Aufpeppen und reparieren statt wegwerfen

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Erwachsenenbildung 09 WIK:I – Was ich kann durch informelles Lernen 10 Europa engagiert gestalten 11 Eine Nummer für die Weiterbildung 12 Der Lungauer Bildungsverbund 12 Neues Leitungsteam in der Salzburger Erwachsenenbildung

Wissenswertes über Demenz Erlebnisraum Garten LIPPGLOSSE: Dilemma und Desaster Wenn Steine im Weg liegen, sollten wir daraus Stufen machen ... Verliebt ins ATOM

Forum Familie 19 Broschüre „Geld für die Familienkassa“ 19 Forum Familie: Drei Elternservicestellen umgezogen

Gemeindeentwicklung 20 21 22 23 23 24 25 26 26

Neues aus dem Generationendorf Piesendorf Auszeichnung für Weißbach bei Lofer Einfallsreich und solidarisch Gemeinsam wandern, gemeinsam lesen Barrierefreiheit im Generationendorf St. Michael Wohin führt der Weg? „Design for all“ in Lamprechtshausen Lebensfreude für Jung und Alt Was tun im Notfall?

Internationale Solidarität 27 N  eue Grüne Revolution mit Gentechnik versus ökologische Agrikultur: Das Beispiel Soja

Aufpeppen und reparieren statt wegwerfen Mehr dazu auf Seite 7 02/2014 dreieck

Bild: Museum Tauernbahn

Inhalt

Bild: Sascha Bergmann - Fotolia.com

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Aus der Direktion

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Das war unsere Zeit! Mehr dazu auf Seite 45

Aus Gemeinde und Bezirk

Europa und Politische Bildung

Arbeitskreise

28 Frieden ist nicht selbstverständlich 30 Danzig, Den Haag, Frankfurt, Kaliningrad und Warschau ...

44 Salzburg – mit den Augen Erwin Rutzingers betrachtet 45 Erzählte Lebensgeschichten 46 Walter Kraus gewürdigt

Zeitspuren

IMb – Institut für Medienbildung

32 „Zeitspuren“ feiern 10. Geburtstag

47 Internet, Medien und Sexualität

Aus der Direktion

Personalia

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Allergiefibel präsentiert Geschichte als Teil politischer Bildung Lehrgang NaturCoach Willkommenskultur in Salzburger Gemeinden

Aus Gemeinde und Bezirk 35 35 36 37 37 38 38 39 40 40 41 41 42 43

SBW – Salzburger Begegnungswerk!? Blues, Jazz und Rock – live on the Lok Wie viel Zukunft steckt im Dorf? Ein Fest für Einheimische und Gäste Leoganger Dorfkabarett Noch Paradies? 5 Fragen an Maria Höll Lebensklänge Neues aus der Schreibwerkstatt Itzling Bildung und Kultur im Stadtteil Dorfgemeinschaft feiert! Marmorkino Adnet Körper, Geist und Seele Der Seelenbräugarten in Köstendorf

Neues aus dem Tennengau Zum Gedenken Neubestellung in Lamprechtshausen Frischer Wind in Tamsweg 50 Jahre und eine Auszeichnung Silberner Dank Das Salzburger Bildungswerk gratuliert ... Forum Familie: Neue Ansprechpartnerin im Tennengau

51 Buchtipps

Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg Mehr dazu auf Seite 28

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B lic k p un k te

Adieu Haus CORSO! Von Martin Wiedemair

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it September, nach 33 Jahren, sind die Weiterbildungseinrichtungen aus dem Haus „Corso“ ausgezogen. Der markante Bau am Mozartsteg, eingeklemmt zwischen Imbergstraße und Salzach, wird saniert; andere Mieter werden einziehen. Nicht ohne Wehmut trennen sich viele von diesem Objekt, das ihnen zum Teil über Jahrzehnte Arbeitsplatz und Gemeinschaft geboten hat. Es ist manchem zur Heimat und zu einem Teil des Lebensgefühls geworden. So geht es auch dem Verfasser. Er war vom ersten Tag an Teil der Erwachsenenbildungs-Community im Haus Corso. Gleichwohl lockt das Neue mit verführerischer Kraft – mit neuen Herausforderungen und Perspektiven. Die sieben Einrichtungen (ARGE/Verein Salzburger Erwachsenenbildung, BiBer Bildungsberatung, Institut für Medienbildung, INTERSOL, Robert-Jungk-Bibliothek, Società Dante Alighieri und Salzburger Bildungswerk) ziehen in ein neu errichtetes Haus in der Strubergasse 18. Das Land Salzburg hat den Umzug durch seinen politischen Willen und erhebliche finanzielle und logistische Unterstützung ermöglicht. Das BMBF und die Stadt Salzburg beteiligen sich ebenfalls in bedeutendem Maße an den Kosten für die Umsiedlung und Einrichtung. Aber der Reihe nach: Das „Haus der Erwachsenenbildung Corso“ wurde 1981 als kooperatives Zentrum für Einrichtungen der Erwachsenenbildung und Kultur etabliert. Damals galt dies als weitum beachtetes Modell einer neuartigen Kooperation; heute würde man vielleicht von einem „Weiterbildungscluster“ sprechen. Eine großzügige Investition des Landes hatte die Anmietung und Sanierung des schon etwas in die Jahre gekommenen Corso im Jahre 1979 und den Einzug im Frühjahr 1981 möglich gemacht. Und es ist, zumindest in Österreich, auch heute noch eher ungewöhnlich, dass mehr

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als eine Handvoll kleiner und größerer Weiterbildungseinrichtungen sprichwörtlich unter einem Dach agieren. Viel hat sich in 33 Jahren getan im Haus Corso: viel an Aktivitäten, manches an räumlichen Verschiebungen und einiges an institutionellen Wechseln. Jedenfalls aber ist das „Corso“ zu einem Begriff in der Salzburger, wohl auch in der österreichischen Weiterbildungslandschaft geworden. Das „Corso“ hat sich von Beginn an auch als kleines Veranstaltungszentrum etabliert, mit wenigen aber durchaus gern und sehr intensiv genutzten Kurs- und Veranstaltungsräumen. Dem „Corso“ sind viele Salzburger Bürgerinnen und Bürger im Laufe dieser Jahre begegnet, viele sind ein- und ausgegangen: als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen, als Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer (vor allem in den Sprachkursen von Dante Alighieri), als Besucherinnen und Besucher von Vernissagen und manche einfach als Interessierte. Zahlreiche Einrichtungen haben hier im Laufe der Jahrzehnte auf Dauer oder auch nur für kurze Zeit Platz gefunden. Neben den weiter oben erwähnten sieben Einrichtungen, die nun übersiedeln, fallen mir ein: die Förderungsstelle des Bundes für Erwachsenenbildung mit der Büchereistelle, das Europahaus Salzburg, das Evangelische Bildungswerk, die Kärntner Landsmannschaft, das Salzburger Kinder- und Jugendtheater, die „Modellbücherei“ Corso, die Firma Mediaplant und der Zivilinvalidenverband Salzburg. Wie es sich für einen Ort der Weiterbildung gehört, hat sich im Haus Corso immer etwas getan. Hunderte Sitzungen und Besprechungen in kleinen und größeren Gruppen, ungezählte kleine Veranstaltungen – in den letzten Jahren etwa die Montagsrunden der Robert-Jungk-Bibliothek oder (vor Jahrzehnten) Vorträge im Rahmen des Forums Corso, die laufenden Kurs- und Vortragsver-

anstaltungen der Società Dante Alighieri. Das historische Stiegenhaus hat genau 50 Vernissagen und Ausstellungen in der Stiegenhausgalerie – eingerichtet 1991 – meist mit einem ausführlichen anschließenden geselligen Teil erlebt. Legendäre Weihnachtsfeiern haben in den Räumen der Kärntner Landsmannschaft Platz gehabt und manche gesellige, überinstitutionelle Runde im Haus. Und besonders anzuerkennen: Man hat sich im täglichen Arbeits- und Büroablauf unter den Einrichtungen unbürokratisch ausgeholfen – vom Kopieren bis zum Papier. Bei den Hausnachbarn war stets ein Platz frei, wenn eine Sitzung wieder einmal keinen Raum fand. Insofern war das „Corso“ immer auch gelebte Kooperation und Synergie, wenn auch nicht so öffentlichkeitswirksam. Und wir hatten das Glück, als Untermieter immer durchaus aufgeschlossene und kooperative Hauseigentümer zu haben. Die neue Bleibe will dieses Konzept fortsetzen. Man darf gespannt sein, wie und wo der neue architektonische Rahmen im größeren Bildungs- und Kulturcampus des Stadtwerks Lehen auch weiterführende Möglichkeiten für neue, weiterführende Kooperations-Architekturen eröffnet. In diesem Sinne:

„Adieu und Danke Haus Corso“ und „Willkommen Haus Strubergasse 18“. Prof. Dr. Martin Wiedemair ist Geschäftsführer des Vereins Salzburger Erwachsenenbildung.

Bl i ck p u nk te

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Bildungswerk im STADTWERK

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ie Direktion des Salzburger Bildungswerkes hat eine neue Adresse: Seit September 2014 befindet sich der Verein im Stadtwerk Lehen in der Strubergasse 18, 3. Stock. Der neue Standort bietet nicht nur eine zeitgemäße Arbeitsumgebung, Barrierefreiheit und beste Infrastruktur. Er ermöglicht auch verstärkt Synergieeffekte im Bereich der Erwachsenenbildung. Rund 30 Jahre lang war das Salzburger Bildungswerk im Haus „Corso“ in der Imbergstraße untergebracht. „Auch wenn das Gebäude einen gewissen Charme hatte, waren die Arbeitsbedingungen doch mit einigen Hürden verbunden“, so Günther Signitzer, Direktor des Salzburger Bildungswerkes. Die dreistöckige Ceconi-Villa ohne Lift war nicht barrierefrei. Außerdem waren die Seminar- und Büroräume auf mehrere Stockwerke aufgeteilt.

Der Umzug ist geschafft: Das Team des Salzburger Bildungswerkes in den neuen Büroräumlichkeiten.

Gemeinsam mit dem Salzburger Bildungswerk sind sämtliche Einrichtungen in das Haus Nr. 18 in der Strubergasse gezogen, welche zuvor im Haus Corso untergebracht waren: die BiBer Bildungsberatung, die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, das Netzwerk Bildungsberatung (Verein Salzburger Erwachsenenbildung), das Institut für Medienbildung, die Società Dante Alighieri und der Verein Intersol. (MS)

Landesrätin Martina Berthold zu Besuch im Stadtwerk Lehen.

Aufpeppen und reparieren statt wegwerfen … … heißt es bei nachhaltigen Projekten des Salzburger Bildungswerkes, der Gemeindeentwicklung Salzburg und des Tiroler Bildungsforums. Gemeinsam reparieren, gemeinsam lernen

„Gemeinschaftliches Reparieren kann ungeheuer gewinnbringend sein“, so der Autor Wolfgang Heckl in seinem Buch „Kultur der Reparatur“. Aus diesem Grund hat das Tiroler Bildungsforum, dem Projekte mit einem Community-Education-Ansatz besonders am Herzen liegen, die Idee des Repair Cafés umgesetzt. Ob defekte Toaster, Hosen mit aufgerissenen Nähten oder ein altes Fahrrad mit einem „Achter“: Bei einem Repair Café warten zum Beispiel ElektrikerInnen,

Bild: GE

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as einen Recyclingmarkt im Salzburger Stadtteil Gneis, einen Umweltschwerpunkt in Parsch und ein Repair Café in Tirol miteinander vereint, ist vor allem eines: der Nachhaltigkeitsgedanke. Denn anstatt alte, scheinbar nutzlose oder nicht mehr funktionstüchtige Dinge wegzuschmeißen, können diese oft mit ein wenig Geschick und Kreativität repariert oder zu etwas Neuem umfunktioniert werden. Der Spaß und der Lernfaktor kommen beim gemeinsamen Reparieren, Basteln oder Handwerken nicht zu kurz.

Aus einem alten Leintuch wird ein kreatives Körbchen.

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Bild: Koffou Pressefoto

NäherInnen oder Fahrrad-BastlerInnen auf die defekten Dinge, die sie gemeinsam mit den BesucherInnen begutachten und versuchen, wieder instandzusetzen. Die Fachleute arbeiten ehrenamtlich, Werkzeug und kleinere Ersatzteile werden für etwaige Reparaturen vor Ort zur Verfügung gestellt. Die Reparaturen sind kostenlos. „Ob es schlussendlich möglich ist, etwas zu reparieren, kann das Repair Café nicht versprechen. Wichtiger ist vielmehr, dass die Besucherinnen und Besucher die Einstellung zu defekten Dingen ändern. Sie werden nicht mehr sofort weggeworfen, sondern erhalten eine zweite Chance“, erklärt Margarete Ringler, Geschäftsführerin des Tiroler Bildungsforums.

Aus Alt mach‘ Neu: Die Expertin im Repair Café zeigt, wie’s geht.

Um(welt)denken in Parsch

Der nächste Recyclingmarkt in Salzburg Gneis findet am 13. und 14. Juni 2015 statt.

gegriffen. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis PALSCHUKI (Parscher Altersheime, Schulen und Kindergärten) sorgte die Gemeindeentwicklung Salzburg im Jahr 2014 für ein Umdenken und ein „Umweltdenken“ in Parsch. Neben einem Repair Café fanden zahlreiche weitere Aktionen statt. Diese reichten von Vorträgen zu den Themen „Ökologischer Fußabdruck“ und „Wasser als Rohstoff“ über Plakataktionen mit Umwelttipps in der Volksschule bis hin zu Workshops, in denen die Teilnehmenden zum Beispiel aus alten Nespressokapseln Schmuck herstellten. „Der Umweltgedanke und das Thema Ressourcenschonung sind uns wichtig. Genau das steckt ja hinter der Idee. Heute ist die Wertschätzung für die Dinge etwas verlo-

Bild: GE

Auch der Salzburger Stadtteil Parsch hat in diesem Jahr die Idee des Repair Cafés auf-

Bild: SALZBURG24/Kirchmaier

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Bei der Abschlussveranstaltung des Schwerpunktes „Um(welt)denken in Parsch“ veranstaltete die Volksschule Parsch eine Modenschau rund um das Thema Müll.

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ren gegangen, glücklicherweise ist aktuell ein gegenläufiger Trend erkennbar“, meint Magdalena Rücker, die Leiterin des Arbeitskreises PALSCHUKI.

Vom Recycling zum Upcycling

Selbst aktiv wurden auch die Besucherinnen und Besucher des ersten Recyclingmarktes in Salzburg Gneis. Der Verein „ideenmechaniker“ betreute einen Stand, an dem man nähen, basteln und eigene Ideen umsetzen konnte. „So sind zum Beispiel einzigartige Ketten aus alten Fahrradschläuchen entstanden“, erzählt Bildungswerkleiterin Renate Fally begeistert. Mehr als 20 Ausstellerinnen und Aussteller haben sich am Recyclingmarkt beteiligt und zeigten, wie aus scheinbar nutzlosen Dingen und Materialien Neues entstehen kann. „Während die meisten Menschen in alten Dosen, LKWPlanen oder Altgummi nur wertlosen Abfall sehen, kommen kreativen Bastlern Ideen zum Zweckentfremden und Aufpeppen in den Sinn“, so Fally. „Upcycling“ heißt dieser Trend. Dabei wird die Qualität des Abfalls nicht gemindert, wie dies zum Beispiel bei recyceltem Papier der Fall ist, sondern wesentlich gesteigert. Die hier genannten Bildungsinitiativen setzen nicht nur ein wichtiges Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft. Auf neuartige Weise vereinen sie Nachhaltigkeit und Umweltschutz mit den Prinzipien der Commu(MS) nity Education.

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Bild: BMFJ/Stefernik

WIK:I – Was ich kann durch informelles Lernen

Das neue Kompetenzportfolio für Jugendliche wurde kürzlich in Wien vorgestellt. Im Bild (v.li.) Jörg Schielin, Johannes Hahn, Sophie Karmasin und Silvia Leitner beim Pressegespräch.

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b 2015 können Jugendliche in den Jugendinfostellen der Bundesländer ein Kompetenzportfolio namens WIK:I (kurz für „Was ich kann durch informelles Lernen“) erarbeiten. In Workshops lernen sie, informell erworbene Kompetenzen zu erfassen und darzustellen. Professionelle BegleiterInnen, die durch den Ring Österreichischer Bildungswerke ausgebildet werden, unterstützen sie dabei. Im Rahmen eines Pressegesprächs stellten Jugendministerin Dr. Sophie Karmasin, EU-Kommissar Dr. Johannes Hahn, Komm.-Rat Jörg Schielin von der SPAR-Akademie und Silvia Leitner von Akzente Salzburg das Pilotprojekt WIK:I vor kurzem vor. „Unsere Jugend strotzt vor Tatendrang, das sieht man beispielsweise an der überdurchschnittlich hohen Freiwilligenarbeit, die in Österreich geleistet wird. Hier liegen wir weit über dem EU-Schnitt. Diese Tätigkeiten und Fähigkeiten in konkrete Kompetenzen aufzuschlüsseln, ist der Grundgedanke von WIK:I“, erklärte die Jugendministerin.

Persönliche Stärken kennenlernen und nutzen

Wie wichtig es vor allem in Bewerbungsgesprächen ist, über seine eigenen Fähigkeiten Bescheid zu wissen, machte SPARAkademie-Leiter Jörg Schielin deutlich: „In Lehrlingsaufnahmegesprächen merken wir oft, dass Jugendliche sich ihrer eigenen Stärken gar nicht bewusst sind. Daher unterstützen wir diese tolle Möglichkeit der Erstellung eines Portfolios.“ Laut Sophie Karmasin fördere das Herausarbeiten der eigenen Stärken das eigene Selbstbewusstsein: „Dies wiederum ist ein Orientierungsgewinn

für die weitere Bildungs- und Berufsplanung“. Silvia Leitner von Akzente Salzburg hob die positiven, bisherigen Rückmeldungen hervor: „Die Jugendlichen sind oft über die Vielzahl ihrer informell angeeigneten Kompetenzen überrascht. Hier ein Empowerment der Jugendlichen zu erreichen, ist eines unserer Ziele.“

Kompetenzportfolio des Rings als Basis

Seit eineinhalb Jahren kooperiert der Ring Österreichischer Bildungswerke mit dem Bundeministerium für Familien und Jugend, um ein solches Kompetenzportfolio zu entwickeln. Grundlage der Erarbeitung war das Kompetenzportfolio des Rings. Eine Arbeitsgruppe entwickelte das Instrument schließlich in Richtung Arbeitsmarkt sowie Bildungs- und Berufsplanung für Jugendliche weiter. Die Bundesjugendvertretung sowie das bundesweite Netzwerk Offene Jugendarbeit brachten die speziellen Bedürfnisse der Zielgruppe ein. Personalverantwortliche der SPAR-Akademie Wien, Opel Wien GmbH und Infineon Technologies Austria AG prüften das Produkt auf seine „Praxistauglichkeit“. Für Johannes Hahn, Präsident des Rings Österreichischer Bildungswerke, ist dies eine „gelungene Kooperation einer Einrichtung der Erwachsenenbildung mit dem Jugendbereich, die einen Beitrag zur Umsetzung der Strategie des Lebensbegleitenden Lernens in Österreich leistet“. Das Pilotprojekt solle Jugendlichen wichtige Impulse geben und in weiterer Folge „einen stimulierenden Beitrag zum europaweiten Absinken der Jugendarbeitslosigkeit leisten“, so Hahn.

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Europa engagiert gestalten

Bilder: Ring Österreichischer Bildungswerke

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nlässlich des Gedenkjahres 2014 stellte die MitarbeiterInnen-Tagung des Rings Österreichischer Bildungswerke in Eisenstadt nicht nur Fragen der Erinnerungskultur in den Mittelpunkt. Die mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich auch mit Entwicklungen, Veränderungen, Visionen und mit der Aufgabe der Erwachsenenbildung bei der Gestaltung eines Europas der Bürgerinnen und Bürger. „Wir haben viele Anregungen mitgenommen, wie wir in unserer gemeindebezogenen Bildungsarbeit das globale Denken und die Verantwortung aller BürgerInnen für die Verwirklichung

der europäischen Grundwerte Freiheit/ Gleichheit/Solidarität einbringen können“,

so Angela Bergauer, Generalsekretärin des Rings Österreichischer Bildungswerke.

Podiumsdiskussion zum Thema „25 Jahre Fall des Eisernen Vorhanges“. Im Bild (v.li.) Florian Wenninger (Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien), Andrea Härle (Geschäftsführerin des Romano Centro), Angela Bergauer, EU-Kommissar Johannes Hahn (Präsident des Rings Österreichischer Bildungswerke), Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner und Patrik Fazekas (JVP Burgenland und Spitzenkandidat der ÖVP Burgenland für die Wahl zum Europaparlament).

Die diesjährige Pädagogische Plattform des Rings Österreichischer Bildungswerke fand Ende August in St. Georgen am Längsee (Kärnten) statt. Die TeilnehmerInnen diskutierten über die Weiterbildung für ehrenamtliche MitarbeiterInnen, ein einheitliches Konzept für Politische Bildung und das Programm der nächsten Ringtagung im Herbst 2015 in Wien. Die Pädagogische Plattform findet einmal jährlich statt und dient dem Austausch und der Zusammenarbeit von pädagogischen MitarbeiterInnen der Mitgliedsverbände im Ring Österreichischer Bildungswerke. Das Salzburger Bildungswerk ist Mitglied in diesem Dachverband (www.bildungswerke.at).

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Eine Nummer für die Weiterbildung Erste positive Bilanz für das Bildungstelefon des Netzwerks Bildungsberatung Salzburg

Ziel des Angebotes ist es, den Zugang zu Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe für möglichst viele Menschen zu ermöglichen. Mit der telefonischen Beratung will man alle nötigen Infos in nur einem Anruf zur Verfügung stellen, um zu vermeiden, „dass Menschen im Kreis geschickt werden“, so Katrin Reiter vom Netzwerk Bildungsberatung. Bei komplexen Fragestellungen können AnruferInnen einen persönlichen Beratungstermin in einer der Partnereinrichtungen vereinbaren.

Überwiegend positive Erfahrungen

Nach etwa zehn Monaten Projektlaufzeit zieht Katrin Reiter eine positive Bilanz: „Obwohl sich das Projekt noch in der Anlaufphase befindet, stoßen wir auf großes Interesse“. Viele AnruferInnen würden es schätzen, mit nur einer Telefonnummer auf Wissen aus verschiedenen Einrichtungen zugreifen zu können. „Insbesondere über Themen wie kostenlose Kursangebote oder Bildungsschecks sind die KollegInnen am Telefon gut informiert und können schnell das passende Angebot heraussuchen“, so Reiter. Sollte der/die AnruferIn detailliertere Informationen benötigen, vereinbaren die ExpertInnen am Telefon persönliche Beratungstermine. Dies sei derzeit bei etwa einem Fünftel der Anrufe der Fall. In weiteren zehn Prozent der Fälle wird ein Rückruf von einer Expertin/einem Experten vereinbart – beispielsweise bei speziellen Fragen zu Bildungskarenzen.

Reiter freut sich, dass das Angebot von Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Ausbildungsniveaus angenommen wird: „Die Gruppe der 25- bis 54-Jährigen ist mit etwa sechzig Prozent der AnruferInnen am häufigsten vertreten, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene sowie Menschen über 55 nutzen unser Angebot“, erzählt sie. Die gefragtesten Themen seien berufliche Weiterbildung und finanzielle Fördermöglichkeiten, gefolgt von Fragen zu Berufsorientierung und weiterführenden Schulen.

Angebot auch für BeraterInnen interessant

„Besonders spannend ist, dass neben Privatpersonen auch KollegInnen aus anderen Bildungs- und Beratungseinrichtungen bei uns anrufen“, so Reiter. Sie würden es schätzen, auf das gemeinsame Fachwissen der ProjektpartnerInnen zugreifen zu können. Um das Know-how der beteiligten Partnerorganisationen optimal zu bündeln, wurden im Vorfeld des Projekts gemeinsame Unterlagen zu 13 zentralen Themenfeldern erstellt, die im interdisziplinären Team laufend weiterentwickelt und aktualisiert werden.

Eine Plattform für Bildungsberatung

Die Angebote des Netzwerks Bildungsberatung Salzburg finden sich auch auf der Website www.bildungsberatung-salzburg. at, die Ende 2013 neu gestaltet wurde. Interessierte finden hier Informationen zu den Workshop- und Beratungsangeboten des Netzwerks und können mit der InfomailAdresse frage@bildungsberatung-salzburg. at auf das Wissen der ExpertInnen zugreifen. Das Angebot (Infoline, Website und Infomail) wurde im Rahmen des ESF-Projekts „Netzwerk Bildungsberatung Salzburg“ eingerichtet. Die PartnerInnen des Netzwerks sind: Arbeiterkammer Salzburg, BiBer Bildungsberatung, Frau & Arbeit, Lernende Regionen, Verein VIELE und Wirtschaftskammer Salzburg. Der Verein Salzburger Erwachsenenbildung koordiniert und leitet das Projekt. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des ESF, des Bundesministeriums für Bildung und Frauen, der Abteilung Erwachsenenbildung, der Landeshauptstadt Salzburg, des Landes Salzburg und des AMS Salzburg. Karin Kulmer MA BA ist seit 2014 freie Mitarbeiterin von CONEDU für die Online-Redaktion von www.erwachsenenbildung.at

Das Infoteam der Netzwerks Bildungsberatung

Bild: ARGE SEB/Reiter

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eit Februar 2014 bieten die PartnerInnen im Netzwerk Bildungsberatung Salzburg mit dem Bildungstelefon (Infoline: 0800 208 400) interessierten Erwachsenen ab 15 Jahren kostenfreie, neutrale und vertrauliche Beratung in allen Bildungsfragen. Die Website www.bildungsberatung-salzburg.at und die Infomail-Adresse [email protected] runden das Angebot ab.

Von Karin Kulmer

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Bild: Peter J. Wieland/Bezirksblätter Salzburg

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Der Lungauer Bildungsverbund Salzburger Bildungswerk ist einer von sechs Bildungs-Partnern im Lungau

Von Leonhard Gruber

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ls Verein für die Erwachsenenbildung ist der Lungauer Bildungsverbund (LBV) eine Institution, die speziell auf die Bedürfnisse im Lungau abgestimmt ist. Neben dem Salzburger Bildungswerk sind auch das Katholische Bildungswerk, das BFI, das WIFI, die Volkshochschule und das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) Mitglieder im Lungauer Bildungsverbund. Die Institution ist im „Haus für Wirtschaft, Arbeit und Bildung“ in Tamsweg untergebracht. Die Aufgaben des LBV sind vielfältig. In erster Linie sind wir Dienstleister – es ist wichtig, mit den jeweiligen Institutionen zu kooperieren und zu kommunizieren. Wir vermieten Räumlichkeiten und helfen bei der Durchführung und Organisation von Kursen. Ehrenamtliche MitarbeiterInnen werden mit Equipment und Knowhow versorgt. Wir versuchen aber auch, Bedarfe zu erkennen und diese an die jeweiligen Bildungseinrichtungen weiterzugeben. Ein wichtiger Teil ist der innovative Bereich – hier gilt es, Ideen zu entwickeln, umzusetzen oder zu unterstützen. So wird die Montagsakademie der Uni Graz live und kostenlos für alle Inte-

ressierten via Live-Schaltung übertragen. Wir geben im Lungauer Bildungsverbund auch Themen wie Literatur und Lungauer Mundart Platz, unterstützen auch die Bemühung, eine FAIRTRADE-Region zu schaffen. Derzeit wird an einer Online-Biosphärenpark-Bibliothek gearbeitet. Eine große Aufgabe sehen wir im LBV vor allem darin, Bewusstseins-Bildung für die Region Lungau zu vermitteln. Dies umfasst das Aufzeigen und Bearbeiten von Problemen der Region genauso wie das Bewusstmachen der Besonderheiten und der Stärken des Lungaus. Wichtige Themen für die Zukunft werden auf der einen Seite die demographische Entwicklung, Familie, die Rolle der Frau und auf der anderen Seite Themen wie Politik, Migration und Gemeinde/ Vereinsleben sein. Gerade bei diesen Themen sehe ich mit dem Salzburger Bildungswerk einen sehr wichtigen Partner im Bildungsbereich für den Lungau. Leonhard Gruber ist Geschäftsführer des Lungauer Bildungsverbundes.

Neues Leitungsteam in der Salzburger Erwachsenenbildung

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Mitglieder des Leitungsausschusses sind Dr. Helmut Windinger (Stadt:Bibliothek

Bild: ARGE SEB/Reiter

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as Plenum der Arbeitsgemeinschaft Salzburger Erwachsenenbildung (ARGE SEB) hat sein Leitungsgremium neu gewählt. Der bisherige Vorsitzende, Mag. Peter Braun (St. Virgil), hat den ehrenamtlichen Vorsitz nach 23 Jahren abgegeben. Mit seinem engagierten Wirken hat er das Gesicht der Salzburger Weiterbildung über zwei Jahrzehnte lang nachhaltig geprägt. Zum neuen Vorsitzenden wurde der Pädagogische Direktor des BFI Salzburg, Mag. Werner Pichler, gewählt. Seine StellvertreterInnen sind Mag. Christine Bauer-Grechenig (BiBer Bildungsberatung), Dipl. Päd. Ing. Wolfgang Paretta (LFI) und Dr. Nicole Slupetzky (Volkshochschule Salzburg). Weitere

Im Bild der neue Leitungsausschuss der ARGE SEB (v.li.): Christine Bauer-Grechenig, Andreas Gutenthaler, Werner Pichler, Nicole Slupetzky, Helmut Windinger und Wolfgang Paretta.

Salzburg) und Andreas Gutenthaler (Katholisches Bildungswerk). Die ARGE SEB zählt aktuell 22 Mitglieder aus der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung sowie aus dem Bereich der Öffentlichen Bibliotheken und aus der Bildungsberatung. Von den Mitgliedsorganisationen werden derzeit jährlich mehr als 17 000 Veranstaltungen durchgeführt, die von rund 360 000 TeilnehmerInnen besucht werden. In den öffentlichen Bibliotheken stehen etwa 730 000 Medien zur Verfügung, rund 2,1 Millionen Entlehnungen werden pro Jahr gezählt.

Wissenswertes über Demenz

Bild: SyB - Fotolia.com

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Vierteilige Seminarreihe im Lungau

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nformieren, sich austauschen, Mut machen und Zuversicht schenken – so die Ziele einer Veranstaltungsreihe zum Thema Demenz in Tamsweg. Das Bildungsangebot richtete sich vor allem an pflegende Angehörige, aber auch an Personen, welche sich ehrenamtlich in der Seniorenarbeit engagieren, sowie an Interessierte. Der Lungau wurde nicht zuletzt deshalb als Veranstaltungsort gewählt, weil es im südlichsten Bezirk Salzburgs noch relativ wenig Angebote zum Thema Demenz gibt. Zwar ist die Versorgungsqualität durch das Salzburger Hilfswerk, die Caritas, das Rote Kreuz und die Pflegeberatung des Landes Salzburg sehr hoch, doch noch fehlt es an begleitenden Strukturen, die vor allem die Bereiche Wissens- und Informationsvermittlung abdecken. In enger Zusammenarbeit mit dem Lungauer Bildungsverbund und allen regionalen Pflege- und Hilfsorganisationen sind so vier Module entstanden. Auf Anhieb ist es gelungen, 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewinnen, die sich intensiv mit dem Thema Demenz auseinandergesetzt haben.

Informationen für Demenzerkrankte und Angehörige

Nicht nur für die erkrankte Person bedeutet die Diagnose Demenz eine radikale Veränderung des Lebens. Eine Erkrankung beeinflusst auch das unmittelbare Umfeld der/ des Betroffenen: die Familie, den Freundeskreis, das gesamte soziale System. Primar Olaf Rossiwall, leitender Psychiater und Neurologe in Hallein, leitete das erste Modul der vierteiligen Demenzreihe. Ihm zufolge seien Wissen und Informationen nicht nur für Patientinnen und Patienten, son-

dern auch für deren Angehörige wichtig. Hier geht es beispielsweise um das Wissen über mögliche therapeutische Maßnahmen oder um Stadien und Entwicklungsverläufe, die eine Demenzerkrankung mit sich bringen kann. Auch das heikle Thema „Pflege daheim“ sprach Rossiwall an. Ihm zufolge könne die Frage, ob jede/r in der Lage sei, eine/n Angehörige/n zu pflegen, nicht immer mit „Ja“ beantwortet werden. Denn die vielfachen Belastungen, mit denen pflegende Angehörige konfrontiert sind, führen – wie heute auch empirisch nachgewiesen werden kann – nicht selten zu emotionalen Erschöpfungszuständen und erhöhter Krankheitsanfälligkeit. Dieser Thematik widmete sich auch das zweite Modul mit Dr. Helga Schloffer. Die Gerontopsychologin leitet die Demenzberatungsstelle in Hallein und kennt aufgrund ihrer jahrelangen Tätigkeit die besonderen Herausforderungen für das familiäre Umfeld eines Demenzerkrankten. „Unverständliche Verhaltensweisen von Demenzerkrankten erfordern auch einen veränderten Umgang von Seiten der Betreuenden“, so Helga Schloffer. Es sei nicht nur wichtig, die Außenbereiche, wie beispielsweise den Wohnraum, an eine neue Situation anzupassen, sondern auch in der Kommunikation oder in der Gestaltung des Tagesablaufs Adaptierungen vorzunehmen. So können Tagesstrukturen helfen, die den Schlaf-WachRhythmus von Erkrankten berücksichtigen. Vor allem dann, wenn die kommunikativen Kompetenzen von Demenzerkrankten abnehmen, ist es wichtig, die emotionale Ebene stärker wahrzunehmen und Möglichkeiten zu schaffen, die noch vorhandenen Ressourcen der Erkrankten zu nutzen.

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Dieser ständige Anpassungsprozess an die individuelle Situation der Betroffenen war auch Thema im Modul von Sonja Schiff, Gerontologin und Diplomkrankenschwester. Sie stellte aktivierende Formen in der Unterstützung und Pflege vor. Besonders dann, wenn die Krankheitseinsicht fehlt, wenn für PatientInnen nicht mehr nachvollziehbar ist, warum Medikamente genommen werden müssen oder wozu Körperpflege nötig ist, brauche es ein besonders sensibles Umfeld, um die Bereitschaft der Zusammenarbeit zwischen PatientInnen und Pflegenden zu unterstützen und gleichzeitig die Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten. Intensive Betreuung und Pflege durch Angehörige erfordere auch eine Reflexion über die eigenen Bedürfnisse und eine Auseinandersetzung darüber, wie die eigenen Kraftquellen wieder aufgetankt werden können. Hierzu stellte Helga Schloffer im vierten und letzten Modul eine Vielzahl stressminimierender Methoden für den Alltag vor und veranschaulichte, dass kurze, täglich realisierte „Genussmomente“ wesentlich dazu beitragen, die Gesundheit der pflegenden Angehörigen zu verbessern. Abschließend lässt sich Folgendes sagen: Auch wenn die Informationsbeschaffung zu demenziellen Erkrankungen über Internet und sonstige Medien wichtige Quellen des Wissenstransfers darstellen, so ermöglicht die inhaltliche Auseinandersetzung mit ExpertInnen und Betroffenen einen viel intensiveren und differenzierteren Zugang. Gleichzeitig motiviert dies, sich verstärkt mit der Erkrankung und der eigenen Rolle als Pflegende/r auseinanderzusetzen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden haben gezeigt, wie wichtig es gerade abseits des urbanen Zentrums ist, hier noch mehr Angebote und Möglichkeiten des Austauschs (CW) mit Fachleuten anzubieten.

Infos Das Salzburger Bildungswerk wird das Thema Demenz auch zukünftig verstärkt aufgreifen. Weitere Infos bei Mag. Christa Wieland, Tel: 0662-872691-17, E-Mail: [email protected]

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Erlebnisraum Garten gelingen konnte, sich auf das Thema Gartentherapie einzustimmen“, so Mag. Christa Wieland vom Salzburger Bildungswerk.

Bild: Stefan Körber – Fotolia.com

Wohltuend und ausgleichend: Gartenarbeit als Therapie

Weltdemenztag 2014 zum Thema Gartentherapie für Menschen mit Demenz

„Lebensqualität durch aktive Pflanzen- und Gartennutzung“... ... so lautete das Motto des diesjährigen Weltdemenztages in Salzburg. Das Salzburger Bildungswerk und die LAUBE Sozial-Psychiatrische Aktivitäten GmbH veranstalteten dazu ein Seminar in der Gärtnerei Zmugg in Salzburg.

TeilnehmerInnen beim Sammeln erster Erfahrungen in der Gärtnerei Zmugg in Salzburg.

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Gartentherapeutin Maria Putz berichtet über ihre Erfahrungen im Therapiegarten.

Der Duft von Sträuchern, die Farbe der Blumen, die schier unendliche Vielfalt von Grün, der Geschmack köstlicher Kräuter ... die Sinneseindrücke, die man in einem Garten gewinnen kann, sind so umfangreich, dass eine Aufzählung immer zu kurz greifen wird. „Um möglichst viele dieser Eindrücke an einem Ort vorfinden zu können, haben wir unsere diesjährige Veranstaltung im Rahmen des Weltdemenztages 2014 in einer Gärtnerei angesiedelt, in der es ohne Schwierigkeit

Die Anfänge der Gartentherapie reichen bereits in die 1970er Jahre zurück, wo man sich erstmals wissenschaftlich mit der wohltuenden und ausgleichenden Wirkung der Gartenarbeit auseinandergesetzt hat. Heute sind gartentherapeutische Angebote in Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen zwar immer noch nicht die Norm, aber es gibt ein zunehmendes Interesse, die positiven Effekte der Gartenarbeit für PatientInnen mit unterschiedlichen Erkrankungen nutzbar zu machen. Besonders für Menschen, die aufgrund einer demenziellen Erkrankung einen veränderten Bezug zur Realität haben, hat die Arbeit mit Pflanzen am Beet oder im Garten eine heilvolle Wirkung. Die Stimulierung der Sinne fördert den Zugang zur eigenen Emotion, die körperliche Betätigung verbessert die Atmung und Koordination, Licht und Luft wirken stimmungsaufhellend und die Selbstwirksamkeit wird unmittelbar erlebt. „Die Interaktion mit etwas Lebendigem, wie Pflanzen und Erde, verstärkt das Gefühl von Verantwortlichkeit und Autonomie. Vor allem in der Arbeit mit DemenzpatientInnen sind diese Aspekte von zentraler Bedeutung, da viele Lebensbereiche aufgrund von Einschränkungen nicht mehr autonom entschieden werden können“, erklärt die Ergo- und Gartentherapeutin Maria Putz, die den Seminartag in der Gärtnerei Zmugg gestaltet hat. Nicht der Umstand, welches Gartenwerkzeug aus ergonomischen Überlegungen für PatientInnen am geeignetsten erscheint, sei entscheidend, sondern für welches Werkzeug sich ein Patient, eine Patientin entscheidet. „Diese Entscheidungsfreiheit zu fördern, trägt ganz wesentlich dazu

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bei, dass die Selbstwahrnehmung von Menschen mit Demenzerkrankungen verbessert wird“, so die Erfahrungen von Maria Putz. Denn nicht ihr Defizit steht im Zentrum, sondern die noch vorhandenen Ressourcen, über die auch erkrankte Menschen verfügen, die aber im Alltag zu wenig und zu selten Beachtung finden.

Das Echo und die Resonanz auf dieses Thema haben gezeigt, dass die Information und Bereitstellung von Angeboten im therapeutischen Kontext überaus gefragt sind. Neben TeilnehmerInnen aus Rosenheim und Wien ist ein Teilnehmer sogar extra aus Südtirol angereist. „Gerade als Erwachsenenbildungseinrichtung sehen wir es als unsere

Dilemma und Desaster

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iel Spaß in der tiefgekühlten „New Generation“! Ein neues Schauderwort geistert durch Glossen und News, vorbei an Stammtischen und durch Diskussionsportale: Social Freezing. Damit ist das Einfrieren von Eizellen auf Halde, das einige amerikanische Konzerne ihren Mitarbeiterinnen bezahlen, gemeint. Klingt doch super: Spar dir deine jungen und quietschfidelen Eizellen doch für später auf – solltest du dann immer noch Kinder haben wollen –, und lass dich gefälligst schon als ganz junge Frau möglichst lange vom Unternehmen ausbeuten, ohne das Risiko, Mutter zu werden. Als nächstes kommt dann noch die Zwangsverhütung im Dienstvertrag, oder was? Wie schön, dass der ungebremste Wachstumszwang der Ökonomie uns Frauen in diesem Fall sogar noch netterweise die Möglichkeit bezahlt, die uns eine Wahl lässt. So wird also die biologische Uhr, die für Arbeitgeber einfach sehr unpraktisch ist, ausgetrickst. Wenn wir das zu Ende denken und dabei sehr konsequent sind – was ja die Effizienzpäpste ohnehin dauernd fordern – würde das bedeuten: Zukünftig sollen Frauen, die sich Familie wünschen, erst ab 40 Mutter werden. Weil dann haben sie sich ihre produktivsten Jahre in 40- bis 60-Stunden-Jobs ordentlich abgearbeitet. Das heißt, es wächst eine Generation heran, die nicht nur zu Beginn erst mal auf Eis gelegt wurde, sondern dann auch überwiegend Eltern hat, die älter sind, immer knapp am Burnout vorbeischrammen und deren Kind das Midlifecrisis-Projekt zu werden droht. Im Prinzip ist dagegen eh nichts ein-

LIPPGLOSSE

zuwenden, aber als Gesellschaftsmodell? Also stellt sich wieder einmal die Frage nach dem „richtigen Zeitpunkt“, der uns hier suggeriert wird. Es kann richtig sein, diesen Wunsch auf später zu verschieben, aber soll der Auslöser der Arbeitgeber sein, der das anregt? An alle Paare, denen dies die wichtige Chance eröffnet, überhaupt erst den Elternwunsch zu realisieren: Das ist total o.k.! Aber auch die würden diese Prozedur mit Hormongaben, vielen fehlgeschlagenen Versuchen und dem ganzen HightechArsenal der Reproduktionsmedizin gerne vermeiden, wenn sie doch könnten. Es geht also an der wirklichen Herausforderung völlig vorbei. An der, die familienaffine Menschen haben: nämlich, dass wir zwischen 30 und 40 einen Partner finden möchten, Kinder haben, beide volle Jobs haben müssen, Haus, Wohnung und Auto abbezahlen sollten, Schule und Ausbildung der Kinder erfolgreich schultern, Freunde und Freizeit unter einen Hut bringen müssen, um im eigenen Leben auch noch vorzukommen. Für alle, die nicht von der Tante Fritzi oder sonst wem geerbt haben und durch den Onkel Pepi oder sonstige Seilschaften in einen coolen Job gehievt wurden, ein echtes Problem. Diese Vielfachbelastung lässt alle Beteiligten oft nur so japsen. Die Kinder japsen vor lauter Leistungsstress, die Mütter japsen von der Krabbelstube zur Arbeit, durch die Küche zur Waschmaschine und wieder zurück, die Papas japsen nach Luft, weil jede Minute getaktet ist (obwohl die immer noch zum Zeitunglesen kommen ... keine Ahnung, wie das geht ...).

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Aufgabe, innovative und noch wenig bekannte Angebote für pflegende Angehörige vorzustellen und Anregungen zu geben, in welcher Weise die Alltagsgestaltung im Zusammenleben mit DemenzpatientInnen bereichert und verbessert werden kann“, meint Christa Wieland abschließend.

DSA Mag. Brigitte Singer ist pädagogische Mitarbeiterin im Salzburger Bildungswerk. Ihre Schwerpunkte sind Eltern- und Frauenbildung.

Jetzt erfahren auch noch viele Frauen per Pensionskonto, dass sie, um für diesen ganzen Stress nicht dann doch noch in der Armutsfalle zu landen, sicherlich länger arbeiten müssen. Sie sind zwar schon mit 40 am Arbeitsmarkt unvermittelbar, das dürfen sie dann dafür aber frohgemut bis 70 bleiben. Juhu, jubelt da mein Frauenherz, da kann ich mich ja freuen, wenn ich dann mit dem Rollator zum Arbeitsamt tuckern kann. Ich frage mich: Warum arbeiten wir nicht alle 30 Stunden? Da könnten Mütter und Väter sich um Kinder kümmern, mehr Leute hätten Arbeit, mehr Menschen hätten Zeit, sich in ihrer Freizeit zu bilden, Kultur und Sport zu genießen, es bliebe plötzlich Zeit für ehrenamtliche Arbeit, die wieder allen zugutekommt, alte Eltern könnten mehr von der Familie betreut werden, die Wirtschaft würde profitieren von der gleichmäßigeren Verteilung der Einkommen, und es wären nicht alle mit 60 so erschöpft, dass sie nicht mehr arbeiten wollen. Vielmehr wäre die längere Arbeitszeit im Alter plötzlich eine Perspektive, denn Aktivität hält fit und belässt uns im sozialen Kontext. Derzeit hat unser Lebenslauf das SchlangeElefanten-Problem: Wenn das Große vom Langen verschluckt wird, sieht es wie die Lebenskurve aus – vorne und hinten nix, aber in der Mitte kommt‘s ganz dick daher.

(BS)

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Bild: Yuri – Istock.com

Wenn Steine im Weg liegen, sollten wir daraus Stufen

Barrierefreiheit für Familien

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iner der wichtigsten Gründe für einen neuen Standort des Salzburger Bildungswerkes war jener, dass die Büroräumlichkeiten barrierefrei sein sollen. Im Stadtwerk Lehen in der Strubergasse 18 ist diese Barrierefreiheit nun gegeben. Aber was bedeutet „Barrierefreiheit“? Und was kann mit diesem Begriff außerdem gemeint sein? Ein Anlass, auch über Familien nachzudenken, die mit Barrieren kämpfen und die den Weg gehen müssen, den die Politik mit dem Schlagwort Barrierefreiheit vorgibt. Familien, die im Alltag mit den Auswirkungen der Inklusion und Integration leben, die extrem belastet sind und dennoch täglich versuchen (müssen), diese Herausforderung anzunehmen. Im Gespräch mit Andrea Rothbucher, Mitarbeiterin der Familienberatung der Lebenshilfe Salzburg, hat Brigitte Singer

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diesen Blickwinkel aus Elternsicht genauer hinterfragt. Brigitte Singer: Seit vielen Jahren organisierst du Treffen für Geschwister von Kindern mit Beeinträchtigungen, Entwicklungsverzögerungen und chronischen Erkrankungen – einer Schnittstelle innerhalb der Familie zwischen zwei Seiten, zwei Welten. Hast du in den letzten Jahren eine Veränderung bemerkt? Sind die Erlebnisse für Geschwisterkinder anders als noch vor 15 Jahren? Andrea Rothbucher: Die Eltern stehen dem Angebot der Geschwistertreffen offener gegenüber als noch vor 15 Jahren. Der begleitende, präventive Charakter der Geschwistertreffen wird gerne in Anspruch genommen. Eine weitere Veränderung betrifft die Geschlechterverteilung: Hatte ich

zu Beginn eine fast reine Mädchengruppe, nehmen nun mehr Buben als Mädchen teil. Die Themenbereiche, welche besprochen werden, sind ganz unterschiedlich. Ein konstantes Thema ist allerdings die Rücksichtnahme auf die Kinder mit Beeinträchtigung, die vermehrt von den Geschwisterkindern gefordert wird. Weiters kann man bei den Geschwisterkindern eine Tendenz zur Angepasstheit beobachten, und sie berichten über ein Grundgefühl der Vernachlässigung von Seiten der Eltern. Es wird in letzter Zeit sehr viel über Inklusion gesprochen. Was ist für dich der Unterschied zwischen Inklusion und Integration? Inklusion bedeutet, dass alle Menschen das gleiche Recht auf volle Teilhabe an der Gesellschaft haben und zwar unabhängig

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machen …

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Mag. Andrea Rothbucher ist Diplompädagogin, Dipl. Partner- und Familienberaterin sowie Kinder- und Jugendlichentherapeutin.

davon, ob und wie stark Einzelne dabei unterstützt werden müssen. Bestehende Strukturen und Auffassungen sollen so verändert werden, dass die Unterschiedlichkeit der Menschen zur Normalität wird. Anders als etwa bei der Integration geht es hierbei also nicht so sehr um die Eingliederung von bisher ausgeschlossenen Personen in eine bestehende Gruppe als vielmehr um die grundsätzliche Anerkennung von Unterschiedlichkeiten und den Abbau von Barrieren jeglicher Art. Eine Person – egal, wie anders sie sein mag – wird als Bereicherung für die Gruppe betrachtet und kann so auf ihre eigene Art wertvolle Leistungen erbringen. Ich bin überzeugt, dass sich zum Beispiel durch ein inklusives Schulsystem die innere Haltung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen ändern würde. Weil Kinder von Anfang an ein Miteinander erleben und damit für ihr ganzes Leben geprägt werden.

aber auch oft zusätzliche Kränkungen, für Eltern oft die Situation von Unverständnis und Gedankenlosigkeit, der sie sich ausgesetzt fühlen. Sprechen Eltern darüber? Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einer Mutter, die sich für ihr Kind mit DownSyndrom – als eines der ersten Kinder in Salzburg – für eine integrative Führung vom Kindergarten bis zur Hauptschule entschieden hat. Sie berichtete, dass sie während der Zeit des Öfteren gehadert habe, weil die Kulturtechniken im Vergleich zu einer Sonderpädagogischen Einrichtung schon im Hintergrund bleiben. Im Nachhinein sagt sie aber, dass der Fortschritt in der Selbstständigkeit, in der Lebenspraxis und im Selbstbewusstsein ungemein ist. Sie würde diesen Weg für ihre Tochter auf jeden Fall wieder einschlagen. Die Tochter wohnt nun selbstständig in einer Wohnung mit nur wenigen Stunden Betreuung bei der Führung des Haushalts.

Angehörigen rechtzeitig vorsorgen, damit dies nicht die Geschwister übernehmen müssen. Viele erwachsene Geschwister sind mit der Sachwalterschaft ihrer Schwester/ ihres Bruders betraut und tragen so ein Leben lang die Verantwortung.

Kinder, die in Integrationsklassen die Erfahrung machen konnten, dass der gemeinsame Umgang ganz normaler Alltag ist, haben auch alltägliche Erfahrungen, die positive und negative Gefühle beinhalten. Was hilft Kindern, damit gut umzugehen? Mit Sicherheit spielt das Vorbild der PädagogInnen eine große Rolle – wie sie mit der Integration im Alltag umgehen, wie weit sie die Kinder nicht auch im Unterricht wieder zu oft trennen. Gelingende Integration hängt von der Zusammensetzung der Gruppe, der personellen Ausstattung und der Offenheit aller Eltern ab.

Was hat dich dazu bewogen, ein Angebot für erwachsene Geschwister von Menschen mit Beeinträchtigungen zu erstellen? Ich biete dieses Angebot schon ca. 15 Jahre lang an. Erwachsene Geschwister haben neue Fragestellungen: Was wird sein, wenn die Eltern nicht mehr leben?, Kann ich auch ein Kind mit Behinderung bekommen, und was würde ich tun?, Wie stehen meine Freunde bzw. mein/e PartnerIn zu meinem Bruder/Schwester mit Beeinträchtigung?

Was benötigen Eltern, um auch als Familie in der „Barrierefreiheit“ zurecht zu kommen? Barrierefreiheit bedeutet nicht nur bauliche Veränderung, Barrierefreiheit bezieht sich auch auf das vorurteilsfreie Denken. Eltern brauchen Begegnungen, die ihre Kinder statt auszuschließen einschließen. Es muss ein gegenseitiges Annähern sein.

Erfahrungen mit Integration bedeutet für Kinder stets einen Zugewinn an Kompetenzen, Erfahrungen, Toleranz und Verständnis. Für Kinder mit Beeinträchtigungen bedeuten diese Erfahrungen

Welche Erfahrungen machen diese Menschen? Meist wählen sie Partner, die ihre Situation voll und ganz akzeptieren. Je nach Umgang der Eltern gibt es erwachsene Geschwister, die mit der Frage, wie es nach dem Tod der Eltern weitergeht, eher alleingelassen werden. Meiner Meinung nach sollten Eltern hinsichtlich der weiteren Betreuung ihres

Wenn du die Entwicklung der Diskussion über Menschen mit Beeinträchtigungen retrospektiv bis zu deiner Ausbildung betrachtest und wir jetzt die Vorgaben für Barrierefreiheit in vielen Bereichen realisiert haben, an welchem Punkt stehen wir heute? In den letzten Jahren hat es Verbesserungen für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen hinsichtlich der Barrierefreiheit gegeben, leider nicht für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung. In der Lebenshilfe Salzburg gibt es eine ExpertInnengruppe, die Gebäude und Orte des öffentlichen Lebens auf Barrierefreiheit prüft.

Weitere Informationen Familienberatung der Lebenshilfe Salzburg, Nonntaler Hauptstr. 55/2. Stock. Sprechzeiten: Mo 8.30 bis 9.30 Uhr; Di 13.00 bis 15.00 Uhr; Do 12.00 bis 13.00 Uhr; Fr 14.00 bis 15.00 Uhr.

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Im Bild stehend (v.li.) Edeltraud Zlanabitnig-Leeb (Katholisches Bildungswerk), Brigitte Singer (Salzburger Bildungswerk), Eva Spießberger (Frauenbüro der Stadt Salzburg), Irene Seilinger (Büro für Chancengleichheit, Antidiskriminierung und Frauenfragen), sitzend Franziska Rogger, Lucia Greiner (St. Virgil) und Ulrike Diebold.

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instein hat seine Hosen nicht selbst gewaschen. Aber auch die vielen Rechenoperationen hat er tatsächlich nicht alle alleine gemacht. Mileva Maric, die erste Frau Einsteins, war eine talentierte Physikerin. Und auch seine Schwester Maja war eine wichtige Partnerin für seine Arbeit. Was wissen wir von Frauen hinter berühmten Wissenschaftern, von Physikerinnen und Mathematikerinnen und von Frauen, die den Physiknobelpreis erhielten? Und: Wie geht es Physikerinnen heute? Mit welchen Vorurteilen und Widerständen haben sie (noch immer) zu rechnen, wenn sie eine Karriere in den Naturwissenschaften anstreben? Wer unterstützt sie? Unter dem Titel „Verliebt ins ATOM – Wenn Physik zur Leidenschaft wird“ drang der 23. Salzburger Frauensalon in die unendlichen Weiten physikalischer Universen vor. Mit dabei war Dr. Franziska Rogger, Historikerin, Archivarin, Journalistin und Verfasserin des Buches „Einsteins Schwester: Maja Einstein – ihr Leben und ihr Bruder Albert“. Die Autorin holt Menschen aus

Bild: St. Virgil

Verliebt ins ATOM

der Versenkung – eine wahrlich wichtige Arbeit, wenn es um Frauen in den Naturwissenschaften geht. Sei es nun die erste Professorin Berns, die Philosophin Anna Tumarkin, oder eben Maja Einstein. Beim Frauensalon bekamen die Teilnehmerinnen nicht nur einen Einblick in die Arbeit an dem Buch, Franziska Rogger erklärte auch, wie man aus Leerstellen Schlüsse zieht und zu weiteren Informationen kommt. Und, dass es eben immer nur einen offensichtlichen Blick in die Historie gibt und zwar denjenigen, der aufbewahrt, aufzeichnet, beschreibt und das abbildet, was die jeweilige Zeit als wichtig ansieht und so auch soziologisch und gesellschaftlich abbildet, welche Rollen das jeweilige Geschlecht haben durfte. Eine sehr breite Spur zieht Univ. Prof. Dr. Ulrike Diebold, Professorin für Oberflächenphysik am Institut für Angewandte Physik der Technischen Universität Wien. Auch sie war zu Gast beim 23. Salzburger Frauensalon. 2012 wurde Diebold mit dem Advanced Grant ausgezeichnet, der mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist. 2013 erhielt

sie den Adamson Award und den Wittgensteinpreis, der mit 1,5 Millionen dotiert ist und der wichtigste Wissenschaftspreis Österreichs ist. Sie untersucht unter anderem Metalloxide im Rastertunnelmikroskop und kann damit jedes Atom in seiner Oberfläche studieren. Mit ihrem Werdegang, den Forschungsaufenthalten in den USA, ihrer Professur an der TU Wien und ihrer Familie mit zwei Söhnen hat sie es nicht nur geschafft, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, sondern sie hat auch eine beispiellose Karriere in den Naturwissenschaften hingelegt. Alle jungen Frauen ermutigte Diebold, mutig zu sein und Fächer wie Physik, Technik und Naturwissenschaften zu „erobern“. Als ganz wesentlich für ihren persönlichen Erfolg sah sie vier Dinge an: Sie wurde ermutigt und gefördert, Kinderbetreuung war in der Kleinkindphase ihrer Kinder (in der sie in den USA war) nie ein Thema, ihr Mann hat sie unterstützt, und sie war beruflich immer in Kontakt mit vielen Netzwerken. Das Eigentliche – das Interesse an der spannenden Materie Physik, das Begreifen der Weltenmechanik, warum etwas runter fällt, leuchtet, explodiert, klebt, sauber wird, zergeht, verpufft, an uns vorbeirast und was alles zusammen hält – interessierte die Besucherinnen des Frauensalons. Und sie wurden reichlich belohnt mit Einblicke in den Alltag von Physikerinnen. (BS)

Erfolgreiche Elternbildung Landesrätin Mag.a Martina Berthold MBA gratuliert der Redaktionsleiterin Mag. Brigitte Singer zum gut gelungenen Relaunch des Layouts der Elternbriefe, die das Salzburger Bildungswerk im Auftrag des Landes seit über 30 Jahren herausgibt. Ein Plus von 20 Prozent an Neubestellungen und die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass sich Mütter und Väter gut begleitet fühlen. Eine schöne Wertschätzung für das kompetente Redaktionsteam und den Fachbeirat aus Salzburger ExpertInnen!

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ie Online-Broschüre „Geld für die Familienkassa – Beihilfen & Förderungen“ von Forum Familie stellt Familien, Einrichtungen, Gemeinden und MultiplikatorInnen eine Übersicht von Finanzhilfen zur Verfügung. Darunter beispielsweise Tipps für vor und nach der Geburt eines Kindes, Fördertipps für Schulkinder und Lehrlinge, finanzielle Erleichterungen für Menschen mit Behinderung und vieles mehr. Die aktuelle Version enthält viele Neuerungen und aktuelle Zahlen und ist online über folgenden Link abrufbar: www.salzburg.gv.at/1204_forumfamilie_familienkassa.pdf Detaillierte Infos bekommen Familien und Interessierte natürlich auch direkt bei Forum Familie – den Elternservice-Stellen des Landes in allen Bezirken.

Forum Familie: Drei Elternservicestellen umgezogen

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leich drei Forum Familie-Stellen sind vor kurzem übersiedelt: Im Pinzgau ist die Elternservicestelle des Landes Salzburg nun im Gemeindeamt in Niedernsill untergebracht, im Pongau im Finanzamtsgebäude in St. Johann und im Lungau im neuen Sozialzentrum in Tamsweg. Im Bezirk Pongau sind somit nun vier Beratungseinrichtungen des Landes unter einem Dach ver-

eint. Neben dem Forum Familie sind auch die psychologische Familienberatung, die logopädische Therapie sowie die Außenstelle des Psychosozialen Dienstes (PSD) ins Finanzamtsgebäude in St. Johann eingezogen. Auch im Lungau vereint das neue Sozialzentrum in Tamsweg eine Vielzahl von Beratungs- und Therapieeinrichtungen unter einem Dach.

Die neuen Adressen Forum Familie Pongau

5600 St. Johann, Hans-Kappacher-Straße 14, 2. Stock im Finanzamtsgebäude (Zugang über den Hintereingang)

Forum Familie Pinzgau 5722 Niedernsill, Dorfstraße 4, 1. Stock im Gemeindeamt

Forum Familie Lungau

5580 Tamsweg, Postplatz 4, 1. Stock im neuen Sozialzentrum Lungau

Andrea Gruber (Forum Familie Pongau), Christine Schläffer (Forum Familie Pinzgau) und Monika Weilharter (Forum Familie Lungau) in ihren neuen Büros.

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Neues aus dem Generationendorf Piesendorf Internet- und Demenzcafé finden großen Anklang

Von Tina und Paul Widmann

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eit 2013 gehört die Pinzgauer Gemeinde Piesendorf zu den Generationendörfern der Gemeindeentwicklung Salzburg. Zahlreiche Projekte und Veranstaltungen sind seitdem entwickelt und durchgeführt worden. Zwei aktuelle und erfolgreiche Beispiele sind das Internetcafé und das Demenzcafé.

Zeit, Zuwendung, Zuhören: Erstes Pinzgauer Demenzcafé

Ein Demenzcafé ist eine Einrichtung, wo sich zum einen pflegende Angehörige von Demenzkranken in einer Selbsthilfegruppe austauschen können. Dort erhalten sie Tipps, Informationen und Unterstützung. Zum anderen richtet sich das Angebot aber auch an demenzkranke Menschen selbst. Hier erwartet sie eine fröhliche Runde bei Kaffee und Kuchen, in der sie Gemeinschaft erleben und bestens betreut werden. In vielen Bezirken und Ländern hat es solch ein Angebot bereits gegeben, im Pinzgau fehlte ein Demenzcafé bislang noch. Unter dem Motto „ZZZ – Zeit, Zuwendung, Zuhören“ öffnete schließlich das erste Pinzgauer Demenzcafé im Juni 2014 seine Pforten. Bereits an den ersten beiden Terminen nahmen 25 pflegende Angehörige und Interessierte sowie acht demenzkranke Menschen teil. Das Angebot ist kostenlos und wird von sehr guten Fachkräften unterstützt.

Das Team des 1. Piesendorfer Demenzcafés.

Frida Mayr:

Verflixte Technik

I glab, dass woi mehrnan so geht, dass er die Technik nicht ganz versteht. Aber mia müassn mitn Trend da mit, nit annehmen geht ja nit. Da hoaßts: „Oma du brauchst a Händy, des is kool und ganz trendy.“ Das ganze Ding ist just größer als mein Daum, dia einzelnen Tastn, dia siach i ja kaum. Glei hab i falsch druckt, hoaßts: „Mei Oma, du machst mi no ganz varruckt!“ Da gibts a no das Internetten, es is so toll mit oan zum Tschetten. Da lernt man viele Menschen kennen, und muass gar nit aus‘n Haus rennen. Aba des hat bei mir keinen Zweck, bis i an richtigen Satz daschreib, schlafn meine Tschetter alle weck.

Internet, Kaffee und Kuchen

Reges Interesse besteht auch am wöchentlichen Internetcafé in der Volksschule Piesendorf. Mit großem Lerneifer und viel Spaß tauchen die über 20 Seniorinnen und Senioren jeden Donnerstag in die virtuelle Welt ein. Unterstützt werden sie dabei vom Initiator Paul Widmann sowie von Thomas Römiger. Natürlich gibt es auch hier in der Pause Kaffee und Kuchen. Im Rahmen des Internetcafés ist auch nebenstehendes Gedicht einer Teilnehmerin entstanden.

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„Oma, schreib deine Sachn doch mit dem Computer, des ist zeitsparend und vü gutter!“ Ja, man will sich ja nit sperrn, „Ja“, sag i, „des lern i gern.“ Glei schreibt er: „Error Error“ Warum macht der Blechtrottel grad mir so an Terror? Tina Widmann ist Landesrätin a.D., Paul Widmann ist Bildungswerkleiter in Piesendorf.

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Auszeichnung für Weißbach bei Lofer Europäischer Dorferneuerungspreis 2014 verliehen

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eißbach bei Lofer gehört zu den Siegern des Europäischen Dorferneuerungspreises in der Kategorie „Besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung“. Als eine von elf Gemeinden nahm die Pinzgauer Gemeinde diese Auszeichnung bei einem Festakt in Vals (Schweiz) entgegen. „Es ist schön, wenn unsere jahrelange Arbeit in der Gemeindeentwicklung auf europäischer Ebene Anerkennung findet“, so Bgm. Hohenwarter. Auch die für Gemeindeentwicklung zuständige Landesrätin Martina Berthold gratuliert der Gemeinde Weißbach zur erreichten Auszeichnung und betont: „Besonders die im Jahr 2013 gestarteten Initiativen im Generationendorf Weißbach zur Stärkung des sozialen Miteinanders in der Gemeinde sind vorbildhaft“.

Bilder: GE

Unter dem Motto „Die Gemeinde sind wir, wir tun was dafür“ ist Weißbach bei Lofer seit 2013 im Programm der Gemeindeentwicklung Salzburg. „Weißbach bei Lofer hat vor mehreren Jahren eine StärkenSchwächenanalyse vorgenommen und

Die Gemeinde Weißbach freut sich über die Auszeichnung auf europäischer Ebene.

daraus eine Vision für 2025 ausgearbeitet, die konsequent umgesetzt wird“, heißt es in der Jury-Bewertung zum Europäischen Dorferneuerungspreis. Vor allem auf die Bereiche Umwelt und Energie werde besonderes Augenmerk gelegt. So ist es etwa gelungen, als e5-Gemeinde bereits vier der begehrten „e’s“ zu erreichen und sich damit als eine der Top-Gemeinden Österreichs zu positionieren. Weißbach bemühe sich au-

Die Jury des Europäischen Dorferneuerungspreises 2014 bei ihrem Besuch in Weißbach bei Lofer. Im Bild (v.li.): Christine Klenovec (Naturpark-Geschäftsführerin), Bgm. Josef Michael Hohenwarter, Hans Verheijen (Jurymitglied aus Holland), Anna Terlecka (Jurymitglied aus Polen), Charles Konnen (Juryvorsitzender aus Luxemburg).

ßerdem erfolgreich um die Verwirklichung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft mit hoher lokaler Wertschöpfung. Eine eigene Käse- und Wildfleischproduktion, die Abhaltung eines wöchentlichen Naturparkmarktes, die Thermoholzproduktion und vieles mehr tragen dazu bei. Auch die Förderung eines sanften, naturverträglichen Tourismus sowie die aktive Einbindung der BürgerInnen bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten seien bemerkenswert. Als Sieger in der höchsten Kategorie gewann die ungarische Gemeinde Tihany den Europäischen Dorferneuerungspreis 2014. Zwölf Gemeinden haben es in die höchste Kategorie geschafft, die jene Teilnehmer umfasst, die sich durch eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität auszeichnen. Aus Österreich konnten sich Kals am Großglockner (T), Langau (NÖ) und Moosburg (K) in dieser Kategorie der „Vize(MS) Europameister“ wiederfinden.

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Einfallsreich und solidarisch

Bild: Dorothea Gmeiner-Jahn

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Bildete den idealen Rahmen für das Jubliäumsfest des Stadtteilvereines: Das Zirkusfest der Volksschule Parsch.

10 Jahre Stadtteilverein Parsch

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er überaus aktive Stadtteilverein in Parsch feierte Geburtstag: Seit 10 Jahren haben die Verantwortlichen das Mit- und Füreinander im Stadtteil im Blick. Seit 2006 ist der Verein auch intensiv am Generationendorfprojekt der Gemeindeentwicklung Salzburg beteiligt.

Parsch: Ein Dialog zwischen den Generationen

Ein gemeinnütziger, überparteilicher und überkonfessioneller Verein: Auf dieser Basis wurde der Stadtteilverein in Parsch 2004 gegründet. Die Verantwortlichen verstehen sich als Sprachrohr für die Wünsche, Anliegen und Anregungen der Parscher Bevölkerung. „Zwei Jahre später“, erinnert sich Anita Moser von der Gemeindeentwicklung Salzburg, „hat sich der Verein um die Aufnahme in unser Generationendorfprojekt beworben“. Parsch war und ist damit der erste Stadtteil der Stadt Salzburg, der das Verständnis und den Dialog zwischen den Generationen in den Mittelpunkt zahlreicher Aktivitäten stellt(e). „Wir wollen mit unseren Initiativen das Miteinander und Füreinander im Stadtteil stärken und eine Stadtteilidentität schaffen“, erläutert Magdalena Rücker, sie ist die Leiterin des Generationenprojektes im Stadt-

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teil, „diese ehrenamtliche Tätigkeit baut Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Menschen“.

Vom Kulturcafé bis zur Stadtteilchronik

Die Liste der Aktivitäten ist lang und vielfältig, wie ein kleiner Auszug zeigt. Der Veranstaltungszyklus „Kulturcafé“ widmet sich der Literatur, Bildender Kunst, Musik oder Zeitgeschichte. Dabei wird vorzugsweise das Potenzial der Parscher Bevölkerung geweckt und genützt. Seit 2006 gibt es den Stadtteilchor „CHORISSIMA“ mit mittlerweile etwa 30 begeisterten Sängerinnen und Sängern. Unter der Leitung des Musikpädagogen Thomas Schneider werden Volkslieder mit Witz, Madrigale mit Schwung, afrikanische Stücke mit Soul und klassische Chorliteratur gesungen. Die Vernetzung von Parscher Altersheimen, Schulen und Kindergärten – und damit mehr Verständnis füreinander – steht im Mittelpunkt des Arbeitskreises PALSCHUKI. Vielfalt, Zusammenhalt und Innovation zeichnet diese Gruppe aus. In diesem Jahr: „Um(welt)denken in Parsch“, ein Jahresschwerpunkt mit vielen Aktionen und Veranstaltungen, die zum Nachdenken und

Umdenken anregen. In Arbeit ist die Gestaltung einer Büchertelefonzelle. „Seit dem Frühjahr 2013 wird wöchentlich ein Deutschkurs für Frauen mit Migrationshintergrund angeboten“, informiert Magdalena Rücker weiter. Zwei Mal im Jahr lädt der Stadtteilverein zum „Grenzenlos kochen“. Hier kommen sich die verschiedenen Kulturen im Stadtteil beim Kochen und Essen näher. Und im Stadtteilgarten trifft man sich seit 2013 beim Säen, Unkraut Jäten, Gießen und Ernten – reger Austausch (nicht nur) übers Garteln inklusive. Stadtteilchronik, Stadtteiljournale, Stadtteilkalender und das Stadtteilhandbuch „ParschERleben“ mit Stadtteilkarte waren und sind aufwendige Druckwerke, die viel Information über den Stadtteil beinhalten. Journal Nr. 4 ist in Arbeit. Das zehnjährige Jubiläum des Stadtteilvereins wurde mit einem gelungenen Fest gefeiert. Ganz im Sinne der Generationendorfidee war es in das Zirkusfest der Volksschule Parsch eingebunden. Was bleibt, ist ein Geburtstagswunsch: „Wir bräuchten dringend ein größeres Büro für die vielen Aktivitäten und Treffen unseres Vereins“, sind sich die Verantwortlichen des Stadtteilvereines ei(MiHa) nig.

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Gemeinsam wandern, gemeinsam lesen

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Wissenswertes über die Landschaft und Geschichte Elixhausens sowie über die Bedeutung und Renaturierung des Ursprunger Moores. Mit der diesjährigen „Österreich liest“Woche starteten die Bibliothek und der Kindergarten Elixhausen ein gemeinsames generationenübergreifendes Projekt. Die „Leselotte“ – eine bunte Stoffraupe – tritt ihre Reise an und wird bis Ende Jänner im

Bild: Gemeinde Elixhausen

ls eines der ersten Generationendörfer Salzburgs startete Elixhausen bereits im Jahr 2003 mit generationenübergreifenden Projekten. Seitdem wurden zahlreiche und vielfältige Projektideen im Generationendorf Elixhausen umgesetzt. Kürzlich fand die sechste Elixhausener Generationendorfwanderung statt. An die 115 Interessierte aller Generationen nahmen an der Wanderung durch das nordwestliche Gemeindegebiet teil und hörten dabei

Alt und Jung gemeinsam unterwegs – bei der sechsten Generationendorfwanderung in Elixhausen.

Kindergarten verweilen. „An einem zentralen Ort im Eingangsbereich bekommt sie einen schönen Platz, wo sie sich mit ihren 16 Büchertaschen, gefüllt mit Bilderbüchern, bequem niederlassen kann“, stellte Projektleiterin Mag. Elisabeth Lauterbrunner die Projektidee vor. „Die Kinder haben in diesem Bereich jederzeit freien Zugang zu den Büchern und können im wahrsten Sinn des Wortes begreifen, dass Bilder und Geschichten Freude bereiten, spannend sind und Entdeckungen verschiedenster Art erlauben“, ergänzte Kindergartenleiterin Elisabeth Stöger, die im Projekt eine wertvolle Unterstützung der pädagogischen Arbeit im Kindergarten sieht. Einmal pro Woche werden zudem vier ehrenamtliche LesepatInnen aus den Bilderbüchern vorlesen. Außerdem haben die Eltern die Möglichkeit, sich eine Büchertasche für zuhause auszuleihen. Eine Fortsetzung des Projekts in der Volksschule ist geplant. (MS)

Barrierefreiheit im Generationendorf St. Michael Bei der Reflexion im Anschluss war man sich einig darüber, an diesem Nachmittag sehr viel gelernt zu haben und nun einiges mit anderen Augen zu sehen.

Bild: GE

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anz im Zeichen einer Bewusstseinsbildung zum Thema Barrierefreiheit fand in St. Michael im Lungau Ende Oktober eine Ortsbegehung statt. Gemeinsam mit der Sozialen Initiative Salzburg, der LAUBE Hallein und der Gemeindeentwicklung Salzburg erkundeten Bürgermeister Manfred Sampl, einige Gemeinderäte sowie interessierte Personen die Gemeinde. Vor der eigentlichen Ortsbegehung wurden Begrifflichkeiten erklärt: Was bedeutet Barrierefreiheit?, Was versteht man unter einer Behinderung, und welche Arten gibt es?, Was sind deren Ursachen?. Außerdem wurde auf demografische Entwicklungen sowie gesetzliche Rahmenbedingungen hingewiesen. Nach dieser theoretischen Einführung war der Blick für die anschließende Ortsbegehung schon deutlich geschärft. Mit ExpertInnen, die zum Teil selbst betroffen sind, machte sich die Gruppe auf den Weg. Sie nahmen Behindertenparkplätze, öffentliche WC-Anlagen, das Gemeindeamt, die Apotheke, das Betreute Wohnen, die Veranstaltungshalle, die Banken und natürlich sämtliche Überquerungsmöglichkeiten der Straßen auf dem Weg (AM) dorthin unter die Lupe.

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Wohin führt der Weg? Die Zukunft der Salzburger Gemeinden

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ehr Autonomie oder Entmachtung, mehr Rechte und damit auch mehr Verantwortung oder doch weniger Spielraum? Über die Zukunft der (Salzburger) Gemeinden wurde vor kurzem bei einer Veranstaltung der Gemeindeentwicklung Salzburg im ORF Salzburg diskutiert. „Wir haben in Österreich keinen Föderalismus, deshalb können wir ihn auch nicht abschaffen“: Franz Schellhorn von der Denkfabrik Austria traf mit seiner Analyse der gegenwärtigen Situation einen wunden Punkt. „Wir leisten uns einen Einnahmenzentralismus gekoppelt mit einem Ausgabenföderalismus, das ist die teuerste Art und Weise den Staat zu organisieren.“ Und: „Der budgetäre Druck wird umso größer, je länger dieser Prozess andauert.“

9 Bundesländer, 80 Bezirke und 2354 Gemeinden: Die Aufgaben für die Gemeinden steigen, gleichzeitig wird das Geld weniger. Um diesem Druck zu entkommen, plädierte Franz Schellhorn für einen echten Föderalismus nach Schweizer Vorbild. „Die Gemeinden brauchen mehr Eigenständigkeit und Steuerhoheit“. Und er rate dringend zur Einführung der Schuldenbremse auf allen Ebenen: „Das schafft Vertrauen und garantiert verantwortungsvolles Haushalten in wirtschaftlich guten Jahren“.

Gemeinden und Land als Partner

„Mir ist wichtig, dass sich die Gemeinden und das Land als Partner verstehen und gemeinsam an Zukunftsthemen arbeiten“, ist Landesrätin Martina Berthold, sie ist für die Gemeindeentwicklung im Land Salz-

7 Gemeinden und 2 Salzburger Stadtteilvereine wurden für ihr Engagement mit dem GE-Award ausgezeichnet. Im Bild die engagierten Frauen und Männer aus Seeham, unter ihnen auch Bildungswerkleiterin Christine Winkler, mit Landesrätin Martina Berthold (2.v.li.).

Ein GE-Award als Dank und Anerkennung für die jahrzehntelange Unterstützung für Generaldirektor Günther Reibersdorfer (2.v.li.) und Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer (2.v.re.). Im Bild mit Direktor Günther Signitzer (li.) und GE-Geschäftsführer Peter Haider (re.).

burg ressortverantwortlich, überzeugt. „Wir alle leben in Gemeinden bzw. Städten, da braucht es das Miteinander und es gilt, die kleinen Einheiten zu stärken“. Gleichzeitig schätze sie es, wenn Gemeinden bei wichtigen Fragen wie beispielsweise der Kinderund SeniorInnenbetreuung oder bei der Unterbringung von Asylwerbenden über Gemeindegrenzen zusammenarbeiten. Herausforderungen, die sich durch den demografischen Wandel und die gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben, werden auch in der sozialen Gemeindeentwicklung immer wieder thematisiert. „Es braucht diese Initiativen, denn das Arbeiten mit und in den Gemeinden trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Bürgerinnen und Bürger wohlfühlen, sich mit der Gemeinde identifizieren und auch mit herausfordernden Themen auseinandersetzen können“.

Bilder: GE/Krasser

GE-Awards für engagierte Gemeinden und Persönlichkeiten

Unter der Leitung von SN-Chefredakteur Manfred Perterer (Mitte) wurde über die Zukunft der Gemeinden diskutiert. Im Bild (v.li.) Bgm. Monika Schwaiger (Seekirchen), Bgm. Günther Mitterer (St. Johann), Landesrätin Martina Berthold und Franz Schellhorn.

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Die Veranstaltung bot auch den idealen Rahmen, in der Gemeindeentwicklung besonders engagierten Gemeinden und Persönlichkeiten zu danken. Frauen und Männer aus Elixhausen, Kleinarl, Krimml, Mattsee, St. Georgen, St. Michael, Seeham und aus den Salzburger Stadtteilen Parsch und Leopoldskron-Moos erhielten dafür den GE-Award. Raiffeisen Salzburg unterstützt die Gemeindeentwicklung Salzburg seit dem Beginn

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im Jahr 1986 – in den vergangenen Jahren konnten dank dieser Unterstützung in den Gemeinden über 1000 Projekte realisiert und im Rahmen der Medienpartnerschaft mit den Salzburger Nachrichten über viele dieser Projekte informiert werden. „Die Gemeindeentwicklung bietet den Raum für so

viele Ideen und ermöglicht damit Engagement vieler Menschen im ganzen Land Salzburg“, betonte Generaldirektor Dr. Günther Reibersdorfer. Auch ihm wurde als Dank ein GE-Award überreicht. „Die Saat ist aufgegangen“, brachte Gemeindebundpräsident Helmut Mödlham-

„Design for all“ in Lamprechtshausen

Bilder: Gemeinde Lamprechtshausen

Barrierefreies Europaschutzgebiet Weidmoos, sogar der Steg ist barrierefrei zugänglich.

Von Burgi Gwechenberger

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iemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinderten und nicht behinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten“, heißt es im Artikel 7, Absatz 1 der österreichischen Bundesverfassung. Scheinbare Kleinigkeiten wie zu enge Türen, Stufen und Stiegen, zu hohe Gehsteigkanten oder Fußgängerübergänge ohne akustischem Signal sind für viele Menschen gewaltige Hindernisse, die den Alltag beträchtlich erschweren, somit den Bewegungsradius einschränken und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben einschränken. Dass es nicht immer zuerst Gesetze braucht, um solche Missstände in einer Gemeinde zu erkennen und zu beseitigen, darüber sind sich der Bürgermeister der Gemeinde Lamprechtshausen Ing. Johann Grießner und



Bei einer gemeinsamen Begehung wurden Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.

die Gemeindevertretung einig. Von Barrierefreiheit – umfassend und zeitgemäß als „Design for all“ bezeichnet – profitieren nicht nur Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte oder Personen, die auf Gehhilfen angewiesen sind. „Design for all“ kommt, wie der Name sagt, allen zugute, auch Menschen ohne Beeinträchtigungen. Die Gemeinde Lamprechtshausen bemüht sich seit Jahren, „Design for all - Barrierefreiheit für alle“ in der Gemeinde umzusetzen.

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mer abschließend auf den Punkt, was für ihn die Gemeindeentwicklung bewirkt (hat). „Die Menschen sind in den Gemeinden keine Nummern, sie können dafür begeistert werden, mitzudenken, mitzuarbeiten und sich für ihren Lebensraum einzusetzen“. (MiHa)

Bereits 2013 wurde das Europaschutzgebiet „Weidmoos“ barrierefrei gestaltet: Behindertenparkplätze wurden geschaffen, die Schutzhütte barrierefrei umgestaltet und mit einem „Behinderten-WC“ ausgestattet. Die ebenso errichtete Steganlage und die 6 % ansteigende Aussichtsplattform sind seither ebenfalls barrierefrei zugänglich. In den nächsten Jahren ist eine weitere Umsetzung der Barrierefreiheit insbesondere für Seh- und Hörbehinderte angedacht. Das Jahr 2013 stand auch im Rahmen des Projektes „Altern in guter Gesellschaft“ unter dem Schwerpunkt Barrierefreiheit. Elf Veranstaltungen zum Thema Barrierefreiheit wurden dem interessierten Publikum angeboten. Bei einer Begehung der Gemeinde, in Begleitung von „ExpertInnen in eigener Sache“ (Menschen mit Behinderungen), wurden die wichtigsten Orte der Gemeinde auf Barrierefreiheit getestet und Verbesserungsvorschläge erarbeitet, welche nun Schritt für Schritt umgesetzt werden. Auch das Gemeindeamt wurde im letzten Jahr barrierefrei umgebaut. Durch den Einbau einer Liftverlängerung ist der Veranstaltungssaal im Gemeindeamt barrierefrei zugänglich, zusätzlich ist dieser Saal mit einer induktiven Höranlage ausgestattet. Durch selbstöffnende Schiebetüren, barrierefreie WC-Anlagen und ein Blindenleitsystem ist das Gemeindeamt für jedermann barrierefrei erreichbar. Auch die Volks-und Hauptschule wurden barrierefrei aus- und umgebaut. Zusätzlich wurden und werden Gehsteigkanten abgeschrägt, Handläufe montiert und öffentliche Behindertenparkplätze geschaffen. „Design for all - Barrierefreiheit für alle“ ist in der Gemeinde Lamprechtshausen kein leeres Schlagwort, es wird täglich gelebt. Burgi Gwechenberger ist Sozialbeauftragte der Gemeinde Lamprechtshausen.

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Geme i n d e e nt w i c k l u ng

Lebensfreude für Jung und Alt Projekt „J.A! Jung trifft Alt“ wieder gestartet

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2010 wurde das Projekt „J.A! Jung trifft Alt“ von der Gemeindeentwicklung Salzburg initiiert. Das Interesse an dieser etwas anderen Form der Freizeitgestaltung ist enorm. Miteinander reden, musizieren, gemeinsam spazieren gehen, aus der Tageszeitung vorlesen oder Schach spielen: Die Möglichkeiten des Austausches sind vielfältig. „Während die jungen Paten den älteren Menschen auf diese Weise Lebensfreude schenken und ihnen neue Kontakte zur Außenwelt eröffnen, wirken sich die regelmäßigen Besuche positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen aus“, freut sich Projektleiterin Anita Moser. „Gleichzeitig spüren die jungen Menschen ein Gefühl von Verantwortung für ‚ihre‘ Senioren.“ Die Schülerinnen und Schüler haben mittlerweile ihre Senioren in 17 Senioreneinrichtungen im gesamten Pongau, in Schladming und in der Stadt Salzburg gefunden und, wie die ersten Rückmeldungen zeigen, interessante Erfahrungen gemacht. Auf sehr positive Resonanz stößt das Projekt nicht nur bei den teilnehmenden Senioreneinrichtungen, sondern auch bei den Eltern der Jugendlichen. „Die Eltern sind durchwegs begeistert, sehen es als wertvollen Beitrag für die Entwicklung ihrer Kinder und als Gewinn für beide Generationen“, erzählt Anita (MiHa) Moser abschließend.

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Bild: GE

Schülerinnen und Schüler des BG Zaunergasse in der Stadt Salzburg, des BG St. Johann und des BORG Radstadt widmen sich in diesem Schuljahr einer besonderen „Freizeitbeschäftigung“: Sie besuchen nach der Schule ein Mal pro Woche ältere Menschen in Seniorenheimen.

Sind für ihre Aufgabe als junge Paten bestens gerüstet: Die Jugendlichen des BG St. Johann und des BORG Radstadt.

Weitere Informationen bei Dr. Anita Moser, Tel: 0662-872691-18, [email protected], www.gemeindeentwicklung.at

Was tun im Notfall? Diese Frage stand bei einer Veranstaltung des Roten Kreuzes in Lamprechtshausen im Mittelpunkt. Der Erste-Hilfe-Kurs richtete sich insbesondere an Seniorinnen und Senioren sowie an Personen, die ältere Menschen betreuen. Der Kurs fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Pflegende Angehörige“ der Gemeindeentwicklung Salzburg statt.

Inter n ati on a l e S ol id a rit ät

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Bilder: INTERSOL

Neue Grüne Revolution mit Gentechnik versus ökologische Agrikultur: Das Beispiel Soja

Konkrete Solidarität und Kooperation: Warum es auch auf uns ankommt.

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okalaugenschein in Santa Cruz, Bolivien: Start mit einer einmotorigen Cessna am Flughafen von Santa Cruz Richtung Osten. 1 Stunde Flug – unter uns eine einzige „Kultur“-Pflanze: Soja. 36 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden inzwischen mit Soja bestellt, 98 % davon sind gentechnisch verändert. Wofür? Die Regierung Evo Morales spricht von „Ernährungssicherheit“. Eine Irreführung, wie auch die Vorstellung, Gentechnik-Soja würde den Pestizideinsatz reduzieren. Wer die Rhetorik über die PachaMama des Präsidenten Evo Morales verfolgt, kann sich nicht vorstellen, dass der Prozentsatz an gentechnisch verändertem Soja in den sechs Jahren von 45 auf 98 % gestiegen ist. Die Gründe sind evident: Evo Morales will sich die Großgrundbesitzer der „Media Luna“ (Ost-Bolivien) vom Hals halten – mit entsprechenden günstigen Rahmenbedingungen und Förderungen durch weiche Kredite. Das System wird ergänzt durch Investoren und Technologie aus Brasilien und Argentinien. Und durch das globale Finanzsystem.

Soja so weit das Auge reicht

Das System umfasst längst auch Europa. Denn Soja landet in den Saumägen der Massentierhalter Hollands und Norddeutschlands. Und schlussendlich in Schlachthöfen, Wurst- und Fleischfabriken. Eine der größten gehört Herrn Tönnies, seines Zeichens Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke 04 (Gelsenkirchen). Seine Firma verarbeitet jährlich (!) 15 Millionen Schweine zu Fleisch- und Wurstwaren, die längst in unseren Supermärkten zu finden sind – vorwiegend als „Aktionsware“. Die Fütterungsfläche für diese Anzahl an Schweinen entspricht ca. 5.000 Quadratkilometern Soja pro Jahr – also annähernd der Fläche des Bundeslandes Salzburg.

Widerstand und Alternativen wachsen

In Santa Cruz wachsen aber auch der Widerstand und die Alternativen – koordiniert von „Probioma“, einer Partnerorganisation des Salzburger Vereins INTERSOL. Das Kooperationsvorhaben umfasst

Kritik und Opposition gegen die Gentechnik-Walze sowie die ReProduktion des noch nicht gentechnisch veränderten Sojas (teilweise auch Reis und Mais). Der Kampf hat erst begonnen. Dafür hat „Probioma“ vor allem mit Klein-Bauern nördlich und westlich von Santa Cruz eine Allianz gebildet. Ziel ist nicht nur, die „Semilla nativa“ (Urformen des Sojas) zu erhalten, sondern generell die Multifunktionalität des Agrarsektors mit konsequenter Fruchtfolge zu stärken. Beabsichtigt ist, das gentechnik-freie Soja selbst zu verarbeiten und die Produkte dann für das Regierungsprogramm „Vaso de Leche“ (ein Programm zur Bekämpfung von Fehlernährung und Hunger bei Kindern) anzubieten. Darüber hinaus sollten diverse Sojaprodukte auf dem freien Markt und in speziellen Geschäften (eine Art Reformhäuser) angeboten werden. Auch ein selektiver Export wird angedacht. Ebenso eine Zusammenarbeit mit der Arche Noah (Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung). Genauso wie die negativen Auswirkungen der Gentechnik globalisiert sind, muss die positiv-alternative Gegenstrategie – will sie erfolgreich sein – einen globalisierten Ansatz haben: in Theorie und Praxis. Globalisierung von unten: durch Solidarität und Kooperation. Ob Einzelperson, Biobauer oder Experte: Für dieses anspruchsvolle, „historische“ Vorhaben ist der Beitrag eines jeden Einzelnen gefragt.

Herausforderungen für die Informations- und Bildungsarbeit hier zu Lande

Die regionale Informations- und Bildungsarbeit soll diese Initiativen stärken. Vorweg ist es aber das Ziel, auf Zusammenhänge hinzuweisen: zwischen der industriellen Produktion gentechnisch veränderten Sojas, der „Verarbeitung“ (in den Schweinmägen), der Verwertung durch Mega-Lebensmittelindustrien (s.o.), dem Vertrieb durch „unsere“ Handelsketten und dem Verzehr durch uns. Beim Schweinsschnitzel sind wir also mittendrin. Es sei denn es stammt von unseren Biobauern. Alles in allem auch eine Herausforderung für die gemeindebezogene Bildungsarbeit des Salzburger Bildungswerkes. Hans Eder (li.) mit einer Frauengruppe nahe Santa Cruz, die natürliches Soja-Saatgut vermehrt.

Weitere Informationen bei Dr. Hans Eder, Tel: 0662-87 2691-20, E-Mail: [email protected]

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E uro p a un d Po l i t i s che B ildung

Frieden ist nicht selbstverständlich Eindrücke, Emotionen und Erlebnisse einer Teilnehmerin an der internationalen Konferenz in Srebrenica

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rebrenica in Bosnien und Herzegowina. Mehr als 6.000 weiße Grabsteine - alle in gleichmäßigen Abständen aneinander gereiht. Ein Grabstein gleicht dem anderen. Und doch erzählt jeder von ihnen eine Geschichte. Eine Geschichte der Verzweiflung, der Angst, der Trauer, der Wut, des Verstehen-Wollens, denke ich leise für mich. Eine Geschichte des Krieges. Gebo-

Landminen, Einschusslöcher, zerbombte Häuser: der Krieg hat seine Spuren hinterlassen.

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ren 1988, gestorben 1995: Der Mann wäre heute so alt wie ich. Ganz offen erzählt uns eine Frau von ihrem Leid. Wie sie im Jahre 2001 nach Srebrenica zurückgekehrt ist, in der leisen Hoffnung, dass noch jemand aus dem Kreis ihrer Familie am Leben ist. Nur ein Enkel hat überlebt. 2005 hat man ihren Sohn identifiziert und begraben, 2006 ihren Mann. Von ihrem zweiten Sohn wurde 2012 nur eine Hüfte gefunden. Mittlerweile sei auch sie alt und schwer krank. Trotzdem geht sie jeden Freitag auf den Friedhof – zu ihrem Mann und ihren Kindern. „My days are counted, but I don’t want to leave this place“, erzählt sie. In einem großen Bogen vor den Gräbern befindet sich eine Tafel mit einer nicht enden wollenden Liste. In alphabetischer Reihenfolge sind hier die Opfer des Genozids von 1995 niedergeschrieben – zumindest jene, die bereits identifiziert und am Friedhof in Potočari beigesetzt worden sind. Rund 8.000 Bosniaken – fast ausschließlich Männer und Burschen zwischen 13 und 78 Jahren – wurden beim Massaker von Srebrenica im Juli 1995 getötet. Auf einem Mahnmal steht geschrieben: „That Srebrenica never happens again. To no one and nowhere“.

Imagine all the people - Living life in peace

Am Nachmittag unseres ersten Tages in Srebrenica dann ein Fünkchen Hoffnung. Wir sind zu Besuch im kleinen Bergdorf Likari, wo die NGO „Bauern helfen Bauern Salzburg“ (BhB) eines von vielen kleinen Häusern im kanadischen Blockstil errichtet hat. In der Stube des 6 mal 4 Meter großen Holzhauses ist es warm und gemütlich. Unsere Gastgeberin erzählt, wie sie heute Morgen am Holzofen die leckeren Burek zubereitet hat, die sie uns nun auftischt. Nach dem Krieg sind sie und ihre Familie hierher nach Srebrenica zurückgekehrt. Dank BhB haben viele Menschen in ganz Bosnien und Herzegowina wieder ein Dach über dem Kopf erhalten. „Ob Muslime, Kroaten oder Serben – die ethnische Zugehörigkeit spielt dabei keine Rolle“, so Namir Poric, Projektmanager von BhB in Srebrenica. Dieser Überzeugung ist man auch beim Kinderchor „Superar“, der extra für uns ein Konzert gibt. Spätestens bei „Freude schöner Götterfunken“ und John Lennons „Imagine“ stellt es einem die Gänsehaut auf ... All diese Emotionen, die konträrer gar nicht sein können, geben uns einen Vorgeschmack

Europa un d Pol i ti s ch e Bild u ng

auf die internationale Konferenz „Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden“.

Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg

Welchen Herausforderungen der Vielvölkerstaat gegenübersteht und welche Zukunftsperspektiven es für das Land innerhalb und außerhalb der EU gibt, erfahren wir an den darauffolgenden Tagen. „Psychologisch gesehen ist der Krieg in Bosnien & Herzegowina noch nicht vorbei!“, erklärt der Referent Nicolas Moll von „crossborder factory“. Er spricht von einem „unbeendeten Krieg“, einem paralysierten politischen System und einer überforderten internationalen Staatengemeinschaft. Ist Bosnien & Herzegowina ein labiles Konstrukt von unbekannter Haltbarkeit? Kann Europa den Weg zu einem prosperierenden Bosnien und Herzegowina bereiten? Ist der Staat auf dem Weg zu einer Mitgliedschaft in der EU? Was, denken wir, sollte passieren? Die Konferenz schafft nicht nur die Möglichkeit, Informationen weiterzugeben, zu diskutieren und sich auszutauschen. In diesem Sinne ist die Konferenz keine herkömmliche, in der wir uns über ein trockenes Thema unterhalten und mit einer klaren Conclusio nach Hause fahren. Die vielen Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen, wecken Erinnerungen und Emotionen. Vor allem bei den bosnischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es treffen unterschiedliche Welten, Erfahrungshintergründe, Ängste und Gefühlslagen aufeinander. Der Schmerz sitzt tief. Und auch die Angst vor einem weiteren Krieg ist nicht zu verbergen. „Unser Problem ist die Poli-

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tik, nicht mangelnde Projekte. Wir können Freundschaft schließen – egal, ob jemand einer anderen Volksgruppe oder Religion angehört. Helfen Sie uns, dass wir die Politik in den Griff bekommen!“, so eine Bosnierin. An einer anderen Stelle wird der Wunsch nach mehr Bildung laut, die wiederum für eine Bewusstseinsbildung notwendig wäre.

„Wir müssen nur Mut haben ...“ „Ich glaube auch an das Überraschungspotential der Geschichte“, so Nicolas Moll am Ende seines Vortrags, „die Proteste in Bosnien & Herzegowina im Februar haben gezeigt, dass sich etwas tut“. Auch wenn er die Fakten über die derzeitige Situation auf den Tisch legt, hinterlässt er doch ein Fünkchen Hoffnung. „Wir sind auch Teil der Lösung“, sagt ein bosnischer Konferenzteilnehmer zu uns. „Wir können alle unseren Beitrag leisten. Nichts ist unlösbar. Wir müssen nur Mut haben“. Damit denke er vor allem an die Zivilgesellschaft im Land, aber auch daran, wie wichtig es sei, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Soll ich ehrlich sein? Der Krieg war für mich gedanklich immer weit weg. Sowohl geografisch als auch emotional. Ich bin in einer Generation aufgewachsen, für die es selbstverständlich ist, in Frieden miteinander zu leben. Vom Massaker von Srebenica habe ich schon gehört, gelesen und auch mit Freunden darüber gesprochen. Mehr aber nicht. Nicht einmal zehn Autostunden von zuhause entfernt werde ich schließlich in die Realität zurückgeholt: Frieden in Europa (MS) ist nicht selbstverständlich.

„For music you don’t need a translator”: Der Kinderchor „Superar Bosnia” zauberte uns mit seinem Konzert ein Lachen aufs Gesicht.

Ehemaliges UN-Gelände in Potočari.

Im „Haus der guten Töne“ in Srebrenica soll evtl. ein (Europa-)Politisches Bildungshaus Platz finden. Ein mögliches Ziel: Nachhaltige Informations- und Bildungsarbeit in der Region.

Das Projekt „Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden“ 119 TeilnehmerInnen trafen sich vom 25. bis 28. September 2014 in Srebrenica – 68 aus den EU-Ländern Österreich, Slowakei, Niederlande, Tschechische Republik, Frankreich, Kroatien und Deutschland und 51 TeilnehmerInnen aus Bosnien und Herzegowina. In einem offenen und kritischen Austausch beschäftigten sich die internationalen TeilnehmerInnen mit der Europäischen Union als möglichem Friedensmodell für Bosnien & Herzegowina. Die Konferenz sollte außerdem den Grundstein für eine Vernetzung der beteiligten Organisationen und für gemeinsame Bildungsinitiativen in Bosnien & Herzegowina legen. Derzeit entsteht eine „Deklaration von Srebrenica“, die die wichtigsten Ergebnisse der Konferenz zusammenfasst. Damit war dies die letzte und größte Veranstaltung im Rahmen von „Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden“. Das Projekt startete im November 2013 und läuft noch bis 31. Jänner 2015. Initiiert wurde es vom „European Network for Education and Training e.V.“ (EUNET) und vom Salzburger Bildungswerk in Zusammenarbeit mit Partnern aus mehreren europäischen Ländern. Finanziell unterstützt wird „Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden“ vom Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ der Europäischen Kommission, der Erste Stiftung, der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung und vom Land Salzburg. Das Projekt und dessen Ergebnisse werden in einem Dokumentarfilm festgehalten und verbreitet.

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E uro p a un d Po l i t i s che B ildung

Danzig, Den Haag, Frankfurt,

Quer durch Europa: Ein Lehrgang und eine Studienfahrt

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as Projekt „Mehrwert Europa – Mehrwert Frieden“, von dem an anderer Stelle in dieser Ausgabe sowie im „dreieck“ 01/2014 bereits berichtet wurde, stand in diesem Jahr mit Sicherheit im Vordergrund, was politische Bildung und Europa im Salzburger Bildungswerk betrifft. Zwei weitere Veranstaltungen sollten aller-

Angelika Lagerblom von der Generaldirektion Finanzmarktoperationen der EZB und Christine Gartner (nicht im Bild) von der GD Volkswirtschaft präsentierten die Aufgaben und Aktivitäten der Europäischen Zentralbank. Angelika Lagerblom ist übrigens Pinzgauerin. Ein Dank gilt hier Bürgermeister a. D. Erwin Brennsteiner aus Niedernsill für die „Kontaktschiene“.

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dings dennoch nicht unerwähnt bleiben: In Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Salzburg und dem Bildungszentrum Saalfelden wurde auf Anregung von Teilnehmenden früherer Politiklehrgänge ein neuer Lehrgang angeboten, der sich europäischen und internationalen Organisationen „out of Brussels“ widme-

te: der Europäischen Zentralbank (EZB), den EU-Agenturen Europol und Eurojust sowie dem Internationalen Gerichts- (IGH) und dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Zu Beginn gab es im „Treffpunkt Bildung“ des Katholischen Bildungswerkes eine Einführung in die Themen. Die Module dazu wurden von Dr. Doris Wydra vom

In Den Haag sind Europol, Eurojust und die beiden Gerichtshöfe beheimatet. Wir bedanken uns bei unserem temperamentvollen elsässischen Guide im IGH (im Bild), bei Suzanne Reid im IStGH für die Vorbereitung unseres Besuchs, bei Gerald Hesztera und Fabiana Scarazzato von Europol für interessante Einblicke und bei Kurt Weisgram und Gerald Roßkogler, die Vortrag und Diskussion bei Eurojust ermöglichten. Einen persönlichen Dank richtet der Verfasser dieses Artikels an Gerald Roßkogler – ohne seine Unterstützung hätte der Lehrgang nicht stattfinden können!

Europa un d Pol i ti s ch e Bild u ng

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, Kaliningrad und Warschau … Nach Besichtigungen in Kaliningrad, im Samland und auf der Kurischen Nehrung trafen wir mit Elena Lebedeva (li.), Chefredakteurin der deutschsprachigen Monatszeitung „Königsberger Express“ (www.koenigsberger-express.com) zusammen. Moderiert, teilweise übersetzt und mit eigenen Erfahrungen ergänzt wurde das Gespräch von unserer Reiseleiterin Tatjana Sacharova. Es machte betroffen. Wir hatten uns durchaus frei gefühlt in Russland. Und doch glaubte man ein Aufatmen zu verspüren, als wieder die polnische (und damit EU-) Grenze überschritten wurde. Tatjana Sacharova hat uns ihre Heimat gezeigt, sie uns näher gebracht und viel Wissen vermittelt. Vieles konnte man auch zwischen ihren Sätzen „heraus hören“. Danke Tatjana!

Über Olsztyn/Allenstein und einem Ausflug in die masurische Seenwelt ging die Reise weiter in die Oblast (= Region) Kaliningrad (früher Königsberg), eine russische Exklave zwischen Polen und Litauen an der Ostsee. Im Bild der Bahnhof von Kaliningrad. Seit der Unabhängigkeit der baltischen Staaten müssen Reisende zwei Grenzen „überwinden“, wenn sie sich von dort auf den Weg nach Moskau oder St. Petersburg machen.

Salzburg Centre of European Union Studies der Universität Salzburg und von Politikwissenschafter Mag. Gerald Roßkogler aus Den Haag aufbereitet. Eine Exkursion führte anschließend nach Frankfurt am Main und nach Den Haag. Der Lehrgang wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung finanziell unterstützt.

Sabine Bliestle vom Europa Zentrum BadenWürttemberg moderierte ein Informationsgespräch über die politische, wirtschaftliche und soziale Lage Polens in der Deutschen Botschaft Warschau, zu dem Legationsrat Norman Schultz (li.), Referent in der Politischen Abteilung, und Österreichs Botschaftsrat Christian Autengruber (Mitte) eingeladen hatten.

Eine Studienreise durch „zwei Welten“ führte eine Gruppe des Salzburger Bildungswerkes, des Europa Zentrums Baden-Württemberg und des European Network for Education and Training (EUNET) nach Polen (in der EU) und nach Kaliningrad (in Russland). Ein Resultat vorab: Die TeilnehmerInnen lernten tatsächlich zwei Welten kennen.

Über Malbork/Marienburg führte die Reise nach Danzig, wo uns Journalist Przemysław Strzelecki mit der aktuellen Situation in Polen vertraut machte. Magda Kosko übersetzte und stand für alle Fragen zur Verfügung, die in den folgenden Tagen auftauchen sollten.

Bei Jürgen Bruchhaus von Ex Oriente Lux Reisen in Berlin bedanken wir uns für die organisatorische Unterstützung. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit – aller Voraussicht nach bereits 2015 beim Entde(FT) cken des polnischen Südens.

Auf dem Programm standen Ausflüge zur Westerplatte, die per Schiff erfolgte, und – natürlich – zur ehemaligen Leninwerft. Beide sind Ausgangsorte für historische, folgenschwere Ereignisse und markieren den Beginn des Zweiten Weltkriegs bzw. die Gründung der Gewerkschaft Solidarnos ´ ´ c. Nach einer Rundfahrt über Gdynia/Gdingen und Zoppot/Sopot nach Oliwa endete die Reise mit einem Orgelkonzert in der dortigen Kathedrale.

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„Zeitspuren“ feiern 10. Geburtstag

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as Interesse ist groß. Was vor zehn Jahren als Versuch begann, einen kleinen Pool an archäologisch interessierten Helferinnen und Helfern zu schaffen, ist über die Jahre zu einem erfolgreichen Bildungsprojekt für bislang rund 11.000 Interessierte geworden.“: Daran erinnerte der für Kultur zuständige Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn bei der Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre Zeitspuren“ im Salzburger Künstlerhaus.



„Zeitspuren“ organisiert über das Salzburger Bildungswerk in Zusammenarbeit mit zahlreichen historischen Institutionen aus

Bild: LMZ/Neumayr/SB

10 Jahre Zeitspuren – ein Anlass zum Feiern. Im Bild (v.li.) Josef Sampl, Vorstandsvorsitzender des Salzburger Bildungswerkes, LR Heinrich Schellhorn und Projektleiter Andreas Deusch.

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Salzburg und Bayern grenzüberschreitend Seminare und Exkursionen zu den Themen Archäologie, Baudenkmäler, Kunstbegegnungen und Erdgeschichte. Der Initiator und Projektleiter Mag. Andreas Deusch aus Eugendorf konnte sich dafür 2010 über den Salzburger Innovationspreis für Erwachsenenbildung freuen. Partner in der Zusammenarbeit sind unter anderem das Salzburg Museum, das Bundesdenkmalamt Salzburg, das Bajuwarenmuseum Waging und das Natur- und Mammutmuseum Siegsdorf. Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter www.zeitspuren.at

A u s de r D i re k t i o n

Allergiefibel präsentiert

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Bild: UNIQA

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sthma und Allergische Rhinitis gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Allergische Erkrankungen nehmen stetig zu, und bereits jede/r dritte ÖsterreicherIn ist AllergikerIn. Bereits im siebenten Lebensjahr leiden 15 % aller Kinder unter einer Allergie, und 11 % aller Kinder haben ein allergisches Asthma entwickelt. Daher wurde mit besonderen Partnern (Salzburger Apothekerkammer, UNIQA Versicherungen AG und Privatmedizinische Universität Salzburg) die Herausgabe einer Allergiefibel unterstützt. Diese liegt nun seit April in allen Apotheken im Bundesland auf.

Im Bild (v.li.) Dipl. Ing. Richard Breschar und Bildungswerkleiter Egon Leitner MBA, Dr. Andrea Eder-Gitschthaler (UNIQA) und Univ. Doz. Dr. Arnulf Josef Hartl (PMU).

Aus der Di re k t ion

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Geschichte als Teil politischer Bildung Bild: Dieter Pregizer – Fotolia.com

Über die Bedeutung historischer Themen im örtlichen Bildungsprogramm

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m zu wissen, wohin man geht, sollte man wissen, woher man kommt.“ Der alte Spruch richtet sich nicht nur an den einzelnen Menschen, sondern auch an verschiedene Gemeinschaften wie Familien und Vereine, Gemeinden und Regionen, Staaten und Staatenverbände ... Das Wissen um die gemeinsame Vergangenheit stärkt das Bewusstsein für das Gemeinsame, fördert Identifikation einerseits und kritisches Denken andererseits. Bei Momentaufnahmen von politischen Systemen und Strukturen sind objektive Urteile nicht möglich. Erst in Beziehung zur Vergangenheit werden Entwicklungen sichtbar und können bewertet werden. Geschichte selbst ist aber auch nie objektiv, und deshalb sollte man sich immer wieder damit auseinandersetzen und die Gegenwart mit Geschehenem in Relation setzen.



Am Beispiel von Gemeindechroniken oder auch Filmdokumentationen ist deutlich erkennbar, wie sich die Dokumentation von Geschichte wandelt: Die Nationalsozialistische Zeit wurde noch vor etwa 15 bis 20 Jahren bei Gemeindechroniken wenig bearbeitet. Heute ist die Auseinandersetzung mit dieser Zeit möglich geworden und sollte auch noch mehr genutzt werden. DDr. Bernhard Iglhauser hat in Thalgau mit seinem umfangreichen Werk „Hut ab vor den Bekennern“ bereits eindrucksvoll bewiesen, dass die sorgfältige Bearbeitung und Veröffentlichung dieser Zeit heute in den Gemeinden möglich ist, ohne wieder neue tiefe Wunden aufklaffen zu lassen bzw. die Gesellschaft zu spalten. Um diese Zeit noch besser verstehen zu können, sind Erkenntnisse über die politischen Verhältnisse vor 100 und auch noch vor 200 Jahren wichtig. Die TeilnehmerInnen zahlreicher Veranstaltungen und Ausstellungen, die

heuer zur 100jährigen Wiederkehr des Ausbruches des Ersten Weltkrieges organisiert wurden, sehen die politische Genese sicherlich mit etwas anderen Augen.

„Wenn du mich nicht begehrst, verlasse ich dich! Deine Demokratie.“ Demokratie und eine sehr rege Diplomatie vieler europäischer Staaten sicherten uns bereits einen jahrzehntelangen Frieden. Doch Friede und Demokratie müssen von jedem Einzelnen bewusst gelebt und „gepflegt“ werden. Darauf hinzuweisen und entsprechende Bildungsprogramme zu entwickeln, ist sicher eine der Hauptaufgaben der allgemeinbildenden Erwachsenenbildung. Dabei kann der Weg zu einer umfassenden politischen Bildung eben durchaus auch wesentlich über die Vermittlung von Geschichte führen. Die Arbeitskreise im Salzburger Bildungswerk „Politische Bildung“ und „Geschichte und Kultur“ setzen sich intensiv mit diesen Themen auseinander und entwickeln attraktive Angebote für Gemeinden. Einige örtliche Bildungswerke nutzen bereits diese Möglichkeiten oder entwickeln eigene ortsbezogene Programme. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu einer gesellschafts(RiB) politischen Aktivierung.

Bild: Wolfgang P. Paretta

Lehrgang NaturCoaches Die ersten NaturCoaches haben Ende Oktober 2014 ihren Ausbildungslehrgang mit einem Diplom abgeschlossen. Der Lehrgang ist ein gemeinsames Angebot des LFI Salzburg mit dem Salzburger Bildungswerk und der Gundermannschule Deutschland. Ein sogenannter NaturCoach ist in der Umweltpädagogik engagiert und vermittelt interessierten Menschen positive, nachhaltige Naturerfahrungen. Das erlernte Wissen kann dann bei diversen Veranstaltungen wie Wanderungen, Seminaren oder Events spannend und begreifbar weitergegeben werden. Nach dem Erfolg in diesem Jahr wird der Lehrgang im Jahr 2015 wiederholt. Lehrgangsstart ist am 14. März 2015 in Bad Vigaun.

(RiB)

Weitere Infos gibt es bei Susanne Brunauer (LFI Salzburg): Tel: 0662-641248, Mail: [email protected]

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A u s d e r D i re k t i o n

Bild: william87 – Fotolia.com

Willkommenskultur in Salzburger Gemeinden

Herbsttagung des Salzburger Bildungswerkes

Willkommen sein und ankommen

Die Art und Weise, wie wir jemanden willkommen heißen bzw. wie wir willkommen geheißen werden, ist entscheidend dafür, wie der Start im „neuen Zuhause“ gelingt – so das Fazit der Podiumsdiskussionen mit Zugezogenen, PolitikerInnen und MitarbeiterInnen in Bildungs- und Kultureinrichtungen. „Der erste Schritt ist, sich gegenseitig kennenzulernen, einander zu begegnen“, so Hilde Baumgartner, Bildungswerkleiterin in Abtenau. In ihrer Arbeit im örtlichen Bildungswerk hat sie unter anderem einen interkulturellen Stammtisch ins Leben gerufen. „Über Musik, Tanz und Kultur lassen sich Begegnungsängste abbauen“, findet auch Berta Wagner vom Forum Salzburger Volkskultur, „hier sprengt man Grenzen“. Warum Integration aber auch oft eng mit Konflikten und Ängsten verbunden ist, er-

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klärte Univ. Prof. Dr. Klaus Ottomeyer. Er stellte ein psychoanalytisches Modell dar, welches verständlich zeigt, warum wir alle Angst haben: „Bewusste und unbewusste Ängste vor Fremden sind bei uns allen wirksam. Sie können sich verstärken, wenn wir unter Stress stehen und wenn PolitikerInnen sowie Medien gegen die Fremden Stimmung machen“, so Ottomeyer.

Methoden und Modelle für integrative Angebote

Die Herbsttagung bot auch die Gelegenheit, erfolgreiche Methoden und Modelle für integrative Bildungsarbeit kennenzulernen. Ob interkulturelles Gärtnern am Beispiel des Projekts „Gabriels Garten“, Kompetenzberatung der BiBer-Bildungsberatung oder Methoden der Sensibilisierung von Südwind Salzburg – die Vielfalt an Ideen und Angeboten ist groß. Die Tagung legte somit auch den Grundstein für weitere Bildungsveranstaltungen in den Gemeinden. „Das Thema soll integraler Bestandteil der örtlichen Bildungsarbeit sein“, so der Wunsch von Landesrätin Martina Berthold. Für sie

Bild: LMZ/Neumayr/SB

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esellschaftspolitisch wichtige und aktuelle Themen standen im Mittelpunkt der diesjährigen Herbsttagung des Salzburger Bildungswerkes. Unter dem Titel „Willkommenskultur in Salzburger Gemeinden – Eine Herausforderung für die Erwachsenenbildung“ beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Integration, integrativer Bildungs- und Kulturarbeit vor Ort, interkultureller Kommunikation und vielem mehr. Landesrätin Mag.a Martina Berthold, die die Tagung eröffnete, begrüßte diesen inhaltlichen Fokus: „Es ist Bildungsarbeit vom Feinsten, wenn ein solch aktuelles, gesellschaftspolitisch wichtiges Thema wie Integration aufgegriffen wird.“

sei das Ganze mehr als nur eine Herzensangelegenheit: „Die Auseinandersetzung mit Integration stellt uns nicht nur vor Herausforderungen. Es kann persönlich auch sehr bereichernd sein.“ Die inhaltliche Beschäftigung mit dem Thema „Willkommenskultur“ ist für das Salzburger Bildungswerk kein Neuland. In den letzten Jahren haben bereits zahlreiche Veranstaltungen zu diesem Themenkomplex stattgefunden – u.a. das Walter-SulzbergerSymposion im Jahr 2006 unter dem Titel „Die Welt als globales Dorf“, Bildungswochen wie zum Beispiel jene in Bürmoos im Jahr 2007 „Integration durch bürgerschaftliches Engagement“, eine Herbsttagung im Jahr 2008 zum Thema „Vielfalt“ und viele Veranstaltungen in den Gemeinden des Landes. Die Herbsttagung des Salzburger Bildungswerkes findet alle zwei Jahre statt. Sie richtet sich sowohl an hauptamtliche als auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen und bietet den Rahmen für Vernetzung, Austausch und die Entwicklung neuer Ideen für die örtliche Bildungsarbeit. Die diesjährige Tagung setzte bereits mit der Einladung ein Zeichen des „Willkommen-Seins“: Die Herbsttagung 2014 stand nicht nur für Mitglieder, sondern für alle interessierten Per(MS) sonen und Institutionen offen. Die Theaterwanderbande „Knalshief“ (Verein Synbiose) eröffnete die Herbsttagung mit einer Performance unter dem Titel „Grenzkontrolle!?“. Die vier KünstlerInnen setzten sich darin mit der Frage des Ankommens auseinander und stellten ihren persönlichen Erfahrungshintergrund dazu theatralisch dar. Im Bild mit Landesrätin Martina Berthold (re.) und Günther Signitzer (li.).

Aus G emei n de un d Bez irk

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SBW – Salzburger Begegnungswerk!? Von den Chancen des Salzburger Bildungswerkes in Zeiten von virtuellen Realitäten im World Wide Web Ein Kommentar von Egon Leitner

Bild: Konrad Höfinger

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as Internet ist ein Segen. Auf Knopfdruck kann ich binnen kürzester Zeit mein Nichtwissen mit Internetwissen auffüllen. Da gibt es Menschen, die dank Smartphone in der Hand bei jeder Diskussion brillieren. Und das, ohne jemals zuvor etwas über das Thema gelesen oder die Google-Suchergebnisse hinterfragt zu haben. Viele Menschen verlassen sich also nicht mehr auf ihr eigenes Wissen, ihre Erfahrung oder ihren Hausverstand, sondern „denken“ mit dem Zeigefinger, indem sie ganz einfach über den Touchscreen wischen. Aus diesem Handeln entsteht eine Abhängigkeit: Ohne seine technische Hilfe getraut man sich kaum noch außer Haus zu gehen oder sein Smartphone gar auszuschalten. Ähnlich ist es beim zwischenmenschlichen Kontakt, der heute kaum noch ohne SMS, E-Mail & Co. auskommt. Anstatt sich zu treffen und einander gegenüber zu sitzen, verschwindet man auf WhatsApp und „diskutiert“ mit den Fingern. Über deren Bezeichnung vermitteln „soziale“ Netzwerke einen vermeintlich sozialen Hintergrund. Sie ermöglichen es zwar, sich in eine virtuelle Identität zu flüchten. Aber eines können sie meines Erachtens nicht: ein stärkeres Miteinander fördern. Ob Wissenssuche im Web oder Freundschaftssuche in „sozialen“ Netzwerken - eines haben beide „Sehnsüchte“ gemeinsam: Der Mensch braucht seine eigenen vier Wände nicht mehr zu verlassen. Er muss

Begegnungs- und Bewegungsgruppe Koppl

sich nicht mehr auf andere einlassen, denn Andersdenkende werden einfach „entfreundet“, also aus der eigenen virtuellen Realität hinausgeworfen. Praktisch: Ich kommuniziere also nur mehr mit jenen, die virtuell mit mir befreundet sind, kaufe Dinge des täglichen Bedarfs über das Internet, und ob draußen die Sonne scheint oder nicht, sagt mir bestimmt meine WetterApp. „Cocooning“ nennt man dieses Verhalten. Der Mensch kapselt sich ab und ist nur über einen Faden – in diesem Fall das Breitbandinternet – mit der Außenwelt verbunden. Natürlich sehe ich neue Informationstechnologien nicht gänzlich negativ. Ebenso ist mir klar, dass ich mich diesen „Welten“ alleine schon aus beruflichen Gründen nicht entziehen kann. Auch bei der Organisation

meiner Veranstaltungen im Salzburger Bildungswerk stellen sie wichtige Hilfsmittel dar. Keine Frage. Doch es geht – wie bei allem – immer um das „rechte Maß“, wie Leopold Kohr einst schon erkannte. In dieser Zeit des Wandels kann das flächendeckend eingerichtete Salzburger Bildungswerk meiner Meinung sehr gut punkten. Die örtlichen Bildungswerke können in den Gemeinden durch ihr Programm und durch den persönlichen Einsatz der BildungswerkTeams Begegnungen kreieren und Menschen dafür begeistern, gemeinsam etwas zu machen. Mir fällt auf, dass das Interesse an Bildungsveranstaltungen, bei denen es um reine Wissensvermittlung geht, sinkt. Überall dort, wo es jedoch darum geht, dass man etwas erfahren, lernen und sich dabei begegnen kann, steigt das Interesse. Das Salzburger Bildungswerk verändert sich also meiner Meinung nach in Richtung „Begegnungswerk“. Denn es bringt Menschen zusammen, die sich vielleicht vorher gar nicht oder nur flüchtig gekannt haben. Es motiviert Nachbarn dazu, gemeinsam zu einer Veranstaltung zu gehen. Und es bietet vor allem den Anstoß dazu, gemeinsam etwas zu bewegen. Nutzen wir also die Chance der echten Sehnsucht der Menschen nach „Begegnung“, laden wir weiter ein und gestalten wir ein gemeinsames Miteinander in den Gemeinden! Egon Leitner MBA ist Bildungswerkleiter in Koppl.

Blues, Jazz und Rock – live on the Lok Bild: Museum Tauernbahn

Bereits zum fünften Mal ging heuer in Schwarzach das Festival „Blues, Jazz und Rock – live on the Lok“ in Schwarzach über die Bühne. Seit 2010 wird die Veranstaltung in Kooperation von Salzburger Bildungswerk, Marktgemeinde Schwarzach und Museum Tauernbahn organisiert. Der Führerstand einer 1020er-Lok dient dabei als Bühne für heimische Bands. In diesem Jahr gab unter anderem die BORG Combo – ein Musikprojekt des BORGs Bad Hofgastein – ihr Können zum Besten.

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Wie viel Zukunft steckt im Dorf? Von Martin Rohrmoser

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iese Frage stellen sich viele angesichts der Idylle vermeintlich verträumter Gemeinden. Auf den zweiten Blick wird klar: Wer will, kann mit neuen

Ob Kunstwerke oder kulturelle Aktivitäten – die sanierten Räume des ehemaligen Postamtes sind eine Begegnungsstätte für Menschen.

Ideen und viel Engagement auch zwischen Kirchgasse und steilen Hängen etwas bewegen – egal, ob für die große Welt oder für die Nachbarschaft. Um das zu beweisen, hat sich der kleine Ort Hüttschlag im Großarltal auf den Weg gemacht. Wie in vielen Gemeinden üblich, wird so manche öffentliche Einrichtung, wie zum Beispiel Banken oder Geschäfte, aus „Kostengründen“ kurzerhand geschlossen. Bei uns in Hüttschlag war es das Postamt, das vor mehr als zehn Jahren stillgelegt wurde. Auf bestem Platz im Gemeindehaus situiert, führte es von da an ein Schattendasein und wurde hauptsächlich als Lagerraum für verschiedenste Einrichtungen verwendet. Im Sinne der geistigen Dorferneuerung machte ich als Bildungswerkleiter unserem Bürgermeister Hans Toferer den Vorschlag, eine Kultureinrichtung in den Räumen des ehemaligen Postamtes anzudenken. Was für mich als Versuch gestartet wurde, stieß beim Bürgermeister auf offene Ohren. So entstand das Konzept von „K&K in der Alten Post“ (Kunst und Kultur in der Alten Post). Die Räume des ehemaligen Postamtes wurden liebevoll und mit viel Aufwand saniert. Im Rahmen der Hüttschlager Bildungstage Ende Oktober 2014 wurden sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Von nun an stehen sie allen kunst- und kulturinteressierten Menschen offen, die anderen etwas von ihren Ideen und ihren schöpferischen Tätigkeiten weitergeben möchten. Auch die Volksschule und der Kindergarten werden sich mit ihrer Kreativität und ihren guten Ideen bestens einbringen. Ebenso soll auch das gemeinsame Werken, Musizieren, Reden und Lesen Raum und Zeit bekommen. Ein guter Ausgleich für alle soll geschaffen werden, es soll ein Raum zum Wohlfühlen entstehen, damit viele einmal sagen werden: „Hier bin ich daheim“. Denn:

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„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben“. Wilhelm von Humboldt Martin Rohrmoser ist Bildungswerkleiter in Hüttschlag.

Info

Das Konzept für „K&K in der Alten Post“ entwickelte Martin Rohrmoser im Rahmen des EuRegio-Zertifikatslehrgangs „Die Arbeit mit Freiwilligen professionell gestalten“. Die Gemeindeentwicklung Salzburg hat den diesjährigen Lehrgang gemeinsam mit den EuRegio-Partnern Freiwilligenagentur Berchtesgadener Land und Freiwilligenagentur Landkreis Traunstein durchgeführt. Er richtet sich an ehrenamtlich und hauptamtlich Tätige, die mit der Begleitung und Koordination von Freiwilligen betraut sind oder sich dafür qualifizieren wollen. Im Bild Martin Rohrmoser (re.) bei der Verleihung des Lehrgangszertifikats durch Landesrätin Martina Berthold (li.) und Steffen Rubach (Mitte), Geschäftsführer der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein.

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Aus G emei n de un d Bez irk

Ein Fest für Einheimische und Gäste Bildungswoche in Bischofshofen bei einer Kräuterwanderung. So manch einer staunte, wie viele wohlschmeckende Kräuter auf unseren Wiesen und in Bächen eigentlich wachsen und wofür diese eingesetzt werden können. Aus den gemeinsam gesammelten Kräutern wurde ein leckerer Kräuteraufstrich hergestellt. Bei der Kulturwanderung am Buchberg hingegen standen die vielen Kleindenkmäler im Mittelpunkt. Es ging zur Buchbergkirche, zu einem alten Erzstollen, wo vor langer Zeit Eisenerz abgebaut wurde, und zur Rain-Kapelle mit ihrer kostbaren Innengestaltung. Dass selbstgebackenes Brot besonders lecker ist, erfuhren Kinder und Erwachsene schließlich bei einem Workshop mit Elisabeth Hallinger und Titus Pfuner. Die einhellige Meinung: „So gutes Brot habe ich noch nie zuvor gegessen“.

Im Rahmen des Mühlenfestes wurde auch die neu gestaltete Bachkapelle eingeweiht.

Bilder: Josef Gantschnigg

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ie diesjährige Bildungswoche in Bischofshofen stand unter dem Motto „Unsere gesunde Ernährung“. Mehr als 400 Besucherinnen und Besucher nahmen an den Veranstaltungen teil, die nicht nur informativ waren, sondern auch zum Mitmachen einluden. Am Programm standen spannende Vorträge zum Thema gesunde Ernährung, eine Kräuter- sowie eine Kulturwanderung am Buchberg, ein Workshop zum Thema Brotbacken und vieles mehr. Bereits bei der Eröffnung der Bildungswoche durch Vizebürgermeisterin Barbara Saller und Bildungswerkleiter Josef Gantschnigg klang der Auftrag an alle durch, sich gesund zu ernähren und gesund zu leben. Wie das geht, lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem

Von Josef Gantschnigg

Frisch gebackenes Brot aus dem neuen Holzbackofen.

Der Höhepunkt der Bildungswoche war das Mühlenfest mit der Inbetriebnahme des Holzbackofens und der Einweihung der neu gestalteten Bachkapelle. Die Pfarrkirche blieb an diesem Sonntag leer, denn die Messe wurde auf den Buchberg zur Bachmühle verlegt und musikalisch vom Bäuerinnenchor und der Bauernmusikkapelle Bischofshofen umrahmt. Auch Pfarrer Blazynski P. Jaroslaw stellte in seiner Predigt das tägliche Brot in den Mittelpunkt. Anschließend segnete er die Kapelle, die Mühle und den Backofen. Auf die Sonntagsmesse folgte dann der gemütliche Teil, bei dem die Bischofshofener Bauernschützen die Besucherinnen und Besucher mit frisch gebackenem Brot und Köstlichkeiten bewirteten. Josef Gantschnigg ist Bildungswerkleiter in Bischofshofen.

Bild: Josef Grießenauer

Leoganger Dorfkabarett Mehr als 800 Besucherinnen und Besucher waren beim diesjährigen Leoganger Dorfkabarett, das bereits zum vierten Mal stattgefunden hat, dabei. Bildungswerkleiter Josef Grießenauer schreibt nicht nur die Texte selbst, sondern führt auch Regie und spielt den Solopart im Stück. „Im Vordergrund stehen der Humor sowie die Anregung, über gewisse Entwicklungen, zum Beispiel im Tourismus, nachzudenken“, so Grießenauer.

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Bild: Daniel Mimra

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Noch Paradies? Von Heidi Mimra

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ie Gasteiner Talgespräche 2014 sorgten schon im Vorfeld für Aufregung. Der Untertitel war’s: Leben zwischen Paradies und Albtraum? Darf eine Touristenregion das überhaupt an- und überdenken? Das Salzburger Bildungswerk und der Verein KULTUR.GUT Bad Hofgastein sind der Meinung: Man darf und soll ... und das schleunigst! Drei Tage lang drehten sich die Vorträge der geladenen Fachleute und der vielen interessierten ZuhörerInnen um dieses Thema. Sogar Kinder und Jugendliche haben ernsthaft über Verbesserungsvorschläge ihrer Umwelt nachgedacht.

Wie stehen wir heute da?

Was fangen wir an mit den Relikten der glanzvollen Vergangenheit des Tales, und was wird werden, wenn für die Zukunft zu oft fehlgeplant wird? Lois Hechenblaikner und Fritz Messner zeigten gnadenlos Fehler auf. ORF-Redakteur Tarek Leitner zweifelte an, dass wir noch immer ein Volk „begnadet für das Schöne“ sind, wie wir es so gerne in der Bundeshymne singen. Die Bürgermeister des Tals und jener von Lech am Arlberg versuchten viele Fragen

zu klären, kamen aber auch manchmal in akute Erklärungsnotstände. „Wir sind schon ein paarmal am Albtraum vorbeigeschlittert“, meinte ein Teilnehmer der Podiumsdiskussion. Vielleicht wird nach den dreitägigen Talgesprächen einiges in neuem Licht gesehen. Alle sind aufgefordert, ihren Teil beizutragen, dass das Gasteinertal so etwas wie ein Paradies bleibt. Aber das erfordert auch manches Umdenken.

Das Interesse an den Talgesprächen hat gezeigt, dass die Motivation dafür da ist!

Die zweiten Gasteiner Talgespräche finden vom 1. bis 3. Juli 2015 statt. Das Thema: Von Einheimischen und Zuagroasten. Mag. Dr. Heidi Mimra ist Bildungswerkleiterin in Bad Hofgastein.

Michaela Schmidl: Maria, seit 2007 leitest du das Salzburger Bildungswerk in Annaberg-Lungötz. Was ist für dich das Spannende daran? Maria Höll: Die Leitung des örtlichen Bildungswerkes bietet mir die Möglichkeit, Veranstaltungen durchzuführen, die für sehr viele verschiedene Zielgruppen interessant sind. So kann ich interessierten Menschen in unserem Dorf Vorträge, diverse kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Kabaretts, Konzerte und vieles mehr anbieten. Ohne die Unterstützung des Bildungswerkes wären solche Angebote schwer durchzuführen. Du machst das alles ehrenamtlich. Welche Motivation liegt hinter diesem Engagement?

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Nur durch ehrenamtliche Tätigkeit ist es möglich, verschiedenste öffentliche Einrichtungen – ich denke da auch an diverse andere Institutionen – am Leben zu erhalten. Ich freue mich, meinen Beitrag für unseren Ort leisten zu können. An welche Veranstaltung in den vergangenen Jahren denkst du besonders gerne zurück? Die Bildungswoche im Mai 2008, in der wir mehr als 2600 Besucher begrüßen durften, war ein absoluter Höhepunkt. Aber auch Kabaretts, Konzerte, Lesungen, Vorträge, die ich hier nicht alle detailliert anführen möchte, wurden von zahlreichen Besuchern interessiert angenommen.

Maria Höll ist Bildungswerkleiterin in Annaberg-Lungötz.

Bild: privat

5 Fragen an Maria Höll Welche Veranstaltung oder welches Projekt möchtest du im örtlichen Bildungswerk einmal auf die Beine stellen? Das Projekt Generationendorf – dafür habe ich bereits einen Antrag gestellt. Dabei geht es mir um ein besseres Miteinander innerhalb der Gemeindebürger: zwischen Jung und Alt, Tourismus, Landwirtschaft, Jagd und Sport und vieles andere mehr. Welche drei Schlagworte kommen dir spontan in den Sinn, wenn du an das Salzburger Bildungswerk denkst? Vernetzung, Erwachsenenbildung, Kultur.

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9. Bildungswoche in Seeham

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eschichte, Natur und Musik im Rahmen von interessanten Veranstaltungen miteinander verknüpfen: das war das Ziel der neunten Bildungswoche in Seeham. Unter dem Titel „Lebensklänge“ bot das Programm Einblicke in die Produktion einer eigenen CD mit Seehamer Musik und in die Entstehung der Ortschronik. Interessante Vorträge zu Themen wie Natur, Geologie und Geschichte rundeten das Angebot ab.

Zeitzeugen-Projekt „Seeham, wie es früher war“

Im Rahmen der Bildungswochen-Eröffnung wurden die CD „Seehamer Klangwellen“ und die DVD „Seeham, wie es früher war – Teil 6: Musiktraditionen“ vorgestellt. Die DVD ist Teil eines groß angelegten Zeitzeugen-Projekts, im Rahmen dessen seit dem Jahr 2005 Interviews geführt wurden. „Bereits 2012 entstand der Wunsch, auch eine CD mit Seehamer Musik- und Gesangsgruppen zu produzieren. Nun freue ich mich umso mehr, dass wir im Rahmen der Bildungswoche möglichst viele Seehamerinnen und Seehamer an der Entstehungsgeschichte der CD und der DVD teilhaben lassen können“, so Christine Winkler, Bil-

dungswerkleiterin in Seeham. Auf den Spuren der Vergangenheit war die Seehamer Bevölkerung, als sich die Arbeitskreise der Gemeindechronik vorstellten.

100 Jahre Erster Weltkrieg

Ein Höhepunkt der neunten Bildungswoche in Seeham war auch der Vortrag von Mag. Matthias Hemetsberger unter dem Titel „1. Weltkrieg: Ein Krieg, der die Welt veränderte“. 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Matthias Hemetsberger griff das geschichtliche Jahresthema auf und sprach über Ursachen, Anlass und Folgen des Krieges. Dabei stellte er durchaus auch kritische Fragen, wie folgender Auszug aus Hemetsbergers schriftlicher Zusammenfassung des Vortrags zeigt: „(...) 1. und 2. Weltkrieg sind Geschichte, schreckliche Geschichte unseres Kontinents. Es stellen sich seither immer wieder dieselben Fragen: Haben wir aus der Geschichte der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts gelernt? Sind Kriege dieser Dimension in naher Zukunft in unseren Breiten wieder denkbar? Es hieße, eine Vogel-Strauß-Politik zu betreiben, verschlösse man die Augen vor den vielen Krisenherden der Welt und dem martialischen Potential, das dahinter lauert. Politischer, wirtschaftlicher, sozialer Unfrieden

in fernen Ländern, am Rande von und zu Europa wird uns tagtäglich durch die weltweite mediale Vernetzung vor Augen geführt. Um eine Antwort auf diese Fragen aus europäischer Sicht zu geben, kann wiederum der australische Historiker Christopher M. Clark zitiert werden. Er bescheinigt uns in Europa durch die Europäische Union eine Friedensordnung, ... die weltweit einmalig ist. Er ... sieht in ihr einen Akt transnationalen politischen Willens, der zu den größten Errungenschaften der Geschichte der Menschheit gehört. Vor 30 Jahren haben sich in Verdun, das bis heute als Synonym für das sinnlose Abschlachten von 200.000 Soldaten und 800.000 Verwundeten im Ersten Weltkrieg gilt, angesichts des Beinhauses von Douaumont, in welchem 130.000 Gebeine nicht identifizierter Soldaten beider Seiten aufbewahrt werden, und des Friedhofes mit 15.000 Gräbern der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident Mitterand Versöhnung gelobt: Wir haben uns versöhnt. Wir sind Freunde geworden. Möge diese Versöhnung dauerhaft sein.“ Nach dieser Zusammenschau über die historischen Ereignisse vor, während und nach dem 1. Weltkrieg im Rahmen der Bildungswoche griff das Salzburger Bildungswerk in Seeham das Thema an einem Diskussionsabend im November erneut auf. Ausgehend vom Kriegstagebuch des Seehamer Soldaten Johann Eibl sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über den Ersten Weltkrieg basierend auf der Perspektive eines Einzelschicksals.

Bilder: Wolfgang Rettenegger

Lebensklänge

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Eine Malerei von Brigitta Kaiser schmückt das Cover der CD und DVD.

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Neues aus der Schreibwerkstatt Itzling

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Bild: Verlag Anton Pustet

eschichten, Anekdoten und Erfahrungen unterschiedlicher Menschen zum Thema Spielen finden sich im aktuellen Buch „Auf die Plätze ... Generati-

onenspiele“ der ARGE MITeinanderREDEN. Vier dieser Kurzgeschichten sind im Rahmen der Schreibwerkstatt Itzling entstanden. „Mit Begeisterung kamen wir dem Auftrag nach, über Spiele aus unserer Kindheit zu schreiben. Groß war natürlich die Freude, als wir nach einer längeren Zeit zur Buchpräsentation im Oval/Europark eingeladen worden sind“, so Bildungswerkleiterin Ingrid Foller, die die Schreibwerkstatt mit viel Herz und Engagement organisiert. Geschichten von Karin König und Anna Brunner, Franziska Hofbauer-Ott, Hermann Handlechner und Ingrid Foller wurden ins Buch ganz oder teilweise übernommen. Dagmar Unterrainer, ebenfalls Teilnehmerin der Schreibwerkstatt, bekam sogar die Möglichkeit, ihre Geschichte „Laura hat Langeweile“ auf der Bühne vorzulesen. „Es

war eine bunte, kurzweilige Veranstaltung, bei der auch Bürgermeister Dr. Heinz Schaden und viele Vertreter der Universität und sonstiger Institutionen anwesend waren“, freut sich Ingrid Foller. Getreu dem Motto des Projekts „Lebendige Bibliothek“ hatten TeilnehmerInnen der Schreibwerkstatt Itzling und Interessierte übrigens im November die Möglichkeit, mit Vladimir Vertlib zu sprechen. Der österreichische Schriftsteller russisch-jüdischer Herkunft emigrierte 1971 mit seiner Familie aus Russland. Als „lebendes Buch“ erzählte er nicht nur von seinen Romanen, sondern vor allem von seinen persönlichen Lebenserfahrungen. Die Themen Flucht, Emigration, Exil, etc. wurden in der Schreibwerkstatt (MS) im Dezember aufgegriffen.

Bildung und Kultur im Stadtteil Vielfältige Angebote im Salzburger Bildungswerk Gneis

Ein Jahr Salzburger Bildungswerk Gneis

Am 12. Jänner 2015 feiert das Salzburger Bildungswerk Gneis um 19 Uhr im Kleingmainerhof übrigens sein einjähriges Bestehen. In

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Bild: sergign – Fotolia.com

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it dem zweiten Semesterprogramm setzte Renate Fally, Bildungswerkleiterin in Gneis, die gewohnte Vielfalt im Bildungsangebot fort. Dabei standen Gesundheitsthemen ebenso auf dem Programm wie die Präsentation nachhaltiger Energiesparprojekte oder eine Führung zu unbekannten Orten in Salzburg. Beim Workshop „Hilf dir selbst – Kulinarische Stimmungsmacher für trübe Tage aus Natur und Küche“ mit Regina Jungmayr konnten die TeilnehmerInnen beispielsweise erfahren, welche Lebensmittel und Kräuter gut für das Gemüt sind. Stimmungsvoll und gemütlich ging es beim Gneiser Advent im Glashaus zu. Pflanzenfachmann Alois Hintringer zeigte den BesucherInnen einfache Gestaltungsideen für einen weihnachtlichen Tisch und viele weitere kreative Ideen. Eine Lesung mit Maria Ronacher, weihnachtliche Gitarrenklänge, Kekse und Punsch sorgten für eine adventliche Stimmung.

einem kurzen Rückblick lässt das Bildungswerk diese Zeit Revue passieren und gibt einen Ausblick auf die nächste „Bildungs-Saison“. Mit dabei: Zauberkünstler Geraldo und „Swing and the City Salzburg“ – Musik und Tanz der 1950er Jahre. An diesem Abend darf nicht nur getanzt werden – auch für Speisen und Getränke im Stil der 50er Jahre ist bestens gesorgt. Denn für Bildungswerkleiterin Renate Fally ist der passende Rahmen besonders wichtig: „Alle, die unser Programm schon kennengelernt haben, wissen, dass die Atmosphäre und der Wohlfühlaspekt besondere Bedeutung haben und wir einen Raum eröffnen, wo sich Menschen zu einem interessanten Austausch und anregenden Gesprächen treffen (MS) können“.

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Aus G emei n de un d Bez irk

Dorfgemeinschaft feiert! Von Johann Posch

Bild: Andreas Chor

Gemeinsamer Auftritt von Andreas Chor und Musikkapelle St. Andrä.

Neben dem gelungenen Jubiläumskonzert des Andreas Chores, gemeinsam mit den Chorkindern und der Musikkapelle, sowie einem gut besuchten Reisevortrag über Namibia waren es vor allem die Aufführung des „Mausicals“ durch die Volksschulkinder und das abwechslungsreiche Programm am „Gemeindetag“, welche die zahlreichen BesucherInnen begeisterten. Der Gemeindetag stand ganz im Zeichen der Eröffnung und Einweihung der neuen Schul- und

Gemeindebücherei. Das ehrenamtliche Büchereiteam mit der Leiterin Nathalie Schwarz hatte viel Einsatz und Zeit aufgebracht, damit die neue Bücherei in Betrieb gehen konnte. Umrahmt wurde der Abend vom Klarinettenquartett der Musik und durch unterhaltsame Texte von unserer Mundartdichterin Luise Sampl. Volksschulkinder brachten das Publikum mit ihren selbstverfassten Texten zum Schmunzeln,

Bild: Gemeinde St. Andrä

Ein würdevoller Festgottesdienst unter Mitwirkung des Andreas Chores, der Volksschulkinder und des Lehrerteams beschloss die Bildungswoche. Beim Pfarrkaffee im Musikheim und beim „Tag der offenen Tür“ in der neuen Bücherei und der Volksschule klang eine gelungene Bildungswoche aus.

Das Team der Gemeinde- und Schulbücherei St. Andrä.

Alle Veranstaltungen waren bestens besucht. Etwa 800 BesucherInnen haben das bunte Angebot der Bildungswoche angenommen. Damit wurde sie ihrem Motto „Miteinander Geburtstage feiern“ mehr als gerecht und setzte so ein eindrucksvolles Zeichen lebendiger Dorfgemeinschaft. Mag. Johann Posch ist Bildungswerkleiter in St. Andrä.

Marmorkino Adnet „Mit seiner einzigartigen Akustik und besonderen Atmosphäre war der alte Marmorbruch Schauplatz für ein Kinoerlebnis der besonderen Art“, informiert Maria Klappacher, Bildungswerkleiterin in Adnet. Auf dem Programm standen die Filme „Rush – Alles für den Sieg“ und „Bekas“.

Bild: Ramona Pinter

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leich mehrere Jubiläen in der Gemeinde St. Andrä waren Anlass, in einer Bildungswoche unter dem Motto „Gemeinsam Geburtstage feiern“ die jubilierenden Einrichtungen in den Vordergrund zu stellen und deren Bedeutung für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde bewusst zu machen. Die Dorfgemeinschaft Haslach wurde vor 50 Jahren ins Leben gerufen. Das Salzburger Bildungswerk St. Andrä besteht seit 30 Jahren. Der Andreas Chor wurde vor 20 Jahren von begeisterten Sängerinnen und Sängern aus St. Andrä gegründet. Vor 10 Jahren haben SchülerInnen und LehrerInnen der wiederbegründeten Volksschule das neue Schulhaus bezogen. Und das jüngste Kind der Gemeinde wurde in dieser Bildungswoche sozusagen aus der Taufe gehoben: Im Dachgeschoß der Volksschule konnte die neu eingerichtete Gemeinde- und Schulbücherei der Gemeindebevölkerung vorgestellt und ihrer Bestimmung übergeben werden.

und Franz Prodinger, der Gründungsobmann der Dorfgemeinschaft Haslach, ließ in launiger Weise die 50-jährige Entwicklung dieses St. Andräer Ortsteiles Revue passieren. Vielumjubelt war die Aufführung des „Mausical“. Im vollbesetzten Festsaal zeigten die Kinder ihre außerordentlichen gesanglichen und schauspielerischen Talente. Schöpferisches Talent aus St. Andrä konnte auch bei zwei begleitenden Ausstellungen bewundert werden.

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Bild: Stefan Körber – Fotolia.com

Körper, Geist und Seele

Neue Bildungswerkleiterin in Hallein startete mit Veranstaltungsreihe

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lso, da bin ich nun und will mich vorstellen ... VOR und STELLEN? Ich will mich doch nicht VOR Sie alle stellen, ich will mich mit Ihnen zusammen- und auseinandersetzen. Wenn ich mir nun vorstelle – schon wieder das „vor“ davor –, dass wir uns treffen, austauschen, mitteilen, ergänzen, praktisch umsetzen ... ja, das gefällt mir, so möchte ich mich gerne einbringen! Seit Mai 2014 leite ich das Salzburger Bildungswerk Hallein. Meine ersten Aktivitäten widmen sich dem Thema „Körper, Geist und Seele“ – aus einer neuen Perspektive heraus.

Stoffwechsel-Stress

Den Auftakt zur Veranstaltungsreihe bildete ein Vortrag von Dr. Markus Stöcher. Unter dem Titel „Stoffwechsel-Stress: Und da kann man vorbeugen?“ erklärte der Biologe, Genetiker und Präventologe, was in unserem Köper geschieht, wenn der Lebensstil und die Umwelt stressen – und zwar BEVOR das

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System Körper ganz überfordert ist und der Mensch sich krank fühlt. Ein erprobtes Konzept zur Vorbeugung kann die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit eines Menschen sekundenschnell ermitteln und notwendige Veränderungen deutlich machen. Ergänzt wurde dieser Vortrag durch einen Impuls-Analyse-Tag, welcher sofort ausgebucht war. Markus Stöcher bot deshalb einen Ergänzungstermin an.

Intuition trainieren?

Im Oktober standen ein Vortrag sowie ein Workshop-Tag zum Thema „Intuitionstraining“ am Programm. Besonders gerne wird der Intuition nicht vertraut, wird intuitives Handeln als „minderwertig“ betrachtet, da nicht genügend analysiert, intellektuell zu wenig durchdacht. Und wer kennt diesen Gedanken nicht: „Hätte ich doch nur an mein Bauchgefühl, an meine Intuition geglaubt!“. Intuitiv ducken wir uns, um nicht

Von Birgitt Stieldorf

anzustoßen, intuitiv ist uns jemand sympathisch, intuitiv wissen wir oft, wer am Telefon ist – ohne dessen Namen zu sehen ... Und das kann man trainieren? Ja!

Wenn der Körper uns etwas sagen möchte

„Körperliche Symptome bildhaft machen und einen Weg finden, damit umzugehen“, so der Titel einer Veranstaltung mit Ulrich Staar, erfahrener Physiotherapeut und ausgebildeter Aufstellungsleiter, im November. Dabei ging Staar folgender Frage nach: Was wollen mir Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rückenbeschwerden und ähnliche Symptome sagen oder zeigen? Beschwerden und Krankheiten können der Versuch unseres Körpers sein, auf einen ungelösten, meist nicht bewussten Konflikt aufmerksam zu machen. Systemische Bewusstseinsbildung unterstützt die Erhaltung der Gesundheit und macht eine zusätzliche Facette im

Aus G emei n de un d Bez irk

Geschehen sicht- und spürbar. Auch hier wurde eine Möglichkeit der praktischen Erfahrung angeboten, um das Gehörte auch im Tun zu erleben. Das Jahr 2015 wird das Salzburger Bildungswerk Hallein mit einem Vortrag von Mag. Gertrud Zechbauer über Körper- und Prozessarbeit beginnen. Sie wirft folgende Frage auf: Prozessarbeit – oder von jemandem, der auszog, die eigene Spur zu finden? Oft denken wir, dass die Wechselfälle des Lebens irgendwie nicht richtig sind, denken selten, dass sie einen Teil von uns widerspiegeln, der uns noch nicht bekannt ist. Wir denken selten, dass wir diese Dinge (zum Beispiel Konflikte, Symptome, Höhepunkte und Tiefpunkte ...) brauchen, um uns zu verändern, zu entwickeln. In der Prozessarbeit verzichten wir auf Interpretationen und

„Be-Wertung“ – und erleben ganz neue, unerwartete Lösungen, die sich aus der sorgfältigen Arbeit mit unserem Prozess ergeben (beispielsweise, dass mir mein Ärger eventuell hilft, meine berechtigten Anliegen auszudrücken, etc.). Prozessarbeit kann man daher als die Richtung verstehen, die alles, was im Leben geschieht, wertschätzt; die großen Respekt vor der Würde jedes Einzelnen hat und fördert, wohin Entwicklung gehen kann.

Herz für Hallein und Salzburger Bildungswerk

Hören-Sehen-Spüren-Erleben-Teilen-Dabeisein – das ist der Aspekt, den das Salzburger Bildungswerk Hallein auch in der Initiative „Herz für Hallein“ weiterentwickeln, weitertragen will. In den bereits aktiven

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Birgitt Stieldorf ist Bildungswerkleiterin in Hallen.

„Herz für Hallein“-Gruppen trifft man sich in herzlicher Begegnung meist ein Mal pro Monat. Die Einladung zum Mitmachen richtet sich in Hallein an alle interessierten Menschen. Die Vernetzung und Vergrößerung dieser Idee ist angedacht. Weitere Informationen unter www.herzfuerhallein.at

Der Seelenbräugarten in Köstendorf

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Bilder: Josef Kohlberger

n seiner im Jahr 1945 verfassten Erzählung „Der Seelenbräu“ beschreibt der Schriftsteller Carl Zuckmayer den Gemüse- und Obstgarten des Dechants von Köstendorf. Der Seelenbräu, wie der Pfarrer auch genannt wurde, hegte und pflegte seinen Garten mit voller Hingabe: „[...] dort züchtete er nicht nur alles, was an Grünzeug, Kraut und Wurzelwerk auf jeden anständigen Tisch gehört, sondern auch vieles, was der Bauer nicht kennt, nicht frisst und schwer aussprechen kann: Broccoli, Melanzani, Finocchi, Pep-

peroni und andere vokalreiche Gewächse“, heißt es beispielsweise in Carl Zuckmayers Werk. So wie sich der „Seelenbräu“ seinem Garten widmete, tut dies heute eine Gemeinschaft von verschiedenen Vereinen, Gruppen und Einzelpersonen im Seelenbräugarten in Köstendorf. Beim Zukunftsprogramm „Lokale Agenda 21 für Köstendorf“ hat man das „Netzwerk Seelenbräugarten“ gegründet. Dieses Team – eine Zusammenarbeit von verschiedenen Einrichtungen des Ortes unter der Leitung des Salzburger Bildungswerkes – hat es sich zum Ziel gesetzt, Natur für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen. So bauen die Kindergartenkinder beispielsweise ihre eigenen Kartoffeln an, die BewohnerInnen des Seniorenwohnhauses und die SchülerInnen des Sonderpädagogischen Zentrums betreuen Hochbeete, ... Seit kurzem gibt außerdem eine neu gestaltete Informationstafel das Geheimnis preis, wie der „Seelenbräu(MS) garten“ zu seinem Namen kommt.

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Salzburg – mit den Augen Erwin Rutzingers betrachtet Jahrestagung des Arbeitskreises „Regionale Sprache und Literatur“

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ie diesjährige Jahrestagung des Arbeitskreises „Regionale Sprache und Literatur“ stand zu einem Großteil im Zeichen des Gedenkens an Prof. Erwin Rutzinger. Erwin Rutzinger ist ein bedeutender Salzburger Mundartautor. Er war Mitbegründer und bis zu seinem Tode – er verstarb völlig unerwartet im Oktober 2013 – Mitglied des Arbeitskreises sowie Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen. Er war jemand, dem die Mundart und die Mundartliteratur ein Herzensanliegen waren.

Neben den Seminaren, die auch 2014 veranstaltet wurden und werden, den „Musenküssen“, dem Leseseminar und der Werkbetrachtung, neben der 27. Niedernsiller Stund im September und der 3. St. Kolomaner Mundartroas im Oktober und zahlreichen anderen Veranstaltungen stellen die Höhepunkte der heurigen Aktivitäten des Arbeitskreises sicherlich die Verleihung des Walter-Kraus-Mundartpreises

Bilder: Gerlinde Allmayer

Die Jahrestagung wurde von Max Faistauer, der den erkrankten Arbeitskreisleiter Dr. Jelle Kahlhammer vertrat, geleitet. Der erste Tagesordnungspunkt galt dem Bericht über die zahlreichen Aktivitäten des Arbeitskreises bzw. die Initiativen und Veranstaltungen, die von den Mitgliedern gesetzt und durchgeführt wurden. Der Höhepunkt des letzten Jahres war sicherlich die 13. Henndorfer Einkehr, die unter dem Motto „40 Jahre Einkehr“ stand und wiederum eindrucksvoll die Lebendigkeit der Salzburger „Mundartszene“ unter Beweis stellte. Allein schon die Tatsache, dass diese Veranstaltung seit nunmehr 40 Jahren durchgeführt

wird, spricht für die Vitalität der Salzburger Mundartliteratur und die Energie des Arbeitskreises. Die 26. Niedernsiller Stund stellte junge Dialektautoren und Liedermacher in den Vordergrund und zeigte deren erfrischenden Umgang mit und Zugang zur Mundart auf. Die zweite St. Kolomaner Mundartroas, thematischer Rahmen „Brücken bauen“, verband unter der Leitung von Erika Rettenbacher in gelungener Weise Mundartlesungen mit Musik und Fotografie. Die Mundartveranstaltung des Lungauer Bildungsverbundes im Rahmen der Buchmesse in Tamsweg vom vergangenen November berechtigt zur Hoffnung, dass auch im Lungau – neben Fritz Messner und den Querschlägern – ein Aufwind in der Mundartliteratur und generell im Interesse für Mundart zu spüren ist.

Ein Stadtspaziergang im Gedenken an Erwin Rutzinger.

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Von Peter Haudum

an Fritz Messner sowie die Enthüllung der Gedenktafel für Walter Kraus am 26. Juni in St. Pankraz in Nußdorf dar. Beides, der Walter-Kraus-Mundartpreis und auch die Aufstellung der Gedenktafel, geht maßgeblich auf die Initiative des Arbeitskreises und insbesondere auf den Einsatz von Max Faistauer zurück. Der zweite Teil der Jahrestagung galt dem Gedenken an Erwin Rutzinger. Max Faistauer und Peter Haudum führten die 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung zu bekannten und weniger bekannten Plätzen und Gebäuden der Stadt Salzburg, denen Erwin Rutzinger eindrucksvolle Gedichte, teils in Hochsprache, aber überwiegend in Mundart, gewidmet hat, und trugen diese Gedichte abwechselnd vor. Der Weg führte vom Waagplatz über Mozart-, Residenz- und Kapitelplatz zum Petersfriedhof und weiter durch die Innenstadt über Pferdeschwemme, Gstättengasse bis zum Müllner Bräustübl, wo die Jahrestagung ihren geselligen Ausklang fand. Mag. Peter Haudum ist Mitglied des Arbeitskreises „Regionale Sprache und Literatur“ im Salzburger Bildungswerk.

Ar bei t sk re ise

Erzählte Lebensgeschichten

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iele Erlebnisse, die schon vergessen waren, sind mir beim Erzählen wieder eingefallen“: Franz Hartl aus St. Veit brachte vor kurzem bei der Präsentation des Buches „Das war unsere Zeit – Eine Generation im Pongau erinnert sich“ in Goldegg auf den Punkt, was viele seiner Altersgenossen gleich erlebt haben. „Wir sind froh, dass wir darüber reden dürfen“, meinte Johann Schober aus Bad Hofgastein im Rahmen der gelungenen Veranstaltung im Schloss Goldegg. Und Maria Aher aus Flachau ergänzte: „Ich glaube, meine Erinnerungen können vor allem auch für meine Enkelkinder interessant sein“.



Bild: LMZ/ Neumayr

Wir erinnern uns: Im Herbst 2012 wurde vom Salzburger Bildungswerk das umfangreiche Projekt „Das war unsere Zeit!“ gestartet. Das Ziel: In jeder Gemeinde des Bundeslandes sollen 2 bis 3 Zeitzeugen der Geburtsjahrgänge vor 1933 über das damalige Alltagsleben befragt werden. Nach zwei Jahren engagierter Arbeit ist dieses ehrgeizige Ziel nun erreicht: 265 Interviews wurden in 116 Salzburger Gemeinden geführt und aufgezeichnet, 13.950 Minuten an Videoaufnahmen zur weiteren Verwendung produziert. Und für den Pongau sind diese Interviews nun auch als Buch erhältlich. Berichte von über 50 Personen aus allen Pongauer Gemeinden sind in die-

sem von der Edition Tandem herausgegebenen Buch zu finden. „Ich bin tief beeindruckt über die offenen Schilderungen, die Kargheit, Not und die Verführungen dieser Zeit werden damit sehr lebendig“, fasst der Verleger des Buches, Mag. Volker Toth, seine Eindrücke zusammen. „Nichts wird verschwiegen, dieses Buch berührt und ist trotz aller Entbehrungen geprägt von einer tiefen Dankbarkeit für dieses Leben“, meint Volker Toth. „Ich hoffe besonders, dass diese Erinnerungen in Schriftform auch unsere Jugend erreichen.“ Das Buch mit den Erzählungen aus dem Pongau ist das erste seiner Art, die „Erste Stiftung“, die Erzdiözese Salzburg und die Raiffeisenbanken von St. Johann bzw. Schwarzach leisteten dafür wertvolle finanzielle Unterstützung.

Großes ehrenamtliches Engagement

„Sämtliche Gespräche stellen ein besonderes Stück Salzburger Geschichte dar, wurden dokumentiert, archiviert und können so für nachkommende Generationen identitätsstiftend wirken“, ist der Initiator von „Das war unsere Zeit“ Dr. Alfred Berghammer, er leitet den Arbeitskreis Seniorenbildung im Salzburger Bildungswerk, überzeugt. „Mit diesen Aufzeichnungen

Sie präsentierten auf Schloss Goldegg das Buch „Das war unsere Zeit“ (v.li.): Heidelinde Kalhammer (Redaktionsleitung), Doraja Eberle (Erste Stiftung), Projektinitiator Alfred Berghammer, Landesrätin Martina Berthold und Projektkoordinatorin Stefanie Walch.

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„Die Erinnerung ist das kollektive Gewissen eines Volkes“: Verleger Volker Toth freut sich über das Buch mit den Pongauer Erinnerungen.

ist ein ganz besonderer Schatz an Erinnerungen entstanden.“ Bei der Suche nach Interviewpartnern und -partnerinnen wurden die Projektverantwortlichen von den örtlichen Bildungswerken und den Gemeinden unterstützt. Die Initiative war von Beginn an auf großes ehrenamtliches Engagement ausgerichtet: Rd. 20 Personen arbeiteten im Kern- bzw. Projektteam mit, und 9 Interviewerinnen und Interviewer stellten sich nach einer kurzen Schulung in Interviewtechnik der Aufgabe, mit ZeitzeugInnen im ganzen Land Salzburg Gespräche zu führen und diese aufzuzeichnen. Sie haben dafür rund 600 Stunden ihrer Freizeit investiert. Eine „Investition“, die sich für die InterviewerInnen in jedem Fall gelohnt hat. „Diese Gespräche haben mich in mehrfacher Hinsicht beeindruckt“, erzählte Heidelinde Kahlhammer im Rahmen der Veranstaltung in Goldegg. „Die Offenheit und Herzlichkeit der interviewten Menschen werden mir ebenso in Erinnerung bleiben wie die sprachliche Lebendigkeit und die vermittelte Freude darüber, wie schön wir es im Hier und Jetzt haben“. Ganz besonders beeindruckt habe sie aber das unerwartete Vertrauen: „Viele haben über Erfahrungen und Erlebnisse gesprochen, worüber sie vorher noch nie geredet hatten“. Die Generation der über 80-Jährigen hat so viele Veränderungen erlebt wie keine Generation zuvor. „Das Projekt sollte die älteren Personen zum Erzählen aktivieren und bei den Jüngeren Interesse wecken“, bringt Projektkoordinatorin Stefanie Walch die Zielsetzung auf den Punkt. Auch gehe es darum, diese „oral history“ in Archiven

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mit dem Freien Fernsehen Salzburg (FS1), wo in den vergangenen zwei Jahren wöchentlich Interviews ausgestrahlt wurden, sollte helfen, diese Lebens-Geschichten vielen Interessierten zugänglich zu machen.

Beeindruckende Lebensfreude

Freuen sich über die perfekt organisierte Veranstaltung (v.li.): Stefanie Walch, Christa Wieland vom Salzburger Bildungswerk und Heidelinde Kahlhammer, sie zeichnet ganz wesentlich für die Herausgabe des Pongau-Buches verantwortlich.

und Chroniken festzuhalten. Jede Gemeinde und natürlich auch alle ZeitzeugInnen haben zudem eine DVD mit dem aufgezeichneten Video erhalten. Die Kooperation

„Kriegserfahrungen prägen ganz besonders, die Generation der heute über 80-Jährigen hat den Krieg als Kinder erlebt und strahlt trotzdem so viel Lebensfreude aus – das beeindruckt und tut uns Jüngeren gut“: Die Präsentation des Buches bot für Landesrätin Mag.a Martina Berthold auf Schloss Goldegg den idealen Rahmen, die Verdienste dieser Generation zu würdigen. Das Projekt „Das war unsere Zeit“ zeige eindrucksvoll, wie gut es uns heute im Vergleich zu damals gehe. „Ich sehe das aber auch als Auftrag an uns alle, jenen zu helfen, die heute

Im Bild, stellvertretend für alle Pongauer Zeitzeugen, die GesprächspartnerInnen aus St. Veit – Maria Anna Unterrainer, Franz Hartl und Elisabeth Wazlawik (v.li.) – mit Bildungswerkleiterin Franziska Linsinger.

mit Krieg, Verfolgung und Not konfrontiert sind“, zeigte sich Martina Berthold überzeugt. „Diese Menschen sollen hier bei uns (MiHa) eine Heimat finden können“.

Walter Kraus gewürdigt Gedenktafel für Salzburger Mundartdichter enthüllt

Der Mundartdichter ist Autor der Bücher „Flachgauer Gsangl“ (1968, Verlag Welsermühl) und „A Handvoi Leben“ (1987, Verlag der Salzburger Druckerei). Überdies erschie-

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Bild: Gerlinde Allmayer

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ls Mundartdichter setzte Walter Kraus neue, wegweisende Impulse für die Entwicklung der Salzburger Mundartliteratur. Als Gestalter seiner Sendereihen „Musigspui und Bauerngschreiberts“ und „Wia ma da Schnabl gwaxn is“ sowie anderer Beiträge im ORF Radio Salzburg war er vielen einfühlsamer Berater und Förderer auf ihrem Weg in die Öffentlichkeit. Seit kurzem erinnert eine Gedenktafel in St. Pankraz (Nußdorf am Haunsberg) an Walter Kraus, sein Werk und sein Wirken. Auch Bgm. Johann Ganisl, der die Gedenktafel feierlich enthüllte, betonte die hervorragenden dichterischen Leistungen des Mundartdichters, der in Nußdorf am Haunsberg geboren wurde: „Walter Kraus hat die kulturelle Identität unserer Gemeinde wesentlich geprägt“.

nen viele seiner Texte in Anthologien, im Salzburger Bauernkalender, in Zeitschriften und Broschüren. Aus seinem Nachlass von seiner Frau Maria herausgegeben wurden die Werke „A Lebm oiszsamm a Handvoi Zeit“ (1994, Verlag Moserbauer) und „Aus’n Hoamathäusl“ (1998, Verlag Moserbauer). Der Arbeitskreis „Regionale Sprache und Literatur“ im Salzburger Bildungswerk be-

„Unserem Mitbürger, dem Mundartdichter Walter Kraus, zum Gedenken“ – so die Inschrift der Gedenktafel. Im Bild (v.li.) Fritz Schwärz (Raiffeisen), Maria Kraus, Max Faistauer und Bgm. Johann Ganisl.

dankt sich bei der Gemeinde Nußdorf für die Unterstützung und das Engagement bei der Errichtung der Walter-Kraus-Gedenktafel.

Walter-Kraus-Mundartpreis an Fritz Messner verliehen

Zeitgleich mit der Enthüllung der Gedenktafel fand am 26. Juni 2014 auch die feierliche Verleihung des Walter-Kraus-Mund-

Ar bei t sk re ise

Bild: Gerlinde Allmayer

artpreises statt. Dieser ging heuer an den Mundartautoren, Kabarettisten und Musiker Fritz Messner. Der Preis, welcher alle drei Jahre vergeben wird, würdigt das Schaffen wichtiger Salzburger Mundartautorinnen und -autoren und ist mit 2.000 Euro dotiert. Gespendet wird das Preisgeld von der Gemeinde Nußdorf und vom Raiffeisenver(MS) band Salzburg.

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Fritz Messner bei der feierlichen Übergabe des Walter-KrausMundartpreises 2014. Im Bild (v.li.) Mag. Peter Haudum, Bgm. Johann Ganisl, Fritz Messner, Fritz Schwärz, OSR Max Faistauer und Manfred Baumann.

IMb – In sti tut für Med ie nb ild u ng

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Bild: IMb/Aimstock – istockphoto.com

Internet, Medien und Sexualität Bei Workshops des Instituts für Medienbildung lernen Kinder und Jugendliche, verantwortungsbewusst mit dem Internet umzugehen. Von Sonja Messner

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ie Flut an unendlichen Möglichkeiten, die das Internet bietet, ist nicht zu kontrollieren. Eltern, Erziehungsberechtigte und PädagogInnen stehen hier vor einer großen Herausforderung: Alles verbieten? Oder mit freiem Zugang erlauben? Weder das eine noch das andere sind sinnvolle Zugänge. Einerseits ist es wichtig, dass „die Erwachsenen“ wissen, worin für Kinder und Jugendliche der Reiz am Internet liegt. Andererseits ist es notwendig, den Kindern und Jugendlichen die Gefahren und Möglichkeiten aufzuzeigen.

Kostenlose Workshops für Schulklassen am A1 Campus in Salzburg

Die Schule stellt hier einen geeigneten Lernort dar: Ihrem Bildungsauftrag nachkommend sehen sich vor allem LehrerInnen mit dem Thema der „neuen Medien“ konfrontiert, sowohl als neue Lehrform, aber auch als neue Lernform der Kinder und Jugendlichen. Um den PädagogInnen ihre Arbeit hier ein wenig zu erleichtern, bietet das Institut für Medienbildung in Koopera-

tion mit A1 (im Rahmen der Initiative „A1 Internet für Alle“) kostenlose Workshops für Schulklassen zu Themen wie „Lesen mit der Computermaus“ oder „Ab ins Internet – aber sicher“ an.

Internet und Pornografie

Ein besonderes Workshop-Angebot gab es Ende November zum brisanten Thema „Digitale Medien und Sexualität“. In diesem interaktiven Workshop wurde beispielsweise besprochen, wie sich Kinder und Jugendliche sinnvoll über Liebe und Sexualität im Internet informieren können. Ganz offen und direkt wurde über Fiktion und Wirklichkeit von pornografischem Material im Internet gesprochen und darüber, wie man sich vor falschen Online-Bekanntschaften schützen kann. Christopher Starka („Verein Selbstbewusst“), der die Workshops im kommenden Semester durchführen wird, meint hierzu: „Die Tatsache, dass die meisten Jugendlichen bereits mit pornografischem Material in Kontakt gekommen sind, sollte weder dra-

matisiert noch bagatellisiert werden.“ Jugendliche, die nicht oder nur schlecht von Bezugspersonen aufgeklärt werden, holen sich die Informationen selbst – oft über pornografisches Material im Internet. Eine gute Aufklärung wirke ihm zufolge auch präventiv: „Gut aufgeklärte Jugendliche können besser mit dem Gesehenen umgehen“, so Starka. Demnach sei es wichtig, entsprechende Angebote für Jugendliche zu setzen, damit sie sich fundierte Informationen zu Liebe, Beziehungen und Sexualität holen können. Sonja Messner, MA ist im Institut für Medienbildung für die Koordination und Durchführung von medienpädagogischen Projekten mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zuständig.

Weitere Informationen zu den kostenlosen Workshops vom Institut für Medienbildung in Kooperation mit A1 gibt es unter: http://A1internetfueralle.at/ internetschulungen/salzburg

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Neues aus dem Tennengau Leitungswechsel, Neubestellungen und Auszeichnungen: Im Salzburger Bildungswerk im Tennengau tut sich was.

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as Salzburger Bildungswerk hat im Bezirk Tennengau gleich zwei Ehrennadeln in Gold verliehen: an MMag. Michael Neureiter und an Maria Ronacher. MMag. Michael Neureiter Michael Neureiter wurde für sein langjähriges Engagement und sein umfangreiches Wirken ausgezeichnet. 19 Jahre lang war er Bezirksleiter im Tennengau. Im Rahmen der diesjährigen Bezirkstagung hat er diese Funktion zurückgelegt. „Michael Neureiter war für die BildungswerkleiterInnen im Tennengau in den vergangenen Jahren nicht nur erste Ansprechperson für die unterschiedlichsten Anliegen, er war darüber hinaus Ideengeber und Förderer des bürgerschaftlichen Engagements, das er selbst

Im Bild (v.li.) Maria Ronacher, Helmut Klose und Irmgard Lanz.

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mit großem Einsatz und großer Verlässlichkeit vorlebte“, zeigte sich Dir.-Stv. Dipl. Ing. Richard Breschar bei der Überreichung der Ehrennadel überzeugt. Maria Ronacher, die ehemalige Bildungswerkleiterin von Puch, hat mit ihrem Team von 1999 bis 2014 rund 380 Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Fast 15.000 TeilnehmerInnen haben dieses Angebot besucht. Darüber hinaus ist Maria Ronacher auch im Arbeitskreis Regionale Sprache und Literatur des Salzburger Bildungswerkes aktiv und verfasst selbst Mundartgedichte. Gründe genug, ihr die Ehrennadel in Gold zu überreichen. Nach 15 Jahren ehrenamtlicher Leitung des Salzburger Bildungswerkes in Puch gab sie diese Funktion nun an Dr. Irmgard Lanz weiter. Bereits seit dem Sommer arbeitet Lanz im Team des örtlichen Bildungswerkes mit. Als Bildungswerkleiterin will sie die bewährten Angebote fortführen und zusätzlich eigene Ideen einbringen. Bgm. Helmut Klose und Dr. Günther Signitzer bedankten sich für die Bereitschaft, diese ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen. Eine weitere Neubestellung gab es im Salzburger Bildungswerk Hallein. Seit Mai 2014 leitet Birgitt Stieldorf gemeinsam mit Friedl Bahner das örtliche Bildungswerk. Sie folgt damit Dr. Anita Memmer nach, die die örtliche Bildungswerkleitung nach drei sehr aktiven Jahren wegen eines Umzuges zurückgelegt hat. Birgitt Stieldorf leitete ein Physiotherapiezentrum in Hallein und kann aus einem breiten Erfahrungsschatz schöpfen. „Als begeisterte Physiotherapeutin in freier Praxis war es mir schon immer wichtig, meinen PatientInnen präventiv sinnvolle und umsetzbare Hilfestellungen zu vermitteln“, erzählt Birgitt Stieldorf, „dies nun im

Kontext des Salzburger Bildungswerkes zu tun, motiviert mich sehr“.

Im Rahmen einer Veranstaltung über den Ersten Weltkrieg mit Prof. Wolfgang Wintersteller in der Stadtbücherei Hallein wurde Birgitt Stieldorf zur „Ko-Leiterin“ des Salzburger Bildungswerkes Hallein bestellt. Im Bild (v.li.): Bgm. Gerhard Anzengruber, Birgitt Stieldorff und Richard Breschar aus der Direktion des Salzburger Bildungswerkes.

Im Rahmen der BezirksleiterInnentagung wurde Maria Plößnig offiziell zur Bezirksleiterin bestellt.

Die Funktion der Bezirksleiterin übernimmt nun Mag. Maria Plößnig, die zuvor bereits zehn Jahre lang das örtliche Bildungswerk in Kuchl leitete. „Aufgrund ihrer langjäh-

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rigen Erfahrung in der Bildungsorganisation und regionalen Kulturarbeit bringt sie beste Voraussetzungen für diese Tätigkeit mit“, so Direktor Günther Signitzer. Als ausgebildete Historikerin engagiert(e) sich Plößnig nicht nur als ehrenamtliche Bildungswerk-

leiterin, sondern unter anderem auch im ZeitzeugInnen-Projekt „Das war unsere Zeit“. Hauptberuflich ist sie im Gemeindeamt Kuchl beschäftigt, in dem sie u.a. das Standesamt leitet.

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Zum Gedenken Dr. Heinz Dopsch, langjähriges Mitglied im Arbeitskreis „Geschichte und Kultur“, ist am 31. Juli 2014 verstorben.

Neubestellung in Lamprechtshausen

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er nicht abkommt vom Weg bleibt auf der Strecke“, so die Leitidee von Univ. Prof. i. R. Dr. Helmut Altenberger. Bei einer Sitzung des neu geschaffenen Bildungsbeirates der Gemeinde Lamprechtshausen wurde er zum Leiter des örtlichen Bildungswerkes bestellt. Altenberger hatte bereits im Vorfeld einige Gespräche geführt und tritt für eine Gemeinde als „Lernende Organisa-



tion“ ein. Als thematische Schwerpunkte schlug er die Themen Politische Bildung, Gesundheit und Umwelt vor. Das Salzburger Bildungswerk Lamprechtshausen wurde bereits 1956 unter dem damaligen Titel „Unser Lamprechtshausen“ gegründet und gehört damit zu den ältesten örtlichen Bildungswerken im Land Salzburg. In diesen Jahren konnten zahlreiche Bildungs- und Kulturinitiati-

Gemeinsam was bewegen: Die neue Bildungswerkleiterin Elke Wagneder mit (v.li.) Bgm. Georg Gappmayer, Bezirksleiter Robert Grießner und mit Leonhard Gruber, dem Leiter des Lungauer Bildungsverbundes.

ven gesetzt werden. Die Bemühungen um das Stille-Nacht-Lied gehö- Helmut Altenberger ren ebenso dazu wie ARTASYL, „Altern in guter Gesellschaft“ – ein Projekt der Gemeindeentwicklung – oder die Gründung des ersten Bildungs- und Kulturausschusses im Land Salzburg. Ein wichtiges Thema war außerdem die Eltern(RiB) bildung.

Frischer Wind in Tamsweg

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as Salzburger Bildungswerk in Tamsweg hat eine neue Leiterin: Elke Wagneder plant und organisiert von nun an Bildungsveranstaltungen im Ort. Bürgermeister Georg Gappmayer freut sich über das ehrenamtliche Engagement der ehemaligen und der neuen Bildungswerkleiterin: „Mit großem Erfolg hat Gabi Aigner das Salzburger Bildungswerk Tamsweg fünf Jahre lang geleitet. Nun freuen wir uns, dass wir mit Elke Wagneder eine ideale Nachfolgerin gefunden haben.“ Der Name Wagneder ist im Salzburger Bildungswerk übrigens schon ein Begriff. Bereits Elke Wagneders Mutter, Christa Wagneder, war während ihrer Zeit als Di(RiB/MS) rektorin der Volksschule Weißpriach als Bildungswerkleiterin tätig.

50 Jahre und eine Auszeichnung

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as Salzburger Bildungswerk Hüttschlag feiert heuer sein 50-jähriges Bestehen. Doch damit nicht genug: Für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement erhielt Bildungswerkleiter Martin Rohrmoser die Ehrennadel in Gold des Salzburger Bildungswerkes. Die Verleihung fand anlässlich der Eröffnung der neuen Kunst- und Kulturräume im ehemaligen Postamt statt.

Seit 1993 leitet Martin Rohrmoser das örtliche Bildungswerk in Hüttschlag. Bgm. Hans Toferer und Direktor Dr. Günther Signitzer bedankten sich für die „unermüdliche und engagierte Bildungs- und Kulturarbeit im Ort und das langjährige ehrenamtliche Engagement“. Darüber hinaus setzte Martin Rohrmoser mit dem „Sozialen Hilfsdienst Großarltal“ wichtige Initiativen für die Menschen in Hüttschlag und Großarl.

Im Bild Martin Rohrmoser (li.) und Bgm. Hans Toferer (re.)

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Silberner Dank

Günther Signitzer (li.) und Bernhard Hutter (re.) bei der Verleihung der Ehrennadel in Silber.

Die ehemalige Bildungswerkleiterin Manuela Laimer (Mitte) mit Richard Breschar aus der Direktion und Bezirksleiterin Stefanie Walch.

Bernhard Hutter: Pongau

Eine Ehrennadel in Silber ging in den Pongau – und zwar an VD OSR Bernhard Hutter. Hutter war von 2006 bis 2014 Bezirksleiter im Pongau. Während dieser Zeit wurden mehrere neue Bildungswerkleitungen im Bezirk bestellt, neun Bezirkstagungen und zwei Regionalkonferenzen durchgeführt. Bernhard Hutter arbeitete auch im Arbeitskreis Bildungswochen mit, der sich mit der Weiterentwicklung der Methode und Einführung der Bildungswerkstätten beschäftigt. Außerdem engagierte er sich für die Projekte „LesepatInnen“ und „Das war unsere Zeit“.

Manuela Laimer: St. Gilgen

Im Rahmen der Bezirkstagung FlachgauSüd hat das Salzburger Bildungswerk Manuela Laimer die Ehrennadel in Silber verliehen. Zehn Jahre lang hat sie das örtliche Bildungswerk in St. Gilgen geleitet. Wäh-

rend ihrer Zeit als Bildungswerkleiterin hat Manuela Laimer knapp 70 Veranstaltungen organisiert und viele aufwendige Projekte durchgeführt. Ein besonderer Höhepunkt ihrer Tätigkeit war die Organisation der Mozart-Bildungswoche im Mozart-Jahr 2006.

Josef Wimmer: Berndorf

Knapp 15 Jahre lang hat Ing. Mag. Josef Wimmer das örtliche Bildungswerk in Berndorf geleitet. Im Rahmen der Bildungswerkveranstaltung zum Europäischen Pilgerweg VIA NOVA hat Dr. Günther Signitzer Josef Wimmer für seine engagierte Arbeit als Bildungswerkleiter die Ehrennadel in Silber des Salzburger Bildungswerkes überreicht. Wimmers Nachfolge tritt VD Ursula Eder an. „Ich freue mich auf diese neue Herausforderung und hoffe, dass ich viele mit den Angeboten des Bildungswerkes in unserer Gemeinde erreichen kann“, so das erste Statement der neuen Bildungswerkleiterin.

Im Bild (v.li.) Ursula Eder, Josef Wimmer und Bgm. Josef Guggenberger.

Bild: Gemeinde

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Das Salzburger Bildungswerk gratuliert ... ... zum runden Geburtstag: OSR Max Faistauer, ehemaliger Bildungswerkleiter von Lofer und Mitglied des Arbeitskreises „Regionale Sprache und Literatur“ BSI Robert Grießner, Bildungswerkleiter von Muhr und Lungauer Bezirksleiter Maria Mitterer, ehemalige Bildungswerkleiterin von SaalbachHinterglemm, Kustodin des Heimathauses und Schimuseums Saalbach-Hinterglemm Wolfgang Reichssöllner, Bildungswerkleiter von Stuhlfelden

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Martin Rohrmoser, Bildungswerkleiter von Hüttschlag HR Prof. Mag. Mario Sarcletti, Bildungswerkleiter von Radstadt HD i.R. Werner Thorbauer, Bildungswerkleiter von Großarl Brigitte Weißenbacher, Bildungswerkleiterin von Hintersee

Dr. Anton Seifriedsberger, ehemaliger Bildungswerkleiter von Bramberg, zur Verleihung des Großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg

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Forum Familie: Neue Ansprechpartnerin im Tennengau Mit 1. August 2014 erfolgte der Wechsel im Forum Familie Tennengau: DSA Frieda Aberzger übernimmt den Aufgabenbereich von Mag. Corona Rettenbacher, die nun im Büro von Landesrätin Martina Berthold als Referentin für Familien, Frauen, Diversität und Chancengleichheit sowie Erwachsenenbildung tätig ist. Frieda Aberzger war bereits vor einigen Jahren im

Salzburger Bildungswerk tätig und arbeitet seit 2003 im Familienreferat. Wir danken Corona Rettenbacher, die seit 1. April 2008 die Aufgaben vorbildlich und mit großem Engagement wahrgenommen hat. Wir wünschen beiden Mitarbeiterinnen alles Gute auf dem weiteren beruf(GS) lichen Lebensweg!

Buchtipps Rob Hopkins Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen. München, Ökom 2013, € 12,95.

Veränderung von unten

„Zwischen dem, was wir als Einzelne tun können, und dem, was Regierungen tun können, liegt ein großes unerschlossenes Potenzial, das ich die Kraft des EinfachJetzt-Machens nenne“, so Rob Hopkins, Begründer der internationalen TransitionBewegung. Diese basiert auf der Überzeugung, dass wir viele praktische Schritte von Gruppen brauchen, um durch lokales Handeln die Welt zu verändern. In mehreren tausend Städten gibt es mittlerweile Transition-Initiativen, allein 120 sind es im deutschen Sprachraum. Menschen dafür zu gewinnen, sich gemeinsam für neue Zukunftslösungen, etwa in Energiegenossenschaften, Nachbarschaftsprojekten oder durch Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe, zu engagieren, lautet das Ziel. In seinem Buch beschreibt Hopkins zahlreiche Beispiele aus vielen Ländern der Erde, wie in gemeinschaftlichen Projekten Neues geschaffen wurde. Ein faszinierendes Buch, das zum Mit-Machen einlädt. Am 7. Oktober 2014 wurde es mit LH-Stv. Astrid Rössler, dem Nachhaltigkeitskoordi-

nator des Landes, Markus Graggaber, Anita Berner von Food Coop Salzburg sowie Erik Schnaitl vom Verein Erdling in der RobertJungk-Bibliothek vorgestellt. Rezension von Mag. Hans Holzinger, Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen

Marc Elsberg Zero – Sie wissen, was du tust München, blanvalet Verlag 2014, € 19,99. Natürlich können wir (digital immigrants) unsere Zeit auch auf Bildungsveranstaltungen zu den neuesten Errungenschaften des Internets und sozialer Netzwerke verbringen. Auch lernen wir täglich dazu, wenn wir erstaunt feststellen, was unsere Smartphones schon alles können. Wer sich aber gerne einen Schnelldurchlauf in die Zukunft, die jetzt stattfindet, erlesen will, kann das mit gehörigem Thrill und Tempo mit dem Roman „Zero“ machen. Im Präsens geschrieben lesen wir praktisch in der „Jetzt-Zukunft“ über Edward Snowden, Googles Datenbrille, Optimierungs-Apps, Drohnennutzung und vieles, von dem Sie ahnen, dass es längst Realität ist. Nach dieser Lektüre weiß man: Diese Welt ist schneller, als die Polizei erlaubt.

Die packende Story einer Journalistin, die hinter ein Netzwerk schauen möchte, um herauszufinden, wie weit die Datensuche geht, ob Überwachung mehr als alltäglich ist, wie jeder seine eigenen Daten verkaufen kann, um mittels Apps ein besserer Mensch zu werden: Diese Story hat es echt in sich. Sich optimieren können für die Freunde, die Partnerin, den Arbeitgeber, die eigene Versicherung, das Gesundheitssystem, für die Bank, den Vermieter, die Konsumwelt – schlicht und ergreifend für ein besseres und erfolgreicheres Leben. Wer will das nicht? Dass auf dem Weg dorthin viel Geld und Bilder den Besitzer wechseln und auch ein paar Tote, eine Unmenge von Daten, interessante Strategien und Netzwerke dabei sein müssen, ist sozusagen Trägermedium für die Message. Denn die Story, die – was die Datensicherheitsproblematik betrifft – fast ein Bildungsangebot ist, ist wirklich sehr spannend und unterhaltsam und lässt die digitalisierte Welt beängstigend real werden. Der Autor Marc Elsberg gibt das nötige Know-how in leicht verständlichen Erklärungen ganz nebenbei mit, wodurch man der Geschichte sehr gut folgen kann. Erst durch die Verwicklungen und moralischen Konflikte, in die die ProtagonistInnen kommen, versteht man, welche Tragweite diese Datenwelt hat und noch für uns bereithält. Das Buch kann übrigens auch Nerds und Digital Natives empfohlen werden. (BS)

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Österreichische Post AG Info-Mail. Entgelt bezahlt.

www.salzburgerbildungswerk.at

salzburger bildungswerk

Wir machen Bildung lebendig!

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