0 - Schauspielhaus Bochum

March 20, 2018 | Author: Anonymous | Category: N/A
Share Embed


Short Description

Download 0 - Schauspielhaus Bochum...

Description

Große Stars Marken! e ß ro g n e g a tr BALTZ INNENSTADT Bongardstraße 42 - 56 44787 Bochum 0234 - 9149 -0

BALTZ RUHR PARK Im Ruhrpark 44791 Bochum 0234 - 58839 -0 [email protected] I www. baltz.de

Liebes Publikum, willkommen zur neuen Spielzeit! Am 18. Juli 2010 beeindruckte das Ruhrgebiet sich selbst und den Rest der Welt mit dem „Still-Leben Ruhrschnellweg“ auf der A40. Nur wenige Wochen danach nahmen wir unsere Arbeit in Bochum auf, die unter dem Vorzeichen der europäischen Kulturhauptstadt stand. Wir entdeckten Bochum und das Schauspielhaus aus der Perspektive des europäischen Ruhrgebiets. Vielfalt und Internationalität gehören zu diesem Ruhrgebiet ebenso wie Bodenständigkeit und lokale Bindung: Wir leben in Bochum, glauben an das Ruhrgebiet und sind als Mix aus über 150 Nationen immer schon Europäer gewesen. Aus diesem Credo entstand unser Programm für das Schauspielhaus Bochum und wir entwickelten aus voller Überzeugung eine Idee von Stadttheater, das Kunst und Kultur in der Verantwortung für die Stadt und ihre Bewohner entwirft. Nicht elitäre Hochkultur brauchen wir, sondern Kultur, die aktiv in die Städte hineinwirkt, indem sie Orte, Menschen und Geschichten neu sichtbar und erfahrbar macht. Sie verändert damit unser Bild von uns und von der Stadt, in der wir leben. Sie lässt uns Potenziale und Perspektiven entdecken, gerade dann, wenn es schwierig wird. Denn Kunst und Kultur an der Ruhr sind nicht trotz, sondern durch die Krisen stark und innovativ geworden – und diese Region hat durch engagierte Kunst und Kultur eine neue Identität und neue Energie erhalten. Diese Kraft haben wir alle an jenem Tag auf der A40 erlebt: Die soziale Plastik „Still-Leben Ruhrschnellweg“ ließ die Menschen auf der Straße zu einem Kunstwerk werden, das über sich selbst hinausweist und bis heute daran erinnert, welche Energien wir hier gemeinsam entwickeln können. Genau darin sehen wir die utopische Kraft der Kunst, die sich an einem sonnigen Tag auf der Straße erfahren lässt. Dieser Überzeugung folgend, entwickelten wir Kunstformen, die die Menschen, ihren Alltag und ihre Geschichten erforschen. Beispielhaft dafür stehen zahlreiche Stadtprojekte und Theaterformen, seien es Produktionen wie „Da-Heim“ oder „Angekommen“ des Jungen Schauspielhauses, die Arbeiten und Aktionen des DETROIT-PROJEKTS oder auch die Gründung der „Zukunftsakademie NRW“. Wir schließen Bündnisse und realisieren Projekte mit Initiativen und Kulturschaffenden aus allen Bereichen der Stadt. In Jugend-, Schul- und Stadtprojekten ebenso wie in unseren Kinder- und Familienstücken auf der Bühne verfolgen wir einen erweiterten Kultur- und Bildungsbegriff, denn das,

was wir suchen und brauchen, sind offene Formen, die auch zukünftige Generationen erreichen. Nur wenn es uns gelingt, zwischen Tradition und Zukunft neue Wege zu gehen, werden wir ein lebendiges Theater und somit auch eine lebendige Stadt bleiben. Bochum braucht – das haben die Debatten über die Schließung von Opel bis hin zur Entwicklung eines neuen Stadtwappens deutlich gezeigt – Kunst und Kultur wesentlich für seine Zukunft. Kultur steht nicht gegen Soziales, ist kein „Extra“ und kein Luxus. Nur im Zusammenschluss von Bildung, Kultur und Wirtschaft können soziale, ökonomische und demografische Fragen gelöst werden. Die innovative Kraft dieser Verbindungen für eine soziale und fortschrittliche Stadtentwicklung zu nutzen, ist eine wesentliche Erkenntnis der Politik des 21. Jahrhunderts. In diesem Sinne hoffen wir, dass Bochum auch in Zukunft um die innovative Kraft der Kultur weiß; ein Rückschritt in die Grabenkämpfe der Vergangenheit wäre fatal, nicht nur für dieses Theater, sondern für uns alle, die wir in dieser Stadt leben. Wir haben darum auch für die Spielzeit 2015/2016 ein vielfältiges Angebot für alle Generationen und Interessen geplant. Und wir wollen auch weiterhin die Potenziale dieser Stadt erforschen: Zusammen mit dem kainkollektiv entdecken wir die Möglichkeiten einer internationalen Stadt und ihrer globalen Verbindungen in der Bochumer Hustadt. Das Junge Schauspielhaus verfolgt mit seinen zahlreichen Inszenierungen und Jugendprojekten eine innovative Bildungsarbeit. Und wir öffnen die ZECHE 1 für Pottporus e.V./Renegade und ermöglichen damit die Gründung des „Zentrums für urbane Kunst“. So steht das Schauspielhaus Bochum auch in den kommenden Jahren für die Vielfalt der Theaterformen und Geschichten. Genau diese Vielfalt, die sich zwischen Lachen und Weinen, zwischen neuen Projekten und Klassikern bewegt, zwischen internationalen Gästen und lokalen Bündnissen, diese Vielfalt ist die große Kraft und Qualität des Stadttheaters: wir bleiben uns gleich und ändern uns beständig. Solange wir dies mit Ihnen, unserem Publikum, gemeinsam tun, bleiben wir ein lebendiges Theater in einer europäischen Kulturhauptstadt, die wir weiterhin Wirklichkeit werden lassen.

Ihr Anselm Weber

SPIELZEITMAGAZIN 2015/2016

Inhalt

4

Der Spielplan 2015/2016 Alle Premieren und Stücke der neuen Spielzeit

21

Lernen, ein Mensch zu sein Themen der Spielzeit

23 

Generationen   



37

Mit Liebe und Gnadenlosigkeit Der ungarische Regisseur Tamás Ascher

41

Die Verfertigung des Unglücks Über die Familienverhältnisse in Joseph Roths Roman „Hiob“

45 

And now for something completely different    

      



        Über die Arbeitsbedingungen in deutschen Schlachthöfen

51

Abstand wahren im Zwischenraum Annäherung an Jana Schulz

54

Ein Zentrum für urbane Kunst Pottporus übernimmt die ZECHE 1

57

Ein Vater, ein Sohn, ein Weltreich Fragen an Jan Neumann zu „Don Karlos“

60

Alle wissen Bescheid Ein Gespräch mit Sarah Grunert und Dietmar Bär

62

Eine „unmögliche“ Verbindung Über Familie und Unternehmen

64

Sich selbst vergessen Perspektivwechsel durch Florian Zellers Stück „Vater“

2

66

Ich bin Stiller Ein Buch auf einer Hochzeitsreise lesen

69

Das Ende der menschlichen Kultur Die Begegnung mit dem maximal Fremden

71

Der Mann, der Karriere machen wollte Über Klaus Manns Roman „Mephisto“

74

Die versaute Rebellion Notizen zum neuen Stück von Lutz Hübner

77

Kooperationen Projekte & Partnerschaften

80 Das Ensemble 

   

105 Das Junge Schauspielhaus Theater für alle und mit allen!

118 Ihr Besuch im Schauspielhaus Bochum Serviceangebote, Karten und Abonnements

138

Angebote für Unternehmen

139

Sponsoren, Förderer und Partner

140

Mitarbeiter

143

Impressum

144

Kontakt

3

PREMIEREN 2015/2016 DER KIRSCHGARTEN von Anton Tschechow Regie: Tamás Ascher Premiere am 5. September 2015 im Schauspielhaus

HIOB nach dem Roman von Joseph Roth Regie: Lisa Nielebock Premiere am 6. September 2015 in den Kammerspielen

MONTY PYTHON’S SPAMALOT Ein Musical basierend auf dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ Buch & Text: Eric Idle Musik: John Du Prez, Eric Idle Deutsch von Daniel Große Boymann Regie: Christian Brey Musikalische Leitung: Tobias Cosler Premiere am 11. September 2015 im Schauspielhaus

DON KARLOS. INFANT VON SPANIEN von Friedrich Schiller Regie: Jan Neumann Premiere am 7. November 2015 im Schauspielhaus

DER KLEINE RITTER TRENK Kinder- und Familienstück von Kirsten Boie ab 5 Jahren Regie: Henner Kallmeyer Premiere am 29. November 2015 im Schauspielhaus

DER ZERBROCHNE KRUG von Heinrich von Kleist Regie: Anselm Weber Premiere am 5. Dezember 2015 in den Kammerspielen

FAMILIENGESCHÄFTE von Alan Ayckbourn

DAS FLEISCHWERK von Christoph Nußbaumeder Regie: Robert Schuster Uraufführung am 12. September 2015 in den Kammerspielen

ROSE BERND von Gerhart Hauptmann Regie: Roger Vontobel Premiere am 4. Oktober 2015 im Schauspielhaus

Regie: Marius von Mayenburg Premiere am 30. Januar 2016 im Schauspielhaus

DER IMPRESARIO AUS SMYRNA von Carlo Goldoni Regie: Marco Massafra Premiere am 12. Februar 2016 im Theater Unten In Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste

RENEGADE IN RESIDENCE

VATER von Florian Zeller Regie: Alexander Riemenschneider Premiere am 13. Februar 2016 in den Kammerspielen

STILLER nach dem Roman von Max Frisch in einer Bearbeitung von Reto Finger Regie: Eric de Vroedt Premiere am 2. April 2016 im Schauspielhaus

KRIEG DER WELTEN Eine Invasion von Hermann Schmidt-Rahmer Regie: Hermann Schmidt-Rahmer Premiere am 9. April 2016 in den Kammerspielen

MEPHISTO nach dem Roman von Klaus Mann Regie: Daniela Löffner Premiere am 13. Mai 2016 im Schauspielhaus

WUNSCHKINDER (Arbeitstitel) von Lutz Hübner und Sarah Nemitz Regie: Anselm Weber Uraufführung am 25. Mai 2016 in den Kammerspielen

C/O BRUNNENPLATZ Eine lokal-globale OpernPerformance von kainkollektiv Künstlerische Leitung: kainkollektiv Uraufführung im Juni 2016 am Brunnenplatz in der Bochumer Hustadt

Ein neues Tanztheaterstück von Samir Akika      Uraufführung am 6. November 2015 in den Kammerspielen Eine Koproduktion mit Pottporus e.V./ Renegade, Herne, und dem Theater Bremen

4

WEITER IM SPIELPLAN

JUNGES SCHAUSPIELHAUS

SCHAUSPIELHAUS

DÄUMELINCHEN

BOCHUM "#$%'*+ $ ' + <  =

nach Hans Christian Andersen für Kinder ab 5 Jahren

> ? + ' @= @ # $ ?X

  

DER BESUCH DER ALTEN DAME  *

 =

Regie: Martina van Boxen Uraufführung am 13. September 2015 im Theater Unten

Regie: Anselm Weber

DIE NIBELUNGEN  '++#=> ?>  Y+# DREI MÄNNER IM SCHNEE [  => ?     EIN MANN WILL NACH OBEN > '   ##  =

CO-STARRING

Regie: Anselm Weber

EINSAME MENSCHEN ?'@{  => ? + * @ KABALE UND LIEBE  ## => ?] #\+

LEAS HOCHZEITq' %+ => ? Y  SCHULEN IN BEWEGUNG: DIE WELLE>#X =

UNION DES THÉÂTRES DE L’EUROPE (U.T.E.) Generalversammlung

*# *#      # ## # = Regie: Martina van Boxen

im April 2016 im Schauspielhaus Bochum

THEATER UNTEN

THE REST IS NOISE

BLAUBART – HOFFNUNG DER FRAUEN $ => ?# DA-HEIM Tanz- und Theaterstück mit jungen Erwachsenen und Jugendlichen aus

von Alex Ross Regie: Johan Simons Musikalische Konzeption: Carl Oesterhelt von November 2015 bis April 2016

+ \ ""=* #  $ ? ?   ~

GRIMMSKLANG    [ *   +q  = Regie: Martina van Boxen

KURZE INTERVIEWS MIT FIESEN MÄNNERN   \ ## = Regie: Monika Gies

NORWAY.TODAY   

 => ?   ~ RAUS AUS DEM SWIMMINGPOOL, REIN IN MEIN HAIFISCHBECKEN $  ^  => ? #{$  

5

SPIELZEIT 2015/2016

Die neuen Stücke Uraufführungen, Premieren und Projekte

FOTO: THOMAS AURIN, AUS: KABALE UND LIEBE

6

11.9.2015

MONTY PYTHON’S SPAMALOT

6.9.2015

HIOB

5.9.2015

NACH DEM ROMAN VON JOSEPH ROTH KAMMERSPIELE

VON ANTON TSCHECHOW SCHAUSPIELHAUS

„Hiob“ erzählt die Geschichte einer ostjüdischen Familie, die im ländlichen Galizien beginnt und in Amerika endet und die der Autor schon durch den Titel in einen biblischen Kontext einschreibt. Dem Hiob aus dem Alten Testament kommen durch eine Reihe von sinnlos erscheinenden Leidenserfahrungen Zweifel an seinem Gott, bis sein Erdulden der Prüfungen am Ende durch einen glücklichen Ausgang belohnt wird. Joseph Roths „einfacher Mann“ Mendel Singer ist Lehrer und hat mit seiner Frau Deborah vier Kinder: die Söhne Jonas und Schemarjah, das Mädchen Mirjam – und Menuchim, der epileptische Krämpfe hat und außer „Mama“ kein Wort

" @ {#+ " den Menuchims Krankheit als Strafe Gottes und sind nicht in der Lage, seine besondere Eigenart zu erkennen. Auch die anderen Kinder scheinen dazu gemacht, Unglück über sie zu bringen: der Älteste wird Soldat, der Nächs    ] @  und die schöne Tochter kann nicht genug kriegen von männlichen Umarmungen. Obwohl der Rabbi Deborah voraussagt, Menuchim werde gesunden, aber sie dürften ihn nicht verlassen, ziehen sie in die USA zu Schemarjah und lassen den kleinen Sohn zurück. Zu spät merkt Mendel Singer, dass er dadurch sich selbst verlassen hat. Mehr und mehr fällt er von Gott ab. Und doch geschieht am Ende ein Wunder.

England im Jahr 923. Es regieren Pest und Cholera, Angelsachsen und Franzosen. Ein Mann tritt an, das geteilte Land zu einen: König Artus. Für seine Mission wirbt er die tapfersten Ritter an, die sich rund um Camelot #

{##  X # +# der tapfere Sir Robin, der eigentlich ein großer Feigling ist, der blutrünstige Sir Lancelot, Sir Galahad, ein Torfstecher aus der Unterschicht, sowie der Ritterlehrling Sir Bedevere. Stets mit  +  |  _ ]  |  Diener. Doch bevor sie Kokosnüsse aneinanderschlagend England durchreiten können, sendet Gott persönlich König Artus und seine >   _   #  < # % { ^‚ ƒ]#  #@+    of life“, denn bei ihrer Suche treffen sie auf französische Raufbolde, auf Prinz Herbert, den es vor der Hochzeit mit einer ungeliebten Prinzessin zu retten gilt, sowie auf das Kaninchen des Todes. Dieses Meisterwerk des absurden, skurrilen und subversiven Humors, das 1975 als „Die Ritter der Kokosnuss“ über die Kinoleinwän„ _ †‡‡ˆ #   #ƒ |  "  #‰        * _* Š‹X]   #[ seither erfolgreich auf der ganzen Welt.

Regie: Lisa Nielebock Bühne: Oliver Helf Kostüme: Ute Lindenberg Musik: Thomas Osterhoff Dramaturgie: Kekke Schmidt

→ SEITE 41

Regie?     Musikalische Leitung: Tobias Cosler Bühne & Kostüme: Anette Hachmann  : Kati Farkas → SEITE 45 Dramaturgie: Annelie Mattheis

Lisa Nielebock (*1978) hat ihre Wurzeln am Schauspielhaus Bochum. Zu ihren Arbeiten gehören Kleists „Penthesilea“ und „Amphitryon“, Shakespeares „Macbeth“ und „Roberto Zucco“ von Koltès. Außerdem inszenierte sie u. a. an den Nationaltheatern in Mannheim und Weimar. Ausgezeichnet mit dem Folkwang Preis, dem Körber Preis für Junge Regie und eingeladen zum Festival Radikal Jung, ist sie seit 2014 Professorin im Fachbereich Regie an der Folkwang Universität der Künste.

Christian Brey (*1973) hat in Bochum bereits den Publikumserfolg „Drei Männer im Schnee“ inszeniert. Nach seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart war er Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart und begann dort auch Regie zu führen. Als Experte für Komödien inszeniert er u. a. am Schauspielhaus Hamburg, Theater Osnabrück, Schauspiel Frankfurt, Düsseldorfer Schauspielhaus und Theater Münster.

DER KIRSCHGARTEN Es geht um einen Garten, den man behalten will, aber nicht kann, weil man kein Geld, aber Schulden hat. Das kennen wir heute nur zu gut. Doch es sind nicht die Krisenjahre unseres Jahrhunderts, es sind die ebenso schwindelerregenden Jahre der vorigen Jahrhundertwende, die Tschechow beschreibt. 1904 brachte er diese leise Komödie auf die Bühne, in der es um nichts anderes geht als um einen Kirschgarten, der verkauft werden muss. Und um eine nostalgische Gutsbesitzerin, die nicht loslassen will, was sie eigentlich schon lange nicht mehr interessiert. Und um alle anderen, die nicht wissen, wer sie eigentlich sind oder was sie sein wollen. Nur Lopachin, der Kaufmann, scheint zu wissen, was er will. Meistens jedenfalls. Und während damals wie heute Veränderungen beklagt werden, die alte Werte und hohe Ideale hinwegreißen, müssen wir uns eingestehen, dass sich so viel nicht geändert hat. Auch wir halten an unserem Garten fest und schauen staunend auf die Zeiten, die sich ändern. Das zumindest bleibt gleich. Wir sind Nostalgiker und damit immer noch Zeitgenossen Tschechows. Regie: Tamás Ascher Bühne: Zsolt Khell Kostüme? → SEITE 37 Tamás Ascher (*1949) gehört zu den bekanntesten Theatermachern Ungarns und gilt als einer der zeitgenössischen Tschechow-Experten. Seine Inszenierungen waren weltweit in über 40 verschiedenen Theatern zu sehen und sind vielfach ausgezeichnet worden, u. a. „Platonow“ 1990 mit dem Preis der französischen Theaterkritik in Paris und „Iwanow“ 2004 als beste Inszenierung beim MESS Festival in Sarajevo. 2012 inszenierte er in Sydney „Onkel Wanja“ mit Cate Blanchett als Elena. Er ist seit 1983 Direktor des renommierten Katona József Theaters in Budapest, Gründungsmitglied der U.T.E. (Union des Théâtres de l’Europe) und war von 2006 bis 2014 Direktor der Budapester Theaterakademie.

7

EIN MUSICAL BASIEREND AUF DEM FILM „DIE RITTER DER KOKOSNUSS“ BUCH & TEXT: ERIC IDLE MUSIK: JOHN DU PREZ, ERIC IDLE DEUTSCH VON DANIEL GROSSE BOYMANN SCHAUSPIELHAUS

4.10.2015

12.9.2015 URAUFFÜHRUNG

DAS FLEISCHWERK VON CHRISTOPH NUSSBAUMEDER KAMMERSPIELE

Aus Rumänien oder Bulgarien kommen Wanderarbeiter nach Deutschland. Sie kommen hierher, um Schweine zu schlachten. Unter härtesten Bedingungen produzieren sie „billiges“ Fleisch. Lange Arbeitstage, schlechte Bezahlung und dürftige Unterkünfte müssen sie in Kauf nehmen. Meist haben sie für die Arbeit ihre Familien in der Heimat zurückgelassen. Andrei ist einer von ihnen. Er ist in einem deutschen Schlachtbetrieb ein „Störfaktor“, weil er versucht hat, Anhänger für den Kampf um bessere Arbeitsbedingungen zu mobilisieren. Auch der ehemalige Fernfahrer Daniel Rabanta arbeitet für den Schlachthof. Heute ist er Viehfahrer, nachdem er ein paar Jahre für eine Tat einsaß, deren Details erst nach und nach zu Tage treten. Die Lebenswege von Andrei und Rabanta kreuzen sich auf schicksalhafte Weise. Eines Nachts fährt Rabanta eine junge Frau auf der Landstraße an und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Susanna ist Andreis Frau, die, auf der Suche nach ihrem Mann, heimlich nach Deutschland gereist ist. Doch was sie nicht weiß: Andrei ist tot. „Das Fleischwerk“ ist eine moderne Tra *+ %     Schlachtbetriebs, in dem der Wert von Menschen- und Tierleben nach ökonomischen Gesichtspunkten bemessen wird. Regie: Robert Schuster Bühne & Kostüme: Sascha Gross → SEITE 49 Dramaturgie: Olaf Kröck Robert Schuster (*1970) inszeniert Oper und Schauspiel u. a. in Basel, Bremen, Freiburg, Leipzig, am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt und ist seit 2004 Professor für Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. Von 1999 bis 2002 leitete er zusammen mit Tom Kühnel das Frankfurter Theater am Turm. Christoph Nußbaumeder (*1978) verfasste für das Schauspielhaus Bochum bereits die Auftragswerke „Eisenstein“ (Regie: Anselm Weber) und „Mutter Kramers Fahrt zur Gnade“ (Regie: Heike M. Götze).

FOTO: DIANA KÜSTER, AUS: DREI MÄNNER IM SCHNEE

ROSE BERND

VON GERHART HAUPTMANN SCHAUSPIELHAUS Der Prozess einer 25-jährigen Kindsmörderin, dem Gerhart Hauptmann im Jahr 1903 als Geschworener beiwohnte, hat ihn nicht mehr losgelassen: Wieso bringt eine Mutter ihr Kind um? Sein Schauspiel „Rose Bernd“ versucht eine Antwort darauf zu geben und führt uns in eine Welt, in der jeder auf der Suche nach dem eigenen Glück seine Haut retten muss – koste es,   ##{]  _„‚ _ #+  bewussten, aber mittellosen Rose entzündet

 „@{"   *    %##] @   #_@ @ Vaters; sie arbeitet wie eine Tochter und nicht bloß wie eine Dienstmagd für das kinderlose Ehepaar Flamm; sie hat Mitleid mit dem alleinstehenden August, den sie ehelichen soll;

    #%    *+    Streckmann, der sie begehrt. Dennoch wird sie verführt, verkuppelt, vergewaltigt, verstoßen: jeder braucht Rose, jeder benutzt sie und jeder lässt sie fallen. Die Welt kennt keine Gnade, wenn man mit der Schuld eines anderen die eigene verdecken kann. So wird Rose unschuldig schuldig und schließlich fast verrückt an Verhältnissen, die nicht zu ändern sind. Im Kampf ums eigene Überleben entsteht eine Verrohung des Menschen, die Hauptmann in ihrer Tragik freilegt: eine Tragik, die letztlich keine Schuldigen kennt, nur ein Leben, das nicht zu meistern ist. Regie: Roger Vontobel Bühne: Claudia Rohner Kostüme: Ellen Hofmann Musik: Matthias Herrmann Dramaturgie: Marion Tiedtke

→ SEITE 51

Roger Vontobel (*1977) gehört zu den prägenden Regisseuren seiner Generation, ist FAUST-Preisträger und war mit seinem Dresdner „Don Carlos“ zum Berliner Theatertreffen 2011 eingeladen. Außerdem arbeitete er u. a. am Deutschen Theater Berlin, am Théâtre de l’Odéon in Paris und am Royal Danish Theatre in Kopenhagen. Zu seinen Bochumer Arbeiten gehören u. a. Hauptmanns „Einsame Menschen“, Ibsens „Hedda Gabler“, Friedrich Hebbels Epos „Die Nibelungen“, Shakespeares „König Richard der Dritte“ und „Was ihr wollt“ sowie das Antiken-Projekt „Die Labdakiden“.

8

6.11.2015 URAUFFÜHRUNG

RENEGADE IN RESIDENCE

EIN NEUES TANZTHEATERSTÜCK VON SAMIR AKIKA KAMMERSPIELE Renegade in Residence geht in die sechste Spielzeit. Die neueste Produktion am Schau "#       ]@@ _ der 2007 mit seinem Stück über Jugend- und Subkultur „Extended Teenage Era“ sowohl deutschlandweit als auch international seinen großen Durchbruch hatte. Für diese Erfolgsproduktion arbeitete der Choreograf, Regisseur, Kurator und Produzent bereits mit Künstlern des Renegade-Netzwerkes zusammen. Nach seinem Tanzstudium an der Folkwang Universität der Künste arbeitete er als freischaffender Tänzer und Choreograf mit enger Bindung zum tanzhaus nrw und dem Theater im Pumpenhaus Münster. Arbeitsaufenthalte, die durch das Goethe-Institut unterstützt wurden, führten ihn nach u. a. Sibirien, Mexiko, Indien, Bangladesch, Usbekistan, Nigeria, Venezuela, Kambodscha und Kolumbien. Von 2009 bis 2011 erhielt Samir Akika die Spitzenförderung Tanz des Landes Nordrhein-Westfalen. Seit der Spielzeit 2012/2013 leitet er die Tanzsparte am Theater Bremen, dort kreierte er u. a. die Tanz  " @ƒ_‰‘†‡Š†’_ „Penguins & Pandas“ (2013) sowie „Belleville“ (2014). Mit seiner neuesten Arbeit ist Samir Akika 2015 wieder im Ruhrgebiet präsent.  : Samir Akika Bühne & Kostüme: Nanako Oizumi Dramaturgie: Annelie Mattheis, Gregor Runge → SEITE 54 Eine Koproduktion mit Pottporus e.V./Renegade, Herne, und dem Theater Bremen

29.11.2015

7.11.2015

DON KARLOS. INFANT VON SPANIEN

VON FRIEDRICH SCHILLER SCHAUSPIELHAUS Schauplatz von Schillers dramatischem Gedicht ist Spanien im 16. Jahrhundert: das Riesenreich Philipps II., „in dem die Sonne nicht untergeht“. Philipps Sohn Karlos liebt Elisabeth Y # _+    Y       tischen Erwägungen heiratet. Fortan verbietet sich ihre junge Liebe, Elisabeth selbst mahnt zu Entsagung und Vernunft. Eine Hoffnung kündigt sich dem Infanten in seinem Jugendfreund Marquis Posa an, welcher allerdings größere Träume hegt als die Ermöglichung privaten Glücks. Posa hat sich die Befreiung der Niederlande vom Joch Spaniens auf die Fahnen geschrieben. In einem tollkühnen Ritt zwischen Freundschaft und Intrige sucht er diese gegen    [  ` 

  |#""  % verwirklichen. In mitreißenden Versen entwickelt Schiller die seelische Zwangslage des spanischen Thronfolgers und das düstere Bild eines allgegenwärtigen Überwachungsstaates. Regie: Jan Neumann Bühne: Dorothee Curio Kostüme: Nini von Selzam Dramaturgie: Kekke Schmidt

→ SEITE 57

Jan Neumann (*1975) ist Autor, Regisseur und ausgebildeter Schauspieler. Nach ersten Engagements begann er selbst zu schreiben und zu inszenieren. 2011 erhielt er den Förderpreis für Komische Literatur der Stadt Kassel. Neben seiner Arbeit als Dramatiker und Stückentwickler inszeniert er u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin, am Staatstheater Stuttgart, am Staatsschauspiel Dresden und am Schauspiel Köln. Zurzeit ist er Hausregisseur am Nationaltheater Weimar. Am Schauspielhaus Bochum hat er u. a. Oscar Wildes „Bunbury“ und „Die Ehe der Maria Braun“ nach dem Film von Rainer Werner Fassbinder in Szene gesetzt.

DER KLEINE RITTER TRENK

KINDER- UND FAMILIENSTÜCK VON KIRSTEN BOIE AB 5 JAHREN SCHAUSPIELHAUS „Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang.“ So hieß es damals, als den Rittern noch Menschen gehörten, die für sie schuften mussten. Auch die Eltern des kleinen Bauernjungen Trenk Tausendschlag sind Leibeigene. Sie haben ein schweres Leben voller Mühen, Hunger und Schläge. Denn die Familie Tausendschlag und alle Bauern der Umge+     > \ # Wüterich. So beschließt Trenk eines Tages ein besseres Leben zu suchen, bindet sein Ferkelchen an einen Strick und zieht mit ihm hinaus in die Welt. Eine lange und aufregende Reise beginnt, auf der Trenk allerlei Abenteuer bestehen muss. Schließlich wird er sogar Knappe beim Ritter Hans von Hohenlob. Außerdem schließt er Freundschaft mit einem Gaukler und lernt ein mutiges Mädchen kennen. Ja, und dann muss er auch noch seine Familie retten. Dafür gilt es, einen echten Drachen zu besiegen. Wenn ihm das gelingt, kann der kleine Trenk sogar Ritter werden. Nach dem großen Erfolg von „Der Räuber '%"#%‰ % '  ##  seinem Team diese Ritter-Abenteuergeschichte mit mutigen Mädchen und Jungen für die ganze Familie. Regie?'  ##

Bühne: Franziska Gebhardt Kostüme: Silke Rekort Musik: Burkhard Niggemeier Dramaturgie: Alexander Leiffheidt → SEITE 106 Henner Kallmeyer (*1974) begann seine Theaterlaufbahn am Schauspielhaus Bochum. Seit 2002 ist er freischaffender Regisseur, u. a. am Staatsschauspiel Hannover, Theater Bielefeld, am Deutschen Theater Göttingen, Schauspielhaus Salzburg, Schauspiel Essen und Staatstheater Oldenburg. Am Schauspielhaus Bochum inszenierte er u. a. Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ und „Der Räuber Hotzenplotz“ sowie Remarques „Im Westen nichts Neues“.

9

5.12.2015

DER ZERBROCHNE KRUG VON HEINRICH VON KLEIST KAMMERSPIELE

Ein Krug ist zerbrochen. Frau Marthe, Besitzerin des Kruges, beschuldigt Ruprecht, das Gefäß zerbrochen zu haben. Ruprecht gibt jedoch zu Protokoll, dass er beobachtet habe, wie ein Fremder in das Haus eingebrochen

   „   #

 habe. Dabei sei der Krug zu Bruch gegangen. Er wittert einen Betrug und beschimpft die eigene Verlobte, ihn mit einem anderen zu hintergehen. Ruprecht glaubt, dass der Unbekannte der Geliebte seiner Verlobten Eve war. Eve, die Tochter der Frau Marthe, schweigt zu den Vorwürfen. Dorfrichter Adam, mit einer großen Platzwunde am Kopf, ist wenig bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen. Denn wie sich herausstellt, war er selbst der Übeltäter, der sich Eve des Nachts aufgedrängt hat. So sitzt er über einen Fall zu Gericht, in dem er selbst der Täter ist. Die Rolle des Dorfrichters Adam übernimmt Dietmar Bär, der u. a. bereits in „Gift. Eine Ehegeschichte“, „Vor Sonnenaufgang“ und „Aus dem bürgerlichen Heldenleben“ am Schauspielhaus Bochum zu sehen war. Regie: Anselm Weber Bühne: Raimund Bauer Kostüme: Teresa Grosser Dramaturgie: Olaf Kröck

→ SEITE 60

Anselm Weber (*1963) ist seit 2010 Intendant des Schauspielhauses Bochum und führt hier auch regelmäßig Regie. Er inszenierte sowohl zahlreiche Uraufführungen, z. B. „Richtfest“ von Lutz Hübner und „Haus am See“ von Reto Finger, als auch die klassischen Stoffe, u. a. Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“, Schillers „Kabale und Liebe“, Falladas Roman „Ein Mann will nach oben“ und Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang“.

12.2.2016

DER IMPRESARIO AUS SMYRNA VON CARLO GOLDONI THEATER UNTEN

30.1.2016

FAMILIENGESCHÄFTE

VON ALAN AYCKBOURN SCHAUSPIELHAUS Leistung, harte Arbeit, gegenseitiges Vertrauen. Mehr braucht es nicht, um der angeschlagenen +#   ]  ”<    zu helfen – da ist sich der neue Geschäftsführer q @ %  {]  _  #   lienpatriarch, freut sich über den Elan seines Schwiegersohns. Auch die anderen Mitglieder des Clans klopfen ihrem neuen Chef auf die Schultern. Schön, dass das mal jemand gesagt hat. Schade nur, dass Jack so schnell herausfindet, mit welchen profitablen Nebengeschäften sie ihre Firma seit Jahren ausweiden. Schade auch, dass Jack ein so ehrlicher Idiot ist. Aber das macht nichts: er wird schon lernen. Schließlich gehört er doch zur Familie. Mit galligem Humor versammelt der Meister der britischen Mittelklassensatire Alan ]@+  *@ +   Komödienensemble. Die Familie dient dabei als Modell für eine Gesellschaft, die den Widerspruch zwischen Leistungsideologie und unverfrorener Selbstbedienungsmenta#[ #[     %  *   %  Kenntnis nimmt. Regie?   + Bühne: Nina Wetzel Dramaturgie: Alexander Leiffheidt → SEITE 62 Marius von Mayenburg (*1972) ist Autor, Dramaturg, Übersetzer und Regisseur. Ausgezeichnet mit dem Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker und als Nachwuchsautor des Jahres 1999 von Theater heute für sein erstes Stück „Feuergesicht“, hat er zahlreiche Stücke verfasst, die im In- und Ausland gespielt werden. An der Berliner Schaubühne entstanden seine ersten eigenen Inszenierungen, u. a. von „Die Tauben“ von David Gieselmann und seiner eigenen Stücke „Perplex“ und „Märtyrer“. Außerdem inszeniert er am Residenztheater in München und in Wien.

FOTO: ARNO DECLAIR, AUS: EINSAME MENSCHEN

Ein Gerücht geht um in Venedig: ein Impresario ist in der Stadt und stellt ein Opernensemble zusammen. Der türkische Kaufmann Ali versteht zwar wenig von Musik, doch er hat Geld und ein gutes Gespür für Erfolg und Schönheit. Daher hofft er, durch die Grün  `" *  '     na zu Ansehen und Würden zu gelangen. Und auch die Künstler in Venedig hoffen auf ihren großen Durchbruch in der Türkei. Innerhalb kürzester Zeit machen der Falsettist Carluccio, der Tenor Pasqualino und drei Primadonnen dem reichen Kaufmann ihre Aufwartung. Sie alle preisen ihre Vorzüge in den höchsten Tönen. Einer scheint besser, begabter und noch erfahrener zu sein als der andere. Doch sie alle wollen die erste Rolle singen und bedrängen den Impresario Ali, der vor einer schweren Entscheidung steht. Carlo Goldonis 1759 uraufgeführter ƒ"      ‰     den Kunstbetrieb und ein Künstlertum, das bereit ist, alles dafür zu tun, um im Rampenlicht zu stehen. Marco Massafra befragt in seiner Inszenierung mit den Schauspielstudierenden der Folkwang Universität der Künste die Liebe und Leidenschaft zum Beruf, zum Theater und zur Musik. Regie: Marco Massafra Bühne: Kerstin Feuerhelm Kostüme: Janna Banning Dramaturgie: Kekke Schmidt

13.2.2016

VATER

VON FLORIAN ZELLER KAMMERSPIELE ] y  •     {  |„ @     geklaut. André bedroht sie und wirft sie hinaus.     •  {^ muss André zu seiner Tochter Anne ziehen. Er vermutet, dass dies der erste Schritt ist, ihn zu entmündigen. Hatte Anne nicht schon immer Interesse an seiner Wohnung? In Annes Wohnung geschehen seltsame Dinge: Menschen, die André nie zuvor gesehen hat, geben sich als seine Tochter aus oder behaupten, Annes neuer Lebensgefährte zu sein. An einem Tag planen sie nach London zu ziehen, am nächsten Tag wollen sie das nie gesagt haben. Und dann sind da immer wieder diese beunruhigenden kleinen Löcher im Gedächtnis, die André unbedingt vertuschen muss, damit Anne ihn nicht in ein Heim abschiebt. „Vater“ ist ein Stück über Demenz und den Verlust der Orientierung in der Welt. Der französische Gegenwartsautor Florian Zeller beschreibt den Prozess der schwindenden Autonomie eines gestandenen Mannes ebenso wie die Zunahme von Erinnerungslücken und die damit einhergehenden Angstzustände. In seinem Erfolgsstück stellt er auch die Frage nach der Verantwortung der Generationen, thema   |„   ]      schmerzhaften Moment, vom eigenen Vater nicht mehr erkannt zu werden.

In Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste

Regie: Alexander Riemenschneider Bühne: David Hohmann Kostüme: Lili Wanner Musik: Tobias Vethake → SEITE 64 Dramaturgie: Annelie Mattheis

Marco Massafra (*1981) ist seit 2008 Ensemblemitglied des Schauspielhauses Bochum und seither in zahlreichen Rollen zu sehen gewesen, u. a. als Blaubart in Dea Lohers „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ und als Titelfigur in Kleists „Amphitryon“. 2010 wurde er mit dem Bochumer Theaterpreis in der Kategorie „Nachwuchskünstler“ ausgezeichnet. Am Bochumer Rottstr 5 Theater inszenierte er Camus’ „Caligula“, Becketts „Warten auf Godot“ und Enda Walshs „Disco Pigs“. Nun inszeniert er zum ersten Mal am Schauspielhaus Bochum.

Alexander Riemenschneider (*1981) studierte Germanistik, Musik- und Medienwissenschaft in Bonn und Regie an der Theaterakademie Hamburg. Er arbeitet am Theater Bremen, Deutschen Theater Berlin und Residenztheater München. Seine Theateradaption des Romans „Der Schaum der Tage“ wurde international gezeigt und seine Inszenierung von Handkes „Kaspar“ gewann 2011 beim NRWTheatertreffen den Preis für die beste Inszenierung. 2014 inszenierte er Handkes „Die Unvernünftigen sterben aus“ in den Kammerspielen.

10

2.4.2016

STILLER

NACH DEM ROMAN VON MAX FRISCH IN EINER BEARBEITUNG VON RETO FINGER SCHAUSPIELHAUS Wer bin ich? Was macht meine Identität aus? Ist es der Name in meinem Pass? Mein Äußeres? Die Geschichte, die ich mit mir selbst verbinde oder das, was andere in mir sehen? Und was, wenn ich mich nicht wiedererkenne in dem, was die anderen in mir sehen? „Ich bin nicht Stiller“, stellt der Mann klar, der bei der Einreise in die Schweiz festgenommen wird. In ihm sehen die Grenzbeamten den lange verschollenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller. Doch der Fremde nennt sich James Larkin White. So steht es auch in seinem amerikanischen Pass. Weder die peinliche Befragung der Beamten noch die Bilder in den Fotoalben können seine Identität ohne Zweifel klären. So kommt der unbekannte Mann wegen Spionageverdachts in Untersuchungshaft. Er wird aufgefordert, seine Lebensgeschichte in ein Tagebuch zu schreiben. Derweil reist Stillers Ehefrau aus Paris an. Auch sie hält den Fremden für Stiller. Doch der behauptet weiter, nicht Stiller zu sein. Und dann verliebt er sich in die Frau, die einst Stillers Ehefrau war. Wer ist also dieser Mann? Warum leugnet er so vehement sein früheres Ich? In Max Frischs berühmtem Roman macht sich ein Gesuchter auf die Suche nach sich selbst, ohne

% { Regie: Eric de Vroedt Bühne: Maze de Boer Kostüme: Lotte Goos Musik: Florentijn Boddendijk, Remco de Jong Dramaturgie: Alexander Leiffheidt → SEITE 66 Eric de Vroedt (*1972) ist Regisseur, Autor und Schauspieler und einer der wichtigsten niederländischen Theaterkünstler. 2016 wird er Künstlerischer Leiter und ab der Saison 2018 Intendant des Nationaltheaters in Den Haag. Am Schauspielhaus Bochum inszenierte er „Freitag“ von Hugo Claus und „Leas Hochzeit“ von Judith Herzberg. Für die von ihm geschriebene und inszenierte Reihe „MightySociety“ erhielt er 2012 den renommierten Amsterdamprijs. Reto Finger (*1972) ist Jurist und Autor. Am Schauspielhaus Bochum wurden von ihm 2011 „Haus am See“ (Regie: Anselm Weber) und 2015 „Hans im Glück“ (Regie: Barbara Bürk) zur Uraufführung gebracht. Außerdem betreute er Anselm Webers Inszenierungen „Vor Sonnenaufgang“ und „Aus dem bürgerlichen Heldenleben“ als Dramaturg und bearbeitete die Textfassungen.

13.5.2016

9.4.2016

KRIEG DER WELTEN EINE INVASION VON HERMANN SCHMIDT-RAHMER KAMMERSPIELE

Sie greifen uns an. Sie kommen über Nacht und überfallen hinterhältig friedliche Gemeinden. Obwohl die Behörden alles dafür getan haben, es nicht soweit kommen zu lassen. Aber wer hat mit einem Angriff dieser Größenordnung gerechnet? Jetzt sind wir im Krieg. Im Krieg gegen einen Feind, der alles, was wir sind, vernichten will. Wir sind in Angst um unsere Familien, unsere Gesellschaft, unsere Kultur. Dieser Feind ist mit unzähligen Schiffen gekommen, um sich das zu nehmen, was wir uns aufgebaut haben. Jetzt müssen wir zusammenstehen und uns mit allen Mitteln verteidigen. Gewaltanwendung wird unumgänglich sein. Nur so ist die Menschheit noch zu retten. Nach dem Erfolg von „Die Gespenster des Kapitals“ beschäftigt sich Hermann SchmidtRahmer in seinem neuen Projekt mit der ultimativen Form von Fremdenfeindlichkeit: der Angst vor Angriffen außerirdischer Lebensformen. Er bedient sich der Science-Fiction, in der aggressive Aliens mit Gewalt unseren Platz einnehmen wollen. Mit Mitteln der Farce und propagandistischer Aufklärung lässt er so die Angst vor einer „Überfremdung“ auf die futuristische Vision von Alien-Angriffen prallen. Regie: Hermann Schmidt-Rahmer Bühne: Thilo Reuter Kostüme? #+ @   → SEITE 69 Dramaturgie: Olaf Kröck Hermann Schmidt-Rahmer (*1960) hat am Schauspielhaus „Gespenster des Kapitals“ nach Honoré de Balzac und Ayckbourns „Stromaufwärts“ inszeniert. Nach Engagements als Schauspieler an der Freien Volksbühne Berlin, am Schauspiel Köln, dem Hamburger Schauspielhaus und dem Wiener Burgtheater arbeitet er seit 1990 als freier Regisseur, u. a. in Köln, Berlin, Basel, Dortmund, Düsseldorf und Essen. Außerdem ist er Professor für Szene an der Universität der Künste Berlin und als Autor und Übersetzer tätig.

11

MEPHISTO NACH DEM ROMAN VON KLAUS MANN SCHAUSPIELHAUS

Mit seinen ersten Erfolgen am Hamburger Künstlertheater erspielt sich der junge Schauspieler Hendrik Höfgen nicht nur die Anerken  |+#@ _ „    kleinbürgerlichen Herkunft in eine idealisierte Sphäre. Doch die Zeitläufte machen vor der Bühnenpforte nicht Halt: Das Erstarken der Nationalsozialisten spaltet das Ensemble. Höfgen positioniert sich auf Seiten der Linken und träumt von einem „Revolutionären Theater“, ohne über vollmundige Ankündigungen hinauszukommen. Die diabolische Geschmeidigkeit, die er nicht zuletzt in der Rolle des Mephisto auf der Bühne perfektioniert, wird ihm zur Charaktermaske, hinter der er seine wahren Gefühle verbirgt. Oder hat er gar keine Gefühle außer der unendlichen Sehnsucht nach Applaus, Erfolg, Glamour und Macht? Nach anfänglicher Depression dient sich Höfgen den Nazis an, um weiter seinen Beruf ausüben zu können. 1936 verfasste Klaus Mann im Exil seinen „Roman einer Karriere“. Mit unbestechlichem #@  #   _  ""   tischen Künstler in selbstgewählter Betriebsblindheit ein skrupelloser Diener der Macht  _ 

 @ #  –    %#% auch seiner Kunst schadet. Regie: Daniela Löffner Bühne: Claudia Kalinski Dramaturgie: Kekke Schmidt

→ SEITE 71

Daniela Löffner (*1980) hat 2015 mit Arthur Millers „Hexenjagd“ zum ersten Mal am Schauspielhaus Bochum inszeniert. Sie begann ihre Theaterkarriere am Theater Freiburg und Düsseldorfer Schauspielhaus und war Hausregisseurin am Staatstheater Braunschweig. 2014 erhielt sie den Kurt-HübnerRegiepreis. Vorher war sie bereits für den FAUSTTheaterpreis in der Kategorie „Regie Kinder- und Jugendtheater“ nominiert und zu den Autorentheatertagen Berlin und dem Festival Radikal Jung eingeladen. Sie arbeitet außerdem am Schauspielhaus Zürich und am Deutschen Theater Berlin.

JUNI 2016 URAUFFÜHRUNG

25.5.2016 URAUFFÜHRUNG

WUNSCHKINDER (ARBEITSTITEL) VON LUTZ HÜBNER UND SARAH NEMITZ KAMMERSPIELE

Bettine und Gerd wissen nicht, was sie bei Marcs Erziehung falsch gemacht haben. Sie  + 

*%_  %## emotional, sind immer auf seine Bedürfnisse eingegangen. Und nun hängt er ein halbes Jahr nach dem Abi weiterhin zu Hause rum, kifft, feiert, schläft und tut nichts. Druck hilft nicht, Diskussionen auch nicht, die Ver%„  #   _+   X   eine Veränderung wahrnehmen. Sie vermuten  „

   damit liegen sie richtig. Nur ist Selma, als sie ihnen nach langem Drängeln endlich vorgestellt wird, so ganz anders, als sie erwartet haben: tough, zielorientiert und aus prekären Verhältnissen. Und sie wollen zusammenziehen. Kann das gutgehen? Doch dann kommt Marc eines Abends völlig verstört nach Hause, Selma ist schwanger, sie haben sich furchtbar verkracht, er ist verzweifelt. Bettine und Gerd beschließen, die Sache in die Hand zu nehmen: Für so etwas hat man schließlich Eltern, jetzt muss man mit der Mutter des Mädchens sprechen und die Sache gemeinsam regeln. Nur sind Selmas Familienverhältnisse wesentlich komplizierter, als Marcs Eltern vermutet hatten, und ihr forsches Eingreifen löst eine Kettenreaktion an Katastrophen aus. Regie: Anselm Weber Dramaturgie: Alexander Leiffheidt → SEITE 74 Lutz Hübner (*1972) hat unter Mitarbeit von Sarah Nemitz (*1964) für das Schauspielhaus Bochum u.a. die Auftragswerke „Richtfest“ (Regie: Anselm Weber) und das Libretto für „Bochum“ (Regie: Barbara Hauck) verfasst. Ihr Erfolgsstück „Frau Müller muss weg“ kam im Januar 2015 in der Verfilmung von Sönke Wortmann in die Kinos.

FOTO: THOMAS AURIN, AUS: HEXENJAGD

C/O BRUNNENPLATZ EINE LOKAL-GLOBALE OPERN-PERFORMANCE VON KAINKOLLEKTIV BRUNNENPLATZ

Rund um den Brunnenplatz im Zentrum der Bochumer Hustadt leben in zwei Gebäudekomplexen Menschen aus über 40 Nationen auf engstem Raum zusammen. Der Brunnenplatz, der sich zu Füßen der Häuser öffnet wie ein antiker Marktplatz, ist Treffpunkt und Versammlungsort der Anwohner: Kinder, Alte, Singles, Familien, Kulturen und Religionen treffen hier aufeinander. Noch immer gilt das Hustadt-Viertel in Bochum als ProblemQuartier. Ursprünglich von den Stadtplanern als „Universitätsrahmenstadt“ für die Studenten und Mitarbeiter der nahegelegenen RuhrUniversität sowie als Wohnviertel für die Angestellten der 2014 geschlossenen Opel-Werke vorgesehen, hat sich mit den Jahren der Ruf der Hustadt als „urbanes Ghetto“ eingebürgert. Doch das Zusammenleben scheint dort besser zu gelingen, als dies an vergleichbaren Orten im Land der Fall ist. Die Bochumer Theater- und Performancegruppe kainkollektiv erklärt den Brunnenplatz in ihrem neuen musiktheatralen Projekt zu einem Modell, an dem die lokalen Bedingungen einer vielfältigen Weltgesellschaft untersucht werden können. Gemeinsam mit den Bewohnern entwerfen sie vor Ort eine Global Opera.

13.9.2015

JUNGES SCHAUSPIELHAUS

DÄUMELINCHEN

NACH HANS CHRISTIAN ANDERSEN FÜR KINDER AB 5 JAHREN THEATER UNTEN Eine Frau wünscht sich sehnlichst ein Kind und bittet eine Hexe um Hilfe. Die gibt ihr ein Samenkorn, aus dem eine wunderschöne Tulpe erwächst und in deren Blüte sich ein [+ _  ‚ { Sie wird fortan Däumelinchen genannt und lebt glücklich bei der Frau, schläft in einer Walnussschale und verzaubert alle mit ihrem wunderschönen Gesang. Doch dann wird sie von einer bösen Kröte entführt, die sie gegen ihren Willen mit ihrem Krötensohn verheiraten will. Hilfsbereite Fische und ein Schmetterling können gerade noch das Unglück abwenden und befreien Däumelinchen. Doch für das winzige Geschöpf ist das erst der Beginn einer abenteuerlichen Reise, in deren Verlauf sie auf Kreaturen trifft, die es nicht immer gut mit ihr meinen. Und so muss Däumelinchen über sich hinauswachsen auf dem Weg zu ihrem persönlichen Glück. Das bekannte Märchen von Hans Christian Andersen ist eine bezaubernde Parabel über eine winzige Heldin mit großen Träumen, die wagemutig, hilfsbereit und voller Hoffnung versucht, in der rauen Welt ihre Erfüllung zu { +#  _@> @% en, auch wenn sie dafür wichtige Entscheidungen treffen muss.

Künstlerische Leitung: kainkollektiv → SEITE 77

Regie: Martina van Boxen Bühne: Michael Habelitz Kostüme: Esther van de Pas Musik: Manuel Loos Dramaturgie: Tobias Diekmann

kainkollektiv, bestehend aus Fabian Lettow und Mirjam Schmuck, arbeiten seit 2004 als Regisseure, Dramaturgen, Theaterwissenschaftler, Autoren, Musiker und Performer und kooperieren mit unterschiedlichen freien Künstlern und Gruppen aus den Bereichen Theater, Musik, Tanz, bildende Kunst und neue Medien. Im Rahmen von DAS DETROIT PROJEKT haben sie „Die Kinder von Opel“ für das Theater Unten entwickelt.

Martina van Boxen (*1960) ist seit 2005 Leiterin des Jungen Schauspielhauses. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet und tourten auf Festivals im In- und Ausland. Zuletzt inszenierte sie „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ von Peter Høeg und die Märchencollage „grimmsklang“. Außerdem arbeitet sie regelmäßig auch mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, u. a. bei dem einzigartigen Bochumer Projekt „Schulen in Bewegung“.

12

→ SEITE 106

3.12.2015

JUNGES SCHAUSPIELHAUS

CO-STARRING VON THEO FRANSZ THEATER UNTEN

Die Pubertät hat eingeschlagen wie eine Bombe. Co wacht auf und alles ist anders. Es wachsen ihm plötzlich Haare an Stellen, an denen nie welche waren, Pickel sprießen wie riesige Mondkrater überall im Gesicht und seine Hormone spielen verrückt. Die Zeit des Kindseins ist plötzlich vorbei und vor ihm breitet sich mit voller Kraft die unbekannte \#      {  #+X wird an der Tür gekreuzigt und Co wirft sich in die Widersprüchlichkeiten seiner Gefühle. Das Chaos ist vorprogrammiert. Und dann ist da ja noch der blaue Engel im Bus – die Liebe seines Lebens. Alles könnte perfekt sein. Doch stattdessen muss Co durch die Hölle gehen. Egal ob Orgasmus, Drogendealer oder unfreiwillige Besuche im Bordell: Co weiß nie, was ihm als nächstes im Grenzbereich zwischen Kindheit und Erwachsenwerden passieren wird. Immer wieder erwischt ihn die unmittelbare Wucht der Gefühle, die sich nur schwer bändigen lässt. „Co-Starring“ des niederländischen Dramatikers Theo Fransz bietet einen gleichermaßen schonungslosen wie humorvollen Blick auf die Welt der Pubertät. Eine Geschichte voll unbändiger Lust, schwitzender Hände und Herzraserei sowie eine Reise ins Innere, bei der Co lernen muss, das Beste aus den Unwägbarkeiten des Lebens zu machen. Regie: Martina van Boxen Bühne & Kostüme: Michael Habelitz Musik: Manuel Loos Dramaturgie: Tobias Diekmann → SEITE 107

13

SPIELZEIT 2015/2016

Weiter im Spielplan Repertoire

BLAUBART – HOFFNUNG DER FRAUEN VON DEA LOHER THEATER UNTEN

Heinrich Blaubart ist Schuhverkäufer und mit der Liebe kaum vertraut. Er ist die perfek$

##_ #| —@ „[*  die Sehnsüchte der Frauenwelt: Julia, Anna, Judith, Tanja, Eva, Christiane und eine blinde Frau verlieben sich in ihn. Doch die ideale $+_$+*+  ‚_   nicht alle Tage. Und so muss Blaubart sich ein um das andere Mal auf radikalste Weise von der imperfekten Liebe trennen, wie es schon Perraults Blaubart von 1697 tat. „Ein gelungener Balance-Akt zwischen schwebend leichtem Surrealismus und Groteske.“ (Theater pur) Regie: Selen Kara

BOCHUM

EIN SINGSPIEL VON LUTZ HÜBNER MIT LIEDERN VON HERBERT GRÖNEMEYER SCHAUSPIELHAUS

BUNBURY

VON OSCAR WILDE KAMMERSPIELE Wer wünscht sich nicht hin und wieder einen Bruder, dem man all seine schlechten Eigenschaften zuschreiben kann? Käme ein schwerkranker Freund als Ausrede für alle Lebenslagen nicht manchmal gelegen? In seiner rasanten Verwechslungskomödie treibt Oscar Wilde das Spiel mit Identitäten auf die Spitze. „The Importance of Being Ernest“ lautet der englische Titel dieses an Sprachwitz einzigartigen Stückes, in dem alle nur eines wollen: im wahrsten Sinne des Wortes e/Ernst sein. Eine verzweifelte und dabei höchst unterhaltsame Suche nach dem wahren Ich. Regie: Jan Neumann

DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK

Nach vielen Jahrzehnten schließt die Kneipe. Die Band baut ab, die Gäste gehen, nur Sandra, Ralf, Peter und Roger, die hier schon 1984 ihr Abitur begossen haben, wollen noch ein Glas trinken. Also spendiert Lotte, die Frau hinter der Theke, eine letzte Runde und stellt dreißig Schnäpse auf den Tresen. Für jedes Jahr einen. Der Alkohol löst die Zungen. Er beschwört Träume, Gespenster und gute Geister der zurückliegenden Jahre herauf. Und wenn Worte nicht mehr reichen, wird gesungen: die schönsten und bekanntesten, aber auch fast  

$ ' + <  { Regie: Barbara Hauck Musikalische Leitung: Torsten Kindermann Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Bochum

Nur wenige Worte genügen Aki Kaurismäki, um diese traurige und berührende Geschichte von Iris, dem Mädchen aus der Streichholzfabrik, zu erzählen. Es ist eine stille Welt, in der sie lebt, menschliche Stimmen hört sie nur abends aus dem Fernsehen. Für eine Nacht erobert sie mit einem roten Kleid den wohlhabenden Aarne, doch als er sie wegstößt, entfernt Iris alle Menschen aus ihrer Welt. „Ein Abend des absoluten Gefühls, der Trauer, Sehnsucht und Rebellion atmet.“ (K.West) Regie: David Bösch

FOTO: DIANA KÜSTER, AUS: GESPENSTER DES KAPITALS

14

NACH DEM FILM VON AKI KAURISMÄKI KAMMERSPIELE

DELIKATESSEN

NACH EINEM FILM VON ANDERS THOMAS JENSEN KAMMERSPIELE –%  ##      Metzgermeister beweisen: Sie eröffnen ihre eigene Fleischerei. Aber die Kunden bleiben aus – bis eines Abends versehentlich ein Elektriker im Kühlraum eingeschlossen und der Erfrorene am nächsten Morgen in Panik fachgerecht verarbeitet wird … „Tiefschwarze, grandios gespielte und abgründig inszenierte Komödie mit unterschwelliger Gesellschaftskritik“ (WDR 5 Scala) in der Regie von Hans Dreher und Oliver Paolo Thomas, den künstlerischen Leitern des Rottstr 5 Theaters. Regie: Hans Dreher, Oliver Paolo Thomas

DER BESUCH DER ALTEN DAME VON FRIEDRICH DÜRRENMATT SCHAUSPIELHAUS

Der Stadt mangelt es an Geld, Glanz und Motivation der Bevölkerung. Da kündigt sich im Besuch einer einstigen Mitbürgerin Abhilfe an: Claire Zachanassian, früher Klara Wäscher, hat es zu unermesslichem Reichtum gebracht. Arm und gedemütigt war sie, als sie vor rund vierzig Jahren die Stadt verließ, schwanger von einem Mann, der sie und das Kind verleugnete. Jetzt hoffen alle auf Klara, aber Klara will Rache. Eine Milliarde bietet sie der Stadt, wenn sie den ehemaligen Geliebten tötet. Regie: Anselm Weber

DRAUSSEN VOR DER TÜR VON WOLFGANG BORCHERT KAMMERSPIELE

DER KONTRABASS VON PATRICK SÜSKIND THEATER UNTEN

Der furiose Monolog eines Kontrabassisten von Patrick Süskind: Allein in seinem Musik%   „   #   Orchesterbeamter über sich, seine Arbeit, die Liebe – und vor allem über sein Leben mit dem größten aller Streichinstrumente. „Wie Roland Riebeling, dieser Vollblut-Mime, bis in die Fingerspitzen jeden Moment präsent ist, [...] ist große Kunst.“ (WAZ) Einrichtung: Christina Pfrötschner

DIE NIBELUNGEN VON FRIEDRICH HEBBEL SCHAUSPIELHAUS

Im Zentrum des Abends steht das mittelhochdeutsche Nibelungenlied, nach dem Friedrich Hebbel 1862 seine Trilogie geschrieben hat. Der alte Sagenstoff um den Drachentöter   #  " „@ ?$ be, Betrug, Verrat und Mord. Am Ende reißt ein fanatischer Amok alle in den Untergang. „Fünfeinhalb Stunden Theater – intensiv, voller starker Bilder und keine Minute zu lang.“ (Ruhr Nachrichten) Regie: Roger Vontobel

Der junge Autor Wolfgang Borchert hinterließ 1947 ein Stück, das die beklemmende Stille der Nachkriegsjahre zerriss. Emotional und mit großer Kraft erzählt es bis heute von dem „Kreis des Krieges“, aus dem keiner mehr % *@ { ‚  X* +#+_ die ihre Seele im Krieg verloren. „Die Staubund Pathos-Schicht auf Wolfgang Borcherts einzigem Drama hat David Bösch souverän entfernt.“ (Theater heute) Regie: David Bösch

DREI MÄNNER IM SCHNEE VON ERICH KÄSTNER SCHAUSPIELHAUS

Im Grandhotel Bruckbeuren entspinnt sich eine heitere Verwechslungskomödie: Man munkelt, Dr. Hagedorn sei ein Millionär inkognito, der den armen Mann nur spiele. Dabei ist er tatsächlich ein arbeitsloser Werbefachmann. Ganz anders verhält es sich mit Geheimrat Tobler – unter falschem Namen reisend, ist er der verkappte Millionär, der vorgibt, ein armer Mann zu sein. Sein Diener Johann wiederum muss den Millionär mimen. „Ein schier überwältigendes Gesamtkunstwerk im Stil einer schwungvollen amerikanischen Screwball-Komödie der Nachkriegszeit.“ (Herner Sonntagsnachrichten) Regie?    

15

EIN MANN WILL NACH OBEN NACH DEM ROMAN VON HANS FALLADA SCHAUSPIELHAUS

Er will Berlin erobern! Nicht mehr und nicht weniger nimmt sich der 16-jährige Karl Siebrecht vor, als er aus seinem Heimatstädtchen aufbricht in die Hauptstadt. Falladas große und berührende Erzählung, inszeniert von Anselm Weber, umspannt viele Jahre deutscher Geschichte: Sie beginnt 1909 in den ärmlichen Hinterhöfen des Berliner Wedding und reicht bis in eine Grunewaldvilla 1931. „Man sieht vorzügliche Schauspieler, allen voran Felix Rech, der dem Karl all die Grauwerte von Ehrgeiz, Mut, Unzuverlässigkeit mitgibt.“ (Westfälischer Anzeiger) Regie: Anselm Weber Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Bochum

EINSAME MENSCHEN

VON GERHART HAUPTMANN SCHAUSPIELHAUS Johannes Vockerat sehnt sich nach geistiger Tätigkeit, nach einer unabhängigen Schriftstellerexistenz, nach einem freien Leben. Als die junge Anna Mahr das Feld betritt, scheint sie all das zu verkörpern. Seine Frau Käthe, die Mutter seines Kindes, bleibt dabei auf der Strecke. Mit dem frühen Stück Hauptmanns erkundet Roger Vontobel, wieviel Bindung und wieviel Freiheit die Konstruktion Familie braucht. „Indem er die Figuren in der Spannung von Verantwortung und Selbstverwirklichung, Pflicht und Egoismus konturiert, bestätigt Vontobel ‚Einsame Menschen‘ als  % `#+ > \denbrück in Nordrhein-Westfalen. Alle Großen der Branche produzieren dort – jährlich fast 5 Millionen Tonnen Schwei_„  + %>  reich gemacht. Die Betriebe werden wie Gefängnisse überwacht: Kameras, Stacheldraht, Wachpersonal. In vielen dieser Betriebe kommen die Schlachter und Zerteiler als Gastarbeiter aus Ländern im Südosten der EU. Beschäftigt werden sie von Subunternehmern der Schlachtereien, angeworben wurden sie in Bulgarien, Ungarn oder Rumänien. Diese Arbeiter werden nicht nach deutschem Arbeitsrecht beschäftigt, sondern haben Verträge, die dem Arbeitsrecht ihrer Heimatländer entsprechen. Und es kommt vor, dass nicht einmal diese niedrigen rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt werden. Die Stundenlöhne liegen weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn, die Arbeitstage werden deutlich über die in Deutschland zulässige Dauer ausgedehnt, Überstunden nicht bezahlt. Pausen werden den Arbeitern verwehrt, Urlaubs- und Krankengelder gibt es nicht. Und für die Unterkünfte werden horrende Gebühren direkt vom Lohn abgezogen. Ende 2014 hat auch das Wirtschaftsressort der ZEIT in einer ganzen Serie die Schattenseiten der Fleischindustrie beleuchtet. Darin wird unter anderem dargelegt, dass diese Formen der Leiharbeit arbeitsrechtlich in vielen Fällen sogar legal sind. Möglich ist das alles durch eine Gesetzeslücke im EU-Recht,

das seit einigen Jahren Bürgern der Union ein Freizügigkeitsrecht einräumt. EU-Bürger können ihren Arbeitsplatz in der gesamten EU frei wählen. Zwar hat die deutsche Regierung in Brüssel seinerzeit eine Klausel durchgesetzt, die es den Bürgern aus den östlichen Beitrittsländern untersagt, in den ersten sieben Jahren nach dem Beitritt ihres Landes in die EU von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen – Ziel dieser Klausel war es, den Zustrom von Billigarbeitern möglichst zu unterbinden. Doch die Dienstleistungsfreiheit ist in dieser Einschränkung nicht berücksichtigt worden. So können Dienstleister aus anderen EU-Ländern weiterhin auch in Deutschland ihre Leistungen zu den arbeitsrechtlichen Bedingungen ihrer Heimatländer anbieten. Ganz legal.      ƒ£¤¥ ##  @      @ _ Lohndumping und moderner Sklaverei entstanden“, erklärt der Oldenburger Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-GenussGaststätten Matthias Brümmer in der ZEIT vom 15. Dezember 2014. Wer gegen die Arbeitsbedingungen aufbegehrt, wird von den oft skrupellosen Vorarbeitern der Subunternehmen schikaniert oder einfach direkt entlassen. Und so fordert der Drang der Endverbraucher nach immer mehr billigem Fleisch seinen Preis: Massentierhaltung unter teilweise erbärmlichen Bedingungen für die Tiere, Hochtechnologie in den Fleischfabriken und Menschenhandel mit unwürdigsten Arbeitsbedingungen für die Leiharbeiter. Experten beschreiben letztere mit deutlichen Worten: „Zwangsarbeit“ und „Sklaverei“. Die deutschen Schlachtunternehmen wollen von all dem nichts wissen und verweisen auf die Verantwortlichkeit ihrer ausländischen Vertragspartner. „Der Umfang illegaler Tätigkeiten und deren Selbstverständlichkeit sind erschreckend. Das Gewerbe scheint von diesen Straftaten durchdrungen zu sein“, erklärte Richterin Brigitte Koppenhöfer der 14. Großen Strafkammer des Düsseldorfer Landgerichts, nachdem sie im Jahr 2010 acht Angeklagte zu Strafen von bis zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt hatte. Die Verurteilten hatten eintausend rumänische Leiharbeiter gegenüber den Finanzämtern als Selbstständige mit Werkverträgen gemeldet und in verschiedenen Schlachthöfen arbeiten lassen. Allein der Hauptangeklagte wurde wegen 107-facher Steuerhinterziehung verurteilt. Er und seine Komplizen hatten die Finanzämter um 15 Millionen Euro geprellt und den Arbeitern zum Teil keinen Lohn gezahlt.

CHRISTOPH NUSSBAUMEDER HAT EIN STÜCK ÜBER OSTEUROPÄISCHE ARBEITER IN EINEM DEUTSCHEN SCHLACHTBETRIEB GESCHRIEBEN. „DAS FLEISCHWERK“ KOMMT AM 12. SEPTEMBER 2015 IN DER REGIE VON ROBERT SCHUSTER IN DEN KAMMERSPIELEN ZUR URAUFFÜHRUNG. 49

TEXT: ANDREAS WILINK, FOTO: EVA BAALES

Abstand wahren im Zwischenraum Annäherung an Jana Schulz sich hoffentlich das, was sie als Schauspielerin faszinierend  ?ƒ„ +#[‰_'

 @ "   Zusammenhang schreibt. Ungeschminkt, dünnhäutig, das glatte rötlich-blonde, etwas zerzauselte Haar kurz geschnitten. Sie wird 38 Jahre alt    †ˆ{ {^_     klingt zu ätherisch, lieblich und zartbesaitet. Bei ihr ist es eher ein Kampfbegriff. Alles liegt unter hellem Licht offen zu Tage, ist aber unergründlich. Viola & Sebastian, die Zwillinge in Shakespeares Komödie, sind bei ihr eine Person. Eine Traumbesetzung. Kein Trick von Maske und Kostüm. Jana Schulz hat den Major von Tellheim und den Blutkönig Macbeth gespielt (beide für Karin Henkel). Männer, kaputt   ?  #%#_

#%| ‚` %     $ % X   +_%  _ nisch angstbesetzte Killer aus Schottland. Und dazu Frauen wie Kleists Penthesilea und Käthchen, Desdemona und Hedda Gabler. Figuren „eines inneren Gespalten-Seins“, wie sie sagt. Das trifft auch zu für Hebbels schlimme Kriemhild in den „Nibelungen“, von Roger Vontobel in Bochum inszeniert. Als Burgundin schlägt sie emotional schmerzend auf; die Übrigen wenden sich ab mit Grausen. Der Fluch ist gleich zu Anfang gesprochen, die Schicksalslinie gezogen: der gemordete Siegfried, der geraubte Hort, der Verrat der Brüder an der zur Witwe gemachten Schwester. Sie ist in der Asche und wäscht

    +{– #  @ _X %@" X @  #_#[

   > „ # {\  bei Jana Schulz: Fremdkörper in einer geordneten Welt, die bei Hebbel in die Katastrophe des Weltenbrandes mündet. Peter Pan könnte sie spielen (aber auch Hook, eine etwas  #X@ ##_##  \’{ƒ+  mich viel natürlicher als Mann“, sagt Jana Schulz. „Wenn ich eine Frau spiele, fühlt es sich künstlich an; da habe ich Widerstände.“ So ging es ihr in Vontobels Bochumer Rosenkrieg um „Richard III.“ – mit ihr als Königin Margaret. Sie saß in der Garderobe vor dem Spiegel, wurde geschminkt und dachte: „Es ist ein Schönheits-Schein. Es hat mir gefallen – und gleichzeitig habe ich dieses Gefallen verurteilt.“ Der Gefallsucht ganz unverdächtig ist Käthe Vockerat in Gerhart Hauptmanns „Einsame Menschen“. Thomas Mann spricht mit Blick auf Hauptmann von „Elementen pietistischer Seelenkultur und christlichem Leidenskultus, sich verbindend mit bukolischer Bejahung des Lebens“. Vontobel inszeniert in „Einsame Menschen“ mit höherem Ertrag das Familienund Ehedrama gegenüber dem Ideen-Drama. Die Einsamste ist Käthe, gespielt von Jana Schulz, deren gelenkige Amazonenhaftigkeit sich eindrücklich der Figur beugt. „Leere“ war es, die Jana Schulz zunächst spürte bei der Beschäftigung mit

Den Bochumer Hausregisseur Roger Vontobel verbindet seit Beginn seiner Karriere eine enge Arbeitsbeziehung mit der Schauspielerin Jana Schulz. Sie spielte bereits in vielen seiner Inszenierungen als Gast am Schauspielhaus Bochum und wurde 2014 für ihre Leistung mit dem Bochumer Theaterpreis ausgezeichnet. Ein Porträt von Andreas Wilink. Sie macht sich nicht bange vor Wind und Wetter, mag den Regen, das Stürmische, Ungemütliche. Nur nichts Laues. Jana Schulz ist nicht weichgespült. Vielmehr hart im Nehmen. Eine Windsbraut weiß, dass die Elemente von Natur aus nicht freundlich und maßvoll sind, sondern schroff und gleichgültig. Der Ausnahmezustand hat bei ihr vermutlich ohnedies als Normalzustand zu gelten. Was daran produktiv ist und was destruktiv, lässt sich nicht leicht auseinanderrechnen. Jana Schulz ist streng mit sich. Unerbittlich. Auf der Bühne reißt einen das hin. Die Vokabeln ähneln sich, mit denen man sie – in Hamburg, München, Bochum – belegt: unbedingt, schonungslos, absolut, wahrhaftig. Erfolg könne sie schlecht annehmen, „auch aus Angst, eitel zu werden“. Indes, das schönste Kompliment sei für sie, dass die Menschen berührt würden, „ohne dass ich darauf ziele“. Das ist nur zu erreichen, wenn sie selbst eine Berührte ist in ihrer Unbedingtheit als Künstlerin. Kontrollierter Kontroll-Verlust. „Das Gefühl, nicht zu passen, das Gefühl, in mir gefangen zu sein“, treibt sie an und um. Dass da ein „Fehler“ sei. Ihr Bestreben wäre, sagt sie, „den Körper anzugleichen“. Ohne das Geschlecht zu wechseln. Der Wunsch, nicht nach Klischee beurteilt zu werden. Nicht Mann werden zu müssen, aber die Vorstellung von Frau-Sein anders zu gestalten. Eine heroische,  % ] +{Y +ƒ– " # Unsicherheit“. Bei Montaigne heißt es: „Es gibt so viel Abstand von uns zu uns selbst wie von uns zu anderen.“ „Die Differenz“ sei ihr früh bewusst gewesen, dass „der Körper anders beschaffen“ sei, sie sich nicht wohl fühle in den Standard-Requisiten des Weiblichen, Kleidchen, Pumps. Man kann ahnen, was die Ich-Krise bedeutete für das Mädchen aus Bielefeld, Tochter einer Ärztin und eines Tischlers und Heilpädagogen. Und dann gab es noch einen Meister, bei dem sie asiatisches Kampftraining lernt – die koreanische Methode aus Tae (Fuß), Kwon (Faust), Do (Geist): Taekwondo. Aber das ist vorbei. Härtetest Sport. Dabei kann gerade ihrer athletischen |   @ $ +# |    + {] verquere Weise sei es für sie wichtig gewesen, den Körper zu verausgaben. „Sich zu wappnen“, fast zwanghaft: „So funktioniere ich leider. Meine Seele hat sich ein Ventil gesucht.“ Aber | +#+   @{\‚ —%{•

* 

51

dieser Ehefrau und Mutter – eine neutrale Haltung: „Da war nichts. Keine Idee für diese Käthe.“ Diese Leere auszuhalten, also: sich auszuhalten, ist ein Programm, an dem Jana Schulz  ‚  #+ * +{#+  „~ +  allerdings weiß Gott nicht den Zweck der Selbstoptimierung. Eine unentwegte Suchbewegung. Fortwährender Zweifel und Misstrauen gegenüber dem eigenen Ich- und Echo-Raum. „Der Mensch erforscht eher den Kosmos, als seine Innenwelt.“ Doch selbst wenn sie glaube zu wissen, was gut für sie sei, würde sie ihre Intuition in Zweifel ziehen. Zurück zu Käthe Vockerat, eingekleidet in eine vor-emanzipatorische Weiblichkeit, deren Ausstieg aus der vorgefassten Rolle eher implodierend als explosiv erfolgt. In strenger Kleider-Kutte, ein nicht mehr junges Mädchen in Uniform mit blondem Pferdeschwanz, eine bürgerlich verheiratete Nonne – lässt sie alle anderen, Männer und Frauen, Hausfreund Braun (Felix Rech), Ehemann Johannes (Paul Herwig) und Anna Mahr (Therese Dörr) fern hinter sich. Eine Unterlegene, Duldende, Demütige, Ruhe Verströmende, die stille Würde und Reife hat. Entbehrung und Verzicht seien aber nicht nur, so sieht es Jana Schulz und so sieht man es in ihrem Spiel, Ausweis von Schwäche, sondern umgekehrt Ausdruck von Stärke: „Sie nimmt das an“, nicht passiv, sondern aktiv. In einer Szene sei ihr, sagt Jana Schulz, klar geworden: „Käthe ist jemand, die so sehr liebt, dass sie dem Geliebten freudig Glück wünschen kann – mit einer anderen Frau.“ Alle hätten zu Anfang der Proben für „Einsame Menschen“ das Gefühl gehabt, erinnert sich Jana Schulz, zu wenig zu machen, zu klein zu spielen, was auch der nackte, leere, auf zwei gegenüber liegenden Seiten von Zuschauern umgebende Raum hervorgerufen habe. „Aber wenn man mehr machte, stimmte es nicht mehr.“

PROTOTYP FÜR EIN ANDERES GESCHLECHT In der Spielzeit 2015/2016 wird Hauptmanns „Rose Bernd“ folgen: Rose Bernd, die „in eine Situation hineingedrängt wird, die ihr die Luft abschnürt“, wie Jana Schulz sagt. Rose Bernd, dem einen Mann hingegeben, einem anderen versprochen, von einem dritten bedrängt, vom vierten – dem ehrversessenen Vater – in das schlimmste aller Verbrechen getrieben: den Kindsmord. Vielleicht würde man Rose besser einen „Reif# ‰_  +# X #[   Schwelle zum Frausein bezeichnet, hinter der ein Vater keine Gewalt mehr über sie hat. Aber diese geistige Befreiung erlangt Rose nicht. So wenig wie Hedda Gabler in der Sicht Vontobels und in der Gestaltung durch Jana Schulz. Vermutlich wird Jana Schulz die tragische HauptmannHeldin wiederum nicht in der Vitrine für angejahrte Preziosen mit Knacks belassen, sondern ans Licht holen, unserem Tag ausliefern. Eine bürgerliche Passion. Eine Frau, die passend gemacht werden soll. Aber die wehrt sich: Rebellio carnis. Immerwährende Rolle für Jana Schulz.

Das Theater hat Jana Schulz gerettet. „Spielen hilft. Dinge durchzuspielen, auch in der Überlegung, die durch die Zuschauer erfolgt. Die Bühne als Geviert ist geschützt. In ihm hat alles seine Zeit. Unter diesem Schutz kann ich total über Grenzen gehen.“ Die Realität kennt Regeln nicht. Eine Beziehung folgt keinem Muster. „Zur Bereitschaft für das Du braucht es lange.“ Jana Schulz neigt zu „Distanz“, braucht ihren „Rückzugsort“. „Die Sehnsucht“, ein Leben neben dem Theater zu haben, ist ihr mittlerweile schon mehr als einen Gedanken wert. Ins Offene zu gehen, ist ein Trip, ein Glück, ein Kampf um Identität. Kann auch eine Last sein. Und sich gegen einen selbst richten. Zum „Selbsthass“ werden. Das schlimme Wort fällt. Zunächst bezogen auf eine Rolle, Ibsens „Hedda Gabler“ in ihrer sich selbst kaum bewussten Zerstörungslust, manipulativen Energie und Abhängigkeit von der Bedeutung, die sie für andere haben zu müssen glaubt. Ein befremdlicher Mensch. Fremd sich selbst. Schöne Fremde. Auf der Bochumer Bühne sah das so aus: Jana Schulz, wie ein Rockstar nach unausgeschlafener Nacht im schwarzen ]% @# + ##_„[%    te, um dann vandalisch den Kunststoff von der SperrholzKabine herunterzureißen. Später wird sie als Feuer und Flamme Eilert Lövborgs Manuskript (sein Kind) verbrennen und

% '  # + + #  der Häuslichkeit. Im Wüten gegen sich selbst und beim Bohren in sich hinein kann Schulz groß sein und wie eine offene >  @# ?#  _#[

 _# %{]+     #+  gerichtete Destruktionskraft wird delegiert an das clownesk    ƒ + + –@ Ankleiderinnen Oumlaid Strenger, Silvia Stemmer Schuhmacher Ralf Oberste-Beulmann Putzmacherin Andrea Räckers Fundusverwalter Guido Hußmann

Schlosserei

Personalabteilung

Leitung Olaf Schug Schlosser Michael Bitzkowski, Jörg Borrmann, Michael Holle, Thomas Marx, Joachim Stroka

Leitung Elke Günthner Mitarbeit Petra Halfmeier, Sabine Sallamon, Dirk Welschehold, Linda Wuttke

Maske Leitung Georg Herzog Stellvertretende Leitung Ursula Schürer/Heike Götzmann Maskenbildner Tanja Bade, Christian Bernecker, Katharina Bondzin, Parwin Fakir, Birte Greiwe, Monika Jankowski, Stefanie Lingener, Barbara Lork, Astrid Schenkel

Werkstätten

Schreinerei Leitung Jürgen Brucks Schreiner Vitalij Grauberger, Andreas Rauth, Britta Sabanovic, Ursula Schemme, Oliver Sievers

Malersaal Leitung Gudrun Schönbeck-Wach Theatermaler Markus Loer, Anja Mauruschat Theatermalerin/Kascheurin Lioba Gornig Maler Jörg Palmberg

Theaterkasse/Einlass/ Garderobe Leitung Oliver Blum Stellvertretende Leitung Susanne Wuttke Kasse und Abo-Büro Christina Brand, Ellen Heiermann, X —  #%@_'@>*# _ Ursula Steingaß, Tülin Ucur Einlass/Garderobe Vorarbeiterinnen: Regina Koch, Birgit Uschkurat; Ute Grutsch, Rita Held, Christiane Kunick, Heide Lobschat

Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz Alexandra Kaiser, Ulrike Klimach

IT / Telekommunikation  # #%@_#  "

Hausdienst / Betriebstechnik Manfred Bartnick, Oliver Bußmann, Udo Hermes, Patrick Steinkamp, Helge Werthschütz

Pforte Carola Gurok, Cornelia Kiszka, Wolfgang Kroner, Cornelia Skusa Nachtpförtner Bernhardt Jeloneck, Wolfgang Welt

Rechnungswesen / Controlling

Gastronomie

Leitung Ute Hellwig Mitarbeit Sabine Blome, Iris Buttgereit, Detlev Massmann

Team des Matthias-ClaudiusSozialwerkes (Leitung: Bartholomäus Garbas, Sandra Schemberg) Kantine Rosel Bönnemann

Hausverwaltung

Personalrat

Linda Timmermann

Vorsitzender  ["

Sekretariat Saskia Sawatzki

Marketing / Öffentlichkeitsarbeit Ines Angermann, Janna Balke Mitarbeit Ute Krappmann + Stefanie Weber

Polsterei

Fundraising / Sponsoring

Verena di Battista, Julia Wagner

Karin Bünten

142

Gleichstellungsbeauftragte Beatrix Feldmann

Schwerbehindertenvertretung N.N.

Impressum

Herausgeber Schauspielhaus Bochum AöR

Design Scheer Werbeagentur, www.scheer.tv

Intendant Anselm Weber

Creative Director Stefan Scheer

Kaufmännischer Direktor Dr. Matthias Nowicki

Art Director Michel Becker

Redaktion Olaf Kröck und Janna Balke (verantwortlich); Tobias Diekmann, Monika Gies-Hasmann, Christine Hoenmanns, Annelie Mattheis, Franziska Rieckhoff, Kekke Schmidt, Justus von Verschuer

; "  Merlin Digital GmbH, Essen

Redaktionsadresse Schauspielhaus Bochum AöR Dramaturgie und Marketing Königsallee 15 44789 Bochum E-Mail: [email protected]

Ausgabe 6

Anzeigen Janna Balke Tel.: 0234 / 33 33 54 35 E-Mail: [email protected]

Redaktionsschluss 27. März 2015

Druck Druckerei und Verlag Peter Pomp GmbH, Bottrop

!=== Erscheinungstermin 7. Mai 2015

Änderungen vorbehalten

Das Schauspielhaus Bochum ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Bochum.

143

Kontakt

Schauspielhaus Bochum Anstalt des öffentlichen Rechts Königsallee 15 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 - 0 (Zentrale) E-Mail: [email protected] Theaterkasse 

   "#  Königsallee 15 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 55 55 Fax: 0234 / 33 33 55 12 E-Mail: [email protected] Abo-Büro Saladin-Schmitt-Straße 1 44789 Bochum Tel.: 0234 / 33 33 55 -40 oder -49 Fax: 0234 / 32 55 957 E-Mail: [email protected] Intendanz Anselm Weber Persönliche Referentin: Christina Schabert Tel.: 0234 / 33 33 55 20 Fax: 0234 / 33 33 55 19 E-Mail: [email protected] Kaufmännische Direktion Dr. Matthias Nowicki Sekretariat: Christiane Koscholleck Tel.: 0234 / 33 33 55 34 Fax: 0234 / 33 33 55 26 E-Mail: [email protected]

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Christine Hoenmanns Tel.: 0234 / 33 33 55 23 Fax: 0234 / 33 33 54 37 E-Mail: [email protected] Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Ines Angermann, Janna Balke Tel.: 0234 / 33 33 -53 11 oder -54 35 E-Mail: [email protected], [email protected] Fundraising und Sponsoring Karin Bünten Tel.: 0234 / 33 33 53 48 E-Mail: [email protected] Dramaturgie Geschäftsführender Dramaturg: Olaf Kröck Assistenz: Miriam Wendschoff Tel.: 0234 / 33 33 54 36 Fax: 0234 / 33 33 55 19 E-Mail: [email protected] Junges Schauspielhaus Leitung: Martina van Boxen Theaterpädagogik: Franziska Rieckhoff Tel.: 0234 / 33 33 54 28 Fax: 0234 / 33 33 54 24 E-Mail: [email protected] Gastronomie Matthias-Claudius-Sozialwerk Bochum e.V. Leitung: Bartholomäus Garbas, Sandra Schemberg Tel.: 0234 / 33 33 54 44 E-Mail: [email protected]

www.schauspielhausbochum.de

144

VON HERZEN UND VON HIER.

View more...

Comments

Copyright © 2020 DOCSPIKE Inc.